Evaluation der Schulversuche zum gemeinsamen Unterricht behinderter und nichtbehinderter Kinder

Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Lehrerinnen und Lehrern im Schulversuch

Autor:in - Werner Specht
Themenbereiche: Schule
Textsorte: Bericht
Releaseinfo: Erschienen in: BUNDESMINISTERIUM FÜR UNTERRICHT UND KUNST. Zentrum für Schulversuche und Schulentwicklung - Abteilung II
Copyright: © Werner Specht 1993

Anmerkung zur Internet-Veröffentlichung:

Aus technischen Gründen mußte das Layout der gedruckten Version an die bidok-Internet-Möglichkeiten angepaßt werden. bidok verzichtete auf die Aufnahme des Anhangs. (RB 20.2.1999)

Inhaltsübersicht

Vorwort

Kapitel 1-3:

  1. Schulversuche zum gemeinsamen Unterricht behinderter und nichtbehinderter Kinder: Plan und Praxis ihrer Entwicklung und wissenschaftlichen Begleitung

  2. Die Untersuchungslage

  3. Grundstimmungen der Lehrer im Schulversuch zum gemeinsamen Unterricht behinderter und nichtbehinderter Kinder

Kapitel 4:

  1. Die vier Versuchsmodelle im Urteil der unterrichtenden Lehrer

Kapitel 5:

  1. Probleme der Aus- und Fortbildung von Integrationslehrern

  2. Literatur

Vorwort

Diese Arbeit versucht, aus der Perspektive von Integrationslehrerinnen und -lehrern an Volks- Haupt- und Sonderschulen die Situation des Schulversuchs zum gemeinsamen Unterricht behinderter und nichtbehinderter Kinder zu erkunden. Sie tut dies zu einem Zeitpunkt, an dem ebendieser Schulversuch im Begriffe ist aufzuhören, ein solcher zu sein: Ab dem Schuljahr 1993/94 soll die Integration behinderter Kinder im Bereich der Volksschule rechtlich fixiert werden.

Welchen Sinn und Stellenwert kann in einer solchen Situation dieser Bericht noch haben?

Wie immer die gesetzlichen Regelungen am Ende aussehen werden - sie werden zunächst nur eine neue rechtliche, keine neue pädagogische Wirklichkeit schaffen. Wie sich die Schulen im Inneren verändern werden, wie der Geist der neuen Gesetze mit Inhalt gefüllt, welche konkreten organisatorischen und pädagogischen Maßnahmen auf der Ebene der einzelnen Bundesländer, Gemeinden, Schulen getroffen werden, ist zunächst noch weitgehend offen und wird im Diskurs oder auch im Konflikt zwischen den von den angezielten Neuerungen Betroffenen entschieden werden. Gerade in dieser Situation, in der Gesetze in Handeln umgesetzt werden sollen, sind Informationen über bestehende Erfahrungsgrundlagen von besonderer Bedeutung, um die Weichen richtig zu stellen. Diese Arbeit versucht, solche Informationen bereitzustellen. Sie berichtet, wie Lehrerinnen und Lehrer, die bereits seit mehr oder weniger langer Zeit an der anspruchsvollen Aufgabe arbeiten, behinderte Kinder in den Unterricht der Regelschule miteinzubeziehen, ihre Aufgabe, ihre Situation und ihre bisher gemachten Erfahrungen bewerten.

Die hier dargestellte Auswertung des umfangreichen Materials von nahezu 800 Lehrerinnen und Lehrern aus 400 Klassen beschäftigt sich zentral mit zwei für die Zukunft der Integration in Österreich wahrscheinlich strategischen Punkten. Zum einen mit der Frage der inneren Organisation integrativer Schulen und Klassen. Hier steht der Vergleich der gegenwärtig praktizierten Versuchsmodelle im Mittelpunkt und mündet in eine Bewertung der vorgefundenen Situation, auch auf dem Hintergrund allgemeiner Erfahrungen mit Integration und Differenzierung in der Schule. Ein weiteres Augenmerk gilt den gegenwärtigen und zukünftigen Problemen der Ausbildung und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern, die mit der Aufnahme ihrer Arbeit in Klassen mit behinderten und nichtbehinderten Kindern zum großen Teil pädagogisches Neuland betreten.

Den methodischen Zugang zu diesen Problemen bildet eine schriftliche Befragung an Versuchslehrern, die statistisch und qualitativ ausgewertet wurde. Manchem Leser wird der Bericht hierüber zu trocken, anderen zu wenig theoretisch fundiert, vielen zu "empirisch" oder zu "quantitativ" sein. Meine Hoffnung ist dennoch, daß es gelingt zu zeigen, daß quantitativ-empirische Forschung im Bildungsbereich kein blindes Datensammeln sein muß, sondern daß sie zu politisch und pädagogisch bedeutsamen Aussagen vorstoßen kann.

Dieser Bericht ist nur ein kleiner Ausschnitt von dem, was im Datensatz zu dieser Untersuchung an Auswertungsmöglichkeiten steckt. Schmerzliche Beschränkungen an Zeit, Personal und Ausstattung haben die Eingrenzung der Datenanalyse auf die drängendsten Probleme erzwungen. Mit etwas schlechtem Gewissen denke ich daran, wieviel Zeit und Mühe meine Kollegen aus der wissenschaftlichen Begleitung des Schulversuchs in den Bundesländern für die Organisation der Lehrerbefragung und die Erhebung der behinderten Kinder in den Versuchsklassen aufgewendet haben und wie viel davon noch der Aufarbeitung harrt. Aber die im engeren Sinne pädagogischen und unterrichtlichen Fragen, die mit diesem Material noch bearbeitet werden können, veralten nicht so schnell und so besteht die Hoffnung, daß diesem Bericht noch weitere folgen werden.

Daß dieser Bericht überhaupt erscheinen konnte, dafür habe ich zu danken. Zuallererst den Lehrerinnen und Lehrern, die sich die Mühe gemacht haben, den umfangreichen Fragebogen zu bearbeiten - oft gegen (berechtigte) Zweifel daran, was ihnen persönlich mit einer solchen Untersuchung geholfen ist; und oft auch gegen Bedenken, ob die hier angewendete Methode einer weitgehend geschlossenen Fragebogenerhebung dem Forschungsgegenstand angemessen ist; ob die Vielfalt der Erscheinungsformen gemeinsamen Lebens und Lernens von behinderten Kindern mit ihren Lehrern und Alterskameraden in den vorgeformten Kategorien eines standardisierten Erhebungsinstrumentariums auch nur annähernd zu Ausdruck kommen kann. Zu danken habe ich auch den Leitern der betroffenen Schulen für die nahezu ausnahmslose Kooperationsbereitschaft bei der Organisation der Verteilung und Rücksendung der ausgefüllten Fragebögen. Besonders verpflichtet aber bin ich den Kollegen aus dem Arbeitskreis der wissenschaftlichen Betreuer der Schulversuche in den Bundesländern, die durch ihren engen Kontakt mit der Praxis dazu beigetragen haben, daß das, was man im Fachjargon "ökologische Validität" nennt - den engen Bezug eines Forschungsinstruments auf die wesentlichen Aspekte der lebendigen Wirklichkeit - in hohem Maße realisiert werden konnte. Hervorheben möchte ich unter diesen Gitti Petritsch, Volker Rutte und Helga Vukan vom Zentrum für Integrative Betreuung in Graz, die auch das Manuskript korrekturgelesen haben. Sie bitte ich um Verständnis, wenn ich ihrer Fähigkeit widerstanden habe, ihre Umwelt in das eigene Engagement miteinzubeziehen, und daher - meinem eigenen Naturell entsprechend - eher Diagnostiker als Aktivist geblieben bin.

Besonderer Dank an Moni.

Graz, im Mai 1993

Quelle:

Werner Specht: Evaluation der Schulversuche zum gemeinsamen Unterricht behinderter und nichtbehinderter Kinder - Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Lehrerinnen und Lehrern im Schulversuch; Graz 1993

Erschienen in: Bundesministerium für Unterricht und Kunst. Zentrum für Schulversuche und Schulentwicklung - Abteilung II

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 02.05.2006

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