Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz

Autor:in - Katharina Angerer
Themenbereiche: Arbeitswelt
Textsorte: Artikel
Releaseinfo: erschienen in: bidok works 06/11, S. 6-8.
Copyright: © Katharina Angerer 2011

Vorwort der bidok-Redaktion

Dieser Artikel stammt aus "bidok works - Zeitschrift für berufliche Integration in Tirol", Ausgabe 06/11. Die digitale Zeitschrift widmet sich Erfahrungs- und Praxisberichten sowie Projektbeschreibungen rund um den Themenschwerpunkt der beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung in Tirol. bidok works erscheint zwei Mal pro Jahr und richtet sich insbesondere an Mitarbeiter und MitarbeiterInnen in diesem Bereich.

Download von bidok works unter folgendem Link:

http://bidok.uibk.ac.at/projekte/arbeitswelt_tirol/works.html

Was ist Persönliche Assistenz am Arbeits-platz (PAA)?

Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz stellt ein Instrument zur beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung am ersten Arbeitsmarkt dar und wird den begleitenden Hilfen zugeordnet. Seit 2004 besteht die Möglichkeit, für die Ausübung eines Berufs oder die Absolvierung einer Berufsausbildung bzw. eines Studiums Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz in Anspruch zu nehmen. In der Richtlinie zur Förderung von PAA heißt es:

"Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz (PAA) soll die bedarfsgerechte, selbstbestimmte, selbstorganisierte und gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben von Menschen mit einer schweren Funktionsbeeinträchtigung ermöglichen. Assistenznehmer/innen erhalten jene personale Unterstützung, die zur Ausübung einer beruflichen Tätigkeit oder zur Absolvierung einer Ausbildung erforderlich ist."

Menschen mit Behinderung ab Pflegestufe 3 können PAA in Anspruch nehmen. Die Unterstützung bezieht sich sowohl auf die Zeit am Arbeitsplatz als auch auf den Weg zwischen Wohnung und Arbeit. Seit 2008 ist es außerdem möglich für dienstfreie Zeiten, wie Urlaub oder Krankenstand, PAA zu bekommen.

Quelle: Gerd Altmann/ pixelio.de

Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz vs. Arbeitsassistenz

Die sehr ähnlichen Begriffe "Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz" und "Arbeitsassistenz" sorgen nicht selten für Verwirrung und Verunsicherung. In Österreich ist Arbeitsassistenz eine Maßnahme der beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung, die sich am Prinzip der Unterstützten Beschäftigung orientiert. Pädagogisches Fachpersonal zeigt sich dafür zuständig, einen geeigneten Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung zu finden, diesen an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen und den oder die Betroffene(n) für die Anforderungen im Job zu qualifizieren.

Quelle: Rainer Sturm / pixelio.de

Während bei der Arbeitsassistenz davon ausgegangen wird, dass pädagogische Fachkräfte Menschen mit Behinderung mittels fachlicher Anleitung am Arbeitsplatz unterstützen, geht es beim Modell der PAA um das selbstbestimmte Handeln der Betroffenen. Der oder die AssistenznehmerIn zeichnet sich durch Organisations- und Führungskompetenz aus und wird in der Ausübung seines Berufes von AssistentInnen unterstützt. Menschen mit Behinderung soll so eine selbstbestimmte Erwerbstätigkeit ermöglicht werden, ohne inhaltliche oder fachliche Einmischung durch die AssistentInnen. Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz ist eine Dienstleistung, die dauerhaft erbracht wird, wohingegen das Modell der Arbeitsassistenz davon ausgeht, die Unterstützung nach und nach zu reduzieren.

Eine weitere begriffliche Klärung ist an dieser Stelle noch nötig: In Deutschland wird der Begriff Arbeitsassistenz für eine Dienstleistung verwendet, die der österreichischen PAA entspricht.

PAA als Erfolgsmodell?

2004, im Jahr der Einführung von PAA in Österreich nutzten 70 Menschen mit Behinderung dieses Angebot. Im darauffolgenden Jahr waren es mit 195 bereits fast drei Mal so viele. Die Zahlen stiegen bis heute ständig weiter: Im Jahr 2010 gab es schließlich 345 AssistenznehmerInnen im Modell der PAA. Durch den Einsatz von Persönlicher Assistenz in der Arbeitswelt können Chancen am Arbeitsmarkt erhöht und die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen erweitert werden.

PAA wird vom Bundesministerium für Soziales, Arbeit und Konsumentenschutz finanziert, während Persönliche Assistenz in anderen Lebensbereichen in den Händen der Länder liegt. Dadurch gibt es eine genaue Trennung zwischen Persönlicher Assistenz in der Arbeitswelt und außerhalb. Diese führt für die NutzerInnen oft zu großem administrativen Aufwand. Durch die Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer gibt es auch keine österreichweit einheitliche Lösung bei der Persönlichen Assistenz.

Ein weiterer Kritikpunkt am Modell der PAA in Österreich hängt mit der Zielgruppe zusammen. Das Modell ist bislang nur für Menschen mit Körperbehinderung zugänglich. Eine Erweiterung des Konzepts, um auch Menschen mit Lernschwierigkeiten in den Genuss von Persönlicher Assistenz am Arbeitsplatz kommen zu lassen, fehlt bislang.

Literatur

Karin Maria Schiefer: Selbstbestimmt Leben mit Persönlicher Assistenz http://bidok.uibk.ac.at/library/schiefer-selbstbestimmt-dipl.html

Petra Flieger: Zum Stand der Umsetzung von Artikel 19 der UN-Konvention in Österreich http://bidok.uibk.ac.at/library/flieger-umsetzung.html

Hubert Stockner: Persönliche Assistenz als Ausweg aus der institutionellen Segregation von Menschen mit Behinderungen. Bericht für Selbstbestimmt Leben Österreich. 2011 http://bidok.uibk.ac.at/library/stockner-assistenz.html

Marion König: Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz aus der Perspektive von AssistenznehmerInnen. Diplomarbeit an der Universität Wien, 2009.

Links zur PAA

Informationen

Bundessozialamt http://www.bundessozialamt.gv.at/basb/UnternehmerInnen/Persoenliche_Assistenz_am_Arbeitsplatz

Richtlinie Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz, Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz http://www.bundessozialamt.gv.at/cms/basb/attachments/7/6/7/CH0011/CMS1199712266329/beila-ge_3__rl_persoenliche_assistenz_am_arbeitsplatz.pdf

Modelle persönlicher Assistenz. Stellungnahme des Unabhängigen Monitoringausschusses zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen http://monitoringausschuss.at/cms/monitoringausschuss/attachments/5/8/0/CH0914/CMS1318231634489/ma_sn_persoenliche_assistenz_final.doc

Dachverband berufliche Integration: dabei austria: www.dabei-austria.at

Im Kurs "Berufliche Integration in Tirol" in unserer Lernplattform unter der Rubrik "Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz: http://www.edumoodle.at/bidok/mod/resource/view.php?id=1145

Anbieter in Österreich

B+W: WAG Assistenzgenossenschaft Wien (http://www.wag.or.at/ )

K: BMKZ, Beratungs- Mobilitäts- und Kompetenzzentrum (http://bmkz.uni-klu.ac.at/ )

NÖ: WAG Assistenzgenossenschaft NÖ (http://www.wag.or.at/ )

OÖ: Miteinander (http://www.miteinander.com/ )

S: MOHI Salzburg, Mobiler Hilfsdienst (http://home.pages.at/mohi/mohi.html )

St.: ISI-Graz, Initiative Soziale Integration (http://www.isi-graz.at/ )

T: SLI Selbstbestimmt Leben Innsbruck (http://www.selbstbestimmt-leben.net/ )

V: MOHI Vorarlberg, Mobiler Hilfsdienst (http://www.mohi-dornbirn.at/paa/)

Quelle:

Katharina Angerer: Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz

erschienen in: bidok works 06/11, S.6-8

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 24.06.2013

zum Textanfang | zum Seitenanfang | zur Navigation