Integrationsfähig ist das kooperationsfähige Kollegium! - Zu diesem Fazit gelangen Irene DEMMER -DIEKMANN und Bruno STRUCK am Ende des sehr spannend zu lesenden Buches. Die Laborschule Bielefeld hatte sich bereits seit ca. 20 Jahren mit den Themen der Individulisierung und Differenzierung, insbesondere auch der Lernentwicklungsberichte an Stelle von Ziffernzeugnissen beschäftigt, bevor im Jahr 1995 durch die Mitarbeit von SonderpädagogInnen der »Gemeinsame Unterricht« im Kollegium thematisiert wurde. Gemeinsamer Unterricht von Kindern mit besonderem Betreuungs- und Förderbedarf in den Bereichen des Lernens, der Sprache und des Verhaltens bis hin zu Hochbegabten (s.S. 24) und die dadurch notwendige Kooperation mit Lehrerinnen und Lehrern für Sonderpädagogik bildeten eine neue Herausforderung, die auch an der Laborschule Bielefeld in der Primarstufe leichter gelingt als in der Sekundarstufe. "Vielleicht ist es in der Sekundarstufe I schwieriger, vielleicht ist es auch nur ungewohnter." (S. 248)

Konkrete Einblicke in das erste Schuljahr eines Kindes mit der Diagnose Autismus in einer jahrgangsgemischten Gruppe oder drei Unterrichtsbeispiele für die Sekundarstufe I sind überzeugende Praxisbeispiele, welche hoffentlich auch anderen LehrerInnenteams viele Anregungen geben können und zeigen, dass die Herausforderung, auch Kinder mit einem anerkannten besonderen Förderbedarf nicht auf Sonderschulen zu verweisen sondern in der Gemeinschaft aller anderen Kinder und Jugendlichen lernen zu lassen, eine Bereicherung für alle SchülerInnen (und für die Eltern und LehrerInnen) darstellen kann.

Für diejenigen, die sich schon seit Jahren mit dem Thema des »Gemeinsamen Unterrichts« beschäftigen, ist mit Sicherheit das Kapitel von Bruno STRUCK und Gesine LANGE besonders interessant: Verschiedene Formen der Kooperation von Lehrerinnen und Lehrern - mit und ohne sonderpädagogischen Qualifikation - werden beschrieben, wie sie von einem Kollegium entwickelt wurden, in welchem sich alle für die Nichtaussonderung von Kindern verantwortlich fühlen, welche einen besonderen Unterstützungsbedarf haben.

Das Buch ist vor allem praktizierenden Lehrerinnen und Lehrern sowie Studierenden und interessierten Eltern zu empfehlen.

Quelle:

Rezensiert von Jutta Schöler

bidok-Rezensionshinweise

Stand: 01.03.2006