Augenzeugenbericht eines Bewohners - Aus dem Tagebuch von Albert Huth

Autor:innen - Udo Sierck, Albert Huth
Themenbereiche: Eugenik
Textsorte: Buch
Releaseinfo: Entnommen aus: Sie nennen es Fürsorge: Behinderte zwischen Vernichtung und Widerstand; mit Beiträgen vom Gesundheitstag Hamburg 1981 / hrsg. von Michael Wunder u. Udo Sierck. - 2. Auflage; Frankfurt am Main; Dr. med. Mabuse 1987.
Copyright: © Dr. med. Mabuse 1987

Augenzeugenbericht eines Bewohners - Aus dem Tagebuch von Albert Huth

Was sich mit den Augen eines betroffenen Bewohners in den Alsterdorfer Anstalten abgespielt hat, geht aus den später angefertigten Tagebuchaufzeichnungen von Albert Huth hervor. Er wurde am 1.3.1940 als 17jähriger in Alsterdorf aufgenommen. Der damalige Chefarzt, Dr. Kreyenberg, bescheinigte ihm "totalen Schwachsinn". [1] Albert Huth wurde Opfer der Zwangssterilisation und Zeuge des unmenschlichen Umgangs mit den Pfleglingen in der nationalsozialistischen Zeit und der Abtransporte. Seine Protestbriefe nach 1945 führten schließlich zu der staatsanwaltlichen Ermittlung und zum Abfassen der Anklageschrift gegen Dr. Struve und Pastor Lensch. Der damals ermittelnde Staatsanwalt, Dr. Dietrich Kuhlbrodt, kam im Gegensatz zur Anstalt zu dem Schluß, daß Albert Huth ein normales Erinnerungsvermögen habe, präzise Angaben gemacht habe, die wahrscheinlich unwiderlegbar seien[2]. Vergleicht man die tatsächlichen, vom Staatsanwalt ermittelten Fakten und die Angaben aus Albert Huths Tagebuch, so ergibt sich trotz Abweichungen in Einzelheiten eine erdrückende Übereinstimmung. Albert Huth lebt auch heute noch in den Alsterdorfer Anstalten, er hat eine Abfindung für seine Zwangssterilisation bekommen.

Das Tagebuch Albert Huths zeigt in erschreckender Art und Weise auf, welches Milieu innerhalb der Anstalt im Nationalsozialismus herrschte. Es legt klar Zeugnis darüber ab, wie genau Pfleger wie Pfleglinge wußten, wohin die Transporte gingen. Die Veröffentlichung des Tagebuches hier in Auszügen soll auch dazu dienen, diesen heute noch lebenden Augenzeugen, Albert Huth, ernst zu nehmen, und die Leichtfertigkeit bis hin zur sozial diskriminierenden Absicht, mit der solche Diagnosen hier und in anderen Fällen - heute wie damals - gestellt werden, aufzuzeigen.



[1] R. Oltmann ua.: In der Pflegeanstalt zerbrochen, in: ZEIT-Magazin Nr.19, 1979

[2] ebenda, S. 22

Die Packung

"Wenn ein Junge im Bett eingepinkeit hatte, wo er nicht dafür konnte, der wurde mit dem Knüppel geschlagen und nicht gebadet. Die ganze Urinsäure fraß sich in den Körper ein und es war am Tisch sehr unangenehm, wenn andere Kameraden den Geruch einatmen mußten. Um Ekzeme heraufzubeschwören, bekam der Junge den eingenäßten Spreusack um den Rücken gebunden und mußte damit auf dem Hof herumlaufen, bis der Sack trocken war."

An einer anderen Stelle des Tagebuchs wird diese Methode, die in den Alsterdorfer Anstalten auch "Packung" hieß, anhand eines tödlich ausgehenden Einzelfalles deutlicher beschrieben: "Zu Hitlers Zeiten wurde der Pflegling Willy B. in den Wachsaal eingeliefert. 2 NS (Nationalsozialisten, U.S.) hatten im Wachsaal Abenddienst. Der Pflegling mußte sich ganz nackend ausziehen und die Hände verschränkt auf den Rücken legen, damit er die Schmerzen auch spüren soll. In einer Badewanne befanden sich zwei Bettlaken, die in kaltes Wasser eingetaucht waren. Diese zwei Bettlaken wurden übers Kreuz um den nackten Körper umwickelt. Danach folgten drei Wolldecken und wurden mit vier Riemen festgeschnürt. Wenn es für den Pflegling nicht stramm genug war, dann wurde mit dem Fuß nachgeholfen. Durch die Hitze ziehen sich die Laken zusammen, schnüren die ganzen Blutgefäße ein und unterbrechen das Atmungsorgan. Danach kam der Pflegling für 8 bis 9 Stunden in die Zelle. Nach der Packung war der Pflegling völlig matt. Da rissen die NS Fenster und Türen auf, so daß der Pflegling im Durchzug lag und starb in Folge einer Lungenentzündung."

Das Bad

Eine weitere der bestialischen Bestrafungsmaßnahmen für mißliebige Bewohner war das im Anstaltsjargon genannte "Bad".

"Auf der Wanne waren die Hölzer daran befestigt, wo sich daran Riemen befanden, um den Kopf des Pfleglings festzuschnallen, um somit das Aussteigen zu unterbinden. An der Badewanne war ein Wasserhahnthermometer angebracht, um beim Einlaufen des Wassers in die Wanne zu regulieren. Bedient wurde das ganze mit einem Vierkantschlüssel. Aber die Nazis brachten das Thermometer zum Platzen, so daß sich die Pfleglinge daran verbrühten. Die Badewanne war aus Stein, die nicht so schnell abkühlen taten. Am ganzen Körper hatten die Pfleglinge Brandblasen und durften nicht zum Arzt gehen. Sie bekamen dann drei Tage Wasser, die sog. Flüssige Kost ..."

Lieber Gott, gib dem Führer Weisheit!

Im April 1941 wird Alberth Huth in das Haus Heinrichshöh verlegt. Er schreibt: "Hauspfleger war Otto A.[3] Otto A. war ein großer NS und hatte für die Kirche nichts über. Was Otto A. getrieben hat, war immer nur Hohn und Spott. Zu meinem Erstaunen kam ich nicht mehr zur Schule und blieb immer mehr im Rückstand. Otto A. hatte mit einem Knüppel, den er Onkel Lehmann nannte, auf die Kinder geschlagen, die ein Blasenleiden hatten. Auch da hatte man die Jugendlichen nicht gebadet. Freizeit hatte man dort sehr wenig. Am meisten mußten wir Jugendlichen auf dem Hof marschieren. Wenn z.B. still gestanden ertönte und ein Epileptiker bekam einen Anfall, dann tat er ihn fallen lassen ohne eine Hilfe zu gewährleisten. Am Abend mußten die Jugendlichen auf dem Flur antreten und dann wurde das Lied gesungen Breit aus die Flügel beide, oh Jesu meine Freude. Danach folgte ein Abendgebet Lieber Gott mit starker Hand, schütze unser Vaterland, gib' dem Führer Weisheit, Stärke; segnet ihn bei seinem Werke, auf das Deutschland wieder werde groß und mächtig auf der Erde. Amen. Kannten die Jugendlichen nicht diesen Spruch, dann wurden sie dazu gezwungen. Hatte ein Junge nach dem gesprochen, der mußte auf dem Flur Liegestütze und Kniebeuge machen. Waren die Jugendlichen krank und hatten eine Erkältung, dann gab er sie Rizinusöl ein, um die Erkältung zu unterdrücken ... Zu der Zeit hatte Oberarzt Dr. Kreyenberg zwei Häuser in Beschlag genommen. Haus Bodelschwingh und Schule wurde Krankenhaus .... (unleserlich, U.S.) Pfleglinge wurden verschleppt, die die Anstalt nicht mehr wiedersahen."



[3] Der Name wurde geändert U.S. - Mit (3) gekennzeichnete Namen wurden ebenfalls geändert.

Antreten vor der Arbeit

Unter der Jahreszahl 1942 beschreibt Albert Huth in seinem Tagebuch den üblichen Tagesablauf damals:

"Die Arbeitseinrichtung war so: Um 7.00 Uhr standen die Pfleglinge auf, wuschen sich und bauten ihre Betten. Um 7.30 Uhr bis 7.55 Uhr war Kaffeezeit. Um 8.00 Uhr wurden die Pfleglinge zur Arbeit geläutet. Vor Haus Bismarck war Antreten. Das Personal war mit daran beteiligt. Otto B. (3) teilte die Arbeit ein, die gemacht werden mußte. Um 9.15 Uhr bis 9.30 Uhr war Frühstückszeit. Von 9.30 Uhr bis 12.00 Uhr war wieder Arbeitszeit ... Die Zeitungen schrieben, daß die Pfleglinge in der Anstalt beschäftigt seien. Aber zwischen einer Beschäftigung und Arbeit ist ein Unterschied. Es wurde nicht gesagt, daß die Pfleglinge ausgenutzt wurden, für ein billiges Monatsgehalt und Dampfessen. Wieviele Pfleglinge liegen unter der Erde auf dem Ohlsdorfer Friedhof, die für die Anstalt gearbeitet hatten? Die Pfleglinge mußten Wege ausbessern, Aufgrabungen machen, ausschachten, Kohlen schleppen usw. Von um 13.30 Uhr, wobei wieder geläutet wurde, bis um 18.00 Uhr war wieder Arbeitszeit. Von um 18.00 Uhr bis nach Abendbrotszeit konnten sich die Pfleglinge mit Eigentumssachen bis um 20.45 Uhr beschäftigen, Bettzeit. So verging ein Tag nach dem anderen ..."

Der Abtransport von 1943

"Oberarzt Dr. Kreyenberg und Pastor Friedrich Lensch drangen auf die Verschleppung der Pfleglinge. In der Nacht zum Dienstag, den 27. auf Mittwoch, den 28. Juli kam der zweite Luftangriff auf Hamburg. Ich befand mich zu der Zeit im Luftschutzkeller im Paul-Stritter-Haus. Plötzlich setzte die Flag ein, und ein mörderisches Schießen begann. Deutlich hörte man das Mahlen der Fliegermotoren, dann ein Krachen und Bersten der Bomben. Dann war wieder alles ruhig. Plötzlich gab es eine Explosion. Die ganzen Pfleglinge hatten einen Schreck bekommen. Kurz danach kam ein Pflegling die Treppe hinuntergelaufen und sagte Paul-Stritter-Haus brennt. Als ich nach draußen kam, war es so hell, daß man eine Zeitung lesen konnte. Der ganze Dachstuhl stand in hellen Flammen ... Überall brannte es. Die verursachte Explosion stammte aus der Autogarage. Auf das Dach von Gottesschutz waren die Pfleglinge mit Sand beschäftigt, damit die Flammen nicht hinüberschlugen. Dadurch konnte das Haus gerettet werden. Schuhmacherei und Wäschegarderobe brannten auch. Der Schaden für die Pflegfinge war sehr hoch. Viele Pfleglinge hatten von der Anstalt die Flucht ergriffen. An der Alster hatten sich die Pfleglinge und Mündel versammelt. Im Laufe des Vormittags ging es wieder nach oben. Sie brachten Holländer, Dänen, Belgier und Franzosen, die in der Anstalt mit der Aufräumung begannen. Am Donnerstag, den 29. Juli kamen 6 Autobusse und hielten in der Anstalt an, 3 auf dem weiblichen und 3 auf dem männlichen Gebiet. Heraussprangen aus dem Bus die Gestapo Wieviel Vögel habt ihr hier? Es befinden sich hier eine ganze Portion, sagte einer zu seinem Kollegen. Dann her mit die Schweine. Insgesamt waren es 478 Pfleglingsinsassen, darunter Geisteskranke, Schwachsinnige, Epileptiker, Krüppel, Frauen und Kinder. Fast alle Pfleglinge trugen vorne vor der Brust ein Schild. Darauf stand geschrieben Sklaven, gestorben am 3.8.1943, Heil Hitler. Wirklich, wie Schweine wurden die Pfleglinge in die Busse verladen. Viele Schwestern hatten sie noch zurückhalten wollen, aber die Gestapo hatte mehr Macht ... Als ich um 12.30 Uhr im Lindenhof 2 und im Eichenhof sowie in den Knabenhort kam, waren alle Räume leer. Nicht einen einzigen Pflegling hatte sie hierbehalten. Dafür blieben in der Anstalt einige Häuser frei bis nach dem Krieg 1945 ... Sie kamen mit der Begründung, wegen der pausenlosen Luftangriffe müßten die Pfleglinge in Sicherheit gebracht werden. Diese Sicherheit endete im Konzentrationslager."

Verzweiflung und Hunger

"Diese Aggression, was die NS taten, führte bei einige Pfleglinge zum Selbstmord und es kam zur Panik, was die NS verschwiegen und nicht hindern konnte, weiter zu tun ..."

"Aus Hunger aßen die Pfleglinge Drang, wo sie dran starben. ("Drang" sind Küchenabfälle, die im "Schweineeimer" gesammelt werden, U.S.) Einige konnten gerettet werden. Am Gesicht des Pfleglings traten schwere Veränderungen ein. Von dem Drang, was der Pflegling aß, bekam er ein aufgeschwemmtes Gesicht, hervorgequollene Augen und einen dicken Bauch ..."

Arbeiten bis zum Krepieren

"Manche Ärzte haben bei Pfleglingen operative Eingriffe verweigert, die sich rechtzeitig gemeldet hatten. Sie ließen deshalb die Pfleglinge krepieren, weil die Ärzte nur die Privatpatienten bevorzugt hatten. Daher hatten die Ärzte die Operationen bei Pfleglingen hinausgezögert bis es zu spät gewesen war. Das habe ich gesehen mit dem Pflegling Adolf N. Deshalb darf ich in der Anstalt nichts sagen, weil diese Brüder alles abstreiten und lügen ... 250 Pfleglinge starben an Lungen-Tbc, weil bei die Ärzte keine Röntgenkontrolle unterzogen hatten. Wieviele Epileptiker lagen auf dem Terrain. Aber keine von die Angestellten bemühten sich darum, diesen Menschen zu helfen ... Krank durften die Pfleglinge in der Anstalt nicht sein. In der Anstalt hieß es nur Arbeiten bis zum Krepieren. Wer nicht gearbeitet hatte oder krank gewesen war, bekam kein Taschengeld."

Zwangssterilisation

Zu seiner Sterilisation schreibt Albert Huth folgendes:

"Bei einer dritten Intelligenzprüfung, die ich nicht bestehen konnte, am 18.12.1943, ging es hierbei um die Sterilisierung. Am 20.12. sagte Otto C. (3) zu mir Du gehst jetzt in den Keller und badest, aber nur halb voll Wasser in die Badewanne. Aber warum ich baden mußte, das sagte er mir nicht. Otto C. und Otto B. besprachen sich gegenseitig. Als ich damit fertig war und in die Schreibstube kam, war noch ein Pfleger, Albert S. (3) mit im Spiel. Otto B. sagte zu Albert S. Bringen Sie diesen Jungen nach Krankenhaus Barmbek und da war es geschehen. Ohne Mutters Genehmigung brachte man mich nach Krankenhaus Barmbek. Damals war ich 17 Jahre alt. Am 23.12. hatten die Ärzte mich unfruchtbar gemacht. Erst wie es mit mir geschehen war, am 25.12., kam meine Mutter ...

Weil die Anstalt keine Spezialgeräte dafür hatte, kamen die Pfleglinge nach Eppendorf oder Barmbek, wo sie unfruchtbar gemacht wurden."

Das letzte Kriegsjahr in der Anstalt

Unter der Jahreszahl 1944 schreibt Albert Huth:

"Die Verpflegung wurde von die Pfleglinge rationiert und bekamen manches nicht zu sehen. Zur gleichen Zeit wurden ehemalige Pfleglinge zum Hilfsangestellten befördert, nur um billige Arbeitskräfte zu gewinnen. Wenn Fliegeralarm gewesen war, mußten diePfleglinge, die im Einsatz standen, die Privatpatienten in den Luftschutzkeller transportieren, während für die übrigen Pfleglinge nicht in Frage kamen. Öfters kamen die Pfleglinge nicht zu Ruhe, aber eine Anerkennung bekamen sie nicht. Des Sonntag vormittags ging es in die Kirche und am Nachmittag in die Ortsgruppe. Otto B. war SA-Amtmann ... In schweren Regengüssen mußten die Pfleglinge schwer arbeiten. Eine Unterstellung gab es nicht. Viele Pfleglinge waren völlig durchnäßt und bekamen später eine Lungenentzündung ... In diesen Tagen war Erwin A. (3) in Carlsruh beschäftigt und hatte die Tiefstehenden mit Knüppel und Spannriemen geschlagen. Diese Mißhandlungen gingen auch nach dem Krieg weiter ... Über 40 Pfleglinge hatten aus Verzweiflung Selbstmord verübt. Einige sprangen in die Alster, einige von der Hochbahnbrücke ..."

Nach dem Krieg: Albert kommt in den Wachsaal

1945: "Am 6. Mai war die bedingungslose Kapitulation. Weil die Anstalt es mit der Angst bekam, hißte sie zum Schein die Rote Kreuz Flagge, nur um den Engländern vorzutäuschen, daß hier keine NS seien. Dabei befinden sich hier eine ganze Portion. Die Säuberungsaktion der Anstalt wurde nicht ausgeführt, sondern man tat sie der Anstalt vorbehalten. Denn es sollte somit keine Aufregung unter der Bevölkerung geben und auch keine Veröffentlichung in Zeitungen. Es wurden zwar einige Pastoren aus der Anstalt entlassen, aber nicht Ärzte und Personal ... Um 8.00 Uhr mußte ich zum Verhör, denn es war in der Anstalt ein Kriminalbeamter erschienen. In dem Konferenzzimmer saßen Pastor Friedrich Lensch und Dr. Lindner. Allerdings hatte ich alleine nichts machen können. Sie hatten meine Akte mit der Intelligenzprüfung hervorgeholt und heuchelten: Ich bin kein Nazi gewesen. Sie konnten sich stützen auf die Intelligenzprüfung. Der Kriminalbeamte fiel auf den Schwindel der Anstaltsleitung herein. Die NS konnte sich in die Hände reiben, wo ich dafür in den Wachsaal ging. Ich war so in Verzweiflung, daß ich einen Nervenzusammenbruch bekam und beleidigte einen Pfleger. Daher kam ich am 17. November in die Zelle, wobei ich 5 Tage nichts gegessen hatte. So konnte ich mein erstes Weihnachten im Wachsaal verbringen."

1946: "Ständig wurde ich in Begleitung eines Pflegers zur Arbeit hingebracht. Weil die Angst bekommen hatten, daß ich eine Anzeige riskieren würde und es würde ein Aufsehen der Bevölkerung erregen."

1947: "Weil diese Brüder noch weiter eine Angst gehabt hatten, wurde ich sogar in Begleitung eines anderen Pfleglings nach meiner Tante gebracht. Da ich im Wachsaal immer noch verloren war und nichts gegen machen konnte, hatte die Sozialbehörde am 6. August 1947 mir einen Vormund aufgezwungen ohne Wissen meiner Angehörigen und alle Rechte in der Anstalt entzogen. Nur um mich weiter in der Anstalt zu denunzieren, wurde ich für §51 Abs.2 erklärt. Damit ist gesagt, daß die Leute von draußen von mir nicht glauben sollen, weil ich die Wahrheit sage und weiß so viel."

Quelle:

Udo Sierck: Augenzeugenbericht eines Bewohners - Aus dem Tagebuch von Albert Huth

Entnommen aus: Sie nennen es Fürsorge: Behinderte zwischen Vernichtung und Widerstand; mit Beiträgen vom Gesundheitstag Hamburg 1981 / hrsg. von Michael Wunder u. Udo Sierck. - 2. Auflage; Frankfurt am Main; Dr. med. Mabuse 1987.

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Stand: 02.09.2005

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