Lernende Schule

Persönliche Zukunftsplanung zur beruflichen Orientierung in Schulen Schleswig-Holsteins und Hamburgs

Themenbereiche: Arbeitswelt
Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: Erschienen in: impulse Nr. 66, 03/2013, S. 12
Copyright: © Gerhild Lassen, Sophia Kupke 2013

Inhaltsverzeichnis

Lernende Schule

Das Projekt Übergang Schule Beruf (ÜSB) in Schleswig-Holstein läuft seit 2011 und richtet sich an SchülerInnen der Werkstufe (Klassen 10-12) der Förderzentren mit den Förderschwerpunkten geistige, körperliche und motorische Entwicklung sowie integrativ beschulten SchülerInnen mit den genannten Förderschwerpunkten. Finanziert wird das Projekt vom Integrationsamt und der Regionaldirektion Nord. Durchgeführt wird es von den Integrationsfachdiensten in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Förderzentren.

In Unterrichtseinheiten werden neben berufskundlichen Themen die Stärken, Eigenschaften und Interessen der SchülerInnen mit Methoden der Persönlichen Zukunftsplanung erarbeitet. Die SchülerInnen erproben sich in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarkts in einem Berufsfeld, welches ihren Interessen und Fähigkeiten entspricht. Die Praktika werden von den MitarbeiterInnen des Integrationsfachdienstes begleitet. Am Ende jedes Schuljahres wird gemeinsam in einer Berufswegekonferenz eine Empfehlung über eine weitere Projektteilnahme bzw. eine berufliche Anschlussperspektive ausgesprochen. Dabei stehen die SchülerInnen mit ihrem Wunsch und ihren Praktikumserfahrungen im Mittelpunkt. Anwesend sind außerdem die Eltern, die Lehrkräfte, MitarbeiterInnen des Integrationsfachdienstes, der Agentur für Arbeit und der Landkreise (Eingliederungshilfe).

Zentrales Ziel des Projektes ist es, die SchülerInnen zu befähigen, sich zu entscheiden, wo sie nach der Schule arbeiten möchten. Grundlage dafür sind zum einen die Praktikumserfahrungen der SchülerInnen in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes und in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM). Zudem lernen die SchülerInnen mit den Methoden der Persönlichen Zukunftsplanung ihre Stärken und Eigenschaften herauszufinden. Sie üben, ihre Wünsche zu äußern und entdecken ihre Träume. Sie lernen, sich Ziele zu stecken und diese ggf. mit Unterstützung zu verwirklichen. Hier kann das soziale Netzwerk der SchülerInnen mit Hilfe eines Unterstützerkreises aktiviert werden.

Bisher kommen die Methoden der Persönlichen Zukunftsplanung vor allem in den Unterrichtseinheiten als Gruppenangebot zum Einsatz. Individuelle Planungsprozesse mit Unterstützerkreis sind aufgrund fehlender Kapazitäten im ÜSB-Projekt bislang leider nicht möglich.

Fotographie von Buntstiften

Foto: publicdomainpictures www.pixabay.com CC-0

In Hamburg wird der Campus Uhlenhorst (CU) im August 2014 als Gemeinschaftsprojekt der Bugenhagenschulen, alsterarbeit und der Kesting-Fischer-Stiftung für Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung seine Tore öffnen. Der Campus wird insgesamt 27 Plätze haben, die sich aus Schülerplätzen und Plätzen für TeilnehmerInnen mit einer von der Agentur für Arbeit genehmigten Berufsbildungsmaßnahme zusammensetzen. Im CU wird die Persönliche Zukunftsplanung mit allen ihren Methoden und Angeboten im Zentrum der Arbeit stehen. Jede TeilnehmerIn wird Angebote aus der PZP erhalten, um die eigenen Anliegen, Wünsche und Stärken noch intensiver als bisher zu entdecken. Auf dieser Grundlage wird jede TeilnehmerIn einen individuellen Lernplan erstellen und zwischen verschiedenen, speziell zugeschnittenen Kursen wählen können. All dies geschieht hier unter Einbeziehung des eigenen, persönlich zusammengestellten Unterstützkreises. Damit setzt der Campus Uhlenhorst konsequent die Persönliche Zukunftsplanung als Grundlage der gesamten Arbeit ein. Die planenden Jugendlichen stehen im Mittelpunkt des fortlaufenden Prozesses; alles wird personenzentriert auf den besonderen Menschen ausgerichtet. Dabei sind von Anfang an die oben genannten persönlichen Unterstützerkreise, die jede TeilnehmerIn für sich wählt und bestimmt, entscheidende Faktoren für die Klärung der Fähigkeiten, Träume und Vorstellungen der planenden TeilnehmerIn. Es werden gemeinsam konkrete Aktionspläne erstellt; sogenannte Agenten aus diesem Kreis überwachen deren Umsetzung. Eine Selbstverständlichkeit sind hierbei die Wertschätzung der planenden Person und der anderen Beteiligten sowie die durchgehende Orientierung an den Stärken des Einzelnen. Der Unterstützerkreis hat eine stark motivierende und kraftvolle Wirkung, da hier Ideen und Wissen gebündelt werden und in Aktionen umgesetzt werden können. Dieses kleine Netzwerk hat häufig noch weitere Verbindungen zu größeren Netzwerken zur Folge.

Vorbereitet wird die Arbeit des Campus Uhlenhorst zurzeit an den Bugenhagenschulen in Hamburg. Dort werden seit einiger Zeit Schülern neben bEO (berufliche Erfahrung und Orientierung) aus der persönlichen Zukunftsplanung heraus auch persönliche Lagebesprechungen mit Unterstützerkreisen angeboten.

Fünf blaue Figuren auf einem Spinnennetz verteilt

Foto: gerald www.pixabay.com CC-0

Arne Kranz (Name wurde geändert) ist zurzeit Schüler im 10. Schuljahr der Schule für Kinder mit besonderem Förderbedarf der Bugenhagenschulen in Hamburg. Im letzten Schuljahr hat er sich sehr gern auf das Angebot einer persönlichen Lagebesprechung eingelassen, um für sich genauer zu klären, was seine Wünsche und seine Träume sind und was er gern noch weiter lernen möchte. Er hat seinen eigenen Unterstützerkreis zusammengestellt, an dem ein Klassenkamerad, seine Eltern, ein Freund der Familie, einer seiner Lehrer und noch eine weitere Person beteiligt waren. An diese hat er seine Einladung geschrieben. Alle Eingeladenen sind gern gekommen. Die Lagebesprechung war ein intensiver Nachmittag, an dem Arne ein zuvorkommender Gastgeber war. Sowohl Arne als auch sein Unterstützerkreis haben viele Anregungen mitgenommen und den dabei entstandenen Aktionsplan danach tatkräftig umgesetzt. Neben einer Fotodokumentation sind auch Hinweise für eine Lernplanung für Arne entstanden, die im Unterricht in der Schule, in Bezug auf seine Praktika und in seiner Freizeit umgesetzt werden können.

Im nächsten Schuljahr wird Arne Teilnehmer des Campus Uhlenhorst werden, wo ihm Elemente der Persönlichen Zukunftsplanung noch intensiver angeboten werden. Auf dieser Grundlage wird Arne ab dem nächsten Jahr 2014 im Campus Uhlenhorst Zeit haben und Unterstützung darin bekommen, seinen eigenen Weg in die Erwachsenen- und Arbeitswelt zu finden. Spezielle Lernangebote und Praktika werden ihm entsprechend passgenau angeboten; bei den Praktika wird er von seinem Lerncoach nach Bedarf unterstützt. Elemente aus der Persönlichen Zukunftsplanung werden regelmäßig wiederkehrende Bestandteile der Arbeit sein, um bisherige Erfolge auszuwerten, zusätzliche Informationen zu gewinnen und darauf aufbauend weitere Schritte gemeinsam zu planen.

Die Elemente der Persönlichen Zukunftsplanung bieten gute Möglichkeiten, während der Schulzeit Wünsche, Träume und Stärken der Jugendlichen konsequent herauszustellen. Mit und auch ohne Unterstützerkreis gelingt es, sie auf die Arbeitswelt und auch auf das Erwachsenwerden besser vorzubereiten und ihre eigenen Schritte zu erleichtern und zu unterstützen. Auf diesem Weg möchten wir gern weiter machen!

Autorinnen:

Gerhild Lassen

Konzeptentwicklung Campus Uhlenhorst/ Bugenhagenschulen

Kontakt und nähere Informationen

Campus Uhlenhorst/ Bugenhagenschulen

Alsterdorfer Straße 506, 22337 Hamburg

Tel.: 040 / 517566

Mail: Gerhild.Lassen@alsterdorf.de

Internet: www.campus-uhlenhorst.de

Sophia Kupke

Integrationsberaterin Integrationsfachdienst Stormarn&Segeberg

Kontakt und nähere Informationen

Integrationsfachdienst Stormarn&Segeberg

Glashütter Damm 50, 22850 Norderstedt

Telefon: 040 555 580 27

Mail: skupke@ifd-segeberg.de

Quelle

Gerhild Lassen, Sophia Kupke: Lernende Schule. Persönliche Zukunftsplanung zur beruflichen Orientierung in Schulen Schleswig-Holsteins und Hamburgs. Erschienen in: impulse Nr. 66, 3/2013, Seite 12.

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 23.06.2015

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