Integrative Berufsausbildung an Tiroler Fachberufsschulen

Mögliche Wege für ein zukunftsweisendes pädagogisches Modell

Themenbereiche: Schule, Arbeitswelt
Textsorte: Diplomarbeit
Releaseinfo: Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck; eingereicht bei a.o. Univ.-Prof. Dr. Volker Schönwiese; Institut für Erziehungswissenschaften.
Copyright: © Dorothea-Maria Schiestl 2009

Inhaltsverzeichnis

Integrative Berufsausbildung an Tiroler Fachberufsschulen

"Es war einmal ein König, der hieß Dreiunddreißig. Er rief den Hofnarren zu sich und sagte: "Ich möchte ein gerechter König sein, damit ich mich von den anderen Königen unterscheide." "Gute Idee", erwiderte der Hofnarr. "In meinem Reich", dachte der König, "müssen alle gleich behandelt werden". Daraufhin nahm er den Kanarienvogel aus dem Käfig und ließ ihn fliegen. Der Kanarienvogel bedankte sich beim König und flog glücklich davon. Der König, auch ganz glücklich über seine Entscheidung, nahm den Goldfisch aus dem Aquarium und warf ihn auch aus dem Fenster. Dieser starb erbärmlich. Armer Fisch! Er fragte sich, ob der Fisch die Gerechtigkeit nicht schätzte und rief den Hofnarren. Dieser empfahl ihm die Taktik zu ändern. Der König ging zum Brunnen, nahm die Forellen und tauchte sie in den Fluss. Glücklich schwammen die Forellen davon. Dann nahm er die Amsel aus dem goldenen Käfig und tauchte sie in den Fluss. Die Amsel schätzte dies gar nicht. "Dumme Amsel", dachte der König, "die liebt die Gerechtigkeit nicht". Er rief nochmals den Hofnarren, um ihn um Rat zu bitten. "Kannst Du mir erklären, wie ich alle gleich behandeln kann?". "König", sagte der Hofnarr, "um alle gleich zu behandeln, musst Du zuerst erkennen, dass jeder anders ist. Gerechtigkeit bedeutet nicht, allen das Gleiche zu geben, sondern jedem das Richtige"

Concita Filippine Steinemann [1]



[1] aus Wilhelm, Marianne. Steyr. 5/2008.

Vorwort

Seit 1981 arbeite ich als Berufsschullehrerin an einer Tiroler Fachberufsschule. Seit 2001 bin ich zusätzlich in der LehrerInnenfort- und -weiterbildung des Pädagogischen Institutes des Landes Tirol, Abteilung für Berufsschulen - seit Oktober 2007 durch die Eingliederung des PI's in die Pädagogische Hochschule Tirol am Institut für Lehr- und Lernkompetenzen sowie am Institut für Schulentwicklung und Qualitätsmanagement - beschäftigt. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Unterrichts- und Schulentwicklung. Ab dem Studienjahr 2003/04 bin ich als Fachdidaktikerin für Berufsschulpädagogik und als Fachwissenschaftlerin für Salesmanagement an der Pädagogischen Hochschule Tirol - vormals Berufspädagogische Akademie des Bundes Innsbruck - tätig.

Bereits Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts kam ich immer mehr zur Erkenntnis, dass mein lehrerinnenzentrierter Unterricht von einer stetig größer werdenden SchülerInnengruppe nicht mehr akzeptiert wurde. Die Folgen auf Seiten dieser SchülerInnen waren vor allem Motivationsunlust, soziale Auffälligkeiten und wenig Lernbereitschaft verbunden mit notgedrungen schlechten Leistungen. Zunehmend beobachtete ich, dass diese einer gewissen Hilflosigkeit gegenüber der Thematik Lernen ausgesetzt waren. Mir fehlten jedoch gänzlich die Instrumentarien um dagegenwirken zu können. Mein Gedanke wieder in die Wirtschaft zurückzukehren war groß und relativ konkret.

Gerade zu diesem Zeitpunkt wurde mir die Teilnahme an für mich künftig wegweisenden Weiterbildungen angeboten. Es war zum Ersten der Akademielehrgang für Integrationspädagogik und zum Zweiten die Ausbildung zur Moderatorin für Pädagogische Schulentwicklung mit Dr. Heinz Klippert. Am Akademielehrgang wurden uns wichtige Inhalte in den Bereichen Sonderpädagogik und Integration, die für ausgebildete BerufsschullehrerInnen in vielen Themenbereichen gänzlich neu waren, vermittelt. Plötzlich war ein Verständnis für so manches von mir vermutete Fehlverhalten von SchülerInnenseite vorhanden. Ich hatte eine Erklärung dafür - aber noch keine wirkliche Lösung. Der Lehrgang war sehr auf Theorie aufgebaut. Eine komplette Umstellung meines Unterrichts brachte die Ausbildung bei Dr. Heinz Klippert. Sein "Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen (EVA)" ermöglichte mir plötzlich mit Heterogenität in Klassen umzugehen. Von der LehrerInnen- wechselte ich zur SchülerInnenzentrierung im Unterricht. Der anfänglich äußerst intensive Arbeitsaufwand hat sich innerhalb kürzester Zeit gelohnt. Gelohnt vor allem für Schülerinnen und Schüler, deren Stärke nicht unbedingt im kognitiven Bereich lag. Sie verbesserten ihre emotionalen Kompetenzen dermaßen, dass sie dadurch in hohem Maße ihre kognitiven Mankos ausgleichen konnten.

Erst 2003 - durch die Einführung der Integrativen Berufsausbildung (IBA) - kam für mich die Ausbildung voll und ganz zum Tragen. Eine neue Zielgruppe besuchte ab diesem Zeitpunkt den Unterricht - nämlich Lehrlinge mit verlängerter Lehrzeit oder Lehrlinge mit Teilqualifikation. Eine große Umstellung für die Lehrenden und für die gesamte Administration war notwendig. Es war förmlich der Sprung ins kalte Wasser, der an den Berufsschulen für LehrerInnen wie SchülerInnen stattfand.

Seit dem Beginn meines Pädagogikstudiums an der Universität Innsbruck beschäftige ich mich noch fokussierter mit dieser Thematik. Eine Vielfalt an Fragen tat und tut sich auf, theoriegeleitet hinterfragt zu werden: "Was sind ideale Rahmenbedingungen für alle am Unterricht Beteiligten?", "Welche Unterstützungsmechanismen benötigen BS-LehrerInnen um optimal in heterogenen Klassen zu agieren?", "Wie läuft der integrative Unterricht an den Berufsschulen ab?", Sind integrative SchülerInnen im Vergleich zu RegelschülerInnen womöglich die größeren Leistungs-trägerInnen?", "Wie ist der Wissensstand über integrative SchülerInnen zu Beginn deren Berufsschulausbildung?",

"Ich will endlich einmal in meinem Leben normal sein - so wie die anderen in der Schule auch. Keiner redet mich mehr dumm an, weil ich IBA bin. Ich will nicht anders behandelt werden. Ich bin nicht dumm! " (Aussage eines IBA-Lehrlings)

Diese Worte eines IBA-Schülers stimmen mich sehr nachdenklich.

Es freut und ermutigt mich, wenn es mir gelingt im Zuge meiner Diplomarbeit zu Erkenntnissen zu gelangen, die innovative Akzente für die Integrative Berufsausbildung an Berufsschulen setzen könnten. Sie sollten eine praktikable Basis für viele gelungene Schritte ins "Lebenslange Lernen" dieser Jugendlichen bilden. Lernen bedeutet Fähigkeiten zu erlangen, die es in Folge ermöglichen, eigenständig, mit viel Selbstvertrauen ausgestattet, das Leben in hohem Maße selbstständig und unabhängig meistern zu können.

Ohne die Erfahrungen, die ich im Zuge meines Unterrichts mit IBA-Lehrlingen gemacht hatte, wäre diese Arbeit nie entstanden.

Mein Dank gilt Vielen, die zum Entstehen und Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.

Im Speziellen:

Meinem Mann und meinem Sohn für ihre Unterstützung und Ermutigung

Meinen SchülerInnen für ihre Offenheit und Ehrlichkeit und für ihr mir entgegengebrachtes Vertrauen

Meinen InterviewpartnerInnen, die mir ihre wertvolle Zeit in einer auch für sie bedeutsamen Sache zur Verfügung stellten

Herrn Dr. Johann Lettenbichler, Landesschulinspektor für Berufsschulen, der es mir ermöglichte, meine Forschung an Berufsschulen durchzuführen

Herrn Prof. Dr. Volker Schönwiese für die umsichtige Betreuung der Diplomarbeit und die mir entgegengebrachte hohe Wertschätzung.

1 Einleitung

1.1 Themenbezug

Bis zur gesetzlichen Einführung der Integrativen Berufsausbildung (BGBl. I-79/2003) im Jahr 2003 war nach neun Pflichtschuljahren für fünfzehn- bis sechzehnjährige Jugendliche das Ende ihrer Schulpflicht. Für eine bestimmte benachteiligte Personengruppe wirkte sich dies dahingehend aus, dass sie in kein Lehrverhältnis aufgenommen wurden. Zu dieser Personengruppe gehörten Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf, fehlendem oder negativem Hauptschulabschluss, die nach den Behinderteneinstellungsgesetzen als behindert eingestuft und jene, die aus ihrem persönlichem Umfeld heraus nicht durch das AMS[2] vermittelbar waren. Häufig waren und sind es neben dem Nichtvorhandensein eines Hauptschulabschlusses, fehlende Sozialkompetenzen wie beispielsweise das Nichteinhalten von Terminen und Verpflichtungen, Unzuverlässigkeit und negative Arbeitshaltungen, ungünstiges Kommunikationsverhalten, die das Finden einer Lehrstelle und somit den Abschluss eines Lehrvertrages behinderten und behindern bzw. nach wie vor zum Lösen des Lehrverhältnisses führen.

Geradezu "überfallsartig" ist für BerufsschullehrerInnen durch die Einführung der Integrativen Berufsausbildung (IBA) eine neue schulische Situation entstanden - nämlich: "Wie gehe ich mit Integration in welcher Form auch immer um?", " Ich bin dazu nicht ausgebildet und weiß dazu zu wenig oder gar nichts!", "Was kommt auf mich zu? Ich bin BerufsschullehrIn und kein/e SonderschullehrerIn. Ich bin erfolgsorientiert." "Ich kann und will mit Menschen mit Behinderung nicht arbeiten".

Seit dieser Zeit ist die Zahl der Lehrlinge mit verlängerter Lehrzeit und Teilqualifikation ständig gestiegen. Es gibt in Tirol vierundzwanzig Fachberufsschulen mit ca. fünfhundert BS-LehrerInnen und ca. vierzehntausend BS-SchülerInnen. Die Zahl der integrativen Lehrlinge variiert sehr stark. Derzeit befinden sich etwa dreihundertzwanzig Lehrlinge in dieser Form der Ausbildung. Die Höhe ändert sich durch eine nicht zu ignorierende Zahl von Vertragslösungen permanent.

Die Entwicklung der Lehrlingszahlen ist in der Aufstellung aus der T.FBS-Statistik im Anhang mit Stichtag 15. August 2008 dargestellt. [3]

1.2 Problemstellung

Mehrere Hauptprobleme ergeben sich aus dieser "neuen" Situation an den Berufsschulen:

  • Umgang mit Heterogenität im Unterricht

  • Die Leistungen von integrativen SchülerInnen sind weit gestreut: von kaum belastbar bis leistungsbereiter als die sog. "Regel"-schülerInnen. Der Umgang mit "Regel"-SchülerInnen bereitet zunehmend Probleme. Beispielsweise nimmt die Zahl der verhaltensauffälligen SchülerInnen, deren Karriere auch an sozialen Defiziten zu scheitern droht, rasant zu.

  • Unterricht in sog. Integrationsklassen basiert häufig auf trial and error - es gibt wenig bis keine Erfahrungswerte, auf die man sich stützen könnte

  • die Kommunikation zu Vorschulen ist nur auf good-will-Basis aufgebaut - von Amts wegen dürfen Informationen über Schülerinnen und Schüler noch immer nicht an die Berufsschulen weitergegeben werden

  • nur wenige BerufsschullehrerInnen sind für die Integrative Berufsausbildung in Form von Weiterbildungen ausgebildet

  • BS-LehrerInnen finden nach wie vor keine idealen Rahmenbedingungen vor. Vieles basiert auf Freiwilligkeit und höchstem sozialem Engagement von LehrerInnen

  • es gibt keine StützlehrerInnen, die im Unterricht anwesend sind

Mein Forschungsinteresse besteht im theoriegestützten Finden von Lösungsansätzen für die oben angeführten Problemstellungen.

1.3 Aufbau der Diplomarbeit

Ich beschreibe im Zuge meiner Diplomarbeit die "Theoretischen Grundlagen" des Konzepts der dualen Ausbildung im Kontext der Integrativen Berufsausbildung an Berufsschulen. Besonders wichtig ist mir, für die vielen Handlungen, die im täglichen IBA-Unterricht gesetzt werden, theoretische Erklärungen aufzeigen zu können. In Kapitel 2 "Gesetzliche Grundlagen" werden die Ausbildungsvarianten, die den Jugendlichen zur Verfügung stehen, wieder gegeben. Des Weiteren werden die in diesen Prozess Involvierten mit ihren Aufgaben und Verantwortlichkeiten beschrieben. In Kapitel 3 "Spektrum Lernen" werden neben den klassischen Lerntheorien, Erkenntnissen der Neurobiologie und Erkenntnisse der Motivationspsychologie dargestellt. Die Lernstilanalyse wird einer näheren Betrachtung unterzogen. In Folge wird Huschke Rhein's Chaos Theorie bearbeitet. Im Kapitel 4 "Pädagogik gestern und heute - Transfermöglichkeiten in der Integrativen Berufsausbildung anBerufsschulen" wird auf die reformpädagogischen Ansätze hingewiesen und das Prinzip des "Eigenverantwortlichen Arbeitens und Lernens (EVA)" als mögliches in der Schulpraxis umsetzbares Beispiel vorgestellt. Die Präsentation des Handlungs- und Lernfeldes Schule komplettiert diesen Teil der Diplomarbeit. In Kapitel 5: "Die Persönlichkeitsstruktur der Auszubildenden" ist der Fokus vor allem auf die häufig fehlenden personalen und sozialen Kompetenzen gelegt. Diese Kompetenzen wurden bereits in Vorkapiteln konkretisiert. Es wird versucht vor allem auch die Ursachen für das "Anders sein als andere" aufzuzeigen. Es wird auf die möglichen biologisch bedingten Hemmnisse, die beispielsweise zu Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsstörungen, Lernblockaden führen, eingegangen. In einem Exkurs verweise ich auf Netzwerke, die für eine gelungene Integrative Berufsausbildung notwendig sind. Dem "Empirischen Teil", liegen Methoden der qualitativen Sozialforschung zu Grunde. Zum einen werden Ergebnisse aus einer Triangulation, an der eine LehrerIn einer IBA-Klasse, ein/e IBA-SchülerIn und ich als BeobachterIn beteiligt waren, beschrieben und interpretiert. zum anderen werden die Ergebnisse aus schriftlichen bzw. mündlichen leitfadengestützten Interviews mit schulischen ExpertInnen in der Integrativen Berufsausbildung eingebunden. Den Abschluss der Diplomarbeit bildet ein Resümmee. Dabei stelle ich die theoretischen Erkenntnisse mit den im empirischen Teil erfassten Daten gegenüber und ziehe daraus meine Schlüsse.

THEORETISCHE GRUNDLAGEN



[2] AMS = Arbeitsmarktservice.

[3] Verfügbar unter:http://www.lehrberufe.tsn.at/TFBS_DOCS/TFBS_NEU_Statistik08.pdf (Stand 12. Oktober 2008).

2 Gesetzliche Grundlagen

2.1 Entstehen der gesetzlichen Grundlage

In der folgenden Chronologie erfolgt die Darstellung der Entwicklung der gesetzlichen Grundlage für die Integrative Berufsausbildung: entnommen dem Skript des Landesschulrates für Tirol, Abteilung C VI, Innrain 1, 6020 Innsbruck[4]

  • Nationalrat - Entschließung (Auszug) - 14. Juli 1994

Im Bereich der Behindertenintegration sind alle geeigneten Maßnahmen - einschließlich allfälliger Gesetzesvorschläge - zu ergreifen, um sicher zu stellen, dass die vollständige soziale Integration und individuelle Entfaltung geistig oder körperlich behinderter Kinder und Jugendlicher in allen Lebensbereichen gewährleistet ist.

Zu diesem Zeitpunkt war an den Berufsschulen in Tirol alleine das Andenken an eine evt. Möglichkeit Behinderte in den Schulbetrieb einzugliedern in keinster Weise vorhanden.

  • Bundesverfassungsgesetz: BGBl. Nr. I-87/1997

Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die Republik (Bund, Länder, Gemeinden) bekennt sich dazu, die Gleichbehandlung von behinderten und nicht behinderten Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens zu gewährleisten.

Der erste Schritt für die Integrative Berufsausbildung ist getan. Dennoch glaubten zur damaligen Zeit nicht Viele, dass dies auch für Berufsschulen zum Tragen käme.

  • Umsetzung: BGBl. Nr. I-79/2003 - BAG § 8 b

Anlässlich der Beschlussfassung im Ministerrat erklärte Dr. Martin Bartenstein, BM für Wirtschaft und Arbeit: "Mit der vorliegenden Novelle zum BAG wird die gesetzliche Grundlage für eine integrative Berufsausbildung für benachteiligte Personen geschaffen. Jugendliche mit sozialen, begabungsmäßigen oder körperlichen Benachteiligungen werden damit in das Berufsausbildungsgesetz einbezogen."

Damit haben die wenigsten PädagogInnen an Berufsschulen gerechnet. Förmlich über Nacht wurde durch diese Beschlussfassung ein Umstand zur Realität, mit dem nicht wirklich jemand im Berufsschulbereich in Tirol Erfahrung hatte. Unzählige Fragen taten sich auf und bis heute wird vielfach nach Lösungsmöglichkeiten gesucht. Für einen weiten Kreis an künftig in der Integrativen Berufsausbildung Tätigen war und ist Aufklärungsarbeit und Unterstützung im Zuge des Transfers im Unterricht dringend notwendig.

  • Behindertengleichstellungsgesetz

Im Februar 2003 gab es im Nationalrat eine Entschließung zum Entwurf eines Behindertengleichstellungsgesetzes.

In zahlreichen Ländern der EU gibt es bereits ein solches

Gesetz. Vorbild ist der in Amerika im Jahre 1991 beschlossene Anti-Discrimination-Act/ADA. Dieses Gesetz betrifft den Abbau von Barrieren für Gehbehinderte, Blinde, Gehörlose in allen Lebensbereichen.

Alleine das Fehlen von Liften und das Bestehen von vielen unüberwindbaren Barrieren in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen zeigt wie geduldig Papier ist - dennoch ein wichtiger Schritt ist getan. "Schritt-chen-weise" wurden und werden Lifte und Rampen für RollstuhlfahrerInnen erbaut, WC-Einrichtungen adaptiert, Arbeitsplätze behindertengerecht gestaltet, Türen und Durchgänge rollstuhltauglich vergrößert.

2.2 Berufsausbildungsgesetz (BAG) § 8b

Die Festlegung der Bestimmungen zur integrativen Berufsausbildung erfolgte in einer Novelle zum Berufsausbildungsgesetzt (BAG) im § 8b (BGBl. I-79/2003 mit Gültigkeit ab 1. September 2003) - Auszug siehe Anhang.

Im Folgenden werden die wesentlichsten Bestimmungen daraus kurz dargestellt.

2.2.1 Zweck

Das Ziel ist die Verbesserung der Eingliederung benachteiligter Personen in einen Berufsprozess.

Zwei Formen der betrieblich/schulischen Ausbildung liegen vor:

  • verlängerte Lehrzeit (§8b, Abs. 1):

Die Jugendlichen sind nach Abschluss eines regulären Lehrvertrags mit einem Ausbildungsbetrieb verpflichtet die Berufsschule zu besuchen. Die Lehrzeit wird auf ein in Ausnahmefällen zwei Jahre verlängert. Den Abschluss bildet die Lehrabschlussprüfung. Alle Lerninhalte sind in zeitlich gestreckter Form zu erbringen.

  • Teilqualifikation (§8b, Abs. 2):

Es wird kein Lehrvertrag mit einem Ausbildungsbetrieb abgeschlossen, lediglich ein Ausbildungsvertrag liegt für diese Personengruppe vor. Die Auszubildenden in Teilqualifikation haben entweder das Recht oder die Pflicht zum Berufsschulbesuch. Mit einer Arbeitsprobe werden die geforderten Qualifikationen, die im Berufsleben für die Teilqualifizierten verwertbar sind, nachgewiesen.

Integrative Berufsausbildung im schulischen Kontext bedeutet im optimalen Fall und im Verständnis für schulische Integration die Eingliederung in den Klassenverband von Berufsschulen. Es haben sich dennoch andere Modelle entwickelt. Es werden vor allem aus administrativen und pädagogischen Überlegungen heraus sog. "reine IBA-Klassen" geführt. Die Nachteile einer Sonderbeschulung[5] wie:

  • Stigmatisierung und Etikettierung, die zu einem geringeren gesellschaftlichen Wert, verminderten sozialen Kontakten und schließlich zu sozialem Ausschluss führt,

  • entgegen allen Erwartungen keine Kompensation der "Leistungsdefizite" durch die Kleingruppe und die besondere Förderung (Stichwort: Haeberlin-Studie, 1991, Wocken-Studie, 2006)

  • ein geringes Selbstwertgefühl, da die Selbstwahrnehmung der Kinder mit Beeinträchtigung in der Sonderschule verstärkt auf ihre Defizite gelenkt wird, auf ihr Abweichen von der Normalität, auf ihre Defekte und Mängel,

  • eine Wegnahme von Entwicklungschancen einerseits durch die Reduktion des Lernstoffes im Sinne einer "Schonraumpädagogik" und andererseits durch die Reduktion wichtiger sozialer Kontakte, wodurch eine positive Veränderung sozialer und emotionaler Persönlichkeitseigenschaften kaum herbeigeführt werden kann

  • und letztendlich die Festschreibung sozialer Ungleichheit, wie Begemann (1984) und Probst (1973) ja hinlänglich gezeigt haben."

sind für die positive Entwicklung des jungen Menschen jedenfalls höher gewichtig als die wenigen Vorteile, wie evt. größere Homogenität hinsichtlich der Lerngeschwindigkeit und Lernschwierigkeiten in den neu geschaffenen IBA-Lerngruppen. Die Gefahr der schulischen und in Folge gesellschaftlichen Ausgrenzung ist gegeben. "Aussonderung und Homogenisierung von Klassen entspricht nicht den neuesten Entwicklungstheorien und allgemeinen theoretischen Fundierungen von Erziehung und Bildung, Integration und Inklusion dagegen schon."[6] Das Gelingen des gemeinsamen Unterrichts hänge eben weniger von der Anwesenheit behinderter Kinder ab - auch wenn diese die Notwendigkeit zur Differenzierung und Individualisierung erst so richtig deutlich mache - als vielmehr vom komplexen Zusammenspiel bestimmter Variablen wie Kleingruppenarbeit, Variation der Schwierigkeiten von Anforderungen, starke Förderungsorientierung, Mitgestaltungsmöglichkeiten im Rahmen eines offenen und handlungsorientierten Unterrichts, klare und transparente Leistungsanforderungen, individuelle und sachliche Bezugsnormen bei der Leistungsbeurteilung sowie eine vertrauensvolle und auf gegenseitige Achtung und Würde aufbauende LehrerInnen-SchülerInnen-Interaktion (vgl. Benkmann/Pieringer 1991, 104ff.; Helmke 1992, 242ff.).[7] Feyerer[8] führt auf Grund von Ergebnissen verschiedener Studien (Wocken 1987, Hetzner, 1988, Unterleitner 1990, Bless/Klaghofer 1991, Dumke/Schäfer 1993) Folgendes an: "Für die nichtbehinderten SchülerInnen ist - auch bei differenzierter Betrachtung unterschiedlicher Begabungsgruppen - eine zumindest gleich gute schulische Förderung in Integrationsklassen feststellbar. Die soziale Integration geht also keinesfalls auf Kosten des Schulerfolgs der gut begabten SchülerInnen. Zusätzlich wird von einer größeren Schulfreude und besserem Wohlbefinden in Integrationsklassen berichtet. (...)Das Argument der schlechteren Förderung in Integrationsklassen sollte damit vom Tisch sein."

Alles deutet nun darauf hin, dass mit dem klassischen Frontalunterricht diese neue Zielgruppe nicht erreicht werden kann. Jede Berufsschule für sich formierte sich um Konzepte für eine gelungene Integration zu entwickeln. Die Schwierigkeit bestand und besteht weiterhin darin, dass auf keine best-practice-Modelle zurückgegriffen werden kann. Die Bandbreite der Formen von Heterogenität und die Ansprüche für eine gelungene Individualisierung sind anscheinend zu vielfältig. Die angeführten Studien die Sekundarstufe I betreffend mögen sehr überzeugend klingen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Ergebnisse tatsächlich Berufsschulrelevanz haben. Es herrschen völlig andere Rahmenbedingungen und es ist noch ein wichtiger Beteiligter zu berücksichtigen - der Lehrbetrieb, in dem der Lehrling vier Fünftel seiner Ausbildungszeit verbringt.

2.2.2 Zielgruppe

Der Personenkreis umfasst junge Menschen mit sonderpädagogischem Förderbedarf am Ende ihrer Pflichtschulzeit; jene mit fehlendem oder negativem Hauptschulabschluss; Behinderte nach dem Behinderteneinstellungsgesetz oder dem Landesbehindertengesetz; Personen, die aus die aus persönlichen Gründen in naher Zukunft durch AMS nicht vermittelt werden können.

Das AMS spielt in dieser Phase eine besonders maßgebende Rolle. Es kann nämlich für den Jugendlichen eine Berufsorientierungsmaßnahme festlegen. Weder ein Lehr- noch ein Ausbildungsvertrag liegen diesem Procedere zu Grunde. Der Jugendliche besitzt allerdings eine sozialversicherungsrechtliche Absicherung.

Ziel ist es vor allem das Ausprobieren von verschiedenen beruflichen Möglichkeiten und das Finden des idealen, den Fähigkeiten des Jugendlichen entsprechenden Ausbildungsbetriebes.

2.2.3 Berufsausbildungsassistenz (BAASS)

Die Berufsausbildungsassistenz begleitet und unterstützt die benachteiligten Jugendlichen während ihrer Ausbildungszeit. Bereits im Vorfeld der beruflichen Ausbildung ist die BAASS in den Clearingprozess involviert. Den Jugendlichen werden damit für sie passende Möglichkeiten einer Berufsausbildung und vor allem die dafür notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten aufgezeigt. Diese Unterstützung erhalten die Jugendlichen entweder über den Verein für Arbeitsassistenz Tirol, ibis acam oder den Tiroler Arbeitskreis für integrative Erziehung-Verein TAFIE Außerfern. Als äußerst produktiv zeigt sich die schulische Zusammenarbeit mit der Berufsausbildungsassistenz. Regelmäßige Kontakte zwischen BASS, Lehrbetrieben und Schule sind unerlässlich für eine funktionierende optimale Betreuung von IBA-Schüler/innen.

Die Berufsausbildungsassistenz wirkt auch im sog. "5er-Beratungsgremium" mit. Erst nach Beratung durch die BAASS wird einstimmig zusammen mit den weiteren Vertretern des Schulerhalters und des Landesschulrates, des Lehrberechtigten, der Erziehungsberechtigten und des Lehrlings/Auszubildenden die Art und Dauer der Ausbildung beschlossen. Eine anfängliche Teilqualifikation kann nach Zustimmung des Beratungsgremiums in eine verlängerte Lehre umgewandelt werden.

Es wird auch über die Berufsschulpflicht bei Teilqualifikation entschieden.

2.2.4 Lehrlingsstelle

Die Eintragung eines Lehrvertrages bzw. eines Ausbildungsvertrages erfolgt nur dann, wenn eine verbindliche Erklärung des Arbeitsmarktservices (AMS), des Bundessozialamtes oder einer Gebietskörperschaft bzw. einer Einrichtung einer Gebietskörperschaft vorliegt. Der Name der Berufsausbildungsassistenz (BAAS) wird in die jeweiligen Verträge aufgenommen.

2.2.5 Abschluss der Ausbildung

Die verlängerte Lehrzeit endet mit der jeweiligen für den Ausbildungsberuf vorgesehenen Lehrabschlussprüfung bei Einrichtungen der Wirtschafts-kammer. Der Lehrling durchläuft das für die Lehrlinge mit Regellehrverträgen vorgesehene Prüfungsverfahren. Die Teilqualifikation endet mit einer Abschlussprüfung, wobei über die erworbenen Teilqualifikationen eine Arbeitsprobe anzufertigen ist. Das Zeugnis dokumentiert die während der Teilqualifikation erworbenen Fähigkeiten.

2.2.6 Europäische Perspektive

Die Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission weist in der Ausgabe 2007, "Nationale Kurzdarstellung der Bildungssysteme in Europa und der aktuellen Reformen" eigens auf die Berufsausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche mit Behinderungen oder Benachteiligungen hin und erwähnt im Besonderen die ständige Steigerung der Zahl der Jugendlichen.[9]

Die Notwendigkeit dieser gesetzlichen Regelung und das Aufgreifen dieser neuen Form der Ausbildung auf EU-Ebene sind unumstritten. Bereits jetzt wird in Deutschland in Printmedien von zehntausend Jugendlichen berichtet, die auf Grund fehlender schulischer Bildung nicht mehr in den dortigen Arbeitsprozess eingegliedert werden können. Um in Österreich lebenden Jugendlichen eine Zukunft mit Arbeit und damit mit Zukunftsperspektiven zu bieten, ist jedes Engagement in dieser Sache zukunftsweisend.

2.3 Duale Berufsausbildung im Kontext "IBA" in Österreich

Beinahe fünfzig Prozent der in Österreich lebenden Jugendlichen absolvieren eine Lehre. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein sehr maßgebender dafür ist, dass diese Jugendlichen ihre Kompetenzen nicht ausschließlich im klassisch schulischen Bereich - sprich im ständigen Lernen von Faktenwissen - haben. Sie haben ihre Talente vermehrt im kinestetischen Bereich. Sie sind die "BegreiferInnen".

Der von Wirtschaftsseite aufgezeigte künftige bzw. bereits in manchen Brachen (beispielsweise Metallgewerbe) bereits vorhandene FacharbeiterInnenmangel weist darauf hin, dass sich in der dualen Ausbildung Veränderungen auftun. Der FacharbeiterInnenmangel ist bereits jetzt fallweise eklatant. Ein Interviewausschnitt von Egon Blum, Lehrlingsbeauftragter der Bundesregierung[10], unterstreicht diese Aussage:

Blum: "Eine große Herausforderung ist nach wie vor die Berufs- und Schulwahlvorbereitung. Zu viele junge Mädchen und Burschen kennen mit 14 Jahren ihre echten Fähigkeiten, Eignungen und Neigungen noch nicht oder zu wenig (...)".

Gerade dieses Statement unterstreicht die Notwendigkeit vor allem SchülerInnen mit Leistungsdefiziten noch mehr im Vorfeld zu unterstützen. Die Einbindung der BAASS steht hier außer Frage. Wenn die SchülerInnen bereits in der Berufsschule sind, ist es für sie häufig äußerst problematisch Fuß zu fassen, da sie nicht nur ihr Lern- und Arbeitsfeld sondern vor allem ihre eigene Persönlichkeitsstruktur zu wenig kennen.

In vielen Gesprächen mit Lehrer/innen und Direktor/innen wird einstimmig bestätigt, dass es nicht die Schüler/innen mit "Pädagogischem Sonderbedarf" (SPF) sind, die ihre Probleme an den Berufsschulen und in den Betrieben haben. Diese SchülerInnengruppe weist auf eine intensive persönliche pädagogische Betreuung in ihren absolvierten Schulen hin. Es sind vor allem die SchulabbrecherInnen, die aus ihren sozialen und schulischen Defiziten heraus Schwervermittelbaren, die ihre Fähigkeiten durch zu viel Negativerlebnisse in den Vorschulen nicht richtig einschätzen und damit wieder Gefahr laufen, im selben Fahrwasser weiter zu triften. Vor allem die fehlenden Sozialkompetenzen wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Durchhaltevermögen, sind Gründe für das vorzeitige Lösen von Lehrverträgen.

EAF [11] : "Schickt man aufgrund dieser Unsicherheiten Kinder weiter zur Schule anstatt in die Lehre?"

Blum: "Ja. Darum ist es so wichtig, dass Jugendliche wieder erkennen, welche Chancen sie nach einer solchen Ausbildung haben. Qualifizierte Facharbeiter sind so wichtig für die Zukunft in Österreich. Nicht zuletzt aufgrund der starken Veränderung durch technologische, gesellschaftliche und demografische Entwicklungen ist es jetzt wichtig, möglichst viele Jugendliche für die Lehre zu begeistern. Wir stehen vor enormen Herausforderungen: Die Zahl der 15-Jährigen sinkt - folglich verringert sich auch das Angebot an ausbildungsfähigen Jugendlichen für eine Lehre oder eine berufsbildende Schule. Und gleichzeitig stehen wir vor dem Problem, dass eine respektable Anzahl an Jugendlichen mit 14 bzw. 15 Jahren eine zu geringe Ausbildungsfähigkeit mitbringt, um in eine Lehre oder eine berufsbildende Schule aufgenommen zu werden oder dort tatsächlich den Abschluss zu machen".

2.4 Richtlinie zur Förderung der betrieblichen Ausbildung von Lehrlingen gemäß § 19c BAG[12]. Beschluss vom: 17. Juli 2008

I. Präambel

"(...) Die Duale Ausbildung ist einer der Eckpfeiler des österreichischen Bildungssystems und international anerkannt. Durch die Verbindung von praxisnaher Ausbildung im Betrieb und Erwerb der erforderlichen theoretischen allgemeinen und berufsspezifischen Kenntnisse in der Berufsschule ist die Duale Ausbildung besonders geeignet, zur Deckung des österreichischen Fachkräftebedarfs beizutragen (...)."

Den PolitikerInnen ist somit sehr wohl bewusst, dass es die Vielfalt im Bildungsbereich benötigt um den Wirtschaftsstandort Österreich zu sichern. In "II. Ziele" wird unter Punkt 7) dezitiert auf die Förderung von Betrieben, die Maßnahmen für Lehrlinge mit Lernschwierigkeiten ergreifen, hingewiesen.

In Punkt 6.7 Lehrlinge mit Lernschwierigkeiten[13] werden punktuell die Möglichkeiten dieser Förderungen aufgelistet. Interessanterweise wird hier nur von Lehrlingen mit Lernschwierigkeiten gesprochen, worunter letztendlich ein Großteil der IBA-Lehrlinge fällt. Ob diese Unterstützungsmaßnahme greifen wird, ist zu beobachten.

2.5 QualitätsInitiative BerufsBildung[14] ÖBS Österreichische Berufsschulen

Im TEIL B: Qualitätsmatrix wird unter

"QF 2 - Integrative Berufsausbildung (IBA) gesondert auf diese spezielle Form der Ausbildung eingegangen.

"Die öbs engagieren sich für den beruflichen und gesellschaftlichen Erfolg der integrativen Berufsausbildung.

  • Wir planen eine erfolgreiche schulische Ausbildung unter Berücksichtigung von flankierenden Maßnahmen (...)

  • Wir professionalisieren das pädagogische Handeln der Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrer für die integrative Berufsausbildung (...)

Ermutigend wirken die im Ziel 2.1 - SchülerInnen betreffenden und 2.2 - LehrerInnen betreffenden "Miterfassten Kompetenz/en-Entwicklung/en", die in Selbst-, Methoden- und Sozialkompetenzen unterteilt sind und wie folgt lauten:

In 2.1 SchülerInnen betreffend:

Selbstbewusstsein, Erfolgsorientierung, psychische Leistungsfähigkeit, Lernbereitschaft. Lerntechniken, setzen von Zielen und Prioritäten. Belastbarkeit, Leistungsfähigkeit.

In 2.2 LehrerInnen betreffend:

Selbstsicherheit, Verantwortungsbewusstsein, psychische Leistungs-fähigkeit. Pädagogische Kenntnisse der Förderpädagogik. Planungs-, Informationstechniken, vernetztes Denken. Belastbarkeit, Kommuni-kations-, Kooperationsfähigkeit, Werthaltungen.

Ob diese Kompetenzenvermittlung im traditionellen lehrerInnenzentrierten Unterricht erfolgen kann, ist diskussionswürdig. In Kapitel 4.6 wird näher auf das Eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen nach Dr. Heinz Klippert eingegangen. Dies stellt eine offene Form des Unterrichtens dar, in dieser neben Fachkompetenz vor allem die sozialen und personalen Kompetenzen auf SchülerInnenseite trainiert und gefördert werden.



[4] Verfügbar unter: www.lehrberufe.tsn.at (Stand 12. Oktober 2008).

[5] Burgener-Woefray/Jenny-Fuchs/Moser-Opitz 1993, 66 ff. aus Feyerer, Ewald. Niedermair Claudia. Tuschel, Sonja: Positionspapier zur Aus- und Weiterbildung an den Pädagogischen Hochschulen: Berufsfeld Sonder- und Integrationspädagogik, bm:ukk Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur 2008.

[6] Schönwiese, Volker. 2007. Referat Pro Infirmis Delegiertenversammlung. Bern. S. 4 verfügbar in: www.proinfirmis.ch/de/artikel.php?myfile=schoenwiese.pdf&sector=1 (Stand September 2008).

[7] Vgl. Feyerer, Ewald/Prammer Wilfried. 2003. Gemeinsamer Unterricht in der Sekundarstufe I. Beltz Verlag. Weinheim, Basel, Berlin S. 186 - 187.

[8] ebenda, S. 186.

[9] vgl. Generaldirektion Bildung und Kultur: 2007. S 8.

[10] Vgl. Blum, Egon in ECHO am Freitag, 31. Oktober 2008 Nr. 51, S. 6.

[11] EAF: Echo am Freitag.

[12] Vgl. Blum, Egon: 2008. S 37, 38.

[13] Vgl. ebenda. S 33.

[14] Vgl. bm:ukk Abt. II/1 - Berufsschulen. Leitung: OR Mag. Karoline Meschnigg. Aktualisierung: 28. Mai 2008.

3 Spektrum Lernen - Lebenslanges Lernen

3.1 Lerntheorien

"Der Versuch, die Kenntnisse über Lernen, d.h. über Lernbedingungen und Lernergebnisse sowie deren Zusammenhänge, zu systematisieren, führt zu Lerntheorien"[15] Diese lassen sich in zwei große Bereiche einteilen[16]:

a) Behavioristische oder assoziationistische Lerntheorien - hier ist die Außensteuerung des Lernens durch Reize ausschlaggebend.

b) Theorien der kognitiven Organisation: "Lernen meint Strukturierung durch Vernunft und Einsicht oder aktive Aneignung der Umwelt. Ausschlaggebend ist die Innensteuerung durch subjektive kognitive Strukturierungsprozesse."[17]

3.1.1 Klassische Konditionierung (respondentes Lernen)

Das bekannteste Beispiel sind die Konditionierungsstudien des russischen Physiologen Iwan Pawlow. Einfache emotionale Reaktionen wie Erregung, Furcht oder affektive Tönung von Einstellungen ließen sich im Sinne der klassischen Konditionierung erklären.[18] Viele Reize aus der Umgebung werden beim Menschen zu Signalen, die eine bestimmte Reaktion hervorrufen.[19]

"Beispiel: Ein Kind hat Angst vor weißen Kitteln. Immer wenn der Arzt spritzte, trug er einen weißen Kittel. Der weiße Kittel ruft nach einiger Zeit allein schon unangenehme Gefühle hervor. Der weiße Kittel (ursprünglich ein völlig neutraler Reiz) ist ein bedingter Reiz (oder ein Signal) geworden, der auch ohne Spritze die Angst (bedingte Reaktion) hervorruft. Das Kind hat also eine neue Reiz-Reaktion-Verbindung erworben. Für die Schule lässt sich z.B. der nachgewiesene Brechreiz mancher Kinder in den ersten Schuljahren in Verbindung mit Prüfungen als bedingter Reflex erklären." [20]

Schule sollte ein Ort sein, an dem SchülerInnen Lernarrangements geboten werden mit Hilfe derer sie möglichst viele positive Reiz-Reaktionsverbindungen erwerben können.

3.1.2 Operante Konditionierung (operantes Lernen - Lernen durch Verstärkung)

Das einfachste Beispiel ist das einer Ratte in der sog. Skinner-Box. Es findet das sog. "Versuch-Irrtum-Lernen" statt. Eine Konsequenz, die das Auftreten eines Verhaltens erhöht, wird als positiver Verstärker bezeichnet.[21]

Diese positiven Verstärker bilden die Basis für eine gute LehrerIn/SchülerIn-Beziehung. IBA-SchülerInnen kommen zum Teil mit großer negativer Schulerfahrung an die Berufsschule und benötigen diese positiven Verstärker dringend.

3.1.3 Kognitive Lerntheorien (kognitives Lernen)

Die Kognitionspsychologen gehen davon aus, dass nicht nur Reiz-Reaktionsverbindungen das menschliche Verhalten ausmachen, sondern auch die Wahrnehmung und die kognitive Verarbeitung innerer geistiger Prozesse das Verhalten bestimmen. Im Behaviorismus wurde dieser Bereich früher als Black box angesehen, da er nicht direkt beobachtbar ist.

Die Neurowissenschaft (Gehirnforschung) beschäftigt sich eingehend mit der Wahrnehmung, Speicherung und Verarbeitung von Informationen.[22]

3.1.4 Beobachtungslernen (Modell-Lernen)

"Modell-Lernen liegt dann vor, wenn der Beobachter sich Verhaltensweisen des Modells aneignet oder schon bestehende in Richtung größerer Ähnlichkeit ändert (Nachahmung)."[23]

In Kombination mit positiven Verstärkern zeigt sich die stärkste Wirkung. Im negativen Sinn findet dies in den Gewaltszenen im Fernsehen, auf Videos, in Zeitschriften statt.[24] Allerdings ist eine Differenzierung vorzunehmen. Bandura und seine Forschungsgruppe fanden heraus, dass zwischen Anregung des Verhaltens durch ein Modell und der Ausführung des Verhaltens durch den Beobachter erhebliche kognitive Verarbeitungs-prozesse wie Aufmerksamkeitszuwendung (auf das im Modell gesehene Verhalten), Behaltensphase (Speicherung des Verhaltensschemas), Reproduktionsphase (hier wird erst das Verhalten praktiziert), motivationale Phase (der Effekt des Verhaltens wird ausgewertet und entschieden, ob das Verhalten wiederholt wird oder nicht) lägen.[25]

Bandura spricht von Self-Efficacy ("Selbstwirksamkeit"). Er verweist in zahlreichen Untersuchungen auf die enorme Bedeutung der subjektiven Überzeugung, genügend eigene Kompetenzen zu besitzen, selber bestimmte Vorhaben umzusetzen und Aufgaben zu bewältigen.[26]

3.2 Neurobiologische Grundlagen im Kontext Lernen

3.2.1 Gehirn und Lernen

"Es wiegt etwa 1,4 Kilogramm und verbraucht allerdings mehr als 20 % der Energie des gesamten Körpers. Es besteht aus einigen Milliarden Neuronen. Mit Hilfe des Gehirns kann sich der Mensch auf verschiedene Umgebungen, Aufgaben und Probleme einstellen - d.h. er kann lernen."[27]

Bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts bestand allgemein Einigkeit darüber, dass es kein Nachwachsen von Nervenzellen im Gehirn erwachsener Organismen, wozu der Mensch zählt, gäbe.[28] Neue Erkenntnisse der Hirnforschung entkräften viele dieser Annahmen. Diese Aussagen wirken ermutigend für alle Lernungewohnten, wozu u. a. auch die rund 600.000 Menschen über 16 Jahren in Österreich gehören, denen grundlegendes Basiswissen fehlt. Fehlende Lese- und Schreib-kompetenzen wirkten sich negativ in Bezug auf berufliche Integration aus.[29] Die Pädagogik hat mittlerweile erkannt, wie essentiell die Erkenntnisse der Gehirnforschung für Lernerfolge sind und dass es sich beim Lernvorgang um eine äußerst komplexe Vernetzung im Gehirn handelt.

"Vielmehr werden die unterschiedlichen Aspekte eines Ereignisses in weit verstreuten Bereichen der Großhirnrinde gespeichert: Geräusche etwa im auditorischen Kortex hinter der Schläfe, Gesehenes in den Arealen des visuellen Kortex im Hinterhaupt, Berührungsempfindungen im Scheitellappen der Großhirnrinde und so weiter." [30]

Das Gehirn sei ein lernendes System, das nach eigenen Gesetzmäßigkeiten lerne: es sei selbstreferentiell. Das bedeute: Das Gehirn müsse seine Kriterien, nach denen es seine eigene Aktivität bewerte, selbst entwickeln. Dies geschähe aufgrund früherer interner Bewertungen der Eigenaktivität. Lernen sei für das Gehirn also Lernen am Erfolg.[31] Jugendliche mit wenig erlebten persönlichen Erfolgen können auf keine bis wenig positiven Vorerfahrungen zurückgreifen. Dadurch stellt sich ein biologischer Stolperstein entgegen, dem allerdings durch aktivierende, selbstgesteuerte, offene Unterrichtsarrangements entgegnet werden kann. Lernende sammeln neue erfolgsversprechende Erfahrungen die zu Lernerfolgen führen.

3.2.2 Gefühle beim Lernen

Das Limbische System, ein zentrales System mit dem Hauptsitz in der Mitte des Kopfes zwischen Zwischen- und Großhirn positioniert, bewertet alles, was von den äußeren Sinnesorganen und dem Gehirn wahrgenommen wird. Es ist für die emotionale Tönung verantwortlich, die unsere Denkprozesse begleiten. Ereignisse, die mit starken Gefühlen verbunden sind, bleiben in unserer Erinnerung, jene die uns unberührt ließen, verschwinden aus unserem Gedächtnis.[32] Auf den schulischen Alltag bezogen bedeutet es, dass Lernvorgänge, an denen SchülerInnen emotional positiv teilhaben konnten, eine wesentlich größere Chance haben, nachhaltig im Gehirn gespeichert und somit wieder abrufbar zu sein.

3.2.3 Verschiedene "Gedächtnisse" und Lernen

Das Wiedererkennungsgedächtnis (Rekognitionsgedächtnis) hilft uns Gegenstände, die wir einmal gesehen haben, wieder zu erkennen. Das Arbeitsgedächtnis ist ein wichtiger Unterstützungsmechanismus, der uns beispielsweise über das Assoziationsgedächtnis Informationen aus dem Langzeitgedächtnis abruft, die gerade für die Bearbeitung einer bestimmten Aufgabe benötigt werden. Im sog. deklarativen oder expliziten Gedächtnis befindet sich, was wir an bewusstem Wissen verfügbar haben. Das prozedurale oder implizite Gedächtnis umfasst alle Fertigkeiten, die wir eingeübt haben und beherrschen.[33]

3.2.4 Sinneszusammenhang von Informationen

Fehlt dem Lerner der Bezug zum relevanten Kontext, dann sind Informationen für ihn wenig bedeutsam. Es kommt zum sog. "trägen Wissen".[34] Das Nichtintegrieren in bestehendes Vorwissen, das Nichtvernetzen macht das sog. "Gelernte" zusammenhanglos.[35] Es findet keine nachhaltiges Lernen statt. Durch aktive Auseinandersetzung mit Problemen im täglichen schülerInnenzentrierten Unterricht ist eine Erhöhung der Anwendungsqualität von Wissen gewährleistet. Das entdeckende Lernen nach Bruner beinhaltet den Erwerb von Problemlösefähigkeiten und intuitives Denken. Dessen mentale Repräsentationen (enaktive Ebene, ikonische Ebene, symbolische Ebene) unterstützen den Lehrenden bei der Wahl seiner Methoden.[36] Die enaktive und ikonische Ebene ist methodisch bei der Unterrichtsplanung im Zusammenhang mit Lernschwachen unbedingt mit einzubeziehen.

Von Bedeutung ist, dass sich für die Lernenden in einer Klasse der Lernprozess als sinnvoll erweist. Professionell agierende PädagogInnen entscheiden ganz spezifisch, für welchen Ablauf sie sich zum Wohle der SchülerInnen entscheiden. Ob es nun das "entdeckende Lernen" nach Bruner, das "Handeln und Denken" von Hans Aebli oder das "Problemlösen als Sonderfall des planvolles Handelns" von Edelmann[37] ist, im Fokus muss das für die Lernenden passende Konzept zum selbstständigen Kompetenzerwerb stehen, um das künftige Leben möglichst eigenständig bewältigen zu können.

3.3 Motivation in der Schule

3.3.1 Begriffe Motiv, Motivation, Leistungsmotivation

Umgangssprachlich stünde der Begriff Motivation als Oberbegriff für alle jene Vorgänge bzw. Zustände, die mit Streben, Wollen, Begehren, Wünschen, Hoffen, Sehnsucht, Affekt, Trieb, Sucht, Drang, Wille, Interesse Gefühl usw. zu tun hätten. Es handle sich dabei um ein zielgerichtetes Handeln. Motive seien gelernte, überdauernde Dispositionen, welche das Verhalten bestimmten.[38] Motivationen seien situationsabhängig und kurzfristig. Sie setzen ein bestimmtes, auf ein Ziel gerichtetes Verhalten in Gang und verschwinden, wenn das Ziel erreicht sei.[39] Das Leistungsmotiv sei ausschlaggebend für das menschliche Verhalten in Leistungssituationen. Dieses Motiv wird als Erwartung an die eigene Leistungsfähigkeit bezeichnet und kann sich als Erfolgs- oder ein Misserfolgsmotiv darstellen. Motivation sei keine ererbte, sondern eine erworbene Größe. Die wichtigsten Einflussfaktoren für die Entwicklung des Leistungsmotivs sei das Elternhaus durch die Erziehung zur Selbstständigkeit, durch die Erziehung durch Verstärkung, durch die Möglichkeit des Schaffens von Lernen durch Nachahmung oder durch den Anregungsgehalt der Umwelt.[40] Vermissen Lernende von klein auf diese Faktoren, schlägt sich dies häufig in ihrer Lernbiografie in Form von Misserfolgsängstlichkeit und Hilflosigkeit nieder.

3.3.1.1 Prinzip der Passung nach Heckhausen in Anlehnung an das Risiko Wahl-Modell nach Atkinson

"Die optimalste Motivation und damit der deutlichste Lernerfolg ist demnach gegeben, wenn der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe den bereits erreichten Leistungsstand des Schülers angepasst wird, und zwar in dem Sinne, dass weder eine Über- noch eine Unterforderung vorliegt. (...) Das Prinzip der Passung entspricht dem kalkulierten Risiko. Schüler sollen angeregt werden in diesem Spannungsfeld zwischen Erfolg und Misserfolg zu arbeiten. (...) Besonders für den leistungsschwachen Schüler ist es wichtig, an Aufgaben zu arbeiten, die dem Prinzip der Passung entsprechend seinen Lernvoraussetzungen angepasst sind. Auch er darf nicht aus der Leistungssituation entlassen werden, weil er ebenso Erfolge erleben muss, um wahrnehmen zu können, dass Handlungsausgänge von ihm steuerbar sind (Gefühl der Selbstwirksamkeit). Wird dieser Schüler aber mit den Aufgaben konfrontiert, die dem Durchschnitt der Klasse angepasst sind, wird er mit großer Wahrscheinlichkeit ständige Überforderungen erleben. Sein Selbstkonzept mangelnder Fähigkeit wird bestärkt." [41]

Es ist unabdingbar, dass Unterrichtsmodelle, die dem Prinzip der Passung entgegenkommen, entwickelt und umgesetzt werden. Die Formen des "Offenen Lernens" beinhalten diese motivations- und selbstwirksamkeits-steigernden Komponenten. Lehrende sind gefordert, dies in ihren Unterricht zu implementieren.

3.4 Zukunft des Lernens

Seit geraumer Zeit ist der Begriff "Lebenslanges Lernen" für Menschen unserer Gesellschaft präsent. Die Europäische Kommission legte im Jahr 2000 ein "Memorandum über lebenslanges Lernen" vor, wobei in Punkt 3. auf Innovationen in den Lehr- und Lernmethoden und in Punkt 4. auf Erhöhung und Wertschätzung von Lernen verwiesen wird[42].

Dass diese Vorgaben bei so manchem Sorgen und womöglich Versagensängste auslösen können, ist nachvollziehbar. Die Halbwertzeiten des Wissens (Lebenszyklen des Wissens) werden permanent kürzer. Die Zukunftsforschung weist auf künftige atypische Beschäftigungsverhältnisse hin. Berufliche Veränderungen stehen bis zu siebzehn Mal in einer Berufsbiografie an. Die Existenz einer intakten Familie ist nicht mehr selbstverständlich. Kinder und Jugendliche sind häufig von klein auf auf sich selbst gestellt. Wo bietet sich für sie noch ein "sicherer" Ort des Erwachsenwerdens und Lernen-Könnens an - wenn nicht in einer Schule, in der auf diese veränderten Lebenswelten verstärkt eingegangen werden, und in der Programme für die unterschiedlichsten Lernansprüche angeboten werden müssen.

Dr. Gerda Kysela-Schiemer verweist in ihrer Serie[43] zum "Lebenslangen Lernen" kritisch: "Auch in einer Lern- und Wissensgesellschaft gibt es Grenzen des Lernens, der Bildung, es gibt individuelle und gesellschaftliche Barrieren. Die Bildungspolitik steht in der Verantwortung, jene mitzunehmen, die sich vom gegenwärtigen Tempo und den Ansprüchen des gesellschaftlichen Wandels überfordert fühlen und sich schwer tun, mit dem Neuen mitzuhalten."

Genau diese Details sind für das Umdenken im Gestalten des Unterrichts, im Anbieten diverser Lehr- und Lernmaterialien für PädagogInnen ausschlaggebend. Die Unterschiedlichkeit der Bedürfnisse der Lernenden erfordert eine andere Herangehensweise in der Wissensvermittlung. Es soll niemand durch Nichtfolgenkönnen im Unterricht auf der Strecke bleiben.

Für IntegrationsschülerInnen, aus welchen Gründen sie auch dazu wurden, stellen diese Erkenntnisse eine Chance dar, im Schulalltag ihre ganz persönlichen Kompetenzzuwächse zu erlangen. Diese wirken unterstützend um zu einem erfüllten Leben zu gelangen und sich in dieser Welt besser zurechtzufinden. Lehrer und Lehrerinnen haben die Verpflichtung auf Heterogenität und Individualität einzugehen. Durch eine Vielfalt an Lernmaterialien und damit verbunden die Möglichkeiten sich auf unterschiedlichste Art und Weise Wissen und Fertigkeiten anzueignen, muss es möglich sein, dass schulischer Erfolg für alle erreichbar ist. Das Besinnen darauf, dass Lernen auf spielerische Art motivierend wirkt und durch die Beteiligung vieler Modalitäten, wie visuell, auditiv, kinestetisch/taktil/haptisch, gustatorisch und olfaktorisch mit hohem Behaltewert verbunden ist. Dies drückt sich durch die verschiedenen Lerntypen aus.

(...) Aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen haben sich auch die Qualifikationserfordernisse an unsere Arbeitskräfte gewandelt und erweitert. Neben grundlegenden fachlichen Fähigkeiten sind heutzutage auch vermehrt soziale, kommunikative und persönlichkeitsbildende Kompetenzen gefragt. Die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen und zur freiwilligen Inanspruchnahme von Weiterbildungsprogrammen sind ebenso Kennzeichen dieser Entwicklung. (...) Die geänderten Rahmenbedingungen verlangen auch eine entsprechende Weiterentwicklung und Umgestaltung des Schul- und Bildungswesens, damit unsere Kinder und Jugendlichen die Vielzahl neuer Herausforderungen annehmen und die sich bietenden Chancen nutzen können [44]

Für einen Teil von IBA-SchülerInnen kann dies eine Chance darstellen, wenn es schulisch gelingt, mit ihnen in verschiedenen Formen von Trainings an diesen von Wirtschaftsseite geforderten Skills zu arbeiten. Nicht alleine die Fachlichkeit sichert diesen jungen Menschen die Zukunft in der Erwerbswirtschaft.

In der untenstehenden Grafik ist das Umfeld, aus denen Berufsschüler/innen kommen, sehr anschaulich dargestellt. Vielfach ist der Einfluss der Familie bereits weggebrochen. Peergroups haben deren Aufgabe übernommen. Schüler/innen mit Migrationshintergrund bilden einen erheblichen Teil der IBA-Lehrlinge. Hierbei stellt sich vor allem das Nichtvorhandensein der deutschen Sprache als Lernhemmnis dar.

Abb 1. aus Positionspapier LERNEN - WACHSTUM - WOHLSTAND (KURZFASSUNG) www.iv-net.at Verfügbar unter: http://www.iv-mitgliederservice.at/iv-all/publikationen/file_375.pdf (Stand 24. September 2008).

"DIE VISION "SCHULE 2020": MASSNAHMEN FÜR DEN

ZUKUNFTSSTANDORT ÖSTERREICH

VISION 1) DIE "SCHULE 2020" ERKENNT UND ENTWICKELT POTENZIALE, FORDERT UND FÖRDERT UNTERSCHIEDLICHE BEGABUNGEN UND BEREITET UNSERE JUGEND AUF DIE NEUEN ANFORDERUNGEN VON LEBEN UND BERUF VOR

Notwendige Maßnahmen

  • Einführung von Orientierungsverfahren um Talente und Potenziale zu erkennen und zu fördern und Schwachpunkte zu beheben.

  • Fokus auf sichere Vermittlung von Grundkompetenzen und Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, Rechnen und Informations- und Kommunikationstechniken.

  • Entwicklung funktionierender Schnittstellen und Übergänge zwischen Schulstufen, Schulformen und Bildungseinrichtungen (Kindergarten, Startschuljahr, Grundstufe, Mittelstufe, Oberstufen, weiterführende Bildung).

  • Schulische und duale Bildungsangebote, Differenzierung und Abstufung auch in der Berufsausbildung (Lehre)."[45]

Die Industriellenvereinigung stellt in dieser Vision 1 das duale Bildungsangebot, die Differenzierung und Abstufung besonders in der Berufsausbildung (Lehre) als eine Maßnahme der Zukunft für den Wirtschaftsstandort Österreich dar. Diese Aussage unterstreicht wiederum die Bedeutung in der schulischen Ausbildung auf Differenzierung und Abstufung nach Leistungsvermögen Bedacht zu nehmen.

3.5 Neue Wege der Kompetenzvermittlung

Bereits im Vorfeld der gesetzlichen Installation der Integrativen Berufsausbildung beschäftigte sich eine Gruppe Studierender ab 2002 anlässlich des AQUA[46]-Projektes mit dem Begriff "Kompetenz" und gaben diesem Begriff dem Vorzug gegenüber ähnlich meinenden wie (Schlüssel)Qualifikationen, (dynamische) Fähigkeiten, soft skills, Begabungen, Leistungsvermögen usw.[47] (vgl. Schober, Exenberger. 2005, S 109).

"Competence is a roughly specialized system of abilities, proficiencies, or individual dispositions to learn something successfully, to do something successfully, or to reach a specific goal...." [48]

Zweck der integrativen Berufsausbildung ist die Verbesserung der Eingliederung benachteiligter Jugendlicher in das Berufsleben. Nach Abschluss eines Lehrvertrages bei verlängerter Lehrzeit (§8b, Abs. 1) auf vier oder fünf Jahre bzw. eines Ausbildungsvertrages bei Teilqualifikation (§8b, Abs. 2) sind Jugendliche im Falle eines verlängerten Lehrverhältnisses verpflichtet, bei Teilqualifikation je nach Vertragsabschluss verpflichtet oder berechtigt die für den jeweiligen Beruf zuständige Berufsschule zu besuchen. Der förderungswürdige Jugendliche vereinbart unter Einbezug von Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Landesschulrat und Ausbildungsassistenz eine für ihn passende Variante (5er-Gremium).

"Gute Schulen schaffen für alle ihre jeweiligen Schüler/innen anregende und förderliche Lernbedingungen"[49]. Es gibt SchülerInnen, die bereits so viel Lernerfahrung mitbringen, dass sie sich auf die verschiedensten Lehr- und Lernarrangements ohne Probleme einstellen und die von ihnen geforderten Erfolge bringen. Integrative SchülerInnen hingegen bedürfen einer besonderen Vorgehensweise und bestimmter Lernarrangements im Unterricht. Der Umgang mit Heterogenität durch den Unterrichtenden stellt die Basis eines erfolgreichen Lernergebnisses für diese Lerngruppe dar.

"Laut Pisa 2000 - Schwerpunkt Lesen - gibt es in der Berufsschule neben einer Gruppe von durchaus qualifizierten Jugendlichen einen relativ hohen Anteil an sehr schwachen Leser/innen. So liegen 7 % der Jugendlichen unter dem Level 1 (ernsthafte Schwierigkeiten beim Lesen) und 23 % beim Level 1, das heißt sie können lediglich einfache Informationen lokalisieren und daraus einfache Schlussfolgerungen ziehen. Nachdem Lesen als eine der Grundvoraussetzungen für das Lernen bezeichnet werden kann, stellt dies ein ernsthaftes pädagogisches Problem dar [50]

Eine wichtige Grundlage des Lernens an Berufsschulen stellt das Lesen dar. Der an intensive Fachlichkeit gebundene Lehrstoff verlangt dies in hohem Maße.

Nachhaltige Fördermöglichkeiten können daher nur im Rahmen des Unterrichts stattfinden. Für einen erfolgreichen integrativen Unterricht an Berufsschulen wird es vermehrt notwendig sein neue Lernwelten zu schaffen.

An der Pädagogischen Hochschule Tirol (vormals Berufspädagogische Akademie des Bundes) wurden in den vergangenen drei Jahren im Zuge eines österreichweiten Leseforschungsprojektes gezielt Lern-/Leseaufgaben für lernschwache Schüler/innen entwickelt und evaluiert. In diese vielschichtig aufgebauten Aufgaben wurden gezielt Spielesequenzen eingebaut, die neben der Steigerung der Lesekompetenzen auch zur Motivations-, Kommunikationssteigerung und der Erhöhung der Teamfähigkeit beitragen. Demnach Kompetenzen, die für Arbeitsprozesse der Zukunft unerlässlich sind.

Es wird dabei Bedacht genommen, dass vor allem beim Spielen das Gesamtspektrum des Lernens[51] relativ komplex erfasst wird. Alle Aktivitäten, die auf einem "Spielfeld" stattfinden, finden sich in den folgenden acht Kriterien:

" 1. Lernen, bei dem das Können das Hauptziel ist, das Automatisieren von Fähigkeiten zu motorischen und geistigen Fertigkeiten."

Bei vielen sportlichen Aktivitäten wird die Motorik automatisiert - das Wissen und Kennen von unterschiedlichen Spielregeln, d.h. das Einsetzen geistiger Fertigkeiten stellt die Basis des Erfolgs oder sogar eines möglichen Gewinnes dar. Die Verfeinerung der Motorik führt zu Schnelligkeit und Überlegenheit. "Körperliche Bewegung spielt von frühester Kindheit bis ins hohe Alter eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von neuralen Netzwerken (von Nervenzellen), die erwiesenermaßen Voraussetzung für das Lernen sind."[52] Dass besonders Buben einen besonderen Bewegungsdrang aufweisen, ist mittlerweile bekannt. Dennoch wird häufig noch viel zuwenig im Kontext Lernen darauf geachtet. Offene Lernformen, wie beispielsweise das "Eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen" bieten viele Möglichkeiten, Bewegung in die Klassenzimmer zu bringen.

"2. Lernen, bei dem das Problemlösen (Denken, Verstehen, Einsicht) die Hauptsache ist."

Wie kommt man am geschicktesten über diverse Hindernisse ohne sich zu verletzen? Gilt es immer der/die Schnellste zu sein oder führen besseres Verstehen/Vorausdenken und Besonnenheit oder Zurückhaltung im richtigen Augenblick zu besseren Problemlösungen? Wie teile ich mir meine Kräfte ein? Viele Überlegungen sind notwendig, viele Strategien werden entwickelt, um zum Ziel zu gelangen. Es bietet wohl wenig Anreiz, wenn die Wege exakt vorgegeben sind oder wenn es womöglich nur einen Weg gibt. Gerade dieses Problemlösen könnte große Anreize für intrinsische Motivation im schulischen Lernen sein. Dennoch vertrauen viele Lehrende auf die äußere motivationale Einflussnahme, indem einfach genaue klare Abläufe vorgegeben werden, die dann von einer gesamten Gruppe als die einzige Lösung/der einzige Lösungsweg übernommen wird. Es wird weder auf Individualität noch auf Heterogenität Rücksicht genommen.

"3. Lernen, bei dem das Behalten und Präsenthalten von Wissen das Ziel ist."

Wer hat die Nase vorn, mit wem spielt man besonders gern - beispielsweise Memory oder Activity? Etwas zu wissen verleiht Sicherheit und steigert unweigerlich den Selbstwert. Ich kann mein Wissen in ganz anderen Zusammenhängen einbringen. Als Lernende/r bin ich in meiner Gruppe geachtet.

"4. Lernen, bei dem das Lernen der Verfahren das Hauptziel ist (Lernen lernen, Arbeiten lernen, Forschen lernen, Nachschlagen lernen usw.)."

Man lernt ganz gezielt diverse Gegenstände des zu erlernenden Berufs fachlich zu benennen, sie nach einem Nachschlagwerk zu kategorisieren und die Erkenntnisse zu dokumentieren um anschließend über etwas referieren zu können, das für viele neu ist. Es geht darum, möglichst rasch ExpertInnenwissen mit Hilfe der modernen Medien wie Internet herauszuarbeiten.

"5. Lernen, bei dem die Übertragung auf andere Gebiete die Hauptsache ist, also die Steigerung der Fähigkeiten und Kräfte (eine Freifach wählen um sich beruflich nach vielen Richtungen orientieren zu können - beispielsweise der Europäische Computerführerschein)

Man lernt Englisch und kann sich dadurch mit Gleichaltrigen aus anderen Ländern unterhalten. Viele, vor allem menschliche, Barrieren können überwunden werden. Anderssprachige Menschen werden nicht mehr als "fremd" angesehen. Die Welt öffnet sich.

Für Lehrlinge eröffnen sich die Chancen im Ausland zu arbeiten und damit Geld zu verdienen; weiters einen sicheren Arbeitsplatz zu erhalten.

"6. Lernen, bei dem der Aufbau einer Gesinnung, Werthaltung, Einstellung das Hauptziel ist."

Man lernt Rücksichtnahme, Konflikte zu lösen, mit Personen anderer Kulturen umzugehen und für deren Anliegen Verständnis aufzubauen.

"7. Lernen, bei dem das Gewinnen eines vertieften Interesses an einem Gegenstand das Hauptziel ist (Differenzierung der Bedürfnisse und Interessen)."

Den einen interessiert das Innenleben eines Computers wesentlich mehr als zum x-ten Mal über eine Kletterwand zu steigen mit dem Ziel sich mit dem Freund zu messen, wer denn die bessere Technik hätte. Die andere will ihr Können in einem bestimmten Hobby verfeinern, der andere sammelt mit Leidenschaft verschiedene Pflanzen um sie zu Hause womöglich im Mikroskop zu betrachten.

"8. Lernen, bei dem ein verändertes Verhalten das Ziel ist."

Wenn mit Partner/innen oder in Gruppen gespielt und somit gelernt wird, kommt es vor allem auf die Steigerung der Sozialkompetenzen wie Rücksichtnahme, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Ehrlichkeit an. Man lernt seine Grenzen kennen, in dem einem Grenzen durch andere gesetzt werden. Spiel- und Verhaltensregeln geben die Richtung vor. Im Zuge des österreichweiten vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst und Kultur genehmigten Leseforschungsprojektes "Leseförderung an Berufsschulen" an der Pädagogischen Hochschule Tirol wurden im Rahmen der Fachdidaktik am Institut für Berufspädagogik von StudentInnen der Berufschulpädagogik im Studienjahr 2007/08 gezielt Aufgaben in Form von Lernspielen mit Spieleanleitungen entwickelt. Die diversen nach Leistungsniveaus entwickelten Aufgabenstellungen wurden in Berufsschulklassen getestet und anschließend evaluiert. Es wurde besonders darauf Bedacht genommen, dass die Leseaufgaben die zusätzliche Förderung der genannten Sozialkompetenzen beinhalten. Die Lernspiele umfassten neben Einzel- vor allem auch Teamaktivitäten. Durch gegenseitige Unterstützung konnten die Aufgabenstellungen innerhalb bestimmter Zeitvorgaben gelöst werden. Durch die Möglichkeit der Selbstkontrolle wurden die SchülerInnen aufgefordert, ihre Ergebnisse zu vergleichen. Dabei war die nötige Selbsteinschätzung/Ehrlichkeit der SchülerInnen ein Parameter für bestehende/fehlende Sozialkompetenz. Mit Hilfe von Fragebögen wurden SchülerInnen zu den einzelnen Aufgabenstellungen befragt. Ihre ehrlichen Rückmeldungen waren von großer Bedeutung für die Weiterentwicklung nächster Aufgaben. Diese Leseaufgaben sowie deren Evaluationsergebnisse bilden Teile von derzeit in Ausarbeitung befindlichen Bachelorarbeiten der Studierenden.

Lernorte sind Plätze, an dem mit viel Kreativität und Phantasie das Kind, der junge Mensch seine/ihre Fähigkeiten stärken kann, um sich in Folge in seinem/ihrem künftigen Leben zurechtzufinden und in der Gesellschaft den für ihn/sie passenden Platz zu finden? "Lernen stellt einen individuellen Prozess dar, dessen Erfolg eng damit verbunden ist, wie

Lernen gelernt wird, welche Fördermöglichkeiten der Lernende erhält, welche Lernhilfen als sinnvoll erachtet werden"[53]

Kann dies im heute noch vielfach praktizierten klassischen Frontalunterricht passieren? Lassen sich beide im Alltag kombinieren und bis zu welchem Ausmaße realisieren? Die Subjektive Didaktik - als Modell 1993 von Edmund Kösel veröffentlich - beschäftigt sich mit einem ganzheitlichen Menschenbild und ebensolchen Methoden. Das heutige postmoderne Denken und Handeln, das heute nicht mehr an totalitäre Wahrheitsansprüche von angelegten Theorien und Wissenssystemen glaubt, nimmt die Pluralität von unterschiedlichen Denk-, Lebens-, Lehr-, Lern- und Wertformen und deren gleichzeitiges Auftreten in der Gesellschaft wahr und ernst.[54]

"Unterrichten heißt damit "Modellieren von Lernwelten". Dies bedeutet, dass jede(r) am Lernprozess Beteiligter seine/ihre eigenen didaktischen Modellierungsinstrumente besitzen und sie gemäß seiner biografischen Verfasstheit anwenden dürfen soll." [55]

Um mit diesen beschriebenen ganzheitlichen Ansatz erfolgreich vollziehen zu können, ist es für Lehrende wie auch Lernende von Vorteil über den eigenen Lernstil Bescheid zu wissen.

3.6 Lern-Stil-Analyse (LSA)

"Alle Menschen haben ihre eigene, persönliche Art und Weise sich zu konzentrieren und Informationen aufzunehmen. Ihre Lern- und Merkfähigkeit wird signifikant vergrößert, wenn ihnen für diese Aktivitäten die für sie idealen Bedingungen zur Verfügung stehen." [56]

Abb. 2

In der LSA-Pyramide sind die 49 Elemente des Lernstil-Modells dargestellt, die in sechs Schichten gruppiert sind. Das Zusammenspiel zwischen biologischen und erworbenen Faktoren eines jeden Menschen in schwierigen Lernsituationen wird dadurch nachvollziehbar.[57] Optimale Lernergebnisse können nur durch optimale persönliche Rahmenbedingungen erzielt werden.

Durch diese Lern-Stil-Analyse ist es altersmäßig abgestuft möglich, durch eine LSA-Software eine persönliche Lernstilanalyse durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Lern-Stil-Analysen geben die wahren Lernbedürfnisse von Schüler/innen wider. Häufig klafft eine Schere zwischen diesen realen Bedürfnissen und den Unterrichtsstilen, die an den diversen Schulen zum Einsatz kommen.

An Berufsschulen wird diese Lern-Stil-Analyse noch nicht praktiziert. Es könnte ein Unterstützungsfaktor für das Unterrichten in heterogenen Gruppen sein. Durch die gebotenen Gruppenprofile wird den PädagogInnen mit einem Blick ermöglicht auf die verschiedenen Bedürfnisse der SchülerInnen bestmöglich eingehen zu können. Ein Abgleich mit der Lern-Stil-Analyse der LehrerInnen selbst klärt möglicherweise manches Missverständnis, das in Klassen das Lehren und Lernen zum Balanceakt werden lässt bzw. ließ. "The way I learn, is the way I teach" hat somit einen Großteil seiner Aussagekraft verloren. Das Wissen über die Verschiedenheit im Lernprozess ist der erste Schritt um vor allem SchülerInnen, die aus welchen Gründen immer zu den Lernschwachen gehören, eine für sie erfolgreiche Schullaufbahn zu ermöglichen.

3.6.1 Überblick über Elemente des LS-Modells[58]

  • Hemisphärendominanz (Denkstil)

  • Sinneswahrnehmungen - sensorische Modalitäten

  • Physische Bedürfnisse (inklusive Biorhythmus)

  • Umgebung (Lernumgebung in der Klasse und zu Hause)

  • Soziale Aspekte (mit wem ein Schüler/eine Schülerin am besten lernt)

  • Einstellungen zum Lernen

3.6.2 Auswirkungen

Durch diese persönliche Profil erhalten die Schüler/innen den Unterschied zwischen ihren Präferenzen (das sind die förderlichen Umstände, unter denen ein Proband am besten lernt) ihre Nicht-Präferenzen (das sind die Störfaktoren, die die Konzentration auf neuen, schwierigen Stoff erschweren).

Die ersten vier Präferenzen oder Nicht-Präferenzen seien gewöhnlich schwer beeinflussbar und blieben zeitlebens erhalten und wüchsen von Kindheit an mit. Bei langfristiger Vernachlässigung wirkten sie sich negativ auf Motivation, Ausdauer und Verantwortungsgefühl für schulbezogene Aufgaben aus. Die weitgehende Erfüllung dieser biologischen Bedürfnisse seien für einen dauerhaften Erfolg in der Schule unerlässlich. Sie führten unweigerlich zur Entwicklung positiver Einstellung zum Lernen.[59]

Die restlichen zwei Schichten der LSA-Pyramide umfassen die erworbenen oder konditionierten Stilmerkmale. Deren Relevanz kommt besonders zum Tragen, wenn der Jugendliche mit Regeln und Vorschriften in der Schule, zu Hause und am Arbeitsplatz konfrontiert wird und zurande kommen soll.

Für IBA-SchülerInnen ist es verstärkt wichtig, dass LehrerInnen und Vertrauenspersonen sie in für sie oft schwierigen Lernsituationen unterstützen. Die Auswertung der Lernstilanalyse beweist durch "Fragezeichen", dass sich diese jungen Menschen oftmals in einem persönlichen Umbruch befinden. Diese resultieren u. a. aus dem privaten Umfeld der Lehrlinge. Sie stehen unter Druck, bauen Stress auf, die Folge sind Lernblockaden, Konzentrationsmangel, Unlust durch Misserfolg. Allein das Wissen und Sprechen können darüber, kann Situationen bereinigen, Vertrauen aufbauen und zu Lernerfolgen führen.



[15] Skowronek 1991, 183 in Gudjons, Herbert. 2006. S. 210.

[16] Vgl. Edelmann 2000, 279 in ebenda.

[17] Ebenda in ebenda.

[18] Ebenda S. 185 in ebenda.

[19] Ebenda in ebenda.

[20] Gage/Berliner 1996, 264 in ebenda S 211.

[21] Vgl. ebenda S 212-213.

[22] Vgl. Königslehner, Hans, 2001. S 10 - 11.

[23] Ebenda. S 12.

[24] Vgl. ebenda. S 2 - 13.

[25] Vgl. Gudjons, Herbert: 2006, S. 214 - 215.

[26] Vgl. ebenda.

[27] Spitzer, 2002, S. 13 - 14.

[28] Ebenda, S. 32.

[29] Vgl. Krammer, Daniel in Solidarität 913, S. 7.

[30] Otto 1995, 61 in Gudjons, Herbert: 2006, S. 216.

[31] Vgl. Gudjons, Herbert. 2006. S. 218.

[32] Vg. Ebenda, S. 219.

[33] Vgl. Gudjons, Herbert: 2006. S 219.

[34] Ebenda, S. 220.

[35] Ebenda, S. 220.

[36] Ebenda, S. 221.

[37] Ebenda, S. 223, 224.

[38] Vgl. Königslehner, Hans. Skript Motivationspsychologie 2001 S. 1.

[39] Ebenda S. 3.

[40] Ebenda S. 4.

[41] Königslehner, Hans, 2001 S. 7.

[42] Exenberger/Schober, 2005 S. 110.

[43] Kysela-Schiemer, Gerda, 2007: in Aps 6/2007 S. 21 ff..

[44] Auszug aus Positionspapier der Industriellenvereinigung als Ergänzung zum bereits vorliegenden IV Bildungsprogramm "Zukunft der Bildung - Schule 2020", S. 4.

[45] Ebenda.

[46] AQUA = Apprenticeship Quality / Lehrer mit Qualität.

[47] vgl. Schober, Exenberger 2005, S. 109.

[48] Weinert 1999, S. 44 - nach Schober, Exenberger S. 109.

[49] Exenberger/Schober 2005 S. 146.

[50] Schneeberger/Petanovitsch 2004 nach Exenberger/Schober 2005 S. 146.

[51] Roth, Heinrich. 1963: in Seel, Norbert M. 2000, S.19.

[52] Hannaford, Carla. 1999, S. 20.

[53] Schräder-Naef, Regula. 1996. S.12.

[54] Vgl. Wilhelm, Marianne: 2002. S. 73.

[55] ebenda.

[56] Prashnig, Barbara. 2007. S. 3.

[57] Prashnig, Barbara. 2008. S. 4.

[58] Vgl. ebenda.

[59] Prashnig, Barbara: 2008, S. 17.

4 Pädagogik gestern und heute

4.1 Johann Heinrich Pestalozzi und die Gegenwart

"Den Menschen zu stärken" und "sich selbst helfen zu können" war Ziel J. H. Pestalozzis[60]. Er vertrat einen "ganzheitlichen" Ansatz. Diese Ganzheitlichkeit beziehe sich auf einen integrativen Bestandteil handlungsorientierter Konzepte. Erste Ansätze seiner "Idee der "Elementarbildung", dem Lernen mit "Kopf, Herz und Hand" waren bereits damals zu verzeichnen. Ausgehend von der Reformpädagogik betone das Ganzheitliche Lernen: "Lernen mit allen Sinnen, Lernen mit Verstand, Gemüt und Körper". Diese Ganzheitlichkeit umfasse die Dimension der Einzelperson, die Gruppendimension und weiters die thematische Dimension und das Umfeld, wobei hier im besonderen auf die Ausstattung des Klassenzimmers hingewiesen sei. Bereits Pestalozzi erkannte die Wichtigkeit des Zusammenwirkens sowohl der linkshemisphärischen (analytisch-logischen) und rechtshemisphärischen (holistisch, gestalterischen) Funktionen des Gehirns im Kontext ganzheitliches Lernen.

In Deutschland erfüllt sich die mittlerweile seit zwei Jahren pensionierte Reformpädagogin Enja Riegel[61] ihren Traum. Sie möchte eine neue Form von Schule schaffen - ein 66 000 Quadratmeter großes Gelände mit seltenen Bäumen, einem Rosengarten, Treibhäusern und vielen Gebäuden wurden ihr zum Kauf angeboten. Sie sah ein Theater im Zentrum eines Campus, umgeben von wohnlichen Unterrichtsräumen, Werkstätten und Labors. Laut Aussage ihres Mentors Hartmut von Hentig brauche eine Schule nur Theater und Science - alles andere ergäbe sich. An der von ihr bis zur Pensionierung geführten, mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichneten Helene-Lange-Schule, wurde bei der Übernahme der Schulleitung der Schulalltag (mit einem zu Beginn fast einjährigen Widerstand des Kollegiums) umgestellt. LehrerInnen unterrichten in Teams, jeweils in einem Jahrgang. Wie ein/e Klassenlehrer/in wandert das Jahrgangsteam mit den SchülerInnen von Klasse fünf bis zehn. Für geeignete Räume wurden Wände niedergerissen. Der Kern der Schule sind lauter "kleine" Schulen in einer großen. Die Klassen werden von SchülerInnen geputzt. Das Ersparte wird für das Engagement von professionellen Regisseuren für Theaterprojekte verwendet. Obwohl die SchülerInnen zum Teil über Wochen Theater spielen, wurden sie in den anderen Fächern immer besser. Das Motto Enja Riegels lautet: "Wer viel Theater spielt, wird auch besser in Mathematik". Mittlerweile wurde das Gymnasium, in dem Rituale, Regeln und Reviere ebenso wichtig sind wie Fächer, zur Gesamtschule. "Der getestete Schülerjahrgang liegt mit seinen Leistungen anderthalb Jahre vor der vergleichbaren Gruppe". Das ist die Bescheinigung des Max-Plank-Instituts für Bildungsforschung anlässlich der ersten Pisa-Studie.[62]

All diese Tatsachen bestärken, auch im Schulalltag mit wesentlich intensiveren reformerischen Aktivitäten zu mehr Lernlust und unweigerlich damit verbunden zu mehr Lernerfolg zu kommen.

Unterstrichen wird dieses auf reformpädagogischen Ansätzen beruhende Konzept auch durch eine empirische Untersuchung von Hans Haenisch, Landesinstitut für Schule und Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen, Deutschland[63]. Haenisch setzte sich dabei im Rahmen einer Interviewstudie mit den Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen aus der Sicht der Schüler/innen auseinander. Wesentliche Merkmale sind:

" Die individuelle Voraussetzungen der Lernenden und ihre Leistungsfähigkeit sind durch ein geeignetes, ausbalanciertes Angebot von Methoden, Lernformen, Aufgaben- und Problemstellungen zu berücksichtigen." "Lernende sind dann am aufmerksamsten und konzentriertesten, wenn sie sich mit persönlich bedeutsamen Lernaufgaben beschäftigen". "Besonders günstig für den Lernerfolg und Motivation wirken sich häufige Möglichkeiten der Selbstkontrolle aus, weil sich Lernende dadurch selbst als Verursacher/innen von Lernergebnissen erleben können".

Nur was durch Selbsttätigkeit gelernt wird, hat die Chance zu überdauern und gespeichert zu werden. Die Störungen im Unterricht minimieren sich, die Motivation und Aktivität der Schüler/innen ermuntert die Akteure.

4.2 Alte und neue reformpädagogische Ansätze

Eine Pädagogik, die junge Menschen zu selbstständigen, urteils- und handlungsfähigen Persönlichkeiten werden lässt, gewährt auch, dass sie diese in der ständig ändernden Berufswelt bewähren können[64]. Passt hier nicht der Begriff "Reformpädagogik"? Diese eigenständige Pädagogik zwischen dem Ende des 19. Jhdts. bis ungefähr 1938, ist verbunden mit Namen wie z. B. Célestin Freinet, Maria Montessori, Peter Petersen, Helen Parkhurst, John Dewey, Alexander S. Neill oder Rudolf Steiner. Die "Erziehung vom Kinde aus" war das allgemein gültige pädagogische Konzept.

Der Vergleich der alten und neuen Ziele zeigt, dass die Konzepte der Reformpädagogik mehr als aktuelle Gültigkeit haben. Würde man die Ziele nicht mit "alt" und "neu" versehen, sie wären bis zum heutigen Tag gültige und moderne Erziehungsziele und deckten sich mit den Inhalten des schulischen Lernbegriffs von Heinz Klippert[65]. Wenn er von affektivem Lernen spricht, dann beinhaltet dies u. a. "Selbstvertrauen entwickeln, Spaß am Thema oder an einer Methode haben, Identifikation und Engagement entwickeln, Wertehaltungen aufbauen". Er erwähnt weiters das "Methodisch-strategische Lernen" sowie das "Sozial-Kommunikative Lernen". In all seinen Lernformen finden sich Ziele der Reformpädagogik.

Alte und neue Ziele

Tabelle aus Eichelberger, Wilhelm. 2003. S. 13

Selbstständigkeit

Eigeninitiative

Flexibilität

Durchhaltevermögen

Einsatzfreude

Selbstkritikfähigkeit

Kreativität

Organisationsfähigkeit

Problemlösefähigkeit

Logisches Denken

Frustrationstoleranz

Motivation

Fachwissen

Teamfähigkeit

Kommunikationsfähigkeit

Methodenbeherrschung

Verantwortungsbewusstsein

Solidarität.......

Für den Transfer in den heutigen Erziehungs- und Schulalltag sei es notwendig, sich mit den originären Konzepten der Reformpädagogik auseinanderzusetzen[66], wobei hier exemplarisch die Ansätze Célestin Freinet's herangezogen werden.

4.3 Freinet

Célestin Freinet's Ziel war es kindgemäß und natürlich zu erziehen. Folglich bestehe die Aufgabe der Erziehung darin, die Fähigkeiten des Arbeitens - Basis menschlichen Wirkens - zu entwickeln. Dies gelinge nur, indem das Kind "arbeitet"; dieses Prinzip hatte John Dewey "learning by doing" genannt.[67] Diese Aussagen sind in der heutigen Pädagogik aktueller denn je. Die Arbeit mit heterogenen Gruppen erfordert Arbeitsbedingungen in Schulen zu schaffen, die den Fokus der Tätigkeiten auf die Lernenden mit all deren unterschiedlichen Ausgangs-voraussetzungen und Zielsetzungen richten.

4.4 Entwicklungsmodell von Rolf Huschke-Rhein

Huschke-Rhein verweist auf die besondere Wichtigkeit diskontinuierlicher Entwicklungsmodelle für die praktische Pädagogik. Obwohl eine nicht-kontinuierliche Entwicklung in den traditionellen Entwicklungspsychologien höchstens als Störfall angenommen werde[68], stellt sie für alle Formen des "Offenen Unterrichts", des "Selbstgesteuerten Lernens" eine bedeutsame theoretische Basis dar. "Zwang der Anpassung", "permanente Leistungsüberwachung", interne und externe "Disziplinierungstechniken", "Ent-Emotionalisierung" wiesen lt. Huschke-Rhein nicht gerade auf einen Entwicklungspfad zur Autonomie hin.

In einer offenen Lernumgebung, wo selbstorganisiertes, selbstgesteuertes und eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen stattfinden soll, ist es nicht möglich und nicht erwünscht nach der bisherigen Entwicklungs-psychologie vorgegebene, lineare, berechenbare, voraussagbare, kontinuierliche, messbare und erwartungskonforme Entwicklungsverläufe zu beobachten und zu attestieren. Hingegen im klassischen lehrerzentrierten Unterricht finden diese Verläufe in den täglichen Unterrichtsstunden ihre Umsetzung. Große Unzufriedenheiten auf SchülerInnen- und LehrerInnenseite sind offensichtlich da. Änderungsprozesse laufen häufig viel zu langsam an. Nur wenige sind bereit, diese Änderungen zuzulassen. Solche Änderungen sind mit tief sitzenden Ängsten auf LehrerInnenseite verbunden. Viele nicht nachvollziehbare Erklärungen werden abgegeben, um das "Alte" und doch in deren Augen "Bewährte" fortführen zu dürfen. Dennoch beweisen bereits die "frühen" Reformpädagogen und auch die aktuellen Entwicklungstheorien, dass diese Änderungen unumgänglich sind.

4.4.1 Chaostheorie

Die sog. Chaostheorie stellt dabei ein neueres Modell dar, das die theoretische Grundlage für offene Unterrichtsformen bilden könne. Dabei dürfe "Chaos" nicht im umgangssprachlichen Sinn dieses Wortes verstanden werden. Es handle sich dabei um bestimmte Systemzustände, denen die typischen Eigenschaften klassischer deterministischer Systeme fehlten - vor allem die Berechenbarkeit, die Vorhersagbarkeit und die vollständige mathematische Bestimmtheit - ohne dass nun deshalb schon das "totale Chaos" herrschen müsste.[69]

Gerade diese fehlenden Berechenbarkeiten, Vorhersagbarkeiten und die nicht vollständige mathematische Bestimmtheit bringt den "klassischen" Lehrenden in einen gewissen Bereich der Unsicherheit - Motto: "Was nicht konkret planbar ist, ist auch nicht steuer- und berechenbar". Der klassische lehrerInnenzentrierte Unterricht richtet sich allerdings nach diesen Indikatoren. Sie geben anscheinend die nötige Stütze und Sicherheit um im Unterrichtsalltag zu bestehen, sich nötigenfalls rechtfertigen zu können und nach bestem Wissen und Gewissen agiert zu haben.

Den von der Chaostheorie her denkenden Modellen lägen radikal neue wissenschaftstheoretische Vorstellungen zugrunde. Die angenommenen Systeme würden nicht von Faktoren sondern von Attraktoren beeinflusst. Diese Systeme seien nicht von außen steuerbar. Sie seien von einer extrem hohen Komplexität gekennzeichnet. Die Grundannahmen der klassischen Naturwissenschaften, die für konstante, stabile Systeme galten und somit Berechenbarkeit und Prognosen ermöglichten, würden außer Kraft gesetzt. Die Beschreibungsgrößen für die Entwicklung psychischer Systeme seien Widersprüche, Krisen, Paradoxien bis hin zu Gleichgewichtsschwankungen. Die heute vielfach geforderte Kreativität sei ohne diese Begriffe gar nicht beschreibbar. Dieser Theorie läge weiters zu Grunde, dass Entwicklungen als intern (und nicht wie nach wie vor dargestellt extern) gesteuert anzusehen sind - von der jeweiligen Person gesteuert. Das Gehirn sei auf Grund der physiologischen Operationsweisen vollkommen autonom. Dabei handle es sich um kognitive wie auch emotionale Prozesse.[70]

Pädagogisch habe dies zur Folge, dass ein radikaler Perspektivenwechsel auf das Kind hin erfolgt. Wobei hier wiederum die Ansätze der Reformpädagogik ihre theoretische Grundlage fänden. Statt frontaler Kommandos würden geringfügige Steuerimpulse gegeben und abgewartet, wie sich diese im Gesamtsystem auswirken würden. Es folgten Überraschungen und es passiere Unterwartetes. Das Lernen des zu Lernenden sei nicht selbstverständlich.[71]

Viele Ergebnisse haben plötzlich ihre Richtigkeit. Die Lernenden haben selbst oder mit Unterstützung ein Ziel erreicht und haben erfahren etwas selbst geleistet und gelernt zu haben. Diese Vorgaben sind Basis jedes erfolgreichen und motivierenden schüler/innenzentrierten Unterrichts. Sie sind vor allem auch Garant für zufriedenere Lernende und sie bieten ein Arbeitsfeld für unterschiedliche Lernniveaus.

Huschke-Rhein's These, Pädagogen und Pädagoginnen würden darum heute den Großteil ihrer früheren Macht verlieren, ist bedeutungsvoll. Der neue Erziehungsbegriff definiert ihre Rolle neu: Helfer, Helferin, Mitspieler und Mitspielerin in Systemprozessen steuere Systeme durch sanfte Impulse unter maximaler Einbeziehung der Selbststeuerungsfähigkeit aller Systemelemente.[72] Die Rolle des Lehrers/der Lehrerin sind somit einem Coach und Moderator/Moderatorin gleichzusetzen. Dieses neue Rollenverständnis muss allerdings erst Platz greifen. Das Sich-nicht-mehr als alleinig verantwortlich zu sehen, das Zurücknehmen der allgegenwärtigen Präsenz im Unterricht, die vielfältigen Lösungsmöglichkeiten, die plötzlich durch eine "andere" Lernkultur auftauchen sind wichtige Erkenntnisse der "neuen" LehrerInnenrolle.

Jedes selbstreferentielle System brauche die Anerkennung durch ein anderes selbstreferentielles System. Dennoch seien beide im hohen Maße autonom. In der Anerkennung des Selbstseins und der Selbststeuerungsfähigkeit aller könne sich pädagogischer Eros, Professionalität und das pädagogische Verhältnis selbst entfalten.[73]

4.5 Handlungs- und Lernfeld Berufsschule

4.5.1 Professionalität für Lehrende

Wird heute von Schulqualität gesprochen ist gerade der Begriff Professionalität allgegenwärtig. Ein wichtiger Meilenstein zum Erlangen dieser Professionalität ist die Erkenntnis: "Weg vom Vermittler vorgegebenen Bildungs-/Fach- und Funktionswissens, hin zum "reflektierenden Praktiker"[74]. Dieser Praktiker/diese Praktikerin ist in der Lage und auch bereit, stets das eigene Tun im Unterricht zu hinterfragen, zu reflektieren und sich auf aktuelle Ereignisse und Gegebenheiten rasch einzustellen. Sie orientieren sich nach Standards[75] wie von Oser und Oelkers[76]. Die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun im Unterricht, mit den Abläufen, mit den Lehr- und Lernmaterialien, mit dem Verhalten der SchülerInnen führt zu einer größeren Zufriedenheit bei PädagogInnen und Schüler/innen. Es fördert das Engagement auf beiden Seiten. Die Akzeptanz der "Vielfalt" in einer Klasse bezogen auf Herkunft und Können in physischer und psychischer Hinsicht ist wesentlich leichter zu erreichen.

Pädagogische Prozesse sind Transformationsprozesse, in denen ein Selbst (selbstreferentielles System) sich in Richtung auf größere Selbststeuerung (Autonomie) transformiere. Die Ziele der Pädagogik seien nicht vollkommene Autonomie sondern durch erneute Integration in andere Systeme überzuleiten.[77] Dieses Prozesshafte bedeute sich auf nicht planbare Abläufe, Entwicklungen einzulassen und mit evt. Überraschungen flexibel umgehen zu lernen. Der/die Lernenden seien als Unikat zu betrachten und auf ihre Bedürfnisse sei soweit wie möglich einzugehen.[78]

Je offener die Unterrichtsformen seien, desto mehr "Spielraum" steht zur Verfügung. Allerdings benötigten Lehrer und Lehrer/innen das nötige pädagogische Rüstzeug - nämlich den Umgang mit Heterogenität im Klassenzimmer. An den oft fehlenden Qualifikationen für diesen "neuen" Unterrichtsstil seien viele Vorhaben an Schulen gescheitert. [79]

Der Hamburger Fachbereich Erziehungswissenschaft vertritt in seinen "Thesen zur Revision der Lehrerbildung":

"Schulen erproben seit gut 15 Jahren Formen des offenen Lernens, des handlungsorientierten Lernens und des Projektlernens! Lehrer und Schüler entwickeln in Teams Ideen, gehen Probleme fächerübergreifend an und beziehen außerschulische Lernorte ein. Lehrerbildung dagegen findet vorwiegend sitzend, hörend und darüber-redend statt." [80]

Noch immer bestätigen Lehramtsstudierende diese Ausbildungsabläufe. Nur Engagierte erarbeiten sich oftmals durch "Learning by doing" die nötigen Fähigkeiten für einen schülerInnenzentrierten Unterricht, deren Ablauf der Theorie der diversen Reformpädagogen entspricht. Es ist häufig "Glückssache" der angehenden LehrerInnen , wer gerade für die fachdidaktische Ausbildung in den verschiedenen LehrerInnenbildungs-einrichtungen verantwortlich ist. Junge LehrerInnen zeigen sich offen gegenüber Neuem, sie werden allerdings bei ihrem Einsatz im Schuldienst durch die Erfahrung und das Tun der "Altgedienten" in ihrem Handeln zum Teil gehindert. Die Gefahr dabei ist sehr groß, dass diese engagierten PädagogInnen nicht genug Energie aufbringen um sich durchzusetzen. Erfolge und Misserfolge sind sehr schultypenabhängig.

Genau diese Details sind für das Umdenken im Gestalten des Unterrichts, im Anbieten diverser Lehr- und Lernmaterialien für PädagogInnen ausschlaggebend. Die Unterschiedlichkeit der Bedürfnisse der Lernenden erfordert eine andere Herangehensweise in der Wissensvermittlung. Es soll niemand durch Nicht-folgen-Können im Unterricht auf der Strecke bleiben.

Für Integrationsschüler/innen, aus welchen Gründen sie auch dazu wurden, stellen diese Erkenntnisse eine Chance dar, im Schulalltag ihre ganz persönlichen Kompetenzenzuwächse zu erlangen. Diese wirken unterstützend zu einem erfüllten Leben zu gelangen und sich in dieser Welt besser zurechtzufinden. Lehrer und Lehrerinnen haben die Verpflichtung auf Heterogenität einzugehen. Durch eine Vielfalt an Lernmaterialien und damit verbunden die Möglichkeiten sich auf unterschiedlichste Art und Weise Wissen und Fertigkeiten anzueignen, muss es möglich sein, dass schulischer Erfolg für alle erreichbar ist.

4.5.2 Lernbedingungen

"Gute Schulen schaffen für alle ihre jeweiligen SchülerInnen anregende und förderliche Lernbedingungen"[81]. Es gibt SchülerInnen, die bereits so viel Lernerfahrung mitbringen, dass sie sich auf die verschiedensten Lehr- und Lernarrangement ohne Probleme einstellen und die von ihnen geforderten Erfolge bringen. Integrative Schüler/innen hingegen bedürfen einer besonderen Vorgehensweise und bestimmter Lernarrangements im Unterricht. Der Umgang mit Heterogenität durch den Unterrichtenden stellt die Basis eines erfolgreichen Lernergebnisses für diese Lerngruppe dar.

"Laut Pisa 2000 - Schwerpunkt Lesen - gibt es in der Berufsschule neben einer Gruppe von durchaus qualifizierten Jugendlichen einen relativ hohen Anteil an sehr schwachen Leser/innen. So liegen 7 % der Jugendlichen unter dem Level 1 (ernsthafte Schwierigkeiten beim Lesen) und 23 % beim Level 1, das heißt sie können lediglich einfache Informationen lokalisieren und daraus einfache Schlussfolgerungen ziehen. Nachdem Lesen als eine der Grundvoraussetzungen für das Lernen bezeichnet werden kann, stellt dies ein ernsthaftes pädagogisches Problem dar [82]

Eine wichtige Grundlage des Lernens an Berufsschulen stellt das Lesen dar. Der an intensive Fachlichkeit gebundene Lehrstoff verlangt dies in hohem Maße.

4.5.3 Schulisches Ausbildungsprocedere für IBA-SchülerInnen

Für IBA-SchülerInnen wird der Gesamtschulstoff von drei Jahren auf vier bzw. fünf Jahre gestreckt. Für teilqualifizierte SchülerInnen werden Zielvereinbarungen getroffen. Diese SchülerInnen beenden ihre Ausbildung durch Nachweis ihrer Qualifikationen im Zuge einer Arbeitsprobe.

Die Berufsausbildungsassistenz begleitet und unterstützt die benachteiligten Jugendlichen während ihrer Ausbildungszeit. Mitarbeiter/innen der Berufsausbildungsassistenz stehen in ständigem Kontakt mit den BerufsschullehrerInnen.

Die Zahl der IBA-SchülerInnen beträgt derzeit ca. 320, wobei die Tendenz steigend ist. Lehrberufe wie Maurer/MalerInnen, Koch/Köchin, Einzelhandelskaufmann/frau stehen an oberster Stelle bei der Berufswahl. Es gibt in Tirol vierundzwanzig Fachberufsschulen. In den jeweiligen Bezirken handelt es sich zum Großteil um Kleinschulen.

Wie IBA-SchülerInnen geschult werden, ist sehr unterschiedlich. Anfänglich wurden an manchen Berufsschulen mit einem größeren Anteil an IBA-SchülerInnen diese SchülerInnen in Gruppen für sich unterrichtet. Neuerdings geht man an den Berufsschulen eher dazu über, diese SchülerInnen im Klassenverband zu belassen. Dies erfordert allerdings von den jeweils unterrichtenden LehrerInnen ein hohes Maß an Flexibilität und an Kenntnissen des Umgangs mit heterogenen Lerngruppen. Der traditionelle lehrerInnenzentrierte Unterricht kann nicht mehr stattfinden. Offene Unterrichtsformen wie "Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen" nach Klippert finden ebenso Anwendung wie Unterrichtsansätze von ReformpädagogInnen wie Célestin Freinet.

Auf Grund der Tatsache, dass es zu einer landesweiten Zusammenarbeit im Bereich der Integrativen Berufsausbildung kommen sollte, wurde im Jahr 2006 am Pädagogischen Institut des Landes Tirol das Qualitätsteam Integration an Berufsschulen gegründet. Je eine Vertreterin/ein Vertreter einer Berufsschule ist in diesem Team vertreten. Enge Kontakte zu Sonderpädagogischen Zentren unterstützen das Netzwerk der im Qualitätsteam vertretenen Berufschullehrer/innen. Die PädagogInnen erhielten in den vergangenen zwei Schuljahren die Möglichkeit sich fachlich weiterzubilden. Eine zusätzliche Modulreihe vertiefte den Wissenserwerb. Das Modul 1: "Wissenschaftliche Grundlagen für den Umgang mit lernschwachen Schülern und Schülerinnen" wurde flächendeckend an allen Berufsschulen in Tirol für alle dort tätigen LehrerInnen verpflichtend angeboten.

Fazit: BerufsschullehrerInnen sind mit großem Engagement und Interesse dabei. Die Zahl der IBA-SchülerInnen ist steigend. Immer mehr LehrerInnen werden damit konfrontiert und interessieren sich für Möglichkeiten die "neue" Zielgruppe bestmöglich fördern zu können.

Den SchulleiterInnen steht von Seiten des Landes Tirol als Schulerhalter für Berufsschulen ein genau zu berechnendes Stundenkontingent für IBA-SchülerInnen zusätzlich zum Stundenkontingent, das sich aus der Gesamtanzahl der SchülerInnen der jeweiligen Berufsschule berechnet, zur Verfügung. Diese Zahl beträgt 0,8 pro IBA-SchülerInnen. D.h. sind in einer Klasse drei IBA-SchülerInnen, dann stünden noch zusätzlich zwei (0,8. x 3 SchülerInnen) Unterrichtsstunden zur Verfügung. Es besteht dadurch die Möglichkeit den integrativen BerufsschülerInnen für dieses genau berechnete, allerdings eher kurze Stundenausmaß, einen Pädagogen/eine Pädagogin zur zusätzlichen Förderung zur Seite zu stellen . SchülerInnen werden dafür großteils zur individuellen Förderung aus dem Klassenverband genommen.

Nachhaltige Fördermöglichkeiten können nicht außerhalb, sondern nur im Rahmen des Unterrichts stattfinden. Für einen erfolgreichen integrativen/inklusiven Unterricht an Berufsschulen wird es vermehrt notwendig sein neue Lernwelten zu schaffen.

"(...)- Es geht nicht darum, dass eine Mehrheit unter bestimmten Umständen eine Minderheit integriert, sondern mit Prengel (1994, 96) gesagt um "das gleiche Recht auf Verschiedenheit". - Verschiedenheit bezieht sich nicht nur auf das Merkmal "Behinderung - Nichtbehinderung" sondern auf die gesamte Bandbreite gesellschaftlicher Buntheit. - Heterogenität ist die Normalität und wird als Ausgangspunkt des Lernens über und durch Unterschiede gemacht (...)" [83] .

Die Berufsschule wird künftig noch intensiver das Handlungsfeld für die integrative Berufsausbildung sein. Jedem Jugendlichen bis zum achtzehnten Lebensjahr steht laut EU-Recht Bildung und somit ein Schulbesuch zu. Die staatliche Förderung für Firmen bei Aufnahme eines integrativen Lehrlings stellt zusätzliche Anreize dar, Lehrlinge mit verlängerter Lehrzeit und Lehrlinge mit Teilqualifikation aufzunehmen. Für Lehrer/innen, die mit der integrativen Berufsausbildung an Schulen betraut sind, wird es spezifische Fort- und Weiterbildungen geben müssen. Die Unterrichtsgestaltung kann auf Grund der unterschiedlichen Bedürfnisse und Ansprüche der Lernenden nicht mehr nur für eine Lerngruppe geplant werden. Der "homogene" Klassenraum hat seine bisherige Bedeutung als "Belehrungsstätte" verloren. Die Gestaltung einer individuellen Lernum-gebung für heterogene Lerngruppierungen mit einer Vielfalt an Lernarrangements und vielen Materialien, Medien wird die Folge sein. Es benötigt integrations-/inklusionstaugliche Konzepte für Schul- und Unterrichtsentwicklung an den diversen Berufsschulen.

4.5.4 Problemfelder für Lehrende und Lernende an Berufsschulen

Eine Umfrage zur Situation der Integrativen Berufsausbildung (IBA) aus der Sicht von Berufsschulen in Tirol ergab, dass vor allem die Problemfelder Abteilungsunterricht, erheblicher Zeitaufwand, fehlende Bezugspersonen für IBA-Schüler drei Eckpfeiler dieser besonderen Form des Unterrichts darstellen. Zehn von elf Berufsschulen, die im Zuge einer Umfrage im Qualitätsteam Integration teilnahmen, beklagen den hohen Zeitaufwand; in sieben Schulen werden Probleme mit dem Abteilungsunterricht festgestellt; insbesondere in lehrgangsmäßigen Berufsschulen bereiten fehlende Bezugspersonen für die IBA-SchülerInnen Schwierigkeiten.[84]

"In Tirol wird versucht, auch die Berufsschulzeit um ein Jahr auszuweiten. Dabei werden die Lehrinhalte anders verteilt und durch ausgedehnte Vertiefungs- und Übungsphasen ergänzt. In der Praxis wird meist die zweite Berufsschulklasse zweimal besucht, wobei Lehrlinge, die in Regelklassen integriert sind, im Abteilungsunterricht beim ersten Durchgang den ersten Teil des Stoffs, beim zweiten Durchgang den verbleibenden Teil des Stoff der zweiten Berufsschulklasse durchmachen." [85]

Die der 2006 verfassten Evaluierung des §8b des Berufsausbildungsgesetzes entnommenen Darstellung des "Abteilungs-unterrichts" im integrativen Unterricht an Berufsschulen stellt nur die Verteilung auf zwei Klassen dar. SchülerInnen mit verlängerter Lehrzeit haben die Möglichkeit den gesamten Lehrstoff in vier bzw. fünf Jahren zu bearbeiten und zu lernen. Somit befinden sich in allen Integrationsklassen an Berufsschulen unterschiedliche Schulstufen, die innerhalb einer Klasse eine eigene Abteilung bilden. Eine zusätzliche pädagogische Herausforderung entsteht, wenn sich womöglich innerhalb dieser Abteilungen zusätzlich verschiedene Ausbildungsfachrichtungen befinden. Beispielsweise sind in einer Klasse für Einzelhandelskaufleute IBA-Lehrlinge mit den Ausbildungsschwerpunkten Lebensmittel, Metall und Einrichtungsberatung.

Diese Problemfelder sind geradezu der Hinweis auf die Implementierung einer Lehr- und Lernform, die auf Heterogenität im Unterricht fokussiert ist.

"Der Fachunterricht, der im Wechsel der Fachlehrer/innen im 50 Minuten Takt angeboten wird stellt ein mehrfaches Problem dar. (...) Fächerübergreifende Lernarrangements und Projektunterricht fördern vernetztes Denken und fächerübergreifende Kompetenzen. Durch verstärkte Teamarbeit der Lehrer/innen kommt es zu einem intensiven Wissensaustausch über die Schüler/innen und den Unterricht und damit zu vermehrter Reflexion und gemeinsamer Entwicklung." [86]

Der Hinweis auf Teamarbeit ist in diesem anspruchsvollen Bereich des Unterrichtens besonders beachtenswert. Gemeinsame Vorgehensweisen in LehrerInnenteams bringen den SchülerInnen den Vorteil sich leichter im Unterricht und Schulalltag orientieren zu können. Eine "gemeinsame Sprache" kann viele Widersprüche ausräumen. In gezielt angebotenen Fort- und Weiterbildungen können sich BerufsschullehrerInnen das notwendige Know-How und die Sicherheit für den Unterricht in heterogenen Klassenverbänden, wie dies integrative Klassen darstellen, erwerben.

4.5.4.1 Lehren und Lernen nach öbs-Q-Matrix-IBA

In der bereits angeführten öbs-Q-Matrix-IBA[87] wird unter "Lehren und Lernen" - 1.4. "Schaffung eines positiven Lehr- und Lernumfeldes" in mehreren Aufzählungspunkten wie "Entwicklung und Umsetzung von Unterstützungsstrukturen für SchülerInnen mit Leistungsdefiziten", "Förderung des sozialen Lernens" oder "Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur Förderung von Begabungen und Individualisierung des Unterrichts" genau auf die im Schulalltag gegebene Problematik verwiesen.

Das Identifizieren und Benennen der Problemfelder, mit denen LehrerInnen konfrontiert sind, lässt hoffen, dass sukzessive an der Weiterentwicklung des Unterrichts im Zuge der Integrativen Berufsausbildung gearbeitet wird.

Die darin angeführten Outputs wie "Instrumente zur Bewältigung von Leistungsproblemen", "Durch Fördermaßnahmen verbesserte Leistungen", "In ihre Stärken geförderte SchülerInnen", "Attraktive und zeitgemäße Unterrichts- und Lerngestaltung" führen auf direktem Weg zu offenen Lehr- und Lernformen hin.

4.6 Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen

Dr. Heinz Klippert erkannte bereits in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, dass das herkömmliche Schulsystem früher oder später mit großen Problemen konfrontiert sein wird (beispielsweise Aggression, Gewalt in Klassen, Lernunlust bis hin zur Lernverweigerung auf Seiten der SchülerInnen; zunehmende nervliche Belastung bis hin zum Burn-out-Syndrom auf Seiten der LehrerInnen).

Es wird heute von SchulabgängerInnen sehr viel verlangt. Neben Allgemeinwissen werden umfangreiche personale und soziale Kompetenzen gefordert. Die sogenannten "Soft Skills" , benannt als Sekundärtugenden wie Pflichtbewusstsein, Ordnungssinn und Teamfähigkeit, wären für Berufseinsteiger oft wichtiger als Schulnoten. Sie seien in Wirklichkeit Primärtugenden. "Und gerade bei der Vermittlung sozialer Kompetenzen gebe es im deutschsprachigen Raum einige Defizite im Schulwesen, die sich im Berufsleben als verhängnisvoll erweisen können".[88]

Die Stimmen nach dem Ruf dieser Schlüsselqualifikationen werden immer lauter. Für LehrerInnen sind Unterstützungs- und Qualifizierungs-maßnahmen dringend notwendig, um von der bis dato gewohnten LehrerInnenzentrierung zur vermehrt eingesetzten Projektarbeit, Wochenplanarbeit, Freiarbeit oder andere Formen des offenen Unterrichts zu gelangen. All diese Formen ermöglichen SchülerInnen ein hohes Maß an Selbstverantwortung, Selbstorganisation und Selbstmanagement zu erreichen.[89]

4.6.1 Veränderte Kinder und Jugendliche

Medienkinder, verwöhnte Kinder, vernachlässigte Kinder, hedonistische Kinder, Kinder ohne hinreichendes Sozialverhalten, Kinder mit ausländischen Prägungen und gravierenden sprachlichen Defiziten - sind die Phänomene, denen Lehrende in den Schulen gegenüberstehen.[90] Mit dieser großen Heterogenität pädagogisch erfolgreich umzugehen, bedarf im hohen Maße einer weg von der lehrerInnenzentrierten hin zur schülerInnenzentrierten Unterrichtsform. Kinder und Jugendliche finden häufig keinen Familienverband, der sie in ihrem Großwerden unterstützt. Das früher in der Familie stattgefundene soziale Lernen kann in der immer zunehmenderen Ein-Kind-Familie nicht mehr passieren. Der Einfluss der Medien, die immer weniger werdende Gelegenheit zur Eigentätigkeit und der damit verbundenen Selbsterprobung und Selbsterfahrung bilden Grundlage für Unselbstständigkeit und Unmündigkeit.[91]

"Es ist schwieriger geworden, Kind zu sein und Erwachsener zu werden. Die Sozialisations- und Lebensbedingungen der SchülerInnen sind anregungsreicher, aber auch unübersichtlicher und unverbindlicher geworden."[92] Dieses hohe Ablenkungspotential verbunden mit hohem Druck von Seiten der Eltern bzw. der Ausbildungsbetriebe führen unweigerlich zu Schulunlust, sinkender Anstrengungsbereitschaft, Verhaltensauffälligkeiten. Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen bietet SchülerInnen durch das aktive Mittun mehr Lernerfolge zu erzielen.

4.6.2 Veränderte Anforderungen der Wirtschaft

Gerade im Berufsschulbereich stehen sich Schule und Ausbildungsbetriebe als duale Partner direkt gegenüber. Junge Menschen mit Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein, Problemlösekompetenz sind im Wirtschaftsprozess sehr gefragt. Allerdings bemängeln Personalverantwortliche das häufige Fehlen dieser Schlüssel-qualifikationen. Das Fachwissen mit einer Halbwertzeit von ein bis drei Jahren wird bereits als selbstverständlich angesehen. Wo können sich nun die Jugendlichen, die nach den Vorgaben der Integrativen Berufsausbildung ausgebildet werden, einordnen? Die Schnelligkeit des Berufslebens birgt die große Gefahr mit sich, dass diese jungen Menschen förmlich unter die Räder kommen. Es wird mit Umsicht auf diese immer größer werdende Zielgruppe eingegangen werden müssen. Die Jugend von heute sind unsere Leistungsträger von morgen. Wie soll jemand zum Leistungsträger werden, wenn ihm nie eine Perspektive geboten wurde. Vieles spricht dafür, dass gerade die Berufsschule ein Ort sein kann, in dem über das Fehlermachendürfen, über das Spüren etwaiger Folgen, in kleinen Schritten Kompetenzzuwächse entstehen. Allerdings benötigt es, den Unterricht betreffend, optimale Rahmen-bedingungen. D.h. LehrerInnen sind mit offenen Lehr- und Lernformen vertraut, wissen über die persönlichen Befindlichkeiten ihrer BerufsschülerInnen Bescheid, finden die nötige Unterstützung in der Schulleitung, im Lehrkörper, in den Ausbildungsbetrieben und bei den Eltern und haben die nötigen zeitlichen Ressourcen um sich intensiv mit der neuen und sehr anspruchsvollen Situation auseinanderzusetzen.

4.6.3 EVA im Unterricht

Heinz Klippert beginnt in seinem "Haus des Lernens"[93] mit den sog. Sockeltrainings (Methoden-, Kommunikations- und Teamtraining), in denen SchülerInnen sukzessive auf das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen im Fachunterricht vorbereitet werden. SchülerInnen werden effektiver und zeitgemäßer als bisher qualifiziert. Durch die Kultivierung innovativer Lernformen wird auch eine spürbare Entlastung der Lehrkräfte erreicht.

Kennzeichnend für das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen ist die spiralförmige Arbeitsweise. SchülerInnen dringen mittels unterschiedlicher Lernaktivitäten sukzessive in das jeweilige Thema ein.

Nach Aussage von Heinz Klippert[94]:

"atmen SchülerInnen großteils nur ein (d.h. Stoffaufnahme), sie Atmen allerdings nicht mehr oder fast nicht mehr aus (=Verarbeiten). SchülerInnen haben im herkömmlichen Unterricht zu wenig Raum um etwas zu "begreifen". Sie lernen zum Großteil kurzfristig, abstrakt und allein. Die meisten Kinder und Jugendlichen arbeiten an ihren Fähigkeiten vorbei. In der Schule sollen keine "EinzelkämpferInnen" Ausbildung betreiben. SchülerInnen müssen ein Grundverständnis entwickeln. Sie sollen Ziele und Probleme verstehen. Teams sollen auf Klassenebene Durchsetzungs-vermögen erlangen. Es wird zuwenig auf der Kommunikations-ebene gearbeitet. All dies muss aber im Arbeitsfeld Schule geübt werden, um im späteren Leben rasch Fuß fassen zu können. Im traditionellen Unterricht tauchen viele Schüler/innen risikolos ab. Nur die, die aufzeigen, kommen dran. Die Lernroutine der SchülerInnen wird nicht vorangebracht, wenn 1000 Dinge gleichzeitig passieren. Es werden Nachhaltigkeit und Verbindlichkeiten eingefordert."

Bei einer Vielzahl an IBA-SchülerInnen ist nach Aussage von SchulleiterInnen und BerufsschullehrerInnen ein Teil der Schulschwierigkeiten auf fehlende Sozial-, Kommunikations- und Methodenkompetenzen zurückzuführen. Das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen hat ein konsequentes Fordern und Fördern der SchülerInnen zur Folge. Nachhaltiges Begreifen und Behalten sind die Folge der gestuften Arbeitsprozesse während des Unterrichts. Unterschiedliche Leistungsniveaus werden durch das Bilden von Zufallsgruppen mit evt. Platzhalterfunktion als Herausforderung an die einzelnen Gruppenmitglieder angesehen. Persönliche Bestleistungen spornen die Leistungsbereitschaft der SchülerInnen an. Die aus dem klassischen "Frontalunterricht" bekannten Außenseiter sind hier nicht existent. Jede/r erspürt in dieser Unterrichtsform dessen Bedeutsamkeit.

Das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen kann auf Grund der angeführten Feststellung als integrationstaugliches didaktisches Konzept angesehen werden.

"(...) sind all jene Konzepte, die das Lernen des Kindes (Jugendlichen) als individuellen Prozess der Kooperation mit anderen Menschen verstehen und die aktive Auseinandersetzung des Kindes (Jugendlichen) mit seiner Umwelt ermöglichen. (...) sind gekennzeichnet durch "Öffnung" des Unterrichts."[95] Gerade diese Öffnung kann nicht nur dem zitierten Kind sondern auch den Jugendlichen in dem für sie oft äußerst anspruchsvollen Berufsschulunterricht Perspektiven aufzeigen und zu kleinen Schritten des Erfolges führen. Diese schulischen Erfolge sind für die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden mit ihren unterschiedlichen Defiziten von großer Bedeutung.

Im Fokus des nicht-ausgrenzenden Ansatzes der Inklusiven Allgemeinen Pädagogik stehen:

  • Menschenbild: "Der Mensch als Einheit"

  • Soziale Form: "Heterogenität"

  • Didaktische Fundamentum: "Kooperation"

  • Innere Differenzierung und Individualisierung"

  • Durch "Individualisierung eines gemeinsamen Curriculums[96]

Durch diesen Inklusionsgedanken soll die Förderung des offenen Unterrichts in welcher Form auch immer vorangetrieben werden. BerufsschullehrerInnen, die auf Grund ihrer pädagogischen Ausbildung ein hohes Potential an fachdidaktischen Kenntnissen besitzen, benötigen allerdings die notwendige Unterstützung um mehr über offene Lehrformen zu erfahren und diese auch trainieren zu können. Diese Unterstützungsmaßnahmen müssen zu einem selbstverständlichen Instrumentarium werden.

Ein zahlenmäßig nicht erfasster Teil der IBA-Lehrlinge kann als lernschwach bezeichnet werden. Dafür bedürfe es vor allem methodisch-didaktische Überlegungen. Es käme drauf an (...) die Schülerinnen und Schüler methodisch selbstständiger zu machen (...), Partner- und Gruppenarbeiten auch unter dem Aspekt zunehmender Schwierigkeiten der kooperativen Tätigkeit zu planen und zu realisieren (...).[97]

All dies bietet das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen. Durch das stringente Verfahren kommt es bei den Lernenden zum Entstehen von Vertrauen auf geregelte Abläufe und zur Erreichung selbst gesteckter Ziele, zu Routinebildung, die erneut Sicherheit bringt. Das Arbeiten in der Gruppe bietet die nötige Unterstützung. Die Angst zu Versagen ist hinangestellt. Viele Klärungsprozesse finden im Zuge von Unterrichtssequenzen statt.



[60] vgl. Pestalozzi, Johann Heinrich: Verfügbar unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Pestalozzi (Stand 4. Jan. 2008).

[61] Artikel in "Die Zeit" Nr. 1 27. Dezember 2007 Rubrik CHANCEN.

[62] Vgl. ebenda

[63] Verfügbar unter: http://www.qis.at/material/haenisch_nachhaltig%20lernen.pdf in Exenberger/Schober 2005, S. 149.

[64] vgl. Exenberger/Schober 2005, S 151

[65] vgl. Klippert 2000, S 31

[66] vgl. Eichelberger/Wilhelm, 2003, S. 13

[67] vgl. Eliade, Bernard, 1975, S. 15 -16

[68] Verfügbar unter : http://bidok.uibk.ac.at/library/huschke-netzwerk_entwicklung.html (Stand 25. November 2007)

[69] Vgl. Leinfellner, 1989; Briggs/Peat, 1990; Eilenberger, 1990; Gerok, 1990 - Internet

[70] Verfügbar unter: http://bidok.uibk.ac.at/library/huschke-netzwerk_entwicklung.html (Stand 25. November 2007)

[71] Vgl. ebenda.

[72] Verfügbar unter: http://bidok.uibk.ac.at/library/huschke-netzwerk_entwicklung.html (Stand 25. November 2007).

[73] vgl. ebenda.

[74] Kroath 1996, S. 242 aus Exenberger/Schober, 2005 S. 171.

[75] Standards:" notwendige professionelle Handlungskompetenzen, die in komplexen und unterschiedlichen Situationen zur Anwendung kommen. Es sind theoretisch fundierte, empirisch überprüfte, unter Anleitung eingeübte, systematisch verbesserte, immer wieder trainierte und reflektierte Kompetenzen, die nur Profis beherrschen" (vgl. Journal für Lehrer/innenbildung 2002, S. 26).

[76] Oser, Ölkers, 2001 aus Exenberger/Schober, 2005 S. 171.

[77] Verfügbar unter: http://bidok.uibk.ac.at/library/huschke-netzwerk_entwicklung.html (Stand 25. November 2007).

[78] Vgl. ebenda.

[79] Abgedruckt unter anderem in Johannes Bastian/Andreas Köpke/Rolf Oberliesen: Zur Revision der Lehrerbildung in Hamburg, Dokumentation einer Tagung des Fachbereiches Erziehungswissenschaften und des Amtes für Erziehung, Hamburg 1993 S 50 aus Hentig, H. 2003, S. 249.

[80] ebenda

[81] Exenberger/Schober 2005 S. 146.

[82] Schneeberger/Petanovitsch 2004 nach Exenberger/Schober 2005 S. 146.

[83] Prengel (1994, 96) in Feyerer, Ewald. Niedermair Claudia. Tuschel, Sonja: Positionspapier zur Aus- und Weiterbildung an den Pädagogischen Hochschulen: Berufsfeld Sonder- und Integrationspädagogik, bm:ukk Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur 2008.

[84] Situation der Integrativen Berufsausbildung (IBA) aus der Sicht von Berufsschulen in Tirol. Zusammengestellt im Rahmen des Qualitätsteams Integration des Pädagogischen Institutes des Landes Tirol im Laufe des Schuljahres 2006/07. Verfasser: Judmaier, Winfried. Innsbruck. September 2007.

[85] Evaluierung von § 8b des Berufsausbildungsgesetzes Endbericht verfügbar unter: http://bidok.uibk.ac.at/library/bmwa-berufsausbildung-endbericht.html (Stand 14. Jänner 2009).

[86] Wilhelm, Marianne, 2008: Skriptum Vernetzungstreffen: Integration an Berufsschulen Steyr.

[87] Anhang: BM:UKK-SektionII-Q-Marix, S. 52. 16. Februar 2005.

[88] Wirtschaftsnachrichten West 9-10/2008. S. 21-24.

[89] Vgl. Klippert, Heinz: 2001. S 10.

[90] Vgl. ebenda. S. 16.

[91] Vgl. ebenda S. 18 - 19.

[92] ebenda S. 19 nach Meyer, Hilbert 1989, S. 88.

[93] Vgl. Klippert, Heinz: 2000. S. 42-44.

[94] Auszug aus Referat anlässlich Klippert-TrainerInnenausbildung 2002, Südtirol

[95] Wilhelm, Marianne: 2003. S. 47.

[96] Ebenda.

[97] Aregger, Kurt. Waibel, Eva Maria (Hrsg.): 2008. S 93.

5 Die Persönlichkeitsstruktur der Auszubildenden

"Kinder kommen heute in so großer Zahl, wie es heißt "gestört" an die Schule, dass wir mit Maßnahmen nicht nachkommen, sondern unsere Maßstäbe verändern müssen. Ich habe, seit ich die Kinder als Lehrer wieder täglich beobachte, wiederholt geäußert: Ihr Verhalten sei - gemessen an ihrer ge- und zerstörten Umwelt - sehr normal. Die Flut von Diagnosen, mit denen die Psychiater die Kinder bedenken - "verhaltensgestört", "lerngestört", "kontaktgestört", "konzentrationsgestört", "arbeitsgestört", "beziehungsgestört", etc. etc. -, es scheint mir nur den Abstand der älteren Generation zum tatsächlichen Zustand und der Erfahrungswelt der heutigen Kinder anzuzeigen". [98]

In diesen Ausführungen findet sich der IBA-Lehrling wider. Jede Biografie dieser Jugendlichen ist einzigartig, unvergleichbar.

5.1 Teilleistungs- und Entwicklungsstörungen

Lernen setzt sich aus vielen Teilleistungen zusammen. Die "Internationale Klassifikation von Behinderung der Weltgesundheits-Organisation (WHO) aus den 80er-Jahren des 20. Jh. unterscheidet drei Ebenen (Nickel 1999):[99]

"Impairment (Schädigung): Impairment bezeichnet eine dauernde oder vorübergehende anatomische, physiologische oder psychologische Einbuße und/oder Anomalie des Organismus oder eines Organsystems, die an äußerlichen Symptomen, an einer fehlerhaften Funktion oder an dem Verlust einer Funktion objektivierbar ist.

Disability (Beeinträchtigung, Leistungsminderung): Aus einem Impairment folgen Funktions- und Aktivitätseinschränkungen (Disability), die bei der Bewältigung von Aufgaben und Anforderungen im Alltag auffällig werden.

Handicap (Benachteiligung, Behinderung): Hiermit wird die aus Impairment und Disability hervorgehende Schwierigkeit, Tätigkeiten, die im allgemeinen als wesentliche Grundkomponente der täglichen Lebensführung gelten, auszuüben. Diese Schwierigkeiten führen zu einer Benachteiligung in familiärer, beruflicher und gesellschaftlicher Hinsicht."

In einem neuen Modell aus dem Jahr 2003/ICF sind die Körperfunktionen und -strukturen, Aktivitäten der betroffenen Person und soziale/gesellschaftliche Partizipation mit Umwelt- und personenbezogene Faktoren in einem Wechselverhältnis verbunden. Es wird nicht weiterhin der medizinische Befund als zentraler Ausgangspunkt in dem Modell, das eine Ursache-Folge-Konstruktion darstellt, definiert. Die aktuelle Definition kommt einem bio-psycho-sozialem Denken nahe.[100] Kritische Stimmen weisen auf die Gefahren hin, dass bedingt durch die Möglichkeit der Klassifizierung leicht ein Abklassifizieren eines Individuums werden könnte. Anwender der ICF müssten sich der Gratwanderung zwischen beiden Aspekten bewusst sein.[101] Diese Gratwanderung stellt auch im pädagogischen Kontext eine Herausforderung dar. Durch die Vielzahl der angeführten Items handelt es sich um ein sehr komplexes System. Es wird beispielsweise als pädagogisches Instrument - für die Curriculum-entwicklung, die Schaffung von Problembewusstsein und als Anstoß für soziales Handeln deklariert.[102]

Hier auszugsweise einige exemplarische Items:

Kapitel 1: Lernen und Wissensanwendung

Dieses Kapitel befasst sich mit Lernen, Anwendung des Erlernten, Denken, Probleme lösen und Entscheidungen treffen.

"Elementares Lernen

(d130-d159)

Lesen lernen

Die Fähigkeit zu entwickeln, Geschriebenes (einschließlich Braille) flüssig und richtig zu lesen, wie Zeichen und Buchstaben erkennen, Wörter in richtiger Betonung äußern sowie Wörter und Wendungen zu verstehen

Rechnen lernen

Die Fähigkeit zu entwickeln, mit Zahlen umzugehen sowie einfache und komplexe mathematische Operationen auszuführen, wie mathematische Zeichen für Addition und Subtraktion benutzen sowie die richtige mathematische Operation auf ein Problem anwenden

(d160-d179)

Lesen

Aktivitäten im Zusammenhang mit der Erfassung und Interpretation von Texten (z.B. Bücher, Anweisungen oder Zeitungen - auch in Braille) durchzuführen, um allgemeines Wissen oder besondere Informationen zu erlangen

Rechnen

Berechnungen unter Anwendung mathematischer Prinzipien durchführen, um in Worten beschriebene Probleme zu lösen und die Ergebnisse zu produzieren oder darzustellen, wie die Summe aus drei Zahlen berechnen oder das Ergebnis der Division einer Zahl durch eine andere finden"

Eine Vielzahl an Definitionen wird in Folge weiter aufgezählt und kurz beschrieben. Diese Aufzählungen können in der Tat vor allem bei Kompetenzbeschreibungen für SchülerInnen eine hilfreiche Unterstützung darstellen.

"Die ICF kann in der (Sonder-)Pädagogik, ohne dass man kodiert, als Ideen- oder Checkliste dienen, um eventuelle "blinde Flecken" zu entdecken. (...) kann die DCF dienen bei der Entscheidung für die Förderungs- oder Schulart, bei Übergängen zwischen verschiedenen Schulstufen oder -typen und am Ende der Schulzeit, wenn es um den Übergang in den Arbeitsmarkt geht, für den bei einem Schüler möglicherweise noch spezielle Förder- Rehabilitationsmaßnahmen oder Hilfsmittel nötig sind. Judith Hollenweger stellt als wichtige Potenz der ICF heraus, dass sie für die genannten Zwecke zu einer gemeinsamen Sprache der Eltern und der verschiedenen Professionellen werden kann, weil sie nah an den Phänomenen bleibt." [103]

"Pädagogen und ICF-Anwender sind dazu aufgerufen, sich gegenseitig als wachsame Kritiker auf Gefahren aufmerksam zu machen. Sie können auf diese Weise dazu beizutragen, dass aus Versuchen zur Leistungsverbesserung keine Machtausübung entsteht, sondern dass Menschen so, wie sie sind, als gleichberechtigt anerkannt und wertgeschätzt werden.[104] Dies stellt einen grundlegenden moralischen Grundsatz bei allen Einstufungen, Bewertungen im schulischen Kontext dar und gilt in gleichem Maße für alle SchülerInnen in all ihrer persönlichen Vielfalt.

Abbildung 3 Vgl. Auszug aus : Schönwiese, Volker, Skriptum "Grundlagen integrativer Pädagogik" WS 06/07 S. 2.

5.2 Exemplarische Darstellung von Formen

5.2.1 AD(H)S - Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (mit/ohne Hyper-aktivität)

Zusammenfassende Thesen zum Konzept des AD(H)S

"1. Das Konzept des AD(H)S stellt keine medizinisch definierte Erkrankung dar, sondern ist der Versuch, eine Serie von Verhaltensauffälligkeiten in Analogie zum medizinischen Modell eines "Syndroms" zusammen-zufassen. Dadurch sollen diese Auffälligkeiten kontrollierbar gemacht werden.

2. Die als AD(H)S zusammengefassten Auffälligkeiten haben vielfältige Ursachen und sind in ihrem Schweregrad ebenfalls unterschiedlich zu bewerten. Die einheitliche Etikettierung bringt das Risiko mit sich, dass leichte vorübergehende Probleme überbewertet und schwerwiegende (etwa frühe Formen einer Psychose) nicht erkannt und angemessen behandelt werden.

3. Es erscheint als sinnvoll, Auffälligkeiten wie "Hyperaktivität", "Aufmerksamkeitsstörung" oder "Impulsivität" analog zum Phänomen "Fieber" nicht als Teilaspekte einer Störung, sondern als Symptome jeweils zu klärenden Grundproblematiken zu verstehen und zu behandeln. Darüber hinaus sind diese Symptome nicht Ausdruck eines "Defekts", sondern können als Ansatz zu einem Bewältigungsversuch von schwerwiegenderen Problemen verstanden werden. Dieser Aspekt begünstigt auch den therapeutischen Zugang.

(...)

5. Hirnorganische Befunde sagen nichts über eine mögliche Ursache aus: sie können auch durch Umweltweinflüsse bedingt sein. (...)

6. Auch die Arbeit von LehrerInnen wirkt sich unmittelbar auf die Gehirnentwicklung aus. Die besondere Chance dieser Berufsgruppe für den Umgang mit den als AD(H)S klassifizierten Kindern liegt in der intimen, oft über längere Entwicklungsperioden reichenden Kenntnis der Kinder und ihrer spezifischen Probleme.

7. Die besondere Komplexität der Problematik bringt es mit sich, dass keine Profession allein über ausreichende Kompetenzen verfügen kann. Auch besteht die Gefahr der Überforderung, besonders für engagierte LehrerInnen. Kooperation der an dieser Problematik beteiligten Berufsgruppen ist daher unverzichtbar." [105]

BerufsschullehrerInnen stellen VertreterInnen dieser betroffenen Berufsgruppe dar und benötigen dringend professionelle Unterstützung für das möglichst rasche Erkennen und die Entwicklung von Strategien im Umgang mit AD(H)S-SchülerInnen. Das enge Zeitfenster gerade in Lehrgangsschulen stellt einen zusätzlichen Belastungsfaktor für alle Betroffenen dar. Hier kommt leider der Erfolgsfaktor "Kenntnisse über längere Entwicklungsperiode" nicht zum Tragen.

"Die Frage, wann denn nun ein Kind hyperaktiv ist, kann nicht beantwortet werden, da eindeutige diagnostische Kriterien fehlen. Der Familientherapeut Reinhard Voss meint dazu: "Die Verwischung der Grenzen von Bereichen wie Lernstörungen, Erziehungsschwierigkeiten, situationsbedingten, leichten Verhaltensabweichungen auf der einen und schweren, verfestigten Verhaltensstörungen, psychogenen oder organischen Erkrankungen auf der anderen Seite wiegt dabei besonders schwer. Darüber hinaus kann die kindliche Verhaltensauffälligkeit zu einer Restkategorie für alles und jedes werden" (Voss 1992, Seite 43)." [106]

Wirksame Abhilfe können Formen eines "bewegten" Unterrichts schaffen. Stationenbetrieb, Laufdiktate, Kontrollstationen, wechselnde Gruppen-zusammensetzungen bei Teamaktivitäten mit BrainGym-Übungen gehen weg vom statischen, ruhigen Sitzen während der Unterrichtssequenzen und bieten gerade diesen betroffenen SchülerInnen Unterstützung. Ein Gelingensfaktor ist vor allem das Verständnis von Seiten der PädagogInnen für AD(H)S-SchülerInnen.

5.3 Symptome

Teilleistungsschwächen sind für BerufsschullehrerInnen nicht sofort erkennbar. Es können Lernschwierigkeiten entweder auf Teilleistungsschwächen zurückzuführen sein oder Trauma bedingte psychische Störungen vorliegen. Die Berufsschulzeit in lehrgangsmäßig geführten Schulen beträgt max. zehn Wochen pro Schuljahr. Dies lässt unweigerlich erkennen, dass die Zeit für lange Abklärungen viel zu kurz sind. Dies hat zur Folge, dass lernschwachen SchülerInnen gar nicht die Zeit zur Verfügung steht, dass ihre Probleme hinterfragt werden können. Dies spricht für die Jahrgangsschulen. Allerdings können SchülerInnen nicht zwischen den einzelnen Schularten wechseln. Dies ist spartenabhängig.

"Teilleistungen sind die grundlegenden Fähigkeiten (Basisfunktionen), die notwendig sind, um höhere Funktionen aufzubauen. Sie sind die Grundlagen auf denen Lesen, Schreiben, Rechnen und situationsgerechtes Verhalten basieren." [107]

Auf diese Basisfunktionen kommt es nun an den Berufsschulen wesentlich an. Vor allem das Fehlen von situationsgerechtem Verhalten bildet Stolpersteine und führt nicht selten nach Aussage von SchulleiterInnen und LehrerInnen zum Lösen von Lehrverträgen und somit zum Abgang von Berufsschulen.

5.4 Teilleistungsschwächen und deren Auswirkungen[108]

  • schlechte schulische Leistungen

  • Nachhilfe - Zeit und Geld

  • Spannungen in der Familie und im Freundeskreis

  • Streit und Unzufriedenheit

  • Aggression und Druck

  • Alleinsein/Zurückgezogenheit

  • Ausgrenzung/"Flucht"

  • Minderwertigkeitskomplexe

  • Clownerie/Klassenkasperl

  • Keine Freude

  • Wenig Freunde

  • Angst und Unsicherheit

Dass diese Indikatoren mit Misserfolgen im schulischen Kontext korrelieren, ist sehr wahrscheinlich. Es stellt hohe Anforderungen an die betreuenden BerufsschullehrerInnen in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit, neben der laut gesetzlicher Lehrplanvorgaben geforderten Fachlichkeit, zusätzlich auf diese besonderen persönlichen Bedürfnisse der SchülerInnen eingehen zu können.

5.5 Fehlende personale und soziale Kompetenzen

Es sind grundsätzlich nicht immer die Teilleistungsschwächen, die IBA-Lehrlinge Probleme bereiten. Es sind definitiv ihre fehlenden social skills, die die Stolpersteine auf ihrem Weg zu einer gelungenen Berufsausbildung darstellen. "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr" darf für diese Jugendlichen auf keinen Fall Gültigkeit haben. Handelt es sich um fehlende Sozial- und Personalkompetenzen, dann können diese Fähigkeiten niemals durch einen ausschließlich lehrerInnenzentrierten Unterricht antrainiert werden. Ausschließlich Formen des "Offenen Unterrichts" bieten diesen Jugendlichen die Möglichkeit sich in einem geschützten Raum diese - für sie elementaren -Kompetenzen anzueignen.

" Ausbildungs- und Arbeitsplätze gibt es reichlich in Westösterreich. Eigentlich auch genug Bewerber. Trotzdem bleiben immer mehr Stellen unbesetzt und viele Jugendliche ohne Beschäftigung. Denn Unternehmer wollen vor allem lernbereite und sozial kompetente Berufseinsteiger. Und die sind mittlerweile so selten wie Gold am Untersberg. Warum, zeigt eine aktuelle Studie." [109]

Die Ergebnisse einer Untersuchung von Bernhard Heinzlmaier, dem Vorsitzenden des Wiener Instituts für Jugendkulturforschung, die er an Elf- bis 29-Jährigen durchgeführte,[110] zeigen interessanterweise, dass unsere Jugend sich an Leistungsdruck gewöhnt hätte. Die untersuchte Generation hätte sich widerspruchslos auf die Anforderungen von Eltern und Lehrern eingelassen. Nur irgendetwas scheint hier aus dem Ruder gelaufen zu sein. Eine weitere Studie, die im Sommer dieses Jahres von der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Auftrag gegeben wurde besagt:

  • rund 15 % der Unternehmen konnten im Jahr 2007 nicht alle angebotenen Arbeitsplätze besetzen. Grund: "keine geeigneten Bewerbungen"

  • jedem zweiten Ausbildungsbetrieb fehlt es bei Schulabgängern auch an Leistungsbereitschaft und Motivation

  • 55 % der Unternehmer sehen in der mangelnden Ausbildungsreife von Schulabgängern das "mit Abstand wichtigste Ausbildungs-hemmnis". Große Defizite stellen sie bei elementaren Schreib- und Rechenfertigkeiten fest.(...) [111]

BerufsschullehrerInnen werden ihre künftige Betätigung verstärkt im Bereich "Soziales Lernen" finden. Unzählige Trainingsprogramme stehen ihnen dazu zur Verfügung. Allerdings ist es im Vorfeld wiederum erforderlich, sich selbst die notwendigen Kompetenzen in passenden Ausbildungen zu erarbeiten. Der traditionelle Fach-Lehrer/die traditionelle Fach-Lehrerin ist in dieser Form Vergangenheit. Um unsere Jugend auf eine für sie anspruchsvolle Zukunft in einer mit völlig neuen Bedürfnissen ausgestatten Arbeitswelt vorzubereiten, macht ein Umdenken in der klassischen Form des Unterrichtens notwendig.



[98] von Hentig, Hartmut: 1987, S. 90.

[99] Nickel, Sven. 1999: Gesellschaftliche Einstellungen zu Menschen mit Behinderung und deren Widerspiegelung in der Kinder- und Jugenliteratur: im Internet: http://bidok.uibk.ac.at/library/nickel-einstellungen.html (Nov. 2006) aus Schönwiese, Volker: Auszug aus Skriptum "Grundlagen integrativer Pädagogik" WS 06/07. S. 1.

[100] Ebenda, S. 1.

[101] Meyer, Almut Hildegard. 2004: Kodieren mit dem ICF, Klassifizieren oder Abklassifizieren. S. 70 entnommen ebenda S. 3.

[102] Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Stand Oktober 2005 Herausgegeben vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information, DIMDI WHO-Kooperationszentrum für das System Internationaler Klassifikationen World Health Organization Genf.

[103] Vgl. Meyer, Almut-Hildegard. 2004: Kodieren mit der ICF: Klassifizieren oder Abklassifizieren? S. 81 Universitätsverlag Winter Heidelberg Gmbh.

[104] Vgl. ebenda, S. 83.

[105] von Lüpke, Hans. 2003: AD(H)S als medizinisches Modell: auf der Suche nach Halt verfügbar unter: http://bidok.uibk.ac.at/library/luepke-adhs.html (Stand 15. Jänner 2009).

[106] Voss 1992. S. 43 in Diplomarbeit Anita Hohenegger, 1997: Hyperaktivität Hintergünde und pädagogische Folgen eines Modethemas.

[107] ebenda S. 23.

[108] ebenda S. 29.

[109] Dorau, Ute in Wirtschaftsnachrichten 9-10/2008, S. 20.

[110] Heinzlmaier, Bernhard. Institut für Jugendkulturforschung. vgl. ebenda S. 21.

[111] Quelle: "Ausbildung 2008". Online-Unternehmensbefragung unter 12.000 Unternehmen durch die DIHK in 2008 in Wirtschaftsnachrichten 9-10/2008, S. 22.

6 Exkurs

6.1 Die Berufsausbildungsassistenz[112]

Auszug aus Internetauftritt von arbas/Arbeitsassistenz Tirol:

"Alle, die eine integrative Berufsausbildung machen, werden während der gesamten Ausbildung von einer eigenen Berufsausbildungsassistenz begleitet.

Das Bundessozialamt Tirol hat den Verein Arbeitsassistenz Tirol mit der Durchführung einer Berufsausbildungsassistenz beauftragt.

Die Zielgruppe des Vereins Arbeitsassistenz Tirol

Die Berufsausbildungsassistenz des Vereins Arbeitsassistenz Tirol unterstützt Jugendliche ab Beendigung der Pflichtschule, die eine integrative Berufsausbildung machen wollen, wenn sie

  • einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben oder

  • die erhöhte Familienbeihilfe beziehen oder

  • eine Behinderung haben.

Voraussetzung für eine Begleitung ist, dass die Jugendlichen ein Clearing gemacht haben, das eine Eignung für die integrative Berufsausbildung ergeben hat.

Konkrete Angebote

Unterstützung für Jugendliche

  • Wir unterstützen die Jugendlichen, die eine Teilqualifizierung machen wollen, beim Erstellen eines individuellen Ausbildungsplanes.

  • Dabei arbeiten wir mit den Jugendlichen selbst, ihren Erziehungsberechtigten, mit dem Lehrbetrieb, der Berufsschule, dem Land Tirol und weiteren Behörden zusammen.

  • Wir erledigen alle Formalitäten, damit der Ausbildungs- oder Lehrvertrag bei der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer eingetragen werden kann.

  • Wir beraten und begleiten die Jugendlichen während der gesamten Ausbildungszeit und sind in regelmäßigem Kontakt zum Lehrbetrieb und zur Berufsschule."

Unterstützung für Lehrbetriebe

  • Wir beraten und unterstützen den Lehrbetrieb in allen Fragen der integrativen Berufsausbildung.

  • Wir informieren über Förderungen.

Die Berufsausbildungsassistenz ist ein unverzichtbares Bindeglied zwischen den Auszubildenden, den Lehrbetrieben, den Schulen und Eltern.

Der Kontakt Schule - BAAS findet regelmäßig statt und stellt für LehrerInnen eine wichtige Unterstützung ihrer pädagogischen Arbeit dar. Für die integrativen Lehrlinge entsteht eine Zone der Sicherheit. Bei funktionierender Zusammenarbeit wird der schulische Ablauf laufend durch die BetreuerInnen der BAAS mit den IBA-Lehrlingen reflektiert. Probleme werden rechtzeitig erkannt. Es können entsprechende Maßnahmen der Problemlösung getroffen werden.

6.2 ibis acam - Projekt JuNet

Auszug aus Internetauftritt [113]

"(...)die integrative Berufsausbildung (IBA) hat

zum Ziel, junge Menschen mit besonderen

Bedürfnissen nachhaltig am Arbeitsmarkt zu

integrieren.

Dabei wird von der BAS ein Netzwerk

aufgebaut, welches alle an der IBA

beteiligten Partner miteinander vernetzt

und Sie in ihrer Arbeit wirksam unterstützt.

Die Berufsausbildungs-Assistenz (BAS) führt

im Rahmen der IBA dieses Ausbildungs-

Service durch.

Die fachlich und pädagogisch qualifizierten

MitarbeiterInnen des JuNet kümmern sich

um die Belange der Jugendlichen und

deren Ausbildungsbetriebe.

Als Beratungs- und Beschäftigungseinrichtung

für am Arbeitsmarkt benachteiligte

Jugendliche arbeitet JuNet im Auftrag des

AMS Tirol.

IBA

BAS

JuNet

Zielgruppen

Die BAS des JuNet betreut:

  • Jugendliche ohne positiven Hauptschulabschluss,

  • Jugendliche, die in absehbarer Zeit keine reguläre Lehrstelle finden würden.

Weitere BAS-Anbieter

Die Vereine:

  • ArbeitsAssistenz Tirol (Ausnahme: Reutte)

  • Tafie Außerfern für Reutte

... betreuen die Zielgruppen:

  • Personen mit sonderpädagogischen Förderbedarf

  • als behindert eingestufte Personen

*Die integrative Berufsausbildung ist im 2003 novellierten Berufs-ausbildungsgesetz (BAG § 8 b) verankert (...)."

6.3 Evaluierung

Die Wirksamkeit der Integrativen Berufsausbildung scheint von öffentlichem Interesse zu sein. Die Ergebnisse der neuerlichen Evaluierung werden zeigen, inwieweit die gesetzten Maßnahmen nachhaltig bemerkbar sind.

"Evaluierung der Integrativen Berufsausbildung (IBA)

Das Projekt stellt eine Fortsetzung der im August 2006 beendeten Evaluierung der integrativen Berufsausbildung dar. Die Evaluierung zielt auf die Analyse der Wirksamkeit der Berufsausbildungsassistenz, der Umsetzung der Pflicht und des Rechts auf Berufsschulbesuch und der Umsetzung in den Lehrbetrieben und Ausbildungseinrichtungen ab. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, ob die IBA eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Zudem sollen Vorschläge zur Optimierung des Instruments erarbeitet werden.

Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA)

Kooperationspartner: IBW - Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft

Abgeschlossen: 2008/11

Projektleitung: Eva Heckl" [114]



[112] Verfügbar unter: http://www.arbas.at/content/?Berufsausbildungsassistenz (Stand 1. Dez. 2008).

[113] Verfügbar unter: http://www.junet.at/pdf_zusammengefuegt/IBA_%20f_Betriebe.pdf (Stand 1. Dez. 2009).

7 Empirischer Teil

7.1 Einführung

Beinahe "überfallsartig" wurden wie bereits angeführt 2003 LehrerInnen an Berufsschulen in Österreich mit der Integrativen Berufsausbildung konfrontiert. Es blieb kaum bis gar keine Zeit sich auf dieses neue Aufgabengebiet und diese neuen Gegebenheiten im Unterricht vorzubereiten. Seither bemühen sich alle Beteiligten an den Berufsschulstandorten mit der ständig zunehmenden Heterogenität in den Klassen umzugehen. Statistische Zahlen der Wirtschaftskammer und der Landesschulräte belegen eine sukzessive Zunahme der integrativen SchülerInnen.

Ziel dieser Diplomarbeit ist, darüber Aufschluss zu erhalten, inwieweit LehrerInnen die Bedeutsamkeit einer für verschiedene Lernansprüche gerecht werdenden Lernumgebung erkennen und in ihrem Unterrichtsalltag umsetzen. Ein weiterer Aspekt ist, herauszufinden inwieweit die Lehrenden Kompetenzen besitzen mit Heterogenität bedingt durch unterschiedliche Lernniveaus umzugehen und welche Unterstützung, d.h. Rahmenbedingungen sie im Unterrichtsalltag bräuchten.

7.1.1 Forschungsfrage

Daraus leitet sich folgende Forschungsfrage ab:

"Was verstehen Lehrpersonen und BerufsschülerInnen unter erfolgreicher Integrativer Berufsausbildung (IBA) im schulischen Kontext"?

Mit folgenden Fragestellungen wird der Leitfrage nachgegangen:

  • Welche Lernumgebung finden Sie in Ihrem integrativen Unterricht vor?

  • Inwieweit können Sie in dieser Umgebung mit heterogenen Gruppen erfolgreich arbeiten?

  • Was können Sie von sich aus zu einer optimalen Lernumgebung für heterogene Gruppen beitragen?

  • Was benötigen Sie um optimale Lehr- und Lernvoraussetzungen vorzufinden?

  • Woher nehmen Sie Ihr berufliches "Werkzeug"?

  • Wo und in welcher Form benötigen Sie Unterstützung?

  • Inwieweit kennen Sie die unterschiedlichen Lernstile und somit die Bedürfnisse Ihrer SchülerInnen?

  • Wie viel Anleihe nehmen Sie aus den verschiedenen Formen der Reformpädagogik?

  • Welche Formen des offenen Unterrichts kennen Sie und welche wenden Sie an?

  • Welche Arbeitsmaterialien und Medien setzen Sie in Ihrem Unterricht ein?

Als Bestätigung für die Notwendigkeit dieser Befragung dient eine Zusammenfassung von Mag. Heide Manhartsberger aus einem ergänzenden Umsetzungspapier zum EDK-Dossier 27[115]. In dem darin angeführten Teilabschnitt SCHLÜSSELKOMPETENZ 1/Umgang mit Heterogenität wird u. a. angeführt, dass herausfordernde, schwierige Unterrichtssituationen zum Schulalltag gehörten (...) und dazu da seien, immer wieder neue kreative Problemlösungen zu entwickeln. Neben der Erfüllung des Lehrplans sei es Aufgabe der Lehrkraft auch individuelle Bedürfnisse und Möglichkeiten einzelner Jugendlicher in der Unterrichtsgestaltung zu berücksichtigen.

7.1.2 Forschungsmethode und Forschungsfeld

In leitfadengestützten ExpertInneninterviews wurden drei SchulleiterInnen und ein schulischer Experte für Integrative Berufsausbildung zu den Rahmenbedingungen an deren Berufsschulen befragt. Drei Befragungen erfolgten vorerst per Mail, in Folge fanden noch klärende Telefonate mit den Interviewten statt; eines dieser Interviews wurde auf Wunsch des Schulleiters persönlich geführt. Der Interviewleitfaden und die Interviews befinden sich im Anhang. Auf diese häufig sehr ungünstigen bis fehlenden Rahmenbedingungen, die bei den geführten Befragungen bestätigt wurden, wurde bereits in einer Diplomarbeit von Petra Zettel eingegangen.[116] Die gewonnen Daten sollen mir bei der Beantwortung der Fragestellungen Aufschlüsse geben und werden im abschließenden Resümme berücksichtigt.

Diese Befragung entspricht einem der Charakteristika der Aktions-forschung.[117]

(...) e) Die zu untersuchende Situation wird aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven betrachtet - Forschung geschieht in Gruppenarbeit; (...)g)Die gefundenen Erkenntnisse werden veröffentlicht. Die Forschenden leisten somit einerseits einen Beitrag zur Verbesserung der individuellen Situation, es können - bei genügend hohem Niveau - aber auch Beiträge für die "Scientific Community" entstehen.

Es wird meinerseits als notwendig erachtet, möglichst viele Sichtweisen einfließen zu lassen, um so weit wie möglich objektiv einschätzen zu können, welche Maßnahmen für eine zukunftsweisende gelungene und erfolgreiche berufsschulische Integration gesetzt werden könnten. Durch das Aufzeigen der Rahmenbedingungen und deren Abgleich mit den Ergebnissen der Triangulation unter Berücksichtigung der theoretischen Erkenntnisse erwarte ich mir nachhaltig realisierbare Strategien zur Optimierung des Unterrichtsgeschehens. Eine positive Entwicklung setzt an der Basis nämlich der Gestaltung des Unterrichts unter optimalen Rahmenbedingungen an. Integrative Fördermaßnahmen zielten auf den Aufbau wirksamer Helfer- und Erziehungssysteme in den Klassen sowie darauf, die SchülerInnen hinsichtlich ihrer Helfer- und Erzieheraufgabe konsequent zu qualifizieren.[118] Diese Qualifizierung wird durch das sukzessive Aufbrechen des konventionellen lehrerInnenzentrierten Unterrichts für die verschiedene Anforderungen, die von SchülerInnenseite bedingt durch ihre unterschiedlichen physischen und psychischen Fähigkeiten, bewerkstelligt.

Der Feldzugang erfolgt in einer Klasse mit ausschließlich IBA-SchülerInnen an einer Tiroler Fachberufsschule. Durch Beobachtung einer Unterrichtssequenz sowie Interviews von jeweils einer Lehrerin/einem Lehrer und einer IBA-Schülerin/einem IBA-Schüler werden Details zur Bearbeitung und Beantwortung der Forschungsfrage erwartet.

Als Erhebungsinstrument dient die "Triangulation"[119]. "Die Triangulation besteht meist aus der Verbindung von Beobachtung und Interview, wobei zu ein und derselben Situation Daten aus drei Perspektiven ("Ecken") gesammelt werden: - aus der Perspektive des Lehrers (z. B. durch Interview); - aus der Perspektive einzelner Schüler (z. B. durch Interview); - aus der Perspektive eines neutralen Dritten (z. B. durch Beobachtung)" [120] Der für mich erkennbare Vorteil liegt vor allem darin, innerhalb relativ kurzer Zeit zu einem Sachverhalt unterschiedliche Berichte zu erhalten, die wiederum zum Vergleich verschiedener Perspektiven und somit zu Interpretationsmöglichkeiten einer Situation führen um diese womöglich weiter zu entwickeln oder besser abzusichern. Altrichter/Posch nennen als weiteren Vorteil, die Sichtbarmachung vieler Widersprüchlichkeiten vieler Situationen, wodurch tiefergehende Interpretationen angeregt würden. Die Triangulation zeige regelmäßig, dass Schüler wesentliche, situationserhellende Informationen liefern könnten, die der Lehrer nicht kenne, auch wenn er glaube, seine Schüler zu "kennen".

Diese mir wichtigen positiven Aspekte unterstützen mich bei dem Vorhaben diese Methode der Datenerhebung anzuwenden, obgleich Altrichter/Posch als Nachteil angeben, die Triangulation würde von vielen Lehrern als Bedrohung erlebt. Die Fremdwahrnehmung durch einen neutralen Beobachter würde dabei als wesentlich weniger bedrohlich erlebt als jene der eigenen Schüler. Altrichter/Posch verweisen auf John Elliott[121], der diese Methode populär gemacht hat. Als weiterer Nachteil wird der Zeitaufwand durch die Datenerhebung aus drei Quellen und deren Bearbeitung angeführt.

In der Studie von Petra Flieger: Partizipative Forschungsmethoden und ihre konkrete Umsetzung[122] erwähnt die Autorin, dass sich in den 1970er Jahren innerhalb der Sozialwissenschaften des deutschsprachigen Raums das Konzept der Aktions- bzw. Handlungsforschung entwickelte. "Ziel der Aktionsforschung war es, Theorie und Praxis in ein engeres Verhältnis zueinander zu bringen und vor allem das Wissen und die Interessen der Betroffenen mehr zu berücksichtigen." "Personen, die der Wissenschaft bislang als "Forschungsobjekte" gedient hatten, sollten durch Aktionsforschung zu "Subjekten" bei der Forschung über ihre eigene Praxis werden." In dieser Studie wird meines Erachtens die Aktionsforschung eher kritisch und mit einem nicht allzu hohen wissenschaftlichen Anspruch dargestellt.

"Von der Aktionsforschung blieb der Anspruch übrig, dass Forschung an die Interpretationsmuster und Sinnstrukturen der "Beforschten" anzuknüpfen habe" (Moser 1995, S.61). Dies bedeutet für mich keinesfalls ein Scheitern der Aktionsforschung im wissenschaftlichen Methodenkanon anerkannt zu werden. Veröffentlichte Beispiele aus dem Lehrgang "Pädagogik und Fachdidaktik für LehrerInnen"[123] beweisen die Aktualität und Brauchbarkeit dieser Forschungsmethode.

"Wie bei einem Triangel erst die Verbindung der drei Seitenstäbe den Klang des Instruments ausmacht, so kann auch bei qualitativer Forschung die Qualität der Forschung durch die Verbindung mehrerer Analysegänge vergrößert werden"[124].

7.1.3 Datenerhebung und Datenanalyse

Die gesamten Interviews werden mittels Interviewleitfadens (lt. Altrichter/Posch als Fragensatz bezeichnet) geführt. Die Interviews werden auf Band aufgezeichnet und die Aussagen der Interviewten anschließend wörtlich transkribiert und ausgewertet. Die Unterrichtsbeobachtung erfolgt auf Basis eines entwickelten Fragensatzes ("1. Ecke des Triangels" - siehe Altrichter/Posch, S.165). Nach Ende der Unterrichtseinheit wird ein/e von der Lehrperson ausgewählte Schüler/in auf Grundlage eines schülerInnenadaptierten Fragesatzes interviewt. Es erfolgt ebenso das Interview mit der Lehrer/in. Es liegen mir zuletzt drei Sichtweisen durch Datensätze belegt vor - die Sichtweise des Beobachtenden, der Lehrerin/des Lehrers, der Schülerin/des Schülers. Im Vorfeld wird die Vorgehensweise mit der Lehrerin/dem Lehrer besprochen um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und die Bedeutsamkeit des Prozesses für diese Forschungsarbeit aufzuzeigen.

Die Datenauswertung erfolgt in Anlehnung an die in Abb. 11: Prozesse bei der Analyse (Altrichter/Posch; modifiziert nach Miles/Huberman 1984, 23). Im konstruktiven Teil der Analyse werden die Daten "gelesen", dargestellt, interpretiert und eine Schlussfolgerung gezogen. Im kritisch-prüfenden Teil der Analyse wird versucht aus den gewonnenen Daten ein Resümee unter Berücksichtigung der Ergebnisse der ExpertInneninterviews zu verfassen.

Die Interviewleitfäden, das Vorwort zur Transkription, die transkribierten Interviews befinden sich im Anhang der Diplomarbeit.

Die Daten der Interviews werden soweit reduziert, dass diese anschließend nach Kategorien strukturiert und kodiert werden können. Dies wird auf einem Kategorienblatt dokumentiert. Die so gewonnenen Daten werden interpretiert und eine Schlussfolgerung gezogen. Ein abschließendes Resümee schließt den Teil meiner Forschungsarbeit ab.

7.1.4 Beobachtungsergebnisse

Unterrichtsstunde 19. Mai 2008; 7 SchülerInnen waren anwesend; es handelt sich um eine dritte IBA-Klasse

Räumlichkeiten und Sitzordnung

Beobachtung Verhalten Lehrerin

Beobachtung Verhalten SchülerInnen

1SchülerInnen kommen erst zu Beginn - eine Schülerin etwas verspätet - in die Klasse.

2Es wirkt unordentlich; d.h. Bänke und Stühle stehen schräg in allen Richtungen

3Es handelt sich um eine klassische Frontalsitzordnung (3 Bankreihen hintereinander) für ca. 30 SchülerInnen

4Mull liegt am Boden

5Auf einer leeren Bank liegt eine leere Plastikflasche

6Wände sind teilweise schmutzig zerkratzt

7SchülerInnen sitzen in großen Abständen auf die Klasse verteilt auseinander - max. zu zweit oder anfänglich auch allein

8Eine große Fensterfront gegen Westen ausgerichtet bietet viel natürliches Licht

9Zusätzliche Neonbeleuchtung sorgt für Helligkeit

10Rechts neben der Klassentür befinden sich ein mit weißen Fliesen umgebenes Waschbecken; darunter die Mülleimer

11An der vorderen Wand befindet sich in der Mitte die OH-Tafel; rechts und links daneben je eine Tafel

12Das LehrerInnenpult ist vorne positioniert; daneben steht ein OH-Projektor.

13An der hinteren Wand befinden sich von SchülerInnen gestaltete Plakate;

14An der der Fensterreihe gegenüberliegenden Wandfläche sind SchülerInnenarbeiten in A-4-Format aufgehängt.

15Ich sehe keinen Computer, der von SchülerInnen verwendet werden könnte.

16Ich entdecke keine Lernmaterialien für alle (z.B. Fachbücher/-zeitschriften, Lexika, cds, cd-Roms, Lernspiele)

1Nach einer kurzen und herzlichen Begrüßung ihrer SchülerInnen werde ich von der Lehrerin vorgestellt und sie erklärt kurz, was meine Anwesenheit in der Unterrichtsstunde bedeute. Es wird auch gleich geklärt, wer mein Interviewpartner sein würde.

2Die Lehrerin erklärt in Folge sehr kurz und prägnant, worum es in dieser Stunde ginge und erläutert auch kurz den Ablauf. Sie erteilt eigens von einer Original-Lehrabschlussprüfungsaufgabe für ihre IBA-SchülerInnen vorbereiteten und in einfacheren Schritten und Erklärungen schriftlich abgefassten Arbeitsauftrag, der sich über eine Unterrichtseinheit erstreckt.

3Nach wenigen Minuten erscheint eine Schülerin etwas verspätet. Dies wird von Seiten der Lehrerin nicht thematisiert. Nachdem diese versucht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wird sie von der Lehrerin gebeten, ruhig zu sein. Was sie auch für eine gewisse Zeit akzeptierte.

4Die Lehrerin lässt die SchülerInnen zuerst auch alleine arbeiten; eine Schülerin, die in einer Reihe ganz alleine saß, wird aufgefordert sich zu jemandem zu setzen. Das tut sie auch umgehend und platziert sich in die Mitte zu einer Zweiergruppe.

5Die Lehrerin erklärt anfänglich auch, dass es eine Kontrollstation gäbe und die SchülerInnen dort ihre Aufgaben kontrollieren könnten.

6Sie agiert nur bei Fragen von SchülerInnen und mischt sich fast gar nicht in die Vorgehensweise der SchülerInnen ein. Sie geht mit viel Geduld mit den Fragen ihrer SchülerInnen um.

7Hohe Akzeptanz der Lehrerin ist spürbar. Die Störungen im Verlauf der Stunde durch die zu spät gekommene Schülerin wird zwar thematisiert, dennoch können alle SchülerInnen ohne aus dem Rhythmus zu gelangen weiterarbeiten.

8Die Lehrerin akzeptiert Bewegung in der Klasse; plötzlich arbeiten vereinzelt SchülerInnen auch im Stehen.

9Die Lehrerin thematisiert öfters die Lehrabschlussprüfung und macht Mut, dass mit viel Übung diese Prüfung für alle in der Klasse zu schaffen sei.

Auf die Äußerung der Lehrerin "etwas abgeschrieben zu haben" argumentiert eine Schülerin vehement dagegen.

10Die Lehrerin geht sehr empathisch mit den einzelnen SchülerInnen um und zeigt Verständnis für evt. Schwierigkeiten.

11Am Ende der Stunde fasst die Lehrerin noch einmal kurz zusammen und bittet die Klasse die nächsten 20 Minuten selbstständig weiter zu arbeiten, denn sie ginge mit mir zum Interview.

12Die zu spät gekommene Schülerin war extrem am Interview interessiert. Die Lehrerin gab keine weitere Erklärung an sie ab, außer dass ihr Zuspätkommen ihr Melden verhindert habe.

13Die Lehrerin wirkt sehr souverän, ihre Stimme ist angenehm, ihre Arbeitsaufträge sind klar, ihre Ermahnungen werden von den SchülerInnen voll akzeptiert.

1 Zwei Burschen sitzen an der Türreihe und arbeiteten sehr konzentriert. Ab und zu tauschen sie sich aus. Das emsige Tun der restlichen KollegInnen nehmen sie anscheinend nicht wahr.

2 Zwei Schülerinnen praktizieren perfekt das sog. "geschwisterliche Lernen"; dasselbe gilt auch für die o. a. Burschen am Ende der Stunde.

3 SchülerInnen sind zur Bewegung förmlich gezwungen, wenn sie ihre Ergebnisse an der Kontrollstation vergleichen.

4 Die zu spät gekommene Schülerin lässt sich immer wieder sehr leicht ablenken.

Sie wird auch von ihrem Banknachbarn und von den hinter ihr sitzenden Kolleginnen angemahnt, ruhig zu sein.

5 An der Kontrollstation wirkt sie einerseits unsicher, will dennoch ihr anscheinend nicht ganz fehlerfreies Ergebnis einer Kollegin als auch richtig verkaufen.

Sie wird wiederum angemahnt.

Auffallend für mich ist, dass sie einen Hörapparat trägt und sie auch einmal bat, es solle in der Klasse nicht so laut sein. Sie wirkt eher chaotisch in ihrer Arbeitsweise.

Ihr Arbeitsplatz ist voll von anderen Dingen wie beispielsweise eine Plakatrolle; irgendwann wirft sie diese zu Boden; wenig später versetzt sie dieser auch noch einen Tritt - sie wirkt in manchen Zügen hyperaktiv

6 Die SchülerInnen haben einen netten Umgang miteinander;

7 Durch "Schschsch" wird öfters auch von anderen SchülerInnen auf Ruhe hingewiesen; es wird nur kurzfristig eingehalten

8 Ein Schüler mischt sich recht aufgeweckt in eine "Mädchen-Kontrollrunde" ein und stellt fest "Mei bin i guat". Das wird auch von allen akzeptiert.

9 SchülerInnen nehmen mich während ihrer Arbeitsphase nicht wahr.

7.1.5 Kategorien und Codierung

Kategorienblatt 1 KATEGORIE

Lernumgebung/Lernvoraussetzungen

-Beobachtung: Abkürzung B

-Interview Lehrerin: Abkürzung IL

-Interview Schüler: Abkürzung IS

-Leitfaden Lehrerin: Abkürzung LL

Codierung

Beobachtung :

Klassische Sitzordnung mit traditioneller Ausstattung

Unordnung in Klasse - Bänke/Stühle in alle Richtungen stehend, Mull am Boden und auf den Bänken

Computer, Radio/Fernseher/Video fehlen

"Kahlheit" - keine Blumen, keine Bilder

Wände zum Teil verschmutzt

Lehrerin:

Stellt fest, es würde ganz anders ausschauen

Bänke entfernen - nur soviel wie SchülerInnen benötigen

Blumen im Raum

Bilder selbst aufhängen

Schauen, dass aufgeräumt ist

Größere Tische - mehr Platz - so sei es eine Zumutung!

Kein Platz für Ablage (Jause, Schultaschen)

Ordentliche Arbeitsumgebung hat Einfluss auf erfolgreiches Arbeiten

Fehlende audiovisuelle Medien wären toll

z.B. bei Stillarbeit - passende Musik

nicht ständiger Raumwechsel und das "Durch-das-Haus-

wandern" müssen

strikt gegen den 50-Minuten-Unterricht - längere Arbeitseinheiten

Stress vermeiden, ständige Überprüfungen vermeiden, Zeit zum Wiederholen und für Spiele, BrainGym und private Gespräche nutzen

Ziele und Erwartungen reflektieren

Schüler:

Will eine saubere Klasse

Weist auf Sitzordnung - Halbkreis oder hintereinander - je nachdem, ob mit LehrerInnen/SchülerInnen gesprochen werden muss oder nicht - hin

Stellt fest, dass es ihm sonst nichts bringt

Medien bezeichnet er als "gescheite" Unterrichtsmaterialien - erwähnt Tafel und OH; später erwähnt er immer wieder den Laptop

Schüler erinnert sich, dass der Platz, wo das Interview stattfindet, einmal fad und grauweiß war und jetzt bereits bunt gestaltet ist

Er findet auch Bilder und beispielsweise einen Laminatboden toll

Schüler sollen Dekorationen von Schülern für Schüler machen können und nicht von irgendwelchen Dekorationsspezialisten etwas aufgestellt bekommen.

Er plädiert für mehr und die richtigen Farben; so wie es allerdings im Unterricht beigebracht wird, ist für ihn fadisierend

Er kann sich auch verschiedene Sitzmöglichkeiten vorstellen

Er erwähnt in Bezug auf Lernen auch die Musik, die er dazu fächerspezifisch benötigt

B

2/3/4/5/6/15

IL 36

IL 37-45

IL 59

IL 150

IL102,149

LLSeite1

IS 70

IS 73/79

IS 78

IS 72/214/

IS241/242

IS243

IS 294/295

IS298

IS 303/304/305

IS319/320

IS84/85

Kategorienblatt 2 KATEGORIE:

Arbeitsmaterialen und Medien

-Beobachtung: Abkürzung B, B-L und B-S(Lehrerin, Schüler)

-Interview Lehrerin: Abkürzung IL

-Interview Schüler: Abkürzung IS

-Leitfaden Lehrerin: Abkürzung LL

Codierung

Beobachtung :

In der Klasse befindet sich keinerlei unterstützende Lernmaterialien wie Fachbücher und -zeitschriften, Lexika, cds und cd-Roms....)

Lehrerin teilt an SchülerInnen und zum besseren Verständnis auch an mich ihre eigenen Kopien aus, ergänzt durch ein für die SchülerInnen vereinfachtes Arbeitsblatt. Es handelt sich um eine Projektarbeit anlässlich der bevorstehenden Lehrabschlussprüfung der SchülerInnen

An einer in der Klasse auf einer Bank eingerichteten Kontrollstation liegen Kontrollblätter für die SchülerInnen

OH ist vorhanden; sonstige audiovisuelle Medien fehlen

Von der Lehrerin wurde während dieser Unterrichtsstunde auch nicht auf die Tafel zurückgegriffen

Lehrerin:

Sie verwendet Schulbücher, Internet, TV (wenn vorhanden), Mappen, Zeitungen, Zeitschriften

Sie weist auf die fehlenden Medien in der Klasse hin

Sie bereitet die Arbeitsmaterialien eigens zum besseren Verständnis für ihre SchülerInnen auf

Sie setzt auf mündliches Erklären - Lesen und Schreiben bereitet SchülerInnen große Schwierigkeiten

Im Kollegium gemeinsam für IBA-SchülerInnen entwickelte Arbeitsmaterialien gibt es leider auf Grund der wenigen Zusammenarbeit leider nicht

Schüler

Nachdem das Lieblingsfach Warenspezifisches Verkaufspraktikum ist, erklärt Schüler, dass in diesem Fach eine Mappe angefertigt wird und zwar selbstständig und das findet er super. Von anderen Fächern berichtet er nichts.

Den gewünschten Laptop erwähnt er als organisatorischen Unterstützer; der direkte Datenbesitz ist ihm wichtig - nicht andere Speichermöglichkeiten

B16

B-L 5

LL Seite 2

B-L61/62

B-L76/80-84/180-188/189

B-L73

LL Seite 2

B-L327-333

B-L215-217

Kategorienblatt 3 KATEGORIE: Lerntypen

-Beobachtung: Abkürzung B, B-L und B-S (Lehrerin, Schüler)

-Interview Lehrerin: Abkürzung IL

-Interview Schüler: Abkürzung IS

-Leitfaden Lehrerin: Abkürzung LL

Codierung

Beobachtung :

Ich kann während meiner Beobachtung nur feststellen, dass in dieser konkreten Stunde nicht auf alle Haupt-Modalitäten im Sinne der Lerntypen, d.h. auf visuell, auditiv und kinestetisch geachtet wurde.

Einzig durch das "Sich-zur-Kontrollstation-bewegen-müssen" wird der kinestetische Typ angesprochen

Durch oftmaliges "Schschsch" wird Ruhe eingefordert

Lehrerin:

Sie hat es nicht ausgetestet. Agiert nachdem was sie mitbekommt

Mündlich ist für die "Integrativen" jedenfalls besser. Schriftlich und im Lesen sind sie einfach schwach. Sie verwendet bei ihrer Aufbereitung des Textes nur Schrift, keine Symboliken.

Schüler:

Er stellt fest, dass er es erst macht und dann versteht - nicht allein durch Erklären

Durch Nachfragen, Nachforschen, Selbst draufkommen,

Selbst ausprobieren, Hören und auch Schauen kommt alles ins Gehirn, d.h. Lernen findet statt

Er ist eher der Tuer

Stellt fest, dass zu wenig berufsbezogen ausprobiert, begriffen und getan wird - eigentlich evt. nur bei Referaten, dass Ware und Unterlagen mitgebracht werden

B-S9

B-S14/10

B-S71/73/85

B-L404/405

B-L409/410

B-L411

B-L416/417

B420

Kategorienblatt 4 KATEGORIE: Pädagogische Aspekte

  • Methoden

  • Reformpädagogische Ansätze

  • Ausbildung/berufliches Werkzeug

  • Kompetenzförderung/

  • Fach-Personal-Sozialkompetenz der SchülerInnen

  • Administration

-Beobachtung: Abkürzung B, B-L und B-S (Lehrerin, Schüler)

-Interview Lehrerin: Abkürzung IL

-Interview Schüler: Abkürzung IS

-Leitfaden Lehrerin: Abkürzung LL

Codierung

Kategorienblatt 4

-Beobachtung: Abkürzung B, B-L und B-S (Lehrerin, Schüler)

-Interview Lehrerin: Abkürzung IL

-Interview Schüler: Abkürzung IS

-Leitfaden Lehrerin: Abkürzung LL

Codierung

Kategorien

Beobachtung :

Ich beobachte einen

Lehrerinnengeleiteten

Unterricht

SchülerInnen arbeiten nach kurzer Erklärung anfänglich vermehrt allein, im Laufe der Stunde erfolgen benötigte Erklärungen in Tandems,

max. zu dritt;

Durch empathisches Vorgehen ist eine hohe Wertschätzung der Lehrerin gegenüber ihren SchülerInnen hör- und spürbar

Lehrerin:

Ihre Erfahrung und das Reden mit den Kollegen sind ihr berufliches Werkzeug und ab und zu ein gutes Seminar - das ist selten genug

Weiters noch aus Büchern

Beim Hinweis auf den Akademielehrgang für integrative Berufsausbildung stellt die Lehrerin fest, dass es keine einzige Stunde gegeben hätte, wo man gearbeitet hat.

Der Profit war, zu sehen was in Österreich in der Integration passiert

Für den Unterricht selbst war nichts dabei

Was ich möchte, ist - was ich jetzt eh mach - Klippert und nicht nach 50 Minuten aufhören und Montessori und Freinet oder sonst irgendwas - aber das lernt man in der Ausbildung nicht und ich habe wenige Kenntnisse darüber;

Es muss umsetzbar sein! Und ich wäre seeeehr neugierig drauf

Stressvermeidung, genaues Wissen um den Stoff, der verlangt wird, sind wichtig

Teamfähigkeit, Pünktlichkeit, Genauigkeit, Rücksichtnahme, Aufmerksamkeit

Weiters freundlich sein können, bitte und danke sagen können, sich konzentrieren können, sauber arbeiten können, durchhalten können

Verzicht auf Verwaltungstätigkeit wird angesprochen;

Schüler:

Weist auf die Trennung "IBA" und "Normal" hin - es wäre in der Vorklasse besser gewesen

Will nicht wie ein Außenseiter behandelt werden oder wie ein Kind

Plädiert für "Mehr einbezogen sein"

Nur zum Teil wird man in der Schule gefördert

Schüler und Lehrer sollen mehr zusammenarbeiten; im Team; es soll mehr ineinander gearbeitet werden;

Dennoch kann er viel mitnehmen - z.B. dass es viele verschiedene Menschen gibt

Weist auf seine Vorteile eines Lehrgangs hin

Mit besserer Selbst-Organisation auch Jahresschule ok

B-L2

B-L4

B-S7,8

B-L1,3,6,9,10,13

IL89

IL90

LLSeite1

IL93

IL95

IL95/96

IL100-104

LLSeite2

IL106/110

ILSeite3

ILSeite3

IL 195-198

LLSeite4

IS60/61

IS103

IS119

IS126-134

IS248, 251

IS270

IS 336

IS 357

Pädagogische Aspekte

  • Methoden

  • Reformpädagogische Ansätze

  • Ausbildung/berufliches Werkzeug

  • Kompetenzförderung /Fach-Personal-Sozialkompetenz der SchülerInnen

  • Administration

Kategorienblatt 5 KATEGORIE:

Aussagen der Lehrerin

1SchülerInnen-Info von Lehrerin, die sie auf einer Liste zusammengefasst hat und mir zum Lesen vorlegte:

2Die SchülerInnen stehen kurz vor ihrer Lehrabschlussprüfung und befinden sich auf Grund der Möglichkeit der verlängerten Lehrzeit im vierten Lehrjahr.

3Schüler A: bequem, verwöhnt;

Kann nichts, was ein 20-Jähriger wissen sollte; Mutter kann nicht loslassen

Derzeit Knieoperation

4Schülerin B:

Verweigerte in 1. Firma das Sprechen; wurde darauf hin gekündigt; kam über IBIS ACAM und ist positiv bemüht; ist eine der besten SchülerInnen

5Schülerin C:

Im Poly negativ; Legasthenikerin; erhielt den Hinweis Nachhilfe zu gehen

6Schüler D: HASCH- und Poly abgebrochen; ansonsten alles ok

7Schülerin E: Poly negativ

Sollte Nachhilfe gehen

8Schülerin F: HS negativ /alles ok

7.1.6 Interpretation Kategorien Arbeitsmaterialien und Medien

Als Beobachterin kann ich in der Klasse keine zusätzlichen Arbeitsmaterialien wie beispielsweise Fachbücher und -zeitschriften, Prospekte, Plakate, Lexika, cds und cd-Roms erkennen. Die an den Wänden hängenden Lernplakate und SchülerInnenarbeiten stammen nach Auskunft der Lehrerin nicht von diesen SchülerInnen. Ein Medieneinsatz mittels Radio in dieser Klasse ist nach Aussage der Lehrerin nur äußerst umständlich durchzuführen; sie muss sich diesen erst auf gut Glück organisieren. TV und Video-Einsatz sind in diesem Raum nicht vorgesehen, obwohl es die Arbeit der Lehrerin sehr unterstützen würde. Es wird vermehrt mit selbst in "Einzelkämpfertum" erstellten Arbeitsmaterialien agiert. Die Zusammenarbeit und das gemeinsame Erstellen von Lernunterlagen sind fast nicht gegeben. Arbeitsmaterialien müssen für IBA-SchülerInnen eigens aufbereitet werden, da sie sich im Lesen und Schreiben häufig sehr schwer tun. Für den interviewten Schüler wäre ein Laptop eine große Erleichterung. Ich erkenne allerdings keinen Computer, an dem beispielsweise Internetrecherchen durchgeführt oder Lernaufgaben gelöst werden könnten. Der Schüler berichtet nur von der selbstständigen Mappengestaltung in seinem Lieblingsfach Warenspezifisches Verkaufspraktikum und wie gut das funktioniere.

7.1.7 Schlussfolgerung

Dass Arbeitsmaterialien und Medien die Basis des schulischen Lernens in dieser Klasse darstellen, kann bei den festgestellten Tatsachen nicht gerade bejaht werden. Es fehlt bedingt vor allem durch das alleinige und nicht im Team erfolgte Gestalten von Lernunterlagen durch die Lehrerin an einem Fundus von Lernmaterialien, auf den SchülerInnen direkt in der Klasse Zugriff haben sollten. Es wird dabei völlig übersehen, welche konkreten Vorstellungen - wie beispielsweise die Forderung nach einem Laptop - SchülerInnen haben. Die Lehrlinge werden noch dazu von "fremden" Lernplakaten, zu denen sie keinerlei Bezug haben, umgeben. Für die Lehrerin scheint es offensichtlich in ihrer momentanen Situation ausreichend, wenn sie die Unterlagen für ihre IBA-SchülerInnen vereinfacht. Allerdings stellte sie fest, dass sie äußerst interessiert sei, über Montesori, Freinet und andere Reformpädagogen mehr zu erfahren und dass sie bereit wäre im Team Unterlagen zu entwickeln.

7.1.8 Interpretation Kategorie Lerntypen

Sowohl das Befragen der Lehrerin als auch des Schülers erbrachte nicht wirklich Konkretes. Die Lehrerin gab an, dass sie das nicht ausgetestet hätte und eigentlich nach dem was sie mitbekäme und beobachte agiere. Jedenfalls arbeitet sie großteils über den auditiven Zugang, d.h. sie gibt viele mündliche Anweisungen, sie erklärt sehr viel, da IBA-SchülerInnen ihrer Aussage nach einfach sehr schwach im Lesen und Schreiben seien. Meine Beobachtung ergab, dass eigentlich keine Visualisierung eines Arbeitsauftrages für alle stattfand. Es wurde gleich ein von der Lehrerin erarbeiteter Auftragszettel an die SchülerInnen verteilt. Die Lehrerin arbeitet ausschließlich mit Schrift und mit keinen Symboliken oder Bildern, was dem visuellen Lerntyp vermehrt zu Gute käme. Auch dem Schüler war die Frage fremd. Erst durch Erklären, was ich darunter verstünde, konnte er mir erklären, wie er am besten lernt. Dabei war für mich sehr aussagekräftig, dass er feststellte, dass zu wenig berufsbezogen ausprobiert, begriffen und getan werde. Einzig die Referate, bei denen Waren und Unterlagen zur Verfügung stünden, würden dazu zählen. Er weiß aber sehr genau, dass er nicht allein durch Erklären lernt. Nachfragen, Nachforschen, Selbst drauf kommen, Selbst ausprobieren, Hören und auch Schauen wurden von ihm als Basis für sein bestes Lernen können erwähnt.

7.1.9 Schlussfolgerung

Gerade bei "lernschwachen" SchülerInnen ist das Wissen um die verschiedenen Lerntypen und -stile ein Garant für individuelle Förderung im Klassenzimmer. Es war der Lehrerin offensichtlich nicht bewusst, dass sie Lerntypen/-stile relativ rasch austesten kann, um ihren Unterricht nach diesen Tatsachen gestalten zu können. Es ist großteils auf den Erfahrungsschatz und der Routine der Lehrerin zurückzuführen, dass SchülerInnen bestmöglich ausgebildet werden. Der Schüler erkannte allerdings sofort, was für ihn lernfördernd sei und dass ihm vor allem berufsbezogen Ausprobieren fehle. Allerdings konnte er mir erst antworten, wie ich ihm den Begriff "Lerntypen/-stile" erklärte.

Hier erkenne ich einen wesentlichen Ansatz, der unbedingt Lehrpersonen bewusst werden sollte. Wie sollte jemals Individualisierung stattfinden können, wenn nicht auf solch prägnante Indikatoren zurückgegriffen werden kann? Gerade der Schüler setzte wahrlich Signale durch seine Darstellung für sein optimales Lernen.

7.1.10 Interpretation Kategorien Lernumgebung/Lernvoraussetzungen

Sehr erstaunt bin ich, dass sich in dieser Kategorie häufig die Beobachtung von außen mit den Aussagen der Beteiligten, d.h. Lehrerin und Schüler deckt. Die von mir festgestellte klassische Sitzordnung (d.h. Zweierreihen hintereinander) wird sowohl von Lehrerinnen- als auch von Schülerseite angesprochen und als nicht ideal bezeichnet. Der Schüler fordert für spezielle kommunikative Situationen den Sesselkreis. Die Lehrerin will überhaupt nur soviel Tische und Stühle, wie SchülerInnen in der Klasse sind, haben. Weiters plädiert sie für größere Arbeitsflächen und mehr Abstellfläche für Schultaschen und Jause und Getränke. Die Unordnung in der Klasse wird wiederum von allen festgestellt. Neben den von der Lehrerin gewünschten Blumen, wird zusätzlich zu ihrer Vorstellung auch von Schülerseite festgestellt, dass Bilder die Klasse aufwerten würden. Der Schüler schlägt vor, dass Dekorationen selbst gefertigt werden sollten und nicht einfach von Spezialisten "abgestellt" werden sollen. Die fehlenden audiovisuellen Medien wie Radio, TV, cds usw. werden von allen Beteiligten als Manko angesehen. Lehrerin als auch Schüler weisen auf Musik beim Lernen hin. Noch dazu erwähnt die Lehrerin, dass gerade IBA-SchülerInnen über den auditiven Lernkanal am meisten aufnähmen. Von Schülerseite wird weiters die fehlende farbliche Gestaltung angesprochen. Das ständige Raumwechseln stellt sich für die Lehrerin als zeitvergeudend dar. Noch dazu führen die 50-Minuten-Intervalle zu erhöhtem Stressaufkommen. Allerdings befindet sich die Lehrerin in einem Dilemma. Die von ihr propagierte Blockung bringt wiederum den Nachteil mit sich, dass bei Fehlen eines Schülers/einer Schülerin nicht der Lerninhalt von 50 Minuten sondern eines ganzen Blockes fehlt. Allerdings stünde dem gegenüber, dass viel mehr Zeit für Wiederholungen, für Spiele, für Bewegungsübungen wie BrainGym und private Gespräche genutzt werden könnten.

7.1.11 Schlussfolgerung

Es tut gut feststellen zu können, dass zu dieser Thematik zwischen den Ansichten der Lehrerin und des Schülers höchste Übereinstimmung herrscht. Ich hebe im Speziellen die sensible Wahrnehmung des Schülers hervor. Ich bin zutiefst beeindruckt, mit welch großer Bestimmtheit er mir die Mankos seiner Lernumgebung, wie in der Interpretation von mir dargestellt, schildert. Lehrerin wie Schüler haben ganz konkrete Vorstellungen ihrer optimalen Arbeits- und Lernumgebung. Bilder spielen ebenso einen Rolle wie Blumen und optimale Sitzmöglichkeiten für diverse Kommunikations- und Arbeitsformen. Gerade der Schüler betont die Wichtigkeit Selbstgestalten zu dürfen und keine Dekorationen "aufgedrängt" zu bekommen. Musik für ganz spezifische Lernbedingungen wird sowohl von Lehrerinnen- als auch von Schülerseite erwähnt. Dies scheitert allerdings an der fehlenden Ausstattung in diesem Raum. Von Lehrerinnenseite wird vehement auf den Missstand des ständigen Klassenwechsels hingewiesen, was zu einer großen Unruhe führe und unnütz Stress verursache.

7.1.12 Interpretation Kategorien Pädagogische Aspekte

Ich beobachte einen lehrerinnengelenkten Unterricht in einer sehr kleinen - dennoch heterogenen Lerngruppe, an dem die SchülerInnen in fünfzig Minuten relativ selbstständig ihre Aufgaben mit zum Teil gegenseitiger, zum Teil Lehrerinnenunterstützung und auch Selbstkontrolle bearbeiten. Den SchülerInnen wird viel Lern- und Bewegungsfreiraum eingeräumt. Der Lehrerin sind die von der Wirtschaft geforderten Kompetenzen (wie Teamfähigkeit, Pünktlichkeit, Genauigkeit, Rücksichtnahme u. v. m.) der SchülerInnen sehr bewusst. Der Lehrerin sind ebenso die Wichtigkeit der "neuen" reformpädagogischen Ansätze - soweit sie diese laut ihrer Aussage überhaupt kennt - klar und sie ist sehr neugierig darauf und deshalb bereit, sich das Wissen darüber in Fortbildungen anzueignen. Allerdings nur dann, wenn es für sie etwas für den Unterricht bringt.

Der Schüler weist vehement auf die für ihn nicht passende Trennung IBA und "Normalschüler" hin und plädiert für "mehr einbezogen sein". Er verweist auf das letzte Jahr, wo die Klasse nicht generell getrennt war und er sich wesentlich wohler fühlte. Es fanden Trennungen nur in bestimmten Fächern statt. Er erkennt die fehlende Teamarbeit der LehrerInnen. Für ihn ist besonders wichtig kein Außenseiter zu sein und nicht wie ein Kind behandelt zu werden. Mit der Förderung an der Schule ist er nur zum Teil zufrieden. Er schwankt in seinen Aussagen zwischen der Lehrgangs- und der Ganzjahresschule. Seine Selbstorganisation in Sachen Termineinhaltungen ist ihm besonders wichtig. Sein großes Mitteilungsbedürfnis deckt sich mit der Aussage der Lehrerin, dass sie vor allem Zeit im Unterricht für Privatgespräche mit ihren SchülerInnen bräuchte. Dass sie als Erfolg bezeichnet, dass IBA-SchülerInnen viel Selbstvertrauen (LL Seite 2) hätten, bestätige ich durch den Eindruck, den ich während des Schüler-Interviews erhielt.

Die 50-Minuten-Einheiten werden von der Lehrerin wiederholt als nicht positiv erwähnt. Damit verbunden zählt sie die nicht zu befriedigenden Bedürfnisse der SchülerInnen auf (LL Seite 2) wie Zeit für Fragen zu haben, Zeit um Hausübungen zu kontrollieren, Zeit um Schüler die Fragen selbst formulieren zu lassen, Zeit für Gespräche, Zeit zum Lachen, Zeit für Gespräche und mündliche Prüfungen etc. auf.

7.1.13 Schlussfolgerung

Ich denke immer noch intensiv über das Anliegen des Schülers nach, dass er als "Normalschüler" die Schule besuchen und vor allem noch mehr, dass er kein Außenseiter sein wolle. Die Behandlung als Erwachsener sei ihm dabei im höchsten Maße wichtig. Ob für ihn nun die Jahres- oder Lehrgangsschule das Optimale sei, darüber ist er sich nicht schlüssig. Dass er auch die fehlende Teambildung im LehrerInnenkollegium wahrnimmt, hat mich unglaublich beeindruckt. Der Lehrerin sind die für ihre SchülerInnen notwendigen Schlüsselkompetenzen zwar ein großes Anliegen. Sie wirkt aber etwas unschlüssig, wie sie deren Vermittlung in ihrem Unterricht schaffen könne. Sie ist jeder offenen Lehr- und Lernform gegenüber positiv eingestellt, gibt aber unumwunden zu, dass sie darüber viel mehr erfahren müsse. Die Reformpädagogik im Besonderen stößt auf ihr Interesse. Sie will allerdings punktgenau in Fortbildungen ihr Wissen erweitern. Gerade der 50 Minuten Takt stellt für die Lehrerin ein großes Problem dar. Für den Schüler ist vor allem der Bereich "Selbstorganisation" wichtig, wo er allerdings nicht unbedingt im Unterricht spezielle Förderungen erfährt. Zum Teil ist er allerdings mit seiner Förderung an der Schule zufrieden.

7.1.14 Interpretation Aussagen der Lehrerin

In diesem mir vorgelegten Zettel hielt die Lehrerin die "Eigenschaften" ihrer IBA-SchülerInnen fest. Auffallend bei dieser sehr kurz gehaltenen Darstellung ist, dass zum Großteil nur negative und abwertende Zuschreibungen erfolgen. Es kommt einer Stigmatisierung gleich. Die Beschreibung beinhaltet keinerlei Stärken von SchülerInnen, an denen unterrichtsmäßig angesetzt und aufgebaut werden könnte. Es sind auch keine Lern- bzw. Kompetenzzuwächse von SchülerInnen darauf festgehalten. Die Lehrerin glaubt offensichtlich nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Sie stellte mir sehr offen diese Aufzeichnungen zur Verfügung.

Wie wichtig es ist "SchülerInnen da abzuholen, wo sie gerade im Lernkontext sind", erscheint offensichtlich nicht als stichhaltig.

7.1.15 Schlussfolgerung

Ich leite aus dieser Darstellung eigentlich fast einen "Hilferuf" der Lehrerin nach Unterstützung ab. Einerseits stellte diese bereits fest, dass sie viel zu wenig im Bereich Integration und in diesem direkten Zusammenhang über "offene Unterrichtsformen" wüsste und Fortbildungen annehmen würde. Was für mich bedeutet, dass unbedingt an dieser Stelle angesetzt werden sollte. Gleichzeitig müsste mit Priorität "hoch" an der Wertehaltung gegenüber IBA-SchülerInnen gearbeitet werden; es kann nicht ständig systemimmanent agiert werden. Es müsste viel mehr Transparenz bezüglich der Eingangsvoraussetzungen der SchülerInnen geben. Es kann nicht sein, dass LehrerInnen durch "trial and error" die Arbeit mit SchülerInnen betreiben. Mit Stärken stärken muss ein Leitsatz im Umgang mit allen und im Besonderen mit IBA-SchülerInnen werden. Es dürfen keine Ausgrenzungen erfolgen.

7.1.16 Resümme

"Es ist nie zu spät für das Richtige"![125] mit diesen Worten von Hartmut von Hentig beende ich meine Diplomarbeit.

Die Forschungsergebnisse haben mir letztendlich Erkenntnisse gebracht, die für meine weitere berufliche Beschäftigung richtungsweisend sind. Dafür bin ich dankbar und hoffe, dass diese genügend Signifikanz aufweisen um flächendeckend an den Tiroler Berufsschulen zur Qualitätsentwicklung im Unterricht beitragen zu können.

Mir war das Spannungsfeld, das sich täglich im integrativen Unterricht für SchülerInnen, LehrerInnen und Schulleitung auftut, in dieser Tragweite nicht bewusst. Noch deutlicher nehme ich die Botschaft des interviewten Schülers mit. Alle Parameter weisen auf notwendige Richtungsänderung im Unterricht hin. Nur, wer macht den ersten Schritt? Ausschließlich traditionelles lehrerInnenzentriertes Unterrichten ist immer weniger gefragt. Die Anforderungen an eine/n Lehrer/in sind höchst komplex. "Nachhaltige Veränderungen, wie sie innovative Schulen auszeichnen, sind durch engagierte Akteure und strukturelle Entwicklungsmaßnahmen zu bewirken."[126] Ich will eine von diesen AkteurInnen sein! Individuelle Förderung und Wertschätzung der Unterschiedlichkeiten der SchülerInnen gehören in eine zukunftsorientierte Schule. Im Zuge meiner Tätigkeit als Dozentin an der Pädagogischen Hochschule bin ich sowohl in der Aus- als auch in der Fort- und Weiterbildung beschäftigt. Die im Zuge dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse versuche ich step by step umzusetzen. Meine Diplomarbeit beleuchtet die schulische Seite. In einer von Petra Zettel verfassten Arbeit "Integrative Berufsausbildung - Eine Chance für Jugendliche?" wird der Fokus auf den Bereich Arbeit gelegt. Die von der Autorin angeführte Darstellung der BerufsschullehrerInnenausbildung entspricht nicht dem aktuellen Stand des Lehramtsstudiums.

"Anders als Regelschullehrer machen Berufsschullehrer eine berufsbegleitende Ausbildung an der PÄDAK, wo didaktische und unterrichtsorganisatorische Inhalte vermittelt werden. Eine umfassende pädagogische Ausbildung, weder allgemein, noch im integrativen Bereich, ist nicht vorgesehen."[127]

Seit 1. Oktober 2007 findet mit Beginn der Tertiärisierung der Ausbildung der PflichtschullehrerInnen das Studium für das Lehramt für BerufsschullehrerInnen an den Pädagogischen Hochschulen statt. Es handelt sich um ein 6-semestriges Bakkalaureatstudium, dem ein Curriculum[128] zugrunde liegt. Das erste und zweite sowie das fünfte und sechste Semester werden von den Studierenden berufsbegleitend absolviert. Im dritten und vierten Semester handelt es sich um ein Vollzeitstudium. Die Studierenden sind dazu dienstfreigestellt um sich ausschließlich dem Studium zu widmen. Nach Abschluss des Studiums erhalten die Studierenden den akademischen Grad eines Bachelors of Education (BEd). Bis zur Einführung der Pädagogischen Hochschulen hat das Studium an den Berufspädagogischen Akademien des Bundes stattgefunden und endete mit einer Diplomprüfung. Es wurde nach genehmigten Studienplänen gelehrt. Die gesetzliche Basis bildete das Akademienstudiengesetz 1999[129]. Die AbsolventInnen schlossen das Studium mit dem Diplomgrad "Diplompädagoge/Diplompädagogin für das Lehramt an Berufsschulen" ab.

Alle innovativen Maßnahmen, die im didaktisch-methodischen Bereich im Zuge der Ausbildung zum/r BerufsschullehrerIn gesetzt werden, dienen letztendlich allen SchülerInnen.

Die passenden Rahmenbedingungen sind der Schlüssel zum Erfolg. Die Befragungsergebnisse der SchulleiterInnen/ExpertInnen für IBA zeigen eindeutig, dass IBA an den Schulen mittlerweile zu einem Selbstverständnis mit "Stolpersteinen" wurde. Deshalb ist vor allem die Unterstützung von Seiten der Schulbehörde in folgenden Bereichen notwendig:

Klassenteilungsmöglichkeiten, schultypenadäquates StützlehrerInnen-system, gezielte Fortbildungsmöglichkeiten für interessierte LehrerInnen im Bereich Diagnosefähigkeit und Unterrichtsentwicklung, noch intensivere Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Tirol im Zuge der "Schulpraktischen Studien", Entschädigung/Stundenressourcen für Beratung/Coaching (aktiv/passiv), Kontakte, Dokumentation und Organisation. Diese stellen sowohl für Schulleitung als auch LehrerInnen einen beträchtlichen Mehraufwand sowie eine Belastung dar.

Positiv zu bewerten ist, dass vermehrt übergegangen wird, IBA-SchülerInnen soweit wie möglich in den Klassenverband zu integrieren. Auf die Schwierigkeiten des Abteilungsunterrichts für alle am Unterricht Beteiligten wird intensiv hingewiesen. Es stellt vorrangig die hohe Heterogenität der SchülerInnen eine oft fast unüberwindbare Hürde für den/die als "EinzelkämpferIn" (ohne StützlehrerIn wie im Pflichtschulbereich) agierende/n LehrerIn dar. Die Zusammenarbeit mit der Berufsausbildungsassistenz wird als gut bezeichnet. Dass fallweise zu viele BetreuerInnen involviert sind, wird als eher negativ angemerkt.

Es wurde das Gesamtkonzept der Integrativen Berufsausbildung in Österreich evaluiert. Daten aus Tiroler Fachberufsschulen wurden dabei nicht berücksichtigt. Diese fehlende Evaluation wurde in den Interviews ebenfalls als Manko für ein gelungenes und qualitativ weiterzuentwickelndes IBA-Konzept erkannt. Es könnte ein nächster Schritt sein, eine gezielte Befragung durchzuführen.

IBA ist eine Chance für unsere Jugend, für die wir Verantwortung tragen. Das Engagement in den Schulen ist in hohem Maße vorhanden. Mit der dringend notwendigen öffentlichen Unterstützung kann das Modell zu einem Erfolgsmodell im Sinne der Zukunftssicherung für unsere Jugend werden.

"Kinder und Jugendliche brauchen das Gefühl, dass die Welt auf

sie wartet, dass es auf sie ankommt, dass wir von ihnen etwas fordern und dass sie sich daher, um ihre Chance wahrzunehmen, anstrengen müssen und sich nützlich machen sollten." [130]



[115] Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren "Sonderpädagogik in der Lehrerbildung" 1994) Literatur von Wocken H., Schöler Jutta, Haeberlin U. Altrichter H., Klippert H...): Titel: "Ausblick - sonderpädagogisch relevante Kompetenzen für Lehrerinnen und Lehrer".

[116] Vgl. Diplomarbeit Petra Zettel, 2005. S 83ff.

[117] Verfügbar unter: http://www.ph-freiburg.de/hochschuldidaktik/service/materialien/forschend_lernen/Mayr_2004-Wiesollichforschen.pdf (Stand 12. Dezember 2008).

[118] Vgl. Klippert, Heinz: 2004. S. 91.

[119] Altrichter, Herbert/Posch, Peter: Lehrerinnen und Lehrer erforschen ihren Unterricht. 4. Auflage. Bad Heilbrunn 2007. S 178ff.

[120]

[121] Vgl. ebenda.

[122] Verfügbar unter: http://bidok.uibk.ac.at/library/flieger-partizipativ.html (Stand 15. April 2008).

[123] Vgl. Prammer-Semmler, Eva/Prexl-Krausz, Ulrike/Soukoup-Altrichter, Katharina (Hg.): LehrerInnen erforschen ihre Praxis. Beispiele aus dem Lehrgang ‚Pädagogik und Fachdidaktik für LehrerInnen' (PFL Grundschule und Integration). Universitätsverlag Rudolf Trauner. 2006.

[124] Denzin 1978. Jick 1983. Fielding/Fielding 1986 in Mayring, Philipp. 2002. S. 147.

[125] Hentig, Hartmut: Die Schule neue denken. Beltz Verlag, Weinheim, Basel, Berlin. 2003. S 258ff,

[126] Frauer, Peter/Prenzel, Manfred; Schratz, Michael. KlettKallmeyer. 2008. S. 24. für die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung herausgegeben.

[127] Diplomarbeit Petra Zettel, April 2005.

[128] Verfügbar unter: http://www.bmukk.gv.at/schulen/recht/gvo/hsg05.xml Hochschulgesetz 2005 (Stand 3. Nov. 2008). http://www.phsalzburg.at/downloads/1hochschulcurriculaverordnung.pdf Hochschul-Curriculaverordnung 2006 (3. Nov. 2008).

[129] Verfügbar unter http://www.rpi.at/astg-gesetz.html (Stand 3. Nov. 2008). http://www.akademie.klu.at/Studienreferat/Gesetze/gesetz.htm (Stand 3. August 2009)

[130] Bauer, Joachim: 2007 S. 139.

8 Literaturverzeichnis

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Voss 1992. S. 43 in Diplomarbeit Anita Hohenegger, 1997: Hyperaktivität Hintergünde und pädagogische Folgen eines Modethemas

Weinert, Franz-Emanuel (1999 - S. 44): in Exenberger, Silvia/Schober, Paul (Hrsg.): Baustelle Lehrlingsausbildung - Handlungsfelder einer qualitätsorientierten Berufsausbildung. Innsbruck, Wien, München, Bozen. Studienverlag. 2005

Wilhelm, Marianne/Bintinger, Gitta/Eichelberger, Harald u.a.: Eine Schule für dich und mich! Inklusiven Unterricht, Inklusive Schule gestalten. Ein Handbuch zur integrativen Lehrer/innenausbildung- und -weiterbildung. Innsbruck, Wien, München, Bozen. StudienVerlag. 2002

Wilhelm, Marianne: Skriptum Vernetzungstreffen. Integration an Berufsschulen Steyr. 2008

Wirtschaftsnachrichten West 9-10/2008. S. 21 - 24

Zettel, Petra: Diplomarbeit: Integrative Berufsausbildung. Eine Chance für Jugendliche" April 2005

9 Abbildungsverzeichnis

Abb.1. aus Positionspapier LERNEN - WACHSTUM - WOHLSTAND

(KURZFASSUNG) www.iv-net.at

Auszug aus Positionspapier der Industriellenvereinigung als Ergänzung zum bereits vorliegenden IV Bildungsprogramm "Zukunft der Bildung - Schule 2020", S. 4

Abb.2 LSA Pyramide

Prashnig, Barbara: Lernstile und personalisierter Unterricht. Neue Wege des Lernens. Linz. Trauner Verlag + Buchservice Gmbh. 2008

Abb.3 Wechselwirkungen zwischen den Komponenten der ICF

Auszug aus : Schönwiese, Volker, Skriptum "Grundlagen integrativer Pädagogik" WS 06/07 S. 2

Anhang

Interviewleitfaden anlässlich Befragung/ Lehrerin:

Einführung - Dank und Bitte um kurze Schilderung der Klassensituation und zur Person

  • Welche Lernumgebung finden Sie in Ihrem integrativen Unterricht vor?

  • Inwieweit können Sie in dieser Umgebung mit heterogenen Gruppen erfolgreich arbeiten?

  • Was können Sie von sich aus zu einer optimalen Lernumgebung für heterogene Gruppen beitragen?

  • Was benötigen Sie um optimale Lehr- und Lernvoraussetzungen vorzufinden?

  • Woher nehmen Sie Ihr berufliches "Werkzeug"?

  • Wo und in welcher Form benötigen Sie Unterstützung?

  • Inwieweit kennen Sie die unterschiedlichen Lernstile und somit die Bedürfnisse Ihrer Schüler/innen?

  • Wie viel Anleihe nehmen Sie aus den verschiedenen Formen der Reformpädagogik?

  • Welche Formen des offenen Unterrichts kennen Sie und welche wenden Sie an?

  • Welche Arbeitsmaterialien und Medien setzen Sie in Ihrem Unterricht ein?

  • Wo sind Probleme?

  • Wo sind Erfolge?

  • Wie entstehen Arbeitsmaterilien?

  • Welche besonderen Methoden werden eingesetzt?

  • Wie werden SchülerInnen auf das Lernen vorbereitet?

  • Wie werden SchülerInnen auf Lernen vorbereitet?

Neben Zielarbeit wird auch an Kompetenzen gearbeitet? Wie?

Welche benötigen SchülerInnen?

Was kann Schule/Unterricht dazu beitragen?

Welche Unterstützungsmechanismen würden zu einer Steigerung führen?

Ein schulischer Traum geht in Erfüllung:

Traumschule:

Traumberuf:

Was gefällt dir am besten? / Worauf könntest du verzichten?

Interviewleitfaden anlässlich Befragung/ SchülerIn:

Einführung - Dank und Bitte um kurze Personenbeschreibung / Werdegang / Wo beschäftigt / eigene Meinung zu Schule und Lernen

  • Welche Lernumgebung finden Sie im Unterricht vor?

  • Was benötigen Sie um optimale Lehr- und Lernvoraussetzungen vorzufinden?

  • Wo und in welcher Form benötigen Sie Unterstützung?

  • Welche Arbeitsmaterialien und Medien werden Ihnen im Unterricht geboten?

  • Was sind deine Stärken - werden sie gefördert?

  • Wie und was lernst du am leichtesten?

  • Was kannst du besonders gut?

Wo sind Probleme?

Wo sind Erfolge?

Ein schulischer Traum geht in Erfüllung:

Traumschule:

Traumberuf:

Was gefällt dir am besten? / Worauf könntest du verzichten?

Was würdest du beibehalten / Was würdest du ändern?

Leitfaden Expertengespräch/-Interview - per Mail/Interview

Expertengespräch/-interview - per Mail/Interview

für

empirischen Teil einer Diplomarbeit an der Universität Innsbruck

Verfasserin: Doris Schiestl

Datum: ..........................................................................

Name des Experten: ..........................................................................

Wieviele IBA-SchülerInnen und in welchen Ausbildungsberufen besuchen im Schuljahr 2008/09 Ihre Berufsschule?

Verlängerte Lehre:

Teilqualifikation:

Welche Entwicklung ist für Sie in den letzten Jahren, seit Beginn im Jahre 2003, bezüglich der Integrativen Berufausbildung feststellbar - vor allem bezüglich der Lehrlingszahlen?

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Lehrbetrieben und Berufsausbildungsassistenz?

Inwieweit sind die Eltern involviert?

Wie erfolgt bei Ihnen der IBA-Unterricht? (bleiben die Lehrlinge im Klassenverband? werden sie extra beschult? - wie erfolgt dies? wurde ein Modell an ihrer Schule entwickelt? - wenn ja, bitte schildern Sie dieses kurz)

Wie kommen Ihre BerufsschullehrerInnen im Unterricht mit den IBA-Lehrlingen zurecht?

Welche Unterstützung würden sie benötigen?

Was (u. a. welche Rahmenbedingungen) würden Sie als DirektorIn und Ihre BerufsschullehrerInnen im Kontext Unterricht für einen optimalen Ablauf im Zuge der Integrativen Berufsausbildung an ihrer Schule benötigen?

Erfolgt ein Kontakt zu den Vorschulen der IBA-SchülerInnen?

Wenn ja, erhalten Sie ausreichende Auskünfte um mit Ihren SchülerInnen optimal arbeiten zu können?

Welche Unterschiede im Bereich Fachkompetenzen/personale und soziale Kompetenzen zeigen sich bei IBA-SchülerInnen gegenüber RegelschülerInnen? Gibt es evt. Unterschiede zwischen VL und TQ?

Persönliche Anmerkungen zur Thematik:

Womit sind Sie in dieser Sache sehr zufrieden?

Womit sind Sie in dieser Sache äußerst unzufrieden?

Sie haben drei Wünsche im Zusammenhang IBA an Ihrer Schule frei.

Welche wären dies?

Was Sie evt. in dieser Sache noch unbedingt mitteilen wollen:

Auszug aus

http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/2003_79_1/2003_79_1.pdf Stand August 2009

Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich

Jahrgang 2003 Ausgegeben am 26. August 2003 Teil I

79. Bundesgesetz: Änderung des Berufsausbildungsgesetzes (...)

P. b. b. Verlagspostamt 1040 Wien GZ 02Z034232 M

1293

12 I 106

BUNDESGESETZBLATT

FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH

Jahrgang 2003 Ausgegeben am 26. August 2003 Teil I

79. Bundesgesetz: Änderung des Berufsausbildungsgesetzes, des Bundesgesetzes über die Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen 1987 und des Bäckereiarbeiter/innengesetzes1996

(NR: GP XXII RV 109 AB 171 S. 27. BR: 6795 AB 6837 S. 700.)

79. Bundesgesetz, mit dem das Berufsausbildungsgesetz, das Bundesgesetz über die Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen 1987 und das Bäckereiarbeiter/innengesetz 1996 geändert werden

Der Nationalrat hat beschlossen:

Artikel 1

Änderung des Berufsausbildungsgesetzes

Das Berufsausbildungsgesetz, BGBl. Nr. 142/1969, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 111/2002, wird wie folgt geändert:

1. § 2 Abs. 6 lautet:

"(6) Die Ausbildung von Lehrlingen ist nur zulässig, wenn der Betrieb oder die Werkstätte, allenfalls unter Berücksichtigung einer ergänzenden Ausbildung im Rahmen eines Ausbildungsverbundes, so eingerichtet ist und so geführt wird, dass den Lehrlingen die für die praktische Erlernung im betreffenden Lehrberuf notwendigen Fertigkeiten und Kenntnisse vermittelt werden können."

2. § 8 Abs. 1 lautet:

"§ 8. (1) Der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit hat für die einzelnen Lehrberufe

5. § 8b samt Überschrift lautet wie folgt:

"Integrative Berufsausbildung § 8b. (1) Zur Verbesserung der Eingliederung von benachteiligten Personen mit persönlichen Vermittlungshindernissen in das Berufsleben kann am Beginn oder im Laufe des Lehrverhältnisses im Lehrvertrag eine gegenüber der für den Lehrberuf festgesetzten Dauer der Lehrzeit (§ 7 Abs. 1 lit. b) längere Lehrzeit vereinbart werden. Die sich auf Grund der Lehrberufsliste ergebende Lehrzeit kann um höchstens ein Jahr, in Ausnahmefällen um bis zu zwei Jahre, verlängert werden, sofern dies für die Erreichung der Lehrabschlussprüfung notwendig ist.

BGBl. I - Ausgegeben am 26. August 2003 - Nr. 79 1295

(2) Zur Verbesserung der Eingliederung von benachteiligten Personen mit persönlichen Vermittlungshindernissen in das Berufsleben kann in einem Ausbildungsvertrag die Festlegung einer Teilqualifikation durch Einschränkung auf bestimmte Teile des Berufsbildes eines Lehrberufes, allenfalls unter Ergänzung von Fertigkeiten und Kenntnissen aus Berufsbildern weiterer Lehrberufe, vereinbart werden. In der Vereinbarung sind jedenfalls die zu vermittelnden Fertigkeiten und Kenntnisse und die Dauer der Ausbildung festzulegen. Die Dauer dieser Ausbildung kann zwischen einem und drei Jahren betragen. Ein Ausbildungsvertrag über eine Teilqualifizierung hat Fertigkeiten und Kenntnisse zu umfassen, die im Wirtschaftsleben verwertbar sind.

(3) Die Ausbildung in einer integrativen Berufsausbildung gemäß Abs. 1 oder Abs. 2 soll vorrangig in Lehrbetrieben durchgeführt werden.

(4) Für die Ausbildung in einer integrativen Berufsausbildung kommen Personen in Betracht, die das Arbeitsmarktservice nicht in ein Lehrverhältnis als Lehrling gemäß § 1 vermitteln konnte und auf die eine der folgenden Voraussetzungen zutrifft:

1. Personen, die am Ende der Pflichtschule sonderpädagogischen Förderbedarf hatten und zumindest teilweise nach dem Lehrplan einer Sonderschule unterrichtet wurden, oder

2. Personen ohne Hauptschulabschluss bzw. mit negativem Hauptschulabschluss, oder

3. Behinderte im Sinne des Behinderteneinstellungsgesetzes bzw. des jeweiligen Landesbehindertengesetzes, oder

4. Personen, von denen im Rahmen einer Berufsorientierungsmaßnahme oder auf Grund einer nicht erfolgreichen Vermittlung in ein Lehrverhältnis als Lehrling gemäß § 1 angenommen werden muss, dass für sie aus ausschließlich in der Person gelegenen Gründen in absehbarer Zeit keine Lehrstelle im Sinne des § 1 gefunden werden kann.

(5) Die Lehrlingsstelle darf einen Lehrvertrag gemäß Abs. 1 oder einen Ausbildungsvertrag gemäß Abs. 2 nur eintragen, wenn auf die betreffende Person eine der Voraussetzungen gemäß Abs. 4 Z 1 bis 4 zutrifft und wenn das Arbeitsmarktservice diese Person nicht in ein Lehrverhältnis als Lehrling gemäß § 1 vermitteln konnte.

(6) Das Ausbildungsverhältnis im Rahmen einer integrativen Berufsausbildung ist durch die Berufsausbildungsassistenz zu begleiten und zu unterstützen. Die Berufsausbildungsassistenz hat im Zuge ihrer Unterstützungstätigkeit sozialpädagogische, psychologische und didaktische Probleme von Personen, die ihnen im Rahmen der integrativen Berufsausbildung anvertraut sind, mit Vertretern von Lehrbetrieben, besonderen selbständigen Ausbildungseinrichtungen und Berufsschulen zu erörtern, um zur Lösung dieser Probleme beizutragen. Die Berufsausbildungsassistenz hat vor Beginn der integrativen Berufsausbildung gemeinsam mit den dafür in Frage kommenden Personen bzw. den Erziehungsberechtigten und den Lehrbetrieben oder den besonderen selbständigen Ausbildungseinrichtungen und unter Einbeziehung der Schulbehörde erster Instanz und des Schulerhalters die Ziele der integrativen Berufsausbildung festzulegen. Sie hat zusammen mit einem Experten des betreffenden Berufsbereiches die Abschlussprüfung zum Abschluss der Ausbildung gemäß Abs. 2 durchzuführen. Die Berufsausbildungsassistenz hat bei einem Ausbildungswechsel das Einvernehmen mit den genannten, an der integrativen Berufsausbildung Beteiligten herzustellen und diesbezüglich besondere Beratungen durchzuführen.

(7) Die Lehrlingsstelle darf einen Lehrvertrag gemäß Abs. 1 oder einen Ausbildungsvertrag gemäß Abs. 2 nur eintragen, wenn eine verbindliche Erklärung des Arbeitsmarktservice, des Bundessozialamtes oder einer Gebietskörperschaft bzw. einer Einrichtung einer Gebietskörperschaft über die Durchführung der Berufsausbildungsassistenz vorliegt. Diese können eine bewährte Einrichtung auf dem Gebiet der sozialpädagogischen Betreuung und Begleitung mit der Durchführung der Berufsausbildungsassistenz betrauen.

(8) Die Festlegung der Ausbildungsinhalte, des Ausbildungszieles und der Zeitdauer im Rahmen der integrativen Ausbildung hat durch die Vertragsparteien gemeinsam mit der Berufsausbildungsassistenz unter Einbeziehung der Schulbehörde erster Instanz und des Schulerhalters zu erfolgen. Dabei sind auch pädagogische Begleitmaßnahmen bzw. die Form der Einbindung in den Berufsschulunterricht unter Berücksichtigung der persönlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse der die integrative Berufsausbildung anstrebenden Person festzulegen.

(9) Vor Beginn einer integrativen Berufsausbildung kann vom Arbeitsmarktservice der Besuch einer beruflichen Orientierungsmaßnahme empfohlen werden. Die berufliche Orientierungsmaßnahme gründet weder auf einem Ausbildungsvertrag noch auf einem Lehrvertrag.

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1296 BGBl. I - Ausgegeben am 26. August 2003 - Nr. 79

(10) Zur Feststellung der in einer Ausbildung gemäß Abs. 2 erworbenen Qualifikationen kann innerhalb der letzten zwölf Wochen der Ausbildung auch eine Abschlussprüfung im Lehrbetrieb oder in einer sonst geeigneten Einrichtung durchgeführt werden. Diese ist durch einen von der Lehrlingsstelle im Einvernehmen mit dem Landes-Berufsausbildungsbeirat zu nominierenden Experten des betreffenden Berufsbereiches und ein Mitglied der Berufsausbildungsassistenz durchzuführen. Anhand der vom Ausbildungsvertrag umfassten Vereinbarung über die Ausbildungsinhalte und Ausbildungsziele ist bei der Abschlussprüfung festzustellen, welcher Ausbildungsstand erreicht und welche Fertigkeiten und Kenntnisse erworben wurden. Die Lehrlingsstelle hat darüber ein Abschlussprüfungszeugnis auszustellen. Gegebenenfalls hat die Lehrlingsstelle im Abschlussprüfungszeugnis zu bestätigen, dass wesentliche Teile eines Lehrberufes erlernt wurden. Der nähere Ablauf der Abschlussprüfung und der Gestaltung des Abschlussprüfungszeugnisses ist entsprechend den Erfordernissen des jeweiligen Berufsbereiches von der Lehrlingsstelle im Einvernehmen mit dem Landes-Berufsausbildungsbeirat festzulegen. Die für die Lehrabschlussprüfung geltenden Bestimmungen betreffend Prüfungstaxe und Prüferentschädigung sind unter Berücksichtigung des verminderten Aufwandes auf die Abschlussprüfung sinngemäß anzuwenden.

(11) Bei einer Ausbildung in einem Lehrberuf gemäß § 1, bei einer Ausbildung in einem Lehrberuf gemäß Abs. 1 oder bei einer Ausbildung gemäß Abs. 2 ist ein Wechsel in eine jeweils andere dieser Ausbildungen im Zusammenhang mit einer Vereinbarung zwischen dem Lehrberechtigten und dem Lehrling und im Einvernehmen mit der Berufsausbildungsassistenz sowie unter Einbeziehung der Schulbehörde erster Instanz möglich. Der Wechsel der Ausbildung hat durch den Abschluss eines neuen Lehrvertrages bzw. eines neuen Ausbildungsvertrages zu erfolgen. Der Wechsel von einer Ausbildung in einem Lehrberuf gemäß § 1 zu einer Ausbildung in einem Lehrberuf gemäß Abs. 1 und umgekehrt kann auch durch Änderung des Lehrvertrages erfolgen. Bei einem Wechsel der Ausbildung sind im Einvernehmen mit der Berufsausbildungsassistenz die in der Folge noch erforderlichen Ausbildungsinhalte und die noch erforderliche Ausbildungsdauer festzulegen. Die Probezeit beginnt bei einem Wechsel der Ausbildung im selben Ausbildungsbetrieb bzw. derselben Ausbildungseinrichtung nicht von neuem zu laufen.

(12) Wurde im Rahmen einer Ausbildung gemäß Abs. 2 sowohl das Ausbildungsziel des Abs. 10 im Sinne einer erfolgreichen Ablegung der Abschlussprüfung als auch das berufsfachliche Bildungsziel der ersten Schulstufe der Berufsschule erreicht, so ist bei einer anschließenden Ausbildung in einem Lehrberuf gemäß § 1 oder in einem Lehrberuf gemäß Abs. 1 zumindest das erste Lehrjahr auf die Dauer der Lehrzeit des betreffenden Lehrberufes anzurechnen, sofern nicht eine Vereinbarung zwischen dem Lehrberechtigten und dem Lehrling über eine weitergehende Anrechnung vorliegt.

(13) Im Übrigen gelten die Bestimmungen dieses Bundesgesetzes sinngemäß.

(14) Das Ausbilden von Personen in einer integrativen Berufsausbildung gemäß Abs. 1 oder Abs. 2 in besonderen selbständigen Ausbildungseinrichtungen, die weder von einem Lehrberechtigten geführt werden noch im § 29 angeführte Anstalten sind, bedarf einer Bewilligung.

(15) Die Bewilligung gemäß Abs. 14 ist vom Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit zu erteilen, wenn

a) die Organisation und Ausstattung der Ausbildungseinrichtung im Falle einer Ausbildung gemäß Abs. 1 die Vermittlung aller für die praktische Erlernung des betreffenden Lehrberufes nötigen Fertigkeiten und Kenntnisse und im Falle einer Ausbildung gemäß Abs. 2 die Vermittlung der betreffenden Teilqualifikationen ermöglicht,

b) für die erforderliche Anzahl von Personen, die die persönlichen Voraussetzungen für das Ausbilden von Lehrlingen besitzen, vorgesorgt ist,

c) die Gestaltung der Ausbildung im Falle des Abs. 1 im Wesentlichen dem Berufsbild des betreffenden Lehrberufes und das Ausbildungsziel den in der Prüfungsordnung dieses Lehrberufes gestellten Anforderungen entspricht und mit der Ablegung der Lehrabschlussprüfung abgeschlossen wird sowie im Falle des Abs. 2 der Vermittlung der betreffenden Teilqualifikationen entspricht und

d) glaubhaft gemacht wird, dass die Führung der Ausbildungseinrichtung für mehrere Jahre mit einem hohen Grad der Wahrscheinlichkeit sichergestellt ist.

(16) Die erstmalige Bewilligung ist hinsichtlich einer Ausbildung gemäß Abs. 1 unter Bedachtnahme auf die Lehrzeit der beantragten Lehrberufe und unter Zugrundelegung der Verlängerung der Lehrzeitdauer auf die Dauer des längsten der beantragten Lehrberufe samt Lehrzeitverlängerung zu erteilen. Hinsichtlich einer Ausbildung gemäß Abs. 2 ist die erstmalige Bewilligung unter Bedachtnahme auf die Lehrzeit der beantragten Lehrberufe, von welchen Teilqualifikationen vermittelt werden, auf die Dauer des längsten der betreffenden Lehrberufe zu erteilen. Sodann ist die Bewilligung unbefristet zu erteilen.

BGBl. I - Ausgegeben am 26. August 2003 - Nr. 79 1297

(17) Um die Bewilligung hat der Inhaber der Ausbildungseinrichtung anzusuchen und die für die Prüfung des Vorliegens der im Abs. 15 geforderten Voraussetzungen notwendigen Angaben zu machen und die erforderlichen Unterlagen vorzulegen.

(18) Wenn die im Abs. 15 lit. a bis d genannten Voraussetzungen nicht mehr gegeben sind, ist dem Inhaber der Bewilligung unter Androhung des Entzuges oder der Nichtverlängerung der Bewilligung eine angemessene, höchstens ein Jahr dauernde Frist zur Behebung der Mängel zu setzen. Werden die Mängel innerhalb der gesetzten Frist nicht behoben, so hat der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit die Bewilligung zu entziehen oder nicht zu verlängern.

(19) Bewilligungen für besondere selbständige Ausbildungseinrichtungen gemäß § 30 können als Bewilligungen für selbständige Ausbildungseinrichtungen gemäß Abs. 15 beansprucht werden.

(20) Die Bestimmungen der Abs. 1 bis 12 gelten sinngemäß.

(21) Auf die Inhaber einer Bewilligung gemäß Abs. 15, auf die dort in Ausbildung Stehenden und die Ausbildungsverhältnisse überhaupt, finden die Bestimmungen dieses Bundesgesetzes mit Ausnahme der §§ 17 und 18 mit der Maßgabe sinngemäß Anwendung, dass im Falle der Ausbildung gemäß Abs. 1 kein Lehrvertrag abzuschließen ist und die Ausbildungsverhältnisse in Ausbildungen gemäß Abs. 1 und 2 bei der Lehrlingsstelle in Form einer Liste, die sämtliche im § 12 Abs. 3 geforderten Angaben enthalten muss, anzumelden sind.

(22) Personen, die eine integrative Berufsausbildung gemäß den Bestimmungen der Abs. 1 bis 21 absolvieren, gelten als Lehrlinge im Sinne des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes, im Sinne des Familienlastenausgleichsgesetzes, BGBl. Nr. 376/1967, im Sinne des Arbeitslosenversicherungsgesetzes 1977, im Sinne des Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetzes (IESG), BGBl. Nr. 324/1977 und im Sinne des Einkommensteuergesetzes. Dies gilt weiters für Personen, die sich in einer diesen Ausbildungen vorgelagerten Berufsorientierungsmaßnahme befinden, bis zum Ausmaß von sechs Monaten einer solchen Berufsorientierungsmaßnahme. Personen, die im Rahmen einer integrativen Berufsausbildung gemäß Abs. 1 ausgebildet werden, sind hinsichtlich der Berufsschulpflicht Lehrlingen gleichgestellt. Für Personen, die im Rahmen einer integrativen Berufsausbildung gemäß Abs. 2 ausgebildet werden, besteht nach Maßgabe der Festlegungen gemäß Abs. 8 die Pflicht bzw. das Recht zum Besuch der Berufsschule."

6. Im § 12 Abs. 3 Z 2 wird nach der Wortfolge "und seinen Geburtsort," die Wortfolge "seine Sozialversicherungsnummer (...)

T.FBS-Statistik - Stichtag 15. August 2008

Die Statistik steht hier als pdf zum Download zur Verfügung (bidok)

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig verfasst habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt entnommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.

Die Arbeit wurde bisher weder in gleicher noch in ähnlicher Form als wissenschaftliche Arbeit einer anderen Prüfungskommission vorgelegt.

Innsbruck, Februar 2009

LEBENSLAUF

Name: Dorothea-Maria Schiestl geb. Auer

Geburtsdatum/-ort: 21. März 1953 / Breitenbach am Inn

Familienstand: verheiratet, 1 Sohn

Ausbildungen/

Abschlüsse/Zertifizierungen: Volksschule, Hauptschule

1967-1972 Bundeshandelsakademie Innsbruck

1972 Matura

1975-1978 Drogistenausbildung/-prüfung in Deutschland

1985 Lehramt für Berufsschulen

1988 zusätzliches Lehramt für Berufsbezogen Fremdsprache Englisch an Berufsschulen

1997 zusätzliches Lehramt für Werbetechnik an Berufsschulen

2001-2002 Moderation für pädagogische Schulentwicklung

2001-2004 Akademielehrgang für Integrationspädagogik an Berufsschulen

2003 NLP-Practitioner, DVNLP

2003 Zertifizierung zur AFQM-Assessorin

2005-2007 Akademielehrgang Didaktikum

2005-2007 Coaching-Ausbildung (Prof. Max Friedrich)

2007-2009 Pädagogikstudium am Institut für Erziehungswissenschaften, Universität Innsbruck

Beruflicher Werdegang:

1972 Chefsekretariat Biochemie Kundl/Sandoz AG Basel

1975-1978 Auszubildende in Drogerie in München

1978-1981 selbstständige Drogistin

1981-2007 Berufsschullehrerin an der TFBS Kufstein

2001-2007 Akademielehrerin am Pädagogischen Institut des Landes Tirol/Trainerin für systematische Unterrichtsentwicklung und Berufsschullehrerin

2003-2007 Lehrauftrag für Fachdidaktik und Fachwissenschaften an der Berufspädagogischen Akademie des Bundes Innsbruck

ab 2007 Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Tirol in Aus-, Fort- und Weiterbildung (ehemals PI Tirol)

Weitere Qualifikationen/Betätigungsfelder:

Diplomierte Beraterin für Sonderpädagogik und Integration an Berufsschulen, NLP-Practitioner, Zertifikate für BrainGym und Hyperton-X, AFQM-Assessorin, Schulbuch Co-Autorin, BFI-Trainerin, Trainerin im Rahmen von EU-Projekten (Aqua und Equal), Mitglied im Trainer/innenpool für Schulentwicklung des Landes Tirol (SET); Zertifikation für Lernstilanalyse; Trainerin (österreichweit) für systematische Unterrichtsentwicklung

Quelle:

Dorothea-Maria Schiestl: Integrative Berufsausbildung an Tiroler Fachberufsschulen. Mögliche Wege für ein zukunftsweisendes pädagogisches Modell

Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck; eingereicht bei a.o. Univ.-Prof. Dr. Volker Schönwiese; Institut für Erziehungswissenschaften.

bidok - Volltextbibliothek: Erstveröffentlichung im Internet

Stand: 19.08.2009

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