Neuere Konzepte zur Entstehung, Interpretation und Förderung bei Autismus-Spektrum-Störungen

Themenbereiche: Psychosoziale Arbeit
Textsorte: Bachelorarbeit
Releaseinfo: Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts (B.A.) im Studiengang Erziehungswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main angefertigt am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaften des Fachbereichs 04 Erziehungswissenschaften
Copyright: © Alin Franciska Fosselmann 2015

1. Einleitung

Autists are the ultimate square pegs, and the problem with pounding a square peg into a round hole is not that the hammering is hard work. It's that you're destroying the peg.” (Collins, 2005, S.225)

Paul Collins verdeutlicht mit diesem Zitat ein Geschehen, welches inzwischen immer mehr von der Gesellschaft gefordert wird und in den Mittelpunkt der meisten Therapien gerückt ist. Eine unproblematische Anpassung und Eingliederung in unsere Gesellschaft wird vorausgesetzt, die individuellen Besonderheiten und Fähigkeiten eines Kindes werden dabei nicht bedacht. Eine Verhaltensabweichung wird sofort als eine Abweichung gesellschaftlicher Normen angesehen, die begradigt und behoben werden muss. Der jeweilige Kontextbezug wird nicht berücksichtigt (von Lüpke, 2015, S.56). Besonders die Diagnose Autismus- Spektrum- Störung rückt bei den eben beschriebenen Anpassungsschwierigkeiten schnell in den Vordergrund.

Weltweit werden jährlich mehr Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert, dabei variiert die Anzahl der Betroffenen stark in einzelnen Ländern. Während in Deutschland zurzeit etwa sechs bis sieben von 1000 Kindern mit dieser Störung diagnostiziert werden, liegt der Wert in den USA bereits bei einem von 68 Kindern (vgl. Centers of Disease Control and Prevention, o.J., o.S.). Dadurch stellt sich zunehmend die Frage was man unter einer Autismus-Spektrum-Störung versteht, wie sie sich im Leben eines Kindes äußert und besonders welche Förder- und Therapiemöglichkeiten es gibt.

Zu Beginn dieser Arbeit wird die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung, kurz ASS, definiert und in den Kontext der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen eingeordnet. Dabei wird der frühkindliche Autismus als eine der schwerwiegenden Formen einer Autismus-Spektrum- Störung näher beleuchtet und in diesem Kontext die Symptomatik und die Diagnosestellung dessen erläutert. Der Anteil der diagnostizierten Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung ist in den letzten Jahren rasant angestiegen. Doch woher kommt dieser plötzliche Auftrieb? Und leiden diese Kinder tatsächlich alle an dieser Störung oder wird inzwischen nur zu schnell eine Diagnose erstellt um die Eltern zu besänftigen? Im darauffolgenden Teil der Arbeit werden die neuesten Theorien zur Ursache und Entstehung von Autismus zusammengefasst und kritisch beleuchtet.

Nach dieser Grundlage des Themas folgen im nächsten Kapitel die Therapie- und Fördermöglichkeiten bei dieser Störung. Es folgt der Vergleich von drei verschiedenen Methoden, ABA/VB, TEACCH und FLOORTIME, welche sich unterschiedlichen Techniken und Grundsätze bedienen. Die einzelnen Fördermöglichkeiten werden zunächst in ihrer Bezeichnung verdeutlicht, ein Therapieablauf erklärt und das jeweilige zugrundeliegende Menschenbild verglichen und diskutiert. Im Anschluss daran wird der praktische Ablauf einer ABA/VB Therapie in einem Fallbeispiel dargestellt. Dafür wird zunächst die Krankengeschichte, sowie der Diagnoseverlauf des Jungen mit frühkindlichem Autismus erläutert und erneut ein kurzer Bezug auf die Ursache von einer Autismus-Spektrum-Störung genommen. Danach folgt die Darstellung des Therapieverlaufs und die dadurch entstandenen Erfolge und Aussichten.

In einem letzten Schritt kommt es zu einer kritischen Hinterfragung der autismusspezifischen Therapien im Allgemeinen. Inwieweit werden Kinder mit dem intensiven Aufgebot an Therapien überfordert? Und was löst diese unerlässliche Veränderung des Kindes und seiner Persönlichkeit in diesem selbst aus? Die Eigenarten von autistischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erfordert ein flexibles Vorgehen in der Therapie, welche auf den Einzelfall abgestimmt ist und die Persönlichkeit eines jeden Klienten berücksichtigt und nicht verändern möchte. Auch wird der gesellschaftliche Blick auf die Akzeptanz der Andersartigkeit genauer beleuchtet. Davon ausgehend wird die Therapie des bereits erläuterten Fallbeispiels noch einmal genauer hinterfragt und mögliche Denkanstöße zur Akzeptanz der Besonderheit des Kindes gegeben. In einem letzten Schritt soll eine kurze Zusammenfassung der Kapitel und einige Gedanken und Anmerkungen aus persönlicher Erfahrung diese Arbeit abschließen.

2. Autismus-Spektrum-Störungen

Der Begriff Autismus wird vom griechischen Wort „autos“ abgeleitet und bedeutet übersetzt „auf sich selbst bezogen“ was für das typische einseitige Denken dieser Störung steht. Unabhängig voneinander haben der österreichisch-amerikanische Kinder- und Jugendpsychiater Leo Kanner 1943 und der österreichische Kinderarzt Hans Asperger 1944 anhand verschiedener Falldarstellungen das Störungsbild Autismus beschrieben (vgl. Schirmer, 2003, o.S.). 1943 diagnostizierte Kanner bei elf verschiedenen Kindern erstmals eine autistische Störung des affektiven Kontaktes, die im späteren Verlauf als frühkindlicher Autismus bezeichnet wurde. Als charakteristische Symptome nannte er damals eine extreme Selbstbezogenheit, die Unfähigkeit der Kontaktaufnahme mit Menschen und Situationen, das zwanghafte Bedürfnis nach Gleicherhaltung und die auffällige und häufig nicht vorhandene verbale Kommunikation (vgl. ebd.). Leo Kanner beschrieb seine damalige Faszination bezüglich autistischer Kinder und ihren Besonderheiten wie folgt:

Since 1938, there have come to our attention a number of children whose condition differs so markedly and uniquely from anything reported so far, that each case merits – and, I hope, will eventually receive – a detailed consideration of ist fascinating peculiarities.“ (Kanner, 1943, o.S.)

Im Gegensatz dazu beschrieb Hans Asperger 1944 den „autistischen Psychopathen“. Er schildert zwar ähnliche Auffälligkeiten wie Kanner, findet diese jedoch nur bei Jungen und beschreibt dies dadurch als „Extremvariante des männlichen Charakters“ (vgl. Asperger, 1944, S.129). Diese Störungen werden inzwischen laut der zehnten Fassung der „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“ (ICD-10), ein Klassifikationssystems der WHO, zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gezählt und als eine Gruppe von Störungen beschrieben, welche durch qualitative Abweichungen in der sozialen Interaktionen und Kommunikation auffallen und durch beschränktes, stereotypes, monotones Repertoire von ihren Interessen und Aktivitäten gekennzeichnet sind. Diese Auffälligkeiten tauchen in allen Situationen als entscheidende Funktionsmerkmale des betroffenen Kindes auf (vgl. ICD-10-GM-2015, 2013, o.S.). In einem anderen häufig genutzten Klassifikationssystems des amerikanischen Psychiatrieverbandes dem „Diagnostischen und Statistischen Manual psychischer Störungen“, kurz DSM-IV, werden diese tiefgreifenden Entwicklungsstörungen folgendermaßen definiert: „Charakteristisch für tiefgreifende Entwicklungsstörungen ist eine schwere und tiefgreifende Beeinträchtigung mehrerer Entwicklungsbereiche, wie z.B. der sozialen Interaktion und der Kommunikation oder das Auftreten stereotyper Verhaltensweisen (...). Die qualitativen Beeinträchtigungen sind bei diesen Störungen durch deutliche Abweichung von der Entwicklungsstufe und vom Intelligenzalter einer Person gekennzeichnet“ (vgl. Saß, H.; Wittchen, H.; Zaudig, M., 1996, S.102). Bei diesen Klassifikationssystems gilt zu beachten, dass es enorme Unterschiede in der Ausprägung geben kann und dadurch nur typische Merkmale des gesamten autistischen Spektrums aufgezählt werden. Kritisch anzumerken ist, dass diese Krankheitseinteilungen nichts über die Psychodynamik, also die Einflüsse auf die Befindlichkeit und das Verhalten des Menschen aussagen. Der Schweregrad einer Autismus-Spektrum-Störung kann zwischen einer erheblichen Beeinträchtigung des Lebens bis hin zu einem fast unauffälligen Verhalten schwanken. Dies gilt in allen verschiedenen Bereichen der Wahrnehmung, Kommunikation, Intelligenz und den Defiziten in der sozialen Interaktion. Aufgrund dessen fasst man heute den frühkindlichen Autismus, das Asperger-Syndrom und den A-typischen Autismus aufgrund der hohen Heterogenität unter dem Begriff einer Autismus-Spektrum-Störung zusammen. Schätzungen zufolge sind in Deutschland mehr als 800.000 Menschen von dieser Störung betroffen, davon sind jedoch lediglich 60.000 bis 70.000 Personen auf eine lebenslange Hilfe und Unterstützung angewiesen (vgl. Schuster, 2011, S.18). Auffällig dabei ist, dass die Anzahl der betroffenen Jungen in einem Verhältnis von vier zu eins zu der Anzahl der betroffenen Mädchen steht (vgl. ebd. S.19). Die beiden am häufigsten diagnostizierten Formen der Autismus-Spektrum-Störung sind der frühkindliche Autismus und das Asperger-Syndrom. Dabei wird der frühkindliche Autismus meist als eine schwerwiegendere Form dieser Störung angesehen und tritt meist schon in den ersten Lebensjahren auf. Demzufolge wird in den folgenden Kapiteln die Diagnose „Frühkindlicher Autismus“ im Fokus stehen.

2.1. Frühkindlicher Autismus

Der frühkindliche Autismus wird als eine der schwersten qualitativen Veränderungen in der Entwicklung bestimmter Verhaltensbereiche bezeichnet. Nach der ICD-10 muss für diese Diagnose (F84.) neben den bereits aufgezählten Behinderungen eine beeinträchtigte Entwicklung vor dem dritten Lebensjahr deutlich sichtbar sein. Meist zeigt sich dies in einer Sprachverzögerung oder dem totalen Sprachausbleib. Zusätzlich zu diesen Symptomen tritt häufig eine Fülle an unspezifischen Schwierigkeiten, wie beispielsweiße Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wutausbrüche und (autodestruktive) Aggression auf (vgl. ICD-10-GM-2015, 2013, o.S.). Epilepsie, geistige Behinderung und das Aufmerksamkeitsdefizit sind die am häufigsten auftretenden komorbiden, also gleichzeitig existierenden Erkrankungen. Die Entwicklungsachse der Störung ist abhängig von dem Schweregrad der Störung, dieser wiederum hängt von dem kognitiven Funktionsniveau ab. Generell lässt sich jedoch sagen, dass die Entwicklungsachse chronologisch verläuft, das heißt die Beeinträchtigungen sind bei jüngeren Kindern ausgeprägter als bei älteren (vgl. Kusch & Petermann, 2001, S.19). Das klinische Vollbild des frühkindlichen Autismus und die größten Schweregrade der meisten Symptome zeigen sich spätestens zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr (vgl. Krieger, 2012, S. 8). Meist bestehen die ersten typischen Auffälligkeiten schon in den ersten Lebensmonaten eines Kindes, jedoch werden diese nicht bemerkt und die Kinder werden 0oftmals als anspruchslos und scheinbar zufrieden beschrieben. Erste charakteristische Anzeichen im Alter von sechs bis 18 Monaten sind unter anderem der fehlende Blickkontakt mit den Eltern und das scheinbare Nichtfokussieren eines Gegenstandes. Auch die frühkindliche soziale Interaktion mit den jeweiligen Bezugspersonen erscheint anders. Häufig zu erkennen ist das fehlende Armeentgegenstrecken zu den Eltern oder die nicht vorhandene Reaktion auf die Zuwendung der Mutter (vgl. Busse, o.J., o.S.). Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass viele frühkindliche autistische Kinder in ihrer Entwicklung mehrfach zurückbleiben. Besonders sprachlich und motorisch sind große Unterschiede im Bewältigen der allgemeingültigen Meilensteine zu beobachten. Neben dem mangelnden Verstehen und Äußern von Gefühlen, gehört auch die stark reduzierte zwischenmenschliche Interaktion und nonverbale Kommunikation, sowie ein verändertes Kontaktverhalten zu den drei Störungsaspekten, welche zu Unzulänglichkeiten in der gesellschaftlichen Sozialisation führen können (vgl. Kusch & Petermann, 2001, S. 20).

2.2. Symptomatik des frühkindlichen Autismus

Um das charakteristische Erscheinungsbild des frühkindlichen Autismus zu verdeutlichen, werden nachkommend das Kommunikationsverhalten, die Wahrnehmung, Stereotypien und das Beziehungsverhalten, welche als gängigste Symptome gelten, näher beleuchtet. Diese Beeinträchtigungen manifestieren sich wie bereits beschrieben vor dem dritten Lebensjahr und bleiben meist, wenn auch in abgeschwächter oder veränderter Form, lebenslang bestehen. Dabei ist wichtig, dass alle erläuterten Symptome lediglich ein Durchschnittsbild darstellen von dem jedes autistische Kind auf individuelle Art und Weise abweichen kann. Denn der große Unterschied von Autismus-Spektrum-Störungen zu anderen Entwicklungsstörungen ist die große Bandbreite an Verhaltensauffälligkeiten und deren Ausprägung.

2.2.1 Kommunikationsverhalten

Ein charakteristisches Merkmal des frühkindlichen Autismus ist die außergewöhnliche Sprachentwicklung der Kinder. Etwa 50 Prozent entwickeln für ihre Umgebung keine verständliche Sprache oder zeigen diese erst sehr verspätet. Meistens bleibt diese Sprache ein Leben lang auffällig (vgl. Remschmidt, 2008, S.188). Inzwischen kommt jedoch immer häufiger die Frage auf, ob diese Kinder sprechen könnten, es aber nicht tun, da sie Sprache nicht als Kommunikation und somit auch nicht als Beziehungsaufbauversuch ansehen (vgl. Holtzapfel, 1981, S.12f.). Sie sehen Sprache als ein reines Ausdrucksmittel, welches somit auch nicht individualisiert ist. Ein weiterer Erklärungsversuch sieht die Ursache dieser besonderen Art der Kommunikation darin, dass die Probleme mit der Wahrnehmung die Sprachentwicklung beeinflussen könnte. Einige frühkindliche autistische Menschen schildern, dass sie besonders in jungen Jahren Schwierigkeiten hatten, menschliche Stimmen von den anderen Umweltgeräuschen zu unterscheiden.

„Ich nehme Aneinanderreihungen von Lauten wahr, die an mir vorbeiplätschern, kann jedoch weder Wort- noch Satzgrenzen erkennen, vom Identifizieren einzelner Wörter ganz abgesehen“ (vgl. Schuster, 2007, S.160).

Entwickeln die Kinder eine Sprache ist diese häufig geprägt von echolalieartigem Nachsprechen, das heißt sie wiederholen das von anderen gehörte Sprechen. Ein typisches Beispiel ist, dass sie auf die Frage „wie geht es dir?“ mit „wie geht es dir“ antworten. Des Weiteren sind häufig grammatikalische Fehler und Neurologismen, also das Erfinden neuer Wörter zu beobachten. Zudem wird die Sprechweise von Außenstehenden oftmals als auffallend beschrieben, da die Betonung anders, die Sprachmelodie monoton und der Sprachrhythmus stockend sein kann. Einige frühkindlich autistische Kinder lernen im späteren Verlauf ihres Lebens meist Dinge zum Ausdruck zu bringen, jedoch mit einem sehr geringen Mitteilungscharakter (vgl. Innenhofer & Klicpera, 1988, S.89f.). Weitere Schwierigkeiten bei der Kommunikation können durch das Bedeutungssystem unserer Sprache entstehen. Viele autistische Kinder verstehen die meisten Wörter oft in einer sehr exakten Art und Weise wodurch Witz, Ironie und verschiedene Bedeutungen von Wörtern zu einer Unverständlichkeit führen können. Dabei scheint es, als trennen sie klar die Bedeutung und die Interpretation von Sprache (vgl. ebd. S. 86).

Ebenfalls auffällig ist die nonverbale Kommunikation, insbesondere der Blickkontakt. Ungeachtet des Faktums, dass viele frühkindlich autistische Menschen völlig angemessen Blickkontakt halten, wird das Fehlen meist als ein auffälliges und charakteristisches Symptom dieser Störung beschrieben. Der stark reduzierte Blickkontakt wird zusammen mit der fehlenden Mimik und Gestik häufig als Störung der sozialen Interaktion beschrieben. Sie versuchen nicht, ihre fehlende Sprachfähigkeit durch Mimik oder Gestik zu kompensieren. Der fehlende oder oftmals nur sehr kurze Blickkontakt bei autistischen Menschen kann verschiedene Auslöser haben. Falsch ist es, diese Andersartigkeit zwangsläufig als soziale Ignoranz oder Ablehnung zu interpretieren (vgl. Schirmer, 2001, o.S.). Der noch vor einigen Jahren sehr beliebte Vorwurf, dass die Vermeidung des Blickkontaktes der Kinder auf eine ungenügende und unzufriedene Mutter-Kind-Beziehung zurückzuführen ist, hat sich nach der aktuellen Forschungssachlage als falsch herausgestellt (vgl. ebd.). Nach Mathias Dalferth hängt die Ablehnung des Blickkontaktes mit einer unzureichenden Verbindung der visuellen und taktil-kinästhetische Wahrnehmung, also einer falschen Weiterleitung taktiler Reize zusammen (vgl. ebd.). Bereits im Jahr 1984 nahm Helmut Patzer an, dass der autistische Säugling Wahrnehmungen zeitverzögert und lückenhaft ordnet, wodurch die Umgebung für ihn ein unverstandenes Durcheinander bleibt und er aufgrund dessen Schwierigkeiten beim Finden des Blickkontaktes der Mutter hat (vgl. Schirmer, 2001, o.S.). Generell lässt sich beobachten, dass einige Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung das periphere Sehen dem zentralen Anschauen vorziehen. Dies rührt möglicherweise daher, dass Betroffene beim direkten Fokussieren reizüberflutet werden, das Gesehene nicht entsprechend interpretieren oder es überhaupt nicht scharf sehen können.

„(...) Ich darf nicht gerade hingucken, sondern von der Seite. Ich blinzle mehr, als ich fixiere“ (Zöller in Schirmer, 2001, o.S.).

„(...) Ich sehe manchmal unscharf, aber wenn ich dann schräg gucke, ist es wieder o.k. Warum das so ist weiß ich nicht (...)“ (Smentek in Schirmer, 2001, o.S.).

Anderen Beobachtungen zufolge kommt es mehrfach vor, dass Kinder mit einer autistischen Behinderung zwar Blickkontakt aufnehmen, dieser allerdings so zeitverzögert ist, dass er von dem jeweiligen Gegenüber nicht mehr wahrgenommen wird. Dies könnte an der längeren Verarbeitungszeit für Wahrnehmungsreize und der Problematik bei Ausführungen eigenmächtiger Bewegungen liegen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass davon ausgegangen werden kann, dass ein Teil der autistischen Menschen zwar visuelle Hinweise aufnehmen können, jedoch nicht wenn sie Mensch oder Objekt direkt ansehen müssen. Wie es scheint erfolgt der Blickkontakt häufig auch zeitverzögert. Sie nehmen demnach zwar direkten Kontakt auf, allerdings erst dann, wenn der Gegenüber diesen nicht mehr erwartet und somit nicht mehr in den Kontext einordnen kann (vgl. Schirmer, 2001, o.S.). Welche Auswirkungen diese neuen Erkenntnisse auf die gegenwärtige Forderung nach Blickkontakt in den Therapie- und Fördermöglichkeiten bei Kindern mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben wird im späteren Verlauf der Arbeit noch einmal thematisiert.

2.2.2 Wahrnehmung

Ein weiteres kennzeichnendes Merkmal bei einer Autismus-Spektrum-Störung und besonders beim frühkindlichen Autismus ist die besondere Wahrnehmung und deren andersartige Verarbeitung. Besonders in den Bereichen der auditiven, visuellen, taktil-kinästhetischen Wahrnehmung, sowie beim Riechen und Schmecken treten häufig empfindlichere oder unempfindlichere Ausprägungen im Vergleich zu anderen auf. Diese unterschiedlichen Empfindlichkeiten treten bei jeder Person individuell auf und können sich im Verlauf des Lebens ändern (vgl. Krieger, 2012, S.11). Insbesondere die auditive und visuelle Wahrnehmung ist häufig stark ausgeprägt. Viele autistische Kinder sind beispielweise sehr geräuschempfindlich und können mit Angst auf plötzlichen Lärm reagieren. Aufgrund dessen kommt es vermehrt zu grundlos erscheinenden Wutanfällen der Kinder, da manche Geräusche für sie sehr intensiv und unerträglich sind, während Außenstehende diese Töne teilweise gar nicht registrieren. Des Weiteren nehmen manche Kinder sämtliche Laute der Umwelt ungefiltert wahr, wodurch das Erkennen einzelner Geräusche für sie nicht mehr möglich ist. Diese extreme Überempfindlichkeit lässt sich auf verschiedene dysfunktionale Systeme zurückverfolgen und zeichnet sich besonders in der nicht vorhandenen Filterung auditiver und visueller Empfindungen aus was zu einer regelrechten Überforderung führen kann(vgl. ebd. S.12). Deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass die meisten, teils aggressiven Ausbrüche der Kinder nicht grundlos sind und eine Vermeidung dieser Störquellen ihren Alltag erleichtern würde. Oftmals führt diese enorme Überempfindlichkeit zu einem Rückzug der autistischen Kinder in einen reizarmen Raum, um den Reizüberflutungen der Außenwelt entfliehen zu können. Dieses Rückzugsverhalten ist demnach eine Methode, um sich kritische, reizüberflutete Situationen erträglich zu machen und es handelt sich daher um einen Lösungsweg der auf der einen Seite das typische autistische Verhalten zum Ausdruck bringt, aber auch die Stärke und Kompetenz dieser Kinder zeigt. Auch der mehrfach beobachtete Zehenspitzengang bei autistischen Kindern ist mit der Überempfindlichkeit der sensorischen Wahrnehmung, besonders an den Fußsohlen in Verbindung zu bringen. Durch den Gang auf Zehenspitzen wird das Geräusch des harten Aufsetzens gedämpft und das Störpotential minimiert. Eine weitere Andersartigkeit in der Wahrnehmung bei frühkindlichen Autisten ist eine oftmals vorkommende zentrale Kohärenzschwäche, wodurch die Umwelt nicht mehr als Ganzes gesehen wird, Einzelaspekte können also nicht in einen Gesamtzusammenhang eingefügt werden (vgl. Schuster, 2007, S.22). Dies kann zu einer Orientierungslosigkeit führen, da wichtige Informationen über Abstände und Bewegungen anders umgewandelt werden. Des Weiteren wurde bereits mehrfach eine extreme Unterempfindlichkeit dieser Kinder beschrieben, besonders gegenüber Kälte oder Schmerz. Ein autistisches Kind kann demnach stark erkrankt sein und dennoch keinerlei oder kaum Anzeichen von Schmerzen zeigen. Diese niedrige Sensibilität gegenüber Schmerzen kann bis hin zu gesundheitsschädlichem Verhalten führen, da das autistische Kind durch den gedämpften Schmerz Schwierigkeiten hat Gefahren zu erkennen und daraus zu lernen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass frühkindliche autistische Kinder häufig überfordert sind, unterschiedliche Reize und Sinneseindrücke wahrzunehmen und zu verarbeiten. Der vielfach verwendete Begriff einer Wahrnehmungsstörung ist bei diesen Kindern jedoch ein diskriminierender Ausdruck einer anderen Art der Wahrnehmung und wird meist situationsunabhängig und pauschal angewandt.

2.2.3 Stereotypische Verhaltensformen

Stereotypische Verhaltensformen beschreiben beständige, sich wiederholende, in der Häufigkeit exzessive Bewegungen und Handlungen. Laut Innenhofer und Klicpera sind bei etwa 97 Prozent der autistischen Kindern sogenannte Stereotypien zu beobachten (vgl. 1988, S.135). Als Beispiel lässt sich hierbei das stundenlange Drehen von Gegenständen, das beständige Klatschen oder auch das zwanghafte Fixieren von bewegten Dingen nennen. Des Weiteren zeigen sich auch grobmotorische Stereotypien wie beispielsweise ein „Flattern der Hände“, das wiederholte Drehen um die eigene Achse oder auch das ständige Pendeln des Kopfes. Das stereotype Verhalten der Kinder offenbart deutlich beständig aufkommende Auffälligkeiten und Rituale, die nicht unterbrochen werden dürfen. Diese sogenannten Stereotypien können unterschiedliche Funktionen für die Kinder haben. Bei einigen autistischen Kindern vermutet man, dass sie der Selbststimulation, also der Eigenanregung dienen. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Stereotypien eine kommunikative Funktion haben, wenn Kinder keinen anderen Weg zur Mitteilung sehen. Durch das sich ständig wiederholende Verhalten können sie ihre Unter- oder Überforderung mitteilen. Eine weitere Funktion kann die Regulation des Erregungsniveaus sein.

Durch die Stereotypien „fliehen“ die Kinder in ihre eigene Welt und verschaffen sich somit Entlastung und Beruhigung. Im Allgemeinen wurde beobachtet, dass das Auftreten der Stereotypien häufiger wurde, wenn keine Anregung in der Umgebung mehr zu finden war oder als Folge von Frustration über einen Misserfolg oder zu hohen Anforderungen. Dementsprechend ist es wichtig, dieses stereotypische Verhalten nicht ausschließlich negativ zu bewerten. Seit einigen Jahren gibt es unter Experten immer wieder Unstimmigkeit bezüglich der Reduzierung von Stereotypien durch Therapien. Das autistische Kind lernt in der Zeit während der Stereotypien nichts Neues dazu und hat diese Erfahrung schon mehrfach gemacht. Sie sind völlig versunken in ihrer Tätigkeit und dadurch auch weniger ansprechbar. Außerdem sei es sehr hinderlich dabei sozial angemessene Verhaltungsweisen zu zeigen und dadurch für Eltern und die Familie sehr unangenehm. Wie die Einstellung der Gesellschaft zu diesen anderen, aber nicht falschen Verhaltensformen ist, wird im späteren Verlauf dieser Arbeit genauer definiert. Entscheidend bei Stereotypien ist in welchem Zeitrahmen, in welcher Häufigkeit und aus welchem Grund diese entstehen. Sicherlich ist es wichtig, Stereotypien zu minimieren, wenn die Sicherheit der Kinder, beispielsweiße durch ein ständiges Anschlagen des Kopfes an eine Wand, nicht mehr gegeben ist. Im Allgemeinen ist es jedoch wichtig zu wissen, dass die Unterdrückung dieser Handlungen durch Therapeuten oder Eltern für autistische Kinder eine sehr negative Auswirkung haben kann und zu einem hohen Aggressivitätspotential und Anspannung führen kann (vgl. Innenhofer & Klicpera, 1988, S.140). Wenn ein Kind mit einer Autismus-Spektrum-Störung stereotypes Verhalten zeigt, ist es wichtig, dieses Verhalten nicht abzutrainieren oder sogar zwanghaft zu verbieten, sondern herauszufinden, welche Störung die Stereotypien verursacht hat und was man möglicherweise dagegen tun könnte um die Stresssituation beim Kind zu minimieren. Denn es ist wichtig zu bedenken, dass „wenn ein Mensch fünfundzwanzigmal mit gleichartigen Bewegungen mit gleichmäßig verkrampftem Gesichtsausdruck mit gleichbleibender Geschwindigkeit denselben Weg entlang rennt und dann unter Grimassenschneiden erschöpft zusammenbricht, nennen wir, die Fachleute, das eine Stereotypie. Andere, ebenfalls Fachleute ihrer Profession bejubeln ihn als Weltrekordler im Zehntausendmeterlauf“ (Theo Klauß, 2007, S.1).

2.2.4 Sozialverhalten und zwischenmenschliche Beziehungen

Dieses Merkmal einer Autismus-Spektrum-Störung fällt Außenstehenden und Eltern meist zuerst auf. Diese frühen Anzeichen eines andersartigen Sozialverhaltens stammen meist aus Erzählungen der Eltern, da eine Diagnose meist erst nach dem zweiten Lebensjahr gestellt werden kann. Frühe Anzeichen für diese Art der zwischenmenschlichen Beziehung sind neben seltenem Armehochstrecken auch die steife Anpassungsunfähigkeit an die Haltung der Eltern, wenn die Kinder getragen werden (Innenhofer & Klicpera, 1988, S.104). Frühkindliche Autisten werden als Säugling oftmals als sehr zufriedene und in sich zurückgezogene Kinder beschrieben. Häufig scheint es, als würde die kindliche Kontaktaufnahme zu den Eltern fehlen. Innenhofer und Klicpera teilen Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung aufgrund ihres Sozialverhaltens in zwei Gruppen ein. Die erste Zuordnung zeigt ein geringes erkennbares Interesse an sozialen Begegnungen, die zweite Gruppe weist eine seltene Freude an Interaktionen auf (vgl. Schirmer, 2003, o.S.). Demnach ist zwar ein Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen vorhanden, jedoch ist es nicht zu beobachten. Leo Kanner sprach 1943 von „(...) einer angeborenen Unfähigkeit, normale und biologisch vorgesehene affektive Kontakte mit anderen Menschen herzustellen" (vgl. Remschmidt, 2008, S.16). Kinder mit einer autistischen Störung fällt es schwer soziale Situationen spontan zu erfassen, wodurch ihnen oftmals die Bedeutung einer Handlung verborgen bleibt und sie nicht die von ihnen erwartete Verhaltensweise zeigen können. Außerdem fällt es ihnen schwer, sich in die Gefühlslage anderer hineinzudenken und diese zu verstehen. Aufgrund dessen erfolgt vielfach eine Abkapselung von der menschlichen Umwelt, da betroffene Kinder meist eine genaue Erläuterung der Situation benötigen um diese zu verstehen und sich daran zu beteiligen zu können. Jedoch ist es wichtig, dass diese von der Gesellschaft wahrgenommene Isolation nicht immer heißt, dass sie nicht an zwischenmenschlichen Beziehungen interessiert sind. Meist fehlt autistischen Kindern lediglich das Wissen und die Erfahrung um Kontakte aufzubauen. Auch bei seinem Spielverhalten bezieht das autistische Kind andere Mitmenschen, vor allem Kinder, nicht mit ein. Häufig wird das Spielzeug anderweitig als von der Gesellschaft vorgesehen benutzt, es wird unter anderem aufgereiht, beklopft oder mit der Zunge ertastet (Remschmidt & Kamp-Becker, 2008, S.188). Aufgrund der bereits beschriebenen Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme und dem Mangel an Vorstellungsfähigkeit kommt es selten zu sozialen Rollenspielen oder symbolischen Spielen.

Auch die zusammenhängende Spielhandlung wird als deutlich kürzer und einfacher beschrieben. Dennoch bedeutet dies nicht, dass diese Kinder in ihrem Spielverhalten zurückgeblieben sind, es dominiert lediglich das einfache Spiel. Ein weiteres Merkmal des Sozialverhaltens eines frühkindlich autistischen Kindes ist die verringerte Nachahmung. Bewegungen anderer Menschen werden oft ohne Situationsbezug imitiert. Dieses eingeschränkte Nachahmungsverhalten kann zu Schwierigkeiten beim Lernen führen. Deshalb ist es wichtig andere Lernmöglichkeiten für das Kind zu testen. Viele dieser Kinder sind fasziniert von Formen und Objekten und haben eine enge Beziehung zu Gegenständen der unbelebten Umwelt, wie beispielsweise Bauklötze oder Lichtschalter (Innenhofer & Klicpera, 1988, S.55). Das Sozialverhalten scheint demnach auf Kontakte mit Gegenständen und stereotype Rituale ausgerichtet zu sein. Sammelnd lässt sich das Sozialverhalten und die zwischenmenschlichen Beziehungen von frühkindlichen autistischen Kindern als eines der charakteristischsten Merkmale beschreiben. Viele reagieren auf Kontaktversuche abweisend und lehnen Körperkontakt mit anderen ab. Jedoch liegt dies nicht immer an einem Desinteresse von zwischenmenschlichen Interaktionen, sondern meist an einer Überforderung und Hilfslosigkeit dieser Kinder. Oftmals suchen sie Kontakt zu unbelebten Objekten durch Riechen, Tasten und das Ablecken dieser, da es ihnen ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit vermittelt. Diese verschieden starken Ausprägungen des stereotypen Verhaltens sind abhängig von dem Entwicklungsniveau der sensomotorischen Intelligenz des Kindes, sowie von dessen Sprachverständnis (vgl. Kusch & Petermann, 2001, S.26).

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der frühkindliche Autismus mit vielen typischen Symptomen gekennzeichnet ist und sicherlich große Schwierigkeiten im gesellschaftlichen Alltag eines Kindes und seiner Familie bereiten kann. Meist sind diese exzessiven Merkmale und Handlungen ein Lösungsweg oder eine Schutzfunktion der Kinder, um mit ihrer Umgebung Kontakt aufzunehmen und ihre Unter- oder Überforderung mitzuteilen. Besonders wichtig ist es, dass alle erläuterten Anzeichen unterschiedlich starke Ausprägungen bei jedem Individuum haben können und lediglich zur Verdeutlichung des Störungsbildes beitragen sollen. Die Diagnose Frühkindlicher Autismus kann sich von einer erheblichen Beeinträchtigung bis hin zu einem fast unauffälligen Verhalten erstrecken. Welche Symptome und welcher Schweregrad für eine Diagnose entscheidend sind wird im darauffolgenden Kapitel genauer erläutert.

3. Diagnosestellung

Der Begriff „Diagnose“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Unterscheidung, Entscheidung, Urteil“. Eine Diagnose ist demnach eine Angabe über Defizite und erklärt ein Kind zum Patienten (vgl. von Lüpke, 2015, S.56). Dadurch bekommt es eine Art „Bescheinigung“, die das autistisch diagnostizierte Kind nicht mehr für sein Verhalten verantwortlich macht. Für viele Eltern ist es eine Erleichterung nach jahrelanger Ungewissheit eine Diagnose zu bekommen. Es erspart ihnen Anschuldigungen aus der Gesellschaft, sie haben einen Namen für die Andersartigkeit ihres Kindes und neue Behandlungs- und Fördermöglichkeiten eröffnen sich (vgl. ebd. S.59f.). Eine zuverlässige Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung erfordert eine spezielle, symptombezogene und an der Entwicklung orientierte Befragung der Angehörigen, sowie eine vielseitige Beobachtung des Kindes. Als Grundlage einer jeden autismusspezifischen Diagnosestellung dient in Deutschland die, bereits zuvor beschriebene, zehnte Fassung der „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“ (ICD-10). Für eine Diagnose müssen Auffälligkeiten in drei Hauptbereichen vorliegen. Neben ausgeprägten Merkmalen in der gegenseitigen sozialen Interaktion und der (nonverbalen) Kommunikation müssen eingeschränkte, repetitive und stereotype Aktivitäten und Interessen vorhanden sein (vgl. ICD-10-GM-2015, 2013, o.S.). Das Kürzel für die Diagnose „Tief greifende Entwicklungsstörung“ ist nach ICD-10 „F84.-“ (vgl. ebd.). Der frühkindliche Autismus wird mit „F84.0“ beschrieben. Eine (frühkindliche) autistische Störung zu erkennen, bedeutet eine gründliche und meist auch sehr zeitaufwändige Arbeit mit den Eltern und dem Kind. Mithilfe von intensiven Interviews, wissenschaftlich erprobten Fragebögen und eine Art Ratingskala soll eine Abgrenzung zu anderen Psychopathologien möglich gemacht werden (vgl. Forschung Frankfurt, 2008, S.71). Zwar ist es wichtig, autistische Störungen möglichst früh zu erkennen und zu diagnostizieren, um Therapie- und Fördermöglichkeiten zu besprechen, jedoch ist eine Diagnose aufgrund der enormen Bandbreite an Symptomen häufig schwierig (vgl. ebd). Dennoch kann man beim frühkindlichen Autismus davon ausgehen, dass zwischen dem 18. und 36. Lebensmonat eine Diagnose erstellt werden kann. Ein in Deutschland häufig zur Anwendung kommendes Testverfahren für Autismus-Spektrum-Störungen ist die Beobachtungsskala „Autism Diagnostic Obervation Schedule“, kurz ADOS, ein standarisiertes Verfahren zur Erfassung der Kommunikation, sozialen Interaktion und des Spielverhalten von Kindern, wodurch das Auftreten oder die Abwesenheit bestimmter Verhaltensweisen aufgezeichnet werden kann (vgl. von Freeden, 2014, S. 54f.). Die Beobachtung des enormen Anstiegs an autismusspezifischen Diagnosen der letzten Jahre wird häufig auf die genaueren diagnostischen Kriterien und die gewachsene Fachkenntnis über die Störung zurückgeführt (vgl. ebd. S.60). Doch mit welchen Konsequenzen kommt eine solche Diagnose einher? Sicherlich schafft eine Diagnose Klarheit, doch werden dadurch auch die Auswirkungen einer Krankheit bestimmt. Der Name einer Krankheit und deren typisches Erscheinungsbild legt oftmals einen bestimmten Lebensverlauf fest, schließt automatisch bestimmte Aktivitäten aus und lässt Träume platzen, ohne dabei den individuellen Verlauf zu kennen (vgl. von Lüpke, 2015, S.55). Gewiss bringt eine Diagnosestellung eine Art „Schutzpanzer“ mit sich, die Legitimation für das Verhalten, doch kann sie auch negative Konsequenzen haben. Das Kind ist ab diesem Zeitpunkt durch eine Entwicklungsstörung stigmatisiert, ihm wird deutlich aufgezeigt, dass es von den gesellschaftlich orientierten Normen abweicht und dadurch automatisch zum Patienten wird (vgl. ebd. S.55). Es kommt zu einem Konflikt zwischen Akzeptanz und der von der Gesellschaft erwarteten Handlung zur Therapierung des Kindes. Denn erst durch die „Spiegelung des Normalen“ wird ein autistisches Kind zu einem behinderten Kind (vgl. ebd.). Viele Tests, die zur Diagnosestellung angewandt werden, haben nur begrenzte Möglichkeiten und beziehen sich lediglich auf die einzelne, isolierte Person. Dabei wird das Kind und seine Besonderheiten, die Umweltfaktoren und der Zusammenhang von genetischen und externen Einflüssen in seiner Entwicklung nicht beachtet (vgl. Schirmer, 2003, o.S.). Die gesamte kindliche Persönlichkeit und seine individuellen Begabungen sagen oftmals weit mehr aus als Fragebögen und Intelligenztests. Schon Hans Asperger verwies 1938 darauf, „dass nicht alles ’abnorme’ zugleich ’minderwertig’ ist (vgl. ebd.). Vor allem bei der Testung des Intelligenzniveaus gibt es große Schwierigkeiten. Häufig wird der sogenannte „Wechsel-Intelligenztest“ für eine Messung beim autistischen Kind eingesetzt. Dieser setzt jedoch sprachliche Fähigkeiten voraus, wodurch bei vielen autistischen Kindern Abweichungen auftreten, da sie entweder kein oder nur ein sehr geringes Sprachverständnis haben. Dawson und ihre Kollegen zeigten mithilfe einer Versuchsreihe, dass autistische Kinder durch den Einsatz des Bildertests „Raven“ um etwa 30 Prozentpunkte auf der Intelligenzskala höher lagen als beim „Wechsler-Intelligenztest“. Ihr Intelligenzniveau verschob sich daraufhin von einem Bereich der geistigen Zurückgebliebenheit in ein normales Intelligenzlevel (vgl. Maskos, 2008, o.S.). Laut Dawson habe der weltweit verbreitete Einsatz des Wechsel-Intelligenztests das Bild einer schweren geistigen Behinderung bei Autisten intensiviert (vgl. ebd.). Es wurde also deutlich, dass nicht die Intelligenz vieler autistischer Kinder mangelhaft ist, sondern in den meisten Fällen das Messverfahren, welche nach wie vor häufig auf sprachlicher Kompetenz basiert und nicht auf einer visuellen Analyse. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Diagnostik des Autismus durch die Besonderheiten der Kinder erschwert wird, da diese bei den Untersuchungen oftmals nicht aktiv mitarbeiten oder nicht die nötigen Kompetenzen haben. Dennoch ist es zur Beurteilung des Hilfebedarfs besonders wichtig, nicht nur die Merkmale der Störung nach ICD-10, sondern auch sonstige Beeinträchtigungen und Einflüsse des sozialen Umfeldes und den individuellen Charakter eines jeden Kindes zu berücksichtigen. Es besteht kein Zweifel, dass die Anzahl der gestellten Diagnosen in den letzten Jahren rasant angestiegen sind (vgl. von Lüpke, 2015, S.60). Aber von steigenden Diagnosezahlen darauf zu schließen, dass es tatsächlich mehr Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung gibt, ist ein Irrtum. Die Diagnosekriterien wurden mehrfach überarbeitet und modifiziert, daher ist es keine Überraschung, dass sich mit abgeänderten Definitionen auch die Anzahl der betroffenen Personen verändert.

4. Ätiologie der Autismus-Spektrum-Störung

Die Ursache einer Autismus-Spektrum-Störung scheint mindestens ebenso individuell und breit gestreut zu sein wie die klinische Vielfalt dieser. Trotz umfangreichen und vielfältigen Forschungsergebnissen konnte bisher noch kein Erklärungsmodell die Entstehungsursache dieser Störung vollständig belegen. Im Allgemeinen geht man inzwischen davon aus, dass eine autistische Störung durch verschiedene, in Wechselwirkung miteinander stehende Faktoren ausgelöst wird, was meist zu einer gewissen kognitiven Beeinträchtigung führt (Remschmidt, 2008, S.39). Die Bandbreite der Vermutungen reicht von Quecksilberschädigungen, Vitaminmangel und Impfschäden bis hin zu Hirnschädigungen oder genetischen Faktoren. Die noch bis vor einigen Jahren vertretene These, dass Autismus aufgrund emotionaler Kälte der Mutter und einer gestörten Mutter-Kind-Beziehung entstehe, gilt heute als widerlegt. Auch der von dem britischen Arzt aufgestellte Zusammenhang zwischen Autismus und den sogenannten Säuglingsimpfungen konnte von Wissenschaftlern widerlegt werden (vgl. Maskos, 2008, o.S.). Hans Asperger wies bereits in seiner Erstbeschreibung 1944 auf einen möglichen genetischen Hintergrund hin (vgl. Asperger, 1944, S.131). Familien- und Zwillingsstudien sollten Aufschluss darüber geben, ob die Wahrscheinlichkeit ein zweites autistisches Kind in der Familie zu haben erhöht ist, wodurch Erbfaktoren bei der Entstehung von Autismus von besonderer Bedeutung sind. Laut Remschmidt konnte bisher jedoch noch kein gesicherter Erbgang nachgewiesen werden (vgl. Remschmidt, 2008, S.28). Trotz all diesen Vermutungen darf nicht vergessen werden, wie stark genetische, über epigenetische Regulation und biologische, gehirnstrukturelle Auffälligkeiten von der Umwelt abhängig sind. Demnach sind diese Möglichkeiten eher eine Folge als eine Ursache der Störung. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass der Mensch nicht nur die Endsumme seiner Gene ist. Obwohl die Zellen eines vielzelligen Organismus genetisch identisch sind, können sie sich aufgrund ungleicher Genaktivitäten zu vielen unterschiedlichen Zell- und Gewebetypen zerteilen. Dies wurde beispielsweise durch Untersuchungen an Zwillingen deutlich, die trotz genetisch identischer Gene, verschiedene Krankheiten und Lebensprognosen entwickelten (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung, o.J., o.S.). Doch inwieweit können traumatische Einwirkungen Einfluss auf die epigenetische und hirnstrukturelle Veränderung eines (ungeborenen) Kindes haben? Und würden autistische Symptome dann lediglich als eine Schutzfunktion der Kinder dienen?

Während der Pränatalzeit werden alle Umwelterfahrungen durch die Mutter geformt und die Beziehung zu ihr geprägt (vgl. von Lüpke, 2000, o.S.). Der Fetus steht dadurch im ständigen wechselseitigen Austausch mit seiner Umwelt und fängt schon früh an seinen „Lebensraum“ zu erforschen und in ihm zu agieren. Bereits im zweiten vorgeburtlichen Lebensabschnitt ist das ungeborene Kind in der Lage Sinnesreize wahrzunehmen, diese zu verarbeiten und durch Reaktionen und Aktionen zu äußern. Diese Erinnerungen aus dem pränatalen Abschnitt nimmt das Kind in das postnatale Leben mit (vgl. Maiello, 2013, S. 63). Doch heißt dies dann auch, dass traumatische Ereignisse während der Schwangerschaft ebenfalls im Gedächtnis des Kindes bleiben? Dieser Verdacht stützt sich vor allem auf die Ergebnisse der Forschung über das Fötalverhalten von Heinz F.R. Prechtl, welche besagen:

„Das Neugeborene beweist eine ungeheure Anpassungsfähigkeit (...) diese kann nicht erst in der vierzigsten Schwangerschaftswoche entstehen, sondern muss sich allmählich ausbilden und zu einem viel früheren Zeitpunkt begonnen haben. Es entstehe eine Art Sicherheitsumfeld (...)“ (vgl. Maiello, 2013,S.47).

Jedes plötzliche gefährliche Ereignis, wie beispielsweise eine vorzeitige Plazentalösung führt demzufolge zu einer Rückzugsreaktion. Diese Erlebnisse wecken im Fötus Angstgefühle und eine Hilfslosigkeit, wodurch es zur Begegnung mit bislang noch unbekannten „pressorischen, taktilen, biochemischen und rhythmischen Signalen“ kommt und diese, falls das Ungeborene diese Notsituation überlebt, Auswirkungen auf „seine(.) späteren prä-und postnatalen Verhaltensweisen“ haben (vgl. ebd.,S.64). Es ist auffallend, dass Schock- und Angstzustände in der pränatalen Zeit bei den schon ab dem Säuglingsalter an einer Störung leidenden Kindern besonders häufig vorkommen (vgl. ebd., S.64). Doch nicht nur schwere traumatische Erfahrungen während der Schwangerschaft, sondern auch die psychische Verfassung der Mutter kann entscheidend sein. Mütter, die in der Zeit der Schwangerschaft mit schwerwiegenden Schicksalsschlägen oder einem hohen Stresslevel konfrontiert werden, sind innerlich mit der Bewältigung dieser beschäftigt und geben diese Angst- und Schmerzzustände an das Ungeborene weiter. Der Neurobiologe Colwyn Trevarthen vermutet bei Ungeborenen und Säuglingen eine angeborene Intersubjektivität, wodurch sie in der Lage sind, ein aufnahmefähiges Bewusstsein für seelische Zustände Anderer aus ihrer Umgebung zu entwickeln (Mätzler, 2012, S.16). Bei einem traumatischen Erlebnis der Mutter ist der Fötus dadurch ständig in einer Art „Fluchtmodus“ und zieht sich im Mutterleib zurück. Dieser Zustand kann bis in das Erbgut des Kindes reichen und wirkt sich häufig auf die Gehirnentwicklung aus. Wie weit solche Ursachen einer Schädigung zurückliegen können, wurde mit einer Studie der Havard University in Cambridge gezeigt. Dabei wurden Angaben von 50.000 Müttern über ihren Lebensverlauf, ihre Gesundheit und der ihres Kindes gesammelt. Sie fanden heraus, dass es einen statistischen Zusammenhang gibt zwischen Müttern, die in der Kindheit schwerwiegende Traumata erlebten und der einer Autismus- Spektrum-Störung bei ihren Kindern. Frauen, die während ihrer Kindheit misshandelt oder missbraucht wurden, haben eine dreieinhalbmal höhere Wahrscheinlichkeit ein autistisches Kind auf die Welt zu bringen, als andere, nicht traumatisierte Frauen (vgl. Roberts et. al., 2013, o.S.) Dies zeigt erneut, dass ein pränatales Trauma unweigerlich die noch im Mutterleib stattfindende Eltern-Fötus-Beziehung formt und möglicherweise auch belastet (vgl. Maiello, 2013, S.72). Zusammenfassend lässt sich beobachten, dass es bereits viele zur Ätiologie der Autismus-Spektrum-Störung veröffentlichte Studien gibt, dennoch muss man zum jetzigen Zeitpunkt akzeptieren, dass für keine dieser möglichen Ursachen eindeutige, auf alle Kinder zutreffende Belege vorliegen. Man kann davon ausgehen, dass die genannten Möglichkeiten in Zusammenhang zueinander stehen und dass besonders die umweltabhängigen Faktoren einen großen Einfluss haben. Eine mögliche Kombination aus einer traumatischen Erfahrung der Mutter oder eines bedrohlichen Ereignisses für den Fötus und den dadurch entstandenen Umwelteinflüssen lässt die Störung in einem anderen Licht erscheinen. Demnach wären typische autistische Handlungen und Merkmale nur ein Schutzpanzer und ein Versuch, bedrohliche Ängste zu bewältigen (vgl. Maiello, 2013, S.64). Für Außenstehende sinnfrei erscheinende Stereotypien dienen somit als Schutz vor Ängsten und Überforderungen in unserer Gesellschaft. Ein Rückzug in eine raum- und zeitlose Isolation hilft ihnen dabei, sich vor, für sie bedrohlich anfühlenden Problemen, zu schützen und den Alltag in der Gesellschaft zu meistern (vgl. ebd. S.64). Generell ist jedoch zu beachten, dass eine Suche nach der Ursache auch immer eine Ablehnung dieser Andersartigkeit impliziert.

5. Therapie- und Fördermöglichkeiten

Aus den zuvor beschriebenen Grundlagen und Betrachtungen einer Autismus-Spektrum- Störung wird deutlich, dass besonders der frühkindliche Autismus wichtige, von der Gesellschaft erwartete Fähigkeiten, beeinträchtigt. Während es früher nur wenige Therapiemöglichkeiten gab, liegt heute die Schwierigkeit darin, die bestmögliche, den Bedürfnissen des Kindes entsprechende Therapie zu finden. Dabei spielen unter anderem das Alter, das typische Verhalten des Kindes, sowie die alltäglichen Schwierigkeiten eine Rolle. Denn während das eine Kind Schwierigkeiten beim Erlernen der Sprache hat, kann ein anderes Kind bereits angemessen kommunizieren, hat dafür aber Probleme bei sozialen Interaktionen. Des Weiteren ist es wichtig, sein Verhalten genau zu beobachten und zu berücksichtigen. Hält sich das Kind zum Beispiel die Ohren zu wenn ein hoher Geräuschpegel im Raum ist, wäre eine Musiktherapie mehr belastend als fördernd. Ebenso beeinflusst die außergewöhnliche Art der Wahrnehmung die Lern- und Entwicklungsfähigkeiten des Kindes (vgl. Krieger, 2012, S.16). Das Wissen über die besonderen Stärken und Schwächen in den verschiedenen Wahrnehmungsbereichen kann in der Förderung von großer Bedeutung sein. Viele frühkindlich autistische Kinder haben eine besonders ausgeprägte visuelle oder auditive Wahrnehmung und lernen unter Einbezug dieser schneller. Besonders die soziale Interaktions- und Kommunikationsfähigkeit, sowie die Selbstständigkeit soll gefördert, unerwünschte Verhaltensweisen und die Isolation von der Außenwelt minimiert werden (vgl. Poustka et. al, 2008, S.36). Daher kann man sagen, dass ein etabliertes Therapiekonzept nicht immer das Geeignete für die individuelle Persönlichkeit eines Kindes sein muss. Aufgrund der Tatsache, dass die Ursache einer Autismus-Spektrum-Störung noch nicht eindeutig bewiesen ist und der Möglichkeit, dass diese Symptome lediglich Schutzfunktionen der Kinder sind, gibt es keinen Therapieansatz, der die Störung heilen kann. Dennoch kann man die Umgebung der Kinder so gestalten, dass sie in unserer Gesellschaft aufwachsen, teilhaben und ihr jeweiliges Potenzial entfalten können. Zwar gibt es viele unterschiedliche Strategien zur Behandlung, dennoch verfolgen die meisten ähnliche Ziele. In dieser Arbeit werden im Anschluss die Grundsätze dreier unterschiedlicher Interventionsansätze für eine Autismus-Spektrum-Störung und insbesondere für den frühkindlichen Autismus erklärt und gegenübergestellt. Hierbei wird das Therapiekonzept nach ABA/VB besonders gründlich erklärt, da es als Verständnisgrundlage für das im späteren Verlauf der Arbeit kommende Fallbeispiel dient. Bei allen drei Therapiemöglichkeiten wird ein Augenmerk auf den Aspekt der Beziehung gelegt, denn Rima Shore fand 1997 heraus, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Beziehungserfahrungen und der Gehirnentwicklung des Kindes gibt (vgl. von Lüpke, 2000, o.S.). Demnach wird das gesamte Lernen durch den Zusammenhang von Beziehungen geregelt. Aufgrund dieser Tatsache, dass Entwicklungs- und Lernprozesse mit Beziehungserfahrungen untrennbar verbunden sind, kann es vorkommen, dass autistische Kinder Fähigkeiten lernen, die für sie selbst von keiner Bedeutung sind, ihnen aber dabei helfen, in unserer Gesellschaft besser zurecht zu kommen (vgl. ebd.).

5.1 Applied Behaviour Analysis und Verbal Behaviour

In den sechziger Jahren schuf Dr. Ole Ivar Lovaas an der University of California Los Angeles die Grundlagen der Applied Behaviour Analysis Therapie, kurz ABA. Obwohl diese Therapieform nicht speziell für Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung entwickelt wurde, ist diese dennoch die meist erforschte und besonders seit Ende der 1990er Jahre eine in den USA bevorzugte Form (vgl. Danne, 2009, S.23). ABA zählt zu den intensiven verhaltenstherapeutischen Programmen und beruht auf der Grundlage der operanten Konditionierung nach Skinner. Die operante Konditionierung beeinflusst neue, nicht angeborene Reiz-Reaktions-Muster durch Lob oder Strafe langfristig in der Häufigkeit ihres Auftretens (vgl. ebd. S.8). Der allgemeine Schwerpunkt von ABA liegt auf dem menschlichen Verhalten (Behaviour), wobei Ergebnisse aus der Verhaltensforschung angewendet werden (applied) und nach der Ursache für das unerwünschte Verhalten gesucht wird (analysis) (vgl. ebd., S.3). Inzwischen wurde das Konzept der ABA-Therapieform durch den Ansatz „Verbal Behaviour“, kurz VB erweitert. Es wird davon ausgegangen, dass Sprache ein erlerntes Verhalten ist. Das, auf deutsch übersetzt „Verbale Verhalten“ beschäftigt sich zusätzlich mit der Untersuchung des Sprachverhaltens und bereichert den ABA-Ansatz um weitere Lernmethoden im Bereich des Spracherwerbs autistischer Kinder (vgl. Krieger, 2012, S.22f.). Zentrales Konzept des ABA/VB-Ansatzes ist das Verstehen und Vorhersagen des autistischen Verhaltens durch die Analyse des Zusammenhangs zwischen Verhalten und direkten Umweltbedingungen. Es wird davon ausgegangen, dass abweichendes Benehmen erlernt und durch unmittelbare Auslöser und die darauf folgenden Konsequenzen bestimmt ist. Mithilfe der Veränderung dieser sollen die, von der Gesellschaft als problematisch angesehenen Verhaltensweisen wie beispielsweise Zwänge oder Stereotypien abgebaut werden (vgl. Bernard-Opitz, 2009, S.246). Dabei helfen positive Konsequenzen das erwünschte Verhalten zu verstärken und zu maximieren. Außerdem soll mit dem Aufbau und der Erweiterung von angemessenen Handlungsweisen, wie zum Beispiel der Erweiterung kommunikativer Fähigkeiten oder der Verbesserung des Sozialverhaltens dem Kind und der Familie der Alltag erleichtert werden (vgl. ebd.). Bei diesem Hauptansatz der ABA-Therapie, erwünschtes Verhalten auf- und unerwünschtes Verhalten abzubauen, ist laut Remschmidt die Ätiologie der Störung unwichtig (vgl. Remschmidt, 2008, S.81). Der ABA/VB Ansatz betrachtet eine Autismus-Spektrum-Störung hauptsächlich als ein Problem des Lernens und unabhängig der Ursache, besteht die Absicht darin, diese Schwierigkeiten zu bewältigen. Im Vergleich zu nicht-autistischen Kindern fällt es denjenigen, die an einer Autismus-Spektrum-Störung leiden, schwerer Meilensteine zu erreichen und Hindernisse, die für eine gesellschaftliche Anerkennung wichtig sind, zu überwinden. Robert Schramm, Leiter und Verhaltensanalytiker des deutschen ABA Instituts „Knospe-ABA“ sieht diese Hindernisse besonders in den negativen Einflüssen einer Autismus-Spektrum-Störung auf die Bereiche des Verhaltens, der Interessen, der Kommunikation und der sozialen Interaktion (vgl. Schramm, 2007, S. 46f.). Ein akzeptables Verhalten oder Interagieren in der Gesellschaft sei dadurch nicht möglich. Laut Schramm müssen autistischen Kindern mithilfe einer ABA/VB-Therapie einzelne Lernschritte aufgezeigt und mit ihnen erarbeitet werden, ein natürliches Lernen aus der Umwelt ist nicht möglich (vgl. ebd. S.353).

5.1.1 Grundsätze und Abläufe von ABA/VB

Auf die bereits zuvor beschriebene Andersartigkeit der Wahrnehmung wird auch im ABA/VB Ansatz Rücksicht genommen. Die Handlungen andere Menschen sind laut Schramm für autistische Kinder nicht vorhersehbar und führen dadurch leicht zur Verwirrung und Überforderung (vgl. ebd. S. 51). Der Therapeut soll demzufolge versuchen, die soziale Umgebung und die Handlungen für das Kind vorhersehbar zu machen, ihm Strukturierungshilfen zu geben und diese zu Erlernen. Dadurch würde der Rückzug aus der sozialen und die Flucht in die sachliche Welt minimiert werden (vgl.Schramm, 2007, S.51). Das Therapieumfeld soll vorwiegend im natürlichen Lernformat des Kindes stattfinden, zum Beispiel in typischen Alltags- und Spielsituationen. Hierbei könne man das Kind innerhalb seiner natürlichen Umgebung agieren sehen und individuelle Interessen und Motivation erkennen (vgl. Bernard-Opitz, 2009. S.249f.) Beim ABA/VB Ansatz soll das Kind verstehen, dass auf eine bestimmte Handlung auch immer eine bestimmte Reaktion folgt. Dieses Verständnis über Umgangs- und Beziehungsmuster wird in aller Regel durch das Verhalten des Therapeuten vermittelt, wodurch in der Therapie Klarheit und Struktur herrschen und eine intensivere Verständigung mit dem Kind zu Stande kommt. Als Grundlage für ein gezieltes Vorgehen ist es sehr wichtig das Verhalten des Kindes zuerst zu verstehen und zu analysieren (vgl. Schramm, 2007, S.66). Dabei sollen sogenannte „ABC Data Sheets“ helfen, welche als Kontrollliste dienen, um mögliche Vorläufer für und Konsequenzen auf das unerwünschte Verhalten zu analysieren (siehe Anhang S. 71). Laut Schramm kommt es häufig vor, dass Eltern die Handlungen ihrer Kinder nur schwer bewerten können. So wissen sie beispielsweise nicht, was das Kind in dem Augenblick dazu gebracht hat ein Glas auf den Boden zu werfen. Doch um dieses Verhalten zu verändern muss der Grund für diese Handlung erkannt werden. Dabei soll die sogenannte Verhaltensanalyse und die eben beschriebenen „ABC Data Sheets“ helfen, indem sie aufzeigen, was kurz vor und kurz nach der Handlung im Umfeld passiert ist (vgl. Schramm, 2007, S.69). Mithilfe dieser Datensammlung kann der Therapeut dafür sorgen, dass unerwünschtes Verhalten ergebnislos bleibt und sich eine alternative Verhaltensweise für das Kind mehr lohnen würde. Außerdem können störende Reize aus der Umgebung des Kindes entfernt werden. Um diese Ideen erfolgreich umzusetzen arbeitet der ABA/VB Ansatz vorzugsweiße mit Verstärkern und Motivation. Da das autistische Kind häufig keinen Sinn im Erlernen bestimmter Tätigkeiten sieht müssen zusätzliche positive Verstärker als Ansporn in den Therapieablauf miteingebaut werden (vgl. ebd. S. 66). Dabei gibt es die unkonditionierten, ungelernten und die konditionierten, gelernten Verstärker. Beispiele für die unkonditionierte Verstärkung sind unter anderem Trinken und Essen, für Kinder sind zu Beginn häufig Süßigkeiten eine große Motivation. Im Vergleich dazu sind konditionierte Verstärker häufig sehr unterschiedlich ausgeprägt. Was für das eine Kind eine lohnende Motivation ist, kann für ein anderes Kind eine Bestrafung sein. Beispiele für diese Art der Verstärkung sind Lob und Anerkennung, besondere Spielsachen oder auch Lieblingsaktivitäten wie Videos schauen oder Trampolin hüpfen (vgl. Danne, 2009, S.15). Wichtig ist hierbei, dass die Verstärkung einer Tätigkeit nicht in eine Art Bestechung des Kindes übergeht. Dies würde nur einen kurzfristigen Erfolg mit sich bringen und wäre im Verlauf einer Therapie nicht konstruktiv (vgl. ebd.). Ein praktisches Beispiel einer solchen Verstärkersituation kann das Bedürfnis des Kindes nach einem Glas Wasser sein. Um diesen Verstärker für eine Lernsituation zu nutzen, könnte die Aufgabe darin bestehen, zuerst das Wort „Wasser“ zu sagen oder auf das Wasser in Verbindung mit Blickkontakt zu zeigen bevor das Kind etwas trinken darf (vgl. Schramm, 2007, S.195f.). Beim Erlernen einer neuen Handlungsart sollte nach dem ABA/VB Ansatz jedes richtige Verhalten verstärkt werden. Diese Verstärkung kann auf eine unregelmäßige Basis reduziert werden, wenn das erwünschte Verhalten angenommen wurde. Dadurch verhindert man einen Gewöhnungseffekt, da die verstärkende Tätigkeit nur gelegentlich auftritt (vgl. Danne, 2009, S.16). Im Allgemeinen ist wichtig, dass auf ein positives Verhalten unmittelbar eine Reaktion in Form einer Verstärkung kommt, da sonst die Kontingenz zwischen den beiden Aktionen verschwindet (vgl. ebd.). Die in diesem Setting stattfindende Förderung der Bandbreite von Verhaltens- und Handlungsweisen ist aufgrund der verschiedenen Techniken sehr vielschichtig. Normalerweise beginnt eine ABA/VB-Therapie zunächst mit dem Vermitteln und Erlernen von ersten sozialen und spielerischen Kompetenzen, unter anderem der Herstellung von Blickkontakt oder Imitation. Je nach Ausprägung der Störung wird auch ein Schwerpunkt auf den sprachlichen Erwerb gelegt. Wichtig hierbei ist, dass ein autistisches Kind versteht, dass Ort und Zeit nicht in Abhängigkeit zum Erlernen neuer Fähigkeiten stehen und das Lernen dadurch zu einer täglichen Aufgabe wird (vgl. Schramm, 2007, S.227). Hierbei ist positiv zu erwähnen, dass dadurch eine reine Routineanwendung der erlernten Fähigkeiten unterbunden wird. Autistische Kinder würden bei einem sich ständig wiederholenden Therapieablauf neue Verhaltensweisen auch nur in diesem Kontext anwenden (vgl. ebd. S.218). Auch der im vorangegangenen Kapitel beschriebene Beziehungsaspekt spielt bei der Förderung nach dem ABA/VB Ansatz eine wichtige Rolle. Damit ein (frühkindlich) autistisches Kind den strikten Therapieablauf und die vom Therapeuten ausgeübte Kontrolle akzeptiert, muss der Therapeut selbst zum konditionierten Verstärker werden, das Kind muss daher Interaktionen mit der Person als eine sich lohnende positive Verstärkung empfinden (vgl. Danne, 2009, S.35). Besonders am Anfang sollte der Hauptaspekt überwiegend aus der Methode des „Pairing“ bestehen, damit sich das Kind gerne in der Umgebung des Therapeuten aufhält und durch den Beziehungskontext dazu gebracht wird eine neue Fähigkeit, die für den Klienten nicht unbedingt von Bedeutung sein muss, zu erlernen (vgl. Schramm, 2007, S.73). Jedoch gehören auch bestrafende Maßnahmen zum Konzept von ABA/VB. Es wird von einer „positiven Bestrafung“ gesprochen, wenn ein unerwünschter Reiz als eine Konsequenz auf ein bestimmtes Verhalten auftritt, als „Negative Bestrafung“ wird das Wegnehmen eines positiven Reizes als Reaktion bezeichnet (vgl. Danne, 2006, S.11). Diese „Bestrafungen“ sollen nur dann eingesetzt werden, wenn andere, positive Möglichkeiten nicht ausreichend genug sind, um die Motivation beim Kind zu steigern. Des Weiteren gibt es das Prinzip der „Löschung“ um unerwünschtes Verhalten abzubauen. Laut Danne wird dieses Verhalten häufig durch Ursachen, wie beispielsweise Aufmerksamkeit durch Schimpfen, Selbststimulation oder die Flucht vor Aufgaben, aufrechterhalten (vgl. 2006, S.19). Um dieses Benehmen zu reduzieren, wird es komplett ignoriert. Zu Beginn kommt oftmals zu einem sogenannten „Löschungstrotz“ (extinction burst), wodurch das bestimmte Verhalten zunächst stärker und häufiger auftritt, bevor es nach einer gewissen Zeit aufgrund der fehlenden Aufmerksamkeit abnimmt (vgl. ebd., S.20). Insgesamt lässt sich sagen, dass mithilfe des Konzepts von ABA/VB das Verhalten eines autistischen Kindes für den Betroffenen selbst und für seine soziale Umwelt verbessert werden soll, indem es zu einem Abbau von negativen Verhaltensauffälligkeiten und zu einem Aufbau von gesellschaftlich angemessenen Verhalten kommt. Mithilfe dieser Fähigkeiten sollen die Defizite einer Autismus-Spektrum-Störung minimiert werden. Der ABA/VB Ansatz spricht dabei ganz gezielt von einer möglichen Genesung, der sogenannten „Recovery“, die durch gezielte Motivation und den Einsatz verschiedener Verstärkern möglich gemacht werden und immer als Ziel einer jeden ABA/VB Therapie betrachtet werden sollte (vgl. Schramm, 2007, S.35).

5.2 TEACCH

TEACCH steht für „Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children“, auf Deutsch übersetzt bedeutet dies „Behandlung und Erziehung von autistisch und verwandt kommunikationsbehinderten Kindern“ (vgl. Danne, 2009, S.60). Der TEACCH-Ansatz wurde 1972 an der University of North Carolina unter der Leitung des Psychologen Dr. Eric Schopler als Förderprogramm für autistische Menschen konzipiert. Der Name dieser Therapiemöglichkeit wurde gezielt so gewählt, damit gleich zu Beginn der pädagogische Schwerpunkt deutlich wird. Dabei steht das gegenseitige Lernen und besonders das Verstehen im Vordergrund, wodurch die Besonderheiten von autistischen Kindern einbezogen werden (vgl. Häußler, 2005, S. 13f.). Anne Häußler, internationale Referentin zu den Thema Autismus und TEACCH-Ansatz, beschreibt diese Therapieform wie folgt:

„TEACCH ist ein ganzheitlicher pädagogisch-therapeutischer Ansatz, der die Besonderheiten von Menschen mit Autismus berücksichtigt und die Entwicklung individueller Hilfen zur Unterstützung des Lernens und zur selbstständigen Bewältigung des Alltags in den Mittelpunkt stellt. Der methodische Aspekt der Strukturierung und Visualisierung bildet dabei eine grundlegende Strategie in der Förderung, die sich auf alle Bereiche der Entwicklung bezieht.“ (Häußler, 2006, o.S).

Unter Beachtung der jeweiligen Lernstile autistischer Kinder wird demnach eine Lern- und Lebensumwelt geschaffen, in der sich Betroffene zurechtfinden und ihre individuellen Fähigkeiten einbringen und ergänzen können. Die Entwicklung spezifisch angepasster Hilfen zur alleinigen Bewältigung des Alltages gilt als wichtigste Aufgabe. Aufgrund diesem, damals komplett neuen Förderansatz für autistische Kinder, wurde eine staatliche Institution, die „Division-TEACCH“ gegründet. Im Rahmen dieser gibt es mittlerweile neun dezentrale Diagnostik- und Beratungszentren, die unter anderem Diagnostik, individuelle Förderplanung, Beratung und Anleitung von Eltern und anderen Institutionen, sowie individuelle Therapien und Gruppenangebote anbieten (vgl. ebd.). Des Weiteren wurde das TEACCH Konzept entwickelt, was neben TEACCH Zentren für Diagnostik, Beratung und Therapie auch autismusspezifische Klassen zur ganztägigen Förderung, Kooperation mit Eltern auf institutioneller Ebene und Training und Ausbildungsmöglichkeiten für Fachleute beinhaltet (vgl. Häußler, 2006, o.S.). Ende der sechziger Jahre fand der Psychologe Dr. Schopler heraus, dass die Förderung autistischer Kinder durch ein vielfältiges Angebot an Strukturierungshilfen positiv beeinflusst wird. Diese Methode des „Structured Teaching“, Methode der Strukturierung und Visualisierung, wird bis heute als Grundlage des TEACCH-Ansatzes angesehen (vgl. ebd.). Diese Fördermaßnahme dient der Vermittlung von Informationen und Fähigkeiten im Alltag und den Therapiesitzungen mit dem Ziel, eine individuell an das Kind angepasste Lernsituation zu schaffen (vgl. ebd.). Strukturierung soll dabei helfen, die Aufmerksamkeit des Kindes auf das Wesentliche zu richten und komplizierte Situationen verständlich zu machen. Dadurch bietet „Structured Teaching“ Orientierung und vor allem Sicherheit, da klare Regeln und Strukturen eine soziale Interaktion mit der Umwelt erleichtern. Dies geschieht dadurch, dass neben dem Therapieablauf auch der gesamte Alltag klar geordnet wird. Autistische Kinder sollen dadurch, entsprechend ihrer jeweiligen Möglichkeiten, mit ihrer Umgebung und der sozialen Umwelt zurechtkommen und diese auch mit ihnen. Dabei wird besonders die individuelle Persönlichkeit eines jeden Betroffenen respektiert, neben der Analyse der Schwächen wird ein besonderes Augenmerk auf die Stärken des Kindes gelegt (vgl. Häußler, 2005, S.18). Diese Art der Förderung setzt dabei an den einzelnen Interessen der Kinder an, um die dafür entstandene Motivation und Aufmerksamkeit für den Therapieablauf zu nutzen. Im Vergleich zum ABA/VB-Ansatz ist das TEACCH-Konzept inzwischen auch in Deutschland weit verbreitet und bekommt vermehrt Aufmerksamkeit im Bezug auf die therapeutische Arbeit mit autistischen Kindern.

5.2.1 Grundsätze und Abläufe von TEACCH

Im Vergleich zum ABA/VB Ansatz, bei dem eine Autismus-Spektrum-Störung, wie bereits beschrieben, vorwiegend als ein Lernproblem angesehen wird, betrachtet der TEACCH-Ansatz diese Störung als ein kognitives Defizit bei dem Probleme in der Informationsverarbeitung auftreten, da Reize anders gefiltert werden (vgl. Krieger, 2012, S.38). Dafür wird besonders auf die individuellen Stärken der Kinder geachtet, um mithilfe dieser Fähigkeiten, Defizite in der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung auszugleichen. Viele (frühkindlich) autistische Kinder haben besondere Begabungen bezüglich der visuellen Wahrnehmung und der Erinnerung an bestimmte Dinge. Durch die Strukturierung der unmittelbaren Umgebung und zusätzliche visuelle Hilfsangebote kann die Vorhersehbarkeit, Anforderungen und alltägliche Abläufe für betroffene Kinder erleichtert werden. Dadurch wird unerwünschtes Verhalten minimiert. Diese Basis der Förderung bezieht sich sowohl auf die Strukturierung des räumlichen Umfeldes, als auch auf die der Zeit, der Gestaltung von Systemen zur Organisation und der Strukturierung einzelner Tätigkeiten und Handlungsabläufen (vgl. Häußler, 2006, o.S.). Als Beispiel für eine solche Strukturierungshilfe können sogenannte Aufgabenpläne dienen. Der TEACCH-Ansatz legt Wert darauf, dass zusammenhängende Abläufe und Aufgaben in Plänen demonstriert werden, wodurch das Pensum an Arbeit und der jeweilige Arbeitsplatz für die Kinder ersichtlich werden. Dafür wird sowohl die Menge an Aufgaben, als auch die vorgegebene Dauer und Reihenfolge symbolisch in den Plänen dargestellt (vgl. Häußler, 2005, S.141). Diese Pläne sind visuelle Instrumente um auf anstehende Ereignisse aufmerksam zu machen und das Kind auf mögliche Problemsituationen, wie beispielsweise einen ungeplanten Besuch auswärts, vorzubereiten. Langfristig gesehen, sollen solche Pläne dazu führen, dass die Betroffenen unabhängig von einer direkten Führung einer Betreuungsperson ihren Alltag meistern können (vgl. ebd. S.150). Um einen Überblick über die noch bevorstehenden und die bereits erledigten Aufgaben des Tages zu bekommen, werden die zuvor erledigten Handlungen auf der rechten Seite des Plans platziert, die noch anstehenden auf der linken Seiten (vgl. Krieger, 2012, S.52). Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass entsprechend individuell gestaltetes Material und klare, anschauliche Anleitungen Überforderung reduzieren können und mit Übung eine autonome Umsetzung einer Handlung ermöglichen (vgl. Häußler, 2006, o.S.). All diese Angebote und Konzepte des TEACCH-Ansatzes beruhen auf einer pädagogischen Denk- und Handlungsweise, der sogenannten TEACCH Philosophie, zu der folgende Aspekte gehören: Fachwissen und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich Autismus- Spektrum-Störung. Des Weiteren ist die Individualisierung jeder einzelnen Therapiestunde von großer Bedeutung, da Materialien und Abläufe stetig neu auf ein Kind und seine individuellen Fähigkeiten zugeschnitten werden müssen, wodurch ein reines Antrainieren von Fertigkeiten verhindert werden soll. Im Vergleich zu anderen Therapieformen legt der TEACCH-Ansatz besonderen Wert auf die Zusammenarbeit mit den Eltern welche als Spezialisten für ihre Kinder angesehen werden. Sie werden mit fachlichen Kompetenzen geschult, wodurch sie selbst zu Co-Therapeuten für ihre Kinder werden. Dies ist laut der Philosophie des TEACCH-Ansatzes wichtig, da die eigentliche Hilfe zuhause durch die Eltern erfolgt. Auch die bereits erläuterte Strukturierung und Visualisierung sind bei der Philosophie wiederzufinden. Anstelle einer strikten Therapieform sollen unterschiedliche Methoden zur Förderung genutzt werden, die im individuellen Fall am sinnvollsten erscheinen. Auch beim TEACCH-Ansatz bildet das Analysieren des unerwünschten Verhaltens und das Erkennen seiner Funktion das Fundament für eine Intervention. Jedoch wird das Verhalten nicht über bestimmte Konsequenzen geregelt, sondern mithilfe von vorbeugenden Schritten und der Vermittlung von Strategien. Das wohl charakteristischste Merkmal der TEACCH-Philosophie ist das gegenseitige Mitteilen und Verstehen. Dieses basiert auf der Begründung, dass ein respektvoller Umgang nur mit einem Verständnis für das Verhalten und die Eigenarten des autistischen Kindes möglich ist. Der Umfang einer Fremdbestimmung soll zu jeder Zeit so gering wie möglich gehalten werden, sodass eine eigenständige Teilhabe am öffentlichen Leben möglich ist (vgl. Häußler, 2006, o.S.). Der wohl bedeutendste Unterschied zum ABA/VB Ansatz ist der Blick auf die Störung. Während ABA/VB von einer „Heilung“ spricht, legt der TEACCH-Ansatz besonderen Wert darauf, jedem Einzelnen durch individuelle Förderung, angepasste Hilfsmittel und einem geeigneten Lebensumfeldes ein Höchstmaß an Selbstständigkeit, Autonomie und Lebensqualität zu gewähren. Dabei wird gezielt von einer lebenslangen Entwicklungsbehinderung gesprochen, bei der eine Heilung nicht beabsichtigt wird (vgl. ebd.).

5.3 Floortime

„Floortime“, bedeutet übersetzt „Bodenzeit“ und ist ein therapeutischer Ansatz, bei dem das phantasievolle Spiel als Fundament für eine menschliche Entwicklung dargestellt wird. Es wurde von dem amerikanischen Kinderarzt und Therapeuten Dr. Stanley I. Greenspan und der Kinderpsychologin Serena Wieder konzipiert und erstmals 1979 in dem Buch „Intelligence and Adaptation“ von Greenspan veröffentlicht (vgl. Schirmer, 2006, S. 110). Dieser Therapieansatz beruht auf der Grundlage des „Affect-Diathesis Modell“ von Greenspan. Er beschreibt Emotionen („Affect“) als kritische neurologische Übergänge im Gehirn, welche einen Menschen dazu befähigen mentale oder körperliche Handlungen in die Tat umzusetzen (vgl. Epp, o.J., o.S.) Laut Greenspan wird die Verknüpfung von Emotionen und Handlungen durch ausgeprägte emotionsgeladene Beziehungen und Erfahrungen gelernt. Diese beginnen bereits im Säuglingsalter und bilden die Basis für eine weitere Entwicklung des Kindes. Die einzelnen Meilensteine der Entwicklung können nach dem „Affect-Diathesis Modell“ nur durch Beziehungen und später durch das natürliche Spiel erworben werden. Dies ermöglicht den Kindern später bessere Fähigkeiten im Bezug auf die Selbstregulation, die Entwicklung eines Selbstbildes oder das Erkennen von kausalen Zusammenhängen (vgl. Epp, o.J.,o.S.). Laut Greenspan und Wieder fällt es autistischen Kindern schwerer, eine Brücke zwischen Emotionen und Handlungen („Affect and Action“) herzustellen, die für ein sinnvolles Denken und Agieren jedoch unentbehrlich ist. Dabei hat neben den neurologischen Beeinträchtigungen, auch das Interaktionsmuster des Kindes, sowie das familiäre Verhaltensmuster Einfluss darauf, wie gut ein Kind diese funktionelle Fähigkeit meistert (vgl. Unzner, 2002, S. 514). Es wird davon ausgegangen, dass bei autistischen Kindern keine primäre Störung der integrativen Verarbeitung vorliegt. Dadurch bestehe die Möglichkeit, die verzögerte Wahrnehmung durch optimierte Voraussetzungen in unterschiedlichen Ausmaßen zu kompensieren (vgl. Epp, o.J., o.S.). Im Allgemeinen kann man sagen, dass diese Verbindungen von Emotionen und Handlungen („Affect and Action“) den Grundgedanken des „Affect-Diathesis Models“ nach Greenspan bildet, worauf sich der Therapieansatz „Floortime“ beruft. Bereits der Name gibt Aufschluss über das wesentliche Konzept dieser Fördermöglichkeit. Die Therapiestunde findet auf dem Boden statt, man begegnet dem Kind also da, wo es sich aufhält um aktiv mit ihm zu spielen und zu interagieren. Als Folge dessen und mithilfe vieler positiver Emotionen soll eine positive zwischenmenschliche Beziehung geschaffen werden, die als Motivation für das autistische Kind dient, um in Interaktion zu bleiben (vgl. ebd.). Nach diesem Beziehungsaufbau werden nach und nach entwicklungsangepasste soziale Themen und Probleme in das Spiel eingebracht, wodurch das autistische Kind eine spielerische Herausforderung erlebt. Wichtig hierbei ist, dass es zu keiner Überforderung des Kindes kommen darf, da sich diese meist in Frustration äußert. Greenspan erläutert seinen Grundgedanken bezüglich der auf den Beziehungsaspekt basierenden Therapiemöglichkeit wie folgt:

For any age child, you do three things: Follow your child’s lead, i.e. enter the child’s world and join in their emotional flow; challenge her to be creative and spontaneous; and expand the action and interaction to include all or most of her senses and motor skills as well as different emotions“ (vgl. Greenspan, o.J., o.S.).

Diese positiven Emotionen werden durch tragende, regulierende Beziehungen aufgeweckt und unterstützt und stellen eine enorme Motivation für das Kind dar, um in Interaktion zu bleiben. Dadurch ist das Kind in der Lage eine Verbindung zur Handlung aufzubauen und längere 0komplizierte kommunikative Handlungsabläufe auszuführen. Zentral hierbei ist, dass Spielen Spaß und Freude bei den Kindern erzeugt, wodurch das autistische Kind Schwierigkeiten und Hindernisse akzeptiert und zu überwinden versucht. Diese Bewältigung führt schließlich zu einer Weiterentwicklung der Fähigkeiten des Kindes (vgl. Epp, o.J., o.S.). Das Hauptziel des Floortime-Ansatzes besteht demnach darin, Methoden zu finden, um das autistische Kind durch Interesse, Motivation und Neugierde auf eine bestimme Weise emotional zu erreichen. Dieses Miteinander sollte möglichst nicht abbrechen. Dafür muss dem Kind gegenüber eine akzeptierende Haltung vermittelt werden, was umgekehrt dazu führt, dass es sich zunehmend länger mit seinem sozialen Umfeld beschäftigen möchte.

5.3.1 Grundsätze und Abläufe von Floortime

Beim entwicklungsorientierten Therapieansatz nach Floortime spielt besonders die Einzigartigkeit eines jedes Kindes eine zentrale Rolle. Nach Greenspan bestimmt „das individuelle Profil, nicht das Syndrom (...) über das angemessene Therapieprogram (vgl. Greenspan & Wieder, 2001, S.23). Das Konzept soll sich demnach mehr an den jeweiligen individuellen Notwendigkeiten eines Kindes orientieren und weniger an den einzelnen zusammengefassten Diagnoseklassen (vgl. Unzner, 2002, S.514). Während der Bodenspielzeit soll jede Aktivität des Kindes als absichtsvoll und zielgerichtet behandelt werden. Wedelt das Kind beispielsweise mit seinen Armen, soll diese Handlung nicht unterbrochen, sondern als zielgerichtet angesehen werden. Eine mögliche Reaktion auf dieses, von der Gesellschaft als Stereotypie bezeichnete Verhalten, wäre zu sagen: „Du willst wie ein Vogel fliegen? Lass es uns zusammen ausprobieren“ (vgl. Schirmer, 2006, S. 111). Dadurch bekommt die Handlung eine neue Bedeutung, wodurch eine Aktion des Kindes in eine gemeinsame Aktivität verwandelt wird. Unterbricht das Kind die soziale Interaktion mit dem Therapeuten und läuft in eine andere Ecke soll ein gemeinsames Weglauf- oder Fangspiel entstehen, um einen neuen Handlungsablauf aufzubauen (vgl. ebd.). Diese Art der Interaktion sollte laut Greenspan und Wieder sechs bis zehnmal täglich, jeweils über einen Zeitraum von etwa 20 bis 30 Minuten stattfinden. Dabei ist es wichtig, dass Eltern und Therapeuten zusammen arbeiten, damit sich das Kind auch außerhalb der wöchentlichen Therapiestunden an diese, auf Kommunikation basierende Handlungen gewöhnt und eine emotionale Beziehung aufbauen kann. Während des Spiels ist es wichtig, dass instinktiv und voller Freude auf die verschiedenen Anregungen des Kindes eingegangen wird. Durch diese Vermittlung wird das Kind darin motiviert, eine Kommunikation aufzubauen. Das Kind hat die Rolle des Ausführers, der Therapeut oder die Eltern sind lediglich der aktive Spielpartner. Durch die Freude an der gemeinsamen Aktivität kann das Kind emotional erreicht werden und eine wechselseitige Interaktion entsteht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fördermöglichkeit „Floortime“ in den USA in den letzten Jahren verstärkt an Aufmerksamkeit gewonnen hat, in Deutschland hingegen wird sie meist nicht als alleinstehende Therapieform eingesetzt. Bei diesem Ansatz spielt besonders der Aufbau einer regulierenden Beziehung eine zentrale Rolle. Infolgedessen sollen positive Emotionen geweckt und unterstützt werden, wodurch eine längere soziale Interaktion des Kindes mit seinem Umfeld möglich ist. Floortime basiert auf dem natürlichen Gefühl Spaß, welches Kinder beim Spielen entwickeln. Dadurch würde die Bereitschaft wichtige Hürden für die Entwicklung zu meistern, ansteigen. Diese Verknüpfung zwischen Emotionen und Handlungen dient als Grundlage des Floortime-Ansatzes und soll den autistischen Kindern zeigen, wie man mit Menschen und Objekten interagiert. Doch besonders die große Akzeptanz der Andersartigkeit und die Fokussierung auf die Stärken der autistischen Kinder heben den Floortime-Ansatz von anderen Therapiemöglichkeiten ab. Greenspan beschrieb diese wichtige Anerkennung der autistischen Kinder wie folgt:

We need to take a less narrow look at our children’s problems and, instead, see them as windows of opportunity.(...) If we can understand the underlying developmental process, we can see a child’s struggles as signs of striving toward growth instead of chronic problems or attempts to aggravate adults“. (vgl. Veliz, 2012, o.S.).

5.4 Kurzer Vergleich der Therapiemodelle

Während die Therapiemethode ABA/VB eine Autismus-Spektrum-Störung als ein Lernproblem ansieht, steht beim TEACCH-Ansatz ein kognitives Defizit und beim Floortime- Ansatz das Fehlen an Emotionen und Beziehungen im Mittelpunkt. Jedoch vertreten alle drei Ansätze die Meinung, dass autistische Kinder Unterstützung beim Lernprozess benötigen. Der ABA/VB Ansatz möchte die individuellen Lernschwierigkeiten mit bestimmten Methoden und Verhaltensänderungen bezwingen. Es wird bei den Schwächen der Kinder angesetzt, so dass diese möglichst minimiert und ersetzt werden können. Dagegen setzten TEACCH und Floortime an den Stärken der Kinder an um diese zur Kompensation der anderen Probleme zu nutzen. Des Weiteren sind sich alle drei Therapiemodelle einig, dass das autistisch geprägte Verhalten durch die unmittelbare Umgebung beeinflusst wird. TEACCH möchte durch Strukturierung der kompletten Umgebung die Vorhersehbarkeit für das Kind verdeutlichen und damit Fertigkeiten auf und Schwierigkeiten abbauen. Sowohl der ABA/VB als auch der Floortime Ansatz schreiten in eine andere Richtung. Es wird davon ausgegangen, dass eine strukturierte Umgebung hauptsächlich durch soziale Interaktionen und zwischenmenschlich Situationen geschaffen wird. Dadurch wird bei der ABA/VB Methode der Therapeut in seinen Handlungen und bei dem Floortime Modell die interagierende Spielperson zuverlässig und in seinen Handlungen vorausschaubar. Eine weitere Gemeinsamkeit des ABA/VB und des Floortime Ansatzes ist die nicht künstlich erzeugte Therapiesituation. Beide Modelle legen großen Wert auf ein natürliches Lernformat, wie zum Beispiel eine Alltags- oder Spielsituation. Dadurch kann die natürliche Motivation des Kindes für das Lernen genutzt werden. Jedoch hat nach dem ABA/VB Ansatz der Therapeut die Ausführerrolle, die Handlungen des Kindes sind laut Vertretern dieser Methode durch diese Art der Störung so stark eingeschränkt, dass dies unter keinen Umständen akzeptiert werden kann. TEACCH und Floortime akzeptieren dagegen die momentane Situation des Betroffenen und lassen das Kind häufiger selbst agieren und entscheiden. Auch die individuellen Interessen haben hier einen höheren Stellenwert als beim ABA/VB Ansatz. Doch während sich der TEACCH Ansatz von der Methode des „Structured Teaching“ wichtige Beihilfe für das alltägliche Leben eines autistischen Kindes erhofft, versprechen der ABA/VB Ansatz und das Floortime Konzept entscheidende Verhaltensveränderungen durch Methoden der Motivation und Verstärkung. Besonders bei der Therapieart Floortime soll spontane Freude das Kind dazu führen in Beziehung zu treten und diese aufzubauen. Auch der ABA/VB Ansatz möchte mit den Techniken der Motivation das Kind anstiften, das erwünschte Verhalten zu zeigen. Doch besonders beim Beziehungsaspekt gibt es große Differenzen. Beim TEACCH Ansatz soll die jeweilige Betreuungsperson eine freundschaftliche Position erfüllen, spielt dabei aber nur eine nebensächliche Rolle. Dagegen wird beim ABA/VB Ansatz der Therapeut als ständiger Begleiter angesehen, wodurch das autistische Kind verstehen soll, dass sich soziale Interaktionen mit der Umgebung auszahlen. Im Vergleich zum TEACCH Ansatz ist die gesellschaftliche Teilhabe bei der ABA/VB Methode von großer Bedeutung. Bei TEACCH wird der Zustand der Zurückgezogenheit akzeptiert und nicht über die Selbstbestimmung des Betroffenen gestellt. Die wohl wichtigste Rolle spielt der Beziehungsaspekt bei der Floortime Methode. Die wechselseitige Interaktion zwischen Erwachsenem und Kind wird als Basis für eine gesunde Entwicklung des Kindes angesehen. Die Eltern oder Therapeuten steigen bewusst in die Welt des Kindes ab (auf den Boden) um eine positive und anerkennende Beziehung zu den Kindern herzustellen. Floortime vertritt die Meinung, dass durch diese positiven Emotionen ein Handlungsablauf leichter und länger realisiert werden kann. Der wohl größte Unterschied der drei Methoden besteht im Bezug auf den Störungsverlauf und der Entwicklung der autistischen Kinder. Sowohl TEACCH als auch Floortime vertreten die Auffassung, dass eine Autismus-Spektrum-Störung eine lebenslange Beeinträchtigung ist und eine Heilung ausgeschlossen sei. Im Gegensatz dazu ist es laut dem ABA/VB Ansatz möglich autistische Kinder von den Auswirkungen und Folgen dieser Störung zu „heilen“. Zusammenfassend kann man sagen, dass trotz der vorangegangenen Differenzen die Rahmenbedingungen der drei Therapieformen gleich sind. Bei allen drei Ansätzen sind neben dem Therapeuten die Eltern von enormer Bedeutung und wichtigster Unterstützer außerhalb der Therapie. Bei allen drei Fördermöglichkeiten soll eine möglichst uneingeschränkte Umgebung mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit geschaffen werden, in der die Kinder ihre, möglicherweise durch die Therapie veränderten Fähigkeiten und Besonderheiten, entfalten können. Wie genau eine solch intensive Fördermöglichkeit in der Praxis aussieht und welche Chancen und Aussichten ein Kind dadurch bekommt wird im folgenden Kapitel anhand eines Fallbeispiels genauer erläutert.

6. Fallbeispiel „Thomas“

Thomas*[1] kam im Alter von drei Jahren und zehn Monaten mit der Diagnose „Frühkindlicher Autismus (F84.0), Intelligenzniveau nicht einschätzbar“ zum ersten Mal in die therapeutische Praxis für Menschen mit Autismus. Vorstellungsanlass war eine starke Abweichung der allgemeinen Entwicklungsschritte. Thomas „spreche nicht, lautiere nur, spiele keine altersüblichen Kinderspiele, laufe viel herum, mache Geräusche mit Hilfen von Gegenständen, mit denen er klopfe“ (vgl. siehe Anhang, S.65). Zwar sei er in der Lage „mama“ und „dada“ zu sagen, jedoch geschehe dies ohne eine zielgerichtete Benennung der Eltern. Im Alter von zwei Jahren konnte er den Vornamen seiner Mutter sagen, inzwischen habe er dies wieder verlernt. Laut der Mutter habe Thomas weitere kleine Rückschritte bezüglich des Spielens gemacht. Habe er am Angang noch sinnhaft mit Autos gespielt, schaue er diese inzwischen nur noch an oder drehe die Räder. Des Weiteren habe Thomas kein Gefahrenbewusstsein und verletzte sich oft, da er riskante Situationen nicht einschätzen könne, wie beispielsweise beim Spielen unter dem Tisch, wenn er aufstehe und sich den Kopf stoße. Eine Reaktion auf den Schmerz bleibe meist aus. Er handle aggressiv bei Aufregung und Ärger indem er andere Menschen beiße und zwicke und sich selbst mit der Hand gegen den Kopf schlage. Auch eine Reihe von Stereotypien sei zu beobachten. Er ziehe an seinen Ohren, schaukele hin und her oder spiele mit seinem Speichel (vgl. siehe Anhang, S.69). Auch die Wahrnehmung des Kindes sei sehr sensibel. Er reagiere sehr geräuschempfindlich gegen unerwartet auftretende Töne, liebe es jedoch Musik zu hören und Luftballons platzen zu lassen. Dies habe eine beruhigende Auswirkung auf ihn. Im Allgemeinen sei Thomas ein sehr aktives Kind, welches sich gerne bewegt, viel und ausdauernd auf dem Trampolin springe und sich auch gerne draußen auf dem Spielplatz aufhalte (vgl. siehe Anhang, S.66). Bezüglich der sozialen Interaktion freue sich Thomas offenbar, wenn der Vater nach Hause käme, gehe auch auf andere Kinder zu und ist erkennbar traurig, wenn er von diesen weggeschickt werde, Blickkontakt kommt dabei nur sehr selten zu Stande. Ungeklärt ist bisher die Ursache, weshalb Thomas aus nicht nachvollziehbarem Anlass plötzlich anfange zu weinen oder laut zu lachen (vgl. siehe Anhang, S.66). Auch ist Thomas sehr klein und dünn für sein Alter.

6.1 Vorgeschichte von Thomas

Thomas ist das einzige Kind osteuropäischer Eltern und lebt, zum Zeitpunkt der Erstaufnahme in der therapeutischen Praxis, seit etwa eineinhalb Jahren in Deutschland. Beide Eltern sprechen und verstehen fast kein Deutsch, zuhause wird mit Thomas in der Muttersprache gesprochen. Während der Schwangerschaft kam es zu häufigen Stresssituationen bei der Mutter und der Geburtsverlauf wurde als schwierig beschrieben. Die Geburt musste mit zwei Spritzen eingeleitet werden, dann kam es doch zu einer Spontangeburt. Nach einer Nabelschnurumschlingung musste Thomas eine Woche lang im Inkubator wegen Atemproblemen behandelt werden. (vgl. siehe Anhang, S. 69), Dieses traumatische Erlebnis von Thomas während und kurz nach der Geburt bestätigt das bereits beschriebene mögliche Faktum, dass eine für das Kind bedrohlich erscheinende Erfahrung als Ursache für eine Autismus-Spektrum-Störung betrachtet werden kann. Auch der mütterliche Stress während der Schwangerschaft könnte von ursächlicher Bedeutung sein. Diese Traumata haben unweigerlich die früheste Eltern-Fötus- und später Eltern-Kind-Beziehung geprägt und belastet. Wie in Kapitel vier erläutert hat jeder Fötus ein, mit Emotionen verbundenes Gedächtnis. Somit könnte die autistische Verhaltensweise von Thomas Spuren des erlebten Traumas während der Geburt und den negativen emotionalen Auswirkungen der Mutter zu Zeiten der Schwangerschaft sein. Des Weiteren beschreibt die Mutter, dass Thomas in den ersten sechs Lebensmonaten an einer Laryngitis, einer Entzündung des Kehlkopfes litt, wodurch es bei der Nahrungsaufnahme zu häufigem Erbrechen kam (vgl. siehe Anhang, S.69). Im Alter von einem Jahr fing Thomas an zu laufen, auch sei seine grob- und feinmotorische Entwicklung sei laut Eltern unauffällig gewesen. Jedoch war sowohl die Sprachentwicklung als auch das Sprachverständnis von Beginn an auffällig, Gestik und Mimik setzte er fast nie ein. Reaktionen auf Trennung und Abschied sind nicht zu bewerten, da Thomas durchgehend mit seiner Mutter zusammen ist. Die ersten Auffälligkeiten seien laut Eltern im Alter von etwa einem bis eineinhalb Jahren zu beobachten gewesen. Thomas nahm zu den Eltern keinen Blickkontakt auf, zeigte nur selten Emotionen und reagierte weder auf seinen Namen noch auf andere Geräusche. Deshalb kam es zu einer Untersuchung bezüglich einer Hörstörung, welche jedoch ausgeschlossen werden konnte. In der Familienanamnese sind keine weiteren psychischen Erkrankungen in der vorzufinden (vgl. siehe Anhang, S.66f.). Viele Aspekte dieses Fallbeispiels sind charakteristisch für die Biografie eines autistischen Kindes. Neben dem von Geburt an andersartigen Verhalten, wie beispielsweise dem fehlenden Blickkontakt oder der ausbleibenden Sprachentwicklung, sind auch die Auffälligkeiten im Kontakt- und Sozialverhalten, der sensiblen Wahrnehmung, sowie der autoaggressiven Handlungen sich selbst gegenüber typische Merkmale des frühkindlichen Autismus. Die perinatalen Erlebnisse von Thomas und die pränatale Stressbelastung der Mutter können als mögliche Ursache der Störung angesehen werden und bestätigen eine der zuvor aufgestellten Thesen der Ursachenforschung. Thomas weicht aufgrund der zuvor beschriebenen Symptomatik für mehr als sechs Monate von der altersgerechten Entwicklung ab und ist laut seiner Krankenakte bei der „adäquaten Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft deutlich beeinträchtigt“ (vgl. siehe Anhang, S.70).

6.2 Therapieverlauf

Der Therapiebedarf für Thomas wurde in den vorliegenden Akten als sehr hoch eingestuft. Eine „zeitnah(e), (...) intensive verhaltenstherapeutische Behandlung zur Verbesserung der sozialen und kommunikativen Fähigkeiten und Anbahnung der Sprachentwicklung“ wurde von der Klinikleitung empfohlen (vgl. siehe Anhang, S.70.). Thomas bekommt aufgrund dessen seit 2011 pro Woche fünf Mal eine 45-minütige intensive Behandlungseinheit nach dem ABA/VB Ansatz. Neben der Förderung der (non)verbalen Kommunikation und des Sprachverständnisses stehen besonders die Wahrnehmungs- und Imitationsförderung, der Aufbau von Interaktionen und angemessenem Spielverhalten, sowie der Abbau ungünstiger Verhaltensweisen im Mittelpunkt der Förderung (vgl. siehe Anhang, S.67). Schon während meines 8 wöchigen Praktikums in der therapeutischen Praxis für Menschen mit Autismus im Februar und März 2015, sowie weitere Male im November 2015 habe ich Thomas und seinen Therapeuten bei den einzelnen Behandlungseinheiten begleitet. Davon fanden drei Sitzungen in der Praxis statt, zwei weitere im Kindergarten und bei Thomas zuhause. Dabei ist besonders die Situation im Kindergarten schwierig. Am Anfang meiner Begleitung befand sich Thomas in einem integrativen Kindergarten, welchen er vier mal wöchentlich für drei Stunden besuchte. Dort hatte er eine feste Bezugsbetreuerin, die mit Thomas gezielte verhaltenstherapeutische Fördermaßnahmen und die Interaktion mit anderen Kindern übte. Seit meiner erneuten Therapiebegleitung im November 2015 geht Thomas in einen Kindergarten für geistig behinderte Kinder, da sein Verhalten laut Kindergartenleiterin nicht mehr tragbar und zu gefährlich für die anderen Kinder gewesen sei. Während Thomas im integrativen Kindergarten noch Kontakt mit den anderen Kindern aufzunehmen versuchte und sie beim Spielen beobachtete, ist diese Art der sozialen Interaktion inzwischen wieder vollkommen verloren gegangen, da der Großteil der Kinder alleine spielt und bei vielen die Sprachentwicklung gestört ist. Während seiner Therapiestunden im Kindergarten soll ein angemessenes Spielverhalten aufgebaut werden. Dies ist zurzeit noch sehr schwierig, da Thomas jedes Spielzeug sofort in den Mund nimmt. Dennoch ist es möglich, mit viel Unterstützung des Therapeuten, einen kurzen Handlungsablauf von etwa 10 Sekunden herzustellen. Sobald der Therapeut weg geht, ist diese Art des Spielens nicht mehr zu beobachten und das Spielzeug dient wieder ausschließlich der Selbststimulation. Neben dieser Verhaltensweise hat Thomas weitere neue Stereotypien aufgebaut. Aktuell ist unter anderem ein ständiges Augenzwinkern mit dem rechten Auge, das Schlagen mit der Faust oder einem Gegenstand gegen Kinn und Kopf, sowie das Schaukeln von einem Bein auf das andere zu beobachten. Bei Überforderung und Frustration beißt sich Thomas selbst in seine Hand. Auffällig dabei ist, dass diese Art der Autoaggression mit Blickkontakt verbunden ist, wodurch eine Suche nach Aufmerksamkeit vermutet wird. Um ein besseres Verständnis für die ABA/VB Therapie bei Thomas zu bekommen wird im folgenden eine Therapiestunde, die im November 2015 in der Praxis stattfand, beschrieben.

Zu Beginn der Sitzung hüpft Thomas mit flatternden Händen im Wartezimmer herum, seine Mutter und das herumliegende Spielzeug beachtet er dabei nicht. Sofort auffällig ist der verstärkte Gang auf Zehenspitzen, der zu Beginn des Jahres nur sehr selten vorkam. Inzwischen läuft Thomas fast ausschließlich auf Zehenspitzen. Beim Abschied von der Mutter und dem Eintreten in den Therapieraum hat Thomas keine Reaktionen gezeigt. Als Begrüßung nimmt der Therapeut Thomas auf seine Schultern und hüpft gemeinsam mit ihm auf und ab. Sofort beginnt Thomas sich selbst zu beißen, ängstliche Emotionen oder Geräusche sind nicht zu beobachten. Dennoch erweckt das Benutzen dieser Stereotypie das Gefühl, dass Thomas offensichtlich große Angst vor Höhe hat. Zur Entspannung legt der Therapeut das Kind in die Hängematte, wo er sich sofort mit den Enden bedeckt, sodass er nicht mehr zu sehen ist. Während er vom Therapeuten in der Hängematte angeschubst wird, ist eine deutliche Entspannung zu beobachten. Die zuvor dominierenden Stereotypien sind in seinem Verhalten nicht mehr zu beobachten. Trotz der offensichtlichen Freude beim Schaukeln ist keine emotionale Reaktion auf dem Gesicht des Jungen zu sehen. Nachdem der Therapeut das Schaukeln beendet und Thomas wieder auf dem Boden steht, beginnt er von einem Bein auf das andere zu springen und mit seinem Speichel in seinen Händen zu spielen. Erneut zeigt er kein Interesse für die um ihn herum stehenden Spielsachen, sowie Trampolin und Kletterwand. Als der Therapeut ihn darum bittet seine Schuhe auszuziehen beginnt Thomas sich erneut selbst zu beißen und mit den Händen auf den Boden zu schlagen. Auffällig dabei ist, dass er ständig den Blickkontakt zum Therapeuten sucht, den er sonst vermeidet. Der Therapeut erklärt, dass es in letzter Zeit häufig vorkommt, dass Thomas verstärkt nach Aufmerksamkeit sucht und dafür unangemessenes Verhalten einsetzt. Ein Blickkontakt mit ihm wird in dieser Situation gezielt vermieden, damit keine positive Verstärkung entsteht und verhindert wird, dass er dieses Verhalten in Zukunft häufiger anwendet. Nachdem Thomas die Schuhe ausgezogen hat zeigt er, zum ersten Mal in der bisherigen Sitzung, Interesse am Trampolin. Nachdem er kurz gesprungen ist und dabei viel Freude zeigte, unterbricht der Therapeut diese Tätigkeit und setzt ihn auf den Boden zwischen sich und dem Trampolin. Der konditionierte Verstärker „Trampolinspringen“ wird als Motivation für eine Lernaufgabe benutzt. Um diese Aktivität wieder ausführen zu dürfen muss Thomas verschiedene Aufgaben der Imitation nachmachen, unter anderem in die Hände klatschen, die Hand zur Nase führen und die Arme hochstrecken. Die letzte Nachahmung gelingt ihm dabei erst nach drei Versuchen. Möglicherweise war die Motivation des Trampolinspringens bei der letzten Imitationsaufgabe bereits abgeschwächt. Da der ABA/VB Ansatz großen Wert auf eine detaillierte Datensammlung legt, wird jede Imitationsübung in einer Tabelle festgehalten (siehe Anhang, S.72). Nach der Ausführung der Lernaufgaben darf Thomas als positive Verstärkung wieder auf dem Trampolin springen. Da der Junge laut Therapeuten große Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion hat kommt in der zweiten Hälfte der Sitzung ein weiteres autistisches Kind hinzu. Leon*[2]ist 7 Jahre alt und hat erstmals vor etwa sechs Monaten begonnen Sprache zu entwickeln. Auch bei ihm wurde frühkindlicher Autismus (F84.0) diagnostiziert und er wird seit 3 Jahren und 8 Monaten nach dem ABA/VB Ansatz gefördert. Beim Eintritt des Kindes in den Therapieraum zeigt Thomas sofort starkes Fluchtverhalten und versucht aus dem Raum zu rennen. Als dies nicht gelingt lässt er sich fallen und beginnt seinen Kopf gegen den Boden zu schlagen. Ohne Blickkontakt und Emotionen hebt ihn der Therapeut auf die Beine und unterbricht dadurch das stereotype Verhalten. Als Leon beginnt auf dem Trampolin zu hüpfen schaut Thomas ihm ruhig und interessiert zu, bleibt jedoch einige Meter auf Abstand. Um eine soziale Interaktion zwischen den beiden Kindern aufzubauen beginnt der Therapeut mit beiden auf dem Trampolin zu springen. Sobald er Thomas los lässt zeigt dieser erneutes Fluchtverhalten und zieht sich unter den Tisch zurück. Erneut wird dieser Aktivität keine Aufmerksamkeit geschenkt, um einen Löschungsprozess des Verhaltens zu bewirken. Später beginnt Leon mit Lego auf dem Boden zu spielen. Thomas kriecht daraufhin aus seinem Versteck hervor und beobachtet Leon erneut beim Spielen, nimmt dabei aber keinen Kontakt zu ihm auf. Als der Therapeut Leon darum bittet, Thomas auch Legoteile zu geben und dieser ihm daraufhin eine Legoplatte geben möchte rennt Thomas zu den Schränken und beginnt die Spielzeuge mit lautem Knall auf den Boden zu werfen (siehe Anhang Bild 1, Seite 73). Unklar dabei ist, ob er dies aus Überforderung tut oder es ein möglicher Versuch des Spielaufbaus seinerseits ist. Nachdem Leon mit einer anderen Therapeutin das Zimmer verlässt beschäftigt sich Thomas mit den Legoteilen. Er ertastet sie mit seiner Zunge und schlägt das Ende einer Legoplatte gegen sein Kinn und den Boden (siehe Anhang Bild 2, S.73). Der Therapeut bietet ihm daraufhin ein zweites Legostück an, wodurch eine erneute Motivation entsteht, die für eine Lernaufgabe genutzt werden kann. Um das Spielzeug der Begierde zu bekommen, muss Thomas mit dem Finger gezielt auf das Objekt zeigen und dabei Blickkontakt zum Therapeuten herstellen. Das Spielzeug dient in diesem Fall abermals als konditionierter Verstärker. Thomas braucht bei dieser Aufgabe mehrere Versuche, dennoch wird die Aktion nicht abgebrochen, sondern so lange wiederholt, bis er die Handlung gründlich durchgeführt hat. Danach wird seine erfolgreiche Aktivität mit dem Spielzeug verstärkt. Auch das Sitzen am Tisch wird geübt. Dafür wird eine Kiste mit vielen konditionierten Verstärkern aufgestellt, unter anderem ein Leuchtball, ein Massagetier, ein Schellenkranz und verschiedene LED-Wirbler. Ab dem Zeitpunkt als Thomas am Tisch sitzt wird die Zeit gestoppt und der Therapeut beginnt ihm abwechselnd verschiedene Verstärker zu zeigen und einen kurzen Handlungsablauf aufzubauen. Nach 42 Sekunden verliert Thomas das Interesse, steht auf und beginnt erneut auf dem Trampolin zu springen. Zum Ende der Stunde nimmt ihn der Therapeut noch einmal auf den Arm und schaukelt gemeinsam mit ihm in der Hängematte. Dabei entspannt er sich und sucht den Körperkontakt mit dem Therapeuten, jedoch ohne erkennbare Emotionen. Auch bei der Verabschiedung des Therapeuten und dem Wiedereintreffen der Mutter zeigt Thomas keine Reaktion. Er nimmt keinen Blickkontakt auf, zeigt kein Lächeln und reagiert nicht auf die freudigen Willkommenslaute der Mutter. Lediglich ein verstärktes Auftreten der stereotypen Verhaltensweise (Hände flattern) ist zu beobachten, was möglicherweise als eine Art der Kommunikation angesehen werden kann.

6.2.1 Erfolge, Ziele und Aussichten

Thomas wird inzwischen seit über einem Jahr nach der Methode des ABA/VB Ansatzes gefördert. Zu Beginn der Therapie war ein gemeinsames Arbeiten mit dem Therapeuten nicht möglich, inzwischen gelingt es Thomas immer mehr kurze, meist 30 bis 40 Sekunden lange Handlungsabläufe zu meistern. Auch das Spielen und Sitzen am Tisch hat sich verbessert. Thomas war bereits in der Lage sich für mehr als zwei Minuten mit dem Therapeuten und den jeweiligen Effektspielsachen zu beschäftigen. Nach einer vierwöchigen Sommerpause, in der er keine Therapiesitzungen hatte und die Eltern keine Förderung nach ABA/VB vornahmen, fiel er in seiner Entwicklung wieder zurück. Zuvor gelöschte Verhaltensweisen waren wieder häufiger zu beobachten, Blickkontakt wurde nicht mehr gehalten, zuvor gekonnte Imitationen wurden verlernt und das Arbeiten am Tisch war nur noch für einen sehr kurzen Zeitraum möglich. Warum es zu diesem schnellen Verlernen der antrainierten Fähigkeiten kommen kann und was es über den Therapieansatz aussagt, wird im darauf folgenden Kapitel kritisch beleuchtet. Nach wie vor hat Thomas große Schwierigkeiten bei sozialen Interaktionen sowohl mit Erwachsenen, als auch mit Kindern. Häufig ist ein Interesse seinerseits an spielenden Kindern zu beobachten, jedoch entzieht er sich der Situation sobald ein Kontaktversuch aufkommt. Möglicherweise liegt dies daran, dass Thomas bisher keine Kompetenzen besitzt solche Interaktionen aufzubauen. Die Vermutung, dass er an keinem sozialen Kontakt interessiert ist wird für unwahrscheinlich gehalten. Aufgrund dessen ist ein Ziel der Förderung die Unterstützung und das Üben des Kontaktaufbaus. Da hierfür ein angemessenes Spielverhalten von großer Bedeutung sein kann, soll auch dies in den kommenden Monaten, mithilfe von Imitationen und positiven Verstärkern intensiv gefördert werden. Auch das von Stereotypien geprägte Verhalten wird als unerwünscht und von dem Therapeuten und den Eltern als unangemessen angesehen, weshalb dieses mithilfe von negativen Verstärkern und Ignoranz „gelöscht“ und mit positiver Verstärkung eine angemessene Handlungsweise aufgebaut werden soll. Durch diese Förderung der Fähigkeiten sollen die, von der Autismus- Spektrum-Störung geprägten Defizite in seinem Verhalten und seiner Persönlichkeit minimiert werden. Da Thomas bisher keinerlei Sprache entwickelt hat und dadurch sein Sprachverständnis nicht einschätzbar ist soll in Zukunft ein Bilder-Tausch-Kommunikations- System, das sogenannte „Picture Exchange Communication System“, kurz „PECS“ als Sprachersatz zum Einsatz kommen. Mithilfe dessen, soll es Thomas gelingen mit seiner Umwelt zu kommunizieren, Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und seine (non)verbale Kommunikation zu verbessern. Unterstützend dazu soll auch das Aufrechterhalten des Blickkontaktes durch Anreize und Motivation geübt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Thomas stark vom Frühkindlichen Autismus betroffen ist und viele für diese Störung charakteristische Verhaltensweisen aufzeigt. Einige dieser konnten bereits mithilfe des ABA/VB Ansatzes minimiert und gelöscht werden und auch kurze Blickkontakte kamen durch diese Art der Förderung zustande. In Zukunft wird Thomas weiterhin fünf Behandlungseinheiten in der Woche bekommen, zusätzlich soll die Förderung im Kindergarten und Zuhause intensiviert werden. Welche Folgen diese, den Alltag des Kindes bestimmenden Therapieformen haben wird im kommenden Kapitel genauer beleuchtet.



[1] * Name verändert

[2] * Name verändert

7. Kritische Hinterfragung autismusspezifischer Therapien

Mit der Geburt eines Kindes fangen viele Eltern an, ihre Kinder zu vergleichen. Entwickelt sich ein Kind in seinem Verhalten abweichend von der gesellschaftlichen Norm entstehen bei Eltern häufig Unsicherheiten und Ängste. Die Gesellschaft führt diese anders verlaufende Entwicklung häufig auf den jeweiligen Erziehungsstil oder die Einstellung der Eltern zurück. Dabei wird vergessen, dass jedes Kind sein eigenes, individuelles Tempo hat und eine Therapie bei verzögertem Erreichen der Entwicklungsmeilensteine nicht immer notwendig ist und häufig nur zu einer Überforderung führen würde. Sicherlich ist es ein sensibles und schwieriges Abwägen zwischen der Pathologisierung des Kindes und der Angst, etwas durch eine Verharmlosung zu verschleppen. Besonders bei der Diagnose einer Autismus-Spektrum- Störung wird schnell ein intensives Programm von unterschiedlichen Fördermöglichkeiten für das Kind erstellt. Dabei wird häufig verdrängt, dass Autismus auch durch eine Therapie nicht heilbar ist. Zwar gibt es immer wieder Fachleute und Eltern, die einer Heilung des Kindes entgegenstreben und dafür die ganze Kindheit der Betroffenen für intensive Therapieformen nutzen, jedoch gibt es dafür bislang keine wissenschaftlichen Belege. Autistische Kinder sollen mithilfe von „wirkungsvoll“ angesehenen Therapien erlernen, wie sie sich in ihrer Umgebung zu verhalten haben, um an einem gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, das kontinuierliche Anpassung als Bedingung für eine Akzeptanz fordert. Dadurch können Therapeuten und Eltern Einfluss und Stärke in einer für sie als hilflos erscheinenden Situation fühlen, in der sie etwas erreichen und verändern können. Dass diese Befriedigung auf Kosten der Zerstörung des Kindes und seiner individuellen Persönlichkeit, seines eigenen „Ichs“ geschieht wird ausgeblendet (vgl. Feuser, 1988, o.S.). Bei jeder Art und Anwendung einer autismusspezifischen Therapie sollte bedacht werden, dass „Autismus (...) nicht trennbar von der Persönlichkeit eines autistischen Menschen (ist); Autismus zu ‚heilen’ würde bedeuten, die Persönlichkeit dieses Menschen auszulöschen (...). Was nicht kaputt ist, soll man auch nicht reparieren – Autismus ist keine Krankheit (...)“ (Müller, zitiert nach Maskos, 2008, o.S.). Das als „unerwünscht“ betitelte Verhalten der Kinder hat meist eine bestimmte Ursache, oftmals ist es Ausdruck oder Reaktion auf eine Überlastung. Des Weiteren kann es als möglicher Versuch der Kommunikation angesehen werden. In diesen Fällen ist eine Unterbindung der Handlungsweisen und die Investition in verschiedene Therapien pädagogisch gesehen nicht sinnvoll und wenig effektiv. Jedoch wird auch weiterhin die Unterdrückung bestimmter Verhaltensweisen in der therapeutischen Arbeit mit autistischen Kindern fortgesetzt (vgl. Schirmer, 2001, o.S.). Diese Behauptung lässt sich am Beispiel des Zehenspitzenganges von vielen autistischen Kindern genauer erläutern. Diese Verhaltensweise gilt als eine der charakteristischsten Symptome und wird häufig zu Beginn einer Therapie versucht zu unterbinden. Dabei wird jedoch die sensible Wahrnehmung dieser Kinder vergessen. Demnach ist der Zehenspitzengang keine selbststimulierende Handlungsweise, sondern dient der Geräuschdämpfung. Werden diese autistischen Kindern dennoch dazu gezwungen, diese Gangart zu unterlassen und stattdessen auf dem vollen Fuß zu laufen, erhöht sich der alltägliche Geräuschpegel in ihrem Kopf um ein Vielfaches, was zu einer enormen Belastung der ohnehin auf Geräusche sehr sensibel reagierenden Kinder führen kann. Dürften sie stattdessen weiterhin auf Zehenspitzen gehen, wäre diese Störquelle unterbunden und eine mögliche Überforderungsursache könnte minimiert werden. Bei einer autismusspezifischen Therapie ist es wichtig zu bedenken, dass jeder Betroffene ein Individuum mit eigener Persönlichkeit, eigenem Charakter und eigenen Lebenszielen ist. Sicherlich ist die Handlungsfähigkeit bei einigen Kindern eingeschränkt und sie sind auf Hilfe angewiesen, dennoch darf dabei der eigene Wille und die Integrität autistischer Kinder nicht verloren gehen. Es ist nicht abzustreiten, dass ein Erlernen gesellschaftlich akzeptierter Verhaltensweisen und Kompetenzen erhebliche Vorteile für das Kind hat, wodurch das alltägliche Leben besonders für die Familie erleichtert werden kann. Dafür muss jedoch eine mögliche Verletzung der Individualität und des persönlichen Charakters in Kauf genommen werden, denn eine von der Gesellschaft als wünschenswert angesehene „Normalisierung“ ist nicht sogleich auch eine positive Verbesserung für das Kind, sondern stellt für den autistischen Menschen eine Einschränkung in seinem Alltag und seinem Verhalten dar, wodurch die Möglichkeit verhindert wird, dass ein autistisches Kind für sich selbst ein angemessenes Lebensumfeld findet und schafft (vgl. Theunissen & Paetz, 2011, S.48). Die autistische Autorin Jasmine O’Neill beschreibt diese gesellschaftliche Konditionierung wie folgt:

„Der Autismus an sich ist keine Hölle. Die Hölle entsteht erst durch eine Gesellschaft, die sich weigert, Menschen zu akzeptieren, die anders sind als die Norm, oder diese Menschen zur Anpassung zwingen will“ (Preiß, 2014, S.2).

Die Anpassung, das Löschen des unerwünschten Verhaltens und das Aufzwingen neuer Verhaltensweisen geht demnach mit einem großen Leidensdruck einher und zeugt nicht von falschem Verhalten eines „gestörten Individuums“, sondern von einem gestörten Verhältnis zwischen den Betroffenen und der Gesellschaft, „das die betreffende Person durch Verhaltens- und Erlebensweisen zu bewältigen versucht, die für sie zweckmäßig oder sinnvoll sein können, aber nicht zu zufriedenstellenden, sozial akzeptablen Lösungen führen, so dass Umkreispersonen das Verhalten und Erleben als auffällig, normabweichend oder unerwünscht wahrnehmen (...)“ (Theunissen & Paetz, 2011, S.101). Doch wie ist ein solcher Zwang zur Normanpassung in Zeiten der Inklusion möglich? Der gesellschaftliche Blick auf Behinderungen und Störungen im Allgemeinen und dessen Auswirkungen wird im kommenden Kapitel beschrieben.

7.1 Gesellschaftliche Akzeptanz der Andersartigkeit

Laut dem Ärztereport 2012 der Barmer GEK wurden alleine im Jahr 2010 1,12 Millionen Kinder unter 15 Jahren mit einer Sprachentwicklungsstörung diagnostiziert. Während Kinder früher hauptsächlich an typischen Kinderkrankheiten wie beispielsweiße Masern und Mumps erkrankten, spricht man heute von sozialen Auffälligkeiten, sprachlichen, motorischen und sensorischen Störungen und auch von kindlichen Depressionen (vgl. Barmer GEK Arztreport, 2012, S.180). Besonders vor der Einschulung steigt die Anzahl der diagnostizierten Kinder und damit die Nachfrage nach einer Fördermöglichkeit stark an. Dies erweckt den Anschein, dass eine Andersartigkeit, eine Abweichung von der auferlegten Norm in unserer Gesellschaft nach wie vor nicht akzeptiert wird. Dazu tragen häufig auch Lehrer, Ärzte und Therapeuten bei, die ohne Einbezug des kindlichen Umfeldes, lediglich auf dessen Mängel achten. Ein anderes, der Gesellschaft fremdes Verhalten ist nach wie vor unerwünscht und soll oftmals mithilfe von verschiedenen Therapien verändert werden. Besonders die Vielfalt der Medien und die häufig utopischen Lebenswünsche der Familie erhöhen den Leistungsdruck der Kinder und Jugendlichen. Dieser enorme Anstieg der Anforderungen geht auf die Veränderungen im Bildungswesen, wie beispielsweise der Einführung von Ganztagsschulen und dem allgemeinen Wandel der Lebensführung zurück. Diese Entwicklungen haben besonders für Kinder, die von der gesellschaftlichen Norm abweichen, schwerwiegende Auswirkungen. Zwar besteht seit einigen Jahren in Deutschland das Recht auf Inklusion, doch basiert dieser Grundgedanke nicht auf der nach wie vor erwünschten Gleichmacherei, sondern auf der Akzeptanz der Vielfalt und Andersartigkeit. Das Schulministerium des Landes Nordrhein-Westfahlen beschreibt Inklusion als „ein Schlüsselbegriff, der eine humane Gesellschaft kennzeichnet, die Verschiedenheit anerkennt und annimmt und auf einen gesamtgesellschaftlichen werteorientierten Grundkonsens zielt“ (Boettner, o.J. ,o.S.). Doch eine Gesellschaft, die Kinder fortwährend zur Angleichung zwingt, schließt damit automatisch Vielfalt aus und betitelt diese gleichzeitig als etwas Falsches. Die Behindertenbewegung versucht mit dem Motto „Es ist normal verschieden zu sein“ eine Behinderung nicht als eine Beeinträchtigung, sondern als ein Anderssein neu auszulegen (vgl. Schramme, 2003, S.55). Sicherlich lässt sich die medizinische Störung nicht leugnen, dennoch gehören die negativen Auswirkungen einer Behinderung nicht automatisch zu dieser Person, sondern werden erst durch alltägliche Lebenserfahrungen in der Gesellschaft geformt (vgl ebd. S.56f.). Charakteristische Merkmale einer Behinderung oder Störung sind zwar bei einem Betroffenen vorhanden, jedoch bekommen diese erst durch die gesellschaftliche Abneigung eine, meist negative Bedeutung. Demnach ist zum Beispiel ein autistisches Kind, welches in seinen alltäglichen Fertigkeiten aufgrund gesellschaftlicher Hindernisse eingeschränkt ist, nicht behindert, sondern wird behindert „gemacht“ (vgl. ebd. S.59). Für eine funktionierende Inklusion ist die Akzeptanz der Andersartigkeit von großer Bedeutung, jedoch muss dafür zunächst die Anerkennung dieser Menschen erfolgen. Unsere, sich als „humanistisch“ bezeichnende Gesellschaft, schafft Barrieren und Hürden, die eine Teilhabe von normabweichenden Menschen und die Entstehung einer Vielfalt verhindert. Diese Hindernisse müssen für ein akzeptierendes, inklusives Zusammenleben abgebaut und die gesellschaftliche Einstellung zu einer anderen Art des Denken und Seins verändert werden. Denn eine „Behinderung ist nichts absolutes, sondern erst als soziale Kategorie begreifbar“ (vgl. Cloerkes 2007, S.9.). Um die Chancengleichheit und die Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen zu unterstützen, trat 2008 das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ in Kraft. Die UN-Behindertenrechtskonvention beinhaltet neben der Achtung der menschlichen Würde, der individuellen Autonomie und seiner Freiheit, persönliche Entscheidungen zu treffen, auch die volle Partizipation an der Gesellschaft. Doch besonders der Artikel zur Akzeptanz als Teil der menschlichen Vielfalt, die Anerkennung der Unterschiedlichkeiten, sowie die Achtung vor den sich entwickelnden Fähigkeiten von Kindern mit Behinderungen und die Rücksicht auf die Wahrung ihrer Identität sollen das alltägliche Leben der Betroffenen erleichtern (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2014, S. 631f.). Doch stehen diese Rechte gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention in großem Dissens zu den Techniken der (autismusspezifischen) Therapie- und Fördermöglichkeiten. Besonders das Recht auf Selbstbestimmung und die Achtung der Identität sind beim Einsatz der bekannten Fördertechniken nicht vorzufinden. Wo genau die drei zuvor beschriebenen Therapiemöglichkeiten ABA/VB, TEACCH und FLOORTIME diese Rechte missachten, den Kindern normangepasstes Verhalten aufdrängen und damit möglicherweise ihre individuellen Persönlichkeiten brechen, soll durch die kritische Untersuchung dieser drei Ansätze besser beleuchtet werden.

7.2 Kritische Analyse des ABA/VB, TEACCH und FLOORTIME Ansatzes

Wie bereits zuvor festgestellt hat sogenanntes „unerwünschtes“ Verhalten eine bestimmte Ursache und ist häufig als Reaktion auf unmittelbare Überforderung zu beobachten. Um dieses Verhalten zu unterbinden, wird seitens der Eltern und Therapeuten ein enormer Anpassungszwang auf diese Kinder ausgeübt und ihnen damit ihr Recht auf die Achtung der Identität genommen. Vertreter der drei vorgestellten Therapiemethoden sind der Meinung, dass autistische Kinder nicht auf natürlichem Wege ihre Fähigkeiten verbessern und sich weiterentwickeln können. Besonders die ABA/VB Methode versucht scheinbar sinnloses Verhalten durch Ignoranz zu löschen und als brauchbar angesehene Fähigkeiten durch ständige Wiederholungen und motivationsfördernde Verstärkungen anzutrainieren. Diese Techniken widersprechen dem Kerngedanken einer inklusiven Gesellschaft und verletzen das Recht auf Selbstbestimmung und die Achtung vor der Verschiedenheit von Menschen mit Behinderungen (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2014, S. 634). Möchte beispielsweise ein autistisches Kind mit einem bestimmten Gegenstand spielen, so muss es sich diesen zunächst durch Kooperation mit der Autoritätsperson und dem Erfüllen bestimmter Aufgaben „erarbeiten“. Zur Verdeutlichung dient das bereits in Kapitel 5.1.1 beschriebene Beispiel mit dem kindlichen Verlangen nach einem Schluck Wasser. Um dieses Grundbedürfnis erfüllen zu können, müssen zunächst verschiedene Aufgaben erfüllt werden, wie zum Beispiel das Zeigen auf das Glas in Verbindung mit Blickkontakt zum Therapeuten (vgl. Schramm, 2006, S.195f.). Diese aufgezwungenen Handlungen, die praktisch keine Wahlmöglichkeiten offenhalten, lassen sich nicht als eine freie Entscheidung und Handlungsfähigkeit eines Kindes beschreiben. Das Kind muss sich dem Willen des Erwachsenen unterwerfen und wird von dessen Entscheidungen abhängig. Bevor das autistische Kind die gestellte Aufgabe nicht bestanden oder das wünschenswerte Verhalten nicht präsentiert hat, wird der Zugang zu dem als positiven Verstärker angesehenen Objekt, in diesem Fall das Glas Wasser, verweigert. Diese Kinder werden zur Kooperation mit Eltern und Therapeuten gezwungen da nur so das Erlangen einer positiven Verstärkung möglich ist (vgl. AD, 2010, o.S.). Ein weiterer Kritikpunkt, der sowohl bei der ABA/VB Methode, als auch beim TEACCH und FLOORTIME Ansatz zutrifft, ist die sehr intensive, häufig die komplette Wachzeit des Kindes einnehmende Förderung. Der ABA/VB Ansatz empfiehlt das autistische Verhalten 40 Stunden und mehr pro Woche zu kontrollieren und konditionieren (vgl. Bormann et. al., 2015, o.S.). Floortime empfiehlt eine tägliche gemeinsame und dadurch kontrollierte Spielzeit von bis zu fünf Stunden, und auch das TEACCH Training soll stetig zu Hause fortgeführt und in den Alltag integriert werden. Dadurch wird das alltägliche Leben dieser Kinder in eine kontinuierliche Therapie verwandelt. Bei allen drei Fördermöglichkeiten werden außerdem die Eltern als sogenannte „Co-Therapeuten“ miteingebunden, wodurch die Familie als Rückzugsort verloren geht. Die Möglichkeit sich den Therapietechniken und der stetigen Anforderungen durch einen Rückzug zu Hause oder in das eigene Zimmer zu entziehen ist dadurch nicht mehr gegeben. Das Verhältnis zu den engsten Bezugspersonen der Kinder wird dadurch massiv beeinflusst, da jederzeit auf normangepasstes Verhalten geachtet werden muss (vgl. ebd.). Durch die im eigenen Haus stattfindende Förderung und die nahezu komplette Opferung der kindlichen Freizeit wird das Recht auf die Achtung der Privatsphäre, welches in der UN-Behindertenrechtskonvention in Artikel 22 niedergeschrieben ist, missachtet (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2014, S.644). Darin wird gefordert, dass sie „keinen willkürlichen oder rechtswidrigen Eingriffen in ihr Privatleben, ihre Familie, ihre Wohnung (...) ausgesetzt werden“ dürfen (vgl. ebd.). Doch genau dies fordern diese drei Therapiearten, indem sie fordern, dass stetige Kontrolle und strikte Förderung auch im Privatleben der Kinder ausgeführt werden soll. Besonders bei der ABA/VB und der Floortime Methode wird dem autistischen Kind der Eindruck vermittelt, dass es zwar Spaß haben kann und Spielen darf, jedoch nur dann, wenn es mit Eltern oder Therapeuten interagiert, sich auf diese einlässt und sich so verhält, wie es von ihnen gewünscht wird. Bei beiden Ansätzen haben die jeweiligen Betreuungspersonen die Autorität über die kindlichen Handlungen. Im Vergleich zum Floortime Ansatz, bei dem durch Stereotypien geprägtes Verhalten in das Spiel miteinbezogen wird, soll beim ABA/VB Ansatz dieses „unangemessene“ Handeln sofort abgewehrt werden. So kann beispielsweise das „Händeflattern“ des Kindes während es Musik hört nach der Floortime Methode als „tanzen“ angesehen werden. Nach der ABA/VB Methode wird auf dieses stereotype, inadäquate Verhalten mit einer Konsequenz reagiert. Solange das autistische Kind diese Handlung ausübt, wird die Musik ausgestellt, dem Kind wird also ein positiver Verstärker entzogen (vgl. AD, 2010, o.S.). Diese Konditionierung bringt möglicherweise schnelle, sichtbare Erfolge, jedoch geschieht dies unter Missachtung der autistischen Persönlichkeit und den individuellen Bedürfnissen. Der eigene Wille des Kindes wird gebrochen, indem es lernt und verinnerlicht, genau das zu tun was Erwachsene oder der zuständige Therapeut in diesem Augenblick verlangen. Das Bilden einer eigenen Meinung ist hierfür nicht mehr von Bedeutung. Inzwischen melden sich auch immer häufiger Autisten zu Wort und beschreiben diese Art der Konditionierung.

„Wenn ich gebeten wurde etwas für eine Belohnung, die ich sehr wollte, zu tun, begann ich den ganzen Vorgang zu hassen. Es gab mir das Gefühl, nie eine Pause zu bekommen, nie zu entspannen oder ich würde das verlieren, was ich am meisten liebte… Ich fühlte mich völlig hilflos, als ob sie mich auf einem Seil herumziehen würden und mich dazu bringen könnten alles zu tun, was sie wollten. Meine Entscheidungen waren nicht meine eigenen“ (vgl. AD., 2010, o.S.).

Demnach werden sie zu unselbstständigen, auf direkte Forderungen angewiesene und dadurch möglicherweise leichter beeinflussbaren Menschen herangezogen. Immer wieder wird bei den Techniken der Verstärkung und Löschung vergessen, dass die meisten Verhaltensweisen häufig eine Art der Kommunikation oder ein Zeichen der Überlastung des Kindes sind. Einem weinenden Kind, dass vermutlich unter bestimmten Geräuschen oder Reizen leidet, die Zuneigung zu verweigern und stattdessen abzuwarten, bis es die von ihm erwartete Aufgabe erfüllt hat, ist pädagogisch gesehen eine nicht akzeptable und undenkbare Haltung. Im Hinblick auf das junge Alter der Klienten kann eine solch bestrafende Handlung die Entwicklung und das Urvertrauen entscheidend prägen und schwerwiegende Folgen haben (vgl. Autismus Mittelfranken e.V., o. J., S.3). Doch auch die Therapiemethode nach dem TEACCH Ansatz hat Nachteile. Mithilfe einer intensiven TEACCH Förderung können Wechsel in der sich schnell veränderten Umgebung zwar leichter verstanden werden, jedoch erwerben diese Kinder dadurch keine neuen Fähigkeiten und entwickeln sich häufig nicht eigenständig weiter, da sie ein unstrukturiertes, selbstständiges Lernen nicht mehr gewohnt sind. Den Betroffenen wird durch die Vielzahl an Strukturierungshilfen eine realitätsfremde Umwelt dargeboten und bringt die Gefahr mit, dass betroffene Kinder davon abhängig werden. Diese Hilfen verleihen den Kindern in bestimmten, extra auf sie zugeschnittenen Situationen Sicherheit, dennoch führt dies häufig dazu, dass es zu einer Fixierung auf diese Richtlinien kommt, wodurch es bei den Kindern zu Überforderung und Frustration kommen kann, wenn diese an ihre Bedürfnisse angepassten Anweisungen fehlen. Des Weiteren fokussiert sich der TEACCH Ansatz zwar auf die Stärken der Kinder, dennoch sollen auch hier bestimmte Auffälligkeiten des nicht normgerechten Verhaltens minimiert werden. Dafür werden häufig ebenfalls Techniken der Konditionierung eingesetzt. Auch das Lernverhalten basiert auf den jeweiligen Strukturierungshilfen, wodurch eine Suche nach individuellen Lösungswegen und eine kreative Beschäftigung mit bestimmten Aufgaben nicht gefördert wird (vgl. ebd.). Nichts desto trotz hat sowohl der TEACCH als auch der Floortime Ansatz eine eher akzeptierende Haltung gegenüber den Defiziten und Andersartigkeiten der Kinder. Die größten Schwierigkeiten der Floortime Therapie sind die begrenzten Möglichkeiten der Förderung. Zwar kann es unterstützende Hilfe bei der Interaktion und der Sozialisation mit der Umgebung bieten, jedoch werden andere Probleme, wie beispielsweise autoaggressives Verhalten oder die Hilflosigkeit beim Äußern wichtiger Bedürfnisse nicht gefördert (vgl. Schramm, o.J., o.S.). Dagegen legt besonders der ABA/VB Ansatz großen Wert auf die Förderung der (non)verbalen und sozialen Kommunikation. Fraglich dabei ist jedoch, in welchem Ausmaß von den Kindern beispielsweiße Blickkontakt oder Körperberührungen erzwungen werden dürfen. Wie bereits zuvor beschrieben ist ein Fehlen des Blickkontaktes nicht automatisch mit einem Desinteresse des sozialen Kontaktes gleichzusetzten, sondern dient häufig der leichteren visuellen Aufnahme, das durch ein zentrales oder direktes Ansehen verhindert werden würde. Demnach ist die stetige Forderung nach direktem Blickkontakt, wie sie beispielsweise während der ABA/VB Therapie von Thomas immer wieder erwartet wird, wenig sinnvoll und förderlich, da es zu einer Verschlechterung des Sehens beim Kind führt und oftmals von ihm gar nicht umsetzbar ist (vgl. Schirmer, 2001, o.S.). Autistische Kinder werden demnach zu etwas gezwungen, dass für sie negative Auswirkungen auf ihre Sehfähigkeit hat, sie aber besser in die normgeprägte Gesellschaft integrieren lässt. Die Auswirkungen des fehlenden Blickkontaktes sollte keine Aufgabe der Therapie sein, sondern von den Fähigkeiten und der Akzeptanz der Eltern und den angebotenen Möglichkeiten des Kindes abhängen. Denn wenn die, von den autistischen Kindern individuell entwickelten Strategien zur Erleichterung des Alltags nicht mehr bewilligt werden, führt dies zu einer Wegnahme wichtiger Fähigkeiten, um sich auf Dauer in der reizüberfluteten Gesellschaft zurechtzufinden. Des Weiteren ist die Aussage der Vertreter des ABA/VB Ansatzes, dass eine mögliche „Heilung“, die sogenannte „Recovery“ von einer Autismus-Spektrum-Störung möglich ist, wenn alle Befehle und Anweisungen befolgt werden, äußerst bedenklich. Über eine stetig ausgeübte Kontrolle soll die Anpassung an die gesellschaftliche Norm möglich sein, so dass keine autismusspezifischen Defizite mehr zu beobachten sind. Dieses Bild der Störung vermittelt eine klare Ablehnung gegenüber der individuellen Persönlichkeit und der Vielfalt autistischer Menschen. Das sogenannte „erwünschte“ Verhalten kann mithilfe der operanten Konditionierung antrainiert werden jedoch verschwindet dadurch die autistische Art des Denkens und Seins nicht, sie wird höchstens überspielt (vgl. Bormann et. al., 2015, o.S.). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Autismus-Spektrum-Störung mit einer schwerwiegenden Behinderung einherkommen kann. Dennoch ist dies keine Rechtfertigung für den Einsatz von Therapie- und Fördermöglichkeiten, die sowohl gegen die Menschenrechte, als auch gegen die Behindertenrechtskonvention verstoßen und das autistische Kind zu einer normangepassten Person umerziehen wollen (vgl. ebd.). Sicherlich ist es wichtig, dass autistische Kinder sich weiterentwickeln und neue Fähigkeiten erlernen, um in ihrer Umgebung zurecht zu kommen. Dennoch darf die Persönlichkeit und die Selbstbestimmung der Klienten nicht vollkommen eingeschränkt werden. Besonders der ABA/VB Ansatz, aber auch die Methoden nach TEACCH und Floortime schränken das alltägliche Leben des Kindes stark ein und kontrollieren es. Die weiterhin sehr starke operante Konditionierung beim ABA/VB Ansatz führt zu einer enormen Abhängigkeit und Heteronomie der autistischen Kinder. Der Kinderneurologe Ferrari weist darauf hin, dass mithilfe von positiver Verstärkung die Entwicklung von Fertigkeiten gefördert werden kann, jedoch werden diese kein Teil der kindlichen Identität werden.

„Es ist sicherlich leichter vorherzusagen, dass ein Kind mit acht Jahren in der Lage ist zu gehen, als sicher zu sein, dass es dies auch mit 18 Jahren noch kann“ (vgl. Ferrari & Cioni, 1998, S.70).

Durch die reine „Dressur“ der Kinder zur gesellschaftlichen Normanpassung und dem stetigen Aufweisen ihrer Defizite und falschen Verhaltensweise soll, häufig unter dem Einsatz ethisch bedenklicher Mittel, das betroffene Kind zu einem „Nichtautisten“ umgeformt werden. Dies kann zu einem instabilen Selbstbild führen und ist eine Missachtung der individuellen Lebensform eines Menschen. Denn bei all den strikten und sehr zeitintensiven Therapie- und Fördermöglichkeiten darf nicht vergessen werden, dass eine Autismus-Spektrum-Störung nicht heilbar ist und fest mit den persönlichen Charakteren der Betroffenen verbunden ist. Deshalb sollte es in einer autismusspezifischen Therapie um die individuellen Bedürfnisse der Kinder gehen, um das Erlernen von Fähigkeiten, damit die Lebensqualität in dieser reizüberfluteten Welt nicht verloren geht, die Autonomie und der eigene Wille gestärkt wird und das Anderssein akzeptiert werden kann.

8. Fazit

Autismus-Spektrum-Störungen gehören zu der Kategorie der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen nach ICD-10 und zeigen individuelle Erscheinungs- und Entwicklungsformen auf. Diese Arbeit beschäftigte sich zunächst mit der Definition dieser Störungen bevor der Frühkindliche Autismus als eine Unterkategorie dieser genauer beleuchtet wurde. Da es immer wieder zu Grenzen und Überschneidungen der Symptomatik und des Verhaltens bei einer strikten Aufteilung der unterschiedlichen Formen des autistischen Daseins kam, wurde auf den neueren, einheitlichen Begriff „Autismus-Spektrum-Störungen“ hingewiesen. Im Anschluss wurden die besonders für den frühkindlichen Autismus charakteristische Symptomatik mithilfe der vier Unterkategorien Kommunikationsverhalten, Wahrnehmung, stereotypische Verhaltensformen und Sozialverhalten und zwischenmenschliche Beziehungen beschrieben. Deutlich hierbei wurde die individuelle Mannigfaltigkeit autistischen Verhaltens. Neben Einschränkungen bei der Kommunikation und dem häufig geringen Sprachverständnis scheint auch die Wahrnehmung anders zu arbeiten, wodurch ein aufgezwungener Blickkontakt negative Auswirkungen auf die Sehleistung der Betroffenen haben kann. Um der Überflutung an visuellen Eindrücken und Reizen zu entkommen werden diese Informationen gefiltert, wodurch nur noch bestimmte Einzelheiten aufgenommen werden. Auch das oftmals zu beobachtende, stereotype, für die Gesellschaft als zwanghaft erscheinendes Verhalten wird seit einigen Jahren immer häufiger als eine schützende Funktion dieser Kinder betrachtet. Die Ausführung dieser stereotypen Handlungen führt zu einer meist sichtbaren Entspannung und erlaubt ihnen, sich für einige Momente von ihrer reizüberfluteten Umgebung zurückzuziehen. Die Unterbindung dieser Verhaltensarten ist demnach wenig sinnvoll, da sie von enormer Notwendigkeit für das Zurechtkommen in einer immer hektischer und von Sinneseindrücken überfluteten Gesellschaft sind. Ebenfalls erwähnt wurde die Problematik der Diagnosestellung. Zwar dient hier die zehnte Fassung der ICD als Grundlage, jedoch ist das Stellen einer Diagnose aufgrund der vielschichtigen und individuellen Verhaltensweise und Symptomatik oftmals sehr schwierig. Dass es häufig auch zu einer Fehldiagnose bei unterschiedlichen Teilbereichen kommen kann, wird besonders beim Überprüfen des Intelligenzquotienten der Betroffenen deutlich. Der hierbei vielfach als sehr niedrig eingestufte Intelligenzquotient resultiert meist aus einem veralteten, mangelhaftem Messverfahren, welches sich auf sprachliche Kompetenz stützt. Hier ist deutlich zu erkennen, dass sich die Gesellschaft und die unterschiedlichen Mittel zur Diagnosestellung verändern müssen, damit nicht voreilig auf eine geistige Behinderung geschlossen wird und es zu unangebrachten Fördermaßnahmen der Kinder kommt. Mit dem darauffolgenden Kapitel zur Ätiologie von Autismus-Spektrum-Störungen wurde verdeutlicht, dass es trotz jahrzehntelanger Forschung weiterhin viele offenstehende Fragen gibt und das Benennen einer endgültigen Ursache noch nicht gelungen ist. Zurzeit geht man von davon aus, dass besonders die umweltabhängigen Faktoren großen Einfluss auf das Entstehen haben. Doch besonders die neuen Erkenntnisse in der Traumataforschung und die durch solch einschneidende Erlebnisse entstehenden Umwelteinflüsse gewähren einen anderen Blick auf diese Störung und die typischen Verhaltensweisen. Bei der Forschung und dem Drang nach Aufklärung darf man nicht vergessen, dass die Suche nach einer Ursache auch immer mit dem Wunsch der Veränderung oder Vorbeugung dieser Störungen einhergeht. Nach diesen theoretischen Grundlagen und neuen Erkenntnissen wurde der Schwerpunkt auf die unterschiedlichen Therapie- und Fördermöglichkeiten gerichtet. Hierfür wurden die Prämissen dreier unterschiedlicher, alle aus den USA stammenden Therapieansätze beschrieben und miteinander verglichen. Die Grundeinstellung zu Autismus-Spektrum-Störungen und die jeweiligen praktischen Vorgehensweisen zeigten deutlich, dass besonders der Interventionsansatz nach ABA/VB von einer konträren Sichtweise im Vergleich zum TEACCH und Floortime Ansatz ausgeht. ABA/VB ist eine hauptsächlich therapeutisch geprägte Fördermöglichkeit, welche die Veränderung und Löschung autistischer Verhaltensweisen anstrebt. Die Schwächen des Kindes stehen hierbei im Mittelpunkt und sollen mithilfe von konditionierten Verstärkern und ständigem Wiederholen minimiert und ausgelöscht werden. Sowohl der Interventionsansatz nach TEACCH, als auch der Ansatz nach Floortime ist pädagogisch geprägt und versucht mit den individuellen Stärken des Kindes seine Schwächen auszugleichen. Besonders bei der TEACCH Methode stehen die Unterstützung und die Strukturierungshilfen für das alltägliche Leben im Fokus. Im Gegensatz dazu arbeitet der Floortime Ansatz mithilfe der kindlichen Freude beim Spielen, wodurch das soziale Interagieren mit Menschen und Objekten gefördert werden soll. Eine Gemeinsamkeit dieser Therapiemöglichkeiten ist die Absicht, die Autonomie der Betroffenen zu steigern und die Teilnahme in der Gesellschaft zu unterstützen. Auch sind sie sich dabei einig, dass diese gesellschaftliche Integration nur unter Einbezug bestimmter Hilfestellungen und Veränderungen der individuellen Verhaltensweise möglich ist. Demnach wäre eine Kombination der unterschiedlichen Förderansätze ein wichtiger Schritt, um eine an die Entwicklung angepasste und spezifisch abgestimmte Förderung für die Betroffenen zu ermöglichen. Durch Praktika in verschiedenen Therapieeinrichtungen für autistische Kinder in Deutschland und den USA habe ich selbst die Erfahrung gemacht, dass eine solche Kombination unterschiedlicher Methoden meist abgelehnt wird. Die Vertreter der Therapieansätze sind von ihren Techniken und Grundsätzen überzeugt und sehen darin den einzig richtigen Weg. Individuelle, an das jeweilige Kind angepasste Therapien sind die Ausnahme. Mithilfe der Praktika habe ich sowohl den ABA/VB Ansatz, als auch die TEACCH Methode kennengelernt. Zu Beginn war es erstaunlich wie viele Veränderungen in kurzer Zeit bei den Kindern, die nach ABA/VB therapiert werden, zu beobachten waren. Doch nach und nach entwickelte ich immer häufiger eine Abneigung gegen die angewandten Methoden. Ohne Erklärung für das Kind waren Dinge wie Selbstbedienung und Entspannungstechniken und alle anderen Eigenschaften, welche die individuelle Persönlichkeit des Kindes ausmachte, verboten. Im Gegensatz dazu machte ich die Erfahrung, dass beim Einsatz des TEACCH Ansatzes viel Zeit und Geduld in die Therapiesitzungen investiert werden musste. Auch empfand ich die durchgehende Strukturierung von allem, sei es der Arbeitstisch des Kindes, das Ablegen der Kleidung oder die Anordnung der Malstifte, als zu strikt. Keines der Kinder hatte die Möglichkeit die gestellten Aufgaben nach eigenen Vorstellungen zu erledigen, es wurde exakt das umgesetzt, was die Hilfssymbole aufzeigten. Bei einem Fehlen dieser kam es meist zu aggressiven oder ängstlichen Reaktionen. Bei beiden Methoden wurde immer genau das umgesetzt was die Therapeuten zu den jeweiligen Zeitpunkten als wichtig empfanden. Die Kinder wurden nicht mit einbezogen. Im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit wurde der allgemeine Blick unserer Gesellschaft auf Andersartigkeiten und Normabweichungen genauer beleuchtet, mit dem Ziel gesellschaftlichen Randgruppen Gehör zu verschaffen und ihre Vielfalt hervorzuheben. Auch die gesellschaftliche Abneigung gegen sich anders verhaltende und dadurch auffällige Kinder wurde mir während dem Absolvieren meiner Praktika deutlich. Um soziale Interaktionen besser zu üben fanden Therapiesitzungen häufig im Park oder Einkaufzentren statt. Bei einer Abweichung vom Normverhalten der Kinder ernteten wir meist abwertende Blicke, viele Menschen blieben stehen und starrten die Kinder an, wenn diese stereotype Verhaltensweisen zeigten. Weil geistig behinderte und von der Norm abweichende Menschen meist in Einrichtungen und Heimen untergebracht sind, fehlt meinen Erfahrungen nach der direkte Umgang mit ihnen und wird von der Gesellschaft nach wie vor als etwas „falsches“ angesehen, da sie es nicht gewohnt sind. Denn nach wie vor ist die ständige Anpassung an die Norm und das problemlose Funktionieren der einzig akzeptierte und anerkannte Weg, der jedoch für autistische Kinder häufig in einer unentwegten Überforderung und dem Zwang der Gleichmacherei endet. Bei dieser erzwungenen Normanpassung sollen besonders die verschiedenen Therapiemöglichkeiten gesellschaftlich erwünschte Veränderungen hervorbringen. Doch sollte vielmehr die Frage nach der möglichen Hilfe und Unterstützung von Bedeutung sein und nicht die Suche nach der schnellstmöglichen Anpassung. Ein autistisches Kind sollte mithilfe einer Therapie „sein eigenes Selbst finden, leben und sich als real erleben (...), einen Weg finden, sein Selbst zu leben (...) und sich auf ein Selbst zurückzuziehen“ (Winnicott, 2002, S.135). Wichtig hierfür ist die Akzeptanz der Andersartigkeit der Kinder, denn ihre Verhaltensart und ihre Persönlichkeit ist nicht falsch oder minderwertig, sondern lediglich eine andere Art des Denkens und Seins. In Zeiten der Inklusion, bei der die Akzeptanz der menschlichen Vielfalt im Mittelpunkt steht, ist eine, die Rechte der Betroffenen missachtende Therapie, welche die komplette Wachzeit der Kinder jahrelang beansprucht und die Haltung zur strikten und möglichst raschen Normanpassung vertritt, nicht mehr akzeptabel. Eine Therapie kann Autismus nicht heilen, da es nichts zu heilen gibt. Gewiss ist es wichtig sicherzustellen, dass einige Grundsätze nicht missachtet werden und betroffene Kinder nicht sich selbst und auch keine anderen Mitmenschen verletzten und ein eigenständiges Leben weitestgehend umsetzbar ist. Nichts desto trotz „ (...) (Kann man) Leben (.) nicht in kontinuierliche Therapie verwandel(n) (.), ohne (dass es) seine Qualität als Leben (.) verlier(t)“ (Milani Comparetti, 1980, zitiert nach Janssen, 1996, o.S.). Die Akzeptanz, Anerkennung und das Verständnis für die Andersartigkeit einzelner Menschen sollte der einzige, im Hinblick auf ein gemeinsames, inklusives Leben angestrebte Weg sein.

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10. Anhang

Anmerkung der bidok Redaktion: Der Anhang kann unter http://bidok.uibk.ac.at/download/anhang-fosselmann.pdf herunter geladen werden.

Quelle

Alin Franciska Fosselmann: Neuere Konzepte zur Entstehung, Interpretation und Förderung bei Autismus-Spektrum-Störungen. Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts (B.A.) im Studiengang Erziehungswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main angefertigt am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaften des Fachbereichs 04 Erziehungswissenschaften

bidok - Volltextbibliothek: Erstveröffentlichung im Internet

Stand: 15.11.2016

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