Ausgrenzungsdynamiken bei Jugendlichen begegnen

Der Anti-Bias-Ansatz als innovatives Bildungskonzept

Themenbereiche: Psychosoziale Arbeit
Textsorte: Bachelorarbeit
Releaseinfo: Bachelorthesis vorgelegt als Gruppenarbeit; Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin; Fachbereich BA Heilpädagogik; Erstgutachterin: Frau Prof. Dr. phil. Monika Schumann; Abgabedatum: 14.07.2014
Copyright: © Wagner, Oldenburg 2014

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

    1. Einleitung

    „Der Abbau von Diskriminierung wird getragen

    von der Macht kreativer Gefühle und Gedanken,

    die entstehen im Prozess

    des gemeinsamen Nachdenkens,

    dem Empfinden mit der Genauigkeit der Langsamkeit.

    Auch wenn wir es eilig haben.“[1]

    Jeder Mensch hat das Recht, vor Diskriminierung geschützt zu werden. Dieses Menschenrecht ist unter anderem als Diskriminierungsverbot in der Europäischen Menschenrechtskonvention in Artikel 14 festgeschrieben.[2] Die Heilpädagogik, verstanden als Menschenrechtsprofession[3], hat damit auch den Abbau von Diskriminierung zur alltäglichen Aufgabe. Als angehende Heilpädagoginnen, seit Langem engagiert in der nonformalen Jugendarbeit, sind wir intensiv auf der Suche nach handlungsleitenden Konzepten und Perspektiven im Umgang mit Diskriminierung, die sich nicht nur auf eine Differenzkategorie, wie z.B. Behinderung beziehen, die nicht moralisch Täter_innen bewerten und ausgrenzen und außerdem über die rein individuell-zwischenmenschliche Ebene hinausweisen. In der Beschäftigung mit dem Anti-Bias-Ansatz entdeckten wir einen vielschichtigen, innovativen Ansatz, der uns inspirierte, unsere Sichtweisen veränderte und uns äußerst hilfreich für die praktische, vorurteilsbewusste Arbeit auch mit Jugendlichen erschien.

    Der Problemdiskurs um Jugend und Diskriminierung wird in der Wissenschaft spätestens mit Beginn der 90-er Jahre unter dem Stichwort rechte bzw. fremdenfeindliche Jugendgewalt intensiv geführt und besitzt bis heute, unter Beachtung verschiedenster Differenzlinien und Abwertungsformen, Relevanz.[4] Gerade unter den immer vielfältiger werdenden, sehr ungleichen jugendlichen Lebensbedingungen kommt dem Umgang mit Diversität in der Pädagogik eine bedeutende Rolle zu. Gesetzlich verankerte Bestrebungen, wie die Inklusion oder das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG), fordern die Beschäftigung mit diesem Themenkomplex ein und bieten Chancen für gesamtgesellschaftlich wünschenswerte Prozesse.

    Unserem Erkenntnisinteresse folgend, formulierten wir für unsere Arbeit folgende Fragestellung: Wie kann jugendlichen Ausgrenzungsdynamiken in der non-formalen Bildungsarbeit begegnet werden? Welchen Beitrag kann der Anti-Bias-Ansatz dabei leisten, der bisher vor allem im Elementar- und Erwachsenenbereich etabliert ist?

    Den Begriff der Ausgrenzungsdynamiken[5] haben wir gewählt, um dichotome Täter_innen- Opfer-Festschreibungen zu vermeiden und deutlich zu machen, dass Jugendliche Ausgrenzung sowohl erleben als auch selbst praktizieren. Der Begriff der Dynamik charakterisiert Ausgrenzung als komplexen Prozess, der vom Vorurteil bis hin zur Gewaltausübung reichen kann.

    Der Einleitung folgend versuchen wir im zweiten Kapitel aus soziologischer und psychologischer Perspektive den Begriff Jugend zu fassen. Im dritten Kapitel wird die jugendliche Lebensphase innerhalb der sie umgebenden Gesellschaft ausführlich beschrieben. Hierbei sind gegenwärtige gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie die Tendenz zur Individualisierung und Ökonomisierung und deren Folgen von besonderer Relevanz. Aufgrund der elementaren Bedeutung von Bildung im Jugendalter beschäftigt sich das vierte Kapitel ausführlich mit dem deutschen Bildungssystem, unter dem Aspekt des Bildungsklassismus und den daraus resultierenden Ausgrenzungsdynamiken für Jugendliche. Der verbreiteten Bildungsideologie mit ihrer Fixierung auf formale Bildungsabschlüsse wird bewusst ein anderes Bildungsverständnis gegenübergestellt, erweitert um den Bereich der non-formalen Bildung, sowie die gesetzlich verankerte Bestrebung zur Inklusion. Im fünften Kapitel werden die Ergebnisse einer Langzeitstudie zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit dargestellt. Erläutert werden hierbei die Erklärungsmodelle sowie das Ausmaß menschenfeindlicher Einstellungen, insbesondere bei Jugendlichen. Im sechsten Kapitel wird der Anti-Bias-Ansatz vorgestellt: seine historischen Wurzeln, das ihm zugrunde liegende Diskriminierungsverständnis, seine Ziele und resultierende Leitlinien für die pädagogische Praxis, insbesondere für die Arbeit mit Jugendlichen. Im siebten Kapitel werden die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Kapiteln und ihre Implikationen für die non-formale Bildungsarbeit mit Jugendlichen zusammengefasst.

    In dieser Arbeit verwenden wir den Gender-Gap, einen Unterstrich, wie z.B. in Pädagog_innen, der einer rein binären Geschlechterlogik widerspricht. Die Lücke, die der Unterstrich schafft, gibt Raum für alle, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichem Geschlecht zuordnen möchten.[6]

    Wir verstehen Kategorien wie Behinderung, Migrationshintergrund, Geschlecht und Klasse als soziale Konstruktionen.[7] Beispielsweise wird ein Mensch als „(Migrations)- Anderer[8] konstruiert, ausgehend von der Definition einer dominierenden Norm (z.B. gesund, deutsch, männlich, Mittel- bis Oberschicht).[9]



    [1] Reddy 2002, S. 49

    [4] Vgl. Schubarth 1999, S.83 f.; Mecheril 2004, S. 178

    [5] Inspiriert von einem Buch mit dem Titel: „Ausgrenzungsdynamiken. In welchen Lebenslagen Jugendliche Fremdgruppen abwerten.“ (Mansel/Spaiser)

    [7] „Diskriminierungsformen werden in der Anti-Bias-Arbeit verstanden als sozial konstruierte, in Sozialisationsprozessen erlernte und (meist) verinnerlichte Phänomene, mit Auswirkungen auf das alltägliche Leben aller Menschen, sowie den sie umgebenden gesellschaftlichen Strukturen.“ Trisch 2013, S. 46

    [8] Mecheril 2004, S. 190

    2. Der Jugendbegriff

    Nie hatte die Jugend mehr Namen als heute.“[10] Generation Porno, Digital Natives, Generation Facebook, Generation Y sind nur ein paar von den über 40 aufgefundenen, soziokulturell und ökonomisch motivierten Generationsbegriffen. Sie lassen vermuten, dass das verallgemeinernde Reden über „die heutige Jugend“ schwierig geworden ist.[11] Der Begriff Jugend ist nicht genau gefasst und nicht eindeutig wissenschaftlich konzipiert.[12] Verschiedene wissenschaftliche Zugänge weisen ihm unterschiedliche Bedeutungen zu. Um uns einer Definition anzunähern, werden wir im Folgenden eine psychologische und eine soziologische Perspektive auf den Jugendbegriff untersuchen. Diese werden im sechsten Kapitel unter anderem für eine Kontextualisierung des Anti-Bias-Ansatzes bedeutsam.

    2.1 Die soziologische Perspektive

    Jugend ist keine Naturtatsache an sich, sondern ein „gesellschaftsgeschichtliches Phänomen“. [13] Nicht schon zu allen Zeiten gab es eine eigenständige, anerkannte Jugendphase. Um 1900 hatte ein klassischer Lebenslauf eine Kindheits- und anschließend eine Erwachsenenphase. Erst etwa ab 1950 lassen sich die Anfänge einer verbreiteten und eigenständigen Jugendphase beobachten, die in ihrer Weiterentwicklung bis heute eine immer längere Ausdehnung und inhaltlich eine immer bedeutendere Rolle erlangte.[14] Bis dahin gab es nur eng begrenzt auf die gesellschaftliche Oberschicht eine Jugendphase, die mit speziellen Freiheiten einherging, wie z.B. keiner Erwerbsarbeit nachgehen zu müssen und sich stattdessen zu bilden.[15]

    Jean-Jacques Rousseau prägte Ende des 18. Jahrhunderts ein bis heute bestehendes ideales Bild der Jugendphase, geformt von Leidenschaft und Entwicklung, die seiner Ansicht nach nicht lange genug andauern kann und in der eine möglichst umfangreiche Bildung stattfinden soll.[16]

    Der moderne, westlich-europäische[17] Jugendbegriff setzt sich historisch aus drei unterschiedlichen Wurzeln zusammen:

    Jugend als Phase der ökonomischen Abhängigkeit von und unter der Autorität Erwachsener, mit eingeschränkten Rechten;

    Jugend als Begriff für junge, (sub-)proletarische Männer und potenzielle Adressaten der Fürsorge und Strafjustiz;

    Jugend als Phase mit Raum für Persönlichkeitsentwicklung und Bildung unter pädagogischer Anleitung, freigestellt von Erwerbsarbeit.[18]

    Aus soziologischer Sicht gibt es verschiedene Gründe, Jugend als eine eigenständige, bedeutende Phase im Lebenslauf zu betrachten, auch wenn zunächst nicht genau festgelegt ist, was diese Phase kennzeichnet und wer der Gruppe der Jugendlichen angehört. Allgemein stellt Jugend den Übergang von einer unselbstständigen Kindheit in eine selbstständige Erwachsenenphase dar, in der dann verantwortliche gesellschaftliche Mitgliedsrollen eingenommen werden.[19] Der Übergang von der Kindheits- in die Jugendphase ist nicht klar abgrenzbar. Hurrelmann spricht hier von einem Positionsübergang, in dem von einer in die andere soziale Position gewechselt wird. Mit dem Übergang in die Jugendphase erweitern sich die Handlungsspielräume und es kommt zu einer deutlichen Vergrößerung der Rollenvielfalt. Diese Entwicklung geschieht zunächst fließend und eher unauffällig, wird dann aber auf einer tiefer liegenden sozialen Strukturebene erkennbar.[20]

    Markanter Bestandteil des Übergangs in die Jugendphase ist die eintretende Geschlechtsreife, wobei die soziologische Perspektive sich weniger für die biologischen Veränderungen an sich interessiert, als für die darauf folgenden Reaktionen und die veränderten Erwartungen des Umfelds.[21] Aus soziologischer Sicht und unter Einbeziehung entwicklungspsychologischer Erkenntnisse, insbesondere Eriksons Konzept der Entwicklungsaufgaben, haben Jugendliche in dieser Phase verschiedene Herausforderungen zu meistern:

    Sich qualifizieren: Es sollen differenzierte, soziale und intellektuelle Kompetenzen, sowie Fachkenntnisse auch für den Beruf aufgebaut werden. Die Jugendlichen sind gefordert, eigenmotiviert schulische Leistungen in immer komplexerer Form ohne ihre Eltern zu erfüllen und Verantwortung für ihre Leistung und so auch für ihre Schullaufbahn zu übernehmen.

    Sich binden: Die Bedeutung der Beziehungen zu Gleichaltrigen und die Orientierung an ihnen, der peer-group, nehmen stetig zu. So können sich Jugendliche aus dem System Familie immer mehr ablösen, sich später einer Partnerschaft zuwenden und sich mit ihren sozialen Kompetenzen verselbständigen. Aus soziologischer Sicht ist dies notwendig, um ihren Platz in der Sozialstruktur der Gesamtgesellschaft zu finden.

    Konsumieren: Im Umgang mit Konsum und Waren ist ein verantwortlicher Gebrauch hinsichtlich zeitlicher und vor allem auch finanzieller Ressourcen zu erlernen. Dazu gehört auch der Umgang mit Medien (vgl. Kapitel 4.3.2).

    Partizipieren: Auf der Suche nach ethisch-moralischer und gesellschaftlich-politischer Orientierung sollen Jugendliche eine Wertehaltung und auch politische Teilhabe entwickeln, sich selbst als soziale und politische Bürger_innen verstehen können und sich als diese engagieren und beteiligen.[22]

    Das zentrale Anliegen aller genannten Aufgaben aus soziologischer Sichtweise ist die Sicherung der gesellschaftlichen Integration.[23]

    Wenn diese Aufgaben erfüllt sind und ein gewisser, dem Erwachsenenalter angemessener Grad an Autonomie erreicht ist, ist der/die Jugendliche in den Erwachsenenstatus übergegangen. Die Erwachsenenrolle lässt sich parallel zu den vier Entwicklungsaufgaben fassen: Berufsrolle, Partner- und Familienrolle, Konsumentenrolle und die Rolle als politische_r Bürger_in.

    An dieser Stelle ist kritisch anzumerken, dass das Erfüllen und Abschließen dieser Aufgaben einem streng normativen Verständnis von Entwicklung entspricht, das in Kapitel 2.2 diskutiert wird. Weiter lässt sich fragen, welche gesellschaftliche Integration tatsächlich als gelungen und abgeschlossen gelten kann; auch eine, die sich nicht an der westlich-europäischen bzw. der deutschen Dominanzkultur[24] orientiert?

    Die Übergänge in diese Erwachsenenrollen weisen heute in allen sogenannten hoch entwickelten Gesellschaften deutliche Abweichungen auf. Die Berufsrolle können Jugendliche heute mit einem Nebenjob während der Schulzeit schon sehr früh erreichen; die ökonomische Unabhängigkeit dagegen oft erst viel später aufgrund von langen Ausbildungswegen und/oder unsicheren und unterfinanzierten Arbeitsverhältnissen. Der Übergang in die Familienrolle erfolgt heute tendenziell später, in ganz anderer Weise oder gar nie. Vielfältige Beziehungs- und Familienformen, viele Singlehaushalte und die Entkoppelung von Geschlechtsverkehr, Heirat und Kinder tragen hierzu bei. In der Konsumentenrolle werden Jugendliche heute eher sehr früh erwachsen. Bereits Kinder besitzen oft Geld und Wissen über den Zugang zu Konsum und Medien. Ebenso im politischen Bereich können Jugendliche schon vor Erteilung des Wahlrechts an Entscheidungen mitwirken und sich engagieren. Allerdings sind die Ressourcen für und Chancen zu Entwicklung und Teilhabe sehr ungleich verteilt und werden z.B. durch unser aktuelles Bildungssystem weiter verstärkt (vgl. Kapitel 4).

    Daraus ergibt sich die Erkenntnis, dass die verschiedenen Erwachsenenrollen zu sehr unterschiedlichen Zeiten übernommen werden oder teilweise gar nie, und sich die Jugendphase extrem ausdehnt und uneinheitlich wird. Hurrelmann spricht hier von einer Statusinkonsistenz.[25] Die Jugendphase ist zunehmend gekennzeichnet durch Phänomene wie Ausdehnung, Entstrukturierung, Pluralisierung und Individualisierung, die in Kapitel 3 aufgegriffen werden.

    Es wird aus den genannten Gründen nahezu unmöglich von der „einen Jugend“ zu sprechen. Groenemeyer et al. schlagen vor, von „Jugenden“ im Plural zu sprechen, um der Vielgestaltigkeit dieses sozialen Konstrukts Ausdruck zu verleihen.[26] Die Jugend ist keine homogene Gruppe mehr mit präzise zu bestimmenden Eigenschaften, und auch als Konstrukt für die Sozialforschung ist die Kategorie Jugend fraglich geworden, fehlt es doch an ausreichenden und entscheidenden Gemeinsamkeiten dieser Gruppe.

    Die Sinus-Milieu Studien schlagen stattdessen vor von „Jugendmilieus“ zu sprechen und kommen auf insgesamt sieben verschiedene.[27] Eingeteilt nach verschiedenen Kategorien wie Schicht und Bildungsgrad - eine Auswahl, die durchaus diskutiert werden könnte – gelingt zwar eine Differenzierung, die interessante Zusammenhänge mit Einstellungen und Handlungsweisen aufzeigen kann; die Abgrenzung zu anderen Lebensphasen bleibt aber ungenau.[28]

    Jugend kann auch als gesellschaftliche Institution aufgefasst werden, die durch normative Regeln bestimmt ist, wie z.B. durch die Schulpflicht, den Jugendschutz, die Jugendhilfe oder durch das Jugendstrafrecht.[29]

    Wenn der Begriff Jugend nach Altersgruppen operationalisiert wird, wird er häufig in drei Stufen unterteilt: frühe Jugendphase von 12-17 Jahre; mittlere Jugendphase von 18-21 Jahren und späte Jugendphase von 22-27 Jahren.[30]

    Der Anteil Jugendlicher in der deutschen Gesellschaft, wie auch in anderen europäischen Ländern, nimmt seit Längerem ab. Die demografischen Entwicklungen zeigen ein klares Sinken der Geburtenrate und eine Alterung der Gesellschaft, verstärkt durch die wachsende höhere Lebenserwartung. Während 1950 noch gut 30 Prozent der Bevölkerung unter 20 Jahre alt waren, sind es heute deutlich unter 20 Prozent. Der Anteil der über 65-Jährigen lag damals bei 10 Prozent und heute bei 20 Prozent. Die Verringerung des Anteils bzw. der Zuwachs werden sich weiter fortschreiben. Aufgrund dieser Verhältnisse haben immer weniger Menschen einen realen Umgang mit Jugendlichen und fundierte Kenntnisse über Jugendliche und deren gesellschaftliche Bedingungen, was es diesen erschwert Gehör zu finden für ihre Bedürfnisse. Ereignisse, die die Alterungstendenzen in unserer Gesellschaft verringern könnten, wären z.B. Zuwanderung und/oder eine veränderte Familienpolitik, die zu einer höheren Geburtenrate führen könnten. Man geht jedoch aktuell davon aus, dass damit höchstens eine Verlangsamung der Überalterung erreicht werden kann. [31]

    Wenn wir in der folgenden Arbeit von Jugend sprechen beziehen wir uns vor allem auf die frühe Jugendphase von 12-17 Jahren. Angelehnt an den formalen Bildungsbereich, der für die meisten Jugendlichen im Alter von 17-19 Jahren endet, lässt sich im non-formalen Bildungsbereich mit der Zielgruppe Jugend ebenfalls vor allem die Altersgruppe 12-17 Jahren auffinden. In den später genutzten GMF-Surveys sind Jugendliche Menschen im Alter von 16-27, darauf wird an gegebener Stelle aber nochmals hingewiesen.

    2.2 Die psychologische Perspektive

    In der Entwicklungspsychologie wird, im Gegensatz zur Soziologie, die Jugendphase als Adoleszenz bezeichnet. Jugendliche werden in dieser Phase von biologischen Entwicklungsanstößen, wie der beginnenden Pubertät[32], und anderen internen Bedingungen, wie neuronalen Veränderungsprozessen, spezifischen Charaktereigenschaften oder psychosozialen Dispositionen in ihrer Entwicklung beeinflusst.[33] In westlichen Gesellschaften existiert seit der Aufklärung ein Subjektmodell, welches den Fokus auf die Gestaltungsmöglichkeiten des Individuums legt.[34] Jugendliche werden weder ausschließlich passiv von internen Entwicklungskräften geformt, noch sind sie ungeschützt exogenen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Die Entwicklung kann als produktive Verarbeitung innerer und äußerer Realität verstanden werden. Produktiv meint in diesem Zusammenhang sinnhaft für das Individuum selbst.[35] Sie konzentriert sich vor allem auf die Möglichkeit der Jugendlichen, sich aktiv mit ihrer Umwelt und sich handelnd mit sich Selbst auseinander zu setzen.[36] Das bedeutet, dass Jugendliche Konstrukteur_innen ihrer eigenen Entwicklung sind und endogene sowie exogene Forderungen als wechselseitigen Prozess integrieren und dann daraus handeln.[37] Die Anforderung von außen, die Lebensgeschichte in die eigene Hand zu nehmen, spitzt sich vor allem in der Adoleszenz zu und für Jugendliche zeigt sich die individuelle und selbstständige Erarbeitung der Persönlichkeit erstmals als „selbst zu bewältigenden Auftrag“, auch im Sinne eines Selbstmanagements (vgl. Kapitel 3.1). Die Prozesse der Herauslösung aus autoritativen und emotionalen Beziehungen der Kindheit, die weitere Verschiebung äußerer Kontrollen und die Orientierung an Idolen und Idealen, um zu vermeintlich eigenen Werten und Überzeugungen zu gelangen, werden als Individuation bezeichnet.[38] Die übergeordnete Anforderung, welche in den unterschiedlichen Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz zum Vorschein kommt, ist die Suche nach dem Selbst, der eigenen Identität. Diese Phase der Adoleszenz mit den vielfältigen biologischen, kognitiven und emotionalen Umbrüchen wirft viele Fragen, wie „Was will ich (vom Leben, von mir usw.)?“, „Was kann ich (erreichen)?“ und „Wer möchte ich sein?“, auf. Durch die Prozesse der Individualisierung (vgl. Kapitel 3.1)

    „wird die unmittelbare zwischenmenschliche Begegnung zunehmend wichtiger als Schauplatz der Ausbildung von Selbst- und Fremdbildern. Gleichzeitig verändern sich die Rahmenbedingungen dieser unmittelbaren zwischenmenschlichen Begegnungen. Sie werden zunehmend durch Momente wie Anonymität, Oberflächlichkeit, Zweckgebundenheit, Zeitknappheit und Zufälligkeit bestimmt. Unter diesen Rahmenbedingungen entstehen Fremdbild, Selbstbild, Selbstbewusstsein und Identität.“[39]

    Durch die Auflösung tradierter Normen, Werte und Orientierungen (vgl. Entzauberungsdimension, Kapitel 3.1) ist das Umfeld und die Kommunikation mit der sozialen Welt in den Vordergrund gerückt. Während der Identitätsbildung und -erweiterung entdecken Jugendliche ihre identitätsstiftenden Merkmale wie Geschlecht, Körper, Alter, Aussehen, Familiengeschichte, Herkunft usw. Erfahren diese, sich intersektional beeinflussenden Merkmale, keine Berücksichtigung oder wird das Verhältnis mit ihnen als problembehaftet wahrgenommen, kann dies zu Selbstentwertung und -abwertung führen.[40] Bei Nicht-Anerkennung dieser Merkmale kann es zu Selbstentwertung und Selbstabwertung kommen.[41] Positive Erfahrungen und Rückmeldungen über die eigene Person tragen hingegen zur Ausbildung eines positiv besetzten Selbstbildes bei (vgl. Kapitel 7.2).

    Eine ausführlichere und differenziertere Beschreibung der Entwicklungsaufgaben, als die in Kapitel 2.1 vorgenommene, findet an dieser Stelle nicht statt. Mit dem Entwurf von Identitätstheorien und aufeinander aufbauenden Entwicklungsaufgaben wird eine Norm der Eindeutigkeit produziert. Diese entsteht einzig über die Beschreibung der Abweichung von der gesetzten Norm. Allgemein anerkannte Normen wurden im Modell der Identitätsentwicklung zu normativen Voraussetzungen für Entwicklungsaufgaben gemacht.[42] Somit dienen festgeschriebene Identitätsprozesse der Herstellung sozialer Ordnung durch Normen, welche wiederum zur Unterwerfung derer dienen, die nicht mit ihren Anforderungen übereinstimmen.[43] Hinzugefügt werden muss, dass Entwicklungsmodelle eine binäre Geschlechterordnung – und entsprechende Identitätserwartungen – in der Gesellschaft etablieren.[44]Dadurch wird Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit zur Norm für die Identitätsentwicklung erhoben.[45] Die Auseinandersetzung mit den noch zu nennenden und konstituierenden Merkmalen, wie Klasse, ethnische Herkunft, Religion, körperliche und geistige Behinderung usw., welche ebenso einen großen Einfluss auf Identitätsbildungen haben, würde den Rahmen dieser Arbeit übersteigen.

    In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch multiple Identitäten und Rollen in dieser Gesellschaft ausbildet. Der Prozess ist nie abgeschlossen und es wird in anderen Phasen des Lebens zu Identitätswandlungen, -neuerfindungen, -umorientierungen und -veränderungen kommen. Identität ist somit nicht starr und lebenslang oder entwickelt sich streng anhand von normativen Entwicklungsvorgaben, sondern bleibt fluide und veränderbar und wird in der Anti-Bias-Arbeit als soziales Konstrukt gesehen.[46] Es kann nicht genau bestimmt werden, welches der identitätskonstruierenden Merkmale den bedeutendsten Einfluss auf die Identitätsbildung sowie das Selbstwertgefühl haben, denn dies ist rein subjektiv sowie von gesellschaftlichen Machtverhältnissen abhängig.[47]



    [11] Vgl. Ferchhoff 2013,S. 48 f.

    [12] Vgl. Scherr 2009, S. 17

    [13] Vgl. Scherr 2009, S. 19

    [14] Vgl. Hurrelmann/Quenzel 2012, S. 16

    [15] Vgl. Scherr/Schäfers 2005, S. 57

    [16] Vgl. ebd., S. 59

    [17] Vgl. Witte/Niekrenz/Sander 2013, S. 83

    [18] Vgl. Scherr 2009, S. 20 f.

    [19] Vgl. Hurrelmann/Quenzel 2012, S. 34

    [20] Vgl. ebd., S. 36

    [21] Vgl. Scherr 2009, S. 22

    [22] Vgl. Hurrelmann/Quenzel 2012, S. 36 ff.

    [23] Vgl. Hurrelmann/Quenzel 2012, S. 36

    [24] Der Begriff ist geprägt von Rommelspacher, 1995.

    [25] Vgl. Hurrelmann/Quenzel 2012, S. 42 ff.

    [26] Vgl. Groenemeyer 2014, S. 52

    [27] Vgl. Hurrelmann/Quenzel 2012, S. 68 ff.

    [28] Vgl. Scherr 2014, S. 30

    [29] Vgl. Groenemeyer 2014, S. 56

    [30] Vgl. Hurrelmann/Quenzel 2012, S. 45

    [31] Vgl. Hurrelmann 2010, S. 14

    [32] Mit der Pubertät werden vor allem biologische Entwicklungsprozesse des Körpers beschrieben und „der Wachstumsschub und die Reifung der Fortpflanzungsorgane [sind] die herausragenden Phänomene.“ Fend 2005, S. 102

    [33] Vgl. Fend 2005, S. 221

    [34] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 19

    [35] Vgl. Hurrelmann 2010, S. 82 ff.

    [36] Fend 2005, S. 205

    [37] Vgl. Hurrelmann 2010, S. 82 ff.

    [38] Vgl. Fend 2005, S. 158 ff.

    [39] Langfeldt/Nothdurft 2007, S. 157

    [40] Vgl. Initiative Intersektionale Pädagogik 2014, S. 5; Langfeldt/Nothdurft 2007, S. 107; Peters 2009, S. 66

    [41] Vgl. Meulenbelt 1993, S. 296; Initiative Intersektionale Pädagogik 2014, S. 5

    [42] Jungwirth 2007, S. 365

    [43] Vgl. Jungwirth 2007, S. 181 ff.; Peters 2009, S. 49 ff.

    [44] Vgl. ebd., S. 178

    [45] Vgl. ebd., S. 178

    [46] Vgl. Schmidt 2009, S. 75 ff.; Gramelt 2010, S. 128 f.

    [47] Vgl. Schmidt 2009, S. 80

    3. Für Jugendliche relevante gesellschaftliche Rahmenbedingungen

    Die Entwicklung Jugendlicher vollzieht sich nicht im leeren Raum, sondern wird beeinflusst von den jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen. Parallel zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Konzeptualisierungen nimmt die Individualisierungsthese in der Jugendforschung großen Raum ein und steht deshalb am Anfang dieses Kapitels. Ebenso wird aktuell die Ökonomisierung gesellschaftlicher Prozesse und der resultierenden Defizite und Krisen breit diskutiert und soll untersucht werden in ihrer Bedeutung für Jugendliche.

    Die Folgen der Globalisierung als Rahmenbedingung werden hier nicht diskutiert, da die mangelnde Eindeutigkeit, die große Varianz des Begriffs und die damit einhergehende unüberschaubare Komplexität, alle Risiken und Chancen, den Rahmen sprengen würden.[48] Dennoch gilt, dass die Prozesse der Globalisierung natürlich in einem Zusammenhang stehen mit gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen wie Individualisierung, Ökonomisierung und deren Konsequenzen.

    3.1 Die Tendenz zur Individualisierung

    Ulrich Beck beschrieb bereits 1983 mit seiner Individualisierungsthese einen gesellschaftlichen Wandel, der im Kern noch heute wesentlich zum Verständnis der Lebenswelten Jugendlicher beiträgt.[49] In seiner dreiteiligen These skizziert er, wie es zur Individualisierung des modernen Menschen kommt:

    „Herauslösung aus historisch vorgegebenen Sozialformen und -bindungen im Sinne traditionaler Herrschafts- und Versorgungszusammenhänge ('Freisetzungsdimension'), Verlust von traditionalen Sicherheiten im Hinblick auf Handlungswissen, Glauben und leitende Normen ('Entzauberungsdimension'), und – womit die Bedeutung des Begriffs gleichsam in ihr Gegenteil verkehrt wird – eine neue Art der sozialen Einbindung ('Kontroll- bzw. Reintegrationsdimension')“[50]

    Die Individualisierungsdynamik wird nach Beck angestoßen durch eine Evolution der Lebensbedingungen mit höherem Einkommen, besseren Arbeitsbedingungen, mehr Mobilität, einer Bildungsexpansion und dem Aufbrechen der Geschlechterrollen.[51] Nach Beck führt dies zu einer Pluralisierung von Lebensstilen und begünstigt die Entstehung von Wahlbiographien, in der jedes Individuum auf sich selbst gestellt sein Leben planen kann und muss; zwar ohne die alten Zwänge von Familie und Normen, dafür aber mit neuen, institutionalisierten und bürokratischen Grenzen des kapitalistischen Arbeitsmarktes und Bildungssystems. „Die freigesetzten Individuen werden arbeitsmarktabhängig und deshalb bildungsabhängig, konsumabhängig, abhängig von sozialrechtlichen Regelungen und Versorgungen, von Verkehrsplanungen, Konsumangeboten, Möglichkeiten und Moden in der medizinischen, psychologischen und pädagogischen Beratung und Betreuung.“[52]

    Kritiker_innen der Individualisierungsthese beklagen, dass Becks Modernisierungsbegriff gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse außer Acht lässt und er deshalb verkennt, dass auch die neue Risikogesellschaft trotz Freisetzung eine Klassengesellschaft bleibt.[53]

    Heitmeyer et al. führen aus, dass durch die fortschreitende Individualisierung der Gesellschaft sich heute immer deutlicher Gewinner_innen und Verlierer_innen dieses Prozesses herausbilden. Auf der Gewinner_innenseite befinden sich Menschen bzw. Jugendliche, die meistens bereits qua Herkunft mit sozialen und finanziellen Ressourcen gut ausgestattet sind, die Vielfalt an Möglichkeiten nutzen und einem Wunschlebensentwurf folgen können, in dem sie sich autonom selbst verwirklichen. Auf der Verlierer_innenseite dagegen sind Jugendliche, die an Mechanismen und Strukturen des immer unsichereren Bildungs- und Arbeitsmarktes scheitern und für ihr Scheitern auch noch selbst verantwortlich gemacht werden.[54] Individualisierung führt hier zu einer tendenziellen Prekarisierung: „[…]Verschärfung der Polarisierung sozialer Lagen […] und der Verfestigung einer nahe- zu chancenlosen Bevölkerungsgruppe von Langzeitarbeitslosen, Armen und 'Überflüssigen'[…]“[55]

    Jugendliche heute leben in einer ständigen Polarität zwischen unglaublich vielen Wahlen und Möglichkeiten einerseits und sehr ungleich verteilten Ressourcen andererseits, die sie dafür benötigen. Sie empfinden das individuelle Risiko zu versagen angesichts all dieser Möglichkeiten als sehr bedrückend. Der Arbeitsmarkt mit seinen Anforderungen breitet sich wieder zunehmend in die Jugendphase hinein aus; mit verkürzten Schulzeiten und Bachelorstudiengängen wird unter anderem der jugendliche Schonraum reduziert. Jugendliche sind gefordert, relevante Fertigkeiten für den Arbeitsmarkt zu entwickeln, ohne genau zu wissen, worin diese bestehen. Im Übergang von Schule und Beruf entwickeln sich immer mehr „Yo-yo-Biografien“, gekennzeichnet durch Wartezeiten, Praktika, Befristungen und Jobwechsel.[56] Jugendliche stehen unter einem hohen Leistungsdruck, vor großen existenziellen Unsicherheiten und müssen in einer auf Effizienz ausgerichteten Jugendzeit herausfinden, wer sie sind und sein wollen. Heitmeyer et al. schlagen vor, den Begriffen der Individualisierung und der Entstrukturierung noch die Begriffe der Verdichtung und Vernichtung hinzuzufügen: „Verdichtung von leistungsbezogenen Anforderungen und Vernichtung von jugendgemäßen Experimentierräumen“.[57]

    Einen großen Anteil an diesen Entwicklungen hat die im nächsten Abschnitt beschriebene, umfassende Ökonomisierung der Gesellschaft.

    3.2 Die Tendenz zur Ökonomisierung

    Seit Beginn der 90-er Jahre steht der Begriff der Ökonomisierung unserer Gesellschaft immer öfter in der Diskussion.[58] In den dazugehörigen Themen geht es darum, dass immer mehr Lebensbereiche nach wirtschaftlichen Prinzipien organisiert werden und funktionieren, von der Krankenversorgung bis hin zum Bildungssystem. Heitmeyer postuliert, dass der Zugewinn an Kontrolle für die Wirtschaft und der Verlust an Kontrolle für die politischen Systeme die sozialstaatliche Absicherung für alle gefährden, das Vertrauen in die Politik schwächen und somit zu einer Demokratieentleerung führen können.[59] Die raumgreifende Ökonomisierung beschreibt Hadjar für Jugendliche so: „Mit der sich zuspitzenden Wettbewerbssituation auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sind das Kosten- Nutzen-Prinzip und Konkurrenzdenken bis in die Jugendphase vorgedrungen.“[60] Er führt dies als einen Grund für eine immer stärker verbreitete Entsolidarisierung und „Ellenbogenmentalität“ aus.[61] Die Ökonomisierung des Sozialen kann dazu führen, dass sich eine kapitalistische Marktlogik bis in private Beziehungen, individuelle Lebensführungen und Werthaltungen hinein ausbreitet.[62] Das Leistungsprinzip hat negative Auswirkungen auf die Bereitschaft einer Gesellschaft sich solidarisch zu verhalten und auf die gesellschaftliche Bewertung scheinbar schwächerer Gruppen. Dies beschreiben Solga oder auch Becker und Hadjar als die meritokratische Herrschaftsordnung[63], die nach Begabung, Talent und Leistungsfähigkeit dem/der Einzelnen gesellschaftliche Positionen zuweist.[64] Diese Leistungs- und Wettbewerbsideologie bietet modernen, kapitalistischen Industriegesellschaften die wichtigste Grundlage zur Legitimation von sozialer Ungleicheit, sowohl lokal als auch global.[65] So schreibt Rommelspacher: „Ebenso prägt die ökonomische Vorherrschaft der westlichen Welt gegenüber den Ländern im Süden und Osten das Selbstverständnis der hier lebenden Menschen.[66] Entlang von Konzepten wie autoritärer Kapitalismus (Heitmeyer), Neoliberalismus (Foucault, Bröckling) oder Kolonialisierung der Lebenswelt (Habermas) kann man sich mit diesen Zusammenhängen vertieft auseinandersetzen.[67]

    Nach Heitmeyer werden besonders in Krisenzeiten Prekarisierungsprozesse durch einen autoritären Kapitalismus verschärft, und die Gesellschaft dadurch polarisiert. Aus dieser zunehmenden Ungleichverteilung erwachsen soziale Unzufriedenheit, reale Problemlagen und eine höhere Gewaltbereitschaft.[68] Jugendlichen muss es angesichts unsicherer Ausbildungs-, Arbeits- und Partizipationsmöglichkeiten gelingen, neue Werte und Bewältigungsmuster zu entwickeln.

    Heitmeyer beschäftigte sich mit diesen Entwicklungen gezielt in einer Studie. Ergebnisse waren unter anderem, dass ökonomistische Werthaltungen, die andere Gesellschaftsmitglieder nach einer Kosten-Nutzen-Abwägung einschätzen und gegebenenfalls dann auch abwerten, bei Jugendlichen (in diesem Fall die Gruppe der 16-27-Jährigen) nach der Finanzkrise 2009 anstiegen.[69] Ein anderer untersuchter Faktor war das „unternehmerische Selbst“, das eine unternehmerische Mentalität beschreibt, die ökonomischen Erfolg und Selbstverwirklichung anstrebt.[70] Es kann als Ergebnis einer stark individualisierenden, an Markt- und Wettbewerbsgedanken orientierten Lebenseinstellung gesehen werden. Das „unternehmerische Selbst“ war in der Gruppe der 16-27-Jährigen signifikant stärker ausgeprägt als in den beiden älteren untersuchten Gruppen.[71] Den Zeitgeist des „unternehmerischen Universalismus“[72], dem sich Jugendliche anpassen, beschreibt Heitmeyer so: „Jeder kann es schaffen, etwas aus sich zu machen; man muss nur kreativ, flexibel und innovativ genug sein. Wer es nicht schafft, ist selber schuld.“[73] Viele Jugendliche definieren ihren Wert entsprechend abhängig vom Erfolg im ökonomischen Sinn, der individuell erkämpft werden muss. Bereits in ihrer Schullaufbahn wird diese Sicht gebahnt durch das vorherrschende, individuelle Leistung fordernde und belohnende Bildungssystem[74] (vgl. Kapitel 4.2).

    Wie diese Tendenzen zu Ausgrenzungsdynamiken bei Jugendlichen beitragen, wird in Kapitel 5.3 genauer beschrieben. Und an dieser Stelle im Vorgriff auf den später diskutierten Anti-Bias-Ansatz ein Zitat, das verdeutlicht, dass dieser Ansatz als theoretische Voraussetzung ebenfalls die genannten Zusammenhänge sieht:

    „Alle ideologischen Praktiken haben eine politische und eine wirtschaftliche Basis und jede wirtschaftliche Praxis wird von spezifischen Ideologien unterstützt. In diesem Sinne funktioniert der moderne Kapitalismus auch durch die Benachteiligung von Arbeitskräften auf Grund ihres Geschlechts und ihrer Herkunft. Der globalisierte Kapitalismus verstärkt solche Ausschlussmechanismen.“ [75]

    Ein Faktor, der die Folgen von Individualisierung und Ökonomisierung noch zuspitzt, sind Krisen, wie sie im nächsten Abschnitt beschrieben werden.

    3.3 Die Auswirkungen von Krisen

    Verschiedene Krisen trafen in den letzten Jahren Deutschland, Europa und die ganze Welt: der Terroranschlag vom 11. September 2001, die Folgen von Hartz IV seit 2005, die Finanzkrise ab 2008 mit nachfolgenden Wirtschaftskrisen und u.a. massiver Jugendarbeitslosigkeit, etc.[76] Heitmeyer charakterisiert die Jahre von 2000-2010 als Jahrzehnt der Entsicherung und Richtungslosigkeit, was er vor allem dem schon erwähnten Kontrollverlust der Politik und Kontrollgewinn der Ökonomie zuschreibt.[77] Danach verlaufen Krisen, exemplarisch dargestellt an der Finanzkrise 2008, in verschiedenen Stadien und ziehen dabei immer größere Kreise: aus einer Finanzkrise, die vor allem Investmentbanken und große Aktienpakete betraf, über eine Wirtschaftskrise, die den Arbeitsmarkt destabilisierte und viele in Arbeitslosigkeit oder prekäre Arbeitsverhältnisse führte, hin zu einer Fiskalkrise, in der die öffentlichen Haushalte zunehmend unter einer Überschuldung litten, bis zu einer Gesellschafts- und Staatenkrise, in der sich die ökonomischen Probleme auf die Stimmung und den Zusammenhalt in der Gesellschaft auswirken und Ausgrenzungsdynamiken begünstigen. Dadurch könnte die gesamte demokratische Ordnung in Frage gestellt werden.[78]

    Nach Heitmeyers Terminologie befindet sich Deutschland gerade auf dem Weg vom dritten in das vierte Stadium, was z.B. an der immer größer werdenden sozialen Kluft zwischen „Arm“ und „Reich“ sichtbar wird und dennoch kein allgemeines Bewusstsein für die Gefährlichkeit einer solchen Entwicklung zu entstehen scheint, schon gar kein verbindender Protest.[79] Nach Heitmeyer fühlten sich 2010 über die Hälfte aller Befragten in Deutschland von der Krise bedroht und ca. 40% gaben an, sie litten persönlich darunter, seien gereizt, zornig und fühlten sich unter Druck. Gesellschaftsverbindende Normen wie Solidarität, Gerechtigkeit und Fairness hatten nach Einschätzung vieler, mehrheitlich bei denen, die von der Krise selbst betroffen waren, keine Chance.[80]

    Diese Bedingungen bzw. die damit gemachten Erfahrungen können Ausgrenzungsdynamiken weiter befördern. Gerade in Krisenzeiten und angesichts einer gefühlten Verknappung von Ressourcen sind benachteiligte Gruppen in der Gesellschaft besonders gefährdet abgehängt zu werden und keine Solidarität zu erfahren; im Gegensatz zu sicheren Zeiten, in denen sie leichter mitversorgt werden können.

    Die Ergebnisse für Jugendliche in den Dimensionen Solidarität, Gerechtigkeit und Fairness fallen deutlich weniger negativ aus. Jugendliche schätzen ihre Chancen darauf lange nicht so pessimistisch ein wie ältere Vergleichsgruppen.[81] Sie reagieren auf die fortschreitende Ökonomisierung und Krisen gelassener, fühlen sich weniger orientierungslos. Dabei zeigen sie gleichzeitig höhere Werte in individualistischem Unternehmergeist und in Tendenzen zu Ellenbogenmentalität. Aus den zitierten GMF-Surveys (vgl. Kapitel 5) geht allerdings hervor, dass Jugendliche im Vergleich mit älteren Vergleichsgruppen mehr Angst vor Arbeitslosigkeit und vor allem deutlich mehr Angst vor sozialem Abstieg haben. So gaben 63,5% aller befragten 16-25-Jährigen an, sie fürchteten sich vor einem sozialen Abstieg.[82] Die gelasseneren Reaktionen auf die Krise könnten als jugendlicher, mit noch nicht vielen negativen Erfahrungen belasteter und dadurch stärker optimistischer Blick in die Zukunft interpretiert werden. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass dieser Optimismus-Wert einen Mittelwert darstellt aus einer insgesamt sehr heterogenen Gruppe mit weit gestreuten Werten.[83]

    Ein Lebensbereich und gleichzeitig raumgreifende und existenzielle Rahmenbedingung Jugendlicher ist der Bereich der Bildung. Dieser wird im folgenden Kapitel genauer beschrieben.



    [48] Vgl. Witte/Niekrenz/Sander 2013, S. 73 f

    [49] Vgl. Heitmeyer/Mansel/Olk 2011, S. 7 ff.

    [50] Beck 1986, S. 206

    [51] Vgl. ebd., S. 124 ff.

    [52] Ebd., S. 210

    [53] Vgl. Butterwege 1996, S. 80

    [54] Vgl. Heitmeyer/Mansel/Olk 2011, S. 11 f.

    [55] Heitmeyer/Mansel/Olk 2011, S. 12

    [56] Vgl. ebd., S. 17

    [57] Heitmeyer/Mansel/Olk 2011, S. 24

    [58] Vgl. Groß/Gundlach/Heitmeyer 2010, S. 138

    [59] Vgl. Heitmeyer 2012, S. 18

    [60] Hadjar 2004, S. 73

    [61] Vgl. ebd., S. 73 ff.

    [62] Vgl. Groß/Gundlach/Heitmeyer 2010, S. 139

    [63] „Herrschaft wird dabei nicht als etwas Äußerliches verstanden, dem zu unterliegen zwangsläufig erfolgt, sondern als eine Struktur, der bereitwillig entsprochen wird, weil sie denjenigen Vorteile sichert, die ihr entsprechen.“ Messerschmidt 2009, S. 9

    [64] Vgl. Solga 2013, S. 19 ff.; Becker/Hadjar, 2011, S. 37 ff.

    [65] Vgl. Solga 2013, S. 22 ff.

    [66] Vgl. Rommelspacher 1995, S. 23

    [67] Vgl. Heitmeyer/Groß/Krause 2011, S. 131

    [68] Vgl. Heitmeyer 2012, S. 27

    [69] Vgl. Heitmeyer/Groß/Krause 2011, S. 131

    [70] Vgl. Groß/Gundlach/Heitmeyer 2010, S. 140

    [71] Vgl. Heitmeyer/Groß/Krause 2011, S. 132

    [72] Unternehmerischen Universalismus definieren wir als Kombination aus den unternehmerischen Tugenden und einer schichtübergreifenden Befürwortung von Selbstverantwortung.“ Heitmeyer/Gross/Gundlach 2010, S. 141

    [73] Heitmeyer/Groß/Krause 2011, S. 137 f.

    [74] Vgl. Honneth 1992, S. 203

    [75] Reddy 2002, S. 36

    [76] Vgl. Heitmeyer 2012, S. 19

    [77] Vgl. ebd.

    [78] Vgl. Heitmeyer 2010, S. 13 f.

    [79] Vgl. ebd., S. 16

    [80] Vgl. Heitmeyer 2010, S. 18 f.

    [81] Vgl. Heitmeyer/Groß/Krause 2011, S. 136 f.

    [82] .Vgl. Endrikat 2006, S. 10

    [83] Vgl. Heitmeyer/Groß/Krause 2011, S. 145 f.

    4. Bildungsprozesse in der deutschen Gesellschaft

    Jugendliche verbringen eine einflussreiche und beachtliche Zeit ihres Lebens in der Schule. Sich ausweitende Ganztagsschulen und längere Verweildauern im Bildungssystem führen zu einer wachsenden Bedeutung der Sozialisations- und Bildungsinstanz Schule.[84] Dem Bereich der Bildung wird deshalb eine große Bedeutung gegeben, denn die Schule „trägt mit ihren formellen und informellen Regeln bedeutend zur Ausbildung von Persönlichkeitsmerkmalen und Selbstbildern bei. Es können Stärken, Schwächen und Besonderheiten individuell und im Vergleich mit anderen identifiziert werden.“[85] Dabei ist dieser Ort durch die Schulpflicht für fast alle Kinder und Jugendlichen unumgänglich. In den Auseinandersetzungen in der Schule werden elementare zwischenmenschliche Verhaltens- und Umgangsregeln erlernt. Schüler_innen müssen beispielsweise eine Position sowie Rolle(n) innerhalb der Klasse einnehmen und es können Freund- und Feindschaften entstehen. Weltbilder und Einstellungen von Jugendlichen werden hier konstruiert und diese haben wiederrum spezifische Auswirkungen auf jugendliche Ausgrenzungsdynamiken.[86] Der individuelle Bildungserfolg unserer heutigen arbeitsteiligen, von neoliberalen Werten geprägten Gesellschaft, welcher als notwendige Bedingung für umfassende gesellschaftliche Teilhabe gilt,[87] wird in diesem Kapitel dargelegt. Vorerst wird die Herstellung von Bildungsklassismus durch ein neoliberal ausgerichtetes Bildungssystem näher betrachtet. Die Auswirkungen des beschriebenen Bildungssystems sollen in Kapitel 4.2 thematisiert werden. Dem wird anschließend ein erweitertes Bildungsverständnis gegenübergestellt. Abschließend wird die gesetzlich verankerte Forderung zur Inklusion als Bestrebung für größere Bildungsgerechtigkeit ausdifferenziert.

    4.1 Bildungsklassismus im deutschen Bildungssystem

    Im folgenden Kapitel wird aufgezeigt, wie die kumulative Verschränkung von konstruierten Personen- und Klassenmerkmalen sowie den Ebenen des Bildungsklassismus zur weiteren Reproduktion bestehender Verhältnisse führt.[88]

    Klassismus beschreibt eine Ideologie, welche eng mit dem Bildungssystem und der meritokratischen Gesellschaftsordnung verwoben ist, dessen Herstellung vor allem in und durch das Bildungssystem geschieht.[89] Klassismus funktioniert als Herrschafts- und Unterdrückungsform über Naturalisierung, Kulturalisierung, dichotome Oben-Unten- Konstruktionen[90], Institutionalisierung und sprachlichen Zuschreibungen.[91] Er wird auf drei Ebenen hergestellt, der institutionellen, kulturellen und individuellen, in Form von Stereotypen, Vorurteilen und persönlichem Verhalten.[92] Dem Klassenbegriff immanent sind Ausbeutungsbeziehungen aufgrund verschiedener Ressourcenausstattungen sowie die systematische Unterdrückung[93] einer Gruppe durch die Andere. Diese basiert auf dem ökonomischem und kulturellem Kapital[94], damit einhergehend dem Habitus[95] sowie zugeschriebenen Merkmalen und deren Bewertungen.[96] Die ökonomische Distinktionslinie der Klasse ist mit Weiteren, im Sinne von Mehrfachdiskriminierung (Intersektionalität[97]), verbunden. [98]Mit dem Begriff Klassismus und der Formulierung von Klasse als Konstruktion werden neue Felder für das Denken von Macht- und Herrschaftsmechanismen in der Gesellschaft eröffnet.“[99] Denn „ohne Ideologien und Strukturen der Macht und Herrschaft keine ausbeuterische Verfügbarkeit über die Arbeitskraft von Menschen[100] und somit keine Verwertung innerhalb eines kapitalistischen (Leistungs-)Systems möglich.

    Bildungsklassismus wird auf den folgenden Ebenen, die kumulativ miteinander verschränkt sind, hergestellt und praktiziert.

    4.1.1 Die Definitionsmacht der Bildung

    Die Definitionsmacht der Bildung konstituiert sich durch die neoliberale Ausrichtung des Bildungssystems, welche mit der Ökonomisierung der Lebensbereiche zusammenhängt (vgl. Kapitel 3.2).

    „Diese [neoliberale, A.d.V.] Flexibilisierung im Bildungsbereich enthält in der Tendenz die Einführung eines Systems sozialer Schichtung wie sie den neoliberalen Erfordernissen entspricht. Es entsteht ein Klassenbildungssystem. […] Der Weg, der mit neoliberaler Bildungspolitik beschritten wird, kann als einer 'von wahrer Bildung zur Ware Bildung' bezeichnet werden.“[101]

    Die Ware Bildung[102] löst das humanistische Bildungsideal Humboldts (Bildung als Selbstzweck) [103] ab und ersetzt dieses mit der Notwendigkeit zur Humankapitalproduktion. Das Paradigma der Humankapitalproduktion ist „employability“, welche die Hervorbringung marktgängiger und produktiver Kompetenzen beschreibt, um die eigenen Fähig- und Fertigkeiten in einer globalisierten Welt flexibel einsetzen und optimieren zu können[104] (vgl. unternehmerisches Selbst, Kapitel 3.1).

    Was als legitime Bildung in einer neoliberalen Gesellschaft erachtet wird, wird jeweils von nationalen sowie internationalen einerseits Klasseninteressen, Philolog_innenverbänden, Elternverbänden und Eliteschulen, andererseits z.B. von Kapitalinteressen, Wirtschaftsverbänden, OECD und Regierungsparteien[105] beeinflusst.[106] Diese „Wettbewerbskomponente Bildung[107] wird ausgewiesen durch Zertifikate und institutionalisiert in den jeweiligen Schul- und Ausbildungswerdegängen,[108] wobei sich durch die thematische Verengung der Schule bestimmte Potenziale von Jugendlichen nicht enfalten können.[109]

    Ein „Schlüsselbegriff für die klassistische Bildungsideologie in diesem Land ist der Begriff >>Begabung<<.“[110] Damit geht die „intellektuelle Begabung“, auch als Hochbegabung oder Intelligenz konstruiert, im deutschen Kontext meist mit dem Begriff der Bildung einher. Wie Heike Solga zu bedenken gibt, stellt Begabung ein soziales Konstrukt dar, welches eng mit dem ebenfalls kritisch zu betrachtenden Leistungsbegriff verknüpft ist. Sie stellt lediglich „das Produkt einer Investition von Zeit und kulturellem Kapital[111] dar, da aus der Neurobiologie bekannt ist, dass „das Gehirn so wird, wie man es benutzt.“[112] Denn ein_e besonders begabte_r Tischler_in würde nicht als hochbegabt bezeichnet werden, sondern als geschickt.[113] Dabei ermöglichen die existierenden Definitionen von Intelligenz aus der Psychologie eine Rangordnung nach Minder- und Hochbegabten.[114]

    Die Begriffe von Begabung und Leistung beziehen sich immer auf ihre Verwendungszwecke. Denn erkannt (und anerkannt) wird in der Regel nur diejenige Begabung, welche sich auch zu einer (erwünschten) Fähigkeit[115] ausbildet und in Bildungsinstitutionen nachgefragt wird.[116] Denn die sozialisatorische und familiale Praxis milieubezogener Bildungserfahrungen werden generiert, aber erfahren im Feld der institutionellen Bildung oft keine Wertschätzung. Dies beschreibt die „faktische Hegemonie des Bildungsortes Schule“[117], welcher nur einen engen Rahmen für die Anerkennung informeller Bildung bietet[118] (vgl. Kapitel 4.1.1 und 4.1.2).

    4.1.2 Die Bildungsbarrieren

    Im deutschen, teils dreigliedrigen Bildungssystem ist der Bildungsklassismus, obwohl stark kritisiert[119], in besonderer Weise verankert. Die Diskrepanz des Bildungserfolges der oberen und unteren Viertel der soziökonomischen Statushierarchie in Deutschland klaffen weit auseinander. Als ein wichtiger Faktor der Perpetuierung sozialer Ungleichheit kann die Sprache benannt werden, denn sie dient als Medium der Verständigung und Vermittlung von Inhalten und als relevantes Distinktionsmerkmal.[120] Weitere staatsschulimmanente Selektionsmechanismen sind aufeinander aufbauende Bildungsbarrieren. Diese äußern sich in Form der frühkindlichen Bildung (KiTa, Kiga)[121], der Einschulung und darauffolgend der sozialen Selektion aufgrund von individuellen Schulformempfehlungen. [122] Bewertungssysteme, wie beispielsweise Noten[123], aber auch Bewertungen von außen über die eigene Person, können während der gesamten schulischen Laufbahn eine Hürde darstellen[124] (vgl. Kapitel 4.2). Die Bescheinigung anerkannter Bildung durch die entsprechend bewerteten Bildungszertifikate unterliegt sozialen Schieflagen, da teils unspezifische, subjektive Bewertungskriterien herangezogen werden.[125] Sogenannte „Gatekeeper“ oder „Torwächter_innen“, z.B. Lehrer_innen, Diagnostiker_innen u.ä., welche die subjektive[126] Bewertung vornehmen, sitzen an jeder Bildungsbarriere.[127] Wie inzwischen vielfältige Studien belegen, werden Kindern aus bspw. Arbeiter_innenfamilien geringere Chancen auf eine Gymnasialempfehlung eingeräumt, als Kindern aus Akademiker_innenhaushalten. Ein Teil der Eltern aus sozial benachteiligten Familien agiert nach den eigenen verinnerlichten Unterdrückungen (vgl. Kapitel 6.2.3) und überweist ihre Kinder, auch bei guten Schulleistungen und Gymnasialempfehlungen der Grundschule, nicht auf das Gymnasium. Die statushöheren Eltern verhalten sich dem genau entgegen: Ihre Kinder besuchen häufig auch bei schwächeren Leistungen und gegen den Rat der Lehrer_innen ein Gymnasium.[128] Soziokulturell unterprivilegierte Schüler_innengruppen sind stark von institutioneller Diskriminierung betroffen.[129] Dies wird durch die dem meritokratischen Prinzip immanente Logik den individuellen Leistungen zugeschrieben und stark kulturalisiert[130].

    4.1.3 Die Begabungs- und Intelligenzideologie

    „In Deutschland ist die Ressourcenverteilung in zweifacher Weise mit der 'Ideologie des Erbens' verbunden. Diese Ideologie basiert auf der Idee der Vorrangstellung der Familie und auf der 'Begabungsideologie'.“[131] Die Vorrangstellung der Familie[132] beinhaltet den Erziehungsauftrag, welcher in Deutschland stark an die Eltern gerichtet ist. Damit gehen die Gebundenheit der weiteren Lebenschancen an die sozialen, ökonomischen, kulturellen sowie zeitlichen Ressourcen einher, welche äußerst ungleich verteilt sind und somit Lebenschancen bestimmen.[133] So hat schon in den frühesten Jahren allein die Art, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen und auf sie eingehen, einen Einfluss auf die Qualität frühkindlicher Bindungs- und Bildungserfahrungen. Die Art und Weise, wie Erwachsene mit Kindern interagieren und kommunizieren, vermittelt den Kindern ab den ersten Lebenstagen etwas über ihre kulturelle, gegenständliche und soziale Welt, was zugleich den Habitus formt. Die Ressourcen, Kompetenzen und Möglichkeiten der Eltern und des sozialen Umfeldes sind ausgesprochen wichtig, aber in der klassistischen Gesellschaft äußerst ungleich innerhalb der sozialen Räume verteilt.[134]

    Mit dem Bezug auf einen naturalisierten Begabungsbegriff wird nicht nur die tatsächliche Reproduktion sozialer Ungleichheit verschleiert, sondern das Leistungsprinzip wird dekonstruiert. [135] Wenn Leistungsfähigkeit und Erfolg auf natürliche Veranlagungen zurückgeführt werden, wird offensichtlich, dass der Begriff der Leistungsgerechtigkeit nur eine beschönigende Legitimation darstellt und die Leistung kein maßgebliches Allokationskriterium ist, sondern die angeblich genetisch bedingte Begabung.[136] Es wird deutlich, dass die Institution Schule einen ganz bestimmten Habitus und bereits erbrachte Lernleistungen (durch die Alltagsbildung, vgl. Kapitel 3.3) von den Schüler_innen vorrausetzt, um sich dort zurechtzufinden.

    Anja Meulenbelt kritisierte dies wie folgt:

    „Die Kultur der Schule ist eine Mittelschichtkultur. Die Gewohnheiten stammen aus der Mittelschicht, auch der Sprachgebrauch. Viele Kinder aus den unteren Klassen erleben die erste Konfrontation mit ihr als Kulturschock. Wollen sie es schaffen, dann müssen sie sich anpassen. In dem Maße, in dem Kinder sich stärker der Mittelschichtsumgebung angleichen, werden sie auch stärker toleriert und weniger stigmatisiert. Krijnen nennt dieses Verhalten 'kulturelle Emigration'.“[137]

    Die geforderte „kulturelle Emigration“ bringt Kinder und Jugendliche an ihre Grenzen, lässt viele davon scheitern und sich zurückziehen, weil sie das Gefühl vermittelt bekommen etwas nicht zu „schaffen“[138] (vgl. Kapitel 4.2).

    Durch die Individualisierungsprozesse (vgl. Kapitel 3.1) sowie das Bildungssystem (vgl. Kapitel 4.1) werden Leistungserfolge und -misserfolge einzelnen Individuen und deren Meriten zugeschrieben, statt die strukturellen und institutionell verankerten Ausschlusspraktiken und deren Ursachen zu bestimmen. Einzig das Vererben von ökonomischem und kulturellem Kapital innerhalb der Familie, wie angebliche Begabung, führen noch nicht zu institutionalisierten, strukturellen Benachteiligungen von Schüler_innen (mit Migrationshintergrund, mit Behinderung, aus sozial schwachem Milieu uvm.), sondern die kumulative Verschränkung von konstruierten Personenmerkmalen und den Ebenen des Bildungsklassismus'. Welche verschiedenen Auswirkungen dies auf Jugendliche haben kann, wird anschließend erläutert.

    4.2 Ausgewählte Auswirkungen auf Jugendliche

    Astrid Messerschmidt konstatiert, es gehe darum

    „wahrzunehmen, dass Bildungsverläufe und Bildungssystem in Beziehung miteinander stehen und dass die wiederholte Erfahrung von migrantischen Schüler_innen, nicht in das System zu passen, bei den Betroffenen genau dieses Selbstbild erzeugt – nämlich nicht dazu gehören zu können. […] Wer sich in einem Kontext aufhält, in den er eigentlich nicht passt, fühlt sich nicht zugehörig. […] Nicht dazu zu passen, wird dadurch für alle, deren soziale Kontexte sich von den bürgerlichen Interaktionsmustern der Bildungsinstitutionen unterscheiden, zu einer Grunderfahrung, wodurch Selbst- und Fremdbilder mangelhafter Integrationsfähigkeit verfestigt werden.“[139]

    Das Streben zur Bildung einer natio-ethno-kulturellen[140] Identität, des „Wir“, ist in Deutschland ein besonders komplexes Phänomen.[141] Die Zugehörigkeit ist zu einer wichtigen Kapitalie des sozialen Raumes Deutschland geworden. Demzufolge sind Menschen, die als nicht zugehörig konstruiert werden, strukturell benachteiligt bedeutsame Kapitalien zu akkumulieren, weil die wichtige Kapitalie der natio-ethno-kulturellen Zugehörigkeit fehlt.[142] Diese Erfahrungen der Abweichung von einer Norm sowie der Diskrepanz von milieuspezifischen Bildungsaneignungen und Handlungswissen innerhalb der Schule, bergen die Gefahr der „negativen Selbstzuschreibungen, welche zu einer Abwertung eigener Fähigkeiten und Bildungsmöglichkeiten führen[143], denn „(An-)Erkennung durch andere [...] ist der Selbst(an)erkennung vorgelagert[144] (vgl. Kapitel 2.2). Die Erfahrungen des „Fehlerhaft- Seins“ und Scheiterns führen außerdem zu einem Motivationsverlust der Partizipation an formalen Strukturen.[145] Dies kann wiederrum systemkonservierend sein, im Sinne der verinnerlichten Unterdrückung (vgl. Kapitel 6.3.1). Zur Kapitalie der natio- ethno-kulturellen Zugehörigkeit gehört auch die Sprache. Diese ist einerseits ein Aspekt des kulturellen Kapitals[146] und andererseits kann sie als ein bedeutender Aspekt von Identität angesehen werden.[147] Wenn Jugendliche, deren Erstsprache nicht deutsch ist, die Botschaft bekommen, dass ihre Sprache „nicht gut genug“ ist und sie lieber Deutsch sprechen sollten[148], wird damit ein Gefühl der verinnerlichten Unterdrückung (vgl. Kapitel 6.2.3) erzeugt. Diese Jugendlichen erleben ihre Sprache und damit ein großes Stück ihrer Selbst als weniger wertvoll. Andererseits bekommen Jugendliche, deren Erstsprache Deutsch ist, dadurch die Botschaft, dass Sprachen unterschiedlich wertvoll sind und der Wert der deutschen Sprache höher ist, als der anderer Sprachen, was widerum zu verinnerlichter Dominanz führt.[149] Die aufgegriffene „kulturelle Emigration“ ist eine Leistung, die Schüler_innen aus prekarisierten Milieus oft vollbringen müssen, um im System Schule zu überleben. Dies geschieht oft zum Preis der Auflösung einer anderen Kultur.[150] Dabei trägt Schule „mit ihrer Organisation dazu bei, das Schema von 'Anderen' und 'Nicht-Anderen', von Deutschen und Einwanderern sozial wirksam werden zu lassen, indem migrantische Schüler_innen an Orten positioniert werden, die kaum Bildungsaufstieg ermöglichen.[151] Die überproportionale, nicht leistungsentsprechende Überweisung von Kindern und Jugendlichen mit schwacher sozialer Ausgangslage auf Haupt- oder Förderschulen bestätigt dies.[152]

    Die Institution Schule trägt zur Herstellung und Reproduktion sozialer Ordnungen bei und dabei unterliegen die Prozesse verdeckten Mechanismen von institutioneller Diskriminierung[153] (vgl. Kapitel 4.1.2). Durch leistungsbezogene Rangposititonen, welche mit sozialer Anerkennung verbunden sind, wird ein Klassenbewusstsein und dessen Akzeptanz vermittelt[154] und Machtverhältnisse verinnerlicht (vgl. Kapitel 6.2.3). Hinzu kommt, dass „in dem Maß, wie es [das Schulsystem, a.d.V.] eliminiert, gelingt es ihm, die Verlierer davon zu überzeugen, dass sie selbst für ihre Eliminierung verantwortlich sind“[155], welches Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und ein Klassenbewusstsein haben kann. Eine weitere Aufgabe, welche Schule durch die institutionellen Regeln wahrnimmt, ist die Disziplinierung und Schaffung von Konformität, durch Autoritäten, welche ein unüberwindbares Machtverhältnis aufzeigen (vgl. Kapitel 5.2.1).[156] Schule implementiert durch Verhaltensregeln die Setzung enger Normen und Werte und konstituiert erwartetes, normkonformes Verhalten entlang gesellschaftlicher Normen.[157] Leistungsorientierung, vermittelt durch Notenkonkurrenz, Beurteilungen und Bewertungen, lassen Kinder und Jugendliche sehr früh lernen, sich an Bewertungssystemen zu orientieren sowie ihren Selbstwert ausschließlich daran auszurichten. Ebenso werden Konkurrenzdenken, Wettbewerb und die Anwendung des Kosten-Nutzen-Prinzips in vielen Bereichen der Schule vermittelt[158] (vgl. Kapitel 3.2 und 3.3). Gerhard Huhn attestiert der heutigen Schule ein deutliches Defizit in der Möglichkeit zur freien Entfaltung der Persönlichkeit, da auf Kreativität ausgelegte Prozesse (meist der rechten Gehirnhälfte zugerechnet) vernachlässigt werden. Diese Prozesse sind aber elementar um einer Dominanz von einseitigen neuronalen Verbindungen zu entgehen. Dazu müssen beide Gehirnhälften eine gleichberechtigte Förderung erhalten, um die „innere Kommunikation“ zu entwickeln.[159] Diese beschreibt „den gedanklichen Prozess der autonomen kreativen Problemlösung, in dem die Funktionen beider Hirnhälften miteinander in Verbindung gebracht werden. […] Wird jedoch die Leistung der rechten Gehirnhälfte systematisch vernachlässigt, so behindert das die Entwicklung einer autonomen Persönlichkeit.“[160] Aus den oben genannten Gründen ergibt sich die Dringlichkeit einer Erweiterung des konventionellen Bildungsbegriffs, welcher im Folgenden vorgestellt wird.

    4.3 Erweitertes Bildungsverständnis

    Diese Einengung des Bildungsbegriffs auf formale Bildungsprozesse nimmt Bildung den emanzipativen Charakter[161] und verstärkt die Hegemonie standardisierter und formaler Bildung. [162]

    Es ist für Astrid Messerschmidt unzureichend, Bildung als Vermittlung bloßer Inhalte und Wertvorstellungen aufzufassen: „Bildungsprozesse bestehen demgegenüber vielmehr aus Irritationen und einer daraus folgenden Selbstreflexion, die nicht eine innerpsychische Selbstbeschau meint, sondern eine Auseinandersetzung mit der eigenen Integration in Herrschaftsverhältnisse.[163] Um diese zu ermöglichen sollte der hegemonialen, formalen Schulbildung, besonders unter Berücksichtigung der davon abhängigen Zukunftsaussichten Jugendlicher, ein erweitertes, ganzheitliches Bildungsverständnis[164] gegenübergestellt werden. Thomas Rauschenbach schreibt der Alltagsbildung, welche die Dimension der informellen und non-formalen Bildung umfasst, eine wichtige Rolle zu. Der Blickwinkel sollte geweitet werden, um zu erkennen, dass Bildung eben nicht orts- oder zeitgebunden ist und generell jede Gelegenheit, jeder Sachverhalt und jeder Moment Element eines Bildungsprozesses sein kann.[165]Informelle Bildung ist damit eine Begleiterscheinung unseres Lebens. Sie führt zur selbsttätigen Aneignung von Kompetenzen, sozialen Praktiken und alltagskulturellem, praktischen Wissen wie z.B. der Sprache.“[166] Diese Form der Bildung mit der einhergehenden, milieuspezifischen Kapitalakkumulation wurde bislang unterschätzt, wobei das Bildungssystem auf einen bestimmten Habitus mit spezifischen Fähigkeiten ausgelegt und konzipiert ist[167] (vgl. Kapitel 4.1.3).

    4.3.1 Drei Dimensionen der Alltagsbildung

    Rauschenbach grenzt drei Dimensionen der Alltagsbildung voneinander ab, wobei diese sich gegenseitig bedingen und ineinander greifen. Die erste Dimension ist die des Bildungsortes und umfasst informelle Lernwelten, die außerhalb des formalen Bereichs liegen, wie die Familie, den Kindergarten, die Jugendarbeit, peer-groups, Medien (vgl. Kapitel 4.3.2), Vereine und die Alltagspraxis.

    Alltagsbildung nutzt auch andere Modalitäten des Lernens, die als Kompetenzaneignung jenseits standardisierter Lern- und Lehrprozesse wirken. Diese konstituieren die zweite Dimension. Die große methodische Flexibilität von non-formalen Bildungseinrichtungen sowie die freiwillige Teilnahme an deren Angeboten stellt hier eine große Chance dar.

    Die dritte Dimension besteht aus anderen Inhalten, in denen es um die Frage der sozialen oder personalen Kompetenzen geht. Bei diesen Themen steht politische Bildung, Verantwortung, Personal- und Sozialkompetenz oder Selbstständigkeit im Mittelpunkt.[168] Es geht um alles, was nicht innerhalb der Kernfächer der Schule gelernt und innerhalb eines Lehrplanes festgeschrieben ist. „Die Unterstützung informeller Bildungsprozesse muss zunächst die bestehende gesellschaftliche Hierarchie anerkannter Bildungsleistungen hinterfragen und demgegenüber die Heterogenität und Diversität von Bildungsvoraussetzungen und subjektiven Bildungsbestrebungen zur Geltung bringen.“[169] Solange die große Bedeutung des Habitus (vgl. Kapitel 4.1), die Kapitalakkumulation und -weitergabe (vgl. Kapitel 4.1.3) sowie die Dimension der Alltagsbildung nicht in bildungspolitische Überlegungen einfließen, wird sich soziale Ungleichheit durch die Institution Schule weiterhin reproduzieren.[170] Bedeutsam ist, dass auf längere Sicht nur das Zusammenspiel von verschiedensten Bildungsorten, Modalitäten und Inhalten eine erfolgreiche Bildung gewährleisten kann.[171]

    Der thematische Fokus dieser Arbeit liegt auf der non-formalen Bildungsarbeit mit Jugendlichen. Die professionalisierte Jugendarbeit bewegt sich oft innerhalb des Feldes der nonformalen Bildung.[172] Nicht Wettbewerb und Konkurrenz, sondern eigene Entfaltung, Anerkennung, Partizipation und Solidarität stehen im Mittelpunkt (vgl. Kapitel 6 und 7). Der non-formale Bildungsbereich birgt eine große Chance mit alternativen Orten, Modalitäten und Inhalten zur jugendlichen Entwicklung, zu mündigen Mitgestalter_innen ihres Lebens sowie der sie umgebenden Umwelt, beizutragen. Die Alltagsbildung muss als Ressource für wichtige, jugendliche Lernprozesse anerkannt werden, um die Hegemonie der formalen Bildungsorte zu dekonstruieren und damit zu bereichern.

    4.3.2 Exkurs: Der Bildungsort Medien

    Durch „die Mediatisierung von Jugend[173] werden Medien als Sozialisationsinstanz und informelle Lernwelt[174] (Vgl. Kapitel 4.3.1) verstanden. Medien sind zunächst „alle medienbezogenen Formen und Dienste, die im Jugendalter eine Rolle spielen […] u.a. Bücher, Audio-Kassetten, CDs, Video, DVDs, Fernsehen, Radio, Mobiltelefon, MP3-Player, Playstation, Computer, sowie das Internet.[175] Der Einfluss der audiovisuellen Medien[176], wie Fernsehen oder Filme, auf die Persönlichkeitsentwicklung ist beachtlich.[177] Durch den hohen Grad an Authentizität, welchen audiovisuelle Medien suggerieren,[178] spielen sie eine tragende Rolle in Bezug auf die Vermittlung und Stabilisierung von kollektiven Darstellungs- und Deutungsmustern, Rollenmodellen, Realitätswahrnehmungen, Weltbildern sowie normativen Werten.[179] Die damit verbundenen Ausschlusspraktiken sind meist sehr subtil und haben somit die Macht vermeintlich geteilte Auffassungen von (normativer) Wirklichkeit zu produzieren.[180] Diese Setzung von Realität wird „medial autorisiert […] und ist als immer schon gerahmtes Bild der Wahrnehmung schärfer einprägt als eine faceto- face Situation.“[181] Über einige audiovisuelle Medien kann jedoch auch ein Reflexionsprozess über die eigene Verflechtung in ungleiche Verhältnisse angestoßen werden.[182]

    Der „unwahrscheinlichkeitsverstärkende Effekt“ der Medien, den Niklas Luhmann in seine Definition von Medien einbezieht, ist beachtlich. Dieser beschreibt den Effekt, bisher unvorstellbare Inhalte und Szenarien, wie z.B. Gewalttaten, die im Film gezeigt werden, zu einer realen Option werden zu lassen.[183]

    Vor allem die „neuen Medien“ wie Computer, Internet und Mobiltelefon eröffnen neue Potentiale und Herausforderungen medienbezogenen Aufwachsens, denn „dabei verändern sich Kommunikationsformen, Selbstdarstellung und Vergemeinschaftungsformen.“[184] Die neuen Selbstdarstellungsmöglichkeiten in sozialen Netzwerken sowie das Streben nach Autonomie sind entscheidend für viele Jugendliche.[185] Durch soziale Online-Netzwerke können Erfahrungen von Selbstwirksamkeit und neuer Beziehungsgestaltung sowie Teilhabe realisiert werden.[186] Dem Internet als dialektischer Sozialraum, kommt in der Wiedersprüchlichkeit und den vielen Ebenen der Globalisierungsprozesse auch eine wichtige Bedeutung für die Identitätsverhandlung Jugendlicher, z.B. mit natio-kultureller Mehrfachzugehörigkeit, zu.[187] Durch das Internet können sie Anerkennung und Zugehörigkeit, die ihnen oft verwehrt wird (vgl. Kapitel 4.1 und 4.2), erfahren. Dabei können Jugendliche Anerkennung ihrer Person über Selbstdarstellung (in bspw. Online-Communities) erfahren sowie durch die Möglichkeit zur Sichtbarmachung vielfältiger Lebensentwürfe und die damit oft einhergehende Zugehörigkeit zu einem größeren, online verfügbaren Netzwerk.[188]

    Im Kontext medialer Praxen junger Menschen zeigen sich dennoch unterschiedliche Nutzungsformen aufgrund von kulturellem, sozialem und ökonomischem Kapital, welches in empirischen Studien meist über den formalen Bildungsabschluss abgefragt wird.[189]Scheinbar subjektive Themeninteressen, Nutzungsbandbreiten, sprachliche Fähigkeiten und andere habituelle Aspekte der Mediennutzung Jugendlicher sind abhängig von den jeweiligen lebensweltlichen sozialen Kontexten der NutzerInnen.“[190] Dieses Nutzungsverhalten, welches eine Homogenisierung sozialer Räume im Netz hervorruft, trägt dazu bei, dass die Beteiligungskluft im Internet ähnlich zu der außerhalb des Mediums ist.[191] Wirkmächtige Partizipation und durchsetzungsfähige Interessenvertretung kann dabei nur von wenigen, als ressourcenprivilegiert geltenden Jugendlichen praktiziert werden. [192]

    Der non-formalen Jugendarbeit kommt in der aktiven Medienarbeit[193] eine besondere Bedeutung, hinsichtlich der Berücksichtigung der bestehenden Benachteiligungsstrukturen, zu. Bei Jugendlichen können durch die Anerkennung und Einbindung von spezifischen Mediennutzungsverhalten vielfältige (Selbst-)Bildungsprozesse initiiert werden.[194] Es bleibt abschließend zu vermerken, dass ein wichtiger Teilaspekt für eine selbstkritische Bildungsarbeit in globalisierten Verhältnissen ist, „sich auseinander zu setzen mit der Art und Weise, wie die Welt durch verschiedene Medien (re-)präsentiert wird.“[195] Dazu kann die Dekonstruktion reproduzierter Homogenität(-sinhalte) hilfreich sein, um heterogene (mediale) Realitäten anzubieten und Reflexionsprozesse anzustoßen (vgl. Kapitel 7.4).

    4.4 Inklusion und Bildungsgerechtigkeit

    Zunächst kann auf der Ebene der formalen Bildung die Bestrebung zur Herstellung von Bildungsgerechtigkeit, durch die in der Behindertenrechtskonvention gesetzlich verankerte Forderung nach Inklusion, genannt werden. Dabei schlägt sich

    „in der BRK [...] ein grundsätzlicher Perspektivewechsel nieder: Behinderung wir nicht länger vorwiegend aus medizinischer oder sozialer Sicht betrachtet, sondern als menschenrechtliches Thema festgeschrieben. Sie wird nicht nur als Bestandteil des menschlichen (Zusammen-)Lebens anerkannt und bejaht, sondern darüber hinaus als Quelle (möglicher) kultureller Bereicherung wertgeschätzt. Menschen mit Behinderungen soll ohne Diskriminierung der volle Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten garantiert werden, heißt es in der dreiseitigen Präambel der Konvention. Würde, Barrierefreiheit, Chancengleichheit, Inklusion, Selbstbestimmung, Empowerment und Partizipation sind die zentralen Leitbegriffe der Konvention, die in den einzelnen Rechten konkretisiert werden.“[196]

    Die UNESCO[197] sowie weitere Autor_innen[198] plädieren für einen erweiterten Inklusionsbegriff, der alle Menschen gleichberechtigt mit einschließt.

    „Dieses erweiterte Inklusionsverständnis geht von der notwendigen Anpassung des Schulsystems an die individuellen Kompetenzen und Bedarfe eines jeden Kindes aus, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sozialen und ökonomischen Vorraussetzungen, Behinderung oder besonderen Lernbedürfnissen und steht somit im Einklang mit der Definition Inklusiver Bildung durch die UNESCO.“[199]

    Die Inklusion ist aktuell ein elementarer Themenschwerpunkt der Heilpädagogik. Gerade ein erweitertes Inklusionsverständnis bietet auch der Heilpädagogik die Möglichkeit vom alleinigen Fokus auf Behinderung abzurücken, um auch andere Differenzlinien in den Blick nehmen zu können.[200]

    Der Paragraph 24 der Behindertenrechtskonvention[201] ist bezogen auf die Schule und schreibt das Recht auf inklusive Bildung vor und damit Teilhabe beginnend mit der frühkindlichen Bildung.[202] Inklusion ist der Versuch der Herstellung (gerechter) sozialer Ordnung über einen diskriminierungsfreien Zugang zu Bildung und versucht gleichwohl gesellschaftlich exkludierende Verhältnisse zu überwinden.[203] Bildungsgerechtigkeit ist damit als Frage der ermöglichten Teilhabe zu diskutieren.[204] Der meritokratische Leistungsgedanke muss sich im Sinne der Inklusion[205] und im Sinne eines erweiterten Bildungsverständnisses, verändern. Inklusionspädagogik kann einen Beitrag zu einem gerechten und demokratischen Bildungssystem leisten, darf dennoch nicht ohne Einbeziehung der gesellschaftlichen Ausgrenzungsdynamiken gedacht werden.[206] Inklusion schreitet „weit über schulische Belange hinaus, erstreckt sich über die gesamte Lebensspanne und intendiert ein wert- und würdevolles soziales Zusammenleben aller Menschen. Inklusion strebt zweifellos nach Verbesserung der Lebensqualität über die gesamte Lebensspanne hinweg.“[207] Wie auch die Diskussionen um Inklusion oft bei Menschen mit Behinderung verharren, so hören auch die Diskussionen um inklusive Bildung vielmals im formalen Bereich der Schule auf. Auch einem erweiterten Bildungsverständnis folgend, soll sich Inklusion auf die gesamte Lebensspanne von Menschen erstrecken, sowohl in der formalen sowie non-formalen Bildung. Jugendarbeit zählt zu den non-formalen Lernwelten mit ihren unterschiedlichen Orten, Modalitäten und Inhalten des Lernens (vgl. Kapitel 4.3.1). Inklusion hängt dabei von anerkennenden Einstellungen gegenüber Vielfalt ab. Die dafür wichtigen, drei aufeinander aufbauenden Formen von Anerkennung der Liebe, dem Recht und der Wertschätzung bzw. Solidarität (vgl. Kapitel 7.2) sind elementar in der nonformalen Jugendarbeit um gleichberechtigte Teilhabe/Zugänge zu ermöglichen.[208]

    Der hier vorgestellte, erweiterte Inklusionsgedanke deckt sich mit den Grundgedanken des Anti-Bias-Ansatzes. Dieser legt seinen Fokus auf jegliche Formen von Diskriminierung und prangert Ausgrenzung und Herabsetzung von Menschen an (vgl. Kapitel 6). Vor allem im Bildungssystem setzt die inklusive Pädagogik einen gezielten und gewollten Umgang mit der Vielfalt voraus, legt Wert auf Unterschiedlichkeit (Heterogenität) und verzichtet auf die Fiktion der homogenen Lerngruppe.[209] Außerdem können das „Klassen- und Schulleben mit demokratischen Ritualisierungen […] ermöglichen, dass ein Habitus der wechselseitigen Anerkennung kultiviert wird.“[210] Es geht um die schrittweise und langsame Auflösung der jahrzehntelangen Praxis der schulischen Seperation sowie der traditionellen Etikettierung der Menschen (in beispielsweise verschiedene Behinderungsarten).[211] Dabei ist die persönliche Haltung von Pädagog_innen ausschlaggebend und diese müssen sich in den Prozess des selbstkritischen Überdenkens von Normalitäts- und Hierarchievorstellungen begeben, um dabei eine diversitätsbewusste und -anerkennende Haltung zu entwickeln (vgl. Kapitel 6.3.2). „Es zeichnet sich ab, dass es ein sehr langwieriger, unvollendbarer, paradoxer Prozess sein wird, die hervorragenden Modelle Inklusiver Pädagogik flächendeckend zu realisieren[212], genauso wie der Anti-Bias-Prozess, welcher lebenslang begleitend ist (vgl. Kapitel 6.3.3).



    [84] Vgl. Rauschenbach 2009, S. 166

    [85] Hurrelmann/Quenzel 2012, S, 110

    [86] Vgl. ebd., S. 108 ff.

    [87] Vgl. Münch 2009, S. 42 ff.; Solga 2009, S. 63 f.

    [88] Vgl. Grundmann 1998, S. 145 ff.

    [89] Vgl. Kemper/Weinbach 2009, S. 117 f.

    [90] Wenn in dieser Arbeit von „oberen oder „unteren“ sozialen Schichten gesprochen wird, soll damit lediglich eine Verortung in einer vertikal ausgerichteten Gesellschaftsordnung vorgenommen werden. Keineswegs soll dies als Ausdruck einer Wertung unsererseits verstanden werden.

    [91] Vgl. Kemper/Weinbach 2009, S.23 f.

    [92] Vgl. ebd., S. 19

    [93] Unterdrückung ist nach Meulenbelt ein System gesellschaftlicher Ungleichheit, „bei dem man von einer nachweisbaren Dominanz der einen Gruppe von Menschen über eine andere sprechen kann. [… ] Unterdrückung geht meist mit Vorurteilen der dominanten Gruppe gegenüber der dominierten Gruppe einher.“ Meulenbelt 1993, S.38 f.

    [94] Vgl. Bourdieu 1997, S. 49ff; Bourdieu 1991, S. 143 ff.

    [95] Der Habitus ist ein System von Grenzen“ (Bourdieu 1997, S. 33) und eine allgemeine Grundhaltung gegenüber der Welt, die zu systematischen Stellungnahmen führt. Er ist Vermittlungsglied zwischen der Position oder Stellung innerhalb des sozialen Raumes und spezifischen Praktiken, Vorlieben, etc. (Wie Menschen denken, sprechen, tanzen, lachen, lesen usw. ist alles eng mitainander verknüpft.) Vgl. Bourdieu 1991, S. 277 ff.; Bourdieu 1997, S. 32 ff.; Bourdieu 2006, S. 112 ff.; Peters 2009, S. 20 ff.;

    Brake/Büchner 2012, S. 57 ff.

    [96] Vgl. Kemper/Weinbach 2009, S. 20

    [97] Vgl. Initiative Intersektionale Pädagogik 2014, S. 5 ff.

    [98] Vgl. Kemper/Weinbach 2009, S. 15 ff.

    [99] Kemper/Weinbach 2009, S. 12

    [100] Ebd., S. 19

    [101] Gubitzer 2005, S. 28

    [102] Vgl. Kemper/Weinbach 2009, S. 117; Gubitzer 2005, S. 29 ff.

    [103] Vgl. Steinkellner 2012, S. 46

    [104] Vgl. Sting 2013, S. 34 ff.; Münch 2009, S. 17 ff.

    [105] Vgl. Münch 2009, S. 35

    [106] Vgl. Kemper/Weinbach 2009, S. 124 ff.; Münch 2009, S. 33 ff.; Bourdieu 1997, S. .23 f.

    [107] Hadjar 2004, S. 83f

    [108] Vgl. Münch 2009, S. 35; Solga 2009, S. 63 f.

    [109] Rauschenbach 2009, S. 26

    [110] Kemper/Weinbach 2009, S. 119

    [111] Bourdieu 1997, S. 54

    [112] Hüther/Hauser 2012, S. 85

    [113] Vgl. Kemper/Weinbach 2009, S. 119 ff.

    [114] Vgl. Huisken 1998, S. 88

    [115] Diese Ausbildung von Fähigkeiten wiederum bedarf entsprechender Gelegenheitsstrukturen. Ist eine Fähigkeit unerwünscht und wird somit nicht nachgefragt, kann das ihr zugrunde liegende Talent ebenfallsnicht wahrgenommen werden.

    [116] Vgl. Solga 2013, S. 25 ff.; Hüther/Hauser 2012, S. 34 f.

    [117] Rauschenbach 2009, S. 79

    [118] Vgl. Wiezorek/Grundmann 2013, S. 18 ff.

    [119] Z.B. durch internationale Rügen und Interventionen. Vgl. Kemper/Weinbach 2009, S. 118

    [120] Vgl. Kaesler 2013, S. 130 ff.

    [121] Rauschenbach 2009, S. 14

    [122] Kemper/Weinbach 2009, S. 122 ff.

    [123] Anhand der Noten wird die Sprachbarriere wieder deutlich, denn „sprachliche Varietäten werden als unterschiedlich prestigereich eingestuft und jede Verwendung einer weniger prestigereichen Varietät kann sich negativ auf die Benotung auswirken.“ Kaesler 2013, S. 148 Denn 44% der Grundschüler_innen aus sozio-ökonomisch benachteiligten Familien werden durch nicht den Fähigkeiten entsprechendes Empfehlungsverhalten der Grundschule selektiert und damit doppelt benachteiligt. Vgl. Jürgens/Miller 2013, S. 13

    [124] Vgl. Wiezorek/Grundmann 2013, S. 19 ff.

    [125] Ebd., S. 17 ff.; Vester 2013, S. 69

    [126] Unter anderen schreibt Freerk Huisken hierzu: „Die Noten versagen als Instrument objektiver Leistungsmessung, weil in die Bewertung die Subjektivität des Lehrers einfließt.“ Huisken 1998, S. 387

    [127] Vgl. Kemper/Weinbach 2009, S. 122 ff.

    [128] Vgl. Geißler 2012, S. 197 ff.; Solga 2013, S. 20 ff.; Jürgens 2013, S. 213 ff.; Miller 2013, S. 235 ff.

    [129] Vgl. Geißler 2013, S. 71ff.; Brake/Büchner 2012, S. 15 ff.

    [130] Jugendliche mit Migrationshintergrund werden dabei nicht als Individuen gesehen, mit ganz eigenen Fähig-und Fertigkeiten, sondern die Konstruktion von Kultur wird als Legitimation bestehender Bildungsungleichheiten herangezogen. Vgl. Gramelt 2010, S. 55 ff.

    [131] Kemper/Weinbach 2009, S. 129

    [132] Hierbei ist wesentlich, dass das Leitbild der Familie die modernisierte, heteronormative, bürgerliche Familie mit gut verdienendem Ehemann (und eventuell dazu verdienender Ehefrau) ist und nicht die allein erziehende ALG-II-Bezieherin.“ Ebd., S. 131

    [133] Vgl. Rauschenbach 2009, S. 15 ff.

    [134] Grundmann 1998, S. 133 ff.; Rauschenbach 2006, S. 29 ff.

    [135] Becker/Hadjar 2011, S. 41 f.

    [136] Vgl. Solga 2013, S. 23 ff.

    [137] Meulenbelt 1988, S. 97 f.

    [138] Vgl. Meulenbelt 1988, S. 99

    [139] Messerschmidt 2009, S. 92 f.

    [140] Die auf Nationenbildung ausgerichtete Aufgabe des Bildungswesens wird als auf Homogenität ausgerichteter Prozess bezeichnet. „Paul Mecheril […] bezeichnet den Prozess der Homogenisierung bezogen auf Individuen als Ausbildung einer natio-ethno-kulturellen Identität.“ Gramelt 2010, S. 47

    [141] Vgl. ebd., S. 47; Messerschmidt 2009, S. 88 f.

    [142] Vgl. Peters 2009, S. 41 f.

    [143] Ahmed/Pohl/von Schwanenflügel/Stauber 2013, S. 11 f.

    [144] Peters 2009, S. 66

    [145] Vgl. von Schwanenflügel 2013, S. 90

    [146] Vgl. Kaesler 2013, S. 146; Bourdieu 1991, S. 120

    [147] Vgl. Gramelt 2010, S. 127 ff.

    [148] In manchen Einrichtungen wird sogar der Gebrauch der Familiensprache verboten und auf die deutsche Sprache bestanden.Vgl. ebd., S. 130

    [149] Vgl. Gramelt 2010, S. 130 f.

    [150] Vgl. Meulenbelt 1993, S. 98 ff.

    [151] Messerschmidt 2009, S. 92

    [152] Vgl. Brake/Büchner 2012, S. 179; Lemke 2013, S. 74 ff.

    [153] Vgl. Dravenau/Groh-Samberg 2013, S. 103 ff.

    [154] Vgl. Bourdieu 2006, S. 21 ff.; Hadjar 2004, S. 85 ff.; Vester 2013, S. 39 ff.

    [155] Bourdieu 2006, S. 21

    [156] Vgl. Hadjar 2004, S. 82 ff.; Grundmann 2011, S. 72

    [157] Vgl. Grundmann 2011, S. 64; Herzog 2011, S. 163 ff.; Hurrelmann/Quenzel 2012, S. 108 ff.

    [158] Vgl. Steinkellner 2012, S. 103 ff.; Huisken 1998, S. 162 ff.; Hadjar 2004, S. 83 ff.

    [159] Vgl. Steinkellner 2012, S. 179

    [160] Vgl. Huhn zit. nach: Steinkellner 2012, S. 179

    [161] Vgl. Grundmann 2011, S. 73

    [162] Vgl. Rauschenbach 2009, S. 79 ff.

    [163] Messerschmidt 2009, S. 69

    [164] Vgl. Rauschenbach 2009, S. 15 ff.

    [165] Vgl. Rauschenbach 2009, S. 46 f., Grunert 2006, S. 16 ff.

    [166] Vgl. Sting 2013, S. 36

    [167] Vgl. Rauschenbach 2009, S. 230

    [168] Vgl. ebd., S. 84 ff.

    [169] Sting 2013, S. 37

    [170] Vgl. Rauschenbach 2009, S. 89 ff.; Brake/Büchner 2012, S. 227 ff.

    [171] Vgl. Rauschenbach 2009, S. 237

    [172] Vgl. Ebd., S. 89 ff., S. 220 ff.; Grunert 2006, S. 29

    [173] Damit ist gemeint, dass Alltagshandeln und -räume Jugendlicher und ihre Sozialisationskontexte von Medien durchdrungen sind.“ Rauschenbach 2013, S. 119

    [174] Vgl. Hugger 2010, S. 10 ff.; Rauschenbach 2009, S. 85

    [175] Rauschenbach 2013, S. 118

    [176] Trotz der „neuen“ Medien ist dieser Bereich immernoch konstanter Teil der Mediensozialisation Jugendlicher. Vgl. Rauschenbach 2013, S. 118 ff.; Bausch 2006, S. 28

    [177] Hugger 2010, S. 10

    [178] Vgl. Hadjar 2004, S. 87

    [179] Vgl. ebd., S. 86; Bausch 2006, S. 17 ff.; Schmidt 2009, S. 76; Kaesler 2013, S. 136; Messerschmidt 2009, S. 70

    [180] Vgl. Bausch 2006, S. 22 ff.; Messerschmidt 2009, S. 71 f.; Krämer 2013, S. 111 ff.

    [181] Bausch 2006, S. 27

    [182] Messerschmidt 2009, S. 70

    [183] Vgl. Hörisch 2004, S. 66 ff.

    [184] Vgl. Rauschenbach 2013, S. 121

    [185] Vgl. ebd., S. 125 f.

    [186] Vgl. ebd., S. 125 ff.

    [187] Vgl. Leuenberger 2013, S. 89

    [188] Vgl. Hugger 2010, S. 10 ff.

    [189] Vgl. Rauschenbach 2013, S. 123 ff.

    [190] Ebd., S. 130; Vgl. Rummler 2010, S. 252 ff.

    [191] Vgl. Rauschenbach 2013, S. 131

    [192] Ebd., S. 131

    [193] Im Mittelpunkt aktiver Medienarbeit steht die Be- und Erarbeitung von Gegenstandsbereichen sozialer Realität mittels Medien mit dem Ziel, den analytischen, reflexiven, kritischen und produktiven Medienumgang der Beteiligten zu fördern. Die Auseinandersetzung erfolgt zum einen analytisch, zum anderen handlungsorientiert, d.h. dass sich die Beteiligten mit vorliegenden Medienangeboten auseinandersetzen und eigene Medienproduktionen erstellen. “ Süss/Lampert/Wijnen 2013, S. 163

    [194] Vgl. ebd., S. 164; Vgl. Vogelgesang/Minas 2010, S. 38 ff.

    [195] Messerschmidt 2010, S. 71

    [196] Schumann 2009, S. 2

    [197] Obwohl auf der 48. Weltbildungsministerkonferenz der UNESCO in Genf im Jahre 2008 ein erweiterter Inklusionsbegriff festgeschrieben wurde, der über das sonderpädagogische Handlungsfeld weit hinausweistund von den individuellen Voraussetzungen und Bedarfen aller Kinder ausgeht, wird Inklusive Bildung in Deutschland (und einigen anderen Regionen der Welt) nach wie vorfast ausschließlich in diesem (ausschließlich Menschen mit Behinderung werden thematisiert, A.d.V.] Kontextverortet. “ Sicking 2012, S. 1 (Rechtschreibfehler im Originaltext)

    [198] Vgl. ebd., S. 1 ff.

    [199] Ebd., S. 1

    [200] Vgl. Sicking 2012, S. 2 f.

    [201] Vgl. Bundesgesetztblatt 2008, S. 15

    [202] Vgl. Bonner Erklärung zur Inklusiven Bildung in Deutschland 2014, S. 1

    [203] Vgl. Sicking 2012, S. 2

    [204] Vgl. Seitz/Finnern/Korff/Scheidt 2012, S. 10 ff.

    [205] Vgl. Bundschuh 2012, S. 105 ff.

    [206] Vgl. Rittmeyer 2012, S. 4 5ff.; Felder 2012, S. 120 ff.

    [207] Bundschuh 2012, S. 102

    [208] Vgl. Felder 2010, S. 196

    [209] Vgl. Prengel 2012, S. 25 ff.; Wagner 2012, S. 123 ff.; Bundschuh 2012, S. 105 ff.

    [210] Prengel 2012, S. 25

    [211] Vgl. Sicking 2012, S. 4

    [212] Prengel 2012, S. 28

    5. Das Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF)

    Im folgenden Kapitel werden wir uns mit dem Konzept und den Ergebnissen einer 10-jährigen Langzeitstudie zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (nachfolgend: GMF) mit dem Titel „Deutsche Zustände“ auseinandersetzen. Sie ist eine “[…] Analyse des Zustandes und der Entwicklung dieser Gesellschaft sowie den Einstellungen gegenüber schwachen Gruppen[…]“.[213] Es soll zuerst die theoretische Konzeption dargestellt werden, um danach herauszuarbeiten, welche Faktoren GMF begünstigen bzw. ihre Entstehung ermöglichen und was diese Erkenntnisse speziell über Jugendliche aussagen. Abschließend soll die Studie kritisch gewürdigt werden.

    5.1 Die GMF-Surveys und ihre Implikationen

    Angeleitet durch das Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung hat ein Forschungsteam um Professor Wilhelm Heitmeyer in den Jahren 2002-2012 jährlich einen Report im Rahmen der Studie „Deutsche Zustände“ veröffentlicht, der jeweils das Ausmaß und die Entwicklung von GMF in der Gesellschaft sowie die entsprechenden Hintergründe und gesellschaftlichen Zusammenhänge darstellen soll.[214] Für die GMF-Surveys wurden jährlich ca. 3000 deutschsprachige, repräsentativ ausgewählte Personen in Deutschland befragt.[215] Heitmeyer et al. definieren den Begriff Menschenfeindlichkeit folgendermaßen:

    „Der Begriff Menschenfeindlichkeit bezieht sich auf das Verhältnis zwischen Gruppen und meint kein interindividuelles Feindschaftsverhältnis. Das besondere Kennzeichen unseres Begriffsverständnisses ist seine Spannbreite. Diese ergibt sich aus den beobachtbaren Phänomenen selbst, denn nicht nur Personen fremder Herkunft erleben Feindseligkeit, sondern auch solche gleicher Herkunft, aber mit abweichend empfundenem oder deklariertem Verhalten.“[216]

    Das Konzept GMF stellt ein Syndrom dar, ein Cluster von Vorurteilen gegenüber bestimmten Gruppen. Den daraus sich wechselseitig entwickelnden Ausgrenzungsdynamiken liegt eine Ideologie der Ungleichwertigkeit zugrunde.[217] Bestimmten Menschengruppen werden ihre Gleichwertigkeit und damit ihr Recht auf Unversehrtheit und auch ihre Menschenwürde (deren Unantastbarkeit im Artikel 1 des Grundgesetzes festgeschrieben ist) abgesprochen. Die Folgen sind Abwertung und Diskriminierung, im Extrem bis hin zu Gewalt mit tödlichen Folgen.[218] Es wurde explizit bestätigt, dass die verschiedenen Elemente der GMF als Syndrom miteinander verbunden sind, manche stärker, manche weniger stark, wie in der folgenden Abbildung dargestellt.

    Abbildung 1. Abbildung 1: Verbindungen des Syndromelement der GMF* 3

    *Heitmeyer 2002, S. 2

    Die dicke Linie stellt starke, die durchgezogene mittelstarke und die unterbrochene Linie schwache Zusammenhänge dar.

    Über die Jahre der Studie hinweg wurde das Syndrom der GMF von anfangs sechs auf schließlich zwölf Elemente erweitert. 2012 waren diese: Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit, Etabliertenvorrechte, Homophobie, Abwertung von Langzeitarbeitslosen, Abwertung von Asylbewerbern, Abwertung von Sinti und Roma, Abwertung von Obdachlosen und Abwertung von Behinderten.[219] Die verschiedenen Einstellungen wurden mit jeweils zwei bis drei Fragen abgefragt, wie in der Abbildung in Anhang 1 sichtbar wird. [220]

    5.2 Wie entstehen feindselige Einstellungen?

    Aus sozialwissenschaftlicher und sozialpsychologischer Perspektive gibt es einige Modelle, die die Entstehung feindseliger Einstellungen gegenüber bestimmten Gruppen zu erklären versuchen. Die in der Langzeitstudie „Deutsche Zustände“ verwendeten Erklärungsansätze werden im Folgenden genauer dargestellt. Mit Hilfe der Ergebnisse einer anderen Studie zu „Ausgrenzungsdynamiken bei Jugendlichen“[221] werden anschließend die besonders für Jugendliche relevanten Erklärungsansätze für GMF herausgearbeitet.

    5.2.1 Relevante theoretische Konzepte

    Ein früher, in weiten Kreisen bekannt gewordener Erklärungsversuch zur Entstehung von fremdenfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Einstellungen ist die Autoritarismusstudie von unter anderem Adorno, die 1950 in „The Authoritarian Personality[222] veröffentlicht wurde.[223] Sie ist vielfach diskutiert, kritisiert, repliziert und weiterentwickelt worden. Adorno et al. erklärten die Entstehung der autoritären Persönlichkeit angelehnt an Sigmund Freud mit einer autoritären, streng disziplinierenden Erziehung, die einem Kind keinen Spielraum lässt seine natürlichen, auch aggressiven Gefühle zu erfahren, sondern Unterwürfigkeit und Gehorsam fordert und Zuwiderhandlungen streng sanktioniert. Im Konfliktfall werden vorhandene Aggressionen auf Andere projiziert, die dann als feindselig wahrgenommen werden.[224] Ob es sich bei Autoritarismus um eine Persönlichkeitsdimension, Erziehungsergebnisse oder andere Prozesse des sozialen Lernens handelt, ist umstritten; die Vorstellung von einem autoritären Persönlichkeitszug gilt jedoch überwiegend als überholt.[225] Ein Mensch mit hohen Autoritarismuswerten zeichnet sich, zusammenfassend nach Altemeyer (1981), durch Konventionalismus[226], autoritäre Aggression und autoritäre Unterwürfigkeit aus.[227]

    Ein weiterer Erklärungsansatz lässt sich auf die Anomietheorie zurückführen, welche ursprünglich 1897 von Durkheim[228] zum Thema Suizid entwickelt wurde.[229] Mit dem Begriff Anomia beschreibt Durkheim dabei einen Zustand, in dem sich durch eine krisenhafte Zuspitzung in einem Menschen die subjektive Wahrnehmung einer Entfremdung, einer wegbrechenden Einbindung in die Gesellschaft und eines Normenverlusts verdichtet hat, gerade auch in Zeiten schnellen gesellschaftlichen Wandels. Aggression und schließlich tiefe Resignation begleiten diesen Prozess. Noch im Zustand der Aggression kann diese auch auf eine als „fremd“ konstruierte Gruppe projiziert werden, die z.B. als Verursacher des Wandels wahrgenommen wird.[230]

    In den GMF-Surveys wird Anomia operationalisiert mit Fragen nach dem Ausmaß der empfundenen Orientierungslosigkeit und der politischen Machtlosigkeit.[231]

    Die Theorie der relativen Deprivation, nach Stouffer et al. (1949) hat zum Gegenstand, wann sich Menschen im Vergleich mit anderen als „ungerechtfertigt benachteiligt[232] wahrnehmen. Dabei kann es zu Gefühlen von Unzufriedenheit, Ärger und Frustration kommen. [233] Es wird unterschieden zwischen der individuellen relativen Deprivation, einem Vergleich des Individuums innerhalb der eigenen Gruppe und schlechterem Abschneiden, und der fraternalen Deprivation, wobei die eigene Gruppe im Vergleich mit einer anderen Gruppe schlechter abschneidet.[234] In einer von Konkurrenz und knappen Ressourcen geprägten Situation wird die relative Deprivation verschärft wahrgenommen und setzt so Ausgrenzungsdynamiken in Gang.[235] Die relative Deprivation kann auch als untergeordneter Teil der weiter unten aufgeführten Desintegrationstheorie betrachtet werden.[236]

    Die Theorie der sozialen Dominanz von Sidanius und Pratto (1999) beschreibt die Gesellschaft als unterteilt in verschiedene Systeme (nach Geschlecht, Alter, Nation, Religion, etc.), die jeweils hierarchisch organisiert sind und in denen eine Gruppe mehr soziale Macht hat als die andere, z.B. Männer gegenüber Frauen in dem System Geschlecht.[237] Menschen mit hohen SD (Soziale Dominanz)-Werten wollen die etablierten Hierarchien aufrechterhalten und werten folglich Menschen ab, die sie gefährden. Es dominiert das Motiv der Kontrolle.[238]

    Als weiteres Erklärungsmodell wurde von Heitmeyer die Orientierung an einer bindungslosen Flexibilität eingeführt, die im Rahmen des modernen Kapitalismus entsteht und Handeln nach einem Kosten-Nutzen-Prinzip motiviert. Die bindungslose Flexibilität ist Ausdruck eines unternehmerischen Universalismus, wie er in Kapitel 3.2 beschrieben wurde. [239] Gruppen, die nach diesem Prinzip scheinbar wenig Nutzen bringen, werden eher abgewertet.

    Der letzte, hier dargestellte und eher komplexe Erklärungsansatz ist der Desintegrationsansatz nach Anhut und Heitmeyer.[240] Er beschreibt den Vorgang von nicht gelingender gesellschaftlicher bzw. sozialer Integration und ihren Folgen in drei verschiedenen Dimensionen:

    Die sozial-strukturelle Dimension (individuell-funktionale Systemintegration) beinhaltet das Ausmaß an „Teilhabe an den materiellen und kulturellen Gütern einer Gesellschaft.“[241] Dazu gehören unter anderem der Zugang zu Bildung und Arbeit. Nicht nur eine individuell wahrgenommene materiell abgesicherte Position, sondern auch eine sichere soziale Position mit der damit verbundenen Anerkennung sind dafür entscheidend.[242]

    Die institutionelle Dimension (kommunikativ-interaktive Sozialintegration) beschreibt die Teilhabe an der Aushandlung unterschiedlicher Interessen, ohne dabei die Integrität von einzelnen Menschen zu verletzen. Integration ist gewährleistet, wenn Menschen ihre Interessen in z.B. basisch-demokratisch gestalteten Räumen formulieren können und sowohl als politische_r Akteur_in als auch als Adressat_in von politischen Entscheidungen wahrgenommen werden können.[243] Die Erfahrung von Einfluss, Chance und Sinnhaftigkeit spielt hier eine große Rolle.[244]

    Die personale Dimension (kulturell-expressive Sozialintegration) beschreibt den gemeinschaftlichen Lebensbereich mit emotionalen bzw. expressiven Beziehungen in Familie, Freundeskreis, etc. Zur Integration tragen Nähe, Geborgenheit, Unterstützung, aber auch die Akzeptanz benötigter Freiräume und eine grundlegende emotionale Wertschätzung bei.[245]

    In allen drei Dimensionen der Desintegrationstheorie geht es um eine jeweils spezifische Form der Anerkennung. Ist die Anerkennungsbilanz eine negative, kann dies dazu führen, dass Menschen ihre Integration gefährdet sehen und damit auch ihre innerpsychische Integrität und ihr Selbstbild.

    Eine Schutzmöglichkeit, die nicht zwingenderweise ergriffen wird, beschreibt die Theorie der sozialen Identität nach Tajfel und Turner (1986). Um die beschädigte soziale Identität wiederherzustellen wird das Selbst bzw. die Eigengruppe aufgewertet, indem eine andere zum Vergleich geeignete Gruppe abgewertet wird bzw. dieser Gruppe die Gleichwertigkeit abgesprochen wird.[246]

    Der Desintegrationsansatz in seiner Komplexität scheint im Vergleich mit den verschiedenen dargestellten Theoriemodellen in besonderer Weise geeignet zu sein, die verschiedenen Aspekte und Dimensionen sozialer Ausgrenzung differenziert darzustellen und soll deshalb im folgenden Kapitel mit herangezogen werden, um speziell Ausgrenzungsdynamiken bei Jugendlichen zu untersuchen.

    5.2.2 Darstellung jugendtypisch relevanter Bezüge

    Eine zentrale Entwicklungsaufgabe Jugendlicher liegt in der Ausbildung einer eigenen Identität mit den dazu nötigen Integrationsleistungen, wie in Kapitel 2 bereits beschrieben. Daher bietet sich der Desintegrationsansatz als ein gutes Erklärungsmodell für gelingende oder eben nicht gelingende Integration bei Jugendlichen an. Mansel und Spaiser zeigten in ihrer qualitativen und quantitativen Studie zu Ausgrenzungsdynamiken bei Jugendlichen, dass Jugendliche Desintegration als ihre persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten einschränkend wahrnehmen.[247] Heitmeyer bestätigte in einer GMF-Studie gerade für die jüngste Gruppe Jugendlicher (16-25-Jährige) den starken Zusammenhang zwischen Desintegrationsängsten und -erwartungen und dem Ausmaß der GMF, vor allem unter den Bedingungen starker Konkurrenz.[248]

    Für Jugendliche geht es in der ersten Dimension (sozial-strukturelle Dimension) vor allem um Themen wie Schulversagen, Mangel an formaler Bildung, Zukunftsängste und Perspektivlosigkeit. In der Studie zu Ausgrenzungsdynamiken bei Jugendlichen hat sich als deutlicher Faktor bei der Entwicklung von GMF die erfahrene Diskriminierung Jugendlicher in der Schule gezeigt.[249] Gleichzeitig hat eine Desintegration im Bildungsbereich natürlich auch Auswirkungen auf den zukünftigen sozialen Status des Jugendlichen, seine materielle Sicherstellung, etc. (und natürlich hat umgekehrt der soziale Status der Eltern Auswirkungen auf den zu erreichenden Bildungsgrad, vgl. Kapitel 4.1.3).

    Ein niedriger Bildungsabschluss wird oft in Zusammenhang mit abwertenden Einstellungen gebracht. Diese Korrelation lässt sich zwar empirisch darstellen,[250] erlaubt aber keine Aussage darüber, wie eine geringe formale Bildung zu feindseligen Einstellungen gegenüber anderen führt. Dazu konnte Heyder in einer GMF-Studie zeigen, dass sich sozialer Status und kognitive Kompetenz, emotional-soziale Kompetenz sowie die Zurückweisung von konformistischen Werten und einem eindimensionalen Leistungsprinzip positiv, also reduzierend, auf feindselige Einstellungen auswirken.[251] Hierbei korrelieren sozialer Status und kognitive Fähigkeit mit einem höheren Bildungsabschluss. Kognitive Kompetenz kann dazu befähigen, bestimmte Stereotype und Hintergründe von Vorurteilen zu erkennen bzw. zu durchschauen.[252]

    Ebenfalls mit einem höheren Bildungsabschluss positiv korreliert waren allerdings auch konformistische Werte, die unter anderem dazu führen können, dass Abweichungen von der Norm abgewertet werden (vgl. Autoritarismus, Kapitel 5.2.1). Leistungsorientierung und insbesondere Empathiefähigkeit als wichtiger Bestandteil sozial-emotionaler Kompetenz erwiesen sich als bildungsunabhängig, wobei die wichtige Fähigkeit der Empathie bei Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss geringfügig (nicht signifikant) höher war.[253]

    Die verallgemeinernde Aussage, dass ein höherer Bildungsabschluss zu weniger Diskriminierung führt, lässt sich nicht aufrechterhalten.

    Nach der Datenlage spielt vor allem die zweite Dimension (institutionelle Dimension) der Desintegration eine wichtige Rolle bei Abwertungsprozessen. Ob Jugendliche inner- und außerhalb der Schule an Mitbestimmungsprozessen teilhaben oder politische und individuelle Machtlosigkeit erfahren, Ungerechtigkeiten in der Verteilung von Chancen und Ressourcen wahrnehmen, hat daran einen entscheidenden Anteil. Dies lässt sich dadurch erklären, dass die bis dahin erfahrene politische Sozialisation stark mit politischen Einstellungen verknüpft ist, also Weltbilder und Werte beinhaltet, die sich ungünstig gegenüber anderen Gruppen äußern.[254]

    Dabei kann die dritte Dimension (personale Dimension) entweder ausgleichend wirken oder natürlich einer weiteren Desintegration Vorschub leisten. Wirkfaktoren sind z.B. die Akzeptanz in einer peer-group, die familiäre Unterstützung oder die Stabilisierung mit Hilfe anderer Bezugsspersonen wie Erzieher_innen und Lehrer_innen. Heitmeyer plädiert gerade mit Blick auf Jugendliche und ihre teilweise unsicheren Integrationschancen auf eine „neue Kultur der Anerkennung[255], die auch das Risiko für GMF senken könnte.

    Das Autoritarismus-Konzept wurde Anfang der 90-er Jahre von Heitmeyer vor allem im Zusammenhang mit dem Auftreten von Rechtsextremismus bei Jugendlichen bemüht. Gerade bei Jugendlichen mit großen Zukunftsängsten und unter hohem Konkurrenzdruck scheinen autoritäre Einstellungen gepaart mit Fremdenfeindlichkeit Fuß fassen zu können.[256]

    Ebenfalls darauf anwendbar ist das Konzept der bindungslosen Flexibilität. Rommelspacher resümiert hierzu:

    „Anfällig für autoritär-nationalistische und rassistische Einstellungen sind vor allem die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich mit den herrschenden Werten Geld, Karriere und Erfolg identifizieren und unkritisch die Anforderungen ihrer Eltern übernehmen, das Leistungsprinzip verabsolutieren und die zwischenmenschlichen Beziehungen auf ihre Funktionalität für das Eigeninteresse reduzieren.“[257]

    Mansel und Spaiser weisen außerdem auf die Wirkung der von Jugendlichen intensiv genutzten Medien hin, die Bilder, Stereotype und Meinungen transportieren und natürlich ebenfalls Auswirkungen darauf haben, warum und wen Jugendliche abwerten und mit welchen Folgen[258] (vgl. Kapitel 4.3.2).

    Aber auch Meinungen und Bilder, die Jugendliche in anderen Kontexten wie der Schule oder besonders auch in der Familie (intergenerationaler Transfer) vermittelt bekommen, haben Einfluss auf Ausgrenzungsdyanmiken.[259]

    5.3 GMF – Ausmaß und Tendenzen insbesondere bei Jugendlichen

    Die öffentliche Meinung geht oft davon aus, dass Jugendliche mehr feindselige und radikalere Einstellungen vertreten als ältere Menschen. Vermutlich wird dieses Bild befördert durch eine große mediale Aufmerksamkeit für Themen wie Jugendgewalt, jugendlicher Vandalismus und Jugenddelinquenz. Tatsächlich werden rechtsextreme, rassistische und fremdenfeindlich motivierte Straftaten deutlich häufiger von Jugendlichen ausgeübt.[260] Diese Straftaten korrelieren zwar stark mit den Einstellungen von Jugendlichen, über den Anteil feindseliger Einstellungen im Vergleich mit älteren Vergleichsgruppen lässt sich jedoch nichts aussagen, da auf keinen Fall jede feindliche Einstellung zu der vor allem beachteten, physischen Gewalt führen muss.[261] Die Gründe für die (höhere) Gewaltbereitschaft von Jugendlichen verglichen mit Älteren liegen u.a. in deren Impulsivität.

    Eine Studie der GMF-Surveys korrigiert die öffentliche Meinung: Jugendliche (16-25-Jährige) erreichten fast durchgehend niedrigere Werte in den Syndromelementen der GMF im Vergleich mit älteren Vergleichsgruppen, wie in der folgenden Abbildung sichtbar wird.

    Abbildung 2. Abbildung 2: Ausmaß der menschenfeindlichen Einstellungen bei Jugendlichen im Altersvergleich*

    Balkendiagramm

    Unterschiede zwischen den Altersgruppen sind ** signifikant bei 1 %- Irrtumswahrscheinlichkeit bzw. *signifikant bei 5%- Irrtumswahrscheinlichkeit (T-Tests)./ *Endrikat 2006, S. 104

    „Besonders deutlich werden die altersspezifischen Unterschiede bei der Islamophobie, dem Antisemitismus, bei der Homophobie, bei den Etabliertenvorrechten und beim klassischen Sexismus.“[262]

    Das Aufwachsen in einer heute liberaleren und vielfältigeren Gesellschaft könnte sich allmählich niederschlagen.[263]

    Eine Ausnahme bildet die stärkere Abwertung von wohnungslosen Menschen[264] durch Jugendliche. Dies lässt sich durch ökonomistische Werthaltungen und dem Leistungsprinzip erklären, nach dem jeder an seinem Versagen selbst schuld ist (vgl. Kapitel 3.2). Wohnungslose Menschen scheinen bei Jugendlichen in besonderer Weise Desintegrationsangst und Angst vor sozialem Abstieg auszulösen.[265]

    In ein ähnliches Ausgrenzungsschema bei Jugendlichen fallen Punks und auch Sinti und Roma, wie es in der Studie von Mansel und Spaiser überprüft wurde.[266] Auch wenn im Altersvergleich Jugendliche weniger feindselige Einstellungen haben, können diese mit zunehmender Desintegrations(angst) ansteigen. Die GMF-Surveys zeigen wiederholt und deutlich, dass feindselige Einstellungen kein Jugendphänomen sind, beschränkt auf eine rechtsextreme Szene oder eine marginalisierte, zu kurz gekommene Randgruppe.[267] Sie sind in allen Gesellschaftsbereichen verankert und finden, je nach Inhalt, Zustimmungsquoten von bis zu 40%. [268]

    Um ein weiteres sehr verbreitetes Vorurteil aufzugreifen, weisen junge Frauen nicht weniger feindselige Einstellungen auf als junge Männer. In einer GMF-Survey wurde gezeigt, dass Frauen signifikant fremdenfeindlicher, rassistischer und islamophobischer als Männer waren, diese dagegen antisemitischer und heterophober.[269] Außerdem äußern Frauen nicht weniger aggressive Gefühle, die mit hoher Gewaltbereitschaft assoziiert sind, als Männer.[270] Die Gewaltbilligung und reale Gewalttätigkeit ist bei Frauen jedoch deutlich geringer ausgeprägt, wobei hier von physischer Gewalt die Rede ist. In weniger als 10% der Fälle werden fremdenfeindliche Straftaten von Frauen begangen, allerdings mit zunehmender Tendenz.[271] Mädchen scheinen in ihrem Sozialisationsprozess andere, weniger ausagierende und eher nach innen gerichtete Verarbeitungsformen zu erlernen, die aber durchaus auch (selbst-)zerstörerische Formen annehmen können.[272] Viele weitere Differenzlinien könnten an dieser Stelle dargestellt werden (Ethnien, Religionen, etc.), die allerdings eher wenig Aussagen über Jugendliche ermöglichen und stattdessen zu Ethnisierung, Religionisierung etc. führen würden. Zusammenfassend kommen Mansel und Spaiser in ihrer Studie über Ausgrenzungsdynamiken, deren Fokus auf Jugendlichen mit Migrationshintergrund lag, zu folgender Feststellung:

    „Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass abwertende Einstellungen komplexe Hintergründe haben und sich ursächlich nicht auf die Religions- oder die ethnische Zugehörigkeit zurückführen lassen. Bedeutsamer als die Gruppenzugehörigkeit bzw. die Zuordnung von Personen zu diesen Gruppen in Alltagskommunikationen sind ganz konkrete Erfahrungen, die Jugendliche in der Gesellschaft machen.“[273]

    5.4 Kritische Würdigung der Studie

    Die Langzeitstudie „Deutsche Zustände“ und mit ihr das Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wurden teilweise heftig kritisiert: für ihre (mangelnde) theoretische Fundierung, für die konkrete Forschungsmethodik, für die daraus geschlossenen Erkenntnisse und die gemachten Aussagen. Wir greifen im Folgenden die wichtigsten Kritikpunkte auf.

    In der Zeitschrift „Soziologische Revue“ kommt Iman Attia in der Diskussion der „Deutschen Zustände“ schlussendlich zu folgendem negativem Urteil:

    „Die GMF-Studie präsentiert einige interessante und auch wichtige Daten zu spezifischen Teilfragestellungen, sie stellt jedoch keinen Beitrag zur Erforschung von Antisemitismus, Rassismus, Sexismus usw. dar und schon gar nicht zur Erforschung ihrer Beziehung zueinander oder zur Gesellschaft, in der sie hervorgebracht werden.“[274]

    Attia bemängelt die unklare theoretische Fundierung zum Verständnis der verschiedenen –ismen und die Nichtberücksichtigung des derzeitig gültigen Forschungsstandes. So wird z.B. der Rassismus auf eine rein biologistische Sichtweise reduziert und der Sexismus nur als klassischer Sexismus und nicht als moderner oder benevolenter Sexismus erhoben.[275]

    Als „methodischen Nationalismus“ bezeichnet sie den Ausschluss von „AusländerInnen“ und „Personen mit Migrationshintergrund“ in der Datenerhebung. Es wird weder geklärt wie diese Personengruppen festgelegt wurden, noch warum sie aus den Befragungen ausgeschlossen wurden.[276]

    Besonders schwer wiegt aus unserer Sicht der Kritikpunkt, dass das Konzept der GMF einer Individualisierung und Entpolitisierung Vorschub leistet. Die herangezogenen Erklärungsmodelle würden gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse nicht beachten.

    Es würde ignoriert, dass Rassismus, Sexismus, Homophobie, etc. machtvolle Konstruktionen sind, die unsere Gesellschaft gliedern und somit ausmachen.[277] Cohen konstatiert in einem anderen Zusammenhang, dass diese Konstruktionen zwar durch Individuen reproduziert werden, aber gesellschaftliche Normen darstellen und quasi durch eine Massenpsychologisierung in Form von Einstellungen deutlich verharmlost werden.[278] Strukturelle, institutionelle und diskursive Diskriminierung mit ihrer Verankerung in Politik, Wissenschaft, Kunst, Medien und Alltag sowie ihre Auswirkung auf Individuen und deren Einstellungen, werden nicht ausreichend behandelt.[279]

    Diese Kritikpunkte sind nachvollziehbar und berechtigt. Dennoch ist es ein unbestreitbarer Verdienst der Langzeitstudie „Deutsche Zustände“ Licht ins Dunkel der vorherrschenden menschenfeindlichen Einstellungen gebracht und für eine erste solide Datenlage gesorgt zu haben. Gerade auch die nicht festlegende Diskussion und Anwendung verschiedener theoretischer Erklärungsmodelle hat es uns ermöglicht, individuelle, sozialpsychologische und gesellschaftliche Entwicklungen aufeinander zu beziehen und zu erkennen.

    Unser wesentliches Erkenntnisinteresse ist außerdem ein pädagogisches, das immer auch individuelle Anknüpfungspunkte für konkrete Jugendliche braucht. Wir werden im nächsten Kapitel versuchen, diesen Blickwinkel mit dem Diskriminierungsverständnis und der machtkritischen Perspektive des Anti-Bias-Ansatzes zu verbinden.



    [213] Heitmeyer 2012, S. 9

    [214] Vgl. Heitmeyer, 2002, S. 9 f.

    [215] Vgl. ebd., S. 22

    [216] Ebd., S. 18

    [217] Vgl. Heitmeyer, 2002, S. 18

    [218] Vgl. ebd., S. 15

    [219] Vgl. Heitmeyer 2012, S. 17

    [220] Vgl. Anhang 1

    [221] Mansel/Spaiser 2013

    [222] Der Teil von Adorno wurde ins Deutsche übersetzt in dem Buch „Studien zum autoritären Charakter“ 1973 veröffentlicht. (siehe Literaturverzeichnis)

    [223] Vgl. Petersen 2008, S. 164

    [224] Vgl. ebd., S. 164

    [225] Vgl. Heitmeyer/Heyder 2002, S. 59

    [226] Konventionalismus beschreibt „eine starke Orientierung an konventionellen Werten, insbesondere an den Werten der eigenen Bezugsgruppe“ Petersen 2008, S. 164

    [227] Vgl. Petersen 2008, S. 167

    [228] Das französisches Original: „le suicide“, 1897, wurde 1973 ins Deutsche übersetzt als „Der Selbstmord“ veröffentlicht. ( siehe Literaturverzeichnis)

    [229] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 47

    [230] Vgl. Kühnel/Schmidt 2002, S. 84; S. 92

    [231] Vgl. ebd., S. 84

    [232] Mansel/Spaiser 2013, S. 51

    [233] Vgl. Kessler/Harth 2008, S. 249

    [234] Vgl. Wolf/Schlüter/Schmidt 2006, S. 69

    [235] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 51

    [236] Vgl. ebd., S. 128

    [237] Vgl. Six 2008, S. 173 ff.

    [238] Vgl. Zick/Hövermann/Krause 2012, S. 72 f.

    [239] Vgl. Heitmeyer 2002, S. 29

    [240] Vgl. Endrikat/Schäfer/Mansel/Heitmeyer 2002, S. 38

    [241] Ebd., S. 38

    [242] Vgl. Endrikat/Schäfer/Mansel/Heitmeyer 2002, S.38

    [243] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S.136

    [244] Endrikat/Schäfer/Mansel/Heitmeyer 2002, S. 39

    [245] Vgl. Endrikat/Schäfer/Mansel/Heitmeyer 2002, S. 39

    [246] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 38

    [247] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 163

    [248] Vgl. Endrikat 2006, S. 108

    [249] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 233 ff.

    [250] Vgl. Heyder 2003, S. 85 f.

    [251] Vgl. ebd., S. 86 ff.

    [252] Vgl. ebd., S. 89

    [253] Vgl. Heyder 2003, S. 87 ff.

    [254] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 118; 136 ff.; 234

    [255] Endrikat/Schäfer/Mansel/Heitmeyer S. 2002, 54

    [256] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 46

    [257] Rommelspacher 1995, S. 86

    [258] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 274

    [259] Vgl. ebd., S. 47

    [260] Vgl. ebd., S. 44

    [261] Vgl. ebd., S. 260 ff.

    [262] Ebd., S. 109

    [263] Vgl. ebd., S. 102

    [264] In der verwendeten GMF-Studie (siehe obige Abbildung) werden wohnungslose Menschen als Obdachlose bezeichnet.

    [265] Vgl. Endrikat 2006, S. 107

    [266] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 193

    [267] Vgl. Zick/Küpper 2006, S. 115 ff.

    [268] Vgl. Endrikat 2006, S. 104

    [269] Vgl. Küpper/Heitmeyer 2005, S. 109

    [270] Vgl. Mansel/Spaiser 2013, S. 266

    [271] Vgl. Butterwege 1996, S. 109

    [272] Vgl. ebd., S. 108

    [273] Mansel/Spaiser 2013, S. 274

    [274] Attia 2013, S. 9

    [275] Vgl. ebd., S. 5 ff.

    [276] Vgl. ebd., S. 8 f.

    [277] Vgl. Attia, 2013, S. 4 f.

    [278] Vgl. Cohen 1994, S. 133

    [279] Vgl. Attia, 2013, S. 5

    6. Der Anti-Bias-Ansatz

    Den Anti-Bias-Ansatz zu beschreiben stellt gegenwärtig eine große Herausforderung dar, denn dessen Erscheinungsbild variiert je nach Einsatzbereich, Methodik und dem jeweils persönlichen Zugang zu dieser Thematik. Der Anti-Bias-Approach wurde als offen-pädagogischer Ansatz von Louise Derman-Sparks 1989 begründet.[280] Seitdem wurde er ständig weiterentwickelt und neu kontextualisiert.

    Das Wort „Bias“ (deutsch: Vorurteil oder Neigung) kann zum besseren Verständnis in diesem Zusammenhang mit „Schieflage“ übersetzt werden. „Anti“ bedeutet „gegen, dagegen“ – meint hier aber nicht nur, alternativlos gegen etwas zu sein, sondern soll hervorheben, dass es sich um einen aktivierenden, empowernden Ansatz handelt, der dazu auffordert, sich eigener Vorurteile, gesellschaftlicher Schieflagen, Unterdrückung und Diskriminierung bewusst zu werden und zu handeln.[281] Der Anti-Bias-Ansatz nimmt alle Diskriminierungsformen entlang der verschiedensten Differenzlinien wie Herkunft, Geschlecht, körperliche und psychische Befähigung, Religion, soziale Schicht, Alter, usw. in den Blick.[282] Schmidt beschreibt den Anti-Bias-Ansatz wahlweise als Bildungskonzept zur Seminargestaltung in der politischen Bildungsarbeit, als persönliche Haltung und als Organisationsprofil zur Gestaltung von Institutionen, wie z.B. Kindergärten.[283] Den Anti- Bias-Ansatz auf einen Bereich zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht werden.

    Wir legen den Fokus auf das Potenzial, das der Anti-Bias-Ansatz als Bildungskonzept hat. Die persönliche Haltung der Pädagog_innen und die sie umgebenden institutionellen Bedingungen sind dabei aber von zentraler Bedeutung.

    Der Anti-Bias-Ansatz lässt sich einer Pädagogik der Vielfalt nach Annedore Prengel, der Antidiskriminierungspädagogik und auch der inklusiven Pädagogik zu- bzw. beiordnen. Wir glauben, er kann einen wesentlichen Beitrag leisten zur Realisierung von Inklusion. Er umfasst verschiedene wissenschaftliche und theoretische Bezüge und ermöglicht ganz unterschiedliche Perspektiven, wie Trisch resümmiert:

    „Der Anti-Bias-Ansatz lässt sich damit als interdisziplinär (Einbezug verschiedener Wissenschaftsdisziplinen), multiperspektivisch (verschiedene Blickwinkel innerhalb der Disziplinen) und multidimensional (Theoriebezüge, die eher das Individuum, und solche, die eher die institutionelle/strukturelle Ebene fokussieren) beschreiben.“[284]

    Im folgenden Kapitel wird zuerst die Entstehung und Verbreitung des Ansatzes dargestellt, danach das zugrunde liegende Diskriminierungsverständnis genauer betrachtet und abschließend die Grundideen, Ziele und Leitlinien des Anti-Bias-Ansatzes erläutert.

    6.1 Entstehung und Geschichte

    Der Anti-Bias-Ansatz wurde von Louise Derman-Sparks und Carol Brunson-Philips in den USA Anfang der 1980er Jahre entwickelt. Sie reagierten damit auf die Kritik an den vorherrschenden „farbenblinden und touristischen“ Ansätzen interkulturellen Lernens im Kleinkindbereich.[285] In Kooperation mit Louise Derman-Sparks hat ab 1990, nach dem Ende der Apartheid, vor allem die pädagogische Fortbildungseinrichtung ELRU in Südafrika den Ansatz für die Erwachsenenbildung in Form von Trainings und Seminaren weiterentwickelt. Nach Deutschland gelangte der Ansatz ab 1996 aus beiden Richtungen: Der Verein Inkota e.V. initiierte ein Austauschprojekt „Vom Süden lernen“[286], in dem südafrikanische Trainer_innen den Anti-Bias-Ansatz vorstellten; und von Louise Derman- Sparks fortgebildete Pädagog_innen brachten den Ansatz aus den USA mit.

    Deshalb gibt es in Deutschland gegenwärtig vor allem zwei Schwerpunkte der Anti-Bias- Arbeit: im Bereich der frühkindlichen Erziehung und in der Erwachsenenbildung. Relativ bekannt geworden ist das Projekt Kinderwelten, das mittlerweile in die Fachstelle Kinderwelten übergegangen ist und sich am US-amerikanischen Modell orientiert.[287] Die Leiterin der Fachstelle Petra Wagner prägte unter anderem den zunehmend gängigeren Begriff der vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung. Die Fachstelle Kinderwelten engagiert sich vor allem im Bereich frühkindlicher Bildung, entwickelt inzwischen aber auch Projekte im Bereich der Schule.

    Die Anti-Bias-Werkstatt ist eine Arbeitsgemeinschaft, die sich stärker an der südafrikanischen Adaption des Anti-Bias-Ansatzes orientiert. Sie implementierte den Ansatz in vielerlei Trainings und Seminare in Deutschland und arbeitet kontinuierlich an seiner theoretischen Fundierung und praktischen Weiterentwicklung vor allem im Bereich der Erwachsenenbildung.[288]

    Es gibt mittlerweile auch erste Projekte mit der Zielgruppe Jugendliche; Literatur dazu, eine theoretische Fundierung oder ausformulierte Konzeptionen sind bisher noch kaum verfügbar. Die RAA (Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie) in Brandenburg[289] bestritt über mehrere Jahre ein Qualifizierungsprojekt mit Jugendlichen und erstellte dazu ein Praxisskript.[290] Außerdem arbeitet Fipp e.V. (Fortbildungsinstitut für die pädagogische Praxis) [291] an Schulen mit dem Anti-Bias-Ansatz und stellte eine Praxisbroschüre[292] mit Übungen zu den vier Anti-Bias-Zielen (vgl. Kapitel 6.3.1) ins Netz.

    Die Herausforderungen im Jugendbereich bestehen aktuell darin, geeignete Umsetzungen zu finden zwischen kindgerechten Konzeptionen mit vielen Bildern und spielerischem Material zum Anfassen und den Konzepten der Erwachsenenbildung, die eher auf einen sprachlichen Diskurs und Selbstreflexion setzen. Ersteres empfinden Jugendliche oft als uncool und kindisch; das Zweite als zu theoretisch, „wie Schule“ oder langweilig. Bereits als schwierig erwiesen hat sich die zunächst öfter verwandte Herangehensweise, Jugendliche mit der eigenen Identität und den damit verbundenen Einstellungen und Vorurteilen zu konfrontieren. Jugendliche erleben diese Konfrontation eher als Beschämung und reagieren angesichts schmerzhafter Schamgefühle mit starker Abwehr.[293]

    6.2 Das Diskriminierungsverständnis des Anti-Bias-Ansatzes

    Ein bedeutender Aspekt des Diskriminierungsverständnis des Anti-Bias-Ansatzes ist die Anerkennung der Existenz von Ideologien der Über- und Unterlegenheit, welche das Leben von Menschen entscheidend beeinflussen.[294] Ein weiterer zentraler Punkt ist, dass alle Menschen von Diskriminierung betroffen sind. Alle Menschen sind involviert in globale und gesellschaftliche Verhältnisse, innerhalb derer Diskriminierung und Unterdrückung sowie ungleiche Machtverteilungen, Schieflagen und Voreingenommenheiten existieren. Um vereinfachende, dichotome Zuschreibungen zu vermeiden wird angenommen, dass jede_r Erfahrungen mit Unterdrückung und Diskriminierung, sowohl in der mächtigen, als auch der ohnmächtigen Position hat und somit nicht in jeder Situation nur die eine Position vertritt.[295] Zentral ist außerdem die Annahme, dass jeder Mensch Vorurteile hat und diese über die individuelle Ebene hinaus bestimmte gesellschaftliche Funktionen erfüllen.[296] Vorurteilsfreiheit stellt insofern eine Utopie dar, da Vorurteile der Reduktion von Unsicherheiten, der Herstellung klarer Zugehörigkeiten, dem Erhalt eines positiven Selbstbildes sowie der Legitimation von Herrschaft dienen.[297] Dies versucht der Anti-Bias-Ansatz aufzugreifen, um zu vorurteilsbewusstem Denken und Handeln zu gelangen. Das Diskriminierungsverständnis des Anti-Bias-Ansatzes beinhaltet die Analyse von Diskriminierung auf drei Ebenen, welche in Kapitel 6.2.1 beschrieben werden. Anhand des darauffolgenden erfahrungsorientierten Diskriminierungsmodells lässt sich die Entstehung von Diskriminierung und deren Reproduktion in unterschiedlichen Kontexten differenzierter betrachten. Weiterhin werden Mechanismen dargestellt, welche als verinnerlichte Formen von Dominanz und Unterdrückung benannt werden können.

    6.2.1 Ebenen von Diskriminierung

    Der Komplexität von Diskriminierung und Unterdrückung kann nur begegnet werden, wenn die Auseinandersetzung mit individuellen Differenzierungen[298] und Verhaltensweisen im Zusammenhang von gesellschaftlicher und globaler Machtstrukturanalyse und der eigenen Verstrickung in diese erfolgt. „Der Anti-Bias-Ansatz geht davon aus, dass wir uns an einem Abbau von Diskriminierung beteiligen, wenn wir verstehen, wie Unterdrückung funktioniert.“[299] Dazu ist die Unterteilung von Diskriminierung in verschiedene Ebenen hilfreich. Diese ermöglicht das Verstehen der vielschichtigen Wirkungsweisen und Mechanismen von Diskriminierung sowie den Aufbau neuer Handlungsmöglichkeiten auf den einzelnen Ebenen.[300] Nach Trisch lassen sich die zwischenmenschliche, strukturell-institutionelle und die ideologisch-diskursive als die drei Ebenen von Diskriminierung benennen.[301] Je nach dem Grad der Institutionalisierung der Diskriminierung sind oftmals mehrere Ebenen miteinander verschränkt.[302] Durch das Einbeziehen der gesellschaftlichen und institutionellen Ebenen von Diskriminierung grenzt sich der Anti-Bias-Ansatz von anderen Anti-Diskriminierungsansätzen ab, welche oft nur auf der individuellen Ebene verweilen.[303]

    Die zwischenmenschliche Ebene umfasst das direkte Verhalten von Menschen und Gruppen gegenüber konstruierten ‚Anderen‘, wobei auf der Grundlage der eigenen Bewertungen und Differenzierungen gehandelt wird. Zwischenmenschliche Interaktions- und Kommunikationsprozesse, welche geprägt sind von individueller situativer Handlungsmacht und gesellschaftlicher Machtpositionierung (bewusst oder unbewusst eingesetzt und ausgespielt), können auf dieser Ebene thematisiert werden.

    Die institutionelle Ebene beschreibt etablierte Traditionen, Verfahren, Gewohnheiten und Rechte, durch die bestimmte Menschen und Gruppen wegen eines bestimmten Merkmals systematisch benachteiligt werden. Sie beschreibt jegliche Gesetze und Strukturen, die sich durch soziale, politische oder ökonomische Macht auszeichnen. Da institutionelle Strukturen relativ stabil gegenüber personellen Veränderungen sind, lassen sich diese institutionellen Diskriminierungen nicht oder nur begrenzt auf einzelne Personen zurückführen. Dennoch tragen die Beteiligten bewusst oder unbewusst zur Reproduktion der Ungleichheitsstrukturen bei. Die aufgezeigten, insititutionalisierten Ausgrenzungsmechanismen des Bildungssystems wären hierfür ein Beispiel.

    Auf der ideologisch-diskursiven Ebene lassen sich Dominanzkulturen und Ideologien, welche von Normen der Eindeutigkeit gespeist sind, benennen. Ungeschriebene Gesetze, Werte, Ideale, Normen sowie Diskurse, welche in bestimmten Situationen wirksam sind und von einer herrschenden Mehrheit, bewusst oder unbewusst, anerkannt und/oder reproduziert werden, vollziehen sich damit auf der Basis ideologischer Macht. Auf dieser Ebene könnte das westlich-europäisch geprägte Schönheitsideal benannt werden.[304]

    6.2.2 Das Diskriminierungsmodell

    Der Anti-Bias-Ansatz geht davon aus, dass Voreingenommenheit (Bias) und Diskriminierung erlernt sind und als Ideologien institutionalisiert werden. Daher können und müssen sie auch verlernt und deinstitutionalisiert werden.“[305] Durch diesen Aspekt wird auch deutlich, dass Differenzierungen und darausfolgende Diskriminierung nicht nur individuell verankert sind, sondern durch institutionalisierte Ideologien erlernt werden. Das Erkennen der eigenen Vorurteile und der dahinter liegenden Strukturen ist eine zentrale Vorraussetzung des Erlernens neuer Verhaltensweisen.[306]

    Dies kann vor allem mit dem erfahrungsbezogenen Diskriminierungsmodell nach Trisch (vgl. Anhang 2) gelingen. Dabei ist die Thematisierung aller Diskriminierungsformen, die sich „in spezifischen Kontexten und Zusammenhängen ungleicher Machtverteilung vollziehen[307], elementar. Das Modell dient der Bestimmung, wie Diskriminierung entstehen kann, auf welchen Ebenen sie hergestellt und reproduziert wird sowie zur Entdeckung der individuellen und gesellschaftlichen Handlungsmöglichkeiten.[308] Zentral ist die intersektionale Verschränkung der verschiedenen Differenzlinien.[309]Ausgangspunkt des Modells sind Differenzierungen, die entlang von Voreingenommenheiten, Vorurteilen, Stereotypen sowie Normen und Werten vorgenommen werden.“[310] Diese werden immer im Zusammenhang mit vorherrschenden Diskursen gesehen und es wird versucht, die jeweils eigene Verstrickung in bestehende Machtverhältnisse zu erkennen.[311] Die Differenzierungen sind auch institutionell oder gesellschaftlich verortet.[312] Differenzierungen sowie auch nicht vorgenommene Differenzierungen stellen eine elementare Vorraussetzung für Diskriminierung dar.[313] Denn ohne Vergleich von Merkmalen, wie z.B. der natio-ethno-kulturellen Identität, die „zur Unterscheidung bzw. ihrer Konstruktion herangezogen“[314] werden, ist keine Konstruktion und darauffolgende Diskriminierung aufgrund des „Andersseins“ möglich.[315]

    Die Macht der Akteur_innen bestimmte Stereotypisierungen und Klassifizierungen durchzusetzen ist elementare Vorrraussetzung für Diskriminierung.[316] Diese „wird auch als Durchsetzungsmacht bezeichnet und umfasst wiederrum verschiedene Komponenten: die soziale, politische, rechtliche, ökonomische Macht, die Definitionsmacht und situative Macht sowie die jeweilige gesellschaftliche Machtpositionierung.“[317] Das Machtverständnis des Anti-Bias-Ansatz ist positiv besetzt. Zum Einen durch die Auflösung von dichotomen Täter_innen-Opfer-Konstruktionen. Zum Anderen erfolgt die Auseinandersetzung mit Macht im Bezug auf Handlungsstrategien sowie Möglichkeitsräume und die Handlungsfähigkeit der jeweils betroffenen Person wird betont.[318] Wobei dies natürlich kontextabhängig und verknüpft mit gesellschaftlichen und globalen Mehrheits- und Minderheitsverhältnissen[319] ist,[320] dennoch die situative Definitionsmacht über Diskriminierung bei den Betroffenen bleibt.[321] In der Relation von Macht und Differenzierung kann es nun auf den verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichem Grad der Verinnerlichung (vgl. Kapitel 6.2.3) zu Diskriminierung führen, muss es aber nicht.[322] Dabei sind auch die Wechselwirkungen zwischen Differenzierung, Macht und den drei Ebenen zu bedenken.[323] Denn „bei Diskriminierung handelt es sich um ein Phänomen, welches sich ausschließlich in Bezug auf das (imaginierte Andere) konstruiert und eben nicht auf einer persönlichen Ebene, die nur nach 'innen' gerichtet ist, verbleibt.[324]

    6.2.3 Verinnerlichte Machtverhältnisse

    Tief sitzende, ständig praktizierte Diskriminierung führt dazu, dass eine Gruppe sich einer anderen überlegen fühlt und dies in einer Ideologie, wie zum Beispiel Rassismus oder Rechtsextremismus, legitimiert.“[325] Das Modell der internalisierten Machtverhältnisse (vgl. Anhang 3), nach Valerie Batts beschreibt verinnerlichte Dominanz- und Unterdrückungsstrukturen. Diese sitzen tief und haben sich durch jahrzehnte- und jahrhundertelange Praktiken tief in Verhaltens- und Denkschemata eingeprägt und sich so zur Normalität entwickelt. [326] Klassismus, Sexismus oder Rassismus ließen sich an dieser Stelle für jahrzehntelang, verankerte und stark ausgeprägte Unterdrückungsideologien, welche verinnerlichte Machtverhältnisse konstituieren, benennen.[327] Die in der Tabelle einander gegenüberstehende Abbildung von verinnerlichter Dominanz und Unterdrückung soll nicht als (Re)Aktion aufeinander aufgefasst werden, sondern viel eher als unterschiedliche Ansichten, die starre Machtkonstellationen bestärken können.[328] Die internalisierte Unterdrückung wird von Derman-Sparks definiert als „Verinnerlichung von negativen Botschaften über die eigene Gruppe (nach Ethnie, Geschlecht, Klasse), die durch direkte Erfahrungen in Situationen, in denen man Vorurteilen und Diskriminierungen ausgesetzt war und durch die indirekten Erfahrungen mit gesellschaftlich verbreiteten Einstellungen[329] inkorporiert werden. Im Gegensatz dazu entwickelt sich verinnerlichte Dominanz durch indirekte und direkte Erfahrungen, welche eine Höherwertigkeit gegenüber anderen vermittelt und das Recht auf gesellschaftliche Privilegien, z.B. aufgrund der Hautfarbe, dem Geschlecht oder dem ökonomischen Status.[330] Dies geschieht sowohl auf der persönlichen Ebene als auch auf der globalen indem Nationen miteinander verglichen und bewertet werden.

    Beide Haltungen sind von bedeutsamen Emotionen geprägt[331] und die einzelnen verinnerlichten Machtverhältnisse sind miteinander verschränkt und reichen in alle Ebenen von Unterdrückung.[332] Die Konfrontation mit diesem Modell ist sowohl für Pädagog_innen als auch für Jugendliche elementar, um auch subtile, teils unbewusste Diskriminierungspraxen sowie Strukturen, welche Unterdrückungsverhältnisse weiter verfestigen, zu ergründen.[333] Abschließend lässt sich konstatieren, dass „[...] der Komplexität von Differenzierungen, Macht und Diskriminierung nur Rechnung getragen werden kann, wenn die Auseinandersetzung mit subjektiven Einstellungen und individuellen Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der Analyse gesellschaftlicher und globaler Strukturen sowie der eigenen Verstrickung in diese erfolgt.[334]

    6.3 Der Anti-Bias-Ansatz als pädagogische Leitidee

    Das übergeordnete Ziel der Anti-Bias-Pädagogik im Sinne einer Utopie ist eine „diskriminierungsfreie[n] (Welt-)Gesellschaft“.[335] Auf dem Weg dorthin geht es darum, das Individuum in der Gesellschaft und als Teil der Gesellschaft zu sehen, seine Verstrickungen und Positionierungen in vorherrschenden Machtverhältnissen zu betrachten, wirksame Mechanismen zu erkennen und sich daraus ergebende Handlungsspielräume für Veränderung zu nutzen.[336] Wie der Anti-Bias-Ansatz konkret zu dieser Utopie beitragen will und kann, soll mit der Darstellung seiner Ziele, Grundprinzipien und Haltungen untersucht werden. Unser Fokus soll dabei auf der Umsetzbarkeit für Jugendliche liegen.

    6.3.1 Anti-Bias Ziele

    Louise Derman-Sparks formulierte vier Ziele der Anti-Bias-Pädagogik für Kinder:„Curriculum goals are to enable every child: to construct a knowledgeable, confident selfidentity; to develop comfortable, empathetic, and just interaction with diversity; and to develop critical thinking and the skills for standing up for oneself and others in the face of injustice.“[337]

    In die deutsche Übertragung dieser Ziele lassen wir bereits Erkenntnisse aus dieser Arbeit mit einfließen. Die vier Ziele sind miteinander verbunden und bauen aufeinander auf.[338] Sie sollen fruchtbar werden sowohl für Menschen, die aufgrund ihrer sozialen Zugehörigkeit Abwertung erfahren, als auch für diejenigen, die davon profitieren.[339]

    „1. Stärkung des Selbstbewusstseins durch Ich-Identität und Gruppenidentität(en)“[340]

    Der Anti-Bias-Ansatz geht davon aus, dass Identität ein soziales Konstrukt ist, das sich im Austausch und in der Auseinandersetzung mit Anderen bildet, von vielen verschiedenen Rückmeldungen und Informationen aus der Umwelt beeinflusst wird und daher auch immer in Veränderung begriffen, vielfältig und fluide ist.[341] Jugendliche haben bereits ein (vorläufiges) Bild von sich selbst, von ihrer Ich- und Gruppenidentität entwickelt. Sie verfügen über viele zugeschriebene und tatsächliche Zugehörigkeiten und Merkmale, die mit unterschiedlichen Bewertungen einhergehen. Gerade diese Phase ist aber geprägt durch große Umbrüche, verbunden mit Selbstunsicherheit, Zweifeln und/oder Selbsterhöhung. Neue Merkmale und Zugehörigkeiten, wie z.B. eine sexuelle Orientierung, werden gesucht (vgl. Kapitel 2.1 und 2.2). Die Stärkung einer positiven Ich- und Gruppenidentität erweist sich unter Einbeziehung der Ergebnisse zur sozialen Desintegration und den Folgen eines negativen Selbst- oder Gruppenbildes auf Ausgrenzungsdynamiken (vgl. Kapitel 5.2.2) als äußerst entscheidend.

    „2. Entwicklung von Empathie und einem Wohlfühlen mit Unterschieden [...]“[342]

    Das zweite Ziel stellt einen differenzsensiblen Umgang mit Unterschieden heraus. Verschiedenheit (Differenz) soll nicht ignoriert werden, weil dies zu Ungleichheit führen würde. Unterschiede sollen also wahrgenommen, aber nicht bewertet und somit nicht hierarchisiert werden.[343] Gleichzeitig werden die Gemeinsamkeiten zwischen Verschiedenen betont. Empathie ist ein entscheidender Schutzfaktor vor abwertenden Einstellungen ist. Dies hat eine GMF-Survey gezeigt (vgl. Kapitel 5.2.2). Empathie kann nicht nur in den ersten Kindheitsjahren, sondern fortlaufend auch in den Jugendjahren gefördert und weiterentwickelt werden, wie einige Längsschnittstudien zeigen.[344] Heterogene Gruppen entlang der verschiedensten Differenzlinien bieten für dieses Entwicklungsziel mehr Lernräume als homogene Gruppen.

    „3. Unterstützung von kritischem Denken “[345]

    Jugendliche sind in einem beständigen Prozess dabei, eigene Werthaltungen, (politische) Meinungen und Positionen zu finden, wie es in der vierten Entwicklungsaufgabe angelehnt an Erikson beschrieben wird (vgl. Kapitel 2.1). Sie verfügen bereits über ein autonomes moralisches Urteilsvermögen, das auch in der Aushandlung mit Anderen klar differenzieren kann, was gerecht oder ungerecht ist.[346] Die Vorstellung von dem, was in ihren Augen gerecht ist, kann dialogisch herausgefordert werden, indem eine andere Perspektive gegenüberstellt wird (vgl. Kapitel 7.4). Freire schreibt hierzu: „Nur der Dialog, der kritisches Denken erfordert, ist auch in der Lage, kritisches Denken zu erzeugen. Ohne Dialog gibt es keine Kommunikation und ohne Kommunikation kann es keine wahre Bildung geben.“[347]

    Reflexive Techniken, die Perspektive einer Metaebene und differenzierende sowie dekonstruktive Strategien[348] im Umgang mit Vorurteilen können dabei eingesetzt werden. Mit Dekonstruktion nach Jacques Derrida ist keine vollständige Auflösung oder Verneinung der jeweiligen Kategorien gemeint, sondern eher eine Art Verrückung; dadurch wird neu wahrnehmbar, was bisher durch Oppositionsbildung ausgeschlossen wurde. Dekonstruktive Strategien sind geeignet, verallgemeinernde und machtvolle Deutungen zu entlarven.[349] Bei Jugendlichen spielt insbesondere auch die kritische Analyse von Medienbildern eine bedeutende Rolle (vgl. Kapitel 4.3.2).

    „4. Aktives Vorgehen gegen Ungerechtigkeiten“[350]

    Jugendliche sollen ermutigt werden, alleine und in der Gruppe eigene Formen, Methoden und kommunikative Fähigkeiten (Sprachfähigkeit) gegen Ungerechtigkeit zu entwickeln. Dadurch ist dieses Ziel auch Teil der institutionellen Desintegrationsdimension (vgl. Kapitel 5.2.2) und trägt somit zu einem Gefühl der Einflussnahme, Sinnhaftigkeit und der Festigung der eigenen Identität bei, was wiederum eine erneute oder fortgesetzte gesellschaftliche Partizipation wahrscheinlicher macht.

    6.3.2 Die Bedeutung der persönlichen Haltung

    Eine bestimmte persönliche Haltung wurde von Schmidt (vgl. Kapitel 6.3.2) als eine mögliche Teilbeschreibung für den Anti-Bias-Ansatz bereits genannt. Die Anti-Bias- Multiplikatorin Constanze Schwärzer schreibt dazu: „Anti-Bias kann aber auch als eine Haltung bezeichnet werden, die mein Handeln in vielen Lebensbereichen leitet und bestimmt wie ich anderen Menschen begegne – mir meiner begrenzten Perspektive und meiner eigenen Vorurteile bewusst, sensibel für Machtverhältnisse, und die Gefahr von Diskriminierung antizipierend und abwendend.“[351]

    Pädagog_innen, die mit dem Anti-Bias-Ansatz arbeiten, sind aufgefordert sich mit eigenen Vorurteilen, Weltbildern, Machtpositionen und erfahrener, sowie ausgeübter Diskriminierung auseinanderzusetzen, um für diese Themen einen sensiblen, selbstkritischen Blick zu entwickeln. Diese Sicht wird in manchen Anti-Bias-Kontexten auch als „Anti-Bias-Brille“ bezeichnet, durch die Schieflagen und Diskriminierung in Arbeit und Alltag „scharf gesehen“ und adäquat analysiert werden können. Diese analytische Brille ist nie fertig adaptiert, sondern muss in einem beständigen Prozess weiterentwickelt werden, um sich immer wieder auf aktuelle individuelle und gesellschaftliche Schieflagen scharf stellen zu können.

    Expert_innen beschreiben die Grundhaltung, mit der sie anderen Menschen in ihrer Anti- Bias-Arbeit begegnen, als humanistische Grundhaltung, orientiert an der Menschenwürde und den Menschenrechten, geprägt von Empathie und Wertschätzung.[352] Besonders Wertschätzung wird immer wieder als entscheidend wichtiges Agens der Anti-Bias-Arbeit genannt. Wertschätzung beinhaltet nach Gramelt einen sensiblen, ressourcenorientierten Blick auf das Individuum, der nach Potenzialen und nicht zuerst nach Defiziten fragt. Weiter erfordert Wertschätzung Achtsamkeit für die individuellen Bedürfnisse, aber auch die Widerstände der Teilnehmenden. Auch abweichende Meinungen werden akzeptiert, und der gemeinsame Umgang ist durch Anerkennung und Respekt geprägt. Es wird Raum für die Erfahrung und Meinung von jeder_m gelassen.[353] In seiner Beschäftigung mit einer Pädagogik der Anerkennung setzt Scherr eine wertschätzende Haltung und Ausgrenzungsdynamiken einander gegenüber:

    „Funktionsimperative der gesellschaftlichen Teilsysteme, Macht- und Herrschaftsverhältnisse, soziale Benachteiligung und Ausgrenzungen, Vorurteile und Gender-Stereotype usw. sind so betrachtet deshalb für die pädagogische Theorie und Praxis zentrale Sachverhalte, weil sie mit der Beschränkung von Chancen der Selbstbestimmung und mit der Verweigerung sozialer Wertschätzung der Erfahrungen, der sozialen Identitäten und der Lebensentwürfe von Individuen einhergehen.“ [354]

    Um von Wertschätzung geprägte Räume in Gruppen zu schaffen, braucht es auch eine geeignete Methodik. Eine Anti-Bias-Expertin sagt dazu: „Die Grundlage bildet die Haltung. Aber eine Haltung ohne Methode geht auch nicht.“[355] Die im folgenden Abschnitt beschriebenen Grundprinzipien können dazu beitragen geeignete Methoden zu entwickeln.

    6.3.3 Grundprinzipien

    Die folgenden Grundprinzipien stammen vor allem aus der Seminararbeit mit Erwachsenen, können bei näherer Betrachtung aber durchaus eine Leitlinie für Angebote der nonformalen Jugendbildung darstellen.

    Der Anti-Bias-Prozess setzt bei den Individuen, bei ihren Identitäten und biografischen Erfahrungen an, die mit unterschiedlichen (Be-)Deutungen versehen sind. Welche Ausgrenzungsdynamiken finden sich bei Jugendlichen? Welche Machtverhältnisse belasten sie oder nützen ihnen? Welche Zuschreibungen gelten für sie? Über welche Selbst- und Fremdbilder verfügen sie? Was sind ihre Träume und Wünsche für die Zukunft? Vor was haben sie Angst? - Solche Fragen sind Ausdruck der erforderlichen Erfahrungs- und Subjektorientierung. Freire beschreibt, dass gut gemeintes pädagogisches Handeln oft dann scheitert, wenn Pädagog_innen aus ihrer Perspektive und Erfahrung Bildungsangebote planen und es versäumen, konsequent den adressierten Menschen als Ausgangspunkt zu sehen.[356]

    Das explizite Lernverständnis des Anti-Bias-Ansatzes ist, dass jeder Mensch in seinem eigenen Tempo lernt, mit der ihm möglichen Inhaltsdichte, etc. Die Inhalte sollen gemeinsam erarbeitet, nicht aufgezwungen werden. Dies verlangt partizipative, demokratische Methoden zu ihrer Erarbeitung. Ausgehend von der eigenen Erfahrung und den damit verbundenen Gefühlen werden im Anti-Bias Ansatz bewusst auch „Emotionen als Reflexionsquelle[357] genutzt. Neben einem kognitiv-rationalen Zugang, wie z.B. der Analyse und dem intellektuellen Verstehen von Diskriminierung, braucht es immer auch einen affektiv- emotionalen Zugang. Dieser mehrdimensionale Zugang bietet gerade in der Arbeit mit Jugendlichen große Chancen; neben der sprachlichen, selbstoffenbarenden Reflexion braucht es vor allem erlebnisorientierte Methoden. Das Lernen soll aus eigener Motivation heraus geschehen, was konsequent auch die Möglichkeit des Nicht-Lernens einbezieht. Es gilt grundsätzlich das Prinzip der Freiwilligkeit. Aufgrund unserer eigenen Lerngeschichte sind wir immer in Gefahr, verinnerlichte frontale, instrumentalisierte Lehr-Lern-Kontexte aus der Schule auch in den non-formalen Bildungsbereich zu übernehmen, was jedoch keinesfalls der Forderung im Anti-Bias-Ansatz nach Ganzheitlichkeit gerecht wird. In der Auseinandersetzung mit Lernverhältnissen in der Anti-Bias Arbeit schreibt Schmidt:

    „Solche behindernden Lernformierungen wirklich zu überschreiten, setzt daher einen fortwährenden, aktiven und gemeinsamen reflexiven Umgang mit Lernen voraus, der berücksichtigt, dass es von allen Beteiligten Mut fordert und mit Verunsicherung einhergeht, wenn man versucht, alternative Räume zu denken, zu schaffen, zu gestalten und zu nutzen.“[358]

    Ein solcher Lernkontext mag für Jugendliche mit der üblichen Erfahrung von Schule in einem Zwangskontext - geringe intrinsische Motivation, kaum Partizipation, kein (akzeptiertes) Recht sich zu verweigern - zunächst einmal ungewöhnlich, sogar befremdlich erscheinen, und sollte daher behutsam und in Erwartung von Rückschlägen eingeführt werden. Der Prozesscharakter des Ansatzes betont, dass Lernprozesse rund um das Thema Diskriminierung nie abgeschlossen sind.[359] Die Symbolik eines lebenslangen Weges, dessen Ziel, neben der bereits formulierten Utopie, der Weg an sich ist, wird in Anti-Bias- Seminaren oftmals genutzt, um diese Prozesshaftigkeit darzustellen.

    Es geht darum, Menschen zu befähigen selbst zu handeln. Dies drückt einerseits die Handlungsorientierung des Ansatzes aus, steckt aber auch in dem Ziel des Empowerments. Empowerment beschreibt die Befähigung zu der Erkenntnis, dass eigene Fähigkeiten und persönliche Kraft eingesetzt werden können, um eigene Lebensvorstellungen umzusetzen und sich damit aktiv gegen Diskriminierung und Unterdrückung zu stellen. Schmidt weist darauf hin, dass das Empowermentverständnis des Anti-Bias-Ansatzes sowohl Menschen in dominierenden, machtvollen Positionen befähigt, als auch Menschen in dominierten Positionen; wobei die meisten Menschen aus verschiedenen Kontexten sowohl dominierende als auch dominierte Positionen kennen. Einerseits sollen durch Empowerment also Räume und Strategien für Emanzipation geschaffen werden; andererseits soll gelernt werden, solidarisch Macht und Ressourcen zu teilen, was auch als Powersharing bezeichnet wird.[360]

    Schmidt spricht hier, angelehnt an Freire, von der gemeinsamen Praxis der Befreiung, in der sowohl Unterdrückte als auch Unterdrücker_innen frei werden können.[361]

    Die Orientierung des Anti-Bias-Ansatzes am Einzelnen verlangt eine ständige, jeweils produktive Kontextualisierung. Die Offenheit des Ansatzes ermöglicht und erfordert zugleich eine Anpassung an die jeweilige Gruppe, ihre Erfahrungen und Interessen, an den nationalen und eventuell auch lokalen Kontext, an den Rahmen des Bildungsangebotes, etc., um allen Jugendlichen Bildungsprozesse zu ermöglichen.[362] Eine solche Adaption für die Zielgruppe Jugendliche wird im nächsten Kapitel versucht.



    [280] Vgl. Trisch 2013, S. 41

    [281] Vgl. Schmidt 2009, S. 23 f.

    [282] Vgl. ebd., S. 191

    [283] Vgl. Schmidt 2009, S. 51 ff.

    [284] Trisch 2013, S. 223 f.

    [286] INKOTA Netzwerk 2002

    [293] Vgl. Gramelt 2010, S. 156

    [294] Vgl. Schmidt 2009, S. 70

    [295] Vgl. ebd., S. 65

    [296] Vgl. Trisch 2013, S. 46

    [297] Vgl. Trisch/Winkelmann 2007, S. 113 f.

    [298] Schmidt arbeitet den Begriff Differenzierung heraus, welcher eine komplexere und vielschichtigere Übersetzung des englischen Wortes 'Bias' darstellt. Differenzierung heißt Unterschiedung und bietet innerhalb der Anti-Bias-Arbeit eine breitere Analysemöglichkeit von Diskriminierung. Er hat „den enormen Vorteil, dass er sehr viel weiter zu fassen ist [als Vorurteil, Voreingenommenheit oder Schieflage, A.d.V.] und so eine Reduktion von Diskriminierung auf die individuelle Ebene vermieden werden kann.“ Schmidt 2009, S. 97 Mit Jugendlichen bietet es sich allerdings an mit dem eindimensionaleren Begriff „Vorurteil“ statt „Differenzierung“ zu arbeiten, da dieser leichter verständlich ist.

    [299] Reddy 2002, S. 37

    [300] Vgl. Schmidt 2009, S. 84

    [301] Vgl. Trisch 2013, S. 47 f.; S105 ff.

    [302] Vgl. ebd., S. 47; Schmidt 2009, S. 83 f.

    [303] Vgl. Schmidt 2009, 87

    [304] Vgl. Trisch 2013, S. 48; Schmidt 2009, S. 83 f.

    [305] Reddy 2002, S. 37

    [306] Vgl. Trisch/Winkelmann 2007, S. 109

    [307] Schmidt 2009, S. 79

    [308] Vgl. Trisch 2013, S. 48

    [309] Vgl. ebd., S. 46 f.

    [310] Ebd., S. 49

    [311] Vgl. Schmidt 2009, S. 103

    [312] Vgl. ebd., S. 81

    [313] Vgl. ebd., S. 81

    [314] Trisch, 2013, S. 103

    [315] Vgl. ebd., S. 100 f.; Peters 2009, S. 41 f.; Gramelt 2010, S. 54

    [316] Vgl. Schmidt 2009, S. 81

    [317] Trisch 2013, S. 50

    [318] Vgl. Schmidt 2009, S. 78 ff.

    [319] Wenn in diesem Zusammenhang von Minderheit und Mehrheit gesprochen wird, ist damit nicht unbedingt die numerische Unter- oder Überzahl gemeint – Mehrheit kann sich zum Beispiel auch auf eine zahlenmäß0ige Minderheit beziehen, die die Durchsetzungsmacht besitzt, ihre Interessen und Anschauuungen gegen eine der Zahl nach größeren Gruppe durchzusetzen.“ Trisch 2013, S. 103

    [320] Vgl. Schmidt 2009, S. 78 ff.

    [321] Vgl. ebd., S. 80

    [322] Vgl. ebd., S. 83

    [323] Vgl. Trisch 2013, S. 50

    [324] Ebd., S. 108

    [325] Reddy 2002, S. 35

    [326] Vgl. Trisch 2013, S. 50; Schmidt 2009, S. 88; Kübler/Reddy 2002, S. 109 ff.

    [327] Vgl. Meulenbelt 1993, S. 38 ff.

    [328] Vgl. Schmidt 2009, S. 89

    [329] Derman-Sparks zit. nach Schmidt 2009, S. 88

    [330] Vgl. Derman-Sparks nach Schmidt 2009, S. 88

    [331] Vgl. Kübler/Reddy 2002, S. 109

    [332] Vgl Schmidt 2009, S. 89

    [333] Vgl. ebd., S. 91; Kübler/Reddy 2002, S. 110 f.

    [334] Schmidt 2009, S. 83

    [335] Schmidt 2009, S. 141

    [336] Vgl. ebd.

    [337] Derman-Sparks zit. nach Gramelt 2010, S. 103

    [338] Vgl. Schmidt 2009, S. 34

    [339] Vgl. Wagner 2013, S. 286

    [340] Trisch 2013, S. 44

    [341] Vgl. Gramelt 2010, S. 127 ff.

    [342] Trisch 2013, S. 44

    [343] Vgl. Wagner 2013, S. 14

    [344] Vgl. Bertram/Bertram 2009, S. 153

    [345] Trisch 2013, S. 44

    [346] Vgl. Bertram/Bertram 2009 , S. 156

    [347] Freire 1973, S. 76

    [348] Vgl. Schmidt 2009, S. 118 f.

    [349] Vgl. Mecheril/Melter 2010, S. 177

    [350] Trisch 2013, S. 44

    [352] Vgl. Gramelt 2010, S. 186

    [353] Vgl. ebd., S. 187 ff.

    [354] Scherr 2002, S. 35

    [355] Gramelt 2010, S. 188

    [356] Vgl. Freire 1973, S. 77

    [357] Trisch 2013, S. 197

    [358] Vgl. Schmidt 2011, S. 35

    [359] Vgl. Trisch 2013, S. 53

    [360] Vgl. Schmidt 2009, S. 138 ff.

    [361] Vgl. Schmidt 2009, S. 140

    [362] Vgl. Trisch 2013, S. 44

    7. Implikationen für die Anti-Bias-Arbeit mit Jugendlichen

    Wie zuvor diskutiert, handelt es sich bei Jugendlichen um keine homogene Gruppe, und wir müssen aufgrund der Subjekt- und Erfahrungsorientierung des Ansatzes weitestgehend darauf verzichten, eine „methodische Maske“ (Manual) für die Bildungsarbeit mit Jugendlichen zu entwerfen. Wir werden nach einer kurzen Zusammenfassung der Lebenswirklichkeiten Jugendlicher eine Pädagogik der Anerkennung und Partizipation als Haltung und als Bildungsgrundlage nach dem Anti-Bias-Ansatz entwerfen. Nach einer Abhandlung über die Bedeutung von Perspektivenvielfalt und Normendekonstruktion werden schließlich praktische Vorschläge gemacht für die Erarbeitung zentraler Begriffe der Anti- Bias-Arbeit: Vorurteil, Macht und Diskriminierung.

    7.1 Herausforderungen für Jugendliche

    Jugendliche müssen zunehmend selbstständig Verantwortung für ihr Identitätsmanagement und ihre gesellschaftliche Integration übernehmen. Sie sehen sich in einer individualisierten, pluralisierten und globalisierten Gesellschaft unzähligen Möglichkeiten gegenüber, wie sie diese Aufgaben mit welchem Ziel verfolgen können (vgl. Kapitel 2 und 3). Sie können diese Fülle verwirrend finden und sich orientierungslos und überfordert fühlen. Allerdings werden ihnen oft nur an den vorherrschenden Normen orientierte Lebenskonzepte zur Verfügung gestellt (vgl. Kapitel 7.4). Um ihr Leben gestalten zu können, brauchen Jugendliche soziale und ökonomische Ressourcen, die oft sehr ungleich verteilt sind. Sie stoßen, je nach zugeschriebenen Merkmalen und Zugehörigkeiten, immer wieder auf Widerstände und Diskriminierung; so im deutschen Bildungssystem, wo bekanntermaßen soziale Herkunft und schulischer Erfolg eng miteinander korrelieren (vgl. Kapitel 4.1). Es kommt zu Selektion und Spaltung; damit werden Ausgrenzungsdynamiken befördert. Durch Prozesse der Ökonomisierung, auch in der Schule, sind Leistung und Erfolg entscheidende Kategorien im Leben Jugendlicher; sie erlernen „konkurrenzkapitalistische Ellenbogenmentalität“.[363] In der Schule wird Leistung gefordert, den Jugendlichen aber kaum Beteiligung an Bildungsprozessen und anderen Entscheidungen innerhalb einer gestaltbaren Welt zugestanden (vgl. Kapitel 7.3). Jugendliche befinden sich in einem ständigen Kampf um Anerkennung. Diese Anerkennung ist oft an Leistung gekoppelt und notwendig für ihre Identitätsbildung und Integration, die wiederum stark mit Ausgrenzungsdynamiken verbunden ist (vgl. Kapitel 7.2). Damit stehen viele Jugendliche unter einem großen Druck zu versagen, den sie individuell aushalten müssen. Leistungsfreie Räume sind nur begrenzt vorhanden durch eine verdichtete, auf formale Bildung fokussierte Jugendphase. Stress und Druck entstehen weiterhin durch die verschiedenen Idealbilder, mit denen Jugendliche konfrontiert sind; z.B. Schönheits- und Körperideale, die in binärer Logik einen „weiblich-schlanken-sexy“ Körper oder einen „männlich-potent-muskulösen“ Körper fordern.[364]

    Digitale Medien prägen den Alltag Jugendlicher. Sie treffen sich in virtuellen Räumen mit ihren Peers, haben Zugriff zu Pornos und organisieren Flashmobs und Demonstrationen per Facebook.[365]

    Unsichere Zukunftsszenarien und das gesellschaftliche Ideal des immer Jugendlichen, das wenig Lust auf das Erwachsenwerden wecken kann[366], befördert strikt gegenwartsbezogenen Sofort-Genuss und Spaß an Mode, Medien und Markt. „Gut drauf zu sein, amüsant zu wirken, Freude und prima Laune auszustrahlen und gute Stimmung zu verbreiten scheinen zum unhintergehbaren Lebensmotto geworden zu sein.“[367] Neben Leistung und Erfolg nennen viele Jugendliche Spaß und Genuss als Ziel.[368] Gefühlen von Überforderung und (Leistungs-)Druck setzt eine Mehrheit der Jugendlichen, (59%) nach der 16. Shell-Jugendstudie, oft Pragmatismus und Optimismus entgegen.[369] Jugendliche suchen vielfältig nach Bewältigungsstrategien, abhängig von ihrem gesellschaftlichen Stand, den damit verbundenen Barrieren und den für sie verfügbaren sozialen und ökonomischen Ressourcen.

    7.2 Anerkennungsverhältnisse

    Der Ausdruck von Anerkennung soll als eine Kernkompetenz in der Jugendarbeit und als Grundlage für jegliche Bildungsprozesse verstanden werden.[370] Anerkennungsverhältnisse ermöglichen es Jugendlichen in besonderer Weise „`Wohlbefinden`, `Selbstachtung`, `Gesundheit`, `Glück`, `Empowerment`, `Selbstbestimmung`“ [371] zu entwickeln und tragen zur Reduktion von menschenfeindlichen Einstellungen und sozialer Desintegration bei (vgl. Kapitel 5.2.2).

    Der Begriff der Anerkennung wurde von Axel Honneth, gestützt auf Hegel und Mead, für die Sozialwissenschaft in den drei Mustern der intersubjektiven Anerkennung als Liebe, Recht und Solidarität beschrieben.[372]

    • Liebe bzw. emotionale Zuwendung als persönliche Anerkennung in einigen wenigen Primärbeziehungen, wie in Liebesbeziehungen, Freundschaften und Eltern- Kind Verhältnissen. Voraussetzung ist eine starke Gefühlsbindung.[373]

    • Recht bzw. kognitive Achtung als Anerkennungsform in einem modernen Rechtssystem, in dem alle Menschen mit den gleichen Rechten ausgestattet sind und sich daher gegenseitig als gleichwertige Rechtssubjekte mit geteilten sozialen Normen achten.[374]

    • Solidarität bzw. soziale Wertschätzung als Anerkennung der individuellen Fähigkeiten und Leistungen einzelner Menschen, die als bedeutsam für das gemeinsame Leben und die Gesellschaft erachtet werden.[375]

    Die Produkte aus den jeweiligen Anerkennungsverhältnissen für den Einzelnen sind Selbstvertrauen (Liebe), Selbstachtung (Recht) und Selbstschätzung (Solidarität).[376] Prengel spezifizierte diese drei Muster für die pädagogische Arbeit: „Für die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen werden eine professionsgerechte Form der Liebe, eine bildungs-, kind- und jugendgerechte Form der rechtlichen Achtung gleicher Freiheit im Generationenverhältnis und der arbeits- und leistungsbezogenen Wertschätzung gebraucht.“[377]

    Für Prengel ist die emotionale Anerkennung eine aus den Menschenrechten abzuleitende „Solidarität mit Fremden[378]. Diese basiert auf der Menschenwürde als einer höherstufigen Solidarität, da es nicht um die eigene Familie bzw. die eigenen Kinder geht.[379] Jugendlichen, denen oft vermittelt wird, dass Leistung der einzige Weg ist, um Anerkennung zu erlangen, kann durch solidarische Anerkennung vermittelt werden, dass sie mehr sind als die Summe ihrer Leistung und sie daher Anerkennung aufgrund ihres „Menschseins“ verdienen. Dabei sind vielfältige Identitätsentwürfe und Zugehörigkeiten entlang der verschiedenen Differenzlinien ausdrücklich anzuerkennen und schon im Vorhinein Anerkennungsalternativen abzuleiten. So kann einem Jugendlichen, der alltäglich für seine hegemoniale Maskulinität und damit verbundener Gewaltbereitschaft Anerkennung erhält, deutlich gemacht werden, dass er auch für alternative Entwürfe von Männlichkeit Anerkennung und Unterstützung erfährt.[380] Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Anerkennung von Sprachvielfalt, besonders der Muttersprache.

    Bildung, welche die solidarische Selbstachtung und die Achtung anderer gleichermaßen in professionell anerkennenden Beziehungen fördert, zielt auch auf die Verringerung menschenfeindlicher Dynamiken zwischen Peers.[381] Die ersten beiden Ziele des Anti-Bias- Ansatzes (vgl. Kapitel 6.3.1) lassen sich hier wieder finden. Wie wichtig liebevolle Zuwendung auch für Bildungsprozesse ist, konnte in zahlreichen Forschungsarbeiten entlang verschiedener Fragestellungen belegt werden und wurde in Begriffe wie Unterstützung, Vertrauen, Empathie, Achtung, Akzeptanz von Schwächen, etc. gefasst.[382]

    Gerade in der non-formalen Jugendbildung zeigen sich die Schwierigkeiten von frontaler Wissensvermittlung. „Jugendliche kommen selten zur Jugendarbeit, um sich dort erziehen zu lassen, seien die Erziehungsprogramme noch so emanzipatorisch.“[383] Sachverhalte, wie z.B. der Mechanismus von Diskriminierung, können besser in triadisch angelegten Lernverhältnissen erarbeitet werden. Dazu nehmen die in einer positiven Beziehung Stehenden (Jugendliche_r und Pädagog_in) eine geteilte soziale Perspektive auf einen Lerngegenstand ein und erwerben so ein geteiltes gemeinsames Wissen.[384] Eine Pädagogik der Anerkennung ist keine „Gefälligkeitspädagogik“; sie geht Konflikten nicht aus dem Weg, sondern hat einen demokratischen, normativen Gehalt, der durchaus kritisch nach Werten wie Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit[385] sucht und immer wieder fragt, in was für einer Welt wir eigentlich leben wollen.[386] Der Anti-Bias-Ansatz gibt darauf eine Antwort: in einer diskriminierungsfreien Welt. Dafür notwendig ist eine beständige Analyse verbunden mit der Frage, welche Etikettierungen, Ideologien und Abwertungen den Jugendlichen selbst und den jeweils Anderen Anerkennung entziehen.[387]

    Diese normative Diskussion leitet unmittelbar über in eine rechtliche Dimension, zum Postulat der „Gleichheit und Freiheit“ zwischen Jugendlichen und Pädagog_innen. Es empfiehlt sich, gemeinsam Gleichheits- und Freiheitsrechte zu erarbeiten, in denen klar benannt wird, welche Freiräume Jugendliche besitzen, wie sie nach ihren Interessen und Neigungen lernen und gestalten können, wie sie partizipieren (vgl. Kapitel 7.3); aber es braucht auch klare Aussagen darüber, in welchen Bereichen Pädagog_innen Verantwortung tragen und Entscheidungsmacht besitzen. Müller benennt, angelehnt an Böhnisch, als Qualität dieser anerkennenden Beziehungen Offenheit und Halt: Offenheit, die Gestaltungsräume und Gelegenheiten für jugendliche Gemeinschaft und Selbstbestimmung anbietet; Halt als stabile Beziehung, in der Jugendlichen erlaubt ist, „dagegen“ zu sein, Normen und Regeln zu überprüfen, zu rebellieren und auch die gebotene Anerkennung zu verweigern, ohne das Recht auf sie zu verlieren.[388]

    Die dritte Dimension, soziale Wertschätzung als Anerkennung von Leistungen und Fähigkeiten, kann in der non-formalen Jugendbildung durch den nicht vorhandenen Druck zur Leistungsbewertung einfacher umgesetzt werden. Pädagog_innen können z.B. eine „antihierarchische Offenheit für Heterogenität[389] entwickeln. D.h. dass verschiedenartige Leistungen, die von der individuellen Kreativität der Jugendlichen geprägt sind und Ausdruck ihrer Kompetenzen und Potenziale, erbracht auf verschiedenen Leistungswegen, nicht hierarchisch bewertet und anerkannt werden. Ziel ist ein mehrperspektivischer Blick auf Leistung und damit die Akzeptanz von Leistungsvielfalt.[390]

    Daraus folgern wir für unsere Fragestellung: Wenn Jugendliche pädagogische Anerkennung in diesen drei Dimensionen erfahren, wächst ihre Fähigkeit, sich ihres eigenen Wertes und dem Anderer bewusst zu werden, sich kritisch mit Ideologien der Ungleichwertigkeit, Ausgrenzungsdynamiken und entsolidarisierenden gesellschaftlichen Tendenzen auseinander zu setzen und diesen etwas entgegen zu stellen. Um Jugendliche in diesem Sinne weiter zu befähigen, braucht es partizipative und demokratische Strukturen.

    7.3 Partizipation

    Der Begriff Partizipation stammt vom lateinischen Adjektiv „participare“, was im Deutschen für „beteiligt sein“ oder „teilhaben“ steht. Eine breite Definition davon bietet Wright an: „Partizipation ist nicht nur Teilnahme, sondern auch Teilhabe, also Entscheidungsmacht bei allen wesentlichen Fragen der Lebensgestaltung.“[391] Die Möglichkeit zur Beteiligung stellt einen Grundbaustein zur Ausbildung von Demokratie-Kompetenz[392] dar und wird bislang innerhalb der Schule fast ausschließlich über eine rein kognitive Ebene, innerhalb des Faches der politischen Bildung, vermittelt. Das Einüben von demokratischen Handlungsweisen „im Kleinen“ ist von elementarer Bedeutung und demokratische Ritualisierungen, welche Beteiligung der Jugendlichen vorraussetzt, können auch dazu beitragen wichtige Anerkennungsverhältnisse zu schaffen.[393] Der erste UN-Kinder- und Jugendreport 2010 zeigt deutlich auf, dass Kinder und Jugendliche sich mehr Beteiligungsmöglichkeiten in verschiedensten Bereichen wünschen. Die Forderung nach einer Demokratisierung des Bildungssystems zeigt dies vor allem für den Bereich der Schule an.[394] Wirksame Partizipation muss langfristig in der Organisationsstruktur der verschiedenen Lebensbereiche (Schule, Familie, Jugendclub, Politik...) verankert werden.[395]

    Durch das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) liegt eine eigene gesetzliche Grundlage vor, die Partizipation als zentrale Aufgabe in allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe vorschreibt. Es ist allerdings zu beachten, dass die Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen aufgrund von ökonomischen Ressourcen sowie sozialstrukturellen Bedingungen von Stadtteilen bzw. Regionen beschränkt sind. Jugendliche müssen also Kenntnisse über partizipative Strukturen besitzen, um mitwirken zu können.[396]

    Die Orientierung an den folgenden Partizipationsstufen nach Schröder kann dabei eine große Bereicherung darstellen.

    Abbildung 3: Stufenleiter der Beteiligung*

    Selbstverwaltung

    Selbstbestimmung

    Mitbestimmung

    Mitwirkung

    Zuweisung und Information

    Teilhabe

    Alibi-Teilhabe

    Dekoration

    Fremdbestimmung

    * Schröder, 1995, S. 16

    Die unterste Stufe der Fremdbestimmung zeichnet sich dadurch aus, dass sowohl die Arbeitsweise als auch die Inhalte und das Ergebnis eines Projektes fremddefiniert sind.

    Dekoration zeichnet sich demgegenüber dadurch aus, dass die Kinder und Jugendlichen bei einer Veranstaltung mitwirken, aber nicht wissen, um was es geht. Alibiteilhabe beschreibt die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an Veranstaltungen oder Abstimmungen, sie haben dabei aber kein Stimmrecht. Auf der Stufe der Teilhabe dürfen Kinder und Jugendliche teilnehmen und sich in kleinen Bereichen beteiligen. Auf der Stufe der Zuweisung und Information planen und organisieren Erwachsene ein Projekt, aber dessen Zweck und die Art der Organisation ist für die Kinder und Jugendlichen transparent. Außerdem verstehen diese um was es geht und können einen Beitrag dazu leisten. Unter Mitwirkung kann die indirekte Einflussnahme benannt werden. Dabei fließen zwar die Äußerungen und Vorstellungen der Kinder und Jugendlichen in die Arbeit mit ein, sie haben jedoch keine Entscheidungsmöglichkeit. Wenn Erwachsene Projektideen einbringen, Kinder und Jugendliche danach in wesentlichen Punkten mitbestimmen können, wird dies auf der Stufe der Mitbestimmung verortet. Selbstbestimmung ist dann gegeben, wenn die Projekte von Kindern und Jugendlichen initiiert und geleitet werden und die Erwachsenen dabei unterstützen und fördern sowie Entscheidungen mittragen. Die letzte Stufe der Selbstverwaltung beschreibt ein von Kindern und Jugendlichen initiiertes und selbstverwaltetes Projekt, wobei Erwachsene gegebenenfalls hinzugebeten werden. Die Erwachsenen werden dabei von der Entscheidung lediglich in Kenntnis gesetzt.[397]

    Mit diesem Modell wird deutlich, dass Beteiligung keine lineare Entweder-Oder-Option ist, sondern „der Grad der realisierten Partizipation daran zu messen [ist], wie sehr jemand Einfluss auf einen Entscheidungsprozess nehmen kann.“[398]

    Non-formale Jugendarbeit und deren Mitarbeitende können zu Erfahrungen der Selbstwirksamkeit sowie dem Aufbau von Selbstbewusstsein durch die Erfahrung von Teilhabe somit Sichtbarkeit beitragen. Dies setzt Anerkennung und Teilhabe zugleich voraus.[399]Die Ermöglichung einer positiven, interessierten, freundlichen und offenen Haltung gegenüber Jugendlichen[400] wird als Grundlage eines professionellen Arbeitsbündnisses angesehen.

    Maßnahmen, die von Jugendlichen selbst gestaltet werden sowie die Beteiligung bereits bei der Planung, tragen ebenso zu wirksamer Partizipation bei.[401] Weiterhin sind die Rahmenbedingungen, also der Ort, an dem sich Jugendliche treffen und wohlfühlen können sowie auch die Zusammensetzung der mitwirkenden Jugendlichen in der Gruppe, als wichtige Faktoren für gelingende Beteiligung zu benennen. Die Selbstorganisation, ohne von außen gegebene Strukturen sowie ein offenes Erwachsenenteam, welches unterstützend zur Seite steht, interessiert an den Prozessen und Kompetenzen ist und sich nur einbringt, wenn dies gewünscht ist, tragen zur gelingenden, motivierenden Partizipation von Jugendlichen bei.[402]

    Abschließend bleibt anzumerken, dass die Einführung von Teilhabe stufenweise anhand der Partizipationsstufen geschehen sollte, damit Jugendliche nicht überfordert werden, denn Beteiligung muss oft erst gelernt werden.[403] Dabei ist folgendes wichtig:

    „Nicht nur Partizipation an sich [muss] erlernt werden, sondern auch verschiedene Bestandteile wie die Übernahme von Verantwortung oder auch der Umgang mit der eigenen Motivation. Wird dies in der Arbeit mit Jugendlichen nicht berücksichtigt, kann dies Jugendliche entmutigen, sich weiterhin zu engagieren. Sie erleben das Scheitern an den Aufgaben und können es nicht dahingehend reflektieren, dass es sich um Lernprozesse handelt, bei denen auch Misserfolge ganz selbstverständlich dazugehören. “[404]

    Partizipation ist auch als ein wichtiges Mittel zur sozialen Integration zu verstehen, wie bereits in der zweiten Dimension der sozialen Desintegrationstheorie beschrieben (vgl. Kapitel 5.2.1).

    7.4 Perspektivenvielfalt und Normendekonstruktion

    Gerade in der Arbeit mit Jugendlichen, welche sich in einer Phase der Neuorientierung im Bezug auf ihre Identitäts- und Lebensentwürfe befinden (vgl. Kapitel 2.1 und 2.2), ist das Sichtbarmachen von Diversität von großer Wichtigkeit. Denn Jugendliche erhalten durch beispielsweise Medien oder Sozialisation, an einer Norm der Eindeutigkeit orientierten Lebenskonzepte- und Identitätsentwürfe. Der globale Kapitalismus sowie die meritokratisch organisierte Gesellschaft setzen Konkurrenzverhältnisse voraus, welche auf Differenzierungen, Ausschließungspraxen und Ideologien aufbauen[405] (vgl. Kapitel 4.1 und 6.2). Dabei dient die

    „Behauptung von Gegensätzen [...] dazu, uns darauf festzulegen, entweder das eine oder das andere zu sein. Weiß oder Schwarz, Mann oder Frau, eindeutig männlich oder bzw. weiblich oder „gestört“, heterosexuell oder homosexuell, nicht behindert oder behindert… sind Einteilungen die asymetrische Machtverhältnisse verkörpern, da jeweils eine Kategorie des Gegensatzpaars die andere dominiert.“[406]

    Nach Jacques Derrida gibt es in der Dekonstruktion dieser Gegensätze keine absoluten Wahrheiten.[407] Die Auseinandersetzung mit den genannten und weiteren Dichotomien und Zentrismen ist elementar in der Praxis der Dekonstruktion. Vordergründig ist dabei Normativität (Norm der Eindeutigkeit) zu dekonstruieren, denn diese bildet die Basis zur Konstruktion von „Anderen“ (vgl. Kapitel 6.2.2). Dabei stellt die Dekonstruktion weniger eine spezifische Methode dar, als viel eher eine Haltung.[408] Dies lässt sich gut mit der Anti- Bias-Haltung verknüpfen, denn auch im Anti-Bias-Ansatz geht es „um eine andere Perspektive in allen unseren Interaktionen, in allen Materialien und in der Ausstattung, in allen unseren Routinen.[409] Die Ausweitung des eigenen Blickwinkels sowie das Einbauen vielfältiger Perspektiven, Sexualitäten, Bilder, Lebensweisen und -realitäten, Sprachen[410], Menschen mit deren Fähigkeiten und Grenzen, Gemeinschaftsformen etc. (Perspektivenvielfalt), [411] in die pädagogische Praxis sind von größter Bedeutung. Auf Seiten der Pädagog_innen geht es zuerst um die Auseinandersetzung mit dem je eigenen Normen- und Wertesystem[412] (vgl. Kapitel 6.3.2).

    Die Dekonstruktion wird von Stepken als Inbegriff einer (ideologie)kritischen Praxis bezeichnet.[413] Denn „Anliegen der Dekonstruktion [...] ist es, die starren Bedingungen der Subjektkonstitution offen zu legen und gegen sie vorzugehen, um vielfältige, der Differenz verantwortete Subjektivierungsprozesse zu ermöglichen.“[414] Um vielfältige Subjektivierungsprozesse zu ermöglichen, können beispielsweise anders gelebte Entwürfe von Frau-Sein und Mann-Sein sichtbar gemacht werden (vgl. Kapitel 7.2). Durch das Sichtbarmachen und eventuelle eigene Vorleben (Vorbildfunktion) von außerhalb einer Norm befindlichen Familienformen, Wohnformen, Konsummöglichkeiten, Ausbildungswegen, Sexualitäten, Sprachen und vielem weiteren wird es möglich, Jugendliche in einer vielfältigen Entwicklung zu unterstützen. Für das vorurteilsbewusste Arbeiten mit Kindern im Elementarbereich werden hierzu von der Anti-Bias-Werkstatt oder Kinderwelten Kinderbuchlisten ausgegeben. Darin werden Bücher aufgelistet, welche diverse (Lebens-)Realitäten sichtbar machen.[415] Vergleichbares kann im Jugendbereich durch Medien geschehen (vgl. Kapitel 4.3.2). Die Thematisierung, von beispielsweise heteronormativen Rollenbildern (im Film oder der Gesellschaft), ist vor allem wichtig, um verinnerlichter Unterdrückung und Dominanz entgegenzuwirken und die Sprachfähigkeit gegen Diskriminerung zu stärken. Denn Machtverhältnisse werden im Laufe des Lebens von Personen, durch gesellschaftliche Einstellungen und damit verbundene Rückmeldungen anhand von geteilten Bildern und Normen[416], inkorporiert[417] (vgl. Kapitel 6.2.3). Derartige Praxen helfen, die Grenzen eines als zu starr und uniform empfundenen Normsystems zu verschieben.

    7.5 Praktische Übungen: Diskriminierung erfassen

    Diskriminierung entgegen wirken zu können, setzt ein Verständnis des Mechanismus von Diskriminierung, ihrer Entstehung und Funktionsweise voraus. Das erfahrungsorientierte Diskriminierungsmodell des Anti-Bias-Ansatzes (vgl. Kapitel 6.2.2) bietet einen geeigneten Analyserahmen, um Diskriminierung zu verstehen und Handlungsmöglichkeiten sichtbar zu machen.[418] Zur Heranführung von Jugendlichen an die Begriffe Vorurteil, Macht und Diskriminierung haben wir beispielhaft jeweils eine Übung pro Begriff ausgewählt, die wir aus unserer Erfahrung heraus für sinnvoll und praktikabel halten. Leitend bei der Auswahl und Anpassung der Übungen für Jugendliche war für uns deren Bildhaftigkeit[419] und die Möglichkeit, die Theorie unmittelbar selbst (am eigenen Leib) zu erfahren. Der Anteil rationaler und theoretischer Reflexion soll eher gering sein. Bevorzugt geht es also um Möglichkeiten, sich nicht-sprachlich auszudrücken und sich und andere darin zu erleben; hilfreich für sprachheterogene Gruppen, aber auch für Jugendliche, für die Sprache nicht das bevorzugte Medium darstellt. Und ebenso soll keine_r gezwungen werden, sich selbst zu offenbaren, was Scham und Widerstand provozieren würde (vgl. Kapitel 6.1). Die Übungen sollen auf Themen der Jugendlichen eingehen bzw. flexibel genug sein, um sich gewünschten Themen jeweils anpassen zu können. Deshalb sind starre Vorgaben nicht hilfreich, denn natürlich verlangen diese Übungen eine Kontextualisierung und Modifizierung für eine jeweilige Gruppe von Jugendlichen und können per se keine Generalbeispiele darstellen.

    7.5.1 Übung zu Vorurteilen

    Das Hausprojekt:

    Diese Übung wurde angelehnt an eine Anti-Bias-Übung „ein neuer Anfang“ von Bastian Petz für Jugendliche weiterentwickelt. Sie wurde innerhalb des Projektes „Heterogenität in der Jugendarbeit“ (RAA Brandenburg) ausprobiert und im Folgenden von uns kommentiert aufgenommen. [420]

    Material: Papier, Stifte und Klebeband

    Dauer: ca. 60 Minuten

    Alter: ab ca. 12 Jahren

    Gruppengröße: nicht zu groß (bis ca. 15 Personen)

    Ablauf:

    Jede_r Teilnehmer_in erhält eine kurze Personenbeschreibung, die mit zwei oder drei Adjektiven Informationen über die Person, orientiert an den verschiedenen Differenzlinien, oder auch an Interessen und Erfahrungen, (wie z.B. russische Putzfrau, 54, Studentin, schwanger, bisexuell oder Hartz IV Empfänger, weiß-deutsch, alleinerziehend) vermittelt. Die Jugendlichen werden aufgefordert ein Bild von dem Zimmer dieser Person zu malen. Es kann die Einrichtung oder ein Grundriss dargestellt werden. Danach werden alle Bilder an der Wand aufgehängt und gemeinsam in einer Art kurzen Ausstellung betrachtet. Jede_r Künstler_in wird gefragt, was er oder sie gezeichnet hat und warum. In Kleingruppen soll dann eine Auswahl von, je nach Gruppengröße, z.B. der Hälfte der Personen getroffen werden, die in das Hausprojekt einziehen dürfen. Ist die Auswahl getroffen, wird sie in der Großgruppe präsentiert und die Teamer_innen können z.B. folgende Fragen stellen:

    • „Warum wurde Person x besonders häufig ausgewählt und Person y nicht?

    • Bei welchen Personen wart ihr euch schnell einig? Bei welchen Personen habt ihr länger für eure Entscheidung gebraucht?

    • Wie war es für euch möglich, mit so wenigen Informationen über die Personen eine Entscheidung zu treffen?

    • Wie war das Malen der Zimmer? Hattet ihr ähnliche Bilder im Kopf?

    • Welche Bilder hattet ihr dabei im Kopf?

    • Woher kommen diese Bilder?

    • Seht ihr Verbindungen zu eurem eigenen Alltag? Gibt es da auch Situationen, in denen ihr Entscheidungen aufgrund von wenigen Angaben treffen müsst?“[421]

    Besonders darauf zu achten ist, dass aufgeworfene Stereotype, als diese entlarvt und dekonstruiert werden können und sich auf keinen Fall verfestigen. Dies liegt in der Verantwortung der Teamer_innen. Der Bezug zu Medienbildern, die von den beteiligten Jugendlichen gerade viel konsumiert werden, können dazu beitragen, gemeinsam zu forschen woher diese Bilder kommen, die wir im Kopf haben, und die zu Vorurteilen führen können.

    7.5.2 Übung zu Macht

    Diese Übung lässt sich im weitesten Sinne dem Statustheater nach Keith Johnstone zuordnen.[422] interessanten Theaterszene und weniger auf eine Gesellschaftsanalyse ausgelegt. Es geht für ihn darum einen Status zu spielen, egal welchen Status der/diejenige ansonsten besitzt. [423] Wir haben die Übung daher deutlich modifiziert.

    Material: Spielkarten

    Dauer: je nach Differenzierungsgrad zwischen 15 und 60 min

    Alter: ab ca. 12 Jahren

    Gruppengröße: bis ca. 30 Personen

    Ablauf:

    Ein_e Teamer_in hält ein Kartenset mit Ziffern zwischen 2-10 in der Hand. (Je nach Gruppengröße mehrere Sets) Jede_r Jugendliche_r zieht eine Karte und zeigt diese niemandem. Die Karte symbolisiert den Status der Person verbunden mit ihrer Macht und ihrem Habitus[424]. 2 bedeutet keine Macht und ein sehr tiefer Status, 10 alle Macht und ein sehr hoher Status. Die anderen Zahlen befinden sich in kleinen Abstufungen dazwischen. Die Jugendlichen werden aufgefordert sich im Raum ohne Worte entsprechend ihrem Status zu bewegen. Mimik, Gestik, Körperhaltung, die Art sich fortzubewegen und anderen zu begegnen sind entscheidend. Nach kurzer Zeit kann die Sprache als Element eingebunden werden und alle dürfen mit anderen oder einfach vor sich hin reden. Dann werden alle gebeten im Freeze zu verharren und die Teamer_innen sagen zwei Zahlen an (z.B. 5 und 8), die sich im Raum entsprechend ihrem Status kurz begegnen. Ist die Begegnung beendet folgt eine nächste Begegnung, sodass alle einmal an einer Begegnung beteiligt waren. Um die Übung stärker zu verbildlichen kann auch die Tierwelt zwischen 2 und 10 dargestellt werden und die Teilnehmenden bewegen sich als selbstgewählte und dem Status entsprechende Tiere (auch mit Lauten) durch den Raum. Hier kann eine kurze Reflexionspause folgen und die Teilnehmenden können sich dazu äußern, wie es ihnen in der Übung ergangen ist. Danach kann diese Übung noch weiter ausdifferenziert werden. Die Zahlen 2-10 werden im Raum in einer Linie hingelegt. Es werden verschiedene Situationen genannt, für die sich die Jugendlichen überlegen sollen, welchen Status bzw. wie viel Macht sie in dieser Position besitzen (z.B. in der Familie, in der Klasse, in Berlin, in einer Freizeitgruppe, in der Gesellschaft etc.). Je nachdem, über wieviel Macht verfügend sie sich einschätzen, sollen sie sich zu einer Zahl positionieren. Nach der Positionierung können einzelne Menschen befragt werden. Was macht dich stark und cool, was gibt dir Macht für diese Position? Was bräuchtest du um mehr Macht zu besitzen, um stärker, cooler zu sein? Wo würdest du lieber stehen? Was machst du mit deiner Macht? Was könntest du machen?

    Wenn Positionen nicht besetzt sind, kann auch nach diesen Positionen gefragt werden, dies eignet sich besonders für die Statusverteilung in Systemen wie z.B. in der Schule oder der Gesellschaft. Wer steht eurer Meinung nach in der Schule auf 10, wer auf 2? Warum? Am Schluss kann gemeinsam reflektiert werden, wie die Beteiligten die Übung empfanden und was neu oder überraschend war. Außerdem kann nocheinmal herausgestellt werden, dass Räume in denen wir uns bewegen nie machtfreie Räume sind. Erst in der machtloseren Position bemerken wir oft, dass Macht hier eine Rolle spielt, wohingegen in der starken Position Macht oft unsichtbarer bleibt (vgl. Kapitel 6.2.3).

    7.5.3 Übung zu Diskriminierung

    Die folgende leicht modifizierte Übung ist Bestandteil des Statuentheaters nach Augusto Boal. Das Statutentheater ist eine Form des Theaters der Unterdrückten und bietet die Möglichkeit Unterdrückung zu analysieren und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Dies geschieht durch die Bildhaftigkeit und den geringen sprachlichen Aufwand auf eine leicht zugängliche Art.[425]

    Material: keines

    Dauer: je nach Gestaltung 20-60 min

    Alter: ab 12 Jahren

    Gruppengröße: beliebig viele, unterteilbar in Kleingruppen

    Ablauf:

    Die Jugendlichen werden aufgefordert über eine Situation nachzudenken, die sie erlebt, gesehen, gehört oder gelesen haben, (je nachdem, wie mitteilungsbereit die Jugendlichen über ihre eigenen Erlebnisse sind) und die sie als unfair empfunden haben. Es bietet sich an, hier nicht mit dem komplexen Begriff der Diskriminierung zu arbeiten, sondern eher von Fairness zu sprechen.[426] Nachdem kurz von den verschiedenen Erlebnissen berichtet wurde, sollen die Jugendlichen sich gemeinsam auf eine Situation einigen und dazu eine Statuengruppe bilden. Das bedeutet, jeder stellt sich in eine starre Position, in ein gemeinsames Bild. Wahlweise kann auch eine Person (z.B. die Person, die das unfaire Erlebnis erzählt hat) moderierend und gestaltend als Bildhauer_in wirken, der/die die Statuen gestaltet, formt und sie zueinander positioniert. Über dieses Bild kann nun ins Gespräch gekommen werden.

    Was seht ihr? Wie wirkt das auf euch? Wie geht es den einzelnen Personen im Bild? Wer hat Macht? Wer kann etwas verändern? Auch einzelne Personen im Bild können aufgefordert werden einen Satz in ihrer Position zu sagen oder ihre Position/ bzw. das Gefühl dazu kurz zu beschreiben. Nachdem die Situation gemeinsam betrachtet wurde, (dies muss auch kein langer Prozess sein) wird das Bild in ein Idealbild umgewandelt.

    Es soll ein faires Bild entstehen, eine Wunschvorstellung von dieser Situation. Dies kann wieder entweder gemeinsam oder mit dem/der Bildhauer_in geschehen. Dieses Bild wird ebenfalls kurz betrachtet, wieder können einzelne Personen oder Zuschauer_innen nach ihrem Gefühl befragt werden. Nun stellt sich die Herausforderung eines Übergangsbildes zwischen diesen beiden Bildern.

    Wie kann sich das unfaire Bild in das andere, faire Bild verwandeln? Was muss passieren? Es geht hier nicht um eine theoretische Diskussion oder eine rationale Analyse, sondern um eine bildliche Veränderung der Statuen. Wie müssen sich einzelne Statuen in ihrer Position, Mimik und Gestik verändern, damit das Idealbild entsteht? Gemeinsam kann ausprobiert werden, was zu dieser Veränderung beitragen könnte oder der/die Bildhauer_in wirkt gestaltend von außen.[427]

    Abschließend kann gefragt werden, wie alltagsrelevant diese Bilder sind und was dabei helfen könnte das Übergangsbild umzusetzen. Einerseits geht es bei dieser Übung darum Diskriminierung zu erkennen und zu verstehen. Die verschiedenen Machtpositionen drücken sich oft sehr klar in einer bildlichen Darstellung aus, z.B. in einer Körperhaltung oder in verschiedenen räumlichen Ebenen. Andererseits geht es darum die Handlungsmacht und die Möglichkeitsräume, die im Anti-Bias-Ansatz stark hervorgehoben werden, sichtbar zu machen und die Jugendlichen zur Handlung zu befähigen.



    [363] Ferchhoff 2013, S. 44

    [364] Vgl. ebd., S. 51

    [365] Vgl. Witte/Niekrenz/Sander 2013, S. 81

    [366] Vgl. Ferchhoff 2013, S. 57

    [367] Ebd., S. 50

    [368] Vgl. Albert/Hurrelmann/Quenzel 2010, S. 29; S. 46 ff

    [369] Vgl. Albert/Hurrelmann/Quenzel 2010, S. 16

    [370] Vgl. Müller 2002, S. 236

    [371] Prengel 2013, S. 46

    [372] Honneth 1994

    [373] Vgl. ebd., S. 153

    [374] Vgl. Honneth 1994, S. 176 f.

    [375] Vgl. ebd., S. 196 ff.

    [376] Vgl. Honneth 1994, S. 211

    [377] Prengel 2013, S. 60

    [378] Ebd., S. 62

    [379] Vgl. ebd.

    [380] Vgl. Möller 2002, S. 259

    [381] Vgl. Prengel 2013, S. 74

    [382] Vgl. Prengel 2013, S. 63 f.

    [383] Müller 2002, S. 241

    [384] Vgl. Habermas nach: Prengel 2013, S. 7

    [385] Himmelmann 2002, S. 64

    [386] Vgl. Henkenborg 2002, S. 113

    [387] Vgl. Scherr 2002, S. 35

    [388] Vgl. Müller 2002, S. 242 ff.

    [389] Prengel 2002, S. 207

    [390] Vgl. Prengel 2002, S. 203 ff.

    [391] Wright 2010, S. 39

    [392] Himmelmann hat innerhalb seines Ansatzes der Demokratie als Lebens-, Gesellschafts-, und Herrschaftsform sowie Demokratie als globales Projekt, Kompetenzstandards für Mündigkeit bzw. Demokratiefähigkeit formuliert, welche den allgemeinen Rahmen für Demokratie-Lernen bestimmen. Vgl. Himmelmann 2007, S. 52 ff.

    [393] Vgl. Himmelmann 2007, S. 43 ff.; S. 68

    [394] Vgl. AGJ 2010, S. 37 ff.

    [395] Vgl. Reinhardt 2007, S. 140 ff.

    [396] Vgl. Moser 2010. S. 156 ff; Schimpf/Leonhardt 2004, S. 35 ff.

    [397] Vgl. Schröder 1995, S. 16 f.; Moser 2010, S. 102 f.

    [398] Wright 2010, S. 39

    [399] Vgl. Von Schwanenflügel 2013, S. 91

    [400] Helsper/Lingkost 2002, S. 132 f.

    [401] Moser 2010, S. 238 f.

    [402] Vgl. Moser 2010, S. 233 f.

    [403] Vgl. ebd., S. 230 ff.

    [404] Ebd., S. 232

    [405] Vgl. Schmidt 2009, S. 71 ff.

    [406] Jaques Derrida in: Stepken 2007, S. 1 f.

    [407] Vgl. Stepken 2007, S. 1

    [408] Vgl. Gasch 2009, S. 17

    [409] Derman-Sparks nach Schmidt 2009, S. 68 f.

    [410] Sprachvielfalt sichtbar zu machen ist ein elementarer Bestandteil im Anti-Bias-Ansatz. Vgl. Gramelt 2010, S. 130 f.

    [411] Vgl. ebd., S. 55 ff.; Gasch 2009, S. 24 ff.

    [412] Vgl. Gramelt 2010, S. 206 ff.

    [413] Vgl. Stepken 2007, S. 2

    [414] Gasch 2009 , S. 21

    [416] Hier kann beispielshalber die natio-ethno-kulturelle Identität als Ausgangspunkt der jeweils (negativen) Stereotypisierung, besonders in Deutschland, genannt werden.

    [417] Vgl. Gramelt 2010, S. 127 ff.; Schmidt 2009, S. 71 ff.

    [418] Vgl. Schmidt 2009, S. 239

    [419] Bildhaftigkeit ist auch zu verstehen als Anschaulichkeit und Ausdrucksstärke. Vgl. Eisbär MediaGmbH/Kilz, http://synonyme.woxikon.de/synonymliste

    [422] Vgl. Johnstone 2006, S. 113 ff.

    [423] Vgl. Johnstone 2006, S. 57

    [424] Zuvor sollte mit den Jugendlichen der Begriff Status, beispielhaft durch eine Körperübung geklärt werden.

    [425] Vgl. Boal 1989, S. 241

    [426] Vgl. Gramelt 2002, S. 156 f.

    [427] Vgl. Boal 1989, S. 71 f.; S. 241 ff.

    8. Fazit und Ausblick

    In der vorliegenden Arbeit wird deutlich, dass Jugend unter gegenwärtigen Bedingungen eine kaum einheitlich zu beschreibende, sehr heterogene Gruppe ist, die ihre Identität und ein mögliches Lebenskonzept in einer pluralen und individualisierten Gesellschaft suchen muss. Die umfassende Tendenz zur Ökonomisierung aller Lebensbereiche deklariert Leistung und Erfolg zur Maxime und prägt stark die Anerkennungsbilanzen und Werthaltungen Jugendlicher, mit der Folge abwertender und menschenfeindlicher Einstellungen gegenüber vermeintlich Schwächeren. Machtvolle soziale Konstruktionen zu Migration und Klasse erschweren die Laufbahn betroffener Jugendlicher im formalen, vom Bildungsklassismus betroffenen deutschen Bildungssystem und konfrontieren sie mit offenen, wie subtilen Ausgrenzungen. Abwertungen, die Jugendliche selbst praktizieren, stehen neben weiteren sozialpsychologischen Erklärungen der GMF-Studien in einem deutlichen Zusammenhang mit der selbst erfahrenen Ausgrenzung, wie beispielsweise im Bildungssystem. Ausgrenzungsdynamiken sind in allen Bevölkerungsgruppen zu finden, auch in der Mitte der Gesellschaft. Angetrieben von einer leistungsorientierten Wirtschaft beeinträchtigen sie die Lebenschancen und Teilhabe vieler. Die darin zum Ausdruck kommenden Ideologien und vorurteilsbehafteten Vorstellungen, die fest und vielfältig in unserer Gesellschaft implementiert sind und damit jugendliches Aufwachsen prägen, sollten uns bewusst sein. Gerade der non-formale Bildungsbereich mit seiner größeren Flexibilität hat hier eine Verantwortung und die Chance, genannten Ungleichheiten, Vorstellungen und Ausgrenzungsdynamiken in alternativen Bildungssettings zu begegnen.

    Damit sollen keineswegs formale Bildungssysteme aus der Verantwortung entlassen werden. Natürlich bedarf es gesamtgesellschaftlicher Veränderungen im Sinne eines grundsätzlichen Werte- und Strukturwandels, um Ziele, wie die Inklusion tatsächlich umsetzen zu können.

    Im Bereich der Bildung kann eine Anti-Bias-Perspektive Pädagog_innen in besonderer Weise dazu befähigen, Ausgrenzungsdynamiken individuell und in der Gesellschaft zu verstehen, und sie somit sprach- und handlungsfähig in der Arbeit mit Jugendlichen machen.

    Unsere anfängliche Hoffnung, den Anti-Bias-Ansatz vielleicht sogar in Form eines methodischen Handbuches für die Jugendarbeit aufbereiten zu können, mussten wir aufgeben. Stattdessen wurden wir sensibel für die Bedeutung einer persönlichen Haltung und erkannten den Wert eher grundsätzlicher Prinzipien, wie beispielsweise Anerkennung und Partizipation, um Jugendlichen in ihrer vielfältigen, nach Autonomie suchenden jeweiligen Lebenssituation gerecht werden zu können. Der Anti-Bias-Ansatz hat uns tatsächlich in der Begegnung mit jugendlichen Ausgrenzungsdynamiken durch seine subjektorientierte, anerkennende und kritische Haltung und besonders durch sein emanzipatorisches Potenzial gerade in der Arbeit mit Jugendlichen unterstützt und bereichert. Im siebten Kapitel konnten wir unsere Fragestellung somit beantworten, wenn auch auf wesentlich andere Weise als anfangs von uns erwartet. Für die inhaltliche Entwicklung eines Manuals wäre die Heterogenität der Jugendlichengruppe ein kaum zu überwindendes Problem. Im Rahmen des Anti-Bias-Ansatzes ist gerade die Heterogenität der Gruppe eine gewünschte Voraussetzung, um eine vorurteilsbewusste Haltung zu entwickeln und einen konstruktiven Umgang mit Verschiedenartigkeit notwendig zu praktizieren. Natürlich werden wir uns weiterhin darum bemühen, Übungen zu finden, anzupassen und zu entwickeln, mit deren Hilfe sich die Grundprinzipien des Ansatzes fruchtbar operationalisieren lassen, so dass eine Art Methodenfundus entstehen könnte, aus dem man sich je nach Situation und Herausforderung flexibel bedienen kann.

    Es stellt sich uns die Frage, inwieweit der Anti-Bias-Ansatz nicht als Bildungskonzept, sondern als Organisationsprofil[428] im Sinne eines Gestaltungsrahmens zur Einführung von beispielsweise demokratischen Mitbestimmungsstrukturen der Jugendeinrichtung eine wichtige Bedeutung für Jugendliche erhalten könnte. Dies wäre bezogen auf Jugendliche in einem anderen Zusammenhang noch weiter zu entwickeln.

    Ein Thema, das ebenfalls noch einmal einer weiteren Bearbeitung bedarf und hier nicht ausreichend analysiert werden konnte, ist die jugendliche Lebenswelt der Medien: Wie könnte eine kritische, aktive Medienarbeit in Verbindung mit dem Anti-Bias-Ansatz aussehen?

    Bezug nehmend auf das Zitat am Anfang der Einleitung haben wir immer wieder erkannt, dass Jugendarbeiter_innen sich kreativ auf das gemeinsame rationale Nachdenken und das emotionale Empfinden in der Beziehung zu jedem/r einzelnen Jugendlichen einlassen müssen, um etwas bewirken zu können. „ Auch wenn [sie] es eilig haben.“[429]



    [428] Vgl. die Einteilung des Anti-Bias-Ansatzes nach Schmidt in Bildungskonzept, Organisationsprofil und pädagogische Haltung in Kapitel 6.

    [429] Reddy 2002, S. 49

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    10. Anhang

    Anmerkung der bidok-Redaktion: Der Anhang kann unter http://bidok.uibk.ac.at/download/anhang-oldenburg.pdf heruntergeladen werden.

    Quelle

    Bachelorthesis vorgelegt als Gruppenarbeit; Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin; Fachbereich BA Heilpädagogik; Erstgutachterin: Frau Prof. Dr. phil. Monika Schumann; Abgabedatum: 14.07.2014

    bidok - Volltextbibliothek: Erstveröffentlichung im Internet

    Stand: 15.11.2016

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