Neuropsychologische Hintergründe – persönliche Erfahrungen

Themenbereiche: Lebensraum
Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: Erschienen in Behinderte Menschen, Ausgabe 4/2009, S. 27-39 Behinderte Menschen (4/2009)
Copyright: © Behinderte Menschen 2009

Information

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Allgemeines

Nachfolgend sollen die aktuellen neuropsychologischen Theorien im Hinblick auf die mögliche Erklärung autistischen Verhaltens vorgestellt werden. Noch wichtiger allerdings erscheint der zweite Teil, die persönlichen Erfahrungen von Menschen mit Autismus. Dazu wird die Grundlagenforschung aus dem Bereich der Neuropsychologie durch Beispiele aus dem eigenen Erleben der Autorin und dem anderer betroffener Menschen illustriert, um so Einblicke in die autistische Welt zu ermöglichen.

Die beiden Bereiche „Neuropsychologische Hintergründe“ sowie „Persönliche Erfahrungen“ haben mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick anmuten mag. Beides gehört zusammen und ermöglicht nur gemeinsam das Verständnis des Autismus und der Besonderheiten, Stärken wie Probleme, der betroffenen Menschen. Nur durch die eigenen Erfahrungen von Menschen mit Autismus wird die Wissenschaft erlebbar und lebendig, und erst durch wissenschaftliche Erkenntnisse wird das eigene Erleben auch verständlich. Es erscheint daher nahe liegend, diese beiden Aspekte nicht ausschließlich getrennt, sondern nebeneinander in einer Darstellung zu betrachten.

Neuropsychologie

Die Neuropsychologie beschäftigt sich mit der Objektivierung der zerebralen Korrelate von Verhalten und Erleben. Alle menschlichen Verhaltens- und Erlebnisweisen lassen sich letztlich auf Vorgänge im Gehirn zurückführen. Durch modernste Untersuchungsverfahren können Funktionen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Denken, Sprache, Motorik usw. erfasst und speziellen Strukturen des Gehirns zugeordnet werden. Unter den neuropsychologischen Modellen haben in den letzten Jahren vor allem die „Theory of Mind“, die exekutiven Funktionen und die Theorie der schwachen zentralen Kohärenz zum besseren Verständnis zugrunde liegender gestörter Denkprozesse bei Menschen mit Autismus und damit zur Erklärung ihrer speziellen Auffälligkeiten beigetragen. Ferner soll die Funktion der Spiegelneuronen dargestellt werden.

Theory of Mind

Der Begriff „Theory of Mind“ wurde bereits in den siebziger Jahren im Rahmen der Primatenforschung entwickelt, später an Säuglingen und Kleinkindern untersucht und schließlich von der Autismusforschung aufgegriffen. Man versteht darunter die Fähigkeit, psychische Zustände sich selbst und anderen Menschen zuzuschreiben, also die eigenen Gedanken, Gefühle, Wünsche, Absichten und Vorstellungen und diejenigen anderer Menschen zu erkennen, zu verstehen, vorherzusagen und in die eigenen Planungen einzubeziehen. Gemeint sind also Fähigkeiten, die es Individuen ermöglichen, erfolgreich an sozialen Interaktionen teilzunehmen. Menschen mit Autismus zeigen hier in der Regel doch deutliche Defizite. Auch leichter betroffene Menschen mit High functioning-Autismus oder Asperger-Syndrom haben Probleme, subtilere soziale Vorgänge, Stimmungen, Anekdoten, Witze und Sarkasmen zu verstehen. Oftmals können sie zudem die Konsequenzen ihrer Handlungen und ihres Verhaltens nicht verstehen und nicht vorhersehen.

Auch das mangelhafte Verständnis für Metaphern und Ironie kann auf das Theory-of-Mind-Defizit zurückgeführt werden. Wenn man zum Beispiel die Augen verdreht und sagt: „Das war eine Spitzenleistung“, werden die meisten Menschen dies nicht als Lob verstehen, Menschen mit Autismus aber könnten das so auffassen. Es kann möglich sein, im Lauf der Zeit hier einiges zu verbessern: Ich selbst habe mit Hilfe des Internet unzählige Sprichwörter und Redewendungen auswendig gelernt. Aber manchmal ist es bei zweideutigen Äußerungen dennoch schwer zu entscheiden, was nun genau gemeint ist, ob es sich um eine Redewendung handelt oder nicht. So erklärte meine psychologische Kollegin in der Klinik kürzlich, sie könnte „in die Luft gehen“. Ich dachte, sie wollte mir mit über ihr Fernweh sprechen, und fragte sie, wohin sie gern fliegen würde. Dass sie über einen Patienten wütend war, war mir entgangen. Und bei einer beruflichen Fortbildung vor wenigen Jahren in einem kleinen Ort erklärte der Kursleiter zu Beginn, dass dort spätestens um 18.00 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt würden, was mich ziemlich erschreckt hat, da ich am Abend noch etwas spazieren gehen wollte. Ich wusste nicht, dass dies eine Redewendung war und bedeutete, dass der Ort abends ausgestorben wirkt. Ich ging also zur Rezeption meines Hotels, um mich zu erkundigen, bis zu welcher Uhrzeit man problemlos durch die Straßen laufen könnte.

Klare und unmissverständliche Äußerungen bzw. Anweisungen sind daher bei autistischen Menschen sehr wichtig. Das bedeutet auch, auf Ironie in der Sprache oder auf mehrdeutige Äußerungen möglichst zu verzichten oder aber deren Bedeutung gleich mitzuteilen. Geschieht dies nicht, muss man sich im Klaren darüber sein, dass die Betroffenen dann die Anweisungen möglicherweise nicht richtig verstehen und nicht adäquat befolgen können. Das muss beispielsweise auch in der Schule bei entsprechenden Äußerungen seitens der Mitschüler bedacht werden, die Reaktionen des autistischen Menschen nach sich ziehen können, die andernfalls sanktioniert würden.

So hatte bereits in einer der höheren Klassen eine Mitschülerin Probleme mit ihrem Schreibmäppchen. Der Reißverschluss klemmte, und sie war eine Weile damit beschäftigt, ihn zu schließen. Schließlich gab sie entnervt auf und rief durch den Raum, dieses blöde Mäppchen sollte man am besten in den Mülleimer werfen. Ich verstand dies als Aufforderung, stand auf, nahm das Mäppchen von ihrem Pult und warf es in den Mülleimer, was mir wüste Beschimpfungen und durch den Lehrer auch gleich einen Klassenbucheintrag einbrachte. Ich verstand überhaupt nicht, was ich falsch gemacht hatte und was da eigentlich vor sich ging. Solche Situationen häuften sich, so dass alle dachten, ich wäre böse und könnte mich nicht benehmen, und es hätte wohl nichts gebracht, ihnen zu widersprechen. Sie hätten es nicht verstanden, denn es wäre mir damals nicht wirklich gelungen, es ihnen verständlich zu vermitteln.

Ein Mangel an Theory of Mind kann dazu führen, dass nonverbale soziale Hinweisreize wie Prosodie oder Mimik eines Menschen nicht dazu verwendet werden können, Rückschlüsse auf dessen Gedankengänge und Befindlichkeit zu ziehen. Andere Menschen transportieren über Mimik, Gestik, Körperhaltung und die Stimme zahlreiche Informationen, die autistischen Menschen oftmals verborgen bleiben. Ihre eigenen Fähigkeiten zur nonverbalen Kommunikation sind häufig genauso eingeschränkt. Dietmar Zöller, ein junger Mann mit Autismus, erklärt: „Mein Lächeln scheint nicht eindeutig zu sein. Wenn ich will, dass jemand merkt, dass ich ihn mag, muss ich ihm schreiben. Sonst bekomme ich keine Reaktion“ (Zöller, 2001, S. 140).

Eine mangelhaft entwickelte Theory of Mind kann nach Schirmer zusammengefasst Auswirkungen auf folgende Fähigkeiten haben (Schirmer, 2006, S. 127–128):

  • Kommunikation;

  • Empathie;

  • soziales Verhalten zu verstehen;

  • andere Menschen zu täuschen;

  • Selbstreflexion;

  • die Gedanken und Annahmen einer anderen Person durch die Informationen, die man ihr gibt, zu beeinflussen;

  • die Gefühle anderer Menschen zu verstehen;

  • in das eigene Handeln einzubeziehen, was andere Menschen bereits wissen;

  • Freundschaften zu knüpfen, indem man die Absichten anderer Menschen versteht und auf ihre Absichten eingeht;

  • das Interesse des Hörers an der eigenen Rede einzuschätzen;

  • zu erkennen, was andere von der eigenen Handlung denken könnten;

  • Missverständnisse zu verstehen;

  • die Gründe hinter dem Verhalten anderer Menschen zu verstehen;

  • die ungeschriebenen Sozialregeln zu verstehen.

Menschen mit Autismus sind oft nicht in der Lage, ihre Ängste oder andere Gefühlsqualitäten adäquat zu verbalisieren. Ambivalente, uneindeutige Gefühle zu erleben bzw. auszuhalten, ist für sie eine große Schwierigkeit. Damit habe ich auch heute noch Probleme. Ich war es nicht gewohnt, über meine Gefühle zu sprechen, es war mir nie in den Sinn gekommen, dass man das tat, und so antwortete ich beispielsweise auf die Frage meiner Eltern, wie es in der Schule gewesen war, stets mit einem „gut“. Es war nicht so, dass ich ihnen etwas verheimlichen wollte, aber ich wusste nicht, dass es manchmal durchaus sinnvoll gewesen wäre, ihnen von meinen Erlebnissen zu berichten, und ich hätte auch gar nicht gewusst, was davon für sie interessant gewesen wäre. Seit über zehn Jahren mache ich nun bereits eine ambulante Psychotherapie, in der ich vieles gelernt habe. Aber auch heute noch ist es so, dass ich manche Gefühlsqualitäten gar nicht und andere nur dann wahrnehmen kann, wenn sie ganz eindeutig sind. Insbesondere Empfindungen wie Wut oder Ärger sind eine große Schwierigkeit für mich. Und noch viel problematischer und mühsamer ist es, auf die Gefühle anderer Menschen adäquat zu reagieren. Nicole Schuster, eine junge Frau mit Asperger-Syndrom, beschreibt es so: „Erst allmählich im Jugendalter wurde mir klar, wie wichtig es ist, zu sagen, dass etwas schön ist. Ich merkte, dass es gut tut, wenn ein geliebter Mensch durch mitgeteilte Freude ebenfalls glücklich wird. Wenn ich meiner Mutter heute für meinen Wirsing zum Mittagessen danke und ihr sage, wie gut es mir wieder geschmeckt hat, lächelt sie, und ich glaube, sie ist glücklich“ (Schuster, 2007, S. 99).

Die Schwierigkeiten in Bezug auf die Theory of Mind sind allerdings nicht spezifisch für autistische Störungen, sie kommen auch bei anderen psychischen Erkrankungen vor, häufig bei Schizophrenien, aber auch im Rahmen von Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen. Daher ist es schwierig, Verfahren zur Überprüfung der Theory-of-Mind-Fähigkeiten als wesentliche diagnostische Entscheidungshilfen für den Autismus zu verwenden. Zudem gelingt es autistischen Menschen mit einer zumindest annähernd durchschnittlichen intellektuellen Begabung mit zunehmendem Alter immer besser, kompensatorische Strategien zur Beantwortung der für die Theory of Mind relevanten Fragestellungen zu entwickeln, was jedoch nicht unbedingt für die Bewältigung der Herausforderungen des Alltags gilt. Autisten legen hier also rationale Lösungsstrategien an den Tag, während nicht-autistische Menschen ein intuitiv ausgerichtetes Vorgehen praktizieren (Kißgen et al., 2005). Diese Fähigkeit der Betroffenen, erfolgreiche Strategien zu finden und zu erlernen, um einige ihrer Schwierigkeiten zu kompensieren, sorgt bei Angehörigen und Fachleuten häufig für Verwirrung, sie sorgt aber auch dafür, dass der Hilfsbedarf oft erst sehr spät erkannt wird und viele autistische Menschen daher über weite Strecken ihres Lebens ohne Unterstützung bleiben.

In umfangreichen Studien mit Verfahren der funktionellen Bildgebung konnte ermittelt werden, dass Personen mit Autismus signifikant weniger Aktivierung in dem als „Amygdala“ bezeichneten Bereich des Gehirns aufweisen als andere Menschen, während sie Aufgaben zum mentalen Zustand einer anderen Person lösen sollen. Die Amygdala ist in der mittleren Schläfenwindung lokalisiert und bekannt für die Beteiligung an der Verarbeitung emotionaler Prozesse. Man geht von einer frühen Fehlentwicklung dieses Hirnareals bei Menschen mit Autismus aus (Baron-Cohen, 2006). Weiterhin weisen autistische Menschen bei der Darbietung von Gesichtern eine erhöhte neuronale Aktivität in einem anderen Bereich des Gehirns auf, der eher bekannt ist für seine Funktion bei der Objekterkennung (Bruning et al., 2005). Aus den Studienergebnissen wird also deutlich, dass auch das Asperger-Syndrom eine Störung mit einem zerebralen Korrelat ist, dass es im Bereich des Gesichtserkennungssystems funktionelle Abweichungen bei Menschen mit Autismus gibt und dass gleichzeitig die funktionelle Bildgebung zukünftig eine sehr viel versprechende Methode darstellen könnte, um das Wissen und das Verständnis autistischer Störungen weiter zu verbessern.

Auch ich habe Probleme mit Gesichtern, so fällt es mir u. a. schwer zu erkennen, was genau meinem Gegenüber fehlt. Wenn also ein Patient berichtet, es gehe ihm nicht gut, dann weiß ich in der Regel nicht, was mit ihm los ist. Wenn meine Kollegen ihn dann fragen, warum er so traurig aussieht oder was ihn so wütend macht, dann verwundert mich das, denn ich erkenne nicht, dass er traurig oder wütend wirkt. So wende ich eine Hilfsmöglichkeit an, die auf meiner derzeitigen Arbeitsstelle sehr gut funktioniert und dort sogar erwünscht ist: Ich frage den Patienten direkt nach seinem Befinden, ich frage ihn, was genau mit ihm los ist. Das klappt ganz gut, und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir, wenn ich erst weiß, was ihm fehlt, durchaus gelingt, angemessen darauf zu reagieren und abzuschätzen, wie viele Sorgen ich mir um ihn machen muss. Ähnliche Ergebnisse erzielten Fleck und Mitarbeiter an der Uniklinik Köln. Sie machten im Rahmen einer Studie die Erfahrung, dass die Betroffenen Schwierigkeiten beim Erkennen von Emotionen auf Fotos oder in Videos hatten, jedoch durchaus in der Lage waren, angemessen Mitgefühl zu empfinden, wenn ihnen die Emotion bekannt erst war (Vortrag von S. Fleck, Marl-Sinsen, 12.9.2007).

Exekutive Funktionen

Unter „Exekutivfunktionen“ (Ozonoff u. Jensen, 1999) versteht man unterschiedliche Vorgänge, die mit Planungsprozessen, vorausschauendem Denken und zielgerichtetem problemorientierten Handeln verbunden sind und die sich möglicherweise grundlegend von intellektuellen Fähigkeiten unterscheiden. Solche Planungsprozesse ermöglichen erst das zielgerechte Handeln und das konstruktive Lösen von Alltagsproblemen. Exekutive Funktionen umfassen neben der Handlungsplanung aber auch eine Reihe von weiteren Aufgaben. Dazu gehören die Impulskontrolle, die Kontrolle der Aufmerksamkeit und der motorischen Funktionen, der Widerstand gegen Störungen, die Unterdrückung drängender, aber den Handlungsablauf störenden Reaktionen, planvolle, zielgerichtete Aktionen sowie Flexibilität im Denken und Handeln (im Sinne von Generierung neuer Lösungsmöglichkeiten; Remschmidt u. Kamp-Becker, 2006, S. 44). In diesen Bereichen zeigen viele autistische Menschen Defizite, die sie in ihrem Alltag erheblich einschränken. Sie können sich nur schwer auf neue Situationen einstellen und sind oft kaum in der Lage, einen geplanten Ablauf kurzfristig zu ändern, eine einmal eingeschlagene Strategie wieder zu verändern (z. B. beim Finden eines Weges durch die Stadt, bei der Organisation einer Reise, bei Mahlzeiten etc.). Es fällt ihnen selbst dann schwer, eine Lösungsstrategie zu ändern, wenn sich die bislang von ihnen praktizierte als ungeeignet erwiesen hat. Sie sind somit nur unzureichend in der Lage, aus ihren Fehlern zu lernen. Zu den bekanntesten Methoden, die exekutiven Funktionen, die dem Frontalhirn zugeordnet werden, zu überprüfen, gehört der „Turm von Hanoi“ (Abbildung: z. B. Remschmidt u. Kamp-Becker, 2006, S. 45). Bei dieser Aufgabe kommt es darauf an, einen Turm aus unterschiedlich großen Scheiben an einer anderen Stelle genauso wieder aufzubauen, wofür planerische Zwischenschritte notwendig sind. Es darf keine kleinere auf eine größere Scheibe gelegt und in jedem Schritt nur eine einzige Scheibe bewegt werden.

Zentrale Kohärenz

Wahrnehmung und Denken sind nach Uta Frith (Frith, 1989) bei nicht-autistischen Menschen durch eine zentrale Kohärenz geprägt, das bedeutet, dass Reize stets in ihrem Bezugssystem zu anderen Reizen und Informationen gesehen werden. Menschen, Objekte und Situationen werden damit kontextgebunden wahrgenommen. Bei Menschen mit autistischen Störungen dagegen ist die zentrale Kohärenz in der Regel nur schwach ausgeprägt. Sie beachten also weniger die Zusammenhänge von Gegenständen und Objekten, sondern richten ihre Wahrnehmung eher auf einzelne oder isolierte Details. Frith führte das Ablehnen von Veränderungen und den Wunsch nach Gleichförmigkeit auf die Schwierigkeiten der Betroffenen zurück, sich einen Überblick über ein komplexes Ganzes zu verschaffen. Normalerweise jedoch wird diese Fähigkeit bereits in der frühen Kindheit erworben. Autistische Menschen sind folglich oft nur unzureichend in der Lage, Beziehungen und Zusammenhänge zu erkennen. Sie müssen vielmehr zeitraubende rationale Überlegungen anstellen, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.

Viele Menschen mit Autismus fühlen sich automatisch von den berechenbaren Dingen der Welt angezogen und verbringen oft einen Großteil ihrer Zeit damit, ihren Alltag in allen Einzelheiten zu planen. Unberechenbare oder unkontrollierbare Elemente wie andere Menschen lösen dagegen oft Angst oder Gleichgültigkeit aus.

Die größten Schwierigkeiten im Leben erwachsener Menschen mit Autismus bestehen daher bei Freundschaften und Beziehungen sowie am Arbeitsplatz, denn hierbei handelt es sich um extrem unstrukturierte und unberechenbare Situationen (Baron-Cohen, 2006, S. 194).

Zu den in allen Lebensbereichen größten Herausforderungen für die Betroffenen gehören Veränderungen aller Art. Diese Welt und andere Menschen sind meist unberechenbar und unkontrollierbar, und oft scheint es mir so, dass die meisten nicht-autistischen Leute erst durch Veränderungen und Variationen in ihrem Alltag Erfüllung finden und eine regelmäßig wiederkehrende Routine ihr Leben in ihren Augen schrecklich langweilig erscheinen lässt. „Typisch für die Betroffenen sind beispielsweise gleich bleibende Mahlzeiten, die täglich zur selben Zeit eingenommen werden, und feste Regeln, die unter anderem das Aufstehen und zu Bett gehen organisieren. Auf Umgestaltungen im Tagesplan oder das Nicht-Einhalten von Ritualen reagieren Menschen mit Autismus oft auf sehr heftige, für Außenstehende kaum nachvollziehbare Weise. Bei kleinen Kindern kann es zu Wutausbrüchen und Panikattacken kommen, ältere Kinder und Erwachsene zeigen oft Anzeichen großen Stresses und starker Anspannung“ (Schuster, 2007, S. 272). Auch bei der Arbeit habe ich große Probleme mit unvorhergesehenen Ereignissen oder Veränderungen. Ich merke dann, dass ich Angst bekomme, weil ich mich nicht mehr auskenne und nicht weiß, wie alles werden wird. Wenn sich solche Fälle häufen, bin ich ziemlich angespannt und verzweifelt, habe Angst, zur Arbeit zu fahren und stehe unter großem Stress. Es ist wichtig, daran zu arbeiten, ab und zu kleinere Veränderungen im Alltag zulassen zu können. Insgesamt jedoch ist für den autistischen Menschen die Ausgewogenheit zwischen Gleichförmigkeit und Alltagsroutinen einerseits sowie Veränderungen andererseits zu beachten. Er benötigt ein gewisses Maß an Routine, um sich sicher zu fühlen, um die Welt als stabil zu erleben und seinen Alltag bewältigen zu können.

Die schwache zentrale Kohärenz könnte man aber auch als einen „eigenen Stil der Informationsverarbeitung“ bezeichnen, der sowohl Vorteile als auch Nachteile umfasst gegenüber der Informationsverarbeitung anderer Menschen (Schirmer, 2006, S. 117). Erst durch ihre Konzentration auf Details sind wohl die außergewöhnlichen Leistungen mancher Autisten möglich. Aufgrund ihrer speziellen Wahrnehmung erkennen sie manchmal auch solche Einzelheiten, die anderen Menschen gar nicht auffallen. Obwohl die schwache zentrale Kohärenz auch bei einigen anderen Aufgaben wie dem Auswendiglernen von Fakten hilfreich sein kann, stellt sie bei der Interpretation von sozialen und anderen Situationen jedoch ein schweres Handicap dar, denn dafür ist eine ganzheitliche, kontextgebundene Wahrnehmung erforderlich.

So besteht für kohärenzschwache Menschen „ein Bericht oder ein Text nicht aus zusammenhängenden Gedanken, sondern aus einer Ansammlung von Einzelinformationen (…). Das gleiche gilt für Geschichten“ (Schuster, 2007, S. 174). Viele Betroffene verstehen daher Geschichten nicht. Sie erkennen oft weder einen sinnvollen Handlungsablauf, noch beherrschen sie das so genannte „Zwischen den Zeilen-Lesen“. Ich selbst habe mich, bevor ich auf die neuropsychologischen Theorien zur Erklärung der autistischen Symptomatik gestoßen bin, immer gefragt, was der Grund dafür sein könnte, dass ich mir keinen Film ansehen kann, bis heute nicht. In der Schule war dies ein großer Nachteil, denn vor allem in höheren Klassen wurde die Fähigkeit verlangt, den Inhalt und die Handlung zu beschreiben und zu analysieren, was mich hoffnungslos überforderte. Meine Klassenkameraden freuten sich auf die Filme, mir dagegen waren sie zuwider. Es war mir nicht möglich gewesen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Ich hätte problemlos beschreiben können, welche Tasse die Hauptperson benutzte, was sie zum Frühstück aß und an welcher Stelle das Buch, das sie las, ein Eselsohr hatte. Aber das war leider nicht gefragt. Gefordert wurden zusammenfassende Analysen, das Erkennen der Beziehungen der Schauspieler zueinander sowie ihrer Ziele und Absichten, aber dies alles konnte ich nicht. Es ist eine Erleichterung für mich, nun Erklärungen dafür zu haben, weshalb ich auf manchen Gebieten einfach versagte, obwohl ich nicht wirklich dumm zu sein schien. Heute denke ich mir manchmal, dass dies für die Lehrer vermutlich ähnlich schwierig gewesen war wie für mich. Auch sie werden sich sicher ab und zu Gedanken gemacht haben, was mit mir los war. Aber sie haben es leider meist falsch interpretiert und mir in der Regel Lustlosigkeit, Faulheit oder gar Böswilligkeit unterstellt, was mir wehtat. Ähnliche Probleme hatte ich, wenn es um Literatur ging und verschiedene Romane nacherzählt oder interpretiert werden sollten. Das war immer wieder eine Katastrophe. Ich konnte die Erzählungen nicht im Zusammenhang verstehen, mir blieben nur anscheinend irrelevante Kleinigkeiten in Erinnerung. Es gelang mir daher nicht, der Handlung zu folgen. Heute bin ich erleichtert, dass es für diese Schwierigkeiten Erklärungen gibt und ich damit nicht allein bin. Im Laufe der Zeit wurde für mich auch in diesem Bereich einiges leichter. Heute muss ich keine Romane mehr analysieren, ich kann mir aussuchen, was mir gefällt, was ich lesen oder welche Filme ich mir ansehen möchte. Allerdings gibt es für mich nach wie vor durchaus ähnliche Probleme. Bei der Arbeit komme ich beispielsweise immer wieder einmal in die Situation, einen Patienten vorstellen zu müssen. Das war anfangs für mich gar nicht zu leisten, weil ich nicht wusste, was wichtig sein würde und was nicht. Mittlerweile habe ich ein Schema für mich entwickelt, eine Art Leitfaden, nach dem ich vorgehen kann und der alle interessierenden Punkte berücksichtigt. Damit komme ich zurecht. Schwieriger wird es, wenn ich bei einer Fortbildung bin und anschließend eine Zusammenfassung des Gehörten bieten soll. Das ist etwas, was mir auch heute noch nicht gelingt. Oft wirkt es dann wohl so, als hätte ich nicht zugehört, sondern vor mich hin geträumt.

Aufgrund der schwachen zentralen Kohärenz sind für autistische Menschen außerdem ähnliche Situationen sehr unterschiedlich, denn erst eine ganzheitliche Wahrnehmung führt dazu, dass Situationen als ähnlich oder gleich eingeschätzt werden können. Daher bleibt gelerntes Verhalten oft auf die spezifische Situation begrenzt, in der es eingeübt wurde. Es ist also notwendig, Verhaltensänderungen in möglichst vielen verschiedenen Situationen und Kontexten zu trainieren.

Funktion der Spiegelneuronen

Einen wichtigen Hinweis für den Versuch, diejenigen Hirnvorgänge zu identifizieren, die bei autistischen Menschen gestört sind, lieferte eine Untersuchung von Forschern der Universität Parma (Italien) in den 1990er Jahren. Sie untersuchten die Nerventätigkeit im Gehirn von Affen, während diese zielgerichtete Handlungen ausführten. Man fand heraus, dass manche Nervenzellen nicht nur bei der eigenen Handlung, sondern auch beim Zuschauen eines Artgenossen aktiv wurden, der diese Handlung ausführte. Bildgebende Verfahren zeigten in der Folge, dass es diese so genannten Spiegelneuronen auch in entsprechenden Regionen der menschlichen Hirnrinde gibt. Sie werden beim passiven Zusehen so aktiviert, als handle der Beobachter selbst. Dies wird als Grundlage für Imitation angesehen, aber auch für die Fähigkeiten, mitzufühlen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und deren Intentionen herauszufinden, indem die Handlungen des anderen mental simuliert werden (Ramachandran u. Oberman, 2007). Nun hat man festgestellt, dass bei Menschen mit Autismus die Spiegelneuronen nur bei der eigenen Handlung, nicht jedoch beim Beobachten einer Handlung bei anderen Menschen aktiv sind. Hieraus erklären sich viele Schwierigkeiten der Betroffenen. Die Spiegelneuronen reagieren normalerweise zum Beispiel, wenn eine Person einen anderen Menschen beobachtet, der unter Schmerzen leidet. Die Gefühle des anderen werden im Gehirn des Zuschauers abgebildet. Autistische Menschen mögen daher gefühlskalt erscheinen, was sie jedoch nicht sind. Im Gegenteil, ihr Leben wird oftmals bestimmt von heftigen und sehr verschiedenartigen Emotionen. Sie empfinden wie alle Menschen Schmerz, Wut, Freude und Glück, allerdings sind sie häufig nicht in der Lage, diese Empfindungen adäquat auszudrücken und auch selbst auszuhalten. Sie benötigen hierbei umfangreiche Unterstützung. Dabei geht es einmal um das Erkennen des entsprechenden Gesichtsausdrucks beim Gegenüber, aber auch darum, das eigene Erleben und Ausdrücken der entsprechenden Emotion zu üben. Manchen Betroffenen wird es schließlich nach harter Arbeit gelingen, sich einige Spielregeln der menschlichen Gesellschaft mit wissenschaftlich-rationalen Methoden zu erschließen, weil ihnen der emotionale Zugang fehlt.

Für mich wird aus der Theorie heraus nun vieles verständlich, einmal meine Schwierigkeiten mit Gefühlen, zum anderen aber auch die Probleme in Situationen, die Imitation verlangen. So ist mir heute klar, weshalb ich beispielsweise im Sportunterricht so große Schwierigkeiten hatte. Jemand machte die Übungen vor, meinen Klassenkameraden gelang es danach scheinbar mühelos, sie selbst auszuführen, während ich selbst gar nicht wusste, was ich tun sollte. Ich hätte die Möglichkeit gebraucht, in Ruhe separat und unter Anleitung die Dinge zu erlernen, die verlangt wurden. Dazu wäre ein häufiges Üben notwendig gewesen, und so habe ich es schließlich viel später in meinem Leben dann auch gemacht, als ich beispielsweise im Studium das Nähen von Hautwunden erlernen wollte. Ich habe unzählige Orangen auseinander geschnitten und wieder zusammen geflickt, da sich die Schale dieser Früchte besonders gut zum Üben eignete, wie ich herausfand. Meine Familie erhielt in dieser Zeit also besonders häufig frisch gepressten Saft, da ich die einmal geöffneten Früchte ja auch verwerten musste. Solche oder ähnliche Übungen waren aufwändig, aber sie haben sich gelohnt. Auch andere Menschen mit Autismus haben die Erfahrung gemacht, dass sie sich auch vermeintlich leichte Handlungsabläufe nicht durch das Zusehen allein erschließen können, sondern dass es notwendig ist, diese immer wieder zu üben. Gunilla Gerland, eine schwedische Autorin, erklärt dazu: „Der Hauptgrund, warum ich es bisher nicht geschafft habe, Kartoffeln zu schälen, war, dass es mir nicht genügte, wenn jemand es mir mit Worten erklärte. Auch das Beobachten, wie andere es machten, genügte nicht. Ich musste es mit meinen eigenen Händen lernen, schrittweise, nach und nach“ (Gerland, 1998, S. 194).

Bedeutung der neuropsychologischen Theorien

Was bedeutet nun die Gesamtheit der neuropsychologischen Theorien für die autistische Symptomatik? Bei Menschen mit Autismus ist die Fähigkeit, die Handlungsintentionen anderer Personen zu erkennen, deutlich beeinträchtigt. Sie erkennen nicht oder nur unzureichend, was andere Menschen gerade wünschen oder zu tun beabsichtigen. Es fällt ihnen häufig nicht auf, dass ihr Gegenüber sich nicht für ihre Vorlieben interessiert, in Eile ist oder selbst etwas sagen möchte. Obwohl sie oft über einen großen Wortschatz verfügen, können sie diesen in sozialen und emotionalen Situationen nicht angemessen einsetzen. Sie haben großes Interesse und eine sehr gute Wahrnehmungsfähigkeit für Details, was jedoch einer ganzheitlichen und angemessenen Wahrnehmung von Situationen und Zusammenhängen nicht zuträglich ist. Emotionen lassen sich nun einmal nicht über Details und auch nicht unbedingt aus der Summe von Details erkennen, so kann beispielsweise die Information „Mund offen“ sehr unterschiedliche Bedeutungen haben. Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten mit der sprachlichen Bezeichnung von psychischen Vorgängen, auch wenn sie andere Dinge sehr gut benennen können. So können sie z. B. möglicherweise 50 verschiedene Spinnenarten oder ähnliche Dinge unterscheiden, es gelingt ihnen jedoch kaum, die emotionalen Zustände „glücklich“, „traurig“ oder „ängstlich“ zu beschreiben. Generell haben sie große Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen, die oft durch Taten oder ähnliches zum Ausdruck gebracht werden, beispielsweise das Ausdrücken von Liebe durch kleine Aufmerksamkeiten, wie auch ich es bei meinen Eltern versuche. Die Betroffenen verstehen und benennen meist lediglich die Extreme von Emotionen und vermeiden Uneindeutigkeiten im sozio-emotionalen Bereich und in der Sprache. Dadurch kommt es insgesamt zu einem „Schwarz-Weiß- Denken“, zu einem Leben und Denken in Extremen. Etwas ist entweder gut oder böse, jemand ist freundlich oder feindlich, man selbst ist glücklich oder todtraurig. Ambivalente Gefühle sind für Menschen mit Autismus oft unerträglich, können nicht erkannt und benannt werden, es kann nicht adäquat damit umgegangen werden. Es ergeben sich erhebliche Probleme im Zusammensein mit anderen Menschen, obwohl der Wunsch nach Kontakt oft durchaus vorhanden ist. Da zwischenmenschliche Kontakte so schwierig und anstrengend sind, kommt es häufig zu einer vermehrten Hinwendung zu spezifischen, nicht-sozialen Themen oder Dingen. In diesen kann eine Selbstbestätigung und Aufwertung der eigenen Person erlebt werden, sozial-emotionale Zusammenhänge dagegen werden vor allem als frustrierend erlebt. Da die mangelnde Fähigkeit zur Theory of Mind sich auch auf die eigene Person bezieht, haben betroffene Menschen häufig ein unklares Selbstbild. Das heterogene Leistungsprofil mit guten kognitiven, aber ungenügenden sozialen Fertigkeiten und die als verwirrend erlebte eigene Emotionalität lassen sich nur schwer in ein Selbstbild integrieren. Aufgrund der Defizite in den exekutiven Funktionen ergeben sich Probleme in der Handlungsplanung, der Impulskontrolle, bei der Unterdrückung drängender, den Handlungsablauf jedoch störender Reaktionen sowie in der Zielgerichtetheit, der organisierten Suche und in der Flexibilität im Denken und Handeln. Viele Menschen mit Autismus richten sich in ihrem Verhalten und in ihrer äußeren Erscheinung nicht nach gegenwärtigen Trends oder Moden. Da sie sich nur selten fragen, was andere Menschen über sie denken, wie sie selbst durch andere wahrgenommen werden, wirken sie oft gleichgültig, egozentrisch und bizarr. Sie können die erfahrene Ablehnung durch andere Menschen zwar durchaus wahrnehmen, ihre Reaktionen darauf sind jedoch eigentümlich, wenig nachvollziehbar und häufig unangemessen.

Es muss aber auch betont werden, dass das Leben von Menschen mit Autismus nicht nur aus Problemen besteht. Sie haben vielmehr durchaus auch ein gutes Leben und verfügen über Qualitäten, die nicht selbstverständlich sind. Meist sind sie sehr loyal anderen gegenüber, sie belügen oder täuschen andere Menschen nicht. Oft erweisen sie sich als die besten Verbündeten und Verteidiger, „wenn sie glauben, dass jemand ungerecht behandelt wird. So gesehen ist ihnen das Schicksal anderer also durchaus nicht gleichgültig. Sie sind keine hartherzigen Psychopathen, die darauf aus sind, andere zu verletzen. Im Gegenteil: Wenn sie feststellen, dass sie einen anderen Menschen ungewollt gekränkt oder durch eine ungeschickte Äußerung vor den Kopf gestoßen haben, sind sie in der Regel ganz entsetzt und können gar nicht verstehen, wieso ihr Verhalten diese Reaktion ausgelöst hat. Genauso verwirrend finden sie allerdings die Frage, wie man eine solche Kränkung wieder gutmacht. Auf jeden Fall verletzen sie andere Menschen nicht absichtlich“ (Baron- Cohen, 2006, S. 190). Menschen mit Autismus sind zuverlässig und halten sich verlässlich an einmal akzeptierte Regeln. Sie begegnen anderen Menschen ohne Vorurteile. Sie sagen offen und ohne Scheu, was sie denken, dabei sprechen sie in einer eindeutigen, unzweifelhaften Sprache und verfügen in vielen Bereichen über einen großen Wortschatz. Auf speziellen Gebieten verfügen sie über ein bewundernswertes Wissen, das sie gerne und ausführlich preisgeben. Viele sind Kämpfertypen, die nicht aufgeben und immer wieder neue Anstrengungen auf sich nehmen, um ihre Lage zu verbessern und ihr Leben zu meistern. Und erst, wenn es gelingen kann, der Öffentlichkeit nicht nur die Einschränkungen und Defizite, sondern ebenso auch die Ressourcen, die Liebenswürdigkeit und Fröhlichkeit, die Lebensfreude und die Kraft von Menschen mit Behinderungen allgemein und auch von autistischen Menschen zu vermitteln, erst dann wird die Gesellschaft bereit sein, auch diese Menschen in ihrer Mitte willkommen zu heißen.

Menschen mit Autismus wird oft mit viel Unverständnis begegnet. Je detaillierter deshalb die Theorien der Neuropsychologie formuliert werden können, umso eher wird es gelingen, autistische Störungen besser zu verstehen, die spezifischen Eigenheiten der betroffenen Menschen nicht als bewusste Provokation zu empfinden und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

Ich möchte Sie mit meinen Ausführungen ermutigen, selbstverständlich nicht alle schwierigen Verhaltensweisen des autistischen Menschen zu tolerieren, andererseits aber auch nicht vorschnell zu (ver-) urteilen, sondern sich die Mühe zu machen, das Verhalten erst einmal zu hinterfragen, und dadurch die Chance zu nutzen, den Menschen mit Autismus als eine durchaus liebenswerte Persönlichkeit wahrzunehmen. Weiterhin möchte ich Sie einladen, den Betroffenen direkt nach seinen Gedankengängen zu befragen, wenn Sie seine Äußerungen oder die Bedeutung seiner Verhaltensweisen nicht verstehen können. Nur so kann es Ihnen gelingen, möglicherweise folgenschwere Missverständnisse zu vermeiden.

Ein Beispiel für zunächst unverständliche Verhaltensauffälligkeiten in der Schule wurde im Rahmen eines Referates über das Asperger-Syndrom vor einigen Jahren beschrieben: „Eine Lehrerin arbeitete im Einzelunterrichtmit einem Jugendlichen mit autistischer Behinderung.Sie unterrichtete ihn in Englisch. Der Jugendliche sollte sich am Ende der Stunde seine Schuhe anziehen, trotz mehrfacher Aufforderung verharrte er jedoch regungslos. Die Lehrerin war sich unsicher, ob der Schüler, der ihr eben noch komplizierte Sätze ins Englische übersetzt hatte, sie provozieren oder von ihr bedient werden wollte oder ob er vielleicht plötzlich eine Abneigung gegen seine Schuhe entwickelt hatte. Sie hatte vor dem Unterricht beobachtet, dass er seine Schuhe selbstständig gewechselt hatte. Nachfragen der Lehrerin bei ihrem Schüler ergaben, dass der Jugendliche nach großen intellektuellen Anstrengungen so erschöpft war, dass er auch einfache Handlungen nicht mehr allein ausführen konnte“ (Schirmer, 1999). Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig für das Verständnis das aktive Hinterfragen des Verhaltens ist. Man hätte den Schüler schließlich auch einfach als faul und unwillig bezeichnen können.

Ausblick

Mein eigenes Leben ist, ebenso wie das vieler anderer Menschen mit Asperger-Syndrom, im Laufe der Zeit um einiges ruhiger geworden. Das heißt keineswegs, dass die Schwierigkeiten nicht mehr vorhanden wären, aber ich habe in einigen Fällen gelernt, damit zu leben, und ich habe vor allem gelernt, zu entscheiden, was für mich im Bereich des Möglichen liegt und was mich andererseits hoffnungslos überfordert. Ich habe aufgehört, gegen alles zu rebellieren, was mir nicht möglich ist. Und ab und zu gelingt es mir, auch schwierige Situationen durchzustehen, wenn sie nötig sind für ein großes Ziel. Dazu zählen beispielsweise Wochenend-Notdienste in meiner Heimatstadt. Diese sind brutal anstrengend für mich und bringen mich immer wieder an die Grenzen meiner Belastbarkeit, aber da ich aufgrund meiner Behinderung nur eine Teilzeitstelle in der Klinik habe, sind sie unumgänglich, wenn ich mir etwas Besonderes leisten möchte wie beispielsweise eine Urlaubsreise. Ich liebe die Natur und finde dort Kraft für meinen oft so anstrengenden Alltag. Deshalb genieße ich meinen Urlaub sehr, obwohl ich auch in diesen Zeiten immer wieder in ernste Schwierigkeiten gerate, insbesondere dann, wenn mein geplanter Tagesablauf nicht einzuhalten ist und durcheinander gerät. Aber ich kann auf der anderen Seite auch nicht völlig ohne Struktur in den Tag starten und alles auf mich zukommen lassen. Solche Reisen habe ich früher mit meinen Eltern und Brüdern erlebt. Ich bin oft ausgerastet, wenn meine Familie erklärte, wir würden am nächsten Tag „dann mal sehen, was wir machen“ wollten, oder wenn bei einer kleinen Wanderung das Ziel und die genaue Dauer nicht feststanden. Ich glaube, das waren sehr schlimme Zeiten für meine Eltern, aber es waren auch schlimme Zeiten für mich. Heute weiß ich, dass ich auf diese Weise meine freie Zeit weder verbringen kann noch möchte. Aber manchmal bin ich wohl zu sehr festgelegt in meinen Vorstellungen. Wenn ich mich beispielsweise mittags für ein bestimmtes Brötchen entscheide und die Bäckerei, die ich ansteuere, diese Sorte gerade nicht vorrätig hat, dann kann es durchaus passieren, dass ich anfange, die Verkäuferin deshalb zu beschimpfen. Das tut mir hinterher wahnsinnig leid, ich schäme mich dafür und gebe mir große Mühe, mich besser unter Kontrolle zu haben. Manchmal gelingt es mir mit größter Anstrengung in solchen Situationen aber auch, mich wieder einigermaßen zu beherrschen und vor dem Hinausgehen zur Verkäuferin einen Satz zu sagen wie „Entschuldigen Sie bitte, es tut mir leid, ich wollte Sie nicht beschimpfen, aber ich hatte mich so darauf gefreut und bin so enttäuscht“. Und manchmal kommt es sogar gar nicht erst dazu. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn ich für mich entscheide, erst einmal in der Bäckerei nachzusehen, was dort im Sortiment ist, um anschließend in einem zweiten Schritt in Ruhe einen Artikel auszuwählen. Das sind dann gute Momente, über die ich mich sehr freue, denn ich möchte nicht, dass man sich über mich ärgern muss. Ich bin nicht böse, aber leider merkt man manchmal erst nach einiger Zeit, dass ich ein ganz netter Mensch bin.

Dies ist mir ein wichtiges Anliegen, deshalb möchte ich es wiederholen. Menschen mit Asperger-Syndrom wirken „auf ihre Umwelt seltsam, verschroben, umständlich, ängstlich, schüchtern, unfreundlich, egoistisch, undankbar, faul oder lustlos“ (Gerner). Ihr auffälliges Sozialverhalten wird dann verschiedensten Ursachen, insbesondere ungenügenden Charaktereigenschaften oder nachlässiger Erziehung, zugeschrieben. So müssen sie oft unter Ausgrenzung oder Mobbing leiden, häufig werden sie als gestört, verrückt oder böse dargestellt. Ich möchte Sie nochmals ermutigen, dieses Verhalten genauer zu hinterfragen, um die Schwierigkeiten des betroffenen Menschen erkennen zu können. Ich möchte Sie bitten, zu bedenken, dass hinter solchen Verhaltensweisen meist kein böser Wille steckt, sondern dass der Mensch mit Autismus häufig nicht über kompetentere Möglichkeiten der Interaktion verfügt und oft auch keine Einsicht in die Auswirkungen hat, die diese auf sein Gegenüber haben können. Das bedeutet jedoch keineswegs, jedes respektlose und grenzüberschreitende Verhalten des Betroffenen stillschweigend tolerieren und aushalten zu müssen. Will man hier zukünftig eine Verbesserung erreichen, müssen solche Situationen unbedingt zeitnah mit dem Betroffenen besprochen werden, und es muss ihm vermittelt werden, welche Reaktionen sein Verhalten bei anderen Menschen hervorrufen kann und welche Möglichkeiten es gäbe, dies zu verbessern.

Lange Zeit war es ja ausschließlich möglich, sich dem Thema Autismus aus der Perspektive der Fachleute zu nähern. Die Beschreibung der autistischen Störungen und die „Sicht von außen“ auf die Bedürfnisse der Betroffenen dominierten. In den letzten Jahren jedoch steigt die Zahl der Publikationen von Menschen mit Autismus mit Darstellungen ihrer eigenen Gedanken, Wünsche und Erfahrungen zusehends. Autistische Menschen haben dadurch die Möglichkeit, auch selbst ihren Beitrag zu leisten zu einem wachsenden Bekanntheitsgrad des Autismus, zur Entwicklung von immer besser auf die Bedürfnisse der betroffenen Personen selbst abgestimmten Hilfsmaßnahmen, vor allem aber zu mehr Verständnis seitens der Gesellschaft für autistische Menschen. Es sind dabei vor allem drei Punkte, die in den Publikationen autistischer Menschen beschrieben werden. Zunächst stellen sie ihre Besonderheiten – Schwierigkeiten wie auch Ressourcen – aus eigener Sicht dar. Sie erläutern, welche Situationen sie im Alltag überfordern und welche Strategien sie bislang entwickelt haben, um ihr Leben so gut wie möglich zu meistern. Problematisch sind für die Betroffenen meist Veränderungen und unerwartete Ereignisse, außerdem Überforderung der Sinne durch Reizüberflutung usw. Natürlich unterscheiden sich die Schilderungen in jedem Einzelfall. Als positiv und hilfreich empfunden werden aber von den meisten Betroffenen Orte der Ruhe und Sicherheit, beispielsweise ein eigenes Zimmer, die Bücherei oder der Zoo, außerdem ein funktionierendes familiäres Netzwerk, Strategien zum Stress- und Spannungsabbau in Überforderungssituationen, Kontakte zu anderen autistischen Menschen und die aktive Beschäftigung mit den eigenen Besonderheiten. Sinnvoll sind Routinen und Rituale, die Sicherheit bieten. Auch für Fachleute scheint die Erlebniswelt der Betroffenen immer größere Bedeutung zu erlangen: „Wir verdanken (den Eigenaussagen der Betroffenen) ein verbessertes Verständnis der Besonderheiten im Denken und Handeln dieser Personen, das uns hilft, in jedem Arbeitskontext – ob Schule oder Therapie – den Bedürfnissen von Menschen mit Autismus besser gerecht zu werden“ (Lechmann u. Eckert, 2006, S. 147).

Ich möchte mit meinen Ausführungen beide Seiten, die professionellen Fachleute wie auch die Betroffenen selbst und deren Angehörigen, zu einer verstärkten Zusammenarbeit motivieren. Erst dann wird es möglich sein, autistischen Menschen die Hilfen anzubieten, die sich an ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen sowie ihren eigenen Lebenszielen orientieren. Dabei ist es wichtig, den Betroffenen zu helfen, ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und auszubilden. Dies setzt das Angebot voraus, unterschiedliche Möglichkeiten kennen zu lernen und zu beurteilen. Nicht alle autistischen Menschen haben bereits entdeckt, was ihnen gut tut, bei manchen müssen Bedürfnisse erst geweckt werden. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe in allen Lebensbereichen. Unbestritten ist außerdem, dass die enge Begleitung und Stütze im Alltag dem Betroffenen und ggf. dessen Angehörigen am meisten hilft. Sehr wichtig ist daher die konkrete Hilfestellung für die Situationen, die dem autistischen Menschen Probleme bereiten. Nicht vergessen werden sollte zudem die lebenspraktische Vorbereitung der Betroffenen, und schließlich muss der autistische Mensch aber auch als Person, mit all seinen Stärken und Schwächen, akzeptiert und respektiert werden.

Insgesamt ist die Arbeit mit autistischen Menschen natürlich nicht immer einfach, im Gegenteil, man wird in vielen Fällen immer wieder an seine Grenzen stoßen. Dennoch möchte ich zu einer Zusammenarbeit ermutigen. Die Betroffenen mögen auf den ersten Blick ablehnend oder sogar feindselig wirken, aber bei näherem Hinsehen erkennt man doch, dass wohlwollende Hilfsangebote gern angenommen werden. Und schließlich kann eine Tätigkeit mit autistischen Menschen trotz aller Mühe und Schwierigkeiten auch persönlich bereichernd sein.

Wichtig für autistische Menschen ist, dass sie ihren Platz im Leben finden und ein berufliches und privates Umfeld haben, das sie in ihrer Andersartigkeit akzeptiert und sie unterstützt. Dann können sie durchaus glücklich und erfolgreich werden. Seinen Platz zu finden ist allerdings nicht immer leicht, und man muss der Gesellschaft immer wieder vermitteln, dass sich die Wünsche autistischer Menschen für ihr Leben möglicherweise sehr von dem unterscheiden, was andere Menschen sich zum Glücklichsein wünschen. Es gilt herauszufinden, was für jeden Einzelnen ganz individuell zählt. Auf Außenstehende mag unser Leben merkwürdig und vielleicht auch unbefriedigend wirken, aber darum geht es nicht. Ich kann stundenlang allein am Ufer eines Flusses sitzen und nachdenken, Tiere beobachten oder eine sehr anregende und intensive Zeit in einer Bibliothek verbringen. Ich habe kein Interesse an Partys oder Discotheken, und langes Beisammensein strengt mich schrecklich an. Aber es gibt andere Dinge, die für mich wichtig sind, und es ist keinesfalls so, dass ich keine Interessen hätte und langweilig wäre, wie ich früher oft zu hören bekam. Und auch unter Menschen kann ich durchaus angenehme Zeiten verbringen, wenn ich nicht permanent im direkten Kontakt mit ihnen sein muss. So war ich abends auf einem Jugendstilfest, bin über die weitläufige Anlage geschlendert, habe mir die schönen Gebäude angesehen und mich darüber gefreut. Das war so schön, dass ich mir dachte, ich könnte öfter ausgehen, um solche Veranstaltungen zu besuchen, allein und ohne jede Verpflichtung. Manchmal denke ich in solchen Momenten, ich beginne allmählich, meinen Platz zu finden. Dann bin ich sehr glücklich. Wenn mir dann allerdings bewusst wird, dass ich dabei immer allein bin und niemanden habe, mit dem ich diese schönen Momente teilen kann, wenn ich mir klar mache, was in meinem Leben fehlt, dann überwiegt die Traurigkeit. Und so wird es wohl auch bleiben, zwischen diesen Gefühlszuständen werde ich mich wohl auch zukünftig bewegen. Es wird niemals wirklich leicht werden. Aber vielleicht gelingt es mir eines Tages, meinen Weg zu finden und ihn trotz aller Widerstände zu gehen. Das wünsche ich mir sehr.

Bis dahin jedoch liegt noch viel Arbeit vor mir, „man könnte sagen, dass ich noch lange nicht am Ziel bin. Vielleicht gibt Gott uns deshalb ein ganzes Leben lang Zeit. Tief im Innern habe ich das Gefühl, dass Gott in seinem Herzen einen Platz für uns Autisten reserviert hat. Vielleicht ist er auch selbst ein kleines bisschen autistisch – warum sonst würde er sämtliche Planeten rotieren lassen?“ (Newport + Newport, 2005, S. 272).

Literatur

Baron-Cohen, S. (2006): Vom ersten Tag an anders. Das weibliche und das männliche Gehirn. München: Heyne.

Bruning, N., Konrad, K., Herpertz-Dahlmann , B. (2005): Bedeutung und Ergebnisse der Theory of Mind-Forschung für den Autismus und andere psychiatrische Erkrankungen. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 33 (2), S. 77–88.

Frith, U. (1989): A new look at language and communication in autism. British Journal of Disorders of Communication 24, S. 123–150.

Gerland, G. (1998): Ein richtiger Mensch sein. Stuttgart: Freies Geistesleben.

Gerner, H.: Asperger-Syndrom. www.autismus-nordbaden-pfalz.de/asperger.htm.

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Lechmann , C., Eck ert, A. (2006): Bausteine aus einem Therapiemanual für Kinder und Jugendliche mit dem Asperger-Syndrom und High-functioning Autismus. In: Bundesverband Autismus Deutschland e.V. (Hrsg.): Tagungsbericht 11. Bundestagung 16.–18.9.2005. Hamburg, S. 134–147.

Newport, M. & J. (2005): Crazy in Love. Ein autistisches Paar erzählt seine Geschichte. München: Droemer.

Ozonoff , S., Jens en, J. (1999): Brief report: specific executive function profiles in three neurodevelopmental disorders. Journal of Autism and Developmental Disorders 29, S. 171–177.

Ramachandran, V. S., Ob erman, L. M. (2007): Der blinde Spiegel Autismus. Spektrum der Wissenschaft 4/07, S. 43–49.

Remschmidt, H., Kamp-Beck er, I. (2006): Asperger-Syndrom. Heidelberg: Springer.

Schirmer, B. (1999): Störungen bei der Ausführung willentlicher Handlungen bei Menschen mit Asperger-Autismus. In: Bundesverband „Hilfe für das autistische Kind e.V.“ (Hrsg.): Tagungsbericht 22.–24.10.1999. Hamburg.

Schirmer, B. (2006): Elternleitfaden Autismus. Stuttgart: TRIAS.

Schuster, N. (2007): Ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing. Berlin: Weidler.

Zöller, D. (2001): Autismus und Körpersprache. Störungen der Signalverarbeitung zwischen Kopf und Körper. Berlin: Weidler.

Die Autorin

Dr. med. Christine Preißmann

Fachärztin für Allgemeinmedizin

Psychotherapie

E-Mail: Ch.Preissmann@gmx.de

Dr. Christine Preißmann ist Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapie. Sie hat im Alter von 27 Jahren die Diagnose Asperger-Syndrom erhalten und dadurch Antworten auf viele Fragen in ihrem Leben gefunden. Derzeit arbeitet sie im Suchtbereich einer psychiatrischen Klinik in Südhessen, wo es ihr recht gut geht, da ihr der im Voraus geplante und stark strukturierte Tagesablauf sehr entgegen kommt. Durch ihre Referate und Publikationen möchte Christine Preißmann über das Leben von Menschen mit Autismus informieren, von ihren Wünschen, Vorstellungen, Ressourcen und Schwierigkeiten berichten, um so zu einem größeren Bekanntheitsgrad des Autismus in all seinen Facetten und zu einem besseren Verständnis für die betroffenen Menschen beizutragen. Von ihrem Fachbuch, das sich zugleich an Betroffene und deren soziales Umfeld, aber auch an Therapeuten, Pädagogen und Sozialarbeiter autistischer Menschen richtet, ist soeben die zweite Auflage erschienen.

Veröffentlichungen von Christine Preißmann:

…und dass jeden Tag Weihnachten wär’. Wünsche und Gedanken einer jungen Frau mit Asperger-Syndrom. Berlin: Weidler, 2005.

Sympathie – Zuneigung – Liebe – Beziehung. Übergänge in ein neues Autismuszeitalter. In: Bundesverband Autismus Deutschland e.V.: Tagungsbericht 11. Bundestagung Leipzig, S. 134–147. Hamburg, 2006.

Psychotherapie bei Menschen mit Asperger-Syndrom. Konzepte für eine erfolgreiche Behandlung aus Betroffenen-und Therapeutensicht. Stuttgart: W. Kohlhammer, 2007.

Psychotherapie bei Menschen mit Asperger-Syndrom. Deutsches Ärzteblatt, Ausgabe PP 12/07, S. 566–568, 2007.

Leben als Außenseiter – Menschen mit Asperger-Syndrom. ÄrzteWoche Österreich Nr. 10/08, S. 4, 2008.

Wohnen im Alter – Wünsche und Bedürfnisse autistischer Menschen. Zeitschrift Autismus, Bundesverband Autismus Deutschland e. V., Ausgabe Mai 08, S. 17–23, 2008.

Das Asperger-Syndrom. InFo Neurologie & Psychiatrie, Ausgabe 12/2008.

Psychotherapie und Beratung bei Menschen mit Asperger-Syndrom. Konzepte für eine erfolgreiche Behandlung aus Betroffenen- und Therapeutensicht. Stuttgart: W. Kohlhammer. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, 2009.

Quelle

Christine Preißmann: Neuropsychologische Hintergründe – persönliche Erfahrungen. Erschienen in Behinderte Menschen, Ausgabe 4/2009, S. 27-39.

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 19.03.2015

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