Meine bisherigen Erfahrungen als Behinderter in der freien Wirtschaft: Unterstützung, aber auch der Kampf mit der Bürokratie

Autor:in - Dimitri Pappamikail
Themenbereiche: Arbeitswelt
Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: erschienen in: impulse Nr. 11, Jän. 1999 impulse (11/1999)
Copyright: © Dimitri Pappamikail 1999

Meine bisherigen Erfahrungen als Behinderter in der freien Wirtschaft

Nach meiner Ausbildung, als Bürofachhelfer im Jahr 1993 habe ich mir es zunächst wesentlich leichter vorgestellt, einen Job zu finden.

Damals bin ich durch den Kontakt eines Schulkollegen an die Adresse des FEB gekommen.

Gemeinsam in Kontakt mit dem Arbeitsamt bemühte ich mich mit sämtlichen Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen um einen Arbeitsplatz. 2 Jahre vergebens. Bis ich beschloß nachzufragen. Es dauerte nicht lange, bis ich von einem Fahrradhändler auf eine soziale Einrichtung aufmerksam gemacht wurde, die Langzeitarbeitslosen eine Chance bietet.

Nach dem positiven Vorstellungsgespräch bot die Fahrradwerkstatt der Gustav -Werner-Stiftung mir eine Halbtagsstelle als Reha-Maßnahme an. Das Arbeitsamt reagierte zunächst skeptisch, aber stimmte der Maßnahme schließlich zu. Nach einem Jahr stand eigentlich fest, daß aus der Reha-Maßnahme eine zweijährige ABM-Stelle entstehen sollte. Doch nach meinen Sommerurlaub teilte mir die Stiftung mit, daß in der Übergangszeit ein neues Gesetz beschlossen wurde, das besagt:

Bevor man eine ABM-Stelle antritt, muß man ein Jahr zuvor arbeitssuchend gewesen sein.

Während dessen versuchte der FEB mich zu überzeugen, daß es sinnvoller wäre, den Schritt in die WFB zu wagen. Doch ich gab nicht auf, ich wollte mir es nochmal beweisen.

Ich nahm an zwei Trainingskursen teil, die vom FEB im kaufmännischen Sektor mir angeboten wurden.

Nach einem ½ Jahr bekam ich einen Arbeitsplatz in einem Softwareschulungsunternehmen als Prüfungsaufsicht. Diesen Arbeitsplatz teilte ich mit einem Kollegen zu 75%. Bei der Eingliederung erfuhr ich große Unterstützung durch den FEB.

Für den Arbeitsplatz mußte ich drei Prüfungen über Windows und Netzwerktechnik ablegen.

Da der meiste Teil auf englisch erfaßt war, wurde ich trotzdem gut unterstützt, das ganze zu übersetzen, mit einer Person vom FEB.

Doch nach einem halben Jahr spürte ich, daß meine Arbeitsstelle wackelte. Schulungsmaßnahmen der Firma gingen durch Kürzungen von Arbeitsämter zurück und dadurch wurden weniger Prüfungen abgenommen. Die Firma begann sich umzustrukturieren. Zwischen meinen Kollegen und mir begann ein Machtkampf, den ich letztendlich verlor. Schließlich mußte ich nach 1 Jahr wieder gehen.

Ich mußte mir eingestehen, "freie Wirtschaft nie wieder".

Das versuchte ich auch höflich, aber deutlich, dem Arbeitsamt klarzumachen.

Nun begann eine Phase, die mich ziemlich schlauchte. Schon damals wurde ich gewarnt, meine sozialen Probleme vor der Arbeit zu verstecken. Ich habe dies zuerst nicht glauben wollen und stets diese Warnung verdrängt.

Nun war sie da und ich mußte anfangen, mich völlig neue zu orientieren. Hinzu kommt, daß mir, was die Arbeitssuche betrifft, die Hände gebunden sind, behördliche Genehmigungen auf sich warten lassen.

Inzwischen habe schon einige Möglichkeiten ausprobiert. Um meinen Kontaktkreis zu erweitern und neue Dinge auszuprobieren. Noch ist der Weg beschwerlich, aber ich bin auf einem guten Weg dorthin.

Nun hoffe ich, daß die Überprüfungen aus behördlicher Sicht bald abgeschlossen sind, damit endlich ein Neubeginn möglich wird.

von Dimitri Pappamikail - Reutlingen

Quelle:

Dimitri Pappamikail: Meine bisherigen Erfahrungen als Behinderter in der freien Wirtschaft: Unterstützung, aber auch der Kampf mit der Bürokratie

Erschienen in: impulse Nr. 11 / Jän. 1999

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 14.02.2005

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