Checkliste für die Weiterbildung für Menschen mit Behinderungen

Autor:in - Redaktion impulse
Themenbereiche: Arbeitswelt
Textsorte: Zeitschriftenartikel
Releaseinfo: erschienen in: impulse Nr. 35, September 2005, Seite 32 - 33. impulse (35/2005)
Copyright: © Redaktion impulse 2005

Checkliste für die Weiterbildung für Menschen mit Behinderungen

In einer Zeit in der sich Wirtschaft und Gesellschaft rasch verändern, gewinnen verbesserte Qualifikationen und die Notwendigkeit der lebensbegleitenden Weiterbildung für alle Menschen an Bedeutung. Derzeit wird eine große heterogene Gruppe von Menschen großteils von den Weiterbildungsanbietern vernachlässigt, nämlich die Menschen mit Behinderungen. Nicht nur bauliche Barrieren hindern am Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen, auch die Methodik und Didaktik muss auf die Zielgruppe abgestimmt werden.

Im Rahmen des Equal-Projektes "sensi tec" wurde eine Checkliste für Bilungsanbieter entwickelt, die Qualifizierung für Menschen mit Behinderung anbieten (wollen)

Die Bildungseinrichtung

  • Was ist der Bildungsauftrag der Einrichtung?

  • Wer ist die Zielgruppe?

  • Welches Bildungsniveau und welche Ansprüche an die Bildungsinhalte werden erwartet?

  • Welches Selbstverständnis hat die Bildungseinrichtung bezüglich der Weiterbildung von Menschen mit Behinderung? Wird diese durch Hinweise auf die Barrierefreiheit der Institution erkennbar?

  • Hat die Bildungseinrichtung Erfahrung mit der Weiterbildung von Menschen mit Behinderung? Wie lange schon? In welchen Bereichen?

  • Werden spezielle Zielgruppen angesprochen (zum Beispiel Menschen mit Hörbehinderungen, Sehbehinderungen oder körperlichen Behinderungen)?

Kursinformation / Werbung / Barrierefreiheit

  • Wendet sich das Werbe- und Informationsmaterial auch an Menschen mit Behinderungen? (zum Beispiel durch einen barrierefreien Webauftritt)

  • Verwendet das Informations- und Werbematerial einen schwer verständlichen (technischen) Fachjargon oder allgemein verständliche Formulierungen?

  • Wird das Informationsmaterial so verbreitet/aufgelegt, dass es auch Menschen mit Behinderungen leicht zugänglich ist?

  • Ist das Kursangebot auch in digitaler Form verfügbar?

  • Ist die Webseite der Bildungsinstitution auch barrierefrei gestaltet?

  • Stehen alle Informationen auf der Webseite als Text zur Verfügung, nur so ist eine Lesbarkeit mit Ausgabegeräten ohne Grafikanzeige möglich?

  • Liegen alle Informationen (Grafiken, Bilder, Animationen, Videos) und Navigationselemente auch als Text vor? Ist die Webseite gut lesbar? (Große Schrift, gute Farbkontraste und ruhige Gesamterscheinung)

  • Können Bildschirmauflösung, Schriftart, Schriftgröße und die Farbeinstellung individuell eingestellt werden? S

  • Sind Links so gestaltet, dass sie auch bei ungenauer Maussteuerung erreicht werden können? Kann die Webseite auch ohne Maus mit anderen Eingabegeräten (Tastatur, Sprache, Touchscreen,...) navigiert werden?

Persönliche Beratung und Information unter dem Gesichtspunkt der Beeinträchtigung

  • Gibt es eine spezielle Beratung für Personen mit Behinderung?

  • Gibt es eine eigene Ansprechperson?

  • Besteht die Möglichkeit vor Kursbeginn mit dem Trainer/ der Trainerin in Kontakt zu treten um die individuellen Bedürfnisse abzuklären?

Zugangskriterien

  • Sind die Zugangskriterien zur Bildungsmaßnahme der jeweiligen Zielgruppe angepasst?

  • Wird im Anmeldeformular nach speziellen Bedürfnissen (GebärdendolmetscherIn, technische Hilfsmittel, Unterlagen in digitaler Form) gefragt?

Erreichbarkeit

  • Ist die Bildungseinrichtung gut erreichbar gibt es eine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel?

  • Gibt es die Möglichkeit eines Abholservice vom nächstgelegenen öffentlichen Verkehrsmittel?

  • Gibt es genügend Parkplätze für Menschen mit Behinderung? Ausstattung der Bildungseinrichtung

  • Ist die Bildungseinrichtung barrierefrei zugänglich (ohne Stufen und Schwellen)?

  • Sind die Räume der Bildungseinrichtung barrierefrei zugänglich (Türbreite min. 85-90cm, Gänge und Wege min. 150cm)?

  • Sind die Räume für Menschen mit Behinderung ausgestattet (höhenverstellbare Tische, genügend Bewegungsflächen, ausreichende Beleuchtung, induktive Höranlage)?

  • Sind die Sanitäranlagen gut erreichbar und behindertengerecht ausgestattet?

  • Gibt es technische Hilfsmittel und dafür geschulte TrainerInnen (z.B. Braillezeile, Sprachausgabe, Tonbandaufnahme, Vergrößerungsprogramme)?

  • Können die Räumlichkeiten vor Kursbeginn besichtigt werden?

Zeit und Dauer

  • Gibt es ein zeitlich abgestimmtes Angebot für Personen die auf einen Transport zur Bildungseinrichtung angewiesen sind?

  • Gibt es auch modulare Angebote, d.h. kleine in sich abgeschlossene Einheiten?

Kosten

  • Gibt es Ermäßigungen oder spezielle Förderungen für Menschen mit Behinderungen?

  • Werden Interessenten und Interesrsentinnen über alternative oder ergänzende Finanzierungsmöglichkeiten aufgeklärt und beraten?

Welche didaktischen Methoden werden verwendet?

  • Bauen die Methoden auf Erfahrungen und Zielen der Teilnehmenden auf? (Werden die Teilnehmenden "dort abgeholt, wo sie sind"?)

  • Stehen kommunikative Elemente im Vordergrund (z.B. Kleingruppenarbeit, Erfahrungsaustausch)?

  • Wird ressourcenorientiert gearbeitet ("was wir schon können") anstatt defizitorientiert ("was wir noch nicht können")?

  • Verbinden die Methoden die Theorie mit der Praxis?

  • Wird das selbständige Arbeiten gefördert (z.B. mittels Projektunterricht)?

  • Bieten die Methoden einen integrativen Bildungsansatz (d.h. keine Trennung zwischen allgemeiner, beruflicher und Persönlichkeitsbildung; Geist, Gefühl und Sinne werden angesprochen)?

  • Werden die Teilnehmenden ermutigt, Fragen zu stellen?

  • Lässt die Beschreibung des Angebotes auf eine angst- und stressfreie Lernatmosphäre schließen?

TrainerInnen

  • Haben die TrainerInnen Erfahrung/ Zusatzqualifikationen in der Weiterbildung von Menschen mit Behinderung?

  • Stehen die TrainerInnen für klärende Gespräche oder bei Fragen und Problemen vor und/oder nach den Veranstaltungen zur Verfügung?

  • Sind die TrainerInnen in inklusiver Didaktik geschult?

  • Können sie auf verschiedene Zielgruppen eingehen?

  • Verwenden die TrainerInnen verschiedene Methoden?

Unterrichtsmaterialien

  • Gibt es digitalisierte Materialien (digitalisierte Materialien ermöglichen eine Sprachausgabe)?

  • Sind Tonbandaufnahmen erlaubt und möglich?

  • Sind die Unterrichtsmaterialien einfach und klar formuliert oder werden Fachbegriffe ohne Erklärung verwendet?

  • Werden in den Materialien gut lesbare Schrifttypen verwendet, ist die Schriftgröße ausreichend und sind die Texte gut strukturiert?

  • Werden die Inhalte auch durch Grafiken, Symbole und Bilder ergänzt?

  • Werden die Kursmaterialien vor Kursbeginn zur Verfügung gestellt, um eine individuelle Aufbereitung zu ermöglichen?

Evaluierung

  • Wird die (pädagogische, inhaltliche etc.) Qualität auch nach inklusiven - Kriterien kontrolliert (z.B. mittels TeilnehmerInnenbefragung oder im persönlichen Gespräch)?

  • Werden die Evaluierungsergebnisse zur Verbesserung und Weiterentwicklung des Angebots genutzt?

Quelle und Download unter TrainerInnen -http://www.checklist-weiterbildung.at, Stand: August 2005

Quelle:

Redaktion impulse: Checkliste für die Weiterbildung für Menschen mit Behinderungen

erschienen in: impulse Nr. 35, September 2005, Seite 32 - 33.

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 13.11.2007

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