Früh übt sich, wer im Team unterrichten muss!

Informationen und Einschätzungen zur Lehrerausbildung im Team während des Vorbereitungsdienstes

Themenbereiche: Schule
Schlagwörter: Team, Unterricht, Lehrer_in
Textsorte: Artikel
Releaseinfo: erschienen in: bak Lehrerbildung, Heft 1 / 2016 „Reflektieren und Beraten 49. Seminartag Oldenburg“, Seite 129 -137. Hohengehren: Schneider Verlag
Copyright: Krämer-Kilic, Trojahn 2016

1. Einleitung

Die Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse lärmen, reden und lachen. Zwei junge Frauen betreten den Klassenraum, sie gehen beide ans Pult, legen ihre Arbeitsmaterialien ab und wechseln ein paar Worte. Der Gong ertönt, beide Lehrkräfte treten vor die Lerngruppe, der Geräuschpegel sinkt, die Jugendlichen stehen auf. Dynamisch, mit energischer Stimme und den Worten „Good morning boys and girls!“ begrüßen beide gemeinsam die Klasse. Die Unterrichtsstunde zum Thema „Welcome in London“ haben die Sonderpädagogin und die Regelschullehrkraft gemeinsam vorbereitet. Sie führen den gesamten Englischunterricht in dieser Lerngruppe gemeinsam mit verschiedenen Formen des Co-Teachings durch. Während die eine Lehrerin beispielsweise das Unterrichtsgespräch führt, assistiert die andere entweder durch Hilfen bei der Visualisierung, indem sie etwas an die Tafel schreibt oder Arbeitsmaterial anreicht. Während der Erarbeitungsphase ist die Lerngruppe geteilt. Die Sonderpädagogin führt mit einer Gruppe ein Memoryspiel zum Thema „Famous buildings in London“ durch. Ziel dieser Stationsarbeit ist es, dass die zehn Jugendlichen die auf den Memorykarten abgebildeten Bauwerke kennen und mit einem kurzen Satzmuster benennen. Die andere Hälfte der Klasse arbeitet mit den gleichen Bildern an einem großen Tisch im Flur. Die Regelschullehrkraft berät sie beim Verfassen von kurzen Informationstexten zu den Londoner Gebäuden. Den Abschlusskreis moderiert eine Schülerin, beide Lehrerinnen gehen im Klassenraum umher und ermutigen bestimmte Jugendliche gezielt, sie sollen sich trauen ihre Ergebnisse einzubringen. Insgesamt herrscht eine konstruktive Lernatmosphäre. Die Lerngruppe scheint an den Wechsel der verschiedenen Formen des Co-Teachings gewöhnt zu sein und geht souverän mit den beiden Lehrenden und deren wechselnden Rollen um.

Diese Beschreibung einer Unterrichtssituation aus dem Englischunterricht in einer heterogenen Lerngruppe ist kein Zitat aus einer Literaturquelle über eine Zielbeschreibung für effektives Co-Teaching. Sie schildert auch nicht die Zusammenarbeit eines über lange Jahre bewährten Teams einer Regel- und Förderschullehrkraft. Die Unterrichtsbeobachtung erfolgte im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen den Studienseminaren Hannover für die Lehrämter Grund-, Haupt- und Realschule sowie dem Lehramt für Sonderpädagogik. Zwei Anwärterinnen dieser Lehrämter unterrichten während ihrer gesamten Ausbildungszeit in einem Unterrichtsfach im Team. In diesem Prozess werden sie von den Fachseminarleitungen aus den beiden Seminaren beraten und begleitet.

Die bei diesem Vorhaben gesammelten Erfahrungen der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und der Fachseminarleitungen sind Gegenstand der folgenden Ausführungen.

2. Ausbildung im Team

2.1 Die Idee

Dem Projekt „Früh übt sich, wer im Team unterrichten muss“ liegt die Idee zugrunde, dass besonders in der zweiten Ausbildungsphase ein intensiver Sozialisationsprozess in die zukünftige Berufsrolle stattfindet, der in der Regel mit Offenheit und Lernbereitschaft der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst einhergeht. Durch die gemeinsame Unterrichtung einer Lerngruppe in der Ausbildung –so die Annahme– finden vielfältige Synergieeffekte statt.

Die Entwicklung der eigenen Berufsrolle als Regel- oder Förderschullehrkraft findet in einem ständigen Austauschprozess auf Augenhöhe mit der oder dem anderen Auszubildenden statt.

  • Die Auszubildenden entwickeln im Rahmen des Peerlearnings innovative Arbeitsformen mit Lerngruppen und für ihre eigene Teamarbeit.

  • Eine berufliche Sozialisation in die Rolle von Lehrkräften als „Teamarbeiter“ entwickelt sich.

  • Durch die gemeinsame Beratung von Fachseminarleitungen aus zwei Studienseminaren entstehen innovative Ansätze für Unterricht und Erziehung im inklusiven Unterricht.

2.2 Der rechtliche Rahmen

Die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst[1] verpflichtet Studienseminare in Niedersachsen im § 2.3 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst auf die inklusive Schule vorzubereiten. Unterrichten in inklusiven Schulen bedeutet zunehmend, dass Inhalte niveaudifferenziert in heterogenen Lerngruppen vermittelt werden. Mit der Heterogenität der Schülerschaft sind erweiterte erzieherische Aufgaben verbunden. Teams bestehend aus Förder- und Regelschullehrkräften lösen diese komplexen Aufgaben an inklusiven Schulen gemeinsam. Zusammenarbeit will jedoch gelernt sein oder „Kooperation fällt nicht vom Himmel“, wie Lütje-Klose/ Willenbring[2] ausführen. Deshalb ist der Erwerb von kooperativen Kompetenzen in der ersten und zweiten Ausbildungsphase in allen Lehrämtern notwendig.

2.3 Das Projekt

2.3.1 Vorbereitung

Das Projekt startet im Vorfeld eines Einstellungstermins dadurch, dass sich die Leitung einer Ausbildungsschule dazu bereit erklärt, zwei Auszubildende als Team in einem Fach in einer Klasse einzusetzen. Außerdem stehen aus jedem Studienseminar Fachseminarleitungen mit besonderen Aufgaben für die Ausbildung in diesem besonderen Setting zur Verfügung. Nach der Veröffentlichung der Zuweisungslisten durch die Landesschulbehörde schlagen die Leitungen beider Studienseminare Auszubildende für die Mitarbeit im Projekt vor. Die Auswahl erfolgt mehr oder weniger nach dem Zufallsprinzip.

Während der Einführungstage und im Erstkontakt mit der Ausbildungsschule erhalten die von den Leitungen ausgewählten Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst erste Informationen über das Projekt. Im Hinblick auf die Gleichbehandlung in der Ausbildung gilt das Prinzip der Freiwilligkeit. Nach einer Zeit des Überdenkens fällt seitens der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst die Entscheidung für die Teilnahme oder die Ablehnung der Mitarbeit. Auch nach dem ersten Ausbildungshalbjahr ist ein Projektausstieg möglich.

2.3.2 Organisationsrahmen

In einem Startgespräch mit den beteiligten Lehrkräften im Vorbereitungsdienst, der Schulleitung und den Fachseminarleitungen für besondere Aufgaben werden Bedingungen und Optionen der gemeinsamen Ausbildung besprochen. Durch die Klärung offener Fragen wird so eine gemeinsame Basis geschaffen.

Beratungsbesuche in der gemeinsamen Fachdidaktik finden mit den beiden Fachseminarleitungen der verschiedenen Lehrämter statt. Am gemeinsamen Unterrichtsbesuch (APVO-Lehr §7.8 und DB zu §7.5) sind ebenfalls die entsprechenden Fachseminarleitungen aus beiden Seminaren beteiligt (siehe Infokasten 1).



[1] Verordnung über die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst APVO-Lehr vom 13. Juli 2010 – geändert am 23. Juli 2013 /Nds. GVBL. Nr. 14/2013

[2] Birgit Lütje-Klose, Monika Willenbring: „Kooperation fällt nicht vom Himmel“ –Möglichkeiten der Unterstützung kooperativer Prozesse in Teams von FachlehrerIn und SonderpädagogIn aus systemischer Sicht; in: Behindertenpädagogik 38/1999

3. Beratung im Team

Zur Beratung der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst werden Unterrichtsbesuche durchgeführt. Bei der anschließenden Besprechung werden „Qualität und Mängel des Unterrichts … eingehend unter Berücksichtigung des Kompetenzzuwachses … erörtert“. (DB der APVO zu § 7.5.4) An der Beratung im Team nehmen in der Regel sieben Personen teil. Diese sind: die Schulleitung, zwei Fachseminarleitungen, zwei betreuende Lehrkräfte und zwei Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst. Die Festlegung einer Gesprächsmoderatorin, einer Zeitwächterin, eines Zeitrahmens von ca. 90 Minuten Beratungszeit, sowie gemeinsame und getrennt durchgeführte Beratungselemente[3] haben sich bewährt.

Im Grunde unterscheidet sich der Ablauf einer Beratung im Team von der üblichen Beratungspraxis dadurch, dass einzelne Beratungselemente (zum Beispiel die Reflexion) doppelt vorkommen. Die Besprechung der Teamarbeit (Co-teaching[4]) hat einen besonderen Stellenwert.

Infokasten 1

Wie laufen die Beratungsgespräche im Team ab?

Ausgangspunkt der Beratungsgespräche bildete eine vorgegebenen Struktur mit den üblichen Aspekten einer Unterrichtsnachbesprechung: Reflexion der Unterrichtenden, Feedback zur Reflexion, Highlights/ Stärken der Stunde, Stolpersteine/ Mängel der Stunde, Rückmeldung zum schriftlichen Entwurf, Zusammenfassung und Gewichtung der Beratungsschwerpunkte und Absprachen zur Weiterarbeit.

Zur besseren Strukturierung und sicheren Beteiligungsmöglichkeit aller Personen beschreiben die Teilnehmer zu den Punkten Stärken und Mängel der Stunde sowie Teamarbeit jeweils zwei verschieden farbige Karten. Sie werden von den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst thematisch geordnet, kommentiert und bilden die Grundlage für das Beratungsgespräch.

Im Rahmen der Beratung im Team wird Feedback zum Co-Teaching gegeben. Die entsprechenden Karten werden von beiden LIVD gemeinsam strukturiert. Die Ergebnisse sind Teil des Beratungsprozesses und werden ebenso mit allen besprochen.

Übergreifende Beratungsziele sind, wie in allen Beratungsgesprächen: Arbeit am beruflichen Selbstkonzept, die Entwicklung von Wahrnehmungs-, Beobachtungs- und Reflexionsfähigkeit bezogen auf Unterrichtsprozesse und die Entdeckung eigener Ressourcen und deren ökonomische Nutzung.

Einen zusammenfassenden Überblick über Struktur und Ablauf des Beratungsgesprächs gibt Abbildung 1.

Struktur des Beratungsgesprächs

  • Vorbereitungszeit beider LiVD für die Reflexion (ca. 10 Min. -getrennt)

  • gemeinsame Besprechung:

    • 2 x Reflexion des Unterrichts (LiVD nacheinander)

    • Feedback zur Reflexion (PSL und FSL)

Kartenabfrage:

  • „Highlights“ / Stärken / Vorzüge (alle)

  • Teamarbeit (alle)

  • „Stolpersteine“ / Mängel / Verbesserungsmöglichkeiten (alle)

  • Beratung (alle)

Zusammenfassung und Gewichtung der Beratungsschwerpunkte (alle) / Absprachen für die Weiterarbeit (alle)

  • Beratung nach Lehramt getrennt:

    • ggf. Rückmeldung zum schriftlichen Entwurf (LiVD, PSL und FSL)



[3] Als Beratungselement werden Teilbereiche des gesamten Beratungsgespräches bezeichnet, wie zum Beispiel die Reflexion, das Feedback zur Reflexion, die Durchführung des Beratungsgespräches, die Besprechung des Unterrichtsentwurfes und die Festlegung weiterer Arbeitsschwerpunkte.

[4] Der Begriff des Co-teaching wird im Sinne von unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit verwendet, wenn zwei Lehrkräfte gemeinsam den Unterricht durchführen. Ausführliche Darstellung dazu: vgl. Inge Krämer- Kilic (Hrsg.) Ratgeber Inklusion, Gemeinsam besser unterrichten, Verlag an der Ruhr 2014, S. 17-19

4. Chancen und Probleme einer Ausbildung im Team während des Vorbereitungsdienstes

4.1 Aus der Sicht von Fachseminarleitungen:

Interessant ist

  • eine kooperative Mitwirkung an der Weiterentwicklung der Lehrerausbildung für das Unterrichten in heterogenen Lerngruppen

  • der Kompetenztransfer in der Beratungspraxis

  • eine kritische Haltung zu eigenen „Gewohnheiten“ in der Zusammenarbeit mit Lehrkräften im Vorbereitungsdienst gewinnen

  • Bewertungskriterien und Maßstäbe in konkreten Handlungssituationen mit Kollegen besprechen und abgleichen können

Eher schwierig ist:

  • ein erhöhter zeitlicher Aufwand im Vergleich zur herkömmlichen Einzelberatung

  • ähnlich wie beim Co-Teaching müssen sich die Beteiligten in die „Kartenschauen lassen“

  • Kolleginnen und Kollegen erhalten in Beratungssituationen gegenseitig Informationen über Fachkompetenz und personale Kompetenz als Fachseminarleitung

  • das Einhalten von Absprachen und Disziplin sind erforderlich

  • Abgabe von Beratungszeit, Akzeptanz der Beratungsanteile der anderen Fachseminarleitung

4.2 Aus der Sicht der beteiligten Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst:

Als Bereicherung wird empfunden:

  • die Zusammenführung unterschiedlicher Kompetenzen durch verschiedene Studiengänge

  • gemeinsame Unterrichtsplanung ermöglicht konstruktiven Austausch über Ideen, Kritik im „geschützten Rahmen“

  • unterschiedliche Blickrichtungen auf die Lernenden erweitern den eigenen Horizont

  • gegenseitiges Lernen voneinander in zahlreichen Themenfeldern

  • intensive Einblicke in die Schwerpunktsetzung des jeweils anderen Lehramtes, auch bei Unterrichtsbesuchen

  • Teamarbeit wird zur Selbstverständlichkeit

  • „man ist dann weniger alleine“

Als Belastung wurde zurückgemeldet:

  • höheres Zeitaufkommen durch vermehrte Absprachen, besonders zu Beginn der gemeinsamen Arbeit

  • Koordination der Termine, Planung der gemeinsamen Unterrichtsbesuche

  • unterschiedliche Schwerpunktsetzungen und Kriterien der Ausbildenden bereiten Probleme in der Planung („jedem gerecht werden“)

Infokasten 2

Prüfung im Team?

Der Prüfungsunterricht und die mündliche Prüfung finden für beide Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst an unterschiedlichen Tagen statt. Die Prüfung wird nur von den Ausbildenden des eigenen Studienseminars durchgeführt. Die Begründung für dieses Vorgehen lautet: Prüfungen sind Ausnahmesituationen innerhalb der Ausbildung. Leistungsfähigkeit und Kompetenz der angehenden Lehrkräfte werden punktuell und unter hoher Belastung bewertet. Eine Kompatibilität zwischen den diesbezüglichen Vorgaben in der APVO-Lehr und kooperativem beruflichem Handeln im Team ist nur bedingt gegeben.

Aber: auch bei der Prüfung handeln beide Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst im Unterricht. Nach vorheriger Absprache übernimmt die zu prüfenden Lehrkraft die hauptsächliche Unterrichtsführung, um nicht gegen Vorgaben zu verstoßen und die Einzelleistungen der jeweiligen Prüflinge sichtbar werden zu lassen. Bevor sich der Prüfling zur Vorbereitung der eigenen Reflexion zurückzieht, kann er unter Aufsicht des Prüfungsvorsitzenden die Co-Lehrerin befragen, z.B. zu Schülerinnen und Schülern, die ggf. besonders von dieser Lehrkraft betreut wurden. So kann sich das entstandene Unterrichtsbild vervollständigen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen mit in die Reflexionsüberlegungen einfließen. Aus dem weiteren Prüfungsverlauf wird die Co-Lehrerin ausgeschlossen.

5. Fazit

Mittlerweile liegen Ausbildungserfahrungen aus drei Projekten vor. Die von den Leitungen der Studienseminare ausgewählten zukünftigen Lehrkräfte zeigen in der Regel Aufgeschlossenheit und die Bereitschaft, sich im Team ausbilden zu lassen. Keines der Teams hat sich mittlerweile getrennt.

Eine Grund- und zwei Gesamtschulen, die sich die Unterrichtsentwicklung in heterogenen Lerngruppen zur Aufgabe gemacht haben, waren bisher an diesem Projekt beteiligt. Der gemeinsame Einsatz zweier Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst in einer Ausbildungsklasse bedeutet für sie zusätzliche Aufgaben in der Organisation und Betreuung.

Eine wichtige Gelingensbedingung ist die Haltung der Schulleitung, hilfreich ist:

  • eine möglichst engagierte Beteiligung am Projekt durch professionelle Organisation,

  • Teilnahme an den Unterrichtsbesuchen,

  • Unterstützung der betreuenden Lehrkräfte,

  • vertrauensvolle Kooperation mit der Studienseminarleitung und

  • Flexibilität.

Auch für die Ausbilderinnen und Ausbilder der beiden Studienseminare besteht die Chance, im Rahmen der seminarübergreifenden fachdidaktischen Beratung als Ausbildende viel voneinander zu lernen. Die Möglichkeit eigene, eingespielte Beratungstechniken und Vorgehensweisen zu überprüfen, ist gegeben. Herausforderungen auf der organisatorischen Ebene sind hoch. Sie verlangen eine kooperative Grundhaltung, Kollegialität, Flexibilität und Kreativität im Umgang mit allen Beteiligten.

Im Rahmen des beschriebenen Ausbildungsprojektes wird der weitverbreiteten Forderung Rechnung getragen, dass die Ausbildung für das Unterrichten von heterogenen Lerngruppen in der zweiten Ausbildungsphase gelernt werden muss. Die seminarübergreifende Zusammenarbeit von Fachseminarleitungen verschiedener Lehrämter stellt – wie bereits erwähnt -eine persönliche und organisatorische Herausforderung dar, die mit Chancen und Risiken verbunden ist.

Seitens der Ausbildenden sind Fachkenntnisse in folgenden Bereichen eine

Voraussetzung:

  • rechtlicher Rahmen für inklusive Erziehung und inklusiven Unterricht,

  • didaktisches und methodisches Grundlagenwissen über Niveaudifferenzierung im Unterricht,

  • Grundlagenkenntnisse in pädagogischer Diagnostik,

  • eigene Erfahrungen im Co-Teaching oder mindestens Fachkenntnisse dazu.

Neben dem engagierten Mitwirken der Schulleitungen kommt es auf die Haltung der Ausbildenden an. Das heißt:

  • Sie setzen sich für das uneingeschränkte Recht aller Schülerinnen und Schüler zur Teilhabe an gleichen und hochwertigen Bildungsangeboten ein.

  • Sie haben Interesse und wollen einen Beitrag zur Veränderung von Schule und Lehrerausbildung leisten.

  • Sie bringen sich mit Offenheit, Flexibilität und Kreativität in Problemlöseprozesse ein.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Lern- und Entwicklungschancen sehr hoch sind. Der zum Teil erhöhte Aufwand wird durch die enormen Erfahrungszuwächse aller Beteiligter ausgeglichen. Die Arbeit im Team wird durch die Ausbildung im Team zur Selbstverständlichkeit, die von Beginn an zwar der Übung bedarf, aber als Bereicherung empfunden und genutzt werden kann.

Dr. Inge Krämer-Kilic ist Leiterin des Studienseminars für das Lehramt für Sonderpädagogik Hannover

Martina Trojahn ist kommissarische Konrektorin des Studienseminars Hannover I für die Lehrämter an Grund-, Haupt- und Realschulen.

Quelle

Inge Krämer-Kilic, Martina Trojahn: Früh übt sich, wer im Team unterrichten muss! Informationen und Einschätzungen zur Lehrerausbildung im Team während des Vorbereitungsdienstes. erschienen in: bak Lehrerbildung, Heft 1 / 2016 „Reflektieren und Beraten 49. Seminartag Oldenburg“, Seite 129 -137. Hohengehren: Schneider VerlagBibliographische Angaben / Zweckinformation und eventuelle weitere Hinweise.

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Stand: 24.01.2017

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