Die Schulintegration in den Ideen von gestern und heute

Eine Auseinandersetzung mit dem Konzept von Adriano Milani Comparetti

Themenbereiche: Schule
Textsorte: Zeitschrift
Releaseinfo: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft Nr. 1-98. Thema: Integration in Italien Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft (1/1998)
Copyright: © Serenella Besio, Maria Grazia Chinato 1998

Die Schulintegration in den Ideen von gestern und heute

Wie entwickelte sich die Schule "für alle", deren Entwicklung durch Milani Comparettis Konzept der "Nicht-Aussonderung" stark geprägt wurde? Wie lebt sie seinen Gedanken der Entwicklungsförderung im Dialog? Wir wollen diesen Fragen nachgehen und versuchen, die Idee der Integration von gestern und heute aufzuzeigen. Vor kurzer Zeit befaßten wir uns mit dem Einfluß Comparettis auf die italienische Schule[1]. Wir untersuchten die grundlegende Theorie sowie die Ideale jener radikalen Wendung im Bildungs- und Erziehungssystem unseres Landes, die 1971 die Abschaffung der Sonderschule für behinderte Kinder und ihre Einbeziehung in die "Schule für alle" mit sich brachte.



[1] S. Besio und M. G. Chinato, 1996, L'avventura educativa di Adriano Milani Comparetti, Roma, Edizioni e/o.

Die Reform der Medizin veränderte Lebenswelten behinderter Kinder

Seine Grundidee "Von der Medizin der Krankheit hin zur Sorge um die Gesundheit" ist nicht einfach ein Konzeptionswechsel. Für Adriano Milani Comparetti verlangt diese Haltung einen Reifungsprozeß, eine persönliche Auseinandersetzung mit den Ängsten, der Trauer und Wut, die Krankheit und Behinderung mit sich bringen. Und sie verlangt den unbedingten Respekt vor der Ganzheitlichkeit des Menschen. So sagt er: "Das Leben kann nicht in Therapie verwandelt werden, ohne seine Qualität als Leben zu verlieren".

Als konsequente Umsetzung dieses Anspruches bedeutete dies für den Pädiater, Neurologen und Psychiater Comparetti die Auflösung aller Sondereinrichtungen. Diese Forderung wurde Ende der siebziger Jahre zum Gesetz. Seither hat in Italien jedes Kind das Recht, eine Regeleinrichtung zu besuchen. Die Entwicklung des "Centro di Educazione Motoria Anna Torrigiani" ist Ausdruck der Arbeit Comparettis und läßt die grundlegende gesellschaftspolitische Veränderung erkennen: Milani Comparetti übernahm 1957 die Leitung dieser stationären Einrichtung zur Rehabilitation von Kindern mit Cerebralparese. Mit der angeschlossenen Sonderkindertagesstätte, der Sonderschule und mit dem spezialisierten Personal war die Einrichtung einzigartig für diese Zeit. Rückblickend beurteilte Comparetti diese Zeit sehr kritisch: "Dies basierte auf der überkommenen Illusion, daß die Behandlung erst die Behinderung vermindern müsse, so daß dann später ein normales Leben möglich würde. Dagegen möchte ich betonen, daß Rehabilitation mit dem Einbeziehen in das normale Leben beginnt und ohne dies zum Scheitern verurteilt ist."

Nach zehn Jahren Arbeit im "Centro di Educazione Motoria Anna Torrigiani" begann Comparetti mit dessen schrittweiser Auflösung. Wenn es bei seiner Eröffnung im Jahre 1957 lediglich zwei Wochen gedauert habe, bis man das Zentrum mit behinderten Kindern voll belegt hatte, so habe man mehr als zehn Jahre gebraucht, bis das letzte der ca. 100 im Zentrum betreuten Kinder nach Hause entlassen werden konnte, so kommentierte er diese Entwicklung.

Milani Comparetti gilt - wie Franco Basaglia [2]- als einer, der sich der Idee des Humanismus verschrieben hat: "Sie sorgten sich mit Hingabe darum, daß jeder Mensch das Recht besitze, in vollem Ausmaß an der Gesellschaft teilzunehmen. Im gemeinsamen Lernen sahen sie maßlose Vorteile für alle Kinder, behinderte und nicht behinderte[3] ".



[2] Hauptvertreter der antipsychiatrischen Bewegung in Italien, der die Schließung der psychiatrischen Anstalten durchsetzte.

[3] C. Berrigan und D. Taylor, "Everyone Belongs. School inclusion and Social Relationships in Italy", 1997. Tash Newsletter, 23, 1, 21-22 (Übersetzung der Autorinnen)

Das Kind ist Hauptakteur seiner Entwicklung

Die Grundlage für das Konzept der Ganzheitlichkeit sieht Milani Comparetti darin, das Kind als Protagonist seiner Entwicklung (an)zuerkennen. Die Entwicklung vollzieht sich durch die Interaktion von Systemen verschiedenster Art: Körper und Geist, Angeborenes und Erworbenes, Erinnerung an Vergangenes und zukuftsorienierte Vorstellungen. Am Beispiel der Bewegungsentwicklung, die Comparetti bis in ihre neonatale Ursprünge zurück erforschte, erklärt er das Phänomen interaktiver Systeme. Bereits in der Beobachtung der fetalen Bewegungsentwicklung erkennt Comparetti den autonomen Lebenswillens und die kreative Fähigkeit zum Vorschlag. Diese Erkenntnis fordert auf zum uneingeschränkten Respekt vor der Eigenaktivität des Kindes und stellt neue Anforderung an die Pädagogik und Therapie. Milani Comparetti erteilt dem isolierten Üben eine deutliche Absage, denn dies sei die sicherste Methode, den Wunsch des Kindes, sich selbst aufzubauen, zu zerstören. Es geht darum, die Vorschläge des Kindes - die seine Erfahrungen ausdrücken - zu erkennen und durch einen Gegenvorschlag anzusprechen. Der Dialog, der sich durch Vorschlag und Gegenvorschlag entwickelt, muß anstelle des Reiz-Antwort-Modells treten. Der geschlossenen Reiz-Antwort-Kreis provoziert keine Entwicklung im Gegensatz zur "kreativen Differenz", die sich durch das Zusammenspiel von Vorschlag und Gegenvorschlag ergibt. Das zum "Dialog auffordernde Kind" verlangt nach einem Gegenüber, das ihm in seiner "Ganzheitlichkeit" begegnet. Jede isolierte Funktionsförderung oder Therapie einer definierten Störung, die die physio-psycho-soziale Situation des Kindes negiert, ist ein Affront gegenüber dem Kind.

Für Milani Comparetti muß sich der Anspruch der Ganzheitlichkeit auch in der interdisziplinären Teamarbeit widerspiegeln. "Das Kind ist nicht ein Mosaik von Problemen, sondern ein Individuum. Nur eine erzieherische Anschauung, die diese grundlegende Wahrheit berücksichtigt und sich bemüht, den Bedürfnissen des Individumms gerecht zu werden, kann zu einer harmonischen Entwicklung der Persönlichkeit führen[4]." Geht es darum, ein Kind mit seinen Fähigkeiten und Schwierigkeiten bis ins Tiefste zu verstehen, ist die Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche notwendig. So wurde die Teamversammlung im Centro "Torrigiani" von Florenz zur bekannten Zusammenkunft an Freitagen und zum Zeichen einer besonders wertvollen Arbeitsmethode. Rund um den großen Tisch der multiprofessionellen Teamversammlung arbeitete man daran, das "Puzzle" zusammenzufügen. Dieser Dialog setzte Fachkenntnisse, Respekt und Aufmerksamkeit gegenüber dem Anderen voraus. Milani Comparetti war auch von der Bedeutung der Gruppe von Gleichaltrigen für die Entwicklung des Einzelnen überzeugt. Sie bietet eine Vielfalt von Erlebnismöglichkeiten. Ausschlaggebend für das Lernen des Menschen war für Comparetti die Teilnahme und Teilhabe an seiner kulturellen und gesellschaftlichen Mitwelt. Entwickelt sich der Mensch in der Vielfältigkeit gesellschaftlicher Zusammenhänge, so soll diese Vielfältigkeit als Bereicherung und nicht als Zerspaltung erfahren werden.



[4] A. Milani Comparetti "La thérapie récréative dans la réhabilitation des enfants infirmes", Vie sociale et traitements 1962, 40, 8, 1-6.

Von der Gesundheitsreform zur Schulreform

Die 70iger Jahre waren in Italien eine Zeit der Reformen. Mit der Gesundheitsreform, der Psychiatriereform und der Dezentralisierung der staatlichen Dienstleistungen wurde auch das aussondernde Schulsystem zunehmend in Frage gestellt. Eine breite Basisbewegung unterstützte die Forderung nach einer Schule für alle. Nach Schulversuchen und Einzelinitiativen folgte die gesetzliche Verankerung der schulischen Integration in der Pflichtschule.

Mit dem Gesetz Nr. 517 von 1977 wurden die ersten institutionellen Voraussetzungen für die gemeinsame Bildung und Erziehung von behinderten und nicht behinderten Kindern geschaffen (Abschaffung der Ziffernzensuren zugunsten eines Beurteilungsbogens, KlassenschülerInnenzahl, Regelung der StützlehrerInnen, Stützmaßnahmen seitens der kommunalen Gesundheitseinrichtungen, interdisziplinäre Teamarbeit).

Dieses Gesetz trug dazu bei, daß nach und nach alle Sonderschulen im Pflichtschulbereich aufgelöst wurden.

Wird die Schulintegration der Idee Milani Comparettis gerecht?

Die Funktion des Stützlehrers

Obwohl im Gesetz festgelegt ist, daß auf den Erhalt der Klasse geachtet werden soll bzw. eine Aufteilung der Klasse in zwei Lerngruppen der Zielsetzung nicht entspricht, ist durch die Ausbildung einer eigenen Berufsgruppe - der sogenannten StützlehrerInnen - eine Verzerrung der ursprünglichen Integrationsidee zu beobachten. Die Anforderungen, die die Integration eines behinderten Kindes an den Unterricht stellt, wurden ursprünglich vom gesamten Lehrpersonal wahrgenommen. Nun konzentrieren sich die Aufgaben auf den Stützlehrer. Mit der personellen Zuständigkeit schleicht sich auch der Weg der äußeren Differenzierung durch Leistungsgruppen ein und in weiterer Folge die Gefahr der räumlichen Trennung. Das Lernen am gemeinsamen Gegenstand wird damit in Frage gestellt. Sorgsame Rehabilitationsärzte und Integrationspädagogen versuchten zu vermeiden, daß sich bereits abgelehnte Ideen und "Sondermaßnahmen" wieder in die Schule einschleichen. Es ging darum, eine strukturierte Antwort auf die wachsenden Probleme zu geben: eine fundierte Ausbildung des spezialisierten Personals, eine rationale Organisation des Lehrplanes und eine stärkere insitutionelle Unterstützung hinsichtlich der Integration. In jeder Provinz sollte eine Gruppe von Experten die schulische Integration beratend unterstützen.

Im Laufe der Jahre kam es allerdings innerhalb der Schule für alle zu einer Spaltung zwischen "normalen" Schulen und "Sonderschulen" durch eine räumliche Trennung. Es wurden abseits gelegene "kleine Räume" zur Verfügung gestellt, in denen ein grob definierter individueller Stützunterricht stattfand. Dort, wo die Integration nicht durch eine entsprechende kulturelle Vorbereitung unterstützt wurde, tat sich mit der Zeit eine Lücke auf zwischen einem Lehrer und dem anderen, zwischen Stützlehrer und Klassenlehrer: zwei Lehrpersonen, die nur allzuoft getrennt in ihrem eigenen kleinen Arbeitsraum unterrichteten, anstatt Seite an Seite zusammenzuarbeiten, gemeinsam vorzubereiten und die Verantwortung für alle Kinder innerhalb einer Klasse gemeinsam zu tragen. Ausgerechnet dort wurde eine Selbstverwaltung des Unterrichts gefordert, wo die gesellschaftliche Integration zu scheitern drohte. Gerade darin besteht einer der Hauptgründe der heutigen kulturellen und pädagogischen Debatte um die Frage der Schulintegration.

Auch heute melden zahlreiche Stützlehrer ihre Unzufriedenheit, die sie vorallem auf ihre berufliche Isolation, auf den Mangel an gemeinsamer Auseinandersetzung und Vorbereitung zurückführen. Einige von ihnen weisen auf den ihrer Rolle inneliegenden "Bumerangeffekt" hin, der im Schulsystem besteht: zu hoch ist eben das Risiko, sich aus "Erleichterern" von Fall zu Fall in Wächter, Wiedergutmacher oder einzige Einsatzbefugte zu verwandeln[5].

Die Meinungen der Lehrkräfte

Einige in Italien durchgeführte Forschungen[6] haben klar ergeben, wie vor allem zwei Bedingungen die Anschauungen der Lehrer in Sachen Schulintegration beeinflussen: die Art der Behinderung und die Schulstufe. Wie vielleicht zu ahnen ist, wird die Integration körper- und sinnesbehinderte Kinder als "weniger problematisch" gesehen als die von geistig behinderten Kindern. Unter den geistig behinderten Schülern werden Kinder mit Down-Syndrom als weniger schwierig angesehen. Weiters erscheint die Integration in Kindergarten und Volksschule verhältnismäßig leicht, während sie von der Mittelschule aufwärts viel schwieriger zu sein scheint. Dem Anschein nach könnte dies dadurch erklärt werden, daß es in den unteren Schulstufen leichter sei, ein allen Kindern entsprechendes Lehrgut auszuarbeiten. Wir könnten aber auch annehmen, daß Kenntnis und Vertrautheit mit Integration die Schwierigkeiten mindern, da gerade diese Schulen die meisten Erfahrungen haben, weil sie als erste in den Integrationsprozeß miteinbezogen wurden. Das scheinen auch einige spätere Untersuchungen zu bestätigen: denen zufolge sind Lehrer, die mit dem Thema Behinderung vertraut sind, eher gegen Sonderschulen. Sie können bei behinderten Schülern weniger aggressives oder schwieriges Verhalten beobachten, als die in diesem Bereich unerfahrenen Lehrer annehmen. Dieses Ergebnis ist unserer Meinung nach von maßgebender Bedeutung, nicht nur weil es die Entwicklung des italienischen Integrationsmodells begünstigt. Tatsächlich scheint jene Erkenntnis, die sich aus den differenzierten Erfahrungen und Kompetenzen mit Integrationspädagogik ergibt, zu einem regelrechten Umschwung zu führen: einerseits kommt es zu einer neuen Beurteilung der beobachteten Situation, andererseits wird eben dieser Situation mit erhöhter Zuversicht entgegen getreten. Zudem hat sich die 25jährige Erfahrung mit der Integration in der Schule auch im gesellschaftlichen Bereich positiv ausgewirkt: heute kann man behaupten, daß die Schulintegration zum Kulturgut der gesamten italienischen Bevölkerung geworden ist und daß jeder behinderte Schüler in der gesellschaftlichen Vorstellung der "Schule für alle" angehört.

Das Kind zwischen Gesundheitsfürsoge und Schule

Die Schulintegration entwickelte sich in einer Zeit großer Übereinstimmung zwischen gesellschafts- und gesundheitspolitischen Forderungen: dieser Atmosphäre war es auch zu verdanken, daß der Sozialisierung im Sinne von Entwicklungsförderung ihre ganze Bedeutung zugeschrieben wurde. Als aber dieses Klima nachließ, sahen sich Lehrer, Familien und Fachkräfte einer radikal veränderten Gesetzgebung gegenüberstehen. Der Gesundheitsbereich einerseits und der Schulbereich andererseits suchten in der Folge, jeder für sich, nach neuen Lösungen, indem sie einer Fachspezialisierung nachgingen. So kam es genau zu dem, was Milani Comparetti unbedingt vermeiden wollte: die Spaltung der Einheit des Kindes durch Spezialisierung. So läßt sich auch erklären, warum einige theoretische Vorschläge aufgrund ihres reinen methodischen Werdtes gepriesen und angenommen werden, ohne auf ihren eingeschränkten Anwendungsbereich zu sehen. So kam es auch dazu, daß sich die Fachsprachen der einzelnen Bereiche immer weiter voneinander entfernten. Durch diese gegenseitige Verfremdung war es nicht mehr möglich, gemeinsame Richtlinien oder Projekte zu entwickeln. Das Modell, das Milani Comparetti vorschlug, wäre in einem kulturellen Klima gemeinsam vertretener Ideale auf natürliche Weise zugänglich gewesen. Heute muß es auf einem bewußteren, der Theorie näherem, Weg wiederentdeckt und wiederhergestellt werden.

Was kann man tun?

Die italienische Gesetzgebung erweist sich wiedereinmal als sehr offen gegenüber gesellschaftlichen Anforderungen. So plant sie Lösungen zu den verschiedenen Problemen. Laut Schulgesetzgebung ist für jedes behinderte Kind eine multidisziplinäre Arbeitsgruppe aufzustellen, die sich aus den Familienangehörigen und den mit dem Kind vertrauten Fachleuten zusammensetzt. Ihre Aufgabe besteht darin, die Fähigkeiten des Kindes zu erfahren, die Arbeitsziele festzusetzen und die einzelnen Entwicklungsschritte zu überprüfen.

Funktioniert das? Wie üblich gewährt das Gesetz nur eine gewisse Chance: die Methode ist dort wirksam, wo aufmerksame, entgegenkommende und kompetente Menschen zusammentreffen, die zur produktiven Auseinandersetzung und Zusammenarbeit fähig sind. Die italienische Schule ist reich an wundervollen Geschichten von Integrationserlebnissen! Wo aber die Methode nicht funktioniert, da muß man sich ernsthaft sorgen und Abhilfe schaffen. Es ist ungemein wichtig, daß man die Ausbildung aller mit Behinderung beschäftigten Berufsgruppen fördert. Die Aubildungsprogramme zeugen in gewissen Bereichen von mehr oder weniger ernsthafen Löchern: der Schulpsychologe ist unter Umständen mit der Thematik des Lernprozesses ungenügend vertraut; für den Stützlehrer hingegen ist ein zweckmäßiges Ausbildungsprogramm noch nicht festgelegt. In weiterer Folge wird eine fundierte Ausbildung vorausgesetzt, um eine produktive Gruppenarbeit zu ermöglichen: Erlernen von Konfrontationsfähigkeit, Entwicklung der bestmöglichen Arbeitsqualität, Ausführung einer gemeinsamen Vorbereitung. So kann man die Einheit des Kindes zurückgewinnen. Die Einheit des Kindes sowie dessen aktive Teilnahme als zentrale Gestalt - diese Ideen haben Milani Comparetti dazu veranlaßt, einen Therapeuten als Entwicklungsberater vorzuschlagen. Diese Ideen haben ihrerseits zu unserer Idee beigetragen, die Person des Prozeßratgebers einzuführen[7]. Diesem kommt die Aufgabe zu, die einzelnen Vorschläge der Spezialisten dem individuellen Plan des Kindes anzupassen. Auf diese Weise würde innerhalb der Integrationspraxis eine neue kulturelle Einheit zustande kommen.



[5] S. Besio und M.G. Chinato, "A che punto è l'integrazione? Indagine su idee e atteggiamenti di insegnanti di sostegno in formazione", in: R. Vianello & C. Cornoldi, 1997, Metacognizione e sviluppo della personalità. Congresso internazionale CNIS, Bergamo, Edizioni Junior.

[6] R. Vianello & G.F. Bolzonella, 1988, Il bambino portatore di handicap e la sua integrazione scolastica, Bergamo, Juvenilia; M.E. Bellotto & M.C. Bolla, 1982, La relazione tra insegnante e handicappati: credenze, atteggiamenti e aspettative nei confronti del problema, Distretto Scolastico Mestre Sud.

[7] Diese Idee stammt aus unserer gemeinsamen epistemologischen Auffassung, d.h. der Befürwortung eines Systemmodells in der Psychologie.

Anmerkung

Der Beitrag wurde aus dem Italienischen übersetzt, von der Redaktion überarbeitet und durch folgende Literatur erweitert:

Von der Behandlung der Krankheit zur Sorge um Gesundheit. Konzept einer am Kind orientierten Gesundheitsförderung von Prof. Adriano Milani Comparetti. Herausgegeben von Edda Janssen und Hans von Lüpke im Auftrag des Paritätischen Bildungswerkes Bundesverband e.V., Frankfurt 1996.

Italienische Verhältnisse, Teil II. Herausgegeben von Jutta Schöler, Verlag Klaus Guhl, Berlin 1996.

Die Autorinnen

Dr.ssa Serenella Besio und Maria Grazia Chinato sind Psychologinnen und Verfasserinnen einer Biographie über Adriano Milani Comparetti.

Dr. ssa Serenella Besio

Piazzale Moroni, 17/8

I-17100 Savona

Quelle:

Serenella Besio, Maria Grazia Chinato: Die Schulintegration in den Ideen von gestern und heute - Eine Auseinandersetzung mit dem Konzept von Adriano Milani Comparetti Petra

Erschienen in: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft Nr. 1/98; Reha Druck Graz

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 18.05.2005

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