Recht auf Bildung für alle Kinder

Autor:in - Hendrik Cremer
Schlagwörter: Kinder, Politik, Schule, Gleichstellung, Menschenrecht, Inklusion, Migration
Textsorte: Broschüre
Copyright: © Deutsches Institut für Menschenrechte 2010

Wer hat den Text geschrieben?

Dr. Hendrik Cremer hat den Text geschrieben.

Dr. Cremer arbeitet beim Deutschen Institut für Menschen-Rechte.

Er hat Recht studiert.

Der Text in Leichter Sprache ist eine Zusammen-Fassung von einem Text in schwerer Sprache.

"Mensch zuerst - Netzwerk People First Deutschland e.V." hat die Zusammen-Fassung in Leichter Sprache geschrieben und geprüft.

Einige Infos:

Einige Wörter in dem Text sind blau geschrieben.

Das sind schwere Wörter.

Die schweren Wörter werden im Text erklärt.

Information zu diesem Text von bidok:

Die schweren Wörter in diesem Text sind nicht blau geschrieben.

Wir haben die schweren Wörter fett geschrieben.

Um was geht es in dem Text?

In dem Text geht es um das Recht auf Bildung für alle Kinder.

Alle Kinder haben dieses Recht:

Sie dürfen in die Schule gehen.

Aber viele Kinder können nicht in die Schule gehen.

Das ist auch in Deutschland so.

Um diese Fragen geht es in dem Text:

  • Warum können viele Kinder in Deutschland nicht in die Schule gehen.

  • Welche Kinder können in Deutschland nicht in die Schule gehen.

  • Was muss anders werden in Deutschland. Damit alle Kinder in die Schule gehen können.

Was sind Menschen ohne Papiere?

In diesem Text geht es um Menschen, die heimlich in Deutschland leben.

Diese Menschen nennt man in schwerer Sprache:

Menschen ohne Papiere.

Oder: Menschen ohne Aufenthalts-Status.

Oder: Illegale.

Viele Menschen kommen nach Deutschland.

Sie wollen hier leben.

Es gibt viele Gründe, warum Menschen aus ihren Heimat-Ländern weg gehen.

Zum Beispiel:

  • Weil dort Krieg ist.

  • Oder weil es den Menschen dort schlecht geht.

  • Weil die Menschen dort keine Arbeit finden.

  • Oder weil es nicht genug zu essen gibt.

Diese Menschen wollen in Deutschland leben.

Sie hoffen, dass sie hier besser leben können.

Und dass sie hier in Sicherheit sind.

Aber das ist nicht so einfach.

In Deutschland gibt es Gesetze für Flüchtlinge.

In den Gesetzen steht:

Diese Menschen können in Deutschland bleiben.

Diese Menschen können nicht in Deutschland bleiben.

Viele Flüchtlinge werden in ihre Heimat-Länder zurück geschickt.

Oder in die Länder, wo sie zuletzt waren.

Das nennt man Abschiebung.

Deshalb verstecken sich einige.

Sie wollen nicht zurück geschickt werden.

Sie leben heimlich hier in Deutschland.

Auch in anderen Ländern in Europa und auf der ganzen Welt leben Menschen heimlich.

Man nennt diese Menschen auch Menschen ohne Papiere.

Oder man sagt Menschen ohne Aufenhtalts-Status.

Was ist damit gemeint:

Papiere sagt man auch für Ausweis oder Reise-Pass.

Oder für Aufenthalts-Genehmigung.

Eine Aufenthalts-Genehmigung ist ein besonderes Papier.

Darin steht:

Die Person darf in Deutschland bleiben.

In den Papieren steht:

  • Wie heißt die Person.

  • Wo wohnt die Person.

  • Wann wurde die Person geboren.

  • Darf die Person in Deutschland leben.

In Deutschland braucht man Papiere für viele Sachen:

  • Wenn man eine Arbeit sucht.

  • Wenn man eine Wohnung haben will.

  • Wenn man in die Schule gehen will.

  • Wenn man ein Konto bei einer Bank haben will.

Und für viele andere Sachen.

Ohne Papiere haben es die Menschen sehr schwer:

Sie können nicht zu einem Arzt gehen.

Sie finden nur schwer eine Wohnung.

Sie können nicht zur Polizei gehen, wenn jemand sie schlecht behandelt hat.

Diese Menschen haben Angst.

Weil sie vielleicht zurück geschickt werden.

Deshalb verstecken sie sich.

Sie leben manchmal viele Jahre heimlich in einem Land.

Sie bekommen Kinder.

Oder sie haben Kinder mit nach Deutschland gebracht.

So wie Ivo:

Ivo ist sieben Jahre alt.

Er lebt in einer großen Stadt in Deutschland.

Ivo und seine Eltern kommen aus der Ukraine.

Die Ukraine ist ein Land im Osten von Europa.

Viele Menschen in der Ukraine sind sehr arm.

So wie Ivos Eltern.

Deshalb sind sie vor 5 Jahren nach Deutschland gekommen.

Sie wollen hier leben und arbeiten.

Sie wollen ein besseres Leben als in der Ukraine.

Aber Ivo und seine Eltern dürfen nicht in Deutschland bleiben.

Sie sollen in die Ukraine zurück geschickt werden.

Aber sie wollen nicht zurück in die Ukraine.

Deshalb verstecken sich Ivo und seine Eltern in Deutschland.

Sie leben heimlich hier.

Weil die Familie heimlich in Deutschland lebt, hat sie auch keine Papiere.

Aber Papiere braucht man für die Anmeldung in der Schule.

Und deshalb kann Ivo nicht zur Schule gehen.

Ivos Mutter sagt: "Ohne Papiere leider keine Schule."

Deshalb ist Ivo am Vormittag zu Hause.

Wenn die anderen Kinder zur Schule gehen.

Er guckt Fernsehen.

Oder er spielt alleine.

Ivo würde viel lieber mit den anderen Kindern in die Schule gehen.

Er will auch lesen und schreiben lernen.

So wie Ivo geht es vielen Kindern in Deutschland.

Viele Kinder ohne Papiere gehen nicht zur Schule.

Sie haben Angst.

Vielleicht merkt jemand, dass sie heimlich hier leben.

Vielleicht erzählt das jemand der Ausländer-Polizei.

Dann werden sie und ihre Familien zurück geschickt.

Auch die Eltern haben große Angst.

Deshalb schicken sie ihre Kinder oft nicht in die Schule.

Bildung ist ein Menschenrecht

Jedes Kind hat ein Recht darauf.

Jedes Kind soll zur Schule und in den Kinder-Garten gehen können.

Egal in welchem Land das Kind lebt.

Egal ob das Kind in dem Land geboren ist oder ob es ein Flüchtling ist.

Das ist ein Menschen-Recht.

Menschen-Rechte gelten für alle Menschen.

Und Menschen-Rechte gelten auf der ganzen Welt.

Auch Deutschland muss sich an die Menschen-Rechte halten.

Die Menschen-Rechte stehen in vielen Verträgen.

Diese Verträge heißen in schwerer Sprache:

UN-Konventionen.

Das sind Beispiele von Menschen-Rechts-Verträgen:

  • Vertrag über die Rechte von Frauen.

  • Vertrag über die Rechte von Kindern.

  • Vertrag über die Rechte von Flüchtlingen.

  • Vertrag über die Rechte von behinderten Menschen.

Es gibt aber noch viel mehr Verträge.

Deutschland hat diese Verträge unterschrieben.

Deshalb muss Deutschland dafür sorgen:

Die Menschen-Rechte müssen in Deutschland eingehalten werden.

Auch das Recht auf Bildung für alle Kinder.

Warum ist Bildung so wichtig?

Bildung ist ein Menschen-Recht.

Alle Kinder haben das Recht zu lernen.

Die Kinder lernen nicht nur lesen und schreiben.

Sie lernen auch zu überlegen:

  • Was ist wichtig für mich.

  • Wie will ich leben.

Eine gute Schul-Bildung ist auch wichtig für den Beruf.

Wenn die Kinder einen guten Beruf lernen.

Dann finden sie leichter eine Arbeit.

Schulen und Kindergärten dürfen kein Geld kosten.

Damit alle Kinder eine gute Bildung bekommen können.

Auch arme Kinder.

Was muss der Staat machen, damit alle Kinder zur Schule gehen können?

Der Staat muss dafür sorgen:

Es muss Schulen für alle Kinder geben.

Zum Beispiel:

Der Staat muss Geld für Schulen geben.

Der Staat muss dafür sorgen:

Alle Kinder müssen in der Schule sicher sein.

Sie dürfen nicht schlecht behandelt werden.

Und der Staat muss dafür sorgen:

Alle Kinder müssen die gleichen Rechte haben.

Zum Beispiel:

Mädchen sollen überall mitmachen dürfen.

Sie müssen die gleichen Rechte haben wie Jungen.

Damit alle diese Sachen gemacht werden können:

Dafür gibt es Regeln.

Eine wichtige Regel ist die Schul-Pflicht.

Schul-Pflicht heißt:

Alle Kinder müssen zur Schule gehen.

Die Eltern dürfen nicht sagen:

Unser Kind geht nicht zur Schule.

Die Schul-Pflicht gilt für alle Kinder.

Niemand darf bestimmen:

Dieses Kind geht in die Schule.

Dieses Kind darf nicht in die Schule gehen.

Und die Schule darf kein Geld kosten.

Es gibt Eltern, die kein Geld haben.

Sie sollen ihre Kinder auch in die Schule schicken können.

In Deutschland ist die Schul-Pflicht ein Gesetz.

Was macht es schwer für Kinder, die heimlich in Deutschland leben?

In Deutschland gibt es ein Gesetz für Ausländer.

Das Gesetz heißt in schwerer Sprache Aufenthalts-Gesetz.

In dem Gesetz gibt es eine Regel.

In der Regel steht:

Ein Büro oder Amt bekommt Infos über einen Menschen, der heimlich in Deutschland lebt.

Dann muss das Büro oder das Amt diese Infos an die Polizei weiter sagen.

Diese Regel heißt: Übermittlungs-Pflicht

Deshalb haben Menschen, die heimlich in Deutschland leben, Angst vor Büros oder Ämtern.

Aber Ämter und Büros sind auch wichtig.

Zum Beispiel:

Ein Kind soll zur Schule gehen.

Das muss die Schul-Leitung wissen.

Aber wie ist das bei Kindern wie Ivo.

Kinder, die heimlich in Deutschland leben.

Ein Kind lebt heimlich in Deutschland.

Es will zur Schule gehen.

Die Schul-Leitung hört davon.

Manchmal sagt die Schul-Leitung nichts.

Das Kind kann in die Schule gehen.

Vielleicht gibt die Schul-Leitung die Infos weiter.

Zum Beispiel an die Polizei.

Vielleicht werden das Kind und seine Familie dann aus Deutschland weg geschickt.

Davor haben die Kinder und ihre Familien Angst.

Deshalb gehen viele Kinder nicht zur Schule.

Denn sie sind heimlich in Deutschland.

Kinder-Gärten gehören auch zum Recht auf Bildung

Kinder sollen schon vor der Schule lernen.

Zum Beispiel im Kinder-Garten.

Kinder, die heimlich in Deutschland leben, dürfen nicht in einen Kinder-Garten gehen.

Das steht im Gesetz über Kinder und Jugendliche.

Das Gesetz heißt in schwerer Sprache:

Kinder- und Jugend-Hilfe-Gesetz.

Auch die Kinder-Gärten müssen die Infos an die Polizei weiter geben.

Was muss anders werden, damit alle Kinder in Deutschland zur Schule gehen können? Auch Kinder, die heimlich hier leben.

Gesetze für Ausländer

Das Gesetz für Ausländer muss geändert werden:

In dem Gesetz gibt es eine Regel über das Weiter-Geben von Infos.

Diese Regel muss geändert werden.

Damit alle Kinder ohne Angst in die Schule gehen können.

Viele Ämter und Personen haben mit Bildung zu tun.

Zum Beispiel:

  • Schul-Leiter oder die Schul-Leiterin

  • Lehrerinnen und Lehrer

  • Schul-Ämter und andere Büros.

Alle sollen die Infos nicht an die Polizei weiter sagen.

Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kinder-Gärten sollen die Infos nicht weiter sagen.

Und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jugend-Amt auch nicht.

Dann können alle Kinder ohne Angst in die Schule gehen.

Auch Kinder, die heimlich in Deutschland leben.

Schul-Gesetze

In den Schul-Gesetzen sollen Regeln über diese Kinder stehen.

Alle Kinder sollen ein Recht auf Bildung haben.

Auch Kinder, die heimlich hier leben.

Schüler-Listen

In manchen Bundes-Ländern gibt es Schüler-Listen.

In den Listen stehen alle Kinder, die zur Schule gehen.

Mit den Listen kann man prüfen:

Gehen alle Kinder immer zur Schule.

Das darf nicht auf den Listen stehen:

Lebt das Kind heimlich in Deutschland.

Damit diese Kinder keine Angst haben müssen, dass sie weg geschickt werden.

Geld für die Schulen

Die Schulen bekommen Geld vom Staat.

Eine Schule mit vielen Kindern bekommt mehr Geld.

Eine Schule mit weniger Kindern bekommt weniger Geld.

Der Staat soll nicht nachfragen:

Sind an der Schule auch Kinder, die heimlich in Deutschland leben.

Die Schule soll für alle Kinder Geld bekommen.

Egal wer die Kinder sind.

Anmeldung in der Schule

Die Kinder werden in der Schule angemeldet:

Die Schul-Leitung darf nicht nach den Papieren der Eltern fragen.

Die Schul-Leitung darf auch nicht fragen:

Lebt die Familie heimlich in Deutschland.

Das muss auch in den Schul-Gesetzen stehen.

Dafür muss es auch Regeln geben.

Das ist noch wichtig:

Alle Kinder sind in der Schule versichert.

Zum Beispiel wenn ein Unfall passiert.

Das ist für alle Kinder wichtig.

Auch für Kinder, die heimlich in Deutschland sind.

Und es muss Regeln über das Geld geben.

Zum Beispiel das Geld für die Schul-Bücher.

Manche Familien haben wenig Geld.

Auch diese Kinder sollen zur Schule gehen können.

Dafür brauchen sie Schul-Bücher.

Infos und Beratung sind wichtig

Alle Menschen sollen wissen:

Alle Kinder haben ein Recht auf Bildung.

Auch die Eltern und die Familien brauchen diese Infos.

Deshalb sollen Beratungs-Stellen und Vereine für Flüchtlinge auch viel über Bildung wissen.

Sie müssen die Menschen gut beraten.

Damit die Kinder ohne Angst zur Schule gehen können.

Damit die Eltern ihre Kinder ohne Angst zur Schule schicken können.

Auch die Schulen sollen wissen:

  • So geht es Kindern, die heimlich hier leben.

  • Diese Rechte haben Kinder, die heimlich hier leben.

Das alles ist wichtig.

Alle diese Sachen müssen anders werden in Deutschland.

Damit alle Kinder zur Schule gehen können.

Auch Kinder, die heimlich in Deutschland leben.

Kinder wie Ivo.

Von wem ist der Text:

Wer hat den Text gemacht?

Deutsches Institut für Menschen-Rechte

Zimmerstraße 26/27

10969 Berlin

Telefon-Nummer: 030 25 93 59-0

Fax-Nummer: 030 25 93 59-59

E-Mail: info@institut-fuer-menschenrechte.de

Internet-Seite: www.institut-fuer-menschenrechte.de

Auf der Internet-Seite finden Sie Informationen in Leichter Sprache.

Von wem sind die Bilder?

Das Titel-Bild ist von Gabriel Hensche.

Das Foto von Hendrik Cremer hat Svea Pietschmann gemacht.

Die meisten Zeichnungen kommen aus dem Neuen Wörterbuch für Leichte Sprache von "Mensch zuerst - Netzwerk People First Deutschland e.V.".

Einige Zeichnungen sind von Corel Draw.

Wer hat den Text gestaltet?

iserundschmidt

Kreativagentur für PublicRelations GmbH, Bonn - Berlin

Wann ist der Text erschienen?

Im April 2010.

ISBN 978-3-937714-93-6 (PDF-Fassung)

- - - - - - - - - - - - - - - - -

Quelle:

Original: http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/uploads/tx_commerce/recht_auf_bildung_fuer_alle_kinder_leichte_sprache_barrierefrei.pdf

bidok - Internetvolltextbibliothek. Wiederveröffentlichung im Internet.

Stand: 13.02.2012

zum Textanfang | zum Seitenanfang | zur Navigation