Auf der Suche nach professionellen Alternativen zu Selbstausbeutung in der Sozialen Arbeit

Autor:in - Marianna Thielsch
Themenbereiche: Arbeitswelt
Textsorte: Bachelorarbeit
Releaseinfo: Bachelorarbeit an der Hochschule Bremen, Fakultät Gesellschaftswissenschaften, Studiengang Soziale Arbeit, B.A.; Betreuer: Prof. Dr. Christopher Klug, 2. Prüfer: Prof. Dr. Christian Spatscheck. Veröffentlicht unter den socialnet Materialien, Publikationsdatum: 26.04.2016, abrufbar unter:http://www.socialnet.de/materialien/27584.php.
Copyright: © Marianna Thielsch 2015

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

Ausgehend von den gegenwärtig festzustellenden Veränderungen der Gesamtgesellschaft und den damit einhergehenden starken Einschränkungen der Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit sind die Professionellen einem Veränderungsdruck ausgesetzt (vgl. Eichinger 2009: 207). Die vielfach beschriebenen Ökonomisierungstendenzen und neoliberalen Praktiken (vgl. Bütow/Chassé/Lindner 2014; Seithe 2012a; Conen 2011; Eichinger 2009; Albert 2006) sorgen für eine De-Professionalisierung einerseits (vgl. Bütow/Chassé/Lindner 2014: 90; Albert 2006: 30f.) und für Unzufriedenheit, Sorge und Ohnmacht unter den Professionellen (vgl. Conen 2011: 14) andererseits.

Im Umgang mit den daraus entstehenden hohen Belastungen zeigen viele SozialarbeiterInnen jedoch nicht die notwendige und professionelle Selbstfürsorge. Diese werde „oftmals zugunsten des Engagements für ein vielfach sehr bedürftiges, marginalisiertes und/oder stigmatisiertes Klientel vernachlässigt“, so Poulsen (2009: 15; vgl. auch Conen 2011: 14). Was viele AutorInnen (z.B. Eichinger 2009; Poulsen 2011 und 2009; Winker 2015) als fehlende Selbstfürsorge u.a. bezeichnen, fasst Seithe unter dem Begriff der Selbstausbeutung zusammen und schreibt:

„Das oben beschriebene Bestreben aber, die Qualität der Hilfe für den Betroffenen möglichst erhalten zu wollen, auch dann, wenn die Zeitbegrenzung und die sonstigen Bedingungen das vielleicht unmöglich machen, ist etwas ganz anderes als dieses Helfersyndrom“ (Seithe 2012a: 369).

Selbstausbeutung schade trotz bester Absichten mehr als sie nütze: „Der Versuch, auf eigene Kosten aus dem Unmöglichen das Beste zu machen, ist ein Bärendienst für die Professionalität und befördert die neoliberale Veränderung“ (Seithe 2012a: 369f.).

Verschiedene WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen (vgl. Krafeld 2014; Seithe 2012a; Poulsen 2009; Eichinger 2009; u.v.m.) gehen daher aktuell der Frage nach, wie ein auf Dauer gesund erhaltender Umgang, im Sinne einer Bewältigung, aussehen kann. Die Suche und kritische Bewertung von individuellen Handlungsalternativen zu Selbstausbeutung soll der zentrale Aspekt dieser Arbeit sein.

Daraus folgend stellt sich die Frage nach der Rolle von Selbstausbeutung im Berufsfeld Sozialer Arbeit, d.h. nach den Auswirkungen auf Fachlichkeit und Professionalität. Kann Professionalität als Balance zwischen der Selbstfürsorge und der Unterstützung des Klientels Ausdruck finden? Wie kann Selbstfürsorge auch im Interesse des Klientels und der Arbeitgeber sein? Ist Selbstausbeutung ein Problem einzelner Menschen und damit nur individuell verursacht? Was brauchen SozialarbeiterInnen für eine professionelle Bewältigung? Geschieht Selbstausbeutung womöglich aus Mangel an alternativen Bewältigungsstrategien?

Selbstausbeutung wird in den Sozialarbeitswissenschaften kaum diskutiert und ist noch wenig erforscht. Deswegen sollen in einer theoretischen Abhandlung („Zusammenschau“) basierend auf einer ausführlichen Literaturrecherche wissenschaftliche Aussagen und Erkenntnisse gesammelt und verarbeitet werden. Dies ist mit Rückgriff auf ähnliche Themenbereiche wie der Psychohygiene, Burnout-Forschung, Resilienz, Gesundheitsmanagement, usw. möglich. Das Ziel der Arbeit besteht darin, Selbstausbeutungstendenzen in der Sozialen Arbeit, die als vermeintlich alternativlose Überlebenssicherung dargestellt werden, aufzudecken. Demgegenüber sollen professionelle Handlungsalternativen im Umgang mit den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen erarbeitet werden.

Im zweiten Kapitel soll es mit der Beschreibung und Analyse der Situation der Sozialen Arbeit bzw. der Sozialarbeitenden um gesellschaftspolitische, professionelle und personelle Rahmenbedingungen gehen. Diese werden in Verbindung zu selbstausbeutendem Verhalten gesetzt werden. Im dritten Kapitel wird Selbstausbeutung in der Sozialen Arbeit, deren Ursachen und Auswirkungen thematisiert werden. In einer Diskussion wird Selbstausbeutung als hilfreiche Bewältigungsstrategie in Frage gestellt werden. Im vierten Kapitel sollen die individuellen personellen Bedingungen betrachtet werden, die einen professionellen Umgang mit prekären Arbeitsverhältnissen in der Sozialen Arbeit ermöglichen. Hier wird es darum gehen, Grundhaltungen, Kompetenzen u.a. auszumachen, die die Gefahr einer Selbstausbeutung verringern. Als Kern dieser Arbeit wird sich das fünfte Kapitel mit professionellen Handlungsalternativen zu Selbstausbeutung befassen. Fachliche Lösungsideen aus der Wissenschaft und Handlungsalternativen aus der Praxis sollen dargestellt und kritisch bewertet werden. In einem abschließenden Kapitel sollen die Erkenntnisse der Arbeit zusammenfassend dargestellt und kritisch bewertet werden.

Aufgrund der zentralen Fragestellung ist eine ausführliche Analyse der Situation Sozialer Arbeit, Konzepten wie der Resilienz und anderen Themen nicht möglich, sodass es bei einem kurzen Überblick bleiben soll. Die prekären Arbeitsbedingungen und ähnliche Themen werden in der Literatur vielfach thematisiert, weswegen die Frage nach Selbstausbeutung spannender erscheint und die Bearbeitung weitere Erkenntnisse zu erbringen vermag. Vor allem soll diese Arbeit sich mit Perspektiven befassen, statt bei einer Kritik der Bedingungen zu verweilen. In der Erarbeitung von Handlungsalternativen soll es mit einem positiven und wertschätzenden Blick auf die Bemühungen der Fachkräfte darum gehen, Handlungsspielräume aufzuzeigen, ohne destruktives Verhalten zu verurteilen. Die Alternativen ergeben sich aufgrund von geschilderten Erfahrungen von PraktikerInnen und WissenschaftlerInnen und können aus Sicht einer angehenden, wenig mit der Praxis vertrauten Sozialarbeiterin nur begrenzt bewertet werden.

2. Die Situation der Profession und der Fachkräfte Sozialer Arbeit

Um die Entstehung von selbstausbeutendem Verhalten und Alternativen hierzu zu beschreiben, ist meiner Ansicht nach die ausschnittartige Betrachtung der entsprechenden Besonderheiten und Rahmenbedingungen der Beschäftigung (Kapitel 2.1) sowie der Belastungen und Eigenheiten der Fachkräfte (Kapitel 2.2) in der Sozialen Arbeit notwendig.

2.1 Die Situation der Profession Soziale Arbeit – Metaebene

Die Situation der Profession soll mithilfe verschiedener Aspekte analysiert werden. Aspekte sind die gesellschaftlichen und (sozial-)politischen Bedingungen sowie die Eigenheiten der Profession, die aus der Gesamtheit der Werte und Eigenheiten der Beschäftigten entstehen, außerdem die geschichtliche Prägung sowie prekäre Arbeitsverhältnisse. Daran anschließend soll auf Entwicklungsmöglichkeiten und -grenzen eingegangen werden.

2.1.1 Gesellschaftliche (Über-)Forderungen und neoliberaler Umbau als Rahmen

Die gesellschaftlichen (neoliberalen) Veränderungen würden sich deutlich im Arbeits- und Privatleben der Bevölkerung Deutschlands auswirken. Die Suche nach einer Beschäftigung bei Erwerbslosigkeit einerseits und das Streben der Beschäftigten, den zunehmenden Anforderungen gerecht zu werden andererseits, führe zu Stress und Überforderung vieler Menschen. Gabriele Winker beschreibt ein neoliberales Muster: Eigenverantwortung werde über alles gestellt und Misserfolge werden als individuelles Versagen gesehen. Die veränderten Lebensumstände würden jedoch als nicht veränderbar erlebt und führten zu Vereinzelung im Kampf um bessere Lebensbedingungen. (Vgl. Winker 2015: 9f.)

Winker stellt fest, dass „in der bundesdeutschen Gesellschaft (…) die Rahmenbedingungen, (fehlen,) die es Menschen ermöglichen, für sich und für andere gut zu sorgen und auch ihren Bedürfnissen entsprechend versorgt zu werden“ (Winker 2015: 139). Auf die Beschäftigten in Sorgeberufen, wie in der Sozialen Arbeit bezogen macht sie dadurch deutlich, dass die Bedingungen für eine Selbstsorge fehlen, Selbstsorge sei nicht vorgesehen, stattdessen müssten die Beschäftigten andere (möglicherweise gesundheitsschädliche) Bewältigungsmuster finden. (Vgl. Winker 2015: 10ff.)

Trotz der hohen ökonomischen Bedeutung des Sozialen Feldes als Arbeitssektor sei gesellschaftlich eine geringe Anerkennung sozialer Tätigkeiten festzustellen. Sorgetätige selbst stärkten diese sogenannte Entthematisierung, indem sie weiter aus einem Verantwortungsgefühl heraus zusätzliche Tätigkeiten und unbezahlte Überstunden übernehmen würden. (Vgl. Winker 2015: 23ff.)

2.1.2 Professionelle Eigenheiten bezogen auf Selbstausbeutung

Das Berufsfeld Sozialer Arbeit zeichne sich durch eine breite Fächerung der Tätigkeitsbereiche aus, innerhalb derer die Fachkräfte „mit Engagement, wissenschaftlicher Neugier und mit einer ganzheitlichen Sicht vom Menschen in seiner individuellen Eigenart und Entwicklung, seinem Lebensraum und seiner jeweils spezifischen Lebenssituation“ (Poulsen 2009: 13) handeln. Das fachliche Handeln solle sich an der Achtung der Menschenwürde messen lassen, worin mitunter der hohe Anspruch der Sozialen Arbeit liege. (Vgl. Poulsen 2009: 13)

Für Care-Arbeit, damit auch Soziale Arbeit, seien entsprechende gesellschaftliche Rahmenbedingungen und „eine hohe Qualifikation und Kompetenz wichtig“ (Winker 2015: 26). Daneben würden von verschiedenen Seiten Persönlichkeitsmerkmale wie Altruismus, hohe Arbeitsmotivation und Verantwortungsbewusstsein benannt. (Vgl. Winker 2015: 26)

Aufgrund der geringen Bezahlung, des niedrigen gesellschaftlichen Ansehens, wie oben erwähnt, bei gleichzeitig hoher Verantwortung sinke die Arbeitszufriedenheit von Berufseinsteigenden nach wenigen Jahren im Beruf (vgl. Conen 2011: 34f.). Viele Beschäftigte „fühlen eine unbändige Ohnmacht angesichts von Entwicklungen, die sowohl fachlich als auch menschlich in hohem Maße in starkem Gegensatz zu ihrer ursprünglichen Berufsmotivation stehen“ (Conen 2011: 14).

Ein weiteres Merkmal Sozialer Arbeit sei der Stellenwert, den sich die Fachkräfte selbst gegenüber den KlientInnen geben (vgl. Albert 2006: 27f.). Martin Albert spricht hierbei von Hierarchien und erklärt (2006: 27f.): „Soziale Arbeit orientierte sich mehr an den schwierigen Lebenskontext (sic!) der zu betreuenden Klienten, als dass sie ihre eigenen beruflichen Rahmenbedingungen in Frage stellte.“

Neben dem geringen Stellenwert, den sich SozialarbeiterInnen geben, falle die Profession durch die Illusion ihrer politischen Neutralität auf. Entgegen der Selbstbeschreibung der ‚International Federation of Social Workers’ (IFSW) in der politische Einmischung als Grundsatz verstanden werde, zeige Mechthild Seithe die Realität von unpolitischen, sich selbst ausbeutenden SozialarbeiterInnen. (Vgl. Stender/Kröger 2013: 7f.)

Mechthild Seithe (2014b: 109f.) beschreibt vielfältige Veränderungen der Arbeitsbedingungen in konkreten Beispielen mit dem Verweis auf die fehlende Gegenwehr der Fachkräfte bei großem Leidensdruck (2014b: 114):

„Es sind tatsächlich die gleichen neoliberalen und neosozialen Vorstellungen und Zumutungen der gegenwärtigen sozialpolitischen und gesellschaftspolitischen Praxen, die auf der einen Seite Soziale Arbeit fachlich verändern und sie ihr selbst entfremden und die auf der anderen Seite die Sozialarbeitenden zu unpolitischem Verhalten verführen“

Conen benennt weitere acht Aspekte, die zu dieser mangelnden Organisation führen, so zum Beispiel die Doppelbelastung durch Familie und Beruf, die Vorstellung, dass die Einschnitte nur vorübergehend seien oder die Haltung, dass politisch sowieso kein Einfluss zu nehmen sei (vgl. Conen 2011: 44f.).

Die von Marie-Luise Conen benannten Aspekte lassen sich auch auf die mangelnde Selbstfürsorge/ die Neigung zur Selbstausbeutung der Sozialarbeitenden beziehen. Nach dem folgenden Motto würden sich Sozialarbeitende eher ausbeuten, als die Interessen der KlientInnen zu vernachlässigen (vgl. Conen 2011: 44f.). „Die Interessen anderer zu vertreten ist leichter, als für sich selbst einzustehen“ (Conen 2011: 44f.) und aufgrund der „hohe(n) Bereitschaft und Fähigkeit, auszuhalten und immer noch eine Belastung mehr auf sich zu nehmen“ (Conen 2011: 44f.), erklärt sich selbstausbeutendes Verhalten.

2.1.3 Prekäre Beschäftigungssituationen im Berufsfeld Soziale Arbeit

Die geschichtliche Entwicklung Sozialer Arbeit präge, so Winker, die Beschäftigungsverhältnisse bis heute. Soziale Arbeit werde demnach erstens weiterhin als weibliche Sorgetätigkeit ohne spezielle Qualifikation verstanden und diese diene zweitens der Frau als Zuverdienst zum Familieneinkommen. (Vgl. Winker 2015 72)

Irmhild Poulsen beschreibt die prekären Veränderungen im Rahmen der neoliberalen Politik in der Arbeitswelt wie folgt (2009: 11f.):

„Allgemeine Kürzungen der finanziellen Mittel – gerade auch im Sozialbereich, Stellenabbau, keine Verlängerung von befristeten Arbeitsverträgen, durch Pensionierung freiwerdende Arbeitsplätze werden nicht mehr besetzt: das bedeutet eine deutliche Mehrbelastung für die Fachkräfte, noch höhere Fallzahlen, es wird verstärkt erwartet bzw. gar gefordert, Überstunden und Mehrarbeit als ´privates Engagement` zu verbuchen.“

Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, führe bei den MitarbeiterInnen „häufig zu hohem Arbeitseinsatz, Leistungsdruck und ständigen Anpassungsleistungen“ (Poulsen 2009: 11). Ähnliche Beschreibungen der prekären Arbeitssituationen lassen sich in vielen anderen Fachquellen (vgl. Albert 2006; Eichinger 2009; Conen 2011; Seithe 2012a; Seithe 2014b; etc.) nachweisen.

Martin Albert sieht in der Ökonomisierung mit ihren Auswirkungen auf die Arbeitswelt einerseits einen anfänglichen Antrieb für die Professionalisierung und andererseits nach der ersten Zeit nun auch „eindeutige Tendenzen der Deprofessionalisierung in der Berufspraxis“ (Albert 2006: 30) und konkretisiert:

„Das effiziente Kostendenken wird in der Praxis in das Gegenteil verkehrt und führt zu einer schleichenden Dekonstruktion professioneller Standards. Die derzeitigen Arbeitsbedingungen von Berufsanfängern im Sozialarbeitsbereich sind kaum noch zu unterbieten. Zur geringen Bezahlung kommen unsichere Arbeitverhältnisse (sic!), zeitliche Befristungen von teilweise nur wenigen Monaten bis hin zu unbezahlten Praktikumsverhätnissen (sic!) hinzu.“ (Albert 2006: 30f.)

Diese benannten neoliberalen Veränderungen der Arbeitswelt (auch thematisiert von Bütow/Chassé/Lindner 2014; Chassé 2014; Seithe 2014b) bei gleichzeitig bestehendem sogenannt ‚weiblichen Erbe Sozialer Arbeit‘ würden zu hohen Belastungen der Sozialarbeitenden führen. Die Belastungen (siehe Kapitel 2.2.2) würden von den Fachkräften auf unterschiedliche Weise bewältigt (siehe Kapitel 3). (Vgl. Poulsen 2009: 11)

2.1.4 Entwicklungsmöglichkeiten und -erfordernisse der Profession

Die beschriebenen weitreichenden neosozialen, prekären Veränderungen als Rahmenbedingung für Soziale Arbeit und innerhalb der Profession zeigen viele Erfordernisse für eine Entwicklung der Profession (vgl. Seithe 2012a; Eichinger 2009; etc.).

Soziale Arbeit habe eindeutig eine politische und gesellschaftliche Verantwortung, die sie wahrnehmen müsse, so Chassé (2014: 87). Zudem könne der ‚Plan der neoliberalen Politik‘ nur durch eine Politisierung der Sozialen Arbeit verhindert werden (vgl. Seithe 2012: 383; Seithe 2014a: 39ff.).

Mehrere PraktikerInnen und WissenschaftlerInnen sehen große Chancen für Soziale Arbeit erstens in der Re-Politisierung (z.B. Seithe 2012a; Seithe 2014a; Chassé 2014; Bütow/Chassé/Lindner 2014), zweitens in dem Entwickeln einer Kritikkultur in Praxis und Wissenschaft (so Anhorn et al. 2012; Stender/Kröger 2013; Hartmann/Hünersdorf 2013; Schreier 2013; Panitzsch-Wiebe/Becker/Kunstreich 2013; Seithe 2014a; Bütow/Chassé/Lindner 2014) und drittens in der Nutzung der eigenen Macht (vgl. Conen 2011).

2.2 Die Situation der SozialarbeiterInnen – Subjektebene

Anknüpfend an die vorab aufgezeigten Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit soll es in diesem Kapitel um die Fachkräfte selbst, ihre gefährdete Fachlichkeit und ihre Belastungen gehen. Vor allem wird in diesem Kapitel der Bezug zu Selbstausbeutung deutlicher werden.

2.2.1 Die Gefährdung der Fachlichkeit durch neosoziale Verhältnisse

In der Sozialen Arbeit zeige sich die neoliberale Politik deutlich, wie viele AutorInnen feststellen (z.B. Seithe/Köhn 2012; Seithe 2012a; Kunstreich 2012; Chassé 2014). Die Sozialarbeitenden seien in ihrer Fachlichkeit gefährdet, gefährdeten die Fachlichkeit selbst und bekämen z.B. die Auswirkungen auf ihre Gesundheit deutlich zu spüren (vgl. Seithe/Köhn 2012: 8). Die SozialarbeiterInnen hätten demnach selbst einen aktiven Beitrag an der Verwurzelung und Ausbreitung der neosozialen Verhältnisse, indem sie durch ihr Bewältigungsverhalten die Veränderungen deckelten (vgl. Seithe 2012a: 363). Seithe bemerkt die neoliberale Einstellung von KollegInnen und die Übernahme eines neoliberalen Menschenbildes (´neosozial`) bei gleichzeitigem Entzug der professionellen Grundlagen ohne Gegenwehr (vgl Seithe 2012b: 377).

Kunstreich beschreibt die ‚Neo-Sozialhygiene‘, die zu einem ‚Rassismus ohne Rassen‘ führe. Das Handeln von Sozialarbeitenden würde demnach von der derzeitigen Politik bestimmt und finde Ausdruck in der Rationalisierung, Professionalisierung und Kolonialisierung. Mit diesen Begriffen beschreibt Kunstreich „die Verwandlung sozialer Ereignisse in individuelle Defizite“ (Kunstreich 2012: 66), welches als Denkmuster von den Professionellen verinnerlicht würde und sich als Defizitorientierung sowie in Verantwortungszuschreibungen auspräge. Die daraus entstehende Klassifizierung in ‚Würdige‘ und ‚Unwürdige‘ u.a. bestimme den Arbeitsalltag. (Vgl. Kunstreich 2012: 65ff.)

2.2.2 Die Belastungen der Sozialarbeitenden

Soziale Arbeit werde für die Sozialarbeitenden gerade in ihrer Vielfalt und Komplexität attraktiv. Diese Anforderungen würden durch die gestiegene Arbeitsdichte jedoch verschärft. Die Fachkräfte seien gefordert, mit möglichen Ohnmachtsgefühlen umzugehen, die infolge der übermäßigen Verausgabung der eigenen Kräfte (Selbstausbeutung) entstehen und ein Abschalten von der Arbeit erschweren. (Vgl. Eichinger 2009: 199)

Die Belastungsmomente der Fachkräfte unter dem ökonomischen Druck mit all seinen Folgen (wie oben thematisiert) werden von vielen PraktikerInnen und WissenschaftlerInnen (so z.B. Seithe 2014b; Conen 2011; Eichinger 2009) beschrieben.

Die Arbeitszufriedenheit sei trotz allem groß, besonders wegen dem großen Aufgabenspektrum und den Handlungsspielräumen, möglicherweise auch wegen fehlender alternativer Arbeitsmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Eichinger stellt die hohe Arbeitszufriedenheit infrage und sieht mögliche Erklärungen in dem Arrangieren mit der belastenden Situation oder der bescheidenen Erwartung von vielen Frauen in einem Frauenberuf. Eichinger (2009: 203) fasst abschließend zusammen, „dass bei gestiegenen Anforderungen gleichzeitig weniger Ressourcen zur Bewältigung psychosozialer Arbeitsbelastungen zu Verfügung stehen (z.B. Besprechungen, Pausen, Beziehungen/Rückendeckung, Erfolge)“. (Vgl. Eichinger 2009: 199ff.)

Des Weiteren werden neben den neoliberalen Belastungen zudem Belastungen benannt, die aufgrund der Inhalte der Tätigkeit, der eigenen Motivation und Persönlichkeitsstruktur sowie professionsinternen Dynamiken entstehen (vgl. Poulsen 2010; Poulsen 2011; Conen 2011; Seithe 2014b; Winker 2015). Poulsen nennt hier die geringe Sichtbarkeit der eigenen Wirksamkeit und fehlende Rückmeldungen (vgl. Poulsen 2010: 24).

SozialarbeiterInnen seien vielfachen Anforderungen ausgesetzt. Die Belastungen würden sich in der großen Verantwortung für die KlientInnen und die tiefen Einblicke und den Umgang mit Menschen in schwierigen und komplexen Lebensumständen (z.B. Verwahrlosung, Suchmittelabhängigkeit, schwere Erkrankungen) ergeben. Zudem bewegten sich Sozialarbeitende durchgehend in einem Spannungsfeld zwischen den Erwartungen und Ansprüchen der KlientInnen sowie der Anstellungsträger. Unter diesen Bedingungen seien Sozialarbeitende zunehmend gefordert, die eigenen Grenzen auszudehnen, wodurch die Gesundheit (etwa als Folge Burnout) gefährdet werde. Poulsen schreibt außerdem (2010: 24) „Wer viel Feuer für den Job entwickelt, muss für ausreichend Brennstoff sorgen“ und weist damit auf die Notwendigkeit von Bewältigungshandeln hin. (Vgl. Poulsen 2010: 24; Poulsen 2009: 14f.)

2.3 Zusammenfassung

Die vorangegangenen Ausführungen zeigen die Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit (Kapitel 2.1) einerseits und die Lage der SozialarbeiterInnen (Kapitel 2.2) andererseits.

Im Kapitel 2.1 werden die prekären Beschäftigungssituationen in der Sozialen Arbeit im Zuge der neoliberalen Politik thematisiert (vgl. Eichinger 2009; etc.), die bei den Fachkräften zu erhöhtem Einsatz, Leistungsdruck und Ängsten führen, den Arbeitsplatz zu verlieren (vgl. Poulsen 2009: 11). Ebenso haben die Anforderungen und Eigenheiten der Profession Soziale Arbeit einen großen Einfluss auf Selbstausbeutung im Arbeitsalltag (vgl. Albert 2006: 27f.; Poulsen 2009: 13; u.a.). Hieraus lassen sich viele Erfordernisse für eine Entwicklung (vgl. Seithe 2012a; Eichinger 2009; etc.) hin zu einer veränderten Sozialen Arbeit (z.B. Seithe 2012a) ableiten.

Das darauf folgende Kapitel 2.2 bewegt sich auf der Ebene der Fachkräfte. Hier wird die Gefährdung der Fachlichkeit mit Auswirkungen auf die Gesundheit (vgl. Seithe/Köhn 2012: 8) einerseits und andererseits der aktive Beitrag der Sozialarbeitenden selbst an der Verwurzelung und Ausbreitung neosozialer Verhältnisse (vgl. Seithe 2012a: 363) geschildert. Vielfältige Belastungen entstehen erstens aus den neoliberalen Verhältnissen (so z.B. Seithe 2014b; Eichinger 2009: 203). Zweitens werden Belastungen benannt, die aufgrund der Inhalte der Tätigkeit, der eigenen Motivation und Persönlichkeitsstruktur sowie professionsinternen Dynamiken entstehen (vgl. z.B. Poulsen 2010: 24; Conen 2011: 33ff.).

3. Selbstausbeutung als Bewältigung der derzeitigen Bedingungen

Anschließend an diese kurze Situationsanalyse soll es in diesem Kapitel im Allgemeinen um Selbstausbeutung in der Arbeitswelt (Kapitel 3.1) und im Besonderen um die Darstellung vielfältiger destruktiver Bewältigungsreaktionen (Kapitel 3.2) gehen. Dies schließt die ausführliche Betrachtung von Selbstausbeutung als wenig gängiger Begrifflichkeit in der Sozialen Arbeit mit Zusammenhängen zu Burnout-Erkrankungen, Ursachen und dem Bewältigungsnutzen ein.

3.1 Selbstausbeutung in der Arbeitswelt

Der Begriff der Selbstausbeutung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene ist sowohl in wissenschaftlicher (vgl. Moosbrugger 2012) als auch ratgebender Literatur (vgl. Schrenk 2007) gebräuchlich. In meinen Ausführungen werde ich mich auf die beiden oben genannten AutorInnen beschränken, weil sich beide auf unterschiedliche Weise ausführlich mit dieser Thematik befassen, mit der Einschränkung, dass ratgebende Literatur den wissenschaftlichen Standards nicht genügen kann, dass sich darin jedoch interessante Ansichten zeigen. In einer weiteren Recherche ließen sich sicherlich weitere AutorInnen finden, jedoch sollen die Ausführungen von Jeanette Moosbrugger und Jakob Schrenk für die Zwecke meiner Arbeit genügen und als Einführung zu Selbstausbeutung dienen.

Jakob Schrenk (2007) befasst sich in seinem Buch mit den Freiheiten und Überforderungen der entgrenzten Arbeitswelt. In diesem Zusammenhang sieht er die Auswirkungen der Ökonomisierung und des Kapitalismus in einer Reihe von Faktoren: in der totalen Freiheit, dem Zwang der Arbeitnehmenden, die eigene Stelle selbst erwirtschaften zu müssen, in dem 24-Stunden-Arbeitstag, in der grenzenlosen Mobilität und Erreichbarkeit, in der prekären Beschäftigung und in der Angst als Antrieb der Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden usw. (Vgl. Schrenk 2007: 7ff.)

Selbstausbeutung sei demnach ein gesellschaftlicher Ausdruck, vielmehr noch „eine nachvollziehbare Reaktion auf eine Situation der Unsicherheit und der totalen Konkurrenz“ (Schrenk 2007: 221). Als Schlussfolgerung hieraus erkennt er die Notwendigkeit, die Grenzen zwischen dem Berufs- und Privatleben neu zu ziehen, das Nein-sagen zu lernen, auf Pausen zu achten, gesellschaftliche Werte und Prioritäten zu hinterfragen. (Vgl. Schrenk 2007: 215ff.)

In ihrer wissenschaftlichen Abhandlung stellt sich Jeanette Moosbrugger (2012: 16) folgende Fragen:

„Warum habe ich jahrelang wie manisch gearbeitet, ohne überhaupt einen Gedanken darauf zu verschwenden, ich könnte mich damit einem gesundheitlichen Risiko aussetzen? Aus welchen Gründen habe ich mich dieser Situation über lange Strecken hinweg nie widersetzt? Wie war es möglich, auch die 60-Stundenwoche noch zu überbieten – mit einer 70-Stundenwoche? Und was hat schließlich dazu geführt, irgendwann doch aus diesem Kreislauf ausbrechen zu wollen?“

Damit gibt sie einen guten Überblick über die Problematik von selbstausbeutendem Verhalten bezogen auf die Verausgabungsbereitschaft Hochqualifizierter in einer herausfordernden Arbeitswelt. In Bezugnahme auf Personalabbau, Arbeitsplatzunsicherheit und andere Rationalisierungsprozesse sowie flexibilisierte Arbeit zeigt sie die Auswirkungen auf die Gesundheit der Arbeitnehmenden, etwa in Form von Burnout. (Vgl. Moosbrugger 2012: 17ff.)

Moosbrugger liefert damit, ebenso wie Schrenk viele Anknüpfungspunkte für meine weiteren Ausführungen bezogen auf Soziale Arbeit.

3.2 Bewältigungsreaktionen, speziell Selbstausbeutung in der Sozialen Arbeit

Selbstausbeutung stellt eine von mehreren Reaktionen von Sozialarbeitenden auf die derzeitigen Arbeitsbedingungen dar (vgl. Seithe 2012a: 367ff.), die im Folgenden näher betrachtet werden sollen.

3.2.1 Überblick über Bewältigungsreaktionen/ -verhalten

Neben den im Kapitel 2.2.2 in Verbindung mit den Belastungen der Fachkräfte bereits angeklungenen Reaktionen auf die Widrigkeiten Sozialer Praxis sollen nun weitere Bewältigungsverhalten kurz betrachtet werden. Die oben ausgeführten Belastungen bei gleichzeitig niedrigem Ansehen und „bei eher vergleichsweise niedriger Bezahlung erhöhen hier die Gefahr, frühzeitig auszubrennen oder aufzugeben“. (Vgl. Poulsen 2010: 24)

Poulsen (2010: 24) schreibt weiter, dass die Fachkräfte auf diese Belastungen teilweise mit verringerter Einsatzbereitschaft und Lustlosigkeit reagieren würden und nennt weitere Bewältigungsreaktionen : „Hier verwundert es nicht, wenn eine soziale Fachkraft bereits innerlich gekündigt hat, aus dem Berufsfeld aussteigt, aufgibt oder gar krank wird“ (Poulsen 2010: 24).

Marie-Luise Conen beschreibt die Fachkräfte als am Rande der Schmerzgrenze und zeigt die Folgen daraus (2011: 46): „Zu viele sind schon auf dem Weg, entweder bestimmte Arbeitsfelder zu verlassen, oder sie führen nur noch einen Dienst nach Vorschrift durch.“ Sie beschreibt weiterhin SozialarbeiterInnen, die die Arbeit bewältigen, indem sie Organisationsinteressen unterwandern, keine Bindung zum Unternehmen entwickeln und dies mit den bereits benannten Folgen (vgl. Conen 2011: 49ff.).

3.2.2 Selbstausbeutung als kurzfristige Bewältigungsreaktion

Das Wort Selbstausbeutung wird in der Sozialen Arbeit als Begrifflichkeit und damit auch in Abgrenzung zu anderen Bewältigungsreaktionen nur von wenigen WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen (so Seithe 2012a; Krafeld 2014) gebraucht. So lassen sich Umschreibungen finden, die von fehlender Selbstfürsorge, Selbstüberforderung und von Fachkräften sprechen, die ihre Grenzen einreißen lassen, die eigenen Kräfte überstrapazieren etc. (z.B. Eichinger 2009; Poulsen 2011 und 2009; Winker 2015).

Demnach deute das Missachten eigener Grenzen und das übermäßige Aufbrauchen der eigenen Ressourcen zugunsten des Klientels auf Selbstausbeutung hin. Die Selbstfürsorge werde vernachlässigt, Extremsituationen würden zum Normalzustand erklärt. Infolgedessen erkrankten viele Sozialarbeitende mit selbstausbeutendem Verhalten an Burnout. (Vgl. Eichinger 2009; Poulsen 2011 und 2009; Seithe 2012a; Krafeld 2014; Winker 2015)

Dabei sei laut Marie-Luise Conen vielen Fachkräften nicht bewusst, dass sie ihre Arbeitskraft nicht auf Dauer ‚bis zum Anschlag' nutzen können. Des weiteren stehe Selbstausbeutung im Zusammenhang mit der Ausbeutung durch die Arbeitgeber. In Wechselseitigkeit zwischen Subjekt und Struktur verhärte sich bei den Fachkräften der Eindruck von Ausweglosigkeit/ bzw. Selbstausbeutung als einziger Umgangsmöglichkeit mit den Strukturen, und dieses Verhalten festige die strukturellen Bedingungen. (Vgl. Conen 2011: 33ff.)

Im Folgenden soll der Zusammenhang von Selbstausbeutung und Burnout näher betrachtet werden. Ausgehend von Poulsens (2011: 10f.) Aussage, dass individuelle defensive Copingstrategien den Arbeitsstressoren/ bzw. strukturellen Bedingungen gegenüberstehen, wird es danach um individuelle und strukturelle Ursachen gehen. Anschließend wird Selbstausbeutung als Bewältigungsreaktion diskutiert werden.

3.2.2.1 Zusammenhang von Selbstausbeutung und Burnout-Erkrankungen

Ein Zusammenhang von Selbstausbeutung und Burnout wird von Irmhild Poulsen beschrieben. Das Burnout sei eine denkbare Folge der Unfähigkeit, die eigenen Grenzen einzuhalten (‚rechtzeitig die Notbremse zu ziehen‘), so Poulsen (2011: 10), und geht im Anschluss ausführlich auf Erkärungsansätze für Burnout ein. Demnach gebe es einen persönlichkeitsszentrierten Ansatz (Ursachen liegen nur in der Persönlichkeit) und sozial-, arbeits- und organisationspsychologische Ansätze (Ursachen liegen in fehlenden Strukturen) (vgl. Poulsen 2011: 10). Entsprechende strukturelle und persönliche Auslöser für Belastungen wurden oben beschrieben. Sie erklärt dazu (Poulsen 2011: 11):

„... eine klare Trennung zwischen persönlichkeits- und arbeitsplatzbezogenen Ursachen ist im Alltag nicht leicht zu ziehen: Arbeitsbegründeter Stress steht defensiven Copingstrategien des Individuums gegenüber und vorhandene Arbeitsstressoren können die tatsächlich vorhandenen Bewältigungsmöglichkeiten und Ressourcen des Individuums übersteigen“.

Damit bringt sie schädigende Bewältigungsverhalten der Einzelnen (hier genannt: defensive Copingstrategien) und vorhandene Strukturen, die Stress verursachen (hier genannt: Arbeitsstressoren), in Zusammenhang. Als besonders von Burnout betroffen benennt Poulsen u.a. Menschen mit selbstausbeutendem Verhalten, also Menschen, die (2011: 11) „eigene Warnsignale des Körpers nicht wahrnehmen und ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht ernst nehmen, sich im Berufsalltag ‚auspowern‘ und keine Reserven mehr haben, um mit Stress im Beruf konstruktiv umzugehen“. (Vgl. Poulsen 2011: 10f.)

3.2.2.2 Individuelle und strukturelle Ursachen

Ursachenbeschreibungen von selbstausbeutendem Verhalten lassen sich nur vereinzelt in der wissenschaftlichen Literatur finden. Hier lässt sich deshalb vor allem auf die Beschreibungen der Ursachen von Burnout oder anderen Bewältigungsreaktionen zurückgreifen.

Gabriele Winker (2015: 77ff.) benennt als Ursache das Ziel der Fachkräfte, die Folgen von strukturellen Mängeln für das Klientel unter allen Umständen, auch auf eigene Kosten, auszugleichen. Sie sieht die Besonderheit von Care-Beschäftigten in der hohen Arbeitsmotivation, dem Altruismus und dem hohen Verantwortungsbewusstsein (vgl. Winker 2015: 26). Ebenfalls lässt sich in diesem Zusammenhang Martin Albert (2006: 27f.) mit seiner Feststellung über die Hierarchisierung von Sozialarbeitenden gegenüber den KlientInnen anführen, d.h. die Interessen und Bedürfnisse der KlientInnen höher zu bewerten als die eigenen.

Fachkräfte der Sozialen Arbeit seien oft sehr belastbar und vor allem die weiblichen Mitarbeiter würden bereitwillig mehr und mehr Belastungen auf sich nehmen (vgl. Conen 2011: 44f.). Zudem gäbe es laut Seithe (2014b: 115) unter Sozialarbeitenden die neoliberale Vorstellung, dass der Erfolg der eigenen Arbeit lediglich von dem eigenen Einsatz und dem guten Willen abhinge.

Ursachen in der Persönlichkeit und der Motivation der Sozialarbeitenden, wie sie Winker (2015) und Seithe (2014b) formulieren, sieht Poulsen (2011) ebenfalls. Sie beschreibt (auch selbstausbeuterische) Persönlichkeitsmerkmale von Fachkräften, die von Burnout betroffen sind (vgl. Poulsen 2011: 11). Davon ausgehend, dass Burnout mitunter die Folge von langanhaltender Selbstausbeutung sei (vgl. Poulsen 2011: 11), werde ich diese Ausführungen in Teilen auf Selbstausbeutung beziehen.

Poulsen erlebt die Neigung zu Selbstausbeutung bei

perfektionistischen Menschen mit unerreichbaren Zielen und Erwartungen; bei Menschen, die schwer mit Misserfolgen umgehen und nicht um Hilfe bitten können; bei Menschen mit geringem Selbstwert, die ihre Anerkennung über das Helfen beziehen; außerdem bei Menschen, die ihre Bedürfnisse nicht ernst nehmen oder gar nicht erst wahrnehmen; und bei Menschen, die sehr leistungs- und erfolgsorientiert sind. (Vgl. Poulsen 2011: 11)

Ganz ähnlich argumentiert Conen (2011), dass professionelle Helfende in dem Versuch, der angestiegenen Arbeitsdichte nachzukommen, die eigenen Grenzen erreichen, anstatt die Ursachen der entstandenen Arbeitsbedingungen zu reflektieren und sich dagegen zu wehren. Ursache für destruktive Bewältigungsreaktionen seien somit ebenfalls die Ohnmacht und fehlende Kraft und Energie der Fachkräfte im Zusammenhang mit den überfordernden Arbeitsbedingungen. Besonders die BerufseinsteigerInnen seien sich nicht darüber im Klaren, dass sie ihre Arbeitskraft nicht endlos ausnutzen können. (Vgl. Conen 2011: 13f.)

3.2.2.3 Diskussion von Selbstausbeutung als Bewältigungsreaktion

Eine Abgrenzung von Selbstausbeutung zu anderen defensiven Reaktionen bietet sich folgendermaßen an. Defensive Reaktionen können solche sein, bei denen die Betroffenen ihre Ressourcen schonen, den Schaden abwehren wollen oder sich den schädigenden Bedingungen entziehen, wie zum Beispiel bei der verringerten Einsatzbereitschaft und Lustlosigkeit, der inneren Kündigung oder dem Ausstieg aus dem Beruf (vgl. Poulsen 2010: 24; Conen 2011: 46ff.). Selbstausbeutung erkenne man an dem übermäßigen Aufbrauchen der eigenen Ressourcen, dem verstärkten Arbeitseinsatz und zwar vermeintlich zugunsten des Klientels (vgl. Seithe 2012a; Krafeld 2014; Eichinger 2009). Die Fachkräfte nutzten, verbunden mit der Ausbeutung durch die Arbeitgeber oder die vorherrschenden Arbeitsbedingungen, ihre Arbeitskraft ‚bis zum Anschlag‘ aus (vgl. Conen 2011: 33ff.).

Mechthild Seithe spricht von den sich ausbeutenden Fachkräften, als die ‚geduldigen Helferinnen‘, die auffallen würden, „indem sie einfach helfen und nicht fragen, was es sie kostet“ (Seithe 2012a: 380). Sie nimmt dabei eine Abgrenzung von Selbstausbeutung und dem sogenannten Helfer-Syndrom vor (2012a: 369):

„Das oben beschriebene Bestreben aber, die Qualität der Hilfe für den Betroffenen möglichst erhalten zu wollen, auch dann, wenn die Zeitbegrenzung und die sonstigen Bedingungen das vielleicht unmöglich machen, ist etwas ganz anderes als dieses Helfersyndrom.“

Der Hinweis von Marie-Luise Conen, dass vielen Fachkräften nicht bewusst sei, dass sie ihre Arbeitskraft nicht auf Dauer ausnutzen nutzen können, zeigt das undurchdachte, intuitive und auf Dauer erfolglose Verhalten der SozialarbeiterInnen und die fehlende Wahrnehmung der eigenen Möglichkeiten und Grenzen (vgl. Conen 2011: 33ff.).

Dieses vermeintliche Bewältigungshandeln schade den Fachkräften vielmehr, denn das Aufbrauchen der eigenen Ressourcen und Kräfte habe massive Folgen, bis hin zur Erkrankung oder dem Ausstieg aus dem Beruf (vgl. Eichinger 2009; Poulsen 2011 und 2009; Seithe 2012a). Die Ohnmachtsgefühle, der Eindruck der Ausweglosigkeit verfestige sich durch das selbstausbeutende Verhalten lediglich (vgl. Conen 2011: 33ff.) und stelle somit anscheinend, wenn überhaupt, eine kurzfristige Erleichterung für die Fachkräfte dar, bei der die Arbeitsbedingungen und die Ursachen für die Überforderung jedoch nicht reflektiert und abgewehrt werden (vgl. Conen 2011: 13f.).

Poulsen (2011: 11) stellt, wie in Kapitel 3.2.2 erläutert, als eine individuelle Ursache die Persönlichkeitsmerkmale der Betroffenen heraus. Sie zählt zu den Betroffenen somit Menschen, die ihre eigenen Bedürfnisse, die Grenzen des eigenen Körpers nicht wahrnehmen, sich endlos ‚auspowern‘, sehr erfolgs- und leistungsorientiert sind, zur Perfektion neigen, schwer mit Misserfolgen umgehen können u.a. (vgl. Poulsen 2011: 11).

Ähnliche Merkmale erkennt Conen (2011: 38) und benennt die Neigung zu übermäßiger Selbstkritik, das Standhalten der Arbeitsverdichtung, die hohe Bereitschaft zu Überstunden – und zwar im Kampf um Anerkennung und Wertschätzung. Hinzu komme, dass die von Sozialarbeitenden geforderten Fähigkeiten und Kompetenzen nur am Rande die Gesunderhaltung, verbunden mit Themen wie Psychohygiene, Helfer-Syndrom oder Burnout, einbeziehe (vgl. Poulsen 2009: 14). Sie schreibt weiter (Poulsen 2009: 14): „In der Ausbildung wird dieser immens wichtige Bereich jedoch häufig vernachlässigt, die Persönlichkeit des Helfers wenig thematisiert, es geht mehr um die Vermittlung kognitiven Wissens und praktischer Fertigkeiten.“

Mechthild Seithe (2012a: 380) erkennt in den beschriebenen Reaktionen den Versuch der Fachkräfte, eine fachlich gute Arbeit zu gewährleisten. Sie erklärt, worin die Schwächen der vermeintlichen Bewältigungsreaktionen liegen (Seithe 2012a: 382f.):

„Viele der oben beschriebenen Bewältigungsstrategien im Umgang mit den neoliberalen Herausforderungen kranken daran, dass sie die gegenwärtige Situation entweder unterschätzen oder aber nicht wirklich durchschauen. Die Betroffenen wissen nicht oder machen sich nicht klar, in welchem politischen Zusammenhang diese Herausforderungen und Entwicklungen stehen, was sie bezwecken und was sie bereits bewirken. Gleichzeitig unterliegen einige der Strategien der Illusion, es sei möglich, diese Probleme auszusitzen oder doch fachlich letztlich irgendwie in den Griff zu bekommen. Vor allem ist vielen nicht klar, dass es sich bei diesen Entwicklungen um einen gesellschaftlichen Prozess handelt, dem politische Entscheidungen vorausgehen und der entsprechend auch nur politisch zu kontrollieren und zu verändern ist.“

Letztendlich stellen viele der benannten Reaktionen, die der Bewältigung dienen sollen, vor allem die Selbstausbeutung, keine konstruktive Bewältigungsstrategie dar, bei der die Gesundheit der Fachkräfte erhalten bleibt (vgl. Poulsen 2011: 10f.).

3.3 Zusammenfassung

In den vorangegangenen Ausführungen wurden mehrere destruktive Reaktionen (innere Kündigung, Ausstieg aus dem Beruf, Dienst nach Vorschrift (vgl. Poulsen 2010: 24; Conen 2011: 46) vorgestellt und Selbstausbeutung als eine von ihnen in den Vordergrund gehoben.

Selbstausbeutung wird in der Sozialen Arbeit von wenigen AutorInnen (so Seithe 2012a; Krafeld 2014) konkret benannt und von Vielen als fehlende Selbstfürsorge umschrieben (z.B. Eichinger 2009). Ein Zusammenhang von Selbstausbeutung und Burnout-Erkrankungen könne bestätigt werden (vgl. Poulsen 2011: 10ff.). Ursachenbeschreibungen bewegen sich auf individueller und struktureller Ebene (vgl. Winker 2015; Seithe 2014b; Conen 2011).

In der Einschätzung der Bewältigungsstrategien stellt Seithe fest, dass die aktuelle Lage verkannt werde (vgl. Seithe 2012a: 382f.). Insbesondere selbstausbeutendes Verhalten stelle nur eine kurzfristige, vermeintliche Bewältigungsmöglichkeit und auf Dauer schädliche Reaktion dar, die massive Folgen für die Fachkräfte habe (vgl. Eichinger 2009; Conen 2011; u.a.).

4. Förderliche Bedingungen für einen professionellen Umgang

Vor dem Hintergrund, dass Selbstausbeutung und viele andere vermeintliche Bewältigungsstrategien unter Sozialarbeitenden zu finden sind, sollen nun förderliche, gesunderhaltende, schützende Faktoren (Kapitel 4.3) betrachtet werden. Zuallererst wird es um die Bedeutung von gesunden Fachkräften gehen (Kapitel 4.1). Darauf folgend wird das Konzept der Resilienz (Kapitel 4.2) als Gegengewicht zu den prekären und schädlichen Verhältnissen zu Rate gezogen werden.

4.1 Die Bedeutung von gesunden Fachkräften

Die Gesunderhaltung der Fachkräfte stelle ein aktuelles Thema dar, wie in diversen wissenschaftlichen Veröffentlichungen (vgl. Poulsen 2009, Eichinger 2009; Poulsen 2010; Poulsen 2011; Conen 2011; Seithe 2012a; Krafeld 2014; Winker 2015) deutlich wird. Viele Erkrankungen, etwa das Burnout, seien im Zusammenhang mit den prekären Arbeitsbedingungen verursacht und durch die neoliberale Politik und destruktiven Bewältigungsreaktionen der Sozialarbeitenden verstärkt (vgl. Poulsen 2009: 11ff.; Conen 2011: 13ff.).

Die hohe Bedeutung der Gesunderhaltung der Fachkräfte ergebe sich aus dem aktuellen neoliberalen Missverhältnis von steigender Arbeitsbelastung und geringer Selbstsorge, wie es vielfach ausgeführt wird (vgl. Albert 2006; Poulsen 2009; Eichinger 2009; Seithe 2012a). Das Interesse der SozialarbeiterInnen an ihrer Gesundheit, bzw. die destruktiven Bewältigungsverhalten als Reaktion auf die hohen Belastungen und den Leidensdruck (vgl. Poulsen 2010: 24; Conen 2011: 46) werden nicht nur in der wissenschaftlichen Literatur ersichtlich, sondern auch in der womöglich deutschlandweit einmaligen Gründung des Netzwerkes Gesunde Soziale Arbeit durch das Zentrum für empirische pädagogische Forschung der Uni Koblenz, Landau (vgl. Zepf o.J.: o.S.). Weitere Beispiele ließen sich hierzu nicht ausmachen.

Aus neoliberaler Perspektive seien die Fachkräfte selbst in der Verantwortung das sogenannte ‚Humankapital‘ zu erhalten (vgl. Seithe 2013: 38f.). Dies zeige sich darin, dass die gesellschaftliche und politische Verantwortung mit dem Hinweis auf die neoliberale Eigenverantwortung geleugnet werde (vgl. Seithe 2013: 38f.). Winker (2015: 139) bestätigt dies in ihrer Aussage über die fehlenden Rahmenbedingungen für die Sorge um Andere und die Selbstsorge.

Dabei dürften nicht nur die Arbeitgeber ein Interesse daran haben, „neben individuellem Leiden ... erhebliche Kosten durch steigende Fehlzeiten, Personalfluktuation oder Minderleistung“ (Eichinger 2009: 196) zu vermeiden. Jedoch seien betriebliche Gesundheitsmaßnahmen noch nicht verbreitet, sie „werden durch die derzeitigen Strukturen in der Arbeitswelt zukünftig höhere Prioritäten erfahren müssen“ (Poulsen 2009: 16).

Den niedrigen Stellenwert, den sich Sozialarbeitende gegenüber ihrem Klientel geben (vgl. Albert 2006: 27f.; Conen 2011: 44f.) und das Motiv, den Interessen der KlientInnen um jeden Preis Vorrang zu geben, haben massive Folgen für die Sozialarbeitenden bezüglich ihrer Gesundheit (vgl. Seithe 2012a: 369ff.). Es bleibt fraglich, ob diese Motivation im Sinne der KlientInnen ist, worauf Poulsen weiter eingeht.

Letztlich ergebe es für die KlientInnen Folgen, wenn die zuständigen Sozialarbeitenden etwa an Burnout erkrankt ausfallen. Dieser letzte Zusammenhang wird bisher in der Literatur so deutlich nicht benannt. Ein Hinweis findet sich in der Feststellung von Poulsen: „Engagement für andere ist gut, Selbstfürsorge ist besser!“ (Poulsen 2009: 109), worauf im folgenden Kapitel intensiver eingegangen werden wird. Aus den Interviews mit den befragten Sozialarbeitenden zieht Poulsen die allgemein bekannte Erkenntnis, „dass man nur hilfreich für andere sein kann, wenn es einem auch selbst gut geht“ (Poulsen 2009: 120) und zeigt darin die Relevanz von Selbstfürsorge für eine für das Klientel hilfreiche Sozialarbeit (vgl. Poulsen 2009: 120). Zu hinterfragen ist außerdem, in welchem Zusammenhang die Tendenzen der Deprofessionalisierung (vgl. Albert 2006: 30; u.a.) mit dieser Motivation stehen.

4.2 Zum Konzept der Resilienz und anderen Modellen

Endreß und Maurer (2015: 7) stellen fest, dass das „Konzept ‚Resilienz‘, das ursprünglich aus der psychologischen bzw. sozial- und human-ökologischen Forschung stammt, ... seit wenigen Jahren in der Soziologie eine bemerkenswerte Resonanz (erfährt).“ ForscherInnen und PraktikerInnen anderer Professionen und Berufe interessiere das Konzept, um es auf die eigenen Problemfelder und Zusammenhänge auszuweiten und anzupassen (vgl. Bonß 2015: 15). So zeichne sich „eine wachsende Verwendung des Stichworts ‚Resilien‘ ab“, so Bonß (2015: 15).

Ursprünglich in Emmi Werners Kauai-Studie (hierzu auch Götze 2013: 25ff.) auf die Entwicklung von Kindern bezogen, wurde Resilienzförderung in der Psychologie, Pädagogik und den Gesundheitswissenschaften angewandt. In dem Versuch, nicht mehr nur die Entstehung von Erkrankungen anzugucken, sondern Risiko- und Schutzfaktoren zu erkennen, die für die Entwicklung der seelischen und körperlichen Gesundheit eine Rolle spielen, brachte Resilienz neue Perspektiven für die Präventionsarbeit. (Vgl. Fröhlich-Gildhoff/ Rönnau-Böse 2014: 7)

Der Literatur ist zu entnehmen, dass Resilienz durchaus auch im weiteren Lebensverlauf, in Umbrüchen und Krisen von Interesse sei (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2014: 7ff.; Endreß/Maurer 2015: 7ff.; Bonß 2015: 15ff.; u.a.). Die Autoren Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse (2014: 10) beschreiben Resilienz wie folgt:

„In der Regel gehen Resilienzforscher davon aus, dass sich die Resilienz bzw. resilientes Verhalten dann zeigt, wenn ein Mensch eine Situation erfolgreich bewältigt hat, die als risikoerhöhende Gefährdung für die Entwicklung des Kindes eingestuft werden kann, wie z.B. Verlust einer nahen Bezugsperson, Aufwachsen in Armut usw. Resilienz ist damit keine Persönlichkeitseigenschaft, sondern immer an zwei Bedingungen geknüpft: 1. Es besteht eine Risikosituation. 2. Das Individuum bewältigt diese positiv aufgrund vorhandener Fähigkeiten.“

Im vorangegangenen Zitat ist einerseits der starke Bezug des Konzepts zur Entwicklung von Kindern, andererseits die allgemeine Anwendung von Resilienz auf Menschen in positiv bewältigten Risikosituationen zu erkennen. Resilienz meint allgemein formuliert, den widerständigen Umgang von Menschen in besonderen Gefährdungslagen, beispielsweise Krisen, Traumata, insbesondere das Nutzen eigener Potentiale (Ressourcen, Strategien, u.a.) zur Bewältigung (vgl. Endreß/Maurer 2015: 7; Bonß 2015: 21ff.).

Ähnlich positiv wendet sich Antonovsky in seinem Salutogenese-Modell an Menschen in besonderen Herausforderungen (vgl. Hoffmann/Hofmann 2012: 173):

„Antonovsky (1987) hat in seinem Modell der Salatugenese den Begriff der ‚allgemeinen Widerstandsressourcen‘ geprägt. Darunter versteht er Merkmale, Aktivitäten, Handlungskompetenzen und Überzeugungen, die den allgemeinen Widerstand gegen die Belastungen des Alltags erhöhen, Kräfte aktivieren und die allgemeine Befindlichkeit verbessern können.“ (Hoffmann/Hofmann 2012: 173)

Neben dem Salutogenese-Modell, beschäftigen sich das Konzept der Selbstwirksamkeit von Bandura und das Konzept der Vulnerabilität auf unterschiedliche Weise und in Abgrenzung zueinander mit Lebenskrisen und deren Bewältigung (vgl. Götze 2013: 34f.). Laut Ulrike Götze, die das Konzept der Resilienz auf die Betriebliche Gesundheitsförderung, also auf Arbeitnehmende und Arbeitgebende im Arbeitsalltag bezieht, helfe Resilienz den Menschen unter den derzeitigen Bedingungen zu arbeiten und dabei gesund zu bleiben. (vgl. Götze 2013: 11ff.).

4.3 Resilienz und Bewältigungskompetenzen bei SozialarbeiterInnen

In der Aufarbeitung gefährdender Momente für die Sozialarbeitenden beschäftigte sich Irmhild Poulsen (2009; 2010; 2011) mit Schutzfaktoren zur Burnout-Prävention in der Sozialen Arbeit. Förderliche Faktoren, die selbstausbeutendem Verhalten entgegenstehen werden in der mir vorliegenden Literatur jedoch nicht deutlich benannt, weswegen ein Rückgriff auf Poulsens Schutzfaktoren zur Burnout-Prävention und das Herstellen eines Bezugs zur Selbstausbeutung notwendig erscheint. Eine Ableitung förderlicher Faktoren von den gefährdenden Momenten, die von diversen AutorInnen (vgl. Seithe 2012a; Conen 2011; Poulsen 2009; etc.) beschrieben werden, könnte ebenfalls hilfreich sein, scheint jedoch ausreichend in Poulsens Schutzfaktoren dargestellt.

Poulsen orientiert sich in ihrer qualitativen Forschung an Aaron Antonovskys Theorie der Salutogenese mit der Erklärung, dass diese „davon ausgeht, dass der Gesundheitszustand eines Menschen ganz wesentlich durch individuelle psychologische Einflussgrößen mitbestimmt wird“ (Poulsen 2009: 113). Sie wirft in diesem Sinne folgende Fragen auf, die auch im Zusammenhang der vorliegenden Arbeit von großer Bedeutung sein sollen. (Vgl. Poulsen 2009: 113)

„Auf welche Aspekte und Faktoren begründet sich die Fähigkeit bei Menschen – hier die Fachkräfte der Sozialen Arbeit – auf hohe Belastungen und enorme Anforderungen im beruflichen Alltag offen und belastbar zu reagieren, ihnen konstruktiv zu begegnen, ja, noch daran zu wachsen? Was sind das für personale und soziale Ressourcen, über die diese Fachkräfte verfügen?“ (Poulsen 2009: 113)

Die in Interviews erarbeiteten Schutzfaktoren oder auch Aspekte der Gesunderhaltung hat Poulsen (2009: 109ff.) in folgenden zehn Kategorien zusammengefasst, auf die an dieser Stelle näher eingegangen werden wird.

4.3.1 Selbsterkenntnis – Bewusstsein – innere Klarheit

Die erste Kategorie bezieht sich auf das Kennen und den Umgang mit der eigenen Person, also die Selbsterkenntnis und das Bewusstsein von sich selbst. Hilfreich für den Umgang mit Belastungen sei demnach, wenn die Fachkräfte ihre psychischen Belastungsgrenzen kennen und sich schützen lernen. Dies könnten realistische Erwartungen an die eigenen Hilfsmöglichkeiten sein und ebenso das Abgrenzen und das Nein-sagen, das Grenzen ziehen und sich zu den Grenzen bekennen. (Vgl. Poulsen 2009: 109)

Ein angemessenes, d.h. ausgeglichenes Nähe- und Distanzverhältnis stehe im Zusammenhang mit dem Wahrnehmen der eigenen Gefühle bei gleichzeitigem Engagement für die KlientInnen. Sozialarbeitende, die Schutzfaktoren der Selbsterkenntnis und des Bewusstseins, auch der inneren Klarheit, ausgeprägt hätten, würden Arbeit nicht mit nach Hause nehmen. Außerdem würden diese den KlientInnen auf Augenhöhe begegnen, ein ´Überbehüten` vermeiden und die Verantwortung an die KlientInnen zurück geben. Sie erkennen die Möglichkeit, von den KlientInnen zu lernen und die Notwendigkeit der Authentizität, indem sie selbst anwenden, was sie vermitteln. (Vgl. Poulsen 2009: 109)

Die Selbstsorge habe einen hohen Stellenwert und umfasse auch den privaten Ausgleich in Aktivität und Entspannung. Die Freude an der Arbeit und die pragmatische Einstellung, dass Arbeit nur ein Teil und Voraussetzung für die Lebensgestaltung ist, stärkten die Fachkräfte. (Vgl. Poulsen 2009: 109)

4.3.2 Freunde, Austausch, Reflexion

Einen wichtigen Faktor zur Gesunderhaltung stelle aus Sicht der Interviewten einerseits der Austausch mit Beschäftigten aus anderen Fachgebieten oder Beschäftigten mit gleichem Fachgebiet aus anderen Städten sowie andererseits ein solider Freundeskreis, der nichts mit dem Beruf zu tun hat, dar. Soziale Beziehungen zu pflegen und für gute soziale Kontakte zu sorgen erscheine den SozialarbeiterInnen bedeutend. (Vgl. Poulsen 2009: 109f.)

4.3.3 Team, Kollegen, Fortbildungen

Der Austausch mit KollegInnen, die Inanspruchnahme von Supervision, die Teilnahme an Angeboten, wie Teamgesprächen und kollegialen Beratungen sowie die eigene Reflexion würden wichtige Schutzfaktoren für Sozialarbeitende darstellen. Es helfe Gedanken auszutauschen, zusammen zu arbeiten, Rückhalt zu erleben und im Team gestärkt zu werden. Regelmäßige Fortbildungen sorgten für die fachliche Weiterentwicklung. (Vgl. Poulsen 2009: 110)

In 27 von 30 Aussagen zeige sich das immense Unterstützungspotential des Kollegiums und umfasse konkret (Poulsen 2009: 117)

„ein gutes Team, eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der Austausch und Offenheit möglich ist, in der man sich nicht verstellen muss, ein Team, in dem nicht ‚gemoppt‘ (sic!) wird …, das in Krisen zusammen hält und in dem auch anfallende Aufgaben ohne lange Diskussion geteilt werden können – das stärkt den Rücken und spendet Kraft“.

Die Rolle der Vorgesetzten, TrägervertreterInnen und AmtsleiterInnen wird ebenfalls angesprochen:

„Die Aussagen in den Fragebögen hierzu weisen auch sehr deutlich auf die enorme Relevanz der positiven Rückmeldung und der Rückendeckung durch Vorgesetzte hin. Auch dass die Trägervertreter/innen, die direkten Vorgesetzten, Amtsleiter/innen oder Abteilungsleiter die Arbeitsbelastungen wahrnehmen, ansprechen und dementsprechend zu verändern suchen, wird von den Fachkräften geschätzt und anerkannt. Allerdings haben nur 27 % der Befragten dies als Unterstützungsfaktor wahrgenommen bzw. formuliert, was darauf schließen lässt, dass immer noch viel zu wenig Wertschätzung im Berufsalltag von verantwortlicher Seite ausgedrückt wird.“ (Poulsen 2009: 117)

4.3.4 Hobbys, Ausgleich, Sport, Bewegung, Spaß und Freude

Poulsen fasst bedeutende Schutzfaktoren in folgender Aussage zusammen: „Sportliche Aktivitäten und Bewegung jeder Art werden von der Hälfte der Fachkräfte an erster Stelle als beste Möglichkeit zum Abschalten genannt“ (Poulsen 2009: 117f.). Ebenso benennen die Interviewten den Austausch mit Freunden, das Zusammensein in der Familie sowie weitere Hobbys, wie Saunagänge, Gartenarbeit etc. als hilfreich, dabei von der Arbeit abzuschalten und sich zu lösen. Spaziergänge in der Natur und gutes Essen und Trinken dienen der Erholung. (Vgl. Poulsen 2009: 117f.)

Die Gemeinsamkeit dieser Aktivitäten sieht Poulsen in dem Glück und der Zufriedenheit und vor allem der Balance, die sie für die Sozialarbeitenden herstellen (vgl. Poulsen 2009: 110).

4.3.5 Klare Strukturen, gute Planung, flexibel bleiben

Das Arbeitsverhalten der SozialarbeiterInnen, speziell der Umgang mit der eigenen Zeit, das Strukturieren der Tätigkeiten, das Planen der Arbeit und Einfordern von Struktur bilde eine weitere Kategorie von Schutzfaktoren. Ebenso scheine das Wechseln des Tätigkeitsfeldes, das Erhalten der eigenen Flexibilität und Offenheit, das Entwickeln von neuen Ideen einen Schutz zu bedeuten. Indem Sozialarbeitende sich Alternativen zur aktuellen Tätigkeit schaffen, stelle sich bei ihnen ein gutes Gefühl ein, Auswege zu kennen und Handlungsfähigkeit zu behalten. (Vgl. Poulsen 2009: 110)

4.3.6 Selbstwertschätzung

Das Erkennen des Wertes der eigenen Arbeit, insbesondere die Selbstwertschätzung habe eine besondere Bedeutung für die Gesunderhaltung der Fachkräfte. Hier zeige sich als geeignete Maßnahme der Sozialarbeitenden, wenn sie kleine Belohnungen in den Alltag einbauen, um ihrem Selbstwert Ausdruck zu verleihen. (Vgl. Poulsen 2009: 111)

4.3.7 Privatleben und Beruf trennen

Bezüglich ihres Privatlebens halten die Befragten eine klare Trennung von Beruf und Privatleben, d.h. keine Sozialarbeit in der Freizeit, für sinnvoll. Sie legen ebenfalls nahe, sich nicht mit dem Job übermäßig zu identifizieren. (Vgl. Poulsen 2009: 111)

4.3.8 Um Hilfe bitten

Poulsen beschreibt, dass das in Anspruch nehmen von Hilfe, zum Beispiel eine Psychotherapie, der Entlastung dienen könne (vgl. Poulsen 2009: 111).

Sie stellt weiter fest, dass die Fachkräfte anscheinend leicht im beruflichen und privaten Umfeld um Hilfe bitten können, woraus Poulsen auf ein reflektiertes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl schließt. Gleichzeitig würden übermäßige Selbstansprüche ausgeschlossen. (Vgl. Poulsen 2009: 121)

4.3.9 Erfolge außerhalb organisieren

Es könne ebenfalls zu einem gesunden Umgang mit der Arbeit verhelfen, sich im Privatleben Erfolgserlebnisse zu schaffen (z.B. Hausbau, Garten anlegen, Schach in der Bundesliga spielen). (Vgl. Poulsen 2009: 111)

4.3.10 Das Ende der Larmoyanz

In ihrer zehnten Kategorie geht Poulsen auf einen großen Schutzfaktor ein: die positive innere Haltung. Die Fachkräfte zeigten sich lösungsorientiert, anstatt sich mit dem ‚Jammer‘` zufrieden zu geben. Diese positive innere Haltung könne entwickelt und sollte gepflegt werden. (Vgl. Poulsen 2009: 111)

In der folgenden Aussage zeigt sich noch deutlicher worum es dabei geht:

„Eine ‚durchweg positive Grundhaltung‘ zur Arbeit als Ausdruck innerer Einstellung gemeinsam mit vorhandenem spezifischem Interesse (‚Spaß und Neugier am Menschen‘, so die Aussage einer Teilnehmerin) und eine gewissermaßen ‚wissenschaftliche Neugier‘ für das Begreifen und Verstehen von psychologischen, seelischen Zusammenhängen bei Menschen wirken verstärkend und motivierend und sind als Ressource zu erkennen. Vor allem jedoch sind es die inneren Haltungen und Einstellungen, die innere Klarheit, die verinnerlichten Herangehensweisen an die Herausforderungen des Berufs und des Lebens allgemein, die dem Individuum hier ganz deutlich eine konstruktive Richtung ermöglichen.“ (Poulsen 2009 118f.)

Positive innere Haltungen prägen das eigene Stress- und Belastungsempfinden, zeigen eine klare und sachliche Annäherung an den Beruf, klären über die Bedeutung von Selbstfürsorge, u.a.. Einige dieser positiven Haltungen sind folgende (Poulsen 2009: 118ff.):

„Ich kann mich gut abgrenzen und leicht abschalten, kann Ungelöstes gut auf den nächsten Tag verschieben und dann neu angehen; … habe Routine, bin Organisationstalent, bin Profi, habe lange Berufserfahrung; … jede bewältigte Herausforderung gibt Zufriedenheit und Motivation für neue Aufgaben; … klar strukturiert vorgehen, Prioritäten setzen, mich fortbilden; … Ich biete mein Wissen an, aber die Klienten entscheiden selbst, ob sie es annehmen – ich bin nicht für andere verantwortlich; … alles nicht so wichtig nehmen, Beruf steht nicht an erster Stelle; das Leben ist zu kurz, um es zu vergeuden; … Ich fühle mich nicht hilflos, ich habe psychische Stärken, die ich einsetzen kann, ich habe Lösungsstrategien und kann diese umsetzen; … Ich bin überzeugt, dass meine Arbeit sinnvoll ist und etwas bewirkt; … Ich bin mir bewusst, dass meinen Hilfsmöglichkeiten auch Grenzen gesetzt sind, die ich gut akzeptieren kann.“

4.4 Schwierigkeiten und Grenzen in der eigenen Gesunderhaltung

Neben den vielfältigen Schutzfaktoren, die Sozialarbeitende für sich wahrnehmen können, sind Erschwernisse zu nennen. So nehme ein Drittel der Interviewten „keinerlei Unterstützung des Trägers wahr“ (Poulsen 2009: 118), es fehle vielen Fachkräften die Anerkennung und Wertschätzung durch den Träger, ebenso erleben nur wenige Befragte Gespräche mit dem Chef oder der Chefin als hilfreich. (Vgl. Poulsen 2009: 118)

„Demzufolge verwundert es auch nicht, wenn fast 30% der Befragten den Wunsch nach mehr Wertschätzung ihrer geleisteten Arbeit als erste Antwort auf die Frage formulieren, welche konkreten Wünsche sie an den Träger zur Gesunderhaltung der Fachkräfte haben. Hier äußern auch fast 30% den konkreten Wunsch, Gesundheitsprogramme (etwa Entspannungskurse, Yoga, Meditation) einzuführen bzw. anzubieten.“ (Poulsen 2009: 118)

Hinzu komme, dass Supervision, trotz der hohen Bedeutung für die Fachkräfte, in der Sozialen Arbeit noch keine Selbstverständlichkeit sei (vgl. Poulsen 2009 45). Wie bereits oben erwähnt, fehle es vielen SozialarbeiterInnen an Feedback bezüglich ihrer Arbeit, speziell erfolgreichem Handeln, an Wertschätzung vonseiten der Vorgesetzten, TrägervertreterInnen und der Öffentlichkeit (vgl. Poulsen 2009 113).

Ein weiteres Erschwernis sei das Verhältnis von SozialarbeiterInnen zu sich selbst und ihrer Arbeit, das sich in übermäßiger Selbstkritik, dem Überfordern der eigenen Kräfte, dem Ignorieren der eigenen Bedürfnisse zugunsten des Klientels, dem Standhalten der Arbeitsverdichtung in der Hoffnung auf Anerkennung ausdrücke (vgl. Conen 2011: 38). In diesem Sinne erklärt Seithe (2012c: 42), „Sozialarbeitende brauchen mehr Selbstbewusstsein“ und müssen „öffentlich sprechen lernen“ (Seithe 2012c: 42), um ernst genommen zu werden. An einer ‚gemeinsamen Stimme‘ Sozialer Arbeit mangele es aufgrund der Konkurrenz untereinander, aufgrund der fehlenden gemeinsamen Identität, trotz gleicher fachlicher Grundlage und schließlich aufgrund der ´Verzettelung` durch unterschiedliche Berufsbezeichnungen (vgl. Seithe 2012c: 43).

4.5 Zusammenfassung

In dem vorangegangenen Kapitel 4 wurden mit der Aussage über die Aktualität des Themas ‚Gesunderhaltung von SozialarbeiterInnen‘ (vgl. Poulsen 2009, Eichinger 2009; Conen 2011; etc.) förderliche, gesunderhaltende und schützende Faktoren betrachtet. Die neoliberale Politik mit den Auswirkungen auf Arbeitsbedingungen und destruktive Bewältigungsreaktionen der Fachkräfte seien im Zusammenhang mit den Erkrankungen derselbigen zu sehen (vgl. Poulsen 2009: 11ff.; Conen 2011: 13ff.). Die unterschiedlichen Interessen an der Gesunderhaltung der Fachkräfte wurden aus Perspektive der neosozialen Politik, der Arbeitgeber, der SozialarbeiterInnen selbst und der KlientInnen geschildert (vgl. Eichinger 2009: 196; Poulsen 2010: 24; Conen 2011: 46; Seithe 2013: 38f.).

In einer Einführung zu verschiedenen Konzepten, im Vordergrund das Konzept der Resilienz (hierzu Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2014: 7ff.; Endreß/Maurer 2015: 7ff.; Bonß 2015: 15ff.; u.a.), das die Gesunderhaltung von Menschen trotz schwierigster Bedingungen thematisiert, wurde die Bedeutung von Ressourcen für die Gesunderhaltung geklärt. Konkrete Schutzfaktoren aus Sicht von SozialarbeiterInnen seien der Austausch mit KollegInnen, die Inanspruchnahme von Supervision, das Erkennen eigener Belastungsgrenzen, Bewegung als Ausgleich u.a. (vgl. Poulsen 2009: 109ff.). Die Gesunderhaltung wird durch verschiedene Bedingungen erschwert bzw. begrenzt (vgl. Poulsen 2009: 109ff.).

5. Erarbeitung von Handlungsalternativen zu Selbstausbeutung

Die Erarbeitung von möglichen Handlungsalternativen soll basierend auf der vorangegangenen Analyse der Bedingungen Sozialer Arbeit (Kapitel 2), der Feststellung der Destruktivität von selbstausbeutendem Verhalten (Kapitel 3) und mithilfe der förderlichen Bedingungen (Kapitel 4) geschehen. In der Darstellung von Handlungsalternativen kann es nicht um Vollständigkeit gehen, vielmehr um die auswählende Beschäftigung mit dem Hinweis auf die Bandbreite weiterer alternativer Handlungsstrategien.

Es lassen sich in der Literatur viele Ideen zu Handlungsalternativen aus Sicht von WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen zusammentragen. In der Auseinandersetzung mit diesen Handlungsalternativen hat sich die Unterscheidung in Handlungsalternativen, die sich mit der Person des Sozialarbeiters/ der Sozialarbeiterin beschäftigen (Kapitel 5.1) und in Handlungsalternativen, bei denen die offensive Einmischung in Form von Politisierung und dem Anstreben von Sichtbarkeit geschieht (Kapitel 5.2), herausgebildet.

Für eine weitergehende Beschäftigung mit diesen Handlungsalternativen, einer Diskussion und Bewertung beispielsweise, bräuchte es wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse hierzu. Aus diesem Grund wird es in dieser Ausarbeitung lediglich um das Aufbereiten und Darstellen von Handlungsalternativen als Grundlage für eine weitere Diskussion gehen.

5.1 Zur Beschäftigung mit der eigenen Person

Die Beschäftigung mit der eigenen Person wird oft benannt (vgl. Seithe/Köhn 2012: 8; Poulsen 2009: 118ff.; etc.) und kann, wie die folgenden Ausführungen zeigen werden, eine sinnvolle Alternativ zu Tendenzen der Selbstausbeutung darstellen.

5.1.1 Grundhaltungen und Einstellungen überprüfen und verändern

Als Handlungsalternative in Form von Einmischung kann die kritische „Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstverständnis“ (Seithe/Köhn 2014: 8) verstanden werden. Poulsen (2009: 109ff.) beschreibt in ihrer ersten Kategorie der Schutzfaktoren die Selbsterkenntnis, das Bewusstsein und die innere Klarheit, die Bewältigung ausmachen können (siehe Kapitel 4.3.1), und geht in der zehnten Kategorie (hierzu Kapitel 4.3.10) auf den Schutzgehalt einer positiven inneren Haltung ein, wozu oben vielfältige Beispiele benannt wurden. Positive innere Haltungen zu Selbstfürsorge und der eigenen Arbeit, dem Beruf, ebenso wie zum Verhältnis von Privat- und Berufsleben stärken die Fachkraft (vgl. Poulsen 2009: 114ff.).

Darüber hinaus könne das Akzeptieren der derzeitigen Lage, ohne sich ihr jedoch zu ergeben, und die Auseinandersetzung mit der öffentlichen Debatte Handlungsspielräume eröffnen (vgl. Krafeld 2014: o.S.).

„Man schafft sich mehr eigene Handlungsfreiheit, wenn man zu der Überzeugung kommt, dass das keine Frage von Mangel an Geld ist, sondern eine Frage von dessen Verteilung. Und die erfolgt nicht nach Sachzwängen, sondern ist eine Interessen- und Machtfrage, die Gewinner hat und Verlierer. Daran können einzelne Sozialarbeiter (bei allem gesellschaftlichen Engagement) jedenfalls kurz- oder mittelfristig auch nichts Wesentliches ändern.“ (Krafeld 2014: o.S.)

Krafeld benennt das Akzeptieren eigener Handlungsmöglichkeiten und ihrer Grenzen und zeigt damit einen Weg auf, das eigene Engagement daran auszurichten, ohne sich auszubeuten. Diese Erkenntnis könne helfen, sich mit der eigenen Selbstfürsorge zu beschäftigen, ohne sich in einem übermäßigen Engagement zu verlieren. (Vgl. Krafeld 2014: o.S.)

Hoffmann und Hofmann (2012: 99ff.) stellen in ihrem Buch zur Selbstfürsorge für Therapeuten und Berater dar, wie dysfunktionale Haltungen gegenüber funktionalen Haltungen wirken und wie Selbstsorge aussehen könne. Eine Übertragung der Inhalte auf sozialarbeiterische Handlungsfelder erscheint naheliegend, nicht nur in direkt beratenden Tätigkeiten. Demnach verstehen die Autoren dysfunktionale Einstellungen als Einstellungen, die fortlaufend bestätigt werden wollen, weswegen die Fachkraft ihre Flexibilität verliere (vgl. Hoffmann/Hofmann 2012: 99). Sie schreiben weiter: „Dysfunktional wird sie (die Haltung, M.T.) dann, wenn sie ‚übertrieben‘ entwickelt, also über ein sinnvolles Maß hinaus gesteigert und zugespitzt und schließlich undifferenziert auf alle möglichen Phänomene angewandt wird“ (Hoffmann/Hofmann 2012: 99). Beispiele für funktionale Anteile sind:

Verständnis, Empathie, Engagement, Bedürfnis nach Rückmeldung, Wunsch nach einer guten Arbeitsbeziehung, kritische Selbsteinschätzung, Vorsicht im Umgang, illusionslose Einschätzung, Bedürfnis sich abzugrenzen, hohe Leistungsmotivation, Selbstwerterhaltung, altruistische Helfereinstellung. (Vgl. Hoffmann/Hofmann 2012: 100)

Dagegen können funktionale Anteile auch dysfunktional überspitzt werden und sich folgendermaßen ausprägen:

Identifikation mit der Störung, mangelnde Distanz, zu starke Involviertheit, Überidentifikation mit dem Patienten, mangelnde Abgrenzung, starke Abhängigkeit, Verwöhnhaltung, Konfliktvermeidung, Unsicherheit, negative Selbstbewertung, Gefühl der Überforderung, Misstrauen, Überempfindlichkeit, Stressanfälligkeit, aufopferungsvolle Selbstlosigkeit, Sättigung, Verdrossenheit, Sinnkrise. (Vgl. Hoffmann/Hofmann 2012: 100)

Selbstfürsorge (auch als Psychohygiene verstanden) bedeutet aus Sicht von Hoffmann und Hofmann (2012: 99ff.) die Auseinandersetzung mit eigenen Haltungen und die Suche nach Veränderungsmöglichkeiten von dysfunktionalen Einstellungen, bzw. das Erkennen von funktionalen Anteilen neben dysfunktionalen Anteilen. Nicht zuletzt müsse eine politische Haltung entwickelt werden, um eigene Interessen auf verschiedenen Ebenen durchzusetzen (vgl. Seithe 2014b: 127).

5.1.2 Balance halten

Eine alternative Bewältigungsmöglichkeit könne das Halten einer Balance sein, wozu Poulsen (2010: 29) schreibt: „Der Schlüssel zum Wohlbefinden in diesem Berufsfeld liegt in der Balance der vier grundlegenden Lebensbereiche: dem mentalen, sozialen, spirituellen und körperlichen Leben“.

Dabei lässt sich ein Bezug zu den von ihr aus den Interviews gesammelten Schutzfaktoren zu der Kategorie „Hobbys, Ausgleich, Sport, Bewegung, Spaß und Freude“ (Kapitel 4.3.4) sowie zu der Kategorie „Privatleben und Beruf trennen“ (Kapitel 4.3.7) und der Kategorie „Erfolge außerhalb organisieren“ (Kapitel 4.3.9) herstellen. Die Interviewten benannten vielfältige Möglichkeiten des geistigen und körperlichen Ausgleichs, des sozialen Austauschs, die alternativ zu selbstausbeutendem Verhalten stehen können. Eine klare Trennung von Privatleben und Beruf sowie das Schaffen von Erfolgserlebnissen im Privatleben stellen Handlungsalternativen zu Selbstausbeutung dar. (Vgl. Poulsen 2009: 109ff.)

Hoffmann und Hofmann (2012: 218) benennen die Selbstbeschränkung im Anspruch, das Einnehmen einer Vogelperspektive und den Humor als hilfreich für das eigene Berufsleben, woraus eine Balance entsteht.

5.1.3 Selbstfürsorge/ Psychohygiene in den Arbeitsalltag übernehmen

Wie in Kapitel 5.1.1 erwähnt, sei eine positive innere Haltung zu Selbstfürsorge als Schutzfaktor anzusehen und die Erkenntnis, dass man nur gesund für andere hilfreich sein kann, handlungsleitend (vgl. Poulsen 2009: 120). Ähnlich empfehlen Hoffmann und Hofmann nach dem Prinzip „wie ich dir, so ich mir“ (2012: 16), Selbstfürsorge mit in das tägliche berufliche Handeln zu übertragen (vgl. Hoffmann/Hofmann 2012: 34).

Aus den zehn Kategorien von Poulsen (2009) (benannt im Kapitel 4.3) sind viele Möglichkeiten zu entnehmen, die Selbstfürsorge in den Arbeitsalltag zu übernehmen. So sorge ein angemessenes Nähe- und Distanzverhältnis für ein ausgeglichenes Verhältnis zu den KlientInnen. Der Austausch im Kollegium, die Teilnahme an Supervision und Fortbildungen etc. werden als bedeutende Schutzfaktoren benannt. Poulsen beschreibt, dass befragte Fachkräfte Hilfe annehmen, Belohnungen in den Alltag einbauen und so ihrem Selbstwert Ausdruck verleihen. (Vgl. Poulsen 2009: 109ff.)

5.1.4 Eine kritische Fachlichkeit entwickeln (Reflexivität)

Eine bedeutende Handlungsalternative sei die Entwicklung einer kritischen Fachlichkeit wie Poulsen weiter ausführt:

„Eigene Sichtweisen, Einstellungen, Überzeugungen und bisherige Verhaltsmuster/Handhabungen zu hinterfragen und durch verändertes Verhalten in ihrem Alltag zu ersetzen, ist der aktive Beginn und Wendepunkt hin zu mehr seelischer und körperlicher Gesundheit“ (Poulsen 2009: 114).

Mechthild Seithe bringt die kritische Fachlichkeit in den Zusammenhang mit der neosozialen Politik und meint: „Die Reflexivität im Sinne eines ´Durchschauens der Verhältnisse` ist das Gegenbild einer sozialtechnologischen Anpassung an die neuen systemischen Erfordernisse“ (Seithe 2014b: 121). Weiter erklärt sie, dass eine Reflexivität die Erkenntnis bringen könne, „dass es sich bei alldem um die Folgen gesellschaftlicher Entscheidung handelt, um von Menschen gemachte Regeln und Verhältnisse und nicht um Naturereignisse“ (Seithe 2014b: 122).

Allein reiche Reflexivität jedoch nicht aus, sei erst in Verbindung mit einem alltäglichen fachlichen Widerstand (hierzu Kapitel 5.2.4) beginnendes politisches Handeln (vgl. Seithe 2014b: 122). Die kritische Fachlichkeit müsse erst entwickelt werden, dies sei auch ein Auftrag an Hochschulen, den Studierenden fachlich-widerständiges Denken und Selbstbewusstsein zu vermitteln (Seithe 2014b: 129).

5.1.5 Bewältigungskompetenzen erweitern/ Resilienz fördern

Mögliche Bewältigungskompetenzen und Schutzfaktoren, die zu einer Resilienz führen können sowie deren Einfluss auf die Gesundheit der Fachkräfte wurden im Kapitel 4.3 bereits ausführlich beschrieben. In diesem Sinne könnte die Schlussfolgerung von Fachkräften lauten, die eigenen Ressourcen mehr in den Blick zu nehmen.

Krafeld (2014: o.S.) sieht Handlungsalternativen zu destruktiven Bewältigungsreaktionen darin, äußere Veränderungen, wie etwa die Arbeitsbedingungen nicht abzuwarten, stattdessen die eigenen Kompetenzen auszubauen, sich zu stärken. Er führt eine Reihe von Möglichkeiten an, mit Erschwernissen im Arbeitsalltag umzugehen. (Vgl. Krafeld 2014: o.S.)

Er benennt beispielsweise die Prioritätensetzung, das Entschärfen/Neutralisieren unrealistischer Erwartungen, das aktive selbstständige Entscheiden und das Akzeptieren der Begrenzungen der eigenen Möglichkeiten. Indem er auf die lange geforderte Umsetzung der Kompetenz- und Ressourcenorientierung gegenüber den KlientInnen und den SozialarbeiterInnen drängt, bestätigt er die Bedeutung dieser Stärken-Orientierung als Handlungsalternative. Seine Erklärung hierzu (Krafeld 2014: o.S.) lautet: „Nicht zuletzt ist ... (dieser Perspektivwechsel; M.T.) geeignet, engagierte Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter von übermächtigem Erwartungsdruck von außen und von übermäßigen Ansprüchen an sich selbst freier zu machen“. (Vgl. Krafeld 2014: o.S.)

Einen weiteren Nutzen in der Aneignung von Haltungen und Kompetenzen sieht Mechthild Seithe (2014a: 45) für die Politisierung. So sollen Fachkräfte gezielt hierfür notwendige Haltungen und Kompetenzen erlernen (vgl. Seithe 2014a: 45). Eine ähnliche Zukunftsorientierung hat, wenn Franz Josef Krafeld von optimistischen Fachkräften spricht, „die immer real vorhandene Entwicklungs-, Veränderungs- und Verbesserungschancen unterstellen, um dann geeignete Wege dafür zu suchen“ (Krafeld 2014: o.S.).

5.2 Zur Politisierung und dem Streben nach Sichtbarkeit

An zweiter Stelle folgt, nach der Beschäftigung mit Handlungsalternativen zu der eigenen Person (Kapitel 5.1) das Ermitteln von Handlungsalternativen, die mit einer Politisierung, einem Streben nach Sichtbarkeit einhergehen. Mechthild Seithe (2014a: 43) fasst auf Ebene der Politisierung/Sichtbarkeit die öffentliche Artikulation und das offensive Einmischen, mit Handlungsalternativen, wie einer Öffentlichkeitsarbeit, dem Einmischen und Auseinandersetzen, politische Aktionsformen und das störrisches Beharren auf Fachlichkeit zusammen.

5.2.1 Störrisches Beharren auf Fachlichkeit

„Da wäre noch eine weitere möglich Bewältigungsstrategie in unserer Profession: der aktive Widerstand einer kritisch denkenden, reflexiven und politisch bewusst und widerständig handelnden Sozialen Arbeit“, eröffnet Mechthild Seithe (2012a: 383). SozialarbeiterInnen, die in den fachlichen Widerstand gehen, beschreibt sie wie folgt:

„Sie schlucken nicht, sie halten vielmehr dagegen, legen souverän ihre fachlichen Argumente auf den Tisch und versuchen nicht, die andere Seite mit deren Begriffen und Argumenten zu täuschen und einzufangen. Sie lassen sich nicht einfach die Fachlichkeit aus den Händen schlagen, schlicht: Sie werden richtig stur und unangenehm ausdauernd in ihrem fachlichen und fachlich begründeten Widerstand.“ (Seithe 2012b: 380)

Ein solcher fachlicher Widerstand brauche als Grundlage erstens ein konzeptionelles Selbstverständnis, das die die Ausrichtung und Beeinflussung Sozialer Arbeit durch die Ökonomie (Marktförmigkeit) zurückweise, den aktivierenden Sozialstaat ablehne, die politische Rolle Sozialer Arbeit wieder aufleben lasse. Zweitens brauche es „eine wissenschaftlich geleitete, subjektorientierte und politisch aktive Praxis der Sozialen Arbeit“, die sich auf ihre gemeinsame Profession besinne, die ihre Verbindlichkeit gegenüber den KlientInnen, die Parteilichkeit und den ethischen Kodex bestätige, es brauche eine konsequente Umsetzung sozialpädagogischer Handlungsstrategien und vor allem die Wiedererlangung von fachlicher Autonomie und demokratischer Kontrolle der Fachlichkeit. (Vgl. Seithe 2012a: 384ff.)

Das störrische Beharren auf Fachlichkeit sei in Verbindung mit der Entwicklung einer kritischen Fachlichkeit/Reflexivität der SozialarbeiterInnen (Kapitel 5.1.4) zu sehen (vgl. Seithe 2014b: 122). Dieser Widerstand bewege sich auf Ebene der PraktikerInnen im Arbeitsalltag und meine „etwa die Weigerung, unsinnige und unmögliche Aufträge anzunehmen, oder die konkrete Forderung nach den Bedingungen, die gebraucht würden, um eine Aufgabe zu lösen, oder das Bestehen auf dem Vorrang der Fachlichkeit vor Effizienzkriterien“, so Seithe (2014a: 43). Gerade dieser fachliche Widerstand bedeute enorm viel (vgl. Seithe 2014b: 122), in welchem es darum gehe,

„dass jeder Sozialarbeitende vor Ort und jede WissenschaftlerIn an ihrem Schreibtisch die Kernaussagen und die ethischen und wissenschaftlichen Orientierungen der Sozialen Arbeit bewusst, gezielt und offensiv thematisiert, herausfordert und sich den Tendenzen, sie zu unterlaufen und zu konterkarieren, unmissverständlich und selbstbewusst entgegenstellt“ (Seithe 2014b: 122).

Das Beharren auf fachlichen Standards gehe einher mit der offensiven Auseinandersetzung mit ´neosozial` eingestellten KollegInnen, mit der Verwaltung, dem Träger, der Kommunalpolitik, beinhalte die Aufklärung der Öffentlichkeit und das Aufstellen von berufspolitischen Forderungen (vgl. Seithe 2012b: 377).

Zudem benötige es „einige Grundhaltungen, Kompetenzen und Strategien der störrischen Fachlichkeit“ (Seithe 2012b: 380). Beispielsweise brauche es „ein gutes Selbstwertgefühl als Sozialarbeiterin beziehungsweise Sozialarbeiter und ein großes Vertrauen in die eigene fachliche Position“, um „deutlich und begründet die Grenze der Zumutbarkeit von Rahmenbedingungen (zu) benennen“ und Probleme „nicht als Belastung und persönliche Überforderung dar(zu)stellen, sondern als unsinnig und als Zumutung“, so Seithe (2012b: 380).

Die störrische Professionalität, wie sie von anderen AutorInnen genannt werde, sei ein adäquates Mittel im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und im Widerstand gegen eine schleichende Deprofessionalisierung. Politische Forderungen könnten in diesem Rahmen lauten, die Soziale Arbeit angemessen zu bezahlen und erforderliche Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Arbeit bereitzustellen. (Vgl. Seithe 2014b: 123) Sie führt folgende Beispiele an:

„So könnten z.B. MitarbeiterInnen dem Träger eine offene Rechnung aufmachen, wie viel er durch ihre Bereitschaft spart, unbezahlte Überstunden zu machen und im eigenen Beruf zusätzlich ehrenamtliche Einsätze zu übernehmen. So müsste eine Familienhelferin, der man für die Arbeit mit einer Multiproblemfamilie ganze vier Fachleistungsstunden in der Woche gewährt, unmissverständlich deutlich machen, was man in diesem Zeitrahmen erreichen und bewirken kann und was nicht. Und die Verantwortung für das Nichterreichen der Ziele (und für das Rausschmeißen öffentlicher Gelder für diesen sinnlosen Einsatz) muss sie an den Arbeitgeber schriftlich zurückgeben.“ (Seithe 2014b: 123)

Das Schweigen zu brechen und in Auseinandersetzung zu gehen sei allerdings „schwieriger und belastender, als politische Aktionen fern vom eigenen Arbeitsplatz“ (Seithe 2012b: 378), sagt sie mit folgender Begründung.

„Denn der alltägliche Frust, diese ständige Herausforderung und Konfrontation am Arbeitsplatz, die Auseinandersetzung mit den Forderungen und Vorstellungen eines neoliberalen Verständnisses von Sozialer Arbeit und die damit verbundenen Zumutungen, all das müssen Sozialarbeitende oft ganz alleine, bestenfalls gemeinsam im Team ertragen und bewältigen“ (Seithe 2012b: 378).

Hilfreich könne ihrer Meinung nach außerdem, das Üben einer fachlichen Argumentation, das Führen eines Tagesbuches zur Reflexion und das Reflektieren und Austauschen in Gesprächsgruppen sein (Seithe 2012b: 381).

5.2.2 Sich vernetzen und organisieren

Eine bedeutende alternative Bewältigungsstrategie sieht Seithe (2014b: 125) in der Vernetzung und Organisation von Sozialarbeitenden, indem sie als „Ausdruck politischer Einmischung und politischer Präsenz der Profession und Disziplin“ vielfältige traditionelle und neue Aktionsformen benennt.

Tatsache sei allerdings, obschon Gewerkschaften und der Berufsverband weitere Möglichkeiten zum Widerstand böten, dass der derzeitige Organisationsgrad der Sozialarbeitenden sehr gering sei. In den letzten Jahren hätten sich Deutschlandweit viele Arbeitsgruppen, Bündnisse und Initiativen kritischer Sozialer Arbeit gegründet, die gemeinsam an widerständigen Strategien und Konzepten arbeiten (AKS Gruppen in etlichen Städten, Bremer Bündnis, Unabhängiges Forum kritische Soziale Arbeit, Soltauer Initiative u.a.). (Vgl. Seithe 2014b: 126)

Kritische Gruppen Sozialer Arbeit streben den „Wiederaufbau einer akademischen Diskurs- und Kritikkultur“ an (Bütow/Chassé/Lindner 2014: 9) und ermöglichen die Vernetzung verschiedener Akteure (hierzu Schreier 2012; Seithe 2012a, Seithe 2012b; Stender/Kröger 2013; Anhorn/Bettinger 2012; Hünersdorf/Hartmann 2013; Panitzsch-Wiebe/Becker/Kunstreich 2013).

Handlungsmöglichkeiten und -pflichten haben nach Ansicht von Marie-Luise Conen (2011: 128) die Gewerkschaften. Ebenfalls biete die Gründung eines Betriebsrates Möglichkeiten zum Widerstand (vgl. Conen 2011: 130).

5.2.3 Öffentlichkeitsarbeit betreiben und sich zeigen

Die Notwendigkeit, die Öffentlichkeit aufzuklären (vgl. Seithe 2012b: 377) wurde verbunden mit der störrischen Fachlichkeit (Kapitel 5.2.1) schon erwähnt.

Mit dem Hintergrund, dass Soziale Arbeit in der Öffentlichkeit als nicht konkurrenzfähig gegenüber unumstrittenen Professionen wirke erkläre sich die Notwendigkeit einer eigenen Öffentlichkeitsarbeit. Ebenfalls stelle das Bild der weiblichen Fürsorge, beruhend auf dem Verständnis von Frauen als natürlich geeignet und fähig um für Menschen zu sorgen einen Anreiz für Öffentlichkeitsarbeit dar. Eine Öffentlichkeitsarbeit im eigenen Interesse sei bedeutend, jedoch fehle es den Fachkräften an Mut und Übung darin. Die Bescheidenheit und Zurückhaltung hemme die Sozialarbeitenden, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Aufgrund dessen brauche es Übung und Selbstbewusstsein vonseiten der Fachkräfte, öffentlich sprechen zu lernen. Sozialarbeitende müssten hierfür die Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit erkennen. (Vgl. Seithe 2012c: 40ff.)

Mechthild Seithe (2014b: 124) nimmt Öffentlichkeitsarbeit als Möglichkeit wahr, als gesellschaftliche Kraft aufzutreten und in „öffentlichen Diskussionen, Veröffentlichungen, Leserbriefen und anderen medialen und auch direkten Stellungnahmen“ (Seithe 2014b: 124) in gesellschaftliche Diskurse einzugreifen. Conen (2011: 22) äußert sich ebenfalls zu der Möglichkeit Diskurse zu beeinflussen:

„Damit ist deutlich, dass sich professionelle Helfer nicht machtvermeidend verhalten können: Sie haben Macht gegenüber den Klienten. Sie sind nicht ohne Macht in den Interaktionen mit ihren Organisationen. Sie sind in der Lage, Diskurse zu beeinflussen. Politische Diskurse gilt es sowohl im Interesse der Klienten als auch im eigenen Interesse nachhaltig zu beeinflussen und zu gestalten.“ (Conen 2011: 22)

Conen (2011: 133) geht noch weiter, indem sie eine Möglichkeit darin sieht, dass Fachkräfte ihre Situation, prekäre Arbeitsbedingungen öffentlich machen, über Rahmenbedingungen aufklären (´Whistleblowing`).

5.3 Zusammenfassung

Die Suche nach Handlungsalternativen zu Selbstausbeutung hat eine Bandbreite von Ideen hervor gebracht, von denen einige Handlungsstrategien vorgestellt wurden. Die Unterscheidung in Handlungsalternativen, bei denen sich Sozialarbeitende mit sich selbst beschäftigen und Handlungsalternativen, bei denen die SozialarbeiterInnen sich offensiv einmischen hat das Kapitel durchzogen.

Es hat sich gezeigt, dass Sozialarbeitende schon in dem Besinnen auf sich selbst, beispielsweise durch die kritische „Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstverständnis“ (Seithe/Köhn 2014: 8), durch Selbsterkenntnis, innere Klarheit und eine positive innere Haltung (vgl. Poulsen 2009: 114ff.) besondere Schwierigkeiten bewältigen können. Naheliegend scheint es, dass Fachkräfte das Prinzip „wie ich dir, so ich mir“ (Hoffmann/Hofmann 2012: 16) verinnerlichen und Selbstfürsorge in das tägliche berufliche Handeln übernehmen (vgl. Hoffmann/Hofmann 2012: 34).

Offensive Handlungsstrategien umfassen u.a. das störrische Beharren auf Fachlichkeit, basierend auf einer kritischen Fachlichkeit/ Reflexivität der SozialarbeiterInnen (vgl. Seithe 2014b: 122) und die Öffentlichkeitsarbeit (vgl. Seithe 2014b: 124). Letztendlich kann die Macht Sozialer Arbeit nützlich in der Beeinflussung gesellschaftlicher Diskurse sein (vgl. Conen 2011: 22).

6. Schluss

Abschließend werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst werden und in einer Schlussfolgerung kritisch bewertet werden. In diesem Teil soll nun die Verbindung zur Ausgangsfragestellung hergestellt werden.

6.1 Die Zusammenfassung

Die Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit sind durch hohe fachliche Anforderungen an die Sozialarbeitenden (Vgl. Poulsen 2009: 13), die geschichtlich gewachsenen Eigenheiten der Profession und deren Fachkräften (vgl. Winker 2015: 72) und durch die ´neosozialen` Verhältnisse (vgl. Eichinger 2009; etc.) bestimmt. Ein hoher Leistungsdruck, Versagensängste, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und die übermäßige Bescheidenheit sowie der eigene Beitrag der Professionellen an der Verwurzelung der prekären Bedingungen bilden u.a. die Grundlage für Selbstausbeutung im Arbeitsalltag (vgl. Albert 2006: 27f.; Poulsen 2009: 11; Seithe/Köhn 2012: 8; etc.). Selbstausbeutendes Verhalten sei somit kein Problem einzelner SozialarbeiterInnen. Es wird sowohl durch individuelle und auch strukturelle Bedingungen verursacht (vgl. Poulsen 2010: 11; Conen 2011: 13f.; etc.).

Die Fachkräfte reagieren unterschiedlich auf die vorhandenen Belastungen, vielfach jedoch mit destruktiven (schädigenden) Bewältigungsstrategien, wie zum Beispiel der Selbstausbeutung (vgl. Poulsen 2010: 24; Conen 2011: 46). Selbstausbeutung wird von einzelnen AutorInnen als solche benannt (so Seithe 2012a; Krafeld 2014) und öfter mit fehlender Selbstsorge umschrieben (vgl. z.B. Eichinger 2009; Poulsen 2009; Winker 2015). Die schädigende Wirkung von Selbstausbeutung (Folgeerkrankung z.B. Burnout) und der fehlende, wenn überhaupt vermeintliche Nutzen als Bewältigungsmöglichkeit (vgl. Eichinger 2009; Conen 2011) sind ebenso bekannt wie die Tatsache, dass Fachkräfte durch ihr Verhalten ihre Fachlichkeit und Professionalität selbst gefährden (vgl. Seithe 2012a: 369f.; Seithe/Köhn 2012: 8).

Besonders interessant ist die Ausgangsfrage, mit welchen langfristigen Bewältigungsstrategien es Sozialarbeitende unter den belastenden Bedingungen schaffen können, ihre Gesundheit zu erhalten. Diesbezüglich wurden vielfältige förderliche, gesunderhaltende und schützende Faktoren betrachtet (vgl. Poulsen 2009: 109ff.). Solche Ressourcen, z.B. der Austausch mit KollegInnen, die Inanspruchnahme von Supervision, das Erkennen eigener Belastungsgrenzen, Bewegung als Ausgleich u.a. (vgl. Poulsen 2009: 109ff.), die in belastenden Situationen die Menschen gesund erhalten, werden im Konzept der Resilienz u.a. beschrieben (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2014: 7ff.; Endreß/Maurer 2015: 7ff.; Bonß 2015: 15ff.; u.a.).

Die Suche nach alternativen Handlungsstrategien hat, trotz des unterschiedlich starken Interesses, die Fachkräfte gesund zu erhalten (vgl. Eichinger 2009: 196; Conen 2011: 46; Seithe 2013: 38f.; etc.), eine Reihe von Ideen und Praktiken hierzu hervorgebracht. Die Vermutung, Selbstausbeutung geschehe aus Mangel an Alternativen, ist somit widerlegt. Es hat sich gezeigt, dass sich Sozialarbeitende einerseits schon in der kritischen „Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstverständnis“ (Seithe/Köhn 2014: 8), also mit ihrer eigenen Person, ihren Stärken und Einstellungen (vgl. Poulsen 2009: 114ff.); andererseits in der offensiven, sichtbaren, politischen Einmischung, durch störrisches Beharren auf Fachlichkeit oder Öffentlichkeitsarbeit, u.a. (vgl. Seithe 2014b: 122ff.) alternativ zu Selbstausbeutung Handlungsspielräume eröffnen können.

Die Suche nach alternativen Handlungsmöglichkeiten und deren Umsetzung stellt die Fachkräfte vor andere Herausforderungen und Schwierigkeiten, als die fortgesetzte Selbstausbeutung, dürfte langfristig jedoch die erfolgreichere Wahl sein (vgl. Seithe 2012b: 378).

6.2 Die Schlussfolgerung

Es ist eine permanente Aufgabe der PraktikerInnen Sozialer Arbeit, sich mit ihrer Gesundheit und ihrem fachlichen Verständnis von Selbstfürsorge auseinanderzusetzen. Aufgrund der Feststellung „dass man nur hilfreich für andere sein kann, wenn es einem auch selbst gut geht“ (Poulsen 2009: 120), ist den Fachkräften Sozialer Arbeit auch in ihrem eigenen Interesse zu empfehlen, das Prinzip „wie ich dir, so ich mir“ (Hoffmann/Hofmann 2012: 16) zu verinnerlichen und Selbstfürsorge in das tägliche berufliche Handeln einzubauen (vgl. Hoffmann/Hofmann 2012: 34).

Zudem haben SozialarbeiterInnen die Macht, durch ihr Bewältigungsverhalten die neoliberalen Veränderungen zu begrenzen und ihre Fachlichkeit zu stärken (vgl. Conen 2011: 22; Seithe 2012a: 363; Seithe/Köhn 2012: 8). In ihrer gesellschaftlichen Verantwortung (vgl. Chassé 2014: 87), basierend auf der Selbstbeschreibung der ‚International Federation of Social Workers‘ (IFSW) (vgl. Stender/Kröger 2013: 7f.) und 42

der Verantwortung, die eigene Profession und Professionalität zu erhalten, lässt sich eine Gegenwehr und die Suche nach Handlungsalternativen begründen (vgl Seithe 2012b: 377). Mit dem Ausblick auf die sich entwickelnde und bereits vorhandene Gefährdung der Fachlichkeit und dem Entzug der professionellen Grundlagen ergibt sich Handlungsbedarf für die Professionsangehörigen (vgl. Seithe 2012a: 363; Seithe/Köhn 2012: 8).

Mit dem Blick auf die weitreichenden Folgen von Selbstausbeutung unter neosozialen Verhältnissen für die Profession Soziale Arbeit (vgl. Conen 2011; Seithe 2012a; etc.) verwundert die geringe Auseinandersetzung, vor allem die fehlende empirische Beschäftigung mit diesem Thema. Gerade die Untersuchung von den Auswirkungen prekärer Beschäftigung auf die Fachkräfte und destruktiver Handlungsverhalten gegenüber sinnvollen Bewältigungsstrategien sollten in Angriff genommen werden. Die geforderte Ressourcenorientierung, sollte auf die Fachkräfte selbst bezogen werden und somit den Blick auf die Sozialarbeitenden richten. Angrenzende Forschungsthemen, die sich den Burnout-Erkrankungen, Motiven und Persönlichkeitsstrukturen von Sozialarbeitenden sowie dem Gesundheitsmanagement (Personalmanagement) u.a. widmen, können bedeutende Erkenntnisse bringen.

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Seithe, M. (2012c): Die Stimme der Sozialen Arbeit – was muss passieren, dass man sie hört? In: Forum Sozial, Heft 2, Seite 40–43.

Seithe, M. (2014a): Repolitisierung und sozialpolitische Einmischung Sozialer Arbeit. In: Panitzsch-Wiebe, M./ Becker, B./ Kunstreich, T. (Hrsg.): Politik der Sozialen Arbeit – Politik des Sozialen. Opladen/ Toronto/ Berlin: Seite 39–51.

Seithe, M. (2014b): Zur Begründung einer Re-Politisierung Sozialer Arbeit. In: Bütow, B./ Chassé, K. A./ Lindner, W. (Hrsg.): Das Politische im Sozialen. Historische Linien und akuelle Herausforderungen Sozialer Arbeit. Opladen/ Toronto/ Berlin: Seite 109–132.

Seithe, M./ Köhn, B. (Hrsg.) (2012): Unabhängiges Forum kritische Soziale Arbeit: Zukunftswerkstatt Soziale Arbeit. Berlin.

Stender, W./ Kröger, D. 2013: Zur Einführung: Soziale Arbeit ist politisch! In: Stender, W./ Kröger, D. (Hrsg.): Soziale Arbeit als kritische Handlungswissenschaft. Beiträge zur (Re-)Politisierung Sozialer Arbeit. Hannover: Seite 7–14.

Winker, G. (2015): Care Revolution. Schritte in eine solidarische Gesellschaft. Bielefeld.

Zentrum für empirische pädagogische Forschung (Zepf) (o.J.): Netzwerk gesunde Soziale Arbeit. Wissenschaft trifft Forschung. URL: https://www.zepf.eu/index.php?id=561. [Zugriff: 03.06.2015]

8. Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig ohne fremde Hilfe verfasst habe und dass keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel von mir verwendet wurden. Alle wörtlichen oder sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken wurden von mir als solche kenntlich gemacht.

Ort, Datum Unterschrift

Quelle

Marianna Thielsch: Auf der Suche nach professionellen Alternativen zu Selbstausbeutung in der Sozialen Arbeit. Bachelorarbeit an der Hochschule Bremen, Fakultät Gesellschaftswissenschaften, Studiengang Soziale Arbeit, 2015. Veröffentlicht am 26.04.2016 in socialnet Materialien unter http://www.socialnet.de/materialien/27584.php , Datum des Zugriffs 20.07.2017

bidok-Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 1.08.2017

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