"Ich möchte arbeiten" - Der Unterstützungskreis

Themenbereiche: Arbeitswelt
Textsorte: Zeitschrift
Releaseinfo: erschienen in: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft Nr. 4/5/99; Thema: Modelle der Kooperation Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft (4/5/1999)
Copyright: © Claudia Niedermair, Elisabeth Tschann 1999

1. Individuelle Hilfeplanung als Voraussetzung

Als wir mit dem Projekt im September 1997 begannen, gab es kaum konkrete Erfahrungen zumindest nicht im deutschsprachigen Raum - auf die wir hätten zurückgreifen können. So war und ist SPAGAT auch kein fertig ausformuliertes Konzept, sondern eher ein Weg, den die Projektpartner - Jugendliche, Eltern, Institut für Sozialdienste als Träger und die Schule gemeinsam gehen; Erfahrungen sammeln, Module ausformulieren, Instrumente entwickeln und diese als Anregung an andere weitergeben wollen.

Grundlage des Konzepts ist individuelle Hilfeplanung, die sich von der institutionellen dahingehend grundlegend unterscheidet, daß sie den Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt rückt und sich an seinen Fähigkeiten, Stärken, aber auch Grenzen orientiert eine Zugangsweise, die wir im Rahmen der integrativen Beschulung im Zusammenhang mit der individuellen Förderplanung bereits praktizieren. Auf der anderen Seite ist es für die Erreichung des Projektzieles aber von grundlegender Bedeutung, auch den Partner, also die möglichen Arbeitgeber zu kennen. Das Wissen um die regionale Arbeitsmarktstruktur, das Kennen von möglichen Ansprechpartnern in der Wirtschaft, das Verständnis für Notwendigkeiten, Problemfelder, rechtliche Hürden aus Sicht von Arbeitgebern erachteten wir für das Gelingen als notwendige Voraussetzung. Für das Verbinden dieser beiden unterschiedlichen Zugangsweisen - die Orientierung am Jugendlichen und die Berücksichtigung der Bedingungen von Arbeitgebern - sahen wir im Unterstützungskreis ein taugliches und ausbaufähiges Instrument, welches bereits im Konzept einen zentralen Stellenwert bekam. Die Idee des Unterstützungskreises geht auf den methodischen Ansatz der persönlichen Zukunftsplanung zurück, der in den USA entwickelt wurde und für dessen Verbreitung im deutschsprachigen Raum Stefan Doose von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Unterstützte Beschäftigung in zahlreichen Seminaren sorgt[1].



[1] vgl. Stefan Doose: "I want my dream" - Persönliche Zukunftsplanung. Unveröffentlichtes Manuskript anläßlich mehrerer Seminare zu den Themen Unterstützte Beschäftigung und persönliche Zukunftsplanung

2. Der individuelle Unterstützungskreis

Grundidee des Unterstützungskreises ist es, ein Netz um jeden Jugendlichen aufzubauen, welches ihn nicht nur bei der Eingliederung in die Arbeitswelt unterstützt, sondern längerfristig bereit ist, sich regelmäßig mit ihm zu treffen, ihn bei Fragen im Zusammenhang mit Lebensqualität zu unterstützen und an konstruktiven Lösungen bei auftretenden Problemen mitzuwirken. Im Unterstützungskreis sind der Jugendliche, dessen Eltern, LehrerInnen, professionelle BetreuerInnen und andere ehrenamtliche Helfer vertreten. Durch die Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen und Professionellen, von Betroffenen und Beteiligten, von Menschen mit unterschiedlichen Zugängen zum Jugendlichen entsteht eine Vielfalt von nutzbaren Ressourcen. Zusätzlich können für bestimmte Fragen Experten eingeladen werden. Je nach Art und Vertraulichkeit des Themas wird der Unterstützungskreis erweitert oder im kleinen Rahmen gehalten. Im Projekt Spagat[2] war das Hauptthema bisher das Finden eines Arbeitsplatzes in der Region, eines der nächsten Themen ist die Frage nach der Freizeitgestaltung, der Eingliederung in regionale Freizeitangebote bzw. die Mitwirkung an der Schaffung neuer Angebote, da die Arbeitsplätze für die teilnehmenden Jugendlichen im SPAGAT nur Teilzeitangebote sind und auch aufgrund von Belastbarkeit sowohl der Jugendlichen als auch der Betriebe zunächst einmal keine Vollzeitarbeit angestrebt wird.

Wer ist im Unterstützungskreis?

Initiiert wurde der Aufbau jedes Unterstützungskreises durch den SPAGAT-Projektleiter (= Integrationsberater[3]). Dies war eine seiner ersten Aufgaben. Gemeinsam mit dem Jugendlichen und der Familie wurde überlegt, welche Personen für die Zukunftsplanung hilfreich wären und zu den Treffen eingeladen werden sollen. Je nach Familie gestaltete sich die Zusammensetzung sehr unterschiedlich: Der Jugendliche natürlich selbst, seine Eltern, teilweise Geschwister, der Klassenvorstand oder der Sonderpädagoge des letzten Schuljahres waren in allen Unterstützungskreisen dabei, Freunde des Jugendlichen selten (was sicherlich stärker zu unterstützen wäre), Therapeuten, Verwandte und Freunde der Familie in unterschiedlicher Anzahl. Dieser Kreis - die Kerngruppe, wie wir es nennen - war bei den Treffen regelmäßig dabei. Je nach Thema des Treffens wurde der Kreis erweitert, vor allem bei jenen Treffen, bei denen es darum ging, mögliche Kontakte zu Arbeitgebern herzustellen. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sich eine Arbeitserprobung[4] anbahnte, wurden teilweise sowohl Arbeitgeber als auch Mentor eingeladen. Bei diesen Treffen ging es vor allem um Erfahrungsaustausch: Welche Unterstützung erwartet sich der Betrieb, welche Erfahrungen machen sie mit dem Jugendlichen, wo gibt es Unsicherheiten und wie kann man schwierige (Anfangs-)Situationen verändern.

Wie oft trifft sich der Unterstützungskreis?

Im ersten Jahr des Projekts - in der schulischen Phase - fanden im Durchschnitt vier bis fünf Treffen pro Jugendlichem statt, die in der Regel eineinhalb bis zwei Stunden dauerten.

Nach Einrichtung des Arbeitsplatzes - in der nachschulischen Phase - verringerten sich diese Treffen deutlich, ein bis zweimal im Jahr. Dabei ging es hauptsächlich darum, die Entwicklung zu reflektieren, mögliche Schwierigkeiten rechtzeitig zu erfassen, Erweiterungen zu planen oder aber auch - wie bereits erwähnt, andere Lebensfelder, wie etwa die Freizeit, gemeinsam zu planen. Bei Krisen oder Veränderung der Situation, z. B. Abbruch einer Arbeitserprobung, kann jederzeit ein Unterstützungskreis einberufen werden, was auch praktiziert wurde.

Welche konkreten Aufgaben hat der Unterstützungskreis?

  • Fähigkeitsprofil erstellen - Beobachtungen vernetzen

In den ersten Treffen geht es darum, gemeinsam mit dem Jugendlichen die Stärken, Fähigkeiten, Begabungen, Vorlieben und Möglichkeiten zu erfassen und zu beschreiben. Unterschiedliche Perspektiven sind deshalb so wichtig, weil viele Verhaltensmuster oder Fähigkeiten nur an einem Ort, z. B. zu Hause, in der Schule oder im Umgang mit Erwachsenen sichtbar werden, an anderen nicht. Die eigene Sichtweise engt mitunter auch ein, prägt und beeinflußt eine Person, kann Entwicklungen unterstützen oder verhindern. Verschiedene Sichtweisen führen zu einem differenzierten Bild, Stärken werden deutlicher sichtbar, auch Grenzen und Widersprüche. Das Vernetzen dieser unterschiedlichen Perspektiven und Beobachtungen haben wir als eine sehr wertvolle Erfahrung erlebt. Es war die Grundlage für die weitere Planung.

  • Rahmenbedingungen beschreiben

Mit dem Wissen und den Erfahrungen der Teilnehmer im Unterstützungskreis lassen sich leicht Rahmenbedingungen formulieren, die notwendig sind, damit der Jugendliche erfolgreich sein kann. Manche Schwierigkeiten einer Person lassen sich in Anforderungen an Rahmenbedingungen umformulieren und sind bei der Suche von Arbeitsfeldern zu berücksichtigen. Wenn z. B. ein Jugendlicher auf Geräusche sehr empfindlich reagiert, sollte ein Arbeitsfeld mit ruhiger Atmosphäre gesucht werden; wenn ein Jugendlicher Grenzen anderer Personen nicht gut erkennen kann, ist ein Arbeitsfeld mit Kundenkontakt ungeeignet[5].

  • Mögliche Arbeitsfelder definieren

Eine zweite Aufgabe ist es, aufbauend auf den Ergebnissen der ersten Treffen, mögliche Arbeitsfelder zu finden, die für den Jugendlichen passen könnten. Dabei ist es nötig, der Phantasie freien Lauf zu lassen, kreativ zu sein, denn reguläre Arbeitsplätze für Menschen mit schweren Behinderungen sind in den wenigsten Fällen auf dem Markt zu finden. In der Regel müssen sie entdeckt und erfunden werden. Wenn - wie bei einem Jugendlichen - das Fahrradfahren zu seinen liebsten Beschäftigungen gehört, wird man im Unterstützungskreis darüber nachdenken, in welchem Arbeitsfeld Botengänge notwendig wären bzw. ob und wo es Ideen oder Möglichkeiten gibt, das Fahrrad in eine Beschäftigung einzubauen.

  • Arbeitgeberkontakte herstellen

Eine weiterer Schritt besteht darin, Arbeitgeberkontakte herzustellen, zunächst Schnupperplätze ausfindig zu machen, die evtl. in eine längerfristige Arbeitserprobung führen können. Es gilt, die Ressourcen, die Kenntnis der regionalen Arbeitsmarktstruktur und die Beziehungen der Mitglieder des Unterstützungskreises zu nützen, denn wir wissen mittlerweile, daß der Großteil der Arbeitsplätze über informelle Kontakte und nicht über institutionelle Vermittlung gefunden wird. Deshalb ist es in dieser Phase hilfreich, zusätzliche Personen in den Unterstützungskreis einzuladen, um ein möglichst großes Netz zu knüpfen. Nach dem Erstkontakt werden die weiteren Schritte vom Integrationsberater übernommen. Als sich z. B. für eine Jugendliche Arbeit mit Tieren bzw. Arbeit auf dem Bauernhof als günstiges Arbeitsfeld herausstellte, wurde der örtliche Tierarzt, auch ein Bekannter der Familie, zum Unterstützungskreis eingeladen.

  • Schnupperphasen nachbereiten

Im Unterstützungskreis werden die gemachten Erfahrungen während des Schnupperns besprochen. Obwohl wir versucht haben, Schnupperplätze gemäß den beschriebenen Fähigkeiten, Grenzen, nötigen Rahmenbedingungen zu finden, konnten die Hypothesen erst in der realen Situation überprüft werden. Viele Hypothesen bestätigten sich, wir erlebten aber auch einige Überraschungen. Manchmal schnupperten die Jugendlichen nur zur Orientierung, zur klaren Bestätigung der Vorannahmen als Grundlage für die weitere Planung.

  • Mitarbeit bei der Lösung von Schwierigkeiten

Daß trotz guter Vorbereitung und Planung mit Schwierigkeiten zu rechnen ist, daß nicht alle Arbeitserprobungen erfolgreich zu einem Dauerarbeitsplatz führen, war und ist auch in Zukunft zu erwarten. Oft kann ein Fehler oder auch ein Scheitern den Schlüssel zum nächsten Schritt beinhalten. Die Schwierigkeiten gemeinsam mit allen Beteiligten zu reflektieren und darauf aufbauend konstruktive Lösungen zu entwickeln, ist eine Hauptaufgabe des Unterstützungskreises in der nachschulischen Phase.

  • Die Familie unterstützen

Obwohl der Jugendliche mit Behinderung im Zentrum der Hilfeplanung stehen soll, kann und soll der Unterstützungskreis im SPAGAT auch die Eltern entlasten. Ein großes Entlastungspotential liegt in der Herstellung der Erstkontakte zu Arbeitgebern durch Mitglieder des Unterstützungskreises, was Eltern aus der häufig als unangenehm erlebten Rolle der "Bittsteller" befreit. Zudem befinden sich die Jugendlichen in der Pubertät und alle damit verbundenen Fragen wie Identität, Behinderung, Sexualität, Ablöse wirken sich im Verhalten der Jugendlichen sowohl zu Hause als auch am Arbeitsplatz aus. Sich diesen Fragen zu stellen und verschiedene Sichtweisen zuzulassen ist eine wichtige Aufgabe der Unterstützungskreise.

Das gemeinsame Reflektieren von Schwierigkeiten und die Suche nach alternativen Lösungen gibt Eltern das Gefühl, nicht ganz allein zu sein mit ihren Sorgen - der Unterstützungskreis ist ein Stück gelebter Solidarität.

  • Die integrative Idee weitertragen

Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt der Unterstützungskreise liegt in der berechtigten Hoffnung, daß dadurch die integrative Idee gleich einem Schneeballsystem weitergetragen wird.



[2] Eine genauere Projektbeschreibung finden Sie in "Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft", Heft 4/5/98. Das Projekt gliederte sich in eine schulische und nachschulische Phase. Im Artikel 4/5/98 wird die schulische Phase detailliert besprochen.

[3] Der professionelle Mitarbeiter des Institutes für Sozialdienste wird im folgenden Integrationsberater genannt.

[4] Als Arbeitserprobung bezeichnet man die dreimonatige Erprobungsphase vor der Einrichtung eines möglichen geschützten Arbeitsplatzes. Die Durchführung der Arbeitserprobung setzt schon eine hohe Bereitschaft des Arbeitgebers voraus, längerfristig - je nach Erfahrungen in der Erprobungsphase - einen Arbeitsplatz für den Jugendlichen einzurichten.

[5] siehe dazu Beitrag: Portraits der Jugendlichen in diesem Heft. Die Beispiele sind reale Erfahrungen aus dem Projekt.

3. Anforderungen an den Integrationsberater

Die Aufgabe des Integrationsberaters ist im wesentlichen die der Koordination und Moderation. Er ist nicht mehr der Experte, der weiß, was für den Jugendlichen gut ist, der allein die nächsten Schritte bestimmt. Er ist ein Experte unter anderen, Eltern, anderen Professionellen wie Lehrern, Therapeuten, den Jugendlichen selbst. Je nach Haltung kann dies eine große Entlastung sein, da sowohl Verantwortung geteilt wird und Aufgaben von anderen übernommen werden. Dies bedeutet allerdings eine Veränderung im Selbstverständnis eines professionellen Mitarbeiters.

Da sich im Unterstützungskreis zum großen Teil ehrenamtliche Mitarbeiter mit möglicherweise wenig Teamerfahrung treffen, gehören Know-how zur Teamentwicklung, die Fähigkeit, Gruppenprozesse wahrzunehmen, zu moderieren und zu steuern zu den wichtigsten fachlichen Anforderungen.

Konkrete Aufgaben des Integrationsberaters im Projekt SPAGAT

  • Vermittlung der Idee und Funktion des Unterstützungskreises:

Für die Familien war sowohl persönliche Zukunftsplanung als auch der Unterstützungskreis neu. Nicht alle Familien waren sofort begeistert, auch Bekannte oder Freunde einzuladen - wie die Projektinitiatoren bei der Konzeption annahmen. Ängste, wie etwa die Frage der Vertraulichkeit oder ob eine regelmäßige Teilnahme am Unterstützungskreis für Nicht-Familienmitglieder zumutbar sei, wurden thematisiert.

  • Initiierung des ersten Treffens gemeinsam mit dem Jugendlichen und den Eltern:

Wer soll eingeladen werden, in welchem Rahmen soll das erste Treffen stattfinden? Wer spricht die Teilnehmer an, wer gestaltet die Einladung? Sehr positive Erfahrungen haben wir damit gemacht, Einladungskarten mit dem Jugendlichen zu gestalten, einen kleinen Imbiß herzurichten, ihn dadurch in die Planung so stark wie möglich einzubeziehen und ihm so zu vermitteln, daß dieses Treffen für ihn wichtig ist, daß es um seine Person geht. Der Unterstützungskreis ist keine Beratungssituation, er findet im Zuhause statt. Das hilft, eine vertraute und entspannte Atmosphäre herzustellen und bietet dem Jugendlichen die nötige Sicherheit.

  • Vorbereitung der Treffen:

Was soll besprochen werden, was ist das Ziel des Abends, welche Methoden werden eingesetzt? Der Integrationsberater muß ein Methodenrepertoire, Phantasie und Freude an seiner Arbeit haben, damit er die Ziele und Visionen auch bei den TeilnehmerInnen lebendig werden lassen kann.

Auf dem ersten Treffen ist besonders darauf wert zu legen, daß Erwartungen und Ziele formuliert und klare Vereinbarungen über die Zusammenarbeit getroffen werden.

  • Der Jugendliche muß in die Kommunikation einbezogen werden:

Diese so selbstverständlich formulierte Aufgabe ist nach unseren Erfahrungen sicherlich eine der schwierigsten und herausforderndsten des Integrationsberaters, vor allem dann, wenn der Unterstützungskreis relativ groß ist und sich der Jugendliche verbal nicht so gut ausdrücken kann. Die Gefahr, daß über den Jugendlichen und nicht mit ihm gesprochen wird, ist groß. In diesem Bereich ist sicherlich noch viel methodische Entwicklung notwendig.

  • Leitung der Treffen:

Es ist unbedingt notwendig, daß diese Treffen moderiert werden, daß das Ziel des Treffens formuliert und vom Integrationsberater im Blick behalten wird, daß auf vorgegebene Zeitstrukturen geachtet wird. Es passiert schnell und häufig unbemerkt, daß sich die Gruppe in interessante Diskussionen verstrickt und den Blick auf das Wesentliche verliert. Zur Leitung gehört auch die Ermutigung aller Teilnehmer zur Mitarbeit. Für manche Teilnehmer ist es nämlich ein großer Schritt, sich in einem Unterstützungskreis zu engagieren, das Wort zu ergreifen, die eigene Wahrnehmung wichtig zu nehmen und zu äußern. Doch nur so kann der Kreis funktionieren, wenn ein wertschätzendes Miteinander spürbar ist.

  • Festhalten der Ergebnisse des Treffens, Planung der nächsten Schritte:

Am Ende des Treffens werden die Ergebnisse und Arbeitsaufträge zusammengefaßt und festgehalten: Was sind die nächsten Schritte, wer tut was bis wann? Es wird ein Protokoll verfaßt und an alle verschickt.

  • Dokumentation:

Das Einbeziehen der bisherigen Erfahrungen vom Jugendlichen, der Eltern, LehrerInnen etc. aus dem Unterstützungskreis ermöglicht eine umfassende Dokumentation der Entwicklung. Es wird eine Sammlung sämtlicher Beobachtungen und Informationen für einen Entwicklungsbericht für jeden Jugendlichen angelegt und fortlaufend ergänzt.

4. Bisherige Erfahrungen

Die bisherigen Erfahrungen sind sehr positiv. Nicht nur, daß die Zusammenarbeit Freude bereitet, sie ist auch äußerst effektiv.

Über persönliche Kontakte und Beziehungen zu Arbeitgebern wurden Schnupperplätze gefunden und in der Folge Arbeitssituationen erprobt. Fast alle Schnupperplätze wurden in den Unterstützungskreisen gefunden, Mentoren konnten durch persönliche Bekanntschaft zur Mitarbeit im Projekt SPAGAT motiviert werden.

Im Unterstützungskreis intensivierten sich die Beziehungen zum Jugendlichen. Wir hoffen, daß diese Beziehungen länger tragfähig und lebendig bleiben, so daß der Jugendliche und seine Familie über Jahre begleitet und unterstützt werden, ähnlich einer Patenschaft.

Die unterschiedlichen Sichtweisen und Beobachtungen ermöglichten die Erstellung eines umfassenden Fähigkeitsprofils des Jugendlichen. Die Mitglieder des Unterstützungskreises inspirierten sich gegenseitig, Ideen wurden aufgegriffen, verworfen, weiterentwickelt und konkretisiert. Unterschiedliche Zugänge ermöglichen unterschiedliche Einfälle. Es werden neue Arbeitsfelder gefunden, Fähigkeiten des Jugendlichen gewinnen plötzlich an Bedeutung.

Die Arbeit im Unterstützungskreis ist prozeßorientiert. Durch das Einlassen in diesen Prozeß, der für alle auch ein Lernprozeß ist, werden Visionen möglich und Ziele konsequent verfolgt. Gemeinsame Reflexion und feed-back verringern Fehlentscheidungen und vermeiden Frustration.

Im Unterstützungskreis wird soziale Verantwortung gelebt und strukturierte Ehrenamtlichkeit geleistet. Nicht zuletzt tragen die Mitglieder des Unterstützungskreises den integrativen Gedanken weiter. Das Modell des Unterstützungskreises ist auch auf andere Zielgruppen übertragbar. Es könnte dort andere Schwerpunkte geben.

Sicher ist, daß langfristige, unbürokratische Unterstützung, Hilfe bei der Zukunftsplanung und die Vernetzung von professioneller Tätigkeit mit Ehrenamt hochaktuelle Themen sind.

Die Autorinnen

Mag. Claudia Niedermair

Wissenschaftliche Begleiterin der integrativen Schulversuche im Sekundarstufenbereich in Vorarlberg, Lehrerin an der Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe in Götzis und Lehrbeauftragte an der Pädagogischen Akademie in Feldkirch. Als Beirat im Vorstand von Integration Vorarlberg unterstützt sie die Eltern vor allem im Bereich der nachschulischen Integration.

Mähdle 43

A-6890 Lustenau

Email: claudia.niedermair@magnet.at

Elisabeth Tschann

Leiterin der Fachgruppe Dialog im Institut für Sozialdienste, Lehrerin an der Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe in Götzis, Projektverantwortliche im SPAGAT

Institut für Sozialdienste

Bahnhofstrasse 8a

A-6700 Bludenz

tschann.elisabeth@ifs.at

Quelle:

Claudia Niedermair, Elisabeth Tschann: "Ich möchte arbeiten" - Der Unterstützungskreis

Erschienen in: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft Nr. 4/5/99; Reha Druck Graz

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 06.11.2006

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