Wie gehen wir mit Spät-Abtreibungen um?

Autor:in - Martina Puschke
Schlagwörter: Beratung, Eugenik, Frauen
Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: Erschienen in: WeiberZEIT einfach gesagt, Ausgabe 16/ April 2009, Seite 5-6. Übersetzung: Ricarda Kluge.
Copyright: © Verein Weibernetz e.V. 2009

Wie gehen wir mit Spät-Abtreibungen um?

In Deutschland wird gerade wieder viel über Spät-Abtreibungen geredet.

Wir haben in der WeiberZEIT schon viel darüber geschrieben.

Was ist eine Spät-Abtreibung?

In Deutschland dürfen schwangere Frauen abtreiben.

Wenn eine Frau ihr Baby nicht bekommen will, kann sie eine Abtreibung machen.

Das heißt:

  • Die Frau geht zum Arzt oder zur Ärztin.

  • Das Baby wird aus ihrem Bauch geholt. Das Baby stirbt dann.

Das geht aber nur am Anfang der Schwangerschaft.

Bis zum 3. Monat der Schwangerschaft.

Aber es gibt eine Ausnahme:

Wenn das Baby krank oder behindert ist.

Dann kann die Abtreibung bis kurz vor der Geburt gemacht werden.

Das nennt man Spät-Abtreibung.

Viele Menschen finden die Spät-Abtreibung schwierig.

Manche sagen:

Es ist falsch, ein Baby abzutreiben, weil es behindert ist.

Andere sagen:

Die Frau soll das entscheiden.

Sie muss sagen:

Ich will das Baby auch mit einer Behinderung.

Oder: Ich schaffe das nicht.

Ich will kein Baby mit einer Behinderung.

Über das Thema wird schon lange geredet.

Die Politikerinnen und Politiker wollen ein neues Gesetz.

Es gibt verschiedene Vorschläge.

In den meisten Vorschlägen ist Beratung das Wichtigste.

Die Beratung soll Pflicht sein.

Was ist Beratung?

Es gibt viele Untersuchungen für schwangere Frauen.

In einer Untersuchung kann man das Baby im Bauch ansehen.

Man kann sehen:

  • Wie das Baby wächst

  • Ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.

  • Ob das Baby vielleicht krank oder behindert ist.

Wenn das Baby krank oder behindert ist, überlegen viele Frauen:

  • Schaffe ich das, wenn mein Baby krank oder behindert ist?

  • Schaffe ich das, wenn mein Baby viel Hilfe braucht?

Das ist eine schwere Entscheidung.

Sie hat sich vielleicht sehr auf ihr Kind gefreut.

Die Frau ist vielleicht traurig oder erschrocken, weil ihr Kind krank ist.

Sie muss entscheiden: Will ich das Kind?

Sie muss sich schnell entscheiden.

In der Beratung überlegt die schwangere Frau mit der Beraterin:

  • Was macht der Frau Angst?

  • Will die Frau das Baby bekommen?

  • Oder will sie es nicht bekommen?

  • Welche Hilfen gibt es für die Frau, wenn sie das Kind bekommt?

Die Frau muss sich ganz sicher sein:

  • Ich will das Baby nicht bekommen.

  • Ich will eine Abtreibung.

Erst dann darf der Arzt oder die Ärztin die Abtreibung machen.

Ist Beratung die Lösung für schwangere Frauen?

Politikerinnen und Politiker sagen, diese Beratung für schwangere Frauen soll Pflicht sein.

Weibernetz sagt: Es muss schon vor der Untersuchung eine Beratung geben.

Denn viele Frauen wissen gar nicht genau, was bei den Schwangerschafts-Untersuchungen gemacht wird.

Die Frauen müssen vor der Untersuchung wissen:

  • Welche Untersuchungen gibt es?

  • Was passiert, wenn das Baby krank oder behindert ist?

  • Wie geht es dem Baby mit der Krankheit oder Behinderung?

  • Welche Hilfen gibt es für das Baby?

  • Welche Hilfen gibt es für die Frauen?

Die Frauen müssen sich schon vor der Untersuchung überlegen:

  • Was ist, wenn mein Baby behindert oder krank ist?

  • Welche Hilfen kann ich für mein Baby bekommen?

  • Will ich das Baby bekommen? Auch wenn es krank oder behindert ist?

Diese Beratung vor der Untersuchung steht schon im Gesetz.

Aber viele Ärztinnen und Ärzte beraten die Frauen nicht vor der Untersuchung.

Auch in der Gesellschaft muss mehr über Behinderung geredet werden.

Denn Behinderung gehört zum Leben dazu

Alle Menschen sollen besser über Behinderung Bescheid wissen.

Es soll gute Unterstützung für behinderte Menschen geben.

Dann können Frauen besser entscheiden:

  • Ob sie ein behindertes oder krankes Baby bekommen.

  • Oder ob sie eine Abtreibung machen.

Die Frauen sind dann nicht alleine mit der Entscheidung.

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Quelle:

Martina Puschke: Wie gehen wir mit Spät-Abtreibungen um?

Übersetzung: Ricarda Kluge.

Erschienen in: WeiberZEIT einfach gesagt, Ausgabe 16/ April 2009, Seite 5-6.

Original: http://www.weibernetz.de/download/WZ_Nr16_Maerz_09_einfach.pdf

bidok - Internetvolltextbibliothek. Wiederveröffentlichung im Internet.

Stand: 21.02.2013

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