Leichte Sprache

Autor:in - Gerda Reiter
Themenbereiche: Selbstbestimmt Leben
Textsorte: Artikel
Releaseinfo: Gerda Reiter ist Mitarbeiterin bei innovia - Wege zur Chancengleichheit (www.innovia.at)
Copyright: © innovia 2009

Inhaltsverzeichnis

Leichte Sprache

Im Alltag begegnen uns immer wieder schwer verständliche Informationen. Haben Sie sich zum Beispiel schon einmal Ihre Versicherungspolizze genau durchgelesen oder sind Sie schon einmal an einer Bedienungsanleitung gescheitert? Dann wissen Sie, wie es sich anfühlt, wenn Sie eine Information zwar lesen, aber nicht verstehen können. Menschen mit Lernschwierigkeiten geht es sehr oft so. Damit sie wichtige Informationen ohne fremde Hilfe verstehen können, brauchen sie Texte in leichter Sprache.

Was ist Leichte Sprache?

Leichte Sprache verwendet verständliche Worte und Begriffe, ist aber trotzdem keine Kindersprache. Wer Leichte Sprache Ernst nimmt, achtet nicht nur auf verständliche Inhalte, sondern auch auf eine gut lesbare Form und auf die Nutzbarkeit.

Was macht Informationen leicht verständlich?

Es gibt eine Reihe von Kriterien, die das Verstehen erleichtern, zum Beispiel:

Überlegen Sie sich immer, bevor Sie mit dem Schreiben eines Textes beginnen, für wen Sie schreiben. Bauen Sie Ihre Texte logisch auf, strukturieren Sie Ihre Texte durch Unter-Überschriften und machen Sie immer wieder Absätze. Bleiben Sie beim Thema und lassen Sie unwichtige Informationen weg, setzen Sie aber kein Vorwissen voraus. Versuchen Sie schwierige Worte oder Fremdworte zu vermeiden oder, wenn das nicht möglich ist, erklären Sie diese Worte und bauen Sie praktische Beispiele aus dem Alltag ein. Verwenden Sie kurze Sätze mit möglichst nur einem Gedanken pro Satz. Achten Sie auf eine aktive Sprache und vermeiden Sie Verneinungen und Abkürzungen.

Was macht Informationen leicht lesbar?

Damit Informationen leicht lesbar sind, gibt es Einiges zu beachten:

Verwenden Sie eine klare Schriftart, wie zum Beispiel "Arial", sogenannte Serifenschriften wie "Times New Roman" sind nämlich viel schwerer zu lesen. Die Größe der Schrift sollte mindestens 14 Punkt betragen. Schreiben Sie auch Überschriften linksbündig, damit sie nicht übersehen werden und vermeiden Sie generell Blocksatz. Wenn Sie etwas hervorheben möchten, dann mit Fettdruck, nicht jedoch mit Blockbuchstaben oder kursiv. Wenn Sie Farben verwenden, achten Sie auf den Kontrast und geben Sie keine Bilder hinter den Text. Beachten Sie, dass durch ein barrierefreies Layout, wie zum Beispiel durch ein Farbleitsystem, nicht nur die Lesbarkeit, sondern auch das Erfassen des Textes wesentlich erleichtert wird.

Was macht Informationen gut nutzbar?

Damit gedruckte Informationen nicht nur leicht verständlich und leicht lesbar sind, sondern auch gut nutzbar, sollten Sie unter anderem folgende Punkte beachten:

Wählen Sie ein etwas stärkeres Papier das nicht blendet. Achten Sie beim Binden oder Falten darauf, dass sich der Folder oder die Broschüre auch mit einer Hand öffnen und durchblättern lässt und möglichst von alleine offen liegen bleibt. Falls Sie ein anderes Medium verwenden, wie zum Beispiel das Internet, achten Sie ebenfalls auf barrierefreie Zugänglichkeit.

Für wen ist leichte Sprache?

Leichte Sprache ist in erster Linie für Menschen mit Zugangs- und Verständnisproblemen: Das sind zum Beispiel Personen mit Lese- oder Lernschwierigkeiten, Behinderungen, geringen Deutschkenntnissen oder funktionalem Analphabetismus. Auch Seniorinnen und Senioren können im Alter Probleme mit dem Lesen und Verstehen von Texten haben. Für all diese Zielgruppen ist Leichte Sprache notwendig, um selbstbestimmt an der Gesellschaft teilhaben zu können und diejenigen, die Leichte Sprache verwenden, erreichen dadurch zusätzliche Zielgruppen und mehr Rechtssicherheit.

Bleibt zum Schluss noch eine wichtige Frage: Wer entscheidet, ob eine Information verständlich ist?

Das entscheidet immer die Zielgruppe! Dementsprechend müssen Texte in Leichter Sprache immer mit Personen aus der Zielgruppe überprüft werden, denn sie sind Expertinnen und Experten in eigener Sache.

Übrigens: Wer Leichte Sprache verwendet, wird von allen verstanden. Wollen Sie das? Denken Sie darüber nach, wenn Sie das nächste Mal etwas schreiben.

Gerda Reiter

innovia - Wege zur Chancengleichheit www.innovia.at

Quelle:

Gerda Reiter: Leichte Sprache

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 10.05.2010

zum Textanfang | zum Seitenanfang | zur Navigation