Wie kann mein Arbeitsvertrag beendet werden?

Informationen zum Arbeitsrecht

Schlagwörter: Gesetz, Selbstbestimmt Leben
Textsorte: Broschüre
Copyright: © Kammer für Arbeiter und Angestellte für Steiermark 2004

Kommentar

Diese Broschüre wurde von der Arbeiterkammer Steiermark herausgegeben. Capito (Atempo) hat den Text in Leichte Sprache übersetzt.

Wenn Sie noch Fragen zu diesem Thema haben, dann können Sie die Arbeiter - Kammer in Graz anrufen. Die Telefonnummer und die Adresse finden Sie am Ende dieses Textes.

Tanja Huchler für bidok, am 2.6.2009

Vorwort

Liebe Arbeiterinnen und Arbeiter! Liebe Angestellte!

Mein Name ist Walter Rotschädl.

Ich bin Präsident der Arbeiterkammer in der Steiermark, kurz AK Steiermark.

Wir alle haben Rechte!

Rechte sind Dinge, die uns zustehen.

In diesem Heft finden Sie wichtige Informationen über Ihre Rechte am Arbeitsplatz.

  1. So wissen Sie, wie ihr Arbeitsvertrag enden kann!

  2. So kennen Sie Ihre Rechte bei Arbeitsende!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

Ihr Walter Rotschädl

1) Arbeitsende während meiner Probezeit

Was ist die Probezeit?

Die Probezeit sind meine ersten Wochen im Betrieb.

Im Arbeitsgesetz steht, dass die Probezeit nicht länger als 1 Monat dauern darf.

Die Chefin oder der Chef kann in der Probezeit sehen, wie gut ich meine Arbeit mache.

Ich kann in der Probezeit meinen Arbeitsplatz kennen lernen.

Nach der Probezeit entscheiden die Chefin oder der Chef und ich, ob ich weiter im Betrieb arbeite.

Wann kann der Arbeitsvertrag während der Probezeit enden?

Während der Probezeit im Betrieb können die Chefin oder der Chef und ich jederzeit den Arbeitsvertrag beenden.

  • Die Chefin oder der Chef und ich müssen keine Termine einhalten, wenn wir den Arbeitsvertrag beenden wollen. Zum Beispiel: Die vereinbarten Kündigungs-Zeiten.

  • Die Chefin oder der Chef und ich müssen keine Gründe nennen, warum der Arbeitsvertrag beendet wird.

Was ist bei der Probezeit wichtig?

  • Die Probezeit dauert höchstens 1 Monat. Auch wenn die Chefin oder der Chef mit mir eine längere Probezeit vereinbart hat.

Zum Beispiel:

Im Arbeitsvertrag steht, dass meine Probezeit 3 Monate dauert.

Dann dauert meine Probezeit nach dem Gesetz trotzdem nur 1 Monat.

  • Es gibt keinen Kündigungs-Schutz in der gesetzlichen Probezeit.

2) Arbeitsende bei einem befristeten Arbeitsvertrag

Was ist ein befristeter Arbeitsvertrag?

Bei einem befristeten Arbeitsvertrag arbeite ich nur für eine bestimmte Zeit lang.

Dann endet der Arbeitsvertrag von selbst.

Zum Beispiel:

Eine Kellnerin oder ein Kellner arbeitet in der Winter-Saison und der Termin für das Arbeitsende steht schon bei Arbeitsbeginn fest.

Wann wird aus einem befristeten Arbeitsvertrag ein unbefristeter Arbeitsvertrag?

Wenn ich weiterarbeite, obwohl mein befristeter Arbeitsvertrag zu Ende ist.

Zum Beispiel:

Mein Arbeitsvertrag gilt von 1. Juli bis 31. August.

Die Chefin oder der Chef sagt, dass ich weiterarbeiten soll.

Dann habe ich ab 1. September das Recht auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag.

Was ist ein Ketten-Arbeitsvertrag?

Einen Ketten-Arbeitsvertrag habe ich, wenn die Chefin oder der Chef mit mir mehrere befristete Arbeitsverträge nacheinander macht.

Zum Beispiel:

Mein erster Arbeitsvertrag gilt von 1. Juli bis 31. August.

Mein zweiter Arbeitsvertrag gilt von 1. September bis 30. September.

Dann dauert mein Ketten-Arbeitsvertrag insgesamt von 1. Juli bis 30. September.

Die Chefin oder der Chef darf den Ketten-Arbeitsvertrag nur machen, wenn sie oder er gute Gründe dafür hat.

Wann wird aus einem Ketten-Arbeitsvertrag ein unbefristeter Arbeitsvertrag?

Spätestens nach meinem dritten befristeten Arbeitsvertrag, den ich hintereinander habe.

Zum Beispiel:

Mein erster Arbeitsvertrag gilt von 1. Juli bis 31. August.

Mein zweiter Arbeitsvertrag gilt von 1. bis 30. September.

Mein dritter Arbeitsvertrag gilt von 1. bis 31. Oktober.

Dann habe ich ab 1. November das Recht auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag.

3) Arbeitsende im gegenseitigen Einvernehmen

Was ist gegenseitiges Einvernehmen?

Gegenseitiges Einvernehmen ist, wenn alle Vertrags-Partner damit einverstanden sind, dass ein Vertrag abgeschlossen oder beendet wird.

Die Vertrags-Partner bei einem Arbeitsvertrag sind die Chefin oder der Chef und ich.

Beim Arbeitsende im gegenseitigen Einvernehmen sagen wir beide, dass dieser Arbeitsvertrag beendet wird.

Gegenseitiges Einvernehmen heißt auch "einvernehmliche Lösung".

Wann gibt es ein Arbeitsende im gegenseitigen Einvernehmen?

Wenn die Chefin oder der Chef und ich vereinbaren, wann ich den Betrieb verlasse. Dazu machen wir einen Vertrag.

Für wen gelten besondere Vorschriften bei Arbeitsende im gegenseitigen Einvernehmen?

  • Für Frauen, die im Mutterschutz sind.

  • Für Väter, die in Karenz gehen.

  • Für Lehrlinge.

  • Für Personen, die Präsenzdienst oder Zivildienst machen.

4) Arbeitsende durch Kündigung

Was ist eine Kündigung?

Eine Kündigung ist dann:

  • Wenn die Chefin oder der Chef meinen Arbeitsvertrag beendet. Auch wenn ich das nicht will.

  • Oder wenn ich meinen Arbeitsvertrag beende. Auch wenn die Chefin oder der Chef das nicht will.

Was ist bei einer Kündigung wichtig?

Die Chefin oder der Chef muss mich informieren, dass ich gekündigt werde.

Oder ich muss die Chefin oder den Chef informieren, dass ich kündige. Sonst kann ich meine Rechte verlieren, die ich bei einer Kündigung habe.

Wie kann eine Kündigung gemacht werden?

  • Schriftlich.

Zum Beispiel:

Ich schreibe einen Kündigungs-Brief.

  • Mündlich.

Zum Beispiel:

Ich sage der Chefin oder dem Chef, dass ich kündige.

  • Durch eine schlüssige Handlung.

Eine schlüssige Handlung ist, wenn jemand etwas durch eine Handlung klar macht.

Zum Beispiel:

Die Chefin oder der Chef schickt mir alle Arbeitspapiere und die End-Abrechnung für meinen Lohn, während ich im Krankenstand bin.

Dann ist klar, dass sie oder er mich gekündigt hat.

Was ist die Kündigungs-Zeit?

Die Kündigungs-Zeit ist die Zeitdauer zwischen dem Aussprechen der Kündigung und dem tatsächlichen Arbeitsende.

Zum Beispiel:

Die Chefin und der Chef sagt mir am 1. September, dass ich mit 15. Oktober den Betrieb verlassen muss. Dann dauert die Kündigungs-Zeit vom 1. September bis zum 15. Oktober.

Wie lange darf die Kündigungs-Zeit dauern?

Es steht im Gesetz oder in Verträgen, wie lange meine Kündigungs-Zeit dauern darf.

Zum Beispiel:

Im Kollektiv-Vertrag.

Oder in der Betriebs-Vereinbarung.

Oder im Arbeitsvertrag.

Wenn die Kündigungs-Zeit kürzer ist als ausgemacht, bekomme ich Schadenersatz.

Schadenersatz ist Geld, das ich bekommen kann, wenn eine Vereinbarung nicht eingehalten wird.

Zum Beispiel:

Die Kündigungs-Entschädigung.

Was kann ich tun, wenn die Chefin oder der Chef mich kündigt?

In bestimmten Fällen kann ich vor Gericht gegen meine Kündigung klagen. Das muss ich innerhalb von 1 Woche nach meiner Kündigung machen.

Deshalb ist es gut, wenn ich mich sofort nach meiner Kündigung bei der AK beraten lasse.

Die Leute von der AK sagen mir, welche Termine ich einhalten muss.

5) Arbeitsende durch Entlassung

Was ist eine Entlassung?

Wenn die Chefin oder der Chef mir sagt, dass ich sofort aufhören muss zu arbeiten und den Betrieb verlassen muss.

Die Entlassung gilt auch dann, wenn ich nicht damit einverstanden bin.

Wann ist eine Entlassung gerechtfertigt?

Wenn die Chefin oder der Chef dafür einen Entlassungs-Grund hat, der im Gesetz steht.

Zum Beispiel:

Wenn ich ohne Entschuldigung nicht zur Arbeit komme.

Oder wenn ich die Chefin oder den Chef beleidige.

Wann ist eine Entlassung nicht gerechtfertigt?

Wenn die Chefin oder der Chef mich entlässt, aber keinen Entlassungs-Grund hat, der im Gesetz steht.

Bei einer nicht gerechtfertigten Entlassung bekomme ich Schadenersatz.

Zum Beispiel:

Die Kündigungs-Entschädigung.

Wann muss die Chefin oder der Chef mir sagen, dass ich entlassen werde?

Das muss sie oder er sofort tun, sobald es einen Entlassungs-Grund gibt.

Was sind Entlassungs-Gründe?

  • Wenn ich den Arbeitsvertrag mache und falsche Ausweise oder Zeugnisse herzeige.

  • Wenn ich den Arbeitsvertrag mache und der Chefin oder dem Chef nicht sage, dass ich in einem anderen Betrieb arbeite.

  • Wenn ich die Arbeit nicht mache, die im Arbeitsvertrag vereinbart ist.

  • Wenn ich Alkoholikerin oder Alkoholiker bin und deshalb meine Arbeit nicht gut mache. Obwohl ich deshalb schon dafür verwarnt wurde.

  • Bei Diebstahl, Veruntreuung oder einer anderen strafbaren Handlung.

Zum Beispiel:

Meine Chefin oder mein Chef gibt mir Geld damit ich Baumaterial kaufe. Aber ich gebe dieses Geld im Gasthaus aus und betrinke mich.

Was sind Entlassungs-Gründe?

(Fortsetzung)

  • Wenn ich Betriebs-Geheimnisse verrate.

Zum Beispiel:

Ich gebe Daten von Kundinnen oder Kunden an andere Personen weiter.

  • Wenn ich neben meiner Arbeit andere Geschäfte mache, die meinem Betrieb schaden und mit denen die Chefin oder der Chef nicht einverstanden ist.

Zum Beispiel:

Ich arbeite in einer Tischlerei und eine Kundin oder ein Kunde bestellt im Betrieb einen Tisch. Aber ich mache den Tisch in meiner Freizeit und verkaufe den Tisch privat an diese Kundin oder diesen Kunden.

  • Wenn ich während meiner Arbeitszeit meinen Arbeitsplatz verlasse, obwohl mir das die Chefin oder der Chef nicht erlaubt hat.

  • Wenn ich oft meine Pflichten nicht einhalte.

  • Wenn ich meine Kolleginnen oder Kollegen verleite, dass sie gegen die Chefin oder den Chef sind oder strafbare Taten machen sollen.

  • Wenn ich im Betrieb jemanden grob beleidige, verletze oder bedrohe.

Zum Beispiel:

Ich beschimpfe die Chefin oder den Chef. Oder ich gebe einer Kollegin oder einem Kollegen eine Ohrfeige.

Was sind Entlassungs-Gründe?

(Fortsetzung)

  • Wenn ich unvorsichtig mit Feuer bin und deshalb meinen Betrieb gefährde. Obwohl ich deshalb schon öfter verwarnt wurde.

  • Wenn ich selbst daran schuld bin, dass ich nicht mehr arbeiten kann.

Zum Beispiel:

Ich schlafe öfter bei der Arbeit ein, weil ich zu spät schlafen gehe.

  • Wenn ich länger als 14 Tage ins Gefängnis muss.

6) Arbeitsende durch Austritt

Was ist ein Austritt?

Wenn ich der Chefin oder dem Chef sage, dass ich den Arbeitsvertrag sofort beende.

Dann kann ich den Betrieb sofort verlassen, auch wenn die Chefin oder der Chef nicht damit einverstanden ist.

Ein Austritt ist nur bei bestimmten Gründen berechtigt.

Die AK kann vor dem Austritt prüfen, ob meine Gründe berechtigt sind.

Aber aufgepasst:

Bei einem unberechtigten Austritt verliere ich Geld, das mir sonst zusteht.

Was sind Gründe für einen berechtigten Austritt?

  • Wenn ich nicht mehr arbeiten kann, weil das für meine Gesundheit zu gefährlich ist.

Zum Beispiel:

Ich arbeite in einer Firma mit gefährlichen Maschinen und erkranke an Epilepsie.

Ich kann dann nicht mehr arbeiten, weil ich einen epileptischen Anfall haben kann.

  • Wenn die Chefin oder der Chef mich oder jemanden aus meiner Familie grob beleidigt, verletzt oder bedroht.

Zum Beispiel:

Die Chefin oder der Chef beschimpft mich. Oder sie oder er gibt mir eine Ohrfeige. Oder die Chefin oder der Chef sagt mir, dass sie oder er meinen Kindern etwas antut.

Wann ist mein Austritt berechtigt?

(Fortsetzung)

  • Wenn die Chefin oder der Chef von mir will, dass ich unsittliche Handlungen oder ungesetzliche Taten mache. Oder wenn jemand aus der Familie der Chefin oder des Chefs das von mir will.

  • Wenn sich die Chefin oder der Chef nicht an die Vereinbarungen zwischen uns beiden hält.

  • Wenn die Chefin oder der Chef mir nicht den Lohn gibt, der ausgemacht wurde.

  • Wenn die Chefin oder der Chef mir keinen Lohn mehr zahlen kann.

Welche Rechte habe ich bei einem berechtigten Austritt?

Dann habe ich die gleichen Rechte wie bei einer Kündigung durch die Chefin oder meinen Chef.

7) Arbeitsende durch Tod

Wenn ich sterben sollte, ist mein Arbeitsvertrag selbstverständlich zu Ende.

Denn keine Person kann meinen Arbeitsvertrag übernehmen.

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Kontakt

Kammer für Arbeiter und Angestellte für Steiermark

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info@akstmk.at

www.akstmk.at

Quelle

Kammer für Arbeiter und Angestellte für Steiermark: Wie kann mein Arbeitsvertrag beendet werden? Informationen zum Arbeitsrecht

© Kammer für Arbeiter und Angestellte für Steiermark 2004

bidok - Internetvolltextbibliothek. Wiederveröffentlichung im Internet.

Stand: 14.06.2010

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