Personen, die nicht am Erwerbsleben teilnehmen

Analyse sozioökonomischer Merkmale unter besonderer Berücksichtigung des Haushaltskontextes und Bestimmung des Arbeitskräftepotenzials

Themenbereiche: Arbeitswelt
Textsorte: Bericht
Releaseinfo: Projektbericht des Rheinisch-Westfälischen Institutes für Wirtschaftsforschung 2014; Endbericht zum Forschungsvorhaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) 2015, Zb1 – 04812/31
Copyright: © Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung 2014

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

Das BMAS hat im Hinblick auf die künftige Fachkräftesicherung und Aktivierung von Nichterwerbspersonen eine Studie zur Analyse von Umfang und Struktur von Nichterwerbstätigen sowie deren Aktivierungspotenzial an das RWI vergeben. Des Weiteren sollen in der Studie teilgruppenspezifische Strategien und Vorschläge zur Aktivierung abgeleitet und diskutiert werden.

Zu diesem Zweck wird das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ausgewertet. Die im Forschungsprojekt angewandte Definition von Nichterwerbspersonen nach dem Labour-Force-Konzept der ILO ermöglicht es, die Entwicklung im Zeitraum von 1999 bis 2012 zu betrachten.

Im vorliegenden Endbericht werden zunächst die Entwicklung des Umfangs der Nichterwerbspersonen im Zeitablauf sowie deskriptive Auswertungen zur soziodemografischen Zusammensetzung der Nichterwerbspersonen dargestellt. Dabei wird auch auf die zurückliegende Erwerbshistorie eingegangen. Anschließend werden Übergänge in Nichterwerbstätigkeit hinein und aus Nichterwerbstätigkeit heraus betrachtet und es werden Faktoren identifiziert, die für einen Austritt aus Nichterwerbstätigkeit fördernd bzw. hemmend sind. Des Weiteren werden Erwerbspläne von Nichterwerbspersonen dargestellt und Politikmaßnahmen zur Aktivierung von Nichterwerbspersonen diskutiert.

2 Datenbasis und Abgrenzung der Nichterwerbspersonen

2.1 Daten und Abgrenzung der Nichterwerbspersonen

Im vorliegenden Bericht werden Daten des SOEP ausgewertet. Dabei werden sowohl Querschnittsinformationen mehrerer Befragungswellen als auch individuelle longitudinale Informationen zur Erwerbs-, Bildungs- und Familienbiografie herangezogen. Die zugrundeliegende Version des SOEP umfasst Daten bis einschließlich der Erhebungswelle 2012 (SOEP v29). [1]

Im Forschungsprojekt findet die auf dem Labour-Force-Konzept der ILO basierende Definition von Nichterwerbspersonen Anwendung (vgl. Rengers 2012). Diese ist im SOEP ab dem Befragungsjahr 1999 methodisch konsistent abgrenzbar. Dementsprechend wird im Bericht vor allem die Entwicklung im Zeitraum 1999 bis 2012 betrachtet. [2] Die Analyse wird dabei auf Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren begrenzt.

Nach dem Labour-Force-Konzept der ILO werden zu den Erwerbstätigen alle Personen im erwerbsfähigen Alter gezählt, die in den letzten sieben Tagen vor dem Berichtszeitpunkt mindestens eine Stunde lang gegen Entgelt oder im Rahmen einer selbstständigen oder mithelfenden Tätigkeit gearbeitet haben. Auch Personen, die sich in einem formalen Arbeitsverhältnis befinden, aber im Berichtszeitraum keine Arbeitszeit geleistet haben (z.B. wegen Urlaub, Krankheit, Mutterschutz, Elternzeit oder Altersteilzeit in der Freistellungsphase), gehören zu den Erwerbstätigen. Als Erwerbslose werden Personen definiert, die keiner derartigen Erwerbstätigkeit nachgehen, die jedoch in den letzten vier Wochen vor dem Berichtszeitpunkt aktiv nach einer Tätigkeit gesucht haben und die eine eventuell angebotene Tätigkeit innerhalb von zwei Wochen aufnehmen können. Erwerbstätige und Erwerbslose bilden zusammen die Erwerbspersonen. Zu den Nichterwerbspersonen zählen demgegenüber Personen, die keiner Erwerbstätigkeit nachgehen und auf die entweder zutrifft, dass sie in den letzten vier Wochen nicht aktiv nach einer Tätigkeit gesucht haben oder dass sie nicht innerhalb von zwei Wochen eine eventuell angebotene Tätigkeit aufnehmen können bzw. beides.

Nichterwerbspersonen stehen im Fokus der hier vorliegenden Analysen. Sie können in mehrere Untergruppen untergliedert werden: Die „Stille Reserve“ setzt sich aus (1a) arbeitssuchenden Personen, die im Moment nicht verfügbar sind und (1b) nicht arbeitssuchenden Personen, die im Moment verfügbar sind zusammen. Die „sonstigen Nichterwerbspersonen“ umfassen (2a) Personen, die weder aktuell Arbeit suchen noch aktuell verfügbar sind, jedoch zuvor schon einmal erwerbstätig waren und (2b) Personen, die weder aktuell Arbeit suchen noch aktuell verfügbar sind und nach Schul- oder Berufsabschluss nie einer bezahlten Tätigkeit am Arbeitsmarkt nachgegangen sind.

Neben den genannten Untergruppen an Nichterwerbspersonen wird außerdem die Gruppe derjenigen, die nach langer Arbeitslosigkeit entmutigt ist und die keine Arbeit mehr sucht (sog. „Discouraged Workers“), betrachtet. Diese sind Teil der oben genannten Untergruppen (1b) und (2a). Zu ihrer Abgrenzung muss auf Informationen aus vorangegangenen Befragungswellen zurückgegriffen werden. Wir definieren einen Discouraged Worker als eine Nichterwerbsperson, die in der Vergangenheit drei oder mehr Jahre arbeitslos war und keinerlei Erwerbstätigkeit nachging und die gegenwärtig nicht mehr aktiv nach Arbeit sucht. Da für die Abgrenzung der Personengruppe auf die Erwerbshistorie zurückgegriffen werden muss, ist für jeweils neu im SOEP Befragte keine eindeutige Zuordnung möglich, so dass die Gruppe der Discouraged Worker untererfasst wird. Daher werden im Folgenden nur ausgewählte Ergebnisse für die Gruppe der Discouraged Worker abgebildet, vor allem bei der Darstellung der soziodemografischen Struktur.

Bei der Betrachtung der soziodemografischen Struktur werden Nichterwerbspersonen außerdem mit einer Referenzgruppe der „Wiedereinsteiger/innen nach einer langen Phase der Nichterwerbstätigkeit“ verglichen. Diese Gruppe der Wiedereinsteiger/innen wird aus Personen gebildet, die aktuell erwerbstätig sind und die in der Vergangenheit mehr als 3 Jahre keinerlei Erwerbstätigkeit ausgeübt haben, sondern in dieser Zeit den Nichterwerbspersonen, den Erwerbslosen oder der Gruppe der nicht aktiv erwerbstätigen Personen in Mutterschutz oder Elternzeit angehört haben. Analog zur Gruppe der Discouraged Worker wird die Gruppe der Wiedereinsteiger/innen in den Daten untererfasst.

Die Begriffe Nichterwerbsperson zu sein bzw. sich in Nichterwerbstätigkeit zu befinden werden in diesem Bericht aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung synonym verwendet. Erwerbslosigkeit wird in diesem Bericht entsprechend nicht zur Nichterwerbstätigkeit hinzugerechnet.

2.2 Vergleich mit anderen Datenquellen

Der große Vorteil einer Nutzung des SOEP liegt darin, dass zu den im SOEP befragten Personen longitudinale Informationen vorliegen. Für die befragten Personen gibt es also Informationen über mehrere aufeinanderfolgende Jahre, so dass auch Übergänge in Nichterwerbstätigkeit hinein und aus Nichterwerbstätigkeit heraus untersucht werden können. Dies ist ein entscheidender Vorteil gegenüber anderen Datenquellen, wie beispielsweise dem Mikrozensus, der keine derartigen langfristigen longitudinalen Analysen ermöglicht. Des Weiteren umfasst das SOEP eine größere Vielfalt an soziodemografischen Merkmalen sowie Lebenslaufinformationen zum gesamten Erwerbsverlauf der befragten Personen ab dem 16. Lebensjahr. Andererseits ist die Anzahl der im Mikrozensus befragten Personen größer und im Unterschied zum SOEP ist die Teilnahme nicht freiwillig, sondern gesetzlich vorgeschrieben. Beides führt dazu, dass Analysen mit dem Mikrozensus mit weniger stichprobenbedingter Ungenauigkeit behaftet sein sollten.

Um die Güte der SOEP-Daten für eine Analyse von Nichterwerbstätigkeit zu bestimmen, wurde für einige Kernindikatoren ein Abgleich mit dem Mikrozensus vorgenommen. Details hierzu sind im Anhang A enthalten. Insgesamt zeigt sich, dass es für Männer kaum Unterschiede zwischen Mikrozensus und SOEP gibt, bei Frauen im SOEP der Anteil der Erwerbstätigen jedoch höher und der Anteil der Nichterwerbspersonen geringer ausfällt. Diese Unterschiede scheinen im Zeitablauf jedoch relativ konstant zu sein. Des Weiteren ist die Verteilung der soziodemografischen Struktur zwischen SOEP und Mikrozensus dank der bei den SOEP-Auswertungen zugrunde gelegten Gewichtungsfaktoren insgesamt als gut vergleichbar anzusehen. Für den eigentlichen Kern der folgenden Analysen, die Identifizierung von Faktoren, die fördernd bzw. hemmend für einen Erwerbseinstieg sind, sollten die aufgezeigten Unterschiede zwischen SOEP und Mikrozensus keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen, da in den multivariaten Analysen für sämtliche der soziodemografischen Merkmale kontrolliert wird.

Der Abgleich zwischen SOEP und Mikrozensus zeigt jedoch auch, dass bei einer sehr detaillierten Aufgliederung der Nichterwerbspersonen, insbesondere der Stillen Reserve, in die Nichterwerbsgruppen (1a) und (1b) deutliche Unterschiede auftreten, so dass diese Untergliederung im Folgenden nicht weiter verfolgt wird. Stattdessen werden Nichterwerbspersonen lediglich in die Stille Reserve sowie die Nichterwerbsgruppen (2a) und (2b), die zusammen die sonstigen Nichterwerbspersonen umfassen, aufgeschlüsselt.



[1] Die Daten, die dieser Untersuchung zu Grunde liegen, wurden mit Hilfe des Add-On-Package PanelWhiz v4.0 (Oct 2012) für Stata extrahiert. PanelWhiz wurde von Dr. John P. Haisken-DeNew (john@panelwhiz.eu) entwickelt. Die folgenden Autoren haben PanelWhiz SOEP Plugins geschrieben, die hier benutzt wurden, um die Längsschnittskonsistenz zu gewährleisten, Markus Hahn und John P. Haisken- DeNew (18). Die von PanelWhiz-SOEP generierten DO-Files und Plugins stehen auf Nachfrage zur Verfügung. Für eventuelle Daten- und Rechenfehler tragen die Autoren des Berichts allein die Verantwortung. Haisken-DeNew und Hahn (2010) beschreiben PanelWhiz.

[2] Im vorliegenden Bericht werden Gewichtungsfaktoren genutzt, um zu erreichen, dass die im SOEP befragte Stichprobe repräsentativ für die Gesamtheit aller in Deutschland in Privathaushalten lebenden Personen ist. Dies impliziert unter anderem, dass Befragte der SOEP-Stichprobe I „Incentivierung“, die nicht Teil der Haupterhebung des SOEP sind, nicht berücksichtigt werden.

3 Entwicklung des Umfangs von Erwerbs- und Nichterwerbstätigkeit im Zeitablauf

In den Jahren 1999 bis 2005 ist die Bevölkerungsgruppe der 20- bis unter 65-Jährigen von insgesamt 50,8 Mio . Personen um etwa 2,1 Prozent auf knapp 49,7 Mio. Personen zurückgegangen und schwankt seither um dieses Niveau (vgl. Tabelle B.1 im Anhang B). Dieser generelle Rückgang im Zeitraum von 1999 bis 2012 ist vor allem auf einen ausgeprägten Rückgang bei Männern zurückzuführen (von etwa 25,6 Mio. auf knapp 24,1 Mio. Personen), wohingegen bei Frauen ein leichter Anstieg zu verzeichnen ist (von etwa 25,2 Mio. auf knapp 25,6 Mio. Personen). Dem Rückgang der Bevölkerung in der Altersgruppe der 20- bis unter 65-Jährigen stehen Anstiege in der Anzahl an Erwerbstätigen von insgesamt 38,0 Mio. auf knapp 39,7 Mio. und bei den Erwerbslosen von 1,8 Mio. auf 2,2 Mio. sowie ein Rückgang um über einem Viertel in der Anzahl der Nichterwerbspersonen (von 10,6 Mio. auf 7,6 Mio. Personen) gegenüber.

Während die Entwicklung der Anzahl der Erwerbslosen für Männer und Frauen relativ parallel verläuft, sind bei den Erwerbstätigenzahlen deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern auszumachen (Schaubild 3.1). Die Anzahl der erwerbstätigen Frauen weist im gesamten Zeitraum einen positiven Trend auf und steigt zwischen 1999 und 2012 von 17,1 Mio. auf 19,7 Mio. Demgegenüber fällt die Anzahl der erwerbstätigen Männer im gleichen Zeitraum von knapp 21,0 Mio. auf 20,0 Mio. Im Jahr 2012 gehören 77% der Frauen und 83% der Männer in der Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen zu den Erwerbstätigen.

Abbildung 1. Schaubild 3.1: Entwicklung des Umfangs der Erwerbsgruppen im Zeitablauf (Anzahl in Millionen)

Liniendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 1999-2012, eigene Auswertungen.

Abbildung 2. Schaubild 3.2: Entwicklung des Umfangs der Nichterwerbsgruppen im Zeitablauf (Anzahl in Millionen)

Liniendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 1999-2012, eigene Auswertungen.

Die Anzahl der Nichterwerbspersonen sinkt sowohl bei Frauen als auch bei Männern (Schaubild3.2), wobei der Rückgang der Nichterwerbspersonen bei Frauen nicht nur in absoluten, sondern auch in relativen Termini stärker ausfällt (-33% vs. -20%, vgl. Tabellen B.1 im Anhang B). Auf Grundlage der Auswertungen des SOEP gibt es im Jahr 2012 knapp 4,7 Mio. weibliche und 2,9 Mio. männliche Nichterwerbspersonen, was einem Anteil von 18% bzw. 12% der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren entspricht. Der Rückgang des Umfangs der Nichterwerbspersonen ist vor allem auf einen Rückgang der Anzahl der sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbstätigkeit (Nichterwerbsgruppe 2a) zurückzuführen (Schaubild 2.2). Sie machen im Jahr 2012 69% aller weiblichen und 63% aller männlichen Nichterwerbspersonen aus. Die Anzahl der Männer in der „Stillen Reserve“ sowie der sonstigen Nichterwerbspersonen, die noch nie erwerbstätig waren (Nichterwerbsgruppe 2b), fällt im Jahr 2012 demgegenüber sogar größer aus als noch 1999. Die Anzahl der Frauen in der „Stillen Reserve“ ist laut SOEP zwischen 1999 und 2012 nahezu konstant geblieben.[3] Ergebnisse zur parallel verlaufenden Veränderung der soziodemografischen Struktur der Nichterwerbspersonen, die in Abschnitt 4.8 dargestellt werden, deuten darauf hin, dass ein bedeutender Teil des Rückgangs der Nichterwerbspersonenzahl auf die in den vergangenen zwei Jahrzehnten umgesetzten Reformen im Bereich der Frühverrentung zurückzuführen sind.[4] Dieser dürfte vor allem für die Entwicklung bei Männern ausschlaggebend sein. Da der Rückgang der Nichterwerbspersonenzahl bei Frauen nochmals größer ausfällt als bei Männern und dort ein paralleler Anstieg der Erwerbstätigenzahlen festzustellen ist, ist davon auszugehen, dass dort weitere Faktoren eine Rolle spielen. In Frage kommen hierfür unter anderem ein genereller Mentalitätswandel in Bezug auf Frauenerwerbstätigkeit und strukturelle Änderungen im Bereich der Kinderbetreuung.

Vor allem die Entwicklung der Anzahl der Erwerbslosen weist deutliche konjunkturelle Schwankungen auf. In den Jahren 2002/2003 und 2009, in denen Deutschland jeweils ein sehr geringes Wachstum bzw. sogar einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verzeichnen musste, ist ein deutlicher Anstieg der Erwerbslosenzahlen zu verzeichnen. In den Boom-Jahren 2000, 2006/2007 und 2010/2011, in denen das Wirtschaftswachstum jeweils bei über 3% lag, nahm die Anzahl der Erwerbslosen hingegen deutlich ab. Bei der Entwicklung des Umfangs der Erwerbstätigen und bei den Nichterwerbspersonen sind keine derartig klaren konjunkturellen Zusammenhänge auszumachen; sie werden eher von langfristigen Trends überlagert. Respektive fallen die konjunkturellen Schwankungen bezogen auf die Gesamtheit der Erwerbstätigen bzw. der Nichterwerbspersonen nicht derart ins Gewicht wie bei den Erwerbslosen.[5]

Betrachtet man die Entwicklung der Anzahl der Erwerbs- und Nichterwerbspersonen getrennt für Ost- und Westdeutschland sind einige Unterschiede erkennbar (vgl. Tabellen B.2 und B.3 im Anhang B). Zum einen fällt der Anstieg des Umfangs der erwerbstätigen Frauen im Osten etwas geringer aus als im Westen (Anstieg um 12% statt um 16%), was aber auch damit zusammenhängen kann, dass die Anzahl der Frauen in der Bevölkerungsgruppe der 20- bis 64-Jährigen entgegen des Bundestrends im Osten um 3% zurückgegangen ist. Außerdem ist der Umfang der Erwerbslosen bei Männern und Frauen im Osten etwas gesunken (um 14% bzw. 2%), während er im Westen der Republik deutlich gestiegen ist (um 29% bzw. 48%). Des Weiteren fiel die Abnahme der Anzahl der Nichterwerbspersonen bei Männern und Frauen im Osten um etwa jeweils zehn Prozentpunkte höher aus als im Westen. Während im Jahr 2012 im Osten 16% der Frauen und 14% der Männer zu den Nichterwerbpersonen gehören, sind es im Westen 19% der Frauen und 12% der Männer.



[3] Der Anteil der Personen, deren Erwerbsstatus aufgrund fehlender Angaben nicht festgelegt werden kann, hält sich mit bis zu einem halben Prozent im Rahmen. Die in den Jahren 2000 und 2006 verhältnismäßig hohen Fallzahlen bei Nichterwerbspersonen, deren Nichterwerbsstatus nicht konkret zugeordnet werden kann, sind auf Personen zurückzuführen, die in diesen Jahren zum jeweils ersten Mal durch das SOEP befragt wurden und für die keine Lebenslaufinformationen erfasst wurden. Es handelt sich dabei vor allem um Personen, die nur an einer oder zwei Befragungen teilgenommen haben und anschließend die weitere Teilnahme verweigerten.

[4] 1992 wurden durch die Bundesregierung mit der Einführung versicherungsmathematische Abschläge beispielsweise finanzielle Anreize für einen späteren Renteneintritt beschlossen, die ab 1997 wirksam wurden (siehe Hanel 2010 für eine Analyse der Effekte). Zum 1.1.2008 wurde eine schrittweise Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters beschlossen, das jedoch erst seit 2012 zum Tragen kommt. Für weitere Reformen siehe Steffen (2013).

[5] Dies bestätigt sich auch in den multivariaten Analysen in Abschnitt 4.9, die keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, und der konjunkturellen Lage aufzeigen.

4 Soziodemografischer Hintergrund von Nichterwerbspersonen

Im Folgenden werden die personen- oder haushaltsbezogenen Merkmale der Nichterwerbspersonen dargestellt. In den Auswertungen wird dabei vor allem auf die Struktur in den Jahren 2007 bis 2012 fokussiert. (In Abschnitt 4.8 wird auch auf Änderungen in der Struktur zu vorangehenden Zeiträumen eingegangen.) In Abschnitt 4.9 werden außerdem Ergebnisse multivariater Analysen dargestellt. Mit den multivariaten Analysen wird zum einen getestet, ob deskriptiv aufgezeigte Unterschiede in der Nichterwerbstätigkeit einzelner Gruppen mit ausgewählten Merkmalen statistisch signifikant sind und zum anderen, ob diese Unterschiede auf die jeweils betrachteten Merkmale oder aber auf Korrelationen mit anderen Merkmalen zurückzuführen sind.

Betrachtet man zunächst die Zusammensetzung der Gruppe der Nichterwerbspersonen nach dem Geschlecht und vergleicht diese mit der Gruppe der Erwerbstätigen, zeigt sich, dass sich unter den Nichterwerbspersonen mit 62% deutlich mehr Frauen befinden als unter den Erwerbstätigen mit 49% oder in der Gesamtbevölkerung mit 51%. Diesen relativ hohen Anteil an Frauen findet man in ähnlichem Maße bei allen Untergruppen der Nichterwerbspersonen (vgl. Schaubild 4.1), mit Ausnahme der Discouraged Worker, bei denen der Frauenanteil analog zu den Erwerbstätigen bei 49% liegt. In Schaubild 4.1 fällt außerdem auf, dass der Frauenanteil unter den Nichterwerbspersonen in den alten Bundesländern mit 64% deutlich höher ausfällt als in den neuen Bundesländern mit 54%.

Abbildung 3. Schaubild 4.1 Frauenanteil nach Erwerbsstatus (Angaben in Prozent)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

4.1 Nichterwerbstätigkeit im Lebenszyklus

Im Durchschnitt sind Nichterwerbspersonen fünf Jahre älter als Erwerbstätige (vgl. Tabelle 3.1). Nichterwerbspersonen finden sich dabei vor allem in der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen aber auch bei den 20- bis 24-Jährigen häufiger wieder als Erwerbstätige. Um diese Unterschiede im Lebenszyklus genauer zu beleuchten, wird in Schaubild 4.2 die Verteilung auf die Erwerbsstatus nach dem Alter untergliedert dargestellt. Es ist klar zu erkennen, dass der Anteil der Erwerbstätigen mit zunehmendem Alter zunächst steigt, in der Altersgruppe der 30- bis 49- Jährigen das höchste Niveau erreicht und anschließend sinkt, wobei vor allem in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen ein starker Rückgang zu verzeichnen ist. Spiegelbildlich sinkt der Anteil der Nichterwerbspersonen mit zunehmendem Alter zunächst und steigt ab einem Alter von etwa 50 Jahren kontinuierlich wieder an. Zwischen Männern und Frauen unterscheidet sich dieses Muster primär darin, dass bei Frauen in der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen der Anteil der Erwerbstätigen um jeweils gute zehn Prozentpunkte unter jenem der Männer liegt, während der Anteil der Nichterwerbspersonen jeweils um etwa zehn Prozentpunkte darüber liegt.

Tabelle 4.1a: Alterverteilung, Ausbildung und Rente nach Erwerbsstatus (Frauen)

Gesamte Bevölkerung

Erwerbs-tätige

Erwerbs-lose

Nicht Erwerbs-personen

Stille Reserve

davon: Gruppe (2a)

Gruppe (2b)

Wieder-einsteiger

Discou-raged Workers

Alter (Durchschnitt in Jahren)

42,5

41,3

41,2

47,3

41,1

51,2

32,9

42,9

52,9

Altersgruppe (Anteil in %)

20-24 Jahre

9

9

10

11

13

5

47

4

1

25-39 Jahre

31

34

33

18

29

15

25

34

13

40-54 Jahre

39

41

43

27

41

25

15

49

30

55-64 Jahre

21

15

14

43

17

55

14

14

56

In Ausbildung (Anteil in %)

8

7

4

13

13

8

47

5

<1

In Rente (Anteil in %)

6

<1

1

28

3

37

7

4

37

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Berechnungen.

Gesamte Bevölkerung

Erwerbs-tätige

Erwerbs-lose

Nicht Erwerbs-personen

Stille Reserve

davon: Gruppe (2a)

Gruppe (2b)

Wieder-einsteiger

Discou-raged Workers

Alter (Durchschnitt in Jahren)

42,7

42,3

40,0

46,3

38,7

52,7

22,7

42,0

53,5

Altersgruppe (Anteil in %)

20-24 Jahre

10

8

15

20

22

8

82

13

1

25-39 Jahre

29

31

33

14

29

9

17

27

9

40-54 Jahre

40

44

36

18

31

17

1

43

34

55-64 Jahre

21

17

17

48

18

65

0

18

57

In Ausbildung (Anteil in %)

9

7

4

24

21

13

86

18

<1

In Rente (Anteil in %)

6

<1

1

43

6

63

1

8

40

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Berechnungen.

Entsprechende Verläufe in den Altersprofilen sind auch bei einer differenzierten Betrachtung der Nichterwerbspersonengruppen feststellbar. Schaubild 4.3 verdeutlicht, dass bei jüngeren Alterskohorten die sonstigen Nichterwerbspersonen, die bisher nie erwerbstätig waren, eine relativ große Bedeutung haben, während bei den älteren Alterskohorten vor allem die sonstigen Nichterwerbspersonen, die in der Vergangenheit bereits erwerbstätig waren, dominieren.

Abbildung 4. Schaubild 4.2: Erwerbsstatus nach Alter (Angaben in Prozent der Gesamtbevölkerung, getrennt nach Geschlecht)

Liniendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Abbildung 5. Schaubild 4.3: Nichterwerbsgruppen nach Alter (Angaben in Prozent der Gesamtbevölkerung)

Liniendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Abbildung 6. Schaubild 4.4: Nichterwerbspersonen in Ausbildung oder Rente, nach Alter (Angaben in Prozent der Nichterwerbspersonen, getrennt nach Geschlecht)

Liniendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Der Anteil der Personen in der Stillen Reserve weist hingegen ein weniger prägnantes Altersprofil auf als die beiden anderen Gruppen der Nichterwerbspersonen. Der Anteil der Personen in der Stillen Reserve sinkt jedoch insgesamt mit zunehmendem Alter: Während etwa 5% der unter 25-Jährigen zur Stillen Reserve gehören, trifft dies auf 2,5% bis 3,0% der 30 bis 49-Jährigen zu und auf weniger als 2,5% der Personen ab 50 Jahren.

Die Altersprofile legen nahe, dass Nichterwerbstätigkeit unter anderem dann vorliegen kann, wenn sich Personen noch in Ausbildung befinden oder bereits in den (Vor-)Ruhestand eingetreten sind und dabei jeweils keiner Nebentätigkeit nachgehen. Für den Zeitraum 2007 bis 2012 trifft auf insgesamt 17% der Nichterwerbspersonen zu, dass sie sich in Ausbildung befinden und auf 34%, dass sie in Rente sind. In Schaubild 4.4 ist der Anteil der Nichterwerbspersonen, die in Ausbildung bzw. in Rente sind, nach Altersgruppen ausgewiesen. In der Altersgruppe der unter 30-Jährigen befindet sich mehr als die Hälfte der Nichterwerbspersonen in Ausbildung, bei den 30- bis 34-Jährigen sind es noch über 20% und erst in der Altersgruppe ab 40 Jahren liegt dieser Anteil nahe Null. Bei den Nichterwerbspersonen in Rente ist ein genau gegensätzliches Altersprofil zu beobachten. Mit zunehmendem Alter ist ein immer größerer Anteil der Nichterwerbspersonen in Rente, bei den 60- bis 64-Jährigen sind es sogar zwei Drittel. Vor allem unter den sonstigen Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit ist ein erheblicher Teil der Personen in Ausbildung, während unter den sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer

Erwerbstätigkeit eine Vielzahl der Personen in Rente sind – bei Männern sogar fast zwei Drittel (vgl. Tabelle 4.1).

Vergleicht man die Nichterwerbspersonen in Ost und West (siehe Tabelle B.4 im Anhang B), zeigt sich, dass bei weiblichen Nichterwerbspersonen im Osten jeweils ein höherer Anteil in Ausbildung (16% vs. 13%) und in Rente (41% vs. 25%) ist als im Westen. Bei westdeutschen Frauen ist ein größerer Anteil der Frauen aus anderen Gründen als Ausbildung oder Rente in Nichterwerbstätigkeit, vermutlich wegen längerer Nichterwerbsphasen nach der Geburt eines Kindes (vgl. Ergebnisse in Abschnitt 4.5). Bei Männern befinden sich im Osten hingegen weniger Nichterwerbspersonen in Ausbildung (20% vs. 25%) oder in Rente (40% vs. 44%) als im Westen. Ein Grund für diesen Unterschied könnte sein, dass sich im Osten aufgrund der schlechteren Arbeitsmarktlage mehr Männer entmutigt von der Arbeitssuche zurückgezogen haben.

4.2 Bildungshintergrund von Nichterwerbspersonen

Nichterwerbspersonen haben im Durchschnitt seltener einen hohen formalen Bildungsabschluss als Erwerbstätige. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern fällt der Anteil der Personen mit (Fach-)Hochschulabschluss oder Meisterausbildung (ISCED 5&6) unter den Nichterwerbspersonen mit 14% bzw. 13% jeweils etwa nur halb so hoch aus wie bei Erwerbstätigen. Personen mit niedrigem Bildungsabschluss (ISCED 1&2, d.h. ohne abgeschlossenen Berufsabschluss und ohne Abitur) sind unter Nichterwerbspersonen hingegen deutlich häufiger anzutreffen (siehe Schaubild 4.5).

Vor allem zu den sonstigen Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbserfahrung zählen kaum Personen mit hohem Bildungsabschluss, was aber vor allem auch darauf zurückzuführen ist, dass sich in Nichterwerbsgruppe (2b) die Mehrheit der Personen noch in Ausbildung befindet (vgl. Tabelle 4.1 in Abschnitt 4.1) und davon auszugehen ist, dass ein Teil später noch einen entsprechenden (Fach-)Hochschulabschluss erwerben wird.

Besonders viele Personen mit niedrigem Bildungshintergrund sind unter den Discouraged Worker zu finden. Dies spiegelt deutlich die Bedeutung von Bildung für die Arbeitsmarktintegration wider, was sich auch später in den multivariaten Analysen zeigt (vgl. Abschnitt 4.9). Arbeitslose ohne Berufsausbildung und mit insgesamt geringer Qualifikation finden deutlich langsamer oder insgesamt seltener eine neue Stelle als Arbeitslose mit hoher Qualifikation. Sie sind daher eher dem Risiko ausgesetzt, sich entmutigt von der Arbeitssuche zurückzuziehen.

Frauen, die nach langer Phase der Nichterwerbstätigkeit wieder erwerbstätig wurden („Wiedereinsteigerinnen“), sind im Durchschnitt höher gebildet als die Gesamtheit der Nichterwerbspersonen, was die Vermutung nahelegt, dass ein hohes Qualifikationsniveau eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt erleichtert. Die multivariaten Analysen in Abschnitt 6.2 unterstreichen dies.

Angaben zum Bildungshintergrund getrennt nach neuen und alten Bundesländern sind in Tabelle B.5 im Anhang B enthalten. Insgesamt ähneln sich die Unterschiede zwischen den Erwerbsgruppen in beiden Landesteilen. Außerdem wird deutlich, dass im Osten insgesamt ein höherer Anteil an Personen einen hohen Bildungsabschluss hat. Dies trifft vor allem auf Frauen zu.

Abbildung 7. Schaubild 4.5: Bildungshintergrund nach Erwerbsstatus (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

4.3 Gesundheitliche Beeinträchtigungen

Etwas über ein Viertel aller Nichterwerbspersonen hat eine amtlich festgestellte Erwerbsminderung oder Schwerbehinderung (vgl. Schaubild 4.6). Personen mit derartigen gesundheitlichen Einschränkungen sind vor allem unter den Nichterwerbspersonen mit höherem Alter und daher unter den sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbstätigkeit zu finden. Die sonstigen Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit und Frauen der Stillen Reserve sind hingegen nicht öfter von einer Erwerbsminderung oder Schwerbehinderung betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Insgesamt sind deutliche Geschlechtsunterschiede festzustellen. Männer sind sowohl in der Gesamtbevölkerung, vor allem jedoch bei den Nichterwerbspersonen öfter von gesundheitlichen Einschränkungen betroffen als Frauen. Gesundheitliche Probleme scheinen bei Männern dementsprechend deutlich häufiger ein Auslöser für die Nichtteilnahme bzw. den Rückzug vom Arbeitsmarkt zu sein als bei Frauen. Allerdings muss angemerkt werden, dass eine derartige amtliche Feststellung nur bedingt geeignet ist, gesundheitliche Beeinträchtigungen valide zu messen. Eine amtliche Feststellung setzt nämlich einen entsprechenden Antrag voraus. Es ist zu vermuten, dass nicht alle Frauen und Männer, die gesundheitlich beeinträchtigt sind, einen solchen Antrag stellen (Cornelißen 2005). Ein Antrag wird vermutlich nur dann gestellt, wenn sich daraus einen Vorteil ergibt. Es ist relativ wahrscheinlich, dass bei gleichem Gesundheitszustand Erwerbslose eher einen Antrag stellen als Erwerbstätige. Auch nichterwerbstätige Frauen stellen vermutlich seltener einen Antrag.

Abbildung 8. Schaubild 4.6: Anteil der Schwerbehinderten nach Erwerbsstatus (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen. Anmerkungen: Schaubild gibt den Anteil der Personen mit einer amtlich festgestellten Erwerbsminderung oder Schwerbehinderung wieder.

Discouraged Worker weisen ebenfalls überproportional häufig eine amtlich festgestellte Erwerbsminderung oder Schwerbehinderung auf. In dieser Gruppe trifft das auf knapp ein Drittel der Frauen und etwa die Hälfte der Männer zu.

Dass Nichterwerbspersonen aus Alters- oder Krankheitsgründen oder wegen einer Behinderung dauerhaft hilfe- oder pflegebedürftig sind, ist insgesamt bei knapp drei Prozent der weiblichen und etwa fünf Prozent der männlichen Nichterwerbspersonen der Fall. In der Gesamtbevölkerung hingegen entspricht der Anteil der Personen, die aus Alters- oder Krankheitsgründen oder wegen einer Behinderung dauerhaft hilfe- oder pflegebedürftig sind, lediglich etwa 0,7%.

4.4 Migrationshintergrund

Etwa jede fünfte in Deutschland lebende Person der Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen hat einen Migrationshintergrund, wobei etwa 14% einen direkten Migrationshintergrund haben (d.h. selbst nicht in Deutschland geboren, sondern später eingewandert sind) und etwa 7% einen indirekten Migrationshintergrund (d.h. nicht selbst migriert sind, aber Eltern haben, die nach Deutschland migriert sind, oder selbst keine deutsche Staatsbürgerschaft haben, obwohl sie in Deutschland geboren sind). Unter den Nichterwerbspersonen haben deutlich mehr Frauen und Männer einen Migrationshintergrund, vor allem einen direkten Migrationshintergrund (vgl. Schaubild 4.7). Da Personen mit Migrationshintergrund historisch bedingt vor allem in den alten Bundesländern wohnen, sind deutliche Unterschiede im Anteil der Gesamtbevölkerung mit Migrationshintergrund zwischen Ost (etwa 5%) und West (etwa 25%) zu finden, die sich auch bei den unterschiedlichen Erwerbsgruppen widerspiegeln (vgl. Tabelle B.5 im Anhang B).

Abbildung 9. Schaubild 4.7: Anteil der Personen mit Migrationshintergrund nach Erwerbsstatus (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Abbildung 10. Schaubild 4.8: Erwerbsbeteiligung nach Migrationshintergrund (Angaben in Prozent)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Abbildung 11. Schaubild 4.9: Deutschkenntnisse von Personen mit Migrationshintergrund nach Erwerbsstatus (Angaben in Prozent)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Schaubild 4.8 zeigt, dass unter Personen mit Migrationshintergrund der Anteil der Nichterwerbspersonen mit 20% um etwa ein Drittel höher ist als bei Personen ohne Migrationshintergrund (mit 15%). Dieser Unterschied ist vor allem auf Personen mit direktem Migrationshintergrund zurückzuführen. Bei Personen mit indirektem Migrationshintergrund ist hingegen kaum ein Unterschied zu Personen ohne Migrationshintergrund auszumachen.

Ungenügende Deutschkenntnisse sind möglicherweise ein Grund für die unterschiedliche Erwerbsbeteiligung von Personen mit Migrationshintergrund. Schaubild 4.9 zeigt nach Erwerbsstatus untergliedert Selbstauskünfte zur Sprech- und Schreibkompetenz von Migranten. Bei Nichterwerbspersonen mit Migrationshintergrund fällt der Anteil derjenigen, die sich selbst „gute“ oder „sehr gute“ Deutschkenntnisse zuerkennen, jeweils geringer aus als bei Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund. Außerdem zeigt sich, dass gute Sprechkompetenz deutlich häufiger berichtet wird als gute Schreibkompetenz der deutschen Sprache. Weitere potenzielle Gründe für die unterschiedliche Erwerbsbeteiligung von Personen mit und ohne Migrationshintergrund sind im unterschiedlichen soziodemografischen Hintergrund zu vermuten. In den Tabellen B.6 und B.7 im Anhang B wird dieser dargestellt und dem soziodemografischen Hintergrund von Personen ohne Migrationshintergrund gegenübergestellt.[6]

4.5 Haushaltszusammensetzung und familiäre Situation

Vergleicht man die familiäre Situation von Nichterwerbspersonen mit der Gesamtbevölkerung bzw. den Erwerbstätigen, sind ausgeprägte Unterschiede zwischen Männern und Frauen festzustellen (siehe Tabellen 4.2 und 4.3). Der Anteil der mit dem Ehepartner zusammenlebenden Frauen ist mit 63% bei Nichterwerbspersonen deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung (54%) oder bei Erwerbstätigen. Dies ist vor allem auf einen deutlich höheren Anteil an Frauen mit Ehepartner aber ohne Kinder zurückzuführen.[7] Überraschenderweise sind Frauen mit minderjährigem Kind seltener unter den Nichterwerbspersonen anzutreffen als in der Gesamtbevölkerung, Frauen ohne minderjährige Kinder hingegen entsprechend öfter. Frauen, die mit einem Partner in einer Lebensgemeinschaft zusammenleben, gehören jeweils vergleichsweise selten den Nichterwerbspersonen an. Dies gilt sowohl für Frauen mit als auch für Frauen ohne minderjährige Kinder. Keine Unterschiede zwischen Nichterwerbspersonen und der Gesamtbevölkerung sind bei der Anzahl der minderjährigen Kinder (im Durchschnitt jeweils 0,5 Kinder) festzustellen.

Bei Männern ist der Anteil der Personen, die mit einer Ehepartnerin und einem Kind zusammenleben, unter den Nichterwerbspersonen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung besonders gering, der Anteil der Personen ohne Partner und ohne Kinder hingegen besonders hoch. Die durchschnittliche Anzahl der minderjährigen Kinder ist bei männlichen Nichterwerbspersonen außerdem deutlich geringer als bei männlichen Erwerbstätigen bzw. bei der männlichen Gesamtbevölkerung.

Die Ursache für diese Unterschiede in der familiären Situation dürfte vor allem bei Männern auf Unterschiede in der Altersverteilung zurückzuführen sein. So ist insbesondere bei Männern ein erheblicher Teil der Nichterwerbspersonen jünger als 25 Jahre alt oder befindet sich noch in Ausbildung (vgl. Abschnitt 4.1) und gründet voraussichtlich erst später eine Familie oder die Person ist bereits in Rente und hat schon volljährige Kinder. Deutlich wird dies auch bei Betrachtung der Unterschiede in der Familiensituation zwischen den einzelnen Gruppen der Nichterwerbspersonen, die sich, wie in Abschnitt 4.1 gezeigt, aus unterschiedlichen Alterskohorten zusammensetzen. Die auf Lebenslaufinformationen zurückgreifenden Angaben in den Tabellen 4.2 und 4.3, ob jemals ein eigenes Kind zur Welt gebracht oder man Vater eines leiblichen Kindes wurde, bestätigen dies weitestgehend.

Tabelle 4.2: Familiäre Situation nach Erwerbsstatus - Frauen

Lebensform (Anteil in %)

Gesamt Bevölke-rung

Erwerbs-tätige

Erwerbs-lose

Nicht Erwerbs-personen

Stille Reserve

davon: Gruppe (2a)

Gruppe (2b)

Wieder-einsteiger

Discou-raged Workers

Mit Ehepartner, mit minderjährigem Kind

23

25

21

20

32

17

23

43

6

In Lebensgemeinschaft mit minderjährigem Kind

4

4

3

1

3

1

1

5

1

Alleinerziehend mit minderjährigem Kind

5

5

13

4

9

3

3

14

7

Mit Ehepartner, ohne (minderjährige) Kinder

31

28

21

43

24

52

17

20

39

In Lebensgemeinschaft ohne (minderjährige) Kinder

8

10

7

4

4

3

6

1

7

Ohne Partner, ohne (minderjährige) Kinder

29

29

35

29

28

25

50

16

40

Anzahl Kinder unter 18 im Haushalt (Durchschnitt)

0,5

0,5

0,6

0,5

0,8

0,4

0,6

1,0

0,3

Mindestens ein eigenes Kind geboren (Anteil in %)

67

65

72

76

75

80

49

91

81

Alter bei erster Geburt (Durchschnitt in Jahren)

24,6

25,1

23,5

23,3

23,9

23,4

20,8

24,4

21,2

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Berechnungen.

Die Lebenslaufinformationen zeigen außerdem, dass es deutliche Unterschiede im Alter bei der Geburt des ersten Kindes gibt. Nichterwerbspersonen waren bei der Geburt ihres ersten Kindes im Durchschnitt fast zwei Jahre jünger als aktuell Erwerbstätige. Zum Teil lässt sich dieser Unterschied vermutlich durch die unterschiedliche Zusammensetzung der Gruppen nach Bildungshintergrund und Alter erklären. Wie Statistisches Bundesamt (2008) zeigt, hat sich das durchschnittliche Alter bei der ersten Geburt in den vergangenen Jahrzenten stetig erhöht. Zudem bekommen Frauen mit höherer Bildung ihr erstes Kind im Durchschnitt später als Frauen mit niedrigem Bildungsabschluss.

Tabelle 4.3: Familiäre Situation nach Erwerbsstatus - Männer

Lebensform (Anteil in %)

Gesamte Bevölkerung

Erwerbs-tätige

Erwerbs-lose

Nicht Erwerbs-personen

Stille Reserve

davon: Gruppe (2a)

Gruppe (2b)

Wieder-einsteiger

Discou-raged Workers

Mit Ehepartner, mit minderjährigem Kind

24

27

16

7

10

7

1

9

12

In Lebensgemeinschaft mit minderjährigem Kind

3

3

4

2

5

1

<1

4

3

Alleinerziehend mit minderjährigem Kind

<1

<1

1

1

1

<1

0

1

<1

Mit Ehepartner, ohne (minderjährige) Kinder

28

28

18

37

17

49

1

20

39

In Lebensgemeinschaft ohne (minderjährige) Kinder

8

9

5

4

5

4

3

4

2

Ohne Partner, ohne (minderjährige) Kinder

36

33

57

51

62

39

96

63

44

Anzahl Kinder unter 18 im Haushalt (Durchschnitt)

0,5

0,5

0,4

0,1

0,3

0,1

<0,0

0,2

0,3

Mindestens ein eigenes Kind geboren (Anteil in %)

54

56

47

42

35

52

1

50

47

Alter bei erster Geburt (Durchschnitt in Jahren)

27,9

28,1

26,6

26,4

26,2

26,4

27,6

26,5

26,5

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Berechnungen.

Tabelle B.8 im Anhang zeigt, dass im Osten der Anteil der Verheirateten unter Personen mit minderjährigem Kind in der Gesamtbevölkerung deutlich geringer ist als im Westen und dass Frauen bei der ersten Geburt etwa zwei Jahre jünger waren. Dies ist auf die in der Vergangenheit deutlichen Unterschiede im Fertilitätsverhalten sowie jüngere Unterschiede im Heiratsverhalten zurückzuführen. In Bezug auf Nichterwerbspersonen fällt jedoch vor allem auf, dass im Osten etwa 7% der nichterwerbstätigen Frauen alleinerziehend sind, während dies im Westen auf lediglich etwa 3% der nichterwerbstätigen Frauen zutrifft.

Unterschiede in der Erwerbsbeteiligung zwischen Personen mit und ohne minderjährige Kinder und nach dem Partnerschaftsstatus sind Schaubild 4.10 zu entnehmen. Es werden erneut sechs Lebensformen unterschieden, wobei die Anzahl der männlichen Alleinerziehenden in den Daten insgesamt sehr gering ausfällt, so dass im Schaubild für Alleinerziehende ausschließlich die Situation von Frauen dargestellt wird. Alleinerziehende Mütter sind deutlich seltener erwerbstätig und demgegenüber deutlich öfter erwerbslos als Mütter, die mit einem Partner zusammenleben. Der Anteil der Nichterwerbspersonen bei Müttern mit minderjährigen Kindern, die mit oder ohne (Ehe-)Partner leben, ist hingegen nahezu identisch. Alleinerziehende sind also keine übermäßig häufig unter Nichterwerbspersonen anzutreffende Personengruppe. Zwischen Müttern mit Ehepartner und Müttern, die unverheiratet mit einem Lebenspartner zusammenwohnen, sind deutliche Unterschiede festzustellen. Mütter mit unverheiratetem Lebenspartner sind insgesamt deutlich öfter erwerbstätig und gehören deutlich seltener zu den Nichterwerbspersonen als Mütter, die mit ihrem Ehepartner zusammenleben. Hierfür mögen die Anreizeffekte des Steuer- und Sozialversicherungssystems für Ehepartner eine Rolle spielen. Zum Teil dürften diese deskriptiven Unterschiede jedoch auch auf Ost-West-Unterschiede in den Heiratsquoten zurückzuführen sein und darauf, dass Paare, die eine eher traditionelle Rollenteilung anstreben, eher heiraten als Paare, die keine derartige traditionelle Rollenteilung anstreben. Bei Männern zeigt sich im Gegensatz zu Frauen, dass unverheiratete Männer, die mit einem Kind und einer Lebenspartnerin zusammenwohnen, eine geringere Wahrscheinlichkeit aufweisen, erwerbstätig zu sein, als Männer, die mit einem Kind und ihrer Ehepartnerin zusammenwohnen. Verheiratete Männer mit Kindern sind die Gruppe mit der insgesamt höchsten Erwerbsbeteiligung (93%).

Generell weisen Frauen und Männer ohne minderjährige Kinder höhere Nichterwerbsquoten auf als Personen mit Kindern. Dies dürfte jeweils auf die unterschiedliche Alterszusammensetzung der Gruppen mit und ohne minderjährige Kinder zurückzuführen sein (vgl. dazu deskriptive Unterschiede in den soziodemografischen Merkmalen nach der Lebensform in den Tabellen B.10 und B.11 im Anhang B).[8]

Betrachtet man die Erwerbsbeteiligung von Frauen nach dem Alter des jüngsten Kindes, zeigt sich, dass der Anteil der Erwerbstätigen mit 75% unter Frauen mit jüngstem Kind im Alter von 3 bis unter 6 Jahren am geringsten ist und bei Frauen mit jüngstem Kind im Alter von 6 bis unter 17 Jahren um etwa fünf Prozentpunkte höher ausfällt (vgl. Schaubild 4.11). Dass der Anteil der Erwerbstätigen bei Frauen, deren jüngstes Kind unter 3 Jahre alt ist, nochmals höher ausfällt, liegt u.a. daran, dass Personen in Mutterschutz oder Elternzeit zu den Erwerbstätigen gezählt werden, auch wenn sie zum Befragungszeitpunkt nicht aktiv einer Erwerbstätigkeit nachgehen.

Abbildung 12. Schaubild 4.10: Erwerbsbeteiligung nach Haushaltszusammensetzung (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Schaubild 4.11 kann außerdem entnommen werden, dass bei Männern so gut wie keine Unterschiede in der Erwerbsbeteiligung nach dem Alter des jüngsten Kindes festzustellen sind. Aus Schaubild B.1 im Anhang B wird ersichtlich, dass der Unterschied in der Quote der erwerbstätigen Frauen mit einem Kind im Alter unter 3 Jahren und einem Kind im Alter von 3 bis unter 6 Jahren vor allem auf Frauen im Westen zurückzuführen ist. Im Osten ist der Unterschied in den Erwerbsquoten zwischen Frauen mit Kind im Alter unter 3 Jahren und Frauen mit jüngstem Kind im Alter von 3 bis unter 6 Jahren deutlich geringer.

Abbildung 13. Schaubild 4.11: Erwerbsbeteiligung nach Alter der Kinder (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

In Schaubild 4.12 ist außerdem die Erwerbsbeteiligung nach der Anzahl der Kinder dargestellt. Es zeigt sich insbesondere, dass Frauen mit drei oder mehr Kindern eine deutlich geringere Erwerbsquote aufweisen als Frauen mit einem oder zwei Kindern und mit 30% deutlich öfter zu den Nichterwerbspersonen gehören.

Neben der Betreuung von Kindern kann auch die Betreuung anderer Personen im Haushalt ein Grund für die Nichtteilnahme am Erwerbsleben sein. Schaubild 4.13 zeigt, dass Nichterwerbspersonen häufiger mit einer Person im Haushalt leben, die hilfe- oder pflegebedürftig ist, als der Durchschnitt der Bevölkerung. Dies gilt für weibliche Nichterwerbspersonen in etwas stärkerem Maße als für männliche. Im Durchschnitt leben etwas unter zwei Prozent der Bevölkerung mit einer hilfe- oder pflegebedürftigen Person zusammen, bei den Nichterwerbspersonen trifft dies jedoch auf etwa dreieinhalb Prozent der Frauen und auf etwa zweieinhalb Prozent der Männer zu.

Die familiäre Situation kann über die Verpflichtung zur Betreuung von Kindern oder anderen hilfe- oder pflegebedürftigen Personen hinaus Einfluss auf die Erwerbsbeteiligung ausüben, beispielsweise falls ein hohes Erwerbseinkommen des Partners oder der Partnerin den Druck mindert, aus finanziellen Gründen erwerbstätig zu werden, bzw. ein geringes Einkommen oder Erwerbslosigkeit des Partners bzw. der Partnerin den Druck zur Erwerbsaufnahme erhöht. Für Personen, die mit einem (Ehe-)Partner oder einer Partnerin zusammenleben sind in Tabelle 4.4 ausgewählte soziodemografische Merkmale des Partners nach dem eigenen Erwerbsstatus untergliedert ausgewiesen. Es zeigt sich, dass sowohl weibliche als auch männliche Nichterwerbspersonen öfter als Erwerbstätige mit einem Partner oder einer Partnerin zusammenleben, der bzw. die ebenfalls zu den Nichterwerbspersonen gehört. Die Partner/innen von Nichterwerbspersonen sind außerdem im Durchschnitt älter, haben häufiger einen niedrigen Bildungsabschluss und ein geringeres durchschnittliches Erwerbseinkommen als die Partner/ innen von Erwerbstätigen. Da Partner häufig ähnliche soziodemografische Merkmale aufweisen (sogenanntes assortative Mating), also beispielsweise der gleichen Alterskohorte angehören oder einen ähnlichen Bildungshintergrund aufweisen, sind die aufgezeigten Korrelationen jedoch äußerst vorsichtig und keinesfalls kausal zu interpretieren. Innerhalb der vier Gruppen an Nichterwerbspersonen gibt es im Übrigen deutliche Unterschiede in den Merkmalen der Partner/innen. Diese ähneln jedoch stark den Verteilungsunterschieden in den Merkmalen, die für die Nichterwerbspersonen selbst zwischen den Nichterwerbsgruppen aufgezeigt wurden (vgl. Abschnitte 4.1 bis 4.2 bzw. Tabellen 4.1 und Schaubild 4.5).

Abbildung 14. Schaubild 4.12: Erwerbsbeteiligung nach Anzahl der Kinder (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Abbildung 15. Schaubild 4.13: Zusammenleben mit hilfe- oder pflegbedürftigen Personen nach Erwerbsstatus (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Tabelle 4.4 a: Soziodemografische Merkmale des Partners/der Partnerin nach eigenem Erwerbsstatus (Frauen)

Gesamte Bevölkerung

Erwerbs-tätige

Erwerbs-lose

Nicht Erwerbs-personen

Stille Reserve

davon: Gruppe (2a)

Gruppe (2b)

Wieder-einsteiger

Discou-raged Workers

Alter Partner (Durchschnitt in Jahren)

48,0

46,4

46,9

53,9

47,4

56,2

45,3

46,0

58,8

Bildungshintergrund Partner (Anteil in %)

niedrig (ISCED 1&2)

9

8

9

14

11

13

26

10

13

mittel (ISCED 3&4)

46

45

52

50

47

50

56

51

61

hoch (ISCED 5&6)

28

29

24

25

26

27

10

19

15

Keine Angabe Bildungshintergrund Partner

17

19

14

11

16

10

8

20

11

Erwerbsstatus Partner (Anteil in %)

Erwerbstätig

68

71

63

56

71

52

62

68

27

Erwerbslos

3

2

14

3

4

2

6

4

5

Nichterwerbsperson

13

8

10

32

11

37

28

8

60

Keine Angabe Erwerbsstatus Partner

16

18

14

10

15

9

5

20

8

Bruttomonatslohn Partner (Durchschnitt in Euro)

2661

2879

1966

2051

2835

1910

1880

2803

563

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Berechnungen. Anmerkungen: Angaben nur für Personen, die mit einem (Ehe-)Partner/einer Partnerin zusammenleben. Aufgrund zu geringer Fallzahlen ohne Angaben für Männer in Nichterwerbsgruppe (2b).

Tabelle 4.4 b: Soziodemografische Merkmale des Partners/der Partnerin nach eigenem Erwerbsstatus (Männer)

Gesamte Bevölkerung

Erwerbs-tätige

Erwerbs-lose

Nicht Erwerbs-personen

Stille Reserve

davon: Gruppe (2a)

Gruppe (2b)

Wieder-einsteiger

Discou-raged Workers

Alter Partner (Durchschnitt in Jahren)

44,0

43,1

43,0

52,6

43,7

54,6

49,0

52,9

Bildungshintergrund Partner (Anteil in %)

niedrig (ISCED 1&2)

13

30

25

25

24

25

10

18

mittel (ISCED 3&4)

52

54

56

53

50

53

49

51

hoch (ISCED 5&6)

23

11

14

13

17

13

27

19

Keine Angabe Bildungshintergrund Partner

12

5

6

9

10

9

15

11

Erwerbsstatus Partner (Anteil in %)

Erwerbstätig

69

72

57

49

60

48

61

46

Erwerbslos

3

3

17

3

6

2

4

4

Nichterwerbsperson

17

14

19

40

27

43

18

43

Keine Angabe Erwerbsstatus Partner

11

11

7

8

7

8

17

6

Bruttomonatslohn Partner (Durchschnitt in Euro)

1231

1277

779

991

1221

954

822

883

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Berechnungen. Anmerkungen: Angaben nur für Personen, die mit einem (Ehe-)Partner/einer Partnerin zusammenleben. Aufgrund zu geringer Fallzahlen ohne Angaben für Männer in Nichterwerbsgruppe (2b).

Abbildung 16. Schaubild 4.14: Haushaltseinkommen nach Erwerbsstatus (Angaben in Euro pro Monat)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Schaubild 4.14 weist Unterschiede im durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommen der Haushalte aus. Den Erwartungen entsprechend haben Erwerbstätige auf Haushaltsebene ein höheres Nettoeinkommen zur Verfügung als Nichterwerbspersonen oder Erwerbslose, gehen sie doch zum einen selbst einer Erwerbstätigkeit nach und erzielen damit ein Einkommen und haben zum anderen öfter einen ebenfalls erwerbstätigen Partner bzw. eine erwerbstätige Partnerin. Zwischen Nichterwerbspersonen und Wiedereinsteiger/innen, die nach einer langen Phase der Nichterwerbstätigkeit wieder erwerbstätig wurden, sind bei Frauen nur überraschend geringe Unterschiede im Haushaltseinkommen festzustellen; bei Männern fällt das Haushaltseinkommen der Wiedereinsteiger sogar geringer aus als das der Nichterwerbspersonen. Vermutlich wird beim Vergleich dieser beiden Gruppen der Effekt des zusätzlich selbst durch Erwerbstätigkeit erzielten Einkommens durch Unterschiede in der Haushaltsstruktur und der Erwerbstätigkeit des Partners überlagert.

4.6 Zurückliegende Erwerbsbeteiligung

Die große Mehrheit der Nichterwerbspersonen ist in der Vergangenheit einer Erwerbstätigkeit nachgegangen. Etwa ein Siebtel der Nichterwerbspersonen war jedoch noch nie erwerbstätig. Definitionsgemäß trifft dies auf alle sonstigen Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit (Gruppe 2b) zu, aber auch auf etwa ein Siebtel der Personen der Stillen Reserve. Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind hierbei kaum auszumachen, ebenso wenig wie zwischen Ost und West.

In Schaubild 4.15 ist die Berufszugehörigkeit bei der ersten Erwerbsaufnahme für die verschiedenen Erwerbsgruppen abgetragen. Angaben zur Berufszugehörigkeit basieren auf der Klassifikation der Berufe von 1992 (KldB 92) und geben die Berufsbereiche wieder.[9] Für Frauen, die knapp zur Hälfte in Dienstleistungsberufen tätig sind, werden diese in Schaubild 4.16 nochmals detaillierter auf Ebene der Berufsabschnitte dargestellt.

Abbildung 17. Schaubild 4.15: Berufszugehörigkeit nach Erwerbsstatus (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen. Anmerkungen: Berufsgruppen beim ersten Berufseinstieg nach KldB 1992. Aufgrund zu geringer Fallzahlen ohne Angaben für männliche „Wiedereinsteiger“.

Abbildung 18. Schaubild 4.16: Frauen in Dienstleistungsberufen nach Erwerbsstatus (Angaben in Prozent, nur für Frauen)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen. Anmerkungen: Berufsgruppen beim ersten Berufseinstieg nach KldB 1992. „Sonstige Dienstleistungsberufe“ umfasst neben dem Berufsabschnitt Vi auch die Berufsabschnitte Ve (Ordnungs- und Sicherheitsberufe) und Vf (Schriftwerkschaffende und künstlerische Berufe).

Da Angaben zum Beruf für einen erheblichen Teil der Befragten fehlen, sind Aussagen insgesamt nur sehr eingeschränkt möglich. Am ehesten fällt auf, dass der Anteil der Frauen in Fertigungsberufen (z.B. in Ernährungsberufen, wie beispielsweise Köchin, Bäckerin, Fleischerin etc., in der Textilherstellung oder in Chemieberufen) bei Nichterwerbspersonen und bei Erwerbslosen höher ist als bei Erwerbstätigen. Außerdem hatten verhältnismäßig viele Wiedereinsteigerinnen ihren erstmaligen Berufseinstieg in einem Organisations-, Verwaltungs- oder Büroberuf.

Der Einstieg ins Erwerbsleben begann bei Nichterwerbspersonen im Alter von durchschnittlich 19,4 Jahren und damit etwa ein Jahr früher als bei aktuell Erwerbstätigen (vgl. Tabelle 4.5).[10] Discouraged Workers sind diejenige Gruppe, die im Durchschnitt am jüngsten war, als sie erstmals in den Arbeitsmarkt eingetreten ist, was vermutlich mit der kürzeren Dauer ihrer Ausbildungsphase zusammenhängt. Wiedereinsteiger/innen nach langer Erwerbsunterbrechung sind zumindest bei Frauen erst später erstmalig ins Berufsleben eingestiegen als die durchschnittliche weibliche Nichterwerbsperson.

Betrachtet man die bisherige Berufserfahrung und unterscheidet zwischen Erwerbsphasen in Voll- und Teilzeittätigkeit, sind bei Männern nur geringe Unterschiede in der durchschnittlichen Anzahl der Berufsjahre zwischen Erwerbstätigen und Nichterwerbspersonen festzustellen (wobei Nichterwerbspersonen allerdings, wie bereits dargestellt, zum einen deutlich älter sind und zum anderen früher in den Beruf eingestiegen sind, also deutlich mehr Zeit hatten, potenziell erwerbstätig zu sein). Weibliche Nichterwerbspersonen weisen hingegen im Durchschnitt ein Jahr weniger Berufserfahrung in Vollzeittätigkeit und 1,5 Jahre weniger Berufserfahrung in Teilzeittätigkeit auf als erwerbstätige Frauen (vgl. Tabelle 4.5). Beim Vergleich von alten und neuen Bundesländern zeigt sich außerdem, dass nichterwerbstätige Frauen im Osten im Durchschnitt auf eine um vier Jahre längere Berufserfahrung in Vollzeittätigkeit zurückblicken können als Frauen im Westen, bei gleichzeitig etwa einem Jahr kürzerer Berufserfahrung in Teilzeittätigkeit (siehe Tabelle B.9 im Anhang B).

Im SOEP werden außerdem Informationen zur Teilnahme an beruflicher Weiterbildung, Fortbildung oder Umschulung im jeweiligen Vorjahr erhoben.[11] Angaben dazu sind ebenfalls Tabelle 4.5 zu entnehmen. Die sich daraus ergebenden Weiterbildungsquoten fallen jedoch im Vergleich mit anderen Erhebungen viel zu gering aus, so dass deren Aussagekraft insgesamt zu hinterfragen ist.[12] Eine Vermutung wäre, dass die im SOEP gemachten Angaben sich eher auf umfassende oder weitreichende Bildungsaktivitäten wie längerfristige Fortbildungen oder Umschulungen beziehen, klassische Weiterbildungen mit geringerem Stundenumfang, wie sie häufig von Betrieben für ihre Arbeitnehmer organisiert werden, hingegen stark untererfassen.

Tabelle 4.5 a: Berufserfahrung und Weiterbildungsteilnahme nach Erwerbsstatus (Frauen)

Gesamte Bevölkerung

Erwerbs-tätige

Erwerbs-lose

Nicht Erwerbs-personen

Stille Reserve

davon: Gruppe (2a)

Gruppe (2b)

Wieder-einsteiger

Discou-raged Workers

Alter bei erstem Berufseinstieg (Durchschnitt in Jahren)

20,2

20,3

20,0

19,4

20,1

19,2

-

20,6

18,1

Berufserfahrung in Vollzeit (Durchschnitt in Jahren)

11,0

11,3

8,7

10,2

7,3

12,5

0

7,1

16,1

Berufserfahrung in Teilzeit (Durchschnitt in Jahren)

4,8

5,2

3,1

3,7

2,9

4,6

0

4,3

3,4

Teilnahme an Weiterbildung (Anteil in %)

3

3

5

2

2

1

2

3

1

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Berechnungen.

Tabelle 4.5 b: Berufserfahrung und Weiterbildungsteilnahme nach Erwerbsstatus (Männer)

Gesamte Bevölkerung

Erwerbs-tätige

Erwerbs-lose

Nicht Erwerbs-personen

Stille Reserve

davon: Gruppe (2a)

Gruppe (2b)

Wieder-einsteiger

Discou-raged Workers

Alter bei erstem Berufseinstieg (Durchschnitt in Jahren)

20,3

20,5

19,8

19,4

19,6

19,4

-

19,2

18,9

Berufserfahrung in Vollzeit (Durchschnitt in Jahren)

18,4

18,7

13,3

18,2

11,5

23,5

0

12,2

21

Berufserfahrung in Teilzeit (Durchschnitt in Jahren)

0,8

0,8

0,8

0,7

0,9

0,7

0

0,8

0,7

Teilnahme an Weiterbildung (Anteil in %)

3

3

5

2

4

1

2

6

1

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Berechnungen.

Insgesamt variieren die im SOEP berichteten Weiterbildungsquoten nur geringfügig zwischen den Erwerbsgruppen. Am ehesten unterscheiden sich Erwerbslose und männliche Wiedereinsteiger von den übrigen Erwerbsgruppen und weisen jeweils überdurchschnittlich hohe Weiterbildungsquoten auf.

4.7 Regionale Unterschiede

In Kapitel 3 wurden bereits die Entwicklungen im Umfang der Nichterwerbspersonenzahlen in Ost und West dargestellt und zu Beginn von Kapitel 4 Differenzen im Anteil der Frauen unter den Nichterwerbspersonen in Ost und West aufgezeigt. In diesem Abschnitt werden weitere Ost-West-Unterschiede dargestellt. Anschließend wird auf Zusammenhänge zwischen dem Erwerbsstatus und der Arbeitsmarktlage sowie dem Verstädterungsgrad von Regionen eingegangen.

Schaubild 4.17 stellt für den Zeitraum 2007 bis 2012 die Aufteilung der Bevölkerung im Alter zwischen 20 und 64 Jahren in Erwerbstätige, Erwerbslose und Nichterwerbspersonen getrennt für Männer und Frauen in Ost und West dar. Während Frauen im Westen deutlich häufiger zu den Nichterwerbspersonen gehören als Frauen im Osten, zählen Männer im Westen etwas seltener zu den Nichterwerbspersonen als Männer im Osten.

Tabelle 4.6 gibt die Arbeitsmarktlage in der Region für die Erwerbsgruppen wieder. Hierzu wurden den im SOEP enthaltenen Befragungsdaten Makrodaten zugespielt. Diese geben die geschlechtsspezifischen Arbeitslosenraten auf Ebene der Bundesländer wieder (Bundesagentur für Arbeit 2013a). Die regionale Arbeitslosenrate unterscheidet sich zwischen Nichterwerbspersonen und Erwerbstätigen bzw. der Gesamtbevölkerung so gut wie nicht. Innerhalb der Nichterwerbsgruppen sind jedoch einige Tendenzen zu erkennen. Discouraged Workers und Personen der Stillen Reserve leben in Regionen mit etwas höherer Arbeitslosenquote als der Durchschnitt der Nichterwerbspersonen. Überraschenderweise leben jedoch auch männliche und weibliche Wiedereinsteiger/innen in Regionen mit etwas höherer Arbeitslosenquote als der Durchschnitt der Nichterwerbspersonen.

Abbildung 19. Schaubild 4.17: Erwerbsbeteiligung nach Region und Geschlecht (Angaben in Prozent)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Tabelle 4.6 a: Regionalunterschiede nach Erwerbsstatus (Frauen)

Gesamte Bevölkerung

Erwerbs-tätige

Erwerbs-lose

Nicht Erwerbs-personen

Stille Reserve

davon: Gruppe (2a)

Gruppe (2b)

Wieder-einsteiger

Discou-raged Workers

Regionale Arbeitslosenquote in %

7,7

7,6

8,3

7,6

7,9

7,6

7,5

7,9

8,6

Regionales berufsspezifisches Beschäftigungswachstum in %

1,6

1,6

1,2

1,5

1,6

1,5

-

1,4

1,0

Regionstyp (Anteil in %)

Städtische Regionen

47

47

45

48

45

48

51

46

42

Regionen mit Verstädterungsansätzen

30

30

27

31

36

30

30

32

33

Ländliche Regionen

23

23

28

21

20

22

19

22

25

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Berechnungen.

Tabelle 4.6 b: Regionsunterschiede nach Erwerbsstatus (Männer)

Gesamte Bevölkerung

Erwerbs-tätige

Erwerbs-lose

Nicht Erwerbs-personen

Stille Reserve

davon: Gruppe (2a)

Gruppe (2b)

Wieder-einsteiger

Discou-raged Workers

Regionale Arbeitslosenquote in %

7,9

7,8

8,5

7,9

8,2

7,8

7,8

8,3

8,1

Regionales berufsspezifisches Beschäftigungswachstum in %

0,9

0,9

0,7

0,8

0,6

0,9

-

1,2

0,9

Regionstyp (Anteil in %)

Städtische Regionen

48

48

46

48

51

46

56

42

50

Regionen mit Verstädterungsansätzen

30

31

27

29

27

30

27

26

28

Ländliche Regionen

22

22

27

23

23

24

17

32

23

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Berechnungen.

Des Weiteren wurden dem SOEP Informationen zum regionalen Beschäftigungswachstum zugespielt.[13] Es zeigt sich, dass Frauen insgesamt öfter als Männer in Berufen tätig sind bzw. beim erstmaligen Erwerbseinstieg waren, deren regionales Beschäftigungswachstum im vergangenen Jahr höher war. Nichterwerbstätige Frauen haben Berufe, deren Beschäftigungswachstum in der Region im Durchschnitt etwas geringer ausfiel als jenes von erwerbstätigen Frauen, jedoch überraschenderweise höher war als jenes von Wiedereinsteigerinnen. Bei Männern hingegen haben Wiedereinsteiger Berufe, deren Beschäftigungswachstum in der Region im Durchschnitt etwas höher war als jenes von Nichterwerbspersonen.

Außerdem kann Tabelle 4.6 entnommen werden, dass es zwischen städtischen und ländlichen Regionen nur wenig Unterschiede in der Verteilung von Erwerbstätigen und Nichterwerbspersonen gibt.[14] Am ehesten wird deutlich, dass diejenigen Gruppen der Nichterwerbspersonen, die überproportional häufig in Ausbildung sind, d.h. sonstige Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit, eher in städtischen Regionen leben als der Durchschnitt der Bevölkerung.

4.8 Veränderung der Struktur im Zeitablauf

In diesem Abschnitt wird darauf eingegangen, wie sich die Struktur der Nichterwerbspersonen im Zeitablauf verändert hat. Hierbei unterscheiden wir drei längere Zeiträume, die miteinander verglichen werden. Der erste Zeitraum umfasst die Jahre 1999 bis 2002. Er spiegelt die „ursprüngliche“ Situation vor Umsetzung der Hartz-Reformen und vor der Änderung der Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wider. Der zweite Zeitraum, der vor allem durch die mit den Hartz-Reformen einhergehenden kontinuierlichen Änderungen der Anreizstruktur am Arbeitsmarkt geprägt ist, umfasst die Jahre 2003 bis 2006. Der dritte Zeitraum startet mit der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 und dauert bis zum aktuellen Rand, d.h. bis zum Jahr 2012 an. Neben dem Elterngeld prägen diesen Zeitraum weitere Änderungen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, beispielsweise der massive Ausbau der Kinderbetreuungsplätze für unter 3-Jährige. Die Struktur der Nichterwerbspersonen in diesem dritten Zeitraum von 2007 bis 2012 wurde detailliert in den vorangehenden Abschnitten des Kapitels 4 dargestellt. Im Folgenden werden ausgewählte Indikatoren zur soziodemografischen Struktur für die drei Zeiträume gegenübergestellt. Die Ergebnisse dieses Vergleichs sind in Tabelle B.12 im Anhang B dargestellt und enthalten als Referenz auch Angaben für die Gesamtbevölkerung. Die Tabellen BA.13 und B.14 im Anhang B enthalten geschlechtsspezifische Vergleiche.

Wie bereits im Kapitel 3 deutlich wurde, sank der Umfang der Nichterwerbspersonen bei Frauen stärker als bei Männern, so dass der Anteil der weiblichen Nichterwerbspersonen im dritten Zeitraum um gut drei Prozentpunkte unter jenem der Jahre 1999 bis 2002 lag. Parallel fiel der Anteil der Ostdeutschen unter den Nichterwerbspersonen um einen Prozentpunkt (von 21% auf 20%).

Das Durchschnittsalter der Nichterwerbspersonen sank zwischen den Zeiträumen um mehr als drei Jahre. Zum einen hat sich der Anteil der Nichterwerbspersonen, die 20 bis 24 Jahre alt sind, fast verdoppelt (von 7% auf 14%), zum anderen hat sich der Anteil der Nichterwerbspersonen, die 55 Jahre oder älter sind, deutlich verringert. Diese Altersverschiebung spiegelt sich auch im Anteil der Nichterwerbspersonen in Ausbildung und in Rente wider. Waren im ersten Zeitraum noch 9% der Nichterwerbspersonen in Ausbildung, stieg dieser Anteil im dritten Zeitraum auf 17% und der Anteil der Nichterwerbspersonen in Rente sank parallel von 40% auf 34%. Unter den Nichterwerbspersonen sind in jüngerer Zeit öfter Personen mit gesundheitlichen Problemen bzw. mehr Personen, die sich diese amtlich nachweisen lassen, als im ersten oder zweiten Zeitraum zu finden. Hatte in den Jahren 1999 bis 2002 noch etwa jede fünfte Nichterwerbsperson eine amtlich anerkannte Erwerbsminderung oder Schwerbehinderung, traf dies im Zeitraum 2007 bis 2012 bereits auf jede vierte zu.

Während beim Bildungshintergrund der Nichterwerbspersonen keine eindeutigen Entwicklungen über die Zeit hinweg festzustellen sind, nahm der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund unter den Nichterwerbspersonen deutlich zu. Aufgrund der Altersverschiebung nicht überraschend, sank der Anteil der Personen, die mit einem Ehepartner oder einer Ehepartnerin zusammenleben (sowohl bei Personen mit als auch ohne minderjährige Kinder). Außerdem fiel der Anteil der Personen, die mit einem minderjährigen Kind zusammenleben. Stark zugenommen hat hingegen der Anteil der Personen, die weder mit einem Partner noch einem Kind zusammenleben.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass sich die soziodemografische Struktur der Nichterwerbspersonen im Zeitablauf deutlich verändert hat und dass diese Verschiebung nicht lediglich Veränderungen in der Gesamtbevölkerung widerspiegelt, sondern auf Veränderungen in der Zusammensetzung der Nichterwerbspersonen zurückzuführen ist. Die in den vergangenen zwei Jahrzehnten umgesetzten Reformen im Bereich der Frühverrentung dürften hierfür mit entscheidend gewesen sein. Geschlechtsspezifische Betrachtungen legen nahe, dass die Veränderungen in der Zusammensetzung der Nichterwerbspersonen bei Männern etwas stärker ausfallen als bei Frauen, in der Regel aber sowohl bei Männern als auch bei Frauen in die gleiche Richtung gehen.

4.9 Multivariate Zusammenhänge

Im Folgenden werden die Ergebnisse einer Reihe an multivariaten Analysen dargestellt. Hierbei wird untersucht, welche Faktoren dazu beitragen, dass eine Person den Nichterwerbspersonen angehört. Dazu wird ein Probit-Modell geschätzt. Für diese Analyse werden die Daten des gesamten Beobachtungszeitraums von 1999 bis 2012 genutzt. Es werden jeweils separate Betrachtungen für Männer und Frauen durchgeführt. Sowohl für Männer als auch für Frauen werden zunächst die Ergebnisse eines Basismodells dargestellt, das die wichtigsten soziodemografischen Merkmale berücksichtigt. Dazu gehören Alter, Bildungshintergrund, Region sowie Lebensform. Dieses Modell wird anschließend sukzessive um weitere Faktoren ergänzt, die den Migrationshintergrund, das Alter und die Anzahl der Kinder, konjunkturelle und Zeitaspekte, Informationen zur Fertilitätshistorie, zur Erwerbshistorie und über den Partner sowie regionale Aspekte berücksichtigen.

Für Frauen und Männer bestätigen die in den Tabellen B.15 und B.16 im Anhang B dargestellten Ergebnisse, dass Nichterwerbstätigkeit stark mit dem Alter zusammenhängt. Die Wahrscheinlichkeit in Nichterwerbstätigkeit zu sein ist bei Frauen im Alter zwischen 30 und 44 Jahren am geringsten. Bei Frauen unter 25 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit um gut 12 Prozentpunkte darüber, bei Frauen zwischen 55 und 59 Jahren um 20 Prozentpunkte und bei Frauen ab 60 Jahren sogar um über 50 Prozentpunkte (vgl. Modell A in den Tabellen). Bei Männern ist ein ähnliches Altersprofil feststellbar. Ein niedriger Bildungsabschluss erweist sich auch im multivariaten Kontext als Faktor, der Nichterwerbstätigkeit wahrscheinlicher macht. Frauen und Männer mit hohem Bildungsabschluss gehören hingegen deutlich seltener zu den Nichterwerbspersonen. Bei Frauen in Westdeutschland ist die Wahrscheinlichkeit, nichterwerbstätig zu sein, um knapp einen Prozentpunkt höher als bei vom soziodemografischen Hintergrund her vergleichbaren Frauen in Ostdeutschland. Bei Männern in Westdeutschland ist die Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, hingegen um gut drei Prozentpunkte geringer als bei vergleichbaren Männern im Osten.

Betrachtet man den Familienkontext, zeigt sich bei Frauen, dass Verheiratete mit minderjährigem Kind die höchste Wahrscheinlichkeit haben, nichterwerbstätig zu sein. Je nachdem welche weiteren Merkmale berücksichtigt werden, haben Frauen mit Lebenspartner und minderjährigem Kind eine um 12 bis 15 Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit zu den Nichterwerbspersonen zu gehören. Bei Alleinerziehenden Frauen fällt die Wahrscheinlichkeit zu den Nichterwerbspersonen zu gehören um 8 bis 10 Prozentpunkte geringer aus als bei Frauen mit Ehepartner und minderjährigem Kind. Anders als die deskriptiven Unterschiede in Schaubild 4.10 in Abschnitt 4.5 nahelegen, haben Frauen ohne minderjährige Kinder keine höhere, sondern eine geringere Wahrscheinlichkeit, zu den Nichterwerbspersonen zu gehören, als Frauen mit Kindern, solange parallel für Alters- und sonstige Unterschiede kontrolliert wird. Auch für kinderlose Frauen gilt, dass verheiratete Frauen deutlich öfter zu den Nichterwerbspersonen gehören als Frauen in einer Lebensgemeinschaft oder Alleinstehende. Bei Männern zeigt sich hingegen ein vollständig gegenläufiges Bild. Verheiratete Männer mit minderjährigem Kind weisen die geringste Wahrscheinlichkeit auf, zu den Nichterwerbspersonen zu gehören. Bei Männern in Lebensgemeinschaften mit und ohne Kind sowie bei kinderlosen Männer mit Ehepartnerin fällt die Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, je nachdem für welche sonstigen Merkmale kontrolliert wird, um etwa 2 bis 5 Prozentpunkte höher aus. Die kleine Gruppe der alleinerziehenden Väter hat eine um etwa 8 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein; kinderlose Männer ohne Partnerin haben eine um etwa 7 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit.

Betrachtet man die Ergebnisse für Männer und Frauen in der Gesamtschau wird klar, dass Ehepaare mit minderjährigen Kindern diejenige Gruppe sind, in der eine „traditionelle“ Arbeitsteilung, bei der der Mann erwerbstätig ist und die Frau sich um Haushalt und Kind(er) kümmert, (noch) am häufigsten anzutreffen ist. In Lebensgemeinschaften mit Kindern ist eine derartige Rollenteilung deutlich seltener vorzufinden.

Ähnlich wie bereits deskriptiv in Schaubild 4.11 angedeutet, zeigen auch die multivariaten Analysen (siehe Modell B), dass Frauen, deren jüngstes Kind unter 3 Jahre alt ist, eine geringere Wahrscheinlichkeit haben, Nichterwerbsperson zu sein, als Frauen, deren jüngstes Kind über 6 Jahre alt ist. Frauen mit einem jüngsten Kind im Alter von 3 bis unter 6 Jahren gehören hingegen öfter zu den Nichterwerbspersonen. Außerdem wird klar ersichtlich, dass die Wahrscheinlichkeit, nichterwerbstätig zu sein, mit der Anzahl der Kinder steigt. Bei Frauen mit drei oder mehr Kindern ist die Wahrscheinlichkeit, zu den Nichterwerbspersonen zu gehören, um etwa 17 Prozentpunkte höher als bei Frauen mit einem Kind. Bei Männern haben die Anzahl und das Alter der Kinder einen deutlich geringeren Einfluss auf die Erwerbsbeteiligung als bei Frauen. Es zeigt sich, dass Männer mit drei oder mehr Kindern eine etwas geringere Erwerbsbeteiligung aufweisen als Männer mit einem oder zwei Kindern. Bei Männern, deren jüngstes Kind unter 3 Jahre alt ist, ist die Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, außerdem geringer als bei Männern mit älteren Kindern. Gleichermaßen für Männer wie für Frauen gilt, dass das Zusammenleben mit einer hilfe- oder pflegebedürftigen Person die Wahrscheinlichkeit erhöht, nichterwerbstätig zu sein, bei Männern um 5 Prozentpunkte und bei Frauen um 10 Prozentpunkte.

Der deskriptiv in Abschnitt 4.4 dargestellte Unterschied im Erwerbsverhalten von Personen mit und ohne Migrationshintergrund fällt in den multivariaten Untersuchungen etwas geringer aus, ist also zum Teil durch Unterschiede in der soziodemografischen Struktur von Personen mit und ohne Migrationshintergrund zu erklären. Sowohl Frauen als auch Männer mit Migrationshintergrund haben im Durchschnitt eine um 4 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, als vom Alter, Bildungs- und Haushaltshintergrund vergleichbare Personen ohne Migrationshintergrund (vgl. Modell B in den Tabellen).

Differenziert man zwischen direktem und indirektem Migrationshintergrund und berücksichtigt die selbsteingeschätzte Sprachkenntnis, zeigt sich für beide Geschlechter, dass zwischen Personen ohne Migrationshintergrund und Personen mit indirektem Migrationshintergrund, die Deutsch „gut“ oder „sehr gut“ sprechen, keine Unterschiede bestehen (siehe Modell D). Trotz „guter“ oder „sehr guter“ Kenntnisse der deutschen Sprache gehören Frauen und Männer mit direktem Migrationshintergrund hingegen etwas öfter zu den Nichterwerbspersonen. Deutlich größer werden die Unterschiede hingegen bei Migrantinnen und Migranten mit eingeschränkten oder schlechten Sprachkenntnissen.[15]

Betrachtet man die Fertilitätsgeschichte von Männern und Frauen, zeigt sich (vgl. Modell C), dass Personen, die noch nie Eltern wurden, eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, zu den Nichterwerbspersonen zu gehören. Was hinter diesem Zusammenhang steckt, ist jedoch unklar. Für den Einfluss des Alters bei der ersten Geburt auf die Erwerbsbeteiligung lassen sich keine eindeutigen Muster erkennen. Allerdings zeigt sich bei Frauen, dass diese öfter zu den Nichterwerbspersonen gehören, wenn sie bei der Geburt des ersten Kindes nicht mit einem Partner zusammengelebt haben.

In Modell E werden zusätzlich Merkmale des Partners bzw. der Partnerin berücksichtigt. Bei Frauen zeigt sich, dass diese öfter zu den Nichterwerbspersonen gehören, wenn der Partner einen niedrigen Bildungsabschluss hat oder bereits im Rentenalter bzw. im rentennahen Alter ist. Außerdem steigt der Anteil der Nichterwerbspersonen mit zunehmendem Erwerbseinkommen des Partners und fällt auch bei Frauen mit Partner ohne Erwerbseinkommen höher aus. Bei Männern sind ähnliche Tendenzen festzustellen.

In Modell F wird der bisherige Berufshintergrund berücksichtigt und die Stichprobe auf Personen begrenzt, die bereits einmal erwerbstätig waren. Je größer die bisherige Berufserfahrung ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein. Dies gilt sowohl für Berufserfahrung in Vollzeit als auch in Teilzeit. Je später der erstmalige Erwerbseinstieg erfolgte, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, zu den Nichterwerbspersonen zu gehören. Wird die Berufsgruppe beim erstmaligen Berufseinstieg betrachtet, zeigt sich für Männer und Frauen, dass Personen in Fertigungsberufen eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, Nichterwerbspersonen zu sein, als Personen in Dienstleistungsberufen. Frauen in technischen Berufen haben eine geringere Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbspersonen zu sein, als Frauen in Dienstleistungsberufen. Bei Männern ist die Wahrscheinlichkeit hingegen höher. Insgesamt ist der Einfluss der Berufsgruppe jedoch eher gering. Dies gilt auch bei einer differenzierteren Betrachtung der Berufsgruppen.

Interessant ist darüber hinaus, dass der in den anderen Modellen ersichtliche Alterseffekt, demzufolge Personen unter 30 Jahren eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, Nichterwerbsperson zu sein, als Personen in mittlerem Alter, bei einer Fokussierung der Analyse auf Personen, die alle bereits einmal erwerbstätig waren, nicht mehr auftritt (vgl. Modell F). Die höhere Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, die in jungen Jahren besteht, scheint also vor allem auf Personen ohne bisherige Berufserfahrung, die sich noch in Ausbildung befinden, zurückzuführen sein.

In Modell G wird außerdem für regionale Aspekte kontrolliert. Es zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit, nichterwerbstätig zu sein, in ländlichen Regionen geringer ist als in städtischen. Die regionale Arbeitslosenquote sowie das regionale berufsgruppenspezifische Beschäftigungswachstum haben hingegen keinen Einfluss.

Auch die gesamtdeutsche konjunkturelle Lage steht in keinem Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit, nichterwerbstätig zu sein (vgl. Modelle B bis H). Dass konjunkturelle Zyklen den Umfang der Nichterwerbspersonen weitestgehend unbeeinflusst lassen, wie bereits in Abschnitt 3 bei Betrachtung der Zeitreihen vermutet, bestätigt sich hier. Die Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, unterscheidet sich weder in Boom- noch in Rezessionsjahren von Zeiten mit mittlerem Wachstum. Allerdings sind langfristige Trends auszumachen. So ist die Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, bei Frauen sowohl in den Jahren 2003 bis 2006 und nochmals verstärkt in den Jahren 2007 bis 2012 niedriger als noch im Zeitraum 1999 bis 2002. Bei Männern ist die Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, im Zeitraum von 2007 bis 2012 ebenfalls etwas geringer als im Zeitraum 1999 bis 2002, allerdings ist dieser Trend bei Männern deutlich schwächer ausgeprägt als bei Frauen. Dies zeigt, dass der Rückgang des Umfangs der Nichterwerbspersonen, der im Abschnitt 3 dokumentiert wurde, nicht nur auf Veränderungen in der Struktur der Gesamtbevölkerung zurückzuführen ist (vgl. Abschnitt 4.8 und Tabellen B.12 bis B.14 im Anhang B), sondern auch auf veränderte Rahmenbedingungen.

In Modell H werden abschließend noch zwei Merkmale berücksichtigt, deren eingeschränkte Aussagekraft jedoch bereits in den Abschnitten 4.6 und 4.3 angesprochen wurde. Personen mit anerkannter Behinderung haben sowohl bei Männern als auch bei Frauen eine um etwa 18 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein. Die Teilnahme an Weiterbildung korreliert hingegen nicht mit dem Erwerbsstatus.



[6] Weibliche und männliche Nichterwerbspersonen mit Migrationshintergrund, vor allem mit indirektem Migrationshintergrund, sind im Durchschnitt deutlich jünger als Personen ohne Migrationshintergrund und deutlich seltener in Rente. Der Anteil der Nichterwerbspersonen in Ausbildung ist lediglich bei Personen mit indirektem Migrationshintergrund höher als bei Personen ohne Migrationshintergrund. In der Gesamtbevölkerung und analog bei den Nichterwerbspersonen haben weibliche und männliche Personen mit Migrationshintergrund deutlich öfter einen geringen formalen Bildungsabschluss. Personen mit direktem Migrationshintergrund leben häufiger und Personen mit indirektem Migrationshintergrund seltener mit einem Ehepartner oder einer Ehepartnerin zusammen als Personen ohne Migrationshintergrund. Sowohl Frauen mit direktem als auch mit indirektem Migrationshintergrund leben jedoch öfter mit einem minderjährigen Kind zusammen, wobei der Anteil der Alleinerziehenden sich zwischen Frauen mit und ohne Migrationshintergrund kaum unterscheidet. Die bisherige Berufserfahrung, vor allem in Vollzeiterwerbstätigkeit, ist bei Männer und Frauen mit indirektem Migrationshintergrund deutlich geringer als bei Personen ohne Migrationshintergrund, was vermutlich mit den Altersunterschieden zusammenhängt. Zwischen Personen mit direktem Migrationshintergrund und Personen ohne Migrationshintergrund sind die Unterschiede in der durchschnittlichen Anzahl der Jahre der Berufserfahrung hingegen weniger stark ausgeprägt.

[7] Für die Zuordnung zu den sechs unterschiedenen Lebensformen ist anzumerken, dass volljährige Kinder und andere Personen im Haushalt, die nicht Partner oder Partnerin sind (z.B. die eigenen Eltern oder sonstige Mitbewohner), nicht berücksichtigt werden. Ebenfalls unberücksichtigt bleiben minderjährige Kinder im Haushalt, für die man nicht die Rolle von Vater oder Mutter innehat. Beispielsweise wird eine 20- jährige Person, die mit ihren Eltern und einem minderjährigen Geschwister zusammenlebt zur Lebensform (vi) „ohne Partner, ohne Kinder“ zugeordnet.

[8] Im Vergleich der Lebensformen zeigt sich, dass Männer und Frauen, die mit minderjährigem Kind und einem Partner oder einer Partnerin unverheiratet in einer Lebensgemeinschaft zusammen leben, sowie alleinerziehende Frauen vergleichsweise häufig in den neuen Bundesländern leben. Alleinerziehende Frauen haben im Vergleich der Lebensformen im Durchschnitt den geringsten Bildungshintergrund. Nichterwerbstätige weibliche Alleinerziehende sind außerdem die Gruppe mit der geringsten bisherigen Berufserfahrung.

Den höchsten Anteil an Männern und Frauen mit Migrationshintergrund findet man bei Personen mit Kind und Ehepartner/in. Personen ohne minderjähriges Kind, mit Ehepartner/in haben in der Gesamtbevölkerung das höchste Durchschnittsalter und die längste bisherige Berufserfahrung. Nichterwerbspersonen in dieser Lebensform unterscheiden sich von der Gesamtbevölkerung ohne Kind, mit Ehepartner/in dadurch, dass sie nochmal ein erheblich höheres Durchschnittsalter haben, erheblich öfter der Altersgruppe ab 55 Jahren angehören und ebenfalls erheblich öfter in Rente sind. Personen ohne minderjähriges Kind ohne Partner/in gehören hingegen besonders oft der Altersgruppe unter 25 Jahren an und sind besonders häufig noch in Ausbildung. Unter Personen dieser Lebensform, die zu den Nichterwerbspersonen gehören, trifft dies jeweils nochmals deutlich häufiger zu.

[9] Aufgrund insgesamt geringer Fallzahlen wurden Berufe in der Land-, Tier-, Forstwirtschaft und im Gartenbau (Berufsbereich I) sowie Bergleute und Mineralgewinner (Berufsbereich II) zu den sonstigen Arbeitskräften (Berufsbereich VI) gezählt.

[10] Bei den im SOEP erhobenen Informationen zum Alter beim erstmaligen Erwerbseinstieg kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese sich auf einen Einstieg in geringfügige Tätigkeit während der Schulzeit oder einen Ferienjob und nicht notwendiger Weise auf eine richtige (Vollzeit-)Tätigkeit beziehen.

[11] Die entsprechenden Informationen wurden den im SOEP enthaltenen Kalendarien entnommen. Alternativ wurde versucht, auf ausführlichere Fragen zur Weiterbildungsteilnahme in den Personenfragebögen des SOEP zurückzugreifen, die jedoch nur für die Jahre 2000, 2004 und 2008 vorliegen, dabei allerdings jeweils im Rückblick auf die drei vorangegangenen Jahre erhoben werden. Bei diesen alternativen Weiterbildungsinformationen zeigt sich, dass das Erinnerungsvermögen bei weiter zurückliegenden Ereignissen weniger gut ausgeprägt ist als bei zeitnahen Ereignissen (sog. Recall Bias), so dass die entsprechend abgeleiteten Weiterbildungsquoten drei Jahre vor der Befragung systematisch geringer ausfallen als beispielsweise jene ein Jahr vor der Befragung und daher keine im Zeitablauf konsistente Information liefern.

[12] Laut Adult Education Survey (AES) 2010 beträgt bei Nichterwerbstätigen zwischen 18 und 64 Jahren (ohne Personen, die aktuell in Ausbildung sind) die Weiterbildungsquote insgesamt 20% und liegt auch bei einer Fokussierung auf individuelle (d.h. nicht betrieblich finanzierte) berufsbezogene Weiterbildungen immerhin noch bei 5% (BMBF 2011). Außerdem haben laut AES 2010 49% der Erwerbstätigen an Weiterbildungen insgesamt teilgenommen und immerhin noch 13% an individuellen berufsbezogenen Weiterbildungen.

[13] Angaben zum Beschäftigungswachstum nach Berufsgruppen und Bundesländern entstammen Bundesagentur für Arbeit (2013b) und geben die prozentuale Bestandsveränderung der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach der Klassifizierung der Berufe 1988 (KldB 1988) jeweils zum Stichtag 30. Juni und dem entsprechenden Vorjahreswert wieder. Es wird den im SOEP Befragten entsprechend ihres Berufs beim erstmaligen Einstieg in den Arbeitsmarkt auf Ebene der Berufsabschnitte und entsprechend ihres aktuellen Wohnbundeslandes zugespielt. Angaben zu den Beschäftigten nach der KldB 1988 liegen lediglich für die Jahre bis 2011 vor, da in den administrativen Daten der Bundesagentur für Arbeit ab Mitte 2011 eine Umstellung der Berufsklassifikation von KldB 1988 auf KldB 2010 implementiert wurde. Diese Klassifikationen sind nicht eindeutig ineinander überführbar (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2013c). Daher können für das Jahr 2012 keine entsprechenden Daten bereitgestellt und dem SOEP zugespielt werden.

[14] Für die Zuordnung von Kreisen zu Regionstypen wird die Gliederung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zugrunde gelegt.

[15] Wird anstelle der selbst eingeschätzten Sprechkompetenz die selbst eingeschätzte Schreibkompetenz berücksichtigt, ändert sich das Ergebnis nur unwesentlich.

5 Lebenslaufanalysen

In den bisherigen Abschnitten im Kapitel 4 wurden vor allem die gegenwärtige sozioökonomische Situation und einzelne Aspekte der Fertilitäts- und Erwerbshistorie dargestellt. In diesem Abschnitt wird nun der gesamte Lebenslauf ab dem 16. Lebensjahr einer Person berücksichtigt und die Abfolge einzelner Phasen in Ausbildung, Erwerbstätigkeit (untergliedert nach Vollzeit- und Teilzeittätigkeit), Arbeitslosigkeit und Nichterwerbstätigkeit betrachtet. Ziel ist es, ähnliche Muster in den Erwerbssequenzen zu identifizieren und daraus Typen von häufig vorkommenden Lebensverläufen abzuleiten. Zur Identifizierung dieser Muster wird auf Verfahren der Sequenzanalyse zurückgegriffen. Die Typen werden anschließend genutzt, um zu untersuchen, welche Lebenslaufmuster bei Nichterwerbspersonen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung besonders häufig anzutreffen sind.

Zur Bestimmung ähnlicher Sequenzen wird die Methode des Optimal Matching herangezogen. Zunächst muss hierzu jedem Lebensjahr ein Status zugeordnet werden.[16] Im Anschluss werden Distanzen zwischen den jeweiligen Sequenzen ermittelt (sog. Levenshtein distance). Die Distanz zwischen zwei Sequenzen vergrößert sich, je mehr Einzelelemente (d.h. Erwerbsstatus in einem bestimmten Lebensalter) der Sequenzen ausgetauscht oder gelöscht/neu eingesetzt werden müssen, um sie identisch zu machen. Je weniger Löschungen oder Ersetzungen vorgenommen werden müssen, desto ähnlicher sind Sequenzen und desto geringer ist ihre Distanz. Da es jeweils eine Vielzahl an Lösungen gibt, Sequenzen durch Löschung oder Ersetzung identisch zu machen, wird anschließend die Anordnung von Sequenzen mittels Needleman-Wunsch Algorithmus so gewählt, dass die Distanzen zwischen den Sequenzen minimiert sind (vgl. Brzinsky- Fay et al. 2006). Auf dieser Grundlage kann mittels der Verfahren der Clusteranalyse eine Typisierung von Distanzen erfolgen, welche es erlaubt, Gruppen mit ähnlichen Sequenzen zu identifizieren. In Anlehnung an WZB (2009) wurden ein hierarchisch-agglomeratives Clusterverfahren und der Algorithmus von Ward gewählt.[17] Für die Analyse wurden die Lebensverläufe von über 7700 Frauen und über 6 700 Männern im Alter zwischen 20 und 64 Jahren herangezogen, die im Jahr 2012 im SOEP befragt wurden. Wir stellen Ergebnisse dar, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen jeweils 8 Clustergruppen unterscheiden.[18]

Zum einen ist in den Schaubildern 5.1 für Frauen und 5.4 für Männer für jede Clustergruppe die durchschnittliche Anzahl an Jahren pro Erwerbsstatus abgetragen. Da die Reihenfolge der Erwerbsstatus, die für die Darstellung der Durchschnittsdauern im Schaubild gewählte wurde, nicht den tatsächlich realisierten Abläufen entsprechen muss, wird in den Schaubildern 5.2 (für Frauen) und 5.5 (für Männer) außerdem der in jedem Lebensalter am häufigsten vorherrschende Status dargestellt.[19] Diese zweite Darstellung erlaubt es auch Unterschiede in den typischen Abfolgen zu veranschaulichen. In den Tabellen 5.1 (für Frauen) und 5.2 (für Männer) sind schließlich Angaben zur strukturellen Zusammensetzung der Clustergruppen wiedergegeben. Zunächst werden die Ergebnisse für Frauen diskutiert.

Bei Frauen kann Clustergruppe 1 als „Junge Frauen“ bezeichnet werden. Nach einer langen Ausbildungsphase geht dieser Typus an Frauen i.d.R. in Vollzeittätigkeit über; weitere Verlaufsmuster sind noch nicht erkennbar. Diese Frauen werden sich erst noch entscheiden, welchen Lebensweg sie langfristig einschlagen werden. Der Altersdurchschnitt dieser Gruppe von Frauen ist am geringsten – entsprechend ist der Balken in Schaubild 5.1 von allen Clustergruppen am kürzesten – und die durchschnittliche Anzahl der Jahre in Ausbildung ist verglichen mit den anderen Clustergruppen am höchsten. Ein erheblicher Teil der Frauen dieser Gruppe befindet sich noch in Ausbildung (20%) und bisher haben knapp zwei Drittel dieser Frauen noch kein Kind (vgl. Tabelle 5.1). Insgesamt gehören 37% aller Frauen den „Jungen Frauen“ an (vgl. Schaubild 5.3).

Clustergruppe 2 bezeichnen wir als „Vollzeitfrauen mittleren Alters“ und Clustergruppe 3 als „Vollzeitfrauen höheren Alters“. Vertreterinnen dieser beiden Clustergruppen haben nach Beendigung ihrer Ausbildung primär Vollzeit gearbeitet, nur selten auch in Teilzeit. Sie weisen nur kurze Phasen in Arbeitslosigkeit oder Nichterwerbstätigkeit auf (solange Ausbildungszeiten, wie in dieser Analyse, nicht der Nichterwerbstätigkeit zugeordnet werden). Den „Vollzeitfrauen mittleren Alters“ gehören 12% aller Frauen und den „Vollzeitfrauen höheren Alters“ 9% an.

Abbildung 20. Schaubild 5.1: Durchschnittliche Dauer in den Erwerbsstatus je Clustergruppe – Frauen

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahr 2012, eigene Auswertungen. Bezeichnung der Cluster: 1 „Junge Frauen“, 2 „Vollzeitfrauen mittleren Alters“, 3 „Vollzeitfrauen höheren Alters“, 4 „Vollzeitnahe Frauen“, 5 „Teilzeitfrauen mit spätem Kind/im Osten“, 6 „Teilzeitfrauen mit frühem Kind/im Westen“, 7 „Zuverdienerinnen nach Kinderphase“, 8 „Traditionelle Hausfrauen“.

Abbildung 21. Schaubild 5.2: Dominanter Erwerbsstatus nach Lebensalter je Clustergruppe – Frauen

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahr 2012, eigene Auswertungen. Bezeichnung der Cluster: Siehe Schaubild 5.1.

Insgesamt 26% der „Vollzeitfrauen höheren Alters“ und 44% der „Vollzeitfrauen mittleren Alters“ sind kinderlos. Damit gehören den „Vollzeitfrauen mittleren Alters“ und den „Vollzeitfrauen höheren Alters“ im Vergleich zu den restlichen Clustergruppen (von Clustergruppe 1, den „Jungen Frauen“, abgesehen) jeweils relativ viele Frauen an, die niemals Kinder bekommen haben und aufgrund ihres Alter größtenteils vermutlich auch nicht mehr bekommen werden. Im Vergleich mit den anderen Clustergruppen gehören den „Vollzeitfrauen mittleren Alters“ am meisten Akademikerinnen an (44%). „Vollzeitfrauen höheren Alters“ kommen relativ häufig aus den neuen Bundesländern (34%). Ihre Erwerbsverläufe spiegeln eine typische Ausprägung des Erwerbsmusters ostdeutscher Frauen wider.

Clustergruppe 4 bezeichnen wir als „Vollzeitnahe Frauen“. Nach Beendigung der Ausbildungsphase ist Erwerbstätigkeit in Vollzeit der dominante Erwerbsstatus (vgl. Schaubild 5.2). Frauen dieser Clustergruppe erfahren jedoch auch immer wieder Phasen in Teilzeit, Arbeitslosigkeit oder Nichterwerbstätigkeit (vgl. Schaubild 5.1). 9% aller Frauen werden den „Vollzeitnahen Frauen“ zugeordnet. Im Vergleich zu den anderen Clustergruppen sind unter den „Vollzeitnahen Frauen“ relativ viele Personen mit geringem Bildungsabschluss vertreten (vgl. Tabelle 5.1).

Die Clustergruppen 5 und 6 umfassen beide „Teilzeitfrauen“, wobei die „Teilzeitfrauen“ aus Clustergruppe 5 tendenziell eher aus dem Osten stammen (33%) und/oder ihr erstes Kind etwas später bekommen haben (im Durchschnitt mit 26,6 Jahren), die „Teilzeitfrauen“ aus Clustergruppe 6 hingegen stammen tendenziell eher aus dem Westen (89%) und/oder haben das erste Kind in vergleichsweise jungem Alter bekommen (im Durchschnitt mit 23,6 Jahren). Entsprechend sind die durchschnittlichen Zeiten in Vollzeittätigkeit in Clustergruppe 5 im Vergleich zu Clustergruppe 6 deutlich länger, die in Teilzeit deutlich kürzer. Clustergruppe 6 gehören im Vergleich zu Clustergruppe 5 außerdem mehr Frauen mit geringem Bildungsabschluss an. Die Erwerbsverläufe von Clustergruppe 5 spiegeln eine zweite typische Ausprägung des Erwerbsmusters ostdeutscher Frauen wider.

Clustergruppe 7 bezeichnen wir als „Zuverdienerinnen nach Kinderphase“. Sie weisen relativ lange Phasen in Nichterwerbstätigkeit und in Teilzeit auf. Aus Schaubild 5.2 wird gut ersichtlich, dass sich bei dieser Clustergruppe ab einem Alter von etwa 27 Jahren Nichterwerbstätigkeit als dominierende Phase an die Vollzeitphase anschließt (vermutlich, um sich primär um die Kindererziehung zu kümmern) und danach ab einem Alter von etwa 34 Jahren eine Phase mit Teilzeittätigkeit dominiert. Insgesamt 8% aller Frauen sind den „Zuverdienerinnen nach Kinderphase“ zuzuordnen.

Als „Traditionelle Hausfrauen“ kann schließlich Clustergruppe 8 bezeichnet werden. Nach einer vergleichsweise kurzen Phase in Vollzeittätigkeit, die auf die Ausbildung folgt, gehen Vertreterinnen dieser Clustergruppe in eine lange Phase der Nichterwerbstätigkeit über, ohne dass die Mehrheit dieser Gruppe jemals wieder erwerbstätig wird. Die durchschnittliche Anzahl der Jahre in Teilzeit ist eher gering (vgl. Schaubild 5.1). Zusammen mit „Zuverdienerinnen nach Kinderphase“ haben die „Traditionellen Hausfrauen“ die im Durchschnitt höchste Anzahl an Kindern (2,3 Kinder pro Frau). Außerdem haben vergleichsweise viele der „Traditionellen Hausfrauen“ einen geringen Bildungsabschluss (29%) und einen Migrationshintergrund (37%). Insgesamt sind „Traditionellen Hausfrauen“ ebenso wie „Zuverdienerinnen nach Kinderphase“ nur selten in den neuen Bundesländern anzutreffen; jeweils unter 8% leben in Ostdeutschland. Die Gruppe der „Traditionellen Hausfrauen“ umfasst 12% aller Frauen, macht aber gleichzeitig 38% aller Frauen aus, die im Jahr 2012 zu den Nichterwerbspersonen gehören.

Abbildung 22. Schaubild 5.3: Verteilung der Clustergruppen in der Gesamtbevölkerung und unter den Nichterwerbspersonen – Frauen

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahr 2012, eigene Auswertungen. Bezeichnung der Cluster: 1 „Junge Frauen“, 2 „Vollzeitfrauen mittleren Alters“, 3 „Vollzeitfrauen höheren Alters“, 4 „Vollzeitnahe Frauen“, 5 „Teilzeitfrauen mit spätem Kind/im Osten“, 6 „Teilzeitfrauen mit frühem Kind/im Westen“, 7 „Zuverdienerinnen nach Kinderphase“, 8 „Traditionelle Hausfrauen“.

Neben den „Traditionellen Hausfrauen“ sind unter den Nichterwerbspersonen vor allem „Vollzeitfrauen höheren Alters“ überrepräsentiert (vgl. Schaubild 5.3), was bei letzteren vor allem auf Renteneintritte vor dem 65. Lebensjahr, gesundheitliche Beeinträchtigungen und insgesamt das im Vergleich der Clustergruppen höchste Durchschnittsalter zurückzuführen sein dürfte. Ein nicht unerheblicher Teil der Nichterwerbspersonen ist außerdem den „Jungen Frauen“ zuzuordnen (23%), was bei diesen vor allem auf die häufig noch nicht abgeschlossene Ausbildungsphase zurückzuführen ist.

Die in der letzten Zeile von Tabelle 5.1 aufgezeigten Unterschiede zwischen den Clustergruppen, in der Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, zeigen, welche Bedeutung der gesamte Lebenslauf für aktuelle Nichterwerbstätigkeit hat. Die Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, liegt für „Traditionelle Hausfrauen“ bei 56% gegenüber beispielsweise 9% bei „Zuverdienerinnen nach Kinderphase“ oder 6% bei „Vollzeitfrauen mittleren Alters“. Politik, die das Ziel hat, langfristig die Anzahl der Nichterwerbspersonen gering und die Anzahl der Erwerbstätigen hoch zu halten, muss frühzeitig im Lebenslauf ansetzen, damit die Anzahl der Frauen, die den Lebenslauf einer „Traditionellen Hausfrau“ wählen, gering ausfällt und diese Frauen nach der Geburt eines Kindes stattdessen zu Lebensverläufen mit Erwerbsphasen in Teilzeit- oder Vollzeit bewegt. Die gut 37% der „Jungen Frauen“, bei denen sich erst noch entscheiden wird, welche Lebenswege sie langfristig beschreiten werden, bilden eine umfangreiche Zielgruppe für Politik, die an diesem Punkt ansetzt. Eine derartige Politik, die frühzeitig im Erwerbs- und Familienleben ansetzt, dürfte auf lange Sicht deutlich zielführender sein, als eine Politik, die Frauen zu aktivieren versucht, die bereits viele Jahre in Nichterwerbstätigkeit verbracht haben.

Tabelle 5.1: Soziodemografische Sturkutr der Clustergruppen - Frauen

Cluster 1 "Junge Frauen“

Cluster 2 „Vollzeitfrauen mittleren Alters“

Cluster 3 „Vollzeitfrauen höheren Alters“

Cluster 4 „Vollzeitnahe Frauen“

Cluster 5 „Teilzeitfrauen mit spätem Kind/im Osten“

Cluster 6 „Teilzeitfrauen mit frühem Kind/im Westen“

Cluster 7 „Zuverdie-nerinnen nach Kinder-phase“

Cluster 8 „Traditionelle Hausfrauen“

Ost (Anteil in %)

21

26

34

25

33

11

8

8

Alter (Durchschnitt in Jahren)

30,8

47,2

57,4

51,3

51,2

53,2

47,8

47,3

Altersgruppe (Anteil in %)

20-24 Jahre

24

-

-

-

-

-

-

1

25-39 Jahre

63

10

-

9

4

2

14

25

40-54 Jahre

12

76

26

54

60

53

68

46

55-64 Jahre

<1

14

74

37

36

46

18

29

In Ausbildung (Anteil in %)

20

1

<1

-

1

<1

1

<1

In Rente (Anteil in %)

<1

2

20

7

6

8

3

14

Mit Schwerbehinderung (Anteil in %)

3

8

23

17

9

16

9

16

Mit Migrationshintergrund (Anteil in %)

25

19

19

27

17

18

25

37

Bildungshintergrund (Anteil in %)

niedrig (ISCED 1&2)

9

7

15

20

8

17

12

29

mittel (ISCED 3&4)

52

49

67

65

72

67

69

57

hoch (ISCED 5&6)

35

44

18

14

20

16

19

11

Keine Angabe Bildungshintergrund

5

<1

1

2

1

1

<1

2

Lebensform (Anteil in %)

Mit Ehepartner, mit minderjährigem Kind

24

16

1

12

32

13

42

40

In Lebensgemeinschaft mit minderjährigem Kind

5

3

-

3

3

1

2

2

Alleinerziehend mit minderjährigem Kind

4

3

<1

4

4

2

5

3

Mit Ehepartner, ohne (minderjährige) Kinder

10

34

55

42

41

64

35

37

In Lebensgemeinschaft ohne (minderjährige) Kinder

14

11

7

5

2

5

3

3

Ohne Partner, ohne (minderjährige) Kinder

42

34

36

34

17

15

13

16

Mindestens ein eigenes Kind geboren (Anteil in %)

37

57

75

93

88

92

98

93

Anzahl Kinder bisher geboren (Durchschnitt)

0,6

0,9

1,4

2,0

1,6

1,8

2,1

2,3

Alter bei erster Geburt (Durchschnitt in Jahren)

26,5

25,9

22,6

22,8

26,6

23,6

25,2

24,3

Nichterwerbspersonen (Anteil in %)

11

6

27

19

12

12

9

56

Quelle: SOEP v29, Jahr 2012, eigene Berechnungen.

Bei Männern zeigt sich über fast sämtliche Clustergruppen hinweg, dass nach Abschluss der Ausbildungsphase Vollzeiterwerbstätigkeit der dominante Erwerbsstatus ist. Im Gegensatz zu Frauen sind bei Männern Phasen in Teilzeit so gut wie nicht zu beobachten. Dementsprechend könnten bei Männern (fast) alle Clustergruppen als Vollzeitmänner bezeichnet werden. Die Zuordnung zu den 8 Clustergruppen spiegelt vor allem Unterschiede im Alter sowie der Dauer der Ausbildungsphase wider. Dementsprechend wird für die Bezeichnung der Clustergruppen vor allem auf den Alters- und Bildungshintergrund Bezug genommen.

Clustergruppe 1 kann als „Junge Männer in Ausbildung“ bezeichnet werden. Sie umfasst die Gruppe an Männern mit dem geringsten Durchschnittsalter von denen außerdem gut ein Drittel noch in Ausbildung ist (vgl. Tabelle 5.2). Dementsprechend ist für diese Gruppe an Männern die Ausbildungsphase dominant. Die sich anschließende Phase in Vollzeit ist noch eher kurz (vgl. Schaubild 5.5). Außerdem haben einige Männer dieser Clustergruppe bereits kurze Phasen in Teilzeit oder in sonstiger Nichterwerbstätigkeit durchlebt (vgl. Schaubild 5.4). Letzteres könnte Brüche in der Ausbildungsphase oder Probleme beim Übergang in den Arbeitsmarkt widerspiegeln, die in den letzten Jahrzehnten vor allem bei Personen ohne oder mit nur geringer Qualifikation festzustellen waren (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008).

Die Clustergruppen 2, 3 und 4 umfassen vor allem Männer mit hohem Bildungsabschluss (jeweils etwa drei Viertel der Männer hat einen Hoch- oder Fachhochschulabschluss, vgl. Tabelle 5.2), jedoch aus unterschiedlichen Alterskohorten. Dementsprechend werden sie als „Junge Akademiker“, „Akademiker mittleren Alters“ und „Akademiker höheren Alters“ bezeichnet. Analog umfassen die Clustergruppen 5, 6 und 7 vor allem Männer mit mittlerem Bildungsabschluss aus den entsprechenden Alterskohorten. Sie werden mit „Fachkräfte jüngeren Alters“, „Fachkräfte mittleren Alters“ und „Fachkräfte höheren Alters“ bezeichnet. Bei allen diesen Clustergruppen schließt sich an die Ausbildungsphase fast ausschließlich Vollzeiterwerbstätigkeit an, wobei die unterschiedliche Länge der Vollzeitphasen Unterschiede im Alter widerspiegelt. Interessant ist, dass es bei den Männern mit hohem Bildungsabschluss so gut wie keine Phasen der Arbeitslosigkeit oder Nichterwerbstätigkeit gibt, bei Männern mit mittlerem Bildungsabschluss in den Clustergruppen 5 und 6 hingegen schon (vgl. Schaubild 5.4).

Die größten Unterschiede zwischen den Clustergruppen sind jedoch bei Clustergruppe 8 festzustellen, die als „Männer mit frühem Renteneinstieg“ bezeichnet werden kann. Ihre Lebensverläufe sind zunächst ebenfalls von einer langen Vollzeitphase geprägt, die auf die Ausbildungsphase folgt. Ab einem Alter von etwa 47 Jahren dominiert in dieser Gruppe jedoch die Nichterwerbstätigkeit. Diese Nichterwerbsphase ist durch einen frühen Renteneintritt hervorgerufen, der zum Teil vermutlich auf gesundheitliche Gründe zurückzuführen sein dürfte. Insgesamt 81% der Männer aus Clustergruppe 8 geben jedenfalls an, zum Befragungszeitpunkt in Rente zu sein, und 75% haben eine amtlich anerkannte Schwerbehinderung oder Erwerbsminderung.

Während die Gruppe der „Männer mit frühem Renteneinstieg“ lediglich etwa 2% aller Männer im Alter zwischen 20 und 64 Jahren umfasst, macht sie 15% der männlichen Nichterwerbspersonen aus (vgl. Schaubild 5.6). Eine vergleichsweise hohe Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, weisen außerdem die „Fachkräfte höheren Alters“ (Clustergruppen 7) und die „Jungen Männer in Ausbildung“ (Clustergruppen 1) auf. Bei Clustergruppe 7 ist die vergleichsweise hohe Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, ebenfalls auf vorzeitige Renteneintritte zurückzuführen, jedoch auf deutlich spätere als bei den „Männern mit frühem Renteneinstieg“. Bei den „Jungen Männern in Ausbildung“ hingegen ist die vergleichsweise hohe Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, auf die teils noch nicht abgeschlossene Ausbildung zurückzuführen.

Abbildung 23. Schaubild 5.4 Durchschnittliche Dauer in den Erwerbsstatus je Clustergruppe – Männer

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahr 2012, eigene Auswertungen. Bezeichnung der Cluster: 1 „Junge Männer in Ausbildung“, 2 „Junge Akademiker“, 3 „Akademiker mittleren Alters“, 4 „Akademiker höheren Alters“, 5 „Fachkräfte jüngeren Alters“, 6 „Fachkräfte mittleren Alters“, 7 „Fachkräfte höheren Alters“, 8 „Männer mit frühem Renteneinstieg“.

Abbildung 24. Schaubild 5.5 Dominanter Erwerbsstatus nach Lebensalter je Clustergruppe – Männer

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahr 2012, eigene Auswertungen. Bezeichnung der Cluster: Siehe Schaubild 5.4.

Tabelle 5.2 Soziodemografische Struktur der Clustergruppen - Männer

Cluster 1 „Junge Männer in Ausbildung“

Cluster 2 „Junge Akademiker“

Cluster 3 „Akademiker mittleren Alters“

Cluster 4 „Akademiker höheren Alters“

Cluster 5 „Fachkräfte jüngeren Alters“

Cluster 6 „Fachkräfte mittleren Alters“

Cluster 7 „Fachkräfte höheren Alters“

Cluster 8 „Männer mit frühem Ren-teneinstieg“

Ost (Anteil in %)

23

17

11

19

25

21

23

27

Alter (Durchschnitt in Jahren)

27,0

34,6

46,9

56,2

38,3

49,2

58,4

56,9

Altersgruppe (Anteil in %)

20-24 Jahre

45

-

-

-

<1

-

-

-

25-39 Jahre

46

80

4

-

60

1

-

-

40-54 Jahre

8

20

87

33

37

88

18

31

55-64 Jahre

1

<1

9

67

3

12

82

69

In Ausbildung (Anteil in %)

34

14

<1

-

2

<1

-

<1

In Rente (Anteil in %)

2

<1

1

3

2

3

14

81

Mit Schwerbehin-derung (Anteil in %)

6

2

7

7

9

14

22

75

Mit Migrationshinter-grund (Anteil in %)

26

21

14

15

30

20

15

19

Bildungshintergrund (Anteil in %)

niedrig (ISCED 1&2)

19

1

2

3

16

13

12

16

mittel (ISCED 3&4)

59

23

29

21

66

70

67

67

hoch (ISCED 5&6)

12

75

69

76

17

17

19

17

Keine Angabe Bildungshintergrund

10

2

1

1

1

1

1

1

Lebensform (Anteil in %)

Mit Ehepartner, mit minderjährigem Kind

9

25

46

12

42

32

7

10

In Lebensgemeinschaft mit minderjährigem Kind

2

5

2

<1

6

2

1

-

Alleinerziehend mit minderjährigem Kind

1

<1

<1

1

1

1

<1

2

Mit Ehepartner, ohne (minderjährige) Kinder

4

12

22

63

13

34

69

52

In Lebensgemeinschaft ohne (minderjährige) Kinder

11

22

8

8

10

7

3

4

Ohne Partner, ohne (minderjährige) Kinder

73

36

22

17

28

25

21

32

Mindestens ein eigenes Kind geboren (Anteil in %)

14

32

67

77

60

75

77

65

Anzahl Kinder bisher geboren (Durchschnitt)

0,2

0,5

1,3

1,5

1,1

1,5

1,5

1,4

Alter bei erster Geburt (Durchschnitt in Jahren)

25,6

30,6

31,1

29,0

27,0

27,4

26,8

26,0

Nichterwerbspersonen (Anteil in %)

18

6

2

5

8

6

18

89

Quelle: SOEP v29, Jahr 2012, eigene Berechnungen.

Abbildung 25. Schaubild 5.6: Verteilung der Clustergruppen in der Gesamtbevölkerung und unter den Nichterwerbspersonen – Männer

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahr 2012, eigene Auswertungen. Bezeichnung der Cluster: 1 „Junge Männer in Ausbildung“, 2 „Junge Akademiker“, 3 „Akademiker mittleren Alters“, 4 „Akademiker höheren Alters“, 5 „Fachkräfte jüngeren Alters“, 6 „Fachkräfte mittleren Alters“, 7 „Fachkräfte höheren Alters“, 8 „Männer mit frühem Renteneinstieg“.



[16] In Lebensjahren, in denen eine Person mehrere Arbeitsmarktzustände innehat, wird ein dominanter Erwerbsstatus festgelegt. Für die Analyse wurden hierzu festgelegt, dass Ausbildung alle anderen Status dominiert, gefolgt von Erwerbstätigkeit in Vollzeit, Erwerbstätigkeit in Teilzeit, Arbeitslosigkeit und schließlich Nichterwerbstätigkeit.

[17] Siehe Everitt et al. (2011) für eine ausführliche Beschreibung und Diskussion der Methodik der Clusteranalyse.

[18] Die auf Basis der Calinski/Harabasz Pseudo-F-Teststatistik bestimmte optimale Clusteranzahl liegt für Frauen bei 4 Clustergruppen und für Männer bei 2 Clustergruppen. Bei einer derartig kleinen Anzahl an Clustergruppen gehen jedoch interessante Verlaufsmuster verloren, so dass im Bericht Ergebnisse für eine größere Anzahl an Clustergruppen dargestellt werden. In den Schaubildern B.2 bis B.5 im Anhang B stellen wir kurz auch die Ergebnisse für die laut Teststatistik optimale Clustergruppenzahl dar. Bei Frauen entspricht das dortige Cluster A dem Cluster 1 bei Verwendung von 8 Clustergruppen und das Cluster D dem Cluster 8. Die Clustergruppen 2 bis 5 werden in der Variante mit 4 Clustern in Cluster B zusammengefasst und die Cluster 6 und 7 in Cluster C. Bei Männern werden im Fall von nur 2 Clustergruppen primär Altersunterschiede abgebildet. Die Clustergruppen 1, 2, 3 und 5 der Variante mit 8 Clustergruppen werden zu einem Cluster A zusammengefasst, die Clustergruppen 4, 6, 7 und 8 zu einem Cluster B.

[19] Der in jedem Lebensalter am häufigsten vorherrschende Status wird über den Modalwert bestimmt.

6 Übergänge in Nichterwerbstätigkeit hinein und aus Nichterwerbstätigkeit heraus

In diesem Kapitel werden deskriptiv Übergänge zwischen Nichterwerbstätigkeit und Erwerbstätigkeit bzw. Erwerbslosigkeit betrachtet sowie Wechsel zwischen einzelnen Status der Nichterwerbstätigkeit. Anschließend werden mittels multivariater Verweildauermodelle Faktoren identifiziert, die für einen Austritt aus Nichterwerbstätigkeit fördernd bzw. hinderlich sind.

6.1 Deskriptive Analysen

Schaubild 6.1 stellt zunächst dar, welchem Erwerbsstatus eine Person in den Jahren vor einem Eintritt in die Nichterwerbstätigkeit zuzuordnen war. Hierzu werden all jene Nichterwerbspersonen herangezogen, die in einem Jahr (t0) neu in Nichterwerbstätigkeit eingetreten sind, d.h. im Jahr davor (t-1) nicht zu den Nichterwerbspersonen gehörten. Insgesamt wird für diese Gruppe an Personen betrachtet, welchen Erwerbsstatus sie jeweils in den drei Jahren vor dem Eintritt in Nichterwerbstätigkeit (t-3 bis t-1) hatten.

Etwa vier von fünf Frauen und drei von vier Männern gehörten im Jahr vor dem Übergang in Nichterwerbstätigkeit zu den Erwerbstätigen, jeweils etwa zwei Drittel gehörten auch in den zwei oder drei Jahren vor dem Übergang in Nichterwerbstätigkeit zu den Erwerbstätigen. Schaubild 6.1 verdeutlicht jedoch, dass ein nicht unerheblicher Teil der neu in Nichterwerbstätigkeit übergegangenen Personen schon in der jüngeren Vergangenheit zu den Nichterwerbspersonen gehörte. Etwa ein Viertel der Männer und Frauen, die in Nichterwerbstätigkeit übergehen, gehörte schon zwei oder drei Jahre vorher den Nichterwerbspersonen an. Ihre Erwerbstätigkeit (bzw. ihre Phase in Erwerbslosigkeit) war also nur von geringer Dauer.

Abbildung 26. Erwerbsstatus in den Jahren vor einem Eintritt in Nichterwerbstätigkeit (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 1999-2012, eigene Auswertungen.

In den neuen Bundesländern ist sowohl der Anteil der Frauen (26%) als auch jener der Männer (32%), die im Jahr vor dem Eintritt in Nichterwerbstätigkeit erwerbslos waren, etwas höher als im Westen (18% bzw. 21%). Gleichzeitig fällt bei ostdeutschen Frauen der Anteil derjenigen, die in den zwei oder drei Jahren vor dem Eintritt in Nichterwerbstätigkeit bereits zu den Nichterwerbspersonen gehörten, um etwa vier Prozentpunkte geringer aus als bei westdeutschen Frauen, während zwischen Männer hierbei nur sehr geringe Unterschiede festzustellen sind.

Gehört eine Person erst einmal den Nichterwerbspersonen an, stellt sich die Frage, ob sie in Nichterwerbstätigkeit verbleibt oder wieder in Erwerbstätigkeit bzw. Erwerbslosigkeit übergeht. Tabelle 6.1 stellt derartige Übergangswahrscheinlichkeiten für Nichterwerbspersonen dar. Sie zeigt für alle Personen, die in einem Jahr (t0) nichterwerbstätig waren, gegliedert nach dem jeweiligen Nichterwerbsstatus, welchen Erwerbs- bzw. Nichterwerbsstatus diese Person ein Jahr später (t+1) aufweist. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen verbleiben vier von fünf Nichterwerbspersonen im darauffolgenden Jahr in Nichterwerbstätigkeit, etwa 15% treten in Erwerbstätigkeit ein und ungefähr 5% gehören im darauffolgenden Jahr zu den Erwerbslosen.

Deutliche Unterschiede gibt es hierbei jedoch zwischen den einzelnen Untergruppen der Nichterwerbspersonen. Personen der Stillen Reserve weisen mit etwa 30% bei Frauen und 35% bei Männern eine nicht unerhebliche Wahrscheinlichkeit auf, im darauffolgenden Jahr erwerbstätig zu sein. Weitere 13% der Frauen und 19% der Männer der Stillen Reserve sind im darauffolgenden Jahr erwerbslos. Etwas mehr als jedem zweiten Mann und etwas weniger als jeder zweiten Frau der Stillen Reserve gelingt dementsprechend innerhalb eines Jahres der Übergang aus der Nichterwerbstätigkeit in die Erwerbstätigkeit oder die Erwerbslosigkeit. War die Arbeitssuche jedoch innerhalb dieses einen Jahres nicht erfolgreich oder konnten die Hürden für eine direkte Verfügbarkeit nicht behoben werden, so stellt ein erheblicher Teil derjenigen ohne Übergang in Erwerbstätigkeit die Arbeitssuche ein. Etwa ein Viertel der Frauen und ein Fünftel der Männer der Stillen Reserve gehört im Folgejahr den sonstigen Nichterwerbspersonen (Gruppen 2a und 2b) an. Knapp ein Drittel der Frauen und ein Viertel der Männer verbleibt hingegen weiterhin in der Stillen Reserve.

Mit etwa 11-prozentiger Wahrscheinlichkeit gelingt sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbserfahrung innerhalb eines Jahres ein Übergang in Erwerbstätigkeit. Sonstige Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbserfahrung weisen insgesamt eine hohe Persistenz in ihrem Nichterwerbsstatus auf, was angesichts des hohen Anteils an Personen, die in dieser Gruppe bereits in Rente sind, jedoch nicht verwunderlich ist. Um die 28% liegt die Übergangswahrscheinlichkeit in Erwerbstätigkeit bei männlichen sonstigen Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbserfahrung und um die 17% bei Frauen dieser Gruppe. Die Übergangswahrscheinlichkeiten sind damit jeweils höher als bei den sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbserfahrung. Eine Untergliederung für sonstige Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbserfahrung nach dem Ausbildungsstatus zeigt, dass diese höheren Übergangswahrscheinlichkeiten in Erwerbstätigkeit vor allem auf Personen zurückzuführen sind, die in der Ausgangsperiode in Ausbildung sind.

Lediglich etwa 4% der sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbserfahrung wechseln in die Stille Reserve über und nur etwa 2% gehören im Folgejahr den Erwerbslosen an. Bei sonstigen Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbserfahrung finden Übergänge in die Stille Reserve oder die Erwerbslosigkeit nur geringfügig öfter statt.

Unterschiede zwischen den neuen und den alten Bundesländern fallen bei den Übergangswahrscheinlichkeiten insgesamt nur gering aus. Während im Osten 78% aller Nichterwerbspersonen auch im darauffolgenden Jahr weiterhin zu den Nichterwerbspersonen gehören, beträgt die entsprechende Quote im Westen 81%. Die im Osten geringfügig höhere Wahrscheinlichkeit aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, hängt jedoch vor allem mit einer höheren Übergangswahrscheinlichkeit in Erwerbslosigkeit zusammen (7% vs. 4%), während die Übergangswahrscheinlichkeit in Erwerbstätigkeit in Ost und West jeweils bei 15% liegt.

Tabelle 6.1a: Übergangswahrscheinlichkeiten aus Nichterwerbstätigkeit (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht) - Frauen
  Status in Ausgangsperiode Status ein Jahr später
Nichterwerbs-personen Stille Reserve darunter: Sonstige Nichterwerbsper-sonen (früher erwerbstätig) Sonstige Nichterwerbs-personen (nie erwerbstätig) Erwerbs-tätige Erwerbs-lose
Nichterwerbspersonen insgesamt 81 15 4
Stille Reserve 56 29 24 3 30 13
Sonstige Nichterwerbspersonen (früher erwerbstätig) 87 4 82 - 11 2
Sonstige Nichterwerbspersonen (nie erwerbstätig) 80 6 2 72 17 3
darunter:
in Ausbildung 66 9 3 53 31 3
nicht in Ausbildung 88 4 1 83 9 3

Quelle: SOEP v29, Jahre 1999-2012, eigene Berechnungen.

Tabelle 6.1b: Übergangswahrscheinlichkeiten aus Nichterwerbstätigkeit (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht) - Männer
  Status in Ausgangsperiode Status ein Jahr später
Nichterwerbs-personen Stille Reserve darunter: Sonstige Nichterwerbsper-sonen (früher erwerbstätig) Sonstige Nichterwerbs-personen (nie erwerbstätig) Erwerbs-tätige Erwerbs-lose
Nichterwerbspersonen insgesamt 79 16 5
Stille Reserve 46 25 18 3 35 19
Sonstige Nichterwerbspersonen (früher erwerbstätig) 87 3 84 - 11 2
Sonstige Nichterwerbspersonen (nie erwerbstätig) 68 6 4 58 28 4
darunter:
in Ausbildung 66 5 5 56 29 5
nicht in Ausbildung 77 8 1 68 19 4

Quelle: SOEP v29, Jahre 1999-2012, eigene Berechnungen.

Schaubild 6.2 stellt dar, welchem Erwerbsstatus eine Person in den Jahren nach einem Austritt aus der Nichterwerbstätigkeit zuzuordnen ist. Hierzu werden all jene Personen herangezogen, die zwischen einem Jahr (t0) und dem darauffolgenden Jahr (t+1) aus der Nichterwerbstätigkeit ausgetreten sind, d.h. im Jahr (t0) zu den Nichterwerbspersonen gehörten, im Jahr (t+1) hingegen nicht. Insgesamt wird für diese Gruppe an Personen betrachtet, welchen Erwerbsstatus sie in den drei Jahren nach dem Austritt aus Nichterwerbstätigkeit (t+1 bis t+3) hatte. Wie schon aus Tabelle 6.1 zu entnehmen, zeigt sich, dass etwas über drei Viertel derjenigen, die aus Nichterwerbstätigkeit austreten, in Erwerbstätigkeit übergehen und etwas weniger als ein Viertel in Erwerbslosigkeit. Langfristig gehören etwa 60% derjenigen, die aus Nichterwerbstätigkeit austreten, den Erwerbstätigen an. Ein beträchtlicher Anteil von ca. 30% der aus Nichterwerbstätigkeit austretenden Personen gehört zwei bis drei Jahre später jedoch erneut den Nichterwerbspersonen an. Wie schon bei den Eintritten in Erwerbstätigkeit gezeigt, bestätigen diese Ergebnisse, dass eine Reihe an Übergängen aus der Nichterwerbstätigkeit in Erwerbstätigkeit oder in Erwerbslosigkeit nur von geringer Dauer ist, vor allem wenn der Erwerbseinstieg nur in geringfügigem Umfang oder mit unregelmäßiger Tätigkeit erfolgt. [20]

Abbildung 27. Schaubild 6.2: Erwerbsstatus in den Jahren nach einem Austritt aus Nichterwerbstätigkeit (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 1999-2012, eigene Auswertungen.

Wie bereits vorn dargestellt, ist der Anteil derjenigen, die nach einem Austritt aus der Nichterwerbstätigkeit in Erwerbslosigkeit eintreten, im Osten höher als im Westen (33% bei Frauen und 34% bei Männern im Osten vs. 19% bzw. 20% im Westen). Dafür kehren im Westen mehr Frauen innerhalb kurzer Zeit wieder in die Nichterwerbstätigkeit zurück (etwa ein Drittel vs. ein Viertel im Osten). Bei Männern sind hingegen keine Unterschiede zwischen Ost und West in der Rückkehr in Nichterwerbstätigkeit festzustellen.

6.2 Verweildauer in Nichterwerbstätigkeit

Im Folgenden wird die Verweildauer in Nichterwerbstätigkeit bzw. der Austritt aus Nichterwerbstätigkeit genauer untersucht. Um eine im Zeitablauf konsistente Analyse zu erhalten, wird hierzu nicht auf das Labour-Force-Konzept der ILO zurückgegriffen, sondern auf Lebenslaufinformationen, die zwischen aktiver Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit und Nichterwerbstätigkeit unterscheiden. Im Unterschied zum ILO-Konzept wird Arbeitslosigkeit nicht an einer aktiven Stellensuche und möglichen Verfügbarkeit festgemacht, sondern daran, ob eine Person arbeitslos gemeldet ist. Außerdem werden Personen in Elternzeit den Nichterwerbstätigen zugeordnet, wenn sie keine aktive Erwerbstätigkeit ausüben. Die entsprechenden Informationen zum Erwerbsstatus sind im SOEP ab dem 16. Lebensjahr jeder Person verfügbar. Für die Analysen wird jedes Kalenderjahr einem Erwerbszustand zugeordnet. Dabei wird Jahren, in denen eine Person im Ablauf des Jahres mehreren Zuständen zuzuordnen war, der Erwerbsstatus nach einer Dominanzregel zugeteilt. Für die Verweildaueranalysen wird hierbei festgelegt, dass Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit über Nichterwerbstätigkeit dominieren. In den Analysen werden all jene Nichterwerbsepisoden berücksichtigt, die seit dem Jahr 1999 begonnen haben.[21] Insgesamt werden in den Analysen etwa 5 900 Nichterwerbsepisoden von knapp 5 300 Frauen und etwa 3 500 Nichterwerbsepisoden von über 3 200 Männern betrachtet.

In Schaubild 6.3 wird zunächst deskriptiv dargestellt, wie hoch der Anteil der Frauen und Männer ist, die ein, zwei, drei oder mehr Jahre nach dem Beginn einer Nichterwerbsepisode weiterhin nichterwerbstätig sind, ohne zwischenzeitlich aktiv erwerbstätig oder arbeitslos gewesen zu sein. In Schaubild 6.4 werden die dazugehörigen Austrittswahrscheinlichkeiten untergliedert nach der bisherigen Verweildauer abgebildet. Es wird klar ersichtlich, dass direkt nach dem Beginn einer Nichterwerbsepisode relativ viele Personen aus der Nichterwerbstätigkeit austreten, mit zunehmender bisheriger Dauer in Nichterwerbstätigkeit jedoch immer weniger Personen einen Übergang in aktive Erwerbstätigkeit oder Arbeitslosigkeit bewältigen. So beträgt bei Frauen beispielsweise die durchschnittliche Austrittswahrscheinlichkeit zwischen dem Eintrittsjahr und dem darauffolgenden Jahr 27%, die Austrittswahrscheinlichkeit zwischen dem zweiten und dritten Jahr hingegen 20% und zwischen dem fünften und sechsten Jahr nur noch 14%. Zwischen Männern und Frauen sind überraschenderweise insgesamt kaum Unterschiede festzustellen, obwohl sich die neu in Nichterwerbstätigkeit eingetretenen Personen zwischen den Geschlechtern teils deutlich unterscheiden dürften. Zwischen Personen verschiedenen Alters sind hingegen erhebliche Unterschiede ersichtlich. Schaubild B.6 im Anhang B zeigt, dass Personen höheren Alters deutlich länger in Nichterwerbstätigkeit bleiben als Personen jüngeren Alters.

Abbildung 28. Schaubild 6.3: Verbleibsrate in Nichterwerbstätigkeit (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Liniendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 1999-2011, eigene Auswertungen. Anmerkung: Ergebnisse von Kaplan-Meier-Schätzungen. Obere Prozentangaben der Wahrscheinlichkeiten für Männer, untere Prozentangaben für Frauen.

Um Faktoren zu identifizieren, die einem Austritt aus Nichterwerbstätigkeit und damit einem Übergang in aktive Erwerbstätigkeit oder Arbeitslosigkeit förderlich sind, wird auf die Methode der Verweildaueranalyse zurückgegriffen. Im Rahmen von Verweildauermodellen wird dabei jeweils für alle im Jahr t Nichterwerbstätigen die Wahrscheinlichkeit betrachtet, zwischen den Jahren t und t+1 in Erwerbstätigkeit/Arbeitslosigkeit einzutreten (bzw. zurückzukehren): λt+1,i (Xi) = Pr (T = t + 1 ׀ T > t,Xt+1,i), wobei T den Zeitpunkt des Austritts aus Nichterwerbstätigkeit angibt, i für die einzelne Person steht und X für deren Merkmale. Für diese Wahrscheinlichkeit kann analysiert werden, wie sie mit den soziodemografischen und –ökonomischen Faktoren X zusammenhängt bzw. mit der Zeit, die bis t in Nichterwerbstätigkeit verbracht wurde. Im Speziellen werden Modelle für diskrete Verweildauern mittels Complementary LogLog-Modellen implementiert. In den Modellen kann die grundlegende Überlebensfunktion (baseline hazard) nicht-parametrisch spezifiziert und geschätzt werden (vgl. Jenkins 2005 und 2008).[22] In diesen Modellen kann ebenfalls berücksichtigt werden, dass sich soziodemografische Merkmale (z.B. Anzahl und Alter von Kindern oder die Lebensform) sowie die Konjunktur im Zeitablauf ändern und nicht über den gesamten Zeitraum der Nichterwerbstätigkeit hinweg konstant sind.

Abbildung 29. Schaubild 6.4: Austrittswahrscheinlichkeit aus Nichterwerbstätigkeit nach Verweildauer (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Graphik

Quelle: SOEP v29, Jahre 1999-2011, eigene Auswertungen. Anmerkung: Ergebnisse von Kaplan-Meier-Schätzungen. Vertikale Balken geben das 95%- Konfidenzintervall der Austrittswahrscheinlichkeiten an.

In den Tabellen B.17 und B.18 im Anhang B sind Ergebnisse unterschiedlicher Spezifikationen getrennt für Frauen und Männer dargestellt. Diese Spezifikationen unterscheiden sich jeweils darin, für welche soziodemografischen Merkmale in den Regressionen kontrolliert wird. Sowohl für Frauen als auch für Männer zeigt sich, dass ein Großteil derjenigen Faktoren, die in signifikantem Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit stehen, zu den Nichterwerbspersonen zu gehören, auch mit der Verweildauer in Nichterwerbstätigkeit zusammenhängen. Allerdings gibt es auch einzelne Unterschiede, beispielsweise beim Zusammenhang mit dem Alter. Ausgehend von diesen Regressionsergebnissen wird in den Tabellen 6.2 und 6.3 die Wirkung der Variation einzelner Merkmale auf den Verbleib in Nichterwerbstätigkeit dargestellt. Hierfür werden typische Musterfrauen und Mustermänner definiert,[23] für die jeweils auf Basis der Regressionsergebnisse prognostiziert wird, wie viele von ihnen innerhalb von 2 oder 5 Jahren nach Beginn einer Nichterwerbsepisode die Nichterwerbstätigkeit verlassen haben bzw. wie viele sich weiterhin in Nichterwerbstätigkeit befinden. Ausgehend von diesem Szenario wird jeweils eines der soziodemografischen Merkmale variiert, um die Wirkung dieses Merkmals auf die Wahrscheinlichkeit, in Nichterwerbstätigkeit zu verbleiben, zu bestimmen.[24]

Personen mit hohem Bildungsabschluss treten schneller wieder aus Nichterwerbstätigkeit aus als Personen mit mittlerem Bildungsabschluss. Bei Frauen liegt der entsprechende Unterschied in der Austrittswahrscheinlichkeit pro Jahr bei etwa 4 Prozentpunkten bei Männern bei etwa 7 Prozentpunkten. Überraschenderweise treten Personen mit niedrigem Bildungsabschluss im Durchschnitt nicht langsamer aus Nichterwerbstätigkeit aus als Personen mit mittlerem Bildungsabschluss, sondern bei Männern sogar signifikant schneller. Im Vergleich zu Personen mit höherem Bildungsabschluss fällt die Austrittswahrscheinlichkeit von Personen mit niedrigem Bildungsabschluss jedoch geringer aus. Etwa 38 von 100 typischen Musterfrauen mit mittlerem Bildungsabschluss sind 2 Jahre nach Beginn der Nichterwerbsepisode weiterhin in Nichterwerbstätigkeit (die restlichen 62% sind aus Nichterwerbstätigkeit ausgetreten). Unter Musterfrauen mit hohem Bildungsabschluss beträgt der Anteil, der in Nichterwerbstätigkeit Verbleibenden, hingegen nur etwa 30%. Nach 5 Jahren sind noch etwa 13 von 100 Musterfrauen mit mittlerem Bildungsabschluss in Nichterwerbstätigkeit und 8 der Musterfrauen mit hohem Bildungsabschluss. Bei Männern, bei denen wir im Vergleich zu Frauen annehmen, dass sie deutlich älter sind, befinden sich 2 Jahre nach Beginn der Nichterwerbsepisode 62 von 100 Mustermännern mit mittlerem Bildungsabschluss noch in Nichterwerbstätigkeit und 48 von 100 Mustermännern mit hohem Bildungsabschluss. Bis 5 Jahre nach Beginn der Nichterwerbsepisode reduzieren sich diese Anteile auf 32 bzw. 18 von 100 Männern.

Frauen in Ostdeutschland treten insgesamt deutlich schneller aus Nichterwerbstätigkeit aus als vergleichbare Frauen im Westen. Pro Jahr liegt die Austrittswahrscheinlichkeit um 4 bis 5 Prozentpunkte über jener von Frauen im Westen. In den 2 Jahren nach Beginn der Nichterwerbstätigkeit treten dementsprechend im Osten 7 von 100 Frauen mehr aus Nichterwerbstätigkeit aus als im Westen. Bei Männern sind hingegen keine Unterschiede zwischen Ost und West feststellbar. Die Ost-West-Unterschiede in der Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, sind bei Männern dementsprechend auf Unterschiede in der Wahrscheinlichkeit, in Nichterwerbstätigkeit einzutreten, zurückzuführen, nicht aber auf Unterschiede im Austrittsverhalten.

Tabelle 6.2: Prognostizierte Verbleibswahrscheinlichkeiten ausgewählter Frauentypen
  2 Jahre nach Beginn der Nichterwerbsepisode 5 Jahre nach Beginn der Nichterwerbsepisode
Anteil noch in Nichterwerbs-tätigkeit in % Unterschiede im Anteil zur Musterfrau Anteil noch in Nichterwerbs-tätigkeit in % Unterschiede im Anteil zur Musterfrau
Musterfrau (Referenz-wahrscheinlichkeit) 38 13
Bildungshintergrund
niedrig (ISCED 1&2) insignifikant insignifikant
hoch (ISCED 5&6)
Alter
Alter 20-24 28 -11 6 -7
Alter 25-29 29 -10 7 -6
Alter 30-34 33 -5 9 -4
Alter 35-39 Referenzalter Referenzalter
Alter 40-44 51 13 24 11
Alter 45-49 58 19 31 18
Alter 50-54 70 32 47 34
Alter 55-59 82 43 65 52
Region
Ost 31 -7 8 -5
Region mit Verstädterungsansätzen 33 -5 9 -4
Ländliche Region 32 -6 9 -4
Lebensform
In Lebensgemeinschaft mit minderjährigem Kind 21 -17 4 -9
Alleinerziehend mit minderjährigem Kind 25 -14 5 -8
Mit Ehepartner, ohne (minderjährige) Kinder 45 7 18 -5
In Lebensgemeinschaft ohne (minderjährige) Kinder insignifikant insignifikant
Ohne Partner, ohne (minderjährige) Kinder insignifikant insignifikant
Alter jüngstes Kind
Jüngstes Kind im Alter unter 3 Jahren 53 15 26 13
Jüngstes Kind im Alter 3 bis unter 6 jahre 28 -10 7 -6
Anzahl der Kinder
2 Kinder insignifikant insignifikant
3 oder mehr Kinder insignifkant insignifikant
Zusammenleben mit pflegebedürftiger Person
mit pflegebedürftiger Person 52 13 25 12
Migrationshintergrund
Mit Migrationshintergrund 44 6 17 4

Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf Regressionsmodellen aus Tabelle B.17 im Anhang B.

Tabelle 6.3: Prognostizierte Verbleibswahrscheinlichkeiten ausgewählter Männertypen
  2 Jahre nach Beginn der Nichterwerbsepisode 5 Jahre nach Beginn der Nichterwerbsepisode
Anteil noch in Nichterwerbs-tätigkeit in % Unterschiede im Anteil zur Mustermann Anteil noch in Nichterwerbs-tätigkeit in % Unterschiede im Anteil zur Mustermann
Mustermann (Referenzwahrscheinlichkeit) 62 32
Bildungshintergrund
niedrig (ISCED 1&2) 56 -6 25 -7
hoch (ISCED 5&6) 48 -14 18 -14
Alter
Alter 20-24 13 -49 1 -31
Alter 25-29 17 -46 1 -31
Alter 30-34 11 -51 1 -32
Alter 35-39 27 -35 4 -28
Alter 40-44 52 -11 20 -12
Alter 45-49 Referenzalter Referenzalter
Alter 50-54 80 17 58 26
Alter 55-59 83 21 64 32
Region
Ost insignifikant insignifikant
Region mit Verstädterungsansätzen 58 -5 26 -6
Ländliche Region 55 -7 24 -8
Lebensform
In Lebensgemeinschaft mit minderjährigem Kind insignifikant insignifikant
Alleinerziehend mit minderjährigem Kind insignifikant insignifikant
Mit Ehepartner, ohne (minderjährige) Kinder insignifikant insignifikant
In Lebensgemeinschaft ohne (minderjährige) Kinder insignifikant insignifikant
Ohne Partner, ohne (minderjährige) Kinder insignifikant insignifikant
Alter jüngstes Kind
Jüngstes Kind im Alter unter 3 Jahren insignifikant insignifikant
Jüngstes Kind im Alter 3 bis unter 6 jahre insignifikant insignifikant
Anzahl der Kinder
2 Kinder insignifikant insignifikant
3 oder mehr Kinder 37 -25 9 -23
Zusammenleben mit pflegebedürftiger Person
mit pflegebedürftiger Person 72 9 45 13
Migrationshintergrund
Mit Migrationshintergrund 65 3 36 4

Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf Regressionsmodellen aus Tabelle B.18 im Anhang B.

Je jünger eine Nichterwerbsperson ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, schnell aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten. Mit zunehmendem Alter ist vor allem bei Frauen ein annähernd stetiges Absinken der Austrittswahrscheinlichkeit zu verzeichnen, d.h. anders als bei der Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, ist der Zusammenhang eher linear und weist kein U-förmiges Muster auf (vgl. Abschnitt 4.9). Bei Frauen beispielsweise haben Nichterwerbspersonen unter 25 Jahren, bei ansonsten gleichen soziodemografischen Merkmalen, eine um durchschnittlich 14 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, als weibliche Nichterwerbspersonen im Alter zwischen 35 und 39 Jahren. Bei weiblichen Nichterwerbspersonen im Alter zwischen 50 und 54 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit hingegen um durchschnittlich 17 Prozentpunkte pro Jahr unter jener von 35- und 39-Jährigen (vgl. Tabelle B.17 im Anhang B). Auch wenn das Konstant halten der sonstigen Merkmale bei Variation des Alters über größere Abstände hinweg teils konstruiert wirken mag, ist es hilfreich, den Einfluss des Alters darzustellen. Von 100 Frauen im Alter von unter 25 Jahren, die eine Nichterwerbsepisode beginnen, befinden sich 2 Jahre später 28 weiterhin in Nichterwerbstätigkeit, von 100 Frauen im Alter zwischen 35 und 39 Jahren sind es 38 und von 100 Frauen im Alter zwischen 50 und 54 Jahren sind es hingegen noch 82 (vgl. Tabelle 6.2). Im Gegensatz zu Frauen ist die Austrittswahrscheinlichkeit bei Männern im Alter von 20 bis 34 Jahren zunächst annähernd konstant und sinkt erst danach mit zunehmendem Alter fast stetig (vgl. Tabelle B.18 im Anhang B). Insgesamt scheint der Nachteil höheren Alters bei Männern etwas stärker ausgeprägt zu sein als bei Frauen. Jedenfalls befinden sich nur 13 von 100 Männern im Alter unter 24 Jahren auch 2 Jahre nach Beginn einer Nichterwerbsepisode weiterhin in Nichterwerbstätigkeit, gegenüber 27 von 100 bei Männern im Alter zwischen 35 und 39 Jahren und 80 von 100 Männern im Alter zwischen 50 und 54 Jahren.

Frauen mit Lebenspartner und minderjährigem Kind sowie alleinerziehende Frauen treten jeweils deutlich schneller aus Nichterwerbstätigkeit aus als verheiratete Frauen mit minderjährigem Kind. Frauen ohne minderjährige Kinder, unabhängig vom Partnerstatus, unterscheiden sich hingegen nicht signifikant von verheirateten Frauen mit einem minderjährigen Kind (im Alter von über 6 Jahren). 2 Jahre nach Beginn einer Nichterwerbsepisode sind bei Frauen mit Lebenspartner und minderjährigem Kind 17 von 100 Frauen mehr aus Nichterwerbstätigkeit ausgetreten als bei Frauen mit Ehepartner und minderjährigem Kind, d.h. während 38 von 100 der verheirateten Mütter weiterhin Nichterwerbspersonen sind, trifft dies nur auf 21 von 100 unverheiratete Frauen zu und auf 25 von 100 Alleinerziehende. Die Anzahl der minderjährigen Kinder hat keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Austrittswahrscheinlichkeit von Frauen, das Alter des jüngsten Kindes hingegen schon. Frauen mit einem jüngsten Kind unter 3 Jahren treten deutlich langsamer aus Nichterwerbstätigkeit aus als Frauen, deren jüngstes Kind 6 Jahre oder älter ist. Nochmals schneller verlassen Frauen, deren jüngstes Kind zwischen 3 und unter 6 Jahren alt ist, die Nichterwerbstätigkeit. Von 100 Frauen sind 2 Jahre nach Beginn der Nichterwerbsepisode noch 53 Frauen mit einem Kind unter 3 Jahren in Nichterwerbstätigkeit, gegenüber 28 Frauen mit jüngstem Kind im Alter zwischen 3 und unter 6 Jahren und 38 Frauen mit jüngstem Kind im Alter ab 6 Jahren. Die Unterschiede im Zusammenhang zwischen dem Alter des jüngsten Kindes und der Wahrscheinlichkeit, sich in Nichterwerbstätigkeit zu befinden, sowie der Wahrscheinlichkeit, diese zu verlassen, ergibt sich daraus, dass sich die Wahrscheinlichkeiten, in Nichterwerbstätigkeit einzutreten, ebenfalls unterscheiden. So verbleiben beispielsweise Frauen mit einem jüngsten Kind unter 3 Jahren zwar länger in Nichterwerbstätigkeit als Frauen mit jüngstem Kind im Alter zwischen 3 und unter 6 Jahren, sie haben aber aufgrund der Elternzeitregelungen eine geringere Wahrscheinlichkeit, in Nichterwerbstätigkeit einzutreten, so dass in der Summe die Wahrscheinlichkeit, Nichterwerbsperson zu sein, geringer ist.

Bei Männern hat der familiäre Kontext so gut wie keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten. Es gibt keinerlei statistisch signifikante Unterschiede zwischen Männern in unterschiedlichen Lebensformen, noch nach dem Alter des jüngsten Kindes. Lediglich bei der Anzahl der Kinder zeigt sich, dass Männer mit drei oder mehr minderjährigen Kindern schneller wieder aus Nichterwerbstätigkeit austreten als Männer mit einem, zwei oder ohne minderjährige Kinder. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen deutet sich außerdem ein (statistisch jedoch nur schwacher) Zusammenhang an, dass sich der Austritt aus Nichterwerbstätigkeit langsamer vollzieht, wenn eine pflege- oder hilfebedürftige Person im Haushalt lebt.

Ergebnisse aus Modell C in Tabelle B.17 im Anhang B zeigen, dass Frauen, die noch nie ein Kind bekommen haben, eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, innerhalb eines Jahres aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, als Frauen mit Kindern (auch wenn diese bereits volljährig sind und/oder nicht mehr mit der Mutter zusammenleben). Ob man bei der ersten Geburt mit einem Partner zusammengelebt sowie das Alter bei der ersten Geburt haben weitestgehend keinen Einfluss auf die Austrittswahrscheinlichkeit aus Nichterwerbstätigkeit.[25] Bei Männern sind diese Faktoren zur Fertilitätshistorie allesamt ohne Bedeutung. Die Ergebnisse legen nahe, dass diejenigen Faktoren der Fertilitätshistorie, die bei Frauen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zusammenhängen, Nichterwerbsperson zu sein, nicht jedoch mit der Wahrscheinlichkeit zusammenhängen, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten – beispielsweise, dass man bei der Geburt des ersten Kindes nicht mit einem Partner zusammengelebt hat – primär mit einem erhöhten Risiko verbunden sind, zunächst einmal in Nichterwerbstätigkeit einzutreten, dann jedoch nicht mehr relevant sind.

Während sich für Männer keinerlei statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen dem Verbleib in Nichterwerbstätigkeit und Merkmalen der Partnerin, mit der man zusammen lebt, zeigen, sind bei Frauen entsprechende Korrelationen vorhanden (vgl. Modell E in den Tabellen B.17 und B.18 im Anhang B). Zum einen bleiben Frauen im Durchschnitt länger in Nichterwerbstätigkeit, wenn der Partner einen niedrigen Bildungsabschluss hat und zum anderen mit steigendem Erwerbseinkommen des Partners bzw. wenn der Partner keinerlei Erwerbseinkommen erzielt.

Männer und Frauen mit Migrationshintergrund brauchen im Durchschnitt etwas länger, um aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, als vergleichbare Personen ohne Migrationshintergrund. 2 Jahre nach Beginn einer Nichterwerbsepisode sind beispielsweise von 100 Frauen mit Migrationshintergrund im Durschnitt 6 weniger aus Nichterwerbstätigkeit ausgetreten als von 100 Frauen ohne Migrationshintergrund (bzw. sind 44 von 100 Frauen mit Migrationshintergrund weiterhin in Nichterwerbstätigkeit gegenüber 38 von 100 Frauen ohne Migrationshintergrund, vgl. Tabelle 6.2). Bei Frauen werden diese Unterschiede jedoch statistisch nicht mehr signifikant, wenn für die Sprachkompetenz der Migranten kontrolliert wird und Personen ohne Migrationshintergrund Migranten mit „guten“ oder „sehr guten“ Sprechkompetenzen gegenübergestellt werden (vgl. Modell C und Modell D in Tabelle B.17 im Anhang B). Bei Männern verbleiben weiterhin Unterschiede. Überraschenderweise sind diese jedoch für Männer mit indirektem Migrationshintergrund größer als für Männer mit direktem Migrationshintergrund. Unzureichende Sprachkompetenzen sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit geringeren Austrittswahrscheinlichkeiten aus Nichterwerbstätigkeit verbunden. Aufgrund kleiner Beobachtungszahlen sind diese Ergebnisse insgesamt jedoch nicht sehr präzise.

In Modell F wird der Einfluss der Erwerbshistorie untersucht und die betrachtete Stichprobe auf Personen begrenzt, die früher bereits schon erwerbstätig waren (vgl. Tabellen B.17 und B.18 im Anhang B). Weder für Frauen noch für Männer zeigt sich, dass der beim ersten Berufseinstieg ausgeübte Beruf die Verweildauer in Nichterwerbstätigkeit beeinflusst – auch nicht wenn die Berufsgruppen stärker differenziert werden. (Insofern werden die Ergebnisse in Stuth et al. 2009 nicht gestützt.) Bei Frauen ist außerdem kein Muster in Bezug auf das Alter beim ersten Erwerbseinstieg auszumachen. Bei Männern zeigt sich demgegenüber, dass Personen mit erstmaligem Erwerbseinstieg in jungem Alter länger in Nichterwerbstätigkeit verweilen, Personen mit späterem erstmaligem Erwerbseinstieg hingegen kürzer, zumindest solange der Erwerbseinstieg nicht erst nach dem 30. Lebensjahr erfolgte.

Personen mit einer amtlich anerkannten Schwerbehinderung weisen eine deutliche geringere Wahrscheinlichkeit auf, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, als Personen ohne Schwerbehinderung (siehe Modell H in den Tabellen B.17 und B.18 im Anhang B). Dies gilt gleichermaßen für Frauen und für Männer. Aufgrund der in Abschnitt 4.3 angesprochenen Problematik, dass amtliche Feststellungen nur bedingt geeignet sind, gesundheitliche Beeinträchtigungen valide zu messen, sind diese Ergebnisse jedoch keinesfalls kausal zu interpretieren. Ähnliches gilt für den aus Modell H ersichtlichen Zusammenhang zwischen der Austrittswahrscheinlichkeit aus Nichterwerbstätigkeit und der Teilnahme an beruflicher Weiterbildung. Die Ergebnisse zeigen, dass Personen mit entsprechender Weiterbildungsteilnahme eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, innerhalb des kommenden Jahres aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten. Allerdings muss offen bleiben, ob diese höhere Austrittswahrscheinlichkeit auf die Weiterbildungsteilnahme zurückgeht oder ob vielmehr die Weiterbildung durchgeführt wurde, weil bereits klar war, dass eine Erwerbsaufnahme geplant ist.

In Modell G wird die regionale Situation untersucht (vgl. Tabellen B.17 und B.18 im Anhang B). Sowohl Frauen als auch Männern treten schneller wieder aus Nichterwerbstätigkeit aus, wenn sie in einer ländlichen und nicht in einer städtischen Region leben. Von 100 Musterfrauen in ländlichen Regionen sind 2 Jahre nach Beginn einer Nichterwerbsepisode 32 weiterhin in Nichterwerbstätigkeit gegenüber 38 Frauen in städtischen Regionen (vgl. Tabelle 6.2). Von 100 Mustermännern in ländlichen Regionen sind 2 Jahre nach Beginn einer Nichterwerbsepisode 55 weiterhin in Nichterwerbstätigkeit gegenüber 62 Männern in städtischen Regionen (vgl. Tabelle 6.3). Die geschlechtsspezifische Arbeitslosenrate auf Bundeslandebene sowie das regionale Beschäftigungswachstum im (beim ersten Berufseinstieg) ausgeübten Beruf haben jeweils keinen signifikanten Einfluss, zumindest solange für die gesamtdeutsche konjunkturelle Lage kontrolliert wird.

Die gesamtdeutsche konjunkturelle Lage hat bei Männern keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, bei Frauen jedoch zeigt sich, dass Austritte in Boom-Jahren häufiger/schneller erfolgen. In einem Boom-Jahr fällt die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, bei Frauen um gut 3 Prozentpunkte höher aus als in Jahren mit mittlerem konjunkturellem Wachstum. Zwischen Jahren mit mittlerem konjunkturellem Wachstum und Jahren mit Rezession oder Stagnation sind hingegen auch bei Frauen keine Unterschiede in der Austrittswahrscheinlichkeit festzustellen.[26]

Langfristige Trends in der Verweildauer von Nichterwerbsepisoden sind bei Frauen nicht festzustellen. Zwar ist der entsprechende Koeffizient für den Zeitraum 2007 bis 2012 im Vergleich zum Zeitraum 1999 bis 2002 positiv, was für schnellere Austritte aus Nichterwerbstätigkeit sprechen würde, in den meisten Modellspezifikationen ist dieser Effekt jedoch statistisch nicht signifikant (siehe z.B. Modelle B bis E und G und H in Tabelle B.17 im Anhang B).[27] Bei Männern zeigt sich demgegenüber, dass sich Austritte aus Nichterwerbstätigkeit im Zeitraum 2003 bis 2006 langsamer als im Vergleichszeitraum 1999 bis 2002 vollzogen, danach jedoch wieder auf das ursprüngliche Niveau zurückkehrten. Zwischen den Zeiträumen 2007 bis 2012 und 1999 bis 2002 bestehen jedenfalls keine statistisch signifikanten Unterschiede (vgl. Tabelle B.18 im Anhang B).

Betrachtet man den Zusammenhang zwischen der bisherigen Verweildauer in Nichterwerbstätigkeit und der Wahrscheinlichkeit, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, ist bei Frauen weiterhin ein negativer Zusammenhang festzustellen. Dieser ist jedoch nach Berücksichtigung der soziodemografischen Merkmale deutlich geringer, als aus den deskriptiven Darstellungen in Schaubild 6.4 suggeriert wird. Dies zeigt, dass ein Großteil des deskriptiven negativen Zusammenhangs auf Selektionseffekte zurückzuführen ist; Personen mit vielen „guten Merkmalen“, die zu hohen Austrittswahrscheinlichkeiten führen, treten schnell aus Nichterwerbstätigkeit aus und unter den Personen mit längerer Verweildauer sind vor allem diejenigen mit im Durchschnitt „schlechten Merkmalen“ anzutreffen, deren Austrittswahrscheinlichkeiten entsprechend geringer sind. Ob hinter dem auch im multivariaten Regressionsmodell bei Frauen auftretenden negativen Zusammenhang zwischen Verweildauer und Austrittswahrscheinlichkeit ein weiterer Selektionseffekt steht, beispielsweise weil sich unter den Personen mit langer Verweildauer vor allem Frauen befinden, deren (in den Daten nicht beobachtbare, aber durch kulturelle oder die Lebensanschauung geprägte) Erwerbsneigung gering ist, oder ob lange Verweildauer einen eigenständigen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit hat, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, kann jedoch nicht gesagt werden. Ein derartiger eigenständiger Einfluss der Verweildauer könnte beispielsweise dadurch begründet sein, dass berufsspezifisches Wissen und arbeitsmarktrelevante Fähigkeiten mit zunehmender Dauer außerhalb der Erwerbstätigkeit veralten und dies zu einer geringeren Wahrscheinlichkeit führt, eine passende Stelle zu finden.

Da die Verweildauer vom Auslöser des Eintritts in Nichterwerbstätigkeit abhängen könnte, wurden weitere Modellspezifikationen betrachtet, in denen nach den vermutlichen Auslösern unterschieden wurde.[28] Insgesamt stehen für diese separaten Modellspezifikationen jeweils relativ wenige Beobachtungen zur Verfügung, so dass die Ergebnisse weniger belastbar sind und daher nicht in den Tabellen dargestellt werden. Es deutet sich jedoch an, dass der negative Zusammenhang zwischen Verweildauer und Austrittswahrscheinlichkeit bei Personen besonders groß ist, bei denen der Beginn der Nichterwerbstätigkeit mit einem Eintritt in (Früh-)Rente zusammenfällt. Bei Frauen, bei denen der Beginn der Nichterwerbstätigkeit mit der Geburt eines Kindes zusammenfällt, scheint es vor allem bei Verweildauern von über 3 Jahren und bei Verweildauern von über 5 Jahren zu einem deutlichen Rückgang der Austrittswahrscheinlichkeit aus Nichterwerbstätigkeit zu kommen. Keine ausgeprägte Verweildauerabhängigkeit scheint jedoch bei Frauen zu bestehen, die im Alter von 20 Jahren als Nichterwerbspersonen in die betrachtete Bevölkerungsgruppe eintreten und bei denen die Nichterwerbstätigkeit vermutlich durch eine Ausbildung bedingt ist.

Anders als bei Frauen sind bei Männern keinerlei statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen der bisherigen Verweildauer in Nichterwerbstätigkeit und der Wahrscheinlichkeit, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, festzustellen, sobald für Unterschiede im Alters- und Bildungshintergrund kontrolliert wird (vgl. Modelle B bis H in Tabelle B.18 im Anhang B). Entsprechend scheint der in den deskriptiven Darstellungen in Schaubild 6.4 suggerierte negative Zusammenhang vor allem auf eine entsprechende Selektivität der Personen mit kürzerer und längerer bisheriger Verweildauer zurückzuführen sein.



[20] 76% der Frauen und 74% der Männer, die 2 Jahre nach dem Austritt aus Nichterwerbstätigkeit erneut zu den Nichterwerbspersonen zählen, gehörten im ersten Jahr nach dem Austritt aus Nichterwerbstätigkeit zu den Erwerbstätigen. Es handelt sich bei Nichterwerbspersonen, die schnell wieder in Nichterwerbstätigkeit zurückkehren, folglich nicht primär um Personen, die nur kurz aktiv Arbeit suchen, in dieser Zeit den Erwerbslosen zuzuordnen sind und sich danach wieder entmutigt von der Arbeitssuche verabschieden. Allerdings war mehr als die Hälfte der Männer und Frauen, die im ersten Jahr nach dem Austritt aus Nichterwerbstätigkeit zu den Erwerbstätigen gehörten und die dann wieder in Nichterwerbstätigkeit zurückkehrten, im ersten Jahr nach dem Austritt aus Nichterwerbstätigkeit lediglich geringfügig oder unregelmäßig beschäftigt. Demgegenüber fällt der Anteil der im ersten Jahr nach dem Austritt aus Nichterwerbstätigkeit geringfügig oder unregelmäßig Beschäftigten deutlich geringer aus, wenn die Person im zweiten Jahr nach dem Austritt aus der Nichterwerbstätigkeit nicht bereits wieder Nichterwerbsperson ist.

[21] Nichterwerbsepisoden, die im Jahr 1999 schon andauerten, bleiben unberücksichtigt. Eine Nichterwerbsepisode kann auf zwei Arten beginnen: Zum einen indem eine Person, die im Jahr (t-1) aktiv erwerbstätig oder arbeitslos war, im darauffolgenden Jahr (t0) zu den Nichterwerbstätigen gehört. Zum anderen legen wir fest, dass bei einer 20-jährigen Person, die nichterwerbstätig ist, ebenfalls eine Nichterwerbsepisode beginnt.

[22] Konkret werden einzelne Indikatorvariablen für die bisherigen Verweildauern von 1, von 2, von 3, von 4, von 5, von 6 oder 7 und von 8 oder mehr Jahren berücksichtigt.

[23] Die fest definierten, vorgegebenen Merkmale einer Musterfrau sind: Alter 35-39 Jahre, mittlerer Bildungsabschluss, ohne Migrationshintergrund, in einer westdeutschen Stadt mit Ehepartner und einem minderjährigen Kind im Alter über 6 Jahren zusammenlebend und ohne pflegebedürftige Person im Haushalt. Außerdem wird für die Musterfrau angenommen, dass die Geburt des ersten Kindes im Alter von 26 bis 29 Jahren erfolgte und sie zu diesem Zeitpunkt mit einem Partner zusammenlebte.Die vorgegebenen Merkmale eines typischen Mustermanns sind analog festgelegt. Allerdings wird für den Mustermann anders als für Frauen angenommen, dass er im Alter von 45-49 Jahren ist. Damit wird für Mustermänner ein deutlich höheres Alter als für Musterfrauen unterstellt, jedoch liegt dieses weiterhin unter jenem eines typischen Manns in Nichterwerbstätigkeit. Es wurde davon abgesehen das Alter des Mustermanns entsprechend höher anzusetzen, da dann die Referenzwahrscheinlichkeit für den Mustermann bereits sehr hoch ausfällt und der verbleibende Raum, der für Variation durch sonstige Merkmale verbliebe, die hemmend für einen Austritt aus Nichterwerbstätigkeit sind, entsprechend gering ausfiele.

[24] Die Prognosen basieren weitestgehend auf den Regressionsergebnissen von Modell C und werden je nach betrachtetem Merkmal auch mittels Regressionsergebnissen des Modells G erstellt.

[25] In weiteren Analysen wird außerdem für Frauen mit mehr als einem Kind kein systematischer Zusammenhang zwischen Austritten aus Nichterwerbstätigkeit und dem Altersabstand zwischen erstem und zweitem Kind gefunden.

[26] Modellspezifikationen, in denen untersucht wird, ob der Einfluss der konjunkturellen Lage zwischen einzelnen Gruppen der Nichterwerbspersonen variiert, zeigen, dass die bei Frauen höheren Austrittswahrscheinlichkeit in Boom-Jahr vor allem bei Frauen mit minderjährigem Kind und bei Frauen im Alter unter 40 Jahren festzustellen ist.

[27] Modellspezifikationen, in denen untersucht wird, ob es langfristige Trends für einzelne Gruppen der Nichterwerbspersonen gibt, zeigen, dass die Austrittsgeschwindigkeit aus Nichterwerbstätigkeit von Frauen im Alter zwischen 25 und 39 Jahren im Zeitraum 2007 bis 2012 höher ausfällt als im Zeitraum von 1999 bis 2002. Für Frauen anderer Altersgruppen ist der Effekt jedoch weiterhin statistisch nicht signifikant. Es treten außerdem keine Unterschiede zwischen Frauen mit bzw. ohne Kind oder nach Lebensform auf.

[28] Hierfür wurden als mögliche Auslöser die Geburt eines Kindes, das Auslaufen der Elternzeit, eine Entlassung,ein Renteneintritt sowie der Eintritt in die Stichprobe (d.h. die Zugehörigkeit zu den Nichterwerbspersonen im Alter von 20 Jahren) unterschieden. Bei Frauen beginnen etwa 23% der Nichterwerbsepisoden parallel zur Geburt eines Kindes, 1% parallel zum Auslaufen der Elternzeit, 4% parallel zu einer Entlassung, 11% parallel zu einem Renteneintritt und 21% durch Eintritt in die Stichprobe. Bei den restlichen etwa 39% ist kein derartiges paralleles Ereignis, das Auslöser der Nichterwerbsepisode sein könnte, zu beobachten. Bei Männern beginnt kaum eine Nichterwerbsepisode parallel zur Geburt eines Kindes oder parallel zum Auslaufen der Elternzeit, 6% beginnen jedoch parallel zu einer Entlassung, 19% parallel zu einem Renteneintritt und 25% durch Eintritt in die Stichprobe. Bei den restlichen etwa 49% ist kein paralleles Ereignis zu beobachten, das Auslöser der Nichterwerbsepisode sein könnte.

7 Aktivierbarkeit von Nichterwerbspersonen

Aufbauend auf den Ergebnissen von Modellspezifikation C aus Abschnitt 6.2 werden alle Nichterwerbspersonen nach ihrer Aktivierbarkeit klassifiziert. Für jede Person, die im Jahr t zu den Nichterwerbspersonen gehört, wird anhand ihrer individuellen Merkmale und ihrer bisherigen Verweildauer in Nichterwerbstätigkeit eine Prognose erstellt, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie bis zum darauffolgenden Jahr t+1 aus der Nichterwerbstätigkeit austritt sowie weitere Sequenzen für die Wahrscheinlichkeit zwischen t+1 und t+2, zwischen t+2 und t+3 etc. in aktive Erwerbstätigkeit oder Arbeitslosigkeit überzugehen.[29] Aufbauend auf diesen Sequenzen an vorhergesagten Übergangswahrscheinlichkeiten kann für jedes der Jahre t+1 bis t+n die Wahrscheinlichkeit ermittelt werden, aus der Nichterwerbstätigkeit ausgetreten zu sein. Diese personenspezifischen vorhergesagten Wahrscheinlichkeiten werden genutzt, um Personen nach ihrem Aktivierungsgrad zu klassifizieren. Hierfür unterscheiden wir drei Grade der Aktivierbarkeit. Als Personen mit hohem Aktivierungsgrad werden diejenigen Nichterwerbspersonen bezeichnet, bei denen die vorhergesagte Wahrscheinlichkeit, in t+2 erwerbstätig oder erwerbslos zu sein, über 50% beträgt. Als Personen mit mittlerem Aktivierungsgrad werden diejenigen Nichterwerbspersonen bezeichnet, bei denen die vorhergesagte Wahrscheinlichkeit, in t+5 erwerbstätig oder erwerbslos zu sein, über 50% beträgt, noch nicht aber in t+2. Als Personen mit geringem Aktivierungsgrad werden schließlich diejenigen Nichterwerbspersonen bezeichnet, bei denen die vorhergesagte Wahrscheinlichkeit, in t+5 erwerbstätig oder erwerbslos Kindes oder parallel zum Auslaufen der Elternzeit, 6% beginnen jedoch parallel zu einer Entlassung, 19% parallel zu einem Renteneintritt und 25% durch Eintritt in die Stichprobe. Bei den restlichen etwa 49% ist kein paralleles Ereignis zu beobachten, das Auslöser der Nichterwerbsepisode sein könnte. zu sein, weniger als 50% beträgt. Im Abgleich mit Selbsteinschätzungen erweisen sich diese empirisch abgeleiteten Aktivierungsgrade als hoch plausibel.[30]

Da diese Zuordnung zu Aktivierungsgraden auf die Ergebnisse der Verweildaueranalyse aus Abschnitt 6.2 zurückgreifen und diese auf einer vom Labour-Force-Konzept der ILO abweichenden Datenbasis erstellt wurden, das unter anderem den Erwerbsstatus auf Ebene des Kalenderjahres festlegt und nicht zum Zeitpunkt der Befragung, kann der Aktivierungsgrad nicht für alle Nichterwerbspersonen bestimmt werden. Zum einen ist die Aktivierbarkeit nur für Nichterwerbspersonen der Jahre 1999 bis 2011 bestimmbar, da zum Befragungszeitpunkt 2012 noch keine Informationen über den Erwerbsstatus im gesamten Jahr 2012 erfragt werden konnten. Zum anderen kann die Aktivierbarkeit für einzelne Nichterwerbspersonen nicht bestimmt werden, wenn sie zum Befragungszeitpunkt im entsprechenden Jahr zwar zu den Nichterwerbspersonen zählen, in einem anderen Monat des Kalenderjahres jedoch aktiv erwerbstätig sind oder falls sie sich zu irgendeinem Zeitpunkt des Kalenderjahres arbeitslos gemeldet haben. Vor allem bei Personen, deren Aktivierbarkeitsgrad nicht bestimmt werden kann, weil sie im jeweiligen Kalenderjahr erwerbstätig waren, ist jedoch davon auszugehen, dass sie eigentlich einen hohen Aktivierungsgrad haben. Bei Personen, deren Aktivierbarkeitsgrad nicht bestimmt werden kann, weil sie im entsprechenden Kalenderjahr arbeitslos waren, ist demgegenüber nicht uneingeschränkt zu erwarten, dass sie einen hohen Aktivierungsgrad haben, da dieser Gruppe auch Discouraged Workers angehören können, deren Aktivierungsgrad im Durchschnitt eher gering ausfallen dürfte. Bei einigen Personen liegen außerdem keine Lebenslaufinformationen vor, so dass für diese ebenfalls kein Aktivierungsgrad bestimmt werden kann.

7.1 Entwicklung im Zeitablauf

In Schaubild 7.1 ist der jeweilige Umfang der Nichterwerbspersonen nach Aktivierungsgrad im Zeitablauf dargestellt, in Schaubild 7.2 der jeweilige Anteil der Nichterwerbspersonen nach Aktivierungsgrad. Bei Männern ist klar ersichtlich, dass der Umfang aber auch der Anteil der Männer mit geringem Aktivierungsgrad in den zurückliegenden Jahren deutlich gesunken ist. Der Anteil der Männer mit hohem Aktivierungsgrad und (trotz des zu verzeichnenden Rückgangs der Gesamtzahl der männlichen Nichterwerbspersonen) auch die Anzahl der Männer mit hohem Aktivierungsgrad sind entsprechend gestiegen. Im Jahr 2011 trifft auf etwa 640 000 männliche Nichterwerbspersonen zu, dass ihnen ein hoher Aktivierungsgrad zugeordnet wird.[31] Differenzierungen für die Untergruppen der Nichterwerbspersonen zeigen deutlich, dass der Anteil derjenigen mit hohem Aktivierungsgrad vor allem unter den sonstige Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit hoch ausfällt und der Anteil derjenigen mit geringem Aktivierungsgrad unter den sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbstätigkeit dominiert (vgl. Schaubild B.8 im Anhang B). Bei Frauen sind diese Unterschiede im Aktivierungsgrad zwischen den Nichterwerbspersonengruppen ebenfalls sichtbar, jedoch nicht derart ausgeprägt wie bei Männern (vgl. Schaubild B.7 im Anhang).

Abbildung 30. Schaubild 7.1: Umfang der Nichterwerbspersonen nach Aktivierungsgrad im Zeitablauf (Angaben in Millionen, getrennt nach Geschlecht)

Liniendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 1999-2011, eigene Auswertungen.

Bei Frauen ist der Anteil der Nichterwerbspersonen mit hohem Aktivierungsgrad in den vergangenen Jahren ebenfalls höher als noch um das Jahr 2000 und auch der Umfang der hoch Aktivierbaren ist leicht gestiegen (auf etwa 670 000 Frauen im Jahr 2011).[32] Bei Frauen zeigt sich außerdem, dass der Anteil der hoch Aktivierbaren im Jahr vor einem Boom-Jahr höher ausfällt, als in sonstigen Jahren (beispielsweise ist dies in den Jahren 2005 und 2006 sowie 2009 und 2010 der Fall). Dies ist auf den bei Frauen positiven Zusammenhang zwischen guter Konjunktur und Austrittswahrscheinlichkeit aus Nichterwerbstätigkeit zurückzuführen, der in Abschnitt 6.2 dargestellt wurde.

Abbildung 31. Schaubild 7.2: Anteil der Nichterwerbspersonen nach Aktivierungsgrad im Zeitablauf (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht)

Liniendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 1999-2011, eigene Auswertungen.

7.2 Zusammensetzung der Gruppen

In den Tabellen 7.1 und 7.2 wird getrennt für Männer und Frauen dargestellt, welche Zusammensetzung diejenigen Personengruppen haben, denen ein hoher, mittlerer oder geringer Aktivierungsgrad zugeordnet wird. Es zeigt sich, dass Nichterwerbspersonen mit hohem Aktivierungsgrad im Durchschnitt sehr jung sind, sich häufig noch in Ausbildung befinden (42% der Frauen und 75% der Männer) und bisher nur über wenig Berufserfahrung verfügen. Ein überproportional hoher Anteil der weiblichen Nichterwerbspersonen mit hohem Aktivierungsgrad lebt außerdem in Ostdeutschland (23% gegenüber 11% bzw. 14% der Frauen mit mittlerem oder geringem Aktivierungsgrad). Männliche Nichterwerbspersonen mit hohem Aktivierungsgrad sind außerdem häufig alleinstehend (85%).

Tabelle 7.1: Struktur von Nichterwerbspersonen nach Aktivierungsgrad - Frauen
hoch mittel gering unbestimmt (erwerbstätig) unbestimmt (arbeitslos)
Ost (Anteil in %)

23

11

14

35

10

Alter (Durchschnitt in Jahren)

29,5

41,3

58,8

44,7

38,6

Altersgruppe (Anteil in %)
20-24 Jahre

38

10

<1

10

30

25-39 Jahre

50

25

2

28

24

40-54 Jahre

12

63

12

26

21

55-64 Jahre

3

87

36

26

In Ausbildung (Anteil in %)

42

13

<1

3

38

In Rente (Anteil in %)

2

13

50

2

10

Mit Schwerbehinderung (Anteil in %)

6

16

31

11

11

Mit Migrationshintergrund (Anteile in %)

24

32

24

32

31

Bildungshintergrund
niedrig (ISCED 1&2)

18

18

26

34

16

mittel (ISCED 3&4)

57

60

57

46

60

hoch (ISCED 5&6)

16

17

13

14

15

Keine Angabe Bildungshintergrund

9

6

4

6

9

Lebensform (Anteil in %)
Mit Ehepartner, mit minderjährigem Kind

39

50

5

10

16

In Lebensgemeinschaft mit minderjährigem Kind

6

1

6

1

Alleinerziehend mit minderjährigem Kind

6

1

16

4

Mit Ehepartner, ohne (minderjährige) Kinder

5

27

70

28

27

In Lebensgemeinschaft ohne (minderjährige) Kinder

6

2

3

5

9

Ohne Partner, ohne (minderjährige) Kinder

38

19

22

36

43

Berufserfahrung in Vollzeit (Durchschnitt in Jahren)

3,1

7,4

15,2

11,1

7,8

Berufserfahrung in Teilzeit (Durchschnitt in Jahren)

1,4

2,1

5,6

3,6

5,4

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2011, eigene Berechnungen.

Tabelle 7.2: Struktur von Nichterwerbspersonen nach Aktivierungsgrad - Männer
hoch mittel gering unbestimmt (erwerbstätig) unbestimmt (arbeitslos)
Ost (Anteil in %)

22

23

21

32

12

Alter (Durchschnitt in Jahren)

25,0

52,3

61,3

47,1

33,8

Altersgruppe (Anteil in %)
20-24 Jahre

67

2

8

50

25-39 Jahre

27

1

20

19

40-54 Jahre

6

51

3

32

9

55-64 Jahre

<1

47

97

40

22

In Ausbildung (Anteil in %)

75

2

<1

3

59

In Rente (Anteil in %)

4

76

80

2

21

Mit Schwerbehinderung (Anteil in %)

8

63

44

28

10

Mit Migrationshintergrund (Anteil in %)

27

13

23

27

22

Bildungshintergrund (Anteil in %)
niedrig (ISCED 1&2)

22

22

14

27

17

mittel (ISCED 3&4)

53

46

61

60

54

hoch (ISCED 5&6)

6

30

20

9

10

Keine Angabe Bildungshintergrund

19

3

5

4

18

Lebensform (Anteil in %)
Mit Ehepartner, mit minderjährigem Kind

7

13

1

11

6

In Lebensgemeinschaft mit minderjährigem Kind

1

1

<1

5

<1

Alleinerziehend mit minderjährigem Kind

1

1

<1

Mit Ehepartner, ohne (minderjährige) Kinder

2

40

71

29

20

In Lebensgemeinschaft ohne (minderjährige) Kinder

5

4

2

3

8

Ohne Partner, ohne (minderjährige) Kinder

85

42

26

50

66

Berufserfahrung in Vollzeit (Durchschnitt in Jahren)

1,4

20,0

32,9

18,4

10,6

Berufserfahrung in Teilzeit (Durchschnitt in Jahren)

0,6

0,5

0,6

0,8

1,1

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2011, eigene Berechnungen.

7.3 Simulationen

Wie in Abschnitt 7.1 gezeigt wurde, beeinflusst die wirtschaftliche Lage bei Frauen die Austrittswahrscheinlichkeiten aus Nichterwerbstätigkeit und dementsprechend auch den Umfang der weiblichen Nichterwerbspersonen mit hohem Aktivierungsgrad. Bei den Darstellungen in Abschnitt 7.1 wurde für die Prognose der Austrittswahrscheinlichkeiten aus Nichterwerbstätigkeit unterstellt, dass in allen in der Zukunft liegenden Jahren ein mittleres Wirtschaftswachstum eintreten wird. In diesem Abschnitt stellen wir dieser Prognose zwei weitere gegenüber, die eine Situation mit zwei Jahren überdurchschnittlichen Wachstums (d.h. von 3% oder mehr) und darauf folgend 3 Jahren mittleren Wachstums und eine Situation mit 5 Jahren überdurchschnittlichen Wachstums unterstellen. Um die Wirkung dieser Simulationen zu beurteilen, wird deren Einfluss auf den Aktivierungsgrad aller Nichterwerbspersonen des Jahres 2011 betrachtet.

Bei beiden Szenarien mit hohem Wachstum steigt die Anzahl der weiblichen Nichterwerbspersonen mit hohem Aktivierungsgrad um etwa 200 000 Personen bzw. um 4 Prozentpunkte an (vgl. Tabelle 7.3). Gleichzeitig sinkt die Anzahl der weiblichen Nichterwerbspersonen mit geringem Aktivierungsgrad. Im Szenario mit 2 Boom-Jahren sinkt der Umfang der gering Aktivierbaren um etwa 66 000 und im Szenario mit 5 Boom-Jahren um etwa 91 000 Frauen. Bei Männern treten hingegen kaum Unterschiede zwischen den Szenarien auf, was darauf zurückzuführen ist, dass für Männer kein entsprechender Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Austritten aus Nichterwerbstätigkeit festgestellt wurde (vgl. Tabelle B.18 im Anhang B).

Neben der wirtschaftlichen Lage bieten sich für Politiksimulationen nur wenige der in den Regressionsmodellen berücksichtigten Faktoren an. Zum einen sind eine Reihe von Merkmalen entweder politisch gar nicht oder zumindest für Personen, die aktuell zu den Nichterwerbspersonen gehören, nicht kurzfristig veränderlich, beispielsweise das Alter oder der höchste Bildungsabschluss. Zum anderen ist bei einer Reihe von Merkmalen höchst zweifelhaft, ob die beobachteten Zusammenhänge im Austrittsverhalten aus Nichterwerbstätigkeit einen kausalen Effekt widerspiegeln oder nicht vielmehr auf unbeobachtbare Faktoren zurückzuführen sind, die in der Analyse nicht berücksichtigt werden können. Beispielsweise ist offen, ob der Zusammenhang zwischen Alter und Austrittswahrscheinlichkeit tatsächlich kausal auf eine geringere Nachfrage nach älteren Arbeitnehmern zurückzuführen ist oder auf geringere Anstrengungen, beispielsweise falls es sich bei den älteren Nichterwerbsperson vor allem um Personen handelt, die bereits in Rente eingetreten sind und keine Erwerbsaufnahme mehr anstreben, oder auf eine Mischung aus beidem. Daher wird im Folgenden lediglich eine weitere Simulation dargestellt, bei der unterstellt wird, dass die Sprachkompetenz von Personen mit Migrationshintergrund verbessert wird.[33]

Tabelle 7.3a: Variation des Aktivierungsgrads bei alternativen Wachstumsszenarien (Aktivierungsgrad für Nichterwerbspersonen des Jahres 2011, Frauen)
hoch mittel gering unbestimmt
Basisszenario "mittleres Wachstum"

669 000/14%

836 000/17%

1 850 000/38%

1 495 000/31%

Szenario "2 Boom-Jahre"

870 000/18%

701 000/14%

1 784 000/37%

1 495 000/31%

Szenario "5 Boom-Jahre"

870 000/18%

792 000/16%

1 693 000/35%

1 495 000/31%

Quelle: SOEP v29, Jahr 2011, eigene Berechnungen.

Tabelle 7.3b: Variation des Aktivierungsgrads bei alternativen Wachstumsszenarien (Aktivierungsgrad für Nichterwerbspersonen des Jahres 2011, Männer)
hoch mittel gering unbestimmt
Basisszenario "mittleres Wachstum"

641 000/23%

292 000/10%

751 000/27%

1 124 000/40%

Szenario "2 Boom-Jahre"

654 000/23%

284 000/10%

746 000/27%

1 124 000/40%

Szenario "5 Boom-Jahre"

654 000/23%

288 000/10%

742 000/26%

1 124 000/40%

Quelle: SOEP v29, Jahr 2011, eigene Berechnungen.

Für die Simulation wird angenommen, dass sämtliche Nichterwerbspersonen mit Migrationshintergrund, die ihre Sprechkompetenz der deutschen Sprache mit „es geht“ bewerten, auf ein gutes oder sehr gutes Niveau angehoben werden. Insgesamt machen 9% der weiblichen und 17% der männlichen Nichterwerbspersonen des Jahres 2011 die Angabe, dass sie über ein derartiges mittleres Sprachniveau verfügen.[34] Dies entspricht etwa 60 000 weiblichen und 260 000 männlichen Nichterwerbspersonen mit Migrationshintergrund. Des Weiteren wird für die Simulation unterstellt, dass der gemessene Zusammenhang zwischen Sprechkompetenz und Austrittsverhalten aus Nichterwerbstätigkeit einen kausalen Zusammenhang abbildet und nicht auf eventuelle sonstige Unterschiede in der Erwerbsneigung zurückzuführen ist. Die Ergebnisse der Simulation sind in Tabelle 7.4 dargestellt und weisen für das Jahr 2011 den Umfang und Anteil der Nichterwerbspersonen mit Migrationshintergrund nach ihrem Aktivierungsgrad aus. Die Ergebnisse werden ausschließlich für Männer dargestellt, da der in Modell D gemessene Zusammenhang zwischen mittlerem Sprachniveau und Austrittswahrscheinlichkeit bei Frauen nicht signifikant ist (vgl. Tabelle B.17 im Anhang B).[35]

Tabelle 7.4: Variation des Aktivierungsgrads von Personen mit Migrationshintergrund bei alternativen Sprachkenntnissen (Aktivierungsgrad für Nichterwerbspersonen des Jahres 2011)
Männer mit Migrationshintergrund
hoch mittel gering unbestimmt
Basisszenario

107 000/16%

107 /00016%

150 000/23%

299 000/45%

Szenario "Sprechkenntinis ist ´gut´/´sehr gut´statt ´es geht´"

116 000/18%

98 000/15%

150 000/23%

299 000/45%

Quelle: SOEP v29, Jahr 2011, eigene Berechnungen.

Für männliche Nichterwerbspersonen mit Migrationshintergrund zeigt sich im Basisszenario, dass jeweils etwa 16% einen hohen bzw. einen mittleren Aktivierungsgrad haben. Bei Verbesserung der Sprachkenntnisse und unter der Annahme, dass es sich beim Zusammenhang zwischen Sprachkenntnissen und Austrittswahrscheinlichkeit aus Nichterwerbstätigkeit um einen kausalen Wirkmechanismus handelt, verändert sich die Aktivierbarkeit nur geringfügig; die Anzahl der männlichen Nichterwerbspersonen mit Migrationshintergrund mit hohem Aktivierungsgrad steigt demnach um knapp 10 000 Personen zu Lasten der Anzahl jener mit mittlerem Aktivierungsgrad. Einschränkend muss jedoch hinzugefügt werden, dass diese Simulationen aufgrund der insgesamt eher kleinen Fallzahlen und der vielen fehlenden Angaben über Sprachkenntnisse als wenig präzise anzusehen sind.



[29] Hierfür wird jeweils unterstellt, dass die soziodemografischen Merkmale im Zeitablauf konstant bleiben, die bisherige Verweildauer aber um jeweils ein Jahr steigt. Des Weiteren wird für jedes der Jahre die jeweils tatsächlich eingetretene konjunkturelle Situation unterstellt. Für alle Prognosen, die sich auf Jahre nach 2012 beziehen, wird zum einen angenommen, dass jeweils ein mittleres Wirtschaftswachstum erzielt wird, und zum anderen, dass der Periodeneffekt für den Zeitraum 2007 bis 2012 unverändert wirkt.

[30] In ungeraden Befragungsjahren wird von Nichterwerbspersonen im SOEP die selbsteingeschätzte Wahrscheinlichkeit erfragt, in den nächsten 2 Jahren eine bezahlte Beschäftigung aufzunehmen bzw. sich selbstständig zu machen. Kontrastiert man diese Auskünfte mit dem empirisch ermittelten Aktivierungsgrad, zeigt sich, dass kaum eine Person, die sich selbst eine geringe Wahrscheinlichkeit zur Beschäftigungsaufnahme attestiert, einen hohen Aktivierungsgrad zugewiesen bekommt. Gleichzeitig fällt der Anteil derjenigen mit hohem Aktivierungsgrad umso höher aus, je höher die selbsteingeschätzte Wahrscheinlichkeit einer Erwerbsaufnahme ist. Einen ähnlichen Zusammenhang findet man beim Vergleich des Aktivierungsrads mit Selbstauskünften dazu, ob es als leicht, schwierig oder praktisch unmöglich angesehen wird, eine geeignete Stelle zu finden. Weniger als 2% derjenigen, die es als leicht ansehen, eine geeignete Stelle zu finden, bekommen einen geringen Aktivierungsgrad zugewiesen, 48% hingegen einen hohen.

[31] Hinzu kommen im Jahr etwa 265 000 männliche Nichterwerbspersonen, deren Aktivierungsgrad nicht bestimmt werden kann, weil sie innerhalb des Jahres mindestens einen Monat lang erwerbstätig waren. Von diesen Personen ist ebenfalls auszugehen, dass sie einen hohen Aktivierungsgrad haben bzw. sogar bereits aktiviert wurden.

[32] Im Jahr 2011 gab es außerdem etwa 282 000 weibliche Nichterwerbspersonen, deren Aktivierungsgrad aufgrund einer Erwerbstätigkeit in mindestens einem Monat des Kalenderjahres nicht bestimmt werden kann und bei denen ebenfalls davon auszugehen ist, dass sie einen hohen Aktivierungsgrad haben bzw. sogar bereits aktiviert wurden.

[33] Gegenwärtig fördert die Bundesregierung Kurse zur Verbesserung der Sprachkompetenz von Personen mit Migrationshintergrund beispielsweise durch das ESF-BAMF-Programm „Deutsch für den Beruf“ oder im Rahmen von Integrationskursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Von Seiten des BMAS gibt es unter anderem das Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung".

[34] Einschränkend ist anzumerken, dass im Jahr 2011 für 34% der weiblichen und 27% der männlichen Nichterwerbspersonen mit Migrationshintergrund keine Angaben über ihre Sprachkenntnisse vorliegen.

[35] Gleichzeitig weist der (insignifikante) Punktschätzer bei Frauen das „falsche“ Vorzeichen auf, geht also nicht in die erwartete Richtung.

8 Erwerbspläne von Nichterwerbspersonen

In diesem Kapitel betrachten wir Selbstauskünfte der im SOEP befragten Nichterwerbspersonen der Jahre 2007 bis 2012 über ihre Erwerbspläne für die Zukunft. Hierzu enthält das SOEP zum einen die Frage, ob man beabsichtigt, in Zukunft (wieder) eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Angaben zu dieser Frage sind in Schaubild 8.1 dargestellt. Zum anderen wird nachgefragt, wann man die Erwerbstätigkeit aufnehmen will und in welchem Zeitumfang. Angaben hierzu finden sich in den Schaubildern 8.2 und 8.3. Es zeigt sich, dass jeweils mehr als die Hälfte aller männlichen und weiblichen Nichterwerbspersonen nicht beabsichtigt, wieder erwerbstätig zu werden. Für 22% der weiblichen Nichterwerbspersonen ist eine zukünftige Erwerbsaufnahme hingegen „ganz sicher“, für weitere 13% „wahrscheinlich“. Von den männlichen Nichterwerbspersonen sagen 31%, dass eine zukünftige Erwerbsaufnahme „ganz sicher“ und 8%, dass sie „wahrscheinlich“ ist. Auf Grundlage der Auswertungen des SOEP entspricht dies im Jahr 2012 etwa 1,1 Mio. weiblichen Nichterwerbspersonen und knapp 1,0 Mio. männlichen Nichterwerbspersonen, die „ganz sicher“ eine zukünftige Erwerbsaufnahme beabsichtigen.

Zwischen den unterschiedlichen Nichterwerbsgruppen gibt es deutlich Unterschiede. Drei Viertel der Frauen und Männer der sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbstätigkeit, die wie in Abschnitt 4.1 gezeigt, zu einem erheblichen Anteil aus Personen in Rente bestehen, beabsichtigen „ganz sicher nicht“ mehr erwerbstätig zu werden.[36] In der Stillen Reserve, die einen erheblichen Anteil an Personen in Ausbildung umfasst, beabsichtigen hingegen 43% der Frauen und 61% der Männer „ganz sicher“ in Zukunft eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Ein beträchtlicher Anteil der sonstigen Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit äußert ebenfalls, zukünftig eine Erwerbstätigkeit aufnehmen zu wollen.

Abbildung 32. Schaubild 8.1: Erwerbspläne von Nichterwerbspersonen (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht, Frage „Beabsichtigen Sie, in Zukunft (wieder) eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen?“)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Personen, die nach langer Arbeitslosigkeit entmutigt sind und die aktuell keine Arbeit mehr suchen („Discouraged Worker“), treffen etwas häufiger die Aussage, dass sie zukünftig „ganz sicher nicht“ mehr erwerbstätig werden als die durchschnittliche Nichterwerbsperson. Überraschenderweise beabsichtigt jedoch etwa ein Viertel der Discouraged Worker, zukünftig „ganz sicher“ oder „wahrscheinlich“ wieder erwerbstätig zu werden. Zumindest die für die Untersuchung gewählte Abgrenzung der Discouraged Worker umfasst also nicht nur Personen, die sich vollständig entmutigt vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben.

Abbildung 33. Schaubild 8.2: Möglicher Zeitpunkt einer Erwerbsaufnahme von Nichterwerbspersonen (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht, Frage „Wann etwa wollen Sie Ihre Erwerbstätigkeit aufnehmen?“)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Die in Abschnitt 7 entwickelte Untergliederung von Nichterwerbspersonen nach Aktivierungsgrad weist eine enge Korrelation mit den Erwerbsabsichten auf. Vor allem Nichterwerbspersonen mit hohem Aktivierungsgrad sowie jene deren Aktivierungsgrad unbestimmt ist, da sie zu einem anderen Zeitpunkt im Kalenderjahr erwerbstätig oder arbeitslos waren, beabsichtigen zu großen Teilen „ganz sicher“ wieder erwerbstätig zu werden (vgl. Schaubild B.9 im Anhang B).

Abbildung 34. Schaubild 8.3: Gewünschter Beschäftigungsumfang von Nichterwerbspersonen bei Erwerbsaufnahme (Angaben in Prozent, getrennt nach Geschlecht, Frage „Wären Sie an einer Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung interessiert, oder wäre Ihnen beides recht?“)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Demgegenüber sagen etwa 95% der nichterwerbstätigen Männer und Frauen mit geringem Aktivierungsgrad, dass sie „ganz sicher nicht mehr“ beabsichtigen, erwerbstätig zu sein.

Der Anteil der Personen, die „möglichst sofort“ eine Erwerbstätigkeit aufnehmen will, beträgt bei nichterwerbstätigen Frauen 8% und bei nichterwerbstätigen Männer 13% (Schaubild 8.2). Im Jahr 2012 entspricht dies etwa 370 000 weiblichen Nichterwerbspersonen und 460 000 männlichen Nichterwerbspersonen, die „möglichst sofort“ eine zukünftige Erwerbsaufnahme beabsichtigen (bzw. etwa 210 000 Frauen und 340 000 Männern, die sowohl sagen „ganz sicher“ eine Erwerbstätigkeit zu beabsichtigen und diese gleichzeitig „möglichst sofort“ aufnehmen wollen). Vor allem ein Großteil der Personen der Stillen Reserve würde „möglichst sofort“ eine Erwerbstätigkeit aufnehmen. Von den sonstigen Nichterwerbspersonen äußert hingegen fast niemand, „möglichst sofort“ eine Erwerbstätigkeit aufnehmen zu wollen, weder von jenen mit früherer Erwerbstätigkeit noch von jenen ohne bisherige Erwerbstätigkeit. Insgesamt ist bei sonstigen Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit eine Erwerbsaufnahme eher längerfristig geplant, beispielsweise sagen 35% der Frauen und 51% der Männer der sonstigen Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit innerhalb eines Zeitraums von 2 bis 5 Jahren erwerbstätig werden zu wollen. Dies spiegelt vermutlich den Zeithorizont wider, der zur Beendigung der Ausbildung bei vielen Personen aus dieser Gruppe der Nichterwerbspersonen notwendig ist.

Abbildung 35. Schaubild 8.4: Gründe für eine Erwerbsaufnahme von Nichterwerbspersonen (Angaben in Prozent bezogen auf Nichterwerbspersonen mit Erwerbswunsch, getrennt nach Geschlecht, Frage „Es gibt ja verschiedene Gründe dafür, berufstätig zu sein. Was steht bei Ihnen im Vordergrund: dass Sie Geld verdienen oder andere Gründe?“)

Balkendiagramm

Quelle: SOEP v29, Jahre 2007-2012, eigene Auswertungen.

Auch unter den Nichterwerbspersonen mit hohem Aktivierungsgrad beabsichtigt die Mehrheit nicht, „möglichst sofort“ eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen (vgl. Schaubild B.10 im Anhang B). Viele wollen hingegen „in 2 bis 5 Jahren“ erwerbstätig werden. Dies spiegelt den zum Teil hohen Anteil an Personen unter den hoch Aktivierbaren wider, die noch in Ausbildung sind. Bei Nichterwerbspersonen, deren Aktivierungsgrad aufgrund von Arbeitslosigkeit unbestimmbar ist, fällt der Anteil derjenigen, die „möglichst sofort“ eine Erwerbstätigkeit aufnehmen wollen, hingegen deutlich höher aus.

Bei Frauen beabsichtigen mehr Nichterwerbspersonen zukünftig eine Teilzeitbeschäftigung aufzunehmen als eine Vollzeitbeschäftigung (Schaubild 8.3). Vor allem Frauen der Stillen Reserve können sich primär Teilzeitbeschäftigungen vorstellen. Erwerbstätigkeit in Vollzeitbeschäftigung streben hingegen vor allem weibliche sonstige Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit an. Bei Männern hingegen dominiert vor allem die Vorstellung, in Vollzeitbeschäftigung einzutreten; Teilzeitbeschäftigungen werden demgegenüber eher selten angestrebt. Lediglich bei den Discouraged Workers und bei Personen der Stillen Reserve strebt auch eine gewisse Anzahl an Männern explizit Teilzeitbeschäftigungen an oder ist sowohl an einer Teilzeit- als auch an einer Vollzeitbeschäftigung interessiert.

Personen, die zukünftig eine Erwerbstätigkeit beabsichtigen, wurden außerdem danach gefragt, welcher Grund, berufstätig zu sein, bei ihnen im Vordergrund steht. Als mögliche Antworten wurden dabei zur Auswahl gestellt: „Geld verdienen“, „andere Gründe“ und „beides gleichermaßen“. Schaubild 8.4 zeigt die unterschiedlichen Motivationen der Nichterwerbsgruppen, die eine Erwerbstätigkeit beabsichtigen. Es wird deutlich, dass „Geld verdienen“ eine enorme Bedeutung für eine Berufstätigkeit hat. Bei nichterwerbstätigen Männer sagen nur 3% und bei nichterwerbstätigen Frauen nur 6%, dass vor allem „andere Gründe“ im Vordergrund stehen.



[36] Jeweils 94% der männlichen und weiblichen Nichterwerbspersonen in Rente beabsichtigen „ganz sicher nicht“ (mehr) eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen.

9 Zusammenfassung und Diskussion von Aktivierungsstrategien

Im Zeitraum 1999 bis 2012 sank die Anzahl der Nichterwerbspersonen von 10,6 Mio. auf 7,6 Mio. Personen, was über einem Viertel entspricht. Die Anzahl der Nichterwerbspersonen verringerte sich sowohl bei Frauen als auch bei Männern, wobei der Rückgang der Nichterwerbspersonen bei Frauen nicht nur in absoluten, sondern auch in relativen Termini stärker ausfiel (-33% vs. -20%). Gleichzeitig ist die Anzahl der erwerbstätigen Frauen zwischen 1999 und 2012 von 17,1 Mio. auf 19,7 Mio. gestiegen. Der Rückgang des Umfangs der Nichterwerbspersonen ist vor allem auf einen Rückgang der Anzahl der sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbstätigkeit zurückzuführen. Die Anzahl der Männer in der Stillen Reserve fällt im Jahr 2012 demgegenüber sogar größer aus als noch 1999. Die Anzahl der Frauen in der Stillen Reserve ist laut SOEP zwischen 1999 und 2012 nahezu konstant geblieben.

Gleichzeitig ist eine deutliche Veränderung der soziodemografischen Struktur der Nichterwerbspersonen zu beobachten. Das Durchschnittsalter der Nichterwerbspersonen sank im Zeitablauf um mehr als drei Jahre, zum einen, weil sich der Anteil der Nichterwerbspersonen, die 20 bis 24 Jahre alt sind, fast verdoppelte und zum anderen, weil sich der Anteil der Nichterwerbspersonen, die 55 Jahre oder älter sind, deutlich verringerte. Entsprechend ist der Anteil der Nichterwerbspersonen in Ausbildung deutlich gestiegen und der Anteil jener in Rente deutlich gesunken, was darauf hindeutet, dass ein bedeutender Teil des Rückgangs der Nichterwerbspersonenzahl auf die in den vergangenen zwei Jahrzehnten umgesetzten Reformen im Bereich der Frühverrentung zurückzuführen ist. Dieser dürfte vor allem für die Entwicklung bei Männern ausschlaggebend sein. Da der Rückgang der Nichterwerbspersonenzahl bei Frauen größer ausfällt als bei Männern und dort ein paralleler Anstieg der Erwerbstätigenzahlen festzustellen ist, kann davon ausgegangen werden, dass bei Frauen weitere Faktoren eine Rolle spielen. In Frage kommen hierfür unter anderem ein genereller Mentalitätswandel in Bezug auf Frauenerwerbstätigkeit und strukturelle Änderungen im Bereich der Kinderbetreuung.

Betrachtet man die Aktivierbarkeit der Nichterwerbspersonen im Zeitablauf, zeigt sich, dass die Anzahl und der Anteil der Männer mit geringem Aktivierungsgrad in den zurückliegenden Jahren deutlich gesunken ist, die Anzahl und der Anteil derjenigen mit hohem Aktivierungsgrad hingegen gestiegen ist. Auch bei Frauen sind der Anteil und die Anzahl der Nichterwerbspersonen mit hohem Aktivierungsgrad in den vergangenen Jahren höher als noch um das Jahr 2000 herum.

Auf Grundlage der Auswertungen des SOEP gab es im Jahr 2012 knapp 4,7 Mio. weibliche und 2,9 Mio. männliche Nichterwerbspersonen, was einem Anteil von 18% bzw. 12% der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren entspricht.

Nichterwerbstätigkeit weist ein deutlich ausgeprägtes Altersprofil auf. Zunächst sinkt der Anteil der Nichterwerbspersonen mit zunehmendem Alter und steigt ab einem Alter von etwa 50 Jahren kontinuierlich wieder an. Zwischen Männern und Frauen unterscheidet sich dieses Muster primär darin, dass bei Frauen in der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen der Anteil der Erwerbstätigen um jeweils gute zehn Prozentpunkte unter jenem der Männer liegt, während der Anteil der Nichterwerbspersonen jeweils um etwa zehn Prozentpunkte darüber liegt. Die Altersprofile sind unter anderem darauf zurückzuführen, dass ein bedeutender Anteil der Nichterwerbspersonen sich noch in Ausbildung befindet oder bereits in den (Vor-)Ruhestand eingetreten ist und dabei jeweils keiner Nebentätigkeit nachgeht. Auf insgesamt 17% der Nichterwerbspersonen trifft im Zeitraum 2007 bis 2012 zu, dass sie sich in Ausbildung befinden und auf 34%, dass sie in Rente sind.[37]

Nichterwerbspersonen haben im Durchschnitt seltener einen hohen formalen Bildungsabschluss als Erwerbstätige. Außerdem zeigt sich, dass ein hohes Qualifikationsniveau eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt erleichtert. Dementsprechend sind Frauen, die nach langer Phase der Nichterwerbstätigkeit wieder erwerbstätig wurden („Wiedereinsteigerinnen“), im Durchschnitt höher gebildet als die Gesamtheit der weiblichen Nichterwerbspersonen.

Etwas über ein Viertel aller Nichterwerbspersonen hat eine amtlich festgestellte Erwerbsminderung oder Schwerbehinderung. Sie sind vor allem unter den sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbstätigkeit zu finden und häufig in Rente. Die sonstigen Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit und Frauen der Stillen Reserve sind hingegen nicht öfter von einer Erwerbsminderung oder Schwerbehinderung betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung.

Der Anteil der Nichterwerbspersonen ist bei Männern und Frauen mit Migrationshintergrund, vor allem bei jenen, die einen direkten Migrationshintergrund haben, höher als bei Personen ohne Migrationshintergrund. Ungenügende Deutschkenntnisse sind möglicherweise ein Grund für die unterschiedliche Erwerbsbeteiligung von Personen mit Migrationshintergrund.

Frauen mit unverheiratetem Lebenspartner sind insgesamt deutlich öfter erwerbstätig und gehören deutlich seltener zu den Nichterwerbspersonen als Frauen, die mit ihrem Ehepartner zusammenleben. Dies zeigt sich sowohl bei Frauen mit als auch bei Frauen ohne minderjährige Kinder. Bei Männern ist hingegen ein vollständig gegenläufiges Bild festzustellen. Verheiratete Männer (mit minderjährigem Kind) weisen die geringste Wahrscheinlichkeit auf, zu den Nichterwerbspersonen zu gehören. In der Gesamtschau wird klar, dass Ehepaare mit minderjährigen Kindern diejenige Gruppe sind, in der eine „traditionelle“ Arbeitsteilung, bei der der Mann erwerbstätig ist und die Frau sich um Haushalt und Kind(er) kümmert, (noch) am häufigsten anzutreffen ist. In Lebensgemeinschaften mit Kindern ist eine derartige Rollenteilung deutlich seltener vorzufinden. Hierfür mögen die Anreizeffekte des Steuer- und Sozialversicherungssystems für Ehepartner, eine Rolle spielen. Zum Teil dürften diese Unterschiede jedoch auch darauf zurückzuführen sein, dass Paare, die eine eher traditionelle Rollenteilung anstreben, eher heiraten als Paare, die keine derartige traditionelle Rollenteilung verfolgen.

Alleinerziehende sind keine übermäßig häufig unter Nichterwerbspersonen anzutreffende Personengruppe. Der Anteil der Nichterwerbspersonen ist bei alleinerziehenden Müttern nahezu identisch mit jenem von Müttern mit minderjährigen Kindern, die mit einem Ehepartner zusammenleben. Allerdings sind alleinerziehende Mütter öfter erwerbslos.

Frauen, deren jüngstes Kind unter 3 Jahre alt ist, sind zwar keine Personengruppe, die übermäßig häufig unter den Nichterwerbspersonen anzutreffen ist, da sie, solange sie in Elternzeit sind, zu den Erwerbstätigen gezählt werden, ihnen fällt es jedoch deutlich schwerer, in Erwerbstätigkeit einzusteigen, als Frauen mit älteren Kindern. Neben der Betreuung von Kindern kann auch die Betreuung anderer Personen im Haushalt ein Grund für die Nichtteilnahme am Erwerbsleben sein. Dies gilt für weibliche Nichterwerbspersonen in etwas stärkerem Maße als für männliche. Außerdem zeigt sich, dass auch andere Aspekte der familiären Situation (z.B. Erwerbsstatus oder Einkommen des Partners/der Partnerin) Einfluss auf die Erwerbsbeteiligung haben können.

Betrachtet man die Lebensverläufe, zeigt sich, dass „Traditionelle Hausfrauen“, die nach der Geburt eines Kindes in eine längere Phase der Nichterwerbstätigkeit eintreten, häufig nie mehr in die Erwerbstätigkeit zurückfinden. Dementsprechend machen sie bei Frauen einen Großteil der Nichterwerbspersonen aus. Die Gruppe der „Traditionellen Hausfrauen“ umfasst 12% aller Frauen, stellt aber gleichzeitig 38% aller weiblichen Nichterwerbspersonen dar. Neben den „Traditionellen Hausfrauen“ stellen vor allem jüngere Frauen, die noch in Ausbildung sind, oder ältere Frauen, die schon vor 65 Jahren in Rente eingetreten sind, einen Großteil der weiblichen Nichterwerbspersonen.

Ein Vergleich von typischen Lebensverläufen verdeutlicht, dass Frauen, die nach der Geburt eines Kindes schnell wieder erwerbstätig werden, sei es in Teilzeit oder in Vollzeit, und auch Frauen, die vor einem Wiedereinstieg ein begrenzte Anzahl an Jahren nichterwerbstätig waren, deutlich seltener zu den Nichterwerbspersonen gehören als Frauen, die eine lange Auszeit nach der Geburt eines Kindes nehmen.

Die Analyse der Lebensverläufe von Männern zeigt, dass neben jungen Männern, die sich noch in Ausbildung befinden, vor allem Männer mit sehr frühem Renteneinstieg einen Großteil der Nichterwerbspersonen ausmachen. Bei Männern mit sehr frühem Renteneinstieg liegen häufig gesundheitliche Beeinträchtigungen vor.

Betrachtet man die Dynamik von Nichterwerbstätigkeit, ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen festzustellen, dass vier von fünf Nichterwerbspersonen im darauffolgenden Jahr weiterhin in Nichterwerbstätigkeit verbleiben, etwa 15% in Erwerbstätigkeit eintreten und ungefähr 5% im darauffolgenden Jahr zu den Erwerbslosen gehören. Dabei gibt es deutliche Unterscheide zwischen einzelnen Untergruppen der Nichterwerbspersonen: Personen der Stillen Reserve haben eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres erwerbstätig zu werden (30% der Frauen und 35% der Männer). Berücksichtigt man auch Übergänge in Erwerbslosigkeit, so gelingt etwas mehr als jedem zweiten Mann und etwas weniger als jeder zweiten Frau der Stillen Reserve innerhalb eines Jahres die Nichterwerbstätigkeit zu verlassen. Bei sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbstätigkeit fällt die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres in Erwerbstätigkeit überzugehen, mit 11% deutlich geringer aus.

Wechsel zwischen den Untergruppen der Nichterwerbspersonen finden insgesamt eher selten statt. Lediglich etwa 4% der sonstigen Nichterwerbspersonen mit früherer Erwerbserfahrung gehen beispielsweise innerhalb eines Jahres in die Stille Reserve.

Eine Reihe von Austritten aus der Nichterwerbstätigkeit ist nur von geringer Dauer, vor allem wenn der (zwischenzeitliche) Erwerbseinstieg nur in geringfügigem Umfang oder mit unregelmäßiger Tätigkeit erfolgt. Eine beträchtliche Anzahl dieser Personen findet sich kurz darauf erneut unter den Nichterwerbspersonen.

Bei Frauen führen eine hohe formale Bildung und ein geringes Alter zu einem schnelleren Austritt aus Nichterwerbstätigkeit. Außerdem treten Frauen in Ostdeutschland schneller aus Nichterwerbstätigkeit aus als vom soziodemografischen Hintergrund vergleichbare Frauen im Westen. Des Weiteren gibt es deutliche Unterschiede nach der Familienzusammensetzung. Verheiratete Frauen verbringen eine deutliche längere Zeit in Nichterwerbstätigkeit als Frauen, die unverheiratet mit einem Lebenspartner zusammenleben, oder Frauen, die keinen Partner haben. Das Alter des jüngsten Kindes beeinflusst ebenfalls die Dauer in Nichterwerbstätigkeit. Frauen mit Kindern im Alter von unter 3 Jahren treten langsamer aus Nichterwerbstätigkeit aus als Frauen, deren jüngstes Kind älter ist. Frauen, die mit einer pflege- oder hilfebedürftigen Person im Haushalt zusammenleben, treten ebenfalls langsamer aus Nichterwerbstätigkeit aus.

Aspekte der Fertilitätshistorie, wie beispielsweise das Alter bei der ersten Geburt, das Zusammenleben mit einem Partner bei der ersten Geburt sowie der Abstand zwischen erster und zweiter Geburt stehen in keinem systematischen Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten; sie beeinflussen jedoch teilweise die Wahrscheinlichkeit, überhaupt erstmal Nichterwerbsperson zu werden.

Bei Männern zeigt sich in ähnlicher Weise wie bei Frauen, dass hohe Bildung und geringes Alter zu einem schnelleren Austritt aus Nichterwerbstätigkeit führen. Anders als bei Frauen hat der familiäre Kontext bei Männern so gut wie keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten.

Bei Personen mit Migrationshintergrund ist außerdem festzustellen, dass eine eingeschränkte oder geringe Kenntnis der deutschen Sprache mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden ist, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten.

Konjunkturelle Aspekte beeinflussen ausschließlich das Austrittsverhalten von Frauen. In Boom-Jahren, d.h. in Jahren mit einem Wachstum des BIP von 3% oder mehr, fällt bei Frauen die Wahrscheinlichkeit, aus Nichterwerbstätigkeit auszutreten, um gut 3 Prozentpunkte höher aus als in Jahren mit mittlerem konjunkturellem Wachstum.

Betrachtet man Selbstauskünfte der im SOEP befragten Nichterwerbspersonen über ihre Erwerbspläne für die Zukunft, zeigt sich, dass im Jahr 2012 etwa 1,1 Mio. weibliche Nichterwerbspersonen und knapp 1,0 Mio. männliche Nichterwerbspersonen „ganz sicher“ eine zukünftige Erwerbsaufnahme beabsichtigen. Zwischen den unterschiedlichen Nichterwerbsgruppen gibt es deutlich Unterschiede: Vor allem Personen der Stillen Reserve und sonstige Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit beabsichtigen, zukünftig ganz sicher erwerbstätig zu sein. Demgegenüber beabsichtigen vor allem Nichterwerbspersonen, die bereits in Rente sind, nicht mehr in den Arbeitsmarkt zurückzukehren.

Von Nichterwerbspersonen der Jahres 2012 mit Erwerbsabsichten wollen etwa 370 000 Frauen und 460 000 Männer „möglichst sofort“ erwerbstätig werden. Vor allem Personen der Stillen Reserve wollen „möglichst sofort“ eine Erwerbstätigkeit aufnehmen. Sonstige Nichterwerbspersonen ohne bisherige Erwerbstätigkeit, die Erwerbsabsichten haben, planen eher innerhalb eines Zeitraums von 2 bis 5 Jahren erwerbstätig zu werden, vermutlich um in der Zwischenzeit zunächst ihre Ausbildung abzuschließen.

Bei Frauen beabsichtigen mehr Nichterwerbspersonen zukünftig eine Teilzeitbeschäftigung aufzunehmen als eine Vollzeitbeschäftigung. Bei Männern hingegen dominiert vor allem die Vorstellung, in Vollzeitbeschäftigung einzutreten; Teilzeitbeschäftigungen werden demgegenüber eher selten angestrebt.

Politik, die das Ziel verfolgt, die Anzahl der Nichterwerbspersonen gering und die Anzahl der Erwerbstätigen hoch zu halten, muss mehrere grundlegende Aspekte beachten:

  1. Es gibt zwei Hebel, an denen Politik ansetzen kann. Zum einen kann sie versuchen, Nichterwerbspersonen zu einer Rückkehr in den Arbeitsmarkt zu bewegen bzw. zu einer erstmaligen Erwerbsaufnahme zu motivieren. Zum anderen kann sie jedoch auch beeinflussen, dass die Zahl derjenigen, die überhaupt in Nichterwerbstätigkeit eintreten, gering ausfällt. Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre, muss deutlich gesagt werden, dass der zweite Hebel einen stärkeren Einfluss auf den Rückgang des Umfangs der Nichterwerbspersonen hatte.

  2. Erfolgreiche Politik setzt frühzeitig im Lebenslauf an. Politik, die beispielsweise erreicht, dass die Anzahl der Frauen, die den Lebenslauf einer „Traditionellen Hausfrau“ wählt, gering ausfällt und diese Frauen nach der Geburt eines Kindes stattdessen zu Lebensverläufen mit Erwerbsphasen in Teilzeit- oder Vollzeit bewegt, dürfte auf lange Sicht deutlich zielführender sein, als eine Politik, die Frauen zu aktivieren versucht, die bereits viele Jahre in Nichterwerbstätigkeit verbracht haben.

  3. Politik kann durch das Setzen von Anreizen, durch die Ausgestaltung von rechtlichen Rahmenbedingungen, durch die Bereitstellung von Infrastruktur und durch individuelle Unterstützung, die beispielsweise die Attraktivität einzelner Personen für den Arbeitsmarkt erhöht, handeln. Welche Politik tatsächlich die gesteckten Ziele erreicht, sollte nach einer eventuellen Umsetzung im Rahmen wissenschaftlicher Evaluationen untersucht werden.

Da sich die Nichterwerbspersonen aus teilweise sehr heterogenen Gruppen zusammensetzen, werden im Folgenden teilgruppenspezifische Ansätze diskutiert.

Eine beträchtliche Anzahl der weiblichen und männlichen Nichterwerbspersonen nimmt ausbildungsbedingt nicht am Erwerbsleben teil. Die meisten dieser Personen beabsichtigen, zukünftig erwerbstätig zu werden, jedoch erst nach Beendigung der Ausbildung. Diese Gruppe der Nichterwerbspersonen in Ausbildung kurzfristig aktivieren zu wollen, dürfte wenig sinnvoll sein. Die im Bericht aufgezeigte Bedeutung von formalen Bildungsabschlüssen für die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, und für einen schnellen Austritt aus Nichterwerbstätigkeit unterstreicht die Wichtigkeit von Investitionen in Bildung. Allerdings kann überlegt werden, ob langfristig durch geeignete Maßnahmen die jeweilige Dauer der in Ausbildung verbrachten Zeit gestrafft werden kann. Vergangene Reformen im Bereich der Hochschulen (z.B. die Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse im Rahmen des Bologna-Prozess) hatten bereits dieses Ziel. Eine beratende Unterstützung bei der Ausbildungswahl, die zu einer Verringerung von Ausbildungswechseln oder -abbrüchen führt, könnte ebenfalls dazu beitragen.

Eine zweite große Gruppe an Nichterwerbspersonen, bei denen fraglich ist, ob kurzfristig eine Aktivierung möglich ist, sind Personen, die bereits in Rente sind. Die wenigsten dieser Personen, die vor dem 65. Lebensjahr in Rente gegangen sind, beabsichtigt zukünftig nochmal erwerbstätig zu werden. Bei einer nicht unerheblichen Zahl der Frührentner würde ein Versuch der Aktivierung außerdem durch gesundheitliche Probleme zusätzlich erschwert werden. Auch wenn im vorliegenden Bericht keine kausalanalytischen Untersuchungen umgesetzt werden konnten, legen die Ergebnisse nahe, dass die in den letzten beiden Jahrzehnten umgesetzten Änderungen der institutionellen Rahmenbedingungen für einen vorzeitigen Renteneintritt zu einem erheblichen Teil Ursache des Rückgangs der Anzahl der Nichterwerbspersonen sind. Von einer Aufweichung der Regelungen zum Renteneintritt ist dementsprechend strikt abzuraten, da sie kontraproduktiv wäre und erwarten ließe, dass es zukünftig zu einem Anstieg des Umfangs der Nichterwerbspersonen und einem gleichzeitigen Rückgang des Umfangs der Erwerbspersonen käme.

Zwischen dem Alter einer Person und der Wahrscheinlichkeit, die Nichterwerbstätigkeit zu verlassen, besteht insgesamt ein enger Zusammenhang. Eine genau Aufgliederung, ob dieser Zusammenhang auf eine geringere Nachfrage nach älteren Arbeitnehmern von Seiten der Arbeitgeber oder auf eine (beispielsweise rentenbedingte) geringere Anstrengung, wieder erwerbstätig zu werden, zurückgeht, konnte im Rahmen der Analyse jedoch nicht getrennt werden. Es ist jedoch keinesfalls so, dass Nichterwerbspersonen ab einem gewissen Alter allesamt in Rente sind und kein Interesse an einem Wiedereinstieg haben. Auch unter älteren Nichterwerbspersonen gibt es eine nicht unerhebliche Anzahl an Personen, die eine Rückkehr in Erwerbstätigkeit beabsichtigen.[38] Möglichkeiten, um die Attraktivität älterer Person auf dem Arbeitsmarkt zu steigern, könnten darin liegen, Arbeitskosten und Arbeitsproduktivität älterer Personen besser in Einklang zu bringen, wie beispielsweise durch die bereits bestehenden Eingliederungszuschüsse für ältere Arbeitnehmer. Für weitere Reformvorschläge zur (Re-)Aktivierung älterer Arbeitnehmer siehe IfW et al. (2012).

In den Analysen hat sich Bildung als ein wichtiger Faktor für die Aktivierbarkeit herauskristallisiert. Der in den vergangenen Jahrzenten beobachtbare Trend zu höheren Bildungsabschlüssen (vgl. Statistisches Bundesamt 2013) dürfte zukünftig dazu beitragen, dass die Anzahl derjenigen, die in Nichterwerbstätigkeit eintreten, geringer ausfällt und sich gleichzeitig die durchschnittliche Dauer von Nichterwerbsepisoden verkürzt. Außerdem kann unterstellt werden, dass Investitionen in die Bildung der heutigen jungen Generation zukünftig zur Sicherung des Fachkräftebedarfs beiträgt. Politik kann den Trend zur Höherqualifikation weiter unterstützen, die Durchlässigkeit des Bildungssystems erhöhen und auf einen Abbau der Ungleichheit von Bildungschancen hinwirken (vgl. Sachverständigenrat 2009).

Dass eine Teilnahme an beruflicher Weiterbildung die Rückkehr in Erwerbstätigkeit fördert, konnte im vorliegenden Bericht nicht kausalanalytisch untersucht werden. Neben der Erstausbildung werden zur Sicherung des Fachkräfteangebots jedoch immer wieder berufliche Weiterbildungen und lebenslanges Lernen diskutiert. Beispielsweise in WZB (2009) wird zur Förderung von Frauen beim Wiedereintritt in Erwerbstätigkeit abgeleitet, dass die Finanzierung von Weiterbildungen allgemein und für gesundheitliche beeinträchtigte Personen auch von Reha- Bildungsmaßnahmen ausgebaut bzw. öfter gewährt werden sollte. Berufliche Weiterbildungen könnten dementsprechend eine weitere Möglichkeit darstellen, sowohl Frauen nach einer längeren Kinderphase als auch ältere Nichterwerbspersonen wieder fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Für Personen mit Migrationshintergrund, die bisher nur begrenzte Kenntnisse der deutschen Sprachen aufweisen, könnten Weiterbildungen in Form von Sprachkursen zu einer Aktivierung und Verbesserung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt beitragen. Bei einer Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen sollte insgesamt jedoch berücksichtigt werden, dass nicht davon auszugehen ist, dass die Teilnahme an einem einzigen Weiterbildungskurs bereits umfangreiche Auswirkung auf die Arbeitsmarktchancen hat. Es ist eher davon auszugehen, dass lebenslanges Lernen im Sinne eines kontinuierlichen Bildungsprozesses über das gesamte Leben positive Wirkung entfaltet.

Die deutlich in den Analysen zutage getretenen Unterschiede im Erwerbsverhalten zwischen Frauen mit einem Ehepartner und unverheirateten Frauen in Lebensgemeinschaften können mehrere Ursachen haben und bieten somit Spielraum für unterschiedliche Ansätze, politisch zu handeln. Zum einen kann davon ausgegangen werden, dass die aktuell gültigen Regelungen im Steuerrecht (z.B. Ehegattensplitting) und zur kostenfreien Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung einen negativen Anreiz setzen, als Zweitverdiener erwerbstätig zu werden. Von einer Abschaffung dieser Begünstigungen für Ehepaare dürften erhebliche Auswirkungen auf die Erwerbsbeteiligung vor allem von Frauen ausgehen (ZEW und FFP 2013, ZEW 2013), die mit einer deutlichen Reduzierung der Anzahl der Nichterwerbspersonen einhergehen würde. Bei einem Teil der Haushalte geht das unterschiedliche Erwerbsverhalten verheirateter und unverheirateter Frauen vermutlich auch auf Unterschiede in der Lebensanschauung über die Rolle von Mann und Frau in Familie und Beruf zurück. Derartige Lebensanschauungen bzw. die Wirkung, die sie auf Verhalten ausüben, bieten ebenfalls einen möglichen Ansatzpunkt für politisches Handeln. Die Förderung der Einbringung von Männern in die Familienarbeit und damit eine Förderung von egalitäreren Rollenaufteilungen entfalten langfristig möglicherweise einen positiven Effekt auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen. Ansatzpunkte für ein entsprechendes politisches Handeln gäbe es beispielsweise im Abbau der Benachteiligung paralleler Elterngeldphasen von Mutter und Vater in Teilzeit oder im weiteren Ausbau von Vätermonaten beim Elterngeld.

Mit der Einführung des Elterngeldes ist es durch Setzung entsprechender Anreize in der Vergangenheit bereits gelungen, den Wiedereinstieg von Frauen nach der Geburt eines Kindes zu beschleunigen (vgl. Kluve und Tamm 2013, DIW 2012 und Kluve und Schmitz 2014). Durch weitere Änderungen am Elterngeld, beispielsweise durch die Förderung von Elterngeldphasen in Teilzeit, kann der Rückkehrprozess möglicherweise weiter beschleunigt werden, was langfristig zu einer besseren Einbindung in den Arbeitsmarkt führen könnte.

Vor allem für Frauen sind der Erhalt und Ausbau von Teilzeitarbeitsplätzen wichtig, um erwerbstätig werden zu können, da vor allem bei Frauen ein erheblicher Teil der Nichterwerbspersonen einen Einstieg in Teilzeit beabsichtigt. Geringfügige Arbeitsverhältnisse scheinen jedoch weniger geeignet, nachhaltig eine Bindung an den Arbeitsmarkt zu fördern als „echte“ Teilzeitarbeitsplätze. Vor allem für Frauen mit Kindern sind außerdem Betreuungsplätze eine wichtige Voraussetzung für einen raschen Wiedereinstieg nach einer Phase der Kinderbetreuung sowie für eine eventuelle spätere Ausweitung des Arbeitsumfangs. Sowohl von einem Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder unter 3 Jahren als auch einem Ausbau der Ganztagsbetreuung im Schulalter dürften positive Effekte auf zukünftige Erwerbsverläufe von Müttern zu erwarten sein (vgl. ifo 2013), die mittel- und langfristig das Ausmaß der Nichterwerbstätigkeit zugunsten von Erwerbsbeteiligung reduzieren.



[37] Da sich die Notwendigkeit und Ausgestaltung eventueller politischer Maßnahmen und Angebote zur Förderung von Erwerbstätigkeit zwischen Nichterwerbspersonen in Ausbildung, Nichterwerbspersonen in Rente und den übrigen Nichterwerbspersonen unterscheiden dürfte, ist in den Tabellen B.19 und B.20 im Anhang B für einige Hauptindikatoren die Struktur der „übrigen“ Nichterwerbspersonen, die nicht in Ausbildung und nicht in Rente sind, dargestellt. Im Zeitraum 2007 bis 2012 gehörten etwa 59% der weiblichen und 33% der männlichen Nichterwerbspersonen zu den derart definierten „übrigen“ Nichterwerbspersonen.

[38] Im Jahr 2012 beabsichtigten knapp 100 000 Nichterwerbspersonen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren, „ganz sicher“ in Erwerbstätigkeit zurückzukehren.

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Anhang

Anmerkung der bidok-Redaktion: Der Anhang kann http://bidok.uibk.ac.at/download/bmas-personen-anhang.pdf herunter geladen werden.

Quelle

Lea Eilers, Anica Kramer, Marcus Tamm: Personen, die nicht am Erwerbsleben teilnehmen – Analyse sozioökonomischer Merkmale unter besonderer Berücksichtigung des Haushaltskontextes und Bestimmung des Arbeitskräftepotenzials. Projektbericht des Rheinisch-Westfälische Institutes für Wirtschaftsforschung 2014; Endbericht zum Forschungsvorhaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) 2015

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 02.07.2015

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