Menschen mit Lernschwierigkeiten setzen sich ein
Erschienen in: impulse Nr. 58, 03/2011, S. 30-34 impulse (58/2011)
Inhaltsverzeichnis
Nur wenige Menschen mit Lernschwierigkeiten
sind in der Forschung tätig.
Nur wenige Menschen mit Lernschwierigkeiten
sind ehrenamtlich tätig.
Das heißt, sie tun etwas für andere,
ohne dafür Geld zu erhalten.
In Hamburg ist beides in einer Forschungs-Gruppe möglich.
Wir beschreiben,
wie wir uns kennen gelernt haben,
was wir machen und
welche Themen für uns wichtig sind.
Wenige Menschen mit Lernschwierigkeiten
sind ehrenamtlich tätig.
Wer könnte das auch
neben den Herausforderungen des Alltags noch machen?
Das Netzwerk Mensch zuerst:
People First Deutschland e.V.
bietet die Möglichkeit, sich ehrenamtlich
für Menschen mit Lernschwierigkeiten einzusetzen.
Ehrenamtliche Tätigkeit in der Wissenschaft und Forschung
ist vorhanden.
Bisher waren hier aber
keine Menschen mit Lernschwierigkeiten tätig.
Vielleicht kann mit unserer Gruppe beides möglich werden:
das Ehrenamt und die Forschung.
Dieser Artikel unterteilt sich in 3 Abschnitte:
Wie alles begann…
Was wir machen…
Welche Themen wir interessant finden...
People First Hamburg e.V. und Wiebke Curdt
haben sich 2006 kennen gelernt.
Wiebke Curdt ging 2009 an die Universität
und kam zu uns,
zu People First Hamburg, zurück.
Sie fragte, ob wir Lust hätten,
mit ihr über Integration im Sport zu forschen.
Wir arbeiten alle ehrenamtlich.
Wir machen hier „Kopf“-Arbeit
und bei der Arbeit „Hand“-Arbeit.
Wir lernen erst etwas (Kopf-Arbeit)
und befragen dann die Sportler zu ihrem Sport (Hand-Arbeit).
Wir kennen dann die Meinung der Sportler
und können den Trainern
und den Vereinen sagen,
was die Sportler wollen.
Wir zeigen ihnen,
was man für einen integrativen
und in Zukunft inklusiven Sport machen kann.
Unsere Forschungs-Frage ist:
Was ist die Meinung der Sportler über ihren Sport?
Wie auch bei anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten
bekommen wir kein Geld.
Wir wissen,
dass wir ohne Geld „kein Dach über dem Kopf haben“.
Aber wir haben etwas anderes davon:
Wir lernen etwas und haben ein (gemeinsames) Ziel.
Inhaltsverzeichnis
Wir erfahren,
was es in Hamburg
für integrative und inklusive Projekte gibt.
Wir lernen Menschen kennen,
denen Inklusion wichtig ist.
Zum Beispiel haben wir den Kontakt
zur Universität Hamburg.
Wir halten Vorträge und schreiben Artikel.
Wir waren schon auf einer Tagung,
haben einen Vortrag in der Universität gehalten
und werden unsere Forschungs-Ergebnisse
auch bei den Untersuchungs-Personen
vorstellen und darüber schreiben.
Wir haben gelernt,
was der Unterschied zwischen Integration und Inklusion ist.
Das ist Theorie.
Wir haben uns mit der Theorie beschäftigt.
Das ist Kopf-Arbeit.
Die ForscherInnen arbeiten viel mit dem Kopf.
Sie denken zum Beispiel darüber nach,
wie Integration und Inklusion
im Sport sein können.
Sie überlegen, was das Beste sein kann.
Wir sprechen in diesem Artikel
von Theorie und Praxis.
Was meinen wir damit?
Theorie ist wie eine Skizze,
ein Plan oder ein Entwurf.
Theorie ist ein Denken über etwas.
Es ist im „Kopf“.
Praxis ist der Bau einer Skizze.
Die Praxis ist Handarbeit.
Da wird ein Plan „in die Tat umgesetzt“.
Man guckt,
ob die „Theorie“ funktioniert.
Wie lernen Menschen mit Lernschwierigkeiten
das Forschen?
Was braucht man zum Forschen?
Man braucht 1 Thema
über das man forscht.
Bei uns ist es die Integration im Sport.
Man braucht 1 Frage,
die man am Ende beantwortet.
Unsere Frage lautet:
Wie ist die Sicht der Sportler auf ihren Sport?
Was sagen Sie zu ihrem Sport?
Wir haben gelernt,
wie man einen Frage-Bogen erstellt.
Wir haben ihn in leichte Sprache übersetzt.
Wir haben gelernt,
wie man Interviews (Befragungen) macht.
Wir haben gelernt,
dass wir diese auf einem Tonband-Gerät
aufnehmen können.
Wir haben gelernt,
wie man eine ganze Gruppe befragt.
Das heißt Gruppen-Diskussion.
Wir müssen beachten:
die Interviews dürfen nicht zu lang werden,
wir müssen eine gute Haltung haben,
wir müssen zuhören
und die leichte Sprache verwenden.
In der Forschung gibt es verschiedene Worte
für das, was wir machen.
Wir nennen es partizipative (unterstützende) Forschung.
Wir machen nicht alles so,
wie die ForscherInnen
der partizipativen Forschung es sagen und schreiben.
Was ist bei uns anders?
Wir kommen nicht aus der Sport-Gruppe,
um die es in der Forschung geht.
Die Forscherin hat sich die Fragen überlegt.
Wir überlegen uns nicht etwas für unser Leben,
sondern für andere,
für die Sportler.
Wir werten die Ergebnisse aus
und sagen Ihnen,
was das Ergebnis ist.
Am Ende sprechen wir gemeinsam
mit Ihnen über die Ergebnisse.
Das ist Forschung auch mit
und von Menschen mit Lernschwierigkeiten.
Partizipative Forschung heißt,
dass die ForscherInnen andere Menschen fragen,
was Ihnen wichtig ist.
Gemeinsam überlegen sie,
über was man forschen könnte.
Sie überlegen sich zusammen eine Forschungs-Frage.
Sie überlegen sich zusammen,
was man verbessern kann.
Wir haben 2 Ziele:
Wir wollen,
dass es den Sportlern gut und besser geht
in ihrem Sport
und wir wollen zeigen,
dass Menschen mit Lernschwierigkeiten forschen können.
Wir wollen zeigen,
dass Menschen mit Lernschwierigkeiten
mit einer Doktorandin gemeinsam forschen können.
Und nicht nur die Doktorandin allein forschen kann.
Wir machen mit der Forschung
etwas für andere (für die Sportler)
und vertreten uns gleichzeitig selbst.
Weitere Informationen erhalten sie unter:
http//:www.peoplefirst-hamburg.com
Quelle
Wiebke Curdt, Doris Haake, Arne Madsen: Ehrenamtliche Arbeit. Menschen mit Lernschwierigkeiten setzen sich ein. Erschienen in: impulse Nr. 58, 3/11, S. 30-34.
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Stand: 04.10.2016