Was sind Patientenverfügungen?

Autor:in - Brigitte Faber
Schlagwörter: Gesetz, Selbstbestimmung, Sterbehilfe, Medizin, Gesundheit
Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: Erschienen in: WeiberZEIT einfach gesagt, Ausgabe 9/ Dezember 2005, Seite 2 - 3. Übersetzt von Martina Puschke.
Copyright: © Verein Weibernetz e.V. 2005

Inhaltsverzeichnis

Was sind Patientenverfügungen?

In der letzten Zeit wird viel über Patientenverfügungen gesprochen. Das ist ein schweres Wort. Damit ist gemeint, dass Sie als Patientin selber bestimmen sollen, welche Behandlung Sie wollen, wenn Sie schwer krank sind. Manche Menschen werden so krank, dass sie nicht mehr sprechen können. Dann können Ärztinnen und Ärzte oder befreundete Personen nicht mehr fragen, ob die Person mit einer bestimmten Behandlung einverstanden ist. Deshalb gibt es jetzt Patientenverfügungen. Das heißt, Sie schreiben jetzt schon auf, welche Behandlung Sie wollen, wenn Sie mal schwer krank sind. Sie können auch aufschreiben, welche Behandlung Sie auf keinen Fall wollen. Der Arzt oder die Ärztin wissen dann besser, welche Behandlung Sie bei einer schweren Krankheit wollen.

Es hört sich erst einmal gut an, dass Sie selber bestimmen sollen, wie Sie im Falle einer schweren Erkrankung behandelt werden wollen. Aber so einfach ist das gar nicht. Denn woher wollen Sie wissen, wie Sie sich fühlen werden, wenn Sie ganz krank sind? Welche Wünsche werden Sie dann haben? Werden Sie, wenn Sie schwer krank sind, noch genau die gleiche Meinung haben wie heute? Eigentlich können Sie sich heute noch gar nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn Sie eine bestimmte Krankheit haben werden.

Auf jeden Fall gibt es jetzt verschiedene Bögen mit Vorschlägen zum Ausfüllen von Patientenverfügungen. In den meisten Vorschlägen wird gesagt, dass Sie sich zum Ausfüllen Hilfe holen sollen. Gemeinsam mit einer Beraterin oder einem Berater können Sie genau überlegen, was Sie wichtig finden. Sie können darüber sprechen, ob Sie Angst vor der Krankheit haben. Ob Sie Angst vor Schmerzen haben. Oder ob Sie mit der Krankheit nicht alleine sein wollen. Und dann können Sie zusammen überlegen, welche Behandlung Sie wichtig finden.

Bei der Besprechung kann raus kommen, dass Sie gute Schmerzmittel und eine Begleitung bekommen, wenn Sie mal ganz krank sind. Vielleicht ist Ihnen wichtig, dass alles getan wird, damit Sie so lange wie möglich leben.

Es kann aber auch sein, dass Sie feststellen, dass Sie nicht an Maschinen angeschlossen werden wollen. Sie müssen jedoch wissen, welche Folgen es hat, wenn die Maschinen ausgeschaltet werden. Mit einer Beraterin oder einem Berater können Sie auch über das Sterben bei einer schweren Krankheit sprechen, wenn Sie das wollen.

Es ist also eine schwierige Sache, sich mit den Patientenverfügungen zu beschäftigen. Denn darüber nachzudenken, dass man mal schwer krank werden kann oder sogar sterben muss, ist nicht einfach. Wichtig ist: Sie entscheiden, ob Sie eine solche Patientenverfügung wollen oder nicht! Sie entscheiden auch, wann Sie darüber mit jemanden reden wollen und mit wem Sie reden wollen.

Für Ihre Entscheidung ist es ganz egal, was viele andere Menschen sagen. Es gibt Menschen, die sagen, dass das Leben keinen Sinn mehr macht, wenn man nur noch im Bett liegen kann und Hilfe braucht. Deshalb brauchen Sie das für sich nicht genauso denken.

Wir vom Weibernetz finden es wichtig, dass nicht nur über Patientenverfügungen gesprochen wird. Es muss auch über die Situation von alten und schwerkranken Menschen geredet werden. Es muss darüber geredet werden, was sich verändern muss, damit auch schwerkranke Menschen ein gutes Leben bis zum Tod leben können. Es darf nicht sein, dass alte Menschen lieber sterben wollen, weil sie Angst haben, dass sie jemanden zur Last fallen.

Brigitte Faber

Übersetzung: Martina Puschke

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Quelle:

Brigitte Faber: Was sind Patientenverfügungen?

Erschienen in: WeiberZEIT einfach gesagt, Ausgabe 9/ Dezember 2005, Seite 2 - 3. Übersetzt von Martina Puschke.

© Verein Weibernetz e.V. 2005

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Stand: 07.04.2009

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