Unterstützte ArbeitnehmerInnen kommen zu Wort

Lebenswege - die neue Reihe in den impulsen

Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: Erschienen in: impulse 28, Dezember 2003, Seite 31 - 32 impulse (28/2003)
Copyright: © Carolin Emrich, Alfonso Román-Barbas 2003

Unterstützte ArbeitnehmerInnen kommen zu Wort

Unter dem Titel Lebenswege hat die impulse eine neue Reihe eröffnet, in der unterstütze ArbeitnehmerInnen bzw. Arbeit suchende Menschen mit Behinderungen zu Wort kommen. In jeder Ausgabe möchten wir Ihnen eine Person vorstellen, die in ihrem Beitrag etwas über sich und über ihre Träume, Wünsche und Ziele berichtet. Vorgestellt werden Ihnen Personen aus den verschiedensten Regionen Deutschlands, mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen, mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen, die sich in verschiedenartigen Arbeitszusammenhängen befinden.

Wenn auch Sie gerne einmal in der Reihe Lebenswege vorgestellt werden möchten, können Sie gerne Kontakt mit uns aufnehmen. Die Adresse und Telefonnummer der impulse-Redaktion finden Sie im Impressum auf Seite 2. Wir freuen uns über Beiträge!

In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen einen jungen deutsch - und spanisch sprechenden Mann mit Körperbehinderung vorstellen, der in Düsseldorf lebt und Mitarbeiter einer Werkstatt für behinderte Menschen ist. Alfonso Román-Barbas, dessen Wunsch es ist, irgendwann auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, engagiert sich in verschiedensten Zusammenhängen für eine Verbesserung und Ausweitung der Selbstbestimmungs- und Wahlmöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen.

Carolin Emrich für die Redaktion

Lebenswege - vorgestellt

Hallo. Mein Name ist Alfonso Román. Ich arbeite seit ca- 17 Jahren in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). Ich bin dort in der Datenarchivierung tätig. Seit einem Jahr bin ich Vorsitzender des Werkstattrates, was mir sehr viel Arbeit aber auch viel Spaß bereitet. Meine Tätigkeiten im Werkstattrat sind vielfältig: Sprechstunden abhalten, Verhandlungen mit dem Geschäftsführer, Kontakte mit anderen WfbM, Seminare vorbereiten, an Projektgruppen (beispielsweise Lohnentgeld-Projektgruppen) teilnehmen oder auch Verträge mitgestalten und absegnen.

Meine Vision ist, irgendwann einmal auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Ich habe schon mehrere Anläufe gewagt. Ich gebe nicht auf, es weiter zu versuchen. Mein Traumberuf wäre in der Behindertenberatung, d.h. Beratung von Betroffenen und Hilfe bei Behördengängen. Da ich selbst davon betroffen bin, kann ich mich in diese Problematik ganz gut rein denken und fühlen. Außerdem sind meine kognitiven Fähigkeiten meiner Meinung nach sehr gut. Mein Ziel ist auch, von zu Jause aus zu arbeiten und mir meine Arbeitszeit selbst einzuteilen - nicht in so festen Strukturen zu arbeiten. Dazu aber auch noch eine kritische Anmerkung: Ich sehe mein Ziel noch lange nicht in Sicht, weil die politischen Maßgaben für Menschen mit einer starken Körperbehinderung nicht greifen.

Trotz meiner starken Behinderung habe ich es gewagt, ein selbständiges Leben zu führen. Ich habe elf Jahre in einer betreuten Wohngruppe gelebt. Damals behütet vom spanischen Elternhaus, habe ich diesen Schritt trotz Widderstände der Familie für notwendig und erforderlich gehalten und niemals bereut. Es zeigt sich heute, dass es eine richtige Entscheidung war, damals in diese betreute Wohngemeinschaft einzuziehen, wo ich erstmals gelernt habe selbständig zu leben.

Schon März 2003 wohne ich nun in einer 3-Zimmer-Wohnung mitten in Düsseldorf. Ich bin auf ständige Assistenz angewiesen, meine Spastik lässt mir wenig Raum für ein autarkes Leben. Ich versuche mit meinem Elektrorollstuhl so mobil zu sein wie möglich. Ich habe auch eine Lese- und Schreibschwäche, wegen der ich nie eine akademische Laufbahn einschlagen konnte. Da sich dieser Zustand nicht ändern wird, habe ich mich damit arrangiert und einen Weg gefunden damit zu leben. Daher konnte ich nie meinen Traumberuf als Jurist ausüben.

Foto: Alfonso Román

Ich versuche meine Defizite mit meinen privaten Projekten zu kompensieren. Ich habe ein Handy-bike erfunden und war dieses Jahr auf der Rehe-Care in Düsseldorf. Das Besondere an dem Handy-bike ist, dass Menschen mit einer starken Spastik dieses Gerät mit einer Auf- und

Dann bin ich neuerdings auch noch bei den Düsseldorfer Grünen tätig. In dieser Gruppe bin ich Mitglied nud nehme an den Veranstaltungen teil. Seit Jahren bin ich außerdem Mitglied des Arbeitskreises "Werkstätten für Behinderte", in dem wir uns mit politischen Konzepten auseinandersetzen. Wir machen auch Seminare und Workshops für die in den WfbM. Diese Seminare und Workshop gestalte und begleite ich auch mit.

Ich weiß, dass dieser Weg für viele Leute, die ein Handicap haben, sehr schwierig ist, mit vielen Hindernissen. Aber auch wenn der Atem manchmal nicht mehr da ist, lohnt es sich zu kämpfen wenn man dieses Gefühl von Selbständigkeit und von Selbstbestimmung spüren kann. Das wünsche ich jedem Menschen mit einem Handicap.

A. Román

Quelle:

Carolin Emrich, Alfonso Román-Barbas: Unterstützte ArbeitnehmerInnen kommen zu Wort. Lebenswege- die neue Reihe in den impulsen

Erschienen in: impulse 28, Dezember 2003, Seite 31 - 32

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Stand: 11.07.2006

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