Zeitleiste
Geschichte der Behindertenbewegung - Selbstbestimmt Leben Bewegung
in Österreich von 1945 - 2008
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Jahr | Ereignisse |
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1920er | |
1924-26 | Gründung des "Selbsthilfebund der Körperbehinderten Österreichs" Beschreibung
1924 gründet sich der Selbsthilfebund der Körperbehinderten Österreichs. (Der Krüppel, 9/10 1930, S. 1) Durch die ungeplante Aufnahme von Betriebsinvaliden bzw. Unfallrentnern und ihren Einfluss auf die Ausrichtung des Selbsthilfebundes, gerieten die Interessen der sog. Geburts- und Krankheitskrüppel allmählich ins Abseits. Es wurde eine Trennung vollzogen und es gründete sich 1926 die Erste österreichische Krüppelarbeitsgemeinschaft (ebd.), die nach eigenen Schätzungen ca. 60.000 Personen vertrat.
Dokumente/Quellen
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1927 | Gründung der Zeitschrift "Der Krüppel" (1927 bis 1938) Beschreibung Dokumente/Quellen
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1927 |
Eröffnung der Werkstätten der "ersten österr. Krüppelarbeitsgemeinschaft " in Wien und St. Pölten Schaffung von 30 Arbeitsplätzen (Der Krüppel, Nr. 11/1927, Seite 82-84)
Dokumente/Quellen
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1928 |
Konferenz für Krüppelfürsorge Konferenz für Krüppelfürsorge, veranstaltet von der „Ethischen Gemeinde“ in Wien am 18. und 19. Februar 1928, unter Teilnahme von Vertretern der deutschen und österreichischen „Krüppelarbeitsgemeinschaften, Politikern und leitenden Beamten. Die Konferenz hat die Aufgabe, die Oeffentlichkeit und die in Betracht kommenden Behörden auf die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer planmäßigen produktiven Krüppelfürsorge hinzuweisen und das öffentliche Gewissen aufzurütteln.“ (Der Krüppel, Nr. 1 1928, S. 18)
Dokumente/Quellen
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1928 |
Mitgliederversammlung der Krüppelarbeitsgemeinschaft verabschiedet Resolution Im Rahmen der Konferenz für Krüppelfürsorge wird in einer Mitgliederversammlung der Krüppelarbeitsgemeinschaft eine Resolution mit Forderungen verabschiedet und an politische EntscheidungsträgerInnen versandt. Eine Analyse der Antworten und die Antworten werden veröffentlicht (Der Krüppel, Nr. 5 1928, Seit 67-70)
Dokumente/Quellen
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1928 |
Versammlung der Krüppelarbeitsgemeinschaft Versammlung der Krüppelarbeitsgemeinschaft, um „die früheren Mitglieder des Zentralverbandes der Zivilinvaliden, soweit sie Krüppel durch Krankheit oder Geburt sind, für die Arbeitsgemeinschaft als Mitglieder zu gewinnen.“ (Arbeiterzeitung, 30.9.1928, S.10). Die Versammlung fordert ein Krüppelfürsorgegesetz und Arbeit, und verabschiedet einen Protest gegen die Bundesregierung, die über den Versuch einer Schwächung der Sozialdemokratie „neue Krüppel zu schaffen“ will. (ebd.)
Dokumente/Quellen
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1928 |
Werbe-Aufruf zur Gründung einer Ortsgruppe Salzburg Werbe-Aufruf zur Gründung einer Ortsgruppe Salzburg der „Ersten österr. Krüppelarbeitsgemeinschaft".
Dokumente/Quellen
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1930er | |
1931 |
Grundsatzrede im Nationalrat Am 10. Dezember 1931 hält der sozialdemokratische Abgeordnete Hans Jiricek im österr. Nationalrat eine Grundsatzrede „über das Krüppelproblem“. Er präsentiert die Forderungen der „österr. Krüppelarbeitsgemeinschaft“ und fordert: „Es soll ein Bundesgesetz geschaffen werden, das die Mindestbestimmungen über die Leistungen der Krüppelfürsorge enthält und den Krüppeln einen rechtlichen Anspruch auf diese Leistungen gewährt".
Dokumente/Quellen
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1931 |
Gründung des oberösterreichischen „Landesverein der Körpergeschädigten durch Geburt, Krankheit oder Unfall“ Gründung des oberösterreichischen „Landesverein der Körpergeschädigten durch Geburt, Krankheit oder Unfall“. Er grenzt sich von der österr. Krüppelarbeitsgemeinschaft ab: „Der Verein verlangt weniger Hilfe von Seiten des Staates, die ja …. in den heutigen Zeitläufen kaum in einem Ausmaße zu erreichen sein dürfte, durch das eine ausgiebige Sicherung der Krüppelhilfe gewährleistet würde, sondern will, dass sich die Krüppel auf sich selbst besinnen und den Weg der Selbsthilfe beschreiten“. (Tagespost, 16.9.1931, Seite 13)
Dokumente/Quellen
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1932 |
Versammlung der Ortsgruppe Hainburg Versammlung der Ortsgruppe Hainburg der „Ersten österreichischen Krüppelarbeitsgemeinschaft“ mit politischer Positionierung: „…. doch endlich den Krüppeln Gerechtigkeit angedeihen zu lassen, durch Schaffung eines geeigneten Krüppelgesetzes. Noch steht es nicht fest, ob der rechte Flügel des Nationalrates dazu zu bewegen sein wird oder sich gar der Meinung der Vorarlberger Machthaber anschließen werden, die erklärten, in ihrem Lande gäbe es gar keine Krüppel!"
Dokumente/Quellen
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1936 |
Kardinal Innitzer spricht bei der Weihnachtsfeier der Krüppelarbeitsgemeinschaft Bei der Weihnachtsfeier der Krüppelarbeitsgemeinschaft spricht Kardinal Innitzer: „Mit tiefem Verständnis schilderte Se. Eminenz die durch die Körperbehinderung bedingten Mängel, sprach anerkennende Worte über die Tätigkeit der Vereinigung, erwähnte die segensreiche Tätigkeit des Hofrates Prof. Spitzy als Arzt und Mensch im Dienste der Krüppel und sprach innige Worte des Trostes und hob hervor, nicht das Äußerliche bestimme den Wert eines Menschen, sondern vielmehr die Reinheit der Seele, die Seelengröße eines Menschen sei bestimmend für dessen Wert.“ (Der Krüppel Nr.1/2 1937, Seite4)
Dokumente/Quellen
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1937-38 |
Erfolglose Verhandlungen der Krüppelarbeitsgemeinschaft Die Krüppelarbeitsgemeinschaft versucht erfolglos mit reduzierten politischen Forderungen mit der „Vaterländischen Front“ und Kardinal Innitzer zu verhandeln.
Dokumente/Quellen
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1938 |
Die Krüppelarbeitsgemeinschaft begrüßt den Anschluss an Deutschland In einem „Bekenntnis“ begrüßt die Krüppelarbeitsgemeinschaft den Anschluss an Deutschland und fordert dazu auf, bei der Volksabstimmung am 10. April mit „Ja“ zu stimmen.
Dokumente/Quellen
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1940er-60er | |
1946 |
Der Nationalrat beschließt das Invalideneinstellungsgesetz (Behinderteneinstellungsgesetz 1970) Beschreibung Dokumente/Quellen
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1946 | Kurzfristige Wiederaufnahme der Tätigkeit des Vereines "Erste österreichische Krüppelarbeitsgemeinschaft (Vereinigung der Körperbehinderten Österreichs)"
Beschreibung
Kurzfristige Wiederaufnahme der Tätigkeit des Vereines "Erste österreichische Krüppelarbeitsgemeinschaft (Vereinigung der Körperbehinderten Österreichs)".
Dokumente/Quellen
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1946 | Gründung des Österreichischen Blindenverbands (ÖBV)
Beschreibung
„Gegründet wurde der Verein als "Österreichischer Blindenverband" (ÖBV) mit seinen Landesgruppen am 9. März 1946. Blindenselbsthilfe ist in Österreich jedoch schon seit 1804 ein Thema. Damals begann Johann Wilhelm Klein blinde Menschen regelmäßig zu unterrichten. Inzwischen hat sich die Situation von Betroffenen zwar verbessert, der ÖBSV muss aber auch im 21. Jahrhundert gegen zahlreiche Diskriminierungen ankämpfen.“
Dokumente/Quellen
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1948 |
Anfänge der Selbsthilfe behinderter Personen nach dem 2. Weltkrieg unabhängig von den Organisationen der Kriegsopfer „Der emigrierte Wiener jüdischer Herkunft Ernst Kohn kam 1948 aus dem chinesischem Exil zurück und gründete nach chinesischem Muster mit einigen Freunden, u.a. Ing. Johann Polkorab, den (Wiener) ‚Krüppelverband‘, um Leidensgenossen an Vereinsabenden zu einer warmen Mahlzeit zu verhelfen bzw. Zukunftsperspektiven für sie zu finden.“ (Siegl 1999, 67) Es wird von dieser Gruppe eine Werkstätte gegründet (für Berufskleidung, Schuhwerkstatt und Korbflechterei) nach dem Vorbild der Selbsthilfe-Werkstätten in den 20er/30er-Jahren in Österreich gegründet (vgl. „der Krüppel“), die aber bald an Misswirtschaft scheitert.
1949 Gründung des "Zentralverbands der Zivilinvaliden Österreichs", der sich mit dem Krüppelverband Wien vereinigt.
1948 Gründung des Krüppelverbandes Linz, der in den 1950er-Jahren zum "Österreichischen Körperbehindertenverband wurde. Einrichtung einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (Schneiderei), die aber bald wieder schloss. 1963 Gründung des "Invalidenhofes Schlüßlberg", einer Arbeits- und Ausbildungsstätte für "Teilarbeitsfähige".
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1949 |
Verband der Gehörlosen und Taubstummen in Österreich „Der Verein wurde 1913 auf dem 11. Taubstummentag in Graz als Reichsverband der Taubstummenvereine Österreichs gegründet. 1928 erfolgte die Umbenennung in Verband der Taubstummen und Gehörlosen Österreichs. Von 1949 bis 1965 trug er den Namen Verband der Gehörlosen und Taubstummen in Österreich, danach bis 1985 Bund der Landesverbände der Gehörlosenvereine in Österreich und erhielt dann seinen heutigen Namen Österreichischer Gehörlosenbund.“
Dokumente/Quellen
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1949 | Das Kriegsopferversorgungsgesetz wird im Nationalrat beschlossen. Beschreibung Dokumente/Quellen
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1950er-Jahre | Beginn der Entwicklung einer Lobby von behinderten Menschen Beschreibung 1955 erste Demonstration in Wien für Arbeit und Gleichstellung mit Losungen wie "Gebt uns Arbeit statt Almosen" und "Wir fordern Gleichstellung mit Kriegsinvaliden".
Dokumente/Quellen
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1960er-Jahre | Junge Behinderte gründen Vereine Beschreibung "Im Gegensatz zu den westlichen Bundesländern war die Funktionärsriege im Wiener ÖZIV bald überaltet, junge behinderte Mitglieder gründeten andere Vereine, weil die Chance, aktiv ihre Ideen einzubringen bzw. zu verwirklichen, gleich null war." (Siegel 1999,68) Es entsteht aus dem ÖZIV in Wien der "Club junger Behinderter (CjB) und aus ihm und der AbsolventInnenvereinigung der Handelsschule Phorusgasse der "Club Handicap" als Interessensvertretung und später (ab 1977) der Träger eines Sonderfahrtendienstes für behinderte Menschen mit Wien.
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1962 | Gründung ÖZIV Beschreibung Gründung des österr. Zivilinvalidenverbandes (ÖZIV) 1962 mit Landesgruppen in allen Bundesländern "... um sich deutlich gegen den Kriegsopferverband abzugrenzen. Man orientierte sich an den Errungenschaften des Kriegsopfergesetzes und erstellte Programme, um die gleichen Versorungsleistungen politisch durchzusetzen." (Siegel 1999, 68)
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1970er | zum Seitenanfang |
1972 | Katholische Hochschulgemeinde Innsbruck Beschreibung Vermutlich erste Initiative zur Barrierefreiheit an einer Unvirsität. Verhandlungen mit Ministerium, Uni und Architekten. "Aktionen für behinderte Stundenten (Benutzbarmachung von Univerisitätsgebäuden, Unterkunft und Betreuung)" (Dokument KHG 1973, 4). Die Hoschulgemeinde versucht ein offenes Kommunikationszentrum zu entwickeln, das religiöse, kulturelle, soziale und politische Vielfalt integriert. Dei Hochschulgemeinde wird auf Beschluss der österr. Bischofskonferenz wegen falscher Gemeindeauffassung aufgelöst.
Dokumente/Quellen
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1972 | Kreisky wünscht sich Behinderten-Interessensvertretung Beschreibung 1972 meint Bundeskanzler Bruno Kreisky, "vorige Woche waren die Gehörlosen bei mir und vorher die Blinden. Könnt's denn nicht ein gemeinsames Papier erstellen, wo alle Wünsche der Behinderten aufgelistet sind? Könnt's denn nicht einen Verein gründen, so eine Art Behinderten-Gewerkschaft?"
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Anfang 1970er | Austausch-Treffen in Deutschland Beschreibung Austausch von Mitgliedern des "Club Handicap" aus Wien mit Personen der "CBF-Bundesarbeitsgemeinschaft in Köln:
"...Clubs Behinderte und ihrer Freunde e.V. Dies waren lokale Aktionskreise, die sich im Oktober 1971 zu einer Bundesarbeitsgemeinschaft zusammenschlossen. Sie wollten Mesnchen mit Behinderungen anregen, ihr Leben möglichst selbständig zu führen und die Gesellschaft in Diskurs und Materialität mitzugestalten. Dabei setzten sie auf die Partnerschaft zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen." (Bösl 2009, 75). Die CBFs waren in Deutschland die ersten Gruppen, die sich von traditionellen Selbsthilfegruppen abwandten und versuchten, ein neues Selbstbewutsstsein in Richtung Emanzipation und eine neue Sicht von Behinderung zu entwickeln. Das Konzept des CBF und des VHS-Kurses "Bewältigung der Umwelt" in Frankfurt - an amerikanischen Bürgerrechtsbewegungen orientiert - haben die Entstehung des AKN-Wien, des AK-BdU-Linz und der IBN-Innsbruck beeinflusst.
Dokumente/Quellen
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1973 | Strebersdorf-Kongresse Beschreibung Der Verband der Querschnittgelähmten (VQÖ) veranstaltet neben einem internationalen Sportfest in Wien-Strebersdorf gemeinsam mit dem "Club Handicap" und dem "Verband aller Körperbehinderten" (VAKÖ) einen "Kongress für Sozialarbeit und Rehabilitation". Es entsteht die Idee eines Dachverbandes aller Behindertenorganisationen (siehe 1975 - ÖAR). Der VQÖ und später die ÖAR veranstalten in Folge bis Ende der 1980er-Jahre Kongresse in Strebersdorf mit für behinderte Menschen relevanten Themen (vorwiegend zu Rehabilitation und Sozialleistungen). Diese Kongresse erarbeiten jeweils detaillierte Forderungsprogramme, welche Basis für umfangreiche Aktivitäten wurden. (vgl. Schmid 1999)
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1974 | Demonstrationen in Wien Beschreibung Demonstrationen von SchülerInnen der Handelsschule für Körper- und Sinnesbehinderte (Handelsschule Phorusgasse mit angeschlossenem Schülerheim in der Hochheimgasse) am Ring in Wien, nachdem ihnen der Zugang zu Theatern und Konzerten aufgrund von Sicherheitsvorkehrungen verwehrt wird - z.B. beim Auftritt von "Middle of the Road" im Wiener Konzerthaus. Nach der Demonstration Gespräch mit Bürgermeister Gratz.
Dokumente/Quellen
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1974 | Konferenz der FIMITIC in Graz Beschreibung Konferenz zu "Erziehung, Ausbildung und Arbeit von Behinderten". Auf diesem an Zielen von Rehabilitation orierntierten Kongress des internationalen Dachverbandes von Behindertenorganisationen "Fédération Internationale Mutilés, Invalides du Travail et Invalides Civils" (FIMITIC) wird u.a. aus Skandinavien berichtet: "Ein modernes Schulwesen und die moderne Pädagogik haben sich in eine Richtung entwickelt, wo der Spezialunterricht auf natürliche Weise in die Normalschule integriert worden ist". In einer Resolution wird formuliert: "Das behinderte Kind sollte grundsätzlich in seinem normalen Lebensbereich leben und erzogen werden." (Punkt 7) Und "Die Einschulung in eine Sonderschule muss auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt werden". (Punkt 9)
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1975 | Gründung der ÖAR Beschreibung Gründung der "Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation" (ÖAR) als Dachverband der österreichischen Behindertenverbände (vgl. Schmid 1999), wobei auch die großen (und viele kleinere) Einrichtungen der Behindertenhilfe der ÖAR beitraten. Die in der Folge vom Sozialministerium finanzierte ÖAR erlangte eine Rolle, die einer "Kammer" ähnlich ist und sich hauptsächlcih an sozialstaatlichen Leistungen für Personen mit Behinderungen und der Tätigkeiten der Einrichtungen der Behindertenhilfe orientiert. Die bürgerrechtlich orientierten Selbsthilfegruppen/Alternativgruppen (später: Selbstbestimmt Leben) traten der ÖAR nicht bei, kooperierten aber partiell mit der ÖAR bei wichtigen sozialstaatlichen Fragen und politischen Aktionen zur Sicherung von Rechten behinderter Personen.
Dokumente/Quellen
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1976 | Arbeitskreis Bewältigung der Umwelt (BWU) Beschreibung Gründung des Arbeitskreises als Behindertenrechts-Gruppe (Vorläufer Selbsbestimmt Leben) u.a. mit Forderung nach integrativem Wohnen mit Unterstützungsstruktur (Projekt Auhof).
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1976/78 | Kritische Bewegungen in Innsbruck Beschreibung Aus dem Umkreis der Zeitschrift PIF (Zeitschrift der Studienrichtungsvertretung Psychologie an der Universität Innsbruck, siehe z.B. der Nummer Nr. 3, Schwerpunktheft Psychiatrie), der Zeitschrift „erziehung heute“ (siehe die Schwerpunkt-Nummer „Behinderte“, Nr. 6/1977) und dem "Kultur- und Kommunikationszentrum KOZ" - entsteht die IBN - Innsbruck - "Initiativgruppe-Behinderte-Nichtbehinderte" (siehe nachfolgendes Ereignis).
Dokumente/Quellen
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1976/77 | Gründung der Initiativgruppe-Behinderte-Nichtbehinderte (IBN), Innsbruck Beschreibung Beginn politischer Selbstvertretung - als Behindertenrechts-Gruppe Forderung nach Barrierefreiheit, integrativem Wohnen mit Unterstützungsstruktur (Projekt Ulfiswiese) swoie öffentlichen ambulanten Diensten. Aus Not Gründung eines ambulanten Dienstes als Selbsthilfeorganisation (MOHI Innsbruck, 1985, in Abwandlung eines Vorbildes, der VIF-München (siehe anbei den Film über die VIF-München von 1982), aus dem 1993 Selbstbestimmt Leben Innsbruck (SLI) als Dienstleister für Persönliche Assistenz entsteht.
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1977 | Gründung Alternativgemeinschaft Körperbehinderter-Nichtbehinderter (AKN), Wien Beschreibung Die AKN entsteht als integrative Freizeitgruppe zur persönlichen Emanzipation im Wiener Kulturzentrum WUK und entwickelt sich zu einer Behindertenrechts-Gruppe. Sie inszeniert ein Theaterstück ("Chancengleichheit - nicht allen das Gleiche sondern jedem das Seine") zur Öffentlichkeitsarbeit und zur Mobilisierung für die Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Dokumente/Quellen
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1978 | Demonstration für Barrierefreiheit in Innsbruck Beschreibung An einem Aktionstag demonstriert die IBN in der Innenstadt von Innsbruck für Barrierefreiheit und bekommt vor laufender Kamera (ORF „Ohne Maulkorb“) erstmals eine Zusage in Richtung barrierefreie Gestaltung von Gehsteigen. An dem Aktionstag tritt auch das Theater der AKN („Chancengleichheit“) zweimal auf (gemeinsam mit Sigi Maron).
Dokumente/Quellen
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1978 | Theater-Tournee durch Österreich (AKN) Beschreibung Das Aktions-Theater „Chancengleichheit“ der AKN tritt in Wien, Salzburg, Zell am See und Innsbruck auf.
Dokumente/Quellen
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1978 | Kindergarten für alle Beschreibung Aus der gleichen universitären Gruppe, aus der die Initiativgruppe-Behinderte-Nichtbehinderte (IBN) entsteht, gründet sich 1977 der "Verein zur Förderung integrativer Vorschulerziehung" der 1978 den ersten integrativen Kindergarten Österreichs einrichtet.
Dokumente/Quellen
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1978 | Film "Was heißt denn da behindert" (IBN) Beschreibung Im Film werden in Rollenspielen Alltagssituationen nachgespielt und analysiert. Der Film wird in der Folge an die 50 mal mit anschließenden Diskussionen gezeigt.
Dokumente/Quellen
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1978 |
Eröffnung Behindertendorf Altenhof/OÖ: Demonstration zur Eröffnung des Behindertendorfes Altenhof im Hausruck/ Oberösterreich. Die von der IBN-Innsbruck organisierten DemonstrantInnen verteilen während der Eröffnungsfeier Flugblätter „BEHINDERTENGHETTO NEIN DANKE“ und werden von der Gendarmerie aus dem Anstaltsgelände entfernt.
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1970er |
Österreichweite Vernetzung (Zeitraum ab 1979 - Ende der 1990er): Beginn des Treffens der „Alternativgruppen“ - Behindertenrechts-Gruppe (Vorläufer Selbstbestimmt Leben). Österreichweite Vernetzungstreffen der Initiativgruppen (bald „MOHI-Treffen“ genannt, oder später: BUK - Gesamtösterreichisches Treffen des „Forums der Behinderten- und Krüppelinitiativen“): Zuerst in Ampflwang/OÖ, dann in Abtsdorf bei St. Georgen am Attersee. Aus der sich über die Zeit personell sehr wandelnden Gruppe entstand im Jahr 2001 der Verein „Selbstbestimmt Leben Österreich“ (SLIÖ).
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Ende 1970er |
Bewusstseinsarbeit in der Pädagogischen Hochschule Wien Karl Köppel, einer der wichtigen Vorkämpfer für schulische Integration in Österreich, lehrt an der Pädagogischen Akademie in Wien und lädt behinderte Personen in Vorlesungen ein (z.B. Anna Maria Hosenseidl).
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Ende 1970er |
Kampf um Barrierefreiheit im Verkehr Zeitraum ab Ende der 70er bis in die 2000er Jahre) Viele Aktionen in Wien, um Barrierefreiheit von Bussen, Straßenbahnen und U-Bahnen/Lifte zu den U-Bahnstationen zu erreichen. Viele regionale Aktionen und Verhandlungen an vielen weiteren Orten in Österreich bis in die 2000er-Jahre.
Vgl. z.B. 1993: Straßenbahnblockade in Wien, 1995: Busblockade in Innsbruck, 1996: Busblockade in Wien
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1980er | zum Seitenanfang |
1980 |
ORF Club 2 ORF Club 2 "Wohin mit den Behinderten", 3. Jänner 1980, mit Prim. Andreas Rett (Kinderneurologie Rosenhügel), Pater Gots (Behindertendorf Altenhof), Ernst Klee (Journalist), Volker Schönwiese (Student), Emmy Buchar (Mutter eines beh. Kindes), Alfred Turnovzky (Verband d. Querschnittsgelähmten) u. Marion Turnovzky; Gastgeber: Hubert Feichtlbauer.
In darauf folgenden Jahren finden weitere Club-2-Diskussionen zum Thema Behinderung statt.
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1980 |
Aktion "behindert-gehindert-verhindert: In Innsbruck kooperiert die Initiativgruppe-Behinderte-Nichtbehinderte (IBN) mit Mitgliedern des Malteser Hospitaldienstes und der Johanniter-Unfallhilfe in der Sensibilisierungsaktion „behindert-gehindert-verhindert“.
Dokumente/Quellen
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1980 |
Ein Selbstvertreter mit Lernschwierigkeiten spricht in Wien vor dem UN-Komitee „Before this international debut of participation went onstage, the International Year of Disabled Persons (1981) provided another milestone of self-advocacy. At the United Nations Center in Vienna, a preparatory committee of the UN in 1980 agreed to hear a statement from a seIf-advocate from Austria. For the opening session of the final meeting of this international planning group, one self-advocate from Vienna was able to deliver a message of participation on behalf of persons with mental handicap. The statement, prepared with the help of Viennese Parents‘ Association, was received well by th official UN delegates as well as by a national TV audience in Austria. Most important, it did away with the notion of many that people with a disability could not speak for themselves, and certainly broadened the meaning oft he UN year: ‚Full Participation.“ (Spudich 1996, 70).
„Ein Ereignis, das auch noch in diese Entwicklungsschritte zur Selbstvertretung gehört, fand 1981 zum ‚Internationalen Jahr behinderter Menschen‘ im Rahmen der UNO in Wien statt. Dabei gab eine Gruppe von Selbstvertretern der Lebenshilfe Wien eine Erklärung in dem Beratenden Ausschuss für 1981 ab, was sogar die ZiB damals in einer Sendung würdigte. Dazu gebe es noch den damaligen Bericht in der Zeitschrift ‚Lebenshilfe‘.“ (Helmut Spudich, persönliche Mitteilung 2016)
Dokumente/Quellen
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1980 |
Dokumentation von Gewalt in Heimen
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1980 |
Forderungskatalog der "Alternativgruppen von Behinderten und Nichtbehinderten" Überregional koordinierter Forderungskatalog in Vorbereitung des UN-Jahres der Behinderten
Dokumente/Quellen
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1981 |
Blockade der Hofburg Blockadeaktion von RollstuhlfahrerInnen bei der Eröffnungsfeier der österr. Bundesregierung des von der UNO ausgerufenen „internationalen Jahr der Behinderten“ 1981: „Gegen Aussonderung und die Phrasen der letzten Jahre“. Nach der Blockade findet ein Treffen mit Sozialminister Dallinger mit den Behinderteninitiativen in Ampflwang (OÖ) statt. Bei dem Treffen wird der Forderungskatalog der „Alternativgruppen von Behinderten und Nichtbehinderten“ besprochen. Das Treffen bleibt ohne Einigung oder weiterführende Vereinbarung.
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1981 |
Internationales Jahr der Behinderten 1981 Arbeits-Berichte für Enqueten des Bundesministeriums für soziale Verwaltung, des Österreichischen Arbeiterkammertages (ÖAKT) und der Bundeswirtschaftskammer (BWK) am 25. März 1981 und 2./3.Dezember 1981: Ausschüsse „zur sozialen Rehabilitation“, „zur orthopädischen Versorgung“, „zur Überprüfung von diskriminierenden Bestimmungen im österr. Recht“, „zur Integration in die Gesellschaft unter besonderer Berücksichtigung der beruflichen Rehabilitation“, zu „Maßnahmen im Wissenschafts- und Forschungsbereich“.
Dokumente/Quellen
Vorbereitende Berichte für die Enqueten:
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1981 |
Theaterstück "Aktion Gnadentod" Theaterstück verfasst von Gerald Grasl für den Club Handicap, Wien.
Dokument
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1982 |
Kongress "Sexualität und Behinderung" Von Ernest Bornemann in Wien organisierter Kongress, an dem behinderte AktivistInnen aus Österreich und Deutschland teilnehmen und der in einer Podiumsbesetzung und dem Abbruch des Kongresses gipfelt.
Dokument
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1982 |
Politische Diskussion „INTEGRATI0NHILFEN IN INNSBRUCK? Veranstaltung zur Lebens- und Betreuungssituation Behinderter in Innsbruck“ - IBN
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1982/83 |
Normalisierungsprinzip Die Lebenshilfe Österreich veröffentlicht erstmals „Das Normalisierungsprinzip und seine Missverständnisse“ von Bengt Nirje und Burt Perrin. Das in den 1950er-Jahren entwickelte skandinavische Normailisierungsprinzip ist ein historischer Meilenstein in Richtung Inklusion.
Dokument
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1983 |
IBN-Unterschriftenaktion gegen Sonderschulen Unterschriftenaktion und ORF Club2 „Endstation Sonderschule“ 1983 mit dem Initiator der Aktion (Georg Urban), Moderation: Freda Meissner-Blau; TeilnehmerInnen: Martin Bolldorf (Vater eines behinderten Kindes), Irmgard Kastner (Hausfrau), Maria Klausner (Sonderschullehrerin), Wilhelm Klimosch (Volksschuldirektor), Robert Pöschl (Lehrer an einer allgemeinen Sonderschule), Arnold Tribus (Lehrer an einer integrierten Schule, Bozen), Georg Urban (Hilfsarbeiter, ehem. Sonderschüler).
Dokumente/Quellen
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1983 |
Gründung der Zeitschrift LOS LOS - österreichische behindertenpolitische Zeitschrift von 1983 bis 1992 mit 36 Themen-Nummern. LOS war das Organ der kritischen Behindertenbewegung in Österreich und ist jetzt ein zentrales Dokument der Geschichte der "Selbstbestimmt-Leben-Bewegung" in Österreich.
Dokumente/Quellen
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1983 |
Gründung MOHI Linz „Ausgehend vom konkreten Bedarf, die EItern bei der Betreuung ihrer behinderten Kinder zeitweise zu entlasten, gründete der Verein Miteinander 1983 den Mobilen Hilfsdienst Linz (kurz: MOHI), der von den Bedürfnissen der Betroffenen ausgeht und diesen damit ein selbständiges Leben durch praktische und individuelle Hilfeleistungen ermöglichen sollte.“ (siehe Text anbei „Mohi-Linz-1983“)
Dokument
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1983 ff |
Aktionen gegen die Unzugänglichkeit von Theater und Kino in Wien (Zeitraum 1983 bis 1990er-Jahre) Das Wiener Veranstaltungsgesetz verhindert, dass behinderte Personen an Kulturveranstaltungen teilnehmen können. Es gibt Proteste und Blockaden z.B. beim Ateliertheater (Feuerstein 1999, 61-63), dem Apollo-Kino, bei den Wiener Festwochen, dem Filmfestival Viennale usw.
Dokumente/Quellen
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1983-1988 |
Initiative MOHI Wien Bemühungen in Wien, einen Mobilen Hilfsdienst zu gründen. Es gelang nicht, der Verein „Junge Panther“ übernahm teilweise das Konzept. (Feuerstein 1999, 64-65)
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1984 |
Sachwalterschaftsrecht Das Entmündigungsrecht wird 1984 in das Sachwalterrecht umgewandelt.
Dokument
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1985 |
Gründung MOHI Innsbruck Der Mobile Hilfsdienst (MOHI) wird von der IBN aus Not gegründet, da weder das Wohn-„Projekt Ulfiswiese“ mit mobiler Unterstützung ausgestattet worden war, noch in politischen Verhandlungen eine Ausweitung der ambulanten Dienste der Stadt Innsbruck erreicht werden konnte. Die Selbsthilfe-Organisation Mobiler Hilfsdienst, die mit LaienhelferInnen arbeitete, wurde sofort sehr stark genutzt und kam unter Druck, seine Tätigkeit auszuweiten. 1994 entsteht innerhalb des MOHI die „Initiative Selbstbestimmt Leben“, die nach dem Konzept der Persönlichen Assistenz zu arbeiten beginnt, ab 2003 als eigener Verein. Der MOHI wandelt sich zu einem professionalisierten psychosozialen Dienst. Selbstbestimmt Leben Innsbruck (SLI) wird zum größten Anbieter von Persönlicher Assistenz in Österreich (Stand 2016).
Dokumente
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1985 |
Gründung des "Mobilen Hilfsdienstes Salzburg" Gründung in Salzburg nach dem Vorbild des MOHI-Linz unter Beteiligung u.a. von Wilfried Raith (Koordinatoren Gottfried Wetzel u. Ernst Heidegger). Die Organisation gerät später in Schwierigkeiten und wird von der Volkshilfe übernommen.
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1985 |
Erstes Österr. Integrationssymposium in Bad Tatzmannsdorf Symposium "Schule ohne Aussonderung" 1985 in Bad Tatzmannsdorf/ Burgenland, organisiert von der Elterninitiative für Integration, mit Teilnehmerinnen aus ganz Österreich und Gästen aus Deutschland. Im Burgenland hatte der erste integrative Schulversuch in Österreich im Jahr 1984 begonnen. Das Symposium in Bad Tatzmannsdorf war das erste von 10 Symposien, die in den folgenden Jahren in Österreich an verschiedenen Orten - organisiert von den Elterninitiativen für Integration - stattfanden und die gesetzliche Umsetzung der schulischen Integration in den 90er-Jahren in Österreich vorbereiteten.
Dokumente/Quellen
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1986 |
Unterschriftenaktion für Pflegegeld Beginn einer vom ÖZIV initiierten Unterschriftenaktion für eine Petition an den Nationalrat.
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1986 |
Manfred Srb Nationalrat Mit Manfred Srb zieht der erste selbst betroffene Behindertensprecher der Grünen ins Parlament..
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1987 |
Petition ÖZIV für Pflegegeldgesetz Die 64.000 Unterschriften mit der Forderung eines Pflegegeldgesetzes werden vom ÖZIV der FPÖ-Abgeordneten Partik-Pable übergeben. Verfall der Petition wegen Neuwahlen, danach Neueinreichung der Petition auf Initiative von Manfred Srb und Beschluss aller Parteien.
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1988 |
AG Pflegevorsorge im BMAS Im Bundesministerium für Arbeit und Soziales wird unter Beteiligung von behinderten Personen eine Arbeitsgruppe zur "Vorsorge für pflegebedürftige Personen" eingerichtet. Die Arbeitsgruppe behandelt in Untergruppen „Art und Umfang des Pflegebedarfs“, „Prüfung von alternativen Leistungssystemen“ und „Alternative Systeme zu bestehenden Heimstrukturen“. Im Mai 1990 wird dem Parlament ein Bericht übergeben.
Dokument
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1989 |
Persönliches Budget Eine Behinderten-Aktivistin mit hohem Unterstützungsbedarf in Salzburg - Andrea Mielke - erkämpft in Salzburg Persönliches Budget und lebt ab 1989 im ArbeitgeberInnen-Modell mit Persönlicher Assistenz. Mehrere behinderte Personen haben sich in Österreich ab den 1980er-Jahren unter schwierigsten Bedingungen ein Persönliches Budget als Einzellösung erkämpft..
Dokument
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1989 |
Proteste gegen den Auftritt von Peter Singer im ORF Peter Singer, der international bekannteste Proponent der „Neuen Euthanasiedebatte“, wird in die ORF-Fernsehdiskussion „Club2“ eingeladen. Demonstration gegen den Auftritt von Singer u.a. vor dem Mahnmal gegen Faschismus und Krieg (von Alfred Hrdlicka, Wien, Albertinaplatz).
Dokumente/Quellen
Texte im "Der Streit" Nr. 39/40 (1991), S. 76-78, 81-95, 130
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1990er | zum Seitenanfang |
1990 |
Bundesbehindertengesetz Der Nationalrat beschließt das Bundesbehindertengesetz. Leistungen der Rehabilitation werden geregelt.
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1990/91 |
Neue Euthanasiedebatte in Österreich Auseinandersetzung mit hoher Medienbeteiligung über ein Referat an der Universität Innsbruck über den Wert des Lebens und Euthanasiebefürwortung. Streit um die Einladung des Euthanasie befürwortenden Philosophen Peter Singer zum Wittgenstein-Symposium; der Streit endet mit der Absage des gesamten internationalen Kongresses und einer intensiven öffentlichen Debatte über „Freiheit“ vs. „Verantwortung“ in den Wissenschaften.
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1990 |
Mahnwache vor dem Stephansdom in Wien Für die Dauer von 14 Tagen im Herbst 1990 Mahnwache von Menschen mit Behinderungen und SympathisantInnen vor dem Stephansdom, sie weisen auf die Situation von behinderten Menschen, die in Institutionen leben müssen, hin.
Dokumente/Quellen
Flugblatt, Offener Brief und Zeitleiste der Verhandlungen: |
1990 |
Tagung Gemeinsam leben, lernen und arbeiten, Linz Erstellung eines Forderungskatalogs bei der Tagung.
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1990 |
Gedenkveranstaltung in Schloss Hartheim Gedenkfeier und Tagung anlässlich des 50. Jahrestages des Beginns der Morde an KZ-Häftlingen, behinderten und kranken Personen in Schloss Hartheim/ OÖ.
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1990 |
Tagung "Selbstbestimmt Leben durch Persönliche Assistenz" Wichtige Tagung über Strategien gegen die Ausgrenzung behinderter Menschen, organisiert durch den Grünen Klub im Parlament. Verschiedene ReferentInnen mit Behinderungen aus Österreich und Deutschland halten Grundsatzreferate.
Dokumente/Quellen
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1990 |
Hungerstreik im Parlament Aufgrund der geringen politischen Reaktionen der Politik auf die Mahnwache vor dem Stephansdom beginnt eine Gruppe von behinderten Personen um den Nationalratsabgeordneten Manfred Srb am 14. November 1990 in der Säulenhalle des Parlaments mit einem Hungerstreik, der 10 Tage durchgehalten wird. Großes mediales Interesse und Sympathiekundgebungen aus ganz Österreich führen dazu, dass Bund und Länder beginnen, die Forderung nach Pflegegeld politisch aufzugreifen und nach Möglichkeiten einer Finanzierung zu suchen.
Dokumente/Quellen
ergänzende Dokumente:
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1991 | Unterbringungsgesetz (UbG) Beschreibung Einführung von PatienenanwältInnen als Rechtsbeistand für Personen, die ohne eigenen Wunsch in der Psychiatrie untergebracht werden. Die dauerhafte Unterbringung von Personen mit „geistiger Behinderung“ wird nicht mehr erlaubt, die betroffenen Personen werden über die Behindertenhilfe der Länder in Einrichtungen der Behindertenhilfe überstellt..
Dokumente/Quellen
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1991/92 |
Kampf um ein Pflegegeldgesetz Fortlaufende Demonstrationen, Aktionen und Verhandlungen
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1992 |
Gründung der Zeitschrift BIZEPS Die Zeitschrift BIZEPS erscheint monatlich (von 1992 bis in die Gegenwart) und verbreitet Themen der Selbstbestimmt Leben Bewegung.
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1992/93 |
Streit um Therapie Gerichtsverfahren um das Kärntner No Problem Orchestra um die Frage, wie weit Beschäftigungstherapie mit Taschengeld und öffentliche/professionelle Auftritte vereinbar sind. Der Prozess endet mit einem Vergleich, viele Jahre später wird der Leiter des Orchesters wegen Untreue gerichtlich verurteilt.
Dokumente/Quellen
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1992 |
Behindertenkonzept Die österreichische Bundesregierung beschließt ein Bundesbehindertenkonzept
Dokumente/Quellen
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1993 |
Integration behinderter Kinder in die Volksschule Die Elterninitiativen für schulische Integration erreichen durch politische Initiativen seit 1984 eine erste Gesetzesreform: Die 15. SchOG-Novelle zur schulischen Integration behinderter Kinder in der Volksschule wird 1993 beschlossen. 1997 folgt eine Regelung für die Sekundarstufe. Im Gegensatz zur ursprünglichen Intention kommt es langfristig zu keiner Einschränkung der Sonderschulen. Es kommt zu einer Ausweitung der Etikettierung von Kindern mit einem „Sonderpädagogischen Förderbedarf“; Integration entwickelt sich in einem komplexen, regional sehr unterschiedlichen Prozess zu einem schulischen Zusatzangebot. Es kommt zu keiner Umverteilung, Sonderschulen und Integration werden nebeneinander weiterentwickelt.
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1993 |
Bundespflegegeldgesetz - BPGG - wird beschlossen Das Pflegegeldgesetz tritt in Kraft. Es ist als Zuschuss und nicht als kostendeckend konzipiert. Es stellt für viele Menschen mit Behinderungen einen hart erkämpften Fortschritt zur Unterstützung selbstbestimmterer Lebensweisen dar. Es löst aber weder die Finanzierung von Persönlicher Assistenz insbesondere für Personen mit intensivem Unterstützungsbedarf noch die Problematik des Weiterbestehens der aussondernden Strukturen für Menschen mit Behinderungen in Österreich. In der Folge wird durch fehlende Valorisierung der Wert des Pflegegeldes wieder eingeschränkt.
Dokumente/Quellen
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1993 |
Bund-Länder-Vereinbarung (15a-Vertrag) "über gemeinsame Maßnahmen des Bundes und der Länder für pflegebedürftige Personen" Diese Vereinbarung erlangt in der Folge keine Wirksamkeit; die im „Sozialmin-Bericht-1990“ beschriebenen Struktur-Maßnahmen werden in dem Vertrag nicht umgesetzt. Die Länder verpflichten sich nur, die bestehenden Dienste auszuweiten, der vielfach formulierte Anspruch „ambulant vor stationär“ entfällt:
„Artikel 4, Organisation (1) Die Länder verpflichten sich, dafür Sorge zu tragen, daß die sozialen Dienste aufbauend auf den bestehenden Strukturen, dezentral und flächendeckend angeboten werden. (2) Die Länder werden insbesondere dafür sorgen, daß a) alle angebotenen ambulanten, teilstationären und stationären Dienste koordiniert und b) Information und Beratung sichergestellt werden.“ Dokumente/Quellen
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1993 |
Aktionen für Antidiskriminierungsbestimmung in der österreichischen Verfassung SLIÖ beschließt bei einem Halbjahrestreffen in Abtsdorf Unterschriften für eine Petition zu starten.
Dokumente/Quellen
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1993 |
Straßenblockade in Wien „Die AG ‚Mobilität für alle‘ im bizeps veranstaltete gemeinsam mit dem Forum der Behinderten- und Krüppelinitiativen anläßlich des Protesttages eine Aktion, um wiederholt unser Recht auf Mobilität zu fordern.“ (DerStandard, nach bizeps-Bericht)
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1994 |
Gründung des Zentrums für Selbstbestimmt Leben BIZEPS Gründung des Zentrums für selbstbestimmtes Leben BIZEPS nach internationalen Vorbildern in Wien. BIZEPS errichtet eine Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige. Start der Internetaktivitäten von BIZEPS, Entwicklung des Onlinenachrichtendienstes BIZEPS.
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1994 |
Demonstration "Kulturstadt Wien für alle" Protestmarsch mit Abschlusskundgebung, Lesungen und Straßentheater. Viele Berichte in Tages- und Wochenzeitungen. Es folgt eine Zusage der Kulturstadträtin, für die behindertengerechte Adaptierung von Veranstaltungsstätten 5 Millionen Schilling bereitzustellen..
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1994 |
Gründung der Selbstbestimmt-Leben-Initiative Linz Dokumente/Quellen
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1994 |
Behindertenbeauftragte an den Universitäten und Hochschulen An den österreichischen Universitäten werden insgesamt 6 Planstellen für Behindertenbeauftragte eingerichtet, um behinderte und chronisch kranke Studierende zu unterstützen. In der Folge erhalten nahezu alle Universitäten und Hochschulen entsprechende Serviceeinrichtungen, die sich im Verband „UNIABILITY - Arbeitsgemeinschaft zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen an Österreichs Universitäten und Hochschulen“ zusammenschließen.
Dokumente/Quellen
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1995 |
Bus- und Straßenbahn-Blockade in Innsbruck Nach der Blockade Beginn mit der Einführung von Klapprampen für die Busse der Innsbrucker Verkehrsbetriebe.
Dokumente/Quellen
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1995 |
Überreichung der SLIÖ-Petition Antidiskriminierung an den Nationalrat Die 48.789 Unterschriften der Petition Bus u. Bahn für Alle - für ein Gleichstellungsgesetz wird am 20. April 1995 von VertreterInnen von SLIÖ und ÖAR sowie dem Abgeordneten Manfred Srb an Parlamentspräsident Heinz Fischer überreicht. 1997 wird die Verfassung geändert.
Dokumente/Quellen
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1996 |
Konferenz zum selbstbestimmten Leben behinderter Frauen in München Mehrere Frauen mit Behinderungen aus Österreich nehmen an der Tagung teil. In einer Resolution werden Forderungen nach einer antidiskriminierenden Gesetzgebung erhoben.
Dokumente/Quellen
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1996 |
Busblockade in Wien Nach jahrelangen Forderungen zur Einführung von barrierefreien Bussen findet am 4. 7. 1996 eine von BIZEPS organisierte Blockade der Bus-Linie 13A in Wien statt. Als Ergebnis beginnen die Wiener Verkehrsbetriebe mit der Einführung von Bussen mit verbesserter Zugänglichkeit.
Dokumente/Quellen
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1997 |
Gründung bidok Mit „bidok - behinderung inklusion dokumentation“ - wird eine digitale Volltextbibliothek mit Texten und Materialien zum Thema Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderungen gegründet.
Dokumente/Quellen
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1997 |
Gründung des "Freak Radio" Freak-Radio auf Mittelwelle 1476 mit einem bunten, integrativen Team von Radiomacherinnen und Radiomachern mit und ohne Behinderungen.
Dokumente/Quellen
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1997 |
Linzer Appell für ein Gleichstellungsgesetz Resolution der TeilnehmerInnen an der Enquete "Gleichstellung behinderter Menschen in Österreich" des Liberalen Bildungsforums, 11.112. April 1997 in Linz
Dokumente/Quellen
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1997 |
Integration Sekundarstufe I Die 17. SchOG-Novelle zur schulischen Integration behinderter Kinder in die Sekundarstufe I (Hauptschule, AHS) wird beschlossen.
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1997 |
Verfassung Antidiskriminierungsbestimmung Als Ergebnis der Petition von 1995 wird in die Verfassung eine Antidiskriminierungsbestimmung aufgenommen. Art. 7: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich dazu, die Gleichbehandlung von behinderten und nichtbehinderten Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens zu gewährleisten.“
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1998 |
AG Bundeskanzleramt Einrichtung einer Arbeitsgruppe im Bundeskanzleramt, die Gesetze auf diskriminierende Bestimmungen untersucht. Im am 4. März 1999 vorgelegten Endbericht werden mehr als 100 vor allem sprachliche Diskriminierungen aufgelistet.
Dokumente/Quellen
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1998 |
Zwangssterilisation Der Grüne Parlamentsklub veranstaltet im Parlament eine Enquete zu: "Zwangssterilisation - Menschenrechtsverletzung oder medizinische Notwendigkeit"?
Dokumente/Quellen
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ab 2000 | zum Seitenanfang |
2001 |
Gründung SLIÖ Den Selbstbestimmt-Leben-Grundsätzen verpflichtete Gruppen und Organisationen gründen den Zusammenschluss „Selbstbestimmt Leben Österreich“ (SLIÖ)
Dokumente/Quellen
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2001 |
Beendigung von gesetzlich ermöglichter, fremdbestimmter Sterilisation Durch das Kindschaftsrechts-Änderungsgesetz wird die Sterilisation von Minderjährigen vollständig verboten. Bei Volljährigen bedarf es der persönlichen Zustimmung der betroffenen Personen, es gibt aber eng definierte Ausnahmen. Die Anzahl von Sterilisationen in Österreich ist weder für die Zeit vor diesem Gesetz noch für die Zeit nach diesem Gesetz zu belegen.
Dokumente/Quellen
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2002 |
Gründung WAG - Wiener Assistenzgenossenschaft Die WAG entwickelt sich zu einem großen Anbieter für Persönliche Assistenz für Menschen mit Behinderungen.
Dokumente/Quellen
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2002 |
Start der ersten Beratungsstelle von und für Menschen mit Lernschwierigkeiten in Innsbruck: Wibs – Wir informieren, beraten und bestimmen selbst www.wibs-tirol.at Gründung von WIBS („wir informieren beraten bestimmen selbst“) als unabhängige SelbstvertreterInnen-Organisation im Jahr 2002, unterstützt von SLI-Innsbruck. People First-Gruppen – Mensch-zuerst-Gruppen - beginnen sich um die Jahrtausendwende in Österreich zu organisieren. In der Folge entsteht ein „Netzwerk Selbstvertretung Österreich“ mit regelmäßigen österreichweiten Treffen.
Dokumente/Quellen
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2003 |
Europäisches Jahr der Menschen mit Behinderung |
2003 |
10 Jahre Pflegegeld in Österreich, Podiumsbesetzung ZIB2-ORF-Bericht über eine Veranstaltung des Sozialministeriums 2003. Bühnenbesetzung während der Rede von Bundesminister Haupt ("Persönliche Assistenz jetzt")
Dokumente/Quellen
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2003 |
Filmprojekt "Blickbestimmung" von SLI-Wien Der Dokumentarfilm "BlickBestimmung" (74 min.) ist ein Produkt der Selbstbestimmt Leben Initiative Wien für die EQUAL-Entwicklungspartnerschaft QSI -Quality Supported Skills for Integration.
Dokumente/Quellen
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2003 |
Blockade eines gerichtlich angeordneten Abrisses Blockade des gerichtlich angeordneten Abrisses eines Schutzdaches beim Zugang zum Haus einer Familie mit einem behinderten Sohn. Es geht um Barrierefreiheit und Verhinderung von Diskriminierung. Nach mehreren verlorenen Prozessen wendet sich die Familie an das UN-Komitee in Genf und bekommt 2018 recht.
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2005 |
Verfassungsrechtliche Anerkennung der Österr. Gebärdensprache Dokumente/Quellen
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2005 |
Verabschiedung des Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz BGstG Nach dem Gesetz können bei Diskriminierungen Schlichtungen durchgeführt werden, es besteht allerdings kein Unterlassungsanspruch, im besten Fall Ansprüche auf geringen Schadensersatz.
Dokumente/Quellen
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2006 - 2008 |
Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) Am 13. Dezember 2006 Verabschiedung der „Convention on the Rights of Persons with Disabilities“ durch die UN-Generalversammlung sowie des zugehörigen Fakultativprotokolls für Individualbeschwerden. Am 3. Mai 2008 Inkrafttreten der UN-BRK auf internationaler Ebene, nachdem 20 Staaten – darunter auch Österreich - die UN-BRK ratifiziert hatten.
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2008 |
Gründung des Netzwerks Selbstvertretung Österreich Gründung des Netzwerks Selbstvertretung Österreich von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Siehe Bericht von bizeps „Österreich hat eine People First Bewegung“.
Dokumente/Quellen
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2008 |
Mensch zuerst Vorarlberg Start der Beratungsstelle von und für Menschen mit Lernschwierigkeiten in Vorarlberg: Mensch zuerst Vorarlberg.
Dokumente/Quellen
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2012 |
Zeitlupe - Peer Beratung für Frauen mit Behinderung Start der ersten Peer-Beratungsstelle von und für Frauen mit Behinderung in Wien.
Dokumente/Quellen
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2014 |
Selbstvertretungszentrum Wien Start der Beratungsstelle von und für Menschen mit Lernschwierigkeiten in Wien: Selbstvertretungszentrum Wien.
Dokumente/Quellen
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Neben Archivmaterialien verwendete Literatur:
BIZEPS (1999): Gleichstellung jetzt! Wien: Eigenverlag
Bösl, Elsbeth (2009): Politiken der Normalisierung: Zur Geschichte der Behindertenpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Bielefeld: Transcript Verlag
Feuerstein, Bernadette (1999): Die Zeit der Pioniere. Ein Erfahrungsbericht. In: Huainigg, 60-67
FIMITIC (1974): Erziehung, Ausbildung und Arbeit von Behinderten. Bericht zur Konferenz der FIMITIC (Federation Internationale Mutiles, Invalides du Travail et Invalides Civils) vom 15. bis 18. Mai 1974 in Graz
Flieger, Petra/ Plangger, Sascha (Hg.) (2013): Aus der Nähe. Zum wissenschaftlichen und behindertenpolitischen Wirken von Volker Schönwiese. Neu-Ulm: AG-SPAK
Forster, Rudolf/ Schönwiese, Volker (Hg.) (1982): Behindertenalltag - wie man behindert wird. Wien: Jugend und Volk. Im Internet: http://bidok.uibk.ac.at/library/forster-behindertenalltag.html (Stand: 02.10.2018)
Heiden, H.-Günter (2015): Zeittafel Stationen der Menschenrechts- und Behindertenpolitik. In: Degener, Theresia / Diehl, Elke (Hrsg.): Handbuch Behindertenrechtskonvention, Teilhabe als Menschenrecht – Inklusion als gesellschaftliche Aufgabe. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, S. 442-454
Huainigg, Franz Joseph (1999): O du mein behinderndes Österreich! Zur Situation behinderter Menschen. Klagenfurt: Drava Verlag. Im Internet: http://bidok.uibk.ac.at/library/huainigg-behindernd.html (Stand: 02.10.2018)
Riess, Erwin (1991): Zur Lage der behinderten Menschen in Österreich. Themennummer von „der Streit“ Nr. 39/40, Wien. Im Internet: http://bidok.uibk.ac.at/library/riess-streit.html (Stand: 02.10.2018)
Schmid, Heinrich (1999): Die ÖAR: Alle unter einem Dach. In: Huainigg, 71-80
Siegel, Annemarie (1999): Die Zivil-Invaliden, eine österreichische Institution. In: Huainigg, 67-71
Spudich, Helmut (1996): "In their best interest". How self-advocacy came about in the ILSMH. In: Dywad, Gunnar/ Bersani, Hank (Ed.) (1996): New Voices. Self-advocacy by people with disabilities. Cambridge, MA: Brookline Books, S. 70