Warum Pädagogen aus der Arbeit in Integrationsklassen aussteigen

Themenbereiche: Schule
Textsorte: Buch
Releaseinfo: erschienen in: Hans Wocken, Georg Antor, Andreas Hinz (Hrsg.): Integrationsklassen in Hamburger Grundschulen, Hamburg: Curio Verlag 1988, S. 275-333
Copyright: © Curio Verlag 1988

1. Problemstellung

Die gemeinsame Unterrichtung von behinderten und nichtbehinderten Kindern in Integrationsklassen verändert Aufgaben, Rollen und Rahmenbedingungen der Arbeit von Pädagogen in grundlegender Weise: Sie arbeiten nicht mehr allein, sondern in einem multiprofessionellen Team; sie unterrichten nicht mehr eine relativ homogene Klasse, sondern haben es mit einer extrem heterogenen Lerngruppe zu tun; sie sind jetzt Pädagogen in einer Schule, der das gemeinsame Leben und Lernen von behinderten und nichtbehinderten Kindern wichtig ist. Kurzum: Pädagogen in Integrationsklassen müssen sich mit einer deutlichen Veränderung von Pädagogik auseinandersetzen.

Diese neue pädagogische Herausforderung erfordert - auch schulgesetzlich - die Freiwilligkeit aller Beteiligten, auch der Pädagogen.Alle Pädagogen haben ausnahmslos die Aufgabe der kooperativen Unterrichtung einer Integrationsklasse aus freien Stücken übernommen. Die grundsätzliche Bereitschaft zu kooperativer pädagogischer Arbeit, eine starke Identifikation mit dem Anliegen der Integration und ein hohes berufliches Engagement durften also angenommen werden. Sie schienen die besten Garanten für das Gelingen der Zusammenarbeit zu sein. Was sollte angesichts dieser günstigen Ausgangsbedingungen schon schief gehen? Zwar verließen auch schon in den Anfängen des Schulversuchs die ersten Pädagogen das Projekt, doch konnten die allerersten Demissionen noch als Einzelfälle betrachtet werden, als bedauerliche Pannen, die in allen menschlichen Lebensbereichen nun mal vorkommen können, die aber wegen ihrer Seltenheit nicht Anlaß zur Beunruhigung und systematischen Ursachenforschung sind.

Nach fünfjähriger Dauer des Schulversuchs aber ist es nicht mehr möglich, das Problem zu übersehen und die Augen zu verschließen. Im Versuchszeitraum vom Beginn des Schuljahres 1983/84 bis zum Ende des Schuljahres 1987/88 gab es in Hamburg insgesamt 33 Integrationsklassen im Grundschulbereich, in denen also 33 pädagogische Teams mit insgesamt 99 Pädagogen arbeiteten. In diesem Zeitraum verließen 20 Pädagogen das Integrationsprojekt. 16 Teams, also nahezu jedes zweite (48,5 Prozent), waren vom Weggang eines oder mehrerer Pädagogen betroffen (davon verließen allerdings vier Sonderschullehrer je zwei Integrationsklassen). Die ausscheidenden Pädagogen verteilen sich auf sieben der elf Schulen mit Integrationsklassen; allein sechs Pädagogen (30 Prozent) verließen eine Schule. 20,2 Prozent, also etwa jeder fünfte Pädagoge, haben die Mitarbeit im Integrationsversuch aufgekündigt - eine Arbeit, die sie doch wahrscheinlich einmal voller Überzeugung, Enthusiasmus und aus freiem Entschluß angefangen hatten.

Diese Pädagogen, die aus der Arbeit in Integrationsklassen ausgeschieden sind, werden hier mit dem etwas saloppen Begriff "Aussteiger" tituliert. Der Begriff Aussteiger kann gewiß nicht voll befriedigen. Im allgemeinen Sprachgebrauch heißen Aussteiger solche Menschen, die sich von den vorherrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen kritisch distanzieren und sich in einfache Lebensverhältnisse oder spirituelle Gruppen zurückziehen. Derartige Bedeutungsbeimessungen sind mit dem Begriff Aussteiger hier nicht intendiert. In unserem Zusammenhang soll Aussteiger ein neutrales Verständigungskürzel sein. Gemeint sind alle Pädagogen aus Teams von Integrationsklassen, die nicht nur aus dem Team, sondern auch aus der Integrationsarbeit ausgestiegen sind. Teamwechsler, die zwar ein Pädagogenteam verlassen, aber weiterhin mit einem anderen Unterrichtsteam in der Integrationsarbeit tätig sind, gehören nicht zu dem gemeinten Personenkreis. Aussteiger sind hier Aussteiger aus einem Team sowie "aus der Integration".

Der Ausstieg eines Pädagogen kann vielerlei Auswirkungen nach sich ziehen: Die Kinder der Klasse(n) müssen den Verlust einer Bezugsperson bewältigen und sich an eine neue gewöhnen; der nachfolgende Pädagoge muß sich mit anfänglichen Vorbehalten gegenüber seiner Person und seiner Berufsgruppe auseinandersetzen; das Pädagogenteam muß neu über Aufgabengebiete, Rollendefinitionen und seine integrative Unterrichtspraxis nachdenken und Einigungen darüber herstellen; die Eltern müssen den Ausstieg verarbeiten und mit dem nachfolgenden Pädagogen eine neue Vertrauensbasis schaffen.

Doch auch über die unmittelbar Beteiligten hinaus können sich sehr konkrete Konsequenzen ergeben: In Kollegenkreisen spricht sich die Existenz von Aussteigern herum. Als ungünstige Folgewirkung einer hohen Aussteigerquote darf eine zurückhaltende Bereitschaft angenommen werden, in kooperativen Unterrichtsteams mitzuarbeiten. Ein Ausstieg wirkt für sich wie eine schlechte Nachricht. Schlechte Nachrichten erhöhen nicht die Attraktivität der Aufgabe und die Motivation potentieller Interessenten. Dies gilt sowohl für betroffene Grundschulen als auch für Sonderschulen, in die ausgestiegene Sonderschullehrer und Erzieher zurückkehren.

Und letztlich ist das Thema "Aussteiger aus der Integration" in der öffentlichen Diskussion in hohem Maße den gegensätzlichen Interessen ausgeliefert. Die Contra-Seite wittert gute Chancen, die Aussteiger als abtrünnige Existenzen vorzuführen, die durch Erfahrung klug geworden und eines Besseren belehrt worden sind; sie möchte immer mehr und immer genauer über die Krisen, Konflikte und Konkurse der Arbeit in Integrationsklassen erfahren und dann ausstreuen. Die Pro-Seite ist besorgt und geängstigt, daß die Aussteiger die Integration in negative Schlagzeilen bringen könnten; sie hat daher das Bestreben, das Thema allenthalben unter Eingeweihten zu diskutieren, unter keinen Umständen aber an die große Glocke zu hängen.

Angesichts dieser Sachlage scheint nichts dringlicher und hilfreicher zu sein als eine rationale Aufklärung des Problems, um das es geht. Daß es Aussteiger gibt, besagt als reiner Tatbestand noch nichts und läßt keinerlei voraussgehende Bewertungen zu. Voraussetzung für eine qualifizierte Stellungnahme ist eine genaue Kenntnis der näheren Umstände und Beweggründe, die Aussteiger zu ihrem Schritt veranlaßt haben. Sind die Aussteiger aus der Integration Pädagogen, die aufgrund negativer Erfahrungen mit integrativer Unterrichtung nun zu einer anderen Überzeugung gelangt sind und sich von einem idealistisch beflügelten Streiter für Integration nun zu einem Skeptiker und Kritiker gewandelt haben? Oder waren es schlichtweg "nur" Gründe wie Pensionierung, berufliche Karriere oder Wohnortwechsel, die für den Ausstieg verantwortlich sind? Es macht schon einen gravierenden Unterschied, wie die gestellten Fragen zu beantworten sind. Was man von der unstrittigen Tatsache, daß Pädagogen aus der Integrationsarbeit ausssteigen, zu halten hat, weiß man offenkundig erst, wenn man auch das Warum kennt.

Nach diesen Vorklärungen ist es möglich, Fragestellung und Anliegen der Untersuchung genauer zu beschreiben. Das Untersuchungsfeld ist der Schulversuch Integrationsklassen in Hamburg. Die Unterrichtung von Integrationsklassen ist in Hamburg die gemeinsame Aufgabe von 3 Pädagogen. Bei der Planung, Durchführung und Evaluation des Unterrichts arbeiten Grundschullehrer, Erzieher mit einem 30-Stundenvertrag, und Sonderschullehrer mit 2,5 Wochenstunden pro behindertem Kind zusammen. Zur untersuchten Stichprobe gehören all jene Pädagogen, die einmal in einem Unterrichtsteam für Integrationsklassen mitgearbeitet haben, dann aber zu einem späteren Zeitpunkt aus dem Team und zugleich aus der Integrationsarbeit ausgeschieden sind. Das leitende Erkenntnisinteresse gilt allein der Frage nach den Beweggründen, Anlässen und Umständen für den Ausstieg. Ein Psychogramm der Aussteiger ist nicht intendiert. Die klärungsbedürftige Frage lautet: Warum steigen Pädagogen (Grundschullehrer, Erzieher, Sonderschullehrer) aus der Arbeit in Integrationsklassen aus?

2. Methode

Das Untersuchungsvorhaben wurde im Rahmen eines Seminars "Probleme, Methoden und Ergebnisse der sonderpädagogischen Forschung" (siehe Anmerkung 1) an der Universität Hamburg durchgeführt. Ziel des Seminars war es, die Studierenden an aktueller Forschung zu beteiligen und anhand eines konkreten Projekts in forschungsmethodologische Fragen und Verfahren einzuführen.

Die Methode der Wahl für den Untersuchungsgegenstand "Motive von Aussteigern aus Pädagogenteams" ist das qualitative Interview (HUBER & MANDL 1982; HOPF & WEINGARTEN 1984). Verfahren der qualitativen Sozialforschung sind insbesondere dann angezeigt, wenn weder ausgearbeitete Theorien noch zureichende empirische Forschungsbefunde über den Untersuchungsgegenstand vorliegen (BORTZ 1984). Die vorrangige Begründung für die Wahl eines qualitativen Verfahrens ist jedoch anderer Natur. Das Erkenntnisinteresse der Untersuchung ist nicht auf die objektive Feststellung beobachtbarer Sachverhalte, sondern auf die authentische Ermittlung subjektiver Erfahrungen und persönlicher Motive ausgerichtet. Diesem Anliegen wird am ehesten Genüge getan, wenn die Pädagogen selbst als Experten ihrer eigenen beruflichen Arbeitssituation und Ausstiegsgeschichte ernstgenommen werden. Das qualitative Interview eröffnet den befragten Aussteigern die Möglichkeit, mit persönlicher Authentizität ihre Sicht der Dinge darzustellen.

Die bewußte Parteinahme für die subjektiven Deutungs-und Erklärungsmuster der Aussteiger läßt natürlich die Frage aufkommen, welcher Wahrheitsgehalt den Selbstaussagen Betroffener zukommt. "Die Betroffenen mögen viel erzählen; ob das aber alles stimmt, steht auf einem anderen Blatt" - so oder ähnlich mag der relativierende Einwand lauten. In der Tat, diese Kritik hat ihr gutes Recht. An einem kurzen Beispiel mag die Problematik des Wahrheitsgehaltes subjektiver Aussagen deutlich werden. Wenn etwa ein Aussteiger nach dem Urteil außenstehender, fachkundiger Beobachter wegen einer Überforderung seiner beruflichen Kompetenzen sich zur Aufgabe seiner Mitarbeit mehr oder minder genötigt sah, der Betroffene selbst sich aber weder überfordert noch inkompetent fühlte, was ist dann wahr?

Die kritischen Einwände sind geeignet, den eingeschränkten Geltungsanspruch der Untersuchungsergebnisse bewußt zu machen. Die Untersuchungen verzichten von vornherein auf den Anspruch, die objektiven Bedingungen für das Aussteigen von Pädagogen erhellen zu wollen. Was einzig und allein in gültiger Weise offengelegt werden soll, ist das persönliche Erleben und die subjektive Begründung des Aussteigens. Für dieses Stück biographischer Arbeitserfahrung gibt es keine vertrauenswürdigeren Zeugen als die Befragten selbst. Die Bedeutung der subjektiven Motive von Pädagogen sollte nicht unterschätzt werden. Ob Pädagogen in der Integrationsarbeit mitmachen oder nicht, wird letztlich nicht durch objektive Bedingungen und Kriterien entschieden, sondern im subjektiven Innenraum des Pädagogen selbst.

Die Stichprobe der Untersuchung ist bereits einleitend definiert worden. Angestrebt wurde eine vollständige Erfassung aller Pädagogen aus den Hamburger Integrationsklassen, die aus dem Schulversuch ausgestiegen sind. Tabelle 1 vermittelt eine differenzierte Sicht der Untersuchungspopulation.

Die Erfassungsquote der Untersuchungspopulation ist mit 90 Prozent sehr hoch. Von den angefragten Pädagogen haben 2 Sonderpädagogen das Interview aus persönlichen Gründen verweigert, die es zu respektieren galt. Für die Gruppe der Grundschullehrer und der Erzieher verbietet die geringe Aussteigerquote jegliche Verallgemeinerung. Der Kern des Aussteiger-Problems scheint -unter den Arbeitsbedingungen in Hamburger Integrationsklassen des Grundschulbereichs - in der Berufsgruppe der Sonderschullehrer zu liegen. Für diese Berufsgruppe können aus den Untersuchungsergebnissen am ehesten generalisierungsfähige Aussagen erwartet werden.

Gruppe

Pädagogen

Aussteiger

   
 

abs.

abs.

%

befragt

Grundschullehrer

35

4

11,4

4

Erzieher

36

4

11,1

4

Sonderschullehrer

28

12

42,9

10

         

Gesamt

99

20

20,2

18

Das methodische Vorgehen erfolgte in enger Anlehnung an das "focussierte Interview" nach MERTON & KENDALL (1984). In einem ersten Schritt wurde eine vorläufige Theorie des Aussteigens erarbeitet. Nach dem Studium einschlägiger Fachliteratur (WOKEN 1988; dort weitere Literatur) wurden alle denkbaren Gründe, Anlässe und Motive des Aussteigens aufgelistet. Darüber hinaus konnten die Autoren durch die anteilnehmende wissenschaftliche Begleitung des Modellversuchs auf einen reichen Schatz an anschaulichen Primärerfahrungen zurückgreifen. Der Sammlung und Katalogisierung möglicher Bedingungsfaktoren und Motivationen schloß sich die Klassifikation nach zusammenfassenden Kategorien an. Es wurden 8 Sammelkategorien gebildet. Die Stichworte der Urliste waren zur operationalen Verankerung der gebildeten Kategorien weiterhin von Nutzem (Tabelle 2). Durch eine weitere Ordnung und Zusammenfassung der 8 Kategorien nach internen, individuumsbedingten Gründen einerseits und externen, situationsbedingten Gründen andererseits (Tabelle 3) entstand so ein dreistufiges Bedingungsmodell.

1. kompetenzbedingt

Ist das Ausscheiden des Pädagogen durch eine Überforderung oder Unterforderung seiner professionellen Kompetenzen bedingt?

(Befähigung zu binnendifferenziertem Unterricht; Passung von Förderbedarf und Förderkompetenz; spezielle Kompetenzen u. ä.)

2. personbedingt

Ist das Ausscheiden des Pädagogen durch psychologische Eigenschaften seiner Person bedingt?

(charakterliche Eigenschaften; Ertragenkönnen von Kritik; Zuwendung von Kindern teilen können; labiles Selbstwertgefühl u. ä.)

3. umständebedingt

Ist der Pädagoge aufgrund persönlicher Lebensumstände oder wegen gesundheitlicher Gründe ausgeschieden?

(Wohnortwechsel; Karriere; Betreuung eigener Kinder; private Belastungen; Krankheit; Pensionierung u. ä.)

4. kooperationsbedingt

Ist das Ausscheiden des Pädagogen durch Kommunikations- und Kooperationsprobleme im Team bedingt?

(Aversion gegen Kollegen; Nicht-Miteinander-Können; Machtkämpfe im Team; unterschiedliche "Wellenlänge"; Art des Umgangs miteinander; Formen der Kritik; konträre, unvereinbare Blickwinkel u. ä.)

5. arbeitsplatzbedingt

Ist das Ausscheiden des Pädagogen durch die konkreten Bedingungen des Arbeitsplatzes oder durch die Aufgaben-und Rollenverteilung im Team bedingt?

(materielle Ausstattung der Klasse; Pendeln zwischen Schulen; Bezahlung; Anwesenheitszeiten in der Klasse; unterschiedliche Verantwortung; Unterstützung durch Kollegium, Schulleitung, Beratung und Begleitung; Gleichberechtigung im Team; Dreierkonstellation u. ä.)

6. konzeptbedingt

Ist das Ausscheiden des Pädagogen durch Gründe bedingt, die im pädagogischen Konzept der Integrationsklassen angelegt sind?

(Vorstellungen von Integration; theoretische Konzepte eines integrativen Unterrichts; Einstellungen zur äußeren Differenzierung; Vereinbarkeit von Therapie und Integration; Bedeutung von Leistung und Disziplin u. ä.)

7. schülerbedingt

Ist das Ausscheiden des Pädagogen durch Gründe bedingt, die mit den Kindern dieser Integrationsklasse zu tun haben?

(schwierige Zusammensetzung der Klasse; Vorstellung über die Integrierbarkeit bestimmter Kinder; Beziehungen zu den Kindern u. ä.)

8. elternbedingt

Ist das Ausscheiden des Pädagogen durch Gründe bedingt, die mit Eltern dieser Integrationsklasse zu tun haben?

(schwierige Beziehung zu Eltern; unterschiedliche Akzeptanz bei Eltern; Meinungsverschiedenheiten, u. ä.)

Der abschließende Arbeitsschritt bestand in der Erarbeitung eines theoriebezogenen Interviewleitfadens. Den Focus des Interviews bildete gemäß Fragestellung das Warum des Aussteigens. Mit diesen Vorbereitungen waren gute Voraussetzungen für theoriegeleitete und methodische Erkenntnisbemühungen geschaffen.

individuumsbedingte Gründe

situationsbedingte Gründe

   

1. kompetenzbedingt

4. kooperationsbedingt

2. personbedingt

5. arbeitsplatzbedingt

3. umständebedingt

6. konzeptbedingt

 

7. schülerbedingt

 

8. elternbedingt

Als ideale Interviewsituation wurde das Tandem-Interview mit Tonaufzeichnung angesehen. Zwei Interviewer ermöglichen eine flexible Gestaltung des Interviews, die Tonaufzeichnung gewährleistet eine maximale Dokumentationstreue und damit eine zuverlässige Auswertung. Wegen der Sensibilität des Themas mußte allerdings von vorneherein erwartet werden, daß nicht alle Aussteiger den erwünschten Interviewbedingungen zustimmen würden. Eine möglichst vollständige Erfassung der Aussteiger-Stichprobe wäre durch eine rigide Vorgabe der Interviewbedingungen gefährdet gewesen. Die Chance, ein Interview überhaupt durchführen zu können, erschien wichtiger als der Wunsch, das Interview flexibel gestalten und verzerrungsfrei dokumentieren zu können. Diese Prioritätensetzung führte zu folgender Hierarchie erwünschter Interviewformen:

1. Tandem-Interview mit Tonband

2. Einzel-Interview mit Tonband

3. Tandem-Interview ohne Tonband

4. Einzel-Interview ohne Tonband

Der Kontakt zu den Aussteigern wurde in schriftlicher und telefonischer Form hergestellt. In den mündlichen Vorgesprächen wurden die Einwilligung zu dem Interview eingeholt, die Form des Interviews abgestimmt und Zeit und Ort vereinbart.

Das Interview wurde nach den Regeln der nondirektiven Gesprächsführung gestaltet. Der Interviewleitfaden wurde adaptiv gehandhabt, um den Befragten breiten Raum für subjektiv bedeutsame Themen, persönliche Situationsdeutungen und gefühlshafte Reaktionen zu geben. Durch "aktives Zuhören" sollten die Befragten zu einem hohen Maß an selbstenthüllenden Kommentierungen ihrer Erfahrungen, Erlebnisse und Gefühle angeregt werden.

Die Auswertung der Interviews erfolgte in Kleingruppen mit mindestens 3 Teilnehmern im Forschungsseminar, wobei immer ein Interviewer des betreffenden Interviews anwesend war. Nach der gemeinsamen Anhörung des Interviews wurde im unmittelbaren Anschluß ohne Diskussion ein Rating durchgeführt. Für dieses Rating wurde jeder Kategorie des theoretischen Bedingungsmodells (Tabelle 2) eine fünfstufige Schätzskala zugeordnet, auf der die Wichtigkeit der Ausstiegsmotive und -gründe zu markieren war (s. Ergebnisse). Durch die arithmetische Mittelung aller Schätzwerte einer Rating-Gruppe ergab sich für jeden Befragten ein individuelles Profil seiner Ausstiegsmotive. Die diskursive Interpretation der erhaltenen Motivprofile in der Gruppe wurde in einem bündigen Text sprachlich zusammengefaßt.

Die Auswertung der Interviews wurde durch eine kommunikative Validierung der Untersuchungsergebnisse (LECHLER 1982) abgeschlossen. Jedem befragten Aussteiger wurde eine schriftliche Fassung des vorliegenden Berichts übermittelt mit der Bitte um Rückmeldung. Die Untersuchungsergebnisse wurden dann als gültig und wahr angesehen, wenn die befragten Aussteiger sich in ihrem Motivationsprofil angemessen dargestellt wiederfanden. Durch die kommunikative Validierung sollte sichergestellt werden, daß die Befragten sich verstanden fühlten. Sie hatten die Chance, eine Erkenntnis über ihre Person so zu ratifizieren, als wäre sie von ihnen selbst gewonnen.

Die schriftliche Abfassung des Berichts mußte Anforderungen genügen, die wegen ihrer Unvereinbarkeit kaum gleichzeitig erfüllbar sind. Auf der einen Seite verlangt die zugesagte Anonymität, auf alle Informationen zu verzichten, die eine Identifizierbarkeit des Befragten erlauben. Auf der anderen Seite ist ein Bericht nur dann aussagekräftig, wenn alle wesentlichen Informationen möglichst konkret und detailreich gegeben werden. Dies macht das Dilemma aus. Je informativer ein Bericht ist, desto eher ist auch der Befragte identifizierbar. Je geringer aber die Chance der Identifizierbarkeit ist, desto informationsärmer und nichtssagender wird auch der Bericht. Hier wurde folgender Lösungsweg beschritten. Durch die kommunikative Validierung konnten alle Befragten ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung wahrnehmen. Ferner werden alle Aussteiger generell in der weiblichen Form angesprochen. Die Reihenfolge der Personen ist zufällig.

3. Ergebnisse

A: "Es ist letztlich doch ohne mich gelaufen."

A ist teilzeitbeschäftigte Sonderschullehrerin. Von ihren 15 Wochenstunden entfallen 10 Stunden auf die Mitarbeit in einer Integrationsklasse und 5 Stunden auf präventive Förderung in den Parallelklassen.

Für A geht mit der neuen beruflichen Aufgabe ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung; sie wollte "immer schon als Sonderpädagogin an einer Grundschule arbeiten."

Die Teamarbeit wird von allen Beteiligten mit den besten Vorsätzen begonnen, die anfängliche Harmonie trägt allerdings nicht. In der alltäglichen Kooperation fehlt es vor allem an "Zeit zum Reden". Die große Pause verbringen Grundschullehrerin und Erzieherin im Kollegium der Schule, das "Sofort-Aufarbeitungsbedürfnis" von A bleibt dadurch unbefriedigt. Teilzeitarbeit und stundenweise Mitarbeit in der Integrationsklasse (Kategorie 5) machen es A schwer, sich "am Klassenleben zu beteiligen" und "den Überblick zu behalten". Sie fühlt sich zunehmend vom Team abgekoppelt und allein gelassen. Grundschullehrerin und Erzieherin sind "wie gekoppelte Geleise." "Ich lief da so nebenher."

Zwischen Grundschullehrerin und Erzieherin auf der einen und der Sonderschullehrerin auf der anderen Seite kommt "Sprachlosigkeit" auf. Im kommunikationsarmen Nebeneinander gehen beide Parteien zunehmend eigene Wege, was wiederum zu wechselseitigen Verletzungen führt. "Jeder tat das Seine, und merkte nicht, daß er dabei dem anderen wehtat." (Kategorie 4).

A hat Schwierigkeiten, sonderpädagogische Professionalität überzeugend einzubringen und zu vermitteln. Der Aufgabe, Kinder mit fachrichtungsfremden Behinderungen eine angemessene fachliche Förderung zukommen zu lassen, versucht A durch intensive private Fortbildung nachzukommen (Kategorie 1).

A vermißt lange Zeit an der Schule einen hinreichend großen und ruhigen Raum für Förderarbeit (Kategorie 5). Dieser Raum wäre so etwas "wie eine sonderpädagogische Enklave in einer Grundschule."

A's Vorstellungen von einer speziellen sonderpädagogischen Förderung der behinderten Kinder werden von den Teammitgliedern nicht geteilt (Kategorie 6). "Wir sind eine Schule und keine therapeutische Station." Dem dauernden Rechtfertigungszwang hinsichtlich sonderpädagogischer und therapeutischer Maßnahmen ist A nicht gewachsen; sie resigniert und paßt sich an. "Ich habe nicht genug Rückgrat gehabt."

Die zunächst gern übernommene Aufgabe, auch Unterricht mit der ganzen Klasse zu machen, wird von der Sonderpädagogin zuguterletzt angstbesetzt als "Vorführstunde" erlebt: "Es ist eben doch etwas anderes, vor der Klasse zu stehen."

Nach dem Ausstieg aus der Integration gönnt A sich ein "Sabbatjahr". Danach will sie unter anderen Bedingungen wieder als an einer Grundschule tätig sein.

B: "Die Arbeit in Integrationsklassen geht auf Kosten der Sonderschullehrer"

Abbildung 2: Bedingungsprofil des Pädagogen B (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

B ist mit 10 Wochenstunden in einer Integrationsklasse tätig und gleichzeitig Klassenlehrerin in einer Abschlußklasse der Förderschule, dazu ein engagierter Verfechter des Integrationsgedankens.

Der Ausstieg von B erfolgt nach physischer Überlastung (Kategorie 3) durch arbeitssituative Bedingungen (Kategorie 5). Die Arbeitssituation ist bestimmt durch die Zerrissenheit in zwei schulische Lebenswelten (Förderschule und Integrationsklasse) mit all ihren jeweiligen Anforderungen (zwei Kollegien, doppelte Elternarbeit). Dieses hält B auf Dauer für nicht leistbar (Kategorie 5).

Die gegenwärtige Konzeption der Hamburger Integrationsklassen ist nach B eine "Mogelpackung", mit der längerfristig "Sparpolitik" betrieben werde. Es würden formal unterqualifizierte Erzieher eingesetzt anstelle von Sonderschullehrern mit voller Stundenzahl. Es sei fraglich, ob die Erzieherqualifikation für die Arbeit mit behinderten und nichtbehinderten Kindern ausreiche und ob ungleich besoldete Pädagogen gleichberechtigt zusammenarbeiten können. Ein Zwei-Pädagogen-Team aus Grund- und Sonderschullehrer mit annähernd gleicher Stundenzahl könne real kooperieren. "Dreier-Teams waren schon immer sehr störanfällig" (Kategorie 5).

Die Perspektive für B, im nächsten Schuljahr als Sonderschullehrer ganz an die Grundschule zu kommen und dort in zwei Integrationsklassen sowie in der Prävention zu arbeiten, hat B so erschreckt, daß sie der letzte Anstoß für den Ausstieg gewesen ist. Die Arbeit in zwei Integrationsklassen und "noch ein bißchen Prävention" nebenbei müsse angesichts der massenhaften Verbreitung von "Leiden" unter Verhaltensauffälligkeiten, Erziehungsproblemen und Lernstörungen zu Abstumpfung, Resignation und psychosomatischen Erkrankungen führen. Im gegenwärtigen Integrationsklassenmodell trügen von allem die Sonderschullehrer die physichen und psychischen Kosten (Kategorie 5). Dazu ist B nicht bereit und "bricht" nach einem Schuljahr "ab".

C: "Eigentlich eine Aufgabe für einen Sonderschullehrer mit Geistigbehindertenpädagogik."

Abbildung 3: Bedingungsprofil des Pädagogen C (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

C ist Sonderschullehrerin an einer Förderschule und mit 5 Wochenstunden in einer Integrationsklasse tätig.

C fühlt sich hinsichtlich ihrer professionellen Kompetenzen in der Integrationsklasse mißfordert: "Wenn da ein geistig behindertes Kind ist, dann sollte das auch ein Sonderschullehrer machen, der etwas von Geistigbehindertenpädagogik versteht." C hat Zweifel, ob ihre Förderangebote für das geistig behinderte Kind angemessen sind (Kategorie 1). Die Integration geistigbehinderter Kinder sei möglicherweise "ein zu großer Schluck aus der Flasche" (Kategorie 7). Die Doppelbelastung Klassenlehrer in der Förderschule und Mitarbeit in der Integrationsklasse, das Pendeln von Schule zu Schule, die doppelten Elternabende und Lehrerkonferenzen empfindet C als kräfteraubend (Kategorie 5).

Letztlich führten gesundheitliche Gründe dazu, daß C ihre Arbeit in der Förderschule wie in der Integrationsklasse beendet. Sie geht in den vorzeitigen Ruhestand (Kategorie 3).

D: "Wenn keine Teamarbeit zustandekommt, dann kann ich doch nur noch gehen."

Abbildung 4: Bedingungsprofil des Pädagogen D (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

D ist als Sonderschullehrerin mit je 10 Wochenstunden in einer Integrationsklasse und in anderen Grundschulklassen sonderpädagogisch tätig. Außerdem pendelt sie zu einer Schule für Körperbehinderte.

Für den Ausstieg von D sind in erster Linie Gründe maßgeblich, die mit dem Pädagogenteam und der Einbringung sonderpädagogischer Kompetenzen in die Integrationsarbeit zu tun haben (Kategorien 4, 1 und 6). Darüberhinaus ist D mit der räumlichen Arbeitsbedingungen der Integrationsklasse unzufrieden (Kategorie 5).

Um allen Kindern in einer Integrationsklasse, auch den Schülern mit Behinderungen, gerecht werden zu können, ist nach D die gemeinsame Erarbeitung eines integrativen Unterrichtskonzepts durch das Team unabdingbar notwendig. "Behinderung und Integration waren hier jedoch kein Thema." Für diese Zusammenarbeit war bei der Klassenleitung nicht die erforderliche Bereitschaft vorhanden. "Gemeinsame Unterrichtsplanung wurde abgelehnt. Ich sollte mich neben die behinderten Kinder setzen und den Unterrichtsstoff spontan für sie modifizieren ..." (Kategorie 4). Weil keine Kooperation stattfindet, kann D auch nicht ihre sonderpädagogische Sichtweise in die Integrationsarbeit einbringen (Kategorie 6). Sie fühlt sich daher in ihren sonderpädagogichen Kompetenzen völlig unterfordert (Kategorie 1). Auch in der Grundschule insgesamt fehlt es an Einsicht in die Bedeutung sonderpädagogischer Ansätze für einen integrativen Unterricht (Kategorie 5).

Weiterhin ist die räumliche Ausstattung der Integrationsklasse unzureichend. Ein größerer Therapieraum wäre gerade mit Bezug auf ein schwieriges Kind sehr wichtig gewesen (Kategorie 5 und 7).

D würde "unter anderen Vorzeichen" (andere Unterrichtsformen, Akzeptanz der Bedarfe behinderter Kinder) wieder in die Arbeit in Integrationsklassen einsteigen, auch bei einer ähnlich schwierigen Zusammensetzung der Schülerschaft wie in dieser Klasse.

E: "Unsere Unterrichtsstrukturen haben wir bis heute nicht ausdiskutiert."

Abbildung 5: Bedingungsprofil des Pädagogen E (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

E wird kurz vor Beginn des Schuljahres von der Behörde gefragt, ob sie bereit wäre, in einer Integrationsklasse mitzuarbeiten. Obwohl sie sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt hat, sich in der Schule für Geistigbehinderte wohlfühlt und Integration "sehr kritisch" gegenübersteht, willigt sie ein, mit der Zusage der Behörde, gegebenenfalls wieder an ihre alte Schule zurückkehren zu können. E geht in das erste Team einer Integrations-klasse an dieser Grundschule.

Die Probleme ihrer dreijährigen Mitarbeit bestehen in unterschiedlichen Auffassungen der Teammitglieder über die Planung und Gestaltung eines integrativen Unterrichts in dieser Klasse (Kategorie 6) und über die Aufgaben- und Rollenverteilung im Team (Kategorie 5). Obwohl sich die Teammitglieder mögen, schlagen diese Probleme nach und nach auf die persönliche Ebene der Zusammenarbeit durch (Kategorie 4).

Nachdem es im ersten Halbjahr "gar keine Koordinationsgespräche" zum Unterricht gegeben hat, ist E mit dem Verlauf späterer Diskussionen unzufrieden: Während E selbst "alles vorstrukturiert", von ihren Kollegen Gleiches erwartet und ihre über 10jährigen Erfahrungen aus der Schule für Geistigbehinderte einbringen will, fallen ihre wiederholten Mahnungen bezüglich eines Konzepts für die behinderten Kinder der Klasse auf keinen fruchtbaren Boden.

Die Grundschullehrerin führt ihren Grundschulunterricht durch, wobei sie "schnell spontan innere Differenzierung" einbaut, so daß auch "die behinderten Kinder etwas lernen". E fehlt jedoch der "rote Faden" in deren Förderung. Sie hält ihre Grundschulkollegin in dieser Frage für "eigentlich überfordert". Die Sonderpädagogin ist "sehr wenig da", zudem "viel an ihrer Sonderschule zu Vertretungen". Sie hätte "diese Strukturen reinbringen müssen, aber sie war dagegen", will lieber "mal abwarten was kommt". E kommt sich bei ihren Bemühungen um ein Konzept für die behinderten Kinder "sehr blöd vor, denn eigentlich ist das nicht meine Aufgabe". Sie hat manchmal das Gefühl, "wir tun gar nichts" für diese Kinder. Konzeptionelle Diskussionen werden immer "aus Zeitmangel" abgebrochen, das Thema Integration im Unterricht ist "bis heute nicht ausdiskutiert" (Kategorie 6).

Die Konsequenz für E ist, sich verstärkt mit den behinderten Kindern, häufig in den Gruppenraum, zurückzuziehen. E hat in Bezug auf gemeinsame Unterrichtsplanung "resigniert", sich "damit abgefunden, daß wir keinen roten Faden haben, daß ich nie wußte, was die Grundschullehrerin vorhat". "Es hat sich was verändert in der Klasse, für meinen Geschmack aber zu wenig - alles lief frontal" (Kategorie 6).

In der Arbeit mit den behinderten Kindern im Gruppenraum findet E nun ihre Aufgabe und ihre Rolle, nachdem sie anfangs "rumlief wie Falschgeld" und sich durch das Verteilen von Arbeitsblättern, Zureichen von Unterrichtsmedien und Aufräumen nützlich gemacht hat. Die Fächer teilt sie sich mit der Sonderpädagogin, übernimmt jedoch später auch seinen Teil. Zufrieden ist E jedoch auch weiterhin nicht, zumal die behinderten und nichtbehinderten Kinder viele Ansatzpunkte für mehr Gemeinsamkeit bieten, was aber von der Grundschullehrerin mit Verweis auf den Unterrichtsstoff unterbunden wird (Kategorie 6).

Die Stimmung bei der ursprünglich von Sympathie geprägten Arbeit im Team leidet unter den unausdiskutierten Sachfragen. Es kommt wiederholt zu akuten Auseinandersetzungen in der "Berufsehe" von Grundschullehrerin und Erzieherin um Kompetenzen, Zuständigkeiten und persönlichen Stil: "Wenn alles nicht richtig ist - ich kam mir manchmal vor wie ein 21. Kind" (Kategorie 4).

Gespräche werden später "sofort abgeblockt". Affekte und folgende persönliche Entschuldigungen prägen das Konfliktverhalten der Grundschullehrerin. "Ich habe inzwischen die Meinung, daß sie nicht mehr Integration machen darf." Gleichwohl sieht E auch ihre "hohe Erwartungshaltung an andere und mich selbst". Das Team - "eigentlich war es ein Zweierteam" - bemüht sich, trotz allem im Unterricht zu funktionieren: "An den Kindern haben wir uns hochgehalten, mit denen war es phantastisch" (Kategorie 4).

E hat Selbstzweifel, fühlt eine zunehmende psychische Belastung, die sich in häufigeren Fehltagen und später in häufigeren Magenschmerzen zeigt: Auch der "politische Druck - das konnte ich nicht ertragen, wenn meine ehemaligen Kollegen fragten: Wie macht ihr das?" Für E ist es schlimm, "wenn ich nicht mehr von meiner Arbeit erzählen kann, weil ich nicht dahinterstehe". Sie beginnt im dritten Schuljahr verstärkt nach Alternativen zu suchen: E will "raus aus der Klasse", mit einer anderen Grundschulkollegin will sie die nächste Integrationsklasse übernehmen. Als sich diese Perspektive zerschlägt, folgt E dem zunächst brüsk abgelehnten Werben ihrer Freundin aus der alten Sonderschule: Obwohl sie das Gefühl hat, "die geistig behinderten Kinder zu verraten", übernimmt E mit ihrer Freundin zusammen eine erste Klasse in der Sonderschule, sie verläßt das Integrationsprojekt (Kategorie 3).

Im Rückblick findet E Integration "grundsätzlich ganz toll, wider Erwarten". Selbstkritisch stellt sie fest: "Zunächst habe ich nur an die behinderten Kinder gedacht, das war sicherlich auch ein Fehler von mir, ich hätte mehr integrativ denken müssen. Da war ich verblendet, da habe ich ganz viel gelernt." "Ich war unser schärfster Kritiker, besonders am Anfang." E hatte "gar nicht gewußt, daß man das alles offener machen kann. Da wären ja wahnsinnig viele Möglichkeiten gewesen. Der Wunsch der Kinder war immer ganz stark da." E fragt sich, ob sie "nicht mehr auf den Tisch hätte hauen" oder "vielleicht schon früher gehen sollen". In der Sonderschule "drehe ich jetzt nicht einfach die Uhr wieder zurück, das geht ja gar nicht." In die Integrationsarbeit zurückzukehren, "kann ich mir sehr gut vorstellen, wenn ich meine Freundin mitbringen darf." E will "mit geistigbehinderten Kindern und guten Leuten" arbeiten, wo ist zweitrangig. "In erster Linie sind die Personen wichtig."

F: "Wir haben alle geheult, als ich ging."

Abbildung 6: Bedingungsprofil des Pädagogen F (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

F arbeitet als Sonderpädagogin während des ersten Jahres ihrer Mitarbeit mit 5 Wochenstunden in einer Integrationsklasse und in der Prävention; danach kommt eine zweite Integrationsklasse mit 5 Wochenstunden dazu.

F steigt aus der Integrationsarbeit aus, um das Angebot einer neuen, "anderen, reizvollen Aufgabe" im Rahmen einer Schulleitung wahrzunehmen (Kategorie 3). Sie beendet ihre Arbeit als Sonderpädagogin an einer Grundschule nach reiflicher Überlegung und schweren Herzens: "Wir haben alle geheult, als ich ging."

F übt durchaus auch Kritik an Konzept und Struktur des Versuchs, sieht darin jedoch keinen Grund, das Projekt zu verlassen.

G: "Da war von Anfang an der Wurm drin."

Abbildung 7: Bedingungsprofil des Pädagogen G (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

G übernimmt nach 2 Urlaubsjahren eine Integrationsklasse. Die Zuweisung erfolgt erst kurz vor den Sommerferien. G willigt trotz starker Bedenken wegen der Teamarbeit und der persönlichen Belastbarkeit ein. Nach einem ersten Kennenlernen des Teams vor den Ferien möchte G am liebsten ihren Entschluß wieder rückgängig machen und trägt der Schulaufsicht ihre Vorbehalte und Zweifel vor. "Aus organisatorischen Gründen" - die Sommerferien haben bereits begonnen - erscheint eine Änderung nun nicht mehr möglich. G fühlt sich "total überrumpelt" und stellt sich widerstrebend mangels Alternativen der neuen Aufgabe: "Da war von Anfang an der Wurm drin. Eigentlich wollte ich zur Realschule."

Für G wird das soziale Umfeld der Klasse zum zentralen Problem. Das Team bestehe aus "drei schwierigen Menschen". Die Sonderpädagogin sei "indiskutabel", sie mache sogar Dinge, die disziplinarisch belangvoll seien. Im Umgang mit den Kindern sei sie "zynisch" und überhaupt wenig integrationsorientiert: Sie hat "die behinderten Kinder vor dem Unterricht abgefangen wie der Rattenfänger von Hameln." Die Sonderpädagogin verläßt auf allgemeinen Wunsch hin bereits nach dem ersten Halbjahr die Schule, eine Grundschullehrerin übernimmt bis zum Schuljahrsende ihren Platz im Team. Die Erzieherin, eine Pädagogin mit mehrjähriger Integrationserfahrung, erlebt G als "unstrukturiert" und wegen ihrer bevormundenden Belehrungen als "anstrengend" (Katego-rie 4). Ein Dreier-Team sei eh nicht ratsam, da gebe es "weniger Möglichkeiten für Spontaneität und Kreativität".

Die Eltern der Klasse, darunter zahlreiche Lehrer, erwarteten "die große Schulreform", schmerzfreies, lustvolles Lernen und offenen Unterricht. G hat einen "geregelten Unterricht" gemacht, "ohne Wochenplan und so". "Da bin ich richtig auf den Bauch gefallen." "Das hat man mir vorher nicht gesagt" (Kategorie 1). Die Eltern üben "unterschwellig" und "hinten herum" Kritik, erwarten "den großen Zauberer" und mischen sich "als Königsmacher" in die Personalangelegenheiten der Schule ein (Kategorie 8).

Das Kollegium der Schule sei "nicht solidarisch", G fühlt sich nicht dazugehörig. Erst im nachhinein geht G auf, warum diese Schule aus den Reihen des eigenen Kollegiums keine Grundschullehrerin für die Integrationsklasse gefunden hat und daß sie eigentlich ein "Lückenbüßer" war (Kategorie 5).

Das ganze Umfeld ist für G "unerträglich". Die wachsende Unzufriedenheit innerhalb der Elternschaft über die behördliche Fehlplanung und die Angst vor weiterer Unruhe und vor personellen Veränderungen im Team reiben G auf. Sie beantragt ihre Versetzung zur Realschule und verläßt nach einem Jahr "heilfroh" das Feld: "Die einzigen, die ich wirklich mochte, das waren die Kinder."

H: "Ich wurde von den Eltern geschnitten."

Abbildung 8: Bedingungsprofil des Pädagogen H (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

H ist in einer Integrationsklasse tätig, die während ihrer Zeit einen Teamwechsel erlebt. Nach dem Ausscheiden der Grundschullehrerin übernimmt die Sonderschullehrerin die Klassenleitung und eine andere Grundschullehrerin die Rolle des Stützlehrers. In beiden Konstellationen kommt es zu beträchtlichen Konflikten zwischen Grund- und Sonderschullehrerin. H hält sich aus den Auseinandersetzungen heraus: "Ich habe mich vor die Kinder gestellt, damit die nichts abbekommen."

Im zweiten Team fühlt sich H zunehmend von der Sonderschullehrerin "herumkommandiert"; sie erhält ständig Anweisungen, wird an der Unterrichtsplanung nicht beteiligt und hat kaum Spielraum für selbständiges Arbeiten (Kategorie 4 und 5).

Im Kollegium der Schule fühlt sich H sehr wohl. Wegen eines Kindes, das sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr tragen kann, will sie das Team wechseln.

Das Verhältnis der Eltern zu H wird schließlich ausschlaggebend für den Ausstieg (Kategorie 8). Während die Eltern der Sonderschullehrerin nahestehen und sich mit ihr duzen, findet H "ein wenig Distanz" doch angebracht. H wird von den Eltern "geschnitten" und kritisiert, die konkreten "Anklagepunkte" werden allerdings nicht offen geäußert. Interventionen der Eltern verhindern auch, daß H in die nächste Klasse an der gleichen Schule wechseln kann.

H bewirbt sich an einer anderen Schule als Erzieherin für eine Integrationsklasse. Nach den Vorgesprächen hat sie den Eindruck, daß aus Kreisen ihrer bisherigen Schule Nachteiliges über sie verbreitet wurde und sie "nicht erwünscht" ist. H gibt deprimiert und enttäuscht auf.

I: "Es stand immer zwei zu eins für die anderen."

Abbildung 9: Bedingungsprofil des Pädagogen I (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

I hat als Grundschullehrerin schon einige Jahre in der Förderschule gearbeitet.

Die Geschichte des Teams ist durch anhaltende Auseinandersetzungen um einen neuen pädagogischen Weg und ein integratives Unterrichtskonzept gekennzeichnet (Kategorie 6). Der Unterricht von I und ihr persönlicher Stil sind einer stetigen Kritik von Sonderschullehrerin und Erzieherin ausgesetzt: "Die beiden waren sich näher." Die Auseinandersetzungen werden offen geführt, I ist aber die ständig Unterlegene: "Es stand immer zwei zu eins für die anderen" (Kategorie 4). Die Teamkolleginnen machen I Vorschriften und Auflagen. Sie setzen ihren Willen gegebenenfalls auch eigenwillig durch. Auch die Eltern, mit denen sie "per Du" sind, werden als Bündnispartner für die eigenen Vorstellungen genutzt. Ein "Anti-Elternabend", der während einer Erkrankung von I stattfindet, befindet, daß alle Kinder den "tollen" Unterricht der Sonderschulehrerin genießen sollten. Die Teamkolleginnen haben den Unterricht "umgekrempelt" und das Klassenzimmer, ohne I zu informieren, "nach Freinet umgeräumt". I findet in dem neuen Klassenzimmer ihre Privatsachen nicht wieder. Der Unterricht folgt schließlich "dem Drehbuch" der Teamkolleginnen. I paßt sich an und arbeitet so viel wie nie zuvor. "Ich habe Stunden zu Hause gesessen und den Unterricht für Tage im voraus vorbereitet, um den Unterricht im Team planen zu können. Man gab alles her." Die beträchtlichen Arbeitsbelastungen und die ständige Kritik der Teamkolleginnen führen in Verbindung mit privaten Beanspruchungen zu einer mehrmonatigen Erkrankung (Kategorie 2).

Die wesentliche Stütze findet I im Kollegium der Schule und besonders in der hilfreichen und solidarischen Schulleiterin, die unverbrüchlich zu I hält. "Ich hätte es alleine nicht geschafft. Ich konnte nicht gegenhalten." I gibt sich "in Selbstverteidigung eine Fünf" (Kategorie 2).

Als I nach der Krankheit den Dienst wieder aufnimmt, ist die Situation unverändert. Die Schulleiterin macht dem "Spiel" nun ein Ende: "Sie hat mich herausgefischt."

Geraume Zeit nach ihrem Ausstieg zieht I Bilanz. Man habe "gutwillige Pädagogen ohne Schwimmring ins Wasser geworfen." I erinnert sich vor allem an die viele Arbeit. Integrationsarbeit sei etwas "für Alleinstehende, die viel Zeit und Kraft haben." Erst nach längerem Nachdenken fällt I auch Positives ein: "Für die Kinder hat es was gebracht." Sie hat sich nun erholt und kann den Lehrjahren in der Integration auch Gutes abgewinnen: "Mein Rucksack ist voller geworden. Ich habe jetzt Mut zum offenen Unterricht."

J: "Das Wort Therapie durfte nicht erwähnt werden."

Abbildung 10: Bedingungsprofil des Pädagogen J (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

J ist als Sonderschullehrerin mit 10 Stunden in der Integrationsklasse und mit 16 Stunden in anderen Grundschulklassen sonderpädagogisch tätig.

J ist sehr bemüht, sonderpädagogische Sichtweisen und Hilfen in die integrative Unterrichtsarbeit einzubringen. Mit dieser Absicht stößt sie auf das Unverständnis und den Widerstand bei den Eltern (Kategorie 8) und den Teammitgliedern (Kategorie 6). Die Eltern der behinderten Kinder wünschen keine spezielle Förderung. Das behinderte Kind hole sich zu seiner Zeit selbst, was es brauche. Therapie wird zu einem Reizwort, das "den Eltern gegenüber nicht erwähnt werden darf." Therapie wird von den Eltern als Aussonderung und Stigmatisierung empfunden (Kategorie 6).

Grundschullehrerin und Erzieherin haben "das Ohr am Elternwunsch". Ein differenzierender Unterricht, in dem auch eine gesonderte Förderung behinderter Kinder Platz hat, wird als "diffamierender Unterricht" abgelehnt (Kategorien 6 und 4).

Im Team gibt es bald kein Einvernehmen mehr, was integrativer Unterricht inhaltlich bedeutet (Kategorie 6). Die Fronten verhärten sich, gegen J kommt "eine Antistimmung" auf, die ihr schwer zu schaffen macht (Kategorie 4). Das Gespräch mit den Eltern und dem Team reißt schließlich ab. J wird zu einer Art Assistentin, die "lästige Arbeit" macht. Sie beklagt die Dominanz der Grundschullehrerin und die fehlende Gleichberechtigung: "Ich wäre gern Kollegin" (Kategorie 5).

J beginnt, sich in die Geistigbehindertenpädagogik einzuarbeiten, aber eine sonderschulpädagogische Förderung der geistigbehinderten Kinder ist nicht erwünscht. Sie gewinnt schließlich den Eindruck, daß sie hier als Sonderschullehrerin überflüssig und fehl am Platze ist. Ihre speziellen Kompetenzen sind nicht gefragt (Kategorie 1): "So geht es nicht, und ich kann es nicht so."

Ein Versuch, J mit der Leitung der nachfolgenden Integrationsklasse zu beauftragen, findet nicht die Zustimmung der Eltern und der Teamkolleginnen. J scheidet dann ohne alle Ressentiments und ohne anklagende Vorwürfe aus. Der Kräfteverschleiß hat Spuren hinterlassen; sie fühlt sich "wie eine ausgepreßte Zitrone."

K: "Die Kollegen wollten einen Hilfslehrer zur Entlastung haben."

Abbildung 11: Bedingungsprofil des Pädagogen K (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

K beginnt als Sonderschullehrerin gleichzeitig in zwei Integrationsklassen mit zusammen 18 Wochenstunden und ist mit 8 Wochenstunden an einer Förderschule tätig. Die ältere Integrationsklasse befindet sich im zweiten Schuljahr, die jüngere steht am Schulanfang. Zur Arbeit in den Integrationsklassen entschließt sich K spontan aufgrund einer planerischen Notlage innerhalb von zwei Stunden am letzten Schultag vor den Sommerferien.

Von Anfang an herrscht Unklarheit und Uneinigkeit über Aufgabenbereiche und Rolle des Sonderpädagogen in der integrativen Arbeit (Kategorie 5): K fühlt sich für die behinderten Kinder und insbesondere deren spezielle Förderung zuständig, möchte bei ihnen "Defizite erkennen und auffangen" und spezielle sonderschulpädagogische Erkenntnisse und Erfahrungen in die Arbeit einbringen. Dieses findet nicht die Zustimmung von Kolleginnen und Eltern; sie haben "pausenlos neue Erwartungen", hoffen auf einen "deus ex machina", der für die ganze Klasse zuständig ist, für alle Bereiche spezielle Materialien für die behinderten Kinder herstellt und sich auch in grundschuldidaktiksche Fragen einarbeitet, um z. B. den Klassenunterricht in einem Bereich zu übernehmen.

Der Aufgabenbereich des Sonderschullehrers ist so für K "nicht zu strukturieren", K grenzt sich gegenüber diesen Erwartungen ab, zieht sich zudem noch in Bezug auf die spezielle Förderung einzelner behinderter Kinder den Vorwurf der "Separierung" zu (Kategorie 6).

K fühlt auch ein latentes Mißtrauen der Kolleginnen gegen sich, eine permanente "Kompetenzrangelei"; sie hat den Eindruck, man möchte ihr Inkompetenz und fachliche Überflüssigkeit nachweisen, indem man sich parallel zu ihr um andere Fachleute bemüht. Die Kolleginnen haben unausgesprochen die uneinlösbare und belastende Erwartung an K: "Sie nimmt uns ganz viel Arbeit ab und löst alle Probleme". Speziell das fehlende "Abwarten-Können der Kollegen bei den behinderten Kindern hat mich unheimlich genervt." Doch auch die Teamarbeit insgesamt stand schon von Anfang an unter keinem guten Stern: "Wir hatten uns nicht gefunden und wir hatten uns auch nicht gesucht." (Kategorie 4)

K fühlt sich durch die Erwartungen der Kolleginnen "ganz schön überfordert" und klappt - trotz ihrer gemeinhin guten Konstitution - nach drei Monaten zusammen, "weil ich nicht mehr konnte". K hat das Gefühl, sie hat "noch nie so viel gearbeitet wie in diesem Jahr", aber es ist "keine selbständige Arbeit", sondern sie sollte in beiden Teams "für alle sechs Damen zuarbeiten". K fühlt sich wie eine "Marionette in ihrer Hand".

Anläßlich einer Planungskonferenz für das nächste Schuljahr wird K "so in die Pfanne gehauen", daß sie "überall nicht genug getan, gebastelt und gemacht" habe, so daß K den Entschluß faßt, aus der Arbeit in diesen Teams zum Schuljahrswechsel auszusteigen, denn "ich mache es ihnen nie recht" (Kategorie 4).

Innerhalb beider Teams steht K mit ihrer Auffassung, ihre Aufgabe sei vorwiegend Beratung und Einzeltherapie, alleine da. Doch auch im Bereich der Grundschule insgesamt fühlt sie sich "immer ein bißchen als Exot": Die Schulleitung möchte K ganz an die Grundschule holen und ins Kollegium integrieren, K will jedoch ihre Förderschule als Stammschule behalten (Kategorie 5).

In dieser Situation hätte K es "dringend gebraucht, daß einer mal wirklich hinguckt." Immer habe K gesagt, "es geht mir nicht gut", aber sie habe keinerlei Hilfen oder Anweisungen von seiten der Behörde oder der Begleitung bekommen. Auch in der Fortbildung hätte nur jeder von sich erzählt, es habe aber kein stetiges offenes Gespräch gegeben, kein "vernünftiges Feed-Back". Statt eines Konzeptes sei meist nur von Offenheit und Flexibilität die Rede gewesen (Kategorie 5 und 6).

Die Vielzahl und Verschiedenheit der behinderten Kinder in beiden Integrationsklassen macht K zu schaffen; bei für sie neuen Problemstellungen tastet sich K langsam vor, z.T. auch "aus dem Bauch", sie versucht, schon vorhandene Fachleute dieser Kinder als Ratgeber einzubeziehen. Dieses ist einer von vielen Belastungsfaktoren, jedoch kein entscheidender (Kategorie 1).

Im Anschluß an ihre Kritik, daß statt eines Konzeptes nur Offenheit und Flexibilität beschworen werde, hält K für die Arbeit von Sonderschullehrern in Integrationsklassen konzeptionell zwei Richtungen für sinnvoll: Entweder sollten Sonderschullehrer mit einem Grundschullehrer im Zwei-Lehrer-Team arbeiten oder zusätzlich zu einem Team von Grundschullehrer und Erzieher als ergänzender Berater und Spezialist (nur) für die behinderten Kinder der Klasse. Dieses ist nach K allemal die bessere Alternative zum jetzigen Zustand, in dem der Sonderschullehrer "nicht Fisch und nicht Fleisch" ist, einen "Tanz auf allen Hochzeiten" vollführen soll und "den Erwartungen der Kollegen nie gerecht werden kann".

Sehr beeindruckt ist K vom sozialen Lernen und vom Modellernen in den Integrationsklassen. Verhaltensauffällige und andere behinderte Kinder sind nach K's Meinung dort "viel besser zu halten" als in Sonderschulen, wo u.a. die Normen und Vorbilder der nichtbehinderten Kinder fehlten. Nur müßte einfach mehr sonderpädagogische Qualifikation in integrative Arbeit fließen, man solle nicht glauben, daß "alles von alleine kommt."

L: " ... eigentlich zweckentfremdet"

Abbildung 12: Bedingungsprofil des Pädagogen L (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

L ist gleichzeitig mit 10 bzw. 7,5 Stunden in zwei Integrationsklassen sowie mit 8,5 Stunden sonderpädagogisch in anderen Klassen der Grundschule tätig.

Nachdem L Interesse an präventiver Arbeit angemeldet hat, kommt es im Gespräch mit der Behörde über integrative Arbeitsmöglichkeiten zu einem "großen Mißverständnis": L möchte Kindern mit Sprach- und Lernproblemen in der Grundschule helfen, kommt jedoch u.a. in eine Integrationsklasse mit vier geistigbehinderten Kindern, was ihr in der Behörde "verschwiegen" worden ist. In dieser Klasse fühlt sich L "von vornherein falsch". Es ist für sie "nicht okay, daß ein geistigbehindertes Kind von einem Sonderschullehrer versorgt wird, der von geistigbehinderten Kindern keine Ahnung hat. Und das war bei mir so." L fühlt sich mißfordert, in Bezug auf ein besonders schwieriges Kind auch überfordert: "Ich wußte nicht ein noch aus". Dieses Kind ist "nach meiner Meinung nicht integrationsfähig" (Kategorie 1 und 7).

Aufgrund längerfristiger Krankheiten von Kollegen wird L jedoch gerade in dieser Klasse derart "absorbiert", daß die Anwesenheit in der jüngeren "theoretisch" bleibt; selbst die Präventionsstunden muß sie wegen der "miesen Personalsituation" in die ältere Integrationsklasse "reinbuttern" (Kategorie 5). Zudem wird L um Unterrichtsvertretungen in der ganzen Grundschule gebeten: "Vom ersten Tag an" fühlt sie sich "umfunktioniert zu einer Feuerwehr für die ganze Schule". Schon morgens wird L "als eine Art Allround-Mensch" von der Schulleitung mitunter "im Korridor abgefangen" mit der Mitteilung, welche unerwarteten Aufgaben an diesem Tag auf sie warten. L hat "laufend neue Eisen zu schmieden", es ergibt sich "keine Möglichkeit, etwas zu planen, durchzuführen und auszuwerten." Sie fühlt sich "eigentlich zweckentfremdet", es kommt zu keiner kontinuierlichen Arbeit als Sonderpädagogin an der Schule (Kategorie 5).

L spürt von keiner Seite in der Schule Vertrauen und Unterstützung, nur "eine ganze Menge Knatsch und Druck von Grundschullehrerinnen", auch von solchen, die nicht in Integrationsklassen arbeiten. Das "Gefühl, ein Fremdkörper zu sein", bleibt für L beherrschend. Überhaupt fühlt sie im Kollegium "kein echtes Engagement" für die Sache der Integration: "Der Geist der Mannschaft stimmt nicht." Auch von Seiten des Schulversuchs fühlt sich L in keiner Weise unterstützt, sie fühlt den Grundtenor "Friß Vogel oder stirb" (Kategorie 5).

Zudem sieht L sich Problemen in den Teams beider Integrationsklassen gegenüber, die sich auf die Teamarbeit selbst (Kategorie 4), auf die Verständigung über einen integrativen Unterricht (Kategorie 6) und auf Rollendefinitionen, Aufgabenverteilung und Kompetenzbereiche beziehen (Kategorie 5).

Aus ihrer Sicht wird viel zu wenig Rücksicht auf die behinderten Kinder genommen (Vorgehen "viel zu schnell", "Buch und Bild" statt "Erfüllen mit Leben", "undifferenziert", "Nummer 1 - 25, im Gleichschritt Marsch"). Vorstöße, den Unterricht mehr auf diese Kinder einzustellen, führen zu "Knatsch" und werden rundweg abgelehnt ("keine Zeit", "hält uns auf", "das wäre laissez-faire"). Versuche, diese Kinder in Einzelsituationen intensiv kennenzulernen, werden als "keine Integration" verdammt; für L ist es so "kein Wunder, daß man kein Land sieht für die einem anvertrauten Kinder" (Kategorie 6).

Im Nachhinein wird L klar, daß sie mit der einen Klassenleitung von vornherein "nicht klarkommen" würde. Man hat auch meist nur wenig oder keine Zeit für Koordination, Unterrichtsplanung erfolgt nur sach- und nicht kindbezogen. Während L sich "mit der Arbeit identifiziert", ziehen für ihr Gefühl die Kolleginnen "nur ihren Job durch" und distanzieren sich von ihr getreu dem Motto "Laß sie mal reden." L fühlt sich "im Abseits", "außen vor" (Kategorie 4 und 5).

Die Situation in dieser Schule versetzt L einen "psychologisch ganz schweren Knacks" (Kategorie 2). Obwohl L "mit bestem Willen angetreten" und "für Integration" ist, entwickelt sich die Arbeit an dieser Schule zum "totalen Mißerfolg"; L gerät in die "Rolle des Versagers". Es gibt einen krassen Bruch zwischen dem "Glücksgefühl und der Zufriedenheit" als Lehrerin vorher und dem "Talgefühl und der Depression" während dieser Arbeit. Von alledem hat sich L ein halbes Jahr später "noch nicht erholt". L wäre "froh, wenn ich auf die Stufe zurückkäme, die ich vor der Integration hatte" (Kategorie 2).

L hält an ihrer positiven Einstellung zur Integration fest, würde aber die Teamkonstellation verändern und Möglichkeiten zum vorherigen "Beschnuppern" des Teams und klare Rollenzuweisungen verlangen. "Eine Art Gastrolle" für den Sonderschullehrer lehnt L ab.

Konkreter Anlaß des Ausstiegs ist für L das Ergebnis der Bemühungen um eine veränderte Situation für das besonders schwierige Kind: Wegen des Widerstands dieser Grundschule "läßt sich nichts ändern". "So ist Integration falsch verstanden."

M: "Das war zuviel für mich."

Abbildung 13: Bedingungsprofil des Pädagogen M

(Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

M übernimmt als erste Grundschullehrerin an einem neuen Grundschulstandort eine Integrationsklasse.

Im Unterrichtsteam gibt es zwischen ihr und der Sonderschullehrerin Unsicherheiten und Meinungsverschiedenheiten über die Zuständigkeiten und Kompetenzbereiche (Kategorie 5). Die Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit können nicht ausgeräumt werden (Kategorie 4). M fühlt sich den neuen Herausforderungen und zeitlichen Belastungen aus Altersgründen nicht mehr gewachsen (Kategorie 2). Nach 2 Monaten scheidet sie aus dem Team aus und geht Ende des Schuljahres vorzeitig in den Ruhestand (Kategorie 3).

N: "Ich würde nicht wieder in die Integration gehen, aber das hat nichts mit der Integration zu tun."

Abbildung 14: Bedingungsprofil des Pädagogen N (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

N arbeitet in zwei Integrationsklassen mit je 5 Wochenstunden und pendelt zusätzlich zu einer Schule für Geistigbehinderte.

N ist umständehalber aus der Integrationsarbeit ausgestiegen. Sie ist erst Lehrerin geworden, nachdem sie in ihrem ersten Beruf Berufsverbot hatte. Als sich die Möglichkeit ergibt, nun endlich ihre beiden Berufe kombiniert auszuüben, verläßt sie den Schulversuch (Kategorie 3).

An schulische Integration hat sie die Frage, wie weit es dort gelingen kann, eingefahrene Wertmaßstäbe und die negative Einstellung zu Behinderung zu verändern, letztlich also "gesellschaftlicher Aussonderung entgegenzuwirken". Eins ist für sie jedoch klar: "Integration als Organisationsform ist immer besser als Separierung."

O: "Als Berufsanfängerin geht man da leicht unter."

Abbildung 15: Bedingungsprofil des Pädagogen O (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

O nimmt als unerfahrende Berufsanfängerin die Arbeit in der Integrationsklasse auf. Ein "phantasieloser Frontalunterricht", in dem der "Fu"-Leselehrgang "abgespult" wird, stößt bei ihr auf Widerwillen und Ablehnung (Kategorie 6). Die eigenen Vorstellungen von einer anderen Pädagogik sind indes noch nicht ausgereift und artikulierbar. "Ich wußte selbst noch nicht, was richtig ist" (Kategorie 1).

Die beruflichen Unsicherheiten und Selbstzweifel werden durch einen sehr schwierigen, verhaltensgestörten Schüler noch verstärkt (Kategorie 7). "Ich war für dieses Kind zuständig und eigentlich überfordert" (Kategorie 1).

O würde gerne "im Schatten anderer" pädagogische Erfahrungen machen. Die ersehnte Anleitung und Unterstützung kann die Grundschullehrerin nicht geben, sie ist kein Vorbild. Halt findet O bei der Sonderschullehrerin, von der sie Bestätigung und Ermutigung erfährt. Mit ihr schließt O "einen heimlichen Pakt", der allerdings nicht mehr veränderungswirksam werden kann. Als die Sonderschullehrerin aus der Klasse hinausgeht, setzt bei O ein Prozeß zunehmender Vereinsamung ein. Bei der Schulleiterin prallt ihr Hilfeersuchen ab, im Lehrerzimmer fühlt sie sich nicht wohl, und die Gespräche mit der Grundschullehrerin reißen ab (Kategorien 4 und 5). "Das große Schweigen trat irgendwann ein."

Nach einem halben Jahr wird O schwanger (Kategorie 3). Sie faßt den Entschluß, aufzuhören und auszusteigen, eine Entscheidung, die von allen Beteiligten "mit Erleichterung" aufgenommen und deren Begründung nach außen hin als unverdächtige Rechtfertigung des Ausstiegs verwendet wird. O: "Ich hätte auch aufgehört, wenn ich nicht schwanger geworden wäre. Mit der Frau geht das nicht" (Kategorie 4).

P: "Ich war der Buhmann, der böse Lehrer."

Abbildung 16: Bedingungsprofil des Pädagogen P (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

Die Pädagogin P hat der Veröffentlichung des Interviews nicht zugestimmt. Die Ergebnisse werden gleichwohl in die interpretative Auswertung miteinbezogen.

Q: "Ein Jahr Urlaub"

Abbildung 17: Bedingungsprofil des Pädagogen Q (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

Die Sonderpädagogin geht in ein freiwilliges Urlaubsjahr, ein Interview konnte nicht mehr durchgeführt werden. Q hat Schulbehörde und Teammitglieder schon vor ihrer Einstellung als Sonderpädagogin in der Integrationsklasse über ihre Absicht informiert. Der Ausstieg ist ausschließlich umständebedingt.

R: "..."

Abbildung 17: Bedingungsprofil des Pädagogen Q (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

R scheidet nach einem Monat wegen einer längerfristigen Erkrankung aus dem Dienst. Ein Interview konnte nicht durchgeführt werden. Die offensichtliche Bedingungslage läßt es die Einbeziehung der Pädagogin in die interpretierende Auswertung zu.

4. Interpretation

Die Porträts der Aussteiger ergeben je für sich ein rundes Bild; sie sind als ideographische Einzelbilder aufschlußreich und informativ. Zusammengenommen jedoch lassen sie eher Ratlosigkeit aufkommen. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Aussagen wecken das Bedürfnis nach klärenden Strukturen und orientierenden Interpretationen. Wir wollen in vier Schritten versuchen, mehr Licht in die überflutende Informationsfülle zu bringen.

Erstens (4.1) wird gefragt, welche Bedeutung den 8 Bedingungsfaktoren zukommt, welche Motive nach den Aussagen der Aussteiger wichtig oder eher unwichtig sind.

Zweitens (4.2) gehen wir der Frage nach, ob es berufsgruppenspezifische Bedingungsprofile gibt, ob also etwa die Sonderschullehrer aus anderen Gründen aussteigen als die Grundschullehrer oder Erzieher.

Drittens (4.3) werden die Aussteiger nach charakteristischen Bedingungsprofilen befragt und in einer Typologie geordnet.

Zuguterletzt (4.4) wird das ungeklärte Verhältnis von allgemeiner und besonderer Pädagogik als Versuch einer theoretischen Erklärung einer Konfliktlage, die in den Aussteiger-Interviews mehrfach durchschien, angeboten.

4.1 Zunächst also zur Relevanz der verschiedenen Bedingungsfaktoren. Von geringerer Bedeutung für den Ausstieg von Pädagogen aus Unterrichtsteams für Integrationsklassen sind persönlichkeitsbedingte (Kategorie 2), schülerbedingte (Kategorie 7) und mit Einschränkungen auch kompetenz- und elternbedingte Gründe (Kategorien 1 und 8). Kein Pädagoge ist um bestimmter behinderter Schüler oder einer schwierigen Lerngruppe wegen (Kategorie 7), oder aus Gründen, die in der psychologischen Verfassung der eigenen Person liegen (Kategorie 2), ausgestiegen. Letzteres erstaunt. Unter kooperativ arbeitenden Pädagogen ist es doch längst ein geflügeltes Wort, daß alles von der Person abhängt und es auf die Menschen ankommt, die im Team zusammenarbeiten. Diese alltagspsychologische Binsenweisheit beziehen die Aussteiger nicht auf sich selbst. In den selbstenthüllenden Aussagen zur Geschichte des Ausstiegs spielte die eigene Person zumeist nur eine Nebenrolle. Die persönliche Beteiligung an der Beendigung der kooperativen Arbeit wird weitgehend ausgeblendet und bis auf wenige Ausnahmen tabuisiert. Sofern die eigene Person überhaupt ins Spiel gebracht wird, tritt sie allenthalben als reagierendes Individuum in Erscheinung, das unter widrigen Umständen und belastenden Verhältnissen leidet. Die persönlichen Ecken und Kanten, die subjektiven Charakterstrukturen und unverwechselbaren Eigenarten der eigenen Person werden als mögliche Bedingungsfaktoren kaum reflektiert. Das durchgängige Bewältigungs- und Interpretationsmuster ist vielmehr eine externale Ursachenzuschreibung, die andere Personen, entschuldbare Umstände wie Krankheit und Alter oder die widrigen Verhältnisse am Arbeitsplatz verantwortlich macht.

Ein wenig mehr Offenheit kommt bezüglich kompetenzbedingter Motive (Kategorie 1) zum Vorschein. Hier fällt des öfteren die Bemerkung, daß man eigentlich fehl am Platze sei und den pädagogischen Anforderungen von Integrationsklassen nicht genügen könne, weil keine Passung zwischen dem gegebenen Förderbedarf einer heterogenen Lerngruppe und dem vorhandenen Repertoire an Förderkompetenzen vorliege.

Soweit die weniger wichtigen Motive. Die nach Aussagen der Aussteiger wichtigen Bedingungsmomente müssen hier nicht im einzelnen ausgeführt werden, sie kommen bei der Erörterung der Typologie zu Wort.

4.2 Die Antwort auf die Frage nach berufsgruppenspezifischen Bedingungsprofilen für das Aussteigen kann sehr knapp gehalten werden: Es gibt keine berufsgruppenspezifische Motivlagen. Was Grundschullehrer, Sonderschullehrer und Erzieher jeweils zum Aussteigen bewegt, kann nicht primär an der Berufsgruppe festgemacht werden. Bei keiner der 8 Kategorien traten bei statistischen Prüfungen signifikante Unterschiede zutage. Die folgende typologische Ordnung der Aussteiger läßt allerdings einige berufsgruppenspezifische Akzente erkennen.

4.3 Die vielfältigen Einzelergebnisse verlangen nach einer bündigen Zusammenfassung und einer Verdichtung der Kernaussagen. Für diesen Zweck kann der Entwurf einer Typologie gute Dienste leisten. Mit Hilfe einer beschreibenden Typologie können die Bedingungsprofile der Aussteiger geordnet, voneinander abgegrenzt und nach Maßgabe ihrer Ähnlichkeit zu idealtypischen Gruppen mit gemeinsamen Merkmalsmustern zusammengefaßt werden (BORTZ 1984).

Wir haben in der untersuchten Stichprobe vier Typen von Aussteigern gefunden: 1. Abgänger, 2. Kritiker, 3. Verlierer, und 4. Programmatiker.

Natürlich kann keiner der befragten Aussteiger lupenrein einem bestimmten Typus zugeordnet werden. Die charakterisierenden Schwerpunkte der Bedingungsprofile lassen indes eine zusammenfassende Statistik zu (Tabelle 4).

Berufsgruppe

Typ

GRL

SOL

ERZ

Summe

         

Abgänger

1

4

1

6

Kritiker

0

1

0

1

Verlierere

3

2

2

7

Programmatiker

0

3

1

4

         

Summe

4

12

4

18

Vor der Erläuterung dieser Typologie ist hervorzuheben, daß ein Typus nicht vorkam: der "Konvertit". Der Ausstieg aus der Integrationsarbeit ist in keinem Fall gegen die Idee der gemeinsamen Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder gerichtet. Alle Aussteiger aus der Integration sind trotz ungünstiger Erfahrungen weiterhin Befürworter des Integrationsgedankens. Die Aussteiger können daher auch nicht als abtrünnige Dissidenten der Integration mißbraucht werden.

Zunächst zum Typus "Abgänger". Ein beträchtlicher Teil der Aussteiger scheidet aus Gesundheits- und Altersgründen (Pädagogen C, M und R) sowie wegen individueller Lebensumstände (Pädagogen F, N und Q) aus. Die Abgänger stehen für eine natürliche Fluktuation, wie sie an allen beruflichen Arbeitsstätten üblich ist. Der harte Kern der befragten Aussteiger reduziert sich damit von 18 auf 12. Warum allerdings Pädagogen, die gesundheitlich wenig belastbar oder kurz vor der Pensionierung stehen, sich selbst diese Aufgabe zugemutet haben und/oder damit von den Schulleitungen und der Behörde betraut wurden, ist unklar.

Der "Kritiker" kommt in der untersuchten Stichprobe nur einmal vor (Pädagoge B). Er kritisiert nicht die Idee der Integration, sondern die professionellen Arbeitsbedingungen von Pädagogen in Integrationsklassen (Kategorie 5). Der Kritiker ist konsequent gewerkschaftlich orientiert. Er fordert insbesondere die gleichberechtigte Kooperation durch die Gleichstellung von Grund- und Sonderschullehrern. Der Kritiker wird ob seiner Rarität nur versuchsweise in das Ensemble der Typologie aufgenommen; seine typologisierende Beschreibung steht daher auch noch auf unsicherem Boden. Wenn auch der Kritiker in dieser Stichprobe noch alleine dasteht, sein thematisches Motiv, die professionellen Arbeitsbedingungen und die beträchtlichen Arbeitsbelastungen, klingt in den Interviews vieler Aussteiger an und ist durchaus mehrheitsfähig. Der Kritiker hat Zukunft. Wenn einmal Integration Normalität werden sollte und bei der Anwerbung von Pädagogen nicht mehr auf Freiwillige und Idealisten zurückgegriffen werden kann, dann bekommt die Gruppe der Kritiker Zulauf.

Abbildung 18: Bedingungsprofil der Abgänger (A) und Kritiker (K) (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

Nun zum Typus "Verlierer" (Pädagogen A, G, H, I, L, O, P). In einigen Fällen ist die Dreierkonstellation der Hamburger Unterrichtsteams ein wesentliches Bedingungsmoment dafür, daß die Aussteiger das Handtuch geworfen haben. Wenn in Dreierteams strittige pädagogische Fragen nicht in voller Einmütigkeit gelöst werden können, besteht die Gefahr der Koalitionsbildung Zwei gegen Eins. An die Stelle von Einigungen treten dann Mehrheitsabstimmungen. Dieser Typus von Aussteigern repräsentiert die unterlegene Minderheit, die in der Zusammenarbeit mit der Teammehrheit sich immer wieder auf einsamen Posten fand und resigniert aufgab. Die Verlierer scheitern an ihrem sozialen Umfeld. Sie unterliegen dieser Form der Teammehrheit (Kategorie 4) und finden mitunter auch keine hinreichende Unterstützung im Kollegium der Schule (Kategorie 5). Auch die entschiedene Gegnerschaft von Eltern (Kategorie 8) kann einen Pädagogen bewegen, als Verlierer das Feld zu räumen (Pädagogen G, H). Eine Reihe von Verlierern räumt auch offen ein, daß sie sich als "Fehlbesetzung" empfinden und der Aufgabe nicht gewachsen sind.

Abbildung 19: Bedingungsprofil der Verlierer (V) und Programmatiker (P) (Legende der Kategorien s. Tabelle 2)

Die Verlierer haben durchweg tragische und traumatisierende Erfahrungen gemacht. Die Interviews der "Verlierer", die im Kampf gegen Koalitionen im sozialen Umfeld aufgerieben wurden und daran zerbrochen sind, machen in hohem Maße betroffen. Die Verlierer haben von bitteren und verletzenden Erfahrungen, von einer langen Leidensgeschichte, von nachhaltigen Auswirkungen der beruflichen Konflikte auf ihr Privatleben und von einer langwierigen psychischen Bewältigung der nachwirkenden Vergangenheit erzählt.

Auch die "Programmatiker" (Pädagogen D, E, J, K) sind Verlierer. Auch sie stehen einer Koalition im Team gegenüber, und auch sie haben gelegentlich Widerstand bei den Eltern zu gegenwärtigen. Das charakteristische Merkmal der Programmatiker ist eine klare pädagogische Überzeugung. Die Programmatiker betonen fachliche Qualifikation, die Notwendigkeit einer Theorie und Engagement für die Idee der Integration. Sie sind charakterisiert durch klare konzeptuelle Vorstellungen (Kategorie 6), derentwegen es zu erheblichen Konflikten mit dem Team (Kategorie 4) oder auch mit den Eltern (Kategorie 8) kommt. Sie kritisieren ferner die fehlende Gleichberechtigung im Team (Kategorie 5), möchten eine angemessene Förderung der behinderten Kinder in den Integrationsklassen sicherstellen (Kategorie 7), und fühlen sich in ihren professionellen Kompetenzen völlig unterfordert (Kategorie 1). Sie sind sich über die Belastungen, die die Arbeit in Integrationsklassen und die Kooperation im Team mit sich bringt, von vorneherein im klaren und nehmen diese auch bewußt auf sich.

Den Programmatikern geht es um das richtige integrationspädagogische Konzept. Sie haben ganz bestimmte Vorstellungen von einer integrativen Unterrichtspraxis und wollen ihrer Auffassung auch zur Geltung verhelfen. Gelingt das nicht, bleiben sie ihrer pädagogischen Überzeugung treu und verlassen das Team und den Arbeitsplatz in der Integration. Die Programmatiker gehen aus Überzeugung: "So geht das nicht, und ich kann das nicht so" (Pädagoge J). Sie gehen erhobenen Hauptes. Das Ringen um den richtigen Weg und die Kämpfe um das richtige Konzept eines integrativen Unterrichts gehören zur Arbeit - sie haben gleichwohl viel Kraft gekostet und auch Spuren in der Befindlichkeit der Programmatiker hinterlassen.

4.4 Gemäß unserer Typologie sind die Sonderschullehrer häufiger in den Reihen der Programmatiker und Kritiker zu finden. Dieses Bild führt auf die richtige Spur, nämlich auf das Problem der Integration von allgemeiner und spezieller Pädagogik. Eine allgemeine Pädagogik, die für alle Kinder mit und ohne Behinderungen Geltung beanspruchen könnte, hat es in der Geschichte der Pädagogik nie gegeben. Die allgemeine Pädagogik war immer eine Pädagogik für "normale" Kinder. Nicht die Sonderpädagogik ist die Wurzel der Aussonderung, sondern das Ungenügen der allgemeinen Pädagogik. Weil die allgemeine Pädagogik Kinder mit Behinderungen aus ihren theoretischen und praktischen Bemühungen ausschloß, entstand historisch als notwendige Reaktion die Sonderpädagogik. Der integrativen Pädagogik erwächst nun erstmals die Aufgabe, die über Jahrhunderte getrennten Wege der allgemeinen und speziellen Pädagogik zusammenzuführen.

Wie eine konstruktive Verbindung von allgemeiner und spezieller Pädagogik vorzustellen ist, darüber gehen in der Integrationsdiskussion die Meinungen von Eltern, Pädagogen und Wissenschaftlern weit auseinander. Die kontroversen Extremstandpunkte lassen sich in pointierter Zuspitzung als negierende und additive Position kennzeichen.

Die negierende Position verneint die Notwendigkeit und Nützlichkeit einer speziellen, besonderen Pädagogik. Integrative Pädagogik wird als das Ende aller speziellen Pädagogik verstanden. Sonderpädagogische Maßnahmen gelten als überflüssig, unerwünscht und desintegrativ. Die negierende Position fordert, daß alle spezielle Pädagogik ohne Rest und möglichst unauffällig in dem allgemeinen Unterricht aufgeht. Jegliche äußere Differenzierung des Unterrichts wird abgelehnt. Eine therapeutische Versorgung behinderter Kinder hat, wenn überhaupt, in Form einer "integrativen Therapie" stattzufinden. Pädagogische Besonderungen stehen in dem Ruf einer stigmatisierenden, defektorientierten Sonderbehandlung behinderter Kinder.

Die additive Position möchte hingegen ohne Abstriche und Korrekturen traditionelle sonderschulpädagogische Maßnahmen in die integrative Arbeit einbringen. Integrative Pädagogik wird von der additiven Position als allgemeine Pädagogik für die nichtbehinderten Kinder plus spezieller Pädagogik für die behinderten Kinder verstanden. Dabei hat die spezielle Förderung gegebenenfalls Vorrang vor gemeinsamen Lernsituationen. So beharrt die additive Position nachdrücklich auf dem Standpunkt, daß in besonderen Fällen auch eine separate Einzelförderung außerhalb des Klassenverbandes vonnöten ist.

Die additive und negierende Position markieren die extremen Enden einer Meinungsskala. Beide Positionen sind falsch! Die negierende Position ist blind für besondere Förderbedürfnisse bestimmter Kinder. Individuell notwendige Lern- und Verhaltenshilfen erledigen sich nämlich nicht einfach von selbst durch das Leben in der Normalität. In einem illustrierenden Bilde gesagt: Klavierspielen lernt kaum einer durch die bloße Existenz des Tasteninstruments in der Wohnung oder durchs Zuhören, wenn andere darauf spielen; gelegentlich bedarf es eines Klavierlehrers und gezielter Etüden.

Die additive Position ist fixiert auf die Defekte behinderter Kinder und mißachtet die Anteile von Normalität, die jedem Kind mit Behinderungen eigen sind. Ihr kommt nicht in den Sinn, daß so manche spezielle Maßnahmen durch die anregenden Entwicklungsimpulse, die von den Stärken und Schwächen behinderter wie nichtbehinderter Kinder ausgehen, überflüssig werden. Die förderliche Qualität des Lebens und Lernen in der Normalität wird unterschätzt oder als unzureichend erachtet.

Die integrative Position liegt nun nicht einfach in der goldenen Mitte. Sie macht sich zur Aufgabe, angesichts eines behinderten Kindes und seiner konkreten Lebensumstände stets aufs neue eine Einigung zwischen allgemeinen und speziellen pädagogischen Maßnahmen herzustellen. Der "Kompromiß" liegt bei einem stotternden, einem autistischen, einem verhaltensauffälligen oder einem blinden Kind jeweils woanders und läßt sich nicht generell bestimmen.

Genau dieses ungeklärte Problem einer Integration von allgemeiner und spezieller Pädagogik ist die Fallgrube für viele Aussteiger, und - so darf man hinzufügen - der Stolperstein vieler kooperativer Teams. Je nachdem, wie diese Gretchenfrage integrativer Pädagogik beantwortet wird, fällt auch die Antwort aus, was Aufgabe und Auftrag der Grund- und Sonderschulpädagogen in einem integrativen Unterricht sein sollte. Im allgemeinen neigen offenbar Grundschullehrer und Erzieher eher zu der negierenden Position, Sonderschullehrer eher zu der additiven Position. Die nicht gelungene Einigung zwischen beiden Positionen sehen wir als die zentrale Erklärung für den beträchtlichen Exodus der Sonderpädagogen an.

Wenn eine spezielle Pädagogik als fragwürdig und integrationswidrig angesehen wird, dann erübrigt es sich auch, Kinder mit besonderen Förderbedarfen Pädagogen mit besonderen Förderkompetenzen zuzuordnen. Bei konsequenter Verfolgung der negierenden Position könnte man etwa einer Integrationsklasse mit einem körper-, geistig- und sprachbehinderten Kind wahllos irgendeinen Sonderpädagogen - am gerechtesten wäre hier vielleicht ein Gehörlosen- oder Blindenlehrer - zuordnen. Die unzureichende Passung zwischen speziellen Förderbedarfen verschiedener behinderter Kinder und den je begrenzten, da speziellen Förderkompetenzen der Sonderschullehrer macht manchem zu schaffen; etliche Aussteiger aus der Berufsgruppe der Sonderpädagogen fühlen sich mißfordert, überflüssig und fehl am Platze.

Die Untersuchungen legen als wichtigste Konsequenz für den Hamburger Schulversuch Integrationsklassen nahe, die Dreier-Konstellation von Unterrichtsteams kritisch zu überdenken. Änderungsvorschläge sind hierzu an anderer Stelle (WOCKEN 1988) gemacht worden.

Darüber hinaus unterstreichen die Schicksale der Verlierer und Programmatiker die herausragende Bedeutung stimmiger theoretischer Konzepte. Die Einigungen in pädagogischen Fragen und die Verständigung darüber, was überhaupt ein integrativer Unterricht ist, das sind Anliegen und Fragen, die den Kern des Aussteiger-Problems ausmachen. Was theoretisch nicht klar ist, dürfte auch praktisch im Alltag zu Schwierigkeiten führen.

So gesehen ist das Schicksal zahlreicher Aussteiger Anlaß, Abbitte zu leisten für Versäumnisse, Unklarheiten und Differenzen, die die Verfassung integrativer Pädagogik gegenwärtig noch kennzeichnen. Weil in den Köpfen von Eltern, Pädagogen und Wissenschaftlern derzeit keine konsensfähige Theorie einer Integration von allgemeiner und spezieller Pädagogik vorhanden ist, ist das Scheitern kooperativer Teamarbeit von allgemeinen und speziellen Pädagogen kaum verwunderlich. Die Aussteiger sind keine gescheiterten Existenzen, sondern eher die Opfer einer theoretischen und praktischen Herausforderung, deren Bewältigung noch nicht befriedigend gelungen ist.

Die Untersuchungsergebnisse beanspruchen allein Gültigkeit für den Hamburger Schulversuch. Gerade wegen der delikaten Brisanz eines tabuisierten Themas und wegen der Gefahr eines agitatorischen Mißbrauchs warnen die Verfasser mit allem Nachdruck vor einer Verallgemeinerung. Schon allein wegen der Dreier-Konstellation der Unterrichtsteams in den Hamburger Integrationsklassen wäre eine Generalisierung der Befunde für andere integrative Schulversuche verfehlt.

5. Zusammenfassung

In der fünfjährigen Dauer des Hamburger Schulversuchs Integrationsklassen ist etwa jeder fünfte Pädagoge (20,2 Prozent) aus der Mitarbeit in einem kooperativen Unterrichtsteam und in der Integrationsarbeit ausgestiegen. Die Mehrzahl der Aussteiger (12 von 20 = 60 Prozent) gehört der Berufsgruppe der Sonderschullehrer an. Die Untersuchung geht mittels qualitativer Interviews der Frage nach, warum die Pädagogen das Integrationsprojekt verlassen haben. Es geht nicht um objektive Rekonstruktionen, sondern um die subjektive Sicht der Dinge aus der Perspektive derer, die ausgestiegen sind. Anhand einer fünfstufigen Rating-Skala wurden aus den Interviews auf der Grundlage eines dreistufigen Bedingungsmodells mit acht Kategorien individuelle Ausstiegs-Profile gezeichnet.

Die Ergebnisse, die ausschließlich für die Hamburger Integrationsklassen im Grundschulbereich mit ihrem Dreierteam Gültigkeit beanspruchen können, lassen sich in folgenden Kernaussagen zusammenfassen:

  • Keiner der Aussteiger wendet sich gegen das gemeinsame Leben und Lernen von behinderten und nichtbehinderten Kindern in integrativen Klassen. Es gibt keine "Konvertiten".

  • Ein Drittel der befragten Aussteiger (6 von 18) führt Gründe ins Feld, die mit Alter, Gesundheit und anderen individuellen Umständen zu tun haben, also nicht oder nicht direkt mit der Arbeit im Schulversuch zusammenhängen. Es handelt sich hierbei um die überall vorfindbaren "Abgänger".

  • Zwei Fünftel der befragten Aussteiger (7 von 18) haben in der Teamarbeit resigniert. Sie waren die immer wieder unterlegene Minderheit, die sich einer Koalition ihrer beiden Teamkollegen gegenübersah. Die Auseinandersetzungen waren für diese Aussteiger bitter und traumatisierend und haben in ihnen das Grundgefühl des "Verlierers" dominant werden lassen. Sie verlassen den Schulversuch "geknickt". Die "Verlierer" sind überwiegend Grundschullehrer und Erzieher.

  • Ein Fünftel der befragten Aussteiger (4 von 18) hat seine Theorie einer integrativen Didaktik nicht in die Praxis der jeweiligen Teams einbringen können. Diese "Programmatiker" haben in den Auseinandersetzungen ihrer Teams ebenfalls verloren, halten aber an ihren Auffassungen fest und verlassen den Schulversuch "aufrecht". Dieser Typ besteht überwiegend aus Sonderschullehrern.

  • Ein Aussteiger läßt sich als "Kritiker" charakterisieren: Er ist nicht am Widerstand seiner Teamkollegen gescheitert, sondern ein Programmatiker im gewerkschaftlichen Sinne. Der Kritiker hält die Arbeitsbedingungen im Hamburger Schulversuch für unzumutbar.

Ein Kernpunkt des Problems, das den Ausstiegen zugrundeliegt, scheint im unklaren Verhältnis von allgemeiner und spezieller Pädagogik zu liegen. Gekoppelt mit den Hamburger Arbeitsbedingungen führt es in den Dreierteams zu Konflikten um Aufgabenfelder und Rollendefinitionen. Bei der Frage der Integration von allgemeiner und spezieller Pädagogik lassen sich als Extremstandpunkte charakterisieren:

  • die negierende Position, die ein Ende aller speziellen Pädagogik durch Integration vertritt, und

  • die additive Position, die beide Pädagogiken in einem Raum für die jeweiligen Schüler gesichert wissen will.

Beide Positionen sind falsch. Integrative Pädagogik wird für jeden Schüler mit besonderen Förderbedürfnissen an einem anderen Punkt auf dieser Bandbreite angesiedelt werden müssen.

Wenn das Vorhandensein dieser Extrempositionen den zentralen Grundkonflikt in der integrativen Praxis deutlich macht und in der konkreten Situation zum Ausstieg einzelner als Konsequenz bzw. "Lösung" führt, dann ist es die zentrale Aufgabe der nächsten Zeit, Einigungen zwischen allgemeiner und spezieller Pädagogik herzustellen. Integrative Praxis bedarf orientierender Perspektiven durch Theorie integrativer Erziehung.

Anmerkung 1)

Veranstalter: Hans Wocken

Teilnehmer: Meike Albrecht, Brigitte Barndt, Marlen Bauer, Petra Behlmer, Ines Boban, Uta Bormann, Silke Deecken-Marter, Volker Eikermann, Katrin Feige, Petra Geutler, Andreas Hinz, Anja Kramer, Claudia Krummrey, Katrin Meinicke

Literatur

BORTZ, J.: Lehrbuch der empirischen Forschung. Berlin: Springer 1984

HOPF, C. & WEINGARTEN, E. (Hrsg.): Qualitative Sozialforschung. Stuttgart: Klett-Cotta 1984, 2. Aufl.

HUBER, G. L. & MANDL, H. (Hrsg.): Verbale Daten. Weinheim: Beltz 1982

LECHLER, P.: Kommunikative Validierung. In: HUBER & MANDL (Hrsg.) 1982, 243 - 258

MERTON, R.K. & KENDALL, P.L.: Das focussierte Interview. In: HOPF & WEINGARTEN (Hrsg.) 1984, 171 - 204

WOCKEN, H.: Kooperation von Pädagogen in integrativen Grundschulen. Hamburg 1988 (in diesem Band)

Quelle:

Ines Boban, Andreas Hinz, Hans Wocken: Warum Pädagogen aus der Arbeit in Integrationsklassen aussteigen

Erschienen in: Hans Wocken, Georg Antor, Andreas Hinz (Hrsg.): Integrationsklassen in Hamburger Grundschulen, Hamburg: Curio Verlag 1988; S. 275-333

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 26.07.2006

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