EIN-BLICKE IN DIE LEBENSWELTEN VON MENSCHEN MIT BLINDHEIT

Zugangsmöglichkeiten zu Bildung und Beruf

Themenbereiche: Schule, Arbeitswelt
Textsorte: Diplomarbeit
Releaseinfo: Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. vorgelegt von Birgit Rosa SCHLOFFER am Institut für Erziehungswissenschaft. Begutachter: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Rudolf Egger. Graz 2005
Copyright: © Birgit Rosa Schloffer 2005

Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG / FRAGESTELLUNG

Nach Absolvierung der Ausbildung zur Sonderschullehrerin für lernbehinderte und schwerstbehinderte Kinder hatte ich die Möglichkeit, aus dem Unterricht in der allgemeinen Sonderschule in die integrative Betreuung steirischer sehbehinderter und blinder Kinder einzusteigen. Zeitgleich absolvierte ich die Ausbildung zur Sehbehinderten- und Blindenlehrerin, um mich fachlich adäquat ausbilden zu lassen. Die Tätigkeit als integrative Sehbehinderten- und Blindenlehrerin übte ich neun Jahre aus. In dieser Zeit lernte ich als Integrationslehrerin für Kinder mit Sehschädigung alle Schultypen sowie ein umfassendes Spektrum an Unterrichtsmethoden kennen. Um schwerst mehrfach behinderte Kinder mit Sehbehinderung oder Blindheit im Unterricht gut unterstützen zu können, holte ich mir durch die Ausbildung zur Sehfrühförderin wichtiges Know-how. Als Sehfrühförderin arbeitete ich dann freiberuflich mit drei sehbehinderten Mädchen und drei sehbehinderten Buben sowie deren Familien und begleitete sie in die Schule.

Durch diese Tätigkeitsfelder bekam ich Einblick in die Lebenswelten sehbehinderter und blinder Kinder, teilweise mit Zusatzbehinderungen (Körperbehinderung, Hörbehinderung, Lernbehinderung, ...) sowie Zugang zu deren Familien.

Sehr häufig gestellte Fragen von den von mir betreuten Müttern und Vätern waren:

  • Welche Arbeitsplätze gibt es für sehbehinderte oder blinde Menschen?

  • Gibt es außer den traditionellen Blindenberufen (Bürstenbinderei, Stenotypie und Telefonie, Möbel-und Korbflechterei, Weberei, ...) auch noch andere Berufe?

  • Wird meine Tochter oder mein Sohn je arbeiten können?

  • Welche beruflichen Möglichkeiten wird meine Tochter oder mein Sohn haben?

Ich erzählte dann von erwachsenen sehbehinderten und blinden Menschen, welche Art der Tätigkeit diese ausübten und wie diese lebten.

Seit den 90er Jahren wurden in Österreich Servicestellen eröffnet, die Menschen mit Behinderung speziell bei der Berufsorientierung und beim Fußfassen am allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützen (z.B. Arbeitsassistenz-Einrichtungen).

1998 begann ich für die Steiermark ein Arbeitsassistenz-Konzept speziell für sehbehinderte und blinde Menschen umzusetzen. Dabei ging und geht es um die Unterstützung und die Begleitung von sehbehinderten und blinden Menschen bei der Arbeitssuche bis hin zur beruflichen Integration bzw. in der Erhaltung des Arbeitsplatzes.

All diese Tätigkeitsfelder ermöglichten und eröffnen mir noch heute Einblicke in die Lebenswelten sehbehinderter und blinder Menschen verschiedenen Alters. Daraus ergeben sich für mich folgende Fragen:

  • Wie sieht der Zugang zu Bildung für Menschen mit Blindheit heute aus? 2004 war ein besonderes Jubiläumsjahr: die Steiermark feierte 20 Jahre Integration sehgeschädigter - blinder und sehbehinderter - Schülerinnen und Schüler im Regelschulwesen. 2004 war auch das Jubiläumsjahr, was die Blindenbildung betrifft - 200 Jahre Blindenbildung im deutschen Sprachraum.

  • Welche geebneten Wege gibt es bereits? Welche Hürden gibt es heute?

  • Blindheit & Bildungsmöglichkeiten / Berufsausbildung - gibt es Veränderungen in den letzten Jahrzehnten? (Geburtsjahrgänge 1949 bis 1984)

Im Theorieteil dieser Arbeit wende ich mich im ersten Kapitel dem Thema "Bildung" und im Besonderen dem der Blindenbildung zu. Das zweite Kapitel steht unter dem Begriff "Blindheit" und präsentiert Zahlen und Fakten. Danach setzte ich mich mit dem Thema "Blindheit und Stigmatisierung" auseinander. Das dritte Kapitel umfasst Erläuterungen zu den Termini "Integration und Inklusion". Der Fokus des vierten Kapitels sind "Lebenswelten". Dabei geht es um Lebenswelten von blinden Menschen, die die Bereiche Familie, Erwerbsleben, Freizeit und Partnerschaft umfassen. Im Folgenden werden unterschiedlichste Unterstützungsangebote für blinde Menschen aufgezeigt und beschrieben. "Sensibilisierung für die Welt der Nicht-Sehenden", das fünfte und letzte Kapitel im Theorieteil zeigt Möglichkeiten auf, wie der Zugang sehender Menschen zu Personen mit Blindheit erleichtert werden kann und wie Barrieren abgebaut werden können.

Im zweiten empirischen Teil richte ich Fragen in Form von Interviews an sechs geburtsblinde Menschen, die in den Städten Graz, München und Wien leben und tagtäglich ihre Frau bzw. ihren Mann stellen.

Folgende Themen werden unter anderen dabei diskutiert:

  • Wie blindenfreundlich ist die Welt der Sehenden - wie geht es Menschen mit Blindheit, anders zu sein, in einer Welt zu leben, die von Sehenden gemacht ist?

  • Welche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

  • Welche Grundbedürfnisse und Wünsche bleiben unerfüllt?

  • Was bedeutet Integration bzw. Inklusion für blinde Menschen?

Mir ist es ein Anliegen, all das, was ich in meinen Tätigkeitsfeldern des beruflichen Alltags bereits erfahren habe, mit wissenschaftlichem Wissen zu stützen und diese Arbeit so aufzubereiten, dass sie verständlich und für die praktische Arbeit anwendbar ist.

Und ich möchte das vermeiden, wie es Umberto Eco umschreibt:

"Man kann also auf wissenschaftliche Weise eine Arbeit anfertigen, die andere, was das Thema anbelangt, als rein > journalistisch < qualifizieren würden. Und man kann auf eine rein journalistische Weise eine Arbeit schreiben, die, vom Titel her, alles hätte, um wissenschaftlich auszusehen."[1]



[1] ECO, Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. Heidelberg,

2. ergänzte Aufl. 1989, S. 59.

1 BILDUNG

In diesem Kapitel möchte ich eingangs eine Klärung des Begriffes Bildung vornehmen und dazu unterschiedliche Sichtweisen aus der Literatur anführen. Bildung beginnt bereits mit der Geburt und begleitet uns ein Leben lang. Speziell möchte ich mich mit dem Begriff der Blindenbildung auseinander setzen.

Bildung hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert und weiterentwickelt. Dass Bildung von vornherein nicht für alle zugänglich war, ist besonders in der historischen Aufzeichnung der Blindenbildung ersichtlich. Es gab unterschiedliche Zugänge: von der Frage und der Diskussion, ob Blinde überhaupt bildbar seien, bis zur Zuschreibung außerordentlicher Fähigkeiten.

Im deutschsprachigen Raum gibt es 200 Jahre dokumentierte Blindenbildung. Es wurden Spezialschulen für blinde Menschen, so genannte Blindenschulen gegründet. Im 20. Jahrhundert wurde die integrative Bildung und Beschulung blinder Menschen immer mehr zum Thema. Seit den 90er Jahren gibt es in Österreich die reguläre integrative Beschulung für blinde SchülerInnen. Dennoch ist es noch nicht selbstverständlich, uneingeschränkt Zugänge zu diversen Schultypen, Akademien, Fachhochschulen und Universitäten zu erhalten. Ebenso interessant ist die Beobachtung des Zuganges zu allgemeinen Bildungseinrichtungen in der Erwachsenenbildung.

1.1 Definition Bildung

Im Duden wird der Begriff Bildung wie folgt definiert:

"Bildung, die; -, -en [mhd. Bildunge, ahd. Bildunga = Schöpfung; Bildnis, Gestalt]: 1.<o. Pl.> a) das Bilden (5), Erziehung; die Schule vermittelt vielseitige Bildung; eine vorzügliche Bildung erhalten, genossen haben [...]."[2]

Ich möchte den Begriff Bildung aus zwei Perspektiven darlegen: aus der Sichtweise der Pädagogik und aus jener der Soziologie.

Nach Böhm ist mit Bildung ein, wenn nicht sogar der Grundbegriff der Pädagogik in Deutschland beschrieben. Da sich in ihm das jeweilige Selbst- und Weltverständnis des Menschen widerspiegelt, kann er nicht zeitlos definiert, sondern nur in seiner historisch-systematisch-dynamischen Vielschichtigkeit erschlossen werden.[3]

"Der Bildungsbegriff wird heute von mehreren Seiten in Frage gestellt. Von einer empirisch-analytischen Erziehungswissenschaft wird er z.B. abgelehnt, weil er zu ungenau, nicht operationalisierbar und der empirischen Untersuchung nicht zugänglich ist; statt dessen wird die Einheit der Bildung aufgelöst in empirisch überprüfbare und politisch steuerbare Prozesse der Sozialisation, Individuation, Qualifikation, Reproduktion etc. Auch die inflatorische Verwendung von Bildung in zahlreichen Komposita scheint den Begriff zu entleeren oder in sein Gegenteil zu verkehren. Demgegenüber ist aber daran festzuhalten, daß Bildung prinzipiell gerade das meint, was nicht verlorengehen darf, wenn Menschsein seinen humanen Charakter bewahren soll: die aller Planung und Machbarkeit entzogene Selbstbestimmung der Person."[4]

Aus einem anderen Blickwinkel, dem eines Sozialwissenschafters, definiert Karl-Heinz Hillmann den Begriff Bildung folgender Maßen:

"Bildung, im pädagogischen Sinne Formung des Menschen durch die Vermittlung von inneren Anlagen und äußeren Einflüssen. Bildung meint sowohl die Prozesse der Mitteilung u. Entwicklung von Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Werthaltungen, Gefühlen, Einstellungen usw. als auch deren Ergebnis. Bildung setzt anthropolog. die Bildsamkeit des Menschen, d.h. seine Bildungsfähigkeit u. Bildungsbedürftigkeit voraus. Durch Bildung wird der Mensch erst zur Person oder >Persönlichkeit<, indem er in Auseinandersetzungen mit den (gesch. gewachsenen u. veränderl.) materiellen, geistigen u. kulturellen Angeboten seiner Umwelt zu einer bestimmten strukturellexistentiellen Verfassung seines Wertens, Wollens, Wissens u. Fühlens gelangt."[5] Und Hillmann beschreibt weiter:

"Da diese personale Verfassung des einzelnen Menschen in erster Linie ein Ergebnis der sozialstrukturellen Verfassung seiner >bildenden< Umwelt ist, sind Prozesse, Ergebnisse und Substanzen von Bildung auch bevorzugter Gegenstand der Soziologie, die gegenüber Vorstellungen von einer überzeitlich gültigen, allg., >wahren< Menschenb., d.h. gegen eine Übersteigerung des Bildungsbegriffs im Sinne einer Entgegensetzung von >Geist< u. >Welt<, den Zusammenhang von Bildung u. ges. Lebensbedingungen betont."[6]

Wer ist gebildet? Woran erkennt man "den gebildeten Menschen"?

In der Antike war noch klar, wer als "gebildet" zu bezeichnen war. Man musste lesen und schreiben können, die Gedankengänge bedeutender Philosophen nachvollziehen und darüber diskutieren können sowie gute Manieren haben.

Als der "letzte Universalgebildete" wird Wilhelm von Humboldt in diversen Aufsätzen genannt. Man sagt von ihm, er solle einen Gesamtüberblick über das Wissen seiner Zeit gehabt haben.

Ist das Bildungsziel ein rein humanistisches oder platonisches Wissen oder muss es weiter gefasst werden und naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit einschließen?[7]

In seinem Essay "Bildung" schreibt Hartmut von Hentig:

">Bildung< ist ein nützliches Wort für einen schwer fassbaren, aber identischen Vorgang. Wir sollen dankbar sein, daß unsere Sprache uns mit dem Wort >bilden< auf keine Vorstellung festlegt. Das Wort bedeutet: einer Materie oder einem Ding eine Form geben. >Bilden< hat die vielfältigsten Objekte: Tonfiguren, einen Chor, eine Vorstellung, einen Kreis, einen Satz; >sich bilden< hat die vielfältigsten Subjekte: Wolken, Bläschen, eine Gruppe, eine Blüte, eine Kultur. Bildung ist der Prozeß, durch den etwas Gestalt, Idealisten werden sagen >seine Gestalt< annimmt."[8]

Laut Hartmut von Hentig richtet Bildung den Blick des Einzelnen auf das Gemeinwohl, auf Existenz, Kenntnis und Einhaltung von Rechten und Pflichten, auf die Verteidigung der Freiheit und die Achtung für Ordnungen und Anstand.[9]

Im Handlexikon der Behindertenpädagogik wird Bildung folgender Maßen beschrieben: "Bildung ist, neben Erziehung, der am häufigsten benutzte Begriff der Pädagogik und insofern die Beschreibung ihres Grundsachverhaltes. (...) Bildung ist zum einen als enger Begriff geistiger Aneignung der →Erziehung als Führung zur Haltung gegenüberstellt. Unter einem ganzheitlichen Aspekt wird Bildung als Selbst- und Welterschaffung, Mitmenschlichkeit und Sachlichkeit verstanden (Bildung 1988)."[10]

Was bedeutet Bildung im Bezug auf Menschen mit einer Behinderung?

"Erziehung und Unterricht von behinderten Menschen haben dann trotz der ‚erschwerenden Bedingungen' ihres Geschäfts (zitiert nach Moor 1965, 15) ein individuell sinnvolles und mögliches Ziel von Bildung zu realisieren. Dieser Auftrag ist zuerst von Comenius 1627 in der Didactica magna ausgesprochen worden: ‚Zunächst sind alle als Menschen Geborene zu dem Hauptzweck geboren, Mensch zu sein, d.h. vernünftiges Geschöpf, Herr der (anderen) Geschöpfe und genaues Abbild seines Schöpfers. Darum sind alle so zu fördern und in Wissenschaft, Sittlichkeit und Religion recht einzuführen, dass sie das gegenwärtige Leben nützlich zubringen und sich auf das künftige angemessen vorbereiten können.'"[11]

Heute, im Zeitalter des Pluralismus, versteht jeder unter Bildung etwas anderes. Wenn man davon ausgeht, dass die Schule bildet, dann ist die Aussage von Robinsohn hilfreich: Die Schule soll den Menschen mit Qualifikationen ausrüsten, die ihm helfen, die verschiedenen Lebenssituationen zu meistern.[12]

Über den Begriff Bildung komme ich zu den Bildungsabschlüssen: "Einerseits werden Bildungsabschlüsse immer weniger wert, andererseits steigt aber doch deren Wichtigkeit, wenn man sie nicht vorweisen kann. Gleichzeitig entstehen (scheinbar) immer neue Möglichkeiten der Lebensgestaltung, die durch die kapitalistische Kulturindustrie geradezu erzeugt werden, während sich aber für immer mehr Personen die Chancen auf die Realisierung dieser Optionen verknappen."[13]

Einhergehend mit den Bildungsabschlüssen, die oftmals die Voraussetzung für den Berufseinstieg sind, ist die Überqualifikation zu nennen. Personen mit Lehrabschluss, Matura oder Akademikerabschluss können in ihrem Fachgebiet keine adäquate Beschäftigung finden und müssen daher in ein Arbeitsfeld einsteigen, für welches sie überqualifiziert sind. Andererseits gibt es Aufnahmehürden, um zu einer speziellen Qualifikation zu gelangen, die für "reguläre" PflichtschulabgängerInnen aus unterschiedlichen Gründen - häufig aus ökonomischer Sicht - nicht überwindbar sind.

Meiner Ansicht nach beinhaltet der Begriff Bildung nicht nur humanistische Bildung, eine umfassende Allgemeinbildung, sondern auch den Aspekt der Herzensbildung, womit heute Teilgebiete der sozialen Kompetenz, von Social Skills, umschrieben werden könnten. Soziale Kompetenz ist für mich so etwas wie ein Schlüssel, der den Zugang öffnet, um angeeignetes Wissen nutzbringend der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.

Nun stellt sich die Frage: Wie, wo und wann kann ich soziale Kompetenz wie Selbstsicherheit, Durchsetzungsvermögen oder Kontaktfähigkeit erlernen, um die gesammelte Kenntnis sowie die Sachverständigkeit im Leben anzuwenden? Diese Form der Bildung muss schon in der frühesten Entwicklung seine Wurzeln haben.

1.2 Geschichte der Blindenbildung

Sucht man nach den historischen Wurzeln der Blindenpädagogik, wird man erkennen, dass sich die Menschheit schon mit der Thematik des Blindseins auseinander setzte, bevor noch an eine Bildung gedacht wurde.

Im Altertum war die Einstellung zu Menschen mit Blindheit sehr unterschiedlich. So wurden sie einerseits bei vielen Urvölkern als nutzlose Stammesmitglieder betrachtet oder wie im alten Rom als Sklaven eingesetzt, andererseits aber verehrte man sie wegen ihrer ihnen mystisch anhaftenden seherischen Fähigkeiten.

Im Mittelalter, in dem sich Blinde - außer jene aus Adelskreisen - außerhalb jedes gesellschaftlichen Standes befanden, versuchte man ihr Schicksal zu verbessern, indem man ihnen die Bettelei als Privileg zuerkannte. Außerdem bildete Musik weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für Blinde. 1661 wurde in Palermo eine Blindenbruderschaft für Musik gegründet, die fast Akademiecharakter hatte, welche als erste Bildungseinrichtung für Blinde angesehen werden kann.[14]

Hensle zitiert Farrell und Garbe, die die Geschichte der Blindheit ausführlich darstellten. Farrell berichte, dass die Stadttore und Kirchentreppen als besonders einträgliche Plätze für blinde Bettler reserviert waren, dass blinde Sänger in der Antike und im Mittelalter eine bekannte und geachtete Erscheinung darstellten. Bereits Homer könnte zu ihnen gezählt werden und mit ihm beginnt die Reihe der "berühmten" Blinden, die es trotz und mit ihrer Behinderung zu Beruf und Ansehen gebracht haben: Der japanische Prinz Hitoyasu (geb. 843), der englische Dichter John Milton (1608-1674) und der englische Mathematiker Nicholas Saunderson (geb. 1682) seien beispielhaft genannt.[15] Im Zuge der Aufklärung änderte sich die gesellschaftliche Definition der blinden Menschen, was vor allem auf die neue Auffassung vom Menschenbild in dieser Zeit zurückzuführen ist. Man vertraute auf die Macht der in jedem Menschen als Naturanlage vorhandenen Vernunft und forderte, sich seiner eigenen Kräfte zu bedienen, um damit für sich und für seine Gesellschaft etwas Nützliches zu machen. Dies bedeutete, auch Menschen mit Blindheit aus den Abhängigkeiten wie Almosen zu lösen und sie zu erziehen und zu bilden, damit sie ein gewisses Maß an beruflicher Selbstständigkeit erlangen und somit als nützliches Mitglied in die Gesellschaft integriert werden können.[16] 1784 gründete Valentin Hauy in Paris das erste Blindenbildungsinstitut, mit dem man sich schon von Anfang an die "normale" Schule sowie an die "normale" berufliche Bildung angleichen wollte. Aus diesem Grund wurden auch deren Methoden von den BlindenlehrerInnen übernommen.

Obwohl die Ausbildung zuerst nur auf handwerkliche Tätigkeiten beschränkt war, legte Hauy zwei Jahre später Werkstätte und Schule zusammen, da er erkannte, dass blinden Menschen zwar ihr Augenlicht, nicht aber der Sinn für Bildung fehlte. Hauy initiierte 1790 die Gründung der Blindenschulen in Liverpool und 1800 in London.

Die erste Blindenschule im deutschen Sprachraum, die allen Menschen mit Sehschädigung eine allgemeine Bildung ermöglichen sollte, wurde von Johann Wilhelm Klein 1804 in Wien gegründet. Da es aber nicht genug Bildungsinstitutionen gab, um alle aufzunehmen, versuchte Klein, diese in den örtlichen Schulen unterzubringen und ihnen danach eine Handwerksausbildung bei sehenden Menschen zu ermöglichen. Als ihm dieses Vorhaben aber nicht gelang, entschloss er sich, den Unterricht an den bestehenden Blindenschulen auszudehnen, indem er seinen Schülern zusätzlichen handwerklichen Unterricht zukommen ließ.[17]

Ein Exzerpt aus einem historischen Bericht:

"Jacob Braun, ein blinder Bub, wurde von Johann Wilhelm Klein ab 13. Mai 1804 in seiner Privatwohnung 1030 Wien, Landstraße 34, unterrichtet. Dieser Tag gilt als die Geburtsstunde der Blindenbildung im deutschen Sprachraum und speziell des heutigen Bundes-Blindenerziehungsinstitutes in Wien.

Nach ca. einem Jahr Hausunterricht wurde der erste beschulte Blinde Österreichs vor einem großen Publikum einer Prüfung unterzogen. Das Ergebnis war für J. W. Klein und Jacob Braun großartig. Die Schulbehörde war begeistert. J. W. Klein durfte von nun an weitere ‚Zöglinge‛aufnehmen.

Seine Lebensaufgabe war von nun an die Sorge um die Blinden, ihre Schulbildung, Erziehung und Berufsvorbereitung.

1825 gründete J. W. Klein den ‚Verein zur Versorgung und Beschäftigung erwachsener Blinder, vornehmlich der austretenden Zöglinge des Blinden-Instituts‛(heute: Österreichische Blindenwohlfahrt)."[18]

Nach den Blindenbildungsinstitutionen in Paris und Wien kam es zur Gründung weiterer Schulen: 1806 in Berlin; 1808 in Stockholm, Amsterdam und Prag; 1809 in Zürich und Dresden; 1811 in Kopenhagen; 1818 in Neapel; 1832 in Boston, New York, Philadelphia; 1861 in Quebec; 1867 in Halifax; 1872 in Ontario; 1881 in Graz und in Russland; ...[19]

Wie kam es zu diesen Blindenschulen? "Die Gründung dieser Einrichtungen (für Blinde), die übrigens meist nicht von Pädagogen, sondern von sozial engagierten Menschen aller möglichen Berufssparten vorangetrieben wurden, müssen als Ausfluß einer Nothilfe-Pädagogik, heute würde man sagen der Sozial-Pädagogik oder der Sozial-Arbeit, gesehen werden. Es ging darum, sozialen Notstand zu beheben und menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Bildung war ein Instrument dazu."[20]

1809 wurde ein dem großen Erfinder Gutenberg vergleichbarer Genius geboren: Louis Braille. Ihm verdanken Menschen mit Blindheit, dass sie heute an der multimedialen Gesellschaft partizipieren können, dass sie Schulen, Universitäten, Ausbildungseinrichtungen besuchen können, dass ihnen berufliche Eingliederungsmöglichkeiten offen stehen. Dass wir uns heute im Gesetzgebungsverfahren um ein Gleichstellungsgesetz befinden, dass Menschen mit Behinderung, deren Vorläufer im Erfechten von Rechten blinde Menschen waren, in unserer Zeit in einer Gesellschaft leben, die sie als vollwertige Mitbürger anerkennt, war nur möglich durch den Zugang zur Information, die durch Louis Brailles Erfindung der Blindenschrift ermöglicht wurde.[21]

Welche Auswirkungen die Entwicklung dieser besonderen Schrift für blinde Menschen hatte, beschreibt Benesch:

"Erst die Braille-Schrift hat eine umfassende Blindenbildung möglich gemacht und dieser Menschengruppe auch uneingeschränkten Zugang zu Literatur, Wissenschaft und Kunst ermöglicht. Es bedurfte allerdings noch vieler, zum Teil andauernder Adaptionen dieses Schriftsystems; vor allem das Computer-Zeitalter hat zahlreiche Anpassungen oder Neueinführungen notwendig gemacht. Für blinde Stenografen wurde nach 1945 eine eigene 8-Punkt-Schrift entwickelt, die heute noch existiert (sie ermöglichte die Aufnahme von Gesprochenem bis zu 400 Silben!) und für Spezialgebiete weiterentwickelt worden ist. Dass das Braillesche Schriftsystem diese vielfältigen Anpassungen ohne wesentliche Änderungen zugelassen hat, spricht für seine Geniali-tät!"[22]

Einen bedeutenden Akzent im Bereich der Blindenbildung setzte man 1873 mit dem ersten Blindenlehrer-Weltkongress in Wien.

1876 wurde mit der Einführung der Brailleschen Punktschrift ein nachhaltiger Meilenstein gesetzt. Anfänglich erfuhr diese Schrift Ablehnung, weil die PädagogInnen und ErzieherInnen von der Schrift der Sehenden nicht abgehen wollten.

Welche Gewichtigkeit der Braille-Schrift auch im Zeitalter der Computer noch beigemessen werden muss, legt Norbert Müller anlässlich des 32. Kongresses der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen im August 1998 in Nürnberg dar:

Norbert Müller, Generalsekretär der Europäischen Blindenunion (EBU), selbst blind, sieht in der Blindenbildung das Erlernen der Braille-Schrift als am wichtigsten an. Wenn es technische Erneuerungen für blinde Menschen gibt, dann kursieren immer wieder Meinungen, dass dies jetzt das endgültige Ende der Braille-Schrift sei. Dieses Phänomen könne man weltweit beobachten. Erstmals war dies der Fall, als die ersten Tonbandgeräte und Kassettenrekorder aufkamen, danach das Optacon[23] und heute im Bereich der neuen blindenspezifischen Computertechnologie. Müller führt fort, dass dann Aussagen folgen wie: die blinden Menschen brauchen also diese Schrift, die sie eigentlich von den anderen isoliert, nicht mehr. Dieser Vorwurf gegen die Braille-Schrift sei so alt wie diese Schrift selbst. Auch wenn man glaubt, dass man ihn irgendwann für erledigt hält, so kommt er doch immer wieder.[24]

Durch die Technik des Computers wird sowohl die taktile als auch die akustische Ausgabe der dargestellten Inhalte ermöglicht. Dies birgt die Gefahr in sich, dass die Anwendung der Braille-Schrift durch die Sprachausgabe in den Hintergrund gedrängt wird. In den USA wird teilweise von Analphabetisierung der blinden Menschen gesprochen.

Aus blindenpädagogischer Sicht muss unterschieden werden, ob damit geburtsblinde bzw. von frühester Kindheit an erblindete oder späterblindete Menschen gemeint sind. Denn späterblindete Menschen haben sich die Braille-Schrift mühevoll angeeignet und sehen dann häufig in der zusätzlich akustischen Unterstützung der EDV einen großen Vorteil.

1.3 Schulische Bildung

In Österreich wie auch in vielen anderen Ländern ist die schulische Bildung ein Standardangebot und gesetzlich ganz klar geregelt. Es gibt ein Recht auf schulische Bildung, was eine besondere Bedeutung für Menschen mit Behinderung hatte / hat ebenso wie eine Schulpflicht, die bereits seit Maria Theresia, ausgehend von der Schulverordnung 1774, besteht.

Die schulische Bildung für Kinder und Jugendliche mit Blindheit musste mühsam erkämpft werden, da es, wie bereits erwähnt, um die Beweisführung einer Bildsamkeit von Menschen mit Blindheit ging.

Nach 180 Jahren Blindenbildung im deutschen Sprachraum ist es seit 1984 möglich, auch sehgeschädigten Kindern und Jugendlichen integrative Beschulung bzw. Bildung in Österreich zukommen zu lassen.

Der Motor für diesen Quantensprung waren besonders aktive Eltern, die ihre Kinder wohnortnah beschulen lassen wollten.

"Für Kinder und Jugendliche mit Sehschädigungen, einschließlich solcher mit zusätzlichen Behinderungen, werden grundsätzlich Bildungspläne zur Verfügung gestellt, die dem jeweiligen Bildungsgang vergleichbarer nichtsehgeschädigter Kinder und Jugendlicher entsprechen. (...)

Sie sind Bestandteile des erweiterten Bildungsplans für Schülerinnen und Schüler mit Sehschädigung, der nicht mit dem Bildungsplan für Sehende übereinstimmt; es ist vielmehr erheblich umfassender und komplexer. Zu den Fähigkeiten und Fertigkeiten, die bei Kindern und Jugendlichen mit einer Sehschädigung eine besondere Rolle spielen, gehören unter anderem Begriffsbildung, Raumgefühl, Orientierungs- und Mobilitätstechniken, lebenspraktische Fertigkeiten, Lern- und Organisationsmethoden, sprachliche und auditive Fähigkeiten und notwendige Anpassungsleistungen, die zur Nutzung des allgemeinen Bildungsplans verhelfen."[25]

Die Umsetzung des Bildungsplans für Schülerinnen und Schüler mit Sehschädigung stellt eine besondere Herausforderung, manchmal eine Herausforderung, insbesondere den Aspekt Zeit betreffend, in der integrativen Beschulung dar. Michael Austermann und Helga Weinläder beziehen sich auf Hudelmayer und Brambring, wenn sie über den Weltzugang von blinden Kindern sprechen. Was sehende Kinder durch Beobachtung und "beiläufig" lernen, muss blinden Kindern "nahe gebracht" werden, damit es "begriffen", "erfasst" und geübt werden kann. Dies habe Auswirkungen auf Art und Inhalt der Begriffsbildung, auf Bereiche der Grobmotorik und auf feinmotorische Fertigkeiten, die sich z.B. in Handgeschicklichkeit und der Bewältigung lebenspraktischer Aufgaben zeigen.[26]

Um ein Objekt oder eine Ablauffolge rein über die taktilen und akustischen Sinne ohne visuelle Eindrücke zu erfassen, braucht es natürlich ein Mehr an Zeitaufwand, als einen Gegenstand oder einen Ablauf visuell zu begreifen. Dinge oder Lebewesen, die nicht ertastbar sind, weil diese zu groß, zu weit weg, zu gefährlich, ... sind, müssen durch besondere Blindenpädagogik didaktisch gut aufbereitet und vermittelt werden. Für sehbehinderte und blinde Menschen gewinnt die ökonomisch-rationelle und rationalisierende Grundhaltung in unserer Kultur besondere Bedeutung, denn es muss angesprochen werden, dass eine visuell fixierte Welt kaum nicht-visuelle Teilnahme erlaubt. Nichtvisuelle Fähigkeiten, Werthaltungen und Argumente werden nicht beachtet und erhalten keine Möglichkeiten zur Bewährung. Beispielsweise entwickelt der blinde Mensch andere Lern- und Arbeitstechniken, ist zu einer anderen Differenzierung fähig und hat durch nicht-visuelles Lernen eine größere begriffliche Gedächtnisleistung entwickelt als ein durchschnittlich Sehender. Durch diese Fähigkeiten für bestimmte Aufgaben kann sich sogar eine größere Eignung ergeben. Diese werden in der Gesellschaft jedoch kaum wahrgenommen. Mögliche gleichwertige Leistungen werden der Person mit Behinderung wegen unserer vorurteilenden Wertungshaltungen nicht zugetraut, die Zusammenarbeit mit ihr als nicht fruchtbar und ineffizient - unrationell - abgewertet.[27]

Was die freie Wahl einer schulischen Bildung betrifft, ist es im 21. Jahrhundert immer noch nicht selbstverständlich, als blinde Person zu allen Bildungsanstalten automatisch Zugang zu haben.

Es gibt weiterhin Pioniere und Pionierinnen an dieser oder jener (Fach-) Schule, Akademie, Fachhochschule oder Universität. Diese BahnbrecherInnen gilt es mit Hilfe der speziellen Blindeneinrichtungen und Organisationen zu unterstützen.

Eine gute Anlaufstelle sind die sonderpädagogischen Zentren und Spezialschulen für Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderung und Blindheit in Österreich. In der im Anhang angefügten Tabelle A sind die Kontaktadressen zu diesen Angeboten angeführt. Nach 200 Jahren Blindenbildung im deutschen Sprachraum sind heute somit in Österreich zwei Bildungswege für Kinder und Jugendliche mit Blindheit möglich: der Weg der Spezialschule, der nur in vier Bundesländern existiert und der Weg der integrativen Beschulung in einer wohnortnahen Schule. Die Möglichkeiten und Grenzen der integrativen Blindenbildung sind allerdings nicht in allen Bundesländern Österreichs dieselben.

1.4 Berufliche Bildung / Berufsausbildung

Was umfassen die Begriffe Berufliche Bildung / Berufsausbildung?

Im Wörterbuch der Pädagogik definiert Böhm Berufserziehung / Berufsbildung:

"Das Verständnis von B. erziehung und -bildung verändert sich mit dem herrschenden Zeitgeist und den tatsächlichen Erscheinungsformen sozialer Prozesse, institutioneller Organisation und wirtschaftl.-techn. Entwicklung. [...]"[28]

Böhm beschreibt des Weiteren den Begriff Berufsfortbildung:

"Die B. ist nach dem Berufsbildungsgesetz zusammen mit der Berufsausbildung und -umschulung ein Teil der Berufsausbildung und ein lebenslanger Prozeß. B. soll die berufl. Kenntnisse und Fertigkeiten erhalten, erweitern, der techn. Entwicklung und den sich ändernden Arbeitsbedingungen anpassen (Anpassungsfortbildung) oder die berufl. Aufstiegschancen verbessern (Aufstiegsfortbildung). Die Grenze zwischen allg. und berufl. Fortbildung ist fließend, da es neben fachtheoret. und -prakt. Inhalten um die Erhellung betriebl., wirtschaftl. und gesellschaftl. Zusammenhänge, um Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter geht ..."[29]

Im Handbuch der Sonderpädagogischen Psychologie ist zu Berufsausbildung unten Stehendes nachzulesen:

"Berufsausbildungen mit hohen Anforderungen an manuelle Fertigkeiten werden hingegen häufiger nicht-integrativ durchgeführt; hier leisten spezielle Fachschulen und Berufsbildungswerke die Vorbereitung auf die berufliche Eingliederung als Beitrag zur gesellschaftlichen Integration."[30]

Wendet man sich dem blindenspezifischen Blickwinkel zu, findet man im Kurzlehrbuch der Augenheilkunde die Begrifflichkeiten Ausbildung und Berufswahl für Menschen mit Blindheit: "Bei angeborener Blindheit besteht die Möglichkeit, spezielle Blindenschulen bis hin zur Blindenstudieranstalt in Marburg zu besuchen. Bei später erworbener Blindheit kann eine Umschulung in speziellen Einrichtungen angestrebt werden. Ziel sind Berufe, die auch blind ausgeübt werden können, z.B. Berufe im EDV-Bereich, Mitarbeiter in einer Telefonzentrale, Masseur."[31]

Am Ende der Pflichtschuljahre oder auch rund um die Zeit der Reifeprüfung gibt es meist eine intensive Auseinandersetzung, welcher berufliche Ausbildungsweg denn eingeschlagen werden könnte. Welche berufliche Bildung ist aufgrund unterschiedlicher Kriterien, wie Eingangsvoraussetzungen, erreichbare Ausbildungsangebote oder arbeitsmarktpolitische Überlegungen möglich und sinnvoll?

Aufgrund meiner beruflichen Erfahrung muss ich feststellen, dass es für blinde Jugendliche und Erwachsene sehr schwierig ist, traditionelle Berufsschienen nicht zu beschreiten rezeptive diese zu verlassen.

In einer Studie stellt Wolfgang Drave, ein Blindenpädagoge aus Würzburg, fest: "Die Berufsausbildung der meisten blinden Frauen und Männer war eine Ausbildung in einer der klassischen Blindenberufe Korbmacher, Bürstenbinder, Strickerin, Telefonist oder Stenotypist. Die Aussage des Direktors der Blindenanstalt, an der auch diese Berufe ausgebildet wurden, ‚Du wirst Korbmacher! ‛ist deshalb nicht außergewöhnlich gewesen."[32]

Mir als Sehbehinderten- und Blindenpädagogin ist es wichtig, eine kritische Anmerkung von Walter Thimm anzuführen:

"Bei diesen blindenspezifischen Berufsausbildungsgängen standen blindenpädagogische Gesichtspunkte im Vordergrund. Der Blindenlehrer wurde auch zum Fachmann für die Berufsausbildung. Das brachte die Gefahr mit sich, dass nicht immer die Fachkompetenz für die fachpraktischen Anteile der Berufsausbildung, die sich an den Anforderungen des späteren beruflichen Einsatzortes zu orientieren hätten, gesichert

war."[33]

Ulrich Bleidick unterstreicht diese Sichtweise:

"Die Berufspädagogik für Behinderte ist in Anbetracht ihrer überragenden Wichtigkeit zu wenig repräsentiert. Die Herkunft der Sonderpädagogik aus der Sonderschulpädagogik erklärt nicht zuletzt etwas von dem geringeren Engagement der Lehrkräfte, die mit den Belangen der Arbeitswelt nicht immer hinreichend vertraut sind."[34]

Es ist sicherlich notwendig, dass das Lehrpersonal einen Bezug zur freien Wirtschaft hat. Das bedeutet, idealer Weise wäre eine zweifache Kompetenz zielführend: Fachpersonal mit Berufserfahrung am ersten Arbeitsmarkt, das sich das pädagogische Wissen und vor allem das blindenpädagogische Know-how durch Aufschulung aneignet oder BlindenpädagogInnen, die sich das Know-how aus der Wirtschaft holen. "Die Überbetonung der Behindertenspezifika und die Beschränkung auf schuleigene Lösungen in den zentralen Bildungseinrichtungen ohne nennenswerte Kooperation über Bundesländer hinweg brachte zusätzlich Einschränkungen zu den ohnehin begrenzten Berufsmöglichkeiten für Blinde mit sich. So kam es beispielsweise - im Vergleich zum Ausland - relativ spät zur Etablierung eines Ausbildungsganges zum Programmierer und zwar bezeichnenderweise außerhalb des etablierten Blindenschulsystems (Stiftung Rehabilitation in Heidelberg ab 1971) sowie zu anerkannten Ausbildungsabschlüssen im industriellen Bereich (Berufsbildungswerke). Der Massageberuf hat nicht die Bedeutung erlangt wie etwa die Ausbildung zum Physiotherapeuten in Polen oder in England. Keine Erfahrungen gibt es in der Bundesrepublik im landwirtschaftlichen Berufssektor (etwa wie in den USA)."[35]

In Österreich ist die Lage mit Deutschland vergleichbar, denn das Spektrum an Blindenberufen ist sehr eingeengt. Ein Unterschied besteht bei blinden Heil-und gewerblichen MasseurInnen darin, dass diese nicht zur Ausbildung der PhysiotherapeutInnen zugelassen werden. Es gibt schon lange das Bestreben danach, aber bislang leider ohne Erfolg. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, werden die BewerberInnen einer Eignungsprüfung unterzogen, bei der auch die körperliche Eignung geprüft wird und eine Sinnesbehinderung daher einen Ausschluss darstellt.

In der Enzyklopädie des Blinden- und Sehbehindertenwesens ist Folgendes nachzulesen: "Berufliche Bildung für normalsichtige Menschen engt sich auf Grund deren Neigungen und Fähigkeiten in erster Linie ein. Bei Menschen mit Blindheit fügt sich noch ein wesentlicher Aspekt der Umsetzbarkeit in der Ausbildung und im Erwerbsleben hinzu.

Berufsberatung: Sehgeschädigten steht ein mehr oder weniger reduziertes Berufsspektrum zur Verfügung. Aus diesem Grund soll die Berufsberatung den Sehgeschädigten informieren und aufklären, orientieren und beraten sowie seine beruflichen Interessen, Neigungen und Eignung in einer Tauglichkeitsprüfung diagnostizieren."[36] Und weiter:

"Berufsausbildung: Sehgeschädigte können nach erfolgreichem Schulabschluß eine Hoch- oder Fachschulausbildung aufnehmen oder sich zum Facharbeiter qualifizieren. Hilfsschulabgänger erhalten eine Ausbildung in Teilbereichen eines Berufes."[37]

In wie weit die Entscheidungsfreiheit in der Berufswahl und bei Arbeitsaufnahme für blinde Menschen gleichermaßen gegeben ist wie bei sehenden Menschen, bleibt die Frage. Natürlich schließen sich manche Berufssparten selbstredend aus, in denen visuelle Kontrollen unumgänglich sind. Es gibt dennoch Arbeitsfelder, in denen durch blindenspezifische Adaptierungen und Jobsharing eine effektive Arbeit auch für Menschen mit Blindheit möglich sein müsste.

Wie wesentlich eine optimale Berufsorientierung und damit eine gute Qualifikation sind, betont Walerich Berger, damaliger Leiter des EDV-Schulungszentrums des Berufsförderungsinstitutes (bfi) Steiermark: "Gute Qualifikation ist die zentrale Erfordernis für die Integration in die Arbeitswelt - und Faktum ist, dass Menschen mit Behinderung im Durchschnitt noch immer schlechter qualifiziert sind als Nicht-Behinderte und deswegen öfter und länger arbeitslos sind".[38]

Heute mangelt es leider noch immer an speziellen Informationsangebot für die Betroffenen und an der qualifizierten Begleitung und Unterstützung für zukünftige Ausbildungsträger (Betriebe, Berufsausbildende Höhere Schulen). Es gilt, den Betroffenen individuelle Berufsausbildungen zu ermöglichen und die an der Ausbildung maßgeblich Beteiligten dabei zu unterstützen, auch sehbehinderte und blinde Menschen auszubilden.

Es wird in der Schule zwar Berufsorientierung angeboten, jedoch sind dies sehr wenige Stunden im Vergleich zu den übrigen Pflichtgegenständen. Für blinde SchülerInnen ist es daher umso schwieriger, über unterschiedliche Berufsmöglichkeiten Bescheid zu wissen. Zusätzlich haben unterrichtende Fachkräfte wenig eigene Erfahrung mit der Berufswelt, die sich ja weiterentwickelt und verändert. Ein Instrumentarium, das mittlerweile von der Österreichischen Bundesregierung im Rahmen der Beschäftigungsoffensive geschaffen wurde, sind die Clearing-Teams, die sich an die SchulabgängerInnen wenden. Es ist jedoch in Frage zu stellen, ob MitarbeiterInnen dieser Teams, die für alle Jugendlichen mit Behinderung zuständig sind, speziell für Jugendliche mit Blindheit ausreichend geschult sind.

Eine spezielle Berufsorientierung für die Zielgruppe sehbehinderter und blinder Menschen bieten derzeit in Österreich lediglich zwei Einrichtungen an: das Odilien-Institut in Graz mit der berufsvorbereitenden Qualifizierungsmaßnahme "Wegweiser" und das Berufliche Bildungs-und Rehabilitationszentrum (BBRZ) mit der Abteilung Rehabilitation und Integration Sehbehinderter und Späterblindeter (RISS) in Linz.

Nach einer Berufsorientierung, speziellen Trainings und Qualifizierungen kombiniert mit berufspraktischen Erfahrungen, soll ein erfolgreicher Start oder Wiedereinstieg ins Berufsleben folgen.

Das duale Ausbildungssystem ist ein spezieller Weg der Berufsausbildung. Die Schiene der Lehre im herkömmlichen Sinne ist für die Zielgruppe Blind eher unüblich und noch kaum erprobt.

Thimm meint in Bezug auf das duale Ausbildungssystem für Menschen mit Blindheit folgendes: "Der Weg einer betrieblichen Ausbildung mit begleitendem Berufsschulunterricht ist bisher bei Blinden und hochgradig Sehbehinderten nur in einzelnen Fällen beschritten worden. Eine betriebliche Lehre im handwerklichen, industriellen oder kaufmännischen Bereich unter den Bedingungen der Nichtbehinderten wird weitgehend als nicht möglich angesehen. Das führte im Blindenwesen vor allem nach 1918 zu verschiedenen schulischen Berufsausbildungsgängen, die sich an kaufmännischen Berufen orientierten (Stenotypist, Phonotypist, Telefonist)."[39]

Seit 1998 gab es durch die Aktivität des Grazer Vereins "Initiative Soziale Integration" (ISI) einen Arbeitskreis mit dem Ziel, herkömmliche duale Berufsausbildungen Jugendlichen mit Handicap zugänglich zu machen. Dies geschah in Kooperation mit Schlüsselkräften diverser Behindertenvereine sowie engagierten Eltern und der Schulaufsichtsbehörde.

Die Novelle zum Berufsausbildungsgesetz 2003 BGBI I Nr. 79/2003 schuf nun die gesetzliche Grundlage für eine integrative Berufsausbildung. Jugendliche mit sozialen, intellektuellen oder körperlichen Benachteiligungen wurden somit in das Berufsausbidungsgesetz miteinbezogen.[40]

Mit August 2003 wurde dann in Österreich eine besondere Form der Lehre, die integrative Berufsausbildung mit Teilqualifizierungslehre (TQL) oder verlängerter Lehrzeit forciert. Diese Formen sollen gerade für Jugendliche mit Behinderung den Zugang zu einem dualen Ausbildungskonzept ermöglichen. Dabei gibt es die Möglichkeit die Lehrzeit zu verlängern, Inhalte aus dem Lehrplan zu vereinfachen bzw. gänzlich wegzulassen. In wie weit diese Form auch für blinde Menschen eine Chance darstellt, leichter in ein Lehrverhältnis einzusteigen, wird sich erst zeigen. Erfahrungen gibt es bis dato nur bei Jugendlichen mit Sehbehinderung. Im Handbuch "Visual Impairment" wird die Berufsausbildung mit Antidiskriminierung in Verbindung gebracht: "Historically, people with a visual impairment have not been expected to be economically self-sufficient. As Finkelstein (1991) notes: `In the formative years following the industrial revolution, the modern concept of disability became associated with expectations of a life of dependency upon charity and beggary.' [...] Young people with visual impairments have as much right to access the rewards of the workplace as their peer group and personal and professional mentors need to support that aim."[41]

Und Sue Wright denkt in einem weiteren Artikel in diesem Handbuch in dieselbe Richtung. Sie stellt eine ähnliche Forderung, was die Wichtigkeit der Berufsorientierung, Karriereplanung sowie die Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt betrifft: "Careers education and guidance must be an integral part of the curriculum for any young person. For students who are visually impaired it deserves particular because their transition from school to work is often a more complex process.

To neglect the area of careers education and guidance would be not only discriminatory, but a denial of the right of a person with a visual impairment to be included in society through participation in the labour market."[42]

Wie steht es mit den Möglichkeiten des Hochschulzugangs und der akademischen Ausbildung für blinde Menschen?

Bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde dieses Thema angesprochen. "In der Denkschrift von Karl Bartsch: 'Wie ertüchtigen wir den Blinden für das Leben?' (1932) heißt es im Unterabschnitt ‚Geistige bzw. akademische Berufe‛, daß die Ausbildung für solche Berufe ‚am zweckmäßigsten in der vorbildlich eingerichteten und geleiteten Blindenstudienanstalt Marburg/Lahn‛erfolgte. Selbstverständlich seien Blinde auch in der Lage, in den für Sehende geschaffenen Bildungsanstalten zu studieren, doch nur unter erschwerten Verhältnissen."[43]

In Österreich stellt sich diese Frage nicht, denn es gibt im ganzen Land keine spezielle Blindenschule mit Maturaabschluss. Was das Universitätswesen betrifft, hat nur die Kepler-Universität in Linz einen speziellen Studienzweig, der besonders für sehbehinderte und blinde Studierende zugänglich gemacht wurde.

"Einige Hochschulen stellen Mittel zur Verfügung, um durch Tutorenprogramme Behinderten spezifische Hilfe zukommen zu lassen. Blinde und sehbehinderte Studenten nehmen im gleichen Umfang wie ihre nichtbehinderten Studienkollegen an Übungen, Hausarbeiten, Seminaren sowie schriftlichen und mündlichen Prüfungen teil. Für die Prüfungen an Hochschulen sehen manche Prüfungsordnungen behinderungsgerechte Sonderregelungen vor (s. § 34 der Allgem. Prüfungsordnung [APO] in Bayern mit § 62 JAPO i.d.F.v. 16. 6. 1977 [GVBL. 77, 425])."[44]

In Österreich gibt es an den Hochschulen AnsprechpartnerInnen für behinderte und chronisch kranke Studierende. Ein gutes Nachschlagewerk zum Thema "Studieren mit Behinderung" ist die 2004 erschienene Broschüre SOWIESO[45]. "Selbstverständlich stehen Sehgeschädigten auch alle Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten der allgemeinen Erwachsenenbildung, wie z.B. der Volkshochschulen, zur Verfügung."[46] Es gibt in der Praxis leider noch immer massive Probleme, was den Zugang zu Akademien, Fachhochschulen, speziellen Fachschulen sowie anderen Einrichtungen in der Erwachsenenbildung betrifft. Häufig gilt noch die Meinung, dass nur eine Blindeneinrichtung mit speziellen Ausbildungsangeboten für blinde Menschen zielführend sei. Meiner Ansicht nach müssen beide Wege geebnet und offen sein - sowohl die blindenspezifische als auch die integrative Bildungsschiene, so dass die / der Betroffene wie jede nicht behinderte Person auch die eigene Auswahl treffen kann.



[2] DUDEN Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 260.

[3] vgl. BÖHM, Wilfried: Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart 2000, S. 75.

[4] BÖHM, Wilfried: Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart 2000, S. 76 f.

[5] HILLMANN, Karl-Heinz: Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart 4. Aufl. 1994, S.101 f.

[6] ebd., S.101 f.

[7] vgl. http://www.bildung.de vom 31.03.2005.

[8] HENTIG, Hartmut von: Bildung -Ein Essay. München, Wien 1996, S. 39 f.

[9] vgl. http://www.bildung.de vom 31.03.2005.

[10] ANTOR, Georg / BLEIDICK, Ulrich: Bildung, Bildungsrecht. In: Antor, Georg / Bleidick, Ulrich [Hrsg.]: Handlexikon der Behindertenpädagogik. Schlüsselbegriffe aus Theorie und Praxis. Stuttgart, Berlin, Köln 2001, S. 6.

[11] ANTOR, Georg / BLEIDICK, Ulrich: Bildung, Bildungsrecht. In: Antor, Georg / Bleidick, Ulrich [Hrsg.]: Handlexikon der Behindertenpädagogik. Schlüsselbegriffe aus Theorie und Praxis. Stuttgart, Berlin, Köln 2001, S. 9 f.

[12] vgl. http://www.bildung.de vom 31.03.2005.

[13] EGGER, Rudolf: Die Grenze und ihr Horizont. Bildung am Ausgang des 20. Jahrhunderts. In: Egger, Rudolf / Grilz, Wolfgang [Hrsg.]: Bildung an der Grenze. Erwachsenenbildung im Übergang. Graz 1999, S. 12.

[14] vgl. KÖFFLER, Hans Georg: Blind geboren. Klagenfurt 1995, S. 56.

[15] vgl. HENSLE, Ulrich / VERNOOIJ, Monika A.: Einführung in die Arbeit mit behinderten Menschen I. Wiebelsheim. 6. Aufl. 2000, S. 110.

[16] vgl. PETSCHARNIG, Barbara Maria: Möglichkeiten und Perspektiven schulischer Integration von blinden Kindern unter besonderer Berücksichtigung der AHS. Diplomarbeit. Graz 2001, S. 21; vgl. nach SCHIEßL / TRANTOW / BIRNER, 1988, S. 7.

[17] vgl. KÖFFLER, Hans Georg: Blind geboren. Klagenfurt 1995, S. 58 ff.

[18] BUNDES-BLINDENERZIEHUNGSINSTITUT: 200 Jahre Blindenbildung im deutschen Sprachraum 1804 - 2004. Einladung. Wien 2004.

[19] vgl. KÖFFLER, Hans Georg: Blind geboren. Klagenfurt 1995, S. 60 ff.

[20] HUDELMAYER, Dieter: Blindenpädagogik im Wandel der Geschichte. 125 Jahre Schule für Blinde und Sehbehinderte in Heiligenbronn. In: Verein zur Förderung der Blindenbildung i.A. des Verbandes der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen: "blind - sehbehindert. Zeitschrift für das Sehgeschädigten-Bildungswesen." Würzburg 4/93; 13. Jahrgang, S. 205.

[21] vgl. HERTLEIN, Jürgen: Gutenberg und die Blinden (Vortrag, gehalten anlässlich der 2. Marburger Buchwoche am 26. April 2000) unter: http://www.dvbs-online.de/horus/content.php?id=2890&jahr=2000&nummer=4&men... 13.07.2004.

[22] BENESCH, Friedrich: Wege und Irrwege der Blindenpädagogik. In: Bundesblindenerziehungsinstitut [Hrsg.]: 200 Jahre Blindenbildung im deutschen Sprachraum 1884-2004. Wien 2004, S. 28.

[23] Optacon = spezielles Gerät, das den Schwarzdruck taktil macht; wird heute nur mehr selten verwendet.

[24] vgl. MÜLLER, Norbert: Welches sind die unverzichtbaren Grundpositionen der Blindenbildung auch und gerade vor sozialem und technologischem Wandel? In: Lebensperspektiven -Kongressbericht. 32. Kongress der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen. Nürnberg 3.-7. August 1998. [Hrsg.]: VBS - Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen e.V, Hannover o.J., S. 189 f.

[25] RATH, Waldtraut / HUDELMAYER, Dieter [Hrsg.]: Handbuch der Sonderpädagogik, Berlin 1985, S.105.

[26] vgl. AUSTERMANN, Michael / WEINLÄDER, Helga: Blindheit und Sehbehinderung. In: Borchert, Johann [Hrsg.]: Handbuch der Sonderpädagogischen Psychologie. Göttingen, Bern, Toronto, Seattle 2000, S. 505 f.

[27] vgl. MIESENBERGER, Klaus: Informatik für Sehbehinderte und Blinde. Soziale Aufgabenstellung einer technischen Disziplin. Dissertation. Linz 1998, S. 13 f.

[28] BÖHM, Wilfried: Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart 15. Aufl. 2000, S. 69.

[29] ebd., S. 70.

[30] AUSTERMANN, Michael / WEINLÄDER, Helga: Blindheit und Sehbehinderung. In: Borchert, Johann [Hrsg.]: Handbuch der Sonderpädagogischen Psychologie. Göttingen, Bern, Toronto, Seattle 2000, S. 511.

[31] LIEBSCH, Roland: Kurzlehrbuch Augenheilkunde. München 1999, S. 213.

[32] DRAVE, Wolfgang: "Hier riecht´s nach Mozart und nach Tosca". Blinde Menschen erzählen ihr Leben. Würzburg 1996, S. 251.

[33] THIMM, Walter: Berufsbezogene Bildungsgänge für Sehgeschädigte. In: Rath, Waldtraut / Hudelmayer, Dieter [Hrsg.]: Handbuch der Sonderpädagogik. Pädagogik der Blinden und Sehbehinderten. Berlin 1985,

S. 351.

[34] BLEIDICK, Ulrich: Behinderung als pädagogische Aufgabe. Stuttgart, Berlin, Köln 1999, S. 111 f.

[35] THIMM, Walter: Berufsbezogene Bildungsgänge für Sehgeschädigte. In: Rath, Waldtraut / Hudelmayer, Dieter [Hrsg.]: Handbuch der Sonderpädagogik. Pädagogik der Blinden und Sehbehinderten. Berlin 1985,

S. 351 f.

[36] DEUTSCHER BLINDENVERBAND e.V. [Hrsg.]: Enzyklopädie des Blinden- und Sehbehindertenwesens. Heidelberg 1990, S. 114 f.

[37] ebd., S. 115.

[38] STENNER KEG [Hrsg.]: KORSO. Graz 10/2004, S. 8.

[39] vgl. THIMM, Walter: Berufsbezogene Bildungsgänge für Sehgeschädigte. In: Rath, Waldtraut / Hudelmayer, Dieter [Hrsg.]: Handbuch der Sonderpädagogik. Pädagogik der Blinden und Sehbehinderten. Berlin 1985, S. 351.

[40] vgl. TOTH, Rudolf G.: Die integrative Berufsausbildung. Berufsausbildungsgesetz-Novelle 2003. In: Heilpädagogische Gesellschaft [Hrsg.]: Heilpädagogik. Fachzeitschrift der Heilpädagogischen Gesellschaft Österreich. 48. Jahrgang. Heft 2. Siegenfeld, März 2005, S. 8.

[41] WRIGHT, Sue: Transition to Adulthood. In: Mason, Heather / Mc Call, Stephen [edited by]: Visual Impairment. London 1997, S. 121.

[42] WRIGHT Sue: Careers and Vocational Education. In: Mason, Heather / Mc Call, Stephen [edited by]: Visual Impairment. London 1997, S. 133.

[43] SCHOLLER, Heinrich: Hochschulstudium und Weiterbildung. In: Handbuch der Sonderpädagogik. Berlin 1985, S. 361.

[44] ebd., S. 363.

[45] UNIABILITY - Verein zur Förderung von Studierenden mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen an österreichischen Universitäten. Zentrum integriert-studieren [Hrsg.]:

SOWIESO. Graz o.J. Auch digital verfügbar unter: http://info.tuwien.ac.at/uniability/sowieso.

[46] SCHOLLER, Heinrich: Hochschulstudium und Weiterbildung. In: Handbuch der Sonderpädagogik. Berlin 1985, S. 366.

2 BLINDHEIT

In diesem Abschnitt steht das Thema Blindheit im Zentrum. Auf Grund meines Arbeitsfeldes ist Blindheit ein für mich gängiger Begriff, der sich aus medizinischer Sicht sehr klar beschreiben lässt.

Mir ist bewusst, dass das Wort Blindheit bei den Menschen unterschiedliche Assoziationen auslöst, bei manchen sogar Angst oder Verunsicherung.

Dieser Begriff wirft manchmal die Frage auf, ob Blindheit zusätzlich zum Nichtsehen weitere Beeinträchtigungen mit sich zieht oder möglicherweise besondere Fähigkeiten. Blindheit wird auch als Stigma gesehen. Als etwas, das durch das Anderssein auffällt und wenn es nur aufgrund der Kennzeichnung durch die Armschleife oder den weißen Stock ist.

Die Akzeptanz von Blindheit ist sehr unterschiedlich. Wie sich das in den einzelnen Kulturen bemerkbar macht, beschreiben Neubert und Cloerkes:

"Fast alle Hinweise auf Blindheit belegen deren Unerwünschtheit. Bei den Araukaniern, den Buschleuten, den Fellachen und ägyptischen Kopten sowie den Navaho wurden magische Vorkehrungen gegen Erblindung getroffen und die emischen Erklärungen deuten auf Unerwünschtheit hin. Einschränkungen bei der Übernahme von Ämtern bzw. bei der Partnerwahl galten für Blinde auf Bali, bei den Inka sowie bei den Wolof, und bei den Römern wurden Menschen zur Strafe geblendet. Die Samen erzählen von der Wunderheilung eines blinden Mädchens. Für die Türkei findet sich ein Hinweis, dass Blinde von Gott besonders geliebt würden (Hentig 1948, 23); dies mag jedoch mit dem bei Blinden besonders häufigen Besuch von Koranschulen in der islamischen Türkei in Verbindung stehen. Im übrigen ist Blindheit im Islam unerwünscht, denn auf dem Blinden liegt - so der Koran - ein Fluch (Obele 1983, 66). Obele kommt in ihrer Studie zu dem Schluß, dass Blindheit in den allermeisten Kulturen unerwünscht ist, denn der Blinde gilt entweder als minderwertig oder er wird bemitleidet (89; vgl. auch Lowenfeld 1975, 5-14; Obele/Cloerkes 1985)."[47]

Im Sachbuch "Auge und Gehirn" umschreibt Gregory den Terminus Blindheit so: "Die einfachste Sehempfindung ist die Helligkeit. Es ist dennoch unmöglich, sie zu beschreiben. Ein blinder Mensch kennt sie nicht, und doch besteht die Wirklichkeit für alle anderen aus Helligkeit und Farbe. Die entgegengesetzte Empfindung, die Schwärze, ist ebenso stark - wir sprechen von einer schwarzen Wand, die auf uns zukommt -, aber dem Blinden bedeutet auch dies nichts. Die Empfindung, die wir ohne Licht haben, ist die der Schwärze, doch für den Blinden ist sie nichts als Leere."[48] In einer Arbeitsgruppe mit einer Frau und zwei Männern mit Blindheit hatte ich die Gelegenheit, in einem Seitengespräch über Blindheit und ihr "Sehen" dabei zu sein. Der späterblindete Mann erzählte von einem hellen Licht, das er immer habe und mittlerweile nicht verlieren möchte. Der geburtsblinde Mann erzählte, dass er noch Hell und Dunkel wahrnehmen und dies auch gut für die Orientierung nützen könne. Hingegen konnte die geburtsblinde Frau nicht sagen, was sie "visuell" wahrnehmen kann.

2.1 Definition Blindheit

Was bedeutet blind?

Für mich persönlich ist blind nur ein einziges Merkmal von vielen Merkmalen. Erst die

vielen Merkmale in Summe machen eine Person einzigartig.

Im Duden wird "blind" folgendermaßen definiert:

"...1. keine Sehkraft, kein Sehvermögen besitzend; ohne Augenlicht: ein -er Mann;

(auf einem Auge) b. sein; bist du b.? (ugs.; kannst du nicht aufpassen?); ...".[49]

Laut Duden Etymologie wird über die Herkunft, Geschichte und Grundbedeutung des

Wortes "blind" folgendes gesagt:

Die Wurzel des Wortes stammt vermutlich aus dem indogermanischen Wort "bhel" ab,

was soviel wie "schimmernd, leuchtend, glänzend" bedeutet.

Im althochdeutschen Sprachraum lässt sich das Wort "blint" nachweisen, das ur-

sprünglich wohl "undeutlich, schimmernd, fahl" bedeutet hat.[50]

Die St. Pöltner Augenärztin Hildegard Gruber gibt in der Veröffentlichung "Ich sehe

anders" folgende Definitionen zum Begriff blind an:

"Blind im Sinne des Gesetzes -Visus < als 0,02 (1/50) oder konzentrische Gesichts-

feldeinengung auf 5° allseits zum Zentrum. Blind -keine Lichtwahrnehmung -Amaurose (Blindheit)."[51]

Die in Deutschland gebräuchliche Definition wird unterteilt in die Praktische Blindheit (Visus 0,02 - 0,008) und in Blindheit (Visus 0,02 - 0,0).[52]

Im "Kurzlehrbuch Augenheilkunde" wird von Blindheit gesprochen, wenn man trotz Korrektur und Hilfsmittel mit dem Sehsinn nicht effektiv arbeiten kann (Schreiben, Lesen, Orientieren in fremder Umgebung). Menschen mit Blindheit verwenden ihre eigene Schrift, die Braille-Schrift.[53]

Im Einführungswerk in die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik ist dazu Folgendes nachzulesen:

"Blindheit ist in diesem Zusammenhang das gemeinsame Merkmal aller Personen, die einer blindenpädagogischen Förderung bedürfen.

(...) Blindheit bzw. hochgradige Sehbehinderung bedeutet für die betroffene Person Aneignung von Wirklichkeit und Wirklichkeitsgestaltung ohne oder weitgehend ohne visuelle Wahrnehmung. Blinde Kinder und Jugendliche sind in der Lage, Bedeutungen über akustische, taktile, haptische, kinästhetische, gustatorische und olfaktorische Sinnessysteme zu bilden, und haben Strategien entwickelt, sich in einer überwiegend auf Visualität ausgerichteten Umwelt zu orientieren und mit dieser zu kommunizie-ren."[54]

Gerhard K. Lang spricht in seiner Publikation "Augenheilkunde" von Funktionseinschränkungen.

Die WHO unterscheidet folgende Funktionseinschränkungen: ...

Blindheit oder Blindheit gleichzustellen (besseres Auge: Visus = 0,05): Verlust des optischen Umweltkontaktes, Mobilität nur in vertrauter Umgebung, in fremder Umgebung Abhängigkeit von Begleitpersonen, bei Kindern ist der Besuch einer Blindenschule erforderlich.[55]

Eine wesentliche Anmerkung dazu: In Österreich gibt es seit über 20 Jahren die integrative Beschulung für sehbehinderte Kinder und Jugendliche und seit den 90er Jahren die Beschulung blinder Kinder und Jugendlicher an wohnortnahen Regelschulen (vgl. Kap. 1.3).

2.2 Zahlen und Fakten

Was die statistischen Erhebungen über blinde Menschen betrifft, gibt es kein exaktes Zahlenmaterial. Man kann davon ausgehen, dass 1,5% der Weltbevölkerung von einer Sehschädigung (Sehbehinderung oder Blindheit) betroffen ist. Von diesen 1,5% sind in etwa 80% sehbehindert und 20% blind. Das bedeutet, dass in der Steiermark von 20.000 sehgeschädigten Menschen 4.000 blind sind.[56]

In Österreich ist es heute schwieriger denn je, aussagekräftiges Zahlenmaterial zu bekommen. Was bis 1993 durch den Bezug von Blindengeld noch relativ einfach war, wurden doch alle BezieherInnen von Blindengeld erfasst, ist jetzt durch den Bezug des Pflegegeldes der Stufe 4 nicht mehr möglich. Das Pflegegeld der Stufe 4 entspricht dem ehemaligen Blindengeld. In diese Pflegegeldstufe fallen heute nicht nur blinde, sondern auch andere pflegebedürftige Menschen. Daher kann man aufgrund des Pflegegeldbezuges nicht automatisch auf Blindheit schließen.

Die Statistik Austria ermittelt im 10-Jahres-Rhythmus die Anzahl und die soziale Lage von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen.

Im Juni 1995 wurde im Mikrozensus eine Erhebung über Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen durchgeführt. Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, die etwa 1% der österreichischen Wohnungen erfasst.

Im Juni 1995 gaben 2.129.000 Personen an, mindestens an einer körperlichen Beeinträchtigung zu leiden, um 551.000 mehr als 1986.

Der Anteil körperlich beeinträchtigter Personen beträgt 29,9% (1986: 22,7%; 1976: 21,4%). Diese Zunahme erklärt sich aufgrund der gestiegenen durchschnittlichen Lebenserwartung der ÖsterreicherInnen.

Analog zu den vorangegangen Erhebungen wurde das Gesamtgebiet der körperlichen Beeinträchtigungen in vier Untergruppen gegliedert, nämlich in Seh-, Hör-, Bewegungs- bzw. chronische Beeinträchtigungen: davon waren 407.000 Menschen sehbeeinträchtigt, 456.000 Menschen hörbeeinträchtigt, 475.900 Menschen bewegungsbeeinträchtigt und 1.662.800 Menschen chronisch krank (Wirbelsäulenleiden, Herzkrankheiten, hoher Blutdruck etc.).

3,1 Mio. Personen (das sind über 43% der Bevölkerung) weisen mindestens eine Sehbeeinträchtigung auf, allerdings stuften annähernd 87% davon (etwa 2.680.100 Personen) ihre Beeinträchtigung als durch Brille, Kontaktlinsen bzw. operativ "behoben" ein.

Die Gruppe der tatsächlich sehbeeinträchtigten Personen ("nicht behobene Sehbehinderung") beträgt 407.000.[57]

"Nachdem viele Blinde nicht von Geburt an blind sind, sondern später erblinden - laut Mikrozensus 1995 war nur jede/r sechste der Befragten blind geboren."[58]

Blindheit tritt gehäuft im Alter auf und verteilt sich nicht gleichmäßig auf alle Altersgruppen: "Für Deutschland wird heute mit einem Anteil blinder Kinder und Jugendlicher an der Gesamtgruppe der Gleichaltrigen von 2 auf 10 000 gerechnet (Kultusministerkonferenz 1999). Nur 6% der blinden Menschen sind heute im Alter von 0-17 Jahren, ganze 66% sind älter als 65 Jahre."[59]

Was die Häufigkeit der Blindheit weltweit betrifft, finden sich in der Literatur Zahlenangaben, die sehr divergieren. Es wird hier von 17 Millionen bis 45 Millionen Menschen mit Blindheit gesprochen. Geht man von der laut UN-Angaben aktuellen Weltbevölkerungszahl von 6 Milliarden Menschen und dem eingangs genannten Berechnungsschlüssel aus, müsste die Zahl bei mindestens 18 Millionen blinden Personen liegen. Menschen mit Blindheit sind weltweit in der Minderheit und haben jedoch aufgrund des fehlenden Sehsinnes besondere Bedürfnisse.

Der größte Teil der blinden Menschen lebt in Asien, Afrika und Südamerika. Die Quoten, die jeweils auf 100.000 Menschen entfallen, liegen für Europa und die USA um oder unter 200, für Entwicklungsländer, besonders in Asien und Afrika, bei über 1000. Der den Schätzzahlen zugrunde liegende Blindheitsbegriff ist nicht einheitlich, in der Tendenz setzt sich die weite amerikanische Festlegung der Blindheit durch (Obergrenze bei 1/10 des normalen Sehvermögens). (...) Eindeutig erkennbar ist ein Zusammenhang der Blindheitshäufigkeit mit den Ursachen der Blindheit, dem medizinischen Standard und zivilisatorischen Entwicklungsstand eines Landes. Grundsätzlich gelten 80% aller Fälle von Blindheit als vermeidbar.[60]

Auf der Homepage es Vereins zur Förderung der Blindenbildung mit dem Sitz in Hannover wird von über 45 Millionen blinder Menschen, die heute auf der ganzen Welt leben, gesprochen.[61]

Wie bereits mehrmals erwähnt, sind bislang alle statistischen Erhebungen und Veröffentlichungen zur Anzahl der blinden Menschen äußerst unzuverlässig. Ich vermute, dass die Zahl von Menschen mit Blindheit nach medizinischer Definition bei maximal 20 - 25 Millionen liegen müsste.

2.3 Stigmatisierung

"Als Stigmatisierung wird eine Zuschreibung negativer Eigenschaften bezeichnet, die bei den Betroffenen zu Diskriminierung führt. [...] Beispiele für soziale Stigmen sind körperliche oder geistige Behinderungen, psychische Störungen, aber auch Homosexualität oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nationalität oder Volks-gruppe."[62]

Der amerikanische Soziologe Erving Goffman hat sich mit Identitätsproblemen von Personen beschäftigt, welche infolge eines von der "Normalität" abweichenden Merkmals besonders leicht zum Objekt von sozialen Vorurteilen werden können. Goffman bezeichnet Behinderung als "Stigma". Menschen, die stigmatisiert sind, entsprechen in unerwünschter Weise nicht den sozialen Erwartungen. Ihnen werden stereotype Vorstellungen und Vorurteile zugeschrieben. So müssen sich blinde Kinder mit stereotypen Vorstellungen der Nichtbehinderten auseinandersetzen, wie blinde Menschen sind und welche Auswirkungen die Behinderung auf sie hat. Für Menschen mit Blindheit existieren in unserer Gesellschaft zwei Stereotypen: Nach dem einen sind sie völlig hilflos und abhängig von anderen, nach dem anderen werden sie mit fast magischen Fähigkeiten ausgestattet. Die Stigmatisierung kann leicht zur Selbststigmatisierung werden. Starke Misserfolgserwartungen können entstehen und Situationen, in denen Misserfolge auftreten können, werden möglichst vermieden. Dieser soziale Rückzug führt zwar kurzfristig zu Entlastung, trägt aber langfristig dazu bei, dass das negative Selbstbild nicht überprüft und revidiert werden kann. Eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten findet somit nicht statt.[63]

"Goffman nennt drei Anlässe der Verleihung von Stigmata: physische Deformation (körperlich behinderte Menschen), Charakterfehler und abwegiges Verhalten (Drogenkonsumenten, Prostituierte, Kriminelle), phylogenetische und ethnische Zugehörigkeit (fremde Rassen, Sekten) (1967, 12 f.). Die Träger des Stigmas werden >diskreditiert<, in Verruf gebracht, im extremen Fall und im wortwörtlichen Sinne >gebrandmarkt<."[64] Bei blinden Menschen trifft der erste Anlass zu, wenn man auch nicht unbedingt von physischen Deformationen sprechen kann. Menschen mit Blindheit empfinden die Blindheit als Fehlen eines Sinnes oftmals nicht als Behinderung oder gar als körperliche Beeinträchtigung.

Goffman definiert den Begriff Stigma auf folgende Weise: Die Griechen, die offenbar viel für Anschauungshilfen übrig hatten, schufen den Begriff Stigma als Verweis auf körperliche Zeichen, die dazu bestimmt waren, etwas Ungewöhnliches oder Schlechtes über den moralischen Zustand des Zeichenträgers zu offenbaren.[65]

Im Buch der Begriffe findet sich unter dem Stichwort Stigma folgende Ausführung: "Stigma ist griechisch und heißt Punkt, Fleck, Merkmal, Brandmal. Stigma ist ein Merkmal eines Menschen, das zu Reaktionen der Abwendung und Ausgrenzung führen kann."[66]

Goffman weiter:

"Wenn Normale und Stigmatisierte de facto in ihre gegenseitige unmittelbare Gegenwart eintreten, insbesondere wenn sie dort versuchen, ein gemeinschaftliches konversationelles Zusammentreffen aufrechtzuerhalten, spielt sich dabei eine der ursprünglichen Szenen der Soziologie ab; denn in vielen Fällen werden es diese Augenblicke sein, in denen die Ursachen und Wirkungen von Stigma direkt von beiden Seiten konfrontiert werden müssen."[67] Goffman legt den Terminus Stigma auf die blinde Person um: "So entsteht in dem Stigmatisierten das Gefühl, nicht zu wissen, was die anderen Anwesenden >wirklich< über ihn denken. (...)

Eine blinde Person liefert eine (...) Veranschaulichung: Seine einst gewöhnlichsten Taten - auf den Straßen nonchalant spazieren zu gehen, den Erbsen auf seinem Teller einen Platz zuzuweisen, eine Zigarette anzuzünden - sind nicht länger normal. Er wird eine ungewöhnliche Person. Wenn er sie mit Finesse und Selbstvertrauen verrichtet, erregen sie die gleiche Art von Verwunderung wie ein Zauberer, der Kaninchen aus Hüten zieht."[68]

Kürzlich traf ich mich mit unserem Grafiker in einer Grazer Bildungseinrichtung, um den Entwurf einer Einladung zu begutachten und anschließend bei einem Meeting in dieser Einrichtung zu bleiben. Ein Mitarbeiter dieser Bildungseinrichtung bot uns eine Sitzgelegenheit an und fragte den Grafiker, ob er Kaffee wolle. Dieser bejahte und bekam einen Automatenkaffee serviert. Der besagte Mitarbeiter ist blind, was der Grafiker aufgrund der besonderen Mobilität und der Geschicktheit - bekannte Umgebung - dieses Mitarbeiters erst im Laufe des Gesprächs erkannte. Die Erstauntheit war dem Grafiker ins Gesicht geschrieben.

In den weiteren Zitaten umschreibt Goffman den Begriff Stigma wiederum am Beispiel Menschen mit Blindheit:

"Zum Beispiel legt eine blinde Person mit einem weißen Stock ein ganz sichtbares Zeugnis davon ab, daß sie blind ist; aber dieses Stigmasymbol kann, nachdem einmal die Notiz davon genommen wurde, manchmal im Zusammenhang mit dem, was es, bezeichnet, belanglos werden. Aber das Versagen der blinden Person darin, ihre Augen auf die Augen eines Gesprächspartners zu richten, ist ein Vorgang, der die Kommunikationsetiquette wiederholt unterbricht."[69]

"Eine mögliche Enthüllungsmethode für das Individuum ist es, freiwillig ein Stigma-Symbol zu tragen, ein äußerst sichtbares Zeichen, das seinen Fehler öffentlich bekannt gibt, wo immer es sich befindet. Es gibt zum Beispiel (...) partiell Blinde, die einen zusammenklappbaren weißen Stock bevorzugen."[70]

Ein kriegsblinder Mann berichtete, wie schwer es ihm fiel, sich als blind zu kennzeichnen. Als er sich dazu nach vielen Jahren durchgerungen hatte, doch ein Blindenmerkmal zu tragen, machte er besonders in der Öffentlichkeit gute Erfahrungen, was die Hilfsbereitschaft der Mitmenschen betraf.

In der nächsten Passage spricht Goffman ein spezielles Thema im Zusammenleben von sehenden und blinden Menschen an. Für sehende Menschen ist eine Kommunikation mit einer zweiten Person ohne Blickkontakt eher ungewöhnlich. Für eine blinde Person jedoch ist dieser Augenkontakt nicht relevant.

"Ähnlich lernen es die Blinden manchmal, den Sprecher direkt anzusehen - auch wenn dieses Ansehen kein Sehen vollbringt - denn es hält den Blinden davon ab, in die Luft zu starren oder den Kopf zu senken oder auf andere Art unwissentlich den Kodex in Bezug auf die Aufmerksamkeitsgestik, durch welche die gesprochene Interaktion organisiert ist, zu verletzen."[71]

Für eine gute Kommunikation, so meine ich, ist es sinnvoll, wenn die blinde Person weiß, dass sehende Personen den Blickkontakt brauchen. Es ist aber auch eine Notwendigkeit, dass sehende Menschen über blinde Menschen Bescheid wissen und einen eventuellen Nicht-Blickkontakt akzeptieren. Lea Hyvärinen, eine finnische Augenärztin, die sich sehr mit der Entwicklung von sehbehinderten und blinden Kindern auseinandergesetzt hat, meint, dass diese Kinder ihre Eltern und die Umgebung durch Tasten, Riechen und Hören kennenlernen. Dies bedeutet, dass eine blinde Person, wenn sie uns Sehenden die volle Aufmerksamkeit schenkt, uns das Ohr zuwendet.

"Ein blindes Mädchen drückt diese Tatsache aus:

Einst - vor ein paar Jahren - dachte ich, ich würde viel lieber mit einem sehenden Mann ausgehen als mit einem blinden. Aber ich habe ab und an Verabredungen, und langsam haben sich meine Gefühle darüber gewandelt. Ich achte das Verständnis des Blinden für den Blinden, und nun konnte ich einen blinden Mann um seiner eigenen Qualitäten willen respektieren und glücklich sein über das Verständnis, das er mir geben konnte.

Einige meiner Freunde sehen, und einige sind blind. Dies scheint mir irgendwie so zu sein, wie es sein sollte - ich kann nicht verstehen, warum menschliche Beziehungen auf die eine oder die andere Art reguliert werden sollten."[72] "Stigmata haben im Zusammenleben der Menschen als Zeichen und Signale im Sinne einer sozialen Information immer eine wichtige Rolle gespielt. Die Information kann als Reiz der Anlaß für positive oder negative Reaktionen im situationsabhängigen Interaktionsgefüge werden. Außerdem entlasten Stigmata die Interaktionspartner vom zeitaufwendigen und differenzieren >sich ein Bild vom anderen machen<, dem sog. >grilling process<. Ein Stigma gibt soziale Orientierung, ermöglicht Abgrenzungen und bestärkt damit die eigene und die andere Identität. Interaktionen sind sehr komplexe Handlungsabläufe mit vielen Verknüpfungen auf verschiedenen Ebenen. Stigmata reduzieren die Komplexität dieser Interaktionen. Die Reaktionen stabilisieren als positive oder negative Sanktionen die Normen und damit das gesamte soziale System, gleichzeitig legitimieren sie die gesellschaftlichen Machtstrukturen."[73]

Normalisierung ist ein möglicher Schritt, um sich vom Fokus Stigma zu lösen. Franz Wolfmayr, Präsident der Steirischen Behindertenhilfe, definiert Normalisierung in folgender Weise: "Normalisierung bedeutet nicht, behinderte Menschen normal zu machen, sondern dafür zu sorgen, dass sie in normalen Lebenswelten aufwachsen."[74] Martin Samonig von der Lebenshilfe Graz und Umgebung betont, dass der Begriff Normalisierung schon über 40 Jahre alt ist. 1959 sei er das erste Mal im dänischen Kontext von Bank-Mikkelsen genannt worden, und erst Mitte der 90er Jahre habe das Normalisierungsprinzip bei uns (in Österreich) Einzug gefunden. Die Normalisierung müsste als Werthaltung nach so vielen Jahren schon überholt sein. Die Selbstverständlichkeit, so zu leben wie andere auch, muss auch im 21. Jahrhundert noch als normatives Ziel formuliert werden.[75]

Aus "Grundsätze für die Einstellung zum behinderten Menschen": "6. These: Die Menschenwürde Behinderter wird nun dann richtig respektiert, wenn wir anerkennen, daß zum ganzen Leben eines Menschen auch Schwäche gehört (9). In einer vom Interesse an Rentabilität und am reibungslosen, durch keinen >Reibungsverlust< gestörten Ablauf aller Funktionen interessierten Gesellschaft wird Schwäche nur ungern geduldet. Wir stehen unter Druck, uns als stark, vital und gesund, als leistungs- und konsumfähig zu erweisen."[76]

Vielleicht kann Mark Wellman´s Aussage den nächsten Schritt setzen: "There is no limit to what we can reasonably achieve, except perhaps in our own minds."[77]



[47] NEUBERT, Dieter / CLOERKES, Günther: Behinderung und Behinderte in verschiedenen Kulturen. 2. Aufl. Heidelberg 1994, S. 40 f.

[48] GREGORY, Richard L: Auge und Gehirn. Psychologie des Sehens. Reinbek bei Hamburg 2001, S. 113.

[49] DUDEN. Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim, Wien, Zürich. 2. Aufl. 1989, S. 268.

[50] vgl. KLUG-BAUMGARTNER, Ursula: Blinde Menschen in unserer Gesellschaft unter besonderer Berücksichtigung späterblindeter Personen. Dissertation. Linz 2000, S. 6.

[51] GRUBER, Hildegard / HAMMER, Andrea [Hrsg.]: Ich sehe anders. Würzburg 2000, S.9.

[52] vgl. GRUBER, Hildegard / HAMMER, Andrea [Hrsg.]: Ich sehe anders. Würzburg 2000, S. 10.

[53] vgl. LIEBSCH, Roland: Kurzlehrbuch Augenheilkunde. München 1999, S. 213.

[54] WALTHES, Renate: Einführung in die Blinden-und Sehbehindertenpädagogik. München 2003, S. 103.

[55] vgl. LANG, Gerhard K.: Augenheilkunde. Stuttgart, New York 2. Aufl. 2000, S. 542

[56] vgl. Informationsbroschüre "Beratung im Odilien-Institut", veröffentlicht vom Förderverein für sehbehinderte und blinde Menschen. Odilien-Institut Graz. o.J.

[57] vgl. RAINWALD, Walter: Zahlen, Daten, Fakten. In: SPZ ODILIEN-INSTITUT: ...genaugenommen. CD. Graz 10/2004.

[58] WITT-LÖW, Kerstin / BREITER, Marion: Perspektiva. Erkundigungsstudie - zur Lebens-und Berufssituation blinder und hochgradig sehbehinderter Frauen in Wien. Wien 2004, S. 6.

[59] DEMMEL, Herbert: Durch Nacht zum Licht. Geschichte des Bayerischen Blindenbundes. München 1995, S. 104.

[60] vgl. RATH, Waldtraut: Häufigkeit der Blindheit. In: Dupuis, Gregor / Kerkhoff, Winfried [Hrsg.]: Enzyklopädie der Sonderpädagogik, der Heilpädagogik und ihrer Nachbargebiete. Berlin 1992, S.106.

[61] vgl. http://www.vzfb.de/text/vzfb.asp?lang=d vom 28.04.2005.

[62] http://www.lexikon-definition.de/Stigmatisierung.html vom 31.03.2005.

[63] vgl. BURGER, Christine: Risiken und Chancen. In: Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen VBS [Hrsg.]: blind - sehbehindert. Besonderheiten in der psychischen Entwicklung Blinder - zusammengestellt von Bernd Klostermann. Zeitschrift für das Sehgeschädigten-Bildungswesen. Hannover 3/96 Themenheft, S. 22 f.

[64] BLEIDICK, Ulrich: Behinderung als pädagogische Aufgabe. Stuttgart, Berlin, Köln 1999, S. 42.

[65] vgl. GOFFMAN, Erving: Stigma. 3. Aufl. Frankfurt am Main 1979, S. 9.

[66] INTEGRATION : ÖSTERREICH / FIRLINGER, Beate [Hrsg.]: Buch der Begriffe. Sprache Behinderung Integration. Wien 2003, S. 128.

[67] GOFFMAN, Erving: Stigma. 3. Aufl. Frankfurt am Main 1979, S. 23.

[68] GOFFMAN, Erving: Stigma. 3. Aufl. Frankfurt am Main 1979, S. 24 f.

[69] ebd., S. 65 f.

[70] ebd., S. 126 f.

[71] GOFFMAN, Erving: Stigma. 3. Aufl. Frankfurt am Main 1979, S. 131.

[72] ebd., S. 134.

[73] STRIEBECK, Herbert: Behinderung als Stigma. In: Eberwein, Hans / Sasse, Ada [Hrsg.]: Behindert sein oder werden? Neuwied, Berlin 1998, S. 121.

[74] vgl. POSSERT, Bernhard: Eigen/einzig-artig wie andere auch. In: Lebenshilfe Steiermark Jahrgang 15. Nr. 4/2003, S. 3.

[75] vgl. ebd., S. 3.

[76] EID, Volker: Behinderung als moralische Herausforderung. Wie läßt sich ethisch argumentieren (1)? In: Thimm, Walter u.a.: Ethische Aspekte der Hilfen für Behinderte. Unter besonderer Berücksichtigung von Menschen mit geistiger Behinderung. Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte e.V., Bundeszentrale Marburg [Hrsg.]. Marburg/Lahn 1989, S. 133 f.

[77] WELLMAN, Mark unter http://www.nobarriers-dolomiti.com/Ing/index.html vom 13.5.2005.

3 INTEGRATION - INKLUSION

Der Begriff Integration ist in aller Munde. Integration von Menschen mit Behinderung, von MigrantInnen, von Wissen, von Bewegungsabläufen, ...

Ich möchte mich zuerst dem Thema Integration von behinderten Menschen, im Speziellen dem der blinden Menschen widmen und anschließend dem Thema der Inklusion.

Nach meiner Meinung muss derzeit der Weg für Menschen mit Behinderung über die Integration zur Inklusion gegangen werden. Wäre es der der Inklusion, dann würde Integration in diesem Zusammenhang seine Bedeutung verlieren. "Inklusion (inclusion): Einbezogensein als gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft; der Begriff ist weiter gefasst als ‚Integration'."[78]

Seit 2004 gibt es in Österreich das Gleichbehandlungsgesetz. Dieses wurde 2004 bereits für die Länder verabschiedet, auf Bundesebene wird daran jedoch noch gearbeitet.

Artikel 7 / Abs.1 der Bundesverfassung:

"Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich dazu, die Gleichbehandlung von behinderten und nichtbehinderten Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens zu gewährleisten."

Dass diese Gleichbehandlung und das Nichtbehindern im Alltag nicht immer leicht durchführbar sind, veranschaulicht Miesenberger in seinen Ausführungen: "Wir können nicht nicht behindern und somit ist es notwendig, sich über die Kultur des Behinderns zu verständigen. [...]

In einer offenen Gesellschaft werden die Beziehungsstrukturen der Behinderung selbst thematisiert. Integration verliert den Charakter des Aufruhrs und der sozial-utopischen Forderung gegen natürliche, prästabilisierte oder gottgewollte Gegebenheiten. Zum Prinzip unseres Handelns wird die Suche nach den Strukturen der kommunikativen Einigung über Anspruch und Geltung innerhalb der Lebenswelt. Ein solches kommunikatives Rationalitätsverständnis sehen wir als Zeichen des mittleren Weges und die Informatik als kommunikatives Werkzeug zur Einigung in und über die Lebenswelt.[79]

3.1 Definition Integration

In den Definitionen von "Integration" wird wiederholt von der Wiederherstellung eines Ganzen, etwas das anscheinend schon da war, gesprochen. Im Duden ist dazu nachlesbar: "Integration, die; -, -en [lat. integratio = Wiederherstellung eines Ganzen]"[80] Aus sozialwissenschaftlicher Sicht erläutert Hillmann diese Begrifflichkeit folgendermaßen: "Integration (lat.), >Wiederherstellung eines Ganzen<, soziol. Bezeichnung für Prozesse der verhaltens-u. bewußtseinsmäßigen Eingliederung in bzw. Angleichung an Wertstrukturen u. Verhaltensmuster [...]."[81]

3.2 Integration von Menschen mit Behinderung

"Integration umschreibt die Idee vom Erhalt bzw. der Wiederherstellung gemeinsamer Lebens- und Lernfelder für behinderte und nichtbehinderte Menschen, um der Erweiterung der Entwicklungsmöglichkeiten aller willen."[82]

Integration von Menschen mit Behinderung ist ein Grundrecht. Dieses muss auch als solches gesehen werden und durch die Schaffung von Rahmenbedingungen die Umsetzung begünstigen.

"Integration in allgemein sozialer Bedeutung zielt auf die Durchsetzung der uneingeschränkten Teilhabe und Teilnahme behinderter Menschen an allen gesellschaftlichen Prozessen, vom Kindergarten über die Schule, in der Freizeit, im Wohnen und in der Arbeit. Jede Form der Ausgrenzung oder Aussonderung behinderter Kinder, Jugendlicher oder Erwachsener widerspricht den im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland abgesicherten Grundrechten.

Besonders Artikel 1, Absatz 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar" und Artikel 3, Absatz 3, Satz 2: "Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden", begründen diesen Anspruch."[83]

Wie vielschichtig "Integration" ist, kann nach Nirje durch die sechs verschiedenen Ebenen aufgezeigt werden:

  • Räumliche Integration

Das bedeutet, dass Wohnstätten in Wohngegenden angesiedelt, Schulklassen in Regelschulen, Arbeit und Beschäftigung in Geschäftsvierteln untergebracht sind und dass die Freizeitgestaltung im Rahmen üblicher Freizeitangebote möglich ist.

  • Funktionale Integration

Hier handelt es sich um eine Erweiterung der räumlichen Integration. Menschen mit einer körperlichen Behinderung sollen ihre Lebensbedürfnisse barrierefrei befriedigen können; z.B. die Benützung öffentlicher Einrichtungen.

  • Soziale Integration

Dabei handelt es sich um die persönliche Einstellung, gegenseitigen Respekt und gegenseitige Achtung. Dieser Bereich wird sehr stark durch die öffentliche Meinung und die Medien beeinflusst.

  • Personale Integration

Ein zufriedenstellendes Privatleben hat einen sehr großen Einfluss auf die Lebensqualität eines jeden Menschen. Für ein Kind bedeutet es, die Möglichkeit in einem schützenden Familienverband aufzuwachsen, in dem es die Möglichkeit hat, sich zu entwickeln. Für Erwachsene soll genügend menschliche Unterstützung anboten werden, um Kontakte zu Verwandten und Freunden aufrechtzuerhalten oder zu entwickeln und um eine eigene Partnerbeziehung aufbauen zu können.

  • Gesellschaftliche Integration

In möglichst uneingeschränkter Weise soll Menschen mit Behinderung ein Mitbestimmungsrecht und Selbstbestimmungsrecht zugesprochen werden. Bei Verwehrung dieser Rechte würde die Sonderstellung von beeinträchtigten Menschen erst recht unterstrichen.

  • Organisatorische Integration

Organisatorische Formen und Strukturen, die die oben angesprochenen Bereiche der Integration fördern und unterstützen, sind konsequenterweise besser geeignet als andere. Im Allgemeinen kann man dies erreichen, wenn man soviel allgemeine Dienste wie möglich heranzieht. Sollten spezialisierte Einrichtungen erforderlich sein, wäre es sinnvoll, sie nach allgemein öffentlichen Vorbildern aufzubauen.[84]

Meiner Ansicht nach kann man von einer außerordentlich guten und geglückten Integration sprechen, wenn alle oder sehr viele dieser sechs Ebenen erfüllt werden können. Wenn allerdings nur Segmente vom Integrationsgedanken zutreffen, wäre es gut, wenn die Begrifflichkeit "Integration" beispielsweise durch den Wortgebrauch "Angebote für Menschen mit Behinderung" ersetzt würde.

"Was Integration bedeutet, wird häufig als selbstverständlich vorausgesetzt und als keiner näheren Begründung bedürftig angesehen. So kommt es, dass bereits Gesetze, bloße ökonomische Leistungen für behinderte Menschen, Steuerermäßigungen, Wohnungs- oder Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahmen, Abbau von Barrieren, besondere Speiseräume in Hotels oder gar ‚Zentren für Behinderte' als Ausdruck der Integration gewertet werden."[85] Hierbei kann man nur von einer halbherzigen oder partiellen Integration sprechen, die einerseits eine Verbesserung für Menschen mit Behinderung darstellen und andererseits auch eine Verschlechterung in sich bergen kann. Integration ist eine Anforderung, die an die Gesellschaft von nichtbehinderten Menschen sowie von behinderten Menschen gestellt wird. "Integration in der Schule oder Schulische Integration bezeichnet den gemeinsamen Schulbesuch behinderter und nichtbehinderter Kinder und Jugendlicher und ist ein wichtiger Beitrag zur Erreichung sozialer Integration und Gleichstellung."[86]

Schulische Integration bedeutet beispielsweise eine Herausforderung und einen Mehraufwand für die Unterrichtenden, für die MitschülerInnen, für die / den SchülerIn mit Behinderung sowie auch für deren / dessen Familie. Es bedarf einer sorgfältigen Planung und einer permanenten Absprache für alle Beteiligten, um eine "geglückte Integration" zu erzielen. Anmerkung: Ich kenne aus der Praxis viele gelungene Integrationsbeispiele! Es gibt natürlich Erfordernisse, die im Bereich der Pädagogik für die integrative Beschulung dazu gehören. "Grundsächlich erfordert integrative Pädagogik sowohl ein neues Konzept von Schulpädagogik als auch von Sozialpädagogik, in das die notwendigen sonderpädagogischen Kompetenzen integriert werden."[87]

Und Striebeck führt dazu weiter aus:

"Integrative Beschulungskonzepte sind in dieser interpretativen Sichtweise zwingend notwendig, anders läßt sich dieses Handlungsmodell gar nicht umsetzen. Das Stigma, die Behinderung wird hier nicht nach individuellen Belohnungssystemen eingeschätzt und bewertet, wird hier nicht nach funktionalen Erfordernissen im Interesse des Ganzen beurteilt und ausgesondert, sondern hier ist die Behinderung selbst Element der sozialen Wirklichkeit."[88]

Schulische Integration, die heute bereits ins Regelschulwesen integriert ist, hat eine lange Entwicklung hinter sich. Ein kurzer historischer Abriss soll einen Einblick zur Entwicklung der schulischen Integration in Österreich geben. "Chronologie zur Integration im österreichischen Schulwesen

1984: Errichtung der ersten Integrationsklassen als Schulversuch

1988: Schaffung der gesetzlichen Grundlage zur Durchführung integrativer Schulversuche, § 131a, 11. Novelle des Schulorganisationsgesetzes (SchOG)

1993: gesetzliche Verankerung der Integration im Regelschulwesen für den Bereich der Volksschule, 15. Novelle des SchOG

1996: gesetzliche Verankerung der Integration im Regelschulwesen für den Bereich der Sekundarstufe I (Haupt-& Mittelschule, AHS-Unterstufe), 17. Novelle des SchOG."[89]

Nach der Installierung der schulischen Integration für den Bereich Volksschule und Sekundarstufe I stellte sich die Frage, wie denn diese Form der integrativen Schule in der Oberstufe fortgeführt werden sollte. Im Polytechnischen Lehrgang (9. Schuljahr) gibt es seit Anfang der 90er Jahre den Schulversuch.

"Integration in weiterführenden Schulen.

Gegen den Besuch einer AHS- oder BHS-Oberstufe für Menschen mit Behinderungen werden in der öffentlichen Debatte verschiedene Argumente angeführt, etwa: ‚Weiterführende Schulen sind nur Aufbewahrungsstätten' oder ‚Der Berufsorientierungslehrgang, eine Vorlehre, Anlehre oder spezielle Kurse sind geeigneter als eine integrative Bildung an allen Schultypen der Sekundarstufe II'. Jugendlichen mit Körper- oder Sinnesbehinderung ist der Besuch einer weiterführenden Schule ihrer Wahl oft durch bauliche Barrieren oder aufgrund mangelnder Hilfsmittel, z.B. Gebärdensprachdolmetsch nicht möglich."[90]

Das Ziel muss eine "Bildung für alle" sein.

"Unter diesem Motto lassen sich die Bemühungen hin zu einem integrativen Schulwesen zusammenfassen. Was im skandinavischen Raum und in Italien schon lange üblich ist, wurde in Österreich vereinzelt in ‚wilder Integration' ausprobiert. Elterninitiativen und engagierte Lehrer/innen fordern seit Mitte der 1980-er Jahre das Recht auf Integration in der Regelschule."[91]

Wie bereits von Nirje beschrieben, geht es jedoch nicht nur um die schulische, sondern um eine viel umfassendere Form der Integration.

"Als Ziel ist die Integrationsfähigkeit auf der Seite der beeinträchtigen Menschen und die Integrationsbereitschaft auf der Seite des Umfeldes anzustreben, worunter einerseits die Förderung der individualen Disposition und andererseits die Verbesserung der Umfeldbedingungen, die emotionale Annahme zu verstehen ist, die Bejahung der beeinträchtigten Menschen durch verstärkte Wahrnehmung ihrer offen gebliebenen Möglichkeiten, ihres Leidensdrucks, ihrer Bedürfnisse und die Einübung eines entsprechenden Umgangs durch gemeinsame Tätigkeiten in Familie, Kindergarten, Schule, Nachbarschaft, Freizeit, Berufsbereich usw."[92]

Eine Prämisse der Integration von behinderten Menschen muss das Prinzip der Normalisierung sein. Reinhard Markowetz stellt in einem Aufsatz zum Thema "Integration von Menschen mit Behinderungen" Prinzipien zusammen, die in der erziehungswissenschaftlichen Fachliteratur in unterschiedlicher Gewichtung zur Begründung pädagogisch verantwortlicher integrativer Erziehung und eines wirkungsvollen gemeinsamen Unterrichts genannt werden.

"3. Prinzip der Normalisierung: Behinderte Menschen sollen ihr Leben so normal wie möglich führen können."[93]

3.2.1 Integration von Menschen mit Blindheit

Wenn wir über Integration von Menschen mit Blindheit sprechen, waren (und sind teilweise noch immer) Hürden und Hindernisse für die PionierInnen der verschiedenen Lebensbereiche zu überwinden. Im Kapitel 1.3 wurde bereits beschrieben, dass Bildung nicht immer für Menschen mit Blindheit zugänglich war. Blindenschulen hatten sich etabliert und der plötzliche Integrationsgedanke konnte vorerst nicht überall auf fruchtbaren Boden fallen. "Normal wäre es, das Kind in das Blindeninternat zu bringen. Trotzdem entschlossen sich mehrere Eltern, keine aussichtslosen Einzelaktionen mehr zu starten, sondern ihr Integrationsziel auf eine gemeinsame Basis zu stellen und organisiert vorzugehen. Der erste Schritt in diese Richtung war die Gründung einer Interessensbewegung[94] betroffener, gleichgesinnter Eltern. Für ihr gemeinsames Vorgehen werden folgende

Erwartungen genannt:

  • Das Kind wird intellektuell besser gefördert.

  • Es lernt mehr und umfassender. Es kann im sozialen Umgang mit den anderen Kindern die eigenen Grenzen und Möglichkeiten kennen lernen.

  • Es lernt, zwischenmenschlich Bedingungen auszuhandeln.

  • Es lernt seine eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten kennen.

  • Es erfährt Toleranz und lernt, auch selbst tolerant zu sein.

  • Es lernt, sich zu bewähren und zu behaupten.

  • Es kann im Wettbewerb mit anderen Kindern am normalen Leben teilnehmen.

  • Es lernt die Rolle eines Abhängigen abzulegen."[95]

Es ist einleuchtend, dass diese Erwartungen anfangs von der Realität sehr weit entfernt waren und dass es zu ihrer Umsetzung nicht nur des Faktors Zeit, sondern auch zahlreicher gezielter Maßnahmen bedurfte.

Integration von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Blindheit meint eine Integration aufgrund der Sinnesbehinderung, des Nichtsehens. Es gibt dabei eine ganz klare Abgrenzung zu Personen mit Lernschwierigkeiten, wenn es beispielsweise, um die lernzielidente Beschulung geht. Im Kapitel 1.4 wurden dazu auch Ausbildungswege aufgezeigt, wo Abschlüsse zur / zum AkademikerIn keine Seltenheit sind.

Was die Integration ins Berufsleben (vgl. 4.1.2) betrifft, haben viele Personen mit Blindheit den Anspruch entsprechend ihrer Ausbildung (mit LAP[96]) erwerbstätig zu sein.

3.3 Inklusion von Menschen mit Behinderung

Inklusion findet sich in der Fachliteratur noch nicht so häufig wie die Begrifflichkeit Integration. Was ist die Bedeutung des Begriffes Inklusion? "Inklusion [lat. inclusio] (Fachspr.): Einschließung, Einschluß; Enthaltensein."[97]

Wenn man jetzt von inklusiver Erziehung spricht, was ist damit gemeint?

"Inklusive Erziehung ist ein erzieherisch-pädagogischer Ansatz, der einen grundsätzlichen Wandel der selektionsorientierten Pädagogik beansprucht. Im Sinne einer ‚Pädagogik der Vielfalt' geht der Ansatz über die Diskussion der gemeinsamen (schulischen) Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder hinaus. Es ist eine Erziehung, die Unterschiedlichkeit willkommen heißt, unabhängig von Geschlechterrollen, ethnischer, religiöser, sprachlicher usw. Zugehörigkeit oder Behinderung. Sie setzt tiefgreifende pädagogische Reformen voraus, die gerade für die gemeinsame (schulische) Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder bedeutsam ist."[98]

Walthes stellt fest, dass Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit verschiedene Wege im Laufe ihres Lebens beschreiten und so zu ihrem Ziel kommen.

"Orientiert am Lebenslauf von Menschen mit einer Sehschädigung finden wir streng genommen den besonderen Weg über die Sondereinrichtungen und den Weg der Inklusion und Integration. Der individuelle Lebensweg eines Individuums mag zwischen diesen beiden Möglichkeiten hin und her oszillieren und ein ganz eigenes Webmuster erzeugen. Die Tatsache, dass es die Möglichkeiten gibt, ist gut, denn sie erlaubt das Finden individueller Lösungen."[99]

Ich sehe die "Inklusive Erziehung" als große pädagogische Herausforderung für die Lehrenden und Lernenden. Wie zu Beginn schon angemerkt, ist die Inklusion das höchste Ziel, das integrative Erziehung erreichen kann. Wenn Inklusion gelebt wird, müssen wir wohl nicht mehr von Integration sprechen, denn diese hat sich durch Inklusion verselbstständigt.



[78] WALTHES, Renate: Einführung in die Blinden-und Sehbehindertenpädagogik. München 2003, S. 192.

[79] MIESENBERGER, Klaus: Informatik für Sehbehinderte und Blinde. Soziale Aufgabenstellung einer technischen Disziplin. Dissertation. Linz 1998, S. 100.

[80] DUDEN Deutsches Universal Wörterbuch. Mannheim, Zürich, Wien. 2. Aufl. 1989, S. 772.

[81] HILLMANN, Karl-Heinz: Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart 4. Aufl. 1994, S. 377.

[82] FEUSER, Georg: Thesen zu Gemeinsame Erziehung, Bildung und Unterrichtung behinderter und nichtbehinderter Kinder und Jugendlicher im Kindergarten und Schule. Mitschrift. Graz 2000, S. 1.

[83] BUNDSCHUH, Konrad / HEIMLICH, Ulrich / KRAWITZ, Rudi [Hrsg.]: Wörterbuch der Heilpädagogik. Bad Heilbrunn / Obb 1999, S. 144.

[84] vgl. NIRJE, Bengt / PERRIN, Burt: Das Normalisierungsprinzip - und seine Missverständnisse. [Hrsg.] Lebenshilfe Österreich, Bundesvereinigung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Wien 1999, S. 26 ff.

[85] BACH, Heinz: Grundlagen der Sonderpädagogik. Bern, Stuttgart, Wien 1999, S. 80.

[86] NTEGRATION: ÖSTERREICH / FIRLINGER, Beate [Hrsg.]: Buch der Begriffe. Sprache Behinderung Integration. Wien 2003, S. 50 f.

[87] BUNDSCHUH, Konrad / HEIMLICH, Ulrich / KRAWITZ, Rudi [Hrsg.]: Wörterbuch der Heilpädagogik. Bad Heilbrunn / Obb 1999, S. 146.

[88] STRIEBECK, Herbert: Behinderung als Stigma. In: Eberwein, Hans / Sasse, Ada [Hrsg.]: Behindert sein oder werden? Neuwied, Berlin 1998, S. 125.

[89] INTEGRATION: ÖSTERREICH / FIRLINGER, Beate [Hrsg.]: Buch der Begriffe. Sprache Behinderung Integration. Wien 2003, S. 51.

[90] INTEGRATION: ÖSTERREICH / FIRLINGER, Beate [Hrsg.]: Buch der Begriffe. Sprache Behinderung Integration. Wien 2003, S. 51 f.

[91] ebd., S. 48 f.

[92] BACH, Heinz: Grundlagen der Sonderpädagogik. Bern, Stuttgart, Wien 1999, S. 83.

[93] BUNDSCHUH, Konrad / HEIMLICH, Ulrich / KRAWITZ, Rudi [Hrsg.]: Wörterbuch der Heilpädagogik. Bad Heilbrunn / Obb 1999, S. 145.

[94] Interessensbewegung betroffener Eltern = Elternselbsthilfe für sehbehinderte und blinde Kinder in Österreich (vgl. im Anhang Tabelle F)

[95] KÖFFLER, Hans Georg: Blind geboren. Möglichkeiten und Voraussetzungen zur Integration in der Regelgrundschule. Klagenfurt 1995, S. 80 f.

[96] LAP = Lehrabschlussprüfung

[97] DUDEN Deutsches Universal Wörterbuch. Mannheim, Zürich, Wien. 2. Aufl. 1989, S.765.

[98] INTEGRATION : ÖSTERREICH / FIRLINGER, Beate [Hrsg.]: Buch der Begriffe. Sprache Behinderung Integration. Wien 2003, S. 50.

[99] WALTHES, Renate: Einführung in die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik. München 2003, S. 108.

4 LEBENSWELT

"The life-world is thus never the world in which we live."[100]

In der Veröffentlichung "In der Theorie des kommunikationstheoretischen Handelns" von Jürgen Habermas wird der Begriff der Lebenswelt so definiert, dass er drei für die zwischenmenschliche Verständigung wichtige Bereiche umfasst. Zum ersten beinhaltet er das Vorhandensein des ganzen kulturellen Wissens, das die Voraussetzung für kommunikative Interaktion ist. Zweitens bezeichnet er den Raum, in dem sich soziale Integration vollzieht, die ja erst aus der gemeinsamen Verständigung heraus möglich wird. Und drittens verweist er auf ein soziales Klima, das die Voraussetzungen für personale Identitätsbildung zur Verfügung stellt.[101]

Dem Begriff Lebenswelt fällt eine besondere Bedeutung in der Soziologie zu. Hillmann definiert wie folgt: "Lebenswelt, zentraler Begriff der Phänomenolog. Soziol., der auch in phänomenolog. beeinflußten Richtungen der Soziol. (Ethnomethodologie, Symbol. Interaktionismus, Verstehende Soziol.) zunehmende Bedeutung gewonnen hat. Wiss.lich besteht noch Uneinigkeit darüber, inwieweit sich L. mit verwandten Begriffen wie Alltagswelt, alltägl. Lebenswelt, Welt der natürl. Einstellung, selbstverständl. hingenommene Weltordnung, alltägl. Gewohnheitshandeln, soziokult. Umwelt deckt."[102]

Die Lebenswelten von sehenden Menschen sind sehr mannigfaltig. Wie sehen nun aber die Lebenswelten blinder Menschen aus?

4.1 Lebenswelten von Menschen mit Blindheit

Nehme man an, es geht um die Definition und die Vorstellung einer Farbe. Bei normalsichtigen Menschen gibt es da ganz unterschiedliche Vorstellungen und auch optische Wahrnehmungen.

Welche Vorstellung hat eine Person, die bereits von frühester Kindheit oder von Geburt an blind ist?

Leo Tolstoi veranschaulicht dies in seiner Erzählung "Der Blinde und die Milch": "Milch hat die gleiche Farbe wie leeres Schreibpapier. Der Blinde fragte: ‚Ach so, ist das Weiße, daß es unter den Händen knistert wie Papier?' Der Sehende sagte: ‚Nein, Milch ist weiß wie Mehl weiß ist.' Der Blinde fragte: ‚Ach so, das Weiß stäubt wie Mehl?' Der Sehende sagte: ‚Nein, es ist weiß wie ein Schneehase weiß ist.' Der Blinde fragte: ‚Also flaumig und ebenso weich wie ein Hasenfell ist das Weiße?' Der Sehende sagte: ‚Nein, nein nur einfach weiß ist das Weiße - wie Schnee.' Der Blinde fragte: ‚Aha, so kalt wie Schnee?' Und so viele Beispiele der Sehende auch vorbrachte, der Blinde konnte nicht fassen, was das Weiße der Milch ist."[103]

Eine Schülerin von mir, von frühester Kindheit an blind, hatte bereits seit der Volksschule die Lieblingsfarbe orange.Bei der Gestaltung von Unterrichtsmaterialien verwendete ich dabei sehr häufig die Farbe orange.

Ich kenne einige Personen, die im Jugend- oder im Erwachsenenalter erblindeten. Diese Menschen verknüpfen die Farben mit ihren ursprünglichen Seheindrücken. Und eine Dame befragt mich nicht selten, ob ihre Kleidung von den Farben her harmoniert. Sie unterscheidet beispielsweise verschiedene Farbnuancen der Farbe blau. Ihr Fragestellung könnte wie folgt lauten: "Ist das so ein Blau wie eine Kornblume oder eher mit einer Türkisschattierung?".

Der in New York praktizierende Neuropsychologe Oliver Sacks schildert in der Geschichte "Die körperlose Frau" die Lebenswelt einer jungen, aus der >Normalität< heraus gefallenen Frau. Und dazu erklärt er dieser Patientin Folgendes:

Die Empfindung des Körpers basiere auf drei Dingen: der visuellen Wahrnehmung, den Gleichgewichtsorganen (dem Vestibularapparat) und der Eigenwahrnehmung. Im Regelfall arbeiten diese drei zusammen.[104]

Die Patientin wiederholte: "Diese <Eigenwahrnehmung> ist also wie das Auge des Körpers - das, womit der Körper sich selbst wahrnimmt -, und wenn sie, wie bei mir weg ist, dann ist es, als sei der Körper blind. Mein Körper kann sich nicht <sehen>, weil er seine Augen verloren hat, stimmt´s? Also muß ich ihn jetzt sehen und diese Augen ersetzen."[105]

John M. Hull umschreibt in seinem Werk "Im Dunkeln sehen" andere Möglichkeiten, um die sichtbare Welt wahrzunehmen: "So wie Blinde Menschen kennenlernen, indem sie nämlich Erinnerungen um den Namen der Person herum anlagern, genauso ist es mit Städten. Um das Stichwort <Ottawa> herum assoziiere ich meine Erinnerungen an alle Menschen, mit denen ich sprach, an das Essen, das ich aß, an die Betten, in denen ich schlief, an die Hände, die ich in Ottawa schüttelte. Das bedeutet Ottawa für mich: diese Ansammlung von Erinnerungen an menschliche Begegnungen, ganz anders als das, was die Namen von Städten im Geist sehender Menschen wachrufen."[106] Ein geburtsblinder Maturant erzählte mir eine ähnliche Vorgangsweise. Wenn er eine neue Stadt oder ein neues Land erkundet, macht er für sich ein "Tonbandalbum". Mittels Diktiergerät notiert er sich wesentliche Geräusche, Stimmen und Eindrücke.

4.1.1 Familie

Ich möchte mich vorab dem Thema "Familie" mit einer Begriffsklärung nähern, danach die Vielschichtigkeit der familiären Lebensformen aufzeigen und mich anschließend der Familie mit einem behinderten / blinden Kind widmen. Im Besondern beleuchte ich das Rollenverständnis, die speziellen Rollen des Vaters und der Geschwisterkinder. Familie ist ein soziales Gebilde, das in den letzten Jahrzehnten stark von Krisen geschüttelt wurde und dessen Funktion immer wieder stark hinterfragt wird. Und um die Bezeichnung Familie ranken sich viele Mythen und auch Idealvorstellungen. Meist sind diese aber weltfremd und haben mit der Realität kaum etwas zu tun.[107]

Familie ist eine Lebenswelt, die unterschiedlichst gesehen und interpretiert wird. Wie beschreibt Hillmann diese Begrifflichkeit?

"Familie, bedeutsamste u. verbreitetste Form der soz. Gruppe; das Zus.leben von mindestens 2 Generationen in einer (Primär-)Gruppe charakterisiert F. als eine soz. Lebenswelt besonderer Art [...]."[108]

Wenn man an den Ausdruck "Familie" denkt, dann kommt höchstwahrscheinlich ein Bild mit Eltern und Kindern. "In der Regel bezieht er sich auf die ‚Ursprungsfamilie' (Großeltern, Eltern, Geschwister) oder die ‚Gegenwartsfamilie' (Partner oder Partnerin, Kinder) einer Person. Dieses traditionelle Verständnis der Familie als ‚Kernfamilie', die häufig bei einer genaueren Betrachtung jedoch Differenzierungen sowie Erweiterungen, die häufig von den subjektiven Erlebnisweisen und Beschreibungen einzelner Personen abhängen."[109]

Der Familienbegriff kann vielfältig gefüllt werden und wird sowohl von gesellschaftlichen Entwicklungen und Wertvorstellungen als auch von subjektiven Interpretationen bestimmt und kann somit als eine zentrale Basis der Gestaltung sozialer Beziehungen innerhalb einer Gesellschaft verstanden werden.[110]

Wie kann ein behindertes oder gar blindes Kind in diesen "Bildern von Familie" seinen Platz finden?

"Die Bedeutung der Familie als primäre Sozialisationsinstanz sowie der Eltern als erste und hauptverantwortliche Bezugspersonen des Kindes behält ihre Gültigkeit unabhängig von der Behinderung eines Kindes. Der behinderte Mensch ist wie jeder Mensch das Kind seiner Eltern, erfährt eine besondere emotionale Bindung zu diesen, verbringt vor allem in der Zeit des Heranwachsens zumeist viel Zeit im familiären Umfeld und sammelt dort Erfahrungen, die auf seine individuelle Entwicklung maßgeblich Einfluss nehmen."[111]

Eine andere Sichtweise zeigt Hinze:

"Eltern eines behinderten Kindes zu sein ist anormal und generell unerwünscht. Ein behindertes Kind erfüllt die persönlichen Wünsche der Eltern nicht. Es entspricht nicht den Vorstellungen der sozialen Umgebung. Es steht den normativen Erwartungen der Gesellschaft entgegen. Die besondere Situation der Eltern ist die einer Sonderfamilie."[112]

Burkard geht speziell auf die Situation einer Familie mit einem geburtsblinden Kind ein: "Beim behinderten, besonders beim blinden Kind, zerrinnen die von Eltern und Grosseltern spielerisch geschmiedeten Zukunftspläne plötzlich, statt wie beim sehenden Kind nur nach und nach."[113]

In Österreich sind mir vier Familien bekannt, wo nicht nur ein Kind von Geburt an blind ist, sondern auch das Geschwisterkind oder die Geschwisterkinder aus medizinisch unerklärbarer Ursache ebenso blind sind. Wie viele Träume und Illusionen müssen anfangs wohl zerschlagen worden sein?

Einen Einblick in die Gefühlswelt einer Mutter oder eines Vaters von einem Kind mit Behinderung soll nachstehende Erzählung geben:

"Willkommen in Holland. Ich werde oft gefragt, wie es ist, ein behindertes Kind großzuziehen. Es ist wie folgt: Wenn man ein Baby erwartet, ist das, wie wenn man eine wundervolle Reise nach Italien plant. Man deckt sich mit Reiseprospekten und Büchern über Italien ein und plant die wunderbare Reise. Man freut sich aufs Kolosseum, Michelangelos David, eine Gondelfahrt in Venedig, und man lernt vielleicht noch ein paar nützliche Brocken Italienisch. Es ist alles so aufregend. Nach Monaten ungeduldiger Erwartung kommt endlich der lang ersehnte Tag. Man packt die Koffer, und los geht´s. Einige Stunden später landet das Flugzeug. Der Steward kommt und sagt: ‚Willkommen in Holland.' ‚Holland?!? Was meinen Sie mit Holland?!? Ich habe eine Reise nach Italien gebucht! Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, nach Italien zu fahren!'

Aber der Flugplan wurde geändert. Du bist in Holland gelandet, und da musst du jetzt bleiben. Wichtig ist, die haben uns nicht in ein schreckliches, dreckiges von Hunger, Seuchen und Krankheiten geplagtes Land gebracht. Es ist nur anders als Italien. So, was du jetzt brauchst, sind neue Bücher und Reiseprospekte, und du musst eine neue Sprache lernen, und du triffst andere Menschen, welche du in Italien nie getroffen hättest. Es ist nur ein anderer Ort, langsamer als Italien, nicht so auffallend wie Italien. Aber nach einer gewissen Zeit an diesem Ort und wenn du dich vom Schrecken erholt hast, schaust du dich um und siehst, dass Holland Windmühlen hat ... Holland hat auch Tulpen. Holland hat sogar Rembrandts.

Aber alle, die du kennst, sind sehr damit beschäftigt, von Italien zu kommen oder nach Italien zu gehen. Und für den Rest deines Lebens sagst du dir: ‚Ja, Italien, dorthin hätte ich auch reisen sollen, dorthin habe ich meine Reise geplant.'

Und der Schmerz darüber wird nie und nimmer vergehen, denn der Verlust dieses Traumes ist schwerwiegend.

Aber... wenn du dein Leben damit verbringst, dem verlorenen Traum der Reise nach Italien nachzutrauern, wird du nie frei sein, die speziellen und wundervollen Dinge Hollands genießen zu können."[114]

Die zuvor erwähnten vier Familien mit blinden Kindern sind sicherlich bereits auf dem Weg und genießen von Zeit zu Zeit die speziellen und wundervollen Dinge Hollands. Und es gibt laut Hinze auch neue Chancen für die Eltern und die Familie: "Die Behinderung kann für die Eltern einen Sinn bekommen. Die Enttäuschung grundlegender Wünsche, Wertvorstellungen und Lebensziele schafft zugleich auch die Möglichkeit, neue Bedürfnisse und Einstellungen zu entwickeln."[115]

In meiner Arbeit lernte / lerne ich Menschen mit besonderen Bedürfnissen und deren Familien kennen. Es bedarf eines speziellen Unterstützungssystems, eines Netzwerkes, um diesen Familienmitgliedern den Weg aus der Bewältigungsspirale zu ermöglichen. Besonders hilfreich erweisen sich immer wieder Kontakte zu Betroffenen, zu anderen Familien in einer ähnlichen Situation.

Bei Eltern-Kind-Wochen mit dem Schwerpunkt Orientierung und Mobilität für blinde Kinder und Jugendliche ist immer wieder die besondere Kraft und Synergie der einzelnen TeilnehmerInnen zu bemerken. Einige Familien fahren quasi als Familienurlaub zu diesen Wochen. Und bei manchen kommen auch die Väter mit.

"Eltern behinderter Kinder sind Väter genauso wie Mütter. Dies festzustellen mutet vielleicht trivial an und ist doch alles andere als selbstverständlich. Denn daß in erster Linie nach den Müttern gefragt wird und die Väter nebensächlich sind, ist nach wie vor kennzeichnend für elterliches Rollenverständnis, auch bei Familien mit behinderten Kindern."[116]

Die Behinderung kann für die beiden Elternteile sowohl eine Chance als auch eine große Herausforderung sein.

"Durch die Behinderung des Kindes kann es zu einer Verfestigung oder Polarisierung des Rollenverhaltens zwischen Vätern und Müttern, ebenso aber auch zu einer Neuorientierung und Annäherung der Rollen kommen. Für das Familienleben und die Partnerschaft kann dies positive und negative Folgen haben."[117]

Familien mit behinderten Kindern im klassischen Sinne gibt es meiner Ansicht nach nicht. Jede der von mir betreuten Familie war ganz individuell. Was jedoch gemeinsam war, war die spezielle Rolle der Väter. Aufgrund ihrer Erwerbstätigkeit außerhalb des Familienverbandes konnten sie wesentlich weniger bei Aktivitäten, Therapien oder Ähnlichem mit dabei sein, was ihnen den Zugang zu ihrem Kind mit Behinderung erschwerte.

"Der Situation von Vätern behinderter Kinder wurde in der fachlichen Diskussion lange Zeit nur sehr wenig Beachtung geschenkt."[118]

"Ein Wandel der Vaterrolle von einem traditionellen patriarchalisch-autoritären Verständnis hin zu einem beziehungsoffeneren, gleichberechtigten Verständnis lässt sich nach Nave-Herz (1997) parallel zum Wandel der Mutterrolle beschreiben. Veränderungen machen sich besonders auf der Ebene des väterlichen Verhaltens bemerkbar, z.B. in einer Annäherung der affektiven Beziehungsgestaltung von Vater und Mutter im Kontakt zu den eigenen Kindern."[119]

Hinze sieht hinsichtlich der Ausschöpfung vorhandener Kompetenzen Entwicklungsmöglichkeiten für die Väter von behinderten Kindern:

"(1) ‚Die Behinderung kann Väter zum verstärkten Elternsein herausfordern.'

(2) ‚Die Behinderung kann die Gefühls- und Kontaktoffenheit fördern.'

(3) ‚Die Behinderung ihres Kindes kann sinngebend sein.' "[120] Nun wende ich mich den Geschwisterkindern zu. Ihnen fällt gerade bei einem Geschwister mit Behinderung eine besondere Rolle zu. "Geschwisterbeziehungen werden allgemein als die zeitlich am längsten dauernden familiären Beziehungen bezeichnet. Dieses Charakteristikum sowie die Häufung gemeinsamer Erlebnisse in zentralen Entwicklungsphasen der Kindheit und Jugend, sprechen der Geschwisterbeziehung eine hohe Bedeutung hinsichtlich der Persönlichkeitsentwicklung zu (Ley 1997, Petzold 1992, Schneewind 1999)."[121] Eckert erwähnt bzgl. der Besonderheit im Zusammenleben mit einem behinderten Geschwisterkind Achilles (1995). Achilles hat Besonderheiten der Entwicklungssituation und den Möglichkeiten der Beziehungsgestaltung dieser Geschwisterkinder im Unterschied zu Geschwistern nichtbehinderter Kinder ausgearbeitet:

"(1) ‚Sie werden früher mit Leid konfrontiert.'

(2) ‚Rivalität ist ihnen verboten.'

(3) ‚Sie entwickeln Schuldgefühle.'

(4) ‚Sie haben weniger Zugang zu den Eltern.'

(5) ‚Ihre Möglichkeiten, Freundschaften zu schließen, sind eingeschränkt.'

(6) ‚Sie erleben die Geschwisterfolge anders.'

(7) ‚Sie werden die Angst nicht los, selbst behindert zu sein oder zu werden.'

(8) ‚Sie leben in einer ‚außergewöhnlichen‛Familie'."[122] Im Rahmen meiner Tätigkeit als Frühförderin organisierte ich gemeinsam mit einer Kollegin mehrmals einen Geschwistertag, wo das "nichtbehinderte" Geschwisterkind einen organisierten Tag mit der Mutter und / oder mit dem Vater verbringen konnte. Der Zustrom war zwar nicht allzu groß, da das Management, das behinderte Kind gut zu versorgen, nicht immer möglich war.

Wir konnten feststellen, dass diejenigen Geschwisterkinder, die daran teilnahmen, es sichtlich genossen. Dabei war nicht ausschlaggebend, ob das Geschwisterkind in der Geburtenfolge vor dem Kind mit Behinderung oder danach gereiht war. Ein Tag voller Aufmerksamkeit mit Wunschprogramm war in jedem Fall ein Highlight und kam den Bedürfnissen der Kinder sehr entgegen.

Cloerkes nennt auch mögliche positive Folgen für Geschwisterkinder:

-Förderung von Verantwortungsbewusstsein und Sozialverhalten.

-Mehr Verständnis und Toleranz für andere Menschen, mehr Offenheit und Selbstkritik. -Größere Frustrationstoleranz, besseres Konfliktverhalten.

-Intensiveres Familienleben mit mehr Emotionalität.[123]

Cloerkes führt weiter aus: Geschwister behinderter Kinder zeigen nicht mehr oder weniger Verhaltensstörungen als andere Kinder, sondern eine Vielfalt von Verarbeitungsformen.[124]

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Familien mit behinderten und nichtbehinderten Kindern nicht nur eine besondere Herausforderung, sondern auch eine besondere Chance zufällt.

In der Literatur werden Kinder von Eltern mit einer Behinderung völlig ausgespart. In wie weit übernehmen sehende Kinder von einem / beiden blinden Elternteil/en unbewusst schon sehr früh verantwortungsvolle Aufgaben - wie geht es Jugendlichen dabei?

4.1.2 Erwerbsleben

Nach Abschluss einer Schulbildung und idealerweise einer Berufsausbildung ist der Einstieg ins Erwerbsleben vorgesehen. Aufgrund der arbeitsmarktpolitischen Situation ist dies nicht immer die logische Folge, da sich der Einstieg meist komplex und schwierig gestaltet.

"Für Arbeitsuchende insgesamt und somit auch für behinderte Arbeitsuchende werden sich so die Unterbringungschancen und Verbleibchancen kaum erhöhen, wobei es je nach Alter unterschiedliche Chancen gibt. Während die Zahl der Jugendlichen mit Behinderungen aus demografischen Gründen weiter leicht abnehmen wird, wird es bei älteren Personen mit Behinderungen (wenn sich die Voraussetzungen nicht ändern) zu einem Anstieg kommen."[125]

Für Menschen mit Behinderung ist es oft ungleich schwieriger in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. Kurz die Zahlen und Fakten zur Arbeitsmarktlage für Menschen mit Behinderungen: "2003 waren 12,7% (d.s. 30.545) der Gesamt-Arbeitslosen Menschen mit Behinderungen. Insgesamt waren 5.344 beim AMS[126] arbeitslos vorgemerkte begünstigte Behinderte. Nach Erhebungen des AMS war jede/r siebte Arbeitslose auf Grund einer körperlichen, geistigen, psychischen oder Sinnesbehinderung schwer vermittelbar."[127] Die Dunkelziffer ist jedoch bei weitem höher, da nicht alle tatsächlich arbeitsuchenden [128]

Menschen mit Behinderung vorgemerkt sind sowie alle Personen, die zur Zeit der Erhebung eine Kursmaßnahme besuchten, nicht in diesen Zahlen enthalten sind. Die Problematik ist meist schon in der Chancenungleichheit von behinderten gegenüber nichtbehinderten Menschen gegeben. Menschen mit Behinderung werden oft schon in der Bewerbungsphase nicht gleichgestellt und erst gar nicht berücksichtigt. Die Situation der beruflichen Ersteingliederung behinderter Menschen lässt sich wie folgt charakterisieren: Über viele Jahre wurde die berufliche Eingliederung junger Menschen wesentlich durch die angespannte Situation auf dem Bildungsmarkt und die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt geprägt. Wenn sich diese wieder entspannt, sind dennoch erhebliche strukturelle Veränderungen zu erwarten: dies sind in erster Linie: regionale Ungleichgewichte, berufsfachliche Diskrepanzen und ein nach wie vor zu geringes Ausbildungsangebot für Mädchen; Veränderungen in der Bildungs- und Altersstruktur der Ausbildungsplatzbewerber kommen erschwerend hinzu.[129]

Diese Situation, wie sie von W. Hirsch dargestellt wird, ist auch im 20. Jahrhundert, rund 20 Jahre später, noch Realität. Es ist nach wie vor schwierig, aus den traditionellen Berufsrollen auszusteigen respektive äußerst mühsam besonders für Menschen mit Sehschädigung außerhalb der traditionellen "Blindenberufe" Fuß zu fassen. Und dies trotz gigantischer technologischer Entwicklung.

Welche Berufsfelder werden Menschen mit Blindheit zugeschrieben? Wie sehen die beruflichen Möglichkeiten für Frauen und Männer mit Blindheit aus? Wie sieht die gesetzliche Grundlage zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und dazu deren Umsetzung aus?

"Der berufliche Einsatz blinder und sehbehinderter Menschen erfolgt heute hauptsächlich innerhalb ausgewählter vorhandener und erprobter Tätigkeitsfelder. Leider gibt es immer weniger Einsatzfelder für die klassischen Blindenberufe wie Telefonist, Bürstenmacher, Korbflechter, Seiler. Neue Einsatzfelder tun sich nicht in gleichem Maße auf, wie traditionelle zurückgehen."[130]

Schröder sieht die beruflichen Möglichkeiten sehbehinderter und blinder Menschen im Vergleich zu nicht sehgeschädigten auch stark eingeschränkt. Laut seiner Veröffentlichung von 1996 gehörten zu den am häufigsten ausgeübten Berufen blinder und sehbehinderter Menschen die / der TelefonistIn (25%), Gesundheitsberufe (14%), Bürohilfskräfte (10%) und Kaufleute (16%). Drei Viertel der von Schröder befragten Personen waren in diesen vier Berufssparten erwerbstätig.[131]

Briesemann sieht bei der beruflichen Eingliederung für Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit noch ein zusätzliches Problem:

"Die Berufswahlmöglichkeiten sehgeschädigter Menschen unterliegen aber derart außergewöhnlichen Einschränkungen, dass die Chance der Kompatibilität zwischen Beruf und Persönlichkeitsorientierung bei ihnen als gering einzuschätzen ist. Der technologische Wandel hat darüber hinaus zu einem dramatischen Rückgang von geeigneten beruflichen Tätigkeitsfeldern für Blinde und Sehbehinderte geführt (Telefonisten, Schreibkräfte, Blindenhandwerk); zusätzlich erschwert die Kostendämpfung im Gesundheitswesen die berufliche Eingliederung sehgeschädigter Masseure, Physiotherapeuten, Krankengymnasten etc. (vgl. Waidner, 1997, S. 4)".[132]

Eine Berufsgruppe, die in der Enzyklopädie der Sonderpädagogik beschrieben ist, ist die der "blinden LehrerInnen".

"Blinde als Lehrer. Lehrtätigkeit unter der Bedingung des Blindseins. Schon vor Beginn der institutionalisierten Blindenbildung vor 200 Jahren wird vereinzelt von der Verwendung Blinder in Lehrberufen berichtet. Die ersten Direktoren von Blindenschulen setzten sehr bald ehem. Schüler als Lehrer ein. Seitdem haben sich Blinde als Lehrer bewährt. Der Einwand, daß blinde Lehrer nicht alle Aufgaben des Berufsfeldes wahrnehmen können, kommt heute bei der zunehmenden Spezialisierung und Arbeitsteilung im Lehrberuf kaum noch zum Tragen. Da blinde Lehrer in Deutschland vorwiegend an Blindenschulen unterrichten, steht zur Diskussion, wie viele blinde Lehrer an einer Blindenschule arbeiten sollten und welches das günstigste Zahlenverhältnis zwischen blinden und nichtblinden Lehrern ist."[133]

In Österreich ist die Zahl der aktiven LehrerInnen mit Blindheit eine sehr geringe. Mir sind derzeit österreichweit fünf Personen bekannt, wovon vier an Spezialschulen unterrichten. Menschen mit Blindheit werden kaum an den Pädagogischen Akademien zugelassen und somit scheitert es bereits beim Zugang zur Ausbildung. Als Hauptargumente werden genannt: die Aufsichtspflicht könne nicht wahrgenommen, Korrekturen von Klassenarbeiten nicht vorgenommen werden und eine Stelle als LehrerIn zu bekommen sei sehr ungewiss.

Was das Lehramt über den Weg eines Universitätsstudiums betrifft, schließen die Studierenden meist nicht mit dem Lehramt ab, sondern wechseln auf das Diplomfach, um wissenschaftlich und nicht pädagogisch tätig zu sein.

Es stellt sich die Frage, wie kann von gelebter Integration in der Schule und vom Gleichheitsgesetz (in Österreich für die Länder seit Juli 2004 gültig und für Gesamtösterreich mit 1. Jänner 2006) gesprochen werden, wenn man Pädagoginnen und Pädagogen aufgrund von Blindheit das Unterrichten erschwert oder diesen bereits der Zutritt zur Ausbildung verwehrt wird? Bleidick führt zur gesetzlichen Grundlage der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung wie folgt aus:

"Sowohl in der anthropologischen Sinngebung - der Mensch als tätiges Wesen - als auch nach offiziellen sozialpolitischen Maximen wird prinzipiell am Ziel der Vollbeschäftigung auch für Schwerbehinderte[134] festgehalten. Tatsächlich weist die Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter nach dem Vierten Rehabilitationsbericht der Bundesregierung (Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung 1998) mit 17,9% einen überdurchschnittlich hohen Stand auf. Die Beschäftigungspflicht für Arbeitgeber, die ab 16 Arbeitsplätzen mindestens 6% der Plätze für Schwerbehinderte vorhalten müssen, wurde bundesdurchschnittlich nur zu 3,9% erreicht (Ausgleichsabgabe DM 200,-mo-natlich für jeden unbesetzten Pflichtplatz). Die keineswegs unrealistische Aussicht auf ein >Leben ohne Beruf< für Behinderte, die eine alternative Lebensgestaltung herausfordert, wird bislang offiziell tabuisiert (Butze / Bordel 1989)."[135]

In Österreich gibt es aufgrund zweier großer Novellen 1973 und 1975 im Behinderteneinstellungsgesetz (früher Invalideneinstellungsgesetz) eine einheitliche Festsetzung der Einstellungspflicht. Dies bedeutet, dass Unternehmen mit mehr als 25 MitarbeiterInnen eine Einstellpflicht von einer Person mit Behinderung haben, die nach dem Behinderteneinstellungsgesetz (BEinstG) anerkannt ist. Blinde Personen werden laut Gesetz doppelt gezählt. Es sind dabei Personen gemeint, die einen festgestellten Grad der Behinderung von mindestens 50 von 100% haben (50 v.H.). Wird dies umgangen, ist monatlich eine Ausgleichstaxe in der Höhe von € 201,-[136] pro nicht beschäftigte Person mit Behinderung an das Bundessozialamt zu bezahlen. Tatsache ist, dass viele Betriebe ihrer Einstellpflicht nicht nachkommen. Manche Unternehmen haben jedoch über die Pflichtzahl hinausgehend MitarbeiterInnen mit Behinderung eingestellt. Was sind die Herausforderungen und Hürden in der Arbeitswelt für sehbehinderte und blinde Menschen und deren ArbeitgeberInnen?

Im Rahmen der Tagung "Schritt für Schritt" der Fachtagung zur beruflichen Eingliederung von schwerbehinderten Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Hauptfürsorgestellen wurde zum Thema "Berufliche Qualifizierung und Integration sehbehinderter und blinder Menschen" von Jörg Barlsen und Andreas Lehmann die Integration ins Erwerbsleben präsentiert. Sie nennen darin Gründe für die eingeschränkte Berufswahl. Für gewisse Aufgabenbereiche (Lenken eines Fahrzeuges) und für die Gewährleistung der Arbeitssicherheit ist der visuelle Sinn notwendig.

Darüber hinaus spielt die Sicherheit am Arbeitsplatz eine wesentliche Rolle. So scheitern Berufsausbildungen oder mögliche Arbeitsverhältnisse mitunter an der für die betriebliche Sicherheit verantwortlichen Person oder Institution, der Sicherheitsfachkraft, der / dem ArbeitsmedizinerIn oder der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt, die im Falle eines Arbeitsunfalls leistungspflichtig wäre. Wenig flexible Einsetzbarkeit blinder ArbeitnehmerInnen wird auch als Beschäftigungsproblem gesehen.

Ökonomische Gründe bedingen eine kleine Palette von Ausbildungsberufen und Qualifizierungsmaßnahmen in den wenigen Berufsbildungseinrichtungen, die es in Deutschland gibt.[137]

Ambulante Unterstützungskonzepte, wie sie von Integrationsfachdiensten, vom Berufsausbildungsteam der Schule für Sehgeschädigte in Schleswig-Holstein bzw. von Arbeitsassistenzstellen umgesetzt werden, zeigen jedoch, dass blinde Personen bei einer adäquaten Arbeitsplatzanpassung und Unterstützung wesentlich vielfältiger einsetzbar sind. Das österreichische Modell "Arbeitsassistenz", das Unterstützung für Menschen mit Behinderung und auch für DienstgeberInnen bietet, hat folgenden Ansatz: "Durch Arbeitsassistenz werden Menschen mit Behinderungen beraten und unterstützt, einen Arbeitsplatz zu finden oder zu sichern, der ihren persönlichen Fähigkeiten, Interessen und Wünschen entspricht. Prinzipiell könnten alle Menschen, unabhängig von Art und Schwere ihrer Behinderung, mit entsprechender Unterstützung am allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein."[138]

Konzepte der beruflichen Integration wie Platzieren und danach Qualifizieren oder zuerst Qualifizierung und danach Platzierung werden nach Möglichkeit auf die Bedürfnisse von Menschen mit Blindheit abgestimmt. Zusätzliche Unterstützungsprogramme, wie das der Österreichischen Behindertenmilliarde und die daraus resultierenden Individualförderungen begünstigen die Integration ins Erwerbsleben.

"Manchmal sind nur kleine Hilfestellungen oder Änderungen notwendig, damit Arbeitnehmer/innen mit Behinderung ihren Job erledigen können. Wenn ein behinderter Arbeitnehmer technische Hilfsmittel für seinen Arbeitsplatz benötigt, so werden etwa Sprachausgabe oder eine spezielle Tastatur vom Bundessozialamt gefördert."[139]

Ein Aspekt, der bei der beruflichen Integration auch gesehen und beleuchtet werden soll und nicht unerheblich ist, ist die Situation der behinderten Person und deren Umfeld selbst.

"Eine häufig unterschätzte, aber sehr einflußreiche Größe, gerade in Bezug auf die berufliche Eingliederung behinderter Menschen, stellt die Rolle der Angehörigen, insbesondere der Eltern und der Lebenspartner dar. Die Einstellung der Eltern zur Selbstständigkeit ihrer Kinder kann zum Beispiel entscheidend dafür sein, ob eine Rehabilitationsmaßnahme erfolgreich verläuft bzw. überhaupt in Betracht gezogen wird. (...)

Nicht zu vergessen sind Ängste der behinderten Menschen selbst in Bezug auf eine Arbeit in der freien Wirtschaft. Dazu gehören die (gelernten) Befürchtungen, durch die Arbeit überfordert zu sein und sozial isoliert zu werden."[140]

Inwieweit eine Person mit Behinderung selbstbestimmt handeln kann, ist vielfach vom Loslösungsprozess von der Stammfamilie abhängig. Elternteile, Geschwister und auch Großeltern können dabei unterstützend oder auch hemmend wirken, was das Selbstbewusstsein und in der Folge die Selbstbestimmtheit der Person mit Behinderung betrifft.

Walter Thimm stellt eine grundsätzliche Frage in Bezug auf die Erwerbstätigkeit und deren Stellenwert, die sich im Zuge der Integrationsbestrebungen aufdrängt: "Berufsfähigkeit und die Eingliederung in das Erwerbsleben wurden zum zentralen Anliegen der gesellschaftlichen Integration Sehgeschädigter. Erst in jüngster Zeit zeigt sich Kritik an der damit häufig verbundenen Gleichsetzung von beruflicher Integration mit Integration überhaupt sowie an der Überbewertung der Berufstätigkeit z.B. für das Selbstkonzept eines Behinderten (z.B. leidenskompensierende Funktion des Beru-

fes)."[141]

Es gibt jedoch auch Ansätze, um innovative Berufsfelder und neue Arbeitsnischen für diese Zielgruppe zu entwickeln. In der Fachzeitschrift "blind -sehbehindert" berichtet Denninghaus von einem Treffen der AG Übergang Schule-Beruf zum Thema: Mehr Zukunftsperspektiven für die berufliche Tätigkeit Blinder und hochgradig Sehbehinderter - Zukunftswerkstatt Folgendes: "Ein Jahr nach der Zukunftswerkstatt gibt es bereits den blinden Internet-Rechercheur. Und hätten Sie sich vorstellen können, dass ein Blinder in einer Kantine an einer Registrierkasse arbeitet? Vor vier Wochen hätte ich auch noch ungläubig gestaunt, aber jetzt weiß ich es. Das unmöglich Scheinende muss nicht wirklich unmöglich sein, aber es will entdeckt werden."[142]

Es bedarf noch einer Menge an Aufklärungsarbeit für Unternehmen, um Verunsicherungen zu verringern und mit Hilfe von "Best Practice" neue Ideen zu transportieren und Netzwerke zu knüpfen. Die internationalen Organisationen UNICE/UEAPME, CEEP und EGB, die Lobbyismus besonders für behinderte Menschen betreiben, fordern die öffentlichen Stellen auf,

  • die Bedürfnisse behinderten Menschen umfassend zu berücksichtigen, um eine Kultur der Eingliederung und nicht der Ausgrenzung zu schaffen;

  • die einzelnen Akteure, deren jeweiliger Zuständigkeitsbereich Auswirkungen auf die Beschäftigungsfähigkeit behinderter Menschen hat, zur Zusammenarbeit zu ermutigen und gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, um das bauliche, schulische und kulturelle Umfeld der Betroffenen wirksam zu verbessern;

  • die vielfältigen Innovationen in diesem Bereich auf europäischer Ebene bekannt zu machen und einen entsprechenden Austausch in ganz Europa zu fördern.[143]

Ambulante Unterstützungssysteme mit dem Auftrag "Unterstützte Beschäftigung für Menschen mit Behinderung" - Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt -sind im deutschsprachigen Raum eine noch recht junge Disziplin. Richtungsweisend müssten Modelle und Projekte sein, die eine soziale und ökonomische Nachhaltigkeit der Arbeitsintegration gewährleisten.

4.1.3 Freizeit

Freizeit ist für den Menschen ein wesentliches Teil des Lebens. Eine Person in Beschäftigung hat pro Tag einige Stunden Zeit, die sie sich selbst organisieren und gestalten muss.

Was ist Freizeit, was bedeutet sie für uns?

Freizeit wird nach Hillmann wie folgt definiert: "Bloße Nicht-Arbeitszeit; Zeit zur Wiederherstellung der Arbeitsbereitschaft (regenerative Funktion der F.); Raum für menschl. Selbstverwirklichung (kompensator. Funktion); Bereich für Formen der Entspannung u. des Vergnügens, die notwendige Voraussetzungen für schöpfer. Fähigkeiten u./oder krit. Reflexion u. Rezeptivität schaffen (suspendierende Funktion); Verhaltensbereich, der nicht ‚sachl.' Zwecken dient; zur Verfügung stehende Zeit für Tätigkeiten, die sich nicht notwendig aus zentralen funktionalen soz. Rollen des Menschen ergeben."[144]

Im weitesten Sinne geht es auch um Lebensqualität, die ich mir durch die Gestaltung der Freizeit schaffen kann.

Menschen mit Blindheit benötigen für den Hin- und Rückweg zur Arbeit ein sehr großes Maß an Konzentration und meist auch noch ein Mehr an Zeit - eigentlich Freizeit. Daher ist für diese Gruppe von Menschen der Entspannungs- und Erholungswert besonders wichtig. Welche Möglichkeiten und Angebote gibt es für blinde Menschen? Und was kann / will die blinde Person davon nützen? Wo wird Unterstützung oder Begleitung benötigt? Die Interessen von blinden Menschen sind denen von Vollsichtigen ähnlich. Es gibt jedoch sehr unterschiedliche Bedürfnisse und auch Motivationen. Die nächsten Abschnitte zum Thema Freizeit möchte ich dem Sport, danach der Kultur und Unterhaltung und abschließend dem Urlaub widmen.

4.1.3.1 Sport

Bewegung und Sport sind ein guter Ausgleich zu einer sitzenden oder gleich bleibenden Tätigkeit. Sehende sowie blinde Menschen nützen sportliche Betätigungen, um fit zu bleiben. Allerdings mit dem Unterschied, dass es für blinde Menschen generell eine Erschwernis beim Ausüben eines Sportes gibt. Anfangs muss der Zugang zu einer Sportart erlangt und die Technik des Sportes erlernt werden. Zugleich muss bedacht werden, ob diese Sportart zu zweit oder in einem Team ausgeübt wird (z.B. Judo, Ballsportart, ...) oder ob eine sehende Begleitung zur Durchführung benötigt wird (z.B. Laufen, Radfahren, ...).

Als günstig haben sich die diversen Sportvereine erwiesen, da zum und beim gemeinsamen Sportbetreiben gegenseitig eine Hilfestellung gegeben werden kann. "Sport hat heutzutage eine enorme Bedeutung in unserem zumeist von Bewegungsarmut gekennzeichneten Alltag; seine positive Wirkung auf Körper und Geist sind unbestritten und wissenschaftlich belegt. Sport ermöglicht neben dem friedlichen Abbau von Aggressionen und der erfolgreichen Bewältigung von Niederlagen auch die Erreichung einer vollkommenen physischen und psychischen Entspannung. Mit einer Behinderung Bewegung zu erfahren und Sport zu betreiben, intensiviert nicht nur die positive Körper-Geist-Beziehung, sondern kann zusätzlich zu Selbstverwirklichung und Selbstfindung beitragen."[145]

Nun stellt sich die Frage, welche der gängigen Sportarten sind auch für Menschen mit Blindheit zugänglich und für diese Zielgruppe durchführbar?

Scherer schreibt dazu Folgendes: "Es überrascht meistens, wenn man eine Zusammenstellung betrachtet, wie viele Sportarten von Blinden betrieben werden können. Das Angebot, das sich in den letzten Jahren sehr erweitert hat, erstreckt sich über Leichtathletik, Schwimmen, Wassersportarten, Wintersportarten, Reiten, Tanzen, Judo, Ringen, Kleinkaliberschießen usw. bis hin zu Bergsteigen und Bergwandern."[146] Weiters dient der Sport den blinden Menschen als wichtige Integrationshilfe über den Kontakt mit den BegleitsportlerInnen und / oder der Teilnahme bei Volksläufen, Radmarathons etc.[147]

Es ist mir wesentlich anzumerken, dass diese Sportarten von einigen blinden Menschen auch sehr professionell ausgeübt werden. Österreich ist somit weltweit bei verschiedensten Bewerben aktiv und dabei auch sehr erfolgreich. Sehr eindrucksvoll schildert Marla Runyan in ihrer Biografie den langen Weg zur Spitzensportlerin im Laufen. Runyan wurde am 4. Januar 1969 in Santa Maria, Kalifornien geboren und erblindete im Alter von neun Jahren am Stargardt-Syndrom.[148]

Der Spitzensportler Lance Armstrong kommentiert sie folgendermaßen: "Blind? Ich bin der festen Überzeugung, dass Marla Runyan die Dinge viel klarer sieht als die meisten von uns."[149]

Besonders beeindruckend schildert Runyan einen ihrer großen Läufe bei den Pan¬Ams [150]

: "1500-Meter-Lauf. Momente vor der Ziellinie schleuderte ich mich nach vorn. Ich presste den rechten Fuß in den Boden und katapultierte mich vorwärts wie beim Weitsprung. Wir überquerten die Linie. Die Siegerin stand noch nicht fest. Ein Fotofinish. Mein erster Gedanke war: Nicht zu glauben! Es war mir gleichgültig, ob ich gewonnen hatte. Ich war das beste mir mögliche Rennen gelaufen, und deshalb konnte ich zufrieden sein. Leah nahm meine Hand, und wir drehten eine gemächliche Siegerrunde, wobei wir immer noch nicht wußten, wer gewonnen hatte. In der letzten Kurve schaute Leah zu dem großen Magnavision-Schirm auf, der unser Rennen in Zeitlupe zeigte. Plötzlich stöhnte die Menge auf. Ein schwarz-weißes Acutrack-Foto des Schlußspurts war erschienen, aber ich konnte es nicht erkennen. ‚Wer hat gewonnnen?', fragte ich. ‚Du', sagte sie. Ich hatte gewonnen - mit einem Vorsprung von einer Hundertstelsekunde."[151]

Einige Zeilen aus dem Bericht eines blinden Bungy-Jumping-Abenteurers sollen exemplarisch die Freude an einer außergewöhnlichen Sportart veranschaulichen: "Ein lang gehegter Wunsch wurde endlich Realität. Ich konnte gemeinsam mit einem (blinden) Freund einen ersten Bungy Jump machen. [...] Zu diesem Zeitpunkt war ich wirklich sehr nervös. Der Schweiß tropfte mir vom Gesicht. [...] Der Sprung war so "geil", man verzeihe die Ausdrucksweise, das kann man sich gar nicht vorstellen. Der laut vernommene Wind und schon ist man unten. Sofort wird man wieder nach oben geschleudert. Es ist ein Gefühl der völligen Schwerelosigkeit, wenn man dann wieder oben ist. [...] Und ich bin um eine mächtige Erfahrung reicher. [...] Interessierte Leute sind gut beraten, es doch auch einmal zu versuchen."[152]

Franz Griesbacher, Obmann des Blindensports, zählt Sportarten auf, die in Österreich von Personen mit Blindheit ausgeübt werden: Dazu zählen:

Alpiner Schilauf

Schifahren mit blinden Menschen, das vor einigen Jahrzehnten in Österreich entwickelt wurde, wird heute in fast allen Ländern mit Wintersportmöglichkeiten betrieben. Von größter Bedeutung für die blinde Person ist dabei der / die so genannte "BegleitsportlerIn". Die sehende Person fährt unmittelbar vor der blinden Person und muss dieser verbal alle wichtigen Informationen liefern.

Tandem-Snowboard

Auf dem so genannten "Tandem-Snowboard", bei dem zwei Bindungen hintereinander montiert sind, steht vorne der / die InstruktorIn und knapp dahinter die blinde Person. Der / die InstruktorIn steuert das Snowboard, wobei die / der blinde SportlerIn die Bewegung des Vordermanns / der Vorderfrau "spürt" und mitmacht.

Nordischer Schilauf

Beim Schilanglauf orientiert sich die / der vollblinde LangläuferIn nach dem Gehör. Hier bleibt die / der BegleitsportlerIn meist an deren / dessen Seite, um so einen besseren akustischen Kontakt herzustellen, aber auch um im Falle von besonders schwierigen Loipenpassagen die blinde Person mit der Hand an deren Stock sicher führen zu können. Auf diese Weise können auch schwierige Abfahrten gefahrlos und mit höherem Tempo bewältigt werden.

Biathlon

Neben dem Speziallanglauf gibt es noch den Biathlon, eine Kombination aus Langlaufen und Schießen. Das Gewehr verfügt über eine spezielle Zieleinrichtung, die das von der Zielscheibe reflektierte Licht in akustische Signale umwandelt, welche dann vom Schützen über einen Kopfhörer wahrgenommen werden.

Leichtathletik

Die Leichtathletik besteht aus den so genannten "Grundsportarten" Laufen, Springen und Werfen und bildet damit auch die Basis für viele andere Sportarten.

Schwimmen

Da blinde Personen meist einen sitzenden Beruf haben, ist Schwimmen eine bestens geeignete Ausgleichssportart. Beim Schwimmen werden sämtliche Muskeln, die durch das Sitzen erschlaffen, wieder bewegt und gestärkt. Schwimmen fördert auch in besonderem Maße die Orientierungsfähigkeit sowie die Mobilität von blinden Menschen.

Judo

Judo ist auch eine jener Sportarten, die besonders für blinde Menschen geeignet ist. Fachleute teilen die Meinung, dass eine / ein gut trainierte/r blinde/r Judoka kaum Nachteile gegenüber einer sehenden Person hat. Blinde Menschen haben ein ausgezeichnetes Gefühl für ihren Körper, mit dem sie jede Situation, jeden Angriff oft schneller "erfassen" können als Sehende. Judo fördert die Selbstdisziplin, Konzentrationsfähigkeit, physische Koordination, Kraft, Ausdauer und Flexibilität.

Radsport

Mit einem Tandem und einem/r PilotfahrerIn, der / die die Steuerung übernimmt, können auch blinde Menschen problemlos Rad fahren. Neben der Möglichkeit mit Freunden einen Ausflug zu machen, kann man mit Tandems auch an Wettkämpfen wie eigens organisierten Tandemrennen oder Radmarathons teilnehmen.

Sportschießen

Es erscheint für Außenstehende nahezu unbegreiflich, dass blinde Menschen den Schießsport ausüben. Aber gerade diese Sportart ist sehr beliebt. Auf einem im Schießsport üblichen Luftgewehr ist -statt Kimme und Korn -eine mit einem Zielfernrohr gekoppelte, elektronische Zieleinrichtung montiert. Diese wandelt das von der 10 Meter entfernten Zielscheibe reflektierte Licht in verschieden hohe Töne um, welche über Kopfhörer von den Schützen wahrgenommen werden. Das Zentrum der Zielscheibe, der "Zehner", ist weiß und reflektiert damit beim Anvisieren das meiste Licht, was wiederum den höchsten Ton im Kopfhörer erzeugt. Nach Außen hin werden die Ringe der Zielscheibe immer dunkler und haben auf Grund der geringeren reflektierten Lichtmenge einen tieferen Ton zur Folge. Auf diese Weise können blinde Schützen ihr Ziel "hören".

Ballsport

Das Torballspiel ist in Österreich die einzige Mannschaftsspielsportart für blinde und sehbehinderte Menschen. Alle SpielerInnen müssen dabei eine lichtundurchlässige Brille tragen, um Chancengleichheit zwischen blinden und sehbehinderten Personen zu gewährleisten.

Das Spielfeld ist 7 m breit und 16 m lang. An den beiden kürzeren Seiten des Spielfeldes stehen 1,30 m hohe und ebenfalls 7 m breite Tore. Quer über die Mitte des Spielfeldes im Abstand von jeweils 2 m sind drei Leinen in 40 cm Höhe gespannt. An den Enden dieser Leinen hängen kleine Glöckchen, um jede Berührung der Leine akustisch zu signalisieren. Vor den Toren sind in der Mitte und seitlich insgesamt drei Teppichmatten von 2 m Länge und 1 m Breite in der Tiefe versetzt ausgelegt und am Boden mit Klebebändern fixiert. Diese dienen zur Orientierung der blinden SpielerInnen auf dem Spielfeld.

Gespielt wird mit einem Klingelball mit einem Durchmesser von rund 20 cm und einem Gewicht von 500 Gramm. Das Geräusch der Klingel im Inneren des Balles ermöglicht es den SpielerInnen, den Ball zu orten und so Angriffe erfolgreich abzuwehren bzw. den Ball aufzunehmen.

Auf dem Spielfeld befinden sich pro Mannschaft jeweils drei SpielerInnen. Diese knien bei der Abwehr normalerweise auf oder vor den Teppichmatten. Der Klingelball wird nun von einer/m SpielerIn der angreifenden Mannschaft unter den drei Leinen durchgeworfen. Die abwehrenden SpielerInnen nehmen den Ball akustisch wahr und müssen -üblicherweise durch blitzschnelles Hinlegen und gleichzeitiges Ausstrecken des Körpers -verhindern, dass der Ball ins Tor gelangt. Kann der Ball aufgenommen werden, wird er meist so schnell wie möglich zurückgeworfen, bevor sich die gegnerische Mannschaft auf die Abwehr vorbereiten kann. Die reine Spielzeit beträgt 2 x 5 Minuten.[153]

Diese doch recht große Palette an sportlichen Disziplinen kann noch durch Eislaufen, Segeln und Bergwandern ergänzt werden. Die beiden letzteren werden beispielsweise regelmäßig in Form von Urlaubswochen speziell für blinde Menschen angeboten. Wichtig ist mir noch anzumerken, dass bei vielen dieser Sportarten eine gute Kennzeichnung der blinden Menschen als Schutz vor Gefahren angezeigt ist: Kennzeichen in der Größe von Startnummern getragen bzw. beim Schwimmen spezielle Badehauben.

4.1.3.2 Unterhaltung

Sehr vielfältig gestalten sich auch die Angebote und Möglichkeiten, was den Bereich Unterhaltung betrifft. Meiner Ansicht nach gibt es nur wenige Angebote oder Präsentationsformen, die für blinde Menschen kaum oder nur schwer "zugänglich" sind. Bei Theatervorstellungen kann vorab eine Einführung von den DramaturgInnen, SchauspielerInnen oder RegisseurIn in verbaler oder auch schriftlicher Form (vom Internet herunterladbar) sehr hilfreich sein. Eine sehende Begleitung kann dann zusätzlich vor Veranstaltungsbeginn wesentliche Informationen geben, so dass sich die blinde Person auch ein Bild machen kann, was beispielsweise das Bühnenbild betrifft. Günstig haben sich Informationen über die Inszenierung während der Vorstellung erwiesen. Vieles ist auf der Bühne nur visuell wahrnehmbar und nonverbal.

Dasselbe gilt auch für Opern, Kabaretts, Lesungen, Konzerte und Kinobesuche.

Was die Kulturschiene Kino betrifft, hat der deutschsprachige Raum den Vorteil, dass viele Filme in Deutsch synchronisiert sind und somit die Originalsprache oder das Lesen von Untertiteln nicht Voraussetzung für einen solchen Besuch ist.

Eine Weiterentwicklung bietet der Hörfilm, ein Film mit Audiodeskription, der in Österreich kaum in den Kinos und auch wenig im Fernsehen genutzt wird.

"Wie funktioniert ein Hörfilm? Bei Spielfilmen, Serienfolgen und Dokumentationen ist es für blinde Menschen oft schwierig, der Handlung zu folgen. Dann sind Hinweise notwendig, die erklären, was im Bild vor sich geht. Akustischen Untertiteln vergleichbar, beschreibt eine Audiodeskription in knappen Worten zentrale Elemente der Handlung sowie Gestik, Mimik und Dekors. Die Bildbeschreibungen werden in den Dialogpausen eingesprochen. Audiodeskription heißt das Verfahren, das aus einem Film einen Hörfilm macht. Die Audiodeskription eröffnet Blinden und Sehbehinderten einen direkten Zugang zur Bilderwelt des Films."[154]

Diese Form der Audiodeskription ist jetzt mit dem Medium der DVD sehr leicht möglich. Auf einer Extratonspur kann diese Beschreibung gespeichert werden und diese Spur wird dann z.B. wie die Originalsprache vor dem Abspielen eingestellt. Beliebte Medien der Unterhaltung sind Rundfunk und Fernsehen. Dies gilt auch für blinde Menschen.

Ein blindes Paar hat mir einmal berichtet, dass sie gemeinsam sehr gerne Krimis anschauen. Wenn ein Schuss fällt und ein/e DarstellerIn im Spielfilm getötet wird, werden von ihnen beiden teilweise Wetten abgeschlossen, wer der / die TäterIn und wer das Opfer waren. Spätestens am Ende des Films können sie das Rätsel anhand der noch vorhandenen Stimmen lüften.

"Warum sehen blinde Menschen fern?

Das ist Alltag für die fast 700.000 nichtsehenden Menschen in Deutschland. 80% von ihnen nutzen das Fernsehen als vorrangiges Informations- und Unterhaltungsmedium. Das Radio ist für blinde Menschen kein Ersatz für das Fernsehen. Das Unterhaltungsprogramm des Fernsehens ist Bestandteil unserer Alltagskultur, es ist Gesprächsstoff am Arbeitsplatz, in der Familie. Verständlich auch, dass ein blindes Familienmitglied sich nicht ausschließt, wenn alle zusammensitzen und etwa den sonntäglichen "Tatort" anschauen. Weiteres Motiv: Wer sein Leben lang Filme gesehen hat, mit dem Fernsehen groß geworden ist, wird auch dann nicht auf dieses Medium verzichten wollen, wenn das Sehen nachlässt."[155]

Ein blinder Herr nannte die Medien Fernsehen, Rundfunk und Internet als wichtige Informationsquellen, was das Weltgeschehen betrifft. Ich denke, dass es diesbezüglich zu sehenden Menschen - außer die Nutzung von Printmedien (im Speziellen die Tageszeitungen) - keine erheblichen Unterschiede gibt.

Was den barrierefreien Zugang für blinde Menschen zum World-Wide-Web betrifft, gibt noch großen Handlungsbedarf. Die Websites wurden von Sehenden für Sehende konzipiert und stellen für Menschen mit Blindheit immer wieder Hürden und Herausforderungen dar. Mir ist bekannt, dass bestimmte Homepages, auf denen es Tagesnachrichten abzufragen gibt, mit der Braille-Zeile beinahe unüberwindbar sind.

"Michael Busboom surft viel. Das gehört zu seinem Job. Seit 20 Jahren arbeitet der gebürtige Amerikaner in der Computerbranche. Wenn er sich bei Amazon ein Buch bestellen will, dann hat er Glück: Das Webdesign des weltweit größten Buchshops ist so gebaut, dass seine Software damit zurechtkommt, wenn sich Busboom aber in Wien bei Pizza Flitzer eine Pizza via Internet bestellen will, hat er Pech gehabt. Diese Seite ist für ihn (und seine Software) nicht lesbar. Michael Busboom ist blind und Marketingdirektor der Wiener Firma ‚Handshake', die im vergangenen Jahr die deutsche Version von ‚Windows-Eyes', einer Microsoft-Software für blinde und sehbehinderte Menschen, auf den Markt gebracht hat."[156]

Eine besondere Grenze stellen Homepages dar, die auf verschiedenen Frames aufbauen und zusätzlich grafische Elemente beinhalten, die keinen Text unterlegt haben. Meist erweist sich ein "Pop up" für blinde User als zusätzliche Hürde.

"US-Forscher haben im vergangenen Jahr einen ‚Bildschirm' zum Tasten entwickelt. Dieser neue Prototyp soll grafische Internetseiten in Zukunft auch für Blinde übersetzen helfen. Weniger komplex wäre es, man würde sich an die Richtlinien für ein ‚Webdesign for all' halten - und Michael Busboom könnte sich seine Pizza bestellen."[157]

Es macht wenig Sinn, nur aufzuzeigen, dass es Homepages gibt, die für Menschen mit Blindheit nicht zugänglich sind und Lösungsideen, die es schon längere Zeit gibt, nicht anzuführen. Daher nachstehend hilfreiche Websites, um selbige barrierefrei zu erstellen: http://www.barrierefreies-webdesign.de/

http://webaccessibility.de/

http://www.integriert-studieren.jku.at/bfwd/

http://www.cio.gv.at.[158]

Menschen mit Blindheit gelten landläufig als besonders musikalisch. Man sagt ihnen nach, dass durch den Ausfall des Sehsinnes das Gehör besonders gut sei. Mir sind auch einige Menschen mit Blindheit bekannt, die ein absolutes Gehör haben und somit außergewöhnlich musikalisch sind. Aktiv Musik zu machen, ist dann oft die logische Folge. Dies kann in Form vom Bespielen eines Musikinstrumentes, Nutzen der eigenen Gesangsstimme oder sogar Leiten eines eigenen Chores geschehen.

Eine besondere Art des Musizierens ist das Schreiben von eigener Musik, teilweise ein Weg, um über das eigene Blindsein zu reflektieren oder ZuhörerInnen für diese Thematik zu sensibilisieren.

Einige blinde MusikerInnen haben international einen sehr hohen Bekanntheitsgrad wie z.B. Stevie Wonder, Andrea Bocelli, Ray Charles oder der Österreicher Otto Lechner, um nur einige zu nennen.

Besonders beliebt sind auch bei blinden Menschen Konzertbesuche verschiedenster Art. Ich meine, dass die Möglichkeiten und Grenzen daran teilzunehmen, oft von der eigenen Mobilität abhängen.

Ein blindes Studentenpaar berichtete mir, dass sie selbstständig zu einem großen Rockkonzert nach Wien mit dem Zug anreisten, sich den Weg zum Veranstaltungsort suchten, das Konzert gemeinsam mit einigen Tausend jungen Menschen genossen und danach in der Nacht wieder eigenständig nach Hause fuhren.

Was den Zugang zur Musik betrifft, so haben blinde Menschen diesen meist schon von klein auf. Alles, was akustisch wahrnehmbar ist, ist speziell für blinde Kinder besonders attraktiv (Spieluhren, Radio, Musikkassetten, CDs, ...).

Meine blinde Schülerin hatte bereits zu Schuleintritt eine riesige Menge an Musik- und Hörkassetten, die sie bei jeder Gelegenheit von Familie, Freunden und Bekannten geschenkt bekam.

Man muss sich vorstellen, dass es nicht ganz einfach ist, für blinde Personen besonders für Kinder, ein passendes Mitbringsel im traditionellen Handel zu finden. Daher scheint sich gerade ein Tonträger besonders gut als Geschenk anzubieten.

Literatur ist auch für die Zielgruppe Blind von großem Interesse. Wie im Folgenden noch ausgeführt, ist der Zugang zu Literatur schon recht unkompliziert, wenn auch nicht so einfach, wie er sich für sehende Personen gestaltet (vgl. Kapitel 4.2.2).

In meiner Beratung lernte ich einen späterblindeten Herrn kennen. Es waren noch wenige Monate bis zum Sommerurlaub mit seiner Familie. Er war hoch motiviert Braille-Schrift zu erlernen, um mit der Familie wieder gemeinsam auf Strandurlaub zu fahren und dort die Zeit, wie er es immer gemacht hatte, mit Lesen zu verbringen.

Biografien von und / über blinde/n Menschen sind besonders für späterblindete Menschen von großem Interesse.

Als Letztes möchte ich den Bereich Spiel erwähnen. Gesellschaftsspiele werden auch von blinden Menschen - oft gemeinsam mit sehenden - gerne gespielt. Es gibt gut adaptierte Spiele, wo die Spielfiguren durch Form und Größe unterscheidbar mit Magneten oder Stiften versehen sind, so dass sie am Brett nicht wegrutschen oder umfallen. Taktile Spezialwürfel runden die Spielmöglichkeit ab.

Besonders beliebt sind auch Kartenspiele, die mit Braille-Schrift versehen sind oder das Brettspiel Schach. In der Disziplin Schach gibt es bereits im Schulalter auch Blindenschachmeisterschaften, die sich dann im Erwachsenenalter fortsetzen.

4.1.3.3 Urlaub

Zur Freizeit gehört untrennbar auch der Urlaub. Im Kindes- und Jugendlichenalter wird der Urlaub, wie bei Sehenden, meist mit der Familie verbracht.

Im Erwachsenenalter, manchmal auch schon im Jugendalter, wird der Urlaub nach individuellen Bedürfnissen und Wünschen ausgewählt und gestaltet.

Der selbstorganisierte Urlaub wird häufig mit der / dem sehenden PartnerIn verbracht.

Eine gute Möglichkeit ist die Unterstützung durch die persönliche Assistenz bzw. Freizeitassistenz. Hierfür gibt es Finanzierungshilfen, so dass die sehende Begleitung

nicht nur vom Budget der blinden Person bezahlt werden muss.

Ein blinder Herr ließ sich über ein Reisebüro schon mehrere recht exotische Urlaube organisieren, so, dass er vor Ort eine sehende Unterstützung bereitgestellt bekam. Sein jüngster Urlaub führte ihn für einige Wochen nach Sri Lanka. Seinen Erzählungen nach wurde er in einer sehr einfachen Unterkunft bei einer Familie einquartiert und erlebte hautnah diese ihm unbekannte Kultur. Dieses extra Service schlug sich auch in der etwas überhöhten Abrechnung nieder. Für den Herrn bleiben aber all die positiven Eindrücke und ich bin sicher, dass er bereits an ein neues Abenteuer denkt.

Von verschiedenen Selbsthilfevereinen werden auch Urlaubswochen für blinde Personen und deren Begleitung - teilweise mit Sport und / oder Kultur kombiniert - angeboten. Vom Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverband wurde im Vorjahr eine Esperanto-Woche organisiert.

Hier ein Auszug aus der Einladung zu dieser Veranstaltung: "In dieser Woche soll allen daran Interessierten gezeigt werden, wie leicht die internationale Sprache Esperanto zu erlernen ist. Sie können ihre Kenntnisse dann bei Klubabenden, Esperantotreffen und Esperantokongressen vervollständigen. Vor allem das Internet schafft die Möglichkeit, sich mit Esperantisten in aller Welt zu verständigen und einen Gedankenaustausch zu pflegen. [...] Das Blindenerholungsheim Pension ‚Waldquelle' ist den meisten unserer Mitglieder sehr gut bekannt. [...] Die ruhige Lage des Hauses werden die Teilnehmer an der Esperanto-Woche nach dem intensiven Unterricht besonders schätzen. Ausgedehnte Spazierwege, zum Teil für Nichtsehende markiert, im Wald und am Fluss bringen wieder neue Kraft und Erholung."[159]

In Österreich und auch in anderen Ländern gibt es Urlaubspensionen, die teilweise als Blindenerholungsheime betitelt werden. Meist sind diese Unterkünfte blindengerecht ausgestattet und Spazierwege sind so adaptiert, dass sie von blinden Menschen ohne sehende Begleitung gut genützt werden können.

In der Nähe von Pisa nächtigte ich einmal in einem Ferienhaus für blinde Menschen. Der Restaurantbereich war mit kleinen Tischen ausgestattet, wo alles, was zum Speisen benötigt wurde, bereits fix auf den Tischen stand und Tellergerichte serviert wurden. Heute ist es gang und gäbe, dass Hotels ihren Gästen Buffets anbieten. Und gerade Buffets stellen für blinde Menschen eine große Barriere dar, da sie dazu eine sehende Hilfe benötigen.

Im Garten waren die Spazierwege mit Handläufen als Richtungsweiser so angelegt, dass der Weg zum Strand rasch und selbstständig bewältigt werden konnte. Dabei musste sogar eine Straße überquert werden, was durch Führlinien und eine Blindenampel relativ einfach möglich war.

In der im Anhang angeführten Tabelle B sind einige Kontaktadressen nachzulesen.

4.1.4 Partnerschaft

Lebenswelt umfasst auch die Themen Beziehung, Partnerschaft und Ehe.

Was ist über Partnerschaft / Ehe von blinden Menschen in der Literatur nachzulesen? "Blindenehe: Ehe zweier blinder Menschen oder eines blinden Partners mit einem sehenden. Viele blinde Menschen wünschen sich einen sehenden Ehepartner. Es wird angegeben, daß blinde Männer viel häufiger verheiratet sind als blinde Frauen. Von den relativ wenigen blinden Frauen, die überhaupt verheiratet sind, hat die Mehrzahl einen blinden Partner. Bis in dieses Jh. [20. Jahrhundert] hinein haben blinde Frauen als eheunfähig gegolten, während blinde Männer unter der Bedingung zu einer Ehe mit einer sehenden Frau ermuntert wurden, daß sie vermögend genug wären, Frau und Kind zu ernähren. In den alten Bundesländern hat sich durch die allg. Soziale Sicherheit, Arbeitsförderung und Arbeitsschutz die Situation völlig gewandelt. Der Blinde ist im allg. wirtschaftlich in der Lage zu heiraten. Das alte Argument hinsichtlich der blinden Frau, daß diese keinen Haushalt führen könne, gilt nicht mehr, seit es eine Unzahl technischer Hilfen im Haushalt gibt und die Blindenpäd. Trainingsprogramme in Lebenspraktische Fertigkeiten (bei Sehgeschädigten) zur Verfügung stehen. Der blindenspezifische Sexualunterricht weist auf Möglichkeit und Notwendigkeit humangenetischer Beratung hin, wenn Blinde sich Kinder wünschen. Bes. Probleme treten auf, wenn Blinde mit zusätzlicher Behinderung eine Ehe schließen wollen. Eine Lösung wird in ‚betreuten Ehen' gesehen."[160]

Diverse Rehabilitationstrainings wie Training in Lebenspraktischen Fertigkeiten und / oder Training in Orientierung und Mobilität begünstigen die Selbstständigkeit blinder Menschen (vgl. Kap. 4.2.4):

"Es kommt häufiger vor, dass eine sehgeschädigte Frau einen ebenfalls sehbehinderten Mann heiratet als einen nichtbehinderten. Dies hat zwei Gründe: Zum einen besuchen die meisten Sehgeschädigten in dem Alter, in dem sich die ersten Freundschaften bilden, noch die Sehbehinderten- oder Blindenschulen und verbringen auch einen Großteil ihrer Freizeit mit ihren Mitschülern. Viele Sehgeschädigte leben auch sehr zurückgezogen und kommen nur bei den offiziellen Treffen der Blindenvereine mit anderen Menschen zusammen, und diese sind, wie sie selbst, sehbehindert oder blind. So entstehen viele Freundschaften zwischen sehgeschädigten Jungen und Mädchen."[161]

"Der sehbehinderte oder blinde Mann wird trotz der vermuteten Hilflosigkeit eine nichtbehinderte Partnerin finden, denn diese kann in einer solchen Beziehung die von Frauen erwarteten mütterlichen Gefühle und aufopfernde Hilfsbereitschaft aufleben. (...) Es bestehen wesentlich mehr Ehen zwischen einem sehgeschädigten Mann und einer vollsehenden Frau als umgekehrt, denn die meisten Männer wollen den gesellschaftlichen Rollenerwartungen gerecht werden, und diese beinhalten bezüglich des typisch männlichen Verhaltens keineswegs aufopfernde Hilfsbereitschaft."[162] Dieser Aussage von Zeller muss ich zustimmen, da die mir bekannten Paare, wovon eine Person blind ist, auch häufig dem Muster blinder Mann und sehende Frau entsprechen. Es scheint an der Sozialisation von beiden Geschlechtern zu liegen. Zum Glück gibt es auch Ausnahmen, die diese Regel bestätigen.

Da es in Österreich seit 20 Jahren integrative Beschulung für Kinder mit Sehschädigung gibt, wird es interessant sein zu beobachten, ob sich die Partnersuche und die sich daraus ergebenden Partnerschaften dadurch verändern werden.

Weiters ist zu erwähnen, dass heute Jugendliche und auch Erwachsene häufig über das Internet in diversen Chatrooms kommunizieren und so Kontakte knüpfen. Blinden Menschen ist dies auch möglich. Es gibt via Internet spezielle Plattformen, die von blinden Menschen für blinde Menschen gemacht sind.

Eine Dame mit Blindheit aus meinem Bekanntenkreis, im Lebensalter von rund 50 Jahren, sprach letztens von "ihrer E-mail-Freundin". Sogar die Hürde SMS zu schreiben und diese zu lesen ist dank der technischen Entwicklung (spezielle Software für Computer und Mobiltelefone) überwunden.

Eine besondere Herausforderung stellt die Partnerschaft bei Menschen mit Blindheit mit einer Zusatzbehinderung dar. Es gibt diverse Wohnformen mit unterschiedlich intensiven Unterstützungsmodellen, die das Beziehen einer eigenen Wohneinheit sowohl als Single als auch in Partnerschaft ermöglichen. Eines individuellen Lösungsansatzes bedarf es bei einem Paar mit Kind.

4.2 Unterstützungsangebote für blinde Menschen

Für Menschen mit Blindheit stellt die Welt der Sehenden oft besondere Herausforderungen dar und nicht selten gibt es Hürden, die es zu überwinden gilt.

Blinde Menschen sind daher auf spezielle Hilfsmittel, besondere (Blinden-) Techniken oder auf die Hilfeleistung von Sehenden angewiesen. Sie müssen sich in einer Welt, von und für Sehende kreiert, orientieren und ihre Frau / ihren Mann stellen.

"Besonders für sehgeschädigte Menschen stellt die Orientierung einen wesentlichen Bestandteil sozialer Kompetenzen dar. Gemeint ist aber nicht nur die räumliche Orientierung, sondern auch die Orientierung in sozialen Systemen. Die notwendige handelnde Auseinandersetzung mit Realität kann dabei durch die Sehschädigung erschwert sein. Soziale Kompetenz zeigt sich schließlich in einem selbstbewussten und auf die eigene Situation bezogenen Umgang mit Hilfsmitteln und Trainingsangeboten."[163]

Die unter dem Kapitel Blinden- und Selbsthilfeorganisationen erwähnten Einrichtungen bieten spezielle Angebote an, die auf die Bedürfnisse blinder Menschen abgestimmt sind. Dies sind Beratungs- und Informationsangebote, aber auch Veranstaltungen in medizinischer, psychologischer, kultureller oder sportlicher Hinsicht.

4.2.1 Angebote für Menschen mit Blindheit

Hilfestellungen und Angebote für blinde Menschen haben sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Wie das im 20. Jahrhundert in Österreich seinen Lauf genommen hat, ist im Folgenden mit einem Auszug aus einer Festansprache vom Obmann des Steiermärkischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Herrn Johann Kohlbacher, anlässlich 80 Jahre Vereinsbestehens illustriert:

1926 wurde die Armschleife in oranger Farbe mit schwarzen Punkten als Kennzeichnung der blinden Menschen eingeführt. Seit 1926 gibt es den weißen Spazierstock. Im Jahre 1935 wird der Blindenhund als solcher in Österreich erstmals erwähnt. 1955 gab es eine Großdemonstration von blinden Menschen mit der Androhung eines Hungerstreiks unter dem Thema "Wir hungern um unser Recht". Und daher gibt es seit 1955 die Blindenbeihilfe. Seit 1993 wurde die Blindenbeihilfe ins Pflegegeld[164] eingegliedert - wobei es einen Rechtsanspruch für eine bestmögliche Integration von blinden Menschen gibt und somit auf das Pflegegeld.[165]

Bei einer Erstberatung ist es heute selbstverständlich, blinden Menschen Informationen über Begünstigungen wie Pflegegeld, Ermäßigungen bei öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Rundfunk und Telefon sowie über Angebote blindenspezifischer Einrichtungen und Hilfsmittel zu geben.

4.2.2 Hilfsmittel für Menschen mit Blindheit

Die Einteilung der Hilfsmittel erfolgt meistens nach dem jeweiligen Einsatzbereich. Unterschieden wird demnach nach Hilfen, die zur Erleichterung des Alltags, der Kommunikation oder der Orientierung und der Mobilität dienen.

Zur Unterstützung der Orientierung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, z.B. Blindenstock, Blindenführhund, akustische Apparate (Ultraschallorientierungsgerät).[166]

Der Blindenstock ist ein gängiges Hilfsmittel. Er ist eine Geh- und Orientierungshilfe, der Hindernisse, Veränderungen am Boden, o.ä. anzeigt.

Der weiße Stock ist auch Verkehrsschutzzeichen und Kommunikationsmittel der blinden und sehbehinderten Menschen weltweit. Als internationales Symbol für Blindheit signalisiert er "Ich kann nicht oder sehr schlecht sehen". Die "Erfindung" des weißen Stockes geht zurück in das Jahr 1931. In dieser Zeit nahm die Gefährdung blinder und sehbehinderter Menschen durch den Autoverkehr immer weiter zu. Man kam auf die Idee, den seit dem Altertum bekannten Blindenstöcken einen weißen Anstrich zu verpassen, um sie auf weite Entfernungen sichtbar zu machen.[167]

Der Blindenstock wird auch als Langstock und nicht zuletzt als der weiße Stock bezeichnet. Der internationale Blindentag am 15. Oktober - "Tag des weißen Stockes" - ist auch nach diesem besonderen Stock benannt.

"Ein besonders wichtiges Hilfsmittel zur Orientierung in einer nicht vertrauten Umgebung ist der Blindenstock, mit dem der Blinde den vor ihm liegenden Weg abtasten kann. Man schleift dazu die Spitze des Stockes in pendelnder Bewegung über den Boden. Das Schleifen vermittelt einem alle Informationen, die man für den nächsten Schritt benötigt. Ob ein Weg also schlammig, steinig, sandig, uneben oder eben ist, erfährt der Blinde allein durch die Pendeltechnik."[168]

Um den vollen Nutzen dieses Stockes zu erkennen, bedarf es einer Einschulung. Das Langstocktraining ist für blinde Menschen ein wesentlicher Bestandteil beim Orientierungs- und Mobilitätstraining.

Es gibt aber auch elektronische Hilfsmittel. Diese Geräte gestatten die Ein- und Ausgabe von gedruckten oder Maschine geschriebenen Informationen als Sprache, Braille-Schrift oder kombiniert aus beiden. Computer dienen als Lexikon, Kartei, Archiv und können an einen Drucker oder Punktschriftdrucker angeschlossen werden, deren Text der Blinde auch gleichzeitig über Punktschrift kontrolliert. Elektronische Rechner sind für Punktschrift abtastbar eingerichtet oder können die Ergebnisse akustisch wiedergeben. Es bedarf dazu ausführlicher individueller Beratungen und Geräteanpassungen insbesondere für den Arbeitsplatz.

Wie sieht der Zugang zu Literatur für blinde Menschen aus? Eine Möglichkeit stellen die Braille-Schrift-Bücher dar, die speziell für Personen mit Blindheit aufbereitet und in der gewünschten Blindenschrift ausgedruckt wurden. Eine gute Alternative stellen Hörbücher diverser Literatur, auch von Zeitschriften dar.

Blindenhörbüchereien produzieren und verleihen "sprechende" Bücher und Zeitschriften auf Tonbandkassetten bzw. auf CDs. Der Versand von Hörkassetten, CDs und auch Blindendruckliteratur erfolgt kostenlos und portofrei an blinde Personen.[169] Es muss jedoch die Bezeichnung "Blindensendung" oder "Blindendruck" auf der Versandverpackung gut sichtbar angebracht werden.

Heutzutage ist es üblich, die Tageszeitungen oder Zeitschriften, soweit sie digital angeboten werden, via Internet zu beziehen. Aktuelle Bücher, die weder taktil noch akustisch erhältlich sind, werden eingescannt und per Computer gelesen. Dieses Lesen kann über die Braille-Zeile erfolgen oder mittels Sprachausgabe. Eine Auswahl von Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich auf Blindenschriftdruck und / oder Hörbücher spezialisiert haben, befindet sich im Anhang in der Tabelle C.

Eine besondere Alternative zu den traditionellen Hörbüchern stellt DAISY dar. Daisy heißt "Digital Accessible Information System" und bezeichnet die Standards und Technologien, die von den Blindenbüchereien der Welt für die neue digitale Hörbuchgeneration entwickelt werden. Da die im kommerziellen Hörbuchmarkt häufig eingesetzte Audio-CD aus Speicher- und Navigationsgründen für vollständig aufgesprochene Hörbücher[170] ungeeignet ist, musste ein neues digitales Medium entwickelt werden - DAISY.

Auf eine DAISY-CD-ROM passen bis zu 40 Stunden lange Hörbücher bzw. mehrere kürzere Bücher, auf eine handelsübliche CD hingegen lediglich bis zu 80 Minuten. Die Leserin oder der Leser kann auf einer DAISY-CD-ROM wie in einem richtigen Buch blättern, es von der ersten bis zur letzten Seite lesen oder einfach von Kapitel zu Kapitel springen. Das bietet einen beträchtlichen Vorteil, wenn die Unterlage z.B. für eine Literaturarbeit verwendet werden soll.[171]

Um diese so genannten Blinden-Schrift-Bücher herstellen und auch nützen zu können, bedarf es einer speziellen Schrift, der Braille-Schrift (vgl. auch Kapitel 1.2). Louis Braille veröffentlichte diese Schrift 1825, die im 20. Jahrhundert an viele Schriften und Sprachen angepasst (kyrillisch, arabisch, japanisch, ...) wurde. Parallel dazu entstanden abgeleitete Schriften für besondere Bereiche (Musik, Mathematik, ...).[172]

Es gibt jedoch noch jede Menge zusätzliche Hilfsmittel, die im Alltag Unterstützung bieten. Dazu zählen Markierungs- und Adaptierungsmaterial, spezielle Software-Pakete, die eine Sprachausgabe am Mobiltelefon ermöglichen bis hin zu Hilfestellungen, die ein selbstständiges Wohnen erleichtern.

4.2.3 Das Pflegegeld

Eine wesentliche Unterstützung speziell für blinde Menschen stellt die finanzielle Hilfe durch den Staat dar. Für diese Personengruppe gibt es in Österreich das Pflegegeld; vor 1993 wurde es unter dem Titel Blindengeld zur Auszahlung gebracht. "Wer pflegebedürftig ist, hat Anspruch auf Pflegegeld."[173]

Blinde Menschen sind nicht unbedingt pflegebedürftig, sondern haben besondere Bedürfnisse, die mit diesem Geld zum Teil abgedeckt werden können (sehende Begleitung, Taxikosten, Ankauf, Wartung und Reparatur spezieller Hilfsmittel, Kosten für den Blindenführhund, ...). "Pflegegeld kann bezogen werden, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind ... Bestimmte Gruppen von behinderten Menschen, die einen weitgehend gleichartigen Pflegebedarf haben, wird das Pflegegeld durch fixe Zuordnung zu einer der sieben Stufen gewährt. Blinden Menschen steht die Stufe 4 zu. Das Landespflegegeld ist nicht als Einkommen zu sehen und ist auch von der Steuer befreit."[174]

"Pflegegeld nach dem jeweiligen Landespflegegeldgesetz können u.a. folgende Personen beziehen: Berufstätige, mitversicherte Angehörige (Ehepartner/in oder Kind), Bezieher von Sozialhilfe oder Bezieher einer Beamtenpension des Landes oder einer Gemeinde. Der Antrag wird von der Bezirkshauptmannschaft bzw. dem Magistrat, dem zuständigen Gemeindeamt oder dem Amt der Landesregierung entgegengenommen."[175]

PensionsbezieherInnen beantragen das Pflegegeld beim zuständigen Pensionsversicherungsträger. Die Auszahlung des Pflegegeldes wird dann auch vom Versicherungsträger getätigt.

Laut Auskunft des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbunds vom Dezember 2004 gab es im deutschen Bundesland Niedersachsen erste Bestrebungen das Blindengeld einzustellen. Dagegen demonstrierten in München viele blinde und sehbehinderte sowie solidarische Menschen. Erste Kürzungen des Blindengeldes um 20 Prozent wurden von CDU-Ministerpräsident Christian Wulff bereits 2004 vorgenommen und seit Januar 2005 wurde dieses für alle, die älter als 27 Jahre sind, ganz gestrichen.[176]

4.2.4 Rehabilitationstrainings für Menschen mit Blindheit

Für blinde Menschen gibt es zwei spezielle Rehabilitationstrainings: Das Training in Orientierung und Mobilität sowie das Training in den Lebenspraktischen Fertigkeiten. Eigentlich müsste man von Habilitations- und Rehabilitationstrainings sprechen, da diese speziellen Angebote von Personen mit Blindheit im unterschiedlichen Lebensalter und sowohl von geburtsblinden als auch späterblindeten Menschen genützt werden. Somit kann es einerseits Habilitationstraining, andererseits ein Rehabilitationstraining sein. Ein solches Training bietet Hilfen und Methoden an, "nicht sehend" den Alltag sicherer zu bewältigen. Das Ziel ist die soziale Integration durch Unterstützung der Selbstständigkeit und Förderung der Persönlichkeitsentfaltung.

Diese Trainings werden im Einzelunterricht durchgeführt und sie orientieren sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Betroffenen.

4.2.4.1 Training in Orientierung und Mobilität (O&M)

Blindheit schränkt die Bewegungsfreiheit und Orientierungsfähigkeit in großem Maße ein. Das O&M-Training verbessert die Fähigkeiten und Fertigkeiten, sich in der Umwelt sicher zu bewegen und vermittelt größere Selbstständigkeit. Die blinde Person lernt alle jene Informationen stärker auszunutzen, die ihm die anderen Sinnesorgane liefern. Ein wesentlicher Bestandteil des O&M-Trainings ist deshalb die Schulung aller vorhandenen Sinne, wobei dem Hören und Tasten eine besondere Rolle zufällt.

Auch das Erlernen von verschiedenen Techniken beim Einsatz des Langstockes, ist Bestandteil der Schulung.[177]Wie wesentlich die Mobilität auch für blinde Menschen ist, beschreiben Knoll und Ertl: "Mobilität ist eine unerlässliche Anforderung an die Mitglieder unserer heutigen modernen Gesellschaft. Eingeschränkte Mobilität bedeutet für die davon betroffenen Menschen oftmals eine massive Beeinträchtigung ihrer beruflichen und gesellschaftlichen Möglichkeiten. (...) Erst die Verwendung des Langstockes (langer Blindenstock) ermöglichte sehbehinderten und blinden Menschen eine vermehrte Teilnahme am öffentlichen Leben."[178]

Weiters weisen die beiden darauf hin, dass gesehen zu werden und die Aufmerksamkeit der anderen VerkehrsteilnehmerInnen auf sich zu ziehen von größter Bedeutung für die Verkehrssicherheit von blinden Menschen ist. In ihrem gewohnten Umfeld können sich sehgeschädigte Personen in der Regel gut orientieren. In unbekanntem Gelände finden sie sich jedoch nur schwer zurecht. Flächendeckende Leitsysteme, die zu Kreuzungen mit akustischen Signalanlagen führen, sind für eine selbstständige Mobilität unbedingt zu empfehlen. Doch auch Hindernisse können Personen mit Blindheit zum Verhängnis werden. Objekte, die in Brust- oder Kopfhöhe montiert sind, sind für blinde Menschen nicht wahrnehmbar und somit höchst gefährlich. Vom Briefkasten über Mauervorsprünge, Werbetafeln bis hin zu schlecht gesicherten Baustellen finden sich im Straßenraum eine Vielzahl solcher Objekte.[179]

Ich hatte bei der EXPO 2000 in Hannover die Gelegenheit beim Pavillon der Deutschen Post eine Ausstellung mit Briefkästen aus aller Welt zu besichtigen. Auffallend war, dass der Großteil der dort präsentierten Briefkästen mit einem Sockel versehen ist, der vom Boden bis zur Brusthöhe reicht und somit für blinde Menschen kaum eine Gefahr darstellt. Der Langstock kann so ein Hindernis rechtzeitig spür- und hörbar machen. Die in Österreich gängigen Briefkästen sind in Brusthöhe frei hängend montiert und sind somit eine große Gefahrenquelle.

4.2.4.2 Training in Lebenspraktischen Fertigkeiten (LPF)

Die zweite spezielle Trainingsmaßnahme wird Training in Lebenspraktischen Fertigkeiten (LPF) genannt. Ziel ist es, den Alltag (wieder) möglichst autonom bewältigen zu können. "Lebenspraktische Fertigkeiten sind Tätigkeiten und Verhaltensweisen, die jeder Mensch zur Bewältigung seines Alltags benötigt. Die Kenntnis von Funktionsabläufen, von effektiven Hilfen und Methoden ist eine grundlegende Voraussetzung, um gezielte Handlungsstrategien zur Bewältigung lebenspraktischer Aufgabenstellungen entwickeln zu können."[180]

Was beinhalten Lebenspraktische Fertigkeiten? Zu den Lebenspraktischen Fertigkeiten zählen alltägliche Aufgaben wie beispielsweise eine warme Mahlzeit zubereiten, Getränke einschenken, bügeln, nähen, putzen, mit Bargeld zahlen, Körperpflege (rasieren und schminken sind dabei auch ein Thema) und Möglichkeiten der Kommunikation (schriftlich, verbal und nonverbal) eigenständig zu bewältigen. Einen Teilbereich der Kommunikation kann das Erlernen von Braille-Schrift umfassen.[181]

Oftmals sind es auch Tricks und Kniffe sowie geeignete Hilfsmittel, um zu mehr Qualität im Alltag zu gelangen. Wenn gewisse Techniken, z.B. das Wissen, wie man bestimmte Gerichte isst, nicht beherrscht werden, kann dies Verunsicherung, Verzicht oder möglicherweise sogar eine Isolierung bewirken.

In meiner Beratungstätigkeit vereinbarte ich mit zwei blinden KlientInnen ein Treffen in einem italienischen Lokal. Leider war der Zeitpunkt so gewählt, dass es außer Pizza keine Speisen gab. Beide KlientInnen meinten, dass sie keinen Hunger auf Pizza hätten. Erst bei der Vereinbarung eines nächsten Gesprächstermins meinte eine Person, dass sie einen anderen Ort bevorzuge, weil sie nicht wisse, wie man in einem Restaurant eine Pizza isst.

"Oft entscheiden relativ kleine Dinge, ob wir etwas gelassen nehmen können oder ob wir uns von äusseren Umständen stressen lassen."[182] Oder wie es Jacqueline Boy, eine Trainerin in Lebenspraktischen Fertigkeiten, ausdrückt: "Lebenspraktische Fähigkeiten sind kleine Handgriffe und Bewegungen, die wir im täglichen Leben umsetzen, um möglichst selbständig im Alltag, (...), in der Ausbildung oder im Arbeitsleben zu recht zu kommen.[183]

4.2.5 Blindenführhunde

Der Blindenführhund, auch Rehabilitationshund genannt, ist eine Mobilitätshilfe für Menschen mit Sehschädigung.

Nach der Definition von Wanecek und Petrovics ist ein "Rehabilitationshund (...) ein Hund, der so ausgebildet wurde, dass er in der Lage ist, einem behinderten Menschen ausgefallene Sinnes- oder Körperfunktionen im größtmöglichen Ausmaß zu ersetzen. Weiters hat der Hund die charakteristischen Eigenschaften und die Ausbildung aufzuweisen, die seine Mitnahme an jeglichen Aufenthaltsort des Hundesführers rechtfertigen. Der Behinderte hat nachzuweisen, dass er den Hund unter Kontrolle hat. Der Nachweis, dass der Hund die für die jeweilige Hundeberufssparte definierten und ihm vom künftigen Hundeführer gestellten Aufgaben jederzeit und ortsunabhängig durchführt sowie das erforderliche Benehmen ausweist, ist durch eine Prüfung zu erbringen."[184]

Der wesentliche Aspekt "Mitnahme an jeglichen Aufenthaltsort" muss dabei aufgezeigt werden. Die Sonderstellung eines Blindenführhundes wurde erst mit der Novelle BGBI.I Nr.177/1999 vom 19.8.1999 zum Bundesbehindertengesetz § 39a des Bundesbehindertengesetzes gesetzlich geregelt.

"Ergänzend dazu wurden auch Richtlinien betreffend die Prüfung von Blindenführhunden gemäß § 39a Abs. 4 BBG erlassen.

Vor den Hintergrund des Benachteiligungsverbotes für behinderte Menschen in Art. 7 Abs.1 B-VG 3. Satz wurde die Forderung der Interessensvertretungen behinderter Menschen immer massiver, den Blindenführhund gegenüber anderen Hunden zu privilegieren, um so dem Blindenführhund auch den Zutritt zu ermöglichen, wo sonst ein generelles Hundeverbot besteht. Die Folge waren zahlreiche Novellierungen zu Bundes- und Landesgesetzen, wie etwa der Hausordnung des Parlaments, dem § 32 Wiener Veranstaltungsstättengesetz, § 77 Abs. 4 der Wiener Marktordnung, der Wiener Friedhofsverordnung ...

Eine heiße Debatte entstand dann um die Frage der Beißkorbpflicht für Blindenführhunde; eines ist sachlich klar: Dass der Blindenführhund auch die Schnauze für die vollständige Ausübung seiner Führfunktion benötigt; der Beißkorb beeinträchtigt damit seine Tätigkeit und mindert somit deutlich seine Führfunktion. Leider wurde die Diskussion um die Ausnahme von Blindenführhunden von der allgemeinen Beißkorbpflicht ausgerechnet in der problematischsten Phase des Themas "Killerhunde" geführt; doch die Interessensvertretungen konnten mit guten und nachvollziehbaren Argumenten überzeugen, so dass etwa nach den Beförderungsrichtlinien der Wiener Linien keine Beißkorbpflicht für Blindenführhunde seit Mai 2001 mehr besteht und Blindenführhunde auch unentgeltlich mitgeführt werden."[185] Johnston und Bürger zeigen in ihrer Publikation die Herausforderung und das schwierige Aufgabengebiet eines Blindenführhundes auf: "Eine blinde Person schnell, sicher und bequem von einem Ort zum anderen zu führen, ist in der Tat eine sehr schwere Aufgabe. Vielleicht ist es die anspruchsvollste Arbeit, die ein Mensch von einem Tier fordern kann. Fußgänger, Verkaufsstände auf der Straße müssen mit genügend Abstand umgangen werden und belebte Straßenkreuzungen sind sicher zu überqueren."[186]

Viele blinde Menschen vertrauen auf die Hilfe eines Blindenführhundes. Meist sind es Deutsche Schäferhunde, Amerikanisch Kanadische Schäferhunde, Labrador und Golden Retriver, die für diese schwierige Aufgabe ausgebildet werden. Solch ein vierbeiniger Begleiter benötigt intensive Betreuung, dies darf trotz der vielen Vorteile, die ein Blindenführhund bringt, nicht vergessen werden. Folgende Aspekte der Blindenführhunde können angeführt werden:

  • Mehr Mobilität durch gut ausgebildete Blindenführhunde Mehr Lebensqualität für behinderte Menschen

  • Erhöhte Sicherheit im Straßenverkehr

  • Mehr Selbstständigkeit und größere Unabhängigkeit

  • Bessere Umweltorientierung

  • Weniger Stress und Unsicherheit in fremder Umgebung.[187]

Es gibt unter nichtsehenden Menschen ebenso HundeliebhaberInnen und Menschen, die weniger Beziehung zu Hunden haben, wie es das auch bei sehenden Menschen gibt. Ein Blindenführhund bedeutet für eine blinde Person nicht nur Vorteile, sondern auch viele Verpflichtungen.

Bei meinen Überlegungen zum Thema Blindenführhunde, bin ich auf folgende Fragestellung gestoßen: Werden Blindenführhunde eher von geburtsblinden oder eher von späterblindeten Menschen angenommen? Als ich darüber weiter nachdachte, erinnerte ich mich an zehn Personen aus der Steiermark mit Blindenführhund.Von diesen zehn sind neun Personen späterblindet.

Nun, meine davon abgeleitete Hypothese: Kann es sein, dass Menschen, die späterblindet sind, eher Blindenführhunde bevorzugen als geburtsblinde Menschen? Was können die Gründe sein?

  • Ist es der fehlende Bezug zu einem Tier oder eher der Aufwand, den ein Tier, besonders ein Hund, benötigt?

  • Ist es das Bild, das sehende Menschen haben, dass zum Blindsein ein weißer Stock und ein Blindenführhund gehören?

  • Ist der Wunsch von späterblindeten Menschen besonders stark, mit sehenden Personen in Kontakt zu kommen? Über den (Blinden-)Hund ergeben sich andere Kommunikationsmöglichkeiten mit Mitmenschen.

Ich habe mich mit einer Tierärztin, die Sachverständige für das Blindenführhundewesen ist, ausgetauscht und für sie sind folgende Faktoren ausschlaggebend, ob jemand BlindenführhundhalterIn wird oder nicht:

  • Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der Person

  • Qualität der Mobilität und Orientierung

  • Wohn- und Arbeitsbedingungen.

Wie mir in meinen Interviews bestätigt wurde, haben drei von sechs Personen schon ernsthaft an eine Anschaffung eines Blindenführhundes gedacht. Der finanzielle Aspekt - ein Blindenführhund kostet in Österreich derzeit ungefähr € 25.000,-- ist ebenso wesentlich wie der Aspekt, Verantwortung und Sorge für ein "lebendes Hilfsmittel" zu tragen.

Abschließend eine Aussage von einem begeisterten, sehr mobilen Blindenführhundebesitzer: "Der Blindenführhund ist in der Mobilität quasi ein Rolls Royce." Im Anhang unter Tabelle D sind alle Blindenführhundeschulen in Österreich aufgeführt.

4.2.6 Blinden- und Selbsthilfeorganisationen in Österreich

Die unten stehenden Daten wurden durch Internetrecherche, diverse Telefonate und Nachschlagen in Fachzeitschriften im September 2005 nochmals aktualisiert. Aktuelle Informationen sind auf der Homepage des Österreichischen Blinden-und Sehbehindertenverbandes, Bundesgeschäftsstelle unter www.oebsv.at abrufbar. Im Anhang unter der Tabelle E sind alle Blinden-und Sehbehindertenverbände in Österreich aufgelistet. Auf Initiative von engagierten Eltern wurde die Elternselbsthilfe gegründet. Diese Eltern waren es auch, die die schulische Integration sehbehinderter und blinder Kinder durchgesetzt und im weiteren das Schulrecht für sehgeschädigte Kinder mit Zusatzbehinderungen eingefordert haben.

Die Elternselbsthilfe für sehbehinderte und blinde Kinder in Österreich ist im Internet unter www.esh.at nachzulesen. Im Anhang unter der Tabelle F sind alle Bundesländer mit den zuständigen Obfrauen und dem Obmann angeführt. Bei dieser Selbsthilfeorganisation sind in fünf Bundesländern Frauen als Vorstände aktiv und nur für die Bundesländer Oberösterreich / Salzburg ein Mann.

Es gibt jedoch nicht nur diese beiden österreichweit organisierten Vereine. Mit weiteren Kontaktadressen, die im Anhang unter der Tabelle G ersichtlich sind, möchte ich die mir bekannten Vereine, Organisationen und auch Einzelpersonen, die sich, teilweise aus eigener Betroffenheit, speziell für sehbehinderte und blinde Menschen engagieren, anführen.

4.2.7 Blindenorganisationen in Europa und weltweit

Mir ist es ein Bedürfnis einige Organisationen, die spezielle Angebote für Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit setzen, zu nennen:[188]

  • American Council for the Blind, ACB; http://acb.org/index.html

  • American Foundation for the Blind; http://www.afb.org/

  • Bayerischer Blinden-und Sehbehindertenbund;http://www.bayer-blindenbund.de

  • European Blind Union (EBU); http://www.euroblind.org

  • Royal National Institute for the Blind; http://www.rnib.org.uk/

  • Schweizerischer Blindenverband; http://www.sbv-fsa.ch

  • Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen; http://www.szb.ch

  • WHO: Blindness and deafness; http://www.who.int/pbd/

Wie wesentlich Zusammenschlüsse von Menschen mit Sehschädigung auf nationaler und auch auf internationaler Ebene sind, um die Interessen dieser Gruppe zu vertreten und sich Gehör zu verschaffen, zeigt Norbert Müller, Generalsekretär der EBU, anlässlich einer Pressekonferenz bei der Konferenz über Gesundheitserziehung in Finnland im September 1998 mit folgender Erklärung auf: " [...] In my opinion, visually impaired persons in Europe have more reasons to worry about their future than they had a recently as ten years ago. What we need is a strong self-help movement and an understanding public, who will support us in our struggle for self-efficiency and independence."[189]



[100] BLUMENBERG, Hans in: Welter, Rüdiger: Der Begriff der Lebenswelt. Theorien vortheoretischer Erfahrungswelt (= Grathoff, Richard / Waldenfels, Bernhard [Hrsg.]: Übergänge. Texte und Studien zu Handlung, Sprache und Lebenswelt. Band 14). München 1986, S. 77.

[101] vgl. BÄCHTHOLD, Andreas: Lebenswelt unter http://www.sociologicus.de/lexikon/ vom 31.3.2005.

[102] HILLMANN, Karl-Heinz: Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart 1994, S. 477.

[103] TOLSTOI, Leo: Der Blinde und die Milch. In: Deutscher Blindenverband [Hrsg.]: Jahrbuch für Blindenfreunde. Bonn o. J. S. 59.

[104] vgl. SACKS, Oliver: Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte. Reinbek bei Hamburg 1990, S. 74.

[105] SACKS, Oliver: Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte. Reinbek bei Hamburg 1990, S. 75.

[106] HULL, John M.: Im Dunkeln sehen. Erfahrungen eines Blinden. München 1992, S. 157.

[107] vgl. Skriptum "Pädagogische Psychologie I" zur Vorlesung von Ulf Lukan. o.O. o.J., S. 49.

[108] HILLMANN, Karl-Heinz: Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart 4. Aufl. 1994, S. 212.

[109] ECKERT, Andreas: Eltern behinderter Kinder und Fachleute. Erfahrungen, Bedürfnisse und Chancen. Bad Heilbrunn/Obb 2002, S. 17.

[110] vgl. ECKERT, Andreas: Eltern behinderter Kinder und Fachleute. Erfahrungen, Bedürfnisse und Chancen. Bad Heilbrunn/Obb 2002, S. 18.

[111] ebd., S. 9.

[112] HINZE, Dieter: Väter und Mütter behinderter Kinder. Der Prozeß der Auseinandersetzung im Vergleich. Heidelberg 1991, S. 13.

[113] BURKARD, Ursula: Die Blinden werden sehen. Ueberlegungen und Erfahrungen zum Anschauungsunterricht an Volksschulen. Bern/Stuttgart 1969, S. 7.

[114] KINGSLEY, Emily Perl: Willkommen in Holland. In: Andere Zeiten e.V. [Hrsg.]: Der andere Advent. Hamburg 2004.

[115] HINZE, Dieter: Väter und Mütter behinderter Kinder. Der Prozeß der Auseinandersetzung im Vergleich. Heidelberg 1991, S. 15.

[116] ebd., S. 9.

[117] HINZE, Dieter: Väter und Mütter behinderter Kinder. Der Prozeß der Auseinandersetzung im Vergleich. Heidelberg 1991, S. 18.

[118] ECKERT, Andreas: Eltern behinderter Kinder und Fachleute. Erfahrungen, Bedürfnisse und Chancen. Bad Heilbrunn/Obb 2002, S. 41.

[119] ebd., S. 41.

[120] ebd., S. 42.

[121] ebd., S. 24.

[122] ECKERT, Andreas: Eltern behinderter Kinder und Fachleute. Erfahrungen, Bedürfnisse und Chancen. Bad Heilbrunn/Obb 2002, S. 45 f.

[123] CLOERKES, Günther: Soziologie der Behinderten: eine Einführung. Heidelberg 1997, S. 255.

[124] ebd., S. 255.

[125] http://www.arbeitundbehinderung.at/ge/content.asp?CID=10003%2C10033. vom 7.06.2005.

[126] AMS = Arbeitsmarktservice (in Deutschland: Arbeitsamt)

[127] http://www.arbeitundbehinderung.at/ge/content.asp?CID=10003%2C10033. vom 7.06.2005.

[128] arbeitsuchende Personen = Menschen ohne Arbeit (arbeitslos), die keine finanzielle Unterstützung, einen Bezug vom Arbeitsmarktservice aufgrund von Beitragsmonaten erworben haben.

[129] vgl. HIRSCH 1988, 81 in: Appelhans, Peter / Braband, Henning / Düe, Willi / Rath, Waldtraut: Übergang von der Schule ins Arbeitsleben. Bericht über ein Projekt mit sehgeschädigten jungen Menschen. Hamburg 1. Aufl. 1992, S. 54.

[130] GREISER, Petra / PETZOLD, Annett / GLÄSER, Ulf: Untersuchungen zur beruflichen Integration und Arbeitsmarktchancen Blinder und Sehbehinderter: Ein Beitrag zur Erschließung neuer Tätigkeitsfelder. In: Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen und -pädagoginnen: XXXIII. Kongress "Qualitäten" Rehabilitation und Pädagogik bei Blindheit und Sehbehinderung. Würzburg 2004, S. 355.

[131] vgl. SCHRÖDER, Helmut.: Berufliche Integration von Blinden und hochgradig Sehbehinderten, In: Die neue Sonderschule, 41, S.300. zit. nach Walthes, Renate: Einführung in die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik. München 2003, S. 140 f.

[132] BRIESEMANN, Marianne: Der Zusammenhang zwischen der Self-monitoring-Orientierung sehgeschädigter Menschen, ihrer beruflichen Tätigkeit und ihrer Arbeitszufriedenheit. In: Verein zur Förderung der Blindenbildung [Hrsg.]: blind - sehbehindert. Zeitschrift für das Sehgeschädigten-Bildungswesen. Hannover 4/2000. 120. Jahrgang, S. 232.

[133] RATH, Waldtraut: Stichwort "Blinde als Lehrer". In: Dupuis, Gregor / Kerkhoff, Winfried [Hrsg.]: Enzyklopädie der Sonderpädagogik, der Heilpädagogik und ihrer Nachbargebiete. Berlin 1992, S.100.

[134] Schwerbehinderte = in Österreich eine Person mit Behinderung, die nach dem Bundesbehindertengesetz anerkannt ist.

[135] BLEIDICK, Ulrich: Behinderung als pädagogische Aufgabe. Stuttgart, Berlin, Köln 1999, S. 112.

[136] Stand vom Mai 2005.

[137] vgl. http://www.bbsb.org/download/SfS2000Praesentation8.doc vom 20.11.2003.

[138] INTEGRATION : ÖSTERREICH / FIRLINGER, Beate [Hrsg.]: Buch der Begriffe. Sprache Behinderung Integration. Wien 2003, S. 36.

[139] INTEGRATION : ÖSTERREICH / BEATE FIRLINGER [Hrsg.]: Buch der Begriffe. Sprache Behinderung Integration. Wien 2003, S. 47.

[140] LEICHSENRING, Kai / STRÜMPEL, Charlotte: Barrieren der beruflichen Eingliederung behinderter Menschen. Unter http://bidok.uibk.ac.at/texte/beruf.html vom 21.04.2001, S. 1.

[141] THIMM, Walter: Berufsbezogene Bildungsgänge für Sehgeschädigte. In: Rath, Waldtraut / Hudelmayer, Dieter [Hrsg.]: Handbuch der Sonderpädagogik. Pädagogik der Blinden und Sehbehinderten. Berlin 1985, S. 349.

[142] DENNINGHAUS, Erwin: Mehr Zukunftsperspektiven für die berufliche Tätigkeit Blinder und hochgradig Sehbehinderter - Zukunftswerkstatt - Auswertung und Dokumentation - In: Verein zur Förderung der Blindenbildung [Hrsg.]: blind - sehbehindert. Hannover 4/1999. 119. Jahrgang, S. 203.

[143] http://europa.eu.int/comm/employment_social/soc-ial/social/news/declaration_de.htm vom 9.6.2005.

[144] HILLMANN, Karl-Heinz: Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart 4. Aufl. 1994, S. 239.

[145] GRIESBACHER, Franz: Blinden-und Sehbehindertensport in der Steiermark. In: SPZ Odilien-Institut: ...genaugenommen. CD. Graz 10/2004.

[146] SCHERER, Friedrich: Freizeitsportarten für Blinde. In: Scherer, Friedrich: Sport mit blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen. Schorndorf 1983, S. 261.

[147] vgl. GRIESBACHER, Franz: Blinden-und Sehbehindertensport in der Steiermark. In: SPZ Odilien-Institut: ...genaugenommen. CD. Graz 10/2004.

[148] Stargardt-Syndrom = eine fortschreitende Sehbehinderung - Form einer Makuladegeneration (Netzhauterkrankung).

[149] ARMSTRONG, Lance: Covertext. In: Runyan, Marla mit Jenkins, Sally: Mein Weg an die Spitze. Bergisch Gladbach 2002.

[150] Pan-Ams (Panamerikanische Spiele) werden alle drei Jahre abgehalten und gleichen einer kleineren Version der Olympischen Spiele für Länder aus Nord-, Süd-und Zentralamerika.

[151] RUNYAN, Marla mit JENKINS, Sally: Mein Weg an die Spitze. Bergisch Gladbach 2002, S. 22.

[152] KOWALD, Mario: Bungy Jumping - ein Abenteuer auch für blinde Menschen. In: Österreichischer Blinden-und Sehbehindertenverband. Bundesgeschäftsstelle [Hrsg.]: Der Durchblick. Wien 4/2004, S. 6 f.

[153] vgl. Griesbacher, Franz: Blinden-und Sehbehindertensport in der Steiermark. In: SPZ Odilien-Institut: ...genaugenommen. CD. Graz 10/2004.

[154] http://www.hoerfilm.de/ vom 15.11.2004.

[155] http://www.hoerfilm.de/ vom 15.11.2004.

[156] EIDLHUBER, Mia: Licht auf blinde Flecken. In: Österreich forscht. Journal für Technologie und Entwicklung. Forschungs-Highlights aus Österreich. Beilage von Der Standard, Wien 28.1.2004, S. 15.

[157] EIDLHUBER, Mia: Licht auf blinde Flecken. In: Österreich forscht. Journal für Technologie und Entwicklung. Forschungs-Highlights aus Österreich. Beilage von Der Standard, Wien 28.1.2004, S. 15.

[158] vgl. RAINWALD, Walter: Barrierefreies Web. In: SPZ ODILIEN-INSTITUT: ...genaugenommen. CD. Graz 10/2004.

[159] http://www.derdurchblick.at/durchgemischt/news/wien-noe-bgld/41 vom 9.6.2005.

[160] RATH, Waldtraut: in: Dupuis, Gregor / Kerkhoff, Winfried [Hrsg.]: Enzyklopädie der Sonderpädagogik, der Heilpädagogik und ihrer Nachbargebiete. Berlin 1992, S. 102.

[161] ZELLER, Andrea: Die Lebensbedingungen sehbehinderter und blinder Frauen. In: Barzen, Karin / Lorbeer, Katrin / Läseke, Petra / Zeller, Andrea / Wienhues, Jens: Behinderte Frauen in unserer Gesellschaft. Lebensbedingungen u. Probleme e. wenig beachteten Minderheit. Bonn - Bad Godesberg 1988, S. 90.

[162] ebd., S. 79.

[163] APPELHANS, Peter / BRABAND, Henning, / DÜE, Willi / RATH, Waldtraut: Übergang von der Schule ins Arbeitsleben. Bericht über ein Projekt mit sehgeschädigten jungen Menschen. Hamburg 1. Aufl. 1992,

S. 68.

[164] Im Pflegegeld sind dies die Pflegegeldstufen 3 (bei Sehbehinderung) oder 4 (bei praktischer Blindheit oder Blindheit).

[165] vgl. KOHLBACHER, Johann: Mitschrift aus der Festansprache anlässlich 80 Jahre Steiermärkischer Blinden- und Sehbehindertenverband. Graz 2001.

[166] vgl. LIEBSCH, Roland: Kurzlehrbuch Augenheilkunde. München 1999, S. 213.

[167] DEUTSCHER BLINDEN-UND SEHBEHINDERTENVERBAND E.V. ABTEILUNG VERBANDS¬KOMMUNIKATION [Hrsg.]: 15. Oktober - Tag des weißen Stockes, Blinde Passagiere an Bord! Einsicht, Rücksicht, Hilfe - Wie helfe ich Blinden in Bus und Bahn? o.O. o.J.

[168] TENBERKEN, Sabriye: Mein Weg führt nach Tibet. Die blinden Kinder von Lhasa. Köln 2000, S. 43.

[169] vgl. LANG, Gerhard K.: Augenheilkunde. 2. korrigierte Aufl. Stuttgart, New York 2000, S. 435.

[170] Anmerkung: Eine im Handel erhältliche Hörbuch-CD enthält meist nur Auszüge eines Buches.

[171] vgl. http://www.dzb.de/daisy vom 27.05.2005.

[172] vgl. SCHMID, Erich: Begleitunterlagen zum Braille-Kurs in FABUS. Wien 2004, S. 1.

[173] http://stmk.arbeiterkammer.at/www-993.html?FURL=page.php.%3F%26P%3D395%2... 22.07.2004.

[174] vgl. http://www.help.gv.at/Content.Node/36/Seite.360510.html vom 20.12.2004.

[175] BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT, GESUNDHEIT UND SOZIALES SEKTION IV: Pflegegeld. Wien 3. Aufl. 1999, S. 3.

[176] vgl. DAHESCH, Keyan: Gestrichen und vergessen. Die Zeiten werden schlechter für behinderte Menschen in Deutschland. In: Die Zeit. 17.03.2005. Nr. 12. http://zeus.zeit.de/text/2005/Vergessene_Konsumenten vom 31.3.2005.

[177] vgl. SCHWEIZERISCHER ZENTRALVEREIN FÜR DAS BLINDENWESEN SZB: ABC der "Lebenspraktischen Fertigkeiten" LPF. St. Gallen 1994, S. 87 ff.

[178] KNOLL, Joe / ERTL, Günther: Österreich. Bodenindikationen oder "Taktile Bodeninformationen (TBI)". In: Böhringer, Dietmar [Hrsg.]: Barrierefrei für Blinde und Sehbehinderte. Beiträge zum Bauen und Gestalten. Heft 1. Würzburg 2. Aufl. 2002, S. 52.

[179] vgl. KREMSER, Wolfgang: in: Newsletter des oebsv vom 18.2.2004, S. 2.

[180] STAATSINSTITUT FÜR SCHULPÄDAGOGIK UND BILDUNGSFORSCHUNG (ISB) [Hrsg.]: Mobilität und Lebenspraktische Fertigkeiten im Unterricht mit sehgeschädigten Kindern und Jugendlichen. Würzburg 2. Aufl. 2001, S. 17.

[181] vgl. http://www.blindenhund.at/blindenf.html vom 27.04.2005.

[182] SCHWEIZERISCHER ZENTRALVEREIN FÜR DAS BLINDENWESEN SZB: ABC der "Lebenspraktischen Fertigkeiten" LPF. St. Gallen 1994, S. 5.

[183] BOY, Jacqueline: Rehabilitationsunterricht in Lebenspraktischen Fähigkeiten bei älteren Menschen. In: Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen und -pädagoginnen (VBS) [Hrsg.]: "Qualitäten". Rehabilitation und Pädagogik bei Blindheit und Sehbehinderung. Kongressbericht. XXXIII. Kongress der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen und -pädagoginnen (VBS). Würzburg 2004, S. 148.

[184] WANECEK, Helga / PETROVICS, Gloria: Definitionsvorschlag für Rehabilitation (unveröffentlichtes Blatt). Österreichischer Blindenverband. Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Wien 1997.

[185] http://www.service4u.at/links.php?nr=97 vom 27.04.2005.

[186] JOHNSTON, Bruce / BÜRGER, Josef: Servicehunde. Ihre Intelligenz und ihre Emotionen. Deutsche Fassung. St. Kathrein a. d. Laming o.J., S. 7.

[187] vgl. THALLER, Renate: Blindenführhunde. In: SPZ Odilien-Institut: ...genaugenommen. CD. Graz 10/2004.

[188] vgl. http://www.bbi.at/menu/orgsehg.htm, vom 6.5.2004.

[189] MÜLLER, Norbert: The situation of the Blind in Europe. Unter http://www.millernorbert.de/referate/Blndsitu.htm, vom 31.03.2005.

5 SENSIBILISIERUNG FüR DIE WELT DER NICHT - SEHENDEN

Die Begegnung mit blinden Menschen ist für sehende Personen meist nicht alltäglich. Häufig sind Menschen mit Blindheit nur "vom Sehen her" bekannt, wirkliche Berührungspunkte gibt es selten. Und wenn es die Gelegenheit der Begegnung gibt, dann ruft dies oft Verunsicherung und Angst, etwas falsch zu machen, hervor.

"Die Angst macht blind, sagte die junge Frau mit der dunklen Brille, Das sind die richtigen Worte, wir waren schon blind in dem Augenblick, in dem wir erblindet sind, die Angst hat uns blind gemacht, und die Angst wird uns auch weiter blind sein lassen."[190] Wie kann diese Angst, diese Barriere überwunden werden? Gibt es Gelegenheiten in diese unbekannte Welt einzutauchen, diese kennen zu lernen?

Bereits in der Schule werden Unterrichtseinheiten für sehende Kinder und Jugendliche angeboten, um unter der Augenbinde Dinge einmal "blind" zu erleben. Auf Grund des spielerischen Zuganges erproben SchülerInnen die Situation mit vier Sinnen (Gehör-, Geruchs-, Geschmacks-und Tastsinn) zu erfassen. Das "Nichtsehen" wird meist nicht unangenehm erlebt, sondern als spannend und besonders.

Nach der Erfahrung unter der Augenbinde gibt es immer einen regen Gedankenaustausch, welche Vorstellungen, Einsichten oder Erkenntnisse die SchülerInnen in dieser Selbsterfahrungseinheit gewinnen konnten. Wichtig ist dabei darauf zu achten, dass dieses Erlebnis unter der Augenbinde freiwillig, ohne Druck und Angst gemacht wird. Das Ziel ist einfach für einige Momente in die Lebenswelt des Nichtsehens einzutauchen.

Diese Form der Sensibilisierung ist auch ein Instrument, um Vorgesetzte und MitarbeiterInnen von einer / einem (neuen) blinden Kollegin/en mit dem Thema "Blindheit" zu berühren. Wenn ich dies im Rahmen meiner Beratungstätigkeit durchführe, ist es mir immer sehr wesentlich, dass die / der blinde Kollegin/e bei der Vorbesprechung und bei der Firmenschulung selbst mit dabei ist. Ohne Einverständnis der / des blinden Mitarbeiterin/s würde ich diese Art des Workshops nicht anbieten.

Bereits während der Übungen, z.B. bei der Kaffeejause unter der Augenbinde kommt es zu Fragestellungen und Gesprächen mit der blinden Person, die in diesem Fall sicherlich die / der Expertin/e ist. Im Anschluss daran ist ein reger Austausch von allen TeilnehmerInnen vorprogrammiert. Dabei ergibt sich auch die Gelegenheit spezielle Themen, wie beispielsweise Führtechniken anzusprechen. "Wenn man einen Blinden führt, läßt man sich von ihm unterhaken und geht somit einige Zentimeter voraus. Auf Stufen, Türen oder sonstige Hindernisse macht man ihn kurz aufmerksam. Am Straßenrand fragt man den Blinden, ob er die Straße überqueren möchte und ob man ihm behilflich sein darf."[191]

Fragen folgender Art kommen auch regelmäßig nach solchen Einheiten:

"Wie machst du das eigentlich beim Essen?"

"Wie können wir dir dabei helfen oder wie schaffst du es, dass du dich kaum anpatzt?" Antworten darauf findet man in der Enzyklopädie der Sonderpädagogik:

"Bei Tisch läßt man ihn tasten, wo Teller, Bestecke und Gläser sind, sagt ihm, was an Speisen vor ihm in den Schüsseln steht und legt sie auf seinen Teller, wenn er es möchte. Fleisch kann man ihm vorschneiden, wenn er dies wünscht. Es wird empfohlen, die Anordnung der Speisen auf dem Teller entsprechend dem Zifferblatt der Uhr zu beschreiben (z.B. Fleisch auf 6, Gemüse auf 9, Kartoffel auf 3)."[192]

Als nächstes zeige ich Varianten auf, welche Angebote es bereits gibt, um mit dieser Lebenswelt "Blindheit" in Kontakt zu kommen.

5.1 Dunkelzelt

Es gibt viele Möglichkeiten im Dunkeln neue Erfahrungen in einem bekannten Umfeld zu machen. Eine ganz besondere Gelegenheit ist das Erproben eines Dunkelzeltes: Beim Dunkelzelt handelt es sich um eine variable Zeltkonstruktion, bespannt mit einem absolut lichtdichten Gewebe. Beim Zelteingang ist eine Schleuse angebracht, um sich langsam an das völlig lichtlose Zelt zu gewöhnen. Diese totale Finsternis bringt ein zusätzliches Erlebnis mit sich, denn ich muss mich ganz darauf einlassen und kann keine Augenbinde bei Unwohlsein wegschieben. Sicherheit bietet mir dabei als sehende Person ein/e blinde/r Expertin/e, die/der mich in das Zelt hinein- und auch wieder herausführt. Es geht dabei um Vertrauen, das ich einem Menschen, den ich meist nicht kenne und der blind ist, schenken muss. Solche Kontakte erlauben es zu zeigen, wie man lebt, ohne zu sehen und auf welche Weise eine harmonische Koexistenz möglich ist. Die im Dunkeln gemachten Erfahrungen sind ohne Zweifel für die TeilnehmerInnen sehr interessant.

Nach einem Dunkelerlebnis sind die sehenden Menschen um eine positive Erfahrung reicher. Auch Menschen mit Blindheit im völlig lichtlosen Zelt, die "Dunkelprofis", fühlen sich bestätigt, einerseits ihren Gästen auf sympathische, lebendige Art und Weise die Anliegen blinder Menschen näher gebracht zu haben und andererseits mit einem professionellen Angebot ihren Platz in unserer Leistungsgesellschaft zu verdienen.[193] Seit 2003 gibt es erstmalig auch in Österreich dieses Dunkelzelt[194]. Es wurde bereits mehrmals in Graz auf öffentlichen Plätzen präsentiert. Das besonders Spannende daran ist, dass dieser "Raum" verschieden eingerichtet werden kann. Von der "Unsicht-Bar" über den Tastparcours bis hin zur Präsentation eines Supermarktregales ist alles möglich.

5.2 Dinner im Dunkeln

Eine spezielle Form der Sensibilisierung ist "Dinner im Dunkeln". Ein völlig abgedunkelter Raum wird in ein Restaurant umfunktioniert oder ein Speisesaal dafür adaptiert. In diesem Fall sind die sehenden Personen die Gäste und diese werden von blinden Personen bedient. Ein Restaurant, das schon auf jahrelange Erfahrung dieser Art zurückblicken kann, ist die "Blinde Kuh"[195] in Zürich.

Für die erste Begegnung mit dem Dunkeln empfiehlt man den Besuch der Bar. Sie ist täglich ab 21 Uhr geöffnet. Für Gruppen bis vier Personen ist keine Reservierung nötig. Kommt man spontan vorbei, und erlebt bei einem kühlen Drink die Faszination der Welt, die die Vorstellung bereichert. Hier lernt man vorurteilslos Menschen kennen, da man sich zuvor kein Bild von ihnen machen konnte. So erlebt man den Zauber von Stimmen, Worten und Gerüchen.

Als die nächste Stufe ist das Essen im Dunkeln als besonderes Highlight zu empfehlen. Hier isst das Auge nicht mit. Gaumenfreuden erlebt man in der Dunkelheit anhand des Duftes, des Geschmacks und nicht zuletzt der Form, wenn die kulinarischen Köstlichkeiten auf der Zunge zergehen. Die Sinne werden geweckt, selbst wenn man einmal die Gabel leer an den Mund führen sollte. Der Geruchs-und Geschmackssinn sowie der Hör-und Tastsinn übermitteln Informationen. Die Augen werden dazu nicht gebraucht.[196]

Ein sehender Gast beschreibt nachstehend seine Eindrücke über das "Dinner im Dunkeln": "Aber nicht einfach nur dunkel, sondern absolut finster. Meine Augen versuchen, irgendetwas zu erhaschen, sich irgendwo fest zu krallen. Aber da ist nichts. Automatisch presse ich meine Hand fester auf Rolands Schulter. Nur nicht den Anschluss verlieren. Roland kennt sich hier aus. Er ist blind, er lebt mit der Dunkelheit, seit er 20 war. Für die nächsten Stunden ist er mein Begleiter, Kellner und meine Garantie, dass ich hier wieder rauskomme. Den Weg kennt nur er."[197]

Das Restaurant "Blinde Kuh" wird aber auch für andere Veranstaltungen wie für das "Kulturprogramm" verwendet.

Das Kulturprogramm bietet Kultur aus den Sparten Musik, Theater, Hörspiel und anderem. Die Künstlerinnen und Künstler stellen sich der besonderen Herausforderung der Darbietung im Dunkeln, die subtiles Geschick erfordert und unkonventionelle Lösungen verlangt.[198]

"Und damit Sie in der Welt des Dunkels nicht verloren gehen, stehen Ihnen unsere Profis zur Verfügung. Blinde und sehbehinderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen und verwöhnen Sie, damit die Erfahrung für Sie zu einem unvergesslichen Erlebnis wird."[199]

Dinner im Dunkeln wurde im Rahmen des Festivals "Graz erzählt" zum "Story Dinner" erweitert. Es werden seit 2004 mehrmals "Dinner im Dunkeln" in Graz [200] angeboten.

5.3 Dialog im Dunkeln

Ein noch umfassenderes Erlebnis bietet der "Dialog im Dunkeln".

"Dialog im Dunkeln nennt sich eine Erlebnisausstellung, bei der sehbehinderte und blinde Personen sehende Besucher durch einen vollkommen abgedunkelten Raum führen. Sie öffnen den Besucher/innen eine Welt, die nicht ärmer ist an Eindrücken, nur anders. Alltagssituationen wie ein Spaziergang durch einen Park oder einer viel befahrenen Straße werden in absoluter Dunkelheit auf völlig neue Weise erlebbar. Beim Dialog im Dunkeln wird Vertrautes fremd und Selbstverständliches in Frage gestellt."[201]

"Die Idee, im lichtlosen Raum das Sehen neu zu lernen, hat inzwischen Schule gemacht. Ob als eine wochenlange Ausstellung in Museen oder als dreistündiger Bestandteil von Managementtrainings - wo auch immer Dialog im Dunkeln in den vergangenen 14 Jahren realisiert wurde, entwickelte er sich in kürzester Zeit zu einem Publikumsmagneten. 14 Länder, ca. 100 Städte und fast 2.000.000 begeisterte Besucher sind die Bilanz. [...]

Vertrautes wird verkehrt, Selbstverständliches in Frage gestellt. Sie vertrauen sich einem wildfremden Menschen an und entdecken Ihren Gehör-, Geruchs-und Ihren Geschmackssinn wieder. Alltägliche Situationen wie ein Spaziergang durch einen erholsamen Park oder die laute Stadt werden in absolut lichtlosen Räumen auf völlig neue Weise erfahrbar. Eine einfache Bootsfahrt wird zu einem unglaublichen Abenteuer. Die Unsicht-BAR am Ende des Parcours lädt ein zu einem außergewöhlichen Dialog, in dem Worte und Berührungen an die Stelle der Augen treten."[202]

Ich hatte die Gelegenheit, "Dialog im Dunkeln" bereits einmal in Wiesen und zweimal in Wien persönlich zu erleben. Es war für mich immer ein ganz besonderes Erlebnis und sehr spannend, meine eigenen Grenzen und Möglichkeiten auszuloten. Auch wenn die Ausstellungen nach einem speziellen Konzept konzipiert sind, ist jede der drei Veranstaltungen etwas anders erlebbar gewesen. Es ist immer wieder eine Herausforderung sich auf eine Person mit Blindheit einzulassen, die dann mit Hilfe eines Langstockes eine Gruppe der AusstellungsbesucherInnen durch die völlig abgedunkelte Ausstellungshalle führt. Für mich persönlich sind solche Einladungen zur Selbsterfahrung ein gutes und ich meine für Personen, die mit blinden Menschen arbeiten, ein verpflichtendes Angebot im Sinne einer fachlichen Fortbildung.

Ab Herbst 2005 ist im Grazer Kindermuseum vorerst die Gestaltung eines Raumes als "Dialog im Dunkeln" und ab Frühjahr 2006 zusätzlich in Wien als Dauerausstellung geplant.



[190] SARAMAGO, José: Die Stadt der Blinden. Reinbek bei Hamburg 1999, S. 162.

[191] DUPUIS, Gregor / KERKHOFF, Winfried [Hrsg.]: Enzyklopädie der Sonderpädagogik, der Heilpädagogik und ihrer Nachbargebiete. Berlin 1992, S. 436.

[192] ebd., S. 436.

[193] vgl. http://www.sbv-fsa.ch/termkal/dunkelzelt/de/dunkelzelt.htm vom 9.6.2005.

[194] Kontakt unter www.odilien.at.

[195] Kontakt unter www.blindekuh.ch.

[196] vgl. THALLER, Renate: bar. restaurant. kultur. bildung im dunkeln. Stiftung Blind-Liecht. In: SPZ Odilien-Institut: ...genauso genommen. CD. Graz 10/2004.

[197] http://www.absv.de/zum_aktualisieren/PS050902.htm vom 9.6.2005.

[198] vgl. THALLER, Renate: bar. restaurant. kultur. bildung im dunkeln. Stiftung Blind-Liecht. In: SPZ Odilien-Institut: ...genauso genommen. CD. Graz 10/2004.

[199] ebd.

[200] www.odilien.at

[201] INTEGRATION : ÖSTERREICH / BEATE FIRLINGER [HRSG.]: Buch der Begriffe.

Sprache Behinderung Integration. Wien 2003, S. 80.

[202] http://www.dialog-im-dunkeln.de vom 20.12.2004.

6 EMPIRISCHER TEIL

6.1 Zielsetzung der empirischen Erhebung

Zu Beginn meiner wissenschaftlichen Arbeit zum Thema "Lebenswelten blinder Menschen" stellten sich aufgrund von Erfahrungen durch meine berufliche Tätigkeit eine ganze Menge Fragen. Ansatzweise konnten diese schon in der Literaturarbeit beantwortet werden, teilweise blieben sie jedoch noch offen, weil die wahren ExpertInnen zum Thema Blindheit sicherlich unter den Betroffenen zu finden sind.

Hier die Fragen und Themen, die durch die beiden Methoden Literaturarbeit und empirischer Erhebung zur Bearbeitung kamen:

  • Wie sieht der Zugang zu Bildung für Menschen mit Blindheit heute aus?

  • Welche geebneten Wege gibt es bereits? Welche Hürden gibt es heute?

  • Blindheit und Bildung - gibt es Veränderungen in den letzten Jahrzehnten insbesondere in der beruflichen Ausbildung?

  • Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

  • Wie blindenfreundlich ist die Welt der Sehenden? Wie geht es Menschen mit Blindheit?

  • Welche Grundbedürfnisse und Wünsche bleiben unerfüllt?

  • Was bedeutet Integration bzw. Inklusion für blinde Menschen?

6.2 Design und Methode der Untersuchung

Ich entschied mich für eine qualitative Untersuchungsmethode, um die Fragen möglichst umfassend und exakt bearbeiten zu können. Weiters war mir das Augenmerk auf das Individuelle und Spezifische ein besonderes Anliegen.

Dabei orientierte ich mich an Lamnek, der diese Forschungsmethode folgender Maßen umschreibt: Die qualitative Forschung bevorzugt eher eine gezielte Auswahl. Diese ergibt sich aus der theoretischen Vororientierung. Das theoretical sampling setzt voraus, dass der Forschende weiß, worauf er seine Aufmerksamkeit zu richten hat. Danach wählt er seine "Versuchspersonen" aus. Er sucht sich insoweit "repräsentative" Fälle heraus, als diese geeignet erscheinen, seine Forschungsfrage zu beantworten.

Zufallsstichproben können nur dann sinnvoll gezogen werden, wenn vorher die Grundgesamtheit sachlich-inhaltlich, zeitlich und örtlich abgegrenzt ist.[203]

"Da eine solche gezielte Auswahl immer auch willkürlich ist (...), kann der Forscher nie wissen, ob er nicht eine selektive, eine verzerrte Auswahl vorgenommen hat. Deshalb sind Generalisierungen problematisch. Mithilfe von theoretical sampling ist es aber möglich, generalistische Existenzaussagen zu machen, Hypothesen zu entwickeln, Typen zu konstruieren, Gemeinsamkeiten festzustellen, Strukturen zu entdecken, etc. Über deren Verteilung und Häufigkeiten sind keine Aussagen möglich; dies wäre weiteren quantitativ-repräsentativen Untersuchungen vorbehalten."[204]

In der qualitativen Sozialforschung sind die Schwerpunkte das Verstehen, die Theorieentwicklung, die Identifikation, das flexible und ganzheitliche Vorgehen, die Datennähe, die Gemeinsamkeiten, die explikative Datenanalyse und das niedrige Messniveau.[205]

6.3 Untersuchungsmethode

Bei der Auswahl der Untersuchungsmethode war es mir ein Anliegen, dass es einen persönlichen Kontakt von der Leiterin der Untersuchung zu den TeilnehmerInnen der Untersuchung gibt.

Laut Lamnek ist das qualitative Interview eine der besten Wege bei den Untersuchungsmethoden - quasi der Königsweg.[206]

Aber noch besser sei die teilnehmende Beobachtung. Allerdings gibt es dabei eine Schwierigkeit: nämlich den Zugang in das soziale Feld, mit der Absicht zu beobachten. Daher gewinnt das qualitative Interview immer mehr an Bedeutung.

Was bedeutet der Begriff Interview? Interview kommt aus dem Französischen "entrevue" und bedeutet "verabredete Zusammenkunft" bzw. "einander kurz sehen", "sich begegnen".[207]

"Das Interview ist nämlich eine Gesprächssituation, die bewußt und gezielt von den Beteiligten hergestellt wird, damit der eine Fragen stellt, die vom anderen beantwortet

werden."[208]

Allerdings merkt Lamnek kritisch an, dass es dabei zu einer Asymmetrie in der Frage-Antwort-Zuweisung kommt. Durch Empathie und die sehr offene und freie Gestaltung der Interviewsituation mildert sich diese vorhandene Asymmetrie.

Nach der Entscheidung, die Methode des qualitativen Interviews anzuwenden, musste die Entscheidung getroffen werden, welche Art der Befragung genützt werden soll. Nach dem Abwägen von Vor-und Nachteilen fiel meine Wahl auf die halbstandardisierte Befragung mit Interviewleitfaden. Ein Interviewleitfaden kam mir deshalb sehr günstig vor, da ich kaum Interviewerfahrung hatte und somit leichter zu einem Ergebnis kommen konnte.

Einen Vorteil sah ich in der Flexibilität und Dynamik der Interviews, da die Reihenfolge und Formulierung der Fragen vom Interviewer selbst bestimmt werden können. Vorteile sah ich im qualitativen Interview auch, weil dieses mündlich und persönlich ist. Die Fragen sind offen und lassen somit den InterviewpartnerInnen Raum. Sehr positiv empfand ich auch, dass es sich hierbei um eine Einzelbefragung handelt und somit auf jede/n einzelne/n der Befragten eingegangen werden konnte.[209]

Auch was die Anpassung der Sprache betraf, erwies sich als Vorteil, da zwei von meinen sechs Interviews mit deutschen StaatsbürgerInnen stattfanden (unterschiedliche Begrifflichkeiten: Pflegegeld / Blindengeld bzw. Bundessozialamt / Integrationsamt). Abschließend möchte ich noch als erheblichen Vorteil anführen, dass die Interviews im alltäglichen Milieu der Befragten erfolgten, um eine möglichst natürliche Situation herzustellen und authentische Informationen zu erhalten.

6.4 Interviewleitfaden

Da es sich bei meiner Forschungsarbeit um eine halbstandardisierte Befragung handelt, habe ich einen Interviewleitfaden entwickelt. Dieser Leitfaden dient der Gestaltung des Interviews, wobei und dem / der InterviewerIn die Reihenfolge und Formulierung der Fragen im Wesentlichen selbst überlassen bleibt.[210]

Der entwickelte Leitfaden ist in acht Themengebiete eingeteilt, die die Lebenswelt der InterviewpartnerInnen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet: der erste Teil widmet sich der "Bildung" und im speziellen der "Ausbildung", der zweite der persönlichen "Mobilität" - ein Thema, das gerade bei blinden Menschen eine besondere Bedeutung hat. Der nächste Fragenteil umreißt das Thema "Arbeits-bzw. Studienplatz". Danach richtet sich der Blickwinkel auf die "Freizeit" und im Speziellen auf die "Freizeit und das Engagement". Ein Fragenblock befasst sich mit dem Themenkreis "Familie". "Hilfsmittel", die im privaten und / oder im beruflichen Kontext verwendet werden, werden anschließend behandelt. Den Abschluss bildet der Bereich "Verhältnis sehende Menschen - blinde Menschen".

Der Interviewleitfaden ist im Anhang eingefügt.

6.5 Die Stichprobe

Eingangs möchte ich eine Begriffsklärung zu den Termini "Stichprobe", "Repräsentativität" und "Zufallsstichprobe" vornehmen, um anschließend eine nähere Ausführung über die im empirischen Teil zur Anwendung gekommene Stichprobe vorzunehmen. Was bedeutet der Begriff "Stichprobe"?:

"Herausgegriffene Teilmenge, von der man auf die Gesamtmenge bzw. die darin herrschende Merkmalsverteilung schließen kann."[211]

Sehr wesentlich bei der Auswahl einer Stichprobe ist, auf die Repräsentativität zu achten: "Eigenschaft von Zufallsstichproben, die die Struktur der Gesamtheit, aus der sie entnommen wurden, widerspiegeln. Schlüsse von einer => Stichprobe auf die Gesamtheit erfordern eine Zufallsauswahl, bei der sich der Stichprobenfehler berechnen läßt und bei der jedes Element die gleiche Chance hat, in die Auswahl zu gelangen."[212] Eine Begrifflichkeit, die im Zusammenhang mit der Stichprobe zur Anwendung kommt, ist die Zufallsstichprobe oder auch statistical sampling genannt: "Auswahl einer Teilmenge aus einer Grundgesamtheit derart, daß jedes ihrer Elemente die gleiche Chance hat, in die Auswahl zu gelangen."[213]

Die Grundgesamtheit meiner Arbeit waren alle Menschen, die geburtsblind sind, die keine Zusatzbehinderung aufweisen und die sich im erwerbsfähigen Lebensalter befinden. Letzteres bedeutet, dass sie den derzeitigen Förderrichtlinien des Arbeitsmarktservices entsprechen. Nicht gemeint waren somit Menschen, die sich bereits in einer Form von Pension (z.B. Invaliditätspension, Berufsunfähigkeitspension, Alterspension) befanden. Es sollten auch beide Geschlechter zu gleichen Teilen berücksichtigt werden.

6.5.1 Auswahl der InterviewpartnerInnen und Durchführung der Interviews

Der Zugang zu den InterviewpartnerInnen gestaltete sich für mich eher unkompliziert, da ich mit blinden Menschen im beruflichen Kontext arbeite und somit Verbindungen über Betroffene und auch über Schlüsselkräfte aus diesem Fach habe.

Ich knüpfte folglich die Kontakte über Organisationen der Zielgruppe Blind oder auch über Privatpersonen. Blinde Menschen sind generell sehr gut vernetzt und kennen sich teilweise auch grenzüberschreitend, was mir den Zugang zu unbekannten potentiellen InterviewpartnerInnen erleichterte.

Die Kontaktanbahnung erfolgte via Telefon oder via Email. Einige der mir genannten Personen schieden wieder aus, da diese das Kriterium geburtsblind nicht erfüllten oder nicht mehr dem Arbeitsmarkt zur Verfügung standen.

Mein Ziel war es, die InterviewpartnerInnen aus drei unterschiedlichen Städten zu rekrutieren. Das Kriterium "Städte mit einem recht gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetz" (Straßenbahnen, Busse, ev. U-und S-Bahnen) war mir sehr wichtig, um eine ähnliche Mobilitätschance für alle Interviewpersonen vorzufinden. Ich wählte die Städte Graz und Wien, da sich in beiden auch eine Blindenschule mit Ausbildungsstätte befindet. München bot sich als dritte Stadt sehr gut an, da es dort ebenfalls eine gute Infrastruktur am Blindensektor gibt und diese Blindenorganisationen schon seit geraumer Zeit Verbindungen zu österreichischen Blindeneinrichtungen pflegen. Da es bei meiner Erhebung um die systematische Auswahl von TeilnehmerInnen ging, kam die Methode "theoretical sampling" zur Anwendung. Dabei wurde auf die Verteilung der Geschlechter geachtet, was bedeutet, dass drei Frauen und drei Männer letztlich aus der Grundgesamtheit ausgewählt wurden. Bei der Auswahl der "typischen Fälle" sollten verschiedene Berufsausbildungen sowie unterschiedliches Bildungsniveau berücksichtigt werden. Die Idee, geburtsblinde Personen auch mit Blindenführhund zu finden, war für mich nicht umsetzbar (siehe auch Kapitel 4.2.5, S. 83).

Die Bereitschaft und das Interesse, an dieser Arbeit in Form eines Interviews mitzuwirken, waren von allen TeilnehmerInnen von Anfang gegeben. Nachdem die Kontakte zu den Befragten geknüpft waren, wurden Termine und Örtlichkeiten für die Interviewdurchführung vereinbart.

Was den Zeitrahmen der sechs Interviews betrifft, wurden diese innerhalb von vier Wochen in drei Städten geführt und digital auf Tonband aufgezeichnet. Das Probeinterview war zugleich die erste Befragung, war das kürzeste Interview und dauerte 34 Minuten und 3 Sekunden. Das längste Interview dauerte 1 Stunde 19 Minuten und 27 Sekunden und war zugleich das letzte. Zeitlicher Rahmen und Abfolge der Interviews:

  1. Interview: 18.11.2004 - Dauer: 34:3, männlich, Graz

  2. Interview: 19.11.2004 - Dauer: 37:55, weiblich, München

  3. Interview: 19.11.2004 - Dauer: 28:42, männlich, München

  4. Interview: 01.12.2004 - Dauer: 44:23, weiblich, Graz

  5. Interview: 14.12.2004 - Dauer: 51:27, männlich, Wien

  6. Interview: 14.12.2004 - Dauer: 1:19:27, weiblich, Wien

Die durchschnittliche Interviewdauer bei den Frauen betrug knapp 54 Minuten und die der Männer 38 Minuten. Signifikante Unterschiede der durchschnittlichen Interviewlänge lassen sich zwischen Wien (65 Minuten) und München (33 Minuten) feststellen. Nun ein kurzer Überblick zu den demografischen Daten: Die TeilnehmerInnen waren alle im erwerbsfähigen Alter. Was den Familienstand angeht, so waren eine Frau und zwei Männer ledig sowie zwei Frauen und ein Mann verheiratet. Zu erwähnen ist, dass alle verehelichten Personen mit einem sehenden Partner verheiratet sind.

Was die Schulbildung der InterviewpartnerInnen betrifft, hat eine Person einen Universitätsabschluss (zwei Personen streben diesen in der nächsten Zeit an), zwei Personen Maturaabschluss mit aufbauendem Lehrgang sowie drei mit Grundschulabschluss und mit fertiger Berufsausbildung. Aufgrund des Lebensalters haben fünf von sechs Personen zumindest die Grundschule in einer Blindeneinrichtung besucht, eine einzige Person wurde von Anfang integrativ beschult. Allerdings ist zu erwähnen, dass drei der Befragten in einen Regelkindergarten gingen.

Vier von den sechs interviewten Personen (zwei Frauen und zwei Männer) sind in einem traditionellen Blindenberuf beschäftigt. Ein Mann ist aufgrund seines Lebensalters noch in der beruflichen Ausbildung - technisches Universitätsstudium - und eine Frau ist Assistentin im Rahmen des öffentlichen Dienstes.

Nun zu den Örtlichkeiten der Interviews: drei Befragungen fanden in Büros von Behinderteneinrichtungen statt, eine Befragung in einem Konferenzzimmer einer Schule, eine Befragung im Wohnzimmer einer privaten Wohnung sowie eine Befragung im Büro an der Arbeitsstelle der Interviewpartnerin.

Sehr ideal erschienen mir die Büros von Behinderteneinrichtungen, da diese für alle Beteiligten zentral und gut erreichbar waren. Weiters war absolute Ruhe bei den Interviews gewährleistet. Ebenso erwies sich der private Rahmen der Interviewpartnerin als sehr ideal. Eher ungünstig zeigten sich die beiden Räume an den Arbeitsplätzen wie das Konferenzzimmer einer Schule oder das Büro an der Arbeitsstelle. Diverse Störfaktoren von außen waren nur sehr schwer abwendbar: KollegInnen, die kurz vorbeikamen oder Informationen, die genau zu diesem Zeitpunkt weitergegeben werden mussten. Ich denke, dass diese Unterbrechungen den Fluss der Interviews sowohl bei den InterviewpartnerInnen als auch bei der Interviewerin etwas beeinträchtigten.

Name

Wohnort

Geb.-Jahr

Blindheit

Familienstand

Beruf

Herr Z.

Graz

1984

seit Geburt

ledig

Student

Frau F.

München

1962

seit Geburt

ledig

Telefonistin in der Kundenbetreuung

Herr U.

München

1973

seit Geburt

ledig

Telefonist bei einer Versicherungsanstalt

Frau B.

Graz

1954

seit Geburt

verheiratet

Heilmasseurin

Herr S.

Wien

1955

seit Geburt

verheiratet

Lehrer

Frau R.

Wien

1969

seit Geburt

verheiratet

Referentin im öffentlichen Dienst

6.6 Auswertungsmethode

Was die Auswertung betrifft, so orientierte ich mich an der "Qualitativen Inhaltsanalyse" nach Mayring. Es herrschen immer noch große Vorbehalte gegen die qualitative Forschung. Mangelnde intersubjektive Nachvollziehbarkeit, Verletzung klassischer Gütekriterien wie Objektivität und Reliabilität und unzureichende Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse sind oft gebrauchte Einwände.

Die qualitative Inhaltsanalyse lässt sich folgendermaßen umschreiben: "Die Analyse von Material, das aus irgendeiner Art von Kommunikation stammt. Inhaltsanalyse beschäftigt sich längst nicht nur mit der Analyse des Inhalts von Kommunikation. Denn auch formale Aspekte der Kommunikation wurden zu ihrem Gegenstand gemacht."[214]

Was ist das Besondere der sozialwissenschaftlichen Inhaltsanalyse?

  • Inhaltsanalyse hat die Kommunikation zum Gegenstand, also die Übertragung von Symbolen.

  • Die Kommunikation liegt protokolliert vor. Gegenstand der Analyse ist somit fixierte Kommunikation.

  • Die Inhaltsanalyse will systematisch vorgehen und meint damit keine freie Interpretation.

  • Die Analyse läuft nach expliziten Regeln ab.

  • Eine gute Inhaltsanalyse geht theoriegeleitet vor.

  • Inhaltsanalyse will das Material nicht ausschließlich für sich analysieren.

  • Inhaltsanalyse will Rückschlüsse auf bestimmte Aspekte der Kommunikation ziehen, Aussagen über den "Sender" (z.B. dessen Absichten), über Wirkungen beim "Empfänger" o.ä. ableiten.[215]

Mayring differenziert drei Grundformen des Interpretierens:

  • Zusammenfassung:

Das Ziel dieses ersten Auswertungsschrittes ist es, das vorhandene Material so zu reduzieren, dass nur wesentliche Inhalte als Reduktion zusammengefasst werden. Die Arbeitsschritte umfassen dabei das Paraphrasieren, danach das Generalisieren bis hin zur Reduktion in die Kategorien.

  • Explikation:

Im weiteren Schritt wird zu den Kategorien zusätzliches Material herangetragen, um das Verständnis zu erweitern, um die Textstelle zu erläutern, zu erklären und auszudeuten.[216]

  • Strukturierung:

"Schließlich würde ich versuchen, den Felsbrocken aufzubrechen, um einen Eindruck von seiner inneren Struktur zu bekommen. Ich würde versuchen, einzelne Bestandteile zu erkennen, den Brocken zu vermessen, seine Größe, seine Härte, sein Gewicht durch verschiedene Messoperationen feststellen."[217]

Die Auswertung und Analyse qualitativer Interviewdaten lässt sich laut Lamnek in vier

Phasen unterteilen.

Phase 1: Die Transkription

  • Das mitgeschnittene Datenmaterial, wird durch Abtippen in eine lesbare Form gebracht.

  • Es werden nicht nur die gesprochenen Sätze transkribiert, sondern es müssen Regeln für die Behandlung nonverbaler Aspekte des Gesprächs für kürzere und längere Pausen, Lachen, Räuspern, Unterbrechungen und ähnliches ausgearbeitet werden.

  • Verbesserung von Tipp- und Hörfehlern sowie Anonymisierung der Namen und ähnlicher Daten.

  • Hinzufügung sozialstatistischer Daten oder biographischer Besonderheiten.

  • Durchlesen der Transkripte, um Unklarheiten, Widersprüchlichkeiten oder Unstimmigkeiten zu entdecken und soweit sinnvoll möglich, diese zu beheben.

Phase 2: Die Einzelanalyse

  • Durch Entfernen von Nebensächlichkeiten aus den Transkripten und Hervorheben von zentralen Passagen entsteht ein neuer, stark reduzierter und konzentrierter Text.

  • Dieser Text wird kommentiert und bewusst wertend integriert zu einer ersten Charakterisierung des jeweiligen Interviews.

  • Besonderheiten und Charakteristika werden mit wörtlichen Passagen des Interviews verknüpft.

Phase 3: Generalisierte Analyse

  • Durch das Zusammenführen der einzelnen Interviews soll zu allgemeineren (theoretischen) Erkenntnissen gekommen werden.

  • Unter Bezugnahme von unterschiedlichen Typen von Befragten, Informationen, ... auf die konkreten Einzelfälle erfolgt eine Interpretation.

Phase 4: Kontrollphase

  • Um Fehlinterpretationen auszuschließen, wird die vollständige Transkription zu Rate gezogen.

  • Bei Unsicherheit werden Originalaufnahmen nochmals abgehört.

  • Bei Teamarbeit werden Befunde und Interpretationen gegenseitig ausgetauscht und diskutiert.[218]

6.7 Ergebnisse der empirischen Erhebung

Die Transkription der sechs Interviews wurde innerhalb eines kurzen Zeitraums nach Interviewführung von der Interviewerin selbst gefertigt, um Verständnisprobleme oder mögliche Fehlerquellen sehr gering zu halten. Unklarheiten wurden mittels zweier Emails bereinigt. Im Folgenden präsentiere ich die Resultate meiner Interviews in Verknüpfung mit Auszügen aus der Literatur: Mein Interviewleitfaden ist in acht Themengebiete unterteilt und nach dieser Gliederung nehme ich auch die Darstellung der Ergebnisse vor.

6.7.1 Bildung / Ausbildung

Laut Duden wird der Begriff Bildung wie folgt definiert: [...] 1. <o. Pl.> a) das Bilden (5), Erziehung; die Schule vermittelt vielseitige Bildung; eine vorzügliche Bildung erhalten, genossen haben [...].[219]

Hörster beschreibt in seinem Beitrag "Bildung" unter anderen folgenden Ansatz: "Auch wenn der fortwährende Wandel der Wissenschaft, der wirtschaftlich sozialen Umwelt, der modernen Kommunikationsmittel und des Bildungswesens selbst manchen nach gegenmodernen Haltepunkten greifen lässt, so kann man Bildung heute schlechterdings nicht mehr auf die enge ‚höhere', eventuell gar mit Idealen der griechischen Antike versetzten Kultur als das Medium ihrer Verwirklichung beziehen. [...] Die einzige universelle Grundlage, auf die Bildung gestellt werden könne, bestehe in der Einsicht, dass, da sie selbst geschichtlich sei, ihr immer auch Willkürliches anhafte."[220]

Mit der Begrifflichkeit Bildung ist die des Lernens verknüpft. Lernen kann unterschiedliche Arten des Lernens umfassen. Treml widmet sich in einem Artikel vier Arten des Lernens: Leben heißt Lernen, Lernen aus Erfahrung, Lernen durch Gewöhnung und bewusstes Lernen. [...] Lernen wissenschaftlich definiert: "Unter Lernen verstehen wir alle nicht direkt zu beobachtenden Vorgänge in einem Organismus, vor allem in seinem zentralen Nervensystem (Gehirn), die durch Erfahrung (aber nicht durch Reifung, Ermüdung, Drogen o.ä.) bedingt sind und eine relativ dauerhafte Veränderung bzw. Erweiterung des Verhaltensrepertoires zur Folge haben. Mit anderen Worten: Lernen ist eine erfahrungsbedingte Veränderung der Möglichkeit eines lebenden Systems, in einer Umwelt einen Zustand einnehmen zu können."[221]

Wie wurde und wird Bildung und Lernen von den InterviewpartnerInnen wahrgenommen? Lernen ist Aneignung von wichtigem Wissen. Wesentlich ist die Unterscheidung von wichtigem Schulwissen und grundlegendem sowie spezialisiertem Uni-Wissen. (vgl. K'1)

E.: [...] einfach Wissen aufnehmen, Wissen, was für mich wichtig ist. [...] In der Schul war's so, du hast irrsinnig viel Wissen eintrichtert kriegt im Prinzip, wo du einiges vielleicht nie mehr brauchst, einiges ist ganz wichtig, wenn es da ist, in punkto Allgemeinwissen und so weiter, es ist nicht schlecht. Und a paar Sachn sind auch schon wichtig gewesen fürs Studium - also ein bisserl vorgreifend - [räuspert sich] und jetzt im Studium spezialisiert man sich im Prinzip schon a bissl. Man schaut amal was interessiert mi jetzt. [...] Und dann geht man das einmal allgemein an, so wie es bei uns ist, dann spezialisierst dich wieder auf ein gewisses Gebiet und [...] und da muss man eben schauen, dass man da irrsinnig viel Wissen jetzt schon beim Allgemeinen außerholt, weil das dann wichtig ist fürs Leben, das darf ich nicht mehr vergessen.

Die Aneignung von Wissen steigert auch die Chancen im beruflichen Fortkommen. (vgl. K´5)

Frau F.: Lernen. Ja, Lernen ist wichtig, weil je mehr ich lerne, desto mehr Wissen kann ich mir aneignen. Desto größer sind die Chancen, meint man, beruflich weiter zu kommen.

Schulisches Lernen machte den Befragten auch Freude und war für sie interessant. (vgl. K´12)

Herr U.: Die Möglichkeit weiterzukommen im Leben. [...] Ich hab mir immer sehr leicht getan beim Lernen. Lernen war für mich nie eine Qual. Es war eigentlich immer schön, weil das eigentlich immer weiterging. [...] Frau R.: [...]Ah [...] jetzt kann ich sagen, es war soweit okay. Also ich kann sagen okay. Mathematik war immer etwas, was ich nicht gemocht habe. [...] und die Schule war nie ein Hindernis. Ja, der Schulalltag war okay. Ich möchte nicht sagen, dass er wunderbar war, aber es war nicht irgendwie mühsam, schlecht.

Lernen kann aus verschiedenen Sichtweisen fokussiert werden wie tagtägliches Lernen, lebenslanges Lernen und bewusst etwas Neues lernen. (vgl. K´14)

Herr S.: [...] Lernen [...] - beim Lernen gibt es mehrere Sichtweisen für mich - einerseits ist für mich Lernen das tägliche Lernen - also durch Begegnungen, durch Erfahrungen, natürlich auch durch Wissenserwerb, aber einfach die, das - ah [...] - mit wacher Aufmerksamkeit durch die Welt zu gehen und [...] das, was für mich wichtig scheint aufzunehmen und möglichst zu behalten.

Das Thema integrative und segregative Beschulung wurde von allen Befragten zur Sprache gebracht.

"Was die freie Wahl einer schulischen Bildung betrifft, ist es im 21. Jahrhundert immer noch nicht selbstverständlich, als blinde Person zu allen Bildungsanstalten automatisch Zugang zu haben."[222]

"Normal wäre es, das Kind in das Blindeninternat zu bringen. Trotzdem [...]"[223]

Wie vielschichtig "Integration" ist, kann nach Nirje durch die sechs verschiedenen Ebenen aufgezeigt werden: Räumliche Integration, Funktionale Integration, Soziale Integration, Personale Integration, Gesellschaftliche Integration und Organisatorische Integration.[224] Schulische Integration bedeutet wie bereits erwähnt eine Herausforderung und einen Mehraufwand für die Unterrichtenden, für die MitschülerInnen, für die / den SchülerIn mit Behinderung sowie auch für deren/dessen Familie. Es bedarf einer sorgfältigen Planung und einer permanenten Absprache für alle Beteiligten, um eine "geglückte Integration" zu erzielen. (vgl. K´10)

Frau F.: [...] Es kommt halt a drauf an, wie begabt is' n Kind, was hat man für'n Umfeld, hat man Eltern, die sich damit befassen können - also es hängt da sicher viel Freizeit a mitdrin, was die Eltern da aufopfern müssen - also, wenn sie eher möchten, dass ihr Kind integriert beschult wird, dann müssen sie sicherlich einiges dazu beitragen.

Die integrative Weiterbildung stellt für den/die SchülerIn spezielle Herausforderungen

z.B. bei der Aufbereitung von Lernunterlagen oder auch bei der Organisation der Verpflegung. (vgl. K´6)

Frau F.: [...] fingen die Probleme schon an, ich musst ma dann irgendwie die Lehrbriefe besorgen. Einscannen kann man sie nicht, es ist viel Grafik drin, [...] Es war halt bloß des Problem, weil H. ist natürlich jetzt keine Blindeneinrichtung, also gibt´s sicher Buffet und [...] - also bin ich da auf Hilfe von andern einfach angewiesen.

Die integrative bzw. segretative Beschulung wird von den Interviewten unterschiedlich

gesehen. Einerseits werden die integrative Beschulung und die integrative Weiterbildung bevorzugt. (vgl. K´9)

Frau F.: Also [...], ich finde integrativ [hustet] [...] ist in jedem Fall besser, aber [...] ich weiß halt nicht, ob das machbar ist; [...] dann kann man überlegen, inwieweit integratives Beschulen sinnvoller ist; integriertes Beschulen. Also so seh ich´s. Also, ich würd's gern ab der ersten Klasse mir wünschen, aber ich glaub einfach net, dass es machbar ist. [...]

Wichtig diesbezüglich ist noch anzumerken, dass das integrative Unterstützungsnetz

in den österreichischen Bundesländern unterschiedlich gut ist. (vgl. K´15)

Herr S.: [...] Weil, ah [...], die Unterstützung in Österreich nicht überall in gleicher Weise gewährleistet ist. Also z.B. Niederösterreich ist - also wirklich - da gibt's ein paar Inseln, wo es Stützlehrer gibt, ja und der Rest ist halt Niemandsland. Aber es gibt eben andere Bundesländer wo das sehr, sehr gut funktioniert.

Andererseits sprechen auch Gründe für die Spezialschule. Die Spezialschule mit Internatsunterbringung fördert die Loslösung von zuhause, die integrative Beschulung fördert soziales Lernen. Beide Beschulungsformen haben somit Daseinsberechtigung.

(vgl. K´4)

E.: [...], dass ich eben integriert worden bin, von Anfang bis zum Schluss [ahm ...] und mir ist es dabei irrsinnig gut gegangen und dadurch kann ich nur sagen, es ist wichtig, dass es beides, denn gewisse Leute tun sich eben in der Spezialschule leichter, was vielleicht nicht so schlecht ist, dass sie aus dem Umfeld rausgerissen werden, von daheim, von den Eltern wegkommen vielleicht.

Das Internatsleben begünstigt die geistige Reife und bewirkt eine größere Resistenz

und Robustheit. (vgl. K´11)

Frau F.: [...] Und da gibt´s eigentlich wenige, ich wüsst eigentlich net, dass es so ganz so viele gibt, also - ah [...], man ist halt durch das Nichtsehen schon gehandicapt. Ja, was ich halt glaube ist, aber das ist halt a was, was einen halt irgendwo prägt, dass man durch diese Internatszeit irgendwo ein bissl selbstständiger geworden ist. Geistig selbstständig. Also, wenn ich mir so manchmal manche Leute anschau, wie die sich aufregen über Kleinigkeiten, wo ich sag da [...] red ich ja gar net drüber, des löst ma halt einfach irgendwie, oder zum Beispiel heut hab ich wieder eine Diskussion mit meiner Kollegin gehabt [...]

Das Internat kann jedoch auch den Trennungsschmerz von zuhause bedingen. (vgl.

K´18)

Herr S.: Ah [...], mir ist auch klar, dass die Trennung von zuhause ein Problem ist. Ich muss sagen, ich habe nicht besonders stark darunter gelitten. Ah [...], ich bin alle 14 Tage nach Hause gefahren, ahm [...], ich hab gewusst, ahm [...], dass wenn ich nach Hause komme, sich meine Eltern, also um mich kümmern, dass ich also hier gern gesehen bin und gut aufgehoben bin in der Familie und es hat mir die Sicherheit auch gegeben.

Weiters wurde der Aufenthalt in Blindenschulen als eher fremdbestimmt wahrgenommen. (vgl. K´7)

Frau F.: [...] - so manchmal, wenn ich da noch so nen Lehrer erwischen würde, dem müsst ich echt die Meinung sagen, weil [...] - weil, ma ist dort irgendwo fremdbestimmt gewesen, das muss man ganz ehrlich sagen. Also, wenn ich überlege so ich bin 68 erstmal in W. eingeschult worden, da warn noch Klosterschwestern - also, was da oft abgelaufen ist, kann ma sich also - kann ma sich gar net vorstellen. Also des war [...] irgendwo, was sogar schon als Kind schon hast ertragen müssen - und [...] - ich weiß nit, also des [...] ja [...].

"Bei diesen blindenspezifischen Berufsausbildungsgängen standen blinden-pädagogische Gesichtspunkte im Vordergrund. Der Blindenlehrer wurde auch zum Fachmann

für die Berufsausbildung. Das brachte die Gefahr mit sich, dass nicht immer die Fachkompetenz für die fachpraktischen Anteile der Berufsausbildung, die sich an den Anforderungen des späteren beruflichen Einsatzortes zu orientieren hätten, gesichert

war."[225]

Ausbildungsangebote an Blindenschulen sind nicht aktuell und neue Techniken werden nicht genützt. (vgl. K´8)

Frau F.: [atmet durch] [...], die haben viel zu lange Telefonisten, die haben immer bloß Telefonisten und Schreibkräfte ausgebildet, so ungefähr, des reicht ja für die, des war die einfachere Variante, man hat sich nie überlegt, was könnte man sonst noch machen [atmet durch] [...], ich mein, gut, jetzt sind die technischen Möglichkeiten natürlich besser, wie vor 20 Jahren, aber [atmet durch] [...] die bilden ja im [...] immer noch Telefonisten aus. Es braucht doch kein Mensch mehr ´nen Telefonisten. Es sind - wenn, dann sind das Mischarbeitsplätze, reine Telefonisten gibt´s ja nicht mehr. [...] Ich glaube es liegt auch daran, weil die die Schüler halten wollen. [...] Die wolln ja schließlich auch ihre Arbeitsplätze sichern.

Eine mögliche Lösungsidee kann der Besuch der Grundschule in der Blindenschule

und danach die die integrative Beschulung darstellen. (vgl. K´17)

Herr S.: [...], und ich denke, dass das ab dem 15. Lebensjahr so in Ordnung ist. Also für mich wäre das Ideal einer Beschulung eben wirklich so, dass die ersten Jahre in einer Spezialschule verlaufen und dass man dann in die Integration geht. Wie lange das ist, das kann und könnte ich nicht beurteilen.

Integration kann aber durchaus glücken und sich auf alle Schulbereiche beziehen. (vgl.

K´2)

E.: Mhm. Punkto Schule. Ich bin in die Volksschule A. gegangen, ich war damals der erste Blinde, was eben integriert worden ist. [mhm] Bin dann in die Hauptschule nach K. und dann weiter ins B. in K. und hab dann in der Mindestzeit von 12 Jahren eben maturiert, also insgesamt Schulzeit. Und bin eben jetzt [...] an der [...] Universität und studiere S. und W.s.

Anmerkung: Ich kenne aus der Praxis viele gelungene Integrationsbeispiele! [226]

6.7.2 Mobilität

Wie wesentlich die Mobilität auch für blinde Menschen ist, beschreiben Knoll und Ertl: "Mobilität ist eine unerlässliche Anforderung an die Mitglieder unserer heutigen modernen Gesellschaft. Eingeschränkte Mobilität bedeutet für die davon betroffenen Menschen oftmals eine massive Beeinträchtigung ihrer beruflichen und gesellschaftlichen Möglichkeiten."[227]

Als Grundvoraussetzung für eine gute Mobilität von blinden Menschen gilt ein Training aus Orientierung und Mobilität. "Nach erfolgreich absolviertem Mobilitäts- und Orientierungstraining stehen sehgeschädigten Menschen, abgesehen von der Begleitung anderer, im Wesentlichen zwei Hilfsmittel zur Verfügung. Dies sind zum einen der Langstock, der vom Großteil der Betroffenen verwendet wird zum anderen der Blindenführhund."[228]

"Eine mögliche Enthüllungsmethode für das Individuum ist es, freiwillig ein Stigma-Symbol zu tragen, ein äußerst sichtbares Zeichen, das seinen Fehler öffentlich bekannt gibt, wo immer es sich befindet. Es gibt zum Beispiel (...) partiell Blinde, die einen zusammenklappbaren weißen Stock bevorzugen."[229]

Auf die Frage, wie die InterviewpartnerInnen ihre persönliche Mobilität einschätzen, gibt es folgende Antworten: Die eigene Mobilität in Verbindung mit dem Langstock wird positiv gesehen. (vgl. K´20)

E.: Ja, das ist schon okay. [...] Es gibt sicherlich Leute, die noch mobiler sind wie ich, gibt's auf jeden Fall, aber [...] das passt, denk ich, schon ganz guat.

Eine Pionierin als Nutzerin des Mobilitätstrainings in Österreich meint, dass ein Langstock nur mit Mobilitätstraining sinnvoll ist. (vgl. K´25)

Frau B.: Ja, gut. Ich habe ein Mobilitätstraining gemacht. Es ist jetzt natürlich auch schon länger her und seitdem fühle ich mich überhaupt sehr sicher. [...] Ich bin vorher schon allein herumgegangen ohne Stock - ich hab´s einmal probiert einmal allein mit Stock - und da hab ich nix damit anfangen können. Wenn man wirklich keine Technik hat, dann fuchtelt man nur herum und es bringt einem gar nix. [lacht] Und da hab ich mich schon oft sehr unsicher gefühlt - überhaupt Wege, die ich nicht so gekannt habe - aber seit dem Mobilitätstraining fühle ich mich sehr sicher. [...] [...] vielleicht so 15, 20 Jahre. [lacht] 20 Jahre, vielleicht[...]. In G. hat es damals noch gar keinen Trainer geben. [...] Der ist von Deutschland kommen, damals, ich glaub meine [...] und ich waren fast die ersten, die das gemacht haben.

Die eigene Mobilität ohne Nutzung des Langstockes wird trotz Blindheit als gut empfunden. Die richtige Motivation für ein Langstocktraining fehlte bislang. (vgl. K´28)

Herr S.: Ah [...], ich fühle mich - ah [...] - gut mobil, nicht sehr gut mobil, weil ich gerne noch mehr mobil sein könnte oder wollte. [...] Ein Kuriosum noch zu mir, aber das darf man fast nicht in die Arbeit schreiben, ich verwende auch keinen Blindenstock.

Mobilität kann auch im Sinne von Interesse an taktilem Kartenmaterial und vom Nutzen technischer Navigationshilfen gesehen werden. (vgl. K´27)

Herr S.: Ich beschäftige mich sehr, erstens einmal mit Landkarten, mit tastbaren, wir produzieren da ja an der Schule die tastbaren Stadtpläne für W. derzeit, und das ist ein großes Erlebnis, das war jetzt eben der Anruf auch. Weil wir haben einen Bezirk, wo wir heuer noch ausliefern und da sind jetzt die Abzüge fertig worden und die hätten wir uns anschauen können. Ich bin auch ganz fasziniert von den Möglichkeiten der modernen Technik - GPS - beim ersten Aufkommen in Österreich, habe ich diese Geräte getestet. Mir waren sie aber noch nicht ausreichend genug. Und es gibt seit heute 14. Dezember gibt's eine Aktion A1-Navi - Handy in Kombination mit einem GPS, und ich werd sicher einer der ersten sein, der da in W. beim A.-Shop irgendwann einmal steht und sich das vorführen lässt.

Eine besondere Herausforderung in Bezug auf Mobilität stellt das Erlernen neuer Wege dar. Mobilitätsunterschiede, was die Möglichkeiten und die Autonomie betrifft, sind zwischen Stadt und Land gegeben. (vgl. K´22)

Frau F.: [...] [atmet durch] Sagen wir mal so, also ich bin jetzt jemand, ich muss mir Wege, also mir fällt des jetzt net so leicht, mir Wege einzuprägen. Also, ich bin jetzt net, dieses Riesenorientierungsgenie. Aber ich komm eigentlich in M. überall hin, also wo ich will [...] und ich frag halt dann, wenn - [atmet durch] [...], da schäm ich mich gar, mich auch net zu fragen, oder, also man kriegt eigentlich immer weitergeholfen - das ist in der Großstadt - ist das kein Problem. Am Land wird´s schwieriger, das ist klar. [...] Ja, die U-Bahn und die S-Bahn. Also ich muss 1x umsteigen.

Der Blindenführhund ist eine Mobilitätshilfe für Menschen mit Sehschädigung. Nach der Definition von Wanecek und Petrovics ist ein "Rehabilitationshund (...) ein Hund, der so ausgebildet wurde, dass er in der Lage ist, einem behinderten Menschen ausgefallene Sinnes- oder Körperfunktionen im größtmöglichen Ausmaß zu ersetzen."[230]

Folgende Aspekte der Blindenführhunde können angeführt werden: Mehr Mobilität durch gut ausgebildete Blindenführhunde, mehr Lebensqualität für behinderte Menschen, erhöhte Sicherheit im Straßenverkehr ...[231]

Alle InterviewpartnerInnen sind aus diversen Gründen keine FührhundebesitzerInnen. Was ihre Meinungen dazu waren, ist im Folgenden dargestellt:

Ein Blindführhund erhöht die Mobilität, die Qualität und bietet Komfort. Jedoch ist ein

Blindenführhund auch ein Lebewesen, das Bedürfnisse hat. (vgl. K´21)

E.: Ahm, i glaub, da muss man unterscheiden. Wie viel Zeit man für'n Hund investieren, aufbringen kann, weil ich denke mir, der Hund ist a Lebewesen, das einfach Zeit braucht, die man ihm einfach widmen muss, die beansprucht er. Und wenn man ihm die nicht gibt, dann ist es kein schönes Leben für den Hund, dann ist es eher Tierquälerei, z.B. wenn der Hund die ganze Zeit im Büro drinnen sitzen muass und kommt einfach nicht außi. Oder im Hörsaal, es ist komplett egal. Und dös is [...] [räuspert sich] i waß net. I tät´s keinem Hund zumuten wollen. Für mich wäre das a bisserl a Quälerei.

Ein Blindenführhund wird trotz der möglichen Vorteile nicht in Betracht gezogen, da

der persönliche Zugang zum Tier fehlt. (vgl. K´23)

Frau F.: Also. Ich bin jetzt net unbedingt tierlieb und schon gar net hundelieb. Also von daher wäre so was für mich gestrichen. Allerdings weiß ich, die Leute, die Leute, die Blindenführhunde haben, dass die natürlich schon uns, den einfachen Langstockgängern in Anführungszeichen überlegen sind, was so die Geschwindigkeit angeht - also man kann mit an Führhund wesentlich schneller gehen.

Ein Blindenführhund bringt nicht nur Vorteile, sondern er kann auch in der Autonomie

und somit im weitesten Sinne in der Mobilität einschränken. (vgl. K´24)

Herr U.: [...] Früher waren sie (die Blindenführhunde) für mich ein Vorteil, weil ich war schon mal ganz knapp dabei, einen zu beantragen. [atmet durch] [...] Aber mittlerweile seh' ich das einfach so, dass ich meine Freiheiten und meine Mobilität nicht genießen könnte, wenn ich ihn hätte, weil ich eigentlich ihn nicht überall mitnehmen könnte.

[...] Ich bin, wie g'sagt, sehr viel unterwegs, fahr´ immer wieder mal mit irgendwelchen Leuten auch mit, ich bin also in meinem Freundeskreis sehr integriert, [...], und ich denk mal, ich hätt da Probleme mit dem Hund.

Ein Blindenführhund macht Aufwand vergleichbar mit einem Hobby. (vgl. K´26)

Frau B: [...] Aber für mich selber, den Stock, den kann man die Ecke stellen und da braucht man sich nimmer kümmern drum und wieder nehmen, wenn man ihn braucht, das kann man mit einem Hund nicht machen. Das müsste ein Hobby sein, oder so etwas. Das wäre es bei mir nicht.

Blindenführhunde haben Vor-und Nachteile, die vor der Anschaffung gut abgewogen werden sollen. (K´29)

Frau R.: Ah, ich persönlich habe und hatte keinen Blindenführhund. Von Kollegen und Kolleginnen weiß ich, dass so ein Hund eine sehr, sehr große Hilfe ist. Ist auch ein Weg, würde ich einmal sagen, zur weiteren Selbstständigkeit, ja, also der Hund ist ja wirklich sehr hilfreich in solchen Situationen. Ah [...] es ist aber natürlich auch eine gewisse Verantwortung und "aber doch eine Belastung", ich mein auch eine finanzielle, man muss den Hund pflegen, man muss ihm zu essen einkaufen, muss ihn nachschulen lassen. [...], ich habe immer wieder daran gedacht und öfters die Nachteile und Vorteile abgewogen, ich hab mich bis jetzt für einen Blindenführhund nicht entschieden. Ah [...], ich bin aber, ich weiß es nicht, vielleicht werde ich einmal einen Blindenführhund haben, das weiß ich noch nicht. Also ich bin nicht irgendwie abgeneigt oder so, bis jetzt ist es sich ausgegangen, sag ich einmal, ja. Aber es ist sicher eine irrsinnig fantastische Hilfe.

6.7.3 Arbeitsplatz

Einleitend führe ich eine Definition von Arbeitsplatz an: "1.a) zum Arbeiten bestimmter Platz: das Kind braucht einen A., an dem es seine Aufgaben macht; b) Arbeitsstätte (2): sein letzter A. war das Deutsche Museum. 2. Stellung, (berufliche) Beschäftigung: ein gutbezahlter A.; Sicherung der Arbeitsplätze; seinen A. verlieren."[232]

Ein einzelner Arbeitsplatz umfasst unterschiedliche Bereiche, die in Summe die Qualität dieser individuellen Arbeitswelt ausmachen. Der Schriftsteller Reinhard P. Gruber sieht in dieser Arbeitswelt den Auftrag zur Lebenswelt umzugestalten.

"Ihr habt die Welt begriffen als Arbeitswelt; es kommt aber darauf an, sie als Lebens-Welt einzurichten."[233]

Zu dieser Lebenswelt gehört beispielsweise auch die Kommunikation mit den KollegInnen. (vgl. K´30)

E.: Und da (in den Übungen) ist es meistens so, dass es Gruppenarbeiten gibt. Und damit ist die Kommunikation mit Kollegen eigentlich zwangsläufig gegeben. Aber ich habe auch kein Problem, dass man außerhalb vom Hörsaal oder Übungsraum, dass man da in Kontakt tritt mit Leut´, ich habe irrsinnig viele Kollegen, was ich eigentlich so auch triff. Und a durch die Basisgruppe, [...] wieder Kontaktmöglichkeit im Prinzip dadurch. Und [...] ja.

Es gibt ein gutes freundschaftliches Verhältnis zu den ArbeitskollegInnen. (vgl. K´37)

Frau B.: Ja schon. Ich war ja am Anfang eher schüchtern und zurückgezogen, abwartend [lacht]. [...] Aber es hat sich verändert. Und zu den KollegInnen, ich mein ich bin schon, 31 Jahre auf der [...] [lacht] Da hat sich - fast so - eine freundschaftliche Beziehung entwickelt. Kolleginnen, einige kommen a oft zu mir, wenn sie Probleme haben, oder wenn´s net wissen, wie sie sich wo verhalten sollen und so. Und [atmet durch], das find ich schon schön.

Die Kommunikation mit den KollegInnen findet auch in Form der Teilnahme an Betriebsveranstaltungen statt. (vgl. K´35)

Herr U.: Ja es gibt´n Betriebsausflug jedes Jahr oder mal ´ne Geburtstagsfeier oder mal ´n Zusammensitzen, gibt´s schon mal. [...] Dass sich Leute einfach zusammentun und sagen: Mir setzn uns heut Abend zsamm. Da geh ich halt natürlich mit. [...]

Eine besondere Form der Kommunikation ist bei einem Befragten durch seine Funktion in der Personalvertretung gegeben. (vgl. K´39)

Herr S.: Vielleicht ist es interessant, dass ich Personalvertreter hier an der Schule bin, so dass viele Leute im Prinzip sich einmal von sich aus auch an mich wenden, um bei mir etwas zu erfragen oder [...]

Arbeitspausen können von einem Befragten auf Grund seiner Autonomie und Selbstständigkeit individuell gestaltet werden. (vgl. K´31)

E.: Unterschiedlich. Man kann entweder an der Uni bleiben, dann gehst halt in die Mensa, oder ich fahr heim, weil nicht so weit habe, oder ich fahr in die Stadt essen, das kann ich echt net sagen, oder man setzt sich in der Informatikraum ins Subzentrum aufi. Das is recht unterschiedlich.

Die Karrierechancen von blinden Menschen in einer Firma sind unterschiedlich und

werden unter Umständen auch verschieden wahrgenommen. Es gibt die Erfahrung,

dass Aufstiegschancen eher bei sehenden als bei blinden Personen liegen. (vgl. K´32

und K´38)

Frau F.: Wobei das bei uns Behinderten oder sagen wir einmal speziell jetzt die Blinden recht schwierig ist. Das merk ich hier auch am Arbeitsplatz. Also, du kannst ehrgeizig sein, so viel du willst, du kannst nicht alles machen. Ahm, des is leider so. Ahm [...], was mir ja halt schon irgendwo weh tut, wenn man sieht wie andere Leute, die bestimmt nicht schlauer sind als ich, an mir vorbeiziehen. Frau B.: [lacht] Es wird so ungefähr gleich bleiben, bis zur Pension. Ja, ich habe ja damals versucht, wie ich mich eingesetzt habe dafür, mit Patienten Gespräche zu führen, dass das offiziell also -auch übers Personalbüro laufen kann und dass ich da auch höher gestuft werde und so. Das Personalbüro hat sich geweigert [lacht] damals [...].

Das kann so weit gehen, dass sogar das Gefühl aufkommt, dass ein/e blinde/r erfolgreiche/r MitarbeiterIn als Konkurrenz gesehen wird. (vgl. K´34)

Frau F.: Und [...], was ich auch noch glaube, was zwar vehement abgestritten ist, aber was ich schon irgendwo glaube, [atmet durch], wenn du als Blinder recht ehrgeizig und vielleicht auch recht gut bist, bist du plötzlich Konkurrenz für die Sehenden. Und das haben die auch nicht sehr gerne. [...] Also du hast eigentlich mit dem zufrieden zu sein, was du hast und nicht nach Höherem zu streben.

Es gibt jedoch auch die Meinung, dass es ebenso für blinde Menschen in der Firma

Aufstiegschancen gibt. (vgl. K´36)

Herr U.: [...] Wenn man die richtige Einstellung zur Arbeit hat. Und ich denk mal, [...] wenn die, der Arbeitgeber einfach merkt, was der Arbeitnehmer leisten kann und was er leisten möchte, dann denk´ ich mal, hat des ´n Vorteil. Oder wird auf jeden Fall sich dementsprechend auswirken. [...] Und ich denke, das liegt an einem selber, wie man die Aufstiegschancen einsetzt. Es kommt darauf an, wie man sich in der jetzigen Zeit verhält. Die jetzige Zeit prägt im Endeffekt die Zukunft.

6.7.4 Freizeit

Eingangs kläre ich die Begrifflichkeit Freizeit "..., die 1. Zeit, in der jmd. nicht zu arbeiten braucht, keine besonderen Verpflichtungen hat; für Hobbys od. Erholung frei verfügbare Zeit [...]."[234]

Wenn man Freizeit mit einer blinden Person in Verbindung bringt, kann es sein, dass das Gefühl aufkommt, beinahe in jedem Bereich gäbe es Einschränkungen oder Hobbys, die uns geläufig sind, seien nicht mehr ausführbar.

Scherer, der sich im Besonderen dem Sport für blinde Menschen zuwendet, schreibt dazu Folgendes: "Es überrascht meistens, wenn man eine Zusammenstellung betrachtet, wie viele Sportarten von Blinden betrieben werden können."[235] Von den InterviewteilnehmerInnen wurde auf die Frage der Freizeitgestaltung ein sehr breites Spektrum an Möglichkeiten genannt. Diese reichen von Sport über Freunde bis hin zur Kultur. Aufgrund von Blindheit wird kaum eine Einschränkung erlebt. (vgl. K´40)

E.: [...] Ich geh´ irrsinnig gern ins Kino, geh´ gerne fort, triff mich gern mit Leut´, bin irrsinnig gern im Fußballstadion, Fernsehen, Musik hören, gute Musik hören. Ahm, spiele seit kurzem auch Torball. Ja, was mach ich noch? Im Winter Ski fahren, was zu den Hobbys gehört ... - ganz wichtig san mir halt meine Freund´. Das is´ [...] es is´ gegenseitig so, tät ich sagen. Na, gibt's keine (Schwierigkeiten).

Hobbys von blinden Menschen umfassen auch Themen um den Haushalt, TV-Filme mit Audiodeskription und Lesen von Blindenbüchern. (vgl. K´42)

Frau F.: Also, als Hobbys hab ich Kochen, Backen und so was. Alles, was so Haushaltssachen angeht. Ich probier auch gern was aus. Ich geh auch so gern auf Messen und schau ma dann mal dann so Küchenmaschinen oder Bügeleisen an oder des probier ich auch mal gern aus und guck ma das auch mal gern an und informier mich da auch recht gern.

"Warum sehen blinde Menschen fern? Das ist Alltag für die fast 700.000 nichtsehenden Menschen in Deutschland. 80% von ihnen nutzen das Fernsehen als vorrangiges Informations- und Unterhaltungsmedium."[236]

Es gibt speziell adaptierte Filme -Hörfilme, die aufgrund von Zusatzinformationen blindenfreundlicher sind. "Wie funktioniert ein Hörfilm? Akustischen Untertiteln vergleichbar, beschreibt eine Audiodeskription in knappen Worten zentrale Elemente der Handlung sowie Gestik, Mimik und Dekors. Die Bildbeschreibungen werden in den Dialogpausen eingesprochen."[237]

Frau F.: [...] - ich schau gern fern, also Filme - vor allem, wenn sie dann mit Audiodeskription sind - das ist ja jetzt bei euch im ORF auch a bissl angelaufen ...

Als weitere Hobbys werden Amateurfunken, Vereine, Musik, Radio, TV und das Internet genannt (vgl. K´44).

Herr U.: Ich bin Funkamateur. Hab also Verbindungen überall hin, eigentlich kann man sagen, ich hab Freunde in der ganzen Welt mittlerweile. [räuspert sich] [...] Ich bin Mitglied in diversen naja Zusammenkünften - unter anderem Arbeitskreis Technik und Geschichte - war ich gestern aufn Vortrag, ich besuch dann sehr viele Vorträge in meiner Freizeit, wenn ich kann. War auch gestern wieder in einem. [...] Und solche Sachen sind für mich sehr wichtig, weil´s einfach den Kontakt zur Außenwelt einfach herstellt. Ich bin großer Musikfan, hör gerne Musik. Ich hör gerne Radio, hab immer schon gern Radio gehört, das tun eigentlich viele Blinde. Radio war, wie ich klein war, das erste richtig interessante Medium für mich. [atmet durch] [...] Und Fernsehen - sehr viele Informationssachen. Also Fernsehen ist für mich eigentlich sehr wichtig. [...] Fernsehen hör ich - tu ich, wenn ich mich informieren will. [...] Wenn ich gezielte Informationen möchte. Und als größtes Hobby natürlich das Internet.

Menschen mit Blindheit gelten landläufig als besonders musikalisch. Aktiv Musik zu

machen, ist dann oft die logische Folge. Dies kann in Form vom Bespielen eines Musikinstrumentes, Nutzen der eigenen Gesangsstimme oder sogar Leiten einer Singgruppe geschehen.[238] (vgl. K´46, K'47)

Frau B.: Mein Mann und ich singen bei einem Chor. Herr S.: und [...] ich habe auch eine Singgruppe, ob das nur mehr Hobby ist oder auch schon wieder a bissl in Arbeit ausartet, ist natürlich auch die Frage, die ich also leite, und wo ich mir natürlich die Noten erst diktieren lassen muss und wo das eigentlich schon mit einiger Vorbereitungsarbeit zu tun hat.

Besonders beliebt sind auch Kartenspiele, die mit Braille-Schrift versehen sind oder das Brettspiel Schach. In der Disziplin Schach gibt es bereits im Schulalter Blindenschachmeisterschaften, die sich dann im Erwachsenenalter fortsetzen.[239]

Herr S.: Ah [...], ich beschäftige mich gerne mit Schach, ah [...], das ist auch etwas Regelmäßiges, da lese ich wenigstens jede Woche regelmäßig die Schachzeitung einigermaßen aufmerksam - die internationale - und spiele auch manche Schachpartien nach, aber das ist natürlich schon wieder ein Teil des Berufes, weil ich mich dadurch ja auch für meinen Schachunterricht weiterbilde, praktisch vorbereite ...

Eine Freizeitbeschäftigung, die mehrmals genannt wird, ist der Computer und das Internet. (vgl. K´50). Was den barrierefreien Zugang für blinde Menschen zum World-

Wide-Web betrifft, gibt es noch großen Handlungsbedarf. Die Websites wurden von

Sehenden für Sehende konzipiert und stellen für Menschen mit Blindheit immer wieder

Hürden und Herausforderungen dar.[240]

Frau R.: Also die Hobbys sind lesen, lesen, lesen, lesen [...]. Also ich lese sehr viel, Internet ist da natürlich auch da, weil ich ja natürlich keine normalen Zeitungen lesen kann in Print, das mache ich alles im Internet natürlich.

Ein außergewöhnliches Steckenpferd einer Befragten ist der Genuss beim Einkaufen

von Kleidung. (vgl. K´50)

Frau R.: [...] ich gehe aber natürlich auch sehr gerne einkaufen und ich, ja [...], ich kaufe so furchtbar viel Klamotten ein und mein Mann sagt, wo bringe ich das unter, ich weiß es nicht. Aber das mach ich sehr gerne. Da verbringe ich auch enorm viel Freizeit in den Fetzengeschäften.

Auf die Frage nach der Urlaubsgestaltung gibt es ein vielfältiges Spektrum. Vom Urlaub mit der Familie über spontane Urlaube, von organisierten Reisen bis hin zu selbst

organisierten Reisen wird alles genannt. (vgl. K´41, K´43, K´45 und K´49)

E.: Im Prinzip gar net. [...] Und Ferien lasse ich immer so auf mich zukommen. Es kann passieren, dass man wo hinfährt, das muss man natürlich schon organisieren. Im Sommer z.B. Berg gehen oder so mit der Familie oder man fahrt irgendwo hin an einen See mit einem Freund oder sonst irgendwas. Frau F.: Und zwar gab´s mal den Geoexkurs, hieß des, dass eine Diplomgeografin, die hat mal angefangen, für Blinde eben so Reisen zu organisieren, aber da mussten, also es war schon ziemlich teuer und sie hat dann auch Begleitpersonen organisiert, aber irgendwie war der Zuspruch net so groß, sie hat gemeint, sie könnte dann davon leben. Und das is´ ihr dann leider net gelungen. Also, ähm [...], ich da war ich dann zweimal und eine Begleiterin, die hat in Montpellier gelebt und die hat dann selber was organisiert, aber ich muss sagen, das war net so besonders gut organisiert, [...] und das waren eigentlich zwei Begleitpersonen für sechs Blinde [...] und ich muss sagen, da is´ mir der Urlaub zu stressig, also. Äh [...], wenn ma dann, also wenn´s net genug Leute sind, und du musst dann selber immer schauen, dass´d irgendwie vorwärts kommst, [...]. Herr U.: [...] Mich interessiert so a Land dann eher dann, wenn ich die Möglichkeit hab, mit Leute zusammen zu kommen [...] und da muss ich ganz ehrlich sagen, da hab [...], glaub ich doch durch´n Amateurfunk a bissl mehr Vorteile. Also im Urlaub bin ich dann bei Freunden, fahr mal irgendwie wo hin, vielleicht zu´n Bekannten nach D. oder sonst irgendwas. Wenn ich wirklich Informationen über Länder haben wollte, weswegen andere Leute in Urlaub fahren, dann hab ich durch´n Amateurfunk wesentlich größere Möglichkeiten und wesentlich mehr Möglichkeiten. Herr S.: [...] Ich habe Sommer gehabt, wo ich - einen Sommer war ich z.B. ganz alleine, ohne Frau und Kinder, in einem Blindenerholungsheim in Vorarlberg - also ganz weit weg - so einfach mal eine Woche weg - niemand kennt mich sozusagen fast. Ich hab eine Gruppe, [...], wo wir z.B. nächstes Jahr zwölf Tage nach Syrien und in die Türkei reisen werden, wo wir uns das selber organisieren, also wo jeder auch einen Teil der Reise Verantwortung übernimmt, in dem man eben sozusagen die fremdenführermäßigen Dinge vorbereitet.

Bei manchen Freizeitaktivitäten und auch bei Urlauben ist die Organisation einer

sehenden Begleitung ein wichtiger Aspekt. (vgl. K´48)

Herr S: [...] Also in ein fremdes Schwimmbad gehe ich nicht alleine. Da muss ich mir auch eine Begleitung finden, oder selbst ein Spaziergang - also entspannt kann ich nicht alleine spazieren gehen. Also da muss ich mir auch einen Spaziergang sozusagen organisieren. Das sind schon Dinge, die mit Blindheit zu tun haben.

6.7.5 Freizeit und Engagement

Der Bereich Freizeit lässt sich gut mit dem Thema Engagement in Verbindung bringen.

Was der Terminus Engagement bedeutet, wird hier verdeutlicht: "Engagement, das; ¬

s, -s [frz. engagement]: 1. <o. Pl.> (bildungsspr.) persönlicher Einsatz aus [weltanschaulicher] Verbundenheit; Gefühl des Verpflichtetseins zu etw.; Bindung, Verpflichtung [...]."[241]

Eine große Anzahl blinder Menschen ist Mitglied bei Betroffenen- und / oder Selbsthilfevereinen. Durch die im Anhang angegebenen Kontaktadressen, möchte ich die mir bekannten Vereine, Organisationen und auch Einzelpersonen, die sich, teilweise aus eigener Betroffenheit, speziell für sehbehinderte und blinde Menschen engagieren, anführen.[242]

Alle InterviewpartnerInnen waren zumindest Mitglied bei einer Blindenvereins- bzw. Blindenbundsgruppe. Manche davon zeigten sehr großes Engagement auf verschiedenen Ebenen.

Der Zugang zum Sport wird durch die Mitgliedschaft beim Versehrtensport begünstigt. (vgl. K´51)

E.: Ja, da passt das Torball, was ich eben seit Kurzem mache. [...]. Ich wollte immer ein bisserl an Sport machen, das motiviert mich eigentlich schon und ich find´s einfach lässig, dass man irgendetwas mit einem Ball macht. Früher in der Schule habe ich Fußball gespielt, das geht jetzt eben net mehr so, weil [...] bei einer Mannschaft mitspielen ist net so toll. [...] Und ich habe jetzt zum Torball glaub ich gfundn. Das ist der Blindensportverein.

Ein besonderes Engagement wird durch eine leitende Funktion gezeigt. (vgl. K´51)

E.: Stimmt eigentlich (nicht), denn ich bin im Blindenverein tätig, als Jugendleiter.

Eine wichtige Funktion, die besonders auf die Selbsthilfevereine oder Betroffenenvereine zutrifft, ist es, Anliegen durchzusetzen. (vgl. K´53)

F.: Also [...]. Vor allen Dingen eben, um - äh [...] - blindenspezifische Dinge durchzusetzen, wie eben das Blindengeld usw. Das ist ja bei uns groß in der Diskussion.

Eine große Chance zur Kommunikation zwischen sehenden und blinden Menschen kann die Mitgliedschaft bei nicht blindenspezifischen Vereinen darstellen. Beispielhaft genannt werden hier die Mitgliedschaft beim Amateurradioklub und beim Verein Deutscher Ingenieure. (vgl. K´54)

Herr U.: [...], ich bin Mitglied im Amateurfunkverband, also im Deutschen Amateurradioklub. [...] Auch grad beim Amateurfunk is halt so, dass ich halt eigentlich viel eingespannt bin und dass ich eigentlich noch a bissl Freizeit möcht. [...] Und dann bin ich halt noch - des is aber nicht - da bin ich nur so dabei - eben Arbeitskreis Technik und Geschichte vom VDI [243], da bin ich halt immer mit dabei, wenn die irgendwas machen.

Eine spezielle Form des Engagements stellt die Mitarbeit in der Funktion eines Experten bei Arbeitskreisen bzw. Fachgruppen dar. (vgl. K´56)

Herr S.: [...] Dann arbeite ich im Österreichischen Normungsinstitut mit. Ah [...], dann bin ich Vorsitzender der Österreichischen Braille-Schrift-Kommission.

Die Teilnahme bei einem Diskussionsforum oder einer organisierten Gesprächsrunde

ist eine weitere Variante im Bereich Freizeit und Engagement. (vgl. K´57)

Frau R.: [...] und ich bin auch in so einer, wie soll ich sagen, das ist nicht einmal Selbsthilfegruppe, wir haben das so eine offene Frauengesprächsrunde genannt. [...]wir treffen uns einfach regelmäßig, eben blinde und sehbehinderte Frauen und besprechen unterschiedlichste Themen. Und das ist eine tolle Sache, das ist fast manchmal wie eine Therapiestunde, weil man sich einfach aussprechen kann, ja, manchmal is´ es Erfahrungsaustausch, es ist eine moderierte Runde, [...] aber grundsätzlich ist das eben eine offene Gesprächsrunde, das heißt es kommen immer neue Frauen dazu, ich glaub, es gab kein Gespräch bis jetzt, das in ein und demselben Rahmen stattgefunden hat.

Die Arbeit mit Alkoholkranken und die Mitarbeit in der Kirche werden ebenso genannt.

(vgl. K´55)

Frau B.: Und [...] ah, ich habe dann sehr lange mit Alkoholikern gearbeitet, bin regelmäßig ins [244] runtergangen, auf die Alkoholikerstation und habe eine Gruppe geleitet und dann Einzelgespräche mit den Alkoholikern geführt. Und mit Angehörigen und [...] und dann hat sich das ein bissl erweitert, also net nur Alkoholiker, sondern dann sind andere dann eben auch, hauptsächlich zu Einzelgesprächen gekommen. Meine Abschlussarbeit für die therapeutische Seelsorge habe ich dann mit einem Alkoholiker gemacht. Mit einem trockenem [lacht].

Als Engagement, das in die Freizeit hineinreicht, wird auch die Funktion einer stellvertretenden Schwerbehindertenvertreterin im Betrieb gesehen. (vgl. K´52)

Frau F.: [...] Was ich, ich bin halt hier als Stellvertreterin für die Schwerbehinderten, also des, die war´n mal, [...]

6.7.6 Familie

Beim Thema Familie wurde der Blick auf die Stammfamilie bzw. Herkunftsfamilie gerichtet. Die InterviewparterInnen befanden sich in verschiedenen Lebensabschnitten

und kommen auch aus unterschiedlichen Familienkonstellationen. Aus diesen und weiteren Komponenten resultierten der Kontakt und das Naheverhältnis zur Herkunftsfamilie. Die Aussagen reichten von regelmäßigem bis zu gar keinem Kontakt zur

Stammfamilie. (vgl. K´58 und K´60)

E.: I bin nie ganz weg. Ich bin eigentlich schon noch daheim. Aber ich bin, unter der Woche bin ich eigentlich in G. - Sonntag bis Samstag oder Montag bis Samstag, das is unterschiedlich. [...] Wir san daheim im M. in M. - [...] - Kontakt eigentlich täglich durchs Telefon im Prinzip. Eigentlich, ja zurzeit täglich, aber das kann sich aber auch ändern. [lacht] Es kommt darauf an, wie gut dass' s läuft [lacht], ob man sich gerade versteht oder net, kann ja a Meinungsverschiedenheiten geben... Frau F.: [...] und bin dann eben nach München gezogen, meine Mutter ist dann auch bald darauf verstorben. Ähm, ich hab zwar noch nen Bruder, der dieses Elternhaus hat, der da auch drinnen wohnt, aber der Kontakt ist nicht mehr besonders gut. Also Familie habe ich eigentlich keine. [...] Also ich hab zwar noch weitläufig Verwandte, ich hab viele Bekannte, aber Familie in dem Sinn hab ich nicht.

Auf die Frage, ob zu einem der Familienmitglieder ein besonderes Naheverhältnis besteht, kam es zu unterschiedlichen Aussagen. Einmal wird das Naheverhältnis zu allen

Familienmitgliedern als gleich empfunden. (vgl. K´61)

Herr U.: Eigentlich würd' ich sagen alle gleich. [...] Eigentlich würd' ich sagen, habe ich zu allen ein gleiches Verhältnis.

Zwei der befragten Frauen nennen ein überwiegendes Naheverhältnis zu ihrer Mutter,

die quasi als gute Freundin gesehen wird. (vgl. K´62 und K´64)

Frau B.: [lacht] Also meine Mutter, mein Vater ist gestorben - vor fünf Jahren - meine Mutter

wohnt in N., das ist eh dort, wo wir aufgewachsen sind und [...], ja so ab und zu besuch ich sie, fahre mit dem Zug zu ihr und ab und zu kommt sie her.

[...] Ja, schon zu meiner Mutter (besonderes Naheverhältnis). Da ist fast so bissl a freundschaftliche Beziehung. [...] Wie eine ältere Freundin [lacht].

Frau R.: Ich lieb sie alle, ah aber, ich würde sagen (besonderes Naheverhältnis), natürlich meine Mutter und [...].

Zwei von den befragten Männern haben jeweils zu einem männlichen Familienmitglied

ein besonderes Naheverhältnis. (vgl. K´63 und K´59)

Herr S.: Also zu meinem Vater sicherlich ein besonders nahes Verhältnis, weil er die Person ist, die mir hilft, einfach dort, wo ich etwas brauche.

E.: Mhm. Da möcht´ ich Opa, ja da Opa eigentlich. Ich red jetzt nimmer so viel unter der Woche oder so, aber das war schon immer so, dass zum Opa eigentlich ein besonderes Verhältnis da war, oder eigentlich ist. Warum kann ich net sagen, aber es hat einfach immer passt.

6.7.7 Hilfsmittel

Für Menschen mit Blindheit stellt die Welt der Sehenden oft besondere

Herausforderungen dar und nicht selten gibt es Hürden, die es zu überwinden gilt.

Blinde Menschen sind daher auf spezielle Hilfsmittel, besondere (Blinden-) Techniken

oder auf die Hilfeleistung von Sehenden angewiesen. Sie müssen sich in einer Welt,

von und für Sehende kreiert, orientieren und ihre Frau / ihren Mann stellen.[245]

Hilfsmittel können dabei eine gute Unterstützung sein.

Die Einteilung der Hilfsmittel erfolgt meistens nach dem jeweiligen Einsatzbereich. Unterschieden wird demnach nach Hilfen, die zur Erleichterung des Alltags, der Kommunikation oder der Orientierung und der Mobilität dienen.

Zur Unterstützung der Orientierung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, z.B. Blindenstock, Blindenführhund, akustische Apparate (Ultraschallorientierungsgerät).[246]

Es gibt aber auch elektronische Hilfsmittel. Diese Geräte gestatten die Ein- und Ausgabe von gedruckten oder Maschine geschriebenen Informationen als Sprache, Braille-Schrift oder kombiniert aus beiden. Computer dienen als Lexikon, Kartei, Archiv und können an einen Drucker oder Punktschriftdrucker angeschlossen werden, deren Text der Blinde auch gleichzeitig über Punktschrift kontrolliert.[247]

"Aus blindenpädagogischer Sicht muss unterschieden werden, ob damit geburtsblinde bzw. von frühester Kindheit an erblindete oder späterblindete Menschen gemeint sind. Denn späterblindete Menschen haben sich die Braille-Schrift mühevoll angeeignet und sehen dann häufig in der zusätzlich akustischen Unterstützung der EDV einen großen Vorteil."[248]

Da es sich bei meinen TeilnehmerInnen nur um geburtsblinde Personen handelte, wurden in der Überzahl taktile Hilfsmittel aufgezählt. (vgl. K´65)

E.: Mhm [...]. Ich hab einmal beim Computer die Braille-Zeile, die verwende ich und ohne die geht es eigentlich nicht, weil ich mit Sprachausgabe nicht arbeiten mag, das is eher net so

meins.

Und was hab ich noch? Ich hab dann noch das Handy mit Sprachausgabe, das mir SMS vorlesen kann und damit ich Einträge im Telefonbuch bearbeiten und so fort...

Und den Wecker stellen - auch wenn das hin und wieder net so viel bringt [lacht].

Und sonst wird mir eigentlich gar nicht konkret etwas einfallen. Ja, Prägezange vielleicht noch zum CDs beschriften oder zum Beschriften überhaupt von Sachen.

Perkins-Brailler hin und wieder, wenn ich mir Spielkarten mache. Die mache ich mir selbst -

Schnapskarten oder, oder Jollykarten oder Uno-Karten.

Blinde Menschen benötigen für diverse Aufgabenfelder unterschiedliche Hilfsmittel. Daraus ergibt sich ein persönlicher Hilfsmittelpool aus elektronischen und mechanischen Hilfsmitteln. (vgl. K´66)

Frau F.: Ich hab hier halt den Computer, also der Computer ist vom Amt, ansonsten halt die Braille-Zeile[249] und den Scanner.

[...] Aja, das ist eine normale Stenomaschine [250] , nichts Besonderes.

[...] Ja, ich hab halt über meine Waschmaschine und über den Wäschetrockner, da hab ich so a

Folie geklebt, das stellt ja Miele zur Verfügung, damit man eben markieren kann - über dem

Herd auch - also - aber eigentlich [...], ganz normale Geräte, also [...] - nix Besonderes -

außer eine sprechende Waage.

[...] Ja eine ganz normale tastbare Uhr, keine sprechende. [...] Ich mag alles eigentlich was

spricht nicht so sehr, muss ich ganz ehrlich sagen. Mir is lieber, ich kann´s ablesen.

Ja auf jeden Fall (ein taktiler Typ). Aber das ist bei Geburtsblinden eh häufig, also [...]

Ein Hilfsmittel, das nur durch Nachfragen genannt wurde, ist der Langstock oder weiße Stock. Der weiße Stock ist auch Verkehrsschutzzeichen und Kommunikationsmittel der blinden und sehbehinderten Menschen weltweit. Als internationales Symbol für Blindheit signalisiert er "Ich kann nicht oder sehr schlecht sehen".[251]

6.7.8 Verhältnis sehende Menschen - blinde Menschen

Der letzte Themenblock umfasst das Miteinander von sehenden und blinden Menschen. Inwieweit haben blinde Menschen gegenüber sehenden Menschen Vorteile oder gibt es eher nur Nachteile?

"Gehörvorteil: Es ist keine Zufall, dass Blinde oft gute Musiker sind - wie der verstorbene Ray Charles: Ihr Gehirn ist darin geübt, Schall zu analysieren."[252]

Diese Dominanz des Gehörsinns kann genaues Zu- und Hinhören als Vorteil nützen. (vgl. K´67)

E.: Ja, der Vorteil, den ich habe, ich horche ganz genau zu, was passiert. Und ich merke mir das auch, was sich so in einem Gespräch ergibt und das kann hin und wieder schon ein Vorteil sein. Dann sag ich hej, dir geht's vielleicht net guat, oder was ist los mit dir? Net. Also, man kann vielleicht besser auf Personen eingehen. Ja, ja. Ich will das jetzt net anmaßen. Das kann [...]

Eine wesentliche Unterstützung speziell für blinde Menschen stellt die finanzielle Hilfe durch den Staat dar. Für diese Personengruppe gibt es in Österreich das Pflegegeld; vor 1993 wurde es unter dem Titel Blindengeld zur Auszahlung gebracht. "Wer pflegebedürftig ist, hat Anspruch auf Pflegegeld."[253]

Blinde Menschen sind nicht unbedingt pflegebedürftig, sondern haben besondere Bedürfnisse, die mit diesem Geld zum Teil abgedeckt werden können (sehende Begleitung, Taxikosten, Ankauf, Wartung und Reparatur spezieller Hilfsmittel, Kosten für den Blindenführhund, ...).[254]

Erste Kürzungen des Blindengeldes um 20 Prozent wurden in Bayern von CDU-Ministerpräsident Christian Wulff bereits 2004 vorgenommen und seit Januar 2005 wurde

dieses für alle, die älter als 27 Jahre sind, ganz gestrichen.[255]

Pflegegeld und andere Begünstigungen werden als Vorteil gesehen. (vgl. K´67, K'76,

K'81)

E.: Pflegegeld, dös is so a [...], ich bin froh, dass es das gibt, weil ich brauch das Geld eh für diverse Sachen, so wie Braille-Zeilen-Reparatur ist irrsinnig teuer, a neuer Computer is´ irrsinnig teuer und allein für das geht das schon auf. Oder auch das Handy mit Sprachausgabe - das Talx, die Software dafür, das kostet ja alles irgendwas, das muss man auch sehen. Net? Herr U.: Wenn man die Tatsache betrachtet, dass Blindenhilfsmittel sehr, sehr teuer sind und wenn man sich überlegt, dass es einfach so ist, dass wir gewisse Sachen nicht tun können, die für einen Sehenden einfach ganz normal sind, z.B. eben Fahrrad fahren oder Auto fahren [...] äh, sind diese Hilfsmittel auf jeden Fall berechtigt. [...] Ich mein´, wenn ich sehen könnte, würd´ ich halt nicht jeden Tag mit der U-Bahn zur Arbeit fahren.[...] Wenn man sich überlegt, dass viele Blinde auch keinen Arbeitsplatz haben und auch kein geregeltes Einkommen, dann muss man sich mal echt überlegen, die wären ohne Blindengeld einfach am Ende. Herr S.: [...] - mir gefällt das System, das österreichisches System des Pflegegeldes sehr gut, es sollte nicht Pflegegeld für Blinde heißen, sondern Blindengeld, aber das ist ja eigentlich nur ein Titel. Aber mir gefällt es, dass ich ein Grundeinkommen ohne Arbeit habe, über das ich frei verfügen kann und nicht Rechnungen abliefern muss, um erst das Geld zubekommen. Also das bedeutet für mich schon einen gewissen Grad der persönlichen Freiheit, auch eben, ich kann mir eben einfach ein Taxi leisten. [...] Und diesen Grad der Freiheit, den schätze ich wohlwissend, dass es Missbräuche auch geben kann, aber [...].

Von einer Interviewpartnerin wird das bessere Gedächtnis von Menschen mit Blindheit

auch als Vorteil genannt. (vgl. K´72)

Frau F.: Na gut, dass wir uns vielleicht mehr merken können, wir müssen uns net alles aufschreiben.

Ein Befragter sieht einen Vorteil der Behinderung auch in der Chance, ein reflexiver

Mensch mit besonderen Stärken zu werden. (vgl. K´81)

Herr S.: [...](Vorteile), sind die, dass der blinde Mensch durch seine frühe Auseinandersetzung mit der Behinderung die Chance hat ein tiefer Mensch zu werden. Oder, das hat der Sehende auch die Chance, aber ah [...], die Chance - es wird ihm sehr nahe gelegt, sich mit den Dingen rund um ihn -ah [...] - stärker auseinanderzusetzen, genauer auseinanderzusetzen. Also [...] und das bewirkt einerseits natürlich selber ein reiches Innenleben überhaupt und zweitens auch [...] eine sehr gute Menschenkenntnis zu haben.

Neben dieser Sicht der Vorteile ist aber auch der Wunsch nach Gleichbehandlung und

Gleichstellung ausgeprägt. (vgl. K´76)

Herr U.: Für mich nicht. [...] Ich denk mal, ich möcht des auch nicht. Ich denk mal, es ist wichtig, dass ich von meinen sehenden Mitmenschen genauso behandelt werd´ wie jeder andere auch, nur halt mit dem Unterschied, ich seh´ nix. [...] Und ich möcht´ eigentlich gleichgestellt sein und einfach wirklich den Leuten das Gefühl geben, ich bin nicht der arme Blinde, sondern ich bin der Mensch. [...] Der im Endeffekt die gleichen [...] Vor-und Nachteile im Leben haben muss, wie jeder andere auch. [...]

Ebenso werden von den Befragten auch Nachteile des Blindseins genannt. Blinde

Menschen sind gegenüber sehenden Menschen in der Minderheit und das Nichtsehen

kann auch als Handicap gesehen werden. (vgl. K´68, K'73, K´79)

E.: Ja, man könnte vielleicht sagen [...] man könnte vielleicht sagen, wie gut kommt man in der Welt der Sehenden zurecht? Net?

Ahm, es ist so, dass du als Blinder, oder die Leut´, es gibt viel weniger blinde Leut´ als sehende, sagen wir´s einmal so. Und es ist natürlich eine Welt der Sehenden. Ganz klar. Von denen es mehr gibt, die gestalten sich dös dann einfach.

Frau F.: Und da gibt´s eigentlich wenige, ich wüsst´ eigentlich net, dass es so ganz so viele gibt, also - ah [...], ma is halt durch das Nichtsehen schon gehandicapt.

Frau B.: [...] Nein [flüstert und lacht dann] Da sehe ich mehr Vorteile bei Sehenden. [lacht] Muss ich ganz ehrlich sagen.

Auch wenn manche Nachteile gegeben sind, kann in manchen Bereichen, zumindest aufgrund der (nachträglichen) Adaptierung oder auch erst, wenn auf die Bedürfnisse von Menschen mit Blindheit hingewiesen wird, von Blindenfreundlichkeit gesprochen werden. (vgl. K'69, K´84)

E.: In Graz ganz sicher. In Punkto Bedarfsampeln - also akustische Ampeln - Punkto Leitliniensystem - am Bahnhof - Aufmerksamkeitsfelder bei Straßenbahnen - ganz sicher. [...] Frau R.: Nicht besonders, solange du es der Welt nicht sagst und anklopft und sagt Hey, ich bin da, könntest du vielleicht ein bissl blindenfreundlicher sein? Die Leute haben keine Ahnung. Sie tun´s nicht bösartiger weise.

Besonders Kinder zeichnen sich durch einen offenen Zugang und eine blindenfreundliche Haltung aus. (vgl. K´78)

Herr U.: Kinder [...], die mit Blinden zu tun haben, sind da besser drauf. Also Kinder hab´n da ein

.- auch kleine Kinder - hab´n da einen ganz andern Draht dazu. Das ist oft, dass ich mit solchen oft zsammkomm, in der Früh oder am Abend, wenn ich in die Arbeit fahr oder wenn ich heimkomm´ und die kleinen Kinder, die haben das irgendwie viel besser. Die kommen da einfach [...]

.- viel leichter damit klar wie sehende Menschen, die älter sind schon. [...] Ja. Für die (Kinder) is es normal. Die fragen auch nicht, die hinterfragen auch nichts, die fragen darauf los. Also Erwachsene machen des anders rum. Die [...] ah sagen, die denken erst und fragen dann und fragen vielleicht deswegen eben nicht. [...]

In verschiedenen Lebensbereichen ist jedoch massive Blindenunfreundlichkeit gegeben. Beispielsweise bei Barrieren im Internet, im Straßenverkehr, bei Veranstaltungsörtlichkeiten oder durch die taktil gleiche Verpackungsart von Lebensmitteln. (vgl.

K´85, K´74, K´70)

Frau R.: Geschweige denn die ganzen Gschichteln wie grafische Benutzeroberfläche bei den Computern, wo alles natürlich auf Optik und so weiter, das sind so Sachen. In der heutigen Zeit ist alles so furchtbar optisch orientiert, aber so ist es halt. Und das ist ziemlich schwer und nicht besonders freundlich für die Blinden, für mich, Fetzen kaufen das geht noch, aber einkaufen im Supermarkt ist nicht möglich - ohne Hilfe ist es nicht möglich, ja. Es ist nicht möglich. Joghurt ist genauso verpackt wie Schlagsahne, um ein einfaches Beispiel vom Alltagsleben zu nennen. Frau F.: Also durch dieses immer mehr Visuelle wird´s ja immer schlimmer für uns. [...] Also, ich seh´s jetzt wieder bei uns an den S-Bahnen, da soll ja dieser Takt jetzt nach dem Fahrplanwechsel - äh - wieder erhöht werden. Des heißt also die S-Bahn bleibt wieder kürzer stehen und dann, wenn du dann als Blinder versuchst, da an die Türe zu finden, ist die wahrscheinlich weg. Dann wartest drei S-Bahnen ab, dass´d reinkommst. Also, es wird ja eigentlich auf uns irgendwie geachtet, oder - ah [...]. E.: Aber es gibt dann auch so Sachen wie Säulen, einfach unnötige Säulen, die jetzt vermehrt anscheinend aufbaut werden, ist mir jetzt massiv aufgefallen in meiner Straße, wo ich wohne, da stehen jetzt auf einmal Säulen, die waren anfangs net da. Ich weiß auch net womit die was zu tun haben. Das neue Parksystem vielleicht ist es das, ich weiß es nicht. Aber das ist eher störend. Also, wenn du dann einikrachst, ohne Vorwarnung, du gehst net immer mit Idealstocktechnik dahin - siehst, den habe ich vorher vergessen, den Blindenstock bei Hilfsmittel, is a ganz a wichtiges Hilfsmittel - ahm [...] [...] ja, das ist vielleicht net so toll. So Säulen, das ist [...] schrecklich oder im Winter Schneestangen ...

John M. Hull umschreibt in seinem Werk "Im Dunkeln sehen" andere Möglichkeiten, um die sichtbare Welt wahrzunehmen: "So wie Blinde Menschen kennenlernen, indem sie nämlich Erinnerungen um den Namen der Person herum anlagern, genauso ist es mit Städten. Um das Stichwort <Ottawa> herum assoziiere ich meine Erinnerungen an alle Menschen, mit denen ich sprach, an das Essen, das ich aß, an die Betten, in denen ich schlief, an die Hände, die ich in Ottawa schüttelte. Das bedeutet Ottawa für mich: diese Ansammlung von Erinnerungen an menschliche Begegnungen, ganz anders als das, was die Namen von Städten im Geist sehender Menschen wachrufen."[256]

Hull hat sich seine Welt "Im Dunkeln sehen" durch die Schaffung diverser zusätzlicher

Qualitäten optimal eingerichtet. Es wäre interessant, an ihn die Frage zu stellen, inwieweit der Wunsch des Sehens bei ihm vorhanden ist.

Die InterviewpartnerInnen wurden gefragt, was sich für sie verändern würde, wenn sie

plötzlich sehen könnten, ob dies ein Wunsch für sie wäre und was sie dazu persönlich meinen. Ein plötzliches Sehenkönnen würde den Vorteil bringen, dass Handlungen, die aufgrund des Nichtsehens erschwert sind, vereinfacht wären und möglicherweise eine weitere Dimension dazu käme. (vgl. K´71, K´80)

E.: Ich tät [...] wahrscheinlich mehr zum Sportln anfangen, ich tät mehr Fußball spielen, ich tät sogar schaun, dass ich aufholen kann, dass ich aufholen kann, dass ich sogar in einem Verein tätig wäre. Bzw. ich tät zum Skifahren, irgendwas tät ich anfangen, was Sport betrifft.

[...] Ich tät mir die Welt anschauen. [...] [...] Ich mein, das mach ich so auch teilweise, aber du siehst es dann halt mit anderen Augen. [räuspert sich] [...]

Frau B.: [...] Früher hab ich immer gesagt, nein, ich brauch net sehend sein, ich wird der Welt

beweisen, dass ma net sehn muss. [lacht]

Jetzt ist das differenzierter. Also jetzt habe ich schon oft den Wunsch, das oder das zu sehen.

Also, grad in der Partnerschaft habe ich oft den Wunsch [...] so Blickkontakt oder in die Augen schauen können, oder so was, wär schon sehr schön. Das ist sogar was, was ich schmerzlich vermiss. [...]

Ich stelle mir vor, zumindest einmal wäre der erste Schritt anders, wenn ich einen Menschen

anschauen kann [...], kann ich ihn glaub ich, auch leichter ansprechen.

[...] Und in der Partnerschaft, glaube ich, dass es eine zusätzliche Dimension wär´ [...].

In die Augen schauen können, weil man kann das mit anderen Dingen auch a bissl wettmachen, aber es wär´ noch was [...] Schönes, Zusätzliches dazu. [...]

Der Wunsch zu sehen ist wahrscheinlich bei Menschen, die späterblindet sind, stärker ausgeprägt als bei geburtsblinden Menschen. (vgl. K´75, K´77, K´83)

Frau F.: [...] Da denk ich net groß darüber nach und zwar deswegen nicht, weil ich nie gesehen habe. Ich denke diese Wunsch haben oft Blinde, die späterblindet sind. Oder, die einfach noch ein Teilsehvermögen hatten. Und das stellt sich für mich einfach net, weil ich weiß nicht, was sehend ist.

Herr U.: [...] - ich könnt´s mir net vorstellen zu sehen, weil ich nie gesehen hab´ und ich glaub´ auch, dass es nicht von Vorteil wäre, weil ich mein ganzes Leben umstellen müsste und weil ich mich darüber ehrlich gsagt net [...] noch keine Gedanken gemacht hab´, weil´s ja net geht. [...] Also ich möcht´s nicht.

Herr S.: Nein. Absolut nicht. Weil ich aus meinem Wissen heraus, weil mir ganz genau klar ist, dass ich dann fünf, sechs Jahre außer Gefecht wäre, mich mit dem Umstellen auf das Sehen können arrangieren zu müssen. Ich möchte diese fünf, sechs Jahre nicht verbrauchen. Also - nein! Es ist vielleicht in der Jugend sozusagen ein unreflektierter Wunsch.

Das Sehen können würde für eine Interviewpartnerin jetzt gegebene Grenzen ausweiten, mehr Handlungsmöglichkeiten bieten sowie ihren Leidensdruck minimieren. (vgl. K´86 und K´87)

Frau R.: [...] Ich denke aber, würde sehen können, könnte ich z.B. so Sachen machen wie, jetzt klingt das fürchterlich blöd und naiv, irgendwann nach Afrika fahren und mit Kindern arbeiten, oder so was, ja. Vielleicht ich die Möglichkeit gehabt a bissl spontaner zu handeln manchmal, ohne zuerst alles logistisch vorzubereiten und auszuarbeiten und so, ja. So ein bisschen.

[...] Und [...], was für mich sehr wichtig ist, wäre natürlich auch viel mehr lesen können, als ich kann. Weil es gibt Bücher, die einfach für mich nicht zugänglich sind, da leide ich wie ein Hund.

6.8 Zusammenfassung

Ich habe für den empirischen Teil meiner Arbeit qualitative Interviews mit sechs geburtsblinden Menschen geführt, die in völlig unterschiedlichen Familienkonstellationen groß geworden sind. Alle Interviewten wuchsen zumindest mit einer Schwester oder einem Bruder im Familienverband auf. Zwei der InterviewpartnerInnen hatten ein weiteres Geschwisterkind, das auch geburtsblind war, in der Familie, wovon eines sogar das Zwillingskind ist.

Eine Interviewpartnerin sprach von einer Großfamilie, in der sie groß geworden sei und von einer besonderen Familienverbundenheit, so dass sie ihre Familie quasi mit einer süditalienischen Familie verglich. Fünf der Befragten wuchsen im Kleinstadtmilieu auf und zogen aufgrund von Schulausbildung bzw. beruflicher Integration in die "Großstadt" um.

Was den ersten Themenbereich "Bildung und Ausbildung" betrifft, hatten alle Befragten sehr rasch eine Definition zum Begriff "Lernen" parat. Lernen wurde als Aneignung von Wissen und als Chance für das Fortkommen im Alltag und im Beruf genannt.

Der Begriff "Lebenslanges Lernen" wurde auch angeführt und durch die Aufzählung verschiedener Weiterbildungen untermauert. Zwei Befragte berichteten, dass sie einen integrativen Kindergarten, teils wild integriert, besucht haben. Fünf erzählten von ihrer Blindenschule und wie sie das Lernen dort erlebt haben. Eine Person wurde bereits seit der Volksschule integrativ beschult. Schulisches Lernen wurde von den InterviewpartnerInnen einerseits als sehr positiv erlebt, andererseits aber auch als mühsam, was bestimmte Unterrichtsfächer betraf.

Sehr stark traten dabei die Internatserfahrungen in den Vordergrund, die von vier Personen bereits ab Schulbeginn gemacht wurden. Drei von den vier ehemaligen InternatsschülerInnen hatten im Internat eher schlechte Erfahrungen gemacht, was bis hin zur Empfindung der Fremdbestimmtheit ging. Zwei Befragte meinten, dass sie aufgrund des Getrenntseins und des Trennungsschmerzes von zuhause massive Lernprobleme hatten.

Es wurden aber auch Vorteile durch den Internatsaufenthalt angemerkt. Das Internatsleben begünstige die geistige Reife und bewirke eine größere Resistenz und Robustheit. Ein ehemaliger Internatsschüler erlebte den Internatsaufenthalt als positiv, weil er sich sicher fühlte und wusste, dass er am Wochenende wieder nach Hause fahren durfte.

Im Weiteren wurden die Themen integrative und segregative Beschulung behandelt. Vier der Befragten traten für eine integrative Beschulung bereits ab Schuleintritt ein, um blinden Kindern das Internat zu ersparen. Zwei Personen meinten, dass sie sich nicht sicher seien, ob eine integrative Beschulung schon ab Anbeginn zielführend sei. Eine von den beiden führte an, dass sie die ersten vier Jahre eher in einer Blindenschule bevorzuge und erst danach die integrative Beschulung in Betracht ziehe. Die zweite Person erachtete die gesamte Grundschulzeit in der Spezialschule als sinnvoll, um das Rüstzeug für Eigenständigkeit zu erlangen.

Blindenspezifische Berufsausbildungsgänge wurden sehr kritisch betrachtet, wobei die arbeitsmarktpolitische Relevanz eine wichtige Rolle spielte. Ausbildungsangebote an Blindenschulen wurden als nicht aktuell beschrieben. Die InterviewpartnerInnen hinterfragten die Zielsetzung einer Blindenschule mit Berufsausbildung insofern, inwieweit dabei als Hauptziel nicht die Sicherung der eigenen Arbeitsplätze der Unterrichtenden verfolgt werde. Im nächsten Themenblock wurden die persönliche Orientierung und Mobilität der Befragten beleuchtet. Alle InterviewpartnerInnen erleben sich als mobil und sind mit ihrer persönlichen Mobilität zufrieden. Fünf Personen nützen einen Langstock als Fortbewegungshilfsmittel. In diesem Zusammenhang wurde auch das Training aus Orientierung und Mobilität erwähnt. Eine Person meinte, dass sie bis dato noch keine Zeit gefunden habe, um ein Langstocktraining zu absolvieren. Im Zuge des Themas Mobilität wurden auch neuere Medien genannt, die die Mobilität erleichtern sollen: einerseits taktiles Kartenmaterial, um vom Plan Wege abzulesen und andererseits technische Navigationshilfen.

Zum Stichwort Blindenführhund gab es sehr unterschiedliche Meinungen. Keine der befragten Personen hatte zum Zeitpunkt des Interviews (und auch nicht zuvor) einen eigenen Blindenführhund. Zwei nannten den fehlenden Zugang zum Tier als Begründung für die Nichtanschaffung eines Blindenführhundes. Als Vorteil wurden die Erhöhung der Mobilität und auch der Komfort genannt. Andererseits wurde auch eine Einschränkung durch einen Blindenführhund wahrgenommen, was die Autonomie - in Bezug auf Verantwortlichkeit - betrifft, denn es handle sich hierbei um ein Lebewesen und nicht um ein herkömmliches Hilfsmittel. Weiters wurde der finanzielle Aspekt in Bezug auf die Anschaffung eines Blindenführhundes genannt[257].

Beim Themenblock Arbeitsplatz wurde der Einstieg im jetzigen Arbeitsfeld erhoben. Zwei von den fünf im Arbeitsprozess stehenden Menschen waren über eine spezifische Blindenausschreibung zu ihrem Arbeitsplatz gekommen. Es handelt sich dabei um einen traditionellen Blindenarbeitsplatz. Eine Dame erzählte, dass sie aufgrund von politischer Intervention, die durch eine Radiosendung erwirkt werden konnte, zu ihrer Arbeitsstelle gekommen sei. Eine Person bekam bereits vor Beginn ihrer Berufsausbildung eine Einstellzusage. Eine Teilnehmerin durchlief einen herkömmlichen Bewerbungsprozess mit Assessment-Center.

Von allen InterviewpartnerInnen wurde die Kommunikation mit den ArbeitskollegInnen beschrieben. Dabei wurden Betriebsfeiern, Geburtstagsessen und Betriebsausflüge aufgezählt. Eine Person ist in der Funktion der Personalvertretung tätig und eine weitere ist in der Funktion als Behindertensprecherin im besonderen Maße mit den KollegInnen im Kontakt. Was die Aufstiegschancen betrifft, beurteilten die Befragten diese ganz unterschiedlich. Es wurden alle Facetten von der Chancengleichheit über kein Interesse am Aufstieg bis hin zur Benachteilung erwähnt. Eine Frau meinte, dass blinde erfolgreiche MitarbeiterInnen sogar als besondere Konkurrenz gesehen würden.

Der Bereich Freizeit wurde sehr bunt umschrieben, da sehr vielfältige Hobbys von den InterviewpartnerInnen ausgeübt werden. Diese reichen von Aktivitäten im Sportsektor über Interesse an Kultur, Themen rund um den Haushalt bis zur Pflege von sozialen Kontakten und Freundschaften. Weiters wurden TV-Filme mit Audiodeskription oder das Fernsehen als Informationsquelle, die Nutzung des Internets sowie das Lesen von Braille-Schrift-Büchern oder über die Computerausgabe genannt. Musik blieb dabei auch nicht unerwähnt, was das aktive Musikhören, das Chorsingen oder sogar Chorleiten umfasst. Schach wurde ebenso als Hobby angeführt.

Von den InterviewpartnerInnen wurden wenige Einschränkungen auf Grund ihrer Blindheit bei der Ausübung ihrer Hobbys gesehen. Ich gewann den Eindruck, dass diese sechs Befragten gelernt hatten, sich bei Bedarf Unterstützung, beispielsweise eine sehende Begleitung, zu organisieren.

Die Urlaubsgestaltung wurde wieder unterschiedlich beschrieben. Dabei wurden der individuelle Urlaub, der organisierte Urlaub oder auch der Urlaub im Blindenerholungsheim genannt.

Was die Freizeit in Verbindung mit Engagement betrifft, ist bei allen InterviewteilnehmerInnen Solidarität in Form einer Mitgliedschaft zum Blindenverein bzw. Blindenbund vorhanden. Eine Person hat sogar eine leitende Funktion inne. Es gibt auch weitere Mitgliedschaften zu anderen nicht blindenspezifischen Vereinen: z.B. die Mitgliedschaft beim Amateurradioklub oder beim Verein Deutscher Ingenieure sowie beim Gesangsverein.

Zum Themenbereich Familie sei voran gestellt, dass drei der befragten Personen mit einem sehenden Partner verheiratet sind. Eine der sechs Personen ist Vater von sehenden Kindern. Ein besonders enger Kontakt zur Stammfamilie zeigte sich bei zwei Personen, wobei eine integrativ beschult wurde und die zweite Person zwar die Blindenschule besuchte, jedoch ohne Internatsaufhalt. Die anderen vier Personen scheinen einen loseren Kontakt zu pflegen. Es stellt sich die Frage, ob dies mit dem frühen Internatsbesuch und der Trennung vom Elternhaus und den Geschwistern in Zusammenhang zu bringen ist. Zwei Frauen nannten ein besonderes Naheverhältnis zu ihren Müttern, zwei von den befragten Männern haben zu ihrem Vater bzw. zu ihrem Großvater ein derartiges Naheverhältnis. Eine Interviewpartnerin erzählte, dass sie keinen Kontakt zur Stammfamilie habe.

Im vorletzten Themenblock wurden Hilfsmittel aufgezählt, die tagtäglich in Verwendung sind. Es wurde dabei eine bunte Palette genannt, da für unterschiedliche Bereiche verschiedene Unterstützungsmittel zum Einsatz kommen. Der Langstock wurde von den meisten InterviewpartnerInnen gar nicht mehr als Hilfsmittel wahrgenommen, da dieser bereits als integrativer Bestandteil zu ihrem Leben gehört.

Abschließend wurde das Themenfeld "Verhältnis sehende Menschen - blinde Menschen" angesprochen. Es wurden dabei unterschiedliche Vor-und Nachteile aufgrund des Blindseins aufgezählt.

Als besondere Begünstigung wird der Gehörvorteil genannt. Ein besseres Zu- und Hinhören sei möglich. Die Hypothese, dass blinde Menschen ein besseres Gedächtnis hätten, wurde bejaht, denn es wurde die bessere Merkfähigkeit genannt. Als weiterer Vorteil wird die finanzielle Begünstigung in Form des Pflege- oder Blindengeldes gesehen. Menschen mit Blindheit sind, was das Lohnniveau betrifft, meist nicht sehr hoch eingestuft und daher ist das Pflegegeld beinahe als Nachteilsausgleich zu sehen. Stark thematisiert wurden auch die Begriffe Blindenfreundlichkeit und Blindenunfreundlichkeit. Besondere Adaptierungen für blinde Menschen im alltäglichen Leben oder Hilfestellungen durch sehende Personen wurden positiv vermerkt. Was die Blindenunfreundlichkeit betrifft, so wurden besonders die Barrieren im Internet, im Straßenverkehr oder beim Einkauf genannt.

Der Wunsch, plötzlich sehen zu können, wurde sehr differenziert beurteilt. Einerseits wurde klar erkannt, dass dadurch zumindest anfänglich massive neue Hürden zu überwinden wären. Es wurden aber auch neue Dimensionen gesehen, die sich dadurch auftun könnten. Die Meinung, dass der Wunsch zu sehen eher bei späterblindeten als bei geburtsblinden Menschen angesiedelt sei, wurde von vier der befragten Personen geteilt.

6.9 Resümee

Welche Schlussfolgerungen lassen sich abschließend aus der theoretischen und empirischen Beschäftigung mit den Lebenswelten von Menschen mit Blindheit in dieser Arbeit ziehen? Lamnek zitiert Schütz zum Begriff "Lebenswelt" wie folgt: "Erfahrungsraum eines Individuums, konstituiert durch Personen, Objekte und Ereignisse, denen es im Vollzug seines Alltagslebens begegnet."[258]

Beim Thema Familie wurden die Rollen der einzelnen Familienmitglieder, insbesondere die der Väter und der Geschwisterkinder beleuchtet. Viele meiner Erfahrungen sammelte ich in den von mir begleiteten Frühförderfamilien, wo es darum ging, die Eltern und Geschwister des blinden Kindes in ihrer Kompetenz zu stärken und gemeinsam mit ihnen neue Perspektiven zu entwickeln. Dadurch wurde es den blinden Kindern erleichtert, sich zu entfalten und langsam an die Selbstständigkeit herangeführt zu werden.

Wichtig ist hier noch anzuführen, dass es vor 30 Jahren weder in Deutschland noch in Österreich außer den traditionellen Blindenschulen keine pädagogischen Unterstützungsangebote für die Familien von blinden Kindern gab.

Alle InterviewpartnerInnen haben Geschwister, nämlich zumindest eine Schwester oder einen Bruder. Bei zwei Befragten ist jeweils ein Geschwisterkind ebenfalls blind, wovon eines ein Zwillingskind ist. Die Befragten beschrieben den Kontakt zu ihren Stammfamilien von sehr regelmäßig bis gar nicht vorhanden.

Es stellt sich die Frage, inwieweit ein sehr früher Internatsbesuch den Kontakt zur Stammfamilie hemmte. Die beiden Befragten, die keinen Internatsaufenthalt während ihrer Schulzeit hatten, beschrieben ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Stammfamilie. Die Interviewpartnerin, die gemeinsam mit ihrer blinden Zwillingsschwester ins Internat kam und auch eingeschult wurde, berichtet von einem guten Verhältnis zu ihrer Mutter und ihrer blinden Schwester. Eine Interviewpartnerin, die bereits seit frühester Kindheit im Internat wohnte, erzählte vom großen Trennungsschmerz von zuhause und dass sie zu ihrem sehenden Bruder keinen Kontakt habe.

Äußerst skeptisch wird der Besuch des Internats schon ab Schuleintritt betrachtet. Hierbei spielen natürlich die eigenen Erfahrungen eine große Rolle, da sich die Führung eines Internates in methodischer und didaktischer Hinsicht inzwischen sicherlich verändert hat. Zwei Interviewpartner stehen einer Blindenschule mit Internatsunterbringung sehr offen gegenüber.

Was den Zugang zu Bildung und Ausbildung für Menschen mit Blindheit angeht, sind nach mehr als 15 Jahren Erfahrung, die offizielle Integration von blinden SchülerInnen betreffend, immer noch Grenzen zu überwinden. Eine schwer überwindbare Hürde stellen die Bereitschaft der Bildungseinrichtungen sowie das Zurverfügungstellen von Lernunterlagen dar.

Die integrative Beschulung wird generell positiv gesehen, obwohl nur ein einziger Interviewpartner während der gesamten Schulzeit diese selbst erlebt hat. Fünf der InterviewpartnerInnen hatten bereits die Pflichtschule an diversen Blindenschulen absolviert, als die integrative Bewegung für blinde SchülerInnen in Deutschland und Österreich ihren Einzug hielt. Diese Bestrebung wurde anfangs sowohl von vielen BlindenlehrerInnen als auch von sehbehinderten und blinden SchulabsolventInnen mit Vorbehalt betrachtet. Die anfängliche Verunsicherung scheint sich dahingehend verändert zu haben, dass anhand von Best Practice-Beispielen Unklarheiten und Unwissenheit aus dem Weg geräumt werden konnten.

Die Befragten, die noch keine Form der integrativen Beschulung genauer prüfen konnten, haben allerdings Schwierigkeiten, sich ein Bild von einer gelungenen, gut gestützten integrativen Beschulung bereits ab der Grundschule zu machen. Was die blindenspezifische Berufsausbildung betrifft, wird diese kritisch betrachtet, da die Nachhaltigkeit, das berufliche Fortkommen betreffend, hinterfragt wird.

Eine besondere Schwierigkeit stellt das Finden einer geeigneten Tätigkeit und einer Arbeitsstelle dar. Vorgelagert ist dabei eine optimale Berufsorientierung, die auch eine gewisse Wahlmöglichkeit, je nach Kenntnissen und Neigung der blinden Jugendlichen, anbieten muss. Das Ziel muss dabei sein, traditionelle Blindenberufe weiterzuentwickeln und auf den aktuellen Arbeitsmarkt abzustimmen bzw. sich in neue Berufsfelder zu begeben. Dies verlangt den Mut, sich vorerst auf ein Wagnis einzulassen und Widerstände als Herausforderung zu sehen. Dabei sind alle BegleiterInnen der Jugendlichen gefordert, diese behutsam aus den jungen Träumen in die arbeitsmarktpolitische Realität heranzuführen und diese bei der Verwirklichung zu unterstützen.

Nach Absolvierung einer Berufsausbildung bedarf es beim Finden eines Arbeitsplatzes diverser Komponenten, die die reine Fachlichkeit nur als Basis beinhalten, um auch Fuß fassen zu können. Eine gewisse Flexibilität, das Arbeitsfeld betreffend, wird vorausgesetzt, die auch ein notwendiges Maß an Mobilität und Selbstständigkeit umfassen muss. Weiters wird Kreativität im Sinne von Lösungsorientiertheit erwartet, Kommunikation und Teamarbeit sind ebenfalls notwendige Tools in der heutigen Arbeitswelt.

Fünf der sechs InterviewpartnerInnen sind bereits beruflich integriert und machen dabei bei ihrer Arbeitsstelle unterschiedliche Erfahrungen. Nur eine Person ist in einem für blinde Menschen eher untypischen Berufsfeld tätig. Die sechste Person, die sich noch in einer universitären Ausbildung befindet, wird höchstwahrscheinlich auch in einer neuen Schiene beruflich tätig werden.

Beim Themenbereich Mobilität spielen das Hilfsmittel des Langstockes und die Kennzeichnung der blinden Person durch eine Armschleife und / oder einen Sticker eine wichtige Rolle. All diese Maßnahmen dienen einerseits als Schutz für Menschen mit Blindheit, können jedoch auch als Stigma gesehen werden. Fünf meiner InterviewpartnerInnen verwenden tagtäglich einen Langstock und wenden auch die dazugehörige Pendeltechnik an, um sich und andere zu schützen. Dass dieser ein Hilfsmittel darstellt, ist vielen gar nicht mehr bewusst.

Weiters wird auch die Möglichkeit der Unterstützung durch einen Blindenführhund genannt. Keine der befragten Personen war schon einmal oder ist zur Zeit der Interviewführung selbst FührhundebesitzerIn. Dies scheint nicht von ungefähr zu kommen, denn ein wesentliches Auswahlkriterium bei meinen InterviewpartnerInnen war die Geburtsblindheit in Kombination mit dem Merkmal "im Arbeitsprozess stehend". Wie bereits erwähnt, war es für mich nicht möglich, beide Komponenten vereint bei meinen potentiellen InterviewteilnehmerInnen zu finden.

Alle sechs Personen scheinen aber über eine gute Orientierung und Mobilität zu verfügen, da sie Arbeitswege und auch Wege in der Freizeit selbstständig zurücklegen. Was das Wissen um und den Gebrauch von blindenspezifischen Hilfsmitteln betrifft, sind alle InterviewpartnerInnen am neuesten Stand. Generell werden aufgrund der Geburtsblindheit in der Mehrzahl taktile Hilfsmittel bevorzugt.

Der Bereich Freizeit ist auch bei blinden Menschen sehr vielschichtig. Es gibt sicherlich Einschränkungen aufgrund des Nichtvorhandenseins des Gesichtssinns, jedoch erleben dies die Befragten nicht so drastisch. Bei Bedarf organisieren sie sich sehende Begleitpersonen aus dem Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis. Teilweise gibt es Unterstützung durch Angebote von Blindenvereinen, die besonders bei Sportaktivitäten häufig sehende Begleitpersonen zur Verfügung stellen. Die Befragten erzählten von vielen und sehr unterschiedlichen Hobbys und Freizeitaktivitäten, die sie - je nach Interesse und Neigung - ausüben.

Mit dem Begriff Integration geht das Prinzip der Normalisierung einher. Integration muss sehr umfassend gesehen werden und darf nicht mit der Schule enden. Das Ziel ist, Wege des Miteinanders anzustreben und Menschen mit Beeinträchtigung als vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft zu sehen. Wenn dies gelingt, ist uns ein Stück Inklusion bereits geglückt. Die Befragten und gleichzeitig Betroffenen haben verschiedene Zugänge. Es gibt den Ansatz, dass eine Person von einer Gleichbehandlung und "das Gleiche wie sehende Menschen erleben zu dürfen" spricht. Von anderen wurde festgestellt, dass es sehr wohl eine Benachteiligung gibt und dass das Pflegegeld quasi als Nachteilsausgleich gesehen werden könnte.

Was die Grundbedürfnisse von blinden Personen betrifft, so scheinen diese erfüllt zu sein. Offene Wünsche wie Barrierefreiheit beispielsweise im Straßenverkehr, beim Internet oder beim Zugang zu jeglicher Literatur wurden mehrmals angesprochen.

Dazu käme auch eine uneingeschränkte Mobilität, die z.B. Autofahren oder Ballspiele beinhaltet.

Ein Thema, das sehr differenziert betrachtet werden muss, ist das plötzliche Sehen können. Von den sechs Befragten wäre es für zwei Personen eine sehr gute Option und würde für sie weitere Perspektiven eröffnen. Eine weitere sah ebenso große Vorteile im Sehenkönnen. Bedenken meldeten jedoch zwei Personen an, da sie meinten, dass diese Wunschvorstellung eher temporär und gut zu überlegen sei. Dabei wurde die Phase des Überganges des Nichtsehens ins Sehen als Hürde genannt. Das Bedürfnis sehen zu können, würde höchstwahrscheinlich von späterblindeten Menschen ganz anders artikuliert werden.

Obwohl ich schon seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten mit blinden Menschen aller Altersgruppen im beruflichen und privaten Kontext zu tun habe, gewährte mir diese Abschlussarbeit durch die gezielte Literaturrecherche, die theoretische Aufarbeitung und die Bereitschaft der InterviewpartnerInnen, mir über ihre Alltagswelt Auskunft zu geben, weitere interessante und wertvolle Ein-Blicke in die Lebenswelten von Menschen mit Blindheit. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich diese auch dem / der LeserIn dieser Arbeit eröffnet haben.



[203] vgl. LAMNEK, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Methodologie. Band 1. Weinheim 3., korrigierte Aufl. 1995, S. 239.

[204] ebd., S. 239.

[205] vgl. ebd., S. 244

[206] vgl. LAMNEK, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Methoden und Techniken. Band 2. Weinheim 3., korrigierte Aufl.; 1995, S. 35.

[207] vgl. ebd., S. 35.

[208] LAMNEK, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Methoden und Techniken. Band 2. Weinheim 3., korrigierte Aufl.; 1995, S. 35 f.

[209] vgl. ebd., S. 59 f.

[210] vgl. LAMNEK, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Methoden und Techniken. Band 2. Weinheim 3., korrigierte Aufl.; 1995, S. 395.

[211] ebd., S. 400.

[212] ebd., S. 399.

[213] LAMNEK, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Methoden und Techniken. Band 2. Weinheim 3., korrigierte Aufl.; 1995, S. 405.

[214] MAYRING, Philipp: Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Weinheim und Basel. 8. Aufl. 2003, S. 11.

[215] vgl. ebd., S. 12.

[216] vgl. MAYRING, Philipp: Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Weinheim und Basel. 8. Aufl. 2003, S. 58 ff.

[217] ebd., S. 58.

[218] vgl. LAMNEK, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Methoden und Techniken. Band 2. Weinheim 3., korrigierte Aufl.; 1995, S. 108 ff.

[219] vgl. 1.1, S. 9.

[220] HÖRSTER, Reinhard: Bildung. In: Krüger, Heinz-Hermann / Helsper, Werner [Hrsg.]: Einführung in die Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft. Opladen 1995, S. 49.

[221] TREML, Alfred K.: Lernen. In: Krüger, Heinz-Hermann / Helsper, Werner [Hrsg.]: Einführung in die Grundbegriffe und Grundfragen der Erziehungswissenschaft. Opladen 1995, S. 93 u. 97.

[222] vgl. 1.3, S. 20.

[223] vgl. 3.2.1, S. 44.

[224] vgl. 3.2, S. 40 f.

[225] vgl. 1.4, S. 21.

[226] vgl. 3.2., S. 42.

[227] vgl. 4.2.4, S. 80.

[228] KARGL, Sonja: Unterschiede zwischen blinden Menschen mit beziehungsweise ohne Blindenführhund: Krankheitsspezifische Faktoren, Persönlichkeitsmerkmale und Anschaffungsmotive. Diplomarbeit. Graz 2000, S. 24.

[229] vgl. 2.3, S. 35.

[230] vgl. 4.2.5, S. 82.

[231] vgl. 4.2.5, S. 83.

[232] DUDEN Deutsches Universal Wörterbuch. Mannheim, Wien, Zürich. 2. Aufl. 1989, , S. 137.

[233] GRUBER, Reinhard P.: Nie wieder Arbeit. Schivkovs Botschaften vom anderen Leben. Salzburg und Wien 1989, S. 5.

[234] Duden Deutsches Universal Wörterbuch. Mannheim, Wien, Zürich. 2. Aufl. 1989, S. 536.

[235] vgl. 4.1.3.1, S. 63.

[236] vgl. 4.1.3.2, S. 68.

[237] vgl. 4.1.3.2, S. 68.

[238] vgl. 4.1.3.2, S. 70.

[239] vgl. 4.1.3.2, S. 71.

[240] vgl. 4.1.3.2, S. 69.

[241] DUDEN Deutsches Universal Wörterbuch. Mannheim, Wien, Zürich. 2. Aufl. 1989, S. 430.

[242] vgl. 4.2.6, S. 85.

[243] VDI: Verein Deutscher Ingenieure.

[244] LSS: Landessonderkrankenhaus; heute: LSF = Landesnervenklinik Sigmund Freud.

[245] vgl. 4.2, S. 75.

[246] vgl. 4.2.2, S. 76.

[247] vgl. 4.2.2, S. 77.

[248] vgl. 1.2, S. 18.

[249] Braille-Zeile: Hardware-Element, um den Bildschirm auslesen zu können.

[250] Stenomaschine: spezielle Blindenschreibmaschine, um in Kurzschrift / Stenografie mitschreiben zu können.

[251] vgl. 4.2.2, S. 76.

[252] RÖDER, Brigitte: Worin sind Blinde Sehenden überlegen? In: Psychologie heute. Ausgabe: Mai 2005.

32. Jahrgang. Heft 5. Weinheim 2005, S. 44.

[253] http://stmk.arbeiterkammer.at/www-993.html?FURL=page.php.%3F%26P%3D395%2...

22.07.2004.

[254] vgl. 4.2.3, S. 78 f.

[255] vgl. 4.2.3, S. 79.

[256] vgl. 4.1, S. 49.

[257] In Österreich werden Blindenführhunde von den Bundessozialämtern und den Pensionsversicherungsanstalten nur zu einem Teil subventioniert. Die Restkosten müssen meist durch Benefizveranstaltungen oder Darlehen, die teilweise von Versicherungen gewährt werden, bezahlt werden. Die Erhaltungskosten muss die / der FührhundebesitzerIn selbst tragen.

[258] LAMNEK, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Methoden und Techniken. Band 2. Weinheim 3., korrigierte Aufl. 1995, S. 395.

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Informationsbroschüre "Arbeitsassistenz - Eine Servicestelle für Sie" veröffentlicht von der Arbeitsassistenz für sehbehinderte und blinde Menschen in der Steiermark. Odilien-Institut Graz. o.J.

SKRIPTUM:

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http://www.step-on.de/277/409/index.html vom 31.03.2005.

http://www.vzfb.de/text/vzfb.asp?lang=d vom 28.04.2005.

8 ANHANG

TABELLE A

Sonderpädagogische Zentren (SPZ) und Spezialschulen für Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderung und Blindheit in Österreich [259]

Bundesland

Schule / SPZ

Adresse

E-Mail / Internet

Burgenland

Sonderpädagogisches Zentrum Stegersbach

7551 Stegersbach

www.avin.at/spz-stegersbach

Kärnten

Sonderpädagogisches Zentrum für sehbehinderte und blinde Kinder

Schubertstr. 29, 9020 Klagenfurt

wolfgang@sfs-klagenfurt.ksn.at

Oberösterreich

Landes-Lehranstalt für Hör-und Sehbildung Michael-Reitter-Landesschule und Pädagogisches Zentrum für Sinnesbehinderte

Kapuzinerstr. 40, 4020 Linz

Pz.sehen@edhui.at

Steiermark

Sonderpädagogisches Zentrum und Schule für sehbehinderte und blinde Kinder am Odilien-Institut

Leonhardstr. 130, 8010 Graz

spz@odilien.at www.odilien.at

 

Berufliche Fachschule für Sehbehinderte und Blinde

Leonhardstr. 130, 8010 Graz

fachschule@odilien.at www.odilien.at

Tirol

Landesblinden-und Sehbehindertenschule

Ing.-Etzel-Str. 71, 6020 Innsbruck

direktion@spz-sbk.tsn.at

Vorarlberg

Sonderpädagogisches Zentrum Hohenems

Konrad-Renn- Straße 14, 6845 Hohenems

spz.hohenems@schule.at

Wien

Bundes-Blinden-Erziehungsinstitut

Wittelsbachstr. 5, 1020 Wien

www.bbi.at

 

Sonderpädagogisches Zentrum für Sehbehinderte

Zinckgasse 12-14, 1150 Wien

www.schulen.wien.at/ schulen/915023/

TABELLE B

Adressen von Blindenerholungsheimen

Pension

Adresse

Telefon

E-Mail / Internet

Haus Harmonie Unterdambach

Dambacher Str. 5, 3051 St. Christophen

Auskunft: 01/3303545-86

 

Haus Waldpension Hochegg

Prof. Robert Vogel- Straße 1, 2840 Grimmenstein

Auskunft: 01/3303545-86

 

Gästehaus Stubenberg am See des Steiermärkischen Blinden-und Sehbehindertenverband

Dorfstraße 140, 8223 Stubenberg am See

Auskunft: 03176/8845 oder 0316/682240-13

stubenberg@stmk-bsv.at www.stmk-bsv.at

Pension "Zur Waldquelle"

3344 St. Georgen am Reith 37

07484/ 8205-93

www.oebsv.at

Waldpension Maria Sesaal

Schwarzois 42, 3341 Ybbsitz

07443/88311-0

www.braille.at

Zusätzliche Informationsquelle via Internet: www.behindertenreisen.at.

TABELLE C

Adressen von Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich auf Blindenschriftdruck und / oder Hörbücher spezialisiert haben

Bücherei

Adresse

Telefonnummer

E-mail / Internet

Arbeitsgemeinschaft der Blindenhörbüchereien e.V.

Marbacher Weg 18, D-35037 Marburg

0049/6421/68580-15

bzaidos@aol.com www.blista.de/dbb/aidos/AGH.htm

Bayerische Blindenbücherei

Briegerstr. 21, D-90471 Nürnberg

0049/911/8967-510

buecherei@blindenanstalt- nuernberg.de, www.blindenanstalt-nuernberg.de

Bayerische Blindenhörbücherei

Lothstr. 62, D-80335 e.V.München

0049/89/121551-0

 

Berliner Hörbücherei für Zivil-und Kriegsblinde e.V.

Auerbacherstr. 7, D-14193 Berlin

0049/ 30/ 8263111

 

Bibliothek Odilien-Institut

Leonhardstr. 130, 8010 Graz

0316/322667-774

bibliothek@odilien.at www.odilien.at

Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig

Gustav-Adolph Straße 7, 04105 Leipzig

0049/341/7113-125

info@dzb.de

Hörbibliothek Mariahilf

Mariahilferplatz 3, 8020 Graz

0316/713169-40

hoerbibliothek.mariahilf@utanet.atwww.opac.st/hoerbibliothek

Hörbücherei

Hägelingasse 4-6, 1140 Wien

01/9855709

verleih@hoerbuecherei.at www.hoerbuecherei.at

Punktschriftbibliothek

Wittelsbachstr. 5, 1020 Wien

01/7280866-237

www.bbi.at

Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen SZB Fachbibliothek

Schützengasse 4, CH-9000 St. Gallen

0041/071/2233636

bibliothek@szb.ch, www.szb.ch

SBS-Schweizerische Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte

Grubenstrasse 12, 8045 Zürich

0041/43/3333232

info@sbs-online.ch , www.sbs-online.ch

Stiftung Centralbibliothek für Blinde - Norddt Blindenhörbücherei

Herbert-Weichmannstraße 44-46, D-22085 e.V. Hamburg

0049/40/227286-0

info@blindenbuecherei.de www.blindenbuecherei.de

TABELLE D

Adressen von Blindenführhundeschulen in Österreich [260]

Hundeschule

Adresse

Telefon

E-Mail / Internet

Österr. Schule für Blindenführhunde Joseph Bürger

Rastal 17, 8611 St. Kathrein a.d. Laming

03869/2517

josefbuerger@aon.at

Blindenführ-Hundeschule Karlheinz Ferstl

Gartengasse 13, 7022 Loipersbach

02686/7416

www.blindenhund.at

Hundezentrum Maria Gerstmann

Neudorfberg 78, 8211 Großpesendorf

03113/2624

www.reha-hunde.at

Internationales Blindenführ-und Begleithunde-Zentrum IBBZ

Radetzkystraße 30, 6845 Hohenems

0664/3525095

www.reha-hunde.at

TABELLE E

Blinden-und Sehbehindertenverbände in Österreich [261]

Bundesländer

Obmann / Obfrau

Adresse

Telefon

E-Mail / Internet

Landesgruppe Kärnten

Willibald Kavalirek

Gutenbergstr. 7, 9020 Klagenfurt

0463/ 55822

blindenverb.ktn@gmx.at www.blindenverband-ktn.at

Landesgruppe Oberösterreich

Mag. Gerhard Fechter

Markartstraße 11 4020 Linz

0732/ 652296-0

gerhard.fechter@ blindenverband-ooe.at www.blindenverband-ooe.at

Landesgruppe Salzburg

Renate Feißt

Schmiedinger Str. 62, 5020 Salzburg

0662/ 431663-11

blindenverband@sbg.ac.at

Landesgruppe Steiermark

Mag. Mario Kowald

Augasse 132, 8051 Graz

0316/ 682240-12

obmann@blind-on.at

Landesgruppe Tirol

Richard Payr

Amraser Str. 87, 6020 Innsbruck

0512/ 33422-0

office@tbsv.org www.tbsv.org

Landesgruppe Vorarlberg

Manfred Schuler

Ingrüne 12, 6858 Schwarzach

05572/ 58221-37

buero.vbsb@aon.at

Landesgruppe Wien, Niederösterreich und Burgenland

Friedrich Zorn

Hägeling. 4-6, 1140 Wien

01/ 98189-0

office@braille.at, www.braille.at

Österreicher Blinden-und Sehbehindertenverband

Klaus Martini

Hägeling. 3, 1140 Wien

01/ 98275-84

präsident@blindenverband.at www.oebsv.at

TABELLE F

Elternselbsthilfe für sehbehinderte und blinde Kinder in Österreich [262]

Bundesland

Obfrau / Obmann

Adresse

Telefon

E-Mail / Internet

Kärnten

Renate Resenig

Am Weitblick 14, 9061 Wölfnitz

0664/3326243

renate.resenig@wkk.or.at

Oberösterreich/ Salzburg

Manfred Schmid

4690 Rüstorf 61

07673/ 4274

manfred.schmid@telering.at

Steiermark

Gertraud Klinger

Schelchenberg 4, 8071 Vasoldsberg

03135/47873

gerti.kli@inode.at

Vorarlberg

Edith Eigeldinger

Marktstraße 21, 6851 Hohenems

05576/ 76419

eigeldinger@vol.at

Wien, Niederösterreich, Burgenland

Regina Mihal

Hoffmannsthal- Gasse 12/1/11, 1030 Wien

01/ 7962383

regina.mihal@esh.at

Bundesverein

Traude Lang

Leystr. 41/1/12, 1200 Wien

01/332185

verein@esh.at , www.esh.at

TABELLE G

Weitere Kontaktadressen in Österreich

Organisation

Ansprechperson

Adresse

Telefon

E-Mail / Internet

"Anders sehen"

Petra Raissakis

   

petra.raissakis@inode.at www.anderssehen.at

ARGE Sehen Initiative für Sehbehinderte

Johannes Voller

Ing.-Etzel-Str. 21/p, 6020 Innsbruck

0512/578578

 

Blickkontakt Interessensgemeinschaft sehender, sehbehinderter und blinder Menschen

Mag. Michael Krispl

Erzherzog Karl-Str. 65/13/71220 Wien

01/ 2049030

blickkontakt@blickkontakt.or.at, www.blickkontakt.or.at

Engel auf Pfoten Verein zur Förderung der Mobilität sehbehinderter und blinder Menschen

Roland Komuczky

Wienerbergstr. 16/32/25, 1120 Wien

01/ 8171875

info@engelaufpfoten.at

Förderverein für sehbehinderte und blinde Menschen Odilien-Institut

Margret Pittner

Leonhardstr.130, 8010 Graz

0316/322667-50

margret.pittner@odilien.at, www.odilien.at

Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs

Heinz Vogel

Traustr. 9, 1200 Wien

01/330354516

vogel@hilfsgemeinschaft.at, www.hilfsgemeinschaft.at

ÖBW - Österreichische Blindenwohlfahrt -Blindenfürsorge

Mag. Konrad Widmann

Baumgartner.Str. 69, 1140 Wien

01/9141141-301

info@blind.at , www.blind.at



[259] vgl. SPZ ODILIEN-INSTITUT: ...genaugenommen. CD. Graz 10/2004.

[260] vgl. http://www.seh-netz.info/mobilitaet/hilfen/bfh/schulen/ vom 27.04.2005.

[261] vgl. SPZ ODILIEN-INSTITUT: ...genaugenommen. CD. Graz 10/2004.

[262] vgl. www.esh.at vom 10.05.2005.

INTERVIEWLEITFADEN

I. Bildung / Ausbildung

Schildern Sie bitte Ihren schulischen und beruflichen Werdegang.

Welche beruflichen Ausbildungen haben Sie absolviert, um in Ihrem derzeitigen Beruf arbeiten zu können?

Welche speziellen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für Sie?

Bevorzugen Sie Angebote speziell für blinde Menschen oder eher allgemeine Bildungseinrichtungen? Warum?

Was ist Ihre Meinung zur integrativen Beschulung? Bevorzugen Sie die segregative Form - die Spezialschule (Blindenschule) oder eher die integrative Form?

II. Mobilität

Beschreiben Sie bitte, wie Sie zu Ihrer Arbeitsstätte (zur Universität) kommen?

Und wie zurück nach Hause?

(Nützen Sie öffentliche Verkehrsmittel oder Taxis?)

In wie weit erleichtern Blindenführhunde die Mobilität oder sind sie für Sie persönlich

eher hinderlich?

III. Arbeitsplatz (Studienplatz)

Welche Tätigkeiten verrichten Sie in Ihrer Arbeit (in Ihrem Studium)? In welcher Form kommunizieren Sie dabei mit Ihren KollegInnen? Welche Wege legen Sie dabei zurück?

Wie verbringen Sie Ihre Arbeitspausen (z.B. Mittagspause)?

An welchen gemeinsamen Aktivitäten in der Firma (an der Universität) nehmen Sie teil (z.B. Betriebsausflug, Geburtstagsfeiern)?

Falls keine Teilnahme: Was hindert Sie daran, teilzunehmen? Was würde Ihnen eine Teilnahme ermöglichen?

Falls Teilnahme: Wie organisieren Sie sich die Teilnahme?

Wie schätzen Sie ihre Aufstiegschancen in der Firma ein?

IV. Freizeit

Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Welche Hobbys haben Sie?

Wie verbringen Sie Ihren Urlaub (Ihre Ferien)? Wie organisieren Sie sich diesen?

V. Freizeit -Engagement

In welchen Vereinen oder Selbsthilfegruppen sind Sie tätig?

Falls tätig: Was motiviert Sie, da aktiv zu sein?

Falls nicht tätig: Was ist Ihre Meinung dazu?

VI. Familie

Wie gestaltet sich der Kontakt zu Ihrer Stammfamilie? Wo lebt sie? Auf welchem Weg kommen Sie zu ihr?

Zu welchem Ihrer Familienmitglieder haben Sie ein besonderes Naheverhältnis? Aus welchem Grund?

VII. Hilfsmittel

Welche Hilfsmittel verwenden Sie? Im Beruf (im Studium) bzw. zuhause. (PC mit Internet, Mobiltelefon mit Sprachausgabe, Geräte mit Sprachausgabe oder taktilem Display?)

VIII. Verhältnis sehende Menschen - blinde Menschen

Welche besonderen Vorteile gibt es Ihrer Meinung nach für blinde Menschen gegen- über sehenden Menschen? (Pflegegeld, Begünstigungen, Rücksicht, ...)

Wie blindenfreundlich ist Ihrer Meinung nach die Welt der Sehenden?

Viele blinde Menschen wünschen sich, sehend zu sein. Würden Sie sich das auch wünschen?

Falls ja: Was würde sich dadurch für Sie ändern?

Falls nein: Warum nicht?

Herzlichen Dank!

ANHANG

  1. Reduktion: Beispiel zum Thema "Bildung/Ausbildung"

  2. Reduktion: Beispiel zum Thema "Bildung/Ausbildung"

Den Anhang können sie unter folgender Url herunterladen:

http://bidok.uibk.ac.at/download/schloffer-einblicke-dipl.pdf

DANK

Mir ist es ein Bedürfnis, besonders jenen Menschen zu danken, die mich während der Studienzeit sowie bei der Erstellung dieser Arbeit begleitet und unterstützt haben:

−Marija für die freundschaftliche und fachliche Unterstützung

−Gerda für die langjährige Begleitung während der Studienzeit und für die Ermutigung diesen Abschnitt meines Lebens zu Ende zu bringen

−meinen InterviewpartnerInnen, den Frauen und Männern mit Blindheit in Graz, München und Wien

−meiner Familie für die Begleitung in meiner Studienzeit

−Sascha für die moralische und wissenschaftliche Unterstützung sowie für die Begleitung in der Schlussphase dieser Studienausbildung

−Prof. Dr. Rudolf Egger für die wissenschaftliche Begleitung dieser Arbeit.

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benützt und die den benutzten Quellen wörtlich und inhaltlich entnommenen Stellen, als solche kenntlich gemacht habe.

Birgit Rosa Schloffer

Graz, im September 2005

Quelle:

Birgit Rosa Schloffer: Ein-Blicke in die Lebenswelten von Menschen mit Blindheit. Zugangsmöglichkeiten zu Bildung und Beruf

Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz.

vorgelegt von Birgit Rosa SCHLOFFER am Institut für Erziehungswissenschaft. Begutachter: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Rudolf Egger. Graz 2005

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 18.06.2007

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