"Die Leute haben sich sicherlich überhaupt nicht vorstellen können, dass ich der Vater bin" - Vaterschaft, Erziehung und Alltagserleben von Vätern mit Behinderung

Autor:in - Birgit Behrisch
Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: erschienen in: Zeitschrift für Inklusion-online 02/2006 Zeitschrift für Inklusion (02/2006)
Copyright: © Birgit Behrisch 2006

1 Eine Art Einleitung - der derzeitige Forschungsstand zum Thema

Generell ist Literatur über Eltern mit verschiedensten Behinderungen sehr spärlich und oft nur wenig zugänglich. Väter mit Behinderung stehen dabei noch weniger im Mittelpunkt des Interesses als behinderte Mütter. Denn gemäß den öffentlichen Rollenbildern fallen Haushalt und Kinder immer noch primär in den Zuständigkeitsbereich der Frauen. Daher waren und sind Väter mit Behinderung kein neues soziales Phänomen, aber ein wenig beachtetes.

"Behinderte Väter hat es aber schon viel früher durchaus auch in größerer Zahl gegeben: Man denke nur an die Männer, deren Behinderung Folge einer Kriegsverletzung war. Daß sie und ihre familiäre Situation aber kaum zum Thema wurden, mag vor allem daran liegen, daß die Mütter den Familienhaushalt und die Kinder versorgten und so keine offensichtlichen Probleme auftraten." ( Lux 2000, S. 1)

Zwei neuere Studien berücksichtigen Väter mit einer Körper- oder Sinnesbehinderung im Zusammenhang mit Elternschaft. Behrendt (1998) stellt in seiner Untersuchung "Die Situation körperbehinderter Eltern" wesentliche Aspekte der Elternschaft hinsichtlich Schwangerschaft, Geburt, Säuglings-, Kleinkind- und Schulzeit der Kinder und einer allgemeinen Bewertung der Elternschaft dar. Sofern sich die Sichtweisen von Müttern und Vätern unterscheiden, werden die Ergebnisse geschlechtsspezifisch getrennt dokumentiert. Die Väter problematisieren hierbei ihre körperlichen Einschränkungen im Hin­blick auf das gesellschaftliche Ideal des starken Mannes, welches sie im Zusammensein mit ihren Kindern über Entwicklung anderer gemeinsamer Aktivitäten kompensieren.

Auch Hermes (2003) befasst sich mit der "Situation behinderter Eltern" in den Bereichen Familienplanung, Schwangerschaft und Geburt, Erleben der Elternschaft, Alltagsschwierigkeiten, Lösungsstrategien und Unterstützungsmöglichkeiten. Ihre Dissertation dokumentiert auch Interviews mit zwei Vätern und zwei Ehepaaren. In der allgemeinen Auswertung bezieht sich Hermes jedoch überwiegend auf die mütterliche Sicht. Ähnliches gilt für ihre Artikel in dem von ihr herausgegebenen Band "Kinder, Krücken und Barrieren" ( Hermes 2001).

Zwei von Behrendt (1998, S. 43ff.) zitierte ältere Studien fokussieren auf die Auswirkung der väterlichen Behinderung auf das Verhalten und die Einstellungen der Kinder. Die Studie von Buck / Hohmann (1979) besagt, dass die Einstellungen und Verhaltensäußerungen von querschnittsgelähmten Vätern wichtiger für die Entwicklung ihrer Kinder sind als die Behinderung. Manifeste Unterschiede zwischen diesen Kindern zu einer Kontrollgruppe hinsichtlich Geschlechtsrollenidentität, Körpergefühl und sozialen Fertigkeiten wurden nicht gefunden. Die zweite Studie von Brown (1981) erwähnt den kindlichen Stolz auf die väterliche Behinderung, da diese eine stärkere väterliche Präsenz in der Familie bedingte und sich somit ein engerer Kontakt von Vater und Kind entwickeln konnte.

Studien explizit und ausschließlich zur Situation oder zum Erleben von Vätern mit einer Behinderung gibt es nicht oder konnten nicht ermittelt werden. Die wenige Literatur über eine Familienkonstellation, welche sehr wohl vorhanden war, aber so wenig Beachtung erhielt, weckte im Laufe meines Studiums mein verstärktes Interesse. Aufgrund dessen entschloss ich mich, in meiner Diplomarbeit (Behrisch 2005) ergänzend zu den bereits vorliegenden Studien ausschließlich die Einstellungen, Ansichten und Erfahrungen von Vätern mit Behinderung in den Mittelpunkt zu stellen und selbst Väter zu interviewen.

2 Vaterschaft und Behinderung

In modernen pluralen Gesellschaften existiert kein einheitliches, konsensfähiges Orientierungsmuster für Vaterschaft mehr. Vielmehr ist von der Existenz verschiedener Variationen individueller Vaterschaft und daraus resultierend diversen sozialen Praxen auszugehen. Matzner (2004, S. 18) konstatiert, dass gerade die emotionale und persönliche Dimension für die deutsche Forschung kaum von Interesse ist, wobei Vaterschaft jedoch einer der wenigen alltäglichen Erlebensräume ist, in welchen Männer ihre Emotionen frei ausleben können. Sein Ziel ist die Entwicklung einer Sozialisationstheorie des Vaters und der Vaterschaft, wobei Vaterschaft als Entwicklungsaufgabe verstanden wird.

"Elternschaft wird als ein dynamischer und veränderbarer Prozess, als eine Herausforderung an Erwachsene angesehen, die durch diese bewältigt werden muss. Erziehung und Sozialisation haben nicht nur Auswirkungen auf die Kinder, sondern auch auf die Eltern im Zuge der Interaktion mit den Kindern und damit auch im Rahmen einer Persönlichkeitsentwicklung, die auch durch Selbstsozialisation geprägt werden kann. In diesem Sinne kann das Denken, Fühlen und Handeln als Mann und Vater auch als eine Konsequenz eines komplexen Prozesses von miteinander verknüpften Interaktionen und Reflexionen angesehen werden." ( Matzner 2004, S. 14)

Die vorliegende Väterforschung benennt in ihren Konzepten mehrere Faktoren, welche die Vaterschaft beeinflussen, gewichtet diese unterschiedlich und sichert damit auch theoretisch eine große Variationsmöglichkeit der Variablen in der konkreten Gestaltung von Vaterschaft ab. Vaterschaft erhält darüber einen "balancierenden Charakter" ( Cowan / Cowan , zitiert nach Matzner , 2004, S. 38) durch die intrapersonale Auseinandersetzung zwischen der bis dahin geformten männlichen Persönlichkeit mit den neuen väterlichen Rollenerwartungen sowie auf interpersoneller Ebene in der Aushandlung zwischen Vater und anderen Personen und Institutionen. Matzner (2004, S. 38) erweitert diese dyna­mische Betrachtungsweise um die Dimension der Zeit, worüber Vaterschaft als Entwicklungs­prozess angesehen wird. Die Veränderungen väterlicher Vorstellungen und Handlungen unterliegen dabei den Veränderungen der Einflussfaktoren und der individuellen Verarbeitung bereits gemachter Erfahrungen. In seinem eigenen Modell "Subjektives Vaterschaftskonzept und die soziale Praxis von Vaterschaft" fasst er die immer wieder in der derzeitigen Forschungsliteratur zu Vätern im englisch- und deutschsprachigen Raum genannten beeinflussenden Faktoren von Vaterschaft zusammen.

Vereinfachtes und erweitertes Modell "Subjektives Vaterschaftskonzept und die soziale Praxis von Vaterschaft" ( Matzner 2004, S. 439)

Spätestens in der Phase als werdender Vater beginne ein Mann, sich konkrete Gedanken hinsichtlich seiner zukünftigen Vaterrolle und seiner Ausgestaltung der Beziehung zu seinem Kind zu machen. Auf der Grundlage der Werte und Einstellungen der bisherigen Persönlichkeitsentwicklung und der eigenen Sozialisations- oder möglicher Vatererfahrungen vollziehe sich nun im Zusammenwirken mit den weiteren Determinanten soziale Lage und Milieu sowie sozio-kulturelle Einflüsse die Sozialisation zum Vater unter Herausbildung eines persönlichen Vaterschaftskonzeptes.

"Unter einem subjektiven Vaterschaftskonzept versteht man die Vorstellungen eines Vaters über seine Vaterschaft. Die Vorstellungen spiegeln sich in Auffassungen, Überzeugungen, Einstellungen, Gefühlen und Normen hinsichtlich der Bereiche Vaterschaft, Mutterschaft, Elternschaft, Kindheit, Familie und Erziehung wider. Subjektive Vaterschaftskonzepte ermöglichen die Handlungsplanung als Vater und geben Verhaltenssi­cherheit. Sie motivieren zu einer erwartungskonformen Rollenausübung in Bezug auf eigene als auch auf Erwartungen Dritter. Subjektive Vaterschaftskonzepte sind das Resultat eines komplexen Zusammenwirkens verschiedener Determinanten, die sich im Fühlen, Denken und Handeln von Vätern bemerkbar machen. Subjektive Vaterschaftskonzepte haben einen dynamischen Charakter, sie können sich im Laufe der Vaterschaft aufgrund wandelnder Determinanten sowie unter dem Einfluss von Erfahrungen, Gefühlen und Erkenntnissen als Vater verändern." ( Matzner 2004, S. 436)

Mit der Geburt des Kindes versuche ein Vater, seine Vatervorstellungen in die Praxis zu veräußern. Als wesentliche Ausdrucksformen väterlicher Beteiligung gelten zum einen der Bereich der Aktivitäten mit dem Kind wie Engagement, Präsenz / Verfügbarkeit und Verantwortlichkeit sowie zum anderen der Bereich der Aktivitäten für das Kind wie affektives und gedankliches Engagement und Geld verdienen . In welcher Art diese Praxis seitens des Vaters gestaltet wird und werden kann, hänge in ihrer Realisierung von den Determinanten Partnerin und Mutter der Kinder, Kinder , Berufstätigkeit des Vaters , materielle und sozialeRessourcen sowie soziale Lage und Milieu ab. Die hier gemachten Erfahrungen der Interaktionen und Aushandlungsprozesse bezüglich der gelebten Vaterschaft in und außerhalb der Familie würden wieder zurück in die Vorstellungen des väterlichen Vaterschaftskonzeptes des Vaters fließen. Im Modell wird dieser Aspekt unter der Determinante Erfahrungen als Vater erfasst.

Matzners Modell bildet Vaterschaftsvorstellungen als einen Kreislauf und ein komplexes Wirkungsgefüge verschiedener Determinanten ab. Zudem besitzt es einen relationalen und dynamischen Charakter, welcher es ermöglicht, Veränderungen aufgrund von Entwicklungsprozessen auf individueller, Mikro- oder Makroebene immer wieder neu miteinbeziehen zu können. Die väterlichen Erfahrungen erhalten in diesem Entwurf einen besonderen Stellenwert; ihnen wird eine große normative Kraft, welche subjektive Sicherheit im Alltagshandeln vermittelt, zugesprochen.

"Subjektive Vaterschaftskonzepte sind also flexibel, sie werden nicht ein einziges Mal 'gewählt', sondern sie sind ein kontinuierlich wechselnder Seins-Zustand und haben einen 'relationalen' Charakter." ( Matzner 2004, S. 438)

Aufgrund der Ergebnisse meiner Studie wurde das heuristische Modell von Matzner im Bereich der Realisierung der sozialen Praxis von Vaterschaft für die hier befragte Vätergruppe die Determinante "Väterliches Handicap" hinzugefügt. Generell kommt die väterliche Behinderung als Teil der Persönlichkeit der Väter in allen Determinanten zum Ausdruck und sollte nicht als abgespaltener Aspekt der väterlichen Person dargestellt werden. Hinsichtlich der Umsetzung und Ausgestaltung der Vaterschaft lassen sich in den Aussagen der Väter Hinweise auf den bestimmenden Einfluss der jeweils spezifischen Behinderung finden. Daher bedarf auch der Begriff der Behinderung innerhalb der Bearbeitung dieses Themas eines theoretischen Rahmens.

Behinderung ist ein Terminus, welcher weit gefasst wird und in der begrifflichen Festlegung je nach Standpunkt verschiedene Schwerpunkte setzt. Sofern man die Kategorie Behinderung definieren möchte, gerät durch ihre abweichende Bezogenheit von dem Normalen auch diese als zu befragende Kategorie in den Mittelpunkt der Untersuchung. Tervooren (2003, S. 43) spricht in Anlehnung an die Neuakzentuierung von Differenz durch Derrida von einer Verwiesenheit beider Seiten dieser Gegenüberstellung aufeinander, welche allein nicht existent sind. Nicht allein die Untersuchung des abweichenden Anderen, sondern auch die Analyse der dominanten Kategorie ist geboten.

Nach Waldschmidt (2003b, S. 130) ist die Normalität der modernen Gesellschaft von Individualität und Pluralität weniger eine auf herrschenden Normen basierende als eine auf statistische Aussagen bezugnehmende Normalität. Ihre Begrifflichkeit entnimmt sie dabei von Link und ihren Überlegungen über die Produktion von Normalität (vgl. Waldschmidt 2003b, S. 129f.). Demnach drücken sich normative Normen in gesellschaftlichen Regeln und Erwartungshaltungen aus. Ihre Durchsetzung über Kontroll- und Sanktionsmechanismen bestimmender Gesellschaftsteile dient der Herstellung gesellschaftlicher Stabilität in der Anpassung. Normalistische Strukturen hingegen ermöglichen Veränderungen und eine gewisse Dynamik in der gesellschaftlichen Handlungsausrichtung. Der Vergleich der gesellschaftlichen Individuen untereinander bezüglich eines Maßstabes bewirkt die gemeinsame Aushandlung aller Beteiligten bezüglich der Bereiche von normaler Mitte, Übergangszonen und Randbereichen.

Die heutige Normalisierungsgesellschaft beruht auf diesem Prinzip der soziale Normen generierenden Handlungen (vgl. Waldschmidt 2003b, S. 132). Zwei aufeinander bezogene, sich nicht ausschließende Strategien bestimmen hierbei die normalistische Ausgestaltung. Die an Normativität ausgerichtete protonormalistische Strategie zementiert die Unterscheidung von Normalem und Differenz und bewirkt eine dauerhafte Ausgrenzung der Abweichung. Eine Verschiebung dieser Trennlinie ermöglicht die Strategie der flexiblen Normalisierung, da ihr die Annahme einer variablen Verteilung der Menschen im sozialen Raum zugrunde liegt. Trennungslinien sind daher nur von mittelfristiger Dauer, aber weiterhin existent (vgl. Waldschmidt 2003b, S. 130f.).

Bezüglich des Umganges mit Behinderung sind sowohl Normalisierungsbemühungen als auch weiterhin bestehende Ausgrenzungsbestrebungen in Politik und Gesellschaft erkennbar.

"Zwar ist einerseits ein flexibel-normalistischer Trend durchaus zu erkennen, andererseits ist der normierende Ansatz weiterhin wirkungsmächtig. Mittels der flexiblen Normalisierung werden offenbar die Zwischenräume verbreitert; die Polarität zwischen Behinderung und Normalität verschwindet jedoch nicht." ( Waldschmidt 2003b, S. 137)

3 Methodisches Vorgehen in der empirischen Studie

Mit meiner Arbeit unternahm ich den Versuch, jenen Ausschnitt der Lebenswelt von Vätern mit Behinderung darzustellen, welcher die Bereiche Vaterschaft, Erziehung, Alltagsgestaltung und die Beziehung zum einzelnen Kind umfasst. In Interviews berichteten Vätern, welche eine Körperbehinderung haben oder blind sind von Erlebnissen und Erfahrungen als Väter, ihren Einstellungen und Überlegungen hinsichtlich Vaterschaft und Erziehung, ihrem Zusammenleben mit ihrem Kind oder ihren Kindern und ihrer persönlichen Haltung zu ihrer Behinderung. Der Schwerpunkt der Thematisierung lag dabei auf der emotionalen und kognitiven Ebene, gleichzeitig wurde auch versucht, die Umsetzung von grundsätzlichen Einstellungen auf der Handlungsebene aus väterlicher Sicht zu erfassen.

Dafür wurden sechs Einzelinterviews mit Vätern mit einer Körperbehinderung oder blinden Vätern im Altern von 36 bis 54 Jahren durchgeführt, deren strukturierende Grundlage ein Leitfaden bildete. Die zufällige Auswahl der Interviewpartner, welche sich über eine allgemeine Anfrage beim "Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern" bei mir meldeten oder von einem bekannten Vater vermittelt wurden, kann nicht die Grundgesamtheit der sehr heterogenen Gruppe von Vätern mit einer Behinderung widerspiegeln. Vielmehr geht es darum, eine erste Exploration dieses Lebensfeldes vorzunehmen, da in der Literatur nur vereinzelt Hinweise auf die Lebenswirklichkeit von Vätern mit Behinderung zu finden sind. Dennoch ist über die große variantenreiche Stichprobe der Väter anzunehmen, dass sich über ihre Erfahrungen und Meinungen die allgemeine Situation von Vätern mit Behinderung abbilden lässt.

Biographische Angaben der interviewten Väter

Aufgrund des Forschungsstandes schien ein weitestgehend exploratives flexibles Vorgehen angeraten. Die Aspekte qualitativen Denkens in seiner Grundhaltung und dem daraus resultierenden Vorgehen im Forschungs-, Interpretations- und Auswertungsprozess kommen dem angestrebten Forschungsvorhaben entgegen. Und über die methodisch gewollte Bezugnahme auf den Einzelfall bietet die qualitative Sozialforschung die Möglichkeit die befragten Subjekte als Experten für ihre jeweilige Lebenssituation zu Wort kommen zu lassen.

"Das Ernstnehmen der Handlungskontexte, aber auch der Verarbeitungsweisen sozialer Lagen, in denen sich Individuen befinden, macht es für WissenschaftlerInnen wie PraktikerInnen notwendig, ihre Klientel als ExpertInnen ihrer Lebensgestaltung zu betrachten und deren subjektive Sichtweise insbesondere mit qualitativen Methoden zu erforschen." ( Witzel 1982, zitiert nach Hermes 2003, S. 95)

Grundlage der qualitativen Interviews war ein Leitfaden, welcher über eine Sichtung der vorhandenen Studien zu Vätern und verschiedensten Materialien zu Eltern mit Behinderung erstellt wurde. Als wichtige Quellen hinsichtlich der Literatur über Väter seien Matzner (2004), Schorn (2003), Reiche (1998) und Werneck (1998) genannt. Über das Thema Eltern mit Behinderung haben Hermes (2001 und 2003), Lux (2000), Behrendt (1998) und Ehrig (1996) publiziert. Ebenfalls flossen meine eigenen Erfahrungen mit Vätern als ehemalige Praktikantin einer Fa­milienbildungsstätte und Mutter einer kleinen Tochter ein. Im ersten Leitfadenentwurf entschied ich mich schwerpunktmäßig für die Erlebensbereiche von Vaterwerdung, Vaterrolle, Erziehung, Beziehung zum Kind, Umgang mit der Behinderung aller Familienmitglieder und Alltagsorganisation. Anschließend besprach ich den Leitfaden mit einem bekannten Vater mit Behinderung, welcher auch wissenschaftlich tätig ist. Von ihm erhoffte ich mir eine Ein­schätzung der Themenrelevanz für die angesprochene Vätergruppe als auch gerade sprachliche Korrekturen, um wenn möglich von vorne herein Stereotypen und Zumutungen zu vermeiden. Während des Gespräches erfolgte eine Reduzierung von Teilaspekten und verschiedene Umformulierungen. Nach einem Probeinterview und einem vergleichenden Interview mit einer Mutter, nahm ich einige Korrekturen vor, indem ich sprachliche Wendungen der zwei interviewten Personen verwendete. Das zweite Probeinterview konnte dann bereits für die Auswertung herangezogen werden, da es für den Vater nun eher möglich war, auf meine Fragen einzugehen, welche auf eine bewusste und ausführende Vaterschaft angelegt waren. Meine Fragestrategie erweiterte ich zudem um vermehrtes und teilweise beharrliches Nachfragen, allerdings unter Einhaltung persönlicher Grenzen, denn im ersten Probeinterview erlebte ich den Versuch des Vaters, meine Fragen zu umgehen beziehungsweise auf einer anderen Ebene zu beantworten.

Als Erhebungsmethode wurde das problemzentrierte Interview nach Witzel mit seinem Zusammenspiel aus zum Erzählen auffordernden und nachfragenden Momenten gewählt. Diese Interviewtechnik stellt eine Kombination aus deduktivem und induktivem Vorgehen dar (vgl. Lamnek 1993, S. 75). Aus dem vorhandenen Vorwissen werden Frageansätze für das Gespräch erarbeitet, in welchem dann die Befragten aufgefordert durch erzählerische Freiräume ihre spezifischen Bedeutungsschwerpunkte setzen können. Über diese Aussagen der Interviews werden die theoretischen Konzepte des Forschers laufend modifiziert und wiederum gleichzeitig geprüft.

"Mit dieser elastischen Vorgehensweise soll gewährleistet werden, dass die Problemsicht des Interviewers / Wissenschaftlers nicht diejenige der Befragten überdeckt, und den erhobenen Daten nicht im Nachhinein einfach Theorien 'übergestülpt' werden." (Witzel 2000, Abs. 3)

Die Auswertung der transkribierten Interviews erfolgte mittels der zusammenfassenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring , einer methodisch kontrollierten Analysemethode zur Kategorienbildung, welche das Material in ihrem Kommunikationszusammenhang betrachtet. Ziel der qualitativen Zusammenfassung ist eine Materialreduktion, welche dennoch wesentliche Inhalte des Materials abbildet (vgl. Mayring 2002, S. 115). Die Abstraktion dieser Inhalte ermöglicht eine überschaubare Kategorienbildung. Grundprinzip hierbei ist eine schrittweise, definitorisch abgesicherte Anhebung des Abstraktionsniveaus hin zu einer weitestmöglichen Verallgemeinerung.

Diese Kategorienbildung führte zu fünf Hauptkategorien:

  • Vaterschaft - Diese Kategorie stellt die Wahrnehmung und das Erleben der Väter bezüglich ihrer Vaterschaft und die konkrete Ausgestaltung der Vaterrolle von der Geburt des Kindes bis zum Zeitpunkt des Interviews dar. Neben der Innensicht wird auch die wahrgenommene Außensicht auf die Vaterschaft angesprochen.

  • Erziehung - Sowohl Einstellungen, Einflüsse und Überzeugungen der Väter zum Thema Erziehung als auch die eigene Darstellung und Bewertung der Erziehungspraxis werden hier wiedergegeben.

  • Väterliches Handicap - In dieser Kategorie werden die Überlegungen der Väter zu ihrer spezifischen Behinderung und deren Bedeutung für sie selbst dargestellt, des Weiteren die Reaktionen Außenstehender sowohl auf persönlicher, individueller wie sozialer Ebene.

  • Beziehung zum Kind - Diese Kategorie stellt die Aussagen der Väter zur persönlichen Beziehung zum Kind zum Zeitpunkt des Interviews in den Mittelpunkt. Dabei wird versucht, die von den Vätern wahrgenommene gegenseitige Beeinflussung von Vater und Kind zu beschreiben, gerade bezüglich der väterlichen Behinderung, hinsichtlich der entwickelten Kompetenzen, der Persönlichkeit und der Lebensumstände des Kindes.

  • Familienleben - Diese Kategorie thematisiert die Familienorganisation und -situation. Weiterhin beschreiben die Väter ihre Wahrnehmung der verschiedenen Familienbeziehungen.

  • Weiterhin wurden verschiedene Unterkategorien erster und zweiter Ordnung aus dem Material herausgearbeitet. Hinsichtlich dieser Kategorisierung erschien es wichtig, verschiedenste Aspekte in Unterkategorien bestehen zu lassen anstatt diese in Oberkategorien aufgehen zu lassen. Neben verschiedenen Berührungspunkten der väterlichen Sichtweisen, erkennbar durch allgemein aussagekräftige Oberkategorien, sollte auch die für die Interpretation entscheidende Herkunft aus einer bestimmten väterlichen Situation erhalten bleiben. Aufgrund dessen, dass diese Studie einen ersten Überblick über die Sichtweisen der befragten Väter-Gruppe anstrebt, sollte das Kategoriensystem auch die präsentierte Vielfältigkeit weiterhin abbilden.

Kategorienübersicht - Hauptkategorien mit Unterkategorien erster und zweiter Ordnung

Innerhalb der hier vorgestellten Diplomarbeit wurden die Ergebnisse der Kategorisierung sowohl als Einzelfall als auch in einem Quervergleich präsentiert, um individuelle als auch untereinander vergleichende Darstellungen der Interviews zu ermöglichen. Diese Präsentation bildete die Grundlage für die weitergehende Auswertung und Interpretation des Materials hinsichtlich des Modells des Subjektiven Vaterschaftskonzeptes und die soziale Praxis von Vaterschaft nach Matzner (2004).

Vorab wurde jedoch versucht, in Form einer kommunikativen Validierung den Ansprüchen sowohl von qualitativer Sozialforschung als auch der Disability Studies gerecht zu werden. Als Gütekriterium benennt Mayring (2000, S. 147), resultierend aus der Grundhaltung der qualitativen Forschung, die Validierung der Ergebnisse in einem Kommunikationsprozess. Die interviewten Personen werden damit nicht ausschließlich als Datenlieferanten wahrgenommen, sondern in die Absicherung der Rekonstruktion subjektiver Bedeutungsmuster mit einbezogen.

"Wenn sich die Beforschten in den Analyseergebnissen und Interpretationen auch wieder finden, kann das ein wichtiges Argument zur Absicherung der Ergebnisse sein." ( Mayring 2000, S. 147)

Einschränkend ist zu bemerken, dass dies kein ausschließliches Kriterium darstellt, da eine Analyse dann jeweils nur subjektiver Ansichten ohne Befragung von deren Stereotypen und Ideologien referieren kann. Dennoch bleibt eine Rückbindung an die Wahrnehmung der Befragten ihrer sozialen Wirklichkeit auch hinsichtlich der Forderungen aus dem Forschungsansatz der Disability Studies erstrebenswert.

Die wissenschaftliche Disziplin der Disability Studies versteht sich nicht als eine neue Form der "Behindertenforschung" (Waldschmidt 2003a, S. 12), denn Mittelpunkt der Forschung ist weniger der Mensch mit seiner Behinderung als vielmehr die Kategorie Behinderung. Behinderung wird als kulturelles und gesellschaftliches Differenzierungsmerkmal definiert, nicht als individuelles Merkmal einer Person im Sinne einer medizinischen Sicht von Schädigung und Beeinträchtigung.

"Zentraler Ausgangspunkt der Disability Studies ist die These, dass ,Behinderung' nicht einfach ,vorhanden' ist, sondern ,hergestellt' wird, produziert und konstruiert in wissenschaftlichen und alltagsweltlichen Diskursen, in politischen und bürokratischen Verfahren und in subjektiven Sichtweisen und Identitäten." (Waldschmidt 2003a, S. 13)

Disability Studies als Anwendungswissenschaft beinhaltet parteiliches Forschen mit emanzipatorischer Zielrichtung. Wissenschaftliche Zugänge sollen die Entfaltung und Partizipation von Menschen mit Behinderung unterstützen, nicht nur bezogen auf die Ergebnisebene von Studien, auch auf den Forschungsvorgang selbst. Beforschte Themen bedürfen der Praxisrelevanz für die Betroffenen, da hier auch Perspektiven von Menschen mit Behinderung sichtbar gemacht werden sollen. Als Experten ihrer eigenen Situation soll mit ihnen ein kontinuierlicher Austausch von Wissenschaft und Praxis stattfinden (vgl. Flieger 2003, Kap. 2).

Fast alle von mir befragten Väter erhielten sowohl ein Exemplar der Transkription 'ihres' Interviews als auch eines der Einzelfallanalyse dieses Gespräch. In einem Fall wurden aufgrund der Schwere der Behinderung die Transkription und erste Interpretationen persönlich mit dem Vater besprochen. Alle anderen Väter bat ich, die Texte selbständig zu bearbeiten und mir, sofern sie es wünschen, ihre Meinung zukommen zu lassen. Eine persönliche Besprechung wäre an dieser Stelle wünschenswert und hätte vermutlich eine tiefer gehende Interpretation bei gleichzeitiger Rückversicherung den befragten Vätern erlaubt, ein Anspruch, der in diesem Rahmen leider nicht durchführbar war. Trotz dieser enormen Anforderung an die Väter haben sich fast alle Befragten mit ihren Aussagen eingehend beschäftigt und durch ihre Rückmeldungen einen wichtigen Teil zur Absicherung der Ergebnisse geleistet.

Da "Forschung über Personen mit Behinderung für Personen mit Behinderung nützlich sein beziehungsweise Bedeutung für sie haben muss" (Doe / Whyte 1995, zitiert nach Flieger 2003, Kap. 2), ist es auch geboten, die Forschungsergebnisse den Betroffenen in entsprechender Verständlichkeit zugänglich zu machen. Deren Kenntnis- und Stellungnahme ermöglicht zudem eine Verzahnung von Theorie und Praxis.

4 Auswertung und Einordnung der Ergebnisse

Die anschließende Diskussion ausgewählter Ergebnisse wurde auf der Grundlage der Struktur des heuristischen Modells von Matzner bezüglich des subjektiven Vaterschaftskonzepts vorgenommen und durch die Determinante Behinderung erweitert. Im Rahmen der einzelnen Determinanten wurden die Ergebnisse aus den Kategorieanalysen ausgewertet und weiterführende Fragestellungen entworfen.

4.1 Sozialisation zum Vater und Persönlichkeit des Vaters

Für alle befragten Väter waren ihre Kinder Wunschkinder und auch nur in einem Fall nicht direkt geplant. Der überwiegende Teil der Väter hatte sich auch auf die Versorgung des Säuglings vorbereitet, indem entsprechende Kurse bei Hebammen besucht, Informationen gesammelt oder auch Eltern mit gleicher Behinderung zu Rate gezogen wurden.

" Ich hab mir damals, ne Hebamme gesucht, die mich wiederum persönlich kannte. Die also keine Vorbehalte gegenüber irgendwelchen Behinderungen, also jetzt Sehbehinderung hatte. [...] ich hab jede denkbare Unterstützung bekommen, anhand von Modellen, anhand von irgendwelchen Babypuppen zum Wickeln üben und so weiter und so weiter. Das war große Klasse. Das heißt von daher gesehen, war ich gut vorbereitet." [Herr B., Z.: 41 - 50][1]

In der Auswertung der eigenen Erfahrungen mit dem Kind wurde auch betont, dass die notwendigen Kompeten­zen für die Versorgung und Betreuung des Kindes weniger vorab gelernt werden können als vielmehr im direkten Umgang mit dem Säugling erarbeitet werden.

" Im Nachhinein hab ich zwar ein Prozent Einblick gehabt, aber ich weiß seit damals schon wesentlich mehr. Ja, ich musste mich da halt reinfuchsen." [Herr L., Z.: 92 - 95]

Im Kontext mit anderen Einflüssen spielt die eigene Vatererfahrung für das Fühlen, Denken und Handeln eines Vaters eine entscheidende Rolle. Der explizite Bezug auf die Sozialisation in der Familie fällt negativ aus, die Väter verstehen ihr Engagement in Betreuung und Erziehung ihres Kindes als Abgrenzung von den eigenen Erfahrungen und wollen ihre Vaterrolle in der Familie besser ausfüllen als bei den eigenen Eltern erlebt, indem sie eine enge und emotionale Beziehung anstreben. Diese Aussagen weisen ebenfalls in die Richtung eines Trends der Kompensationseffekte bei Vätern auf der Einstellungsebene hinsichtlich vorgelebter Geschlechterrollen (vgl. Fthenakis u. a. 2002, S. 141).

" Wir sind beide erzogen von Eltern, die uns das Gefühl gegeben haben, dass sie ihr Leben für uns geopfert haben. Haben sie vielleicht auch. Das haben wir nicht getan." [Herr A., Z.: 55 - 58]

Weiterhin entscheidet der persönliche Entwurf der eigenen Behinderung, wie die Behinderung in das Vaterbild integriert und im Umgang mit dem Kind thematisiert wird. Die Basis für die Präsentation der Identität sieht Frey (1983, zitiert nach Cloerkes 1997, S. 162) im Integrations- und Balanceakt der Identität bezüglich diskrepanter Selbst-Erfahrungen. Sein interaktionistisches Modell beschreibt den Abgleich externer Erfahrungen und Informationen eines Individuums mit dem internen Aspekt vom antizipierten Fremdbild und der Selbstinterpretation auf der Grundlage von Fremdannahmen. Dieser Vergleich zwischen bestehendem Selbst mit dem Selbstfremdbild, welches angenommen oder zurückgewiesen wird, bestimmt das private Bild vom Selbst und die Identitätsdarstellung (vgl. Cloerkes 1997, S. 161f.).

Fast alle befragten Väter präsentierten sich in der Auseinandersetzung mit ihrer Behinderung als gefestigt, die Behinderung wurde dabei als integrierter Teil der Persönlichkeit bezeichnet. Diese Väter thematisierten kaum Probleme oder vermuteten negative Auswirkungen ihrer Behinderung auf ihre Kinder.

" Die Kinder haben wenig Schwierigkeiten mit der Behinderung, weil ich wenig Schwierigkeiten mit der Behinderung habe. Ich habe sie angenommen, also können die Kinder sie auch annehmen, sie konnten sie annehmen. Ich stehe zu ihr, so stehen sie auch zu ihr." [Herr A., Z.: 364 - 368]

Nur ein Vater äußert oftmals Zweifel hinsichtlich der Wertschätzung seines Kindes ihm gegenüber. Er beschreibt die eigene Anpassung an den Funktionsverlust seines Körpers als schweren, schmerzhaften Prozess.

" Und so habe ich mich darauf eingestellt. Und trotzdem meinen Wert zu wahren, es kam nicht so einfach. Auch oftmals Tränen." [Herr C., Z.: 39 - 40]

Für das Selbstkonzept entscheidend ist auch der persönliche Umgang der Betroffenen mit Stigmatisierung, welcher Menschen mit Behinderung ausgesetzt sind. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass alle Väter eine sichtbare körperliche Behinderung haben oder über den Blindenstab als beeinträchtigt erkennbar sind. Da diskriminierendes Verhalten gegenüber Menschen mit Behinderung vor allem von der Sichtbarkeit und dem Ausmaß der Beeinträchtigung in gesellschaftlich hoch bewerteten Funktionsleistungen wie Mobilität und Flexibilität abhängig ist (vgl. Cloerkes 1997, S. 77), gehörten die befragten Väter in die Gruppe der Menschen mit Behinderung, welche besonders von ausgrenzenden Reaktionen betroffen sind. Die Väter berichten von negativen Äußerungen, abfälligen Blicken, Unvermögen Anderer, auf ihre Behinderung einzugehen, sowie Bevormundung und Entmündigung.

" Also es irritiert Leute immer wieder, dass es gelegentlich Behinderte gibt, in diesem Fall blinde oder sehbehinderte Leute gibt, die mit ihrer Behinderung eigentlich eher, ja nicht hemdsärmelig umgehen, hemdsärmelig geh ich gewiss nicht damit um. Aber sagen wir mal, dass das nicht zum Vordergrund ihres Lebens machen, sondern es läuft einfach so." [Herr B., Z.: 1114 - 1120]

Wesentlich seltener aber auch vorhanden sind Erzählungen von positiv bewerteten Erlebnissen in Form von Unter­stützung und Anerkennung von Leistungen, welche trotz der Behinderung möglich sind.

" ... und, wenn ich irgendwas nicht kann, auch auf Verständnis stoße, weil ich dann sage, das kann ich nicht, weil aus dem und dem Grund. Und das wird dann auch akzeptiert." [Herr D., Z.: 811 - 814]

Der größte Teil der negativen wie positiven Reaktionen bezogen auf den Umgang mit der nichtbehinderten Umwelt ereignet sich in der Auseinandersetzung mit unbekannten Mitmenschen in der Öffentlichkeit.

Die Folgen solcher Belastungen sind nach Frey (1983, zitiert nach Fries 2005, S. 42) weder zwangsläufig noch einheitlich. Nach Cloerkes (1997, S. 176) stellt jede Stigmatisierung eine Bedrohung des Selbstbildes dar und wirft Identitätsprobleme auf, welchen in Form von Identitätsstrategien begegnet wird. Im Fall des Versagens von Abwehrstrategien "kommt es zu einer Beschädigung der Identität mit recht gravierenden Konsequenzen" (Cloerkes 1997, S. 176). Von den Vätern werden zumeist Reaktionen der Umwelt als unwichtig eingestuft und würden damit nicht weiter beachtet, oder es wird der Bewertung der Umwelt widersprochen oder das Problem allein auf deren Seite gesehen. Diese Väter versuchen teilweise die Bewertung der Außenwelt von sich fern zu halten und ihre emotionale Betroffenheit auszublenden.

"... wenn ich meinen Sohn dann auf dem Arm hatte, habe ich sowieso nichts mitgekriegt, da war ich immer nur ganz verzückt mit ihm beschäftigt, da habe ich, da hätte ich auch nix mit einer positiven Reaktion oder sonst was mitgekriegt... Ja, und sonst, also ich nehme da wie gesagt sehr wenig wahr, auch jetzt." [Herr O., Z.: 294 - 299]

Als Identitätsstrategien (vgl. Cloerkes 1997, S. 176) wirken hier Reaktionen, welche Zuschreibungen überspielen, herunter spielen, widersprechen, leugnen oder "Mängel" durch Überbetonung anderer Qualitäten kompensieren. Ebenfalls gibt es häufig Aussagen, welche eine stark kognitive Auseinandersetzung mit erlebten oder vermuteten Reaktionen der Umwelt erkennen lassen. So verfolgen beispielsweise einige Väter die Strategie aktiv auf ihre nichtbehinderten Menschen zuzugehen und darüber vermehrt Einfluss auf die Gestaltung der Beziehung zu nehmen.

"Also, ich gehe auf die nichtbehinderte Umwelt zu und weiß, dass sie Schwierigkeiten hat mit mir. Wenn ich Lust dazu habe, greife ich dann ein und erkläre, wenn ich keine Lust habe, dann nicht. Ich weiß, dass man Schwierigkeiten damit hat, etwas Falsches zu sagen. Also führe ich das Gespräch. Oder ich beruhige ihn, wenn ich merke, er hat das Gefühl, dass er was Falsches gesagt hat." [Herr A., Z.: 448 - 453]

Doch es gibt auch Aussagen von Vätern, welche auf Isolation und Kontaktverlust deuten. Bei Herrn C. erfolgt auch teilweise die Anpassung des Selbst an die Bewertung durch die Außenwelt. Gerade die Väter mit chronischer Erkrankung scheinen sich gänzlich in den privaten Raum zurückzuziehen.

" Also, vorhin habe ich ihm zum Beispiel gerade was vorgelesen. Wir hören ganz ab und zu mal zusammen Musik oder schauen zusammen was im Fernsehen oder so, ganz ab und zu spielen wir was, aber das sind halt die Dinge, wo mir die Energie und Kraft zu fehlt." [Herr O., Z.: 195 - 200]

Zusammenfassend ist wiederum auf die Bedeutung sozialer Integration beziehungsweise Vermeidung aussondernder Situationen hinzuweisen und diese zu fordern. Nach Cloerkes (1997, S. 180) unterstützt eine gelungene soziale Integration behinderter Menschen die positive Identitätsentwicklung mit Aufbau von Identitätsstrategien und trägt zur Entstigmatisierung bei. Dieses kann die Ausübung der Vaterschaft und die Beteiligung bei Versorgung und Betreuung der Kinder für Väter mit Behinderung enorm erleichtern.

4.2 Soziale Lage und Milieu

Die Auswahl der befragten Väter repräsentiert die bürgerliche, westdeutsche Mittelschicht in abgesicherter sozioökonomischer Lage in welcher Bildung einen hohen Stellenwert besitzt. Überwiegend haben die Väter die Schule mit Abitur abgeschlossen und ein Studium aufgenommen, welches aber teilweise auch durch die Behinderung abgebrochen wurde. Die ergriffenen Berufe liegen im sozialen, psychologischen Bereich oder sind kaufmännische Tätigkeiten. Diese sozialen Umstände tragen mit zu der Möglichkeit eines selbst bestimmten Lebens außerhalb von Heimen oder der Herkunftsfamilie bei. Das Leben in einer selbst gewählten Umgebung unterstützt zudem die Realisierung des Kinderwunsches.

"Selbstbestimmte Lebensformen haben unter anderem den Vorteil, dass das (Er)Leben von Sexualität und Partnerschaft möglich ist. Von jungen, schwerbehinderten Erwachsenen, die in einer Sondereinrichtung leben, wird nicht erwartet, dass sie sexuelle Beziehungen entwickeln. Sie werden in der Regel sogar aktiv von der Elternschaft abgeschreckt. Dagegen ist es für behinderte Erwachsenen, die in der Gemeinschaft leben, wahrscheinlicher, dass sie sexuelle Beziehungen haben und sich das Recht herausnehmen, verschiedene Formen der Beziehung, einschließlich der Elternschaft, auszuprobieren." ( Hermes 2001, S. 13)

4.3 Sozio-kulturelle Einflüsse

Die heutige Vaterschaft als kulturelles Konstrukt und soziale Praxis ist nach Lupton und Barclay (1997, zitiert nach Matzner 2004, S. 155) ein "amorphes Phänomen, welches prinzipiell über eine große Spannweite von Repräsentationen des Vaterseins verfüge und dem Paradoxien und Spannungen inhärent seinen". Auch die befragten Väter bestreiten ein einheitliches gesellschaftliches Vaterbild und verweisen auf verschiedene Orientierungs- und Handlungsmuster.

Die Beschreibungen des persönlichen Ideals aber weichen mehrheitlich wenig voneinander ab, zumindest in diesem Kreis teilen die befragten Väter Vorstellungen von Vaterschaft. Die väterliche Rolle werde ausgefüllt von allgemeiner Verantwortung und Sorge, die emotionale Zuwendung wird weniger thematisiert. Im Falle der zwei Väter mit fortschreitender Behinderung wird das ideale Vaterbild ausschließlich über eine Ausgestaltung einer engen Beziehung zum Kind charakterisiert.

" An dem Leben meines Sohnes teilhaben, ihn unterstützen wo ich kann und ihm meine Liebe geben." [Herr O., Z.: 139 - 141]

Neben der Versorgung und Betreuung des Kindes beschreiben Väter auch ihre erzieherische Rolle. Die Vätern sehen sich dabei Aufgaben wie Vorbild sein, Werte vermitteln, leiten und kontrollieren, Spielraum lassen und vor allem Grenzen ziehen gegenüber.

" Ja, dass er Verantwortung übernimmt, dass er Vorbild ist, in gewisser Weise, ohne aber zu erschlagen. Es gibt ja auch so erschlagende Vorbilder, ... die man eigentlich nie erreichen kann, also so ein Vorbild mit menschlichem Antlitz, sag ich jetzt mal, das auch Schwäche zeigen kann." [Herr D., Z.: 213 - 219]

Gerade der Umgang mit Grenzen und Forderungen an Kinder und damit verbunden die Themen Konflikte und Strafen beschäftigen die Väter sehr. Auch die eigene Ungeduld oder väterliche Ansprüche als Faktor, welcher erst Probleme mit dem Kind hervorrufe, werden seitens der Väter diskutiert. Die Beschneidung kindlichen Handelns war als Erbe des erzieherischen Umschwungs von 1968 lange verpönt. Nun wird dies aber gesamtgesellschaftlich geradezu gefordert (vgl. Gerster / Nürnberger 2003, S. 255f). Dieser gesellschaftliche Diskurs und die positive Neubewertung von Grenzen im kindlichen Handeln und deren Durchsetzung spiegeln sich in den Äußerungen der Väter wieder.

" ... aber auch das musste ich lernen, dass es nicht immer mit alles durchgehen funktioniert, sondern dass einige Sachen auch erstritten werden müssen. So, wo ich halt sage, das ist so und dann ist das so. " [Herr L., Z.: 310 - 313]

Das Erziehungshandeln ist für die Hälfte der Väter mit einer prägenden Wirkung verbunden und unterliegt einem fast zwangsläufigen Ursache-Wirkung-Schema. Bei Vätern scheint diese Einstellung generell ausgeprägter als bei Müttern zu sein (vgl. Dietrich 1985, S. 7). Diese Sichtweise wird bei den befragten Vätern durch die Resultate eigener erzieherischer Praxis bestätigt und ermöglicht somit eine positive Bewertung des eigenen Erziehens.

" Also, ich glaube, die fürsorgliche Erziehung in den frühen Jahren und die Konsequenz zahlt sich aus, wenn man das mit diesen Worten überhaupt bezeichnen kann." [Herr A., Z.: 186 - 188]

Weiterhin sind die Vorstellungen eines Vaters von seiner allgemeinen Sozialisation zur erwachsenen Persönlichkeit geprägt. Hermes (2001, S. 28) verweist darauf, dass die Themen Sexualität und Kinderwunsch in der Erziehung vieler Menschen mit Behinderung ausgeklammert werden. Zwei der Interviewpartner haben ihre Behinderung von Geburt an. Von ihnen wurde eine Erziehung als Neutrum oder zum Nicht-Vater-Sein jedoch nicht erwähnt. Für die übrigen Väter mit erworbener Behinderung, meist im frühen Erwachsenenalter eingetreten, stellte sich diese Frage nicht. Sie konnten vermutlich auf ihre bereits entworfene Lebensplanung uneingeschränkt zurückgreifen. Nur ein Vater berichtet von seiner Emanzipation von der gängigen Meinung der Unfruchtbarkeit bei Männern mit Querschnittslähmung.

" Herr A.: ' Die Leute haben sich sicherlich überhaupt nicht vorstellen können, dass ich der Vater bin.' - In.: 'Haben Sie das erlebt?' - Herr A.: 'Ja, ja, ganz konkret. Also, nicht ich direkt jetzt, aber meine Frau zum Beispiel oder Freunde durch Fragen, wer ist denn der Vater. Oder Fragen, geht denn das überhaupt. Normalerweise herrscht das Bild von einem Querschnittsgelähmten, dass er nicht zeugungsfähig ist. Und das stimmt nicht.'" [Herr A., Z.: 171 - 180]

Inwieweit in der Sozialisation zum Menschen mit Behinderung für Männer diese Thematik persönlich und sozial relevant und präsent ist, kann zum einen mit der Frage nach der Vererbbarkeit der Behinderung in Verbindung stehen, etwas das hier in keinem Fall dominiert. Oder es kann auch Ausdruck einer gesellschaftlichen geschlechtsspezifischen Rollenerwartung sein, welche die Hauptverantwortung für Versorgung und Erziehung der Kinder weiterhin bei der Mutter sieht. So verspüren Männer mit Behinderung einen geringeren Erfolgsdruck und weniger Sorgen hinsichtlich der Versorgung des Kindes als Frauen mit Behinderung (vgl. Hermes 2003, S. 261).

4.4 Erfahrungen als Vater

Reaktionen auf ihre Vaterschaft haben die Väter zumeist in negativer Form erfahren, wobei ihnen väterliche Kompetenz und Zuständigkeit abgesprochen wurde.

" ... manchmal fragen sich die Leute, wenn sie T. sehen, wo denn seine Eltern sind, trauen C. nicht zu, der Vater zu sein, dies eher der Extremfall, nicht der Normalfall." [Herr C., Z.: 232 - 234]

Aber sie beschreiben auch einer Art Gewöhnungseffekt. Personen, welchen ihre Interaktion mit dem Kind vertraut seien, würden sie als Vater akzeptieren.

" Und ich krieg dann schon manchmal auch mit, dass der eine oder andere, ich mein wenn Eltern dabei sind, die mich kennen, mal erlebt haben, wie ich mit ihm umgehe, wie ich mit den anderen Eltern auch umgehe und rauf und runter, wir uns einfach kennen, da läuft das einfach so nebenher." [Herr B., Z.: 1098 - 1102]

Die Aktivitäten der Kinder mit Freunden im Haus und außerhalb der Wohnung sofern sie, auch altersabhängig, von den Vätern begleitet werden, verhindern eher den Rückzug in einen abgeschotteten privaten Bereich als er allein lebenden Personen möglich ist. Die wahrgenommene Sorge für Kinder ermöglicht und verlangt einen Umgang und eine Auseinandersetzung mit der nächsten sozialen Umwelt seitens der Eltern. Umgekehrt gilt dies auch für sämtliche Kontaktpersonen des Kindes. Unter anderem verpflichtet die Existenz der Kinder zur Integration ihrer Eltern. Und in diesem Kontakt sind alle Interaktionspartner verpflichtet über sich selbst, den anderen und die beide umgebende Umwelt zu reflektieren (vgl. Cloerkes 1997, S. 181). Damit bietet sich die Chance, wenn auch nicht Gewähr, Differenzen und Spannungen im Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung zu verringern und ein realitätsgerechteres Bild von Menschen mit Behinderung aufzubauen.

Für die Gestaltung der Begegnung ist von nichtbehinderten Menschen ein intensiverer Kontakt mit behinderten Menschen zu fordern, die Bereitschaft sich über Formen von Behinderungen sowie sich über Menschen mit Behinderung und deren Lebensweise zu informieren und auch die Entwicklung von Toleranz, Verständnis und Reflexion eigener Verhaltensweisen. Auch behinderte Menschen sind zur Intensivierung des Kontakts zu nicht­behinderten Menschen angehalten (vgl. Fries 2005, S. 336f.).

Entscheidend für die Vaterschaft ist allerdings auch, inwieweit sie im gesellschaftlichen Rahmen gelebt werden kann. Eine großes Hindernis sind hierbei gerade auch pädagogische Institutionen.

" Die [im alten Kindergarten] ham Zettel mit der Hand geschrieben und ham se ausgehängt. Grundsätzlich nichts dagegen zu sagen, bloß der Scanner, der Handschrift lesen soll und sie dann in Klarschrift umsetzen kann, den gibts noch nicht. Ich habe das mehrfach beanstandet. Ich habe es mehrfach über den Elternbeirat beanstandet. Es war der Kindergartenleitung egal." [Herr B., Z.: 1277 - 1282]

Da Mitarbeiter solcher Einrichtungen durchaus die Behinderung von Vätern betreuter Kinder ausblenden, Partizipation verhindern oder die Behinderung möglicherweise zum Anlass nehmen, sich über die elterliche Zuständigkeit hinwegzusetzen, besteht dringend Bedarf an Weiterbildung als auch an Reflexion der pädagogischen Haltung seitens des Personals. Zu hinterfragen wäre in diesem Zusammenhang auch das generelle Verhältnis von pädagogischen Einrichtungen und Vätern. Nur kurz soll erwähnt werden, dass einerseits die Abwesenheit der Väter in Einrichtungen beklagt wird, andererseits aber Väter in ihrer pädagogischen Rolle selten speziell angesprochen und gefordert werden. Ein großer Teil der Elternarbeit ist aus verschiedenen, wahrscheinlich aber auch institutionellen Gründen, Arbeit mit Müttern (vgl. für den Kindergartenbereich Mieke 2001).

4.5 Partnerin und Mutter des Kindes

Einstellungen und Verhaltensweisen der Mütter der Kinder wurden nur wenig von den Vätern thematisiert. Die väterliche Wahrnehmung der Rolle der Mutter und Partnerin wurde auch nicht explizit erfragt. Teilweise, gerade im Falle von Diskrepanzen, weniger bei übereinstimmenden Meinungen zwischen den Partnern hinsichtlich Versorgung oder Erziehung, erfolgten aber ausführliche Schilderungen der Väter. Diese Äußerungen verdeutlichen den Einfluss der Mütter auf die Art und Weise und die väterliche Zufriedenheit hinsichtlich der Gestaltung der Vaterrolle. In der Literatur wird die Funktion der Mutter als "Gatekeeping" oder "Türsteher-Funktion" (z. B. Fthenakis u. a. 2002, S. 142) beschrieben. In der ersten Zeit mit dem Säugling liegt die Zuständigkeit für das Neugeborene nahezu ausschließlich bei der Mutter. Deren Verhalten regelt den Zugang des Vaters zum Kind und darüber den väterlichen Spielraum von zuwendenden Tätigkeiten und Aufbau und Entwicklung einer Vater-Kind-Beziehung. Zudem setzt die Mutter die Standards, wie das Kind zu versorgen ist und überwacht die Regeln. Abweichende Ausführungen seitens des Vaters werden sanktioniert durch Kritik oder Übernahme von strittigen Aufgaben (vgl. Fthenakis u. a. 2002, S. 142).

Im Falle einer Behinderung kommt oft hinzu, dass aufgrund körperlicher Einschränkungen die Art und Weise der Versorgung des Kindes anders ausfällt als üblich und Tätigkeiten auch längere Zeit in Anspruch nehmen (vgl. Hermes 2001, S. 163; Behrendt 1998, S. 170f.). Dies berichten insbesondere die nun allein erziehenden Väter, welche in Kompetenzrangeleien mit ihren Partnerinnen gelangten und sich eine eigene Beziehung zum Kind auch unter Emanzipation von der dominant empfundenen Mutter erarbeiten mussten.

" Und hab sicher auch Sachen anders gemacht als sie. Und konnte das aber nicht begründen oder wollte das nicht begründen, war halt so. Umgekehrt begründet die Mutter ja auch nicht, warum sie gleich losgluckt, wenn irgendwas los ist. Also, das war natürlich ne Schwierigkeit." [Herr L., Z.: 285 - 290]

Inwieweit eine Mutter den Vater aktiv in die Versorgung und Betreuung des Kindes mit einbezieht, hänge vom mütterlichen Zutrauen in dessen Kompetenzen als Vater ab, inwieweit sie annimmt, dass dieser angemessen und kompetent auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen könne. Dabei gehe es vorrangig um die pflegerischen Tätigkeiten, weniger um das gemeinsame Spielen (vgl. Fthenakis u. a. 2002, S. 142f.). Alle Väter gaben Hinweise und Beschreibungen, dass sie sich an der Versorgung der Kinder beteiligt haben und dazu auch in der Lage waren.

" Also ich hatte, ich hatte nie so das Gefühl, jetzt da zu stehen, auch als behinderter Mensch, jetzt so das Gefühl zu haben, der quäkst und quietscht und ich, ich komm nicht weiter." [Herr B., Z.: 121 - 125]

In welchem Umfang dies geschah und inwieweit sie Unterstützung und Verantwortung den Müttern, welche die primären Bezugspersonen der Kinder waren, angeboten haben, wird nicht weiter ausgeführt.

Die Paarbeziehung und die Rollendefinitionen als Mutter und Partnerin eines Mannes mit Behinderung war nicht Thema dieser Arbeit, da es hier um die Sichtweise der Väter mit Behinderung gehen soll. Vermutlich ist dieser Bereich jedoch sehr entscheidend für die soziale Praxis von Vaterschaft. Verschiedene Bemerkungen der befragten Väter werfen diesbezüglich eine Menge Fragen auf, die hier nicht weiter verfolgt werden können.

Es wäre auch interessant, die Ansichten der Mütter zu ermitteln. Ein Vater machte darauf aufmerksam, dass er das Gefühl habe, seine Frau überlege, bevor sie ihn um Erledigung von Aufgaben bitte, in welchem Maße er diese überhaupt erledigen könne.

" Ich hab schon das Gefühl, da sind irgendwo Unterschiede und ich erlebe es auch immer mal wieder, dass man sozusagen differenziert und auch mein Sohn differenziert, vielleicht auch meine Frau bei dem einen oder anderen differenziert, kriegste das dann hin und rauf und runter, wobei es ihr genügt und allen genügt, wenn ich sage, ich habe für mich entschieden, dass ich das jetzt mache und ich kriege das hin." [Herr B., Z.: 489 - 495]

Welches Bild haben diese Frauen und Mütter von Mutterschaft, Vaterschaft und Elternschaft? Welche Vorstellungen haben sie von einer aktiven Vaterschaft und der Vater-Kind-Beziehung? Und welche Rolle spielt dabei die väterliche Behinderung? Welchem Erfolgsdruck für eine gelingende Kinderversorgung sehen sich diese Mütter gegenüber, da die Verantwortung für das Kind gesellschaftlich in erster Linie bei der Mutter liegt und wie beeinflusst dies vielleicht noch­mals ihr Einstellung gegenüber einer Behinderung? Wie definieren sie auch ihre Rolle als Partnerin eines Mannes mit Behinderung auch hinsichtlich möglicher Unterstützungs- und Pflegeleistungen für den behinderten Partner?

Gleichzeitig basiert die Konstruktion der Paarbeziehung und deren geschlechtsspezifischer Rollenerwartungen auch auf Aushandlungen der Rollen zwischen den Partnern. Der gleiche Vater erzählte ebenso, dass er seine Behinderung manchmal vielleicht als Grund benutze, um unliebsame Aufgaben zu umgehen.

" ... wobei ich schon auch die Möglichkeiten ausspiele, die ich jetzt als Blinder hab, vielleicht besser sogar als meinet­wegen meine Frau, die normal sehen kann, oder jetzt ein sehender Partner hätte, viel leichter als sie, aber ich machs nicht bewusst." [Herr B., Z.: 484 - 489]

Zum anderen stellen sich also Fragen inwieweit die Rollenzuweisung von Vätern mit Behinderung an ihre Partnerinnen aufgrund geschlechtsspezifischer Rollenerwartungen oder aufgrund eines eingeschränkten Handlungsspielraumes infolge der Beeinträchtigung erfolgen und welche Bedeutung dabei auch dem väterlichen Konzept von Männlichkeit zukommt.

Neben der Versorgung und Betreuung des Kindes beeinflusst die Mutter auch den väterlichen Spielraum, seine Erziehungsfunktion wahrzunehmen. Einigkeit der Eltern in Erziehungsfragen befördert die Erzieherrolle beider Elternteile, da damit keine Autorität angezweifelt wird und das Kind weniger in Verlegenheit gerät, sich an die Person mit der günstigeren Einstellung zum jeweiligen Sachverhalt zu wenden. Weitestgehend ist das Familienalltag. Inwie­weit konträre Einstellungen der Eltern bezüglich erzieherischer Grundsätze problematisch werden, hängt von Häufigkeit und Schwere der Situationen und der Frustrationstoleranz des Elternteils ab, dessen Autorität vakant ist. Gravierende Differenzen führen zu offenen Konflikten oder Rückzug des benachteiligten Elternteils.

Bei den befragten Vätern thematisiert die Hälfte unterschiedliche Erziehungshaltungen der Eltern. Die allein erziehenden Väter geben dies mit als ein Grund zur Trennung von der Mutter des Kindes an. Die Trennung der Haushalte ermöglicht ihnen nun nach ihren Vorstellungen mit dem Kind zu leben.

" Also nach dem Jahr habe ich dann gesagt, ich mach das jetzt alleine, egal ob sie schreit und dadurch hat sich die Beziehung natürlich auch verbessert, weil sie ist dann still liegen geblieben [ist] und wusste, wenn ich das mache, dann dauert das Ganze etwas länger." [Herr L., Z.: 230 - 234]

Herr C. setzt sich damit auseinander, dass er sein Kind deswegen mehr mutterbezogen wahrnimmt und einschätzt, sein Sohn sei ihm ein Stück weit entglitten. Hier kommt allerdings auch der Abbau seiner Kräfte zum Tragen.

Eine Behinderung kann zudem den väterlichen Handlungsrahmen in der Erziehung verringern, womit sich Väter mit Behinderung auseinandersetzen müssen. Die Väter im Rollstuhl berichten alle von Situationen, in welchem die Kinder sich Konflikten durch räumliche Distanz entziehen, welche für sie nicht oder nicht schnell genug überbrückbar ist.

"Zum Beispiel, wenn er mich auslacht und dann versteckt er sich immer hinter dem Schrank. Immer da, wo er weiß, dass ich ihn nicht kriegen kann, das hat er ziemlich schnell spitz. Aber es ist so zur Zeit, dass der Streit verblafft und ich selbst muss lachen, das war zum Beispiel gestern so." [Herr C., Z.: 156 - 160]

Nur in einem Fall wird dies vom Vater und auch von der Mutter nicht akzeptiert und mit Unterstützung der Mutter wird dem Vater dennoch ermöglicht seine väterliche Rolle auszufüllen. Denn seine Frau holt das Kind zurück und es wird auch im Folgenden nicht zugelassen, dass das Kind sich Auseinandersetzungen derart entziehen kann.

" Nun war es aber auch so, dass so in, wie alt waren sie da vielleicht, R. war vier, da gab es einen Konflikt und R. ist dann hoch gelaufen. Und dann konnte ich ihn nicht erreichen, aber meine Frau war sich einig mit mir und hat dann das Kind runter geholt. Es hat also da gelernt, dass es nichts nützt, wegzulaufen, Auseinandersetzungen kommen." [Herr A., Z.: 316 - 321]

4.6 Kinder

Für Frauen mit Behinderung stelle, nach Hermes (2003, S. 285, 260), die Mutterschaft ein zentrales Element ihres weiblichen Selbstverständnisses dar. Die Mutterschaft löse Gefühle von Stolz und gesteigerter Wertigkeit aus. Für einige Mütter verbinde sich mit der Mutterschaft auch die Hoffnung auf gesellschaftliche Anerkennung als Frau. Alle diese Momente finden sich auch bei den verschiedenen befragten Vätern. Teilweise wird dies konkret formuliert, indem die Vaterschaft als Aufwertung verstanden und eine Anerkennung des Umfeldes wahrgenommen wird.

" Also, auch bei meinen Eltern, also ich will nicht sagen, dass die vorher gesagt hätten, das ist nix, weil der hat keine Kinder und so, aber jetzt wo ich Kinder habe, ja ich merk das schon, dass das so eine Aufwertung ist, ein Adelstitel, der nicht ausgesprochen ist." [Herr D., Z.: 111 - 116]

In der Formulierung des Kinderwunsches bringen zwei Vä­ter ihren Wunsch nach (gesellschaftlicher) Anerkennung zum Ausdruck. Für Herrn A. ermöglicht Kinder zu haben, eine "normale" Biographie zu leben. Für Herrn O. zeigt die Vater­schaft, dass dem Vater zumindest im privaten, wenn schon nicht beruflichen Bereich, eine wichtige Funktion zukommt und er gebraucht wird.

" Also das war dann auch so was wie ein Schritt in Richtung Familie oder Privatleben mehr geplant und eben nicht Studium, Beruf oder was. Sondern war dann irgendwann die Überlegung da, werde ich eh nix, nix Großes drin, das ist nicht wirklich das, was für mich an Ziel oder, oder Interesse meines Lebens ist. Und da hab ich dann, ein deutliches Zeichen dafür, dass ich mich mehr auf diese private Geschichte, auf meine Familie verlegt habe." [Herr O., Z.: 63 - 70]

Wesentlich häufiger wird das Kind in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt. Mittels Äußerungen über dieses kindliche Wesen mit seinen Befähigungen kommt vor allem väterlicher Stolz zum Ausdruck, auch als Stolz auf das eigene Vatersein.

" Erstmal sehr viel Stolz. Stolz, Vater zu sein und so einen schönen Sohn zu haben. Und so ein lebendiges Kind zu haben." [Herr C., Z.: 7 - 8]

Das Selbstverständnis von Elternschaft orientiere sich bei Menschen mit Behinderung an einem unbestimmbaren Konzept von Normalität. Vom Wunsch und dem Streben nach Normalität bei Eltern mit Behinderung berichtet Hermes folgendes:

"Normalität wird von Eltern mit Behinderung meistens als etwas sehr Positives und Wünschenswertes gesehen. Normalität ist für sie die Mittellinie zwischen einem reichen, erfüllten Leben auf der einen Seite und einem armen, reduzierten Leben auf der anderen Seite. Normalität hat für Eltern mit Behinderung den Geschmack der Mittelmäßigkeit verloren und die Bedeutung eines Ideals erlangt." ( Hermes 2001, S. 101)

Auch die befragten Väter bewerten ihre väterliche Zuwendung zum Kind und ihre versorgenden Aktivitäten als selbstverständliche Vateraufgaben, wie sie sich für jeden Vater stellen. Normalitätsvorstellungen kommen aber eher konkret im Hinblick auf das Miteinander mit den Kindern in den Blick, wenn die Väter äußern, dass das Zusammenleben mit den Kindern ihnen ein Leben in einer Normalität ermögliche. Dies wird erreicht über die Adaption der kindlichen Verhaltensweisen an die Möglichkeiten des behinderten Elternteils. Alle Väter berichten, dass die Kinder bereits in frühem Alter auf den Handlungsrahmen des Vaters mit seiner Behinderung eingehen und teilweise auch die einzigen Menschen darstellen, welche ihr Verhalten ganz spezifisch auf die väterliche Behinderung abstimmen können.

" Ja, sie weiß einfach, ... wie sie mir, weiß ich, einen Stift in die Hand geben muss. Und ... sie gibt ihn mir halt so in die Hand, dass ich ihn gleich nehmen kann. Und sie ist der einzige Mensch, den ich kenne, der wirklich weiß, wie sie es machen muss." [Herr L., Z.: 567 - 571]

Wichtig ist den Vätern auch, dass ihre Behinderung im Umgang mit den Kindern nicht im Vordergrund steht, sondern ihre Persönlichkeit. Die Kinder wachsen in diesem Rahmen auf und werden in diese Familienumstände hineinsozialisiert. Die Umstände wie Rollstuhl oder das Angewiesensein auf vermehrtes Verbalisieren, die in anderen Bezügen als außergewöhnlich gelten, werden nun unauffällig, nicht weiter thematisiert, gewöhnlich und üblich.

" Und er hat auch damit überhaupt kein Problem, wenn ich das Gesicht anfasse. Er weiß, dass das bei mir nicht anders geht. Ist er auch völlig, völlig kooperativ. Macht er keine Sperenzien oder so irgendwas. Das finde ich absolut klasse. Da ham wir irgendwie, das klappt sehr gut." [Herr B., Z.: 333 - 337]

Überwiegend berichten die Väter auch, ihren Kindern wäre die Behinderung egal oder un­wichtig oder sie wüssten gar nicht, inwieweit ihren Kindern der Umstand der Behinderung bewusst wäre.

"..... ich weiß nicht, ob, ihm dieses Außergewöhnliche oder in Anführungszeichen ,Anormale', das ich repräsentiere, ob ihm das als solches bewusst ist. .. Ob ihm das auffällt, dass ich mich von manchen anderen Vätern unterscheide." [Herr O., Z.: 387 - 391]

Wie schnell Kinder den jeweiligen Umgang mit einzelnen Menschen erlernen, davon erzählt der allein erziehende Vater Herr D., welcher seinen Sohn nur einige Tage im Monat bei sich zu Hause hat. Zwar vergesse das Kind jedes Mal das Blindsein des Vaters und was dies für den gemeinsamen Umgang bedeute, aber es könne sein Verhalten innerhalb weniger Tage darauf abstimmen.

" Also, F., von der Beobachtung her würde ich sagen, dass F. das in je­der Besuchszeit neu lernt. [...] wo er dann auch anfängt und sagt, da und da hab [ich] und wo ich dann sag zu dem F., das funktioniert bei dem Papa nicht. Wenn du da irgendwie wild in der Gegend herumfuchtelst und sagst da und da und da, damit kann ich nichts anfangen. Entweder sagst du mir was du willst oder du gehst dahin oder wir gehen zu­sammen dahin und dann funktioniert das auch meistens am zweiten Tag." [Herr D., Z.: 820 - 833]

Dies verdeutlicht auch wieder, dass Normalität in der Aushandlung von Beziehungen geschaffen wird, als erstes im Sozialisationsprozess in der Familie.

"Die Familie und die in ihr vorgefundenen Beziehungsformen [repräsentieren] für das Kind die wesentliche Basis für die Interiorisierung von grundlegenden Mustern zwischenmenschlichen Umgangs. Die Interiorisierung dieser Muster schafft das Reservoir an kognitivem und affektivem "Wissen" über Beziehungen." ( Kreppner 1998, S. 323)

Die Väter reflektieren wenig über die Bewusstheit der Kinder bezüglich ihrer Behinderung. Vermutlich verlangt dieses Thema große Offenheit, zudem stellt sich vielleicht für die Väter die Frage, warum die Behinderung problematisiert werden soll, wenn sie im familialen Rahmen nichts Ungewöhnliches darstellt, da alle Familienmitglieder gelernt haben, damit umzugehen. Es wurde von keinen Nachfragen seitens der Kinder berichtet, obwohl einige Väter wissen, dass diese von Freunden auf die väterliche Behinderung angesprochen werden.

Interessant wäre es, die Sicht der Kinder auf die Behinderung eines oder beider Elternteile zu erfragen, inwieweit diese die väterliche Einschätzung eines Lebens in Normalität teilen und welche Erfahrungen sie als Kinder mit Eltern mit Behinderung in ihrer Familie und mit ihrer Umwelt machen.

Zum Einfluss des Geschlechts des Kindes auf die Beteiligung des Vaters bei der Versorgung und Betreuung des Kindes gibt es in der Literatur verschiedene und widersprüchliche Ergebnisse. Während Fthenakis u. a. (2002, zitiert nach Matzner 2004, S. 112) keinen Zusammenhang zwischen Geschlecht des Kleinkindes und väterlichem Engagement in seiner Studie findet, bemerkt Seiffge-Krenke (2001, zitiert nach Matzner 2004, S. 113), dass Väter gegenüber ihren kleinen Söhnen vermehrt affektive Interaktionen wie gemeinsames Spielen oder berühren zeigten. Nach Townsend (1998, zitiert nach Matzner 2004, S. 113) könnten Männer sich auch nur über ihre Söhne als Väter und Männer reproduzieren, da Mann sich nur in den Söhnen als Junge, Mann und Vater wieder erkennen und dementsprechend handeln könne. Vaterschaft würde damit zum "gendered process" (Townsend 1998, zitiert nach Matzner 2004, S. 113).

Auffällig ist, dass sich auf meine Anfrage an den Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern nur Väter mit Söhnen meldeten. Väter von Töchtern lernte ich erst über die Vermittlung eines Vaters kennen, also über gezieltes Ansprechen. Möglicherweise können Väter mit Behinderung von Söhnen hinsichtlich der Theorie vom Sohn als "Spiegel des Vaters" ( Seiffge-Krenke 2001, zitiert nach Matzner 2004, S. 113), vom Vater selbst so konstruiert, eher ein zuwendendes Vaterverhältnis aufbauen und dieses auch nach außen präsentieren.

Die Vater-Sohn-Beziehungen werden von den Vätern auch Bezug nehmend auf ein gesellschaftliches Bild von "wie Vater und Sohn", wie Herr B. (Interview Herr B., Z.: 556) es formuliert, als eine ganz besondere Beziehung dargestellt. Zwei Väter entdecken in ihren Söhnen auch ein kompetenteres Jugendbild ihrer selbst.

Bezüglich der zwei Töchter von befragten Vätern verschwindet die Beschreibung der Beziehung zur einen Tochter in den Erzählungen des Vaters Herr A. hinter denen der Söhne. Die Beschreibung der anderen Vater-Tochter-Beziehung enthält den gleichen Tenor wie Seiffge-Krenke (2001, zitiert nach Matzner 2004, S. 113), ihn für Beziehungen zwischen Vätern und Töchter beschreibt. Das Verhältnis charakterisiert Herr L. eher über Zärtlichkeit und der Ver­schiedenheit des anderen Geschlechts.

4.7 Materielle und soziale Ressourcen

Neben der Absicherung des Lebensunterhaltes über sozialpolitische Maßnahmen, der generellen Möglichkeit der Berufstätigkeit für Menschen mit Behinderung, der Ermöglichung der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit und der Verfügbarkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen ist unter diesem Punkt auf die Bewältigung des Familienalltages für Väter mit Behinderung hinzuweisen.

Hinsichtlich technischer Unterstützungsmöglichkeiten erwähnen die Väter Hilfsmittel wie Rollstuhl oder Blindenstock für die eigene Mobilität und Orientierung, welche überwiegend auch bereits vor der Geburt des Kindes im Alltag verwendet wurden. Zur Versorgung der Kinder wird auf geeignetes Mobiliar, das den Bedürfnissen der Väter entspricht, wie zum Beispiel Hängewiegen für einen Vater im Rollstuhl, hingewiesen, aber auch auf eigene Lösungs­ansätze wie das akustische Signal an der Kleidung eines Kindes eines blinden Vaters.

" ... wir haben uns so eingestellt, wir haben uns so drauf eingestellt, dass ich auch als Rollstuhlfahrer die Kinder mit versorgen konnte. Wir hatten zum Beispiel keine Bettchen auf der Erde, sondern welche, die von der Decke runter hängen an Federn. [...] Und ich konnte dann das Teil nehmen und auf meinen Schoß setzen und konnte dann die Kinder greifen, je nach dem." [Herr A., Z.: 66 - 75]

Familialer Rückhalt auch in finanziellen Dingen ist nur in einem Fall angesprochen worden. Ansonsten berichten die Väter nicht über finanzielle oder materielle Schwierigkeiten. Dies wurde auch nicht explizit erfragt. Möglicherweise ist das kein Thema für die Väter, weil ein annehmbarer Lebensstandard für diese Stichprobe gesichert ist. Gleichzeitig könnte es sein, dass solche Sorgen nicht gern thematisiert werden, wobei der Umgang mit personeller Hilfe jedoch von fast allen von selbst angesprochen wird. Der Einschätzung von Cloerkes (1997, S. 54), dass Behindertsein unweigerlich bedeutet, zu den Armen der Gesellschaft zu gehören, sei gerade auch hinsichtlich der Einschätzung, dass alles bei einer Vielzahl von Ämtern und gegen eine undurchschaubare Vorschriftenlage zu erstreiten sei, damit nicht widersprochen. Letztendlich gibt es keine Erhebung über Anzahl und sozioökonomischen Stand der Familie mit mindestens einem Elternteil mit Behinderung. So bleiben Fragen nach dem Zusammenhang von finanzieller Lage, eigenständiger Lebensführung und Kinderwunsch und Elternschaft offen.

Personelle Unterstützung wird in verschiedener Form angeben. Speziell Assistenz wird nur von einem Vater erwähnt, jedoch nicht bezüglich der Versorgung des Kindes, sondern als Arbeits- und Mobilitätshilfe. Die Hälfte der befragten Väter hat privat eine Haushaltshilfe angestellt. Das betrifft die Haushalte, in welchen nicht ohne weiteres auf die Unterstützung der Frau zurückgegriffen werden kann, nämlich vor allem die Haushalte der allein erziehenden Väter, wobei der Vater, welcher wieder in einer Beziehung lebt, als Hausmann auch die Versorgung des Hauses als seine Aufgabe ansieht. Weiterhin betrifft dies den Haushalt von Herrn C., dessen Frau ebenfalls behindert ist. Ob und in welcher Art die Inanspruchnahme von Assistenz bei Vätern mit Behinderung überhaupt gewünscht und bekannt ist, welche Einstellung gegenüber Unterstützung innerhalb und außerhalb der Familie vorhanden ist und inwieweit auch die Partnerin die Entscheidung hinsichtlich des Unterstützungsbedarf beeinflusst, erscheint mir als eine interessante Fragestellung. Im Kern berührt dieser spezielle Aspekt von Unterstützung und Hilfsleistungen die gleich Problematik der Folgen des Rollenkonzeptes der Partner wie bereits unter dem Abschnitt "Partnerin und Mutter des Kindes" angesprochen.

4.8 Berufstätigkeit des Vaters

In der männlichen Normalbiographie in westlichen Industrienationen kommt der ganztäglichen Berufstätigkeit eine entscheidende Bedeutung zu. Abweichungen von dieser Erwerbsbiographie werden als Brüche empfunden. Väter stellen weiterhin in der Regel den Haupternährer ihrer Familie, dennoch ist auch ein Einstellungswandel hinsichtlich der Gestaltung der Vaterschaft zu beobachten. Dabei wollen laut Matzner (2004, S. 131) Väter sich mehr, auch zeitlich, als in den vorherigen Generationen um ihre Kinder kümmern.

Die Ergebnisse der befragten Väter lassen erkennen, dass die berufliche Arbeit als gesellschaftliche Forderung und Erfüllung auch für sie ein Leitbild darstellt, sofern dies geleistet werden kann.

"Er soll arbeiten, ich glaube immer noch, dass das Ideal des Ernährers einer Familie ist bei Männern, zumindest noch im Kopf bei vielen, auch bei vielen Männern selber, auch bei mir, der Anspruch ist auch da." [Herr A., Z.: 123 - 126]

Ist die Berufstätigkeit für den Vater aufgrund der Behinderung nicht realisierbar oder wird nicht realisiert, spielt der Anspruch im Vaterbild keine Rolle.

" ... in dieses Kriterium Familie ernähren und so, da falle ich ja bei so was dermaßen von hundertprozentig hinten runter, müsste ich auswandern." [Herr O., Z.: 141 - 144]

Problematisiert wird die Berufstätigkeit eher im Hinblick auf die Selbstverwirklichung durch die Arbeit. Da einigen Vätern die alleinige Versorgung der Familie obliegt, sehen sie sich gezwungen, vorrangig die Funktion des Brotverdieners auszufüllen. Fehlender Freiraum in der Gestaltung im Beruf oder der Berufswahl wird beklagt.

" Wobei ich bin zur Zeit in der Tat, weil meine Frau nicht arbeitet oder keinen Job findet, bin ich zur Zeit der Ernährer der Familie. Und ich muss ehrlich sagen, des is ne Rolle, in der ich mich nicht immer wohl fühle, [...] Aber einfach so das Gefühl zu haben, in der Beziehung nicht der allein Verantwortliche zu sein. Und mir deswegen zum Teil auch Dinge, die ich mir eigentlich mal gerne am Job rausnehmen würde, nicht rausnehmen kann, ne? Das macht mir manchmal n bisschen Kummer. Aber das mag ja nen Sonderfall sein. Ich weiß es nicht." [Herr B., Z.: 369 - 380]

Das Problem der geringeren Präsenz zu Hause, mit weniger Gelegenheiten sich dem Kind zuzuwenden, wird offen nur in einer Meinung angesprochen.

Auffällig ist, dass alle Berufstätigkeiten der Väter weit gefasst den Bereich der Arbeit mit Menschen mit Behinderung betreffen. Teilweise sind sie angestellt bei Verbänden, welche Menschen mit bestimmter Behinderung betreuen oder beraten, oder sind dabei ihren Arbeitsplatz im Selbsthilfe- und Peer-Councelling-Bereich selbst aufzubauen.

Auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sind Menschen mit Behinderung massiv benachteiligt und in hohem Maße von Arbeitslosigkeit betroffen, da ihre Fähigkeiten im Vergleich zu Menschen ohne Behinderung als minderwertig eingestuft werden (vgl. Hermes 2003, S. 55). Staatliche Regelungen wie Beschäftigungspflicht oder Rehabilitation sind rechtlich im SGB IX festge­schrieben und sollen die finanzielle Eigenständigkeit vor dem dauerhaften Bezug von Transferleistungen unterstützen. Deren Umsetzung scheitert aber oft am Mangel von Konsequenz und fehlendem politischen Willen von staatlicher Seite (vgl. Cloerkes 1997, S. 54) als auch an der fehlenden Bereitschaft der Arbeitgeberseite (vgl. Hermes 2003, S. 55f.). Berufliche Verwirklichung ist bei diesen Vätern möglich über Autonomie und Partizipation durch Selbsthilfe oder Arbeitsplätze bei Behindertenverbänden. Insofern bieten Selbsthilfe und Interessenvertretung auch als Arbeitgeber eine Möglichkeit zur beruflichen Integration.

4.9 Väterliches Handicap

Als ergänzende Determinante im Modell von Matzner zum subjektiven Vaterschaftskonzept soll hier die väterliche Behinderung besprochen werden. Damit geht keine Bewertung einher, sondern die hier aufgeführten Aspekte ergeben sich aufgrund der vorliegenden Behinderung bei den Vätern. Behinderung wird mit Radtke als "eine ganz normale Form des Lebens" (Radtke 2003, S. 113) gesehen.

"Eine Behinderung, welcher Art sie auch sei, kann nicht weggezaubert werden. Die schönsten und schicksten Hilfsmittel können sie zwar teilweise ausgleichen, aber die Behinderung bleibt. Selbst, wenn wir endlich eine barrierefreie Umwelt, barrierefreie Gebäude, Verkehrsmittel, Medien, Kommunikation überall durchgesetzt haben, so bleibt doch die Tatsache, dass unsere eigentliche Behinderung weiter vorhanden ist, wir dadurch keine nichtbehinderten Menschen werden." ( Radtke 2003, S. 113)

Die soziale Praxis der Vaterschaft entscheidet sich auch an der Realisierbarkeit und Art und Weise von Tätigkeiten, welche Väter übernehmen. Behrendt (1998, S. 259) erwähnt, dass sich die von ihm befragten körperbehinderten Männer mit der Rollenerwartung als körperlich starker Mann auseinandersetzen. Ihnen sei es zur Kompensation der körperlichen Beeinträchtigung wichtig, auf andere Aktivitäten im Zusammensein mit den Kindern zurückzugreifen und darin mögliche Stärken zu betonen. Auch Hermes (2001, S. 105f.) berichtet, dass Eltern mit Behinderung ein gutes Selbstbewusstsein entwickeln, da weniger Aktivitäten als der intensive Kontakt zwischen Eltern und Kind als wichtig erachtet werden.

Auch die in dieser Arbeit befragten Väter thematisieren ihre Vaterrolle als Partner und Spielkamerad des Kindes. Zum Teil werden körperbezogene Aktivitäten bis zu einem gewissen Grad abgedeckt oder andere Aktivitäten dann auch als spezielle väterliche Aufgaben übernommen. In der Thematisierung, inwieweit und ob Tätigkeiten möglich sind, unterscheiden sich die Väter bezüglich ihrer Behinderungsart. Die blinden Väter thematisieren eher, dass es Dinge gibt, welche sie in keiner Weise tun können, da ein gleichartiger Zugang zur visuellen Erfahrungswelt wie bei ihren Kindern nicht möglich ist.

" ... aber in meiner jetzigen Situation kann ich selber ihm eigentlich oft nur immer sagen, 'Pass auf, klingt gemein, was ich sag, klingt blöd, was ich sag, aber es ist einfach so, halt dich was das angeht bitte mal an Mama, ich kann dir da nicht helfen." [Herr B., Z.: 1048 - 1052]

Die Väter mit Körperbehinderung hingegen haben in gewisser Weise noch die Möglichkeit, Tätigkeiten im gleichen Erlebensraum wie ihre Kinder zu modifizieren. Oder nicht mögliche Aufgaben werden ähnlich einer persönlichen Entscheidung dargestellt, in dem Sinne, dass auch nichtbehinderte Eltern ihren Kindern nicht alles bieten, was an Aktivitäten möglich wäre, sondern dies mit von elterlichen Vorlieben bestimmt wird (vgl. Hermes 2001, S. 107f.). Die körperliche Einschränkung präsentieren die Väter verschwindend, da die Entscheidung zur gemeinsamen körperlichen Aktivität auch einer Bereitschaft dazu bedarf. Zum Teilen visueller Erfahrungen hingegen ist neben der Bereitschaft vor allem das Vermögen entscheidend.

Die Beeinträchtigung erfordert besondere Anpassungsleistungen von Vater und Kind im täglichen Umgang und im Erziehungsgeschehen (vgl. Hermes 2001, S. 151ff). Diesbezüglich äußern die Väter Überlegungen, wie weit und in welcher Art ihre Behinderung auf ihre Vorstellungen über Erziehung und ihr erzieherisches Handeln wirkt. Genannt werden diesbezüglich je nach Behinderung der geringere Körperkontakt zwischen Vater und Kind oder der hohe Stellenwert sprachlicher Verständigung, da väterliches Zeigen nicht möglich ist oder kindliches Zeigen einem blinden Vater nicht weiter hilft.

" L. war im Verhältnis zu vielen Kindern im Kindergarten verbal relativ früh dran. Das mag daran liegen unter anderem, dass er von Anfang gehalten, wenn er mit mir direkt zu tun hatte, gehalten war, mir nicht Dinge mit da, da zu erklären, sobald der nämlich nen paar Worte konnte, hab ich dann schon gesagt, ja, du, ich brauchs genauer, was meinst du. [...] Und dann hat er auch richtig er, er sah sich gezwungen, in klaren und eindeutigen Sätzen zu sprechen und mir letztendlich auch plausibel zu machen, was er will, oder was er da sieht." [Herr B., Z.: 1164 - 1174]

Dies betrifft auch die Mithilfe der Kinder im Haushalt und für den Vater. Häufig würden Kinder behinderter Eltern von Hausarbeiten freigestellt, weil die Eltern Angst hätten, das Kind zu überfordern oder ihre Umwelt ihnen dadurch unterstellen würde, sie würden ihr Kind als Assistenz benutzen (vgl. Hermes 2001, S. 155). Letzteres wird als negative Erfahrung von einem blinden Vater formuliert. Generell wird von den Vätern die Übernahme von Assistenzleistungen seitens der Kinder abgelehnt.

" Er wird, L. wird oder ich werde L. niemals und habe bisher L. niemals meine Behinderung bewusst, ganz bewusst spüren lassen. Also ich bin nie hingegangen, hab gesagt, du hilf mir jetzt, weil ich bin blind, ich kann des nicht, ja?" [Herr B., Z.: 984 - 988]

Dennoch bleibt für die Väter, sofern sie einen Versuch unternehmen, eine genaue Abgrenzung von erwünschter und unerwünschter Hilfe der Kinder schwierig, gerade auch bezogen auch die Unterstützung des Vaters. Oftmals wird die Hoffnung formuliert, dass man in der Erziehung zum Ausdruck gebracht habe, dass die Kinder keine Verantwortung für die Väter zu übernehmen haben.

" Ja, ja das hab ich mir, ich mein, ich hab sie schon so irgendwie, sicherlich unterbewusst aber auch bewusst so erzogen, dass sie diese Verantwortung, von der ich eben berichtet habe, dass sie die nicht übernehmen soll, oder darf, oder keine Ahnung." [Herr L., Z.: 614 - 617]



[1] Die hier wiedergegebenen Zitate der interviewten Väter wurden zur besseren Lesbarkeit sprachlich, aber natürlich nicht inhaltlich geglättet. Dies betrifft überwiegend Füllwörter oder Versprecher.

5 Ein paar Worte zum Schluss

Diese Studie kann keine Grundgesamtheit von Vätern mit Behinderung abbilden, aber sie präsentiert verschiedenste Väter mit ihren Sichtweisen. Daran wird deutlich, dass man mit plakativen Zuschreibungen an diesen Personenkreis, weder den Vätern selbst noch ihren Familien gerecht werden kann. Dies gilt zum einen dem Generalverdachtes des unwilligen Vaters, ein Vorwurf, der in der Literatur zu finden ist und beklagt, dass die meisten Männer nur wenige Versuche unternähmen, ihre Vaterrolle aktiv auszugestalten (vgl. Hermes 2001, S. 163). Zum anderen betrifft dies das Bild des besonderen, unselbstständigen und von Frau und Kind abhängigen Vaters. Die Väter gliedern sich in ihrer Wahrnehmung in den Kreis der ganz normalen Väter ein und verdeutlichen dies anhand der angesprochenen Themen und der Art und Weise der gedanklichen Auseinandersetzung mit jenen.

Die eigene Behinderung wird überwiegend nicht wegdiskutiert, soll aber auch nicht als permanentes Familienproblem im Vordergrund stehen. Deutlich wird darauf hingewiesen, dass sich die Väter weniger als minderwertiges Elternteil im Vergleich zur Partnerin verstanden wissen wollen. Für eine gleichberechtigte Teilhabe zur Wahrnehmung von Rechten und Pflichten als Eltern bedarf es viel eher Unterstützung als entmündigende Hilfe seitens der Umwelt und der Institutionen. Ausgangspunkt dessen ist aber vor allem die Wahrnehmung, dass es Väter mit unterschiedlichen Bedürfnissen gibt, und die Bereitschaft und Akzeptanz, sich auf diese verschiedenen Bedürfnisse einzustellen, damit Väter mit Behinderung auch vollberechtigte Väter für ihre Kinder sein können.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die komplette Diplomarbeit bei bidok erschienen ist.

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Zur Autorin :

Birgit Behrisch

Studium der Erziehungswissenschaften/Kleinkindpädagogik (Diplom), Abschluss in Ev. Theologie, zzt. in Elternzeit Berlin.

E-mail: atticus(at)behrisch.de

Birgit Behrisch

Quelle:

Birgit Behrisch: "Die Leute haben sich sicherlich überhaupt nicht vorstellen können, dass ich der Vater bin" - Vaterschaft, Erziehung und Alltagserleben von Vätern mit Behinderung

erschienen in: Zeitschrift für Inklusion-online 02/2006, http://www.inklusion-online.net/, ISSN 1862-5088

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 23.06.2008

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