Inhaltsverzeichnis
- Titelseite:
- Buchinformationen:
- Kurzbeschreibung:
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) http://www.doew.at/
- Gesellschaft für Politische Aufklärung (GFPA) http://gfpa.uibk.ac.at/
- BIZEPS http://www.bizeps.or.at/
- Jugendstiltheater http://www.jugendstiltheater.co.at/
- Parlamentsmaterialien http://www.parlinkom.gv.at/
- Parlamentskorrespondenz http://www.parlinkom.gv.at/
- div. Zeitschriften
- Diverses
AutorIn/Hrsg.: Alois Kaufmann
Titel: TOTENWAGEN - KINDHEIT AM SPIEGELGRUND
Infos: UHUDLA edition, Wien 1999, ISBN: 3-901561-13-7, PREIS: ATS 228,--
Themenbereich: Euthanasie
Inhaltsverzeichnis
Soeben erschien in der UHULDA edition die Neuauflagen des längst vergriffenen Buches "Spiegelgrund - Pavillon 18" von Alois Kaufmann unter dem Titel:
TOTENWAGEN - KINDHEIT AM SPIEGELGRUND
In der Wiener Heilanstalt "Am Spiegelgrund" wurde von 1940 - 45 die NS-Kindereuthanasie durchgeführt, der mehr als 700 geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche zum Opfer fielen. Alois Kaufmann hat zwei Jahre seiner Kindheit (1943 - 45) in dieser "Fürsorgeanstalt" verbrachte. Aus der Sicht des damals 9 jährigen Jungen schildert er seine Erlebnisse vom Eingesperrtsein, von der Erniedrigung und Entwürdigung der Zöglinge und vom pädagogischen und medizinischen Terror der Nazi-Ärzte und -Erzieher, in denen deutlich wird, dass der blinde Gehorsam das wesentliche an der nationalsozialistischen Erziehung war. Kaufmanns Schilderungen zeigen, wie dieser Gehorsam durch Angst und Hunger erpresst wurde. Als Schutz baute er eine Mauer der Angst und des Misstrauens auf, die so gross war, dass sie auch nach Jahren noch nicht abgebaut werden konnte. "Vielleicht lagen manche Fälle anders, aber in der Bandbreite depressiver, schwer neurotischer Zwangsgedanken verlief das Leben der meisten Heimkinder, die ich auch später, als Erwachsene, kennenlernte. Wir haben das Zeichen." (S. 74)
In vielen Episoden erzählt er von Kindern, die eines Tages plötzlich verschwunden waren.
Den Erzählungen folgt ein Interview des Autors von Peter Lachnit indem Kaufmann zwei Gründe nennt, warum er trotz der für ihn schmerzhaften Erinnerungsarbeit seine Erlebnisse aufgeschrieben hat: "... erstens, weil ich eine ungeheure Wut gehabt habe, dass die Euthanasie und der Spiegelgrund nie erwähnt wurden, wenn von der Verfolgung unter den Nazis die Rede war - von allem hat man geredet, aber vom Spiegelgrund nicht. Und zu dieser Wut ist dann das Gefühl gekommen, ich müsse mit aller Gewalt drauf achten, dass diese armen Hunde, die am Spiegelgrund umgekommen sind, nicht vergessen werden." (S. 85)
Auch Dr. Peter Malina spricht in seinem wissenschaftlichen Begleittext zum Buch von den Kindern als den "vergessenen Opfern" der NS-Zeit. "Diesen "vergessenen Opfern" des Nationalsozialismus ihre Geschichte wiederzugeben und sie in das gesellschaftliche Gedächtnis aufzunehmen, ist ein wichtiger Bestandteil kollektiver Erinnerungsarbeit."(S. 95) Er beschreibt in seinem Text die Zielsetzungen, Konturen und konkreten Handlungsabsichten der nationalsozialistischen Erziehung und die daraus folgenden Konsequenzen.
Ein leitendes Prinzip der NS- Erziehung bestand z. B. in der Politisierung der kindlichen Lebenswelten. Wenn die Kinder nicht den "Wert"-Maßstäben der nationalsozialistischen Gesellschaft entsprachen wurde dies als Zeichen von "Verwahrlosung" und somit Minderwertig deklariert. Die Konsequenzen daraus waren in erwiesenen Fällen tödlich.
Das Buch kombiniert beeindruckend den Erfahrungsbericht eines Kindes, ein Interview nach 50 Jahren und eine historisch-wissenschaftliche Analyse. Wie aktuell dieses Thema ist und das mit der Aufarbeitung dieser Vergangenheit nur in Ansätzen begonnen wurde, verdeutlicht auch die folgende Link-Sammlung.
Im Internet lassen sich zu dieser Thematik viele Texte und Artikel finden. Zur Orientierung und besseren Überschaubarkeit haben wir einige links zusammengestellt (Stand: 24.11.99):
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) http://www.doew.at/
NS-Euthanasie - (k)ein Fall für die Justiz?
Als das DÖW im März 1997 Anzeige gegen den Arzt Heinrich Gross wegen Beteiligung an der Ermordung von behinderten Kindern im Rahmen von Euthanasieprogrammen an der Wiener Klinik Am Spiegelgrund erstattete, schien alles seinen gewohnten Gang zu gehen:
Schon 1995 hatte das DÖW eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft geschickt; in beiden Fällen sah die Staatsanwaltschaft keine Gründe für eine Strafverfolgung. Gross, bis in die neunziger Jahre vielbeschäftigter Gerichtssachverständiger, war zwar 1950 wegen Verbrechens der Mitschuld am Totschlag an zwei Kindern zu zwei Jahren schwerem Kerker verurteilt worden, doch schon 1951 wurde das Urteil vom Obersten Gerichtshof aufgehoben; seiner Karriere stand nichts mehr im Weg.
Massive öffentliche Proteste hatten ein Eingreifen von Justizminister Nikolaus Michalek zur Folge, der seinerseits weitere Ermittlungen gegen Gross anordnete. Mittlerweile wurden alle Krankengeschichten von 1940 bis 1945, die im Zusammenhang mit der NS-Kindereuthanasie stehen, beschlagnahmt; gegen Heinrich Gross ist ein Strafverfahren wegen "Verdachts des Mordes nach dem SS 211 RStGB (SS 75 StGB)" anhängig.
Wolfgang Neugebauer, wissenschaftlicher Leiter des DÖW, ist einer der wenigen Historiker in Österreich, die sich mit dem Themenkomplex NS-Euthanasie auseinandersetzen. Forschungsschwerpunkte sind die Involvierung deutscher und österreichischer Ärzte in das NS-System und in dessen Verbrechen ("Wiener Psychiatrie und NS-Verbrechen") ebenso wie der Umgang mit der NS-Euthanasie in Wien nach 1945, etwa am Beispiel Heinrich Gross, und der theoretische Hintergrund dieser NS-Verbrechen - "rassenhygienische" Vorstellungen und ihre Exponenten in Österreich ("Racial Hygiene in Vienna 1938").
(Aus: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. http://www.doew.at/ Stand: 8.11.99)
Gesellschaft für Politische Aufklärung (GFPA) http://gfpa.uibk.ac.at/
Wolfgang Neugebauer: Die Nachkriegskarriere des Euthanasiearztes Dr. Heinrich Gross
http://www.doew.at/information/mitarbeiter/neugeb.html
Reinhold Gärtner: Den Gnadentod gewähren...
http://gfpa.uibk.ac.at/akt/inf/art/6001.htm
http://gfpa.uibk.ac.at/akt/inf/rez/6001.htm
BIZEPS http://www.bizeps.or.at/
[STANDARD] Einspruch gegen Gross-Anklage in Arbeit
http://www.bizeps.or.at/artikel/99/990224_2.html
[STANDARD] Mordanklage gegen Gross genehmigt http://www.bizeps.or.at/artikel/99/990410.html
[PRESSE] Neunfache Mordanklage gegen Psychiater Gross
http://www.bizeps.or.at/artikel/99/990410_1.html
[SN] Das Leid der Kinder
Jugendstiltheater http://www.jugendstiltheater.co.at/
Integrations- Bildungs- und Kulturarbeit am Krankenhaus- und Pflegeheimstandort Baumgartner Höhe
"Der Krankenhausstandort Baumgartner Höhe verfügt mit dem Jugendstiltheater über ein sozialhistorisches Erbe - aus dem sich eine wesentliche Verantwortung ableitet - nämlich es primär zu Zwecken der Integration einzusetzen. "Integration in einem sozialmedizinische geprägten Krankenhaus" sollte als übergeordnete Aufgabe betrachtet werden - es geht darum, "humanitäre Standards" zeitgemäß zu definieren, zu diskutieren und umzusetzen. ...
In den letzten drei Jahren hat sich das Engagement um das Thema "NS-Euthanasie" stark verbreitert und in seiner Zusammenwirkung echte "Ergebnisse" gebracht. Das Psychiatrische Krankenhaus Baumgartner Höhe tritt als Gastgeber, Kooperationspartner und Initiator ein- schlägiger Projekte auf - das Jugendstiltheater ist als Organisator und Austragungsort dieser Projekte an der Umsetzung wesentlich mitbeteiligt - die weiter fortgesetzt werden sollten. Ziel ist es, die Erinnerung an diese Ereignisse und das Gedenken wach zu halten; es ist dies ein "immerwährendes" Projekt." (aus den Leitlinien)
Psychiatrisches Krankenhaus der Stadt Wien Wissenschaftliches Symposion "Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien" im Jugendstiltheater, Baumgartner Höhe 1, 1140 Wien 29./ 30.Jan.1998
http://www.jugendstiltheater.co.at/Symposion.jan.98.htm
Wolfgang Neugebauer: NS-"Euthanasie" in Wien
Vortrag gehalten am 11.1.1996 - im Jugendstiltheater anläßlich einer Veranstaltung des "Clubs Handicap"
Parlamentsmaterialien http://www.parlinkom.gv.at/
der Abgeordneten Öllinger, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Justiz betreffend NS-Kindereuthanasie - Involvierung von Dr. Heinrich Gross http://www.parlinkom.gv.at/pd/pm/XX/J/texte/021/J02143_.html
Die Abgeordneten zum Nationalrat Karl Öllinger, Freundinnen und Freunde haben an mich eine schriftliche Anfrage, betreffend Ermittlungen der Justiz zur NS - Euthanasie,...
http://www.parlinkom.gv.at/pd/pm/XX/AB/texte/035/AB03599_.html
der Abgeordneten Öllinger, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Justiz betreffend NS-Euthanasie und Involvierung von Dr. Heinrich Gross
Auch und gerade nach der Beantwortung der parlamentarischen Anfrage betreffend Kindereuthanasie - Involvierung von Dr. Heinrich Gross (2148/ AB vom 15.5. 1997) sind noch etliche Fragen offen bzw. durch die Beantwortung entstanden.
http://www.parlinkom.gv.at/pd/pm/XX/J/texte/026/J02612_.html
Nationalrat Stenographisches Protokoll 76. Sitzung, 5. Juni 1997
Abgeordnete Dr. Elisabeth Pittermann (SPÖ): http://www.parlinkom.gv.at/pd/pm/XX/NRSP/NRSP_076/076_082.html
Abgeordneter Dr. Volker Kier (Liberales Forum): http://www.parlinkom.gv.at/pd/pm/XX/NRSP/NRSP_076/076_085.html
Abgeordnete Mag. Terezija Stoisits (Grüne): http://www.parlinkom.gv.at/pd/pm/XX/NRSP/NRSP_076/076_087.html
Parlamentskorrespondenz http://www.parlinkom.gv.at/
Parlamentskorrespondenz 5.6.97 Nr. 369
Abgeordneter ÖLLINGER (G) erinnert zunächst an die Vorgeschichte des Falls Dr. Heinrich Gross, der nach dem Krieg von einem Volksgerichtshof der Mithilfe an der Tötung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Euthanasieprogramme der Nationalsozialisten für schuldig befunden worden sei. Das Urteil wurde vom Obersten Gerichtshof wegen Verfahrensmängeln...
Euthanasie-Arzt Gross und die Justiz aus: TATblatt Nr. plus 79 (12/97) vom 25. Juni 1997
http://www.nadir.org/nadir/periodika/tatblatt/79gross.htm
Wiener Beobachter, 21.2.99
DIE SCHATTEN DER VERGANGENHEIT
http://www.ostara.org/autor/gross01.txt
"Die Menschenhatz geht also weiter. ,Recht nicht Rache" verlangt der mit einem
Professortitel geehrte pathologische Luegner und menschliche Null, Simon Wiesenthal."
DER STANDARD
Freitag, 14. März 1997, Seite 8 Nach mehr als 50 Jahren: Einen würdigen Ort zum Trauern
http://www.derstandard.co.at/arc/19970314/41.htm
Freitag, 14. März 1997, Seite 8 Ehrengrab für Gehirne von NS-Opfern
http://www.derstandard.at/arc/19970314/50.htm
GRAS - Grüne & Alternative StudentInnen, Lindengasse 40, A-1070 Wien
Tödliche Medizin - die Karrieren ehemaliger NS-Ärzte von Gerhard Ladstätter
aus GRASWURZEL 1/98
http://www.gras.at/antifa/gw039801.htm
Salzburger Nachrichten: OLG Wien prüft Gross-Einspruch 7. Juli 99
Überblick über die Politik Österreichs im Umgang mit Opfern des NS-Regimes in den letzten 52 Jahren
Eröffnungsrede von Terezija STOISITS anläßlich der vom GRÜNEN Klub veranstalteten Enquete, über "die Erfassung der der wirtschaftlichen Schäden der NS-Opfer in Österreich", am 17. Juni 1997
http://www.gruene.at/topic/migra/enquete.htm
Literaturliste: Massentötung als Euthanasie
http://linz.orf.at/gast/gedenkbuch/bibl3.htm
Gustav Spann
Untersuchungen zur Anatomischen Wissenschaft in Wien 1938-1945
Senatsprojekt der Universität Wien. Eine Zusammenfassung (Auszug)
http://swi.htu.tuwien.ac.at/~doew/spann.html
http://swi.htu.tuwien.ac.at/~doew/netzkurzi.html
Euthanasie-Prozesse seit 1945 in Österreich und Deutschland
Gerichtsakten als Quelle zur Geschichte der NS-Euthanasie und zum Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit Tätern und Opfern
http://swi.htu.tuwien.ac.at/~doew/theseneuth.html
Zur Aufarbeitung der NS-Euthanasie in Österreich nach 1945
Referat anläßlich der Wiener Gespräche "Medizin im Nationalsozialismus - Wege der Aufarbeitung", 5.-7. November 1998 (Auszug)
http://swi.htu.tuwien.ac.at/~doew/euthaufarbeitung.html
Euthanasie-Prozesse seit 1945 in Österreich und Deutschlan
Gerichtsakten als Quelle zur Geschichte der NS-Euthanasie und zum Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit Tätern und Opfern
Referat anläßlich der Wiener Gespräche "Medizin im Nationalsozialismus - Wege der Aufarbeitung", 5.-7. November 1998
http://swi.htu.tuwien.ac.at/~doew/referateuth.html
"Unser Gewissen verbietet uns, in dieser Aktion mitzuwirken."
Der NS-Massenmord an geistig und körperlich Behinderten und der Widerstand der Sr. Anna Bertha Königsegg
Vortrag anläßlich einer Gedenkveranstaltung für Sr. Anna Bertha Königsegg, Schloß Goldegg, 12. November 1998 (gekürzt)
http://swi.htu.tuwien.ac.at/~doew/koenigsegg.html
Quelle:
Rezensiert von Angela Woldrich
bidok-Rezensionshinweise
Stand: 29.03.2006