Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung in der empirischen Sozialforschung

Autor:in - Sonja Abend
Themenbereiche: Disability Studies
Textsorte: Broschüre
Releaseinfo: Projekt MekoS, Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität, Projektpartner: noris inklusion gemeinnützige GmbH, gefördert durch die Aktion Mensch. Das Original ist verfügbar unter: http://bidok.uibk.ac.at/download/abend-sozialforschung.pdf
Copyright: © MekoS 2017

Impressum

Projekt MekoS

Institut für empirische Soziologie

an der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg

Marienstrasse 2

D -90402 Nürnberg

Projektpartner

noris inklusion gemeinnützige GmbH

Dorfäckerstraße 37

90427 Nürnberg

Tel.: 0911 / 47576-2412

gefördert durch die Aktion Mensch

Projektleitung

Sonja Abend

An dieser Broschüre haben mitgearbeitet:

Abend, Sonja

Bez, Anna

Galle-Bammes, Michael

Holzer, Bianka

Holzer, Helga

Koch, Oliver

Long, Tobias

Olejniczak, Lena

Reh, Claudia

Zapfel, Stefan

Zielinski, Bartholomäus

Grafik Design

Strobelt-Schubert, Haik

Druck

noris inklusion gemeinnützige GmbH

Juli 2017

Haftungsausschluss

Die kostenlosen und frei zugänglichen Inhalte dieser Broschüre wurden mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt. Die Ersteller/innen dieser Broschüre übernehmen jedoch keine Gewähr für die Richtigkeit und Aktualität der bereitgestellten kostenlosen und frei zugänglichen Informationen.

Das Projekt MekoS

Das Projekt MekoS („Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung in der empirischen Sozialforschung“) ist im Rahmen des Projektes AKTIF („Akademiker/innen mit Behinderung in die Teilhabe- und Inklusionsforschung“[1] ) entstanden.

Projektträger ist die Aktion Mensch. Durchgeführt wurde MekoS vom Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Werkstatt für beeinträchtigte Menschen der Stadt Nürnberg „noris inklusion“ ist Projektpartner dieses partizipativen Projektes. Der Projektzeitraum ist März bis Juli 2017.

Ziele von MekoS

MekoS verfolgt mehrere Ziele vor dem Hintergrund, partizipative und inklusive Forschung in Deutschland zu unterstützen und voranzutreiben.

Im Rahmen des Projektes hatten Wissenschaftler/innen und Forschungspraktikant/innen die Möglichkeit, Kompetenzen in der Kommunikation von Menschen mit (kognitiver) Beeinträchtigung zu erwerben und auszubauen.

Gemeinsam haben Wissenschaftler/innen und Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung diese Broschüre erstellt, die künftige partizipative oder inklusive Forschungsvorhaben informieren und unterstützen soll. Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung werden mit der Broschüre in Leichter Sprache allgemein ber Forschung informiert. Vordrucke wie Einverständniserklärungen wurden in Einfacher Sprache[2] erstellt und sollen künftigen Forschungsvorhaben als Orientierung und Vorlage dienen[3]. Eine Matrix dient zudem als Vorlage für Projektbeschreibungen.

Projektinhalte

Das Projekt bestand aus mehreren Modulen:

Schulungsmodule dienten dazu, etablierte und angehende Wissenschafter/innen auf den Kontakt und Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung vorzubereiten. Sie enthielten auch Selbsterfahrungskomponenten für die Informationsvermittlung in einem inklusiven Setting.

Grafik: Darstellung des inhaltichen Aufbaus von MekoS

1.Workshop Kommunikation

Die beteiligten Wissenschaftler/innen erhielten eine Schulung in zwei Modulen zum Thema Kommunikation mit Menschen mit Beeinträchtigung.

Im Modul 1 wurde ein Überblick über unterschiedliche Beeinträchtigungsarten und damit verbundene Besonderheiten gegeben. Bei einer praktischen Übung erhielten die Teilnehmer/ innen die Möglichkeit der Selbsterfahrung in ihrem gewohnten Arbeitsumfeld und anschließender Reflexion.

Das Modul 2 der Kommunikationsschulung bot den Teilnehmer/innen die Möglichkeit der Selbsterfahrung in einem bedingt vertrauten Umfeld. Bei Partnerübungen sollten sich die Teilnehmer/innen entweder mit einem Rollstuhl oder mit verbundenen Augen in der Nürnberger Innenstadt bewegen und simulativ Erfahrungen des alltäglichen Lebens mit einer Beeinträchtigung sammeln. Dabei war jeweils ein/e Teilnehmer/in im Team mit der Rolle der/ des „Beeinträchtigten“ betraut, während die zweite Person die Rolle des/der Assistenten/in übernahm. Jede Person hatte Gelegenheit, sowohl die eine als auch die andere Rolle einzunehmen. Die jeweiligen Erfahrungen wurden daraufhin im Gespräch reflektiert.

2.Workshop Leichte Sprache

Nach einem Impulsreferat zu den rechtlichen Grundlagen der Leichten Sprache, den unterschiedlichen Regelwerken und Logos sowie den Kriterien und Merkmalen wurden anhand von eigenen Texten, Fragebögen und Gesprächsvorlagen für ein Kurzreferat in Leichter Sprache die Anwendungsregeln von „Inclusion Europe“ geübt. Die erarbeiteten Texte wurden korrigiert und in der Gruppe diskutiert.

Die Teilnehmer/innen konnten sich mit der Erarbeitung von kurzen Texten zu ihrer Arbeit auf die Begegnung mit den Beschäftigten der Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung vorbereiten und die Wirkung der von ihnen erarbeiteten Texte testen.

3.Exkursion

Die Wissenschaftler/innen haben die Werkstatt für beeinträchigte Menschen (WfbM) der Stadt Nürnberg noris inklusion besucht. Ziel des Besuches war das Kennenlernen der Einrichtung und die Kontaktaufnahme mit den Beschäftigten. Das Projekt MekoS wurde den Beschäftigten präsentiert, sie hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen, um dann entscheiden zu können, ob sie daran mitwirken möchten. Bewusst wurde als Präsentationsort das vertraute Umfeld der Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung gewählt.

An der Präsentation haben Betroffene und Fachpersonal der WfbM teilgenommen. Die Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung hatten im Anschluss mehrere Tage Zeit, um selbstbestimmt und nach reiflicher Überlegung zu entscheiden, ob sie am Projekt teilnehmen möchten. Vier Personen haben sich zur Mitwirkung entschieden und wurden von der WfbM für diese Zeit freigestellt.

4.Inklusive Schulung Betreuungsrecht

Zusammen mit Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung wurden die (angehenden) Wissenschaftler/innen von einer Rechtsanwältin und Berufsbetreuerin zum Thema Betreuungsrecht geschult. Die Schulung wurde bei signalisiertem Bedarf simultan in Leichte Sprache übersetzt. Neben dem Informationsgewinn zur rechtlichen Stellung von Menschen, für die eine Betreuung eingerichtet ist, war wiederum die Möglichkeit der Selbsterfahrung in einem inklusiven Bildungssetting gegeben. Bei der Gestaltung des Schulungssettings wurde darauf geachtet, dass die Gruppengröße für alle Teilnehmer/innen überschaubar ist. Zur Orientierung diente die Klassenstärke im sonderpädagogischen Bereich. Die realitätsnah konstruierten Fallbeispiele ermöglichten gemeinsames handlungsorientiertes Lernen.

Nach jedem Schulungsmodul hatten alle Teilnehmer/innen die Möglichkeit, ein mündliches und schriftliches Feedback zu geben.

Gemeinsames Erstellen der Informationsbroschüre

Als zentrales Produkt des MekoS-Projetes wurde die vorliegende Wendebroschüre erstellt. Sie besteht aus drei Teilen.

Zielgruppe des Teils in Leichter Sprache sind Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Sie sollen durch die Broschüre die Selbstinformationsmöglichkeit zum Thema empirische Sozialforschung bekommen. Schweigepflichtentbindungen, Datenschutzerklärung u.Ä. wurden anhand der Regeln von Inclusion Europe in Leichte Sprache übersetzt. Dieser Teil der Broschüre wurde in Zusammenarbeit mit Beschäftigten der WfbM , der noris inklusion erstellt.

Das Wörtebuch in Leichter Sprache liegt als loses Blatt bei, damit es neben den zu lesenden Text gelegt werden kann.

Im dritten Teil der Broschüre werden Wissenschaftler/ innen über Aspekte der partizipativen Forschung informiert.

Das Layout für den Teil der Leichten Sprache wurde von den WfbM -Beschäftigten gemeinsam festgelegt. Sie hatten mehrere Beispiele zur Auswahl. Gedruckt wurde die Broschüre in der noris inklusion. Die WfbM --Beschäftigten erhielten durch MekoS die Möglichkeit, die Entstehung eines Printmediums vom Kennenlernen des Projektes über das Erstellen der Texte bis zu den ihnen vertrauten Arbeitsabläufen innerhalb der WfbM - aktiv zu gestalten und zu begleiten.

Der Begriff Beeinträchtigung

In der Broschüre wird der Begriff kognitive Beeinträchtigung benutzt. Er findet immer dann Anwendung, wenn von Menschen die Rede ist, die aufgrund einer Beeinträchtigung Leichte Sprache benötigen, um möglichst selbstbestimmt und gleichberechtigt am Leben in der Gesellschaft teilnehmen zu können.

In den Gesprächen mit den Betroffenen fiel jedoch auf, dass diese den Begriff Behinderung fest in ihrem Wortschatz implementiert hatten und entsprechend häufig anwenden. Diese Erkenntnis war erst im Laufe des Projekts hinreichend erkennbar. Im Verfahren der Antragstellung wurde in Anlehnung an die Begriffsverwendung des Teilhabeberichts der Bundesregierung der Begriff „Beeinträchtigung“ gewählt. Wünschenswert wäre es für die Zukunft, wenn im Rahmen eines partizipativen Forschungsprojektes in Erfahrung gebracht werden könnte, welchen Begriff die Betroffenen tatsächlich wünschen und welche Begriffe von ihren Stellvertreter/innen als adäquat gelten.

Kommunikation mit Menschen mit Beeinträchtigung

Der sensible Umgang mit Sprache verändert unsere Wahrnehmung und gesellschaftliche Realitäten. Exemplarisch zeigt die Übersicht wie eine sensible Wortwahl aussehen kann:

Negative Valenz

Defizitorientiert

Menschenzentriert

Der/die Behinderte

Mensch mit Einschränkung/Beeinträchtigung

Behindertengerecht

Barrierefrei;Nutzung/Gebrauch ohne fremde Hilfe möglich

Pflegefall

Pflegebedürftige Person
An den Rollstuhl gefesselt Einen Rollstuhl benutzen
Geistig behindert Mensch mit Lernschwierigkeiten
Spastiker/Spasti Mensch mit einer cerebralen Lähmung

Mongoloid/Mongo/Downie

Mensch mit Down-Syndrom

Invalide(wörtlich übersetzt: unwert) Von einer Beeinträchtigung/Einschränkungbetroffen

Schädigung/geschädigt

Beeinträchtigung/Einschränkung
Leiden unter Mit einer Einschränkung/Beeinträchtigung leben

Menschen, die mit einer Beeinträchtigung leben, möchten erfahrungsgemäß in der überwiegenden Zahl nicht bedauert oder bemitleidet werden. Anzustreben ist eine möglichst „normale" Kommunikation auf Augenhöhe.

Die Seminarteilnehmer/innen haben die Rückmeldung gegeben, dass die praktischen Übungen zur Simulation einer Beeinträchtigung für sie sehr aufschlussreich waren, weil sie einen Eindruck gewinnen konnten, welche Barrieren es im Alltag für Menschen mit Beeinträchtigung zu überwinden gibt.

In einer kommunikativen Situation ist daher Folgendes hilfreich:

  • Zeitdruck vermeiden

  • Freundlich interessiert agieren (ich möchte wissen, was Du[4] dir wünschst; nachfragen und angesprochene Dinge vertiefen)

  • Empathisch (ich versetze mich in Deine Lage)

  • Wertschätzend (es ist gut so, wie Du bist)

  • Gemeinsame Ergebnisse erarbeiten und festhalten

  • Zusammenfassen und Strukturieren der Gesprächsergebnisse

  • Authentizität (eigene Sprachidentität und innere Haltung finden)

  • Sprache/Kommunikationsebene dem Gegenüber anpassen

Leichte Sprache

Es gibt diverse Regelwerke für die Anwendung von Leichter Sprache. Die Kriterien der Leichten Sprache lassen sich in folgende Kategorien gliedern:

• Wortebene

• Satzebene

• Stilmittel

• Umgang mit Zahlen und (Sonder-) Zeichen

• Layout

Wörter sollen möglichst kurz und dabei eindeutig sein. Sie entstammen üblicherweise der Alltagssprache. In der Schriftform der Leichten Sprache können zusammengesetzte Wörter mit einem Bindestrich in ihre Wortbestandteile getrennt werden.

Sätze sollen möglichst kurz sein und jeder Satz soll (nur) eine Aussage beinhalten. Beim Satzbau ist die Struktur Subjekt – Prädikat – Objekt zu favorisieren.

Stilmittel wie Metapher und Ironie sind zu vermeiden bzw. es ist darauf zu achten, dass diese von allen Beteiligten verstanden werden.

Zahlen dürfen bereits ab der Zahl „eins“ als Ziffern dargestellt werden. Sonderzeichen wie „§“ sind als Wort auszuschreiben („Paragraph“).

Beim Layout ist darauf zu achten, dass die Schriftgröße 12 Pkt. nicht unterschritten wird. Auf reflektierendes Papier und Wasserzeichen oder andere übereinander liegende Gestaltungselemente ist vollständig zu verzichten. Gestaltungselemente wie Zeichnungen oder Fotos müssen eine eindeutige Aussage haben. Farben, zum Beispiel bei einer Farbnavigation, sind so zu wählen, dass sie eindeutig benannt werden können.

Sowohl Gesprächsleitfäden als auch Fragebögen können anhand der Kriterien für Leichte Sprache erstellt werden.

Settings, an denen Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung beteiligt sind, sollten zeitlich tendenziell kürzer gestaltet werden, weil sich viele Betroffene nicht so lange konzentrieren können.

Betreuungsrecht

Eine Betreuung kann bei geschäftsfähigen Personen nur mit dem Einverständnis der betroffenen Person eingerichtet werden. Bei nicht geschäftsfähigen Personen kann die Betreuung auch gegen den Willen der Person eingerichtet werden.

An einem Betreuungsverfahren sind üblicherweise neben der betroffenen Person u.a. seitens des Gerichts ein/e Richter/in, ein/e Rechtspfleger/ in, eine Verfahrenspfleger/in, ein/e Fachpsychiater/in, die Betreuungsstelle der Stadt/Gemeinde und ein/e gesetzliche Betreuer/in beteiligt. In der Praxis wird der Betreuer/ die Betreuerin von der Betreuungsstelle vorgeschlagen. Die Betreuungsstelle klärt auch, ob jemand für die Tätigkeit des Betreuers/der Betreuerin geeignet ist.

Betreuer/innen können sowohl hauptberuflich, als auch ehrenamtlich tätig sein. Eine Betreuung kann nur für volljährige Menschen (mit Vollendung des 18. Lebensjahres) eingerichtet werden. Die Benennung der Aufgabenkreise in einer eingerichteten Betreuung wird von dem/ der Richter/in selbst definiert, d.h. es gibt keine verbindlichen Begrifflichkeiten mit entsprechenden Definitionen.

So kann eine Betreuung beispielsweise für den Bereich „Familienrecht“ eingerichtet werden oder es werden ausschließlich einzelne Rechtsgebiete des Familienrechts aufgezählt. Dies können beispielsweise das Erbrecht oder das Kindschaftsrecht[5] sein. Sind lediglich einzelne Rechtsgebiete genannt, so gilt die Betreuung nur für diese und nicht für das gesamte Familienrecht.

Eine Betreuung „in allen Angelegenheiten“ stellt zwar eine Einschränkung der Grundrechte dar (beispielsweise den Ausschluss vom Wahlrecht bei Bundestagswahlen), hat jedoch keine Auswirkungen auf die Teilnahme eines Menschen der unter Betreuung steht, wenn sie oder er an einem wissenschaftlichen Forschungsvorhaben, wie beispielsweise einer Befragung, teilnehmen möchte.

Bei der Teilnahme an wissenschaftlichen Forschungsvorhaben gilt der Wille der/des Betreuten auch dann, wenn dieser vom Willen der Betreuerin/des Betreuers abweicht. Ein/e eingesetzte/r Betreuer/in sollte über die geplante Teilnahme an einem Forschungsvorhaben informiert werden, insbesondere wenn das Forschungsthema einen Aufgabenbereich der Betreuung tangiert oder wenn eine Aufwandsentschädigung o.Ä. gezahlt wird.

Die Entscheidung über die Teilnahme an Forschungsvorhaben obliegt allein den teilnehmenden Personen.

Vorlagenerstellung für Forschungsprojekte

Exemplarisch wurden in einem inklusiven Projektteam für die praktische Umsetzung von Forschungsvorhaben einige zentrale Vorlagen erstellt. Bei der Anfertigung und Besprechung der Texte haben die WfbM -Beschäftigten immer wieder darauf hingewiesen, dass ein Gespräch, in dem der jeweilige Text erläutert wird, für sie sehr wichtig ist. Das erläuternde Gespräch hat für sie eine höhere Priorität als das selbstbestimmte und sinnentnehmende Lesen.

Erstellt wurden eine Textvorlage

zur Nutzung von Bildrechten,

• eine Einverständniserklärung und

• eine Matrix für Projektbeschreibungen.

Die Textvorlage zur Nutzung von Bild- und Filmrechten kann auf die Nutzung von Tonaufnahmen angepasst werden.

Bisher gibt es kaum Erfahrungen damit, wie Ethikkommissionen mit Erläuterungstexten, etc. in Leichter Sprache zu Forschungsprojekten umgehen. Es ist daher notwendig, Aufklärungsarbeit zu leisten und entsprechende Erfahrungen zu sammeln.

Gewünschte Forschungsbestrebungen

Im Rahmen des Projektes MekoS fand ein Gespräch zwischen Forscher/innen undWfbM -Beschäftigten statt, in dem Forschungsinteressen erarbeitet, diskutiert und abgestimmt wurden. Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung wünschen sich demnach mehr Forschung zu den Themenkomplexen Beeinträchtigung, politische Bildung, Arbeitswelt und Finanzen. Als relevant wurden beispielsweise die Selbstwahrnehmung von Beeinträchtigungen, der Zugang zu Unterstützungsangeboten und das Alltagsverhalten im Vergleich zu Menschen ohne Beeinträchtigung erachtet. In Bezug auf die Ausgestaltung von Forschungsdesigns gab es keine Favorisierungen, als sehr wichtig wird jedoch die Zugänglichkeit zu Forschungsergebnissen erachtet.

Textvorlagen

Einverständniserklärung

Nachname Vorname

Ich bin über das Ziel der Studie XXX informiert.

Ich bin über den Ablauf der Studie XXX informiert.

Ich bin damit einverstanden, dass alles, was ich bei der Befragung

•sage oder

•aufschreibe

von XXX wissenschaftlich bearbeitet werden darf.

Alle Daten über mich werden anonymisiert.

Und das, was ich gesagt oder aufgeschrieben habe auch.

Anonymisiert heißt, man kann nicht mehr erkennen, welche Person was gesagt hat.

Ich nehme freiwillig an der Studie teil. Ich weiß, dass alle Angaben nur für die Wissenschaft verwendet werden. Die Ergebnisse der Studie werden anonymisiert veröffentlicht.

Ich weiß, dass diese Erklärung bei XXX aufbewahrt wird. Ich weiß auch, dass diese Erklärung vernichtet wird, wenn die Studie fertig ist.

Datum, Unterschrift

Dieses Dokument hat lediglich Empfehlung gebenden Charakter. Eine individuelle Anpassung und ggf. juristische Klärung ist von den Nutzer/innen eigenverwantwortlich durchzuführen.

Textvorlagen

Nutzung von Foto-, Film- und Tonaufnahmen

Nachname Vorname Geburtsdatum

Ich bin damit einverstanden, dass XXX Foto,- Film- und Tonaufnahmen für seine Öffentlichkeits-Arbeit nutzen darf.

Die Aufnahmen dürfen gedruckt werden.

Sie dürfen auch im Internet veröffentlicht werden.

Ich verzichte darauf, dass mein Name genannt wird.

Ich bin jedoch damit einverstanden, wenn mein Name genannt wird.

Diese Einverständnis-Erklärung gilt ohne Beschränkung auf die

inhaltliche

•zeitliche und

•räumliche Nutzung.

Sie gilt also „für alles, immer und überall“.

Ich kann diese Einverständnis-Erklärung schriftlich widerrufen.

Das kann ich immer machen.

Ich muss das schriftlich machen.

Ich kann mir dabei helfen lassen.

Datum, Unterschrift

Dieses Dokument hat lediglich Empfehlung gebenden Charakter. Eine individuelle Anpassung und ggf. juristische Klärung ist von den Nutzer/innen eigenverantwortlich durchzuführen.

Textvorlagen

Projektbeschreibung

Ziel einer Projektbeschreibung ist es, über alle relevanten Dinge eines Projektes zu informieren. Wichtig ist dabei, dies kurz, prägnant und verständlich zu tun.

Folgende Tabelle dient der Orientierung, welche Inhalte in einer Projektbeschreibung enthalten sein sollten.

Inhalt Erläuterung
Wer Name der ForschungseinrichtungName der Mitarbeiter/innen
Barrierefrei Nutzung/Gebrauch ohne fremde Hilfe möglich
Welches Projekt Name des Projekts
Was Darstellung des Forschungsvorhabens (in einem Satz)
Forschungsdesign Vorgehen bei der Projektumsetzung, inkl. zeitlicher Umfang
Freiwilligkeit …der Teilnahme
Anonymität

Wahrung der Anonymität

Projektansprechpartner Name, Telefonnummer und Mailadresse
Projektpartner Name des/r Ansrechpartners/in



[1] Dieser Broschüre wurde im Rahmen des hochschulübergreifenden Projekts „Akademikerinnen und Akademiker mit Behinderungen in die Teilhabe- und Inklusionsforschung“ (AKTIF) erstellt. AKTIF wird durch den „Ausgleichsfonds für überregionale Vorhaben zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gefördert

[2] Es wurde die Einfache Sprache gewählt, weil sich – auch unter Rücksprache von Menschen, die eine kognitive Beeinträchtigung haben – herauskristallisiert hat, dass es wichtig ist, Texte möglichst kurz zu halten und schwer verständliche Inhalte im persönlichen Gespräch zu erläutern. In Leichter Sprache wären die Texte deutlich umfangreicher, als es in Einfacher Sprache der Fall ist.

[3] Die Vorlagenbeispiele dienen lediglich der Orientierung. Eine individuelle Anpassung und ggf. juristische Klärung ist vom jeweiligen Nutzer/in eigenverantwortlich durchzuführen.

[4] Aus Gründen der leichteren Verständlichkeit wurde in diesem Bereich die „Duz-Form“ gewählt. Es ist selbstverständlich, dass Menschen mit Beeinträchtigung im Dialog (sowohl schriftlich als auch mündlich) immer dann gesiezt werden, wenn auch Menschen ohne Beeinträchtigung per Sie angesprochen werden.

[5] Das Kindschaftsrecht regelt alle juristischen Verhältnisse zwischen Eltern und Kindern. Es wird beispielsweise auch bei Adoptionen angewandt.

Literatur

Abend, S. (2015). Einfache Sprache als Nachteilsausgleich. Einfache Sprache in Bildung und Ausbildung (S. 81–86). Stuttgart: Lernen Fördern - Bundesverband.

Abend, S. (2016). Leichte/Einfache Sprache im Unterricht - Pflicht, Kür oder Zugeständnis? In Verband Sonderpädagogik (Hrsg.), Respekt - Relevanz- Ressourcen. Würzburg: Verband Sonderpädagogik.

Baumert, A. (2016). Leichte Sprache - Einfache Sprache - Literaturrecherche – Interpretation - Entwicklung. Hannover. Verfügbar unter: http://serwiss.bib.hs-hannover. de/frontdoor/index/index/docId/697, aufgerufen am 18.9.2016:

Böhm, H.& Bayern (Hrsg.). (2008). Handbuch für Betreuer: Organisations- und Arbeitshilfe für das Betreuungsrecht und Sozialrecht [Arbeitshilfe für ehrenamtliche Betreuer] (6., neu bearb. Aufl.). Regensburg: Walhalla und Praetoria.

biv integrativ - Akademie für integrative Bildung (2012): Bildungsveranstaltungen barrierefrei - Leit- faden für methodisches Arbeiten, Wien 2012. kostenloser Download unter: http://www.biv-in- tegrativ.at/pdf/bildungsveranstaltungen_barriere- frei.pdf, aufgerufen am:

Bredel, U.& Maaß, C. (2016). Leichte Sprache: theoretische Grundlagen, Orientierung für die Praxis. Berlin: Dudenverlag.

Diekmann, A. (2016). Empirische Sozialforschung: Grundlagen, Methoden, Anwendungen (rororo rowohlts enzyklopädie) (10. Auflage, vollständig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe August 2007.). Reinbek bei Hamburg: rowohlts enzyklopä- die im Rowohlt Taschenbuch Verlag.

Döring, N.& Bortz, J. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften (Springer-Lehrbuch) (5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage.). Berlin Heidelberg: Springer.

Flieger, P. (2003). Partizipative Forschungsmethoden und ihre konkrete Umsetzung. In: Hermes, Gisela / Köbsell, Swantje (Hg.): Disability Studies in Deutschland - Behinderung neu Denken. Dokumentation der Sommeruni 2003. Kassel: bifos, 200-204.

Galle-Bammes, M. (2012). Die Volkshochschule auf dem Weg zu einer Erwachsenenbildung für ALLE. In: Ackermann, K.-E.; Burtscher, R.; Ditschek, E. J.; Schlummer, W. (Hrsg.): Inklusive Erwachsenenbildung – Kooperation zwischen Einrichtungen der Erwachsenenbildung und der Behindertenhilfe, Berlin: Eigenverlag Gesellschaft Erwachsenenbildung und Behinderung e.V., S. 125-134.

Hedderich, I., Biewer, G., Hollenweger, J., Marko- wetz, R.& Verlag Julius Klinkhardt (Hrsg.). (2016). Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik (UTB Erziehungswissenschaft, Sonderpädagogik). Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.

Inclusion Europe. (2009). Informationen für alle: Europäische Regeln, wie man Informationen leicht lesbar und leicht verständlich macht; [entwickelt im Rahmen des Projektes Pathways - Wege zur Erwachsenenbildung für Menschen mit Lern-schwierigkeiten]. Brüssel: Inclusion Europe. Download unter: http://www.inclusioneurope.org/ LLL/documents/DEInformation%20for%20all.pdf, aufgerufen am 22.5.2017.

Kellermann, G. (2014). Leichte und Einfache Sprache – Versuch einer Definition (Aus Politik und Zeitgeschichte). (Bundeszentrale für politische Bildung, Hrsg.) Aus Politik und Zeitgeschichte, 7–10.

Münchner Volkshochschule (2014). Volkshoch- schule barrierefrei: Bausteine zum gemeinsamen Lernen, München: Stiftung Pfennigparade/ www. mouseart.de, S. 9-24. kostenloser Download unter: https://www.vhs-bayern.de/web/ttwbvv.nsf/id/ inklusive-vhs-bvv_de/$file/Volkshochschule_barrierefrei_140514.pdf, aufgerufen am: 22.2.2017

Schnell, R., Hill, P. B.& Esser, E. (2013). Methoden der empirischen Sozialforschung (10. überarbeitete Auflage.). München: Oldenbourg Verlag.

Wagner, S.& Scharff, S. (2014). Über die Unterschiede zwischen Einfacher und Leichter Sprache (vds Landesmitteilungen Sachsen). vds Landesmitteilungen Sachsen, (2/2014), 28–32.

Quelle

Sonja Abend: Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung in der empirischen Sozialforschung.

Projekt MekoS, Projektpartner: noris inklusion gemeinnützige GmbH, gefördert durch die Aktion Mensch. Das Original ist verfügbar unter: http://bidok.uibk.ac.at/download/abend-sozialforschung.pdf

Die Broschüre in Leichter Sprache finden Sie unter: http://bidok.uibk.ac.at/library/abend-forschung-l.html

bidok - Volltextbibliothek: Wiederveröffentlichung im Internet

Stand: 08.02.2018

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