Nachrufe

Diese Seite stellt den Beginn einer Sammlung von Nachrufen für Inklusions-Forscher:innen und bedeutende Persönlichkeiten der Behinderten-Bewegung dar. In der Natur der Sache liegt die Unvollständigkeit, die wir an dieser Stelle entschuldigen wollen. Haben Sie einen Nachruf, den Sie an dieser Stelle gerne veröffentlicht sehen wollen, senden Sie uns bitte ein E-Mail (inklusive Veröffentlichungs- und Bild-Rechten!) an integration-ezwi@uibk.ac.at. Vielen Dank!

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Dorner, Max

Max Dorner bei einer Lesung im Herbst 2012. Er trägt eine schwarze Brille und einen mehrfärbigen Schal.Max Dorner war Autor, Regisseur, Schauspieler und in der Kunst- und Kultur-Landschaft von München nicht wegzudenken. Sein wichtigstes Ziel war stets, die Gesellschaft inklusiver und barrierefreier zu machen. Er hat sich selbst als Vollzeit-Rebell bezeichnet und war ein Inklusions-Aktivist, der Menschen zusammenbringen konnte.

Er ist am 18. Februar 2023 in München verstorben.

Bildrechte: © Richard Huber, Lizenz: CC-BY-SA 3.0



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Heumann, Judy

Judy Heumann in einem pink-karierten Kostüm bei einer Tagung am Podium."Du kannst Judy zu mir sagen." Meine Angst, wir könnten uns nicht verstehen oder es würde ein angespanntes Interview werden, war verschwunden. Das Gegenteil war der Fall. Während unseres 90 minütigen Gesprächs, das ich mit "Guten Tag, Ms. Heumann" begonnen hatte, unterhielten wir uns wie Bekannte. Ich hatte ihr Buch gelesen Being Heumann (2020) und die Stärke und Schönheit einer jungen Frau bewundert, die entschlossen für ihre Rechte kämpfte, wie in der Dokumentation Crip Camp (2020) zu sehen war.

Im Juli 2020, trafen wir uns, der Pandemie geschuldet, auf Skype, als wir uns beide in Washington DC aufhielten. Die Sprechchöre der Menschen, die sich der Black Lives Matter Bewegung angeschlossen hatten, um ihrer Wut über die Ermordung von George Floyd Kraft zu verleihen, drangen von der Straße hoch in unsere Wohnungen. Das Verlangen der Zivilgesellschaft nach Gerechtigkeit bildete den Hintergrund und die Dringlichkeit, mit der wir uns über die UN BRK austauschten, über die andauernden Kämpfe der Behindertenrechts-Bewegung und die Schwierigkeiten die Artikel der UN Konvention in die Tat umzusetzen.

Judith Ellen Heumann war eine Internationalistin und, wie ihre Freundin Devva Kasnitz in ihrem Gedenken an Judy hervorhebt, eine stolze jüdische Frau. Ihre Eltern hatten Nazi-Deutschland verlassen müssen, um ihre Kinder in den USA in Sicherheit zu bringen. Geboren 1947, erkrankte sie dort zwei Jahre später an Polio, was ihre Eltern jedoch nicht davon abhielt eine Schule zu suchen, die auch Judy unterrichten würde. Dem Vorbild ihrer Eltern folgend, forderte sie als Erwachsene erstmals die New Yorker Schulbehörde gerichtlich heraus, als diese ihr die Lehrerinnen-Lizenz vorenthalten wollte aufgrund ihres Rollstuhls. Nachdem sie den ersten Rechtsstreit für sich gewinnen konnte, folgten viele weitere. In den 1970er Jahren führte sie eine Reihe von Sit-ins an, die gesetzliche Veränderungen für Menschen mit Behinderungen herbeiführten in bisher ungeahntem Ausmaß, beispielsweise der Individuals with Disabilities Education Act (1974) oder Section 504 des Rehabilitation Act (1973). Für diese Kampagnen gingen die Protestierenden an ihre körperlichen Grenzen und stritten mit unfassbarem Durchhalte-Vermögen für ihre Forderungen, unterstützt von Assistent*innen, Familien-Mitgliedern und Allies, zu denen auch Mitglieder der Black Panther Partei gehörten. Im Zuge dieser Protestaktionen wurden gigantische gesetzliche Veränderungen erreicht, die "separate but equal" auch für Menschen mit Behinderungen als verfassungswidrig erklärten.

Judy lenkte ihre Energie in viele Projekte und Stiftungen, wie Disability in Action und Selbstbestimmt Leben, bevor sie dem Ruf auf die politische Bühne der 1990er Jahre folgte. Von 1993 bis 2001 wurde sie von der Clinton Administration in das Amt der Assistant Secretary im Office of Special Education and Rehabilitation Services des US Department of Education berufen. Zehn Jahre später, von 2010 bis 2017, ernannte sie Barack Obama zur Special Advisor for International Disability Rights. Judy Heumann ergriff jede Möglichkeit, die sich ihr bot, um Missstände anzufechten und Veränderung durch Aktivismus und Legislative herbeizuführen, gestärkt durch die Liebe ihrer Familie und ihres Ehemanns, Jorge Pineda.

Mich verbindet der tiefe Schmerz um das Scheiden von Judy Heumann mit vielen Menschen, ihrer Familie, ihren Freunden und ihren Verbündeten. Sie bleibt die Ikone eines Kampfes um Menschenrechte, der noch längst nicht vorüber ist und einer Bewegung, die sie mit Wärme und Scharfsinn geführt hat. Sie handelte in tiefer Überzeugung, gemeinsam Wandel herbeiführen zu können, der nächsten Generation Mut zu geben und ihre Weggefährten zu ehren. Eine tiefe Leere ist nun spürbar und doch kann es nur einen Weg geben: vorwärts. (Josefine Wagner im Namen des bidok-Teams)

Bildrechte: © CDH - Comissão de Direitos Humanos e Legislação Participativa, Lizenz: CC-BY 2.0 



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Martin, Robert

Bild von Sir Robert Martin in einem Anzug, der mit Orden bestückt ist.

Am 30. April 2024 ist Sir Robert Martin im Alter von 67 Jahren verstorben. Er war ein bedeutender neuseeländischer Menschenrechts-Aktivist und half etwa bei der Entwicklung der UN-Behindertenrechts-Konvention (UN-BRK) mit. Von 2017 bis 2024 überwachte er die Umsetzung der UN-BRK.

Prof.in Dr.in Theresia Degener, Leiterin von BODYS (Bochumer Zentrum für Disability Studies), äußerte ihre tiefe Trauer und betonte seine wichtige Rolle in der internationalen Behinderten-Bewegung.

Sir Robert Martin war mitverantwortlich dafür, Leichte Sprache als offizielle Kommunikations-Sprache der Vereinten Nationen einzuführen. Er setzte sich besonders für ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderung ein. Seine Reden begannen oft mit den Worten "Heime sind nicht nur Mauern und Zement, sondern auch Strukturen und Haltungen", um auf Menschenrechts-Verletzungen hinzuweisen. Seine Autobiografie "Becoming a Person" ("Wie man eine Person wird") beschreibt seinen Weg aus einer Einrichtung für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Seine Biografie hatte großen Einfluss.

Sir Robert Martin erhielt viele Auszeichnungen, darunter den neuseeländischen Verdienst-Orden im Jahr 2008. 2020 wurde er zum Ritter geschlagen. (Quelle: BODYS)

Bildrechte: © Governor General of New Zealand, Lizenz: CC-BY 4.0


 


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Riess, Erwin

Erwin Riess bei der Wiener Buchmesse 2017 mit blauen Jeans-Hemd und einem Mikrofon in den Händen.Erwin Riess war Schriftsteller und Aktivist der Behinderten-Bewegung. Er schrieb unter anderem Theater-Stücke, Drehbücher und Hörspiele. Viele schätzten ihn als Verfasser von Kriminal-Romanen (Herr Groll). Bekannt war er auch für die Reihe "Korrespondent Groll", in der er regelmäßig für die linke deutsche Tageszeitung "junge Welt" aus Österreich berichtete.

Erwin Riess trat stets für soziale Gerechtigkeit und die Interessen der Behinderten-Bewegung ein. Außerdem engagierte er sich auch partei-politisch und trat etwa zur österreichischen Nationalrats-Wahl 2017 für die Kommunistische Partei (KPÖ Plus) an.

Erwin Riess starb am 25. März 2023 im Alter von 66 Jahren in Kärnten.

Wir dürfen auf folgenden Text von Erwin Riess in der bidokbib hinweisen, der während der COVID-Pandemie entstanden ist:

Bildrechte: © C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC-BY-SA 4.0



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