Rhythmik

ein entwicklungsdynamisches Unterrichtsverfahren – Gedanken zur Schuleingangsphase

Themenbereiche: Schule
Schlagwörter: Entwicklung, Unterricht, Musik
Textsorte: Artikel
Releaseinfo: Beitrag erschienen in: Hollerer, L / Seel, A (Hrsg) Schultütenkinder. Herausforderung am Übergang Kindergarten:Schule. Leykam, Graz 2005 1. Auflage S.131 – 138.
Copyright: © Shirley Salmon, Helga Neira Zugasti 2005

Rhythmik – ein entwicklungsdynamisches Unterrichtsverfahren

„…mit den Grundkräften der Künste, dem Zeichnerischen etwa, dem Musikalischen, sind alle elementar begabt; diese Kräfte sind zu entwickeln und auf ihnen, somit auf der natürlichen Selbsttätigkeit, die Erziehung der ganzen Person aufzubauen“ (Martin Buber[1])

Vorrangige Aufgabe jedes pädagogischen Tuns ist es, die ganzheitliche Entwicklung der Persönlichkeit zu unterstützen.

Die Institution Schule hat Lebensräume zu gestalten, die es den Kindern ermöglichen, Selbstwirksamkeitskompetenz zu erwerben. Kinder brauchen Lernsituationen, welche die Motivation, Impulskontrolle, Empathiefähigkeit, sowie soziale und emotionale Kompetenz fördern.[2]

Die Gestaltung der Unterrichtssituationen hat den Anspruch der individuellen Entwicklung von Kindern Rechnung zu tragen, das heißt, alle Funktionen, mit denen wir und mit uns selbst und mit unserer Welt auseinandersetzen, müssen in den Lerneinheiten aktiviert werden können. Dafür ist es notwendig, einerseits entsprechende Beobachtungsverfahren anzuwenden, um die Handlungsschritte der Kinder analysieren zu können. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Auswahl von Lernsituationen und Lerninhalten, die den individuellen Bedürfnissen entsprechen. Andrerseits braucht es auch den Einsatz von pädagogischen Verfahren, die diese Aktivierungen in einem freien Kräftespiel zulassen. Besonders in inklusiven Gruppen ist es günstig, die aus der Heterogenität der Gruppe resultierenden Spannungsfelder wie einzelner – Gruppe, einordnen – unterordnen, Ruhe- Bewegung, Eigenzeit-Gruppenzeit u. v. a. m zu einem Spannungsausgleich zu führen.

Rhythmisch-musikalische Erziehung/Rhythmik ist ein solches Verfahren

Rhythmik ist ein Verfahren, das lebenseigene, in der natürlichen Entwicklung strukturell vorhandene immanente Prozesse in ganz bestimmter, von der Situation erforderter und ihr entsprechender Weise herbeiführen und gestalten kann. Rhythmisch-musikalische Prozesse produzieren gleichsam Konstellationen von Spannung und Spannungsausgleich durch die handelnde Auseinandersetzung mit Inhalten und Situationen“[3]

Rhythmik ist multifunktionell. Rhythmisch-musikalische Erziehung basiert auf jenen Eigenschaften, die dem Prinzip des Rhythmus zu Grunde liegen. Sie zeigen sehr deutlich, welcher Schatz an Möglichkeiten sich auftut, wenn in der Startphase einer Gruppe rhythmisch – musikalische Einheiten als Unterrichtsprinzip angeboten werden. Die Aufgaben sind immer multifunktionell, das heißt, dass jeder Beteiligte jenen Schwerpunkt für sich setzen kann, der ihm im Moment wesentlich erscheint. Für den Gruppenleiter ergibt dies ein sehr breites Beobachtungsspektrum der Ausdrucksmöglichkeiten der einzelnen Teilnehmer, er kann beobachten ohne zu beurteilen und zu bemessen. Da die Aufgaben der Rhythmik so viele Elemente in sich tragen, sind sie auch sehr variabel, ja sogar während der Ausführung flexibel gestaltbar in ihren Anforderungen. Der Raum, die Dynamik, das Tempo, die Bewegungsanforderung, die Materialien, die Gruppenkonstellation kann situationsentsprechend variiert werden. Daher ist Improvisation einer der wesentlichen musikalisch-sprachlichen Ausdrucksformen, die in rhythmisch-musikalischen Einheiten Anwendung finden. Im Besonderen dient der Sprechgesang als Führungsimpuls, weil er der Gruppenleiterin die direkte Einbindung in das Gruppengeschehen ermöglicht.

Alle hier aufgezählten Qualitäten des Rhythmus sind Qualitäten, die in kindgemäßer, entwicklungsgerechter pädagogischer Arbeit erforderlich sind. Sie bilden die didaktische Grundstruktur für die Inhalte. In jedem Lernprozess kann es nur darum gehen, seine Fähigkeiten optimal aktivieren zu können. Wie wir wissen, führen die Bereicherung und Erweiterung der Lernumgebung eher zu positiver Entwicklung als Unterrichtsmethoden, die versuchen das Lernen zu beschleunigen, basierend auf diagnostizierten Defiziten[4]. Es kommt auf Unterrichtsformen an, in denen das Kind eigene Erfahrungen machen kann. Förderung geschieht nicht, indem man den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beibringt, sondern nur dadurch, „dass man Räume und Gelegenheit schafft, wo Kinder sich selbst erproben können und möglichst viel und möglichst unterschiedliche (…) andere Menschen mit ihren vielfältigen Fähigkeiten und Fertigkeiten kennen und schätzen lernen“[5] „Wonach das Kind verlangt, ist der eigne Anteil an diesem Werden der Dinge; es will das Subjekt des Produktionsvorgangs sein“[6]

Rhythmik beruht auf dem Prinzip des Rhythmus. Sie wird realisiert mittels Bewegung, Musik, Sprache/Stimme und Materialien. Die Komponenten Raum, Zeit, Kraft/Dynamik und daraus resultierend die Form sind sowohl bestimmend für Bewegung als auch für Musik/ musischen Ausdruck im weitesten Sinn. Das Wissen um das gegenseitige Bedingen dieser Faktoren schafft die Möglichkeit der Gestaltung pädagogischer Prozesse im Sinne des Prinzips Rhythmus Die Eigenschaften des Prinzips Rhythmus sind wiederum kompatibel mit jenen Eigenschaften, die kindgerechtes pädagogisches Tun erfordert:

Rhythmik ist vom Wesen her inklusiv. Dies schließt an den Forderungen der Reformbewegung des 20. Jahrhunderts an aus der die Rhythmik stammt. Alle Kinder wurden angenommen, ungeachtet der Einschränkungen, die in irgendeinem Bereich vorhanden waren. In dieser Zeit unterrichtete Mimi Scheiblauer Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten bzw. Einschränkungen in Gruppen, die wir jetzt als inklusiv bezeichnen würden. Es ging um die „Optimierung der Entwicklungsmöglichkeiten“[7] aller Kinder in ihrer Gruppe und ihrem tatsächlichen Lebensumfeld angesichts ihrer unterschiedlichen Fähigkeiten bzw. Einschränkungen. Rhythmik ist inklusiv, weil die Teilnehmer einer Gruppe nicht nach irgendwelchen erbrachten oder nicht erbrachten Leistungen bewertet bzw. ausgesondert werden. Es werden die Lösungen, die jedem Teilnehmer mit seinen momentanen Fähigkeiten möglich sind, akzeptiert und respektiert. Angebote der Rhythmik können von jedem kognitiven, emotionalen und körperlichen Entwicklungsstand ausgehen. Rhythmik könnte als „Pädagogik der Vielfalt“[8] bezeichnet werden, denn Vielfalt wird als Chance und Bereicherung für alle gesehen. Diese Vielfalt erschließt die genauere Betrachtung des zu Grunde liegenden Prinzips und dessen entwicklungsdynamische Bedeutung.

Eigenschaften der Prinzips Rhythmus und ihre neurobiologische, bzw. pädagogische Relevanz

Rhythmus hat als Eigenschaft das Kontinuum. Die Wiederholung des Wesentlichen einer Struktur in ähnlicher Form ist nur möglich, wenn diese Perioden kontinuierlich erscheinen. Nur so können die Muster gebahnt, gefestigt und stabilisiert werden. Ohne stabile Repräsentanz der inneren Bilder kann keine Einordnung von neuen Eindrücken stattfinden.

Rhythmus entsteht durch die Wiederholung. Die regelmäßige Wiederkehr wesentlicher Strukturelemente macht die Gestalt eines rhythmischen Prozesses aus. Rhythmus ist somit Voraussetzung für die Entwicklung aller Funktionen bereits in der sensorischen Phase in Form des sensomotorischen Kreisprozesses. Durch die wiederholte Frequentierung derselben neuronalen Bahnen gelingt es, das als wesentlich Erscheinende einer Information zu festigen, einzelne Teile der Periode zu modifizieren und Unwesentliches zu vernachlässigen.

Rhythmus hat als Eigenschaft die Polarität. Damit ist die homöostatische Wechselwirkung zweier einander bedingender Pole bezeichnet. Die unzähligen bipolaren Prozesse, die die Selbstwirksamkeit eines lebendigen Systems ausmachen, schaffen Spannungsfelder, die ununterbrochen nach Spannungsausgleich streben. Peter Dietrich sagt: „Jedes Gleichgewicht bedarf des Ungleichgewichts um WERDEN zu können. Jedes Ungleichgewicht bedarf des Gleichgewichts als retrospektiven Ordnungspunkt, um SEIN zu können“[9]. Daher sind die Leistungen des vorherigen Stadiums in der höheren Umstrukturierung aufgehoben. Der Mensch kann auf diese Erfahrungen (innere Bilder) zurückgreifen. Das Aktivitätsfeld, das in ganzheitlichen Prozessen wie Rhythmik zwischen zwei Polen entsteht und in das alle unsere Funktionen einbezogen sind, stellt die pädagogische Gestaltungsebene dar

Rhythmus ist ganzheitlich. Rhythmus kann nicht partiell wirken. Auch wenn verschiedene Rhythmen gleichzeitig in einer größeren Ganzheit wirksam sind, müssen sie wiederum in einen übergeordneten Rhythmus einschwingen können, wenn die Entwicklung für alle beteiligten Kräfte konstruktiv sein soll. Wenn wir durch schlechte pädagogische Programme, durch ungeeignete Entwicklungsbedingungen des Umfeldes den Rhythmus der kindlichen Entwicklung stören, ist das Kind als ganze Person betroffen. Dies gilt gleichermaßen für kurze wie für längere Perioden. Der Rhythmus jeder einzelnen Aktivität wirkt auf die Person als Ganzes, denn in jeder Aktivität sind alle Funktionen wirksam, die ein Mensch zum Austausch mit der Welt zur Verfügung hat Darauf beruht ja die Kompatibilität zwischen Rhythmik und der Theorie der psychischen Operationen.

Rhythmus ist subjektbezogen. Er kann nur im Hier und Jetzt, in der jeweiligen Raum/Zeitgestalt erlebt werden. Er ist nicht übertragbar, sondern nur wieder vom Individuum neu gestaltbar und nachvollziehbar. Jedes Lebewesen schwingt mit seinen subjektiven Kräften auf gemeinsame Rhythmen ein, es spürt mit seinen individuellen Möglichkeiten die Spannungsfelder und sucht nach Ausgleich, nach innerer Ordnung. Rhythmus ist in seiner zeitlich-dynamischen Dimension Ureigenes aller Lebewesen. Wir Menschen können darüber reflektieren. Lernen ist ein Prozess, der nur durch die Aktivierung der individuellen Fähigkeiten möglich ist. Daher ist Individualisierung des Unterrichts ein notwendiges Prinzip, speziell in heterogenen Gruppenkonstellationen, wie sie in inklusiven klassen gegeben sind. Dieses umzusetzen erfordert, dass Verfahren anzuwenden sind, mit welchen die individuellen Fähigkeiten möglichst genau erfasst werden können. Die Unterrichtsinhalte sind die Mittel, mit deren Hilfe die Fähigkeiten entwickelt werden können.

Rhythmus ist tätigkeitsorientiert. Um Rhythmus erfahren zu können, muss Aktivität stattfinden. Sein Wesen ist nicht ohne Aktivität verwirklichbar. Tätigkeitsorientierter Unterricht ist eine zentrale Forderung aller reformpädagogischen Konzepte.

Rhythmus ist zweckfrei, aber zielorientiert. Die Gliederung der Gestalt trägt die Richtung, in welche sich die Kräfte aktivieren, in sich. Weil die Gestalt gegliedert ist, trägt sie die Möglichkeit in sich, dass in jeder Wiederholung der rhythmischen Periode jener Dynamik wirken kann, die dem Selbsterneuerungskonzept des aktiven Organismus aus der Gesamtheit der inneren und äußeren Gegebenheiten entspricht. Entwicklungsprozesse zweckorientiert zu beeinflussen heißt, ihnen die Möglichkeit zu nehmen, das Potential des Selbstkonzeptes zu verwirklichen. In der Pädagogik hat dies für die Entwicklung zur vollen Persönlichkeitsreife fatale Folgen.

Rhythmus hat als Eigenschaft die Variation: Martin Held stellt in seinem Buch „Rhythmen und Eigenzeiten“ fest: „Das Leben entwickelt sich im Zusammenwirken des linearen und zyklischen Zeitmoments. Rhythmen sind deshalb gerade nicht die ewige Wiederkehr des immer Gleichen, sondern die Wiederkehr des Ähnlichen.“[10] Variabilität ist eine unerlässliche Stufe im Lernprozess zwischen dem Erfassen eines Grundmusters und dem Generalisieren von übergeordneten Daten dieses Musters.

Rhythmus ist ordnend: Elfriede Feudel[11] spricht von der statischen und der dynamischen Wirklichkeit. Die statische Wirklichkeit bezieht sie auf die Welt des Beharrenden, Zuständlichen, Dinglichen, während sie unter dynamischer Wirklichkeit den Wandel der Erscheinungen, den Veränderungsprozess versteht, der sich zwischen den Dingen vollzieht. In einer handelnden Auseinandersetzung, welche rhythmisch gestaltet ist, geschieht der ordnende Ausgleich zwischen diesen beiden Welten. Die Gliederung der Gestalt ist es, durch welche die strukturierende Eigenschaft des Rhythmus wirksam wird. Die ordnende Funktion einer rhythmisch-musikalischen Gestaltung bewirkt u.a., dass der einzelne Teilnehmer für sich Kontrolle und Rückkoppelung über seine Aktivität erfährt. Der Effekt stellt sich sehr oft während des Prozesses von selbst ein, kann aber auch gezielt durch Reflexion erreicht werden. Ein wesentliches Kriterium ist dabei, dass nicht beurteilt, bewertet wird, sondern beschrieben und festgestellt.

Rhythmus ist interdependent. Die einzelnen Perioden einer rhythmischen Gestalt sind wechselseitig voneinander abhängig. Ohne die vorhergehende Sequenz könnte sich keine differenzierte, variierte, erweiterte oder anderwärtig veränderte nächste Sequenz bilden. Die gegenseitige Abhängigkeit ist ein stabilisierender Faktor im sensomotorischen Kreisprozess.

Rhythmus is gestaltete Zeit

Kinder brauchen Zeit zur Verfügung, sich mit Inhalten körperlich auseinanderzusetzen ungeachtet der Art dieser Inhalte, seien es Zahlbegriffe, Buchstaben, großmotorisch – kleinmotorische Raumordnung, Richtungsbewusstsein, Sequenzierungen, Darstellung von Begriffen, von Gefühlen, von abstrakten Inhalten und vieles andere.

Die zeitliche Ausdehnung, die das Handeln erfordert und die Wiederholungen, die dem Wesen rhythmischer Aufgaben entsprechen, bringen mit sich, dass

  • Inhalte vom Ultrakurzzeitgedächtnis ins Kurzzeitgedächtnis gebracht werden können,

  • Kinder in ihren unterschiedlichen Reaktionszeiten in einen gemeinsamen Ablauf einschwingen können und so zu einem Spannungsausgleich finden,

  • unmittelbar der Ausdruck sichtbar/erfahrbar wird, welchen die Eindrücke bewirken, welche Vorstellungen (innere Bilder nach Gerald Hüther[12]) ein Kind mit den Inhalten verbindet und ausdrückt,

  • der Rückkoppelungseffekt ein sehr unmittelbarer ist, das Kind erfährt sich selbst mit seinen Möglichkeiten handelnd und erfährt die Wirkung seiner Lösungen in der Gruppe,

  • die Gruppenleiterin während des Geschehens Schwerpunkte setzen bzw. ändern kann, die Aufgaben erschweren oder erleichtern kann,

  • durch das Handeln im Raum und in der Gruppe, unterstützt und geleitet mit Musik/Sprache, die multisensoriellen Eindrücke intensiveres Speichern der Inhalte ermöglicht wird,

  • durch die handelnde Auseinandersetzung es jedem einzelnen Teilnehmer offen steht, ob er im Bewusstwerdungsprozess im Stadium des ERLEBENS (sensorische Phase), des ERKENNENS (anschaulich konkrete Phase) oder des BENENNENS (formale Phase) sich bewegt. Ariane Bühler und Alice Thaler beziehen sich beim Erleben auf den gelebten Augenblick, beim Erkennen auf das handelnde Zuordnen und beim Benennen auf die sprachliche Inbesitznahme eines Lerninhaltes[13]

  • unterschiedliche Lernsituationen innerhalb einer rhythmisch-musikalischen Einheit wahrgenommen werden können: Kommunikative Lernsituationen (2 Partner beziehen sich aufeinander) Komplementäre Lernsituationen (ein Partner hilft dem anderen) Koexistente Lernsituationen (nebeneinander agieren) Kooperative Lernsituationen (miteinander agieren)[14]

„Gemeinsame kreative Prozesse und die damit verbundenen positiven, identitätsstiftenden Erfahrungen, sowie die Bewusstheit für den Wert und die Bedeutung der menschlichen Kreativität an sich sind günstige Voraussetzungen für schöpferische Leistungen auch in anderen

Lebensbereichen (…)Das Finden und Erfinden, das gemeinsame Improvisieren und Gestalten mit Klängen und Rhythmen, mit Sprache, Musik und Bewegung, mit Farben, Formen und anderen kreativen Medien hat deshalb herausragende Bedeutung (…) Ein Mensch ist vom Beginn seines Lebens bis zum letzten Atemzug ein lernendes, bildungsfähiges und sich formendes Wesen. Seine Entwicklung (Wachstum, Reifung und Altern) geschieht nach biologischen Gesetzen, aber seine Entfaltung geschieht in kreativer Auseinandersetzung mit der Welt“[15]

In der Rhythmik wird divergentes Denken angeregt, indem jedes Kind mit seinen momentanen Möglichkeiten eine Lösung zu der gestellten Aufgabe finden kann und soll. Es entstehen dabei Lösungen, die nicht bewertet, sondern lediglich beschrieben bzw. von der Lehrperson beobachtet werden. Durch die vielfältigen Aufgaben lernen Kinder ihre eigene Fähigkeiten und Möglichkeiten kennen. Sie erleben, wie sie in der Gruppe wirken. Dies sind wesentliche Voraussetzungen für intrinsische Motivation. Beobachtungen werden von der Lehrperson gesammelt aber nicht bewertet und bilden die Basis für weitere Planungen. Es sind Unterrichtsformen gefragt, die Eigenaktivität im eigentlichen Sinn möglich sein lassen, weil neurobiologisch nur aktive Prozesse nachweislich das Zellpotenzial des Gehirns stärken. Da rhythmisch-musikalische Aufgaben nur durch aktives Tun gelöst werden können, sind sie in mehrfacher Hinsicht ein optimales Unterrichtsverfahren.

Literatur:

Athey, Chris: Extending thought in young children. A parent-teacher partnership. London 1990

Buber, Martin: Reden über Erziehung. Lambert Schneider, 9. Auflage Gerlingen 1998

Bühler, Ariane/Thaler, Alice: "Selber denken macht klug" Rhythmik, ein gestalterisches Verfahren in der Heilpädagogik Edition SZH HPS-Reihe 17, 2001

Cubasch, Peter: Elementares Musizieren oder leibhaftige Bildung mit Musik und Bewegung. In: Orff-Schulwerk-Informationen, Nr. 62, Sommer 1999 S. 19 – 24. Wiederveröffentlichung im Internet bei bidok: http://bidok.uibk.ac.at/library/cubasch-musizieren.html

Feudel, E.: Durchbruch zum Rhythmischen in der Erziehung. Verlag Klett, Stuttgart, 3.Auflage,1949

Feuser, Georg „Geistigbehinderte gibt es nicht!“. Zum Verhältnis von Menschenbild und Integration – Vortrag im Österreichischen Parlament am 29.10.1996 in Wien. Veröffentlicht im Internet bei bidok: http://bidok.uibk.ac.at/library/feuser-geistigbehinderte.html

Feuser, Georg „Alle Menschen werden Brüder ...“ Zeit und Rhythmizität als Grundprozesse des Lebens – und der Verständigung. In: "Behindertenpädagogik" Heft 3/2004

Gebauer, Karl/Hüther, Gerhard: Kinder brauchen Spielräume. Düsseldorf und Zürich 2003

Held, Martin/Geißler, Karlheinz (Hrsg.): Von Rhythmen und Eigenzeiten, Hirzel, Stuttgart 1995

Hinz, Andreas: Heterogenität in der Schule. Integration – Interkulturelle Erziehung – Koedukation. Curio Verlag, Hamburg,1993, S. 13 – 176

Hinz, Andreas: Von der Integration zur Inklusion - terminologisches Spiel oder konzeptionelle Weiterentwicklung? In: Zeitschrift für Heilpädagogik 53, 2002, S. 354-361

Hüther, Gerald: Die Macht der inneren Bilder. Göttingen 2005

Neira Zugasti, Helga: Musikalische Ausdrucks- und Bewegungsgestaltung – eine mögliche Basis für ganzheitliches, integratives tun. Vortrag gehalten am 13.7.1999 in Salzburg. http://bidok.uibk.ac.at/library/zugasti-ausdruck.html

Neira Zugasti, Helga: Was passiert im Unterricht wirklich? Erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt des Instituts für Musik und Bewegung/Rhythmik sowie Musiktherapie der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. In: Musikerziehung 58. Jg. Wien Juni 2005 S. 250 – 254

Neira Zugasti Helga: Rhythmik als Unterrichtshilfe bei behinderten Kindern, J&V, Wien – München 2. Auflage 1987

Quelle

Shirley Salmon ; Helga Neira Zugasti: Rhythmik - ein entwicklungsdynamisches Unterrichtsverfahren.Gedanken zur Schuleingangsphase. Beitrag erschienen in: Hollerer, L / Seel, A (Hrsg) Schultütenkinder. Herausforderung am Übergang Kindergarten:Schule. Leykam, Graz 2005 1. Auflage S.131 – 138.

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 24.01.2017



[1] Martin Buber 1998, S.15

[2] Vgl. Gebauer/Hüther 2003, S.11

[3] mündliches Zitat von C. Priebsch – Löffelmann in einem Gespräch

[4] vgl. Athey 1990, S 76

[5] Gebauer/Hüther 2003, S 11

[6] Buber 1998, S.16

[7] Feuser 2004, S.270. Die Bedeutung von Mimi Scheiblauers Arbeit wird in diesem Aufsatz dargestellt.

[8] Dieser Begriff wurde von Annedore Prengel geprägt. Siehe dazu: Prengel, Annedore (1995): Pädagogik der Vielfalt. Verschiedenheit und Gleichberechtigung in Interkultureller, Feministischer und Integrativer Pädagogik. Leske+Budrich, Opladen

[9] Peter Dietrich, Handout: „Der Zusammenhang zwischen Entwicklung und Lernen nach Piaget“bei Dr. H Bussmann Universität Bielefeld, WS 1992: „Grundformen der Intelligenzentwicklung“ http://chappa.piranho.de/piaget2.html

[10] Held/Geißler 1995, S.171

[11] Feudel, Elfriede: Durchbruch zum Rhythmischen in der Erziehung, 3. Auflage Stuttgart 1949

[12] Siehe Hüther, Gerald: Die Macht der inneren Bilder. Göttingen 2005

[13] Bühler/Thaler 2001,43 ff

[14] vgl. Hinz 1993, S. 105–108

[15] Cubasch 1999, S. 20-21

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