Rehistorisierung unverstandenen Verhaltens und Veränderungen im Feld

Autor:in - Wolfgang Jantzen
Themenbereiche: Psychosoziale Arbeit
Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: Erschienen in: Behinderte Menschen, Zeitschrift für gemeinsames Leben, Lernen und Arbeiten, Nr. 4/5/2012, Thema: Verhalten und Sicherheit, S.30-45 Behinderte Menschen (4/5/2012)
Copyright: © Wolfgang Jantzen 2012

Abstract:

Der Ausgangspunkt der rehistorisierenden Diagnostik ist gekennzeichnet durch eine nicht mehr gelingende Vermittlung in der pädagogischen Begegnung zwischen uns als pädagogisch Handelnden und den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die nicht nur emotional und kognitiv beeinträchtigt sind und als „geistig behindert“ bezeichnet werden, sondern darüber hinaus psychisch „auffällig“ sind. Betroffene zeigen z.B. „destruktive“ Handlungen, deren subjektiver Sinn und damit Zweck- und Zielorientiertheit nicht mehr erkenn-, erklär- und verstehbar ist. Die rehistorisierende Diagnostik reduziert sich nicht darauf zu beschreiben, wie eine Person ist. Vielmehr will sie erklären und verstehen, warum diese Person sich unter den ihr gewährten Entwicklungsbedingungen so entwickelte. Welche Gründe liegen ihrem So-Sein zugrunde, welche Ereignisse sind im Verlauf der Lebensgeschichte dafür verantwortlich, dass diese Person so geworden ist? Die Beantwortung dieser diagnostischen Problem- und Fragestellungen mündet in den Prozess des Verstehens.

Information

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Rehistorisierung unverstandenen Verhaltens und Veränderungen im Feld

„Verstehen wie er ist, mit seiner ganz besonderen Bedingtheit, ist eine Art intellektuelle Liebe: ein Blick, der diese Bedingtheit anerkennt …“ (Pierre Bourdieu 1997, 791)

Eine ethnologische ebenso wie eine klinische „Schlussfolgerung geht nicht so vor, dass sie eine Reihe von Beobachtungen anstellt und sie einem bestimmten Gesetz unterordnet, sondern geht vielmehr von einer Reihe mutmaßlicher Signifikanten aus, die sie in einen verständlichen Zusammenhang zu bringen versucht.“ (Clifford Geertz 2002, 37)

Wir haben die Methode der Rehistorisierung[1] erstmals 1996 in einem gemeinsamen Buch publiziert (Jantzen & Lanwer-Koppelin 1996). Allerdings geht ihre Entwicklung bis in die Anfänge meiner Arbeit an der Universität Bremen im Mai 1974 zurück und verdankt darüber hinaus ihre ersten Ansätze dem, was ich in meinem Psychologiestudium in Gießen in den Diagnostikseminaren von Karl-Hermann Wewetzer in den späten sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gelernt habe – parallel zu meiner Arbeit an einer Sonderschule (1966 bis 1971) und parallel zu den politischen Umbruchprozessen im Kontext der Studentenbewegung. Es folgten Versuche am Institut für Sonderschulpädagogik in Marburg, wo ich von 1971 bis 1974 lehrte. Zusammen mit Holger Probst versuchten wir, den Diagnostikveranstaltungen einen neuen Aufbau und Inhalt zu geben. Parallel dazu engagierte ich mich ab ca. 1969 durchgängig im außerschulischen Bereich, wie z.B. beim Aufbau einer Hilfsorganisation für Drogenabhängige in Gießen, Freizeiten für schwer geistig behinderte Kinder, Aufnahme von entwichenen Heimzöglingen bzw. ehemals Drogenabhängigen in unsere Familie in Gießen und dann in Marburg u.a.m. Schon von meinem Psychologiestudium her war mir klar, dass soziale Isolation der entscheidende Ausgangspunkt sein müsste, von dem man all jene Seltsamkeiten und unverständlichen Dinge entschlüsseln könne, die bis dahin einem organischen Substrat von Behinderung zugeschrieben wurden. Aber der Weg war noch weit bis zu unserer ersten Darstellung und auch dann blieben viele Fragen inhaltlicher und methodologischer Art offen, auf die unsere folgenden Publikationen eingegangen sind und auch weiterhin eingehen werden.

Mit dem Ende 1975 geschriebenen und 1976 publizierten Aufsatz „Materialistische Erkenntnistheorie, Behindertenpädagogik und Didaktik“ (Jantzen 1976) wurde der Grundstein für die folgenden unterdessen 35 Jahre intensiver theoretischer Ausarbeitung gelegt, immer mit Praxis verbunden. Praxis, die zu mir kam und die ich suchte. Und Praxis, aus der Folgerungen zu ziehen sind. Ich stelle dies in sieben Schritten und damit verbundenen Folgerungen dar.

(1) Ein erster Versuch einer rehistorisierenden Darstellung findet sich in Form der Geschichte von Karin M. in dem 1979 erschienenen Buch „Grundriß einer allgemeinen Psychopathologie und Psychotherapie“ (Jantzen 1979, 123ff.). Ich übernahm die Vormundschaft für die damals 23-jährige, wegen „Geistesskrankheit und Geistesschwäche“ entmündigte Frau M. Nach sieben Psychiatrieaufenthalten stand sie mit dieser Diagnose vermutlich unmittelbar vor der Abschiebung in die Langzeitpsychiatrie Kloster Blankenburg. Es gelang, sie – bis dahin völlige Analphabetin und hochgradig aggressiv – unter teilweise höchst dramatischen Umständen so weit zu rehabilitieren, einschließlich Hauptschulabschluss und Tischlergehilfenprüfung, dass sie ab dann ihr eigenes Leben selbstständig führen konnte. Die Bedingungen des neuen sozialen Feldes – die bedingungslose Unterstützung, z.T. durch Aufnahme in unsere Familie, z.T. durch nächtliches Abholen aus dem Polizeirevier, wie mit diesem verabredet, wenn sie wieder einmal wegen Aggressivität aufgegriffen war, aber auch durch das Setzen begründeter Grenzen, z.B. kein Schnapstrinken in unserer Wohnung und wenn sie mit Schnapsflasche kam, blieb diese draußen – schufen eine Situation, die es ihr ermöglichte, sich Stück für Stück vom Pol der Ohnmacht, wo sie sich nur noch durch Aggressionen verteidigen konnte, wegzubewegen. Und nachdem sie den Hauptschulabschluss hatte, konnte sie, so stellte sie selbst fest, nicht mehr von sich sagen, sie sei ein „Idiot“. Und keine Frage, dass die Vormundschaft möglichst früh, längst vor Abschluss dieses Prozesses, aufgehoben wurde.

Folgerung (1):

Eine Diagnose, die nicht von Anfang an unbedingt und unabdingbar mit dem Kampf um die Rückgabe aller zivilen Rechte im Einklang steht, ist ein Akt der Ausgrenzung und kein Akt der Befreiung und Anerkennung, der sie sein könnte.

(2) Ich verbrachte im Rahmen meines ersten Forschungsfreisemesters im Herbst 1981 zehn Wochen in der Beobachtungsabteilung einer Großeinrichtung für geistig behinderte Menschen im östlichen Niedersachsen. Die Abteilung, in der ich arbeitete, schloss Insassen der Einrichtung ein, da sie in keiner anderen Gruppe haltbar seien und trotzdem nicht in die nahe gelegene Psychiatrie zurückgegeben werden sollten. Der Personalaufwand war hoch, die Leitung versuchte, den Ausschluss mit allen sozialpsychiatrischen und psychoanalytischen Mitteln zu legitimieren[2]. Mir blieb nur die detaillierte und systematische Spurensuche in mehreren Geschichten, in der ich aufwies, dass alles das, was als Defekt gesehen wurde, das Resultat einer aufzuspürenden Entwicklungslogik war. An vorderster Stelle (schwierigster „Fall“ in dieser Abteilung) waren dies schwere Selbstverletzungen und abstruse Verhaltensweisen eines als „geistig behindert“ und „autistisch“ bezeichneten jungen Mannes, die sich entwicklungspsychologisch betrachtet als Aufbau von Kompetenzen in einer Situation der sozialen Isolation dechiffrieren ließen, eine Isolation, die der Möglichkeit nach durch Dialog sozial geöffnet werden konnte.

Aus dieser Zeit stammt mein Text „Die Genese von Autoaggressivität: ein biographisches Beispiel“ in dem Buch „Autoaggressivität und selbstverletzendes Verhalten“ (Jantzen & v. Salzen 1986) und ebenso der Text „Der gehört hinter Gitter …“ in unserem Buch „Diagnostik als Rehistorisierung“ (Jantzen & Lanwer-Koppelin 1996)[3]. Aus dem ersteren Titel darf aber keineswegs geschlossen werden, dass wir zunächst von der Biographie ausgegangen seien, um zum Sozialen zu gelangen.

Die Biographie ist Ausdruck des Sozialen, aber nicht losgelöst von der Situation, in der sie in die Kultur eingebettet war und ist, nicht losgelöst von der Situation, in der wir in die Kultur eingebettet sind, nicht losgelöst von unser beider gesellschaftlichen Situiertheit und unseren Perspektiven, also unseren je gegebenen und sich je verändernden Möglichkeiten und Grenzen (vgl. Bourdieu 1997 17ff.).

Der Soziologe Pierre Bourdieu beschreibt dies für den Soziologen in der Feldforschung wie folgt, aber es gilt für uns als Theoretiker und „Techniker praktischen Wissens“ (Basaglia & Ongaro-Basaglia 1980) genauso, sofern wir nicht die Gewalt der Ausgrenzung einfach nur unerkannt durch uns hindurch gehen lassen wollen.

„Nur in dem Maße, wie er fähig ist, sich selbst zu verobjektivieren [der Soziologe, aber ebenso die EthnologIn wie die BehindertenpädagogIn oder PsychologIn; W.J.], kann er an dem Platz bleiben, der unausweichlich der seine in der gesellschaftlichen Welt ist, und sich gleichzeitig gedanklich an den Ort begeben, an dem sich sein Objekt befindet (welches, zumindest in gewisser Weise, auch sein alter Ego ist), und so dessen Standpunkt einnehmen, das heißt verstehen, dass er, wäre er, wie man so schön sagt, an dessen Stelle, zweifellos wie jener sein und denken würde.“ (Bourdieu 1997, 802).

Folgerung (2):

Um Standpunkte und Perspektiven erschließen zu können, benötigt man das theoretische Wissen, sie auch dort im Konkreten zu identifizieren, wo Biographisches auf Natur und Schicksal reduziert wird.

(3) Ab 1979 gutachtete ich dreimal in Wiederaufnahmeverfahren zwecks Entschädigung für die Folgen von KZ-Haft bei Sinti. Um gutachten zu können, las ich alles, was zu dieser Zeit über die Kultur von Sinti und Roma verfügbar war. Und die in Buch- und Zeitschriftenform vorhandene ebenso wie die graue Literatur zu den Folgen von KZ-Haft hatte ich bereits seit meiner Teilnahme am 6. Kongress der Medizinischen Kommission der Internationalen Widerstandskämpfervereinigung 1976 in Prag nahezu komplett gelesen. Das erste dieser (jeweils erfolgreichen) Gutachten wurde in dem mit Georg Feuser zusammen heraus gegebenen „Jahrbuch für Psychopathologie und Psychotherapie“ publiziert (Jantzen 1983b). Wie wichtig es war, dass ich mich tiefgehend mit der Kultur von Sinti und Roma vertraut gemacht hatte, zeigt die Art der Informationsgewinnung für das dritte Gutachten. Vorbereitet mit allem, was ich aus den Akten wusste, was ich wusste über die Folgen von KZ-Haft in biologischer, psychischer und sozialer Hinsicht, wusste über die Kultur der Sinti und Roma, wusste über ihre Verfolgung und Diskriminierung in Deutschland auch nach der Nazizeit und durchaus noch bis heute und vor allem wusste über ihre Tabus, war ich in der Lage, ein Interview zu führen, in dem ich kaum zu fragen hatte, jedoch bei einigen Tassen Kaffee im Sinti-Haus in der Bremer Neustadt nach ca. drei Stunden Gespräch alles wusste, was ich für den Erfolg des Gutachtens brauchte, mittels dessen wir eine hohe Entschädigung trotz eines bereits bestehenden abschlägigen Bundesgerichtshofurteils erreichten.

Folgerung (3):

Um Standort und Perspektive eines Anderen zu erschließen, brauche ich umfangreiches Wissen über soziale und kulturelle Hintergründe[4].

(4) Trotzdem war der Weg noch lange bis zum Erscheinen des ersten Buches. Vieles war zu klären, vor allem aber die unterschiedlichen Auswirkungen von Isolation auf unterschiedlichen Entwicklungsniveaus und ihre Auswirkungen auf den ferneren Lebensweg, eine Spur, die wir, vor allem durch die Arbeiten von René Spitz angeregt, aufnahmen (vgl. Jantzen 1987a, Kap. 5, Jantzen & Meyer 2010). Auf dem Hintergrund eigenen Engagements in der Umwandlung eines Kindergartens für schwerstbehinderte Kinder in einen Integrationskindergarten im Rahmen meiner konsiliarischen Tätigkeit bei der Spastikerhilfe in Bremen erstellten wir gemeinsam – Eltern, MitarbeiterInnen und ich selbst – ausführliche Gutachten für die bei der ersten Aufnahmewelle in die Bremer Sonderschulen vier Kinder (die Schule für Körper behinderte ebenso wie die für Geistigbehinderte hatten trotz lautstarker anders lautender Bekundungen, alle behinderten Kinder in Bremen seien beschult, bis dahin die Aufnahme verweigert) und bei der zweiten Aufnahmewelle zehn Kinder. Diese Gutachten umfassten bis zu 40 Seiten. Die Einwirkungen des sozialen Feldes auf uns selbst waren unübersehbar. Durch eine Koalition aus Bremer SPD-Kreisen, verzögerten Auszahlungen der staatlichen Überweisungen auf das Konto des Vereins, konservativen Elternkreisen und Indoktrination erwachsener behinderter Mitglieder des Vereins durch die demagogisch insbesondere durch den späteren Bremer Bürgerschaftsabgeordneten Horst Frehe angezettelte Verleumdungskampagne gegen eine Beratungsstelle für behinderte Menschen an der Universität[5], entstand ein Umfeld, in dem die Geschäftsführung des Vereins ausgewechselt wurde und die Mitarbeiter zunehmend durch Abmahnungen u.ä. in die innere und schließlich äußere Emigration getrieben wurden[6]. Aber erst durch die erstmals in meiner „Allgemeinen Behindertenpädagogik“ dargestellte vereinheitliche Entwicklungstheorie, fußend auf René Spitz ebenso wie auf zahlreichen anderen Quellen, gelang es, auch der Diagnostik im Kindesalter ein anderes theoretisches Gerüst zu geben.[7]

Folgerung (4 a):

Theorienentwicklung erfolgt bezogen auf das Feld und im Feld. Aber ebenso wie sie in der Universität nicht im herrschaftsfreien Raum stattfindet, ist dies im Feld auch nicht der Fall.

Wir müssen uns als Techniker praktischen Wissens entscheiden, was wir wollen. Wollen wir die Befriedungsverbrechen negieren, an denen wir durch unsere soziale Funktion teilnehmen, oder wollen wir persönliche Verantwortung entwickeln. Befriedungsverbrechen, so Basaglias Ausdruck (a.a.O. 1980), die wir durch unsere soziale Funktion vollziehen, indem wir den Entzug von Menschen- und Bürgerrechten im Gewand von Naturalisierung, Fatalisierung, Verobjektivierung und Individualisierung und häufig verkleidet in Wohltäterschaft verbergen und damit soziale Konflikte entsorgen. Tun wir dies aber nicht, so werden wir selbst potentieller Gegenstand politischer Auseinandersetzung, sozialer Ächtung und aller Techniken politischer Ausgrenzung[8]. Dies zeigt sich vergleichsweise auch am Umgang mit Franco Basaglia am Ende des Reformprozesses in Görz (Basaglia 1973) oder in dem Versuch der Kriminalisierung seines Oberarztes Toresini in Triest (Toresini 1999).

Was die Feldbedingungen möglicher Veränderung betraf, war die italienische Reformbewegung für uns durchgängig von großem Interesse, nicht nur in Bezug auf die Öffnung der psychiatrischen Anstalten (Jantzen 1979, Kap. III), sondern auch bezüglich der Integration von Sonderschülern in allgemeine Schulen (Jantzen 1981a,b) und insbesondere auch bezüglich der veränderten Sichtweise von Spastizität als Entwicklungshindernis, die in Florenz von Adriano Milani-Comparetti und Ludwig-Otto Roser (Jantzen 1998) entwickelt wurde. Basaglias berühmte Formel von der doppelten Realität des psychisch Kranken bestärkte uns in unserem Prozess der theoretischen Entwicklung sowie praktischen und politischen Auseinandersetzung, Behinderung neu zu denken, sie als Aufbau psychosozialer Prozesse unter Bedingungen von sozialer Isolation zu rekonstruieren.

In seinem Buch „Was ist Psychiatrie“ schreibt Franco Basaglia, und ich ergänze jeweils zu Kranker „Behinderter“: „Wenn tatsächlich der Kranke [Behinderte] die einzige Realität ist, auf die wir uns zu beziehen haben, dann müssen wir uns eben mit beiden Seiten dieser Realität befassen: mit der, dass er ein Kranker [Behinderter] mit einer (dialektischen und ideologischen) psychopathologischen Problematik ist, und mit der anderen, dass er ein Ausgeschlossener ist, ein gesellschaftlich Gebrandmarkter“. Und nicht nur „eine Gemeinschaft, die therapeutisch sein will“, wie dies Basaglia bemerkt, sondern darüber hinaus jede Form von Diagnose „muss sich diese doppelte Realität – Krankheit [bzw. Behinderung] und Brandmarkung – vor Augen halten, um nach und nach die Gestalt des Kranken [des Behinderten] so rekonstruieren zu können, wie sie gewesen sein musste, bevor die Gesellschaft mit ihren zahlreichen Schritten der Ausschließung und der von ihr erfundenen Anstalt mit ihrer negativen Gewalt auf ihn einwirkte“ (1974, 15).

Der körperliche Schaden, Mangel oder Defekt wirkt sich niemals unmittelbar auf die Entwicklung von Fähigkeiten, auf gesellschaftliche Partizipation und die Aneignung kultureller Reichhaltigkeit aus, sondern vermittelt über die jeweils gegebenen sozialen, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Verhältnisse, also über Feldbedingungen. Nicht der Defekt ist das Problem, so Milani-Comparetti (1986), sondern das Fehlen von Alternativen. Deren Fehlen im sozialen Feld verändert tiefgreifend die soziale Entwicklungssituation als Voraussetzung der Verknüpfung von Entwicklung und Lernen. Und wie bei allen anderen Prozessen gesellschaftlicher Inklusion und Exklusion sind Naturalisierung, Individualisierung, Biologisierung und Fatalisierung menschlicher Existenz, letzteres bedeutet die Zurückführung auf bloße Schicksalsmächte, die entscheidenden Bedingungen, unter denen Rassismus entsteht, praktiziert oder zurückgedrängt wird, wie es ein vergleichender Blick in die Geschichte der Ethnologie ebenso wie in die Geschichte der Frauenforschung nur allzu schnell zeigt.

Da die Geschichte selbst feldabhängig ist, darf der bis dahin ausgegrenzte, naturalisierte, biologisierte, fatalisierte Mensch nicht durch eine falsche Zentrierung lediglich auf die Biographie in die Figur des „armen Kranken“ oder „armen Behinderten“ (Basaglia) verwandelt werden, der oder die unser Mitleid und unsere Anteilnahme verdient. Nein, Wert und Würde als Mensch und als StaatsbürgerIn sind umfassend wieder herzustellen und zu realisieren!

Alles andere wäre lediglich die Transformation offener, rassistischer, kolonialistischer, ausgrenzender Gewalt in paternalistische Gewalt, in Unterdrückung mit Samthandschuhen (Jantzen 2001a).

Folgerung (4b):

Wo von Rehistorisierung geredet wird, muss zunächst von Macht und Gewalt geredet werden und von unserer eigenen, untrennbaren Verflechtung in diesen Prozess.

(5) Wichtige Erfahrungen sammelte ich in nahezu einem Jahrzehnt psychotherapeutischer Arbeit ab etwa 1979, zunächst eingebunden in kollegiale Supervision im Rahmen einer Ausbildungsgruppe Verhaltenstherapie in der DGVT (Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie), ab Ende 1995 im Kontext der von mir ins Leben gerufenen „Solidarischen Psychosozialen Hilfe“ in Bremen (Essberger et al. 1988). Jenseits der psychiatrischen bzw. psychosomatischen Diagnosen (dieses „jenseits“ ist es, was Basaglia als die ideologische Entschlüsselung der psychopathologischen Problematik akzentuierte) war es Kern der dialektischen Entschlüsselung, die Lebensgeschichte neu zu lesen. Gewarnt vor der unkontrollierten Entwicklung von Übertragungs- und Gegenübertragungssituationen in gemischtgeschlechtlichen Zweiersituationen[9], sicherte bei allen Einzeltherapien in jener Zeit die Anwesenheit einer dritten Person (Schwester, Freundin) unmissverständlich die Eindeutigkeit der emotionalen und empathischen Nähe.

Die Erfahrungen in Einzeltherapien einerseits und die zunehmende Kenntnis einer Situation innerhalb der Bremer Linken, dass immer wieder politisch engagierten Männern oder Frauen, die psychische Probleme entwickelten und professionelle Hilfe suchten, empfohlen wurde, sie sollten die Politik aufgeben, führten zur Gründung eines Hilfsvereins aus Professionellen, Laien und selbst Betroffenen. Beratung und Therapie wurden kostenlos angeboten und jeweils von einem Zweierteam aus Professionellem und Laien durchgeführt. Und es wurde versucht, gleichzeitig ein Netz von Selbsthilfegruppen zu initiieren. Nach ca. zwei Jahren aktiver Mitarbeit (ca. acht bis zehn Stunden wöchentlich in Therapiesituationen) stand im Rahmen meiner Gastprofessur in Leipzig im Wintersemester 1987/88 (vgl. Jantzen 2006) in praktischer Hinsicht die Weiterentwicklung von Gruppentherapie und Selbsthilfe im Mittelpunkt. Dies führte zu einer äußerst kritischen Auseinandersetzung mit der in der DDR von einer Gruppe am Haus der Gesundheit in Berlin entwickelten und praktizierten „intendierten dynamischen Gruppentherapie“ (Höck u.a. 1981, 13-33), die mit Konfrontation arbeitet und bewusst die Nichttherapierbarkeit einzelner Gruppenmitglieder in Kauf nimmt, ja sogar herstellt (Jantzen 1987b). Unsere Arbeit in der Gruppe in Leipzig bestätigte mich in der Auffassung, dass die Rekonstruktion der Lebensgeschichte, dass emotionale Dichte und Nähe beim Bewältigen der eigenen Ängste und Schuldphantasien, Aussprechen dessen, was auf der Hand liegt, jedoch der oder die Andere selbst nicht artikulieren kann (vgl. v. Hebel et al. 1996[10]), von absolut zentraler Bedeutung für den Prozess der Gesundung und für die Zurückgabe der eigenen Geschichte sind.

Durch diese ca. zehn Jahre psychotherapeutische Arbeit gewann ich vertiefte Erfahrungen über den inneren dialektischen Zusammenhang von Diagnose und Therapie und begriff, dass die dialektische Entschlüsselung der psychopathologischen Probleme ein Prozess gemeinsamer Entwicklung ist, der nur in Außerkraftsetzung von Gewaltverhältnissen in der Beziehung möglich ist. Das gemeinsame Arbeiten jeweils mit „Ko-Therapeuten“ (Laien, Selbsterfahrene) sicherte zudem, dass die Machtposition des Therapeuten in Grenzen verblieb und bot Schutz gegen das Wuchern positiver Gegenübertragungen[11]. Diese Demokratisierung von Therapie und Beratungssituationen, über lange Jahre praktiziert und erfahren, erweist sich als wesentlicher Schritt, Machtverhältnisse im diagnostisch-pädagogisch- therapeutischen Feld zu verändern und positive Gegenübertragungen bei notwendig herzustellender Nähe zu kontrollieren, ja die notwendige Übertragungsbrücke dieser empathischen Nähe (vgl. Farber 1995) erst herstellen zu können

Folgerung (5):

Um Rehistorisierung in die Praxis umzusetzen, müssen Gewaltverhältnisse außer Kraft gesetzt werden, Machtbeziehungen im therapeutischen Feld müssen, ggf. durch Einbezug Dritter, so gestaltet werden, dass die notwendigen empathischen Beziehungen sich weitgehend jenseits von Abhängigkeiten und Machtgefällen realisieren können.

(6) Dies war der Kern mehrjähriger Bemühungen und Auseinandersetzungen um die „De- Institutionalisierung“ einer Großeinrichtung, die vor allem in dem Buch „… die da dürstet nach der Gerechtigkeit“ geschildert werden (Jantzen 2003). Nach unhaltbaren Zuständen in dieser Einrichtung organisierte der Eltern- und Betreuerbeirat ein Forum mit Bremer Behindertenverbänden, als dessen Resultat das „Lilienthaler Memorandum“ entstand. Es analysierte die Lage, hielt der Einrichtung den Beginn „sozialer Euthanasie“ vor und unterbreitete Reformvorschläge. Nach zunächst massiver Abwehr durch Kuratorium, Geschäftsführung und örtliche Politik wurde der bisherige Geschäftsführer durch seinen Stellvertreter ausgewechselt. Es kam nach einer längeren Phase wechselseitiger Information zu einer Kooperation, an deren Beginn eine Bestandsaufnahme stand und die schließlich zu regelmäßigen Fachberatungen über zwei Jahre bei insgesamt ca. 80 BewohnerInnen führte. Außerdem verlagerte ich über fünf Semester die Vorlesung aus der Universität in diese Einrichtung, an der StudentInnen, MitarbeiterInnen und zunehmend auch BewohnerInnen regelmäßig teilnahmen.

Ich betrat Feindesland und ich betrat eine andere Kultur. Feindesland: Ein erheblicher Teil der MitarbeiterInnen fühlte sich durch den Vorwurf der „sozialen Euthanasie“ verunglimpft und andererseits warf mir die Mitarbeitervertretung, die vorher unsere Kritik von außen vehement unterstützt hatte, das Überlaufen ins gegnerische Lager vor. Und ich betrat eine andere Kultur, als ich beim ersten Besuch in alle Teile der Einrichtung Einblick bekam, auch in den harten Kern des Hauses 16, und in diesem wiederum in die Gruppe 16 a mit den dort am schwersten Behinderten – die Auskristallisierung der Hoffnungslosigkeit. Der Eindruck von Monstrosität und Hoffnungslosigkeit war kaum von der Hand zu weisen. Aber gerade dieses Haus der Hoffnungslosen, diese Strafkolonie für die MitarbeiterInnen erwies sich als ein zentraler Bereich für die Weiterentwicklung von rehistorisierender Diagnostik und Intervention (vgl. die Beiträge von Jantzen und Mertens in Jantzen 2005). Ich stieß auf eine Situation, wo Gesellschaft durch mich hindurchging und Naturalisierung und Fatalisierung meinen Blick zu überwältigen drohten. Die Identifizierung meiner Angst, dass ich unfähig sein könne, hier etwas zu verändern, war der Schlüssel, Veränderung zu wagen. Nach nur wenigen Fachberatungen in der Einrichtung erreichte ich es auch hier, dass die BewohnerInnen prinzipiell mit am Tisch waren, wenn von ihnen geredet wurde, damit nicht ohne sie über sie geredet würde. Und überall zeigte sich Entwicklungsfähigkeit (vgl. Jantzen 2001b, erneut in Jantzen 2003). Und überall zeigte sich die Möglichkeit von Dialog. Dies ist kein Wunder, denn der Monolog ist totalitär. Seitens des Sprechenden, so der Dialogismus von Bachtin, wäre Autismus die Unfähigkeit, zwischen innerer Sprache und der sozialen Dimension der Sprache zu vermitteln, hier als Pathologie diagnostiziert (Holquist 1990, 52). Demnach sind wir alle unserer Möglichkeit nach Autisten, wenn uns die Aussichtslosigkeit unseres Sprechens die Worte in der Kehle erstarren lässt. Damit Übersetzung möglich ist, damit Veränderung möglich ist, muss der Monolog der Herrschenden außer Kraft gesetzt werden und der Dialog beginnen. Anstelle der Monotonie der Unterdrückung muss eine Vielfalt von Stimmen treten; der Prozess der Befreiung ist prinzipiell polyphon.

Folgerung (6a):

Nur die Wahrnehmung unserer Angst, wir könnten in unserer Übersetzerrolle hier wie dort versagen, schützt uns vor Prozessen der Verdinglichung, schützt uns davor, in den Monolog zurückzufallen, anstatt den Dialog zu praktizieren.

Durch vielfältige Übergänge in andere Kulturen war der Effekt des Kulturwechsels wesentlich schwächer, als ich ihn früher empfunden hatte, vielleicht als ausgeprägter Kulturschock am stärksten bei meiner ersten Begegnung mit Großinstitutionen für Behinderte im Rahmen einer Exkursion nach Treysa/Hephata im Jahr 1964, während meines Lehramtsstudiums in Gießen. Im Haus Emmaus fanden wir eine weiß gekachelte und nach Urin stinkende Station vor, in ihr ca. 20 Männer in zerlumpter Kleidung, die unartikulierte Geräusche von sich gaben. Einer von ihnen hielt meiner Frau einen Teddy hin – es war so ziemlich der einzige Gegenstand in diesem Raum – und lallte „Mama“. Das Bild ist so eingeprägt, dass ich das Haus sofort wieder erkannte, als ich ca. 35 Jahre später die Einrichtung erstmalig wieder betrat.

Das Eintauchen in eine andere Kultur, unser fehlendes Verständnis für sie, die Mühen, es aufzubauen, aber auch unsere Rückkehr in die eigene Kultur, wo dies alles niemand versteht, hat Maja Nadig seitens der Ethnopsychoanalyse treffend mit dem Begriff des „sozialen Sterbens“ beschrieben (Nadig 1992). Der Eintritt in die fremde Kultur und insbesondere ihre Entschlüsselung mit den Mitteln der rehistorisierenden Diagnostik lassen uns nicht unverändert. Wir erfahren absolute Einsamkeit. Manchmal sind diese Erlebnisse sehr dramatisch. Bei unserer dritten Exkursion in eine Behinderteneinrichtung auf dem Lande in der Nähe von Naumburg wussten alle 13 StudentInnen, dass die pädagogische Leitung, mit der wir über Jahre wunderbar zusammengearbeitet hatten, seitens der Geschäftsführung ihrer Stelle beraubt werden sollte[12]. Und trotzdem durfte niemand von uns dies mit einem Wort erwähnen. Öffentlichkeit in der Einrichtung hätte zu diesem Zeitpunkt massiv geschadet. Diese Widersprüche zu erleben, z.T. waren es StudentInnen, die dort bereits Praktika gemacht hatte, die Zerstörung einer Kultur vor Augen, der wir uns zugehörig fühlten und deren Entwicklung und Existenz wir unterstützen wollten, war zuviel. Etwa die Hälfte unserer Studierenden bekam während dieser drei Tage und Nächte irgendwann einmal schwere Weinkrämpfe. Sie erfuhren wortwörtlich jenes soziale Sterben, von dem Maja Nadig spricht, und wussten schon jetzt, dass sie außerhalb dieser kulturellen Situation niemand verstehen würde.

„Die Rückkehr in die eigene Kultur löst aufgrund der Veränderung, die das soziale Sterben in Gang brachte, einen neuen Kulturschock aus […]. Es ist nicht problemlos möglich, in die alten sozialen Strukturen zurückzukehren.“ (Nadig ebd., 54).

In meinem Auto auf der Rückfahrt, eineinhalb Stunden auf voller Lautstärke abgespielt, half uns der Mitschnitt des Berliner Konzertes von Pink Floyd, „The Wall“, wieder in die andere Welt zurückzukehren[13]. Wir sind Grenzgänger und wir bleiben Grenzgänger und bleiben von diesem temporären sozialen Sterben beim Hinweg und beim Rückweg nicht verschont, sofern wir uns ernsthaft auf Rehistorisierung einlassen.

Folgerung (6b):

Wer sich ernsthaft auf Rehistorisierung einlässt, bleibt beim Eintauchen in die fremde Kultur und ebenso bei der Rückkehr aus dieser nicht von Prozessen des „sozialen Sterbens“ verschont.

(7) Eine Beratungserfahrung in diesen Tagen machte mir auf dem Hintergrund meiner zur Zeit parallelen Lektüre von Grundlagenwerken der Ethnologie nochmals deutlich, dass wir einem ähnlichen Kulturschock ausgesetzt sind wie Ethnologen, bei denen es lange dauerte, bis dieser erkannt und beschrieben wurde. Und dass es manchmal nützlich ist, die Reflexionen eines anderen Faches zu lesen, das sich vor ähnliche Probleme gestellt sieht, naturalistische und fatalistische Reduktionen aufzulösen und zugleich die eigene ethnozentristische Sichtweise, die Art, wie unsere Herkunftskultur durch uns hindurch geht, wahrzunehmen und zu reflektieren.

Die Situation: Ich werde in ein Wohnheim zu einer Beratung gebeten[14]. Ausgangspunkt ist die Situation einer 62 Jahre alten Frau, die sich und ihr Zimmer mit Kot beschmiert und zum Teil in tranceähnlichen Zuständen tief eindringend in ihrem After manipuliert. Ich lese in den vorweg erhaltenen Akten, dass sie seit kurzem Nahrung und Flüssigkeit verweigert und nach kurzem Krankenhausaufenthalt vorsorglich in einer Kurzpflegeeinrichtung ist. „Sie steckt sich die Hand teilweise bis zum Ellenbogen in den Darm und holt Kot heraus“. Oft tritt „nur noch Blut und Schleim“ aus dem Darm heraus. Manche anderen seltsamen Dinge tauchen aus der Akte auf: das Schmieren von Blut aus einer mit den Fingern durchbohrten Nasenscheidewand vor 17 Jahren, als mit Beginn der Wechseljahre ihre Menstruation aussetzte, in ihre Scheide, um vielleicht doch noch ein Kind zu bekommen. Als sie nach dem Tod des Vaters ins Wohnheim kommt, ist sie 21 Jahre alt. Sie ist psychisch eng gebunden an den ein Jahr zuvor verstorbenen Vater. Danach begannen die massiven Probleme mit der Mutter. Jahrelang spricht sie noch ihren Teddy als Ersatz für den Vater an. Mit der Mutter ist das Verhältnis zutiefst gestört. Diese leitet ein Verfahren auf Einsetzung einer Vormundschaft ein: wegen Geisteskrankheit und drohender Verwahrlosung. Letztere Formulierung bedeutete, bezogen auf Frauen, im damaligen Jargon sexuelle Gefährdung. Das Gericht folgt der psychiatrischen Begründung nicht und beschließt, die Vormundschaft (die irgendwann später wieder aufgehoben wird) lediglich aufgrund von „Geistesschwäche“ einzurichten. Warum ist die Schwester im Krankenhaus, in das sie im Juni dieses Jahres schon einmal eingewiesen wurde, die erste, die laut Aktenlage den Verdacht auf einen möglichen sexuellen Missbrauch äußert? Warum konnten alle nur das Einkoten wahrnehmen, das nächtliche Kotschmieren, die Selbstverletzungen, die über Jahre immer wiederkehrten, aber im letzten Jahr mit den Trancezuständen nochmals eine dramatische Wende genommen haben? Schauen wir wieder in die Ethnologie: Die Gründungsurkunde der modernen ethnologischen Feldforschung ist Bronislaw Malinowskis Monographie „Argonauten des westlichen Pazifik“. Nach ca. vier Jahren ethnologischer Feldforschung rekonstruiert er das Inseln verbindende Ringtauschsystem der Insulaner des Trobriand-Archipels als zentralen Kern ihrer Kultur.

Grundsatz der teilnehmenden Beobachtung ist es, „den Standpunkt des Eingeborenen, seinen Bezug zum Leben zu verstehen und sich seine Sicht seiner Welt vor Augen zu führen“ (Malinowski 2001, 49). Die Veröffentlichung seiner Tagebücher durch seine Witwe, lange nach seinem Tode, wird zum Skandal. Die anders gelebte Sexualität der „Eingeborenen“, von ihm in einem anderen Buch ausführlich beschrieben, war zum Kern eines unbewältigten Kulturschocks geworden, zum größten Problem im Feld, zur unbewältigten Gegenübertragung – nur allzu verständlich auf dem Hintergrund des viktorianischen Englands. Seine Tagebücher zeigen ein Oszillieren zwischen einerseits auf seine Verlobte in Australien projizierten erotischen Wünschen und andererseits offener Ablehnung und Aggression, wüsten Beschimpfungen seiner Informanten. (Kohl 1993, 117)

Der Kulturschock selbst und die durch ihn ausgelösten Gegenübertragungen werden erst später Thema der Ethnologie. Napoleon Changnon, ein amerikanischer Ethnologe, forscht bei Indianern in Südamerika und notiert (veröffentlicht 1968) „kräftige, nackte, vor Schmutz starrende, häßliche Menschen“, die ihn feindselig anstarren und denen ein „fast dunkelgrüner Schleim aus der Nase rann.“ (Kohl 1993, 115) Es sind traumatische Erfahrungen im Feld, die manchmal zu überwinden sind. Den Ethnologen schützt seine Ausbildung, aber auch die nicht immer. Was aber schützt unerfahrene oder nicht hinreichend ausgebildete MitarbeiterInnen, zudem in einer Situation täglicher, Monate und Jahre andauernden Überbelastung davor, durch die ständigen Kot- und Selbstverletzungsexzesse in dem genannten Wohnheim nicht traumatisiert oder zumindest nicht erklärungsblind zu werden? Dabei sind – ein bis heute nicht hinreichend gelüftetes Tabu lagert darüber – sexuelle Gewalterfahrungen von sog. geistig behinderten Menschen in Einrichtungen eher die Regel als die Ausnahme. (Mansell et al. 1997, Zemp & Pircher 1996).

Was macht uns so blind, so irritierbar? Einerseits ist es unsere persönliche Lebenserfahrung, andererseits ist es unsere Kultur, die durch uns geht und unseren Blick so ausrichtet, dass das nicht sein kann, was nicht sein darf. Beides bestimmt unsere Annäherungsmöglichkeiten, unsere Verständnismöglichkeiten, unsere Ekelgrenzen und unsere Wegmachwünsche.

Aber wie sollen wir das Grauen bewältigen, das hinter der naturalisierten Oberfläche auftaucht?

„Wär mir’s nicht untersagt,

Das Inn’re meines Körpers zu enthüllen,

So höb ich eine Kunde an, von der

Das kleinste Wort die Seele dir zermalmte …“

So zitiert Valerie Sinason (2000, 89) Shakespeares Hamlet (1.5).

Und Sinason zeigt in einem eigenen Gedicht (ebd. 182ff.) zu einer unserer Geschichte vergleichbaren, dass dieses Grauen durch empathische Anerkennung bewältigt werden kann. Ich zitiere eine Passage:

„schob sich eine Faust in den Arsch

und fand dort nichts

aber zog die eiternden Trümmer

heraus heraus

Diese Frau die an unseren Herzen zerrte

riss sich das Innenfutter heraus

trieb sich selbst ab Hinterließ Herzabdrücke und Scheißflecken

und Tränenflecken

und alle Pferde des Königs und alle Männer

des Königs

weinten

Weil sie von Anfang an schon in Stücken war.“

Dietmut Niedecken (1998, 2009) hat unserem Fach bereits den Spiegel vorgehalten, in welchem die Institution geistige Behinderung als Konstrukt unserer unbewussten Verarbeitungsprozesse, als ein Resultat verdrängter Wegmachwünsche, die bis zu Todeswünschen reichen, erscheint, verbunden mit diagnostischen und therapeutischen Verdinglichungen. Die Ethnopsychoanalyse hält uns diesen Spiegel ein zweites Mal vor. Die Irritation, die wir durch die Angehörigen einer anderen Kultur im Feld erfahren, stammt nicht aus deren vorgeblichen Natureigenschaften und noch nicht einmal unmittelbar aus deren Kultur, sie ist das Resultat unserer persönlichen und gesellschaftlichen Idiosynkrasien, unserer Überempfindlichkeiten, unserer Wahrnehmungsmuster. Sie können durch Begegnung, Offenheit, Polyphonie, Dialog und Rehistorisierung des Feldes, dessen zentraler Bestandteil wir selbst sind, überwunden werden. Naturalisierung, Verobjektivierung und Fatalisierung behinderter Menschen sind soziale Prozesse. Sie können durch unser Handeln außer Kraft gesetzt werden.

Folgerung (7):

Die Wahrnehmung unserer durch Kulturschock bedingten Irritationen im Feld, ihre Einschätzung und Bewältigung sind von zentraler Bedeutung, um zum Verstehen zu gelangen. Und: Wir können uns selbst ändern.



[1] Vortrag auf der 1. Fachtagung „Rehistorisierung. Verhalten erklären – Menschen verstehen – Entwicklung begleiten.“ am 25.09.2009 in Bremen, Erschienen in: Jahrbuch der Luria-Gesellschaft. 2. Berlin: Lehmanns- Media, 2011, 10–24

[2] Ich schied im Unfrieden von einer vorher mir freundschaftlich verbundenen Leitung.

[3] Aus dieser Einrichtung, jedoch aus einer Gruppe für „Schwerstbehinderte“, stammt auch das in einem Aufsatz zu entwicklungspsychologischen Aspekten von Diagnose angeführte Beispiel des Herrn Wilhelm, der als gänzlich entwicklungsunfähig betrachtet wurde, jedoch auf Basis unserer diagnostischen Neubestimmung nach etwas mehr als einem Jahr nie erwartete Kompetenzen, einschließlich der Teilnahme an der Arbeitstherapie, zeigte (Jantzen 1983a).

[4] Die häufige Ansicht, man dürfe vorher nichts wissen, um nicht die Begegnung zu verfälschen (vergleiche hierzu kritisch Jantzen & Lanwer-Koppelin 1996), wird nicht weniger unsinnig dadurch, dass sie auch in Teilen der modernen Ethnologie aufscheint: Aus Angst, möglicherweise mit Vorwissen rassistisch zu urteilen, wird auf Vorwissen verzichtet oder gar die Abschaffung der Ethnologie postuliert. So lese ich als Meinung eines ganz auf die kulturwissenschaftliche Wende in der Ethnologie setzenden Professors dieses Faches „Die Prämisse der Feldforschung ist es, keine oder wenig Vorwissen zu haben und möglichst unvoreingenommen an die Sache zu gehen.“ (Sökefeld 2001)

[5] Wie eindeutig politisch initiiert diese Kampagne war, wird daraus ersichtlich, dass durch Franz Petermann seit langen Jahren eine große psychologische Beratungsstelle, mit mehr oder weniger vergleichbaren Strukturen, an der Universität aufgebaut wurde, jedoch hierzu niemals ein Wort von Herrn Frehe zu hören war, noch von den ProfessorInnen Heide Gerstenberger und Otmar Preuss, die sich innerhalb der Universität als gegnerische Protagonisten einer solchen Beratungsstelle in besonders negativ hervorragender Weise profiliert hatten. Es passt zum Bild eines politischen Opportunisten, dass Herr Frehe sich in der entscheidenden Phase der Erstellung des „Lilienthaler Memorandums“ (Jantzen 2003, s.u.) aus weiterer Mitarbeit und politischer Unterstützung zurückzog.

[6] Aus den rechtzeitig gesicherten Unterlagen über diesen Reformprozess hat Dietlind Seidler, die damalige Leiterin des Kindergartens, später ihre Diplomarbeit geschrieben, das als Buch unter dem Titel „Integration heißt sozialen Ausschluss vermeiden“ (1993) erschienen ist.

[7] Zu ersten Bausteinen dieses Gerüstes vgl. insbesondere „Diagnostik im Interesse der Betroffenen oder Kontrolle von oben?“ (Jantzen 1982), Jantzen 1983a, 1984, 1985, 1988a,b; Berger & Jantzen 1989. Eine erste zusammenfassende theoretische Ausarbeitung erfolgte in Form eines eigenen Kapitels in Band 2 der „Allgemeinen Behindertenpädagogik“ (Jantzen 1990, Kap. 9)

[8] In den folgenden Jahren haben dies in Bremen vergleichbarer Weise die „Arbeitsgemeinschaft Familientherapie“ in der innerfamiliären Unterstützung von Familien geistig behinderter Kinder bzw. die „linke“, d.h. nicht SPD-konforme Fraktion der DGSP (Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie) im Auflösungsprozess der Langzeitpsychiatrie Kloster Blankenburg erfahren. Auch die Abwicklung von Frau Albers als Leitung der Hans-Wendt-Stiftung, die offene Bekämpfung von Georg Feusers Bemühungen um schulische Integration durch prominente Repräsentanten des bremischen SPD-Senats (insbesondere durch Henning Scherf) bzw. die Abwicklung des Studiengangs Behindertenpädagogik an der Universität werfen entsprechende Schlaglichter auf langjährige Bremer Politik: weit eher an Herrschaftserhalt als an der humanen Lösung sozialer Fragen interessiert.

[9] Die Geschichte der Psychoanalyse ebenso wie die aller anderen Psychotherapieformen enthält zahlreiche Grenzüberschreitungen, die berühmteste ist wohl die sexuelle Beziehung von C.G. Jung und Sabina Spielrein.

[10] Die Gesprächsprotokolle dieser Gruppentherapie, die mir vorliegen, sind bis heute unveröffentlicht. Die Arbeit von Lauschke (1991; Kurzfassung 1994) liefert einen Überblick über Verlauf und Ergebnisse.

[11] Was mich trotzdem nicht davor bewahrte, mich in einer Situation der Einzelhilfe für eine Studentin in diese zu verlieben. Sie wurde Jahre später meine zweite Frau.

[12] Dies geschah unterstützt von der Caritasleitung des Landes Sachsen-Anhalt und mit Wissen des bischöflichen Ordinariats in Magdeburg mit brachialen und Mobbing ähnlichen Mitteln, denn natürlich zählt auch hier das Geld mehr als humanes Engagement; vgl. Bourdieu 1998, 186ff., 2000 sowie Freerk 2002.

[13] Das trifft sich mit Valerie Sinasons Methode, den Kulturschock aus der therapeutischen Begegnung mit dem Lesen oder dem Schreiben von Gedichten zu bewältigen (Sinason 2000).

[14] Ich danke der Einrichtungsleitung für die freundliche Genehmigung, in anonymisierter Form auf diese Geschichte zurückgreifen zu dürfen.

Der Autor

Portrait des Autors Professor Doktor Wolfgang Jantzen.

Prof. Dr. Wolfgang Jantzen

Geb. 1941, Studium ab 1963 an den Universitäten Gießen und Marburg. (Lehramt Grund- Haupt und Realschulen, Diplom in Psychologie; Lehramt Sonderschulen Fachrichtungen Lernbehinderte und Sprachbehinderte). 1972 Promotion in Erziehungswissenschaft. 1966–1971 Lehrer an einer Schule für Lernbehinderte; 1971–1974 Studienrat i.H. am Institut für Sonderpädagogik der Universität Marburg. Ab Mai 1974 Prof. für Allgemeine Behindertenpädagogik an der Universität Bremen. Oktober 1987 – März 1988: Wilhelm-Wundt- Professor für Psychologie an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Zahlreiche Lehraufträge an verschiedenen Universitäten in Deutschland und im Ausland. Seit August 2006 emeritiert.

Wichtigste Buchpublikation: Allgemeine Behindertenpädagogik Bd. I und II. Weinheim: 1987, 1990; Neuauflage in einem Band: Berlin: Lehmans media 2007

Gesamtherausgeber des Enzyklopädischen Handbuchs der Behindertenpädagogik „Behinderung, Bildung, Partizipation“ in zehn Bänden (Kohlhammer-Verlag, Stuttgart)

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Quelle

Wolfgang Jantzen: Rehistorisierung unverstandenen Verhaltens und Veränderungen im Feld. Erschienen in: Behinderte Menschen, Zeitschrift für gemeinsames Leben, Lernen und Arbeiten, Nr. 4/5/2012, Thema: Verhalten und Sicherheit, S.30-45

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 05.07.2018

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