Vorurteile und Bewusstseinsbildung

Schlagwörter: Menschenrecht, Inklusion, Gleichberechtigung, Österreich, Barrierefreiheit, UN-Konvention
Textsorte: Artikel
Releaseinfo: Der Monitoring-Ausschuss Österreich hat eine Internet-Seite. Der Text ist von dieser Internet-Seite.
Copyright: © Monitoring-Ausschuss Österreich 2017

Inhaltsverzeichnis

Information zu diesem Text von bidok

Diesen Text haben wir von der Internet-Seite

des Monitoring-Ausschusses.

Der Monitoring-Ausschuss ist eine Gruppe von Menschen,

die überprüft, ob Österreich die UN-Regeln einhält.

Dieser Text ist eine Stellungnahme von 2017.

Das Thema ist:

Vorurteile und Bewusstseinsbildung.

Einige Wörter sind fett geschrieben.

Das sind schwere Wörter.

Die schweren Wörter werden im Wörterbuch erklärt.

Das Wörterbuch ist am Ende von dem Text.

Zusammenfassung

Viele Menschen haben Vorurteile

gegenüber Menschen mit Behinderungen.

Vorurteil bedeutet:

Ein Mensch beurteilt andere Menschen,

ohne wirklich etwas über diesen Menschen zu wissen.

Er hat eine falsche Meinung über diesen Menschen.

Zum Beispiel glauben manche Menschen,

dass Menschen mit Behinderungen

keine eigenen Entscheidungen treffen können.

Aber das stimmt natürlich nicht.

Albert Einstein war ein berühmter Wissenschaftler.

Er hat gesagt:

„Es ist einfacher, einen Atomkern zu spalten,

als ein Vorurteil.“

Er hat damit gemeint:

Wenn Menschen Vorurteile haben,

kann man sie fast nicht davon überzeugen,

dass diese nicht stimmen.

In der UNO-Konvention steht:

Menschen mit Behinderungen müssen

die gleichen Rechte haben

wie alle anderen Menschen.

Es ist besonders wichtig,

dass sie gleichberechtigt sind

und selbst über ihr Leben bestimmen können.

Aber das ist vielen Menschen noch nicht klar.

Viele Menschen unterscheiden zwischen

„normal“ und „nicht normal“.

Zum Beispiel glauben sie,

dass Menschen mit körperlichen Behinderungen

„nicht normal“ sind.

Sie glauben,

dass alle Menschen mit Behinderungen hilflos sind

und Schutz brauchen.

Aber sie nehmen die Wünsche und Entscheidungen

der Menschen mit Behinderungen

nicht wirklich ernst.

Diese falsche Meinung über Menschen mit Behinderungen

bemerkt man nicht nur im täglichen Leben.

Man bemerkt sie auch daran,

dass es viel zu wenige gute Gesetze und Regelungen

für Menschen mit Behinderungen gibt.

Diese falsche Meinung bemerkt man

überhaupt in allen Lebens-Bereichen.

Zum Beispiel:

  • Menschen mit Behinderungen haben schlechtere Möglichkeiten,wenn es um Schul-Bildung und Ausbildungen geht,

  • Menschen mit Behinderungen haben oft Probleme,wenn sie einen Arbeitsplatz suchen,

  • Menschen mit Behinderungen können oftnicht selbst entscheiden, wo sie wohnen,

  • Menschen mit Behinderungen können oftihre Freizeit nicht selbst gestalten,

  • sogar die eigene Familienimmt Menschen mit Behinderungen oft nicht ernst.

Diese falschen Meinungen über andere Menschen

sind in unserer Gesellschaft stark vorhanden.

Das betrifft nicht nur Menschen mit Behinderungen.

Es gibt zum Beispiel noch immer

Vorurteile gegenüber Frauen.

Seit über 100 Jahren kämpfen Frauen dafür,

dass sie mit den Männern gleichgestellt leben können.

Aber bis heute ist das nicht überall gelungen.

Wir dürfen diese Vorurteile auf keinen Fall zulassen.

Daran müssen wir ständig arbeiten.

Wir müssen den Menschen klar machen,

dass ihre Vorurteile falsch sind.

In der UNO-Konvention steht:

Die Regierung muss sich darum kümmern,

dass die Menschen weniger Vorurteile

gegenüber Menschen mit Behinderungen haben.

Es muss Aktionen und Programme geben,

damit alle Menschen die Fähigkeiten

der Menschen mit Behinderungen schätzen.

Alle Menschen müssen die Rechte und die Würde

der Menschen mit Behinderungen anerkennen.

Besonders wichtig dafür sind zum Beispiel

  • Programme für ganz Österreich und in den einzelnen österreichischen Bundesländern,

  • Schulungen,

  • richtige Berichte in den Medien,

  • mehr Möglichkeiten für Kontakte zwischen Menschen mit Behinderungen und Menschen ohne Behinderungen oder

  • mehr Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderungen.

Einleitung

Der Monitoring-Ausschuss hat am 18. Mai 2017

in Villach eine Sitzung abgehalten.

Jeder betroffene oder interessierte Mensch

hat zu dieser Sitzung kommen können.

Das Thema war:

„Vorurteile, falsche Vorstellungen

und was man dagegen tun kann.“

Es hat sehr viele Wortmeldungen

der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegeben.

Dieser Bericht hält sich vor allem

an diese Wortmeldungen.

Außerdem steht in diesem Bericht:

Was sagt der Monitoring-Ausschuss

zur Situation in Österreich?

Macht die Regierung genug,

damit es weniger Vorurteile

gegenüber Menschen mit Behinderungen gibt?

Am Anfang des Berichts steht genau,

was Vorurteile eigentlich sind.

Vor allem,

wenn es um Menschen mit Behinderungen geht.

Danach steht in diesem Bericht;

wie die UNO-Konvention

den Begriff „Behinderung“ versteht.

Der Bericht erklärt auch,

was in den Menschenrechten

zum Thema Behinderung steht.

Dann steht in dem Bericht,

wie es Menschen mit Behinderungen

bei uns wirklich geht.

Am Schluss des Berichts steht,

was in Österreich noch geschehen muss,

damit die Rechte der Menschen mit Behinderungen

eingehalten werden.

Der Monitoring-Ausschuss stellt fest,

dass in dem Bericht nicht alles steht,

was noch notwendig ist.

Was sind Vorurteile?

Vorurteile allgemein

Vorurteile sind:

Wenn Menschen andere Menschen einschätzen,

ohne dass sie wirklich viel über sie wissen.

Sie glauben, dass sie genau wissen,

wie bestimmte Menschen sind.

Zum Beispiel glauben Menschen mit Vorurteilen:

Menschen mit Lernschwierigkeiten

können niemals alleine wohnen.

Wenn man ein Vorurteil hat,

muss man nicht viel nachdenken.

Man glaubt einfach,

dass man alles über einen anderen Menschen weiß.

Dann kann man sich gleich entscheiden,

wie man mit diesem Menschen umgeht.

Das hat manchmal im Alltag einen Vorteil,

wenn man eine Situation schnell einschätzen muss.

Aber meistens machen das Menschen immer.

Sie denken nie darüber nach,

ob ihre Meinung überhaupt stimmen kann.

Viele Menschen mit Vorurteilen sind misstrauisch,

wenn sie bestimmten Menschen begegnen.

Das kann dazu führen,

dass ein Vorurteil tatsächlich zutrifft:

Wenn ich mich einer Person gegenüber misstrauisch verhalte,

wird diese Person darauf reagieren.

Dann kann es wirklich einen Grund

für das Misstrauen geben.

Wenn ich aber nicht sofort misstrauisch bin,

verhalten sich auch die anderen freundlicher.

Ohne Misstrauen können die Menschen

viel besser miteinander leben.

Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen

Bei uns haben viele Menschen die Vorstellung,

dass jeder Mensch bestimmte Fähigkeiten haben muss.

Zum Beispiel gehen, sehen oder sprechen.

Menschen müssen diese Fähigkeiten

in einer bestimmten Zeit erlernen.

Dann müssen sie ständig beweisen,

dass sie diese Fähigkeiten weiterhin haben.

Das gilt für alle Menschen.

Aber vor allem Menschen mit Behinderungen

sind davon betroffen.

Denn: Wenn jemand diese Fähigkeiten nicht hat,

gilt diese Person als „nicht normal“.

Diese Person ist für manche Menschen weniger wert

und gilt als „behindert“.

Nur wer bestimmte Dinge auf eine bestimmte Art macht,

gilt für viele Menschen als „normal“.

Das heißt:

Nur wer einen fähigen Körper hat, ist normal.

Alle Menschen sollen sich danach richten,

was ein „normaler“ Körper kann.

Manche Menschen vergleichen ihren Körper

mit dem Körper eines Menschen mit Behinderungen.

Dann können sie sagen:

„Ich bin normal und der andere ist nicht-normal.“

Dadurch sind sie sicher und beruhigt,

dass ihr Körper „normal“ ist.

Aber diese Menschen haben eben Vorurteile.

Sie glauben nur zu wissen,

dass Menschen mit Behinderungen

weniger Fähigkeiten haben.

Wenn viele Menschen solche Vorurteile haben,

hat das schlechte Folgen:

Die Menschen in einer Gesellschaft glauben,

dass sie etwas über Menschen mit Behinderungen wissen.

Sie glauben, dass Menschen mit Behinderungen

halt „so sind“.

Das heißt: Menschen mit Vorurteilen glauben,

dass alle Menschen mit Behinderungen gleich sind.

Es gibt einen wichtigen Punkt:

Viele Menschen glauben,

dass sie nur „dazugehören“,

wenn sie „normal“ sind.

Diese Menschen glauben,

dass sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden,

wenn sie nicht mehr „normal“ sind.

Sie haben Angst davor,

dass sie aus irgendeinem Grund

nicht mehr „normal“ sein könnten.

Menschen mit Behinderungen

erinnern viele Menschen an etwas:

Es kann jederzeit passieren,

dass man nicht mehr „normal“ ist.

Zum Beispiel durch einen Unfall.

Wenn diese Menschen

einen Menschen mit Behinderungen sehen,

reagieren sie oft mit Mitleid.

Manchmal schauen sie auch einfach weg.

Oder sie wollen nichts

mit Menschen mit Behinderungen

zu tun haben.

Manche Menschen hassen

Menschen mit Behinderungen sogar.

Immer wieder kommt es sogar zu Gewalt

gegen Menschen mit Behinderungen.

Das beginnt bei Beleidigungen oder Beschimpfungen.

Es gibt aber auch brutale körperliche Angriffe.

Manchmal werden Menschen sogar ermordet,

nur weil sie eine Behinderung haben.

Vorurteile führen oft zu einem Verhalten,

das Menschen mit Behinderungen

diskriminiert und erniedrigt.

Man merkt diese Vorurteile leider auch

in Gesetzen und Regelungen.

Das hat besonders schlechte Folgen,

wenn Vorurteile die Grundlage

von Regelungen werden.

Oft sind einzelne Extremfälle

das Vorbild für eine Regelung

für alle Menschen mit Behinderungen.

Zum Beispiel:

  • Es kommt vor, dass einzelne Menschen schlechte Entscheidungen für sich treffen. Zum Beispiel wegen einer psychischen Beeinträchtigung. Das alte Gesetz über die Sachwalterschaft hat gesagt: Jeder Mensch, dem so etwas passieren könnte, muss mit einer Sachwalterschaft leben.

  • Es kommt vor, dass einzelne Menschen in einer besonderen Situation einen anderen Menschen verletzen. Zum Beispiel wegen einer psychischen Beeinträchtigung. Im Gesetz steht: Alle Menschen, die so etwas tun könnten, müssen weggesperrt werden.

  • Viele Menschen glauben, dass Kinder mit Behinderungen in der Schule andere Kinder „stören“. Sie glauben, dass die Förderung von Kindern mit Behinderungen in der „normalen“ Schule nicht möglich ist. Deshalb soll es weiterhin Sonderschulen geben, in die nur Kinder mit Behinderungen gehen.

Wenn Vorurteile ein Gesetz beeinflussen,

ist das schlecht für alle Menschen

in unserer Gesellschaft.

Aber nicht nur das:

Es ist gegen die Menschenrechte.

Unsere Gesellschaft beurteilt Menschen

nicht nach dem, was sie sind.

Unsere Gesellschaft beurteilt Menschen oft

nach dem Vorurteil von vielen Menschen.

Dagegen müssen wir alle etwas unternehmen.

Wir müssen den Menschen klar machen,

dass ihre Vorurteile nicht stimmen.

Dieser Bericht versucht das zu erreichen.

So sieht die UNO-Konvention Menschen mit Behinderungen

Gesellschaftliche Idee von Behinderung

Die UNO-Konvention sagt:

Behinderung entsteht,

wenn es für Menschen mit Beeinträchtigungen Barrieren gibt.

Das können Stufen sein,

die für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer

ein großes Problem sind.

Das kann aber auch die falsche Meinung

von anderen Menschen sein.

Das heißt:

Jede Art von Barriere behindert Menschen

am gleichberechtigten Leben in unserer Gesellschaft.

Deshalb müssen wir diese Barrieren

vermeiden und beseitigen.

Jeder Mensch muss dabei helfen,

dass alle Menschen gleichberechtigt sind

und die gleichen Chancen haben.

Menschen mit Behinderungen und die Menschenrechte

Viele Menschen glauben,

dass es nur eine Freundlichkeit ist,

wenn man Menschen mit Behinderungen

nicht diskriminiert.

So ist das aber nicht.

Österreich hat die UNO-Konvention

im Jahr 2008 unterschrieben.

Deshalb ist es die Pflicht des Staates Österreich,

die Rechte der Menschen mit Behinderungen einzuhalten.

Zuständig dafür sind der Staat,

die einzelnen Bundesländer

und auch die Gemeinden.

Es muss zum Beispiel persönliche Assistenz geben.

Öffentliche Gebäude oder öffentliche Verkehrsmittel

müssen barrierefrei sein.

Menschen mit Behinderungen haben ein Recht

auf diese Dinge.

Sie müssen nicht darum bitten!

Der Staat muss die Menschen informieren

In der UNO-Konvention steht:

Der Staat muss dafür sorgen,

dass es weniger Vorurteile gegenüber

Menschen mit Behinderungen gibt.

Der Staat muss die Bevölkerung informieren,

dass Menschen mit Behinderungen

keine armen hilflosen Menschen sind.

Die Menschen müssen lernen,

dass Menschen mit Behinderungen

genauso viel können wie Menschen ohne Behinderungen.

Außerdem muss der Staat dafür sorgen,

dass Menschen mit Behinderungen erfahren,

welche Rechte sie haben.

Deshalb muss der Staat Österreich auch

die UNO-Konvention möglichst bekannt machen.

Soziale Barrierefreiheit

Soziale Barrieren sind zum Beispiel

falsche Meinungen und Vorurteile.

Zum Beispiel:

Kinder mit Behinderungen können oft

in keine „normale“ Schule gehen.

Viele Menschen trauen ihnen das nämlich nicht zu.

Das ist eine Barriere für die Bildung.

Dadurch haben Menschen mit Behinderungen

nie eine echte Chance,

gleichberechtigt in unserer Gesellschaft zu leben.

Inklusion, Partizipation und Selbstbestimmung

Inklusion, Partizipation und Selbstbestimmung

sind die 3 wichtigsten Punkte

in der UNO-Konvention.

  • Inklusion Inklusion heißt Einbeziehen. Damit ist gemeint, dass Menschen mit Behinderungen genauso in der Gesellschaft leben können wie Menschen ohne Behinderungen.

Alle Menschen in unserer Gesellschaft müssen die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben.

  • Partizipation Partizipation bedeutet „Mitwirkung an etwas“. Partizipation ist nur möglich, wenn Menschen auf Entscheidungen Einfluss nehmen können. Ihre eigene Meinung muss ernst genommen werden und Einfluss auf Entscheidungen haben.

  • Selbstbestimmung Selbstbestimmung bedeutet, dass jeder Mensch seine eigenen Entscheidungen treffen darf. Wichtig sind die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Niemand darf sich einmischen.

Nur wenn wir diese 3 Punkte einhalten,

kann es gleiche Chancen für alle Menschen geben.

Der Staat muss dafür sorgen,

dass Inklusion, Partizipation und Selbstbestimmung

für Menschen mit Behinderungen möglich sind.

Wie geht es Menschen mit Behinderungen in Österreich wirklich?

In den Menschenrechten steht genau,

welche Rechte Menschen mit Behinderungen haben.

Trotzdem erkennen viele Menschen in Österreich nicht,

dass Menschen mit Behinderungen

selbstbestimmt leben können.

Sie sehen nicht,

dass Menschen mit Behinderungen

einen guten Einfluss

auf unsere Gesellschaft haben.

Im Gegenteil:

Viel zu viele Menschen haben Vorurteile

und eine falsche Meinung

von Menschen mit Behinderungen.

Medizinische Idee von Menschen mit Behinderung

Unsere Gesellschaft richtet sich danach,

was für die meisten „normal“ ist.

Wenn ein Mensch nicht so ist,

gilt das als Nachteil.

Das führt zu verschiedenen Diskriminierungen.

Viele Menschen sind der falschen Meinung,

dass alle Menschen mit Behinderungen

bestimmte Eigenschaften haben.

Diese Menschen glauben zum Beispiel,

dass Menschen mit Behinderungen

  • schwach sind,

  • ständig Hilfe brauchen,

  • nicht selbstständig leben können

  • oder keine Verantwortung für ihr Leben übernehmen können.

Diese falsche Einschätzung

von Menschen mit Behinderungen

hat schlimme Folgen:

Viele Menschen nehmen Menschen mit Behinderungen

deshalb nicht ernst.

Diese Menschen verstehen nicht,

dass Menschen mit Behinderungen

das Recht auf Unterstützung

oder Barrierefreiheit haben.

Sie glauben, dass Leistungen

für Menschen mit Behinderungen

„halt Geschenke“ für sie sind.

Außerdem traut man Menschen mit Behinderungen

viel zu wenig zu.

Deshalb schreibt man Menschen mit Behinderungen

in allen Lebens-Bereichen vor,

wie sie leben sollen.

Menschen mit Behinderungen können deshalb

leider viele Dinge nicht selbst entscheiden.

Eigentlich müssten wir

auf die Bedürfnisse und Wünsche

von jedem einzelnen

Menschen mit Behinderungen eingehen.

Aber die medizinische Idee

erwartet etwas anderes:

Alle Menschen mit Behinderungen

sollen sich an das anpassen,

was angeblich „normal“ ist.

Menschen mit Behinderungen sollen möglichst unauffällig

zwischen den anderen Menschen leben.

Angst vor dem Unbekannten

Menschen haben dann Angst,

wenn sie nicht wissen,

wie sie sich verhalten sollen.

Wenn man nie gelernt hat,

wie man mit einer Situation umgeht.

Bei uns haben viele Menschen

fast keinen Kontakt

zu Menschen mit Behinderungen.

Menschen mit Behinderungen

  • gehen in eigene Schulen,

  • wohnen und arbeiten in eigenen Einrichtungen

  • und haben kaum Zugang zu Freizeit-Aktivitäten.

Also begegnen sich Menschen mit Behinderungen

und Menschen ohne Behinderungen kaum.

Deshalb haben viele Menschen

völlig falsche und abwertende Meinungen

über Menschen mit Behinderungen.

Menschen mit Behinderungen sind für sie

etwas „Unbekanntes“.

Und vor dem Unbekannten haben Menschen Angst.

Die Menschen müssen

den Umgang miteinander lernen.

Aber es gibt sehr wenige Möglichkeiten,

dass sich Menschen mit Behinderungen

und Menschen ohne Behinderungen

im Alltag begegnen.

Deshalb bleibt es bei dem Gefühl

von Unsicherheit und Angst.

Wenn Menschen Angst haben,

wollen sie dem Grund für die Angst

aus dem Weg gehen.

Das führt dazu,

dass viele Menschen ohne Behinderungen

nichts mit Menschen mit Behinderungen

zu tun haben wollen.

Dadurch werden Menschen mit Behinderungen

immer wieder aus unserer Gesellschaft ausgeschlossen.

Viele Menschen haben aber nicht nur

Angst vor dem Kontakt

mit Menschen mit Behinderungen.

Sie haben auch Angst davor,

irgendwann selber nicht mehr „normal“ zu sein.

Sie haben Angst davor,

dass sie dann selber nicht mehr dazugehören.

Bewertung von Menschen mit Behinderungen

Unsere Gesellschaft teilt Menschen danach ein,

was die meisten Leute für „normal“ halten.

Das führt dazu,

dass es Einstufungen für ganze Gruppen

von Menschen mit Behinderungen gibt.

Das ist eine Diskriminierung,

weil es einzelne Menschen bewertet.

Es kommt zu einer Einteilung

in „normal“ und „nicht normal“.

Beispiel für diskriminierende Einteilungen:

  • Menschen mit Behinderungen gelten sehr oft als „arbeitsunfähig“.

  • Viele Kinder mit Behinderungen müssen in Sonderschulen gehen.

  • Es gibt den „Grad der Behinderung“. Menschen werden dabei eingeteilt, „wie behindert“ sie sind.

  • Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen werden von Ärztinnen und Ärzten nach bestimmten Krankheiten eingeteilt.

Keine eigenen Entscheidungen

Eine weit verbreitete Meinung ist:

Menschen mit Behinderungen können

überhaupt keine Verantwortung

für ihr Leben übernehmen.

Deshalb lässt man sie sehr oft

keine eigenen Entscheidungen treffen.

Viele Menschen glauben:

Ich weiß besser,

was für Menschen mit Behinderungen gut ist,

als diese Menschen selbst.

Das hat Folgen in allen Lebens-Bereichen.

Zum Beispiel

  • dürfen Menschen mit Behinderungen oft nicht selbst Verträge abschließen,

  • bekommen Menschen mit Behinderungen oft gegen ihren Willen medizinische Behandlungen,

  • dürfen Menschen mit Behinderungen oft nicht selbst entscheiden, wo sie wohnen,

  • dürfen Menschen mit Behinderungen oft nicht selbstständig arbeiten,

  • werden Menschen mit Behinderungen schon als Kinder ausgeschlossen, weil sie in Sonderschulen gehen müssen,

  • werden auch erwachsene Menschen mit Behinderungen zu Hause oft wie kleine Kinder behandelt,

  • werden Menschen mit Behinderungen von der Gesellschaft nicht ernst genommen.

Dazu kommt ein wichtiger Punkt:

Die meisten Menschen wissen nicht,

wie sie richtig mit Menschen mit Behinderungen

umgehen sollen.

Das betrifft vor allem Menschen mit Lernschwierigkeiten

und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.

Das führt zu besonderen Schwierigkeiten,

zum Beispiel bei medizinischen Behandlungen

oder bei Behörden.

Viele Menschen haben keinen Respekt

vor Menschen mit Behinderungen.

Oder sie kommen ihnen viel zu nahe,

auch wenn das ein Mensch mit Behinderungen nicht will.

Beispiele:

  • Manche Menschen behandeln Menschen mit Behinderungen wie Kinder. Zum Beispiel sagen sie automatisch „du“. Oder sie streicheln ihnen einfach so über den Kopf.

  • Manche Menschen reden nur mit der Begleitperson und nicht mit dem Menschen mit Behinderungen selbst.

  • Manche Menschen ignorieren Menschen mit Behinderungen einfach.

Sexualität ist oft nicht erlaubt

Dass viele Leute

Menschen mit Behinderungen nicht ernst nehmen,

betrifft auch Sexualität und Partnerschaft.

Es gibt sehr oft die falsche Meinung,

dass Menschen mit Behinderungen

nicht über diese Lebens-Bereiche entscheiden können.

Viele Menschen sagen auch:

Menschen mit Behinderungen wollen sowieso keinen Sex haben.

Aber das stimmt natürlich nicht.

Deshalb hat diese falsche Meinung

schlimme Folgen für Menschen mit Behinderungen:

Sie können ihre Sexualität meistens

nicht so ausleben wie andere Menschen.

Besonders schlimm ist das

in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen.

Es gibt noch eine Gefahr:

Es gibt noch immer die Möglichkeit,

dass Menschen gegen ihren Willen

Schwangerschafts-Verhütung machen müssen.

Oder sogar gegen ihren Willen

unfruchtbar gemacht werden,

damit sie keine Kinder bekommen können.

Das betrifft vor allem Menschen mit Lernschwierigkeiten

und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.

Vor allem Frauen mit Behinderungen

sind öfter Opfer von sexueller Gewalt

als Frauen ohne Behinderungen.

Ein Grund dafür ist:

Niemand spricht mit ihnen über Sex.

Deshalb lernen sie auch nicht,

wie sie sich gegen sexuelle Gewalt wehren können.

Expertinnen und Experten in eigener Sache

Jeder Mensch kann selbst am besten beurteilen,

was für ihn gut ist.

Jeder Mensch kann selbst am besten sagen,

was er für ein gutes Leben braucht.

Das heißt:

Jede Person ist Expertin oder Experte

in eigener Sache.

Aber wenige Menschen nehmen

Menschen mit Behinderungen ernst.

Deshalb können Menschen mit Behinderungen

ihr Leben und ihre Umgebung

oft nicht selbstbestimmt gestalten.

Viel zu wenige Menschen glauben,

dass die betroffenen Menschen

Expertinnen und Experten in eigener Sache sind.

Deshalb wird dieses Wissen auch nicht genutzt.

Die Menschen sprechen über Menschen mit Behinderungen

und nicht mit Menschen mit Behinderungen.

Das betrifft vor allem Menschen mit Lernschwierigkeiten

und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.

Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen

Es gibt die verbreitete Meinung,

dass Menschen mit Behinderungen

in eigenen Einrichtungen

„am besten aufgehoben“ sind.

Also gibt es weiterhin Einrichtungen,

in denen Menschen mit Behinderungen

getrennt von anderen Menschen leben müssen.

Sie werden vom Leben in der Gesellschaft ausgeschlossen.

Das fängt schon bei Kindern mit Behinderungen an.

Oft müssen diese Kinder

in eigene Kindergärten oder Sonderschulen gehen.

Damit haben die betroffenen Menschen

auch später im Leben fast keine Chance mehr,

ein Leben mit den anderen zu führen.

Zum Beispiel bekommen Menschen mit Behinderungen

nur schwer einen Arbeitsplatz.

Menschen mit Behinderungen sind viel öfter arbeitslos

als Menschen ohne Behinderungen.

Viele Menschen glauben nämlich noch immer,

dass die Arbeit von Menschen mit Behinderungen

wenig oder sogar nichts wert ist.

Vor allem Menschen mit Lernschwierigkeiten

und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen

müssen oft in betreuten Werkstätten arbeiten.

Dort bekommen sie fast kein Geld für ihre Arbeit

und haben auch keine Versicherung.

Auch beim Wohnen gibt es Ausgrenzung.

Viele Menschen mit Behinderungen

müssen in größeren Einrichtungen

oder in Pflegeheimen wohnen.

Einfach, weil es bewusst zu wenige

passende Wohn-Möglichkeiten gibt.

Andererseits behaupten manchen Menschen,

dass sich Menschen mit Behinderungen

Geld und Wohnmöglichkeiten „schenken“ lassen

und nichts dafür tun wollen.

Das ist natürlich eine besondere Gemeinheit:

Es gibt bei der Bildung und im Arbeits-Leben

sehr viel Diskriminierung.

Deshalb haben Menschen mit Behinderungen

viel weniger Chancen.

Egal, wie sehr sie sich bemühen.

Ausgrenzung als Lösungs-Vorschlag

Wenn Menschen Angst vor anderen Menschen haben,

wollen sie nichts mit ihnen zu tun haben.

Deshalb kommt es zur Ausgrenzung

von Menschen mit Behinderungen.

Menschen mit Lernschwierigkeiten

und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen

müssen besonders darunter leiden.

Vor allem Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen

gelten oft als „unberechenbar, gefährlich und gewalttätig“.

Viele Menschen glauben,

diese Menschen können sowieso

keine vernünftigen Entscheidungen für ihr Leben treffen.

Ein besonderes Problem gibt es bei

Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen,

die eine Strafe wegen Gewalttätigkeit bekommen haben.

Diese Menschen kommen in den Maßnahmen-Vollzug.

Das heißt für diese Menschen:

Sie müssen oft auch in Straf-Anstalten bleiben,

obwohl ihre Gefängnis-Strafe

eigentlich schon vorbei ist.

Sie müssen solange in der Anstalt bleiben,

bis eine Ärztin oder ein Arzt der Meinung ist,

dass sie „nicht mehr gefährlich“ sind.

Die Bevölkerung und die Politik

wollen diese Menschen

für immer aus der Gesellschaft entfernen.

Das ist natürlich gegen die Menschenrechte.

Es geht dabei nur um Sicherheit und Angst.

Ein Problem haben alle Menschen

mit psychischen Beeinträchtigungen:

Behandlung gibt es für diese Menschen

in Österreich nur in Krankenhäusern.

Verstärkung durch die Medien

Was die Medien sagen,

hat großen Einfluss

auf die Meinung der Menschen.

Vor allem dann,

wenn Menschen keine persönlichen Erfahrungen

mit Menschen mit Behinderungen haben.

Auch die sozialen Medien

spielen dabei eine große Rolle.

Vor kurzem hat man sich angeschaut,

wie die Medien Menschen mit Behinderungen darstellen.

Dabei ist folgendes herausgekommen:

Menschen mit Behinderungen kommen

in vielen Medien selten vor.

Wenn sie doch vorkommen,

gibt es oft nur eine einseitige Meinung über sie.

Es gibt zwischen verschiedenen Medien

große Unterschiede.

Aber in den die meisten Medien

kommen Menschen mit Behinderungen

als Opfer oder Superheldinnen und Superhelden vor.

Das heißt: Die Medien haben

  • entweder Mitleid mit den „armen Behinderten“

  • oder bewundern Menschen mit Behinderungen,weil sie „trotz ihrer Behinderungen“ ein Leben führen.

Die Medien berichten allgemein sehr viel

über Gewalt-Verbrechen.

Als Grund für die Tat geben sie oft an,

dass die Täterin oder der Täter angeblich

eine psychische Beeinträchtigung hat.

Sie denken dabei aber nicht daran,

dass nicht alle Menschen

mit einer psychischen Beeinträchtigung

automatisch gewalttätig sind.

Es gibt in den Medien kaum sachliche Berichte

über den Alltag von Menschen mit Behinderungen.

So etwas verkauft sich nicht so gut.

Besser verkaufen sich Geschichten

über berühmte Personen oder

Sportlerinnen und Sportler mit Behinderungen.

Wenn die Medien über

Menschen mit Behinderungen berichten,

geht es meistens nur um die Behinderungen.

Es spielt keine Rolle,

welche Fähigkeiten der Mensch mit Behinderungen hat.

Die Berichte wollen oft erreichen,

dass Menschen Mitleid

mit Menschen mit Behinderungen bekommen.

Ganz nach dem Motto:

„Für Spenden braucht es Mitleid“.

Wenn die Medien Menschen mit Behinderungen

auf dieser Art zeigen,

werden die Vorurteile der Menschen nur größer.

Wir wollen auch auf einen weiteren Punkt hinweisen:

Im Österreichischen Fernsehen gibt es viel zu wenig

Übersetzung in Gebärden-Sprache.

Bei den Privatsendern ist es noch viel schlechter.

Österreich liegt damit weit hinter den Vorgaben

von anderen Ländern.

Zum Beispiel gibt es

in Großbritannien oder den USA

viel mehr Übersetzungen in Gebärden-Sprache.

Mehrfache Diskriminierungen

Vor allem Frauen und Mädchen mit Behinderungen

leiden oft unter mehreren Arten von Diskriminierung:

Sie werden diskriminiert,

weil sie weiblich sind und eine Behinderung haben.

Viele Menschen glauben nämlich auch,

dass Frauen schwach sind, nichts zu sagen haben

und abhängig von Männern sind.

Deshalb betreffen Vorurteile und Barrieren

Frauen und Mädchen mit Behinderungen besonders.

Frauen und Mädchen mit Behinderungen

sind in fast allen Lebens-Bereichen schlechter gestellt.

Und zwar schlechter als Menschen ohne Behinderungen

und noch schlechter als Männer mit Behinderungen.

Frauen und Mädchen mit Behinderungen

  • haben weniger Bildungs-Möglichkeiten,

  • sind öfter arbeitslos und

  • sind öfter Opfer von Gewalt.

Es gibt auch noch andere Gruppen von Menschen,

die aus mehreren Gründen diskriminiert werden.

Zum Beispiel

  • Flüchtlinge mit Behinderungen,

  • homosexuelle Menschen mit Behinderungen,

  • ältere Menschen mit Behinderungen.

Kinder, deren Eltern aus einem anderen Land kommen,

kommen öfter in Sonderschulen.

Das gilt auch für Kinder von Roma und Sinti.

Roma und Sinti sind Volksgruppen,

die in Europa seit langer Zeit

schlecht behandelt werden.

Früher hat man sie verächtlich „Zigeuner“ genannt.

Was muss in Österreich geschehen?

Artikel 8 der UNO-Konvention

Im Artikel 8 der UNO-Konvention steht genau,

was der Staat tun muss,

um Vorurteile und Diskriminierung zu bekämpfen.

Im Artikel 8 stehen Maßnahmen,

damit Menschen mit Behinderungen

in Würde leben können

und ihre Rechte eingehalten werden.

Beispiele für Maßnahmen:

  • Es muss Aktionen geben. Diese Aktionen müssen den Menschen eindeutig klar machen: Menschen mit Behinderungen haben die gleichen Rechte und Fähigkeiten, wie alle anderen Menschen auch.

  • In den Kindergärten und Schulen müssen schon die kleinsten Kinder Kontakt mit Kindern mit Behinderungen haben. Dadurch gibt es später weniger Angst und Vorurteile.

  • Die Medien haben eine große Verantwortung. Sie müssen so über Menschen mit Behinderungen berichten, wie diese wirklich sind. Nämlich ganz „normale“ Menschen.

  • Es muss Schulungen für die ganze Bevölkerung geben, welche Rechte Menschen mit Behinderungen haben.

Es geht im Artikel 8 der UNO-Konvention

vor allem um Folgendes:

Die Menschen müssen lernen,

welche Rechte und Fähigkeiten

Menschen mit Behinderungen haben.

Der Staat muss es fördern,

dass die Bevölkerung

Menschen mit Behinderungen positiv

und respektvoll sieht.

Die UNO zeigt in einem Bericht,

was in Österreich nicht geschieht.

Die UNO empfiehlt,

dass es Maßnahmen und Aktionen gibt,

bei denen Menschen mit Behinderungen mitarbeiten.

Diese Maßnahmen und Aktionen sollen zeigen,

dass Menschen mit Behinderungen

nicht hilflos und schutzbedürftig sind.

Es soll allen Menschen klar sein,

dass Menschen mit Behinderungen Rechte haben.

Die Aktionen gegen Vorurteile sollen gemeinsam

mit Organisationen von Menschen mit Behinderungen entstehen.

Zusammenarbeit des Staates Österreich mit den einzelnen Bundesländern

In Österreich gelten nicht überall alle Gesetze gleich.

Es gibt Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Die Regierungen der Bundesländer

können bestimmte Dinge so regeln,

wie sie wollen.

Das ist oft ein Hindernis,

wenn es Maßnahmen für ganz Österreich geben soll.

Man kann die Menschen aber nur überzeugen,

wenn es Maßnahmen für ganz Österreich gibt.

Man kann aber keine Maßnahmen

für ganz Österreich planen,

wenn es für jedes Bundesland und den Staat

eigene Pläne geben muss.

Außerdem sind verschiedene Stellen

für bestimmte Gruppen

von Menschen mit Behinderungen zuständig.

Für manche Menschen ist der Staat zuständig,

für andere das Bundesland.

Das zeigt gut,

dass Menschen mit Behinderungen

nicht selbst über ihr Leben bestimmen dürfen.

Es muss Aktionen für ganz Österreich geben,

die den Menschen klar machen,

welche Rechte und Fähigkeiten

Menschen mit Behinderungen haben.

Der Nationale Aktionsplan – NAP

Die österreichische Regierung

hat einen Plan gemacht.

In diesem Plan steht,

was Österreich in den Jahren 2012 bis 2020

für Menschen mit Behinderungen tun muss.

Dieser Plan soll dabei helfen,

dass die UNO-Konvention über die Rechte

von Menschen mit Behinderungen

in Österreich eingehalten wird.

Dieser Plan heißt Nationaler Aktionsplan.

Die Abkürzung ist NAP.

Aber was im diesem Plan steht,

reicht bei weitem nicht aus.

Die Maßnahmen im NAP werden nicht ausreichen,

dass die Bevölkerung

Menschen mit Behinderungen richtig sieht und behandelt.

Durch den NAP allein wird es nicht dazu kommen,

dass die Forderungen der UNO-Konvention

auch wirklich umgesetzt werden.

Es muss Maßnahmen geben,

bei denen alle wichtigen Stellen des Staates mitarbeiten.

Es muss ständig etwas passieren,

damit die Menschen anders

über Menschen mit Behinderungen denken.

Und es muss überall etwas passieren,

„vom Wirtshaus bis ins Parlament“.

Außerdem muss es ständig Überprüfungen geben,

ob die einzelnen Maßnahmen erfolgreich sind.

Der Staat muss immer wieder überprüfen,

ob die Bevölkerung Menschen mit Behinderungen

nach einer Maßnahme anders sieht.

Nur so kann man feststellen,

ob es Fortschritte und Veränderungen gibt.

Diese Erkenntnisse kann man dann

für neue Maßnahmen nutzen.

Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in allen Bereichen

Menschen mit Behinderungen sollen

überall in der Gesellschaft und in allen Lebens-Bereichen

gleichgestellt leben können.

Das betrifft alle wichtigen Stellen des Staates Österreich.

Wenn es zum Beispiel Maßnahmen

für Mädchen mit Behinderungen geben soll,

ist das Frauen-Ministerium zuständig.

Es herrscht aber die Meinung,

dass Menschen mit Behinderungen allgemein

im Sozial-Ministerium „am besten aufgehoben sind“.

Das ist aber völlig falsch.

Dagegen müssen wir etwas unternehmen.

Um das zu erreichen,

müssen wir Disability-Mainstreaming verwenden.

Das ist ein englischer Begriff.

Man spricht ihn so aus: Disabiliti Mehnstrieming.

Das heißt:

In allen Bereichen der Gesellschaft

müssen Menschen mit Behinderungen

gleichgestellt leben können.

Dazu müssen sich die Politik

und die ganze Bevölkerung

richtig verhalten.

Wir müssen bei jeder Entscheidung überlegen:

Ist sie gut oder schlecht

für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen?

Vor allem eins ist dabei wichtig:

Menschen mit Behinderungen müssen immer beteiligt sein!

Verantwortung der Medien

Es hat eine Arbeits-Gruppe gegeben,

die das Amt des Bundeskanzlers

ins Leben gerufen hat.

Diese Arbeits-Gruppe hat eine Internet-Seite

für barrierefreie Medien gemacht.

Dort stehen Tipps und Regeln,

wie Medien berichten müssen,

damit sie niemanden diskriminieren.

Das ist die Adresse der Internet-Seite:

www.barrierefreiemedien.at

Es ist grundsätzlich sehr gut,

wie diese Arbeits-Gruppe gearbeitet hat.

Sie hat sehr gute Ergebnisse abgeliefert.

Eins muss aber klar sein:

Die Arbeits-Gruppe darf

keine einmalige Aktion gewesen sein.

Die Medien und die Politik

müssen die Ergebnisse ernst nehmen.

Die Ergebnisse müssen dazu führen,

dass sich die Medien richtig verhalten.

Das müssen wir überprüfen:

In einiger Zeit müssen wir nachschauen,

ob sich die Medien auf Dauer anders verhalten.

Auch die Ausbildung der Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter von Medien muss besser werden.

Die Internet-Seite der Arbeits-Gruppe

muss allgemein bekannt werden.

Und die Medien müssen sie auch wirklich verwenden.

Vor allem die Medien,

die sehr viele Leute erreichen, sind wichtig.

Sie haben eine große Verantwortung,

welche Informationen die Menschen

über Menschen mit Behinderungen bekommen.

Richtige Informationen sind sehr wichtig,

damit die Menschen erfahren,

wie sie mit Menschen mit Behinderungen umgehen sollen.

Sehr wichtig ist auch:

Es müssen viel mehr Menschen mit Behinderungen

direkt bei den Medien arbeiten.

Außerdem müssen die Wünsche

der Menschen mit Behinderungen

in den Medien öfter vorkommen.

Aber das soll nicht zusammen

mit Spendenaufrufen geschehen!

Spendenaufrufe vermitteln den Menschen

ein falsches Gefühl.

Nämlich, dass Menschen mit Behinderungen

hilflose Menschen sind,

die dringend ein bisschen Geld zum Leben brauchen.

Vorbereitung von neuen Gesetzen

Neue Gesetze sind nicht immer erfolgreich.

Die Menschen müssen auch verstehen,

warum ein neues Gesetz wichtig ist.

Wenn es ein neues Gesetz

für Menschen mit Behinderungen gibt,

muss man den Menschen vorher erklären,

warum das wichtig ist.

Die Menschen müssen erfahren,

was Menschen mit Behinderungen brauchen,

damit sie selbstbestimmt leben können.

Leider gibt es diese Information oft nicht.

Menschen verhalten sich aber

meistens nicht viel anders,

nur weil es neues Gesetz gibt.

Ein typisches Beispiel ist das

Bundes-Behinderten-Gleichstellungsgesetz.

In diesem Gesetz stehen viele Vorgaben,

damit es keine Diskriminierungen mehr gibt.

Aber viele Leute halten sich nicht an das Gesetz.

Die Diskriminierungen gibt es also trotzdem noch.

Zum Beispiel wissen viele Leute noch immer nicht,

wie man Gebäude barrierefrei baut.

Gesetze sind wichtig.

Aber man muss die Menschen auch darüber informieren.

Richtige Verwendung von Geld

Geld vom Staat oder von den Bundesländern

muss richtig verwendet werden.

Das steht auch in den Menschenrechten.

Zum Beispiel darf man Förder-Geld nur verwenden,

wenn damit barrierefreie Sachen gemacht werden

und es dadurch keine Diskriminierungen gibt.

Wichtig ist:

Es muss genug Überprüfungen geben,

ob das auch eingehalten wird.

Es ist in vielen Bereichen wichtig,

dass der Staat oder die Bundesländer

Geld nur für barrierefreie und

nicht-diskriminierende Projekte auszahlt.

Inklusion in allen Lebens-Bereichen

Menschen müssen lernen,

wie sie miteinander umgehen sollen.

Das geht nur,

wenn sie sich regelmäßig begegnen.

Menschen mit Behinderungen und

Menschen ohne Behinderungen

begegnen einander aber viel zu selten.

Viele Menschen ohne Behinderungen

haben deshalb oft eine Vorstellung

von Menschen mit Behinderungen,

die ganz falsch ist.

Dadurch entstehen Ängste und Vorurteile.

Es ist also notwendig,

dass Menschen mit Behinderungen

und Menschen ohne Behinderungen

ständig Kontakt miteinander haben.

Dazu ist eines sehr wichtig:

Die Umgebung muss inklusiv sein.

Für Menschen mit Behinderungen muss es möglich sein,

Kontakt zu anderen Menschen zu haben.

Da fängt schon damit an,

dass es keine eigene Kindergärten oder Schulen

für Kinder mit Behinderungen geben darf.

Alle Kinder müssen gemeinsam in die Schule gehen.

Dann ist der Umgang miteinander

für alle von klein auf selbstverständlich.

Eine wichtige Voraussetzung dafür ist,

dass alle Gebäude barrierefrei gebaut sind.

Stärkere Selbstbestimmung

Es muss auch Maßnahmen

für die Menschen mit Behinderungen selbst geben.

Menschen mit Behinderungen müssen lernen,

wie sie sich selbst als starke und gute Menschen sehen.

Das betrifft vor allem Frauen und Mädchen mit Behinderungen.

Es muss den Menschen klar sein:

Frauen und Mädchen mit Behinderungen

bestimmen selber über ihr Leben

und sie haben Rechte.

Es muss mehr Möglichkeiten geben,

dass Frauen und Mädchen mit Behinderungen

miteinander in Kontakt kommen können.

Es muss Interessens-Vertretungen geben,

die Frauen und Mädchen mit Behinderungen

selbst steuern.

Außerdem müssen Menschen mit Behinderungen

bei allen Überlegungen beteiligt sein,

die sie betrifft.

Sie müssen mitentscheiden können,

wenn es zum Beispiel ein neues Gesetz gibt.

Menschen mit Behinderungen

müssen auch mitentscheiden können,

welche Unterstützungs-Angebote es für sie gibt.

Es gibt noch einen sehr wichtigen Punkt:

Alle Menschen müssen erfahren,

was in den Menschenrechten steht.

Das gilt für Menschen mit Behinderungen

und Menschen ohne Behinderungen.

Es muss Schulungen und Trainings für Menschen geben,

die mit Menschen mit Behinderungen zu tun haben.

Zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte,

Lehrerinnen und Lehrer

oder Beamtinnen und Beamte.

Verständliche Sprache

Es gibt leider einige Menschen,

die leicht verständliche Sprache ablehnen.

Diese Menschen glauben zum Beispiel,

dass leichte Sprache dazu führt,

dass die Leute dadurch dumm gemacht werden.

Aber das ist natürlich nicht richtig.

Barrierefreie Information ist sehr wichtig,

damit möglichst viele Menschen

wichtige Informationen auch verstehen.

Wörterbuch

Barriere

Barrieren sind Hindernisse,

die es Menschen schwer machen, etwas zu tun.

Für Menschen mit Behinderungen

gibt es viel mehr Barrieren,

als für Menschen ohne Behinderungen.

Zum Beispiel:

Wenn ein Mensch im Rollstuhl sitzt,

sind Stufen eine Barriere,

weil dieser Mensch nicht selbstständig

in ein Gebäude kann.

Oder wenn ein Mensch mit Lernschwierigkeiten

nicht gut lesen kann,

ist ein schwieriger Text eine Barriere.

Der Mensch kommt nicht selbstständig

zu den Informationen im Text.

barrierefrei, Barrierefreiheit

Barrierefreiheit bedeutet,

dass jeder Mensch ungehindert

überallhin gelangen kann

und alles ungehindert nutzen kann.

Zum Beispiel können im barrierefreien Internet

alle Menschen gut zu Informationen kommen.

Oder ein Gebäude ist so gebaut,

dass Menschen im Rollstuhl

selbstständig hineinkönnen.

Bundesländer

Österreich besteht aus 9 Bundesländern:

Wien, Niederösterreich, Oberösterreich,

Salzburg, Steiermark, Burgenland,

Kärnten, Tirol, Vorarlberg.

Alle Bundesländer zusammen

bilden den Staat Österreich.

Jedes Bundesland hat eine eigene Landesregierung

und auch eigene Behörden.

Gebärden-Sprache

Gebärden-Sprache ist die Muttersprache

von gehörlosen Menschen.

Bei der Gebärden-Sprache macht man Zeichen.

Diese Zeichen heißen „Gebärden“.

Mit einer Gebärde zeigt man ein Wort.

Gebärden macht man meistens mit der Hand.

Inklusion, inklusiv

Inklusion heißt einbeziehen.

Damit ist gemeint,

dass Menschen mit Behinderungen

alle Lebensbereiche mit gestalten können.

Menschen mit Behinderungen müssen

genauso in der Gesellschaft leben können,

wie Menschen ohne Behinderungen.

Alle Menschen in unserer Gesellschaft müssen

die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben.

Menschenrechte

Menschenrechte sind Regeln,

die für alle Menschen

auf der ganzen Welt gelten sollten.

Damit sollen die Würde und die Rechte der Menschen

bewahrt bleiben.

Die Würde eines Menschen wird zum Beispiel verletzt,

wenn er nichts zu essen hat

oder nicht medizinisch versorgt wird.

Zum Beispiel steht in den Menschenrechten:

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde

und Rechten geboren.“

Monitoring-Ausschuss

Monitoring bedeutet „überwachen“.

Ein Ausschuss ist eine Gruppe von Menschen,

die sich mit einem bestimmten Thema gut auskennt

und gemeinsam daran arbeitet.

Ein Monitoring-Ausschuss

ist also eine Gruppe von Menschen,

die etwas überwacht.

Dieser Monitoring-Ausschuss überwacht,

dass die Gesetze für Menschen mit Behinderungen

eingehalten werden.

Politik, Politikerinnen und Politiker

Politik nennt man

Gespräche und Entscheidungen

über das Zusammenleben der Menschen.

Die Politik entscheidet über Regeln

für das Zusammenleben der Menschen.

Politikerinnen und Politiker

vertreten dabei die Bürgerinnen und Bürger.

Sie werden von der Bevölkerung gewählt

und sollen Lösungen für Probleme finden.

Psychische Beeinträchtigung

Bei einer psychischen Beeinträchtigung

haben Personen Probleme mit ihren Gefühlen.

Diese Personen sind zum Beispiel

oft sehr traurig oder haben oft große Angst.

Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen

erleben Situationen anders

und verhalten sich oft anders

als Menschen ohne psychische Beeinträchtigung.

Zum Beispiel fühlen, denken und handeln

Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen

oft anders als Menschen ohne psychische Beeinträchtigung.

Sachwalterinnen oder Sachwalter Sachwalterschaft

Sachwalterinnen oder Sachwalter sind Personen,

die Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Behinderungen

oder Menschen mit psychischen Erkrankungen

bei bestimmten Dingen helfen.

Zum Beispiel:

  • wenn jemand Hilfe bei finanziellen Angelegenheiten braucht,

  • wenn jemand einen Vertrag machen muss,

  • oder wenn jemand zu einer Behörde muss.

Aber die Sachwalterin oder der Sachwalter

darf sich nicht in alle Dinge

im Leben dieser Person einmischen.

Es gibt jetzt ein neues Gesetz

für die Unterstützung von Menschen.

In dem neuen Gesetz heißen

Sachwalterinnen und Sachwalter jetzt:

Erwachsenen-Vertreterinnen und Erwachsenen-Vertreter.

UNO

Die UNO ist ein Zusammenschluss

von fast allen Ländern der Welt.

Die UNO heißt auch „Vereinte Nationen“.

„Nation“ ist ein anderer Name für „Land“.

Die UNO ist zum Beispiel dafür da,

dass alle Länder die Menschenrechte einhalten.

UNO-Konvention

Die UNO ist ein Zusammenschluss

von fast allen Ländern der Welt.

Eine Konvention ist ein Vertrag,

bei dem sich viele verschiedene Länder

auf eine gemeinsame Sache einigen.

Die UNO hat eine Konvention gemacht,

in der die Rechte der Menschen mit Behinderungen

auf der ganzen Welt stehen.

Dieser Vertrag heißt:

UNO Konvention über die Rechte

von Menschen mit Behinderungen.

Quelle

Unabhängiger Monitoringausschuss: Vorurteile und Bewusstseinsbildung. Wien 2017.

Original: https://monitoringausschuss.at/download/stellungnahmen/bewusstseinsbildung/MA_SN_Vorurteile_LL.pdf

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 15.11.2018

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