"Wir können mehr, als viele denken!"

Chancen auf Beschäftigung durch das "Betriebliche Arbeitstraining"

Themenbereiche: Kultur, Arbeitswelt
Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: Erschienen in: impulse Nr. 31, Oktober 2004, Seite 4 - 7; Mit Unterstützung von MitarbeiterInnen von ACCESS - Integrationsbegleitung, Erlangen impulse (31/2004)
Copyright: © bei den Autoren 2004

Mit dem "Betrieblichen Arbeitstraining" betriebliche Erfahrungen sammeln

"Betriebliches Arbeitstraining" heißt, wir haben die Möglichkeit, verschiedene Praktika in verschiedenen Bereichen des allgemeinen Arbeitsmarktes zu machen. Die Praktikumsplätze werden - soweit dies möglich ist - nach den Fähigkeiten und Wünschen von uns ausgesucht.

Das "Betriebliche Arbeitstraining" ist eine Chance für uns, auf dem ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten. Die Teilnahme ist möglich für Werkstatt-Beschäftigte und für SchulabgängerInnen, wenn keine Ausbildung geschafft werden kann. Wenn man aus der Werkstatt kommt, hatte man dort bereits die Möglichkeit, verschiedene Arbeitsbereiche kennen zu lernen und konnte herausfinden, was am meisten Spaß macht. Man tut sich dann leichter bei der Entscheidung, welches Praktikum man machen möchte. Ein weiterer Vorteil der Teilnahme über eine Werkstatt ist, dass jederzeit die Möglichkeit besteht, in die WfbM zurück gehen zu können, falls die Anforderungen des 1. Arbeitsmarktes doch zu anstrengend sind. Wenn man noch keine Ideen hat, helfen die MitarbeiterInnen von ACCESS.

Im "Betrieblichen Arbeitstraining" bekommen wir Arbeitsbegleitung durch die MitarbeiterInnen von ACCESS, und zwar direkt im Betrieb. Dabei erhalten wir die Unterstützung, die wir brauchen. Das ist bei jedem ein bisschen anders. Der eine braucht Hilfe beim Erlernen der neuen Arbeit, die andere bekommt Tipps für den Umgang mit den Kolleginnen im Betrieb usw. Jeder braucht halt etwas anderes. In der Anfangsphase jedes neuen Praktikums sind wir nicht allein. Wir bekommen solange Unterstützung bis wir uns sicher fühlen, die Arbeit alleine erledigen zu können. Danach bekommen wir regelmäßige Betriebsbesuche durch die IntegrationsbegleiterInnen je nach Bedarf - jedoch mindestens ein Mal pro Woche.

Durch die Arbeitsbegleitung bekommen wir Sicherheit und Vertrauen. Wir fühlen uns nicht alleine. Durch die regelmäßigen Kontakte zum Betrieb und zu uns können z.B. Unsicherheiten, Arbeitszeiten, Schwierigkeiten schnell geklärt werden. Wenn Probleme nicht beseitigt werden können - und auch das kommt vor - verlieren wir nicht den Mut, weil wir wissen, dass jedes neue Praktikum immer eine neue Chance ist.

Wir sind jede Woche von Montag bis Donnerstag im Betrieb. Freitag ist der Projekttag. Man kommt zusammen und bespricht, was man während der Woche im Praktikum erlebt hat. Wir können uns austauschen, können von den anderen Ratschläge bekommen, wie wir mit einem Problem umgehen können. Wir sind alle in der gleichen Situation. Wir haben keine Angst, sondern können offen sprechen. Wir trauen uns auch zu sagen, was wir nicht können und denken uns gemeinsam eine Lösung aus.

Außerdem kochen wir gemeinsam. Jeder ist mal Küchenchef und darf bestimmen, welches Essen gekocht wird. Oft rauchen uns die Köpfe. Wir besprechen z. B. Themen wie Arbeit, Arbeitsamt, Sozialversicherung, schauen Filme an, in denen andere Integrationsprojekte gezeigt werden, machen gemeinsame Ausflüge, z.B. Betriebsbesichtigungen, Museumsbesuche. Wir waren auch schon mal im Zoo.

Warum wir das "Betriebliche Arbeitstraining" brauchen:

Torsten G. (Praktikant / Supermarkt)

"Ich finde es gut, dass die ersten Tage im Praktikum von euch begleitet werden. Außerdem finde ich es gut, dass wir uns jeden Freitag austauschen können."

Abb.1: Torsten Gläser

Vinh H. (derzeit Praktikant im Lager):

"Thomas oder Stefan schauen wie ich mich bei der Arbeit anstelle und sagen mir, was ich richtig oder falsch mache. Bei Fehlern in der Arbeit geben sie mir Ratschläge und sagen mir, was ich besser machen kann. Das finde ich korrekt. Das Wichtigste bei der Arbeit ist es, diese gut zu machen und sich mit den Kollegen gut zu verstehen. Auch hier bekomme ich wertvolle Tipps von den ACCESS - Mitarbeitern."

Abb.2: Vinh Hoang

Gerd T. Praktikant / Projektwerkstatt)

"Ich mache Montagearbeiten und baue Möbel zusammen. Ab und zu schaut Katharina von ACCESS vorbei und begleitet mich bei der Arbeit. Sie unterhält sich mit meinem Chef, fragt ob ich mich gut anstelle und versucht für mich eine feste Arbeitsstelle klar zu machen. Wenn es nicht klappen sollte, suchen die Mitarbeiter von ACCESS eine neue Praktikumsstelle für mich. Das finde ich toll!"

Daniel B. (Praktikant / Küche )

"Ich finde es gut, dass ACCESS mir Ratschläge gibt. Die Leute helfen mir bei Problemen in der Arbeit. Außerdem finde ich es gut, dass wir am Projekttag Themen wie z.B. Arbeitsamt, Sozialversicherung oder auch mal Ausflüge und Betriebsbesichtigungen machen. Mir macht es Freude am Projekttag Kontakt zu anderen Teilnehmern des betrieblichen Arbeitstrainings zu haben."

Abb.4: Daniel Blaschke

Tobias S. (Praktikant / Elektrorecyclinghof)

"Ich finde es gut, dass ich von den Mitarbeitern von ACCESS bei Behördengängen begleitet werde, weil dies mir Sicherheit gibt. Auch bei Vorstellungsgesprächen in einer neuen Firma bekomme ich Tipps wie ich Auftreten soll und was ich sagen soll. Ich finde das gut."

Abb.5: Tobias Schumacher

Michaela W. (Praktikantin /Küche)

"Für mich war es wichtig, dass ich ein Fahrtraining bekommen habe. Das gab mir Sicherheit. Vor meinem Praktikum hatte ich schon Angst. Mir half, dass ich wusste, dass ich bei Problemen zu Euch kommen kann. Durch Eure Besuche fühle ich mich wohl und ich habe schon sehr viel mehr Selbstvertrauen dazu gewonnen. Bald bin ich keine Praktikantin mehr, weil ich es geschafft habe, einen unbefristeten Arbeitsvertrag als Küchenhilfe zu bekommen. Ich freue mich riesig."

Abb.6: Michaela Willert

Nicola R. (Praktikantin / Backfabrik)

"Über die Werkstatt erfuhr ich vom "Betrieblichen Arbeitstraining " von ACCESS. In der Werkstatt war ich, weil ich auf dem freien Arbeitsmarkt keine Chance hatte. Durch lange Praktika kann ich meine Fähigkeiten weiterentwickeln. Ich konnte meine Wünsche in verschiedenen Praktika ausprobieren und merkte, dass nicht alles möglich ist. Es ist nicht immer leicht, aber ich gebe nicht auf, weil ich mein Ziel erreichen will."

Abb.7: Nicola Reimund

Angela LaBlunda (derzeit Praktikantin in einer Bäckereifiliale mit Cafe-Betrieb):

"Ich bin froh, dass ich ab 01.09.2004 einen Arbeitsvertrag bekomme. Stefan Bauer von ACCESS hat sich sehr viel Mühe gegeben Praktikumsstellen für mich zu finden. Er hat immer den Kontakt zum Chef gehabt. Wenn ich meinen Arbeitsvertrag unterschrieben habe, bekomme ich weiter Unterstützung von den Mitarbeitern von ACCESS. Das finde ich toll."

Abb.8: Angela LaBlunda

Aus unserer Erfahrung ist es für behinderte Menschen aus Werkstätten oder aus Schulen für Geistigbehinderte (wie man uns oft bezeichnet) ohne Unterstützung von Fachdiensten nicht möglich, eine Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden. Deswegen fordern wir, dass es überall die Möglichkeit gibt, ein "Betriebliches Arbeitstraining" durchzuführen. Denn behinderte Menschen wollen auch zeigen, dass sie etwas leisten können.

Abb.9: TeilnehmerInnen

Dieser Artikel wurde von einigen TeilnehmerInnen des "Betrieblichen Arbeitstrainings" verfasst. Die Idee zu dem Beitrag entstand während eines Projekttages und wurde an den darauf folgenden Projekttagen umgesetzt.

Nähere Infos: andrea.seeger@access-ifd.de oder 09131/89 74 44

Kontakt

ACCES Integrationsbegleitung gGmbH

Michaela-Vogel-Str. 1c, 91052 Erlangen

Tel.: 09131/7444

mailto:andrea.seeger@access-ifd.de

Quelle:

Daniel Blaschke, Torsten Gläser, Vinh Hoang, Angela LaBlunda, Nicola Reimund, Tobias Schumacher, Gerd Teupert, Michaela Willert: Wir können mehr, als viele denken!"

Chancen auf Beschäftigung durch das "Betriebliche Arbeitstraining"

Erschienen in: impulse Nr. 31, Oktober 2004, Seite 4 - 7.

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 22.05.2006

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