Unterstütze ArbeitnehmerInnen kommen zu Wort

Lebenswege - die neue Reihe in der impulse

Autor:in - Carolin Emrich
Textsorte: : Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: Erschienen in: impulse Nr. 29, Mai 2004, Seite 44 impulse (29/2004)
Copyright: © Carolin Emrich 2004

Unterstütze ArbeitnehmerInnen kommen zu Wort

Unter dem Titel Lebenswege hat die impulse eine Reihe eröffnet, in der unterstütze ArbeitnehmerInnen bzw. Arbeit suchende Menschen mit Behinderugen zu Wort kommen. In jeder Ausgabe möchten wir Ihnen eine Person vorstellen, die in ihrem Beitrag etwas über sich und über ihre Träume, Wünsche und Ziele berichtet.

Vorgestellt werden Ihnen Personen aus den verschiedensten Regionen Deutschlands, mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen, mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen, die sich in verschiedenartigen Arbeitszusammenhängen

Wenn auch Sie gerne einmal in der Reihe Lebenswege vorgestellt werden möchten, können Sie gerne Kontakt mit uns aufnehmen. Die Adresse und Telefonnummer der impulse-Redaktion finden Sie im Impressum auf Seite 2. Wir freuen uns über Beiträge!

In dieser Ausgabe erscheint bereits der dritte Beitrag zur Reihe Lebenswege. Er kommt dieses Mal von Stefan Göthling. Stefan Göthling, der aufgewachsen in der ehemaligen DDR, hat früher in einer geschützten Betriebsabteilung in einem "volkseigenen Betrieb" (VEB) gearbeitet und war nach der Wende mehrere Jahre Mitarbeiter in einer Werkstatt für behinderte Menschen (MfbM). Heute ist Stefan Göthling Geschäftsführer des Netzwerk People First Deutschland e.V.. Das Netzwerk People First Deutschland e. V. ist ein Verein zur Förderung der Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Der Verein hat seinen Sitz in Kassel.

Seit vielen Jahren war und ist Stefan Göthling schon politisch aktiv: als Mitgründer und Vorstandsmitglieder eines Behindertenverbandes, als ehemaliger Werkstattrat und auch als Mitglied im Beirat zum Ausschuss Arbeit der Bundesvereinigung Lebenshilfe.

Um seiner Arbeit als Geschäftsführer des Netzwerk People First Deutschland e. V. nachgehen zu können, sitzt Stefan Göthling an jedem Arbeitstag ingesamt drei Stunden im Zug. Auch sonst ist Herr Göthling dienstlich wie privat viel unterwegs. Eines seiner Hobbys ist auch das Reisen. Stefan Göthling liebt zum Beispiel Reiseziele wie Australien und die USA.

Carolin Emrich für die Redaktion

"Mehr Arbeit, mehr Verantwortung - aber weniger Stress!"

Interview von Susanne Göbel mit Stefan Göthling, dem Geschäftsführer des Netzwerk People First Deutschland e.V. Das Netzwerk People First Deutschland e.V. hat letztes Jahr unter anderem die Aufklärungskampagne "Zeit für Veränderungen - Persönliche Zukunftsplanung als Chance für Veränderungen" ins Leben gerufen.

Herr Göthling, wie haben Sie von Zukunftsplanung erfahren?

Stefan Göthling: Jemand hat mir Fragen gestellt - und ich wusste gar nicht, dass das meine Zukunftsplanung wird! Aber ernsthaft: Das Bundesmodellprojekt Wir vertreten uns selbst! und People First haben 1998/99 ein Schulungstreffen für Menschen mit Lernschwierigkeiten gemacht. Im Rahmen dieses Treffens habe ich zum ersten Mal davon erfahren. Eine Arbeitsgruppenleiterin, Susanne Göbel, stellte mir die Frage, welche Wünsche, Träume und Ziele ich für die Zukunft habe. Ich muss sagen, ich war damals über diese Frage sehr erstaunt. Es war das erste Mal, dass jemand nach meinen Zielen und Wünschen, was die Arbeit angeht, gefragt hat. Bis dahin war ich es nur gewohnt, dass mir andere Menschen meinen Weg vorgaben. Für Träume wurde sich keine Zeit genommen.

Was waren Ihre Träume als Sie bei diesem Treffen danach gefragt wurden?

Stefan Göthling: Ich hatte zum einen den Wunsch, am Gleichstellungsgesetz mit zuarbeiten. Und zum anderen, weil meine ehrenamtliche Tätigkeit in einem Behindertenverband mir viel Spaß gemacht hat, wollte ich gerne mehr daraus machen, nämlich eine hauptamtliche Tätigkeit. Zu der Zeit habe ich in einer Werkstatt für behinderte Menschen gearbeitet und war mit den Arbeitsaufgaben sehr unzufrieden. Dort war ich schon fast 10 Jahre. Am liebsten wollte ich eine Arbeit, die mich mehr herausfordert, denn Verpackungsarbeiten in einer Werkstatt für behinderte Menschen erfüllten meine Wünsche, Träume und Ziele nicht. Und deshalb habe ich überlegt, wie diese Träume Wirklichkeit werden können.

Und was haben Sie von Ihren Träumen in die Tat umsetzen können?

Stefan Göthling: Ich war zum Beispiel zur Anhörung zum Gleichstellungsgesetz im Bundestag eingeladen und konnte die Interessen von People First und Menschen mit Lernschwierigkeiten vertreten. Am 1. Oktober 1999 habe ich ein Praktikum bei Wir vertreten uns selbst! angefangen. Wir vertreten uns selbst! war noch ein Gemeinschaftsprojekt der Bundesvereinigung Lebenshilfe, der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland und der Bundesarbeitsgemeinschaft Gemeinsam Leben - Gemeinsam lernen. Im Februar 2001 haben wir unseren eigenen Verein - das Netzwerk People First Deutschland e.V. - gegründet. Und dort bin ich heute Geschäftsführer!

Es hat mich schon sehr beeindruckt, was man erreichen kann, wenn man sich mit den eigenen Träumen, Wünschen und Zielen beschäftigt.

Quelle:

Carolin Emrich: Unterstütze ArbeitnehmerInnen kommen zu Wort, Lebenswege - die neue Reihe in der impulse

Erschienen in: impulse Nr. 29, Mai 2004, Seite 44

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 08.02.2006

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