Qualitätskriterien für die Vorbereitung, Begleitung und Auswertung von Betriebspraktika

Ein Handlungsleitfaden für Fachkräfte der beruflichen Integrationsarbeit

Autor:in - Kirsten Hohn
Themenbereiche: Arbeitswelt
Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: erschienen in: impulse, Nr. 44/2007, Seite 11-14. impulse (44/2007)
Copyright: © Kirsten Hohn 2007

Qualitätskriterien für die Vorbereitung, Begleitung und Auswertung von Betriebspraktika

Im Rahmen der EQUAL-Entwicklungspartnerschaft (EP) "Talente" wurden auf der Basis einer empirischen Untersuchung bei zwei nachschulischen Qualifizierungsmaßnahmen Qualitätskriterien für die Vorbereitung, Begleitung und Auswertung von Praktika in Betrieben des Allgemeinen Arbeitsmarktes entwickelt. Diese liegen mittlerweile sowohl in gedruckter Form (zu bestellen bei der BAG UB) als auch als Download unter www.bag-ub.de (Eigene Veröffentlichungen) vor. Als Handreichung für die Praxis in der beruflichen Integrationsarbeit in Integrationsfachdiensten, bei Bildungsträgern oder in Schulen sollen sie professionelle Fachkräfte bei der Konzeptionierung und Reflexion ihrer Arbeit unterstützen.

Die EQUAL-EP "Talente" setzt ein in 2002-2005 als EQUAL-EP "Keine Behinderungen trotz Behinderung" etabliertes Netzwerk im Übergang Schule-Beruf fort. Damals waren im Rahmen der Evaluation Fragen nach den innerbetrieblichen Prozessen während der Praktika entstanden. Das Praktikum in einem Betrieb ist als zentrale Phase der Qualifikation und Integration in einen Betrieb von hoher Bedeutung für die betriebliche Integration. Diese Erkenntnis ergab sich in der Evaluation der ersten EQUAL-EP nicht zum ersten Mal. Doch warum bestimmte Praktika in einen Arbeitsvertrag münden, andere hingegen vorzeitig abgebrochen werden oder keine Fortsetzung finden, erschließt sich aus der Perspektive begleitender Fachkräfte oft trotz einer kontinuierlichen Begleitung des Praktikums - vor allem durch Vor-Ort-Besuche / Gespräche mit ArbeitgeberInnen - nicht. Junge Erwachsene nehmen an einer Maßnahme teil, gehen dann ins Praktikum und haben am Ende einen Arbeitsvertrag in der Hand, den sie mit Stolz und Selbstbewusstsein zeigen, oder aber sie kommen frustriert und motivationslos in die Maßnahme zurück. Dies sind natürlich nur zwei Extreme, die sich als Praktikumsfazit zeigen können. Oft wirken auch Praktika, die nicht mit einem Arbeitsvertrag enden (z.B. weil dies auch gar nicht das Ziel war), motivierend auf PraktikantInnen - vor allem bei einer hilfreichen Reflexion, durch die Lernerfahrungen in weiteren Praktika umgesetzt werden können. Auch erweisen sich nicht alle entstanden Arbeitsverhältnisse als zufriedenstellend und nachhaltig. Insgesamt wirkt das Praktikum auf begleitende Professionelle manchmal wie eine "black box". Diese zu beleuchten war das Ziel des von der BAG UB durchgeführten Moduls Qualitätssicherung im Rahmen der Entwicklungspartnerschaft.

Bei zwei Teilprojekten der EP, die Qualifizierungsmaßnahmen mit dem Ziel der beruflichen Integration durchführten - dem Institut für Erwachsenenbildung in Aurich (Niedersachsen) und der Deutschen Angestellten Akademie in Merseburg (Sachsen-Anhalt) -, wurden auf verschiedene Weise Daten erhoben:

  • Es wurden teilnehmende Beobachtungen in Praktikumsbetrieben durchgeführt. Hierbei ging es nicht um Komplettanalysen der Arbeitsplätze, sondern um das Dokumentieren "typischer" und unterschiedlicher Situationen im Praktikumsalltag. So wurden mehrstündige Betriebshospitationen durchgeführt, protokolliert und diese Protokolle feinanalytisch ausgewertet.

  • Mit den PraktikantInnen, ArbeitgeberInnen und PraktikumsanleiterInnen in den besuchten Betrieben wurden narrative, leitfadengestützte Interviews geführt. Hierbei kamen die interviewten Personen selbst so zu Wort, dass sie weitgehend selbst ihre Erzählungen gestalteten und bestimmen konnten, worüber sie erzählten. Die subjektiven Erfahrungen und individuellen Deutungen des Erfahrenen bilden eine Basis für die Analyse dessen, was Qualität für PraktikantInnen und ArbeitgeberInnen / PraktikumsanleiterInnen bedeutet und wie betriebliche Integrationsprozesse erfolgreich zu gestalten sind. Die Methode des narrativen Interviews wird von Marlene Mayrhofer und Doris Rath in dem Artikel "Empowermentprozesse und berufliche Perspektivenentwicklung sichtbar machen" in dieser Impulse-Ausgabe ausführlicher beschrieben.

  • Mit den begleitenden MitarbeiterInnen der Bildungsträger wurden ExpertInneninterviews geführt. Auch hierbei ging es um die individuellen, professionellen Erfahrungen, die allgemein und auf Einzelfälle bezogen gemacht wurden, sowie um individuelle Deutungen zur professionellen Praxis. Die Reflektion der Erfahrungen der Fachleute im Rahmen der Interviews sowie die spätere Analyse der Interviews brachten immer wieder auch Veränderungs- und Gestaltungsideen hervor.

  • Mit den TeilnehmerInnen der Maßnahmen wurden zudem Gruppendiskussionen geführt, in denen diese untereinander ihre Praktikumserfahrungen austauschten und reflektierten sowie allgemeine Konsequenzen daraus diskutierten. In der gemeinsamen Diskussion kamen noch einmal Aspekte zum Vorschein, vor allem aber wurden Themen und Aspekte, die bereits in den Einzelinterviews genannt worden waren, hier teilweise kontrovers diskutiert, was zu einem breiteren und differenzierteren Gesamtbild führte.

Die Interviews und Gruppendiskussionen wurden transkribiert und feinanalytisch ausgewertet. Die in der Datenauswertung entwickelten Kategorien und Aspekte wurden zu Qualitätskriterien verdichtet. Hierbei waren die Mitarbeiterinnen aus Aurich und Merseburg erneut beteiligt. Gemeinsam wurden Inhalt und Sinn der Qualitätskriterien diskutiert und diese auf ihre Umsetzungsfähigkeit überprüft. Hierbei wurden schließlich die Erfahrungen der MitarbeiterInnen der übrigen an der Entwicklungspartnerschaft beteiligten Teilprojekte integriert.

Ergebnis

Die Untersuchung mit ihren unterschiedlichen methodischen Zugängen und dem Einbezug der verschiedenen Perspektiven hat zahlreiche Ergebnisse hervorgebracht. Die Perspektivenvielfalt zeichnete sich durch den Einbezug unterschiedlicher Sichtweisen der beteiligten AkteurInnen (PraktikantInnen, ArbeitgeberInnen, PraktikumsanleiterInnen, Betrieben als Systemen, Fachkräften der beruflichen Integration) sowie unterschiedlicher Sichtweisen auf die sozialen und räumlichen Systeme und Strukturen von Betrieben aus.

Die Ergebnisse sind in den Qualitätskriterien, die als "Handlungsleitfaden für Fachkräfte in der beruflichen Integrationsarbeit" verfasst sind, dokumentiert. Bei all den unterschiedlichen Themen und Aspekten, die für die professionelle Vorbereitung, Begleitung und Reflexion von Betriebspraktika ausgeführt sind, hat sich als grundlegend ergeben, dass es generell wichtig ist, das Gesamtsystem eines Betriebes und seiner AkteurInnen, z.B. die soziale Dynamik und Konstellation am Arbeitsplatz, die Aufgabenverteilung, die Rollen der in einem Betrieb arbeitenden Personen und die Machtverhältnisse zu berücksichtigen. Alle übrigen Kriterien einer guten Qualität - sei es die gemeinsame Zielfindung, die Zufriedenheit am Arbeitsplatz, das Job Coaching o.a. - sind immer auch abhängig von dem Gesamtsystem.

Die im Handlungsleitfaden zusammengefassten Qualitätskriterien sollen pädagogische Fachkräfte bei der Reflexion der Vorbereitung, Begleitung und Auswertung betrieblicher Praktika sowie bei der Planung und Konzeptionierung von Projekten und Maßnahmen unterstützen.

Struktur des Handlungsleitfadens

Die Berufsvorbereitung und -orientierung sowie die Vorbereitung und Durchführung von Praktika findet an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen sozialen Kontexten statt -das heißt für die TeilnehmerInnen der EQUAL-Qualifizierungsmaßnahme in der Schule, beim Bildungsträger der Maßnahme und in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes. Schwerpunkt der Qualitätskriterien sind die Aktivitäten in nachschulischen Qualifizierungsmaßnahmen sowohl in der Vorbereitung als auch in der Durchführung / Begleitung von Praktika in Betrieben. Aus dieser nachschulischen Perspektive werden zudem einige wichtige Voraussetzungen skizziert, die während der Schulzeit stattfinden (sollten).

Um eine Vorstellung vom Inhalt der Qualitätskriterien zu bekommen, seien hier nur beispielhaft einige Inhalte benannt: Zur schulischen Vorbereitung: Entscheidungsfähigkeit lernen, Träume und Wünsche entwickeln, berufliche Wahlmöglichkeiten schaffen. Zur nachschulischen Qualifizierungsphase: die Gruppe als Lern- und Erfahrungsort, biografische Kompetenz, Körperpflege und Hygiene, Suche nach einem Praktikumsplatz. Zum Praktikum in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes: Zielvereinbarungen für Praktika, Rollen und Zuständigkeiten, Platzierung im Betrieb, Reflexionsgespräche, Mobilitätstraining, Leerzeiten im Arbeitsalltag / Nichts zu tun haben.

Für die einzelnen Qualitätskriterien werden jeweils Ergebnisse aus der empirischen Untersuchung zusammengefasst, es werden allgemeine Erfordernisse formuliert und es werden praxisnahe Handlungsempfehlungen als Konsequenzen für die professionelle berufliche Integrationsarbeit gegeben.

Zwei Beispiele soll diese Darstellungsweise veranschaulichen. Das erste unter dem Stichwort "Namen kennen" weist auf ein banal klingendes, für die soziale Integration aber bedeutsames Kriterium hin, das hier vor allem die Struktur der Qualitätskriterien kurz verstehbar machen soll. Das zweite - das Treffen von Zielvereinbarungen für ein Praktikum - klingt für viele zwar nicht neu. Im Zuge der empirischen Untersuchung wurde allerdings zum einen deutlich, wie wenig Zielabsprachen teilweise in der Praktikumsbegleitung verankert sind und wie viel sie aber zum Erfolg von Praktika beitragen.

Namen kennen

"Namen kennen" ist eines der im Handlungsleitfaden beschriebenen Qualitätskriterien, die sich auf die Phase des betrieblichen Praktikums beziehen:

Untersuchungsergebnisse:

Während der teilnehmenden Beobachtungen in Betrieben fiel immer wieder auf, dass die Namen von KollegInnen häufig nicht bekannt waren, zumindest dann, wenn mehr als ca. vier Menschen in einem Betrieb bzw. in einer Abteilung arbeiteten. Häufig ist das Kennen von Namen aber ein Kriterium für eine funktionierende Kommunikation und für soziale Integration sowohl bei Absprachen als auch im Pausengespräch.

Erfordernis:

In der Begleitung von Praktika ist es wichtig, zum einen mitzubekommen, ob eine Praktikantin oder ein Praktikant die Namen der KollegInnen kennt und zum anderen gemeinsam mit den PraktikantInnen Trainingsmöglichkeiten für das Lernen von Namen zu entwickeln.

Handlungsempfehlungen:

Strategien zum Lernen von Namen der KollegInnen sollten gemeinsam mit den PraktikantInnen entwickelt werden. Vorschläge hierfür sind:

  • Namensspiele in der Gruppe der begleitenden Bildungseinrichtung

  • Namensnachfragen beim Erzählen aus dem Praktikum

  • Strategien vermitteln, wie die PraktikantInnen sich die Namen merken kann: z.B. jeden Tag einen Namen lernen, sich Namen aufschreiben (lassen), Namen mit konkreten Arbeitsplätzen oder -tätigkeiten zusammen bringen

  • Individuelle Dokumentation von Namen und Aufgaben / Berufen der verschiedenen MitarbeiterInnen des Praktikumsbetriebes (z.B. in einer Praktikumsbegleitmappe)

Zielvereinbarungen für Praktika

"Zielvereinbarungen für Praktika" ist ein Qualitätskriterium, das sich ebenfalls auf die Phase des Praktikums bezieht, v.a. Thema in ersten Gesprächen zwischen PraktikantIn, ArbeitgeberIn/ PraktikumsanleiterIn und begleitender Fachperson, aber auch in späteren praktikumsbegleitenden Gesprächen.

Untersuchungsergebnisse:

Die Motivation im Praktikum und die Erfolgschancen - z.B. die Festeinstellung nach einem Praktikum - sind oft hoch, wenn der Sinn des Praktikums verstanden wird. Dass dies aber nicht immer so ist, zeigen die Interviews mit den PraktikantInnen. Gefragt danach, wie es zu ihrem Praktikum kam, stellen mehrere PraktikantInnen fest: "das Praktikum sollten wir machen" oder "das Praktikum mussten wir machen". "Na von hier aus [gemeint ist der Bildungsträger] sollten wir ein Praktikum suchen. Na und habe ich dort gemacht, weil woanders war ja nichts, war alles voll". Neben dem generellen Nichtverstehen des Sinns eines Praktikums beschränkt der Mangel an Praktikumsplätzen v.a. in strukturschwachen Regionen die Wahl eines individuellen Arbeitsfeld- bzw. Betriebswunsches und erschwert eine Zielformulierung für ein Praktikum.

Auf der anderen Seite gibt es PraktikantInnen, die sehr deutlich formulieren, was ihr Ziel mit einem Praktikum ist, z.B.: "einen Arbeitsplatz finden, Erfahrungen sammeln und Neues lernen" oder "ausprobieren, ob das was für mich ist".

Nicht nur die PraktikantInnen selbst, sondern auch ArbeitgeberInnen, PraktikumsanleiterInnen und begleitende pädagogische Fachkräfte formulieren Ziele für jedes Praktikum oder formulieren Unsicherheiten bezüglich des Praktikumsziels. So beschäftigt eine Praktikumsanleiterin die Frage, ob sie ihre Praktikantin mit schwierigen Aufgaben "herausfordern soll" oder besser "mit Samthandschuhen anfassen" soll. Das von der Mitarbeiterin und der Praktikantin formulierte Ziel, einen festen Arbeitsplatz zu finden, ist der Praktikumsanleiterin unbekannt.

Decken sich die von den Beteiligten jeweils formulierten Ziele miteinander, so besteht häufig eine große Zufriedenheit des Arbeitgebers mit der Praktikantin, des Praktikanten mit der Arbeitgeberin oder der Sozialpädagogin mit dem Praktikumsplatz. Ist dies nicht der Fall, kommt es leichter zu Komplikationen und Frustrationen bei allen Beteiligten. Ein Beispiel hierfür:

Herr K. macht ein Praktikum in einem Fliesenlegerbetrieb. Er fühlt sich dort wohl und die Arbeit macht ihm Spaß. Außerdem ist er sozial gut in das Arbeitsteam integriert. Deshalb ist es sein Ziel, bis zum Ende der Maßnahmedauer dort zu bleiben und Arbeitserfahrungen zu sammeln. Das Ziel seines Arbeitgebers ist es, dass Herr K. mit seiner Unterstützung die theoretische Abschlussprüfung als Fliesenleger besteht, durch die er bereits zweimal gefallen ist. Er leiht ihm hierfür Bücher und lernt auch mal mit ihm gemeinsam. Klar ist für ihn, dass er Herrn K. aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht einstellen kann. Das Ziel der begleitenden Sozialpädagogin mit diesem Praktikum ist, dass Herr K. eine Arbeitsstelle findet. Am Ende fällt Herr K. ein weiteres Mal durch die Prüfung, wird nicht vom Betrieb eingestellt, hat aber zumindest sein eigenes Ziel, ein paar Monate dort beschäftigt zu sein, erreicht.

Erfordernis:

Zielbestimmungen sind nötig, damit die Handlungen aller AkteurInnen aufeinander abgestimmt werden können. Für jedes Praktikum und ggf. für einzelne Lernprozesse im Praktikum sollten Ziele formuliert und mit allen Beteiligten abgesprochen werden. Wichtig ist es dabei auch zu bedenken, wie sich die Erreichung der Ziele überprüfen lässt.

Handlungsempfehlungen: Zielsetzung von Praktika klären

Für alle Beteiligten müssen die Ziele eines Praktikums klar sein: für PraktikantInnen, ArbeitgeberInnen, PraktikumsanleiterInnen, Professionelle aus der begleitenden Einrichtung.

Die Absprache der Ziele erfolgt zwischen der Praktikantin / dem Praktikanten und den Professionellen der Bildungseinrichtung.

Die Klärung der Umsetzung der Ziele im Praktikumsbetrieb erfolgt mit allen Beteiligten gemeinsam, auf jeden Fall mit den PraktikumsanleiterInnen bzw. Verantwortlichen im Betrieb, der/dem Professionellen und den PraktikantInnen. Hierfür wird eine schriftliche Zielvereinbarung oder ein Praktikumsvertrag abgeschlossen.

Für die Abstimmung und Formulierung von Zielen bietet sich die Orientierung an den SMART-Regeln an.

SMART steht für

  • spezifisch, d.h. so konkret wie möglich

  • messbar, d.h. überprüfbar. Es wird die Frage gestellt, mit welchen Indikatoren sich feststellen lässt, dass ein Ziel erreicht wurde

  • angemessen, i.S. von erreichbar

  • relevant, d.h. sie müssen für die Praktikantin / den Praktikanten und ihre / seine Lern- und Entscheidungsprozesse bedeutsam sein

  • terminiert: Termine, Zeiträume und Meilensteine für jedes einzelne Grob- und Feinziel müssen festgelegt werden.

Diese fünf Kriterien können als Leitfragen bei der Bestimmung allgemeiner und spezieller Ziele eines Praktikums oder auch einzelner Praktikumsschritte bzw. Lernprozesse genutzt werden.

Die MitarbeiterInnen in den Projekten müssen mit der Anwendung von Zielplanungsmethoden wie den SMART-Regeln und den relevanten Wirkungsketten vertraut sein. Fortbildungen zur Zielplanung sind ggf. in Projektkonzeptionen mit einzubeziehen.

Mögliche Praktikumszielbestimmungen können sein:

  • Orientierungspraktikum ("Schnupperpraktikum") zum ersten Kennenlernen eines Berufsfeldes und zum Überprüfen und Entdecken von beruflichen Interessen und Fähigkeiten mit der Möglichkeit der zeitnahen Intervention bei Frustrations- und Überforderungserfahrungen

  • Erprobungspraktikum zum Feststellen der beruflichen Eignung für eine bestimmte berufliche Tätigkeit

  • Belastungspraktikum zum Abklären von Fragen der Belastbarkeit (z.B. in Bezug auf besondere körperliche Anforderungen oder Arbeitszeiten - ist ein 8-Stunden-Tag denkbar? u.ä.)

  • Integrationspraktikum mit dem Ziel der Übernahme in ein Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis. Hier geht es auch um das Erkennen notwendiger technischer und organisatorischer Anpassungen des Arbeitsplatzes für eine nachfolgende Beschäftigung oder ein Ausbildungsverhältnis.

Wenn für PraktikantIn, ArbeitgeberIn und begleitende Fachkräfte diese allgemeinen Ziele des Praktikums klar sind, sollten Strategien und Pläne zur Umsetzung der benannten Ziele entwickelt und abgesprochen werden. Hierzu ist es sinnvoll, Feinziele und konkrete Umsetzungsschritte zu formulieren. Die Feinziele sollten so konkret sein, dass die Umsetzung messbar ist. Die konkrete Formulierung messbarer Feinziele erleichtert die zielgerichtete Durchführung und Reflexion von Praktika.

Neben inhaltlichen Zielen sollte auch ein Zeitrahmen in die Zielabsprache einbezogen werden. Zeitbegrenzungen nach unten (wie lange muss ein Praktikum mindestens dauern, damit das definierte Ziel erreicht werden kann?) und nach oben (z.B. um vor ausschließlich betriebswirtschaftlich motivierter Beschäftigung von PraktikantInnen zu schützen) sowie die Absprache des konkreten Anfangs und Endes sind meist sinnvoll.

Nicht alle Ziele eines Praktikums werden von vorneherein definiert. Ziele können sich während des Praktikums verändern, neue Ziele können hinzu kommen. So kann bspw. Aus einem Erprobungspraktikum ein Integrationspraktikum werden, wenn sich während des Praktikums zeigt, dass eine Einstellung in dem Betrieb denkbar geworden ist. Oft wird es erst während des Praktikums für den Betrieb oder auch für die PraktikantIn vorstellbar, dass es um eine Festeinstellung gehen könnte.

Erreichen von Zielen überprüfen

In Reflexionsgesprächen während und nach dem Praktikum sollte das Erreichen der gesetzten Ziele überprüft, Barrieren dazu festgestellt sowie bei Bedarf die Ziele verändert, z.B. auch verringert oder erweitert werden.

Praktikumsvertrag

Ein Praktikumsvertrag ist ein hilfreiches Instrument, mit dem die Ziele des Praktikums, die Aufgaben der PraktikantInnen und der ArbeitgeberIn (z.B. Qualifizierungsleistungen) sowie die Arbeitszeiten und Dauer des Praktikums festgehalten werden und mit dem diese überprüfbar sind. Ein Qualifizierungsplan ist ein wichtiges Element von Praktikums- und auch Arbeitsverträgen. Im Qualifizierungsplan werden Lernziele in konkrete Lernschritte ausformuliert und die dazugehörigen Aufgaben von PraktikantIn und ArbeitgeberIn bzw. PraktikumsanleiterIn benannt. Hierdurch wird auch eine höhere Verbindlichkeit des Praktikumsvertrages erreicht.

Ein Praktikumsvertrag sollte in leichter Sprache so formuliert werden, dass alle Beteiligten ihn verstehen können.

Das Unterschreiben eines Praktikumsvertrages erhöht zudem das Selbstwertgefühl von PraktikantInnen, wie es dieser Praktikant andeutet: "hat auch einwandfrei geklappt mit der Einstellung und alles, mit Praktikumsvertrag und alles - war ich auch ganz froh drüber -war auch toll, den dann selbst zu unterschreiben".

Der gesamte Handlungsleitfaden ist als Broschüre bei der BAG UB bestellbar und befindet sich als Download auf der Website der BAG UB (www.bag-ub.de).

BAG UB

Kontakt

Kirsten Hohn

BAG UB Schulterblatt 36

D-20357 Hamburg

Fon: +49(0)40 / 4325312-3; Fax: -5

Internet: www.bag-ub.de

E-mail: kirsten.hohn@bag-ub.de

Quelle:

Kirsten Hohn: Qualitätskriterien für die Vorbereitung, Begleitung und Auswertung von Betriebspraktika: Ein Handlungsleitfaden für Fachkräfte der beruflichen Integrationsarbeit

erschienen in: impulse, Nr. 44/2007, Seite 11-14.

bidok-Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 30.03.2009

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