Normalität für Kinder mit Behinderungen: Integration

Buchreihe von Jutta Schöler

Autor:in - Jutta Schöler
Themenbereiche: Rezension
Schlagwörter: Kinder, Erziehung, Schule, Bildung
Textsorte: Rezension
Copyright: © Jutta Schöler 2000

Inhaltsverzeichnis

Buchinformationen

AutorIn/Hrsg.: Jutta Schöler

Titel: Normalität für Kinder mit Behinderungen: Integration. Buchreihe von Jutta Schöler

Infos: Berlin, den 22.02.2000; Luchterhand-Verlag; Alle Bücher dieser Reihe haben einen Umfang von ca. 150 - 180 Seiten und kosten 29,80DM. Das Buch: »Integrative Schule - Integrativer Unterricht« mit ca. 300 Seiten und kostet 32 DM

Kurzbeschreibung

In Deutschland sind bis vor wenigen Jahren die meisten Menschen von der Annahme ausgegangen, für ein Kind mit einer Behinderung sei es der normale Weg, wenn es einen sonderpädagogischen Kindergarten und eine Sonderschule besucht. Als Erwachsene würden behinderte Menschen dann in Behindertenheimen wohnen, in besonderen Werkstätten arbeiten und auch ihre Freizeit abgesondert von der Mehrheit der Menschen verbringen.

Von dieser Vorstellung kommen mehr und mehr Eltern, Erzieherinnen und auch Lehrer und Lehrerinnen weg. Auch Kinder mit einer Behinderung besuchen den Kindergarten des Wohngebietes und anschließend dieselbe Schule wie Geschwister- oder Nachbarskinder. In anderen europäischen Ländern ist dies bereits seit mehr als 20 Jahren die übliche Praxis; in der pädagogischen Fachliteratur wird über den richtigen Weg der Bildung für behinderte Kinder seit 20 Jahren gestritten.

Seit 1998 wird von Jutta Schöler im Luchterhand-Verlag eine Buchreihe herausgegeben mit allgemeinverständlich geschriebenen Veröffentlichungen zu diesem hochaktuellen Thema des gemeinsamen Spielens, Lernens, Lebens und Arbeitens von behinderten und nichtbehinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Den Auftakt bildete die Sammlung von Texten des bekannten italienischen Psychologen Ludwig-Otto ROSER, welcher gemeinsam mit seinem Kollegen MILANI-COMPARETTI Anfang der 80er Jahre in zahlreichen Vorträgen in Deutschland damit begonnen hatte, die Ideen der Integration von Italien aus auch in Deutschland bekannt zu machen. Viele Pädagoginnen und Pädagogen oder Mediziner, welche damals an den öffentlichen Veranstaltungen teilnahmen, werden sich an diese Anregungen erinnern; jüngere Menschen werden bei der Lektüre der Texte staunen, wie modern sie heute immer noch wirken. Mit dieser Textsammlung ist die gedankliche Grundlage gelegt für das gewandelte Verständnis von Normalität für Menschen mit Behinderung: »Es ist normal, verschieden zu sein. Es ist normal, trotz einer Behinderung dabei zu sein.«

Diese allgemeinen Gedanken werden in der Buchreihe: »Gemeinsames Leben und Lernen. Integration von Menschen mit Behinderung« unter den verschiedensten Teilaspekten konkretisiert.

Wer sich einlesen möchte, fängt am günstigsten mit dem reich illustrierten und alle Grundfragen der gemeinsamen Erziehung ansprechenden Ratgeber für Eltern und Lehrer von Jutta SCHöLER an: »Integrative Schule - Integrativer Unterricht«. Es werden allgemeine Aspekte angesprochen, wie z. B.: Wie sollte eine Integrationsklasse eingerichtet werden? Oder: Wie wird die Leistungsbewertung für Kinder mit Behinderung in Integrationsklassen praktiziert? Und es werden Einzelfragen beantwortet zur Integration von Kindern mit Hör- und Sehschädigungen, mit Lernproblemen, Sprachstörungen, geistiger Behinderung, mit Verhaltensauffälligkeiten, mit Epilepsie oder Autismus und mit Körperbehinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen. Weiterführende Literaturhinweise, aktuelle Adressen von Selbsthilfegruppen und offiziellen Ansprechpartnern in allen deutschen Bundesländern sowie in Österreich und der Schweiz ergänzen diesen nützlichen Ratgeber.

Häufig wird die Frage gestellt: Wie kann die gemeinsame Erziehung von behinderten und nichtbehinderten Kindern im Fachunterricht weitergeführt werden? Eine exemplarische Antwort liegt bereits mit dem von Jutta SCHöLER herausgegebenen und von der Englischlehrerin Sabrina DEGEN geschriebenen Buch vor: »Integration im Englischunterricht«.

Weitere, ähnlich praktische Handreichungen zum Mathematik- oder Musikunterricht werden vorbereitet.

Die Autorin Anne SCHAUDWET hat für diese Buchreihe ein für Eltern und Lehrer gleichermaßen anregungsreiches Buch über Kinder mit Epilepsie geschrieben. Um mehr Sicherheit im Umgang mit anfallskranken Kindern (auch außerhalb von Schule oder Kindergarten) zu erreichen, werden zahlreiche konkrete Anregungen für die Praxis und ein Grundwissen über diese - relativ häufige - Krankheit gegeben.

Wie kann es für Jugendliche mit einer Behinderung nach der Schule weitergehen? Antje GINNOLD verweist auf derzeit mögliche integrative Wege von der Schule in das Arbeitsleben. Unter dem Titel: »Schulende - Ende der Integration?« finden Berater von Jugendlichen, Eltern und Lehrer Hinweise zur Berufsorientierung an Regelschulen und Sonderschulen, Modelle der pädagogischen Begleitung der Jugendlichen in der Phase des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt und Hinweise zur möglichen Unterstützung von behinderten Jugendlichen an regulären Arbeitsplätzen durch Arbeitsassistenz.

Können geistig behinderte junge Erwachsene auch an regulären Angeboten der Erwachsenenbildung teilnehmen, z. B. an einem Volkshochschulkurs? In dem demnächst erscheinenden Buch von Bettina LINDMEIER u.a.: »Integrative Erwachsenenbildung für Menschen mit Behinderung« werden Praxisbeispiele aus Groß-Britannien, aus der Schweiz und Deutschland vorgestellt. Sowohl die Anbieter von Erwachsenenbildungskursen als auch die nichtbehinderten Mitlernenden können durch die Lektüre dieses Buches ihre bisherige Unerfahrenheit und Unsicherheit überwinden.

Für das folgende Jahr sind weitere drei dieser praxisorientierten Bücher geplant; auch diese Bücher wenden sich an interessierte Eltern und an Pädagoginnen und Pädagogen: Wie kann im Kindergarten, in der Grundschule und in den weiterführenden Schulen jeweils mit der gemeinsamen Erziehung von behinderten und nichtbehinderten Kindern begonnen werden?

Die Buchreihe ist durch ein markantes Logo zu erkennen: Eine kleine Schnecke kriecht auf einen zur Schnecke symbolisierten Berg; mit jedem neuen Buch dieser Reihe kommt die kleine Schnecke dem Gipfel des Berges ein Stück näher; Ziel ist ein neues gesellschaftliches Verständnis des Zusammenlebens von behinderten und nichtbehinderten Menschen: Nicht mehr Trennung sondern Integration.

Quelle:

bidok-Rezensionshinweise

Stand:27.04.2006

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