Das Gleichstellungsbuch

Autor:in - Wibs
Schlagwörter: Gesetz, Sexualität, Wohnen, Bildung, Gleichstellung, Arbeit, Partnerschaft, Freizeit
Textsorte: Broschüre
Copyright: © Wibs 2005

Kommentar (von bidok)

In diesem Text gibt es keine Bilder. So kann er auch von Menschen mit Sehbehinderung gelesen werden.

Den richtigen Text können Sie auf ihren Computer herunterladen http://www.selbstbestimmt-leben.net/wibs/index.php?content=Standpunkte oder bei den HerausgeberInnen bestellen:

Wibs, Anton Eder Str. 15, 6020 Innsbruck

Tel.:0043 (0) 512 57 34 48

Email: wibs@selbstbestimmt-leben.at

Vorwort

Dieses Buch haben Menschen mit Lernschwierigkeiten geschrieben. Sie haben dabei Unterstützung bekommen. Das war sehr wichtig.

Wir meinen mit den Wörtern Menschen mit Lernschwierigkeiten alle Menschen, die früher als Menschen mit geistiger Behinderung bezeichnet wurden. Wir mögen das Wort "geistige Behinderung" nicht. Es ist oft ein Schimpfwort.

Wenn Menschen mit Lernschwierigkeiten das Buch lesen wollen, kann es für sie auch wichtig sein, sich Unterstützung zu holen.

Wir haben versucht, in leichter Sprache zu schreiben. Aber vielleicht sind doch einige schwierige Sätze dabei.

Wir haben eine Bitte an alle Leute, die Menschen mit Lernschwierigkeiten kennen:

Lesen Sie das Buch allen vor, die es interessiert. Besprechen Sie das Buch, wenn es Fragen gibt. Das ist gute Unterstützung.

Wer hat das Buch geschrieben?

Dieses Buch haben Reinhard Köbler, Monika Rauchberger, Jasmin Scheiblauer und Ulrike Gritsch geschrieben.

Mitgearbeitet haben aber alle aus dem Wibs Team.

Wibs ist eine Abkürzung für Wir informieren, beraten und bestimmen selbst.

Wibs ist eine Beratungsstelle, die von Menschen mit Lernschwierigkeiten betrieben wird. Hier beraten wir andere Menschen mit Lernschwierigkeiten.

Wir wollen für uns und unserer Anliegen selbst sprechen. Das nennt man Selbstvertretung.

Wir gehören zu People First. People First sind Gruppen von Männern und Frauen mit Lernschwierigkeiten. People First Gruppen gibt es überall auf der Welt. Angefangen hat People First vor fast 25 Jahren in den USA.

Mit dem Namen "People First" - "Menschen zuerst" wollen wir sagen:

Zuerst kommt der Mensch und dann die Behinderung.

Was bedeutet Gleichberechtigung / Gleichstellung und Selbstbestimmung?

Gleichberechtigung heißt, dass alle Menschen das Gleiche machen dürfen.

Jeder Mensch sollte gleich respektiert werden.

Gleichberechtigung hat etwas mit gleichen Rechten zu tun.

Gleichstellung braucht Menschen, die tolerant sind.

Tolerant sein heißt, andere so sein zu lassen, wie sie sind.

Selbstbestimmung heißt, alleine zu bestimmen, was ich tun möchte.

Mögen Sie Freude an diesem Buch haben.

Das Wibs Team

Wie wir Frauen und Männer beim Schreiben sichtbar machen:

Wir verwenden das große "I" zum Beispiel bei SelbstvertreterInnen, weil wir Frauen gegenüber Respekt zeigen.

Wir schreiben die Wörter mit großem "I", weil das hilft, dass Frauen in unserer Sprache sichtbar werden.

Das Wort Selbstvertreter meint ja nur Männer. Frauen gehören auch dazu. Frauen können alles, was Männer können.

Wenn wir SelbstvertreterInnen schreiben, meinen wir alle Männer und Frauen, die Selbstvertretung machen.

Aus Teilnehmer wird also TeilnehmerInnen.

Aus Politiker wird also PolitikerInnen.

Aus Unterstützer wird also UnterstützerInnen.

Aus Betreuer wird also BetreuerInnen.

Aus Experten wird also ExpertInnen.

Mit ExpertInnen meinen wir Männer und Frauen, die sich in einer Sache sehr gut auskennen. Menschen mit Lernschwierigkeiten kennen scih mit ihrer Behindreung sehr gut aus. Sie wissen, was sie brauchen und wollen. Deshalb sind sie ExpertInnen.

1. Wie sollen Leute mit uns umgehen?

Inhaltsverzeichnis

Vor etwa 30 Jahren fingen behinderte Personen an für ihre Rechte zu kämpfen. Damals lebten Betroffene in großen Heimen. In Amerika gab es Heime mit mehr als 1000 Leuten. BetreuerInnen, Eltern und PolitikerInnen bestimmten, was für Menschen mit Lernschwierigkeiten gut war. Menschen mit Behinderung wurden verwahrt und bevormundet.

Dann bildeten Menschen mit Lernschwierigkeiten Gruppen. Diese Gruppen wollten aus den Heimen ausziehen. Sie begannen sich zu wehren. Sie trugen ihre Interessen mutig an die Öffentlichkeit. Das geschah zuerst in Schweden und in den USA.

Sie erzielten Erfolge:

Heime wurden geschlossen. Behinderte Personen wurden immer ernster genommen. Sie wurden langsam zu ExpertInnen in Sachen Behinderungen.

Durch ihre Erfolge fühlten sich die Menschen mit Lernschwierigkeiten stark und selbstbewusst. Sie wollten nicht bemitleidet werden. Sie sagten, was sie wollten.

Österreich hinkt ein bisschen nach. Bei uns muss sich noch einiges ändern. Zuallererst müssen Menschen mit Lernschwierigkeiten als ExpertInnen anerkannt werden. Sie wissen selbst, was gut für sie ist.

Beispiele

Wibs erzählt:

Wir machen viele Vorträge. Unsere UnterstützerInnen helfen uns dabei, wenn wir sie brauchen. Wenn die Vorträge vorbei sind, können uns die Leute aus dem Publikum Fragen stellen. Oft wollen die Leute aus dem Publikum lieber mit unseren UnterstützerInnen reden. Es verletzt uns, wenn sie die UnterstützerInnen fragen und nicht uns. Wir sind die ExpertInnen. Wir wissen die Antworten. Es sind unsere Erfahrungen und unsere Vorträge, über die wir berichten.

Wir mögen es nicht, wenn über uns gesprochen wird und nicht mit uns.

Herr Raderer erzählt:

Andere Leute behandeln mich immer noch wie ein kleines Kind. Das finde ich ganz schrecklich. Ich weiß nicht, warum sie das tun. Ich kann nicht so deutlich sprechen, wie andere. Ich bin auch ein bisschen langsamer. Das sind aber keine Gründe, mich wie ein Kind zu behandeln. Ich will "für voll" genommen werden.

Menschen mit Lernschwierigkeiten wollen nicht anders behandelt werden.

Herr Mühlmann berichtete:

Einmal hielt er einen Vortrag über People First. Als die Leute Fragen stellen durften, stand eine Frau auf und sprach ihn mit "Du" an. Herr Mühlmann hatte sie zuvor mit "Sie" angesprochen. Er fühlte sich nicht gleichberechtigt. Er hätte sie gerne auch mit "Du" angesprochen, aber das traute er sich nicht.

Gleichberechtigung bedeutet, dass sich zwei Leute gleich ansprechen. Entweder sagen beide "Sie" zueinander oder beide sagen "Du".

Wibs erzählt:

Bei uns im Büro arbeiten Männer und Frauen mit Lernschwierigkeiten und UnterstützerInnen. Manchmal passieren uns Fehler. Einmal ist uns ein Fehler mit einem Betreuer einer anderen Einrichtung passiert. Deshalb kam er extra zu uns. Er wollte mit uns darüber reden. Als er kam, merkten wir, dass er nicht mit uns allen sprechen wollte, sondern nur mit den UnterstützerInnen. Das haben wir unfair gefunden. Wir wollten dabei sein, es ging ja vor allem um unser Projekt und unsere Arbeit. Wir wollen über uns und unsere Arbeit selbst bestimmen.

Wenn sich etwas ändern soll, wollen wir mitreden.

Frau Scheiber erzählt:

Ich ging einmal mit einer Freundin einkaufen. Ich wollte mir ein Heft kaufen. Die Verkäuferin fragte meine Freundin, was ich will. Meine Freundin antwortete: "Reden Sie mit ihr selbst." Da sagte die Verkäuferin zu mir, wie zu einem Baby: "Na, was willst Du denn?" Ich sagte klar und deutlich: "Bitte ein Mickey Maus Heft" Da meinte die Verkäuferin: "Das kostet aber fast 5.-€". Ich war sehr zornig, weil ich das Geld hatte und sie schon wieder mit meiner Freundin gesprochen hatte.

Die Leute sollen uns respektieren. Dazu gehört auch, dass sie uns wie Erwachsene behandeln, wenn wir alt genug sind.

Interview mit Frau Simon:

Was bedeutet für Sie Benachteiligung?

Frau Simon: Wenn man mir nicht die Zeit lässt eine Arbeit zu verstehen und auszuführen. Deshalb bin ich auch oft beschimpft worden. Ich hab dann immer versucht die Ruhe zu bewahren und mich noch fester bemüht, so gut wie möglich zu arbeiten. Aber es ist mir nicht immer gelungen. Die Leute sollen mehr Geduld mit mir haben und mir genug Zeit geben.

Ich hätte gerne, dass mich die Leute trotzdem ernst nehmen, auch wenn ich etwas nicht sofort verstehe. Das passiert aber viel zu selten.

Unsere Forderungen:

Nichts über uns ohne uns

Wir wollen ernst genommen werden!

Wir wollen nicht anders behandelt werden als andere!

Wir wollen über uns selbst bestimmen!

Wir wollen nicht geduzt werden!

Wir wollen respektiert werden!

Wir wollen wie Erwachsene behandelt werden!

Nehmen Sie sich für uns Zeit!

Was sagen andere?

Was sagen Leute von People First?

Die Leute kann man doch nicht ernst nehmen.

Gehen Sie respektvoll mit uns um.

Die wissen doch gar nicht, was sie tun.

Eine andere Meinung ist noch lange keine falsche Meinung.

Die wissen ja gar nicht was sie wollen!

Trauen Sie uns etwas zu. Manchmal können wir nicht ganz klar sagen, was wir wollen. Aber trotzdem wissen wir, was gut für uns ist.

Die werden ja richtig unverschämt, mit ihren Forderungen.

Wir müssen lernen uns durchzusetzen, genau wie jeder andere Mensch.

Ich weiß ja gar nicht mehr, wie ich mit denen umgehen soll.

So höflich und respektvoll wie mit allen anderen auch.

Geht das denn nicht schneller. Ich hab's eilig.

Unsere heutige Welt ist zu schnell. Ein bisschen Langsamkeit tut uns allen gut. Zeit brauchen wir, damit wir die Arbeit genau machen können.

2. Was heißt Gleichstellung bei der Arbeit?

Arbeit ist für die meisten Menschen ziemlich wichtig:

  • Menschen müssen arbeiten, damit sie für sich selbst sorgen können.

  • Menschen müssen Arbeit haben, damit sie Anspruch auf eine Pension und auf Krankenversicherung haben.

  • Menschen brauchen Arbeit, um mit anderen in Kontakt zu kommen und sich austauschen zu können.

  • Menschen brauchen Arbeit, um auf sich selbst stolz sein zu können.

Das gilt für Männer und Frauen, mit und ohne Beeinträchtigung.

3 Absätze der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen lauten:

" 1. Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.

2. Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

3. ...

4. Jeder hat das Recht, zum Schutze seiner Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten. (Artikel 23)

1948 haben viele Länder dieser Erde die Menschenrechte niedergeschrieben. Diese Rechte sollen für alle Menschen überall auf der Welt gelten. Niemand darf von ihnen ausgeschlossen werden.

Wir finden, dass die Menschenrechtserklärung noch nicht ganz umgesetzt ist. Behinderte Frauen und Männer haben oft keine Arbeit und keinen richtigen Gehalt! Viele arbeiten in Werkstätten und bekommen nur ein Taschengeld! Das heißt sie können nie Arbeitslosengeld bekommen und auch nie in Pension gehen!

Wir von WIBS wissen, dass viele Menschen mit Lernschwierigkeiten sich eine richtige Arbeit mit einem richtigen Lohn wünschen!

Das Behinderteneinstellungsgesetz

Das Behinderteneinstellungsgesetz ist ein Gesetz, das erreichen will, dass behinderte Personen die Chance auf einen Arbeitsplatz haben.

In Österreich muss jede Firma, wenn sie mehr als 25 MitarbeiterInnen beschäftigt, 1 Menschen mit Beeinträchtigung einstellen.

Bei 50 MitarbeiterInnen 2 Personen mit Beeinträchtigung, bei 75 MitarbeiterInnen 3 Personen mit Beeinträchtigung und so weiter.

Wenn eine Firma keine behinderten Personen einstellt, muss sie als Ausgleich 200.- Euro jeden Monat bezahlen. Dieses Strafgeld nennt man Ausgleichstaxe. Viele Firmen tun das.

Das Geld kommt in einen Topf beim Bundessozialamt.

Das Bundessozialamt gehört zum Staat Österreich. Das Bundessozialamt verteilt Geld an behinderte Personen. Das Bundessozialamt gibt auch Firmen Geld, die behinderte Personen einstellen.

Wenn eine Firma eine behinderte Person einstellt, dann kann diese Firma aus dem Topf vom Bundessozialamt Geld bekommen.

Das Geld bekommt die Firma, weil behinderte Personen vielleicht mehr Zeit für eine Arbeit brauchen als andere. Das gilt aber nicht für alle behinderten Personen!

Wenn jemand "zu schwer behindert" ist, dann bekommt die Firma zu wenig Unterstützung vom Bundessozialamt. Und wenn die Firmen zu wenig Geld bekommen, dann stellen sie eher keine Menschen mit Behinderung ein.

Wir Menschen mit Lernschwierigkeiten brauchen Unterstützung am Arbeitsplatz. Nur dann können wir gute Arbeit leisten.

Die Unterstützung wir so lange, bis wir wissen, was unsere Arbeiten sind.

Und manchmal brauchen wir sie überhaupt.

Diese Unterstützung gibt es zu wenig. Deshalb sind viele Menschen mit Lernschwierigkeiten arbeitslos oder in Werkstätten!

Mitbestimmung am Arbeitsplatz:

Es gibt noch eine weitere Ungerechtigkeit:

Menschen die einen normalen Arbeitsplatz haben, können den Gewerkschaften beitreten.

Die Gewerkschaften sind Gruppen, die für die Rechte der Angestellten eintreten.

Gewerkschaften schauen drauf,

  • dass die Angestellten richtiges Geld verdienen.

  • dass die Löhne auch dann bezahlt werden, wenn die Firmen kein Geld haben.

  • dass niemand ohne Bezahlung Überstunden machen muss.

  • dass die Gesetze eingehalten werden.

In Werkstätten gibt es keine Gewerkschaften. In vielen Werkstätten gibt es nicht mal Werkstatträte. Menschen mit Lernschwierigkeiten können immer noch nicht genügend mitbestimmen.

Beispiele:

Herr Walter erzählt:

Herr Walter arbeitet schon seit 15 Jahren in einer Werkstätte. Er verkauft dort bemalte Vasen, Spielzeug aus Holz und Fleckerlteppiche. Er arbeitet jeden Tag von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 13 Uhr bis 16 Uhr. Das ist viel. Dafür bekommt er 20.-€ Taschengeld. Das ist wenig. Das Geld gehört ihm allein. Damit kauft er sich ab und zu Süßigkeiten, die Handywertkarte für sein Telefon und sogar einmal einen Stoffhamster für seine Freundin zum Geburtstag. Wenn Herr Walter ins Kino will, muss er seine Mutter um Geld fragen. Wenn er Pizza essen gehen will, muss er auch seine Mutter um Geld bitten. Das findet Herr Walter nervig. Er ist 40 Jahre alt und will seine Mutter nicht mehr fragen.

Herr Walter findet es ungerecht, dass andere Leute sich so viel mehr leisten können. Er will sich eine richtige Arbeit suchen und richtiges Geld verdienen.

Wibs erzählt:

Freunde von uns sollten einmal einen Vortrag für uns halten. Das ist viel Arbeit. Sie mussten ein Plakat schreiben, Bilder suchen, Texte schreiben und Infomaterial sammeln. Also dachten sie sich, sie wollten für die viele Arbeit auch Geld haben. Deshalb fragten sie uns, ob wir auch etwas bezahlen könnten.

Natürlich hatten wir Geld für ihre Arbeit reserviert. Denn wir finden es ganz wichtig, dass jeder und jede für Arbeit auch Geld bekommt.

Wibs erzählt:

Wir waren einmal bei einem großen sozialen Verein. Wir sollten ihnen sagen, was sie für Menschen mit Lernschwierigkeiten besser machen könnten. Was wir ganz schlimm gefunden haben, war: Alle Angestellten bekommen dort ein Mittagessen. Das Mittagessen kochen Menschen mit Lernschwierigkeiten. Die arbeiten in einer Werkstätte. Dort bekommen sie nur Taschengeld dafür, dass sie die Essen kochen. Wir finden das ganz schlimm. Wir finden:

Die Angestellten sollen so viel für ihr Mittagessen bezahlen, dass die Menschen mit Lernschwierigkeiten ein richtiges Gehalt dafür bekommen.

Herr Wieser berichtet:

Herr Wieser sollte einmal ein Buch über People First schreiben. 10 Seiten sollten es werden. Herr Wieser wusste nicht, wie er anfangen sollte. Er saß über seinem weißen Blatt Papier und nichts ging mehr. Plötzlich kam Frau Rauch vorbei und gab Herrn Wieser den Tipp, er solle doch die UnterstützerInnen fragen. Das tat Herr Wieser auch. Die UnterstützerInnen sollten ihm Vorschläge machen, wie er ein Buch beginnen konnte. Mindestens 5 Vorschläge mussten sie machen, bis Herr Wieser mit einem zufrieden war. UnterstützerInnen sind wichtig.

Sie müssen verschiedene Wege zeigen und wir können dann auswählen, welchen Weg wir nehmen wollen.

Herr Fischer berichtet:

Der Arbeitstag in einer Werkstätte ist zeitlich fest geregelt. Es gibt nur ganze Arbeitstage. Herr Fischer fängt um 7Uhr30 an. Er arbeitet in einer Keramikwerkstätte. Seine Arbeit ist immer gleich. Er hat keinen Arbeitsvertrag, auch keine Sozialversicherung. Er bekommt keinen Lohn, sondern ein Taschengeld. Es werden auch keine Überstunden bezahlt.

Er fühlt sich vom Werkstattrat, der seine Interessen vertreten soll, nicht ernst genommen. Er fühlt sich ausgegrenzt und aufbewahrt.

Frau Anselm:

Frau Anselm ist 19 Jahre alt. Vor 2 Jahren beendete sie die Schule. Danach musste sie sich Arbeit suchen. Das war nicht einfach. Sie wollte Verkäuferin werden. Aber niemand wollte eine Verkäuferin, die für alles ein bisschen länger braucht. Dann wollte Frau Anselm Buchhalterin in einem Büro werden. Aber niemand wollte eine Buchhalterin, die nicht so gut rechnen konnte. Das ging immer so weiter. Frau Anselm war schon ganz verzagt. Zu dieser Zeit weinte sie viel und meinte zu ihrer Mutter: "Ich kann gar nichts". Da bekam sie endlich einen Job. Sie wurde Botin im Gemeindeamt. Sie macht ihre Arbeit sehr gut. Sie ist immer pünktlich, ehrlich und denkt auch zu Hause noch darüber nach, wie sie ihre Arbeit besser machen könnte. Alle mögen sie sehr gerne. Frau Anselm hat heute viel Spaß und weiß, dass sie für die Gemeinde wichtig ist.

Sie weiß auch, dass sie viele Fähigkeiten hat. Außerdem verdient sie richtiges Geld. Sie kann sich Kleider und CDs kaufen und ins Kino gehen. Sie ist ganz normal versichert. Wenn sie alt ist, kann sie in Pension gehen. So soll es für alle sein.

Frau Paulitsch:

Frau Paulitsch arbeitet nach der Schule für insgesamt 6 Monate auf Probe in einer Merkur-Filiale. Einmal pro Woche wird Frau Paulitsch von einer ausgebildeten AssistentIn begleitet.

Eine AssistentIn ist eine Person, die die Dinge tut, die Menschen mit Lernschwierigkeiten nicht können. Wichtig ist, dass die Menschen mit Lernschwierigkeiten den AssistentInnen anschaffen, was sie für sie tun sollen. Ein anderes Wort für Assistenz ist Unterstützung. UnterstützerInnen schreiben mit, machen Vorschläge, übersetzen Texte in leichte Sprache, erinnern an Termine und helfen, wo wir es brauchen.

Die arbeitet einen Vormittag lang mit ihr und schaut, wie Frau Paulitsch mit ihrem Job zurecht kommt. Die Kollegen kommen mit Frau Paulitsch gut zurecht, auch wenn sie ihr immer wieder mehr Zeit geben müssen. Wenn das Praktikum vorbei ist, kann Frau Paulitsch so viel tun, dass sie angestellt wird. Dann bekommt sie einen richtigen Lohn. Das heißt, sie ist auch sozial versichert.

Dieser Arbeitsplatz bedeutet ihr sehr viel. Und Frau Paulitsch hofft, dass sie auch später noch ab und zu die Arbeitsassistentin um Hilfe fragen kann.

Unsere Forderungen:

Richtiges Geld für richtige Arbeit

Wir wollen finanzielle Unterstützung vom Bundessozialamt für alle behinderten Menschen.

Wir brauchen Unterstützung am Arbeitsplatz.

Wir fordern höhere Ausgleichstaxen.

Jede Firma mit mehr als 25 Angestellten muss eine behinderte Person anstellen. Wenn sie das nicht tut, muss sie jedes Monat 200.-€ bezahlen. Das Geld nennt man Ausgleichstaxe.

Wir fordern, dass pro 50 Personen in einer Firma eine Person mit Lernschwierigkeiten angestellt werden soll.

Wir fordern Mitbestimmung in Werkstätten.

Was sagen andere?

Was sagen Leute von People First?

Die brauchen so lang, da kann ich's besser selber machen.

Die Zeit brauchen wir, damit wir die Arbeit genau machen können.

Es kommt nicht immer nur auf Schnelligkeit an. Auch Gründlichkeit und Zuverlässigkeit sind wichtig.

Warum sollte man Menschen mit Lernschwierigkeiten gleich viel zahlen wie Leuten die weniger Fehler machen.

Wir tun unser Bestes. Dafür wollen wir richtig bezahlt werden.

Die können doch eh nix.

Jeder Mensch, der eine Arbeit neu beginnt, muss lernen. Auch ein Lehrling hat zuerst "Unterstützung".

Ich zahle lieber Ausgleichtaxe, als eine behinderte Person einzustellen.

Die Ausgleichtaxe sollte so hoch sein wie ein Monatsgehalt.

In einer Werkstatt seid ihr gut versorgt. Dort habt ihr alles.

In einer Werkstatt haben wir nichts zu bestimmen. Wir wollen mehr mitbestimmen. Wenn wir in einer Werkstätte arbeiten, bekommen wir zu wenig Geld. Wenn wir nicht mehr in die Werkstätte wollen, bekommen wir kein Arbeitslosengeld und auch keine Pension!

3. Was heißt Gleichstellung beim Wohnen?

Inhaltsverzeichnis

Es gibt verschiedene Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigung:

  • Wohnheime

  • Wohngemeinschaften

  • zu Hause bei der Familie wohnen

  • selbständiges Wohnen in einer eigenen Wohnung

Die People First Bewegung hat in vielen Ländern bereits erreicht, dass große Wohnheime geschlossen wurden.

Statt großen Heimen wurden kleinere Wohngemeinschaften gegründet.

In großen Wohnheimen treffen MitbewohnerInnen und BetreuerInnen sehr viele Entscheidungen:

  • Sie bestimmen, wer mit wem in einem Zimmer schläft.

  • Sie bestimmen, wer in die Wohnung einziehen darf.

  • Sie bestimmen die Freizeitgestaltung.

  • Sie bestimmen, was es zu essen gibt.

Sehr viele Menschen mit Beeinträchtigung wohnen auch heute noch in Wohnheimen.

Je schwerer die Beeinträchtigung, desto seltener wohnen die Betroffenen selbstständig. Das finden wir nicht gut! Jede Frau und jeder Mann soll so leben können, wie es für sie oder für ihn am feinsten ist. Ganz egal, welche Behinderung der Mann oder die Frau haben.

Wir meinen, dass Wohnen in den eigenen 4 Wänden mehr Selbstbestimmung bietet. Außerdem ist wichtig, dass wir unsere UnterstützerInnen selbst anstellen und entlassen können.

Beispiele:

Frau Pichler erzählt:

Ich wünsche mir, dass man zu zweit und nicht zu viert in einer Wohngemeinschaft leben kann. Ich wohne mit drei Anderen in einer WG und es gibt ständig Streit. 4 Erwachsene, das ist einfach zu viel. Außerdem steht es einem zu, dass man die AssistentInnen selber aussuchen kann. Das heißt, dass ich selber bestimmen kann, wer mir in meiner Wohnung hilft. Es darf nicht so sein, dass die AssistentInnen einfach zugewiesen werden, ohne die Menschen mit Lernschwierigkeiten zu fragen. Meine Lösung ist, dass ich mich auf meine Hinterfüße stelle. Ich werde mir mit meinem Freund eine behindertengerechte Wohnung suchen. Dort in dieser Wohnung werden wir beide so wohnen, wie wir es wollen.

Wir suchen auch unsere AssistentInnen selbst aus. Wir sagen ihnen, was sie für uns in der Wohnung tun sollen.

Frau Steiner erzählt:

Meine Freundin und ich wollten zusammenziehen. Dazu hätte eine Wohnung umgebaut werden müssen. Das hätte schon viel Geld gekostet. Aber meine Betreuer und ihr Chef wollten uns das Geld dafür nicht geben. So wurde nichts daraus.

Wir fordern, dass in Zukunft wir das Geld vom Land bekommen und nicht die BetreuerInnen.

Herr Obermair erzählt:

In dem Heim, in dem ich früher gewohnt habe, habe ich 18 Jahre lang meine Freizeit vorgeschrieben bekommen. Die BetreuerInnen haben mir gesagt, was ich zu tun habe. Sie haben bestimmt, wo ich mitmachen musste. Ich musste in die Kirche gehen, auch wenn ich keine Lust dazu gehabt habe. Oder sie haben mich so lange überredet, bis ich doch mit spazieren gegangen bin. Eigentlich wollte ich aber viel lieber zu Hause bleiben. Ich musste ins Bett gehen, wenn die BetreuerInnen Dienstschluss gehabt haben. Ich musste essen, was die anderen gekocht hatten. Auch, wenn ich das nicht essen mochte.

Das war ganz schrecklich. In meinen eigenen 4 Wänden muss ich doch selber bestimmen können, was ich tun will und was nicht.

Herr Payr erzählt:

Bei uns in der WG war eine Frau, die ist immer ausgeflippt. Sie hat mein Mittagessen auf den Boden geworfen. Einmal ist sie in mein Zimmer gekommen und hat mir den Fernseher ausgeschaltet. Wenn sie etwas angestellt hat, hat sie mir die Schuld dafür gegeben. Ich habe sie nicht ausstehen können. Manchmal hab ich mich auch vor ihr gefürchtet. Sie ist dann ausgezogen.

Ich finde, dass wir uns unsere MitbewohnerInnen selber aussuchen sollen.

Herr Dinkhauser gehört zur People First Gruppe. Er sagt:

Ich möchte nicht, dass die Gesellschaft die "Verwahrung" bezahlt. Ich möchte nicht, dass Steuergelder dafür verwendet werden, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten in einem Heim untergebracht werden. Wir gehören zu dieser Gesellschaft. Wir wollen nicht weggesperrt werden. Deshalb finde ich Wohnheime schlecht.

Die Politiker sollen den Menschen mit Lernschwierigkeiten das Geld direkt geben. Dann können wir unsere Wohnungen bezahlen. Wir können dann auch UnterstützerInnen bezahlen, die uns helfen. Das wäre viel besser.

Heinz H. ist 34 Jahre alt. Er erzählt:

Ich höre Volksmusik, ganz laut. Die Betreuer vom Wohnheim und die anderen Mitbewohner beschweren sich regelmäßig darüber. Ich habe die Nase voll. Ich möchte endlich in eine eigene Wohnung ausziehen. Aber meine Betreuer meinen, dass ich das nicht auf die Reihe kriege. Ich möchte gerne bessere Unterstützung: "Die sollen mir sagen, was ich kann und nicht, was ich nicht kann!" sagt Heinz H. Außerdem will ich ganz bestimmt in eine eigene Wohnung, denn nur dort kann ich die Musik hören, die mir gefällt.

Und ich will mir meine BetreuerInnen in Zukunft selber aussuchen.

Unsere Forderungen:

Reißt die Mauern nieder

Wir wollen selbst entscheiden wo, wie und mit wem wir wohnen wollen.

Wir wollen bei allen Entscheidungen mitbestimmen.

Wir wollen gute Unterstützung beim Wohnen.

Wir wollen ein persönliches Budget, damit wir besser bestimmen können, wo wir wohnen und wer uns unterstützt.

Persönliches Budget heißt, dass behinderte Personen das Geld vom Staat bekommen, das normalerweise an Werkstätten und Wohnheime bezahlt wird. Sie bestimmen dann selbst, was sie mit dem Geld machen wollen. Sie können sich eine eigene Wohnung mieten oder einen Unterstützer oder eine Unterstützerin bezahlen oder auch Freizeitaktivitäten bezahlen, oder sogar eine eigene Firma gründen oder einen Fortbildungskurs bezahlen.

Wir wollen Mietverträge auch in leichter Sprache.

Was sagen andere?

Was sagen Leute von People First?

Diese Menschen können nicht in der Gesellschaft leben: Sie sind zu schwer behindert.

Wenn wir genug Unterstützung haben, können wir leben, wie wir wollen. Auch in einer eigenen Wohnung.

Sie können nicht selbst auf sich aufpassen.

Wir leben auf unsere eigene Gefahr. Mit Unterstützung kriegen wir das hin.

Wohnheime sollte es weiter geben, da manche Menschen gerne dort leben.

Wir sollen alles ausprobieren können. Erst wenn wir den Unterschied kennen, können wir entscheiden, welche Art des Wohnens uns besser gefällt.

Wohnheime sind billiger als eigene Wohnungen.

Wer sagt das? Mit dem Geld für Wohnheime könnten viele Leute in eigenen Wohnungen leben.

Die Menschen haben es gut im Heim, weil dort alles ist was sie brauchen.

Im Heim zu leben ist nicht normal. Normal ist, dass sich jeder Mann und jede Frau aussuchen kann, mit wem er oder sie zusammenleben will.

4. Was heißt Gleichstellung in unserer Freizeit?

Inhaltsverzeichnis

In der Freizeit spüren Menschen mit Lernschwierigkeiten die Vorurteile immer noch am meisten.

Es ist eine Ausnahme, wenn sie ihre Freizeit in ganz normalen Vereinen mit ganz "normalen" Leuten verbringen.

Wir wissen, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten die Freizeit selbst gestalten möchten. Dazu brauchen sie Vereine, die sie aufnehmen. Sie brauchen auch Unterstützung, um zu den Vereinen hinzukommen. Und manchmal brauchen sie Unterstützung, um mitmachen zu können.

Eine selbstbestimmte Freizeitgestaltung muss es auch für Leute geben, die in Wohnheimen leben. Für sie gibt es meistens nur die Freizeitgestaltung, die die BetreuerInnen ihnen anbieten. Diese Angebote sind von der Größe der Wohngruppe und der Anzahl der BetreuerInnen abhängig. Auch die anderen MitbewohnerInnen bestimmen da mit, was jemand machen kann. Ungewöhnliche Hobbys haben oft keinen Platz. Das ist nicht normal.

Beispiele:

Herr Huber erzählt:

Herr Huber singt sehr gerne und sehr gut! Er kennt die Texte von fast allen alten Volks- und Kirchenliedern auswendig. Er kann auch Melodika spielen. Seit kurzem ist er in Pension. Deshalb würde er gerne im Kirchenchor in seinem kleinen Dorf mitsingen. Doch die Leute vom Kirchenchor wollen Herrn Huber nicht dabei haben. "Vielleicht haben sie Angst, dass ich falsch singe. Oder vielleicht wollen sie nicht auf mich warten, wenn ich zu lange brauche um über die Stiege zu gehen." Herr Huber ist sehr traurig. Er kann auch nicht so einfach im Nachbarort beim Chor mitsingen, weil er kein Auto hat und am Abend kein Bus mehr fährt.

Herr Huber bräuchte einen Assistenten oder eine Assistentin für die Freizeit.

Frau Schiffer erzählt Wibs:

Ich wohne in einem Wohnheim. Dort leben noch 9 andere Personen. Ich bin ein Kinofan. Ich möchte manchmal gern ins Kino gehen. Die anderen 9 wollen aber nicht ins Kino gehen. Die interessiert das nicht. Wenn ich die BetreuerInnen frage, ob sie mit mir ins Kino gehen, dann sagen sie meistens "nein". Entweder es gehen auch die anderen BewohnerInnen mit oder sie können mich nicht begleiten. Das macht mich echt sauer. "Ich kann nur nicht ins Kino gehen, weil die anderen nicht wollen. Das nervt."

Frau Schiffer hätte gerne eine eigene AssistentIn für sich. Dann könnte sie ihr sagen, was sie tun soll.

Frau Süß erzählt:

Sie ist seit 10 Jahren bei den Pfadfindern. Sie will dort Gruppenführerin bei den großen Mädchen werden. Das ist gar nicht so schwer. Dazu muss sie Kartenlesen und mit dem Kompass umgehen lernen! Das lernt sie in Kursen. Zur Zeit ist sie Gruppenführerin bei den Guides und Spähern. Das sind die jüngeren Mädchen. Aber die sind ihr zu anstrengend! Deshalb will Frau Süß bald ihre Kurse machen.

"Bei den Pfadfindern ist es toll, da kann jede und jeder mitmachen." meint Frau Süß.

Wibs erzählt:

Herr Scharnagl fährt jede Woche mit dem Bus zu seiner Freundin. Das ist sehr wichtig für ihn. Eigentlich braucht er dazu keine Unterstützung. Es muss ihm nur jemand beim Fahrplan lesen helfen. Das macht meistens seine Schwester. Als die einmal in den Urlaub gefahren ist, brauchte Herr Scharnagl Hilfe von jemanden anderen.

Es ist ganz wichtig, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Auch wenn es sich dabei um Hilfe in der Freizeit handelt.

Unsere Forderungen:

Persönliche Budgets statt Fremdbestimmung

Wir wollen wissen, welche Freizeitangebote es gibt.

Wir wollen, dass alle Vereine für Menschen mit Lernschwierigkeiten offen sind.

Wir fordern Unterstützung auch in der Freizeit.

Was sagen andere?

Was sagen Leute von People First?

Freizeitgestaltung für Menschen mit Lernschwierigkeiten, sogar mit Assistenz? Das ist doch nur Steuergeldverschwendung.

Wir haben auch das Recht auf Freizeitgestaltung. Damit wir nicht ausgeschlossen werden, brauchen wir AssistentInnen.

Weggehen mit BetreuerInnen - wer soll denn die Überstunden bezahlen?

Das lässt sich auch durch Zeitausgleich regeln.

Was wollen die denn mit Freizeit? Die arbeiten doch eh nix?

Wer will beurteilen, was wir täglich leisten? Außerdem ist Freizeitgestaltung für uns genauso wichtig wie für alle anderen.

Integration ist schon wichtig, aber nicht in unserem Verein. Was wir machen, können die sowieso nicht.

Wir sollten das Recht auf einen Versuch haben. Wir können alle voneinander lernen.

5. Was heißt Barrierefreiheit für Menschen mit Lernschwierigkeiten?

Inhaltsverzeichnis

Eine Barriere ist etwas, was im Weg steht. Ein Hindernis oder ein Stolperstein oder eine Mauer. Behinderte Personen treffen ganz oft auf Hindernisse, die im Weg stehen.

  • RollstuhlfahrerInnen treffen auf Stufen. Dann können sie nicht weiter.

  • Blinde Menschen treffen auf Bücher und Schilder, die sie nicht lesen können.

  • Gehörlose Menschen treffen auf Ansagen, die sie nicht hören können. Zum Beispiel: Die Ansagen am Bahnhof oder die Nachrichten im Fernsehen.

  • Menschen mit Lernschwierigkeiten treffen auf schwierige Sprache.

Schwierige Sprache ist ein riesiges Hindernis. Wir können nicht mitreden, wenn die anderen Leute mit schwieriger Sprache sprechen.

Wir können auch nicht selbst bestimmen, wenn wir nicht verstehen, was die anderen sagen.

Wir brauchen Informationen in leichter Sprache. Aber das genügt nicht immer. Wir brauchen auch Menschen, die mit uns Bücher durchgehen und unsere Fragen beantworten.

Beispiele:

Herr Lederer erzählt:

Herr Lederer sollte an einer Sitzung teilnehmen. Doch leider sprachen dort alle Personen mit schwieriger Sprache. Herr Lederer hatte das Gefühl, dass er nichts sagen durfte. Er fühlte sich nicht willkommen. Warum hatten sie ihn eigentlich eingeladen?

Wir haben Herrn Lederer interviewt:

Wibs: "Glauben Ihre KollegInnen, dass sie gescheiter sind?"

Herr Lederer: "Ja, das glauben die."

Wibs: "Wie gehen Sie damit um, wenn sie Sie nicht ausreden lassen?"

Herr Lederer: "Ich habe schon 100 Mal gesagt, sie müssen mir zuhören. Sie sollen mir eine klare Antwort geben."

Wibs: "Haben Sie ihnen gesagt, sie sollen mit leichter Sprache reden?"

Herr Lederer: "Sie merken sich nicht einmal die Regeln für leichte Sprache! Sie verwenden zu lange Sätze! Sie antworten mir nicht!"

Leichte Sprache ist notwendig, damit wir mitreden können. Leichte Sprache ist auch notwendig, damit wir verstehen können. Leichte Sprache muss so selbstverständlich werden wie die Rampen und Lifte für RollstuhlfahrerInnen.

Unsere Unterstützerin erzählt:

Es gibt viel zu viel schwierige Sprache. Wenn ich am Jahresende meinen Steuerausgleich machen will, ist alles in schwerer Sprache. Ich muss dann oft bei meinem Vater und beim Finanzamt und bei der Arbeiterkammer anrufen. Die helfen mir. Aber es dauert ganz lang bis ich alles richtig ausgefüllt hab. Viel besser wäre, wenn das Formular in einfacher Sprache wäre. Das würde auch allen Leuten helfen, die nicht so gut Deutsch können. Wir würden alle weniger Fehler machen und Zeit und Geld sparen.

Nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten brauchen leichte Sprache. Für viele andere wäre das Leben dann auch einfacher.

Wibs erzählt:

Wir waren bei einer Tagung. Da ging es um Menschen mit Lernschwierigkeiten. Und es ging darum, was die Kopfschlauen für uns tun wollen, damit wir es besser haben. Es waren PolitikerInnen dabei und auch Leute von der Uni. Die haben Vorträge gemacht. Wir haben kein Wort verstanden. Auch unsere UnterstützerInnen haben wenig verstanden. Wir waren richtig zornig. Wenn die sich schon für uns einsetzen, dann müssen sie doch eigentlich so reden, dass wir mitkommen.

Wir von Wibs finden, dass das keine guten Verbündeten sind. Gute Verbündete sprechen so, dass wir mitreden können.

Frau Payr berichtet:

Auch Menschen mit Lernschwierigkeiten haben das Recht, wählen zu gehen. Aber die PolitikerInnen verwenden keine einfache Sprache. Ganz oft muss Frau Payr ihre Eltern fragen, was die PolitikerInnen meinen, wenn sie im Fernsehen sprechen! Deshalb hat sie einen Brief an ihre Lieblingspolitikerin geschrieben. Frau Payr bat sie, ihr die wichtigsten Fragen zu beantworten.

Aber wir von People First finden, dass die PolitikerInnen leichte Sprache verwenden sollen. Dann können wir alle besser wählen gehen.

Frau Stöger erzählt:

Ich habe die Lebensgeschichte von einem blinden Mann gelesen. Der Text war in einfacher Sprache. Trotzdem habe ich nicht alles verstanden. Es ist auch sehr schwer für mich, mich so lange zu konzentrieren. Ich habe Unterstützung gebraucht. Meine Unterstützerin hat mir immer wieder vorgelesen. Dann haben wir eine Pause gemacht. Dann hat sie mir weiter erklärt.

Manchmal reicht leichte Sprache nicht aus. Wir brauchen Menschen, die uns mit Beispielen erklären, was gemeint ist. Beispiele machen es uns leichter.

Unsere Forderungen:

...positive Synergieeffekte... ? Bitte leichte Sprache

Wenn jemand mit uns spricht, muss das in leichter Sprache sein.

Damit wir mitreden können.

Wir brauchen Zeit, um nachfragen zu können.

Wir brauchen ÜbersetzerInnen für leichte Sprache.

Wichtige Informationen müssen in leichte Sprache übersetzt werden.

Informationen brauchen wir mit vielen Bildern und auf CD zum Hören.

Was sagen andere?

Was sagen Leute von People First?

Jede und Jeder soll seine Sprache sprechen.

Wenn jeder seine Sprache spricht, kommen wir nicht weiter. Wir brauchen Wörter, die wir alle verstehen.

Manche Dinge kann man nur kompliziert sagen.

Schwierige Dinge können mit mehreren Beispielen erklärt werden. Außerdem gibt es ein Wörterbuch für leichte Sprache. Da können Sie nachschlagen, wenn Sie ein Wort nicht wissen.

Wenn wir in einfacher Sprache reden, nimmt uns niemand ernst.

Wir alle sollten uns an leichte Sprache gewöhnen. Weil sie niemanden ausschließt!

6. Was heißt Gleichstellung in der Bildung?

Inhaltsverzeichnis

Alle Menschen lernen bis an ihr Lebensende. Manche lernen verschiedene Sprachen. Manche lernen, wie man sich richtig benimmt. Manche wollen lieber etwas für ihren Job lernen. Und andere wieder etwas für sich selber.

Für Menschen mit Lernschwierigkeiten gibt es nicht so viele Angebote. Dabei wollen auch sie dazulernen. Es macht Spaß neue Dinge zu lernen. Dadurch bleibt das Leben spannend.

Jeder Mann und jede Frau, ob mit oder ohne Behinderung, muss dazulernen. Das ist wichtig, damit er oder sie einen richtigen Job bekommt und auch behält.

Es ist wichtig, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten über Mitbestimmung und Selbstbestimmung lernen.

Wir von WIBS finden Kurse zu People First ganz wichtig. Andere Leute können von uns lernen, was People First ist und wie man ein Gruppe gründet.

Nur wenn wir Menschen mit Lernschwierigkeiten viel voneinander lernen, werden wir stark und können die Gesellschaft ändern.

Bildung muss für uns alle zugänglich sein. So wie auch Schulen für alle zugänglich sein müssen.

Beispiele:

Frau Berger erzählt:

Meine Mutter hat ganz toll für mich gekämpft. Eltern sollen für ihre Kinder kämpfen. Als ich noch klein war, hat meine Mutter für mein Leben gekämpft. Dann wollte sie, dass ich in eine normale Schule gehe. Wir haben uns die Schule in Reutte angeschaut. Sie hat mit dem Direktor geredet. Meine Mutter wollte aber nicht, dass ich nach Reutte ziehen muss. Auch mit der Frau Ministerin Gehrer hat meine Mutter gesprochen. Sie ist dafür extra nach Wien geflogen. Es waren alle dagegen, dass ich in eine normale Schule gehe. Meine Mutter hat aber nicht aufgegeben. Einen Elternabend hat sie auch gemacht, aber alle waren dagegen. Dann hat sie mit Radio und Fernsehen drohen müssen, um das Ziel zu erreichen. Am Ende hab ich in die Integrationsschule gehen dürfen, weil meine Mutter so lange gekämpft hat.

Ich bin froh, dass meine Mutter für mich gekämpft hat. So merke ich, dass ich ganz viel Wert bin.

Herr Mann erzählt:

Herr Mann wollte nicht mehr in der Werkstätte arbeiten. Er wollte lieber in einem Büro am Computer arbeiten. Es gibt aber wenig Jobs in Büros für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Deshalb hat Herr Manns Beraterin ihm empfohlen, doch den Europäischen Computerführerschein zu machen. Das ist ein Kurs am Computer. Danach kann man sehr gut am Computer schreiben und auch rechnen. Herr Mann wollte den Kurs gerne besuchen. Aber der Leiter verwendete ziemlich schwere Sprache und erklärte zu schnell. Deshalb brachte Herr Mann seinen Assistenten mit. Der half Herrn Mann auch nach den Kursstunden beim Üben. Und so konnte Herr Mann die Prüfung bestehen!

Wenn wir genügend Assistenz haben, können wir bei allen Kursen mitmachen und wichtige Dinge lernen.

Herr Eder erzählt:

Ich finde die People First Bewegung ganz toll. Die wird jetzt auch in Österreich stärker. Die People First Bewegung habe ich bisher noch nicht gekannt. Ich habe sie erst bei einer Demonstration in Innsbruck kennen gelernt.

Wenn eine Gruppe etwas verändern will, dann kann sie eine Demonstration machen. Eine Demonstration ist ein Umzug mit vielen Leuten in der Öffentlichkeit. Die Leute nehmen Schilder mit. Auf den Schildern stehen ihre Forderungen. Sie halten auch Reden. Dadurch sollen andere Leute und die PolitikerInnen sehen, was ihnen wichtig ist.

Ich bin da bei einem Kurs, bei dem wir lernen, wie wir Gruppen gründen. Meine eigene People First Gruppe ist noch nicht politisch. Sie soll es aber werden. Herr Eder will selber eine Demonstration für mehr Gehalt organisieren. Er hat viele Ideen, die er mit seiner Gruppe umsetzen will.

Er möchte gerne, dass auch die Treffen der Gruppe bezahlt werden. Und er möchte gerne Fortbildungen und Treffen mit anderen People First Gruppen.

Unsere Forderungen:

Wir wollen in die gleichen Schulen gehen, wie alle.

Wir wollen auch alle Kurse an den Volkshochschulen und beim Bfi und Wifi besuchen können.

Volkshochschule, Bfi und Wifi sind Schulen für Erwachsene. Dort können alle erwachsenen Männer und Frauen Kurse besuchen und Ausbildungen machen. Die Kurse sind freiwillig und kosten Geld.

Menschen mit Lernschwierigkeiten brauchen Fortbildungen zum Thema Selbstbestimmung und Selbstvertretung.

Wir wollen Geld, damit wir Tagungen veranstalten können.

Was sagen andere?

Was sagen Leute von People First?

Das wirst du nie lernen!

Das stimmt nicht. Wir brauchen vielleicht länger. Wenn es wirklich interessant ist, können wir es auch lernen.

Menschen mit Lernschwierigkeiten sind zu langsam. Sie stören den Kurs!

Wenn sie leichte Sprache verwenden und gut erklären, nützt das allen.

Wenn Menschen mit Lernschwierigkeiten bei einem Kurs dabei sind, lernen die anderen weniger!

Erstens lernen die anderen dann Achtung vor uns. Zweitens tun Wiederholungen allen gut. Dann merken sich alle den Stoff besser.

7. Was heißt Gleichstellung bei Partnerschaft und Sexualität?

Inhaltsverzeichnis

Was ist Sexualität?

Wir denken, dass das für alle etwas anderes ist. Aber egal:

Jeder und jede hat das Recht darauf, Sexualität zu leben. Sexualität gehört zur Persönlichkeit.

Das Recht auf Sexualität ist ein "höchstpersönliches Recht". Das ist ein schwieriges Wort. Es heißt, dass niemand uns Sexualität verbieten kann oder wegnehmen kann. Sexualität gehört zu uns wie unser Name. Den kann uns auch niemand wegnehmen oder verbieten. Der Wunsch nach Sexualität und Partnerschaft muss respektiert werden.

Menschen mit Lernschwierigkeiten sind häufiger als andere Opfer von Gewalt und Missbrauch. Behinderte Frauen und Mädchen werden ungefähr 4x so oft sexuell ausgenutzt wie nicht behinderte Personen.

Die meisten Täter werden dafür nicht bestraft. Die meisten Opfer werden mit ihrer Geschichte allein gelassen.

Behinderten Frauen, die sich ein Baby wünschen, wird abgeraten eines zu bekommen. Manchmal wird ihnen das Baby nach der Geburt einfach weggenommen.

Viele Frauen mit Lernschwierigkeiten wurden oder werden zwangssterilisiert. Das heißt, sie werden so operiert, dass sie keine Kinder mehr kriegen können. Eigentlich ist das verboten. Nur viele Ärzte und Eltern tun es trotzdem. Manchmal werden auch Männer zwangssterilisiert.

Bei einer Sterilisation werden Männer an den Hoden operiert und Frauen an der Gebärmutter. Danach können sie keine Kinder mehr kriegen. Sehr oft bestimmen Eltern oder Ärzte, dass das gemacht werden soll. Die betroffenen Frauen und Männer werden gar nicht gefragt, ob sie das wollen. Das nennt man Zwangssterilisation. Eigentlich ist das verboten.

Ungeborene Babies dürfen bis zur Geburt abgetrieben werden. Aber nur, wenn Ärzte glauben, dass sie behindert sind. Alle anderen Babies dürfen nur bis zum dritten Monat der Schwangerschaft abgetrieben werden.

Wir wünschen uns dringend, dass weniger Gewalt in unseren Beziehungen ausgeübt wird. Die Gesellschaft muss aufgeklärt werden, wie oft Menschen mit Lernschwierigkeiten Opfer von Gewalt sind. Sie darf nicht länger blind sein.

Beispiele

Ein Praktikant schrieb folgende Geschichte:

Samantha war eine sehr schöne Frau. Eines Tages sah sie auf der anderen Straßenseite einen Mann, der ihr gut gefiel. Er hieß Hansi. Weil Samantha noch ein wenig Zeit hatte, setzten sie und Hansi sich auf eine Parkbank. Wir haben ihr Gespräch nicht belauscht. Aber wir hörten Samantha fragen: "Magst du einen Kuss?" Und Hansi antwortete "Ja". Von da an küssten sie sich heftig. 10 Minuten später kam die Mutter von Hansi vorbei. Sie erschrak und rief: "So geht das nicht, Hansi!" "Du darfst doch keine Frau küssen!" Hansi aber sagte: "Wenn ich sie liebe, ist das kein Verbrechen, denn ich habe ein Recht auf Sexualität."

Da schwieg die Mutter. Und wenn Hansi und Samantha noch nicht gestorben sind, dann küssen sie sich immer noch.

Herr Erhard erzählt:

Bei mir in der Wohngruppe lebte eine Frau, die war aggressiv. Wenn sich die BetreuerInnen in ihre Sachen eingemischt haben, ist sie sehr oft zornig geworden. Die BetreuerInnen haben sie oft geschimpft. Dann ist sie richtig böse geworden. Den BetreuerInnen hat sie aber nichts getan. Nur uns hat sie dann immer angebrüllt und auch ein paar mal geschlagen. Wir haben alle ziemliche Angst vor ihr gehabt. Das war echt ungut. Es ist eine Frechheit, dass uns niemand geholfen hat.

Wir von Wibs finden es nicht gut, dass Leute in Wohngemeinschaften und Werkstätten voreinander Angst haben müssen.

Frau Jules berichtet:

Ich lebe bei meinen Eltern. Ich habe mich verliebt und möchte gerne mit meinem Freund Georg eine Partnerschaft haben. Ich möchte auch mit Georg schlafen. Aber meine Eltern haben etwas dagegen. Sie finden Georg nicht gut. Ich hab probiert mich durchzusetzen. Es gelingt mir aber nicht ganz alleine. Deshalb habe ich einem anderen Freund von mir davon erzählt. Der hat gesagt, dass er mich zu einem Gespräch mit meinen Eltern begleiten will. Das haben wir auch gemacht. Aber die Eltern haben gar nichts verstanden. Sie sind hart geblieben. Da habe ich zu ihnen gesagt: "Ich ziehe zu meinem Freund. Ich habe genug."

Das Recht auf Sexualität ist ein Menschenrecht. Das darf niemandem verwehrt werden.

Frau Lader erzählt:

Als ich als Kind in einem Heim lebte habe ich noch nicht alleine Essen können. Das hab ich erst mit 16 Jahren gelernt. Wenn ich etwas nicht essen wollte, dann haben mir die BetreuerInnen das Essen einfach in den Mund gestopft. Ich hatte schreckliche Angst, dass ich ersticke. Ich hab auch das essen müssen, was ich gar nicht mögen hab. Käse mag ich überhaupt nicht. Aber den hab ich essen müssen. Heute mag ich immer noch keinen Käse. Aber heute kann mir niemand mehr Käse in den Mund stopfen.

Jemanden zum Essen zwingen ist Gewalt. Alle Menschen in Österreich können sich aussuchen, was sie essen wollen. In Heimen muss manchmal gegessen werden, was die anderen wollen. Das finden wir nicht gut.

Unsere Unterstützerin erzählte uns die Geschichte über eine Bekannte von ihr:

Nennen wir sie Frau Mayr. Unsere Unterstützerin werkelte gerade in der Küche, als Frau Mayr und ein anderer Mann mit Lernschwierigkeiten die Nachrichten im Fernseher schauten. Dort wurde von einer Frau berichtet, die ihr Kind gleich nach der Geburt weggelegt hat. Das Baby ist gestorben. Frau Mayr und ihr Bekannter beschimpften die Frau aus dem Fernseher mit ganz argen Wörtern. So dass sich unsere Unterstützerin zu ihnen setzte, um mit ihnen über die Frau zu sprechen. Doch noch bevor die Unterstützerin das Geschimpfe stoppen konnte, brach Frau Mayr in Tränen aus und sagte:" Ich möchte so gerne ein Baby kriegen können. Ich kann aber kein Baby kriegen. Und die Frau, die hat eines und bringt es um." Frau Mayr erzählte dann, dass sie mit 14 Jahren von ihrer Mutter zum Arzt geschleppt wurde und seit dem keine Kinder mehr bekommen kann. Niemand hat ihr erzählt, was der Arzt mit ihr gemacht hat, aber sie wusste es trotzdem. Wir waren alle traurig, wie wir diese Geschichte gehört haben.

Niemand darf sterilisiert werden. Menschen mit Lernschwierigkeiten können genauso gute Mütter und Väter sein wie alle anderen auch.

Unsere Forderungen:

Wie wir unsere Sexualität leben, ist einzig und allein unsere Sache.

Wir fordern sachliche Aufklärung für Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten.

Wir wollen auch Kinder haben.

Wir brauchen Unterstützung, wenn wir Kinder haben.

Wir müssen vor Gewalt geschützt werden.

Wir wollen uns selbst verteidigen lernen.

Wir fordern, dass behinderte Babies nicht abgetrieben werden dürfen.

Was sagen andere?

Was sagen Leute von People First?

Menschen mit Lernschwierigkeiten brauchen doch keine Sexualität und auch keine Partnerschaft.

So ein Blödsinn. Natürlich wollen wir auch geliebt werden. Wir mögen Zärtlichkeiten. Sex tut uns so gut wie euch!

Menschen mit Lernschwierigkeiten interessieren sich nicht für Sex. Die sind ewige Kinder.

Wir werden ganz oft wie Kinder behandelt. Wir sind aber ganz sicher keine. Sex interessiert uns.

Behinderte Babies sind arm. Sie haben nichts vom Leben. Die wären froh, wenn sie tot wären.

Ich bin sehr froh, dass ich auf der Welt bin. Ich bin wichtig. Ich lebe gerne.

Behinderte Babies haben es so schwer. Sie haben keinen Spaß.

Niemand ist perfekt. Niemand hat immer Spaß.

Das Wibs-Team

Mag. Martin Angerer: Vater zweier Kinder, seit Herbst 2002 Unterstützer bei Wibs.

Ulrike Gritsch: geb. 1969, klinische und Gesundheitspsychologien; arbeitete für die Diakonie und die Lebenshilfe bevor sie 2002 Leiterin des Projekts Wibs wurde; Autorein des "Wibs Kurs Buches".

Seppi Heiss: geb. 1969 in Völs, unter anderem Jobs bei Jugendland und in der geschützten Werkstätte Vomp; seit April 2003 Mitarbeiter bei Wibs; organisierte das ExpertInnentreffen 2004 zum Thema "Richtiges Geld für richtige Arbeit".

Reinhard Köbler: geb. 1983, Autor der Studie "Ich sehe mich nicht als behindert"; Wallnoöferpreisträger 2003.

Monika Rauchberger: geb 1971, 10 Jahre Werkstätte Elisabethinum; seit November 2002 Beraterin bei Wibs; Fortbildung in Peer Counseling bei Bill und Victoria Bruckner.

Jasmin Scheiblauer: geb. 1983, seit Herbst 2002 Mitarbeiterin bei Wibs; Herausgeberin der Zeitung Höhepunkt.

Mahias Wurtscher: Jahrgang 1977, Vater eines Sohnes; arbeitet seit Dezember 2003 als Unterstützer bei Wibs; studiert Pädagogik.

Wir haben Bilder verwendet von:

Valuing People Clip Art Collection

Community Living

Old St. Mary's School

34 Fitzroy Steet

Newmarket

CB8 0WH

Great Britain

info@communityliving.org.uk

www.communityliving.org.uk

Vom Wörterbuch für Leichte Sprache

Netzwerk People First Deutschland e.V.

Kölnische Str. 99

D-34119 Kassel

Deutschland

www.peoplefirst.de

Wir haben Bücher gelesen:

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.288, S.8f, Vom Freitag, 11.Dezember 1998

"Ich sehe mich nicht als behindert.": Verein Tafie Innsbruck Land, Egger Lienz Straße 2, 6112 Wattens, Österreich

Das brauchen wir, um gleichberechtigt zu sein: Projekt: Wir vertreten uns selbst, Netzwerk Artikel 3

Die standardregeln der vereinten Nationen: Bundesvereinigung Lebenshilfe, Raiffeisenstr. 18, D-35043 Marburg, Ausgabe 1997

Impressum

Herausgeber:

Wibs, Anton Eder Str. 15, 6020 Innsbruck

0043 (0) 512 57 34 48, wibs@selbstbestimmt-leben.at

AutorInnen:

Ulrike Gritsch, Reinhard Köbler, Monika Rauchberger, Jasmin Scheiblauer

Layout: Hermann Stöckl, Innsbruck

Druck: Alpina, Innsbruck

© 2005: bei Wibs

Dieses Buch gibt es auch auf CD!

WIBS ist ein Projekt von Selbstbestimmt Leben Innsbruck im Rahmen der EQUAL-Partnerschaft MiM.

Das Projekt WIBS wird aus Mitteln der von Sozialminister Mag. Herbert Haupt ins Leben gerufenen Beschäftigungsoffensive der österreichischen Bundesregierung für Menschen mit Behinderung und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Tirol gefördert.

Quelle:

Wibs (Hrsg.): Das Gleichstellungsbuch. Innsbruck 2005

bidok - Internetvolltextbibliothek. Wiederveröffentlichung im Internet.

Stand: 08.06.2009

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