Eine Riesenorgie von Sinneseindrücken! Den Körper entdecken - Sexualität erleben

Sexualassistenz für Menschen mit einer Beeinträchtigung

Autor:in - Nina de Vries
Textsorte: Broschüre
Copyright: © Nina de Vries 2008

Nina de Vries

Nina de Vries

Nina de Vries (geboren 1961 in Holland) hat außer einer Massageausbildung auch eine therapeutische Ausbildung in Holland absolviert. Sie lebt seit 22 Jahren in Deutschland und ist seit ca. 16 Jahren als Sexualassistentin tätig. Seit ca. 12 Jahren fast ausschliesslich für Menschen, die schwerst mehrfach behindert sind. In der Schweiz hat sie 2004 zehn SexualassistentInnen ausgebildet. Weiterhin arbeitet sie seit Jahren mit MitarbeiterInnen, die Menschen mit Beeinträchtigungen assistieren. Sie wohnt in Potsdam bei Berlin.

Vorwort

Das Leben ist wie eine Riesenorgie von Sinneseindrücken, die jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde auf uns einwirken und durch uns durchfließen, oft ohne dass wir das wirklich mitbekommen. Wir werden regiert und gesteuert vom Kopf und der weiß, was sich "rechnet", wie er das "nützliche" herausfiltern kann und alles andere von diesem immensen Wunder, dieser Ozean von Farben, Gerüchen, Geräuschen, Empfindungen, Berührungen an sich abprallen lassen kann. Eine Situation, die uns dann veranlassen kann wie Besessene in "Sex" die Ablenkung und Erleichterung zu suchen von dieser Abstumpfung. Und dieser Sex ist dann auch oft entsprechend: Ein auf Geschlechtsmerkmale bezogener, auf Äußerlichkeiten fixierter Robotertanz

In meiner Arbeit als Sexualbegleiterin für Menschen mit Beeinträchtigungen habe ich die Möglichkeit Begegnungen zu haben, die jenseits von Verstellung, Oberflächlichkeit und Unechtheit sind, unter denen wir, meiner Meinung nach, in dieser Gesellschaft leiden. Und zwar alle. Nicht nur die so genannten "Behinderten".

Diese Arbeit bedeutet eine große Freude für mich. Ich fühle mich gebraucht und kann etwas Ureigenes von mir geben. Ich erlebe Menschen mit einer so genannten schweren geistigen Behinderung oft als erfrischend direkt und authentisch. Ich glaube, dass diese Menschen manchmal sehr in Kontakt mit dieser "Riesenorgie von Sinneseindrücken" sein können.

Da sie kein "Konzept" von Sexualität haben, sind sie manchmal mehr in Kontakt mit dem lebendigen Moment und nicht so gefangen in hohlen Phrasen und einschränkenden Denkmustern. Natürlich ist genau das Fehlen dieses "Konzepts" der Grund für die Notwendigkeit einer angemessenen Unterstützung in allen Lebensbereichen, also auch in der Sexualität.

Es folgt das Material, was über die Jahre entstanden ist. Genauso wie die Arbeit über die Jahre durch Anfragen entstanden ist. Ich wünsche viel Lesevergnügen.

Person und Werdegang

Seit ca. sechszehn Jahren arbeite ich als Sexualassistentin und biete erotische, sinnliche Berührungen an. Über die Jahre hinweg zählten immer mehr schwerst körperlich behinderte Männer zu meinen Klienten und es hat sich ergeben, dass ich seit ca. zehn Jahren überwiegend mit mehrfach behinderten Männern und Frauen arbeite.

Unter anderem durch ein therapeutisches Training und eine Körperarbeitausbildung in den Niederlanden fühle ich mich dieser Arbeit gewachsen. Schwerpunkte dieses Trainings, in das viele buddhistische Elemente eingingen, waren Körperarbeit, emotionale Arbeit, Beziehungen, Sexualität - kurz gesagt war es eine "Schule in der Kunst, ein Mensch zu sein".

1990 zog ich nach Berlin. Während der ersten Jahre war ich hauptsächlich als Künstlerin tätig (Cartoons, Skulpturen, Grafik, Spiele). 1992 arbeitete ich ein Jahr als Erzieherin in einem Rehabilitationszentrum. Das war mein erster intensiver Kontakt mit Behinderten.

In dieser Zeit konnte ich meine "Berührungsängste" loslassen.

Ich konnte bis jetzt viele unterschiedliche Erfahrungen machen. Speziell in der Arbeit mit Menschen mit einer kognitiven Behinderung , Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen und Menschen mit Demenz, fühle ich mich gefordert, weil ich da am meisten wach, flexibel, sensitiv und wahrhaftig sein muss. Diesen Begegnungen sind meist Infoworkshops für Einrichtungsleitungen, Mitarbeiter bzw. Pflegedienstleitungen und Pflegepersonal vorausgegangen. Auch arbeite ich z.B. mit Menschen, die durch Missbrauchserfahrungen nicht mehr in der Lage sind, ohne Angst und Ekel einen sexuellen, sinnlichen Kontakt aufzubauen, sich aber trotzdem danach sehnen.

In einer solchen Sitzung sind u.a. Massage, nackter Körperkontakt, Streicheln, Umarmen sowie Anleitung zur Selbstbefriedigung möglich. Geschlechtsverkehr und Oralkontakt biete ich nicht an. Wenn die Klienten es wünschen, bringe ich sie mit meiner Hand zum Orgasmus. Ich strebe es an, jeden, der zu mir kommt, so zu nehmen, wie er/sie ist, und den Kontakt so schön und bereichernd wie möglich für diese Person zu gestalten - und dabei auf meine eigenen Grenzen acht zu geben. Für nicht Wenige ist eine solche Begegnung das erste Mal in ihrem Leben, dass sie körperlichen/sexuellen Kontakt mit einer Frau haben.

Manche brauchen eine direkte Hilfestellung, um zu lernen, wie man sich selbst befriedigen kann. Es geht dabei um Menschen, die dieses Wissen nicht durch Aufklärungsmaterialien erwerben können, weil sie auf Grund der kognitiven Behinderung, die Fähigkeit zur Rückkoppelung nicht besitzen. Dieses Unbefriedigt-Sein führt nicht selten zu aggressiven oder auto-aggressiven Verhaltensweisen.

Eine Sitzung bietet einen Ort, um neue Erfahrungen zu machen, die dann oft ein neues Selbstbewusstsein bewirken. Das Gefühl, ein Außenseiter zu sein, jemand, der nicht dazu gehört, kann sich auch verändern.

Ich wünsche mir, dass die Sitzungen ein Anstoß sind, um freudiger, selbstbewusster, ausgeglichener und entspannter in der Welt zu stehen und zugleich zu mehr Selbstliebe anregen.

Im Laufe der Jahre wurde ich regelmäßig von Institutionen, Wohnheimen, heilpädagogischen Ausbildungsstätten und Einrichtungen engagiert, um interaktive Vorträge und Workshops über Sexualassistenz durchzuführen.

Seit Januar 2000 in chronologischer Reihenfolge:

Autismusambulanz des Roten Kreuzes (Ibbenbüren)

Humboldt Universität (Berlin)

Union Hilfswerk (Berlin)

Lebensbrücke e.V. (Berlin)

Heilerziehungspflegerausbildung/Liebfrauenschule (Coesfeld)

Sozial Pädagogisches Institut (Berlin)

Stephanus-Stiftung (Berlin)

EJF Lebensraum (Berlin)

Ev. Stiftung Alsterdorf (Hamburg)

Elsa Brandströmheim (Berlin)

Haus St. Norbert (Michendorf)

Pastor Braune-Haus (Berlin)

Lebenshilfe (Berlin)

Karl-Luhmann Heime (Osnabrück)

AWO Wohnhaus (Gevelsberg)

SEHstern (Berlin)

Pro Familia (Lübeck)

Theodor Fliedner Stiftung (Potsdam)

Verband für anthroposophische Heilpädagogik (Berlin)

Berufsfachschule (Basel, Schweiz)

Lore-Agnes-Haus (Essen)

"Dichterbij " (Boxmeer/ Niederlande)

Lebenshilfe (Gifhorn)

Universität Oldenburg

Jugend am Werk (Graz, Österreich)

Frei (t) räume (Innsbruck, Österreich)

"Johanniter" (Innsbruck, Österreich)

Verein WIR (Hall in Tirol, Österreich)

Katholische Fachhochschule (Berlin)

Lindenhof (Hannover)

Röderhof (Hildesheim)

Lebenshilfe Tirol (Innsbruck, Österreich)

Gemeinnützige Gesellschaft für Behindertenarbeit mbH (Hannover)

Haus Hall (Gescher)

Institut für Sozialforschung und berufliche Weiterbildung - ISBW (Neustrelitz)

Lebenshilfe (Leer)

Pflegebrücke (Rüdersdorf)

Diakonisches Werk (Salzburg, Österreich)

Schule für Sozialberufe (Caritas Rottenmann, Österreich)

AWO (Perleberg)

Fürst Donnersmarck Haus (Berlin)

Pflegen & Wohnen Alsterberg (Hamburg)

Hoffbauer Stiftung (Potsdam)

Humanistischer Verband Deutschlands: Projekt Seniorentelefon (Berlin)

Neukirchener Erziehungsverein - Wohnheim für Autisten (Berlin)

Caritas Althenoythe (Althenoythe)

PGZ Treptow gGmbH (Berlin)

Hoffnungstaler Stiftung Lobetal (Bernau bei Berlin)

Navitas gGmbH - Eine kulturübergreifende Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen (Berlin)

AHK Pflegeteam (Berlin)

Stiftung Diakoniewerk Kropp (Heide)

Alternative WohnOase (AWO Rostock)

Ameos Nord Deutschland (Haldensleben)

Hochschule Arnheim - Nimwegen (Niederlande)

Ärztekammer (Berlin)

Stephanus Stiftung - Haus Waldhof (Templin)

Stiftung Muschelkinder (Hersbruck)

Lebenshilfe (Gemünden)

Heilpädagogische Hilfe Osnabrück/ Haus Holterberg (Hilter)

DRK Wohnstätte Haus Winterberg (Elsterwerda)

Kongresse, wo ich Workshops leitete und/oder Vorträge hielt:

1999

  • Projektwoche "Kann denn Liebe Sünde sein?" (Teilanstalt Bethel)

2000

  • Bundeskongress für Sexualität und Behinderung (Nürnberg)

  • Fachtagung "Tabu und ZuMUTung" (Erkner)

2001

  • Symposium der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (Hohenroda)

  • Kongress für Sexualität und Behinderung (Hamburg)

2003

  • "Behinderung zwischen Autonomie und Angewiesensein - Psychoanalytische Zugänge" (Humboldt-Universität Berlin)

  • Fachtagung Sexualität und geistige Behinderung "LIEBES(T)RÄUME" (Lüneburg)

  • 2. Symposium der Internationale Snoezelen Association (Ede, Niederlande)

  • Dreitägiger Lehrauftrag an der FHS / Fachbereich Sozial Wesen (Potsdam)

2004

  • Integrative Seminartage "...mit Liebe, Lust und Leidenschaft..."(Speyer)

  • Kongress Caritas "Behindert - Sexualität?" (Wien)

  • Dreitägigen Lehrauftrag an der Universität von Bologna/ Masterclass Prof. Cuomo

2005

  • Vortragsreihe "Heimliche Heldinnen" Ev. Stadtakademie (München)

  • Tagesworkshop Lebenshilfe Brandenburg (Berlin-Hönow)

  • Tagesworkshop "Die schönste Sache der Welt" (Gent/ Belgien)

  • Fachtagung INSOS "Sex im Heim - muss das sein?" (Schweiz)

2006

  • Nationaler Kongress "Heeft een vrouw ook een piemel?" organisiert von Erik Bosch und Ellen Suykerbuyk (Ede/ Niederlande)

  • Tagesworkshop "Die schönste Sache der Welt " Fortbildungszentrum Landeswohlfahrtsverband Hessen (Giessen)

  • Tagung der AG Hörsehbehindert/Taubblind (Potsdam)

  • Integra Messe (Wels/ Österreich)

  • Erfahrungsaustauch Junger Mensch und Schlaganfall (Erkner 2006 und 2007)

  • Symposium Schädel-Hirn-Trauma Rehabilitationszentrum (Wien)

  • Arbeitskreis Frauengesundheit, Tagung "Sex 2006 " (Bonn)

2007

  • Ringvorlesung Universität Innsbruck

  • Tagung über Sexualität und Behinderung im Behinderten/Seniorenhotel (Mallorca)

  • Stichting Handicap en Seksualiteit "De schildpad" (Maastricht/ Niederlande)

  • Colloque "Dépendance physique: intimité et sexualité " (Strasbourg)

  • Ringvorlesung Universität Graz

  • Symposium "Mehr Lust im Leben" Alpha Nova - Projekt Libida (Graz)

2008

  • Kongress "Enthinderte Sexualität " (Linz)

  • Studientag in Haus Hall (Gescher)

  • Tagung SFZ Förderzentrum (Chemnitz)

  • Godesberger Gespräche (Bonn)

  • Tagung Grünen 50+ (Linz)

  • Fachtag Mühlhauser Werkstätten (Mühlhausen)

  • Tagung Sozialministerium Kärnten (Klagenfurt, Österreich)

2009

  • Dementia Fair (Hamburg)

  • Schlaganfall Tag Diana Klinik (Bad Bevensen)

2010

  • Fachtagung "Liebe macht schön" Johannes Anstalten (Mosbach)

  • 4. Altenpflegekongress (Bruck an der Mur, Österreich)

  • Fachtagung Leben Pur "Liebe - Nähe - Sexualität bei Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen " (München)

  • Fachtagung Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband "Behinderung und Sexualität " (Saarbrücken)

  • Frühjahrstagung des AK Betreutes Wohnen (Hamburg)

  • Fachtag "Sexualität und Behinderung" (Stralsund)

  • Fach Enquete des Kuratorium Wiener Pensionisten Wohnhäuser "Ich fühle, daher lebe ich!" (Wien).

2011

  • Fachsymposium im Pflegeheim für Menschen im Wachkoma am Klinikum St. Georg (Leipzig)

  • Altenpflegekongresse Vincentz Network GmbH (Hamburg, Ulm, Berlin, Dortmund)

2012

  • Caredate 2012 (Bochum)

  • Fachtagung Landschaftsverband Westfalen-Lippe. LWL-Abteilung für Krankenhäuser und Gesundheitswesen. LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen (Münster)

  • 8. bundesweite Fachtagung Berufsverband Heilerziehungspflege (Hamburg)

  • Kuratorium Deutsche Altenpflege - Fachtagung "Jeden Tag Hausmannskost?" (Köln)

2013

  • 3. Taubblinden -Assistenten-Kongress (Hannover)

  • "Konfetti im Kopf" Demenz Kampagne (Hamburg)

  • Gas in der "Salon des Wunderns und der Pflichten" von Navid Kermani und Manos Tsangaris (Schauspielhaus Köln)

Von Januar bis Juni 2004 bildete ich, auf Anfrage der Fachstelle für Behinderung und Sexualität (Basel)/ Schweiz, 10 Menschen aus zur bzw. zum Sexualassistent/in.

Mehrmals wurde ich gefragt, diese Arbeit im Fernsehen vorzustellen (MDR, ORB, WDR, ZDF, NDR, Schweiz: SFDRS, Österreich: ORF, Frankreich: France 2 und schwedisches Fernsehen). Ich (co -) leitete Workshops für körperbehinderte Männer und Frauen, mit anschliessenden Einzelsitzungen, unter anderem im Institut für systemische Beratung Behinderter (Trebel) und im Waldschlösschen für schwule und lesbische Behinderte "Freakshow" (Göttingen).

Ich bin Mitautorin diverser Publikationen, u.A. des aktuell approbierten Lehrbuchs

für die Heilerziehungspflege Ausbildung - Cornelsen Verlag Berlin.

(2. Druck 2013 - ISBN 978-3-06-450479-0 - Band 2)

Etwas über meine Motivation

Eine wichtige Ausgangsposition in meiner Arbeit ist, dass wir in meinen Augen alle im gleichen Boot sitzen, ob "behindert" oder "nicht-behindert". Ich bin u.a. genau so verletzlich und voller Sehnsucht und genau so sterblich, wie die Menschen, mit denen ich arbeite.

Wir sind alle verwundet und es sind genau diese Wunden, die unser Herz weich machen (können!).

Ich mache diese Arbeit um mein Herz weiter und offener zu machen, sie ist meine Medizin.

Ich glaube, dass wir hier sind um zu lernen, Erfahrungen zu sammeln. Wir brauchen ein Gefährt und das ist unser Körper. Wir sind nicht unser Körper, wir sind zu Gast in ihn. Der Körper ist ein unfassbares Wunder, ob jetzt "behindert" oder nicht. Was sich darin für Prozesse abspielen und wie die aufeinander abgestimmt sind, ist von einer Genialität, die sich niemand ausdenken könnte. Das zu sehen verursacht Staunen. Genau so ist die uns umgebende Natur von einer Kraft und einem Einfallsreichtum erfüllt, die überwältigend ist. Und dann noch das uns umgebende Universum! In diesem Bewusstsein erscheint es fast lächerlich, die Aufteilung "behindert" oder "nicht-behindert" aufrecht zu erhalten.

Jeder Körper ist ein absoluter Schatz. Mit dieser Ehrfurcht kann ich einen so genannten behinderten Körper berühren. Er ist dann nicht mehr "krumm" und "schief" und "krank", er ist ein lebendiges Wunder, das sich nicht so einfach einordnen lässt, genau wie mein eigener Körper (von dem ich nicht wissen kann, wie lange er überhaupt noch so "unbehindert" bleibt).

Durch eine Berührung in diesem Bewusstsein, ohne Angst und Ablehnung oder Mit-Leid, sondern mit Mit-Gefühl und Staunen darüber, wieviel Intelligenz hier im Spiel ist, ist es meiner Meinung nach möglich, jemandem ein gutes Gefühl über seine(n)/ ihre (n) Sexualität/Körper zu vermitteln. Aus diesem Bewusstsein heraus wächst auch eine bestimmte Freundlichkeit, die nicht aus Schwäche kommt und die nicht überheblich ist. Diese Freundlichkeit kann für andere (z.B. Klienten) heilsam sein.

Jeder Mensch braucht liebevolle körperliche Berührung. Zärtlichkeit empfangen und geben bereitet uns Freude am Leben. Wenn wir dies nicht haben, fehlt uns meist etwas. Es kann zu Aggression oder Depression (unterdrückte Gefühle) führen.

Der Grund dafür, dass Menschen mit Behinderung es oft noch schwerer haben in den Bereichen Sexualität und Beziehungen eigene, würdevolle Erfahrungen zu machen, ist neben eine fehlende Integration/ Inklusion auch ein, im allgemein sehr beschränkter Umgang mit Sexualität. Sie ist degradiert zu oberflächlicher Lustbefriedigung zwischen Körpern, die einem Idealbild entsprechen sollen. Unter diesen äußerlichen Idealvorstellungen leiden nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch viele Frauen und alte Leute und bestimmt auch viele Männer. Nicht wenige Menschen mit Behinderung haben nur Zugang zur Sexualität über Pornofilme und Zeitschriften. Ich glaube nicht, dass es davon viele gibt, die eine schöne, würdevolle Sexualität darstellen. Sexuelle Erwartungen, geprägt von dieser Art von Darstellung, sind nicht die, die ich persönlich bedienen kann/möchte. Es ist auch der Grund warum ich es teilweise bevorzuge, mit Menschen mit einer kognitiven Behinderung zu arbeiten, obwohl ich die Arbeit mit körperlich behinderte oder schwerkranken Menschen nicht ausschließe. Durch ihre kognitive Behinderung sind sie oft mehr in Kontakt mit ihrer wahrhaftigen Körperlichkeit/ Sexualität, sie sind mehr in der Lage, einen Moment zu genießen, ohne daraus alle möglichen Geschichten zu basteln. Sie sind oft nicht oder weniger geprägt, wie wir kognitiv "Normalen" von allen möglichen unsinnigen Definitionen von den Begriffen Sexualität und Liebe.

Die Menschen, die es zu ihrem Beruf gemacht haben, behinderte Menschen zu begleiten oder zu assistieren, gehören natürlich zu den "Normalen". Das heißt, sie sind von den allgemein gültigen gesellschaftlichen Normen geprägt, die die eigene Lebendigkeit oft nicht gerade unterstützen.

In meinen Augen ist es von großer Wichtigkeit, dass Menschen, die im Behinderten oder auch Pflegebereich arbeiten, eine entspannte, offene Haltung ihrer eigenen Sexualität gegenüber haben. Wenn das nicht der Fall ist, werden sie auch nicht angemessen auf die Bedürfnisse ihrer "Schützlinge" eingehen können. Sie werden eigene Bedürfnisse projizieren oder das, was sie wahrnehmen, leugnen.

Dann wird Missbrauch möglich, weil mit dem Thema nicht offen und ehrlich umgegangen wird. Ich glaube da gibt es noch viel zu tun, wenn wir nicht wollen, dass die behinderten oder alten Menschen noch extra behindert werden durch eine mangelnde Offenheit des Personals.

In Dänemark ist es gesetzlich festgelegt, dass ein Betreuer/in mit-verantwortlich ist für das Wohlbefinden seiner Klient/in und dazu gehört auch das sexuelle Wohlbefinden. Ich rede hier von passive (!) und keine aktive Sexualassistenz. Es ist dort gängig, dass das Mitarbeiter oder Pflegedienstleitungen, wenn nötig oder sinnvoll, Besuche bei Prostituierten organisieren, oder helfen diese Kontakte zu knüpfen.

Ich biete interaktive Vorträge an für Mitarbeiter von Einrichtungen. Da ist es meine Aufgabe, eine Atmosphäre zu schaffen in der genug Vertrauen entsteht, um u.a. einen ehrlichen Blick auf die eigene Normen und Werten bezüglich Sexualität und wie die entstanden sind, zu werfen und auch mitzuteilen was wahrgenommen wird.

Auch zeige ich Teile aus Fernsehbeiträgen oder Filmen, die über meine Arbeit gemacht wurden und erzähle über meine Erfahrungen, damit sie zugänglich und transparent wird und die Fremdheit und auch oft die Vorurteile genommen werden.

Durch meine Arbeit lerne ich Menschen kennen, die Mut aufbringen müssen und das auch tun. Sie müssen über Grenzen gehen. Die Eltern, die den Mut haben wahrzunehmen, dass ihr behindertes "Kind" ein sexuelles Wesen ist. Der/die schwerst körperlich Behinderte, der/die sich seine/ihre sexuelle Erfüllung nicht nehmen lässt, aus Angst vor Ablehnung. Der/die Assistent(in), der/die es wagt im Team dieses Thema anzusprechen... und so weiter. Das inspiriert mich, auch in meinem Leben mutig zu sein.

Die schönste Sache der Welt...?! Den Körper entdecken - Sexualität erleben

Sexualassistenz für Menschen mit einer Beeinträchtigung. Interaktiven Vortrag für Professionelle, die mit Menschen mit einer Beeinträchtigung arbeiten.

Aktive Sexualassistenz ist eine bezahlte sexuelle Dienstleistung für Menschen mit einer Beeinträchtigung. SexualassistentInnen sind Menschen, die aus einer transparenten und bewussten Motivation heraus u.a. folgendes anbieten: Beratung, erotische Massage, zusammen nackt sein, sich gegenseitig streicheln und umarmen, Anleitung zu Selbstbefriedigung für Menschen die das nicht von Bildmaterial verstehen können, bis hin zu Oral und Geschlechtsverkehr.

Jeder SexualassistentIn entscheidet individuell, was genau er/sie anbietet und für wem.

Die Sexualität und Sinnlichkeit, die hier gemeint ist, ist eine ganzheitliche, ganzkörperliche, lebendige/bewusste und nicht eine auf Geschlechtsmerkmale bezogene, mechanische Sexualität (wie man sie öfter in der so genannten "normalen Prostitution" oder auch in vielen Ehebetten findet).

In der pflegerischen oder jeglichen anderen Arbeit mit Menschen, die eine Assistenz benötigen, begegnen wir zwangsläufig auch dem Thema Sexualität im weitesten Sinne: Bedürfnis nach Berührung, Zärtlichkeit, als sexuelles Wesen wahrgenommen zu werden, bis hin zu klaren erotischen, sexuellen Wünschen und Bedürfnissen.

Welche Möglichkeiten Sexualität direkt zu erleben, sei es mit sich selbst oder auch mit jemand anderem, hat jemand, den man nicht über Aufklärungsmaterialien erreichen kann? Oder der/die sich auf Grund einer Körperbehinderung nicht selbst berühren kann?

Welche Möglichkeiten eine direkte so genannte sexuelle Erfahrung zu machen hat eine Frau oder ein Mann, der/die nicht oder nicht mehr in der Lage ist, das was wir eine Beziehung nennen einzugehen?

Hilflosigkeit, Unwissen aber auch die regelrechte sture Weigerung diese Wünsche/ Bedürfnisse und Sehnsüchte zu beachten, kann führen zu großer Einsamkeit, emotionalem und körperlichem Verhungern, Zwangshandlungen, Verspannung, Verkrampfung, (Selbst)- Verletzungen, Unzufriedenheit, "störendem" Verhalten etc. Sexualassistenz kann da eine mögliche Lösung sein.

Die Menschen, die es zu ihrem Beruf gemacht haben, kognitiv behinderte oder auch dementen Menschen zu begleiten oder zu assistieren, gehören natürlich zu den geistig "Normalen". Das heißt, sie sind von den allgemein gültigen gesellschaftlichen Normen geprägt, die die eigene Lebendigkeit und Authentizität oft nicht gerade unterstützen.

In meinen Augen ist es von großer Wichtigkeit, dass Menschen, die mit (kognitiv) Behinderten arbeiten, eine entspannte, offene Haltung ihrer eigenen Sexualität gegenüber haben. Wenn das nicht der Fall ist, werden sie auch nicht angemessen auf die Bedürfnisse ihrer "Schützlinge" eingehen können. Sie werden eigene Bedürfnisse projizieren oder das, was sie wahrnehmen, leugnen.

Dann wird Missbrauch möglich, weil mit dem Thema nicht offen und ehrlich umgegangen wird. Ich glaube, da gibt es noch viel zu tun, wenn wir nicht wollen, dass unsere Klienten zusätzlich behindert werden durch eine mangelnde Offenheit in ihrem Umfeld.

Im Vortrag werden folgenden Themen behandelt:

Was ist aktive Sexualassistenz?

Was ist der Unterschied zur Prostitution?

Welche Haltung/Vision steht hinter dieser Arbeit?

Für wen kommt Sexualassistenz in Frage?

Wie werden die Sitzungen vor- und nachbereitet?

Wie und wo finden die Sitzungen statt?

Wie werden sie finanziert?

Was ist passive Sexualassistenz?

Welche Rolle spielen MitarbeiterInnen und Eltern/ Angehörigen?

Welche Verantwortung haben die MitarbeiterInnen?

An Hand von Beispielen aus meiner jahrelangen Erfahrung und mit Video- material werde ich die Arbeit so anschaulich wie möglich machen.

Nina de Vries (geboren 1961 in Holland) hat außer einer Massageausbildung auch eine therapeutische Ausbildung in Holland absolviert. Sie lebt seit 22 Jahren in Deutschland und ist seit ca. 16 Jahren als Sexualassistentin tätig. Seit ca. 12 Jahren fast ausschliesslich für Menschen, die schwerst mehrfach behindert sind. In der Schweiz hat sie 2004 zehn SexualassistentInnen ausgebildet. Weiterhin arbeitet sie seit Jahren mit MitarbeiterInnen, die Menschen mit Beeinträchtigungen assistieren. Sie wohnt in Potsdam bei Berlin.

Vortrag für Mitarbeiter von Einrichtungen/ Eltern/ Leitendes Personal/ Ausbildungsinstituten (minimal 2 Stunden): Ab 100 Euro pro Stunde.

Der Preis orientiert sich an der Entfernung zum Veranstaltungsort und die Anzahl der Teilnehmer. Zuzüglich Fahrt und eventuelle Übernachtungskosten.

Sexualassistenz - Wie geht das?

"Ein Mensch ist Teil eines Ganzen, das wir Universum nennen, ein Teil begrenzt durch Zeit und Raum. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als etwas vom Rest der Welt Getrenntes, eine Art optische Täuschung des Bewusstseins. Diese Täuschung ist ein Gefängnis für uns, welches uns beschränkt auf unsere persönlichen Wünsche und die Zuneigung zu wenigen Menschen, die uns am nächsten stehen. So muss es unsere Aufgabe sein, uns selbst aus diesem Gefängnis zu befreien durch die Erweiterung unseres geistigen Horizonts und unseres Mitgefühls, um alle lebenden Wesen und die Gesamtheit der Natur in ihrer Schönheit umfassend zu begreifen."

Albert Einstein

Sexualität

Es scheint mir, dass die Art, wie wir mit Sexualität umgehen, auf einem Missverständnis beruht. Nämlich dass es etwas Spektakuläres ist.

Es ist ein Fakt, dass wir aus Sex entstanden sind. Wir sind sexuelle Wesen.

Wir können gar nicht anders sein. Die Prozesse, die stattgefunden haben, um diesen Körper zu "produzieren", sind unglaublich, genial und zutiefst berührend, weil sie so klar machen, dass wir hilflos diesem Wunder gegenüber sind, das Leben genannt wird.

Es ist da eine Intelligenz im Gange, die "umwerfend" ist. Und das hat angefangen, weil zwei Leute miteinander Sex hatten. Vielleicht schön, vielleicht langweilig, vielleicht schmerzhaft, vielleicht war es wie ein Niesen, vielleicht war es Ekstase. Auf jeden Fall hat es gereicht, eine Eizelle und eine Samenzelle zusammenzubringen.

Sex ist unsere Grundlage, und obwohl man die Prozesse als umwerfend einstufen kann, ist es gleichzeitig eine vollkommen natürliche/ unausweichliche Sache.

Noch ein Missverständnis scheint mir zu sein, dass Leben Form sei. Leben ist formlos und fließt durch Formen hindurch. Ob diese Form nun Baum oder Mensch, schwarz oder weiß, Mann oder Frau, dünn oder dick, behindert oder nicht-behindert benannt wird - das sind Bezeichnungen, Namen, Begriffe, die Formen/Farben beschreiben, aber nicht das Leben selbst. Wir neigen dazu dem Leben durch Definitionen einzuschränken. Wir leben in einem unglaublichen, vielfältigen Wunder. Vielleicht, weil es uns Angst macht, dass wir keine Kontrolle haben und weil wir es nicht "fassen" können, tun wir so, als ob wir Bescheid wissen und benennen, definieren, vergleichen, unterscheiden. Darauf basiert Wissenschaft: wissen, oft damit einher gehend, dass das "sich wundern" kein Platz mehr hat. Die Illusion von Kontrolle, statt ehrfürchtiges und begeistertes Staunen. Wir leiden dann unter diesen Definitionen, unter diesen Ideen, wie alles zu sein hat. Wir tun uns weh damit. Das ist es, was uns behindert und nicht die Form, in der wir stecken.

Ich stelle mir vor, wenn Sexualität etwas Unspektakuläres ist, was zu uns gehört wie das Bedürfnis nach Essen und Trinken, und wenn Leben nicht definiert wird über Form, dann gäbe es sehr viel mehr "Spiel-Raum". Eine Frau würde sich vielleicht nicht damit aufhalten, erst noch eine Diät zu machen, bevor sie sich der Möglichkeit von erfüllendem (oder überhaupt) Sex öffnet. Ein 14-jähriges Mädchen würde nicht hungern oder essen und kotzen, um "dazu" zu gehören. Männer oder Frauen mit einer Körperbehinderung hätten womöglich die gleichen Experimentiermöglichkeiten mit anderen "Behinderten" wie mit "Nicht-Behinderten", statt beschämt zu Boden blickend durch die Welt zu laufen/fahren, die ihrerseits mitleidig hinguckt oder peinlich berührt wegguckt.

Es hat mir persönlich gut getan, so genannte "behinderte", "imperfekte", Menschen berühren zu dürfen. Menschen zu berühren, die Erfahrungen von Hilflosigkeit und Bedürftigkeit nicht aus dem Weg gehen können.

Eben weil sie auf Hilfe angewiesen sind, um zu überleben.

Meiner Auffassung, dass Leben nicht über Form definiert werden kann, hat mir geholfen, Sexualität in einem anderen Licht zu sehen. Ich glaube nicht, dass ich mein Körper bin. Ich "bewohne" einen Körper, um mich in dieser drei-dimensionalen Welt bewegen zu können. Wie eine Art Raumanzug. Ich verfüge damit über fünf Sinne, über die ich diese materielle Welt fühlen, riechen, hören, sehen und schmecken kann. Das, was ich wirklich bin (das Wesentliche), ist mir ein Mysterium. Ich bin hier gelandet und kann es wie ein Abenteuer nehmen oder wie ein Fluch. Genau das Gleiche gilt in meinen Augen für jeden anderen, inklusive so genannte "Behinderte".

Meine Arbeit ist u.a. eine Möglichkeit, meine eigenen Verhaftungen, Ideen und Vorurteile zu erforschen, mir meiner Eingeschränktheit bewusst zu werden und diese Vielfältigkeit, die Leben genannt wird, an mich heran zu lassen.

Sex ist das Vehikel.

Ich habe einen Job, weil die Art, wie mit Sexualität umgegangen wird, beschränkt ist. Dadurch gibt es eine Nachfrage nach dem, was ich anbiete. Ich biete die Möglichkeit, Erfahrungen zu machen, die sonst womöglich nie gemacht werden können. Die Erfahrung, einen anderen Menschen zu riechen, fühlen, berühren - ohne Zweck. Etwas, was eigentlich die normalste Sache in der Welt sein sollte, ist zu etwas Exklusivem geworden.

Seit ca. sechs Jahren arbeite ich fast ausschließlich mit Menschen mit einer schwereren kognitiven Behinderung. Ich habe es gerne zu tun mit Menschen, die keine Möglichkeit haben, sich zu verstellen, da auf Grund der "Behinderung" eine völlig eigene Wahrnehmung besteht. Wo keine Nachahmung stattfinden kann, um eine bestimmte Bestätigung der so genannten "normalen" Welt auszulösen. Wo keine "Deals" möglich sind, sondern der Moment gilt.

Zum Beispiel ist die Arbeit mit Autisten spannend. Ich kann nicht "routiniert" sein, nicht automatisch, nicht mechanisch. Jeder Moment, jede Berührung, jede Stimmungsschwankung, jeder Gedanke will/muss bemerkt werden. In diesem Sinn ist es ein wirklicheres Zusammensein als das, was wir normalerweise "Zusammensein" nennen: Wo zwei Ideen voneinander, Erwartungen aneinander, Befürchtungen und Hoffnungen, zwei Geschichten zusammentreffen.

Ich will in den Sitzungen ein Gefühl von Präsenz, Wahrhaftigkeit, von wirklichem Erleben vermitteln oder möglich machen. Ich will und kann keine "geilen" Reize bedienen, die im Kopf entstehen und z.B. von Pornofilmen genährt werden. Ich will, dass Platz für das Unerwartete ist, das Höchst-Persönliche, statt des Programmierten/Übernommenen. Das jedenfalls strebe ich an und das heißt an erster Stelle, dass ich aufgefordert bin, mich leer zu machen von Ideen, Erwartungen, wie eine Begegnung ablaufen soll. In der Arbeit mit Menschen mit einer schweren Kognitiven Behinderung, habe ich die Freiheit, mich auch außerhalb eines bestimmten, vorhersagbaren Schemas zu bewegen, weil sie aus dem Rahmen fallen und nicht in der Lage sind, sich an die Regeln der so genannten "Normalen" zu halten. Und die Verantwortung natürlich, aus genau den gleichen Grund.

In diesem Staunen kann ich einem Mann meinen Körper zeigen, der noch nie die Gelegenheit hatte, sich einen weiblichen Körper aus nächster Nähe anzuschauen. Das hat etwas Ur - sprüngliches. Das Pornographische hängt meiner Meinung nach direkt zusammen mit dem Verbotenen. Weil Jahrhunderte lang Sexualität als etwas Gefährliches und Sündiges dargestellt wurde, konnte Pornographie entstehen. Ich glaube, dass ein Körper oder das Sehen oder Berühren von Geschlechtsteilen an sich nicht diese gewisse Geilheit produzieren muss.

Ich selber hatte mit Männern und Frauen Beziehungen und Sex. Ich bin froh, dass ich diese Gelegenheiten hatte, damit ich mich wegbewegen konnte von Stereotypien und meine ureigensten Gefühle und Reaktionen erforschen/entdecken konnte. Gier entsteht im Kopf, aus der Idee, dass es nicht genug gibt. Festhalten wollen ebenso. Gier und Festhalten wollen stehen einem wirklichen Er-Leben im Wege. Wirkliches Er-Leben erfordert die volle Aufmerksamkeit in die sinnliche Wahrnehmung und das geht nicht, wenn ich in Gedanken mit anderem beschäftigt bin. Wir alle leben in diesen Programmierungen und daher ist es notwendig, Erfahrungen machen zu können, um eigene Entdeckungen zu ermöglichen.

Und dann gibt es natürlich noch den körperlichen, biologischen Aspekt. Es findet irgendwann eine hormonelle Umstellung im Körper statt. Unser Körper ist so gebaut. Es gibt Menschen, die sich nicht selber berühren können, weil sie körperlich nicht dazu in der Lage sind oder vom Verständnis her blockiert sind. Diese Unbefriedigtheit, der Druck oder die Sehnsucht können sich dann in Wut oder (Auto-) Aggression verwandeln.

Viele Männer mit einer kognitiven Behinderung, die zu mir kommen, haben durch Wut oder Aggression oder durch unerträglich gewordene Anhängigkeit auf sich aufmerksam gemacht. Es passiert selten, dass es zu einer Sitzung "nur" im Sinne von Bereicherung oder neuen Erfahrungsmöglichkeiten kommt.

Frauen kommen selten. Hat es damit zu tun, dass ihre Erregung unsichtbar bleibt? Leichter zu ignorieren ist?

Sexualität ist etwas Schönes, eine Möglichkeit, Freude zu erfahren, zu kommunizieren... etc.. Seltener wird sie so gelebt. Ich will nicht eingehen auf die Gründe, warum das so gekommen ist. Ich will nur feststellen, dass es so ist. Und daraus meine Arbeit entstehen lassen.

Seminare für Mitarbeitende

Seit einiger Zeit biete ich auch Seminare für Mitarbeitende an, die kognitiv behinderte Menschen betreuen. Es hängt von diesen Mitarbeitern / Einrichtungen (und natürlich von den Eltern) ab, in wie weit ihre Klienten Zugang finden zu der Möglichkeit der aktiven Sexualassistenz. In diesen Fortbildungen geht es darum, klar zu machen, dass die Betreuern (Assistenten) eine Verantwortung auch auf diesem Gebiet haben, der sie nur gerecht werden können, wenn sie ihre eigene Sexualität einigermaßen reflektiert haben. Also schauen wir uns an, was wir vermittelt bekommen haben von unseren Eltern. In Form eines Fragebogens oder anderer spielerischer Übungen. Wie stehen Mitarbeitende zu dem Thema? Wie gestalten sie ihre eigene Umgang mit Sexualität? Welche Vorurteile sind da über bezahlte sexuelle Dienstleistung?

Die Teilnehmenden stellen Fragen, aber ich versuche zu vermeiden, dass wir zu sehr ins "Labern" über die Klienten kommen. Wo fühlen sie, die Assistenten, sich hilflos oder überfordert? Welche Bedenken haben sie? Es ist in meinen Augen wichtig und entlastend, diese Themen offen anzusprechen. Letztendlich geht es darum, dass eine bestimmte Entspannung entsteht, von dieser profitieren die Klienten, um die es eigentlich geht.

BEGEGNUNGEN

Menno (Name geändert), 38 Jahre

Menno hat das Down -Syndrom. Er wohnt in einer WG für Menschen mit einer kognitiven Behinderung. Der Kontakt wurde von einem Betreuer initiiert. Mir wurde erzählt, dass er übergriffig gegenüber einer Mitbewohnerin geworden war. Ich treffe mich mit dem Betreuer und Menno´s Vater in einem Café. Der Vater ist schweigsam und scheint sich nicht ganz wohl zu fühlen in der Situation. Mit dem Betreuer ist der Kontakt angenehm und effektiv. Ich lerne Menno kennen und empfinde ihn eher als zurückhaltend, auf keinen Fall gierig oder gewalttätig. Wir reden auch darüber, was passiert ist. Er heuchelt keine Schuldgefühle und verteidigt auch nicht, was er getan hat. Schon bald wird klar, dass er mich als "seine Freundin" einstuft und dies genießt. Ich versichere ihm jedes Mal, dass ich seine Masseurin bin und nicht seine Freundin und dass er bei mir üben kann, was er dann eventuell bei anderen Frauen "anwenden" kann. Am Anfang bespreche ich die Sitzungen mit dem Betreuer und kriege mit, dass Menno ihm detailliert erzählt, was er bei mir erlebt.

Einmal ist er nach der Massage plötzlich sehr still und sieht grün im Gesicht aus. Ich erschrecke mich und frage ihn immer wieder, was los ist. Er kann es mir nicht sagen, er sagt gar nichts mehr und ich kriege Angst. Ich rufe ein Taxi und bringe ihn zurück in seine WG (er kommt immer alleine mit der U-Bahn). Da finde ich über eine Mitbewohnerin heraus, dass Menno am Abend vorher die ganzen von ihr und noch einer Bewohnerin gebackenen Kekse aufgegessen hat. Sie haben kein Mitleid mit ihm. Ich würde unseren Kontakt als herzlich, freundlich beschreiben. Ich meine, dass das, was die Sitzungen ihm geben, u.a. auch ein Gefühl von Dazugehören ist. Im Sinne von Anerkennung, dass er ein sexuelles, männliches Wesen ist und nicht ein Neutrum auf Grund seines Down-Syndroms. Er hat die Neigung, sich etwas machohaft zu verhalten und lebt teilweise in einer Traumwelt, wo er ein Held ist und eigentlich gar nicht dick etc..

Die Sitzungen versuche ich entstehen zu lassen statt sie zu planen. Ich massiere ihn und bringe ihn meistens zum Orgasmus mit meiner Hand. Wir halten uns, streicheln uns und reden. Er ist kitzelig an bestimmten Stellen und es ist immer wieder lustig, sein Lachen und Kichern zu hören, weil er es nicht stoppen kann. Er platzt fast vor Lachen, wenn ich ihn an diesen Stellen berühre und bringt mich damit auch immer zum Lachen. Überraschend sind oft auch Dinge, die er sagt.

Es macht mir Spaß herauszufinden, wie er die Welt sieht. Ich mag es, wenn eine ganz "eigene" Äußerung kommt, weil offensichtlich auch viel "übernommen" ist, in seiner Art sich selbst zu präsentieren, wie bei uns auch. Ich mag die langsame, bedachtsame Art, wie er sich bewegt, sich an- und auszieht. Er kommt auf eine Weise sehr zentriert rüber. Ist eben nicht in der Lage, zehn Sachen gleichzeitig zu tun, wie wir so genannten "Normalen".

Heutzutage mache ich die Termine mit seiner Mutter aus. Sie hat mich akzeptiert. Jedes Weihnachten und Ostern und an meinem Geburtstag bringt er ein Geschenk und eine Karte von der Familie. Die Sitzungen werden von seinem Taschengeld bezahlt.

Vorbehalten und Missverständnisse

Auf dem Kongress "Sexualität und Behinderung" in Nürnberg (September 2000) gebe ich einer Journalistin von der Deutschen Presse Agentur ein Interview über meine Arbeit. Ganz am Ende scheint sie plötzlich aufzuwachen und fragt mich erstaunt: "Sie sind wirklich nackt mit diesen Menschen?" Obwohl wir bestimmt schon 20 Minuten geredet haben, ist es ihr anscheinend doch nicht ganz klar gewesen, worüber wir uns eigentlich unterhielten.

Ich bin eingeladen, in Zürich an einer Talkshow teilzunehmen. Während der Sendung sitze ich mit einem körperbehinderten Mann zusammen am Tisch und rede über meine Arbeit. Es sind auch ein paar Menschen mit einer kognitiven Behinderung im Publikum, über die kleine Filme gedreht wurden, die während der Talkshow gezeigt werden. Diese Leute reden über ihre Sexualität auf eine beneidenswert ehrliche Art und Weise. Es ist berührend. Nach der Sendung gibt es ein Essen für alle Gäste und der Leiter des Heimes, in dem diese Leute wohnen, spricht mich an. Er erzählt mir, dass er erst dagegen war, an dieser Sendung teilzunehmen, weil ich auch eingeladen war und er nicht assoziiert werden wollte mit "so etwas" (bezahlte sexuelle Dienstleistungen). Jetzt ist er froh, dass sie doch gekommen sind, weil - wie er findet - wir auf gleicher "Wellenlänge" sind.

Gabriel (Name geändert), 30 Jahre

Gabriel lerne ich über seinen Einzelfallhelfer (E.H.) kennen. Er hat seit zehn Jahren Multiple Sklerose. Ich frage den E.H. warum Gabriel nicht selber anruft und glaube, es möglicherweise mit einem übereifrigen Helfer zu tun zu haben. Der E.H. erklärt, dass das nicht möglich ist. Das finde ich dann später auch heraus. Gabriel kann Buchstaben sagen, und um ihn verstehen zu können, muss man eigentlich jeden Tag mit ihm zu tun haben. Er ist fast blind. Er wird über eine Sonde ernährt und ist beinahe vollständig gelähmt. Er wohnt zu Hause und wird von seinen Eltern liebevoll gepflegt. In Gesprächen mit dem E.H. (ein Mann in seinem Alter) hat er sich der Möglichkeit geöffnet, Berührungen mit einer Frau gegen eine Bezahlung zu erleben.

Als ich das erste Mal hingehe (der E.H. ist da, die Eltern sind spazieren) stelle ich fest, dass ich etwas mit seiner Mutter gemeinsam habe. Das sehe ich an den Büchern (buddhistisch orientiert), die im Schlafzimmer der Eltern, in dem wir sind, im Schrank stehen. Ich möchte die Mutter kennen lernen. Das tue ich dann das nächste Mal. Von da an komme ich zwei Jahre lang einmal im Monat und trinke danach Kaffee mit seiner Mutter oder manchmal mit beiden Eltern. Wir freuen uns, uns zu sehen.

Mit Gabriel habe ich einen guten Kontakt, obwohl wir uns kaum verbal verständigen können. Ich ahne, dass es ihm wichtig ist zu fühlen, dass ich keine Berührungsängste habe und nicht zerfressen werde von Mitleid. Wir sind in der Lage, einen bestimmten Humor und Leichtigkeit zu wahren. Es ist für mich ein Geschenk, mit jemandem so nah zusammenzukommen, der in einer Situation steckt, vor der ich eine Heidenangst habe. Ich bewundere ihn.

Nicht lange, bevor er stirbt, wird ein Fernsehfilm über diese Situation gedreht. Gabriel wollte gerne mitmachen und er hat es genossen, obwohl es sehr anstrengend für ihn war. In dem Film kann man u.a. sehen, wie wir nackt zusammenliegen, uns küssen und berühren. Normalerweise biete ich keinen Oralkontakt an, aber hier habe ich eine Ausnahme gemacht, weil unsere Möglichkeiten sehr eingeschränkt waren. Dieser Film wurde schon viele Male gezeigt (auf Veranstaltungen, Kongressen) und hat viele Menschen berührt oder auch für diese Situation geöffnet. Mit "dieser Situation" meine ich die Tatsache, dass jemand, der nicht in der Lage ist, selber sexuellen, sinnlichen Kontakt herzustellen, ihn dennoch braucht und sich gegen Bezahlung organisieren kann.

Sein Vater, der große Bedenken gegen die Filmaktion hatte, erkennt mittlerweile an, wie wichtig der Film war und spricht von Gabriel´s Vermächtnis.

Mit seine Mutter habe ich auch jetzt, fast drei Jahre nach seinem Tod, immer noch Kontakt. Wir trinken Tee zusammen oder besuchen eine Ausstellung und reden offen über Beziehungen, Trauer, Ängste und Herausforderungen.

Adam (Name geändert), 21 Jahre

Mit Adam komme ich in Kontakt durch seine Gestalttherapeutin (G.T. - Heuzutage (2012) ist sie die Leiterin der Autisten Ambulanz in Ibbenbüren). Er ist schwerst autistisch. Durch jahrelanges Training und Übung kann er sich teilweise über Gebärdensprache verständigen. Ansonsten drückt er sich über Töne und Mimik aus. Er wohnt in einer WG (in einer Stadt, ca. 400 Km von Berlin) mit anderen Autisten und Gehörlosen. Seine G.T., die ihn schon seit früher Kindheit kennt, hat jede Woche Sitzungen mit ihm, in denen sie ihn auch massiert und basal stimuliert. Durch jahrelange behutsame, einfallsreiche und liebevolle Assistenz ist er mittlerweile in der Lage, sich berühren zu lassen und einigermaßen auf Kontakte einzulassen.

Seine Mutter hat mich in einer Talkshow im Fernsehen gesehen und daraufhin die G.T. gebeten, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Er hat seit einer Weile Erektionen und drückt sich ziemlich dringlich an seine Mutter, seine Therapeutin und auch an die eine oder andere Betreuerin. Sie sehen eine Verbindung zwischen seiner (Auto-)Aggressivität und seiner unerfüllten Sexualität. Auch versucht er ohne Erfolg zu masturbieren und tut sich selber weh dabei. Sie wollen ihm die Möglichkeit bieten, mit einer Frau zusammen zu sein.

Ich soll ihm auch zeigen, wie Masturbieren geht.

Die erste Sitzung verlief so, dass Adam 1 1/2 Stunde lang versuchte, den Mut zu finden, es überhaupt mit mir in einem Zimmer auszuhalten. Ich durfte seinen Rücken mit einer Hand berühren. Seitdem war ich insgesamt ca. elf Mal da. Die Sitzungen sind sehr unterschiedlich verlaufen. Es gibt keine stetige Entwicklung. Es gibt Momente von "Erfolg", d.h. er entspannt sich in der Situation und experimentiert selbst mutig. Ich darf nichts auf eigene Faust machen, sondern muss mich von ihm leiten lassen. Als Autist ist es für ihn notwendig, die Situation zu kontrollieren. In dem Sinne ist es eine Herausforderung, einfach da zu sein und gleichzeitig einzuladen, ohne Druck zu machen. Eine nicht leichte, aber interessante Aufgabe.

Manchmal ist er auch "ausgerastet", das heißt er hat seine Kleider zerrissen, gebrüllt, auf den Boden uriniert. Seine Therapeutin und ein fester Betreuer sind immer gleich im Zimmer nebenan, um ihn in solchen Momenten zu beruhigen, während ich mich um mich kümmere. Solche Situationen lösen bei mir auch Angst aus. Er hat mir mal auf seine Weise klargemacht, dass sein Ausrasten nichts mit mir zu tun hat, indem er mich beim Abschied an den Händen genommen und mir in die Augen geguckt hat, dabei hat er Töne gemacht und genickt. Ich habe es als sehr rücksichtsvoll erlebt. Es wurde mir gesagt, dass er manchmal nach einer Sitzung eine ganze Weile vollkommen still und ruhig, fast selig, im Schneidersitz auf seinem Bett gesessen hat. Normalerweise ist er eher überaktiv. Weil er nicht sprechen kann, bin ich völlig angewiesen auf die Beobachtungen und Deutungen seines Umfeldes.

Die Mutter habe ich auch kennen gelernt. Für sie ist es selbstverständlich, dass er eine Sexualität hat und solche Erfahrungen braucht. Und weil er sie nicht selber organisieren kann, macht sie es eben für ihn. Mittlerweile hat er auch eine Erektion während unsers Zusammenseins und hat etwas Männliches bekommen, als ob er mehr in seinem Körper angekommen ist. Obwohl ich es ihm nicht direkt gezeigt habe, hat er mittlerweile entdeckt, wie Masturbieren geht.

Die Begegnung mit Clara

Clara (Name geändert) ist 32 Jahre alt als ich sie kennen lerne. Sie ist in einem Heim aufgewachsen und irgendwann durch Umstände und Missverständnisse, die ich nicht genau kenne, in der Psychiatrie gelandet, wo sie ganz klar nicht hingehört.

Sie wird eingestuft als "geistig behindert". Sie lebt jetzt seit einiger Zeit in einem Enthospitalisierungsprojekt in Berlin.

Sie hat stark autistische Züge. Sie kommuniziert mit Tönen/Mimiken und teilweise mit Gebärden. Mitarbeiter beobachten, dass sie sich oft längere Zeit auf die Toilette zurückzieht und versucht zu masturbieren. Sie findet keinen Weg dies "erfolgreich" durchzuführen und ist daraufhin oft sehr unausgeglichen. Sie hat eine starke Tendenz zur Auto-Aggression.

Mein Auftrag ist es ihr (möglicherweise) eine Technik der Selbstbefriedigung zu vermitteln. Nach der ersten Sitzung ist mir klar, dass ich nur wirklich in Kontakt mit ihr kommen kann, wenn ich sie öfter und mit einer gewissen Regelmäßigkeit sehe. Ich besuche sie dann 4 Monate lang einmal wöchentlich für ein wesentlich geringeres Honorar.

Wenn ich komme, freut sie sich extrem, was sie ausdrückt mit einem Schreien, was einem durch und durch geht. Mir wird erklärt, dass sie sich freut, wenn sie so schreit. Sie stürzt sich auf mich und zerrt mich ins Zimmer.

Ich mag ihre Unbändigkeit, einerseits, weil es erfrischend ist jemand zu begegnen, der seine Freude nicht mit höflichem Benehmen tarnen kann und andererseits, weil ich dadurch sicher bin, das sie will, dass wir diese Arbeit zusammen machen. Die Gefahr der Übergriffigkeit und Fremdbestimmung ist natürlich groß im Umgang mit Menschen wie ihr.

Clara kann vieles verstehen, was ich zu ihr sage und kann mit kleinen Unterbrechungen zwischendurch (Zwangshandlungen) ihre Aufmerksamkeit voll und ganz unseren Begegnungen widmen.

Am Anfang zeige ich ihr Sachen ausschließlich an meinem eigenen Körper.

Ich massiere/berühre sie erstmal nur am Rücken später auch die Vorderseite des Körpers. Ihr Gesicht darf ich nicht berühren. Auch sie berührt mich und wir umarmen uns im stehen. All dies ist berührend, weil sie es, wenn sie aus ihrer Hyperaktivität aussteigen kann, es mit einer gewissen Zaghaftigkeit, mit einer ernsthaften Aufmerksamkeit erlebt. Es findet teilweise intensiver Augenkontakt statt, natürlich immer von ihr initiiert.

Da sie nicht versteht warum sie sich morgens, wo sie sich gerade geduscht und angezogen hat, wieder ausziehen sollte, gehen wir irgendwann zusammen in die Badewanne. Sie liebt Wasser und natürlich geht man nackt da rein. Dies gibt mir Möglichkeiten der Berührung und des Erklärens, die ich sonst nicht hätte.

Diese Berührungen sind leicht und eher andeutend/erklärend. Ich habe sie z.B. nie direkt in ihrem Genitalbereich berührt. Das wäre meiner Meinung nach übergriffig gewesen.

Alles ist sehr behutsam und verspielt. Wir lachen oft, machen zusammen Töne. Mein Gefühl ist es, das sie spürt, dass ich das Zusammensein mit ihr wahrlich faszinierend finde und sie das auch genießt.

Langsam komme ich dahinter, dass sie sehr viel mehr versteht als ich angenommen habe, u.a. auf Grund Ihres auto-aggressiven Verhaltens.

Irgendwann habe ich ihr einen Vibrator mitgebracht und an mir gezeigt wie man damit umgeht. Dies konnte sie zwar nicht direkt umsetzen, trotzdem weiß ich, durch Rückmeldungen von wichtigen Bezugspersonen von ihr, dass die Sitzungen eine Bereicherung für sie dargestellt haben.

Als ich das letzte Mal da bin, geben die Mitarbeiter ihr danach einen Blumenstrauß in die Hand und sagen ihr, dass sie ihn mir überreichen soll zum Abschied. Sie knallt mir den Blumenstrauß hin, so wie "Hau doch ab!" Ich bedanke mich bei ihr und sie bringt mich zur Tür wie immer.

Dann kommt sie ein Stückchen mit nach draußen auf eine Art Terrasse. Sie stellt sich ganz nah vor mir hin und schaut mich intensiv an. So bleiben wir stehen, mit unseren Gesichtern ganz nah aneinander, einander anschauend. Sie ist ganz still und aufmerksam, was ungewöhnlich ist, weil sie meistens Laute macht und sehr beweglich ist. Ich bin überrascht und berührt und lass mich ein auf dieses stille Gucken. Irgendwann gehe ich dann.

Das folgende Interview führte ich mit ihrem gesetzlichen Betreuer, der auch Heimleiter und Psychologe in Berlin ist. Er kennt Clara seit sie ganz klein ist.

Was hat Ihrer Meinung nach dazu geführt, dass ich gefragt wurde mit Clara zu arbeiten?

Clara ist sehr aufbrausend und sehr unruhig gewesen. Sie ist immer sehr ruppig mit sich selber umgegangen, hat eine Tendenz zu Selbstverletzendem Verhalten, weil sie ungeduldig wird. Sie hat sich oft für längere Zeit in die Toilette zurückgezogen und versucht zu masturbieren. Dies ist ihr nicht gelungen und sie war daraufhin sehr unausgeglichen.

Die Betreuer in ihrer Einrichtung, in der sie jetzt lebt, haben da auch hilflos davor gestanden und haben sich gefragt, wie kann man ihr helfen?

Clara ist jemand, die sehr ungern Menschen dicht an sich heranlasst. Es sind immer sehr ausgewählte Menschen zu denen sie großes Vertrauen haben muss. Deswegen denke ich, dass eine Hilfestellung für sie von jemandem, der dann selber auch noch ein wenig unsicher ist, das hat was ganz fatales, da wird sie von vornherein sagen: "Nee, komm, wenn Du selber nicht weißt, was Du da willst, dann lass es ganz sein."

Wie schätzen Sie die Bedeutung dieser Arbeit für Clara ein?

So wie ich Clara erlebt habe, ist das etwas, was sie für sich neu entdeckt hat und auf eine andere Art entdeckt hat, als sie es bis dahin immer für sich durchgeführt hat. Sie ist mit ihrem eigenen Körper sehr rau umgegangen, sehr schnell und auch sehr brutal. So wie ich das jetzt erlebe, hat sie für sich eine Art Zufriedenheit entdeckt. Wenn sie bei uns zu Besuch ist und sich auf die Toilette zurückzieht und sozusagen andeutet "lasst mich zufrieden, ich brauche jetzt mal eine Auszeit", dann bleibt sie eine ganze Weile da und wenn sie dann wieder rauskommt, ist sie wesentlich ausgeglichener. Es ist angenehm. Es scheint etwas zu sein, was sie zufrieden stellt.

Können Sie noch mal sagen, was sie vorhin gesagt haben über Clara als Seismographen?

Für mich ist sie jemand, die sehr genau mitkriegt, ob jemand etwas will von ihr, wovon er auch überzeugt ist. Clara ist meine beste Lehrmeisterin gewesen für mich als Psychologen in diesem Beruf. Sie hat mir nichts durchgehen lassen, was ich nicht 100%ig wollte und auch wusste dass ich es will. Alles was aus so genannten pädagogischen Gründen von mir gekommen ist, das hat sie mir einfach nicht durchgehen lassen.

Wenn Clara jemanden so dicht an sich herankommen lässt, in einer so intimen Situation, wie Sie es gewesen sind, mit sich auch umgehen lässt, ist das ein Zeichen davon, dass sie gemerkt hat, da will jemand etwas Wichtiges und Gutes für mich, sonst würde sie es nicht zulassen.

Auszüge aus einem Brief einer Heimpsychologin

Liebe Nina de Vries,

soeben komme ich aus einem Gespräch mit einer gesetzlichen Betreuerin einiger unserer Heimbewohner. Inhalt unserer Zusammenkunft waren die Möglichkeiten und Schwierigkeiten eines jungen Mannes, seine Sexualität im Heim zu leben. Ich möchte, dass Sie wissen, wie froh ich während des Gespräches war, dass wir beide uns im März dieses Jahres persönlich kennen lernen konnten und seitdem so gut zusammenarbeiten.

Als ich das erste Mal von Ihnen hörte und mich über Ihre Tätigkeit informierte, war ich schon zwei Jahrzehnte als Psychologin in Heimeinrichtungen mit dem Thema Sexualität und geistige Behinderung beschäftigt. Seit 1980 betreute ich zunächst erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung, seit 1997 nun Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Immer ging es bei meiner Arbeit mit dem Thema um die Weiterbildung und Sensibilisierung der Mitarbeiter/innen in erster Linie, und die Beratung, Konfliktlösung und Kenntnisvermittlung für und mit den behinderten Menschen, ob in der Einzelsituation oder in Gruppenangeboten.

So weit so gut aber !!!!! Die Grenze an die wir alle miteinander immer wieder stießen: Wie leiten wir Menschen an, die auf Grund ihrer Behinderung weder verbale Erklärungen noch Bildmaterial oder Filme verstehen? Was sind die Arbeitsmittel und Methoden für Menschen die über Nachahmung und Handführung lernen??

Klar war für mich immer, dass sexuelle Bedürfnisse auch bei Menschen mit geistiger Behinderung von den Mitarbeiter/innen als menschliches Bedürfnis, wie alle anderen im Alltag zu erfüllenden, wie Essen, Trinken, Schlafen usw., individuelle Berücksichtigung und Erfüllung finden. In den vielen Jahren sind die Mitarbeiter/innen offener geworden und auch Einrichtungsleitungen haben umgedacht. Aber vom "Handanlegen" durch Wohngruppenmitarbeiter/innen ist aus unterschiedlichsten Gründen abzuraten.

Deshalb ist Ihre Arbeit als Sexualbegleiterin mit ihrem Wissen und ihrer Sensibilität für einige unserer Bewohner/innen genau das richtige Angebot.

Was unsere Zusammenarbeit so äußerst angenehm macht, ist das Vertrauen darauf, dass Sie uns in der Einschätzung der Bedürfnisse der betreffenden Personen zur Seite stehen und verlässliche Angebote unterbreiten. Wir haben nicht das Gefühl, dass Ihnen das Geschäft im Vordergrund steht. Wir konnten uns davon überzeugen, dass unsere Motive, die dem Hilfesangebot zu Grunde liegen sich von Ihren nicht unterscheiden. Deshalb waren die beiden Informationsveranstaltungen für Mitarbeiter/innen unseres Heimes und den Fachabteilungsleiter des Trägers im März und Juni dieses Jahres ein gelungener Start Ihrer individuellen Hilfen für bisher zwei junge Männer unseres Hauses.

Also danke, liebe Nina de Vries, im Namen der beiden jungen Männer und der Mitarbeiter/innen, die als sehr günstige Nebenerscheinung, jetzt weniger Verhaltensprobleme mit den beiden ausfechten müssen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Christine Wittig (Stephanusstiftung Berlin)

Interview mit Karol von Anfang 2004

Karol (Name geändert) kam das erste Mal, als ihm zu seinem Geburtstag eine sexualbegleitende Sitzung mit mir geschenkt wurde von seine Theatergruppe.

Er war damals 38 Jahre alt.

Er wurde mit etwa 10 Jahren aus seinem Elternhaus genommen, da der Vater ihn misshandelte und in ein Zimmer einsperrte.

Er lebte seitdem in wechselnden Einrichtungen. 7 Jahre davon verbrachte er in der Psychiatrie, wo er 2 Jahre von einem Mitpatienten sexuell missbraucht wurde.

Kontakt zu seinen Eltern hat er nicht, zu seinen Geschwistern schon.

Er lernte Maler und arbeitete auch in diesem Beruf.

Er wohnt allein in einer 2-Raum-Wohnung. Zuvor bereitete er sich im betreuten Einzelwohnen auf das Alleinleben vor.

Er bezieht eine Erwerbsminderungsrente, seit dem er 1995 an Darmkrebs erkrankte.

Er liebt das U-Bahn fahren und es gab eine Zeit, wo er jede freie Minute damit verbrachte. Neben dieser Passion ist er ein begabter Maler, Schauspieler in einer professionellen Theatergruppe und interessiert sich sehr für die deutsche Geschichte.

Er wird eingeordnet als psychisch und seelisch behindert, eine leichte Lernbehinderung liegt ebenfalls vor.

Über einen Zeitraum von ca. 2 Jahren ist er regelmässig (ca. 1 Mal im Monat) zu mir gekommen und wir haben daran gearbeitet, dass er sich mehr entspannen kann mit seiner Sexualität. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er keine sexuellen Begegnungen haben können, weil die Angst und der Ekel überwogen.

Mittlerweile lebt er in einer festen Beziehung.

Aus einem Interview mit Karol von Anfang 2004:

Ich bilde Leute aus zum/zur SexualassistentIn in der Schweiz. Was würdest Du denen sagen wollen?

Dass sie auch vermitteln, dass sie eine Sicherheit haben für diejenige oder denjenigen, ob es jetzt Männlein oder Weiblein ist, dass die auch eine Chance haben einen Partner zu finden. Und die für die das nicht geht, denen auch eine Sicherheit geben, dass sie sich wohlfühlen und sich berühren lassen und dass sie noch weiter lernen können. Die Erfahrungen von Liebe und Zärtlichkeit und dass jeder Mensch das braucht. Dass sie vermitteln auch in der Art wie sie umarmen und so, dass jeder Mensch wertvoll ist und ein Verlangen hat nach Zärtlichkeit und Sex. Die Sicherheit gibt, dass der Mensch das verdient hat. Dass jedes Lebewesen ein Verlangen hat sich fortzupflanzen. Auch Menschen mit Behinderung haben auch ein Verlangen danach.

Würdest Du Kinder haben wollen?

Ja, wenn ich das nicht übertragen würde, wie mein Vater, dann ja. Ich glaube nicht, dass ich das so übernehme wie mein Vater ist. Vielleicht bin ich auch genervt, wenn Kinder jammern.....ich weiss nicht wie ich reagieren würde. Aber wenn ich es gut machen würde, dann ja.

Traust Du Dir das zu?

Ich traue mir das zu. Ich kann mir das schon vorstellen.

Ich kann ja mit Kindern umgehen. Jetzt bin ich aber immer nur mal so als Gast da. Ich sehe ein Kind ja nicht regelmässig.

(...) Ich werde glücklich sein, wenn ich eine Frau finde, die da ist und wo ich weiss, sie liebt mich. Ich glaube es wird bald so weit sein. Ich glaube es nicht nur, ich weiss es... es ist endlich der Punkt gekommen wo es wahr wird, die eine Frau die für mich da ist. Die auch weder eine Lehrerin ist, weder eine die es mir nur zeigen will und mir den Weg zubereitet. Es wird diese Frau geben, die mein Leben sehr groß beeinflusst...dann werde ich nur noch lustig sein und nur noch albern und so. Das Leben wird dann heiterer werden. Und trotzdem werden auch Sachen sein, die ernst sind und wo man auch austauschen muss. Und ich glaube dann werde ich nur noch glücklich werden. Aber dann kommen die anderen Wünsche die man sich vorstellen kann, was man zu zweit in einem Leben machen könnte. Man kann zusammen Interessen teilen und ich habe dann auch die Interessen der Partnerin und dass ich nicht immer nur nach meinen Interessen gehe.

Das sie z.B. immer mit Dir U-Bahn fahren muss?

Nein das nicht. Dass ich mit ihr auch mal ins Kino gehe.

Willst Du schon, dass sie auch mit Dir mal U-Bahn fährt?

Ich denke dann wird es dieses mit dem U-Bahn fahren, meine Hobbies nicht mehr so im Vordergrund sein. Was ich bisher gemacht habe, wird nicht mehr soviel Energie haben, seitdem ich auch bei Dir war Nina, was ich bei Dir das gelernt hab, die Erfahrung, Zärtlichkeit und so.....ist alles, diese Selbstbefriedigung und alles was ich bisher gemacht hab, hat nicht mehr so eine Geltung. Nicht mehr so im Vordergrund. Nicht mehr so eine Flucht. Mein Leben ist leichter geworden, gesünder und schwebender. Und mehr Freude. Dass man mehr träumen kann und mehr Fantasien. Die Hoffnung wurde ja natürlich auch von Dir gegeben, bestätigt, dass ich die Möglichkeit hab, die Chancen stehen gut für eine Partnerin zu haben, hat mich sehr glücklich gemacht, sehr glücklich. Ich weiss, dass wird kommen. Es muss kommen und es wird kommen im Jahr 2004!

Super!

Interview mit Frau W.

25. Dezember 2002

Frau W. ist Mutter eines 27Jährigen, der vor sieben Jahren durch einen Unfall Schädel-hirnverletzt wurde. Nina de Vries befragte die Mutter über ihre sexualbegleitende Arbeit mit Herrn W.

Wie kamen Sie dazu, mich anzurufen und wie war das dann für Sie? Wie haben Sie meinen Besuch erlebt?

Ich bin in einem Selbsthilfeverband für Schädel-Hirn-Verletzte. Bei einem Treffen haben Eltern dieses Thema angesprochen. Sie beobachten, dass ihr Sohn, der auch einen Unfall hatte, wieder sexuelle Bedürfnisse entwickelte. Ich habe diese Leute wahnsinnig bewundert, weil ich zu der Zeit überhaupt nicht den Mut gehabt hätte, dieses Thema anzusprechen. Es ist ein Tabu und ich habe Hemmungen. Das war so der erste Auslöser.

Dann habe ich verstärkt darüber nachgedacht und habe zeitgleich bei G. beobachtet, dass er Erektionen hatte. Zum Zeitpunkt des Unfalls war er neunzehn Jahre und seit anderthalb Jahren in einer festen Beziehung, die erste Beziehung die er hatte. Dann passierte der Unfall und da war Sexualität erst mal kein Thema. Da standen erst mal andere Dinge im Vordergrund.

Im Selbsthilfeverband habe ich dann von Ihnen gehört. Von einer Frau, die Sie in den Beelitzer Heilstätten kennen gelernt hatte, wo Sie mal mit jemanden gearbeitet hatten. Sie hat mir auch Ihr Material gegeben. Wir haben uns dann vermehrt in der Regionalgruppe Brandenburg darüber unterhalten. Da bekam ich dann mit der Zeit immer mehr mit, dass sich diese Frage auch andere Leute stellen und darüber nachdenken. Irgendwann habe ich Sie dann angerufen, nachdem ich den Hörer bestimmt zehn mal wieder weggelegt hatte nach dem Wählen, oder angefangen hatte zu wählen und wieder aufgehört hatte.

Was war die Befürchtung, die Sie hatten?

Es war die Hemmung überhaupt erst mal über meinen eigenen Schatten zu springen. Ich bin noch eine andere Generation. Als ich jung war, gab es noch nicht mal die Pille. Und über Sexualität gesprochen hat man schon gar nicht. Mit G. habe ich auch nicht darüber gesprochen. Eine wildfremde Person anzusprechen über so ein intimes Thema, das war schon wahnsinnig!

Wir haben dann mehrere Male länger telefoniert. Das Video habe ich mir angeschaut und weil darin auch eine Mutter über ihren Sohn erzählt, hat mir das geholfen zu sagen: OK, ich springe. Was heißt, ich springe? Vor allem muss sich ja G. dafür entscheiden. Ich habe auch mit ihm darüber geredet, ob er das möchte und habe an seinen Reaktionen, die ja nicht immer 100% verlässlich sind, doch das Gefühl gehabt ... ja.

Wie war es dann, als tatsächlich das erste Mal stattfand?

Ich stand unter totaler Spannung. Ich hätte mir gewünscht, unsichtbar mit einer Tarnkappe in dem Raum anwesend sein zu können. Nicht weil ich neugierig bin - sondern, weil ich gerne genau wissen will, was mit meinen Sohn passiert. Ob es OK ist für ihn. Obwohl ich ja eigentlich weiß, wenn etwas nicht OK ist für ihn, er das deutlich angibt. Ich war dann richtig glücklich, als Sie raus kamen und mit Ihrem Daumen anzeigten, dass es gut verlaufen war.

Ich habe gehört, dass es wohl Eltern geben soll, die irgendwann entscheiden, selber "Hand an zu legen", weil sie auch wahrnehmen, wie ihr Sohn unter diesem (sexuellen) Druck leidet. Wie war das bei Ihnen?

Ich weiß nicht, ob und wie viele Eltern es gibt, die ihren Söhnen behilflich sind. Aber ich weiß, dass ich in schweren Gewissenskonflikten war und das macht meines Erachtens auch deutlich, in welcher verzweifelten Situation Angehörige von schwer Schädel-Hirn-Verletzten oft sind. Jeder gesunde Mann wird z.B. dann und wann masturbieren. Dies kann ein Teil unserer betroffenen Angehörigen nicht mehr, weil sie durch ihre Schädel-Hirn-Verletzung ihre Arme/ Hände nicht mehr gebrauchen können. Ich bin daher sehr froh, von Ihnen gehört und diese Lösung für uns gefunden zu haben. Ich denke, G. geht es genau so.

Ich innerhalb eines Jahres sechs mal da. Wie empfinden Sie die Situation jetzt und was meinen Sie, welche Bedeutung hat sie für G.?

Ich bin erstmal ein bisschen stolz auf mich, dass ich es geschafft habe, über diesen Berg zu steigen, das war sehr, sehr schwer. Ich freue mich für G., dass er wieder ein Stückchen Leben errungen hat, was ihm zusteht. Was normal ist für einen Mann in seinem Alter. Was er auf andere Art nicht kann. Es wird voraussichtlich nicht so sein, dass er eine Beziehung zu einer Frau herstellen kann. Und irgendwie bin ich stolz auf ihn, dass er noch weiß, worum es geht. Das ist wieder ein Punkt für mich: er ist normal. Mag er viele eigenartige Verhaltensweisen entwickelt haben, er ist trotz des Unfalls intelligent und er ist normal! Und es ist völlig normal, was er da für Bedürfnisse hat.

G. hat regelmäßig Tobsuchtsanfälle (Mund weit aufgesperrt, ratloser Ausdruck in den Augen, Körper verspannt sich und er macht heftige Bewegungen). Sie sehen da, glaube ich, auch eine Verbindung zu dem sexuellen Druck, der sich aufbaut. Können Sie noch etwas dazu sagen?

Es vergeht eigentlich nicht ein Wochenende (2 Mal im Monat verbringt G. ein Wochenende bei seiner Mutter), wo er nicht mindestens einen "Anfall" hat. Das wird jetzt besser durch ein Anti-Epileptikum, was er seit Ende 2002 bekommt. Es war keine Verbesserung und auch keine Verschlechterung durch die Sitzungen mit Ihnen zu beobachten bezüglich dieser Sache.

Ich empfinde diese Tobsucht als eine Wut darauf, gefangen zu sein im eigenen Körper, nicht heraus zu können. Totale Verzweiflung. Er hat keine Chance, wegzukommen und er will da wegkommen. Es kann von einem Moment auf den anderen kommen, völlig unerwartet...grade lacht er noch und dann ist es, als ob da irgendein Blitz durchknallt.

Wie reagieren Sie darauf?

Ich gehe nah an ihn heran, obwohl ich Angst habe, dass er mich in der Situation beißt. Ich versuche, ihn in den Arm zu nehmen und ihm Ruhe zu geben. Das ist natürlich verdammt schwer, weil ich in dem Moment auch angespannt bin und er das wahrscheinlich auch spürt. Ich will ihm das Gefühl geben, dass er nicht alleine ist und ich sein Schicksal mit ihm immer tragen werde. Oder ich lasse ihn ganz in Ruhe und gehe danach zu ihm. Das ist, glaube ich, die bessere Variante, das sagen auch die Schwestern im Heim. Er muss es selber durchstehen, man kann ihm da leider nicht viel helfen.

Zwischen Eltern und Kindern gibt es logischerweise auch mal ein Gewitter. Das wird es immer geben, weil ich halt die Mutter bin und er ist mir ja auch irgendwo ausgeliefert letztendlich. Meine Art, mein Knuddeln-wollen. Das hat er früher nicht mehr zugelassen und jetzt muss er das über sich ergehen lassen. Ich versuche auch schon, mich zurückzunehmen, aber ich meine auch, dass er verstärkt sehen muss, dass ich zu ihm stehe, dass ich ihn mag, lieb habe.

Haben Sie Tipps oder Ratschläge für andere Eltern in dieser Situation? Etwas was Sie diesen Eltern gerne sagen möchten, weil Sie das z. B. gebraucht hätten?

Es ist sicher wichtig, dass wir lernen, über unsere Sexualität zu sprechen. Das wird mir jetzt sehr bewusst, seitdem ich auch versuche G. eine Tür diesbezüglich im Heim zu öffnen. (Bis jetzt ist es nicht möglich auch (sexualbegleitende) Sitzungen im Heim durchzuführen, weil der Heimleiter nicht einverstanden ist).

Ich habe noch keine klare Antwort, spüre aber verstärkte Gesprächsbereitschaft von Seiten des Pflegepersonals und der Pflegedienstleitung. Man muss lernen, darüber zu reden. Das war ein Punkt der mir unheimlich schwer gefallen ist, aber ich denke, da muss wahrscheinlich jeder durch. Man muss sein Kind oder seinen Angehörigen sehr genau beobachten, auf Zeichen achten und darauf reagieren - und das versuche ich zu tun. G. ist das wichtigste in meinem Leben. Und ihm zu helfen, soviel Normalität und Lebensqualität wie nur irgend möglich wieder zu erreichen, das ist es, was mir am meisten am Herzen liegt. Und ich denke schon, dass Sexualität zur Lebensqualität dazu gehört.

Sexualassistenz und Autismus

NINA DE VRIES/ RUTH TERINDE

Die Sexualassistentin Nina de Vries befragte die Heilpädagogin, Gestalttherapeutin und Leiterin der Autismusambulanz in Ibbenbüren Ruth Terinde über die sexualbegleitende Arbeit mit Adam (Name geändert), einem ihrer autistischen Klienten.

Nina: Kannst du kurz beschreiben, wie deine Beziehung zu Adam ist?

Ruth: Ich kenne und arbeite mit Adam seit seinem dritten Lebensjahr. Er war immer ein sehr eigenwilliger Mensch, der auf seine eigenen Bedürfnisse geachtet und sie auch eingefordert hat. An einem bestimmten Punkt gab es eine Pause im Kontakt. Ich hatte nur noch sporadisch privat mit ihm zu tun. Ich habe ihn dann wieder kennengelernt als er erwachsen war, nach einem Wechsel in eine andere Wohneinrichtung, wo er ganz starkes aggressives und autoaggressives Verhalten gezeigt hat. Da bin ich wieder eingestiegen, mit ihm zu arbeiten. Um ihn überhaupt wieder auf den Boden zu holen, habe ich gestalttherapeutisch gearbeitet, ganz stark im Körpertherapie-Bereich.

Nina: Wie kam es, dass Du die Notwendigkeit für Sitzungen mit mir feststelltest?

Ruth: Durch die Therapie konnte ich unmittelbar beobachten, dass er auch sexuelle Wünsche hat. Zum Teil hat er eingefordert, dass ich ihn auch auf dem Bauch massiere, wollte er mich an der Brust und zwischen den Beinen anfassen. Im Rahmen meiner Arbeit in der Autismus-Ambulanz und im Rahmen von der gestalttherapeutischen Arbeit sind Grenzen da.

Parallel, unabhängig von Adam, hatte ich mich schon länger mit Sexualität und Behinderung auseinandergesetzt. Ich habe u.a. einen Arbeitskreis in Dänemark besucht, wo es Pflicht der Betreuer ist, auch zu gewährleisten, dass ein behinderter Mensch ausreichend Sexualität leben kann. Also wuchs bei mir der Wunsch, da wo meine Grenze im Bereich der Körperarbeit ist, Adam etwas Neues anzubieten. Rein rechtlich ist das schwierig in Deutschland für den Bereich der geistig Behinderten, zu dem auch Adam zugeordnet wird als autistischer Mensch.

Er hat eine sehr offene und tolerante Mutter, die ihm eben auch gegönnt hat, sexuelle Erfahrungen zu machen. Ich habe einen ganz starken Zusammenhang gesehen zwischen seiner Aggression, die sicherlich zum Teil auch durch den Wohnortwechsel gegeben war, und dem Wunsch nach körperlicher Nähe, sexueller Nähe zu Frauen. Er war fixiert auf blonde Frauen. Es besteht sicherlich ein Zusammenhang, dass seine Mutter blond ist und ich auch und er dadurch Weiblichkeit mit blond verbindet. Das konnten wir in der Stadt beobachten.

Wir haben es letztendlich gar nicht mehr gewagt, mit ihm in die Stadt zu gehen. Als Autist hatte er nicht die Möglichkeit, Kontakt angemessen zu gestalten.

Er wurde übergriffig, hat Frauen von hinten angefasst. Er meinte das ganz zärtlich, aber das ist gesellschaftlich nicht gewollt, dass ein Behinderter eine Frau einfach anfasst.

Meine Überzeugung ist, dass sein Aggressionspotential unmittelbar mit nicht gelebter Sexualität zusammenhängt. Er zeigte z.B. aggressives Verhalten immer dann, wenn er versucht hat zu onanieren. Ein Autist hat oft kein Konzept von seinem Körper. Er versteht nicht, was passiert da mit mir? Ich bin erregt, was soll ich jetzt tun? Wie geht das wieder weg?

Ich glaube dass, alle Menschen, die sexuell unbefriedigt sind, Aggressionen in sich haben. Sie können das aber steuern. Adam hat keine Möglichkeit und zeigt in seiner Verzweiflung Auto- und Fremdaggressionen. Er spricht mit Gebärden und ich habe ihm eine Gebärde für Onanieren gezeigt, aber damit kann er natürlich nicht sagen, wie lösen wir dieses Problem jetzt?

Dann hatten wir das Glück, durch einen Fernsehbericht von Dir zu erfahren. Wir haben Kontakt aufgenommen und Adam hat schon in den ersten Stunden, ohne jetzt gleich in einen sehr nahen Kontakt mit Dir zu kommen, das Gefühl gehabt, die haben kapiert, was mit mir los ist und ich werde Ernst genommen. Das ist letztendlich, glaube ich, das Geheimnis, diesen Respekt Behinderten gegenüber zu haben, dass sie auch ein Recht auf Sexualität haben.

Nina: Also, Respekt und Ernst-genommen-werden. Was meinst Du, was er in den Sitzungen braucht?

Ruth: Ein Autist lebt von Ritualen und von festen Strukturen. Diesen Kontakt haben wir ja auch in ein Ritual gepackt. Er hat ein Bildkartensystem auf Holztafeln und da gibt es auch eine für "Nina". So weiß er, die kommt wieder, darauf kann ich mich verlassen. Er hat eine klare Körpersprache, um mir klar zu machen, ich will das wieder. Er versucht dann, mich anzufassen, das ist seine Sprache. Ich kann das deuten oder ich kann sagen, Sexualität gibt es nicht für Adam. Für ihn ist es gut zu wissen, da kommt jemand extra und das ist für diesen Bereich. Dass jemand mit ihm nackt ist, das ist eine völlig neue Erfahrung für ihn gewesen.

Er braucht diese körperliche Nähe, Nacktsein. Bei mir zieht er sein Oberteil aus, ich massiere ihn, das gehört auch zu meiner Arbeit. Bei Dir darf er sich ganz nackt ausziehen und das ist für ihn ein deutliches Signal, da geht Körperarbeit weiter als bei uns. Der Hauptteil ist, glaube ich, der Respekt.

Er will auch berührt werden, aber so, dass er das steuern kann. Das hat er bei Dir ja auch erlebt. Da ist nicht jemand, die will jetzt was von mir, ich muss etwas tun. Dass ist eine Erfahrung, die Behinderte oder Autisten oft machen, dass es fremdgesteuert ist. Er braucht dieses Wissen, ich kann ihre Hand führen und komme langsam in eine Beziehung mit ihr. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Autisten keinen Körperkontakt wollen. Sie können ihn nur nicht gestalten.

Nina: Was meinst Du ist bis jetzt durch die Sitzungen passiert? Wie siehst Du die Entwicklung?

Ruth: Ich sehe ein ganz klares Zurückgehen von Aggression. Er zeigt viel weniger Aggression und schon gar nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Versuch zu onanieren. Er hat für sich die Möglichkeit entdeckt, in sein Zimmer zu gehen, die Tür zuzumachen und eine intime Erfahrung mit sich selbst zu machen. Er kann sich jetzt selber befriedigen. Was aber auch deutlich ist, er ist damit nicht zufrieden, er braucht auch das Setting in unmittelbarem Zusammenhang mit Dir.

Bei manchen Autisten ist es vielleicht so, dass sie nur die Technik des Onanierens z.B. brauchen. Bei Adam würde das nicht reichen. Er ist einfach auch ein Mensch, der sich ganz stark an anderen Personen orientiert. Ihnen auch bestimmte Tätigkeiten zuordnet. Z. B. in Kontakt mit Hermann (ein Betreuer) weiß er, da fahren wir immer irgendwo hin oder wir gehen essen. Mit Ruth machen wir bestimmte Dinge. Diese Erfahrung zu machen, sich auch als Mann zu erkennen, als Mann ernst genommen zu werden, auch wenn er in anderen Entwicklungsbereichen erhebliche Defizite hat, das ist wichtig für ihn.

Nina: Was meinst Du, wäre passiert, wenn es das nicht gegeben hätte?

Ruth: Selbst wenn sich die Wohngruppensituation so wie im Moment stabilisiert hätte, parallel aber das Angebot zu dem Thema Sexualität nicht gekommen wäre, wäre ein erhebliches Aggressionspotential vorhanden. Es ist insgesamt so, dass er viel ruhiger geworden ist, er hätte diese Ruhe nicht gekriegt. Oft setzt er sich nach den Sitzungen eine Stunde aufs Bett und eine tiefe Zufriedenheit ist spürbar. Es kam nie vor, dass er danach ausgerastet ist. Und weil wir jetzt abgemacht haben, dass wir uns alle vier Wochen treffen, wird auch die Unruhe nicht so groß in den Zwischenphasen.

Nina: Hast Du das Gefühl, dass die Möglichkeit, diese Erfahrungen zu machen, sich auch auf andere Bereiche in seinem Leben auswirkt?

Ruth: Ja, ich glaube einfach, wenn er da keine Befriedigung erfahren würde, er sich auch in den anderen Bereichen nicht beruhigt hätte.

Nina: Was sind die anderen Bereiche in seinem Leben?

Ruth: Sich auf neue Gruppensituationen einzulassen, auf neue Bewohner, auf neue Mitarbeiter. Freizeitgestaltung, wie Fahrrad fahren, Skating. Er kann jetzt z. B. wieder in die Stadt gehen. Andere Frauen interessieren ihn nicht mehr. Seit dem 3. oder 4. Mal, wo dieses Angebot stattfand, ist es wieder möglich, weil er nicht mehr auf der Straße Frauen anfasst oder darauf fixiert ist. Wenn er das nicht hätte, wäre er irgendwann völlig isoliert, weil man mit ihm nicht rausgehen könnte, z. B. in ein Schwimmbad. Die Dinge die vor seiner Pubertät, vor seiner Sexualentwicklung möglich waren. Das geht jetzt alles wieder, weil er weiß, dieses Thema kann ich mit Nina bearbeiten, das wird ernst genommen.

Nina: Manche Mitarbeiter und Heimleiter befürchten, wenn Menschen mit einer kognitiven Behinderung oder einer Autismus Spektrum Störung so etwas erleben, dass sie dann nicht mehr differenzieren können. Sie werden womöglich das gleiche Angebot von den Mitarbeiterinnen erwarten. Wie siehst Du das? Hattest Du die Befürchtung auch?

Ruth: Die Befürchtung hatte ich persönlich nicht, weil man sieht, wenn man Autisten beobachtet, dass sie bestimmte Leute mit bestimmten Aktivitäten verbinden und daran auch festhalten. Bevor der Kontakt mit Dir zustande kam, war er "übergriffig". Ich hatte damals kein Angebot für ihn. Er wurde zunehmend aggressiver. Seit diese Stunden mit Dir stattfinden, konnte ich immer, wenn solche Signale kamen, sie auch als seine Sprache deuten, seine Art mir mitzuteilen, was sein Bedürfnis ist. Ich konnte ihm dann sagen, ich kann Dir das jetzt nicht geben, aber Nina kommt wieder. Dann hat er gelacht und war sichtlich zufrieden.

In den Körperarbeitstunden mit mir ist er noch nie auf die Idee gekommen, seine Hose auszuziehen. Es ist ganz klar, dass das in den Stunden mit Dir reingehört und dass das etwas Besonderes ist, kein Alltag. Es sind ganz feste Rituale, die gebunden sind an bestimmte Personen. Ich kann ihm jetzt viel besser entgegen treten und meine Grenzen klar machen, weil es jetzt auch wirklich ein Angebot gibt. Die Aussage, dass man womöglich Sexualität weckt, wo gar keine ist, ist definitiv eine Falschaussage. Ich glaube es ist wichtig, dass Mitarbeiter ehrlich über ihre eigene Grenzen reden (können).

Nina: Hast Du noch einen Tipp für weibliche Mitarbeiter, wie sie mit übergriffigem Verhalten umgehen können?

Ruth: Wichtig ist für, sich zu klären, was möchte ich und was nicht. Mann muss sich darüber im Klaren sein, dass man auch ein Lustobjekt darstellt für manche geistig Behinderte. Ich würde mir auch gegebenenfalls Hilfe holen, bis ich Sicherheit im Kontakt gefunden habe. Man muss nicht Tarzan spielen. Wenn die Angst zu groß ist, würde ich mir immer einen Mann dazu holen. Das habe ich am Anfang auch gemacht. Da muss man sich nicht überschätzen, damit ist niemandem gedient, auch nicht dem behinderten Menschen.

Es gibt einen jungen Mann, den ich kenne und ich weiß von ihm, dass er nackte Beine sehr erregend findet. Wenn ich dahin gehe, auch bei 30 Grad ziehe ich immer eine Hose an und keinen Minirock. Das finde ich dann respektvoll. Nicht so wie "Da muss er jetzt durch". Ganz konkret bei Adam sind die Übergriffe auf mich viel weniger geworden. Ich habe jetzt eine Antwort, ein Angebot.

Nina: Was ist Deiner Meinung nach die Rolle der Professionellen, die mit Behinderten arbeiten, wenn es um dieses Thema geht? Und was ist Deine Erfahrung mit den Betreuern von Adam?

Ruth: Bei den Betreuern von Adam stoße ich auf der Reaktion: "Ja, ist ja toll, dass du das machst, wir würden uns dafür auch interessieren". Aber ich merke, dass sie sich damit noch nicht so richtig auseinandergesetzt haben. Ich habe ja auch lange gebraucht, bis ich an dem Punkt war, wo ich jetzt bin. Ich habe mich fragen müssen, was sind Wünsche von Behinderten? Was ist meine Pflicht? Was habe ich für ein Menschenbild?

Es herrscht oft die Haltung vor, es wird aufgeklärt und wenn sie onanieren, ist das auch ok, dann machen wir sogar schon mal die Tür zu. Aber die Pflicht ernst zu nehmen, zu überlegen, ist Sexualität für ihn ein schwieriges Thema, braucht er Hilfe, wie könnten wir Hilfe gestalten? Machen wir das in Form von Bildern?

Es gibt Einrichtungen, die sich nicht damit arrangieren können, so jemand wie Dich zu engagieren, wo dies noch immer etwas Anrüchiges ist. Viele Schwerbehinderte können das, was mit ihnen passiert, gar nicht als Sexualität deuten oder einordnen.

Gestern fragte mich eine Praktikantin noch, meinst du, die Schwerbehinderten, haben Sexualität? Da habe ich gesagt, ich bin zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch, egal mit welcher Behinderung, ein Empfinden von Sexualität hat. Dass es zum Leben dazugehört, zur Lebenszufriedenheit, Sexualität zu leben. Das kann ich denen nicht absprechen. Ich bin als Betreuer verpflichtet, darauf zu achten und dafür zu sorgen.

Nur dadurch, dass Sexualität in Deutschland ein Tabuthema ist, ist es schwierig. Es ist die Angst, sich strafbar zu machen. Ich rede jetzt nicht über die Behinderten, die eine Partnerschaft gestalten können, mit denen man über Verhütung sprechen kann, sondern die, die kein Konzept haben, was passiert da mit meinem Körper.

Wir sind sehr weit entwickelt was die Wahrnehmungsförderung und Störungen angeht, da sind wir top. Das Geschlecht hat scheinbar keine Wahrnehmung, auch nicht in der Literatur, das gibt es einfach nicht. Aber wenn man taktile Wahrnehmung meint, ist die ja hoch sensibel und extrem ausgebaut. Dennoch wird sie ausgeschlossen.

Ich glaube aber, wenn es wie in anderen Ländern Pflicht wäre, darauf zu achten... Ich glaube schon, die Betreuer gönnen denen das, aber sie haben oft soviel Skrupel, das anzugehen. Es gibt letztendlich keinen legalen Auftrag und keinen legalen Weg in Deutschland und es ist kein Teil der Ausbildung. In diesem Bereich sind diese Behinderten so abhängig von uns.

Nina: Hast du einen Rat für andere Gestalttherapeuten oder Mitarbeiter? Kannst du denen einen unterstützenden Tipp geben?

Ruth: Vor Jahren bin ich sehr radikal vorgegangen. Heute warte ich eher, bis ich gefragt werde. Ich sende Signale und wenn ich gefragt werde, werde ich auch konkret. Ich glaube, das muss sich vorsichtig entwickeln in Deutschland. Auch den Mitarbeitern müssen Entwicklungschancen gegeben werden. Für mich als Körper- und Gestalttherapeutin gibt es Kollegen, die das als nicht normal bezeichnen, dass ich die männlichen Klienten massiere. Sie fragen mich, was ich da wohl auslöse an sexuellen Gefühlen. Ich antworte dann, ja natürlich löse ich Sexualität aus, die gibt es ja nun mal. Ich kann das nicht "wegmachen" und ihnen deswegen auch noch den Körperkontakt und die taktilen Erfahrungen nehmen. Ich massiere nicht im Bereich des Geschlechts und kann ihnen deswegen auch keine Angebote machen in dieser Richtung, aber ich kann ihnen deswegen doch nicht den ganzen Körperkontakt versagen!

Ich kann nur mit Respekt feststellen, dass Sexualität da ist und dass ich dafür keine Idee habe. Das war in der Zeit bevor ich Dich kennengelernt hatte. Dann sage ich ihnen auch, ich kann dir das und das anbieten und leider nicht mehr. Ich stelle das mit Bedauern fest und äußere das auch Schwerbehinderten gegenüber.

Ich wünsche dir das, aber durch die familiäre Situation, durch die rechtliche Situation, durch die Situation in der Einrichtung, wo du bist, habe ich kein anderes Angebot für dich. Ich benenne es. Ich will sie nicht mit dem Gefühl zurück lassen, dass es etwas Komisches ist, was sie nicht haben dürfen.

Sie lernen, wie sie ein Messer neben einen Teller legen, wie sie sich ordentlich benehmen können, da gibt es endlos Programme von Bildkarten. Aber nicht eine Bildkarte zeigt, wie fasse ich mein Glied an, um zu onanieren. Oder für Frauen, wie kann ich Hilfsmittel benutzen um zu onanieren oder auch ohne. Da müsste es auch Programme geben. Nur wenn man die auspackt, dann macht man sich sozusagen mehr oder weniger strafbar.

Also, das ist so mein Weg. Ich gucke, wo Interesse ist, bin aber vorsichtiger geworden. Ich habe gemerkt, wenn ich zu radikal vorgehe, dann mache ich denen auch Angst und sie blocken ab. Die sagen dann als Entschuldigung, "Na ja, die hat ja irgendwie ein sexuelles Problem. Sie sieht bei den Behinderten etwas, was die gar nicht haben. Müssen die das denn auch noch haben?"

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen die nicht im pädagogischen Bereich arbeiten, wenn ich denen erzähle, was ich versuche zu gestalten, sie oft viel toleranter sind. Auch Ältere, die denen das wünschen.

Professor Kehrer z.B., über 80 und vor zwei Wochen gestorben, der sich das so sehr gewünscht hat, dass es offiziell möglich ist und das an Ärzte heranzubringen versucht hat. Aber nur theoretisch sind wir alle "so offen". Keiner sorgt dafür, dass es einen Raum gibt, wo es passieren kann. Mein Arbeitgeber sagt, ich diskutiere das nicht mit dem Vorstand, finde es aber gut und Ihr könnt die Räume haben. Vor 10 Jahren hätte ich ihn an die Wand genagelt für so eine Aussage, jetzt gehe ich es langsamer an. Durch die Beobachtung und die Entwicklung von Adam will ich auch zeigen, dass es funktioniert, das ist auch schon ein Ziel. Damit es sich dann irgendwann multipliziert. Es gibt hier einige, denen ich das wünschen würde, und ich bin dabei, mit den Eltern zu reden. Aber das geht nicht so schnell, die müssen da langsam hinkommen.

Nina: Ich höre oft von Leuten, dass sie es gut finden, was ich mache, aber meinen, dass sie damit nicht im Team ankommen könnten. Was sagst Du zu denen?

Ruth: Ich würde denen sagen, zeige Profil und sage es. Wenn das ehrlich deine Meinung ist, dann gibt es keine Entschuldigung dafür nicht zu sorgen. Wir haben in Deutschland meiner Meinung nach nur eine Chance, wenn wir darüber reden und uns Gedanken machen. Für Körperbehinderte gibt es ja Angebote. Die können ja für sich entscheiden. Bei geistig Behinderten hängt es oft von den Eltern und Betreuern ab, ob jemand die Möglichkeit bekommt, solche Erfahrungen zu machen. Bei jüngeren Autisten mache ich das ziemlich früh schon zum Thema, damit der Weg dahin offener wird. Dass es ein Thema ist, das irgendwann ansteht, darüber müssen wir uns unterhalten. Das mit Respekt behandeln, aber auch durchaus in die Offensive gehen.

Nina: Was für Qualitäten muss Deiner Meinung nach ein/e Sexualbegleiter/in haben? Warum hast Du mir die Arbeit mit Adam zugetraut? Hattest Du nicht die Befürchtung, dass ich Schaden anrichten könnte?

Ruth: Ich glaube, dass man grundsätzlich keinen Schaden anrichtet im Kontakt mit Behinderten, ob es um Sexualität oder etwas Anderes geht, wenn man authentisch ist, eine Persönlichkeit entwickelt hat und sich auf die eigene Arbeit ganz klar einlässt. Die eigenen Grenzen müssen klar sein und das sehe ich bei Dir. Du strahlst eine Sicherheit aus. Autisten brauchen das Gefühl, dass das, was der andere anbietet, auch so gemeint ist. Sie sind echt und wahrhaftig und man kann sich nur auf sie einlassen, wenn man das ertragen kann. Wir sind oft nicht echt mit einander.

Ich erlebe dich so, dass du für dich entschieden hast "Ich kann das tun!" und das auch immer wieder überprüfst. Ich glaube, dass man viel Selbstwahrnehmung und eigene Therapie-Erfahrung haben muss.

Ich hatte bei den ersten Telefongesprächen, wo ich selber etwas rumgestottert habe, gleich das Gefühl, dass du sehr sicher rüberbrachtest, was du willst und was nicht. Das beeindruckt mich immer, egal um welches Thema es geht. Wenn Menschen sicher sind in der Sache, die sie tun, ohne starr zu sein.

Nina: Kannst du noch etwas über die Wahrnehmung von Autisten sagen? Es scheint ein Widerspruch zu sein, jemanden der Angst vor Kontakt hat, Berührungen anzubieten?

Ruth: Bei Autisten findet eine Reizüberflutung statt, weil sie auf Grund einer Hirnfunktionsstörung nicht in der Lage sind, zu differenzieren und zu filtern. Sie wirken oft zurückgezogen, sortieren lieber Gegenstände, als in Kontakt mit Menschen zu treten. Nicht, weil sie den Kontakt nicht mögen, aber weil ein Mensch nicht kalkulierbar ist. Unsere Aufgabe ist es auch, Körperkontakt so zu gestalten, dass er für sie kalkulierbar ist. Ich habe Adam am Anfang immer nur an einem Arm massiert. Das sind keine 5-Minuten-Aktionen, das geht über viele Jahre. Das Vertrauen muss wachsen: Wenn Ruth mich berührt, dann ist es keine Bedrohung. Und er genießt es. Ein Autist braucht Körperkontakt. Sie lechzen danach, können ihn aber nicht gestalten. Das ist unsere Aufgabe.

Normal - Nicht Normal

"Menschen sind wahrnehmende Wesen, aber die Welt, die sie wahrnehmen, ist eine Illusion: eine Illusion, geschaffen durch die Beschreibung, die ihnen seit dem Augenblick ihrer Geburt erzählt wurde.

Im Grunde ist jene Welt, die sie mit ihrer Vernunft aufrechterhalten möchten, eine Welt, geschaffen durch eine Beschreibung und deren dogmatische und unumstößliche Regeln, die ihre Vernunft zu akzeptieren und zu verteidigen gelernt hat."

("Der Ring der Kraft" Die Lehren des Don Juan. C. Castaneda)

Wir als so genannte "Normalen", sind bereit und in der Lage uns an die Abmachungen zu halten, die in unserem Kulturkreis als "Realität" gelten.

Das beinhaltet auch, dass wir lernen zu lächeln, wenn wir weinen möchten, dass wir durchaus nett und freundlich sein können, wenn wir eigentlich eine Mordswut haben. Wir kriegen so viele Doppelbotschaften als Kind, dass wir irgendwann sehr weit entfernt sind von der Wahrheit des Moments. Alles wird gefiltert, überlegt, nachvollziehbar gemacht. Damit wir akzeptiert, geliebt, gemocht werden. Wir sind bereit unsere wirklichen Empfindungen zu leugnen, um dazu zu gehören.

Es kann passieren, dass wir uns hingezogen fühlen zu der Arbeit mit so genannten geistig Behinderten, weil sie noch einigermaßen wahrhaftig oder "echt" sind. Da können wir uns dann als "vernünftig" aufführen und eigentlich fasziniert sein von diesen Wesen, die nicht fähig sind zu dieser Selbstverleugnung und die angewiesen sind auf unseren "Schutz".

Ein "geistig Behinderter" wird vielleicht seine Erektion nicht verstecken, wird möglicherweise sogar jemanden berühren, anfassen, Zärtlichkeit verlangen und uns damit konfrontieren, wie gut dressiert wir sind und in der Lage, unsere Gefühle zu verdrängen, zu rationalisieren oder auch gar nicht zu beachten.

Wenn wir in dieser Position sind, dass wir so genannte Behinderte betreuen, haben wir die Verantwortung uns unserer eigenen Gefühle, Konditionierungen, der Halbherzigkeiten, die wir leben und unserer Sehnsüchte und Projektionen bewusst zu sein. Wo will ich, dass der "Behinderte" aufhört so "lustvoll" zu sein, damit ich bloß nicht erinnert werde an meine eigenen Wünsche, Sehnsüchte? Wo belächle ich ihn, weil er genau das ausdrückt, was mich zutiefst bewegt? Wo verstecke ich mich hinter meiner professionellen Rolle und benutze ihn, um das "Tierische" darzustellen, damit ich es abtrennen kann und als etwas außerhalb von mir wahrnehmen kann, obwohl ich weiss, dass ich genau so bin.

In meinen Augen wäre der erste Schritt eine schonungslose Ehrlichkeit darüber, was diese Leute in mir wachrufen. Was macht es mit mir, wenn sie ihre Bedürfnisse so direkt äußern? Was fühle ich, wenn sie mich als sexuelles Wesen sehen?

UN...-...SPEKTAKULÄR

Vortrag von Nina de Vries gehalten in Gent/Belgien in 2006

Stell Dir kurz eine Rolle Klopapier vor.

Es ist etwas Gewöhnliches, was Dir nicht weiter auffällt, vollkommen unspektakulär.

Aber, wenn Du nachts auf einer Toilette sitzt und es ist alle, Du bist alleine und es gibt auch keine Küchenrolle oder anderes Papier, dann wird eine gewöhnliche Klorolle zu etwas Besonderem.

Etwas was Du liebend gern hättest. Etwas wonach Du Dich sehnst.

Genau so verhält es sich mit Sex. Sex ist eigentlich auch unspektakulär, aber wenn Du ihn aus irgendeinem Grund nicht leben kannst, wird es zu einen (über)wichtigen, zentralen Thema, eben weil es ein menschliches Grundbedürfnis ist.

Natürlich ist der Vergleich mit einer Klorolle nicht ganz passend: selbstverständlich ist Sex eine intensive Lebensenergie, eine Quelle der Freude und Lebendigkeit, eine Form der tiefen Kommunikation.

In alten matriarchalen Kulturen gab es so etwas wie eine heilige Liebeskunst, wo Sexualität, als Geschenk, als Weg zum Göttlichen verstanden wurde.

Er ist eine Quelle der Kraft ........ oder ....... das kann er sein ................

Nicht selten gleicht er eher einem erschöpfenden Machtkampf, einer langweiligen Gymnastik, einem Theaterstück, einem gegenseitigen Benutzen zwecks Befriedigung, einer Ablenkung von uns selbst, ein Besitzen wollen, pure Angewohnheit...

In unserer Gesellschaft ist Sex etwas, was man mit einem anderen Menschen haben darf, und das wird dann Beziehung genannt.

Es gibt sogar Leute, die meinen, man darf es nur haben, wenn man die Absicht hat, damit ein Kind zu produzieren / zeugen.

Also nicht einfach so zum Vergnügen / aus Freude am (Liebes-)Spiel.

Das, was wir Beziehung nennen, ist nicht selten ein kleines komfortables Zwei-Personen-Gefängnis, wo zwei Menschen Sicherheit suchen in einer unsicheren Welt. Menschen die nicht mit sich selbst alleine sein wollen, weil sie nicht gelernt haben wie das geht, weil es in unserer Gesellschaft keine geschätzte Tugend ist, "allein sein zu können". Allein sein ist bemitleidenswert und es gehört sich, dass man träumt von der Zweisamkeit / Paarbeziehung.

Die Menschen und dazu gehöre ich, die die Möglichkeit haben ihre Sexualität zu leben und verschiedene Beziehungen zu erproben / zu erforschen, haben die Chance ihre ureigenste Form der Sexualität zu entdecken, herauszufinden, was passt wirklich zu mir. Wie kann ich Beziehungen und Sexualität respektvoll, lustvoll und liebevoll leben /gestalten?

Diejenigen, die diese Möglichkeiten nicht haben, bleiben in der Situation von der Person auf der Toilette, ohne Klopapier, mitten in der Nacht, ohne anderes Papier in greifbarer Nähe.

Für meine Arbeit unterscheide ich jetzt kurz zwischen zwei Gruppen:

  1. Menschen mit einer leichten kognitiven Behinderung / einer leichten Lernbehinderung und

  2. Menschen mit einer so genannten schweren kognitiven Behinderung.

Die erste Gruppe hat genauso wie wir alle möglichen unreflektierten Ideen über Beziehung, Sexualität und Liebe aufgeschnappt. Von ihren Eltern, vom Fernsehen, Werbung und von überall her in der Gesellschaft. Sie wollen auch mitmachen, auch dazu gehören. Sie verlangen auch nach einem Freund oder einer Freundin und vielleicht auch danach eine Familie zu gründen. Teilweise sind diese Verlangen entstanden, weil sie glauben, was ihnen erzählt worden ist. Das ist genau so wie bei uns und teilweise sind dies auch tiefe innere Wünsche, so wie bei uns.

Es kann dann passieren, dass sie Schwierigkeiten begegnen beim Realisieren / Umsetzen dieser Wünsche: Eltern, die sie zu sehr "beschützen" wollen, professionelle Unterstützer, die nicht in der Lage oder nicht bereit sind, ihnen auf diesem Gebiet eine angemessene Unterstützung zu geben, eine Gesellschaft in der sie oft als asexuell betrachtet werden, weil sie oft noch weniger als die meisten von uns dem gängigen Schönheitsideal entsprechen.

Dann kann eine Situation entstehen, in der eine bezahlte sexuelle Dienstleistung eine Alternative bietet. Eine Möglichkeit einen Anfang zu machen mit dem sinnlichen / sexuellen Erleben des eigenen Körpers MIT jemand anderem.

Dann ist es wichtig, dass der Klient versteht, dass es hier um eine Erfahrungsmöglichkeit und nicht um eine "Paarbeziehung" geht. Um dies richtig einordnen zu können, braucht er/sie einen Sexualassistenten, der/die ihm da nichts vormacht. Jemand, der seine Grenzen kennt und respektvoll und deutlich klar macht, was möglich ist und was nicht. UND eine Umgebung, die auch bereit ist zu unterstützen und gegebenenfalls zu klären, wenn Verwirrungen entstehen. Ich weiß aus Erfahrung, dass dies möglich ist und das Menschen mit einer kognitiven Behinderung diesbezüglich oft unterschätzt werden. Viele Ängste (sich verlieben, völlig außer Rand und Band geraten) beruhen auf unbewussten Projektionen vom Umfeld.

Ich sage, dass es möglich ist. Nicht, dass es immer gelingt.

Es ist schön, wenn so jemand dann diese Erfahrungen nehmen kann um

(selbst-)bewusster zu werden und liebende Beziehungen einzugehen und zu pflegen.

Die zweite Gruppe sind die Menschen mit einer so genannten schweren kognitiven Behinderung. Das sind Menschen, die, aus welchem Grund auch immer, nicht in der Lage sind, die Eindrücke und Stimuli von außen, so zu filtern und wahrzunehmen, dass das Bild, das wir "die Welt" oder "die Realität" nennen, entsteht.

Auf jeden Fall nicht auf die Art und Weise, für die wir uns entschieden haben sie zu sehen. Das gibt ihnen auf eine gewisse Art und Weise eine größere Freiheit. Sie kennen die Regeln nicht. Sie wissen z.B. nicht, dass man es nicht all zu sehr zeigen soll, wenn man wütend ist oder traurig oder erregt. Sie sind nicht so gut dressiert / gezähmt wie wir.

Es beinhaltet auch, dass sie ohne unsere Unterstützung nicht (über-)leben können. Wir entscheiden dann, ihnen so gut wie es geht, die Normen und Werte beizubringen, die in unserer Gesellschaft herrschen.

Einerseits, weil wir ihnen, so gut wie möglich, ein freieres und unabhängigeres Leben ermöglichen wollen und manchmal aber auch, weil wir zu faul sind, uns auf "das Andere", "das Unberechenbare" und manchmal auch "das Unanständige" einzulassen.

Und weil wir uns unsere Angst vor dem Unkontrollierbaren nicht gerne anschauen.

Solche Menschen sind also oft authentischer und ich arbeite sehr gerne mit diesen Menschen. Für mich ist es eine größere Herausforderung und ich habe auch das Gefühl, das eine verantwortungsbewusste sexuelle Assistenz hier am meisten angebracht ist. Diese Menschen können meistens keine "Paarbeziehung" eingehen und in die traditionellen sexuellen Dienstleistungen werden sie nicht gut aufgehoben sein.

Da sie natürlich schon eine Sexualität haben, entstehen oft Probleme. Diese entstehen meiner Meinung nach vor allem, weil das Umfeld nicht angemessen reagiert. Das hat wiederum damit zu tun, dass die meisten von uns ihre Sexualität nicht erforscht und reflektiert haben und nicht entspannt mit dem Thema umgehen können. Es gibt viel Scham und Hemmungen, woraus dann das Unvermögen kreative Lösungen zu finden, resultiert.

Die meisten Menschen mit denen ich arbeite, haben auf sich aufmerksam gemacht durch Aggression oder Autoaggression, endlose missglückte Versuche zu masturbieren, unerträglich gewordene Annäherungsversuche an Leute, die dabei immer ihre Grenzen setzen müssen. Meist werde ich dann erstmal für einen Infoworkshop für die Mitarbeiter engagiert. Dort haben sie die Gelegenheit die Arbeit kennenzulernen, Fragen zu stellen, Zweifel, Ängste und Vorurteile auszusprechen. Erst wenn dabei ein Gefühl von Vertrauen entstanden ist, bin ich bereit individuell mit Menschen zu arbeiten. Nach einem intensiven Vorgespräch wird dann ein Termin gemacht und ich versuche auf eine behutsame Art und Weise Kontakt zu dieser Person aufzunehmen. Manchmal gelingt das, manchmal gelingt das sehr gut und manchmal gelingt es nicht. Es kann passieren, dass Menschen mit stark autistischen Zügen sich nicht öffnen können für so viel Neues und Unbekanntes, auch wenn es noch so langsam und behutsam an sie herangeführt wird und es bevorzugen sich an ihre vertrauten, bekannten Rituale zu halten.

Wenn ich jemandem zum ersten Mal begegne, folge ich allem, was von der Person kommt. Es kann z.B. passieren, dass ich Bewegungen und Töne spiegele. So bald sie oder er sich zurückzieht, ziehe ich mich auch sofort zurück. Natürlich mache ich Angebote, aber erstmal ist es mir wichtig ganz klar zu signalisieren: "Du hast hier das Sagen". Obwohl sich das alles vielleicht ziemlich "therapeutisch" anhört, weigere ich mich es Therapie zu nennen und will mich so wenig wie möglich bestimmen lassen von irgendwelchen "therapeutischen Zielen". (Häufig heißt das dann, dass sie nicht mehr "stören" sollen.) Ich errinnere mich selbst und die Mitarbeiter immer wieder daran, dass es hier um eine Erfahrungsmöglichkeit geht, die an erster Stelle vom Klienten gestaltet wird.

Ich arbeite mit gehörlosen Menschen mit einer kognitiven Behinderung, mit Menschen, die taub und blind sind, mit Menschen, die durch eine Krankheit oder einen Unfall behindert sind und mit Menschen, die von Geburt an eine Behinderung haben und auch mit sogenannten psychisch oder seelisch behinderten Menschen.

Mein Angebot ist für Männer und Frauen. Leider wird es fast nur von Männern in Anspruch genommen.

Als Kind hatte ich Angst vor Menschen mit einer geistigen Behinderung und ich spürte auch einen gewissen Ekel. Dies hat sich meiner Meinung nach dadurch geändert, dass ich, als Teil meines Therapeutentrainings, jahrelange intensive Selbsterfahrungen gemacht habe. Ich habe mich selbst ziemlich gut kennengelernt und entdeckt, was so alles in mir steckt. Jeder der sich auf so einen Prozess einlässt weiss, dass er ein Fass voller Widersprüchlichkeiten, unbewussten Angewohnheiten UND ein Wunder an Möglichkeiten ist.

Es nimmt einem die Angst vor "dem Anderen".

Auch weil es dann gar nicht mehr so anders ist.

Es hat auch ein Bewusstsein bewirkt, dass ein Mensch mehr ist als sein Körper, sein Verstand und seine Gefühle. Das Wesentliche eines Menschen ist ein Mysterium. Dieses Mysterium teilen wir mit jedem anderen Menschen, ob nun "schwarz" oder "weiß", "Mann" oder "Frau", "Behindert" oder "Nicht-Behindert".

Abschließend ein Zitat diesbezüglich von Albert Einstein:

"Ein Mensch ist Teil eines Ganzen, das wir Universum nennen, ein Teil begrenzt durch Zeit und Raum. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als etwas vom Rest der Welt Getrenntes, eine Art optische Täuschung des Bewusstseins. Diese Täuschung ist ein Gefängnis für uns, welches uns beschränkt auf unsere persönlichen Wünsche und die Zuneigung zu wenigen Menschen, die uns am nächsten stehen. So muss es unsere Aufgabe sein, uns selbst aus diesem Gefängnis zu befreien durch die Erweiterung unseres geistigen Horizonts und unseres Mitgefühls, um alle lebenden Wesen und die Gesamtheit der Natur in ihrer Schönheit umfassend zu begreifen."

Geschichte einer Ausbildung (Zürich, Januar bis Juni 2004)

Weg

Angefangen hat es für die meisten von uns am 17.3.2003. Die einen rieben sich beim Blick in die Zeitung verwundert den Schlaf aus den Augen, andere lasen in der Mittagspause davon, und wieder andere wurden vielleicht durch Freunde auf den Artikel im Tages Anzeiger aufmerksam gemacht: «Erotik gegen Geld - Behinderte sollen Angebote bekommen», stand da, und dass Pro Infirmis so genannte Berührerinnen ausbilden will. «Sie sollen», sagt Angela Fürer (Geschäftsführerin von Pro Infirmis Zürich), «körperlich oder geistig behinderten Menschen" durch Zärtlichkeit, Körperkontakt und Anleitung zur Selbstbefriedigung helfen, ihren Körper zu geniessen.» Sie bieten Massage, Körperkontakt, Streicheln und Umarmen an. Nicht aber Geschlechtsverkehr und Oralkontakt.

Damit wurde in der Schweizer Presse eine Lawine der Polemik losgetreten, in der es oft ziemlich an der Sache vorbei ging, und auch Fachkreise und Betroffene wussten einiges gegen das Projekt einzuwenden.

Aber dieser Artikel hat auch viel positives Echo ausgelöst, und rund 300 Personen angesprochen, die sich für die Ausbildung zur Berührerin oder zum Berührer interessierten. Rund 120 Menschen wurden zu einem ersten Gespräch eingeladen.

Nach einem dreistufigen Assessment Verfahren (Prozess zur Bewertung und Messung von Personen) blieben sechs Frauen und vier Männer, die dann die halbjährige berufs begleitende Ausbildung absolvierten, und am 18. Juni 2004 das Zertifikat bekommen haben.

Aber ganz so reibungslos sollte diese Pionier-Geschichte nicht geschrieben werden können.

Umweg

Die Termine für die sechs Ausbildungsblöcke standen fest, und die Zertifikat - Übergabe war für den 3. Dezember 2003 (Tag der Behinderten) geplant.

Die Stimmung unter uns war freudig, im Bewusstsein etwas Neues und Einzigartiges vor uns zu haben, aber auch im Bewusstsein, dass unsere Ausbildnerin, die Sexualbegleiterin Nina de Vries uns an unsere eigenen Abgründe und Behinderungen führen wird, wie wir es im Einführungsworkshop bereits erfahren hatten...

Dann kam der Dämpfer: Mitte August 2003, ein paar Tage vor unserem ersten geplanten Ausbildungsblock, wurden wir von Pro Infirmis Zürich darüber informiert, dass das Projekt Berührerin um ca. zwei Monate verschoben werden muss. Grund: Pro Infirmis Schweiz verlange, dass sich die Ausbildung auf eine breitere Basis von Organisationen und Personen abstützt. Denn offenbar musste die Organisation einen massiven Spendenrückgang hinnehmen, der mit dem Berührerinnen-Projekt im Zusammenhang stand, obwohl dafür keine Spendengelder eingesetzt werden sollten.

Wir haben uns dann am geplanten Wochenende mit Nina de Vries sozusagen privat getroffen, damit unser Elan und Mut für die Ausbildung nicht verloren geht.

Rettung

In der Öffentlichkeit galt das BerührerInnen-Projekt mit der Zeit als mehr oder weniger gestorben, und auch wir waren lange ohne konkrete Informationen darüber, wie es weiter gehen sollte. Ende Oktober 2003 kam dann der Bescheid, dass das Projekt BerührerInnen eine neue Trägerschaft gefunden hat. Dr. Aiha Zemp, Psychotherapeutin und Forscherin auf dem Gebiet Behinderung und Sexualität, wird in der Schweiz die Fachstelle mit Trägerverein «Behinderung und Sexualität/gegen sexualisierte Gewalt» - kurz FaBS - aufbauen. Die Ausbildung zur Berührerin/zum Berührer soll darin integriert werden.

Nach Abschluss der Ausbildung ist es jedoch nicht mehr Aufgabe des Fördervereins, dieses Projekt weiterhin mit zu tragen.

Mit dem Wechsel der Trägerschaft kam auch ein Wechsel der Berufsbezeichnung. Die BerührerInnen heissen nun offiziell SexualassistentInnen. Einige werden sich jedoch weiterhin BerührerInnen oder SexualbegleiterInnen nennen. Wichtig: Sexualassistenz oder Sexualbegleitung ist keine Sexualtherapie. Es geht bei dieser Arbeit nicht um das therapieren von Sexualstörungen, sondern darum, ein sinnlich/erotisches Erlebnis zu ermöglichen. Wobei die Übergänge von berühren zu beraten fliessend sein können.

Sexualassistenz

Assistenz heisst, dass die Initiative von der betroffenen Person ausgeht. Assistenz bedingt, im Gegensatz zu Betreuung, ein aktives Verhalten der AssistenznehmerInnen. Im Zusammenhang mit Sexualassistenz kann das heissen, dass Betroffene genau formulieren, welche Art von erotisch/sexuellen Diensten gewünscht werden, und die Sexualassistenz führt das, in ihrem Rahmen, genau in der gewünschten Art und Weise aus.

Ausbildung

Im Januar 2004 konnten wir mit der Ausbildung zur BerührerIn/SexualassistentIn beginnen. Wir haben spannende, traurige, berührende, ernüchternde, schmerzhafte, lustvolle, (un)angenehme... Ausbildungsblöcke erlebt, die in der Hauptsache auf Selbsterfahrung beruhten.

Nina de Vries sagte dazu folgendes: «Diese Ausbildung ist ein tiefer Selbsterforschungsprozess. Da ich davon ausgehe, dass ich diese verantwortungsvolle Arbeit nur angemessen und gut aus üben kann, wenn ich mich reflektiert habe, und immer wieder bereit bin, es zu tun.

Wenn ich gelernt habe, mich zu beobachten, wenn ich mitkriege, wie ich atme, wie meine Körperhaltung ist, welche Gedanken mir durch den Kopf gehen, welche Gefühle da sind, und ich mir bewusst bin über eventuelle Projektionen, Erwartungen, Absichten usw. dann kann ich ein intimes Erlebnis für jemand anderen gestalten.»

Ausbildungsthemen waren unter anderen:

  • Schonungslose Bereitschaft zur Ehrlichkeit mit uns selber und den anderen

  • Vertiefte Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität

  • Erkennen von Mustern im sexuellen Erleben und in Beziehungen

  • Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper

  • Auseinandersetzung mit Ängsten, Trauer, Freude, Wut, Macht, Helfer-Syndrom

  • Erkennen der eigenen «Behinderungen», Motivationen

  • Meditationen

  • Bewusstseins-Training für Sensitivität, Achtsamkeit und Wahrnehmung von Impulsen.

Ausblick

Jede und jeder von uns BerührerInnen/SexualassistentInnen übt diese Arbeit auf ihre Art und Weise aus. Einige halten sich strenger an den Assistenz-Gedanken, andere verknüpfen ihr Angebot mit dem, was sie zu diesen Themen bereits mitgebracht haben, und wieder andere werden vielleicht etwas ganz Neues kreieren. Einige arbeiten ausschliesslich mit Menschen mit Behinderung, andere mit allen Menschen.

Es lohnt sich also, genau nachzufragen wer was anbietet, oder sich in unsere persönlichen Homepages zu vertiefen.

Dank

Wir danken allen Menschen, die sich in irgendeiner Art und Weise für das BerührerInnen-Projekt eingesetzt, und die uns ideell mitgetragen haben.

Wir danken unseren LebenspartnerInnen und Kindern, dass sie sich durch Polemik nicht haben beeinflussen lassen, sondern hinter uns und unserer Arbeit stehen, so wie sie es können.

Und namentlich danken wir unserer Ausbilderin Nina de Vries, für ihre Klarheit, ihren Mut und ihre Liebe. Und Angela Fürer, Geschäftsführerin von Pro Infirmis Zürich, für ihr Kämpfen, und Aiha Zemp für ihr Retten.

FAQ

  • Ist Sexualassistenz Prostitution?

Kommt auf Ihren Blickwinkel an, und darauf, was Sie sich persönlich darunter vorstellen. Abgesehen davon ist längst nicht jede Begegnung mit einer SexualassistentIn auch erotisch im herkömmlich verstandenen Sinn.

  • Wird das von der Krankenkasse bezahlt?

Sind sexuelle Bedürfnisse eine Krankheit?

  • Weckt man mit diesem Angebot nicht schlafende Hunde?

Jeder Mensch ist ein sexuelles Wesen. Auch Menschen die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen. Auch Menschen mit geistiger Behinderung. Ihre biologisch/sexuelle Entwicklung verläuft in etwa gleich wie bei jedem anderen Menschen auch.

  • Was ist, wenn sich KlientInnen in die SexualassistentIn verlieben?

Haben Menschen mit Behinderung kein Recht auf dieses kraftvolle Gefühl, oder auf Liebeskummer? Müssen sie vor dem Leben geschützt werden?

  • Sexualassistenz ist doch einfach eine Marktlücke, und die Ausführenden wollen sich auf Kosten von Menschen mit Behinderung bereichern.

Ja, es ist eine Marktlücke. Aber ob man mit dieser Arbeit reich wird?

  • Zwischen KlientIn und AssistentIn geschieht eine Abhängigkeit. Was ist, wenn die Sitzungen aus irgendeinem Grund nicht mehr stattfinden können?

Was ist, wenn die BetreuerIn in der Institution ihre Arbeit kündigt? Was ist, wenn eine Beziehung in die Brüche geht? Was ist, wenn Eltern sterben? Das Leben besteht auch aus Abschieden. Müssen Menschen mit Behinderung davor geschützt werden?

  • Wer «verordnet» eine SexualassistentIn, bzw. wer entscheidet ob jemand eine(n) braucht?

SexualassistentInnen werden nicht verordnet, sondern KlientInnen sollten selber entscheiden können, ob sie dieses Angebot in Anspruch nehmen wollen.

  • Mit diesem Angebot schafft man für Behinderte einen Sonderstatus in Sachen Sexualität. Sie müssen sich mit «Kuschelsex» und Streicheln zufrieden geben.

Solche Angebote existieren auch für Menschen «ohne» Behinderung. Abgesehen davon ist es für Menschen mit Behinderung keine Pflicht, Sexualassistenz in Anspruch zu nehmen. Aber auf dem Weg zur vollständigen Integration von Menschen mit einer Behinderung kann diese «Sonderlösung» ein notwendiger und sinnvoller Schritt sein.

Weiterführendes Informationsmaterial

Sexualbegleitung für Menschen mit einer Behinderung

- Die Arbeit von Nina de Vries auf DVD -

DVD 1

Inhalt:

1. Ausschnitt

Die sexualbegleitende Arbeit mit einem Klienten mit Multipler Sklerose. Bilder der Begegnung, Interviews mit seiner Mutter, Lothar Sandfort und Nina de Vries ca. 20 min, SWR 2000

2. Ausschnitt

Ein kurzer Beitrag über die Arbeit. Interviews mit einem Klienten mit einer leichten Lernbehinderung, mit seiner Betreuerin und mit Nina de Vries. ca. 5 min, ORB Länderjournal 2001

3. Ausschnitt

Die sexualbegleitende Arbeit mit einem Mann mit schwerem Autismus. Interviews mit seiner Gestalttherapeutin Ruth Terrinde, der Leiterin der Autismusambulanz Ibbenbüren und Nina de Vries. ca. 10 min, WDR 2002

4. Ausschnitt

Ein kurzer Film über die Arbeit mit einem Klienten mit Down- Syndrom. Bilder der Begegnung, Interviews mit dem Klienten und mit Nina de Vries. Studiointerview mit Lothar Sandfort. ca. 7 min, "Menschen - Das Magazin" ZDF 2003

Für Privatpersonen : 15,- plus Porto.

Für Institutionen und Einrichtungen: 20,- pro Stück plus Porto

Der niedrige Preis hängt zusammen damit, dass die Qualität nicht optimal ist.

DVD 2

Der Film "Wollust"

Inhalt:

Im Jahr 2004 machte die kirchlich orientierte Sendung im ORF Fernsehen, (Kreuz und Quer) ein Ausschreiben für die Studenten von der Filmhochschule Wien.

Sie wurden gebeten Drehbücher über die 7 Todsünden zu schreiben.

Stefan Brunner schrieb ein Drehbuch über "Wollust" und wollte damit über die sexualbegleitende Arbeit von Nina de Vries berichten. Er wollte zeigen, dass es hier nicht um eine Todsünde geht, sondern um ein zutiefst menschliches Bedürfnis.

Das Drehbuch wurde angenommen und der Film wurde im Oktober 2004 realisiert.

Interviews mit Nina de Vries, Interviews und Bilder mit einem Klienten mit Down-Syndrom, Bilder mit einem Klienten mit Schädel-Hirn-Trauma, Interviews mit der Mutter.

Für Privatpersonen : 25,- plus Porto.

Für Institutionen und Einrichtungen: 35,- plus Porto

Porto in Deutschland ist 1,45 Euro.

Porto in Europa ist 3,45 Euro.

Kontakt

Nina de Vries

Sexualassistenz & Fortbildung

www.ninadevries.com

Telefon: (00 49) (0) 331/ 58 85 458 oder (00 49) (0) 179/ 42 40 379

Email: nina_devries@web.de

Quelle:

Nina de Vries: ...Eine Riesenorgie von Sinneseindrücken...Den Körper entdecken - Sexualität erleben....Sexualassistenz für Menschen mit einer Beeinträchtigung

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 07.01.2014

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