Till-Philipp oder Das Recht auf Normalität

Die Integration eines Kindes mit Down-Syndrom

Autor:in - Hans-Peter Spanier
Themenbereiche: Rezension
Textsorte: Rezension
Copyright: © Hans-Peter Spanier 1995

Buchinformationen:

AutorIn/Hrsg.: Spanier, Hans-Peter

Titel: Till-Philipp oder Das Recht auf Normalität. Die Integration eines Kindes mit Down-Syndrom

Infos: Geleitw. v. Merker, Helga 277 S., 1 Foto Kartoniert

Preis: DM 36.00 / SFr 32.00 / ÖS 263.00

ISBN: 3-8253-8229-X, Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg

Erscheinungdatum: 1995

Reihe: Programm "Edition S"

Kurzbeschreibung:

Buchbesprechung von Angelika Jensen

Till-Philipp wird am 13.10.1987 in Wolfenbüttel als erstes Kind von Hans-Peter und Christel Spanier geboren. Obwohl die behandelnde Gynäkologin bereits lange vor seiner Geburt eine Trisomie 21 diagnostiziert hat, werden die Eltern davon nicht informiert. Am 14.10.1987 erfolgt ebenfalls ohne vorherige eingehende Absprache mit den Eltern wegen des Verdachtes auf einen Herzfehler eine Überweisung des Neugeborenen in das Städtische Klinikum Braunschweig. Von diesem Zeitpunkt an beginnt ein zuvor sicher niemals in dieser Vollständigkeit dokumentierter Hürdenlauf durch Institutionen und Behörden. Hans-Peter Spanier hat für sein Werk die Gesamte seinen Sohn betreffende Korrespondenz, bestehend aus 593 Briefen zusammengetragen. Inhalt des Buches ist also nicht, wie im herkömmlichen Sinn, eine Erfolgsstory über die Entwicklung eines Down-Syndrom-Kindes, sondern der mit seitenweisen Briefzitaten bestückte nüchterne Tatsachenbericht über den diskriminierenden Umgang von Ämtern und Behörden mit den Eltern eines behinderten Kindes. Die geplante Adoption gerät angesichts des Vorhandenseins eines behinderten Kindes zur Farce, die Suche des Kindergartenplatzes gestaltet sich zu einer Kette aufeinanderfolgender Ablehnungen und Schikanen und das Projekt einer Spielgruppe scheitert schon in seinen Anfängen. Das 277 Seiten starke Buch ist zugegebenermaßen nicht leicht lesbar. Es erzeugt Wut und Widerwillen angesichts der unzähligen, wörtlich abgedruckten hilflosen und inhaltslosen Formulierungen, die der Autor dem Leser bewußt nicht erspart hat und die das Lesen zuweilen langatmig erscheinen lassen. Das Buch ist jedoch als informative Materialsammlung zu verstehen und als solche beispielgebend für alle, die es sich nicht nehmen lassen wollen, gegen Bürokratie, die Menschen mit Beeinträchtigungen zu Behinderten macht anzukämpfen.

Quelle:

Rezensiert von Angelika Jensen

Entnommen aus: domino 1/96, S. 29

bidok-Rezensionshinweise

Stand: 27.04.2006

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