So wollen wir wohnen, wenn wir erwachsen sind!
Dieser Text ist von der Internetseite des Tiroler Monitoring-Ausschusses
Inhaltsverzeichnis
Diesen Text hat bidok von der Internet-Seite
des Tiroler Monitoring-Ausschusses.
Der Tiroler Monitoring-Ausschuss ist eine Gruppe von Menschen,
die überprüft, ob Tirol die UN-Regeln einhält.
Der Tiroler Monitoring-Ausschuss
schützt die Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Der Text wurde im November 2017 veröffentlicht.
Das Thema ist:
Stellungnahme der Jugend-Gruppe zum Thema WOHNEN.
So wollen wir wohnen, wenn wir erwachsen sind!
Inhaltsverzeichnis
Wir sind Jugendliche mit Beeinträchtigungen oder

Behinderungen.
Wir haben uns 3x getroffen.
Wir haben uns überlegt:
Wie wohnen wir jetzt?
Und: Wie wollen wir wohnen, wenn wir erwachsen sind?

Einige von uns wohnen immer bei ihren Familien.
Einige von uns wohnen unter der Woche in einem Internat
und nur am Wochenende bei ihren Familien.
Einige möchten im Moment nichts ändern.
Einige würden gerne etwas ändern.
Zum Beispiel:

Eine Wohnung ist zu klein
für eine junge Frau mit Rollstuhl.
Sie kann das Badezimmer nicht benutzen.
Sie kann sich in der Wohnung nicht gut bewegen.
Oder:

Eine junge Frau lebt unter der Woche
in einer Wohngruppe nur mit jungen Männern.
Das ist für sie nicht immer angenehm.
Sie möchte nicht die einzige junge Frau sein.
Oder:

Ein junger Mann lebt bei seiner Familie.
Er möchte sehr gerne auf einem Bauernhof leben.
Am liebsten würde er mit seinen Verwandten auf einen
Bauernhof übersiedeln.
Oder:
Eine junge Frau ist am Wochenende bei ihrer Familie.
Aber eigentlich will sie das nicht.
Sie möchte am liebsten immer im Internat sein.

Jeder und jede von uns hat sehr genaue Ideen.
Die Ideen sind sehr unterschiedlich:
Einige möchten mit zwei oder
drei anderen Menschen zusammen wohnen.

Aber jede Person soll ein eigenes Zimmer haben.
Manche möchten alleine wohnen.
Einige wollen lieber in der Stadt,
andere lieber am Land im Grünen leben.
Einige wollen in einer Wohnung,
einige in einem Haus leben.

Viele haben eine genaue Idee,
wie ihre Wohnung oder ihr Haus eingerichtet sein sollen.
Einige möchten gerne mit einem Haustier leben,
andere gerne auf einem Bauernhof mit vielen Tieren.
Es gibt auch ganz andere Ideen.

Zum Beispiel:
Jemand reist in der ganzen Welt herum
und wohnt immer wieder woanders.
Manchmal auch in einem Zelt.
Wenn wir erwachsen sind,
wollen wir nicht mehr bei unseren Eltern wohnen.
Außer, wir haben eine eigene Wohnung
neben der Wohnung unserer Eltern.

Manchmal haben junge Frauen
andere Wünsche als junge Männer.
Zum Beispiel:

In unserer Gruppe wollen junge Frauen
nur mit anderen jungen Frauen zusammenwohnen.
Oder sie wollen alleine wohnen.
Junge Männer wollen entweder alleine
oder zu zweit mit ihrer Freundin zusammenleben.

Einige treffen sich gerne
mit Menschen aus der Nachbarschaft.

Zum Beispiel:
Ein Mädchen benützt einen Rollstuhl.
Sie braucht in ihrem Haus einen Lift,
damit sie überall hinkommt.
Oder:

Ein Bub benützt einen Rollstuhl.
Ein braucht im Badezimmer und in der Toilette
viel Platz und Haltegriffe.
Kinder und Jugendliche, die einen Rollstuhl benützen,
brauchen viel Platz.
Dann können sie sich in ihrer Wohnung
oder in ihrem Haus gut bewegen.
Zum Beispiel:

Ein junger Mann mit Behinderung
braucht Unterstützung beim Anziehen,
beim Baden und im Haushalt.
Dafür hat er Unterstützerinnen.
Oder:

Eine junge Frau mit Behinderung
braucht Unterstützung für Wege
außerhalb ihrer Wohnung.
Dafür hat sie Unterstützerinnen.
Oder:

Ein junger Mann mit Behinderung
lebt alleine in einer Wohnung.
Manchmal geht es ihm nicht gut.
Ein Betreuer kommt
immer wieder zu ihm.
Er schaut, wie es dem jungen Mann geht.
Er hilft ihm, wenn es ihm nicht gut geht.
Er hilft ihm auch, dass alles sauber ist.
Oder:

Vier junge Frauen leben in gemeinsam
in einer Wohngemeinschaft.
Jede hat ihr eigenes Zimmer.
Eine Unterstützerin kommt einmal in der Woche.
Sie hilft den Frauen,
dass es in der Wohngemeinschaft ordentlich ist.
Das ist für uns sehr wichtig:

Wir wollen uns aussuchen,
ob die Unterstützung von einem Mann
oder einer Frau kommt.
In unserer Gruppe wollen junge Frauen
nur von Frauen unterstützt werden.
Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sollen gefragt werden:
Wer soll für sie die Unterstützung machen?
Viele von uns sind schon

wegen ihrer Behinderung diskriminiert worden.
Das heißt:
Sie sind wegen ihrer Behinderung
schlechter behandelt worden
als Kinder und Jugendliche ohne Beeinträchtigung.
Zum Beispiel:
Eine Mutter konnte für ihren Sohn mit Beeinträchtigung
keinen Kindergarten finden.
Für seine Schwester ohne Behinderung war das kein Problem.
Oder:

Ein junger Mann mit Rollstuhl
durfte in der der Schule nicht beim Turnunterricht
und beim Werkunterricht dabei sein.
Die Schüler und Schülerinnen
ohne Beeinträchtigung waren alle dabei.
Die jungen Männer wollen selbst entscheiden,
ob sie in einer großen oder in kleinen Gruppen turnen.
Oder:

Zwei Schülerinnen mit Behinderung wurden von
Mitschülern und Mitschülerinnen verspottet.
Sie wurden ausgelacht und beschimpft.
Sie wurden geschlagen und geschupft.
Oder:
Ein junger Mann erzählt,
dass er in der Volks- und Hauptschule engagierte und
nicht engagierte Lehrer erlebt hat.
Er wünscht sich,
dass Lehrer und Lehrerinnen lernen
mit Kindern mit Behinderungen umzugehen.
Schulen sind oft nicht für Menschen mit Behinderungen gebaut.
Aber seine Mutter wollte,
dass er in die Volks- und Hauptschule geht.
Jetzt ist er in einer Schule für Kinder mit Beeinträchtigungen.
Da hat auch seine Mutter entschieden.
Der junge Mann ist sich nicht sicher,
ob das gut oder schlecht ist.
Jetzt gefällt es ihm besser.
Man kann eigentlich nicht sagen,
dass man in der Volks- oder Hauptschule mehr lernt.
Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sollen wissen:

Das ist eine Diskriminierung.
Das ist verboten.
Und sie sollen wissen:
Es gibt Hilfe und Beratung.
Bilder: © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen eingetragener Verein
Illustrator Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013
Quelle
Tiroler Monitoringausschuss: Stellungnahme der Jugend-Gruppe zum Thema WOHNEN. Innsbruck 2017.
bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet
Stand: 06.02.2018